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Mut zum Widerstand: Wie eine Trans-Frau mit ihrem Oben-ohne-Protest Diskriminierung im Sport sichtbar macht

Die 67-jährige Schwimmerin Anne Isabella Coombes hat mit einem mutigen Akt des zivilen Ungehorsams auf die diskriminierende Behandlung von Trans-Frauen im Schwimmsport aufmerksam gemacht. Laut einem Bericht von PinkNews schwamm sie bei einem Wettkampf in der neu geschaffenen „Open"-Kategorie oben ohne, nachdem der britische Schwimmverband Swim England sie aus den Frauenwettkämpfen ausgeschlossen hatte – ein Protest, der weit über die Schwimmhalle hinaus Bedeutung erlangt.

Ein Protest mit Symbolkraft

Coombes' Aktion war eine direkte Antwort auf die paradoxe Situation, in der sie sich befand: Obwohl sie in der „Open"-Kategorie gegen Männer antreten musste, verlangte der Verband von ihr, einen Damenbadeanzug zu tragen – was sie als Trans-Frau öffentlich geoutet hätte. „Ich versuche zu zeigen, dass diese Richtlinie nicht durchdacht ist und darauf abzielt, Trans-Menschen zu treffen und niemanden sonst", erklärte sie gegenüber der lokalen Presse.

Die Schwimmerin hatte ursprünglich 2022 erfolgreich die Erlaubnis erhalten, in Frauenwettkämpfen zu starten, nachdem sie Ende 2020 ihre Transition begonnen hatte. Doch mit der neuen Richtlinie von 2023, die alle Personen mit „männlichem Geburtsgeschlecht" pauschal von Frauenwettkämpfen ausschließt, wurde ihr diese Möglichkeit wieder genommen.

Deutsche Parallelen: Zwischen Fortschritt und Widerstand

Coombes' Protest erinnert an ähnliche Aktionen in Deutschland, wo Aktivistinnen in verschiedenen Städten für das Recht auf Oben-ohne-Schwimmen demonstriert haben. Nach Protesten in Bremen und anderen Städten haben bereits mehrere deutsche Kommunen wie Göttingen und Siegen das Oben-ohne-Baden für alle Geschlechter erlaubt.

Während es in Deutschland Fortschritte bei der Gleichberechtigung in öffentlichen Schwimmbädern gibt, bleibt die Situation für Trans-Personen im Sport komplex. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz schützt zwar vor Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität, doch internationale Sportverbände haben zunehmend restriktive Regeln eingeführt.

Die Wissenschaft hinter der Debatte

Coombes betonte in ihrem Statement: „Viele sagen, ich sollte nur gegen Männer antreten, weil ich einen männlichen Vorteil habe, aber das ist einfach nicht der Fall." Tatsächlich gibt es keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege dafür, dass Trans-Frauen grundsätzlich Vorteile gegenüber cis-geschlechtlichen Frauen im Sport haben – ein Punkt, der in der oft emotional geführten Debatte häufig übersehen wird.

Die Kontroverse um Trans-Schwimmerin Lia Thomas, die vor dem Internationalen Sportgerichtshof gegen die restriktiven Regeln des Schwimm-Weltverbands klagte und scheiterte, zeigt, wie komplex und emotional aufgeladen diese Thematik international geworden ist.

Solidarität und Sichtbarkeit

Coombes' Protest steht in einer Tradition des zivilen Ungehorsams, die auch in Deutschland Resonanz findet. Im Mai hatten Trans-Aktivistinnen vor dem schottischen Parlament eine ähnliche topless-Demonstration veranstaltet, um gegen diskriminierende Gesetze zu protestieren. Eine der Demonstrantinnen erklärte: „Wenn der Oberste Gerichtshof diese Frauen rechtlich als Männer betrachten kann, dann wird er kein Problem damit haben, dass sie oben ohne gehen."

In Deutschland gibt es bereits Initiativen für geschützte Räume in Schwimmbädern für Trans- und intersexuelle Menschen, um Diskriminierung und Stigmatisierung zu vermeiden. Diese Ansätze zeigen, dass konstruktive Lösungen möglich sind, die die Würde und Sicherheit aller Beteiligten respektieren.

Ein Aufruf zur Reflexion

Anne Isabella Coombes' mutiger Protest macht deutlich, dass die aktuellen Regelungen im Sport oft nicht durchdacht sind und Trans-Personen in unmögliche Situationen bringen. Ihr Akt des zivilen Ungehorsams zwingt uns dazu, über die Widersprüche in unseren Richtlinien nachzudenken und nach Lösungen zu suchen, die sowohl fair als auch inklusiv sind.

Während Deutschland in einigen Bereichen Fortschritte bei der Gleichberechtigung macht, zeigt Coombes' Geschichte, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um eine wirklich inklusive Gesellschaft zu schaffen – eine Gesellschaft, in der Trans-Menschen nicht zwischen Unsichtbarkeit und öffentlicher Bloßstellung wählen müssen, um ihre Rechte zu verteidigen.


Hetze gegen trans Menschen: Wenn Desinformation zu Gewalt führt

Donald Trump Jr. hat jüngst in einem Interview mit dem rechten Podcaster Benny Johnson fälschlicherweise behauptet, die "radikale transgender Bewegung" sei "die gewalttätigste innenpolitische Terrorbedrohung" in den USA. Diese haltlosen Anschuldigungen kommen zu einem Zeitpunkt, da die deutsche LGBTQ+-Community mit einem drastischen Anstieg queerfeindlicher Gewalt konfrontiert ist.

Ein gefährlicher Mythos widerlegt

Trump Jr.s Behauptungen stehen im krassen Widerspruch zu wissenschaftlichen Fakten. Trans Menschen machen nur etwa 0,6 Prozent der US-Bevölkerung aus, doch Analysen der Washington Post zeigen, dass sie statistisch für höchstens eine Massenerschießung verantwortlich sein könnten. Tatsächlich werden 97 Prozent aller Massenerschießungen von cisgender Männern verübt.

Noch erschreckender: Trans Menschen sind nicht die Täter, sondern die Opfer. Studien des Williams Institute belegen, dass trans Menschen viermal häufiger Opfer von Gewaltverbrechen werden als der Bevölkerungsdurchschnitt. In den USA verdoppelten sich die Morde an trans Menschen zwischen 2017 und 2021 fast – von 29 auf 56 Fälle.

Die deutsche Realität: Hassverbrechen nehmen drastisch zu

Auch in Deutschland zeigen aktuelle Statistiken des Bundeskriminalamts einen alarmierenden Trend. 2023 registrierte die Polizei 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Menschen – das entspricht mehr als jedem zehnten Fall von Hasskriminalität. Besonders erschreckend: Im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität" verdoppelten sich die Fälle um 105 Prozent auf 854 registrierte Straftaten.

"Die Zahlen sind erschreckend", kommentierte Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Entwicklung. Rund 18 Prozent der queerfeindlichen Hasskriminalität waren dabei Gewalttaten. Experten gehen zudem von einem erheblichen Dunkelfeld aus, da viele Betroffene aus Angst oder Scham keine Anzeige erstatten.

Wenn Worte zu Waffen werden

Der Kontext von Trump Jr.s Äußerungen ist besonders perfide: Sie erfolgten nach der Verhaftung von Vance Boelter, einem 57-jährigen evangelikalen Christen und Trump-Anhänger, der zwei demokratische Politiker und deren Ehepartner erschossen haben soll. Trotz der eindeutigen Faktenlage versuchte Trump Jr., den rechtsradikalen Täter als "links" zu bezeichnen und die Schuld auf trans Menschen zu verschieben.

Diese Rhetorik ist nicht nur faktisch falsch, sondern auch gefährlich. Analysen des Southern Poverty Law Center zeigen, dass anti-trans Rhetorik direkt zu einer Zunahme von Gewalt gegen LGBTQ+-Menschen führt. Die Verbreitung solcher Mythen schaffe ein "feindseliges Umfeld", das Hassverbrechen befeuere.

Berlin als Brennpunkt queerfeindlicher Gewalt

In Deutschland ist Berlin besonders betroffen. 2023 wurden hier 588 Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen gemeldet, davon 127 mit körperlicher Gewalt. Interessant dabei: 70 Prozent der Tatverdächtigen besaßen die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Gewalt konzentriert sich oft auf bestimmte Stadtteile, was die komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen beim Kampf gegen Queerfeindlichkeit verdeutlicht.

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert eine unabhängige Expertenkommission, um systematisch alle Erscheinungsformen von LSBTIQ*-Feindlichkeit zu erfassen und wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Warum Desinformation tötet

Trump Jr.s Äußerungen sind Teil einer koordinierten Kampagne zur Dämonisierung von trans Menschen. Prominente wie Elon Musk und verschiedene rechte Influencer verbreiten systematisch falsche Narrative über angebliche "trans Gewalt" nach tragischen Ereignissen. Diese Propaganda hat reale Konsequenzen: Sie verstärkt Vorurteile, legitimiert Diskriminierung und kann zu tödlicher Gewalt führen.

Besonders perfide ist dabei die Umkehrung der Realität. Während trans Menschen täglich um ihr Leben und ihre Sicherheit fürchten müssen, werden sie als Bedrohung dargestellt. Diese Täter-Opfer-Umkehr ist ein klassisches Merkmal diskriminierender Rhetorik, die historisch immer wieder gegen Minderheiten eingesetzt wurde.

Die deutsche LGBTQ+-Community braucht jetzt mehr denn je Solidarität und Schutz. Statt Mythen zu verbreiten, sollten wir uns auf die Bekämpfung echter Bedrohungen konzentrieren: queerfeindliche Gewalt, die täglich das Leben von LSBTIQ*-Menschen gefährdet und unsere demokratischen Werte bedroht.


Familienministerium zeigt Flagge beim CSD - Bundestag jedoch nicht

Das Bundesfamilienministerium wird auch 2025 wieder mit einem eigenen Wagen beim Berliner Christopher Street Day am 26. Juli teilnehmen. Ministerin Karin Prien (CDU) betonte gegenüber der taz, dass diese Teilnahme "ein wichtiges Zeichen für die Anerkennung und den Respekt vor der Vielfalt in unserer Gesellschaft" sei - besonders angesichts zunehmender Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität.

Zwiespältige Signale aus der Politik

Während das Familienministerium Kontinuität in der CSD-Teilnahme zeigt, sorgt ein gegenteiliger Beschluss der Bundestagsverwaltung für Aufsehen. Mitarbeitende des Bundestags dürfen 2025 auf Anweisung der Verwaltungsspitze nicht mehr als eigene Gruppe am Berliner CSD teilnehmen. Der neue Bundestagsdirektor Paul Göttke, der von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) berufen wurde, begründet dies mit einer "gebotenen Neutralitätspflicht".

Diese Entscheidung ist besonders bemerkenswert, da das Regenbogennetzwerk der Bundestagsmitarbeitenden in den Vorjahren regelmäßig am CSD teilgenommen hatte. Der Rückzug steht im Kontrast zur bisherigen Praxis und sendet ein ambivalentes Signal über die Haltung der neuen Bundesregierung zu LGBTQ+-Themen.

Karin Prien zwischen Tradition und neuen Tönen

Die Haltung von Familienministerin Karin Prien zu LGBTQ+-Themen ist durchaus zwiespältig zu bewerten. Während sie die CSD-Teilnahme ihres Ministeriums fortsetzt, hatte sie nach der Bundestagswahl angekündigt, mit dem "woken Kram" Schluss machen zu wollen. Diese Aussage sorgte in der LGBTQ+-Community für Verunsicherung über die künftige Ausrichtung der Familienpolitik.

Besonders fraglich ist, ob das Amt der Queer-Beauftragten in ihrem Ministerium erhalten bleibt und welchen Stellenwert LGBTQ+-Themen künftig in der Familienpolitik einnehmen werden. Bisher hat sich Prien kaum zu LGBTQ+-spezifischen Themen geäußert, was weitere Unsicherheit schafft.

Der CSD als Gradmesser gesellschaftlicher Akzeptanz

Der Berliner CSD, der am 26. Juli 2025 stattfindet, ist mit Hunderttausenden Teilnehmenden eine der größten LGBTQ+-Veranstaltungen Europas. Die Demonstration beginnt um 12:00 Uhr in der Leipziger Straße und führt über Potsdamer Platz und Nollendorfplatz zum Brandenburger Tor, wo die Abschlusskundgebung stattfindet.

Die Teilnahme staatlicher Institutionen am CSD ist längst zu einem wichtigen Symbol für gesellschaftliche Akzeptanz und politisches Bekenntnis geworden. Umso bedeutsamer ist es, wenn - wie im Fall der Bundestagsverwaltung - diese Teilnahme plötzlich untersagt wird. Der CSD Berlin steht in der Tradition der Stonewall-Aufstände von 1969 und kämpft weiterhin für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung.

Herausforderungen für die LGBTQ+-Politik

Die aktuelle politische Landschaft in Deutschland zeigt eine zunehmende Polarisierung bei LGBTQ+-Themen. Während Parteien wie SPD, Grüne und Die Linke sich klar für Gleichberechtigung und den Schutz von LGBTQ+-Personen einsetzen, nehmen CDU/CSU eine ambivalente Haltung ein. Einerseits lehnen sie das Selbstbestimmungsgesetz ab, andererseits beziehen sie lesbische, schwule und bisexuelle Interessen in ihre Definition von Ehe und Familie ein.

Besonders besorgniserregend ist die Haltung der AfD, die das Selbstbestimmungsgesetz komplett ablehnt und gegen die sogenannte "Gender-Ideologie" polemisiert. Es gibt wachsende Befürchtungen, dass Konservative mit der AfD stimmen könnten, um weitere Fortschritte zu blockieren und bestehende Schutzmaßnahmen zurückzudrängen.

Ein Zeichen der Hoffnung trotz Widersprüchen

Trotz der widersprüchlichen Signale aus der Politik ist die fortgesetzte Teilnahme des Familienministeriums am CSD ein wichtiges Zeichen. Es zeigt, dass auch in schwierigen politischen Zeiten staatliche Institutionen Verantwortung für die Akzeptanz von Vielfalt übernehmen können. Die Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sophie Koch, sieht trotz aller Herausforderungen Offenheit für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt auch in der CDU.

Der Berliner CSD 2025 wird somit nicht nur ein Fest der Vielfalt, sondern auch ein wichtiger Gradmesser für die gesellschaftliche und politische Stimmung in Deutschland. Die Teilnahme des Familienministeriums unterstreicht die Bedeutung staatlicher Unterstützung für die LGBTQ+-Community - auch wenn andere Bereiche der Verwaltung einen gegenteiligen Weg einschlagen.


120 Missbrauchsopfer im Bistum Fulda - Ein weiterer Skandal erschüttert die katholische Kirche

Der jüngste Untersuchungsbericht des Bistums Fulda offenbart ein erschütterndes Bild systematischen Versagens: Mindestens 120 Menschen wurden zwischen 1945 und 2024 Opfer sexueller Gewalt durch Kirchenvertreter. Doch hinter den nüchternen Zahlen verbergen sich menschliche Tragödien, die besonders queere Betroffene in einem Umfeld institutioneller Diskriminierung zusätzlich belasten.

Vertuschung und Gleichgültigkeit als System

Die Untersuchungskommission spricht eine klare Sprache: 239 dokumentierte Taten, 37 Beschuldigte - zumeist Pfarrer und Kapläne - und ein System aus Vertuschung und Gleichgültigkeit gegenüber den Betroffenen. Besonders perfide: Bis zur Jahrtausendwende wurden Beschuldigte mit Nachsicht behandelt, während Opfern oft nicht geglaubt wurde und sie in ihren Gemeinden gemieden wurden.

Kommissionssprecher Gerhard Möller betont die hohe Dunkelziffer: "Die tatsächliche Gesamtzahl liegt deshalb sicher um ein Mehrfaches höher." Diese Einschätzung deckt sich mit bundesweiten Erkenntnissen zur Missbrauchsaufarbeitung, die zeigen, dass die offiziellen Zahlen nur die Spitze des Eisbergs darstellen.

Queere Betroffene im Schatten der Aufarbeitung

Während der Fuldaer Bericht die allgemeine Problematik beleuchtet, bleiben queere Betroffene oft unsichtbar. Dabei zeigen Studien aus anderen Bistümern deutliche Zusammenhänge zwischen der katholischen Sexualmoral und spezifischen Diskriminierungsformen. LGBTQ+ Personen, die Missbrauch erlebt haben, sehen sich oft einer doppelten Stigmatisierung ausgesetzt: als Missbrauchsopfer und als queere Menschen in einem Umfeld, das ihre Identität ablehnt.

Besonders problematisch ist die Tabuisierung von Homosexualität in der Kirche. Experten wie Anna Kuliberda weisen darauf hin, dass die Unterdrückung sexueller Identitäten in klerikalen Strukturen zu pathologischen Verhaltensmustern führen kann, die letztendlich Missbrauch begünstigen.

Fortschritte und Rückschläge in der Aufarbeitung

Während das Bistum Fulda nun Transparenz zeigt, gestaltet sich die deutschlandweite Aufarbeitung uneinheitlich. Positive Entwicklungen wie die Einrichtung von Regenbogenpastoral in verschiedenen Bistümern stehen Rückschlägen gegenüber, etwa der Auflösung der gemeinsamen Aufarbeitungskommission der Bistümer Berlin, Dresden-Meißen und Görlitz.

Kritiker wie Kirchenrechtler Norbert Lüdecke bezeichnen viele kirchliche Aufarbeitungsversuche als "Ablenkungs-PR", die von der tatsächlichen Verantwortung der Bischöfe ablenke. Die Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch" sieht die Aufarbeitung als weitgehend gescheitert an.

Finanzielle Entschädigung - ein Tropfen auf den heißen Stein

Das Bistum Fulda hat bisher rund 500.000 Euro als "Anerkennungsleistung" an Betroffene ausgezahlt - bei 120 dokumentierten Opfern entspricht das durchschnittlich etwa 4.200 Euro pro Person. Betroffenenvertreter Stephan Auth fordert zu Recht "angemessene Entschädigungen" und betont, dass die Aufarbeitung nicht mit der Veröffentlichung des Berichts enden darf.

Ein Wendepunkt für die Kirche?

Bischof Michael Gerber bezeichnet die Veröffentlichung als "Meilenstein" und Beginn eines neuen Aufarbeitungsabschnitts. Ob diese Worte von Taten gefolgt werden, wird sich zeigen müssen. Für queere Betroffene ist besonders wichtig, dass ihre spezifischen Erfahrungen nicht länger unsichtbar bleiben und die Kirche ihre diskriminierende Haltung gegenüber LGBTQ+ Menschen grundlegend überdenkt.

Die 325.000 Katholik*innen im Bistum Fulda - und weit darüber hinaus - haben ein Recht darauf, dass aus erschütternden Berichten wie diesem endlich nachhaltige Veränderungen erwachsen. Nur so können weitere Generationen vor den Traumata geschützt werden, die diese Institution über Jahrzehnte zu verantworten hat.


Rechtsextreme Gewalt gegen LGBTQ+-Events: Was der Angriff in Bad Freienwalde über den Schutz queerer Veranstaltungen lehrt

Der gewaltsame Angriff auf die Kundgebung "Bad Freienwalde ist bunt" zeigt einmal mehr die erschreckende Realität auf, mit der sich LGBTQ+-Aktivist*innen und ihre Unterstützer*innen in Deutschland konfrontiert sehen. Wie queer.de berichtet, wurden bei dem Überfall vermummter Rechtsextremer mindestens zwei Menschen verletzt – ein Angriff, der weit über das hinausgeht, was bisher bei solchen Veranstaltungen erlebt wurde.

Wenn Hass auf dem Marktplatz zuschlägt

Es war ein Sonntagnachmittag, der eigentlich Hoffnung vermitteln sollte. Das Bündnis "Bad Freienwalde ist bunt" hatte zu einer friedlichen Kundgebung eingeladen – mit Kinderprogramm, Livemusik und Graffitiworkshop. Doch kurz vor Beginn der Veranstaltung schlugen zwischen 10 und 15 vermummte Angreifer mit Schlagwerkzeugen und Holzlatten zu. Ihre Ziele: Menschen, die sich für Vielfalt und Toleranz einsetzen – darunter explizit Mitglieder der queeren Community.

Brandenburgs Innenminister René Wilke (parteilos) fand nach dem Vorfall deutliche Worte: "Was wir in Bad Freienwalde gesehen haben, hat eine völlig andere Qualität." Die Gewaltbereitschaft junger Rechtsextremisten sei alarmierend. Ermittler*innen prüfen inzwischen einen Hinweis auf einen möglichen Verdächtigen aus der rechtsextremen Szene, der Verbindungen zur Kleinstpartei "Der Dritte Weg" haben soll.

Polizeischutz zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Die Diskussion um den angemessenen Schutz für LGBTQ+-Veranstaltungen erreicht nach Bad Freienwalde eine neue Dimension. Während Kritiker*innen bemängeln, die Polizei sei zu Beginn der Veranstaltung nicht präsent gewesen, verteidigt Innenminister Wilke die Einsatztaktik: "Die Beamten waren zurückhaltend postiert – wie das bei solchen Veranstaltungen auch oft gewünscht ist."

Diese "zurückhaltende Postierung" wirft jedoch grundsätzliche Fragen auf. Zwei Streifenwagen direkt vor Ort und einer im Umfeld – reicht das aus für eine Veranstaltung, die sich explizit für Diversität und gegen Rechtsextremismus positioniert? Die Antwort aus Bad Freienwalde lautet offensichtlich: Nein.

Deutschland im Brennpunkt rechter Gewalt

Bad Freienwalde steht nicht allein da. Die Berliner Register dokumentierten 2024 einen Höchststand an rechtsextremen, rassistischen, antisemitischen und queerfeindlichen Vorfällen. Parallel dazu fanden in Brandenburg 2024 neun Christopher Street Days statt – so viele wie nie zuvor. Die Gleichzeitigkeit von wachsendem Pride-Engagement und zunehmender rechtsextremer Gewalt zeigt die Polarisierung unserer Gesellschaft in erschreckender Klarheit.

Besonders besorgniserregend: Nach dem Angriff musste das Berthold-Brecht-Gymnasium in Bad Freienwalde seine Pride Week unter Polizeischutz durchführen. Wenn Schulen für ihre Diversity-Projekte Polizeischutz benötigen, ist das ein Armutszeugnis für unsere demokratische Kultur.

Politische Reaktionen zwischen Entschlossenheit und Hilflosigkeit

Die politischen Reaktionen auf Bad Freienwalde fallen erwartbar aus, wirken aber angesichts der Dramatik der Lage fast hilflos. SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann fordert mehr Schutzvorkehrungen, CDU-Fraktionschef Jan Redmann betont, der Staat müsse sich "voll und ganz" hinter Menschen stellen, die sich für Vielfalt engagieren. Selbst die AfD distanziert sich – auf ihre Art.

"Wir lehnen Gewalt grundsätzlich ab und entschieden ab. Wir lehnen sie ab aus Prinzip und weil wir wissen, dass das uns schadet", sagte AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt. Eine bemerkenswerte Formulierung, die weniger moralische Überzeugung als taktisches Kalkül verrät.

Der Preis der Sichtbarkeit

Was Bad Freienwalde letztendlich offenlegt, ist ein fundamentales Dilemma: Je sichtbarer sich die LGBTQ+-Community macht, desto mehr wird sie zur Zielscheibe. Veranstaltungen wie "Bad Freienwalde ist bunt" sind Akte des Mutes – und werden zunehmend zu Akten des Risikos.

Minister Wilke hat recht, wenn er sagt, dass eine hundertprozentige Absicherung nicht umsetzbar ist. Aber die Alternative kann nicht sein, dass Menschen aus Angst vor Angriffen auf ihr Recht auf Versammlung und freie Meinungsäußerung verzichten. Die Frage ist nicht, ob wir uns mehr Schutz leisten können, sondern ob wir uns weniger Demokratie leisten wollen.

Bad Freienwalde ist zu einem Symbol geworden – für den Mut der LGBTQ+-Community und ihrer Unterstützer*innen, aber auch für die wachsende Bedrohung durch rechtsextreme Gewalt. Die Antwort auf diese Herausforderung kann nur eine gesamtgesellschaftliche sein: Mehr Solidarität, besserer Schutz und die unmissverständliche Botschaft, dass Vielfalt und Toleranz in Deutschland nicht verhandelbar sind.


Australien schafft diskriminierende Blutspende-Regeln für schwule Männer ab – ein Vorbild für Deutschland?

Australiens nationale Blutspende-Organisation Lifeblood hat angekündigt, ab dem 14. Juli 2025 die diskriminierenden Regeln für schwule und bisexuelle Männer sowie Transfrauen bei der Blutspende zu ändern. Diese Entscheidung markiert einen wichtigen Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung und zeigt, wie sich die Blutspende-Politik weltweit weiterentwickelt – auch in Deutschland.

Ende der Wartezeiten für Plasmaspenden

Die neuen Regelungen in Australien bedeuten konkret, dass schwule und bisexuelle Männer sowie Transfrauen, die Sex mit Männern haben, künftig Plasma spenden können, ohne drei Monate enthaltsam gewesen zu sein. Diese Änderung betrifft auch Personen, die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe) gegen HIV nehmen. Extensive Forschung und Modellierung zeigen laut Lifeblood, dass diese Änderung die Sicherheit der Plasmaversorgung nicht beeinträchtigt.

Dr. Jo Pink, Chefärztin von Lifeblood, betont die Tragweite dieser Entscheidung: "Mehr als 600.000 Menschen waren von den vorherigen Wartezeiten betroffen. Da Plasma die von australischen Patienten am meisten benötigte Spende ist, ist diese Änderung von entscheidender Bedeutung." Die Organisation erwartet dadurch zusätzlich 24.000 neue Spender und 95.000 zusätzliche Plasmaspenden pro Jahr.

Geschlechtsneutrale Bewertung für Blutspenden geplant

Für Blutspenden plant Australien eine noch weitreichendere Reform: Die Therapeutic Goods Administration hat bereits einen Antrag von Lifeblood genehmigt, geschlechtsbasierte Regeln für sexuelle Aktivitäten zu entfernen. Stattdessen sollen alle Spender dieselben Fragen zu ihrer sexuellen Aktivität beantworten, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung.

Die neuen Regeln werden besonders progressiv sein: Die meisten Menschen in einer sechsmonatigen oder längeren Beziehung mit einem Partner werden zur Blutspende zugelassen. Auch Personen mit neuen oder mehreren Partnern können spenden, sofern sie in den letzten drei Monaten keinen Analverkehr hatten. Das bedeutet das Ende der Frage "Haben Sie als Mann Sex mit einem anderen Mann gehabt?"

Deutschland im Vergleich: Fortschritte und anhaltende Kritik

Auch Deutschland hat Schritte unternommen, um die Diskriminierung bei der Blutspende zu beenden. Der Bundestag beschloss eine Änderung des Transfusionsgesetzes, die sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität als Ausschlusskriterien abschafft. Doch die Umsetzung durch die Bundesärztekammer bleibt umstritten.

Die Deutsche Aidshilfe kritisiert die aktuellen Richtlinien scharf: "Die neuen Regeln schließen die meisten schwulen Männer weiterhin aus, ohne dies klar zu benennen." Personen, die in den letzten vier Monaten Analverkehr mit neuen Partnern hatten, sind nach wie vor von der Spende ausgeschlossen. Diese Regelung wird als versteckte Diskriminierung wahrgenommen, da sie faktisch viele schwule Männer betrifft.

Vom Stigma zur Wissenschaft

Die historischen Blutspende-Verbote entstanden in den 1980er Jahren als Reaktion auf die HIV/AIDS-Krise. Was damals als Vorsichtsmaßnahme galt, entwickelte sich jedoch zu einem pauschalen Ausschluss ganzer Bevölkerungsgruppen. Dr. Pink erklärt die Bedeutung des Wandels: "Wir wissen, dass die aktuellen Spendenregeln für viele Menschen in der LGBTQIA+-Community sehr schwierig waren. Obwohl sie in der Vergangenheit zur Gewährleistung einer sicheren Blutversorgung eingeführt wurden, wissen wir, dass sie zum Stigma beigetragen haben, dem die Community ausgesetzt ist."

Moderne Testverfahren können HIV-Infektionen bereits wenige Tage nach der Ansteckung erkennen. Dies ermöglicht eine individualisiertere Risikobewertung, die nicht mehr auf der Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen basiert, sondern auf tatsächlichen Risikoverhaltensweisen.

Ein Wendepunkt für die LGBTQIA+-Community

Die Änderungen in Australien werden als "bedeutender Meilenstein" gefeiert, der sicher die Wartezeiten reduziert und es mehr Menschen aus der LGBTQIA+-Community ermöglicht zu spenden. Diese Entwicklung zeigt, wie sich die Blutspende-Politik von pauschalen Verboten hin zu evidenzbasierten, individuellen Risikobewertungen wandelt.

Für Deutschland könnte Australiens Ansatz als Vorbild dienen. Während das deutsche Transfusionsgesetz bereits die rechtlichen Grundlagen für eine gleichberechtigte Behandlung geschaffen hat, hängt die tatsächliche Umsetzung von den Richtlinien der Bundesärztekammer ab. Die Diskussion um eine wirklich diskriminierungsfreie Blutspende ist auch hierzulande noch nicht abgeschlossen.

Die Botschaft aus Australien ist klar: Eine sichere Blutversorgung und eine gleichberechtigte Behandlung aller Menschen schließen sich nicht aus. Es geht um individuelle Risikobewertung statt um pauschale Ausschlüsse ganzer Gruppen – ein Prinzip, das auch in Deutschland noch konsequenter umgesetzt werden könnte.


Ein Schritt nach vorn, eine Lektion für Deutschland: Richterin stoppt US-Rückschritt bei geschlechtsneutralen Reisepässen

Die Bostoner Bundesrichterin Julia Kobick hat der US-Regierung eine wichtige Lektion erteilt: Die Rechte trans und nichtbinärer Menschen können nicht einfach per Dekret weggewischt werden. Mit ihrer erweiterten einstweiligen Verfügung zwang sie das Außenministerium dazu, wieder geschlechtsneutrale Reisepässe mit der Option "X" auszustellen – ein Gerichtsbeschluss, der weit über die USA hinaus Beachtung verdient.

Ein Kampf um Anerkennung jenseits binärer Normen

Was in Boston passiert, ist mehr als nur ein administrativer Streit. Es geht um die fundamentale Frage, ob staatliche Dokumente die Vielfalt menschlicher Identitäten widerspiegeln dürfen. Während Donald Trump mit seinem "Transgender-Wahn"-Wahlkampf und seinen diskriminierenden Dekreten Millionen von Menschen ihre Würde absprach, kämpften sechs mutige trans und nichtbinäre Personen vor Gericht für ihre Rechte – und gewannen nicht nur für sich selbst, sondern für alle Betroffenen.

Die Geschichte des ersten geschlechtsneutralen US-Reisepasses aus dem Oktober 2021 unter Präsident Biden zeigt, wie schnell Fortschritte wieder rückgängig gemacht werden können. Doch Richterin Kobicks Entscheidung beweist auch: Rechtsstaatlichkeit kann als Schutzschild gegen Diskriminierung fungieren.

Deutschland als Vorbild – mit Schattenseiten

Während die USA um grundlegende Anerkennungsrechte kämpfen, ist Deutschland bereits einen Schritt weiter. Seit dem Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), das am 1. November 2024 in Kraft trat, können trans, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen deutlich einfacher ändern. Deutsche Reisepässe bieten bereits die Optionen "M" (männlich), "F" (weiblich) und "X" (divers).

Doch auch hier gibt es Hürden: Die geschlechtsneutrale Option "X" kann im internationalen Reiseverkehr zu Diskriminierung und Problemen führen, da viele Länder diese Angabe nicht anerkennen. Deshalb können Betroffene auf Antrag einen Pass mit binärer Geschlechtsangabe erhalten – ein pragmatischer, aber auch symptomatischer Kompromiss.

Zwischen Fortschritt und praktischen Herausforderungen

Die deutsche Regelung zeigt die Ambivalenz des Fortschritts auf: Während das Selbstbestimmungsgesetz theoretisch einen großen Schritt zur Anerkennung darstellt, bleibt die weltweite Akzeptanz geschlechtsneutraler Dokumente eine Herausforderung. Trans und nichtbinäre Menschen müssen oft zwischen authentischer Selbstdarstellung und praktischer Reisefreiheit wählen.

Für viele Betroffene bedeutet das Ergänzungsausweise oder die schwierige Entscheidung, welche Identität sie auf welchem Dokument preisgeben möchten. Diese Kompromisse zeigen: Auch progressive Gesetze können Diskriminierung nicht vollständig beseitigen, solange die internationale Gemeinschaft nicht nachzieht.

Ein Aufruf zur globalen Solidarität

Richterin Kobicks Entscheidung in Boston erinnert uns daran, dass Menschenrechte nicht verhandelbar sind – auch nicht durch Regierungswechsel. Während Deutschland mit seinem vereinfachten Verfahren zur Geschlechtsangabe international als progressiv gilt, zeigen die US-amerikanischen Rückschritte, wie fragil diese Errungenschaften sind.

Die Kosten für eine Geschlechtsänderung in Deutschland – 15 Euro für die Standesamtsgebühr plus weitere Kosten für neue Dokumente – mögen gering erscheinen. Doch für viele trans und nichtbinäre Menschen geht es um weit mehr als Geld: Es geht um Anerkennung, Würde und das Recht, authentisch zu leben.

Die Kämpfe auf beiden Seiten des Atlantiks zeigen: Der Weg zu echter Gleichberechtigung ist noch lange nicht zu Ende. Während Gerichte wie jenes in Boston wichtige Siege erringen, braucht es weiterhin politischen Mut, gesellschaftlichen Wandel und internationale Zusammenarbeit, um trans und nichtbinäre Menschen nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität zu schützen.


Klöckners CSD-Verbot für Regenbogen-Netzwerk des Bundestages stößt auf Unverständnis

Die Entscheidung der Bundestagsleitung, dem queeren Regenbogennetzwerk der Bundestagsverwaltung die offizielle Teilnahme am Christopher Street Day zu untersagen, hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Wie queer.de berichtete, folgt diese kontroverse Maßnahme auf Bundestagspräsidentin Julia Klöckners (CDU) bereits umstrittene Entscheidung, die Regenbogenfahne nicht mehr zum CSD am Reichstag zu hissen.

Ein Rückschritt für die Sichtbarkeit

Das Verbot, das offiziell vom Direktor des Bundestages Paul Göttke ausgesprochen wurde, begründet sich mit der "gebotenen Neutralitätspflicht" der Bundestagsverwaltung. Doch diese Argumentation stößt selbst in den eigenen Reihen der CDU auf Widerstand. Der Berliner CDU-Abgeordnete Jan-Marco Luczak fordert eine Lösung, während die Lesben und Schwulen in der Union (LSU) sich "entsetzt und sehr enttäuscht" zeigen.

LSU-Chef Sönke Siegmann bringt es auf den Punkt: "Das Parlament ist nicht nur Ort der Gesetzgebung, sondern auch Symbol unserer demokratischen, vielfältigen Gesellschaft." Seine Worte verdeutlichen ein fundamentales Missverständnis in Klöckners Politik – die Verwechslung von politischer Neutralität mit der Verteidigung von Grundrechten.

Internationale Perspektive und deutsche Realität

Während in anderen europäischen Ländern staatliche Institutionen zunehmend Flagge für LGBTQ+-Rechte zeigen, scheint Deutschland einen Rückwärtsgang einzulegen. In Frankreich beispielsweise hisst die Nationalversammlung regelmäßig die Regenbogenfahne zu wichtigen LGBTQ+-Gedenktagen, ohne dass dies die institutionelle Neutralität in Frage stellt.

Diese internationale Entwicklung macht die deutsche Entscheidung umso problematischer. Besonders in Zeiten, in denen extremistische Kräfte queere Menschen verstärkt angreifen, sendet das Verbot ein fatales Signal der Schwäche und des Rückzugs.

Emotionale Reaktionen aus der Community

Berlins Queerbeauftragter Alfonso Pantisano (SPD) findet in seinem Instagram-Post erschütternde Worte: "Ich mache mir große Sorgen, dass gerade getestet wird, wie weit man es mit den Schwulen und Lesben treiben kann, wie weit man die bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen demütigen und erniedrigen kann, bis es einen Aufschrei gibt."

Seine Verzweiflung spiegelt die Gefühle vieler queerer Menschen wider, die nach Jahren des gesellschaftlichen Fortschritts nun einen besorgniserregenden Backlash erleben. Pantisanos Kritik an der eigenen SPD zeigt zudem, wie tief die Enttäuschung über die politische Untätigkeit reicht.

Historische Verantwortung ignoriert

Besonders zynisch wirkt Klöckners Argument, die schwarz-rot-goldene Fahne repräsentiere bereits "das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung". Kritiker erinnern zu Recht daran, dass unter genau dieser Fahne homosexuelle Menschen bis 1994 durch den berüchtigten Paragrafen 175 staatlich verfolgt wurden.

Diese geschichtsvergessene Haltung zeigt, wie wenig Verständnis für die historische Verantwortung Deutschlands gegenüber queeren Menschen vorhanden ist. Gerade deshalb sind sichtbare Zeichen der Solidarität und Anerkennung heute so wichtig.

Zivilgesellschaftlicher Widerstand wächst

Die Petition für das Hissen der Regenbogenfahne hat bereits über 10.000 Unterschriften gesammelt und verdeutlicht den gesellschaftlichen Widerstand gegen Klöckners Kurs. Die Bundesqueerbeauftragte Sophie Koch (SPD) bezeichnet die Entscheidung als "falsches und unnötiges Signal – gerade in der jetzigen Zeit".

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) distanziert sich von der Bundestagslinie und kündigt seine offizielle Teilnahme am CSD an: "Berlin ist die Stadt der Vielfalt und der Toleranz, der CSD ist eine bedeutsame Veranstaltung in Berlin."

Ein gefährliches Signal

Klöckners Politik sendet ein gefährliches Signal in einer Zeit, in der rechtsextreme Gewalt gegen queere Menschen zunimmt. Statt staatliche Institutionen als Schutzräume und Zeichen der demokratischen Werte zu positionieren, werden sie zu stummen Beobachtern der gesellschaftlichen Spaltung degradiert.

Die Entscheidung zeigt letztendlich nicht nur ein Missverständnis von politischer Neutralität, sondern auch eine Missachtung der verfassungsrechtlich garantierten Gleichberechtigung. In einer Zeit, in der Demokratie und Menschenrechte unter Druck stehen, braucht es mutige Institutionen, die klar Position beziehen – nicht solche, die sich hinter vorgeschobener Neutralität verstecken.


Dublin auf Platz 2 der LGBTQ+-freundlichsten Städte weltweit – Was kann Deutschland lernen?

Eine neue Studie von Big 7 Travel hat Dublin als die zweitfreundlichste LGBTQ+-Stadt der Welt eingestuft – ein beachtlicher Erfolg für die irische Hauptstadt, die nur eine Flugstunde von London entfernt liegt. Die Nachricht aus PinkNews zeigt, wie Irland seine ehrgeizige Vision verfolgt, das LGBTQ+-freundlichste Land Europas zu werden.

Dublins Weg nach ganz oben

Dublins Platz 2 im internationalen Ranking ist kein Zufall. Die Stadt profitiert von LGBT Ireland's Initiative "Making Ireland the Best Place in Europe to be LGBTQI+", die von 2023 bis 2027 läuft. Diese umfassende Strategie konzentriert sich auf Forschung, LGBTQ+-Aufklärungs-Training und die Bekämpfung von Trans-Feindlichkeit im ganzen Land.

Als historischer Meilenstein gilt Irlands Volksentscheid zur Ehe für alle im Jahr 2015 – das erste Land weltweit, das die gleichgeschlechtliche Ehe durch eine Volksabstimmung legalisierte. Diese Entscheidung spiegelt die tiefe gesellschaftliche Akzeptanz wider, die sich heute in Dublins hohem Ranking niederschlägt.

Deutschland im internationalen Vergleich

Auch Berlin hat es in die Top 10 der LGBTQ+-freundlichsten Städte geschafft und belegt Platz 6. Die deutsche Hauptstadt punktet mit 147 LGBTQ+-Einrichtungen und einem lebendigen Nachtleben, das international Anerkennung findet. Berlins Schöneberg gilt seit den 1920er Jahren als Zentrum der queeren Kultur und beherbergt eine der größten Pride-Veranstaltungen Europas.

Dennoch zeigt das Ranking, dass Deutschland noch Potenzial hat. Während Dublin mit gezielten politischen Initiativen und gesellschaftlicher Mobilisierung auf Platz 2 kletterte, ruht sich Berlin auf seinem historischen Ruf aus. Die Stadt hat zwar eine beeindruckende Infrastruktur für LGBTQ+-Menschen, aber weniger systematische Ansätze zur kontinuierlichen Verbesserung der Lebenssituation.

Was andere Städte richtig machen

Auf Platz 1 steht Lissabon, gefolgt von Dublin und Porto auf Platz 3 – Portugal dominiert damit das obere Ranking. Diese Erfolge basieren auf progressiven Gesetzen, starker gesellschaftlicher Unterstützung und aktiven LGBTQ+-Communities. Die portugiesische Hauptstadt hat sich durch eine Kombination aus kultureller Offenheit und gezielter Förderung von LGBTQ+-Rechten an die Spitze gesetzt.

Adam Long, Vorstandsdirektor der irischen National LGBT Federation, betont gegenüber der Studie: "Nachdem wir die ersten weltweit waren, die die Ehe für alle durch eine Volksabstimmung bestätigt haben, brauchen wir jetzt weitere Fortschritte bei effektiven Hassverbrechen-Gesetzen, einem vollständigen Verbot sogenannter Konversionstherapien und proaktiver LGBTQ+-Inklusion in allen Schulen."

Inspiration für deutsche Städte

Deutsche Städte können von Dublins strategischem Ansatz lernen. Die irische Initiative zeigt, wie wichtig es ist, konkrete Ziele zu setzen und systematisch daran zu arbeiten. Während Berlin bereits eine starke LGBTQ+-Szene hat, könnten andere deutsche Städte wie München, Hamburg oder Köln von ähnlichen Initiativen profitieren.

Besonders beeindruckend ist Irlands Fokus auf Bildung und Bewusstseinsbildung. Die landesweiten Trainings und Anti-Diskriminierungs-Programme schaffen eine Kultur der Akzeptanz, die über die Hauptstadt hinausgeht. Ein Ansatz, der auch in Deutschland positive Wirkung entfalten könnte.

Die Zukunft der LGBTQ+-Freundlichkeit

Das Ranking zeigt, dass LGBTQ+-Freundlichkeit messbar und verbesserbar ist. Städte wie Dublin beweisen, dass gezieltes politisches Handeln und gesellschaftliches Engagement zu konkreten Verbesserungen führen. Für deutsche Städte liegt hier eine Chance: Vom Erfolg anderer lernen und eigene innovative Wege entwickeln.

Mark O'Meara, Präsident der irischen Polizeigewerkschaft GRA, der sich kürzlich öffentlich outete, repräsentiert den gesellschaftlichen Wandel, der Dublin an die Spitze gebracht hat. Seine Geschichte zeigt, wie Sichtbarkeit und Mut zur Veränderung beitragen.

Während Berlin weiterhin zu den Top-Destinationen für LGBTQ+-Reisende gehört, verdeutlicht Dublins Aufstieg, dass kontinuierliche Arbeit und strategische Planung entscheidend sind. Die irische Hauptstadt hat bewiesen, dass kleine Länder große Fortschritte machen können – eine Inspiration für alle, die an einer inklusiveren Gesellschaft arbeiten.


Angriff auf queere Community in Bad Freienwalde: Ein Warnsignal für Brandenburg

Der gewaltsame Angriff auf eine Anti-Rechts-Demo in Bad Freienwalde hat die queere Community in Brandenburg erschüttert. Nach Angaben des ursprünglichen Berichts wurde ein junger Mann als Tatverdächtiger ermittelt, der offenbar Verbindungen zur rechtsextremen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" haben soll. Der Vorfall wirft ein grelles Licht auf die zunehmende Bedrohung queerer Menschen durch rechtsextreme Gewalt in Brandenburg.

Ein koordinierter Angriff auf Vielfalt

Was am Sonntag in Bad Freienwalde geschah, war kein spontaner Gewaltausbruch. 10 bis 15 vermummte Personen griffen gezielt die Teilnehmer*innen der Kundgebung "Für ein buntes Bad Freienwalde" an – bewaffnet mit Teleskopschlagstöcken und Quarzhandschuhen. Die Angreifer wussten genau, wen sie vor sich hatten: Menschen, die sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus engagieren, darunter viele aus der queeren Community.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) ermittelt nun wegen schweren Landfriedensbruchs. Besonders beunruhigend: Der Tatverdächtige soll bereits in der Vergangenheit durch ähnliche Angriffe auf Veranstaltungen aufgefallen sein. Dies deutet auf ein systematisches Vorgehen hin, das weit über einen Einzelfall hinausgeht.

Brandenburg: Ein Bundesland unter Druck

Bad Freienwalde ist kein Zufall als Schauplatz dieser Gewalt. In der 12.000-Einwohner-Stadt erreichte die AfD bei der letzten Bundestagswahl erschreckende 48 Prozent der Stimmen. Der Verfassungsschutzbericht 2023 nennt die Stadt explizit als Treffpunkt der rechten Szene.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen in Brandenburg stiegen von 29 im Jahr 2022 auf 84 im Jahr 2024 – fast eine Verdreifachung in nur zwei Jahren. Diese Entwicklung ist Teil einer gezielten Strategie: LGBTQIA*-Feindlichkeit und Antifeminismus sind zu zentralen Elementen rechter Propaganda geworden, die queere Personen systematisch zu Feindbildern erklärt.

Mut gegen die Bedrohung

Trotz der Einschüchterungsversuche zeigt die queere Community in Brandenburg bemerkenswerten Mut. Das Bündnis "Bad Freienwalde ist bunt" ließ sich nicht von den 40 abgerissenen Plakaten im Vorfeld der Veranstaltung abschrecken. Sie gingen auf die Straße für ihre Überzeugungen – und zahlten einen hohen Preis dafür.

Brandenburgs Innenminister René Wilke besuchte die Veranstaltung nach dem Angriff und betonte: "Das Recht auf Versammlungen und Demonstrationen ist ein hohes Gut". Doch warme Worte allein reichen nicht mehr – es braucht konkrete Schutzmaßnahmen und eine gesellschaftliche Antwort auf diese Bedrohung.

Ein Weckruf für ganz Deutschland

Was in Bad Freienwalde geschah, ist kein isoliertes brandenburgisches Problem. Es ist ein Warnsignal für ganz Deutschland. Wenn queere Menschen nicht mehr sicher eine friedliche Demonstration besuchen können, ohne Angst vor körperlicher Gewalt haben zu müssen, dann steht unsere Demokratie auf dem Spiel.

Die Opferperspektive e.V. warnt eindringlich: Rechte Gruppierungen mobilisieren verstärkt gegen die queere Community und schaffen systematisch ein Bedrohungsszenario. Es ist höchste Zeit, dass Politik und Gesellschaft diesem Trend entschieden entgegentreten – bevor aus Worten noch mehr Taten werden.

Die Ermittlungen in Bad Freienwalde sind ein wichtiger Schritt. Doch echter Schutz für queere Menschen entsteht nur durch eine Gesellschaft, die klar Position bezieht: für Vielfalt, gegen Hass – und für das Recht aller Menschen, ohne Angst sie selbst zu sein.


Rekord-Pride in der ewigen Stadt: Roma Pride trotzt Hitze und politischem Gegenwind

Bei rekordverdächtigen 36 Grad tanzten am Samstag Hunderttausende Menschen beim Roma Pride durch die italienische Hauptstadt – ein kraftvolles Zeichen für LGBTQ+-Rechte in einem Land, das zunehmend unter politischem Druck steht.

Ein Meer aus Regenbogenfahnen trotz glühender Hitze

Die 31. Ausgabe des Roma Pride verwandelte das historische Zentrum Roms in ein farbenfrohes Spektakel. Vorbei am majestätischen Kolosseum und den antiken Caracalla-Thermen zogen 40 Festwagen mit jubelnden Menschen, die trotz der ersten großen Hitzewelle des Sommers ihre Sichtbarkeit feierten. Nach Angaben der Organisator*innen nahmen eine Million Menschen teil – eine Rekordzahl, die die Entschlossenheit der italienischen LGBTQ+-Community widerspiegelt.

Das Motto "Fuorilegge" (außerhalb des Gesetzes) war dabei kein Zufall gewählt. Es spielt bewusst auf die Situation queerer Menschen in Italien an, die sich in einem rechtlichen Graubereich bewegen und oft als "Gesetzlose" abgestempelt werden.

Politischer Protest zwischen Palästina-Solidarität und Putin-Kritik

Die Pride-Parade war nicht nur ein Fest der Vielfalt, sondern auch eine politische Demonstration. Zahlreiche Pro-Palästina- und Anti-Putin-Plakate prägten das Bild, während Vertreter*innen verschiedener Parteien und Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri ihre Unterstützung bekundeten. Diese internationale Solidarität zeigt, wie die italienische LGBTQ+-Bewegung globale Menschenrechtskämpfe miteinander verknüpft.

Italien vs. Deutschland: Ein Blick über die Alpen

Während in Deutschland das Selbstbestimmungsgesetz seit November 2024 trans* und intergeschlechtlichen Menschen mehr Rechte gibt und drei von vier Deutschen laut Umfragen LGBTQ+-Rechte unterstützen, kämpft Italien mit ganz anderen Herausforderungen. Das Land gehört zu den wenigen EU-Staaten ohne Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare und sieht sich einer Regierung gegenüber, die systematisch LGBTQ+-Rechte einschränkt.

Besonders dramatisch: Während in Deutschland der Christopher Street Day in über 100 Städten gefeiert wird und breite gesellschaftliche Unterstützung genießt, müssen italienische Aktivist*innen noch um grundlegende Anerkennung kämpfen. Die italienische Regierung stimmte sogar für einen Antrag "gegen Geschlechterpropaganda in Schulen" – ein Schritt, der in Deutschland undenkbar wäre.

Hoffnung trotz widrigen Umständen

Dennoch gibt es Lichtblicke: Das italienische Kassationsgericht stärkte kürzlich die Rechte von Regenbogenfamilien und betonte, dass gleichgeschlechtliche Paare vollwertige Familien mit gleichen Rechten bilden. Diese juristischen Erfolge zeigen, dass sich auch in Italien etwas bewegt – wenn auch langsamer als in Deutschland.

Der Rekord-Pride in Rom sendet eine klare Botschaft: Die italienische LGBTQ+-Community lässt sich weder von politischen Rückschritten noch von glühender Hitze aufhalten. Ihre Sichtbarkeit und ihr Mut sind ein Vorbild für queere Menschen überall – auch für uns in Deutschland, wo wir manchmal unsere Privilegien als selbstverständlich betrachten.

Die Million Menschen auf Roms Straßen haben bewiesen: Liebe und Stolz sind stärker als Diskriminierung und politische Repression. Ein Zeichen der Hoffnung, das von der ewigen Stadt bis nach Deutschland strahlt.


YouTube löscht deutschen HIV-Präventionskanal: Ein Schlag gegen die Gesundheitsaufklärung

Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein: YouTube hat Anfang Juni ohne Vorwarnung den Kanal von "Ich weiß, was ich tu" (IWWIT) gelöscht – ausgerechnet zum Beginn des Pride-Monats. Die Deutsche Aidshilfe teilte mit, dass ihre wichtige Präventionskampagne für schwule Männer und andere queere Menschen plötzlich von der größten Videoplattform der Welt verschwunden war.

Präventionsarbeit als vermeintliche Pornografie abgestempelt

YouTube begründete den drastischen Schritt mit angeblichen Verstößen gegen die Richtlinien zu "Sex und Nacktheit". Dabei gab es vorher weder Beanstandungen einzelner Inhalte noch eine Vorwarnung. "Wo von Sexualität die Rede und nackte Haut zu sehen war, diente dies dem Zweck der Prävention – auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen", stellte die Deutsche Aidshilfe klar.

Winfried Holz, Vorstandsmitglied der DAH, brachte die Empörung der Community auf den Punkt: "Die Löschung unseres Kanals zu Beginn der CSD-Saison ist ein Schlag ins Gesicht der queeren Community. YouTube schadet damit der Gesundheit vieler Menschen."

Ein Symptom "sexualfeindlicher Politik" aus den USA

Die Zensur des IWWIT-Kanals ist kein Einzelfall, sondern Teil einer problematischen Entwicklung. US-amerikanische Social-Media-Konzerne unterscheiden nicht zwischen sexueller Stimulation und gesundheitlicher Aufklärung. Die Deutsche Aidshilfe spricht von einer "sexualfeindlichen Politik der großen Social-Media-Konzerne aus den USA".

"Unter diesen Bedingungen ist es fast unmöglich, lebensnahe Prävention zu machen", kritisiert Holz. "Es kann nicht sein, dass gesundheitliche Aufklärung in Deutschland von den moralischen Vorstellungen US-amerikanischer Konzerne abhängt."

Das paradoxe Verhältnis zu Hass und Sexualität

Besonders bitter ist die Doppelmoral der Plattformen: Während Aufklärungs-Content rigoros zensiert wird, bleiben diskriminierende Äußerungen gegen queere Menschen oft unbehelligt. Nach Trumps Wahlsieg hat sich diese Tendenz noch verschärft. Meta erlaubt in seinen neuen Hassrede-Regeln sogar ausdrücklich die Bezeichnung von Homosexuellen als "Geisteskranke".

"In der Summe wird die fatale Botschaft vermittelt: Hass ist okay, Sexualität ein No-Go", fasst Holz zusammen. "In einer offenen, demokratischen Gesellschaft müsste es umgekehrt sein."

Warum diese Zensur Leben gefährdet

Die Inhalte von IWWIT werden von schwulen Männern und anderen queeren Menschen selbst produziert und über das Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit gefördert. Sie sprechen "klar und deutlich über Sex, Schutzstrategien und Gesundheit" und ermutigen zu einem selbstbewussten Umgang mit der eigenen Sexualität.

Gerade in Zeiten, in denen HIV-Prävention durch Medikamente wie PrEP neue Wege geht, ist offene Kommunikation über Sexualität essentiell. YouTube erreicht Millionen junger Menschen – genau die Zielgruppe, die auf diese lebenswichtigen Informationen angewiesen ist.

Ein Weckruf für die Politik

Der Fall IWWIT zeigt, wie dringend Deutschland digitale Souveränität braucht. "Wir brauchen klare Gesetze, die freie Rede ermöglichen, ihr aber genau dann Grenzen setzen, wenn das Wohl anderer Menschen gefährdet ist", fordert Holz.

Die Löschung des Kanals ist mehr als nur ein technischer Vorgang – sie ist ein Angriff auf die Gesundheit queerer Menschen und ein Zeichen dafür, wie fragil unsere digitalen Räume für Aufklärung und Community-Building geworden sind. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Vorfall als Weckruf dient, um die Macht der Tech-Giganten zu begrenzen und echte Meinungsfreiheit zu schützen.


Bundestag im Rückwärtsgang: Wenn die Demokratie ihre eigenen Werte verrät

Die Nachricht schlug ein wie ein Blitz: Mitten im Pride Month zieht das queere Regenbogennetzwerk der Bundestagsverwaltung seine Anmeldung für den Berliner Christopher Street Day zurück – auf Weisung von oben. Wie queer.de berichtet, musste die Fußgruppe, die bereits 2023 und 2024 erfolgreich teilgenommen hatte, ihre Teilnahme am 26. Juli kurzfristig absagen. Der Grund: Die Verwaltungsspitze unter dem neuen Direktor Paul Göttke beruft sich auf die "Neutralitätspflicht" der Institution.

Mehr als nur ein Verwaltungsakt

Was auf den ersten Blick wie ein trockener Verwaltungsvorgang aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als symbolischer Dammbruch. Der Berliner CSD e.V. bringt es auf den Punkt: "Diese Entscheidung wäre kein passives Wegducken – sie wäre eine aktive politische Absage an queere Sichtbarkeit." Und das ausgerechnet im Pride Month, der Zeit, in der weltweit für Akzeptanz und Gleichberechtigung gekämpft wird.

Besonders bitter: Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der CSDs zunehmend zur Zielscheibe rechtsextremer Angriffe werden. Gerade jetzt bräuchte die queere Community politischen Rückhalt – doch stattdessen wird ihr dieser symbolisch entzogen.

Klöckners Kehrtwende

Die Ereignisse reihen sich nahtlos in eine Serie von Rückschritten ein. Bereits im Mai sorgte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) für Aufregung, als sie entschied, die Regenbogenfahne am Reichstagsgebäude künftig nur noch zum Internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai zu hissen – nicht mehr zum Berliner CSD. Eine Entscheidung, die sie trotz breiter Kritik verteidigt.

Klöckner, die bereits 2022 einen Text über trans Menschen im "Regenbogenportal" der Bundesregierung als "irre" bezeichnete, steht seit langem in der Kritik der LGBTQ+ Community. Über 8.000 Menschen haben bereits eine Online-Petition gegen ihre Entscheidung unterzeichnet.

Neutralität oder Diskriminierung?

Die Argumentation mit der "Neutralitätspflicht" wirft grundlegende Fragen auf: Ist es neutral, wenn eine demokratische Institution ihre Unterstützung für Menschenrechte und Vielfalt zurückzieht? Der CSD ist mehr als eine politische Demonstration – er ist ein Symbol für die Verteidigung von Grundrechten, die in der Verfassung verankert sind.

Die Ironie der Situation ist offensichtlich: Eine Institution, die die Demokratie repräsentiert, distanziert sich von den Werten, die diese Demokratie ausmachen. Wie verschiedene Medien berichten, können Mitarbeiter*innen privat weiterhin teilnehmen – doch die institutionelle Unterstützung wird entzogen.

Ein Zeichen gegen die Zeit

Das Motto des diesjährigen Berliner CSD lautet "Nie wieder still!" – ein Aufruf, sich nicht mehr von Diskriminierung zum Schweigen bringen zu lassen. Doch ausgerechnet die Bundestagsverwaltung scheint diesen Aufruf zu ignorieren und kehrt zur Stille zurück.

Die Organisator*innen des CSD haben das Regenbogennetzwerk spontan eingeladen, auf dem offiziellen CSD-Truck mitzufahren – ein Zeichen der Solidarität, das die Verwaltung beschämt. Es zeigt, dass die Community zusammenhält, auch wenn staatliche Institutionen ihre Unterstützung zurückziehen.

Rückschritt statt Fortschritt

Die Entscheidung der Bundestagsverwaltung ist mehr als ein Verwaltungsakt – sie ist ein politisches Signal. In einer Zeit, in der Demokratien weltweit unter Druck stehen und Minderheiten zunehmend angegriffen werden, sendet der deutsche Bundestag das falsche Zeichen. Statt Vielfalt zu feiern und Minderheiten zu schützen, zieht er sich auf eine fragwürdige Neutralität zurück.

Für die queere Community ist dies ein herber Rückschlag. Nach Jahren des Fortschritts und der wachsenden gesellschaftlichen Akzeptanz erleben sie nun, wie ihre Verbündeten in den Institutionen zurückweichen. Der CSD-Verein spricht von einem "politischen Tabubruch" – und hat damit recht.

Der 26. Juli wird zeigen, ob sich die Demokratie von diesem Rückzug erholt oder ob es der Beginn einer neuen Phase der Unsichtbarmachung queerer Menschen ist. Die über 8.000 Unterzeichner*innen der Petition haben bereits ihre Antwort gegeben: Nie wieder still!


CSD Regensburg: Zwischen Sicherheitssorgen und dem Mut zur Sichtbarkeit

In Regensburg wurde erstmals in der Geschichte des Christopher Street Days eine Parade aus Sicherheitsgründen abgesagt. Die für den 5. Juli geplante Demonstration musste nach Bekanntwerden einer "abstrakten Bedrohungslage" einer alternativen Veranstaltungsform weichen. Trotz der Absage zeigen die Organisator*innen Mut und Entschlossenheit – die queere Community lässt sich nicht zum Schweigen bringen.

Sicherheit geht vor: Eine schwere Entscheidung

Alexander Irmisch, Organisator des CSD Regensburg und aktiv in SPD und SPDqueer, stand vor einer schweren Entscheidung. Nach einem Krisengespräch mit Ordnungsamt und Polizei wurde ihm eine abstrakte Bedrohungslage mitgeteilt, die das bayerische Landeskriminalamt dazu veranlasste, Ermittlungen aufzunehmen. "Ganz wichtig ist: Es ist keine konkrete Bedrohungslage, sondern eher eine abstrakte", betonte Irmisch gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung.

Die Entscheidung fiel besonders schwer, da die Parade im vergangenen Jahr knapp 3.000 Teilnehmer*innen anzog. Das Problem: Die geplante Route führte an zahlreichen engen Gassen vorbei, die schwer abzusichern gewesen wären. Diese städtebauliche Realität zwang die Organisator*innen zu einem Kompromiss zwischen Sichtbarkeit und Sicherheit.

Alternative Formate: Kreativität in Krisenzeiten

Statt der Parade findet nun eine Kundgebung am Domplatz statt – ein symbolisch kraftvoller Ort im Herzen der Stadt. Von dort aus führt ein kürzerer Demonstrationszug über die Steinerne Brücke nach Stadtamhof, wo das traditionelle Straßenfest mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen stattfindet. Erstmals werden Poller das Fest schützen – ein trauriges Zeichen der Zeit, aber auch ein Beweis für die Entschlossenheit der Community.

Diese pragmatische Lösung zeigt, wie LGBTQ+-Veranstaltungen deutschlandweit mit neuen Sicherheitsherausforderungen umgehen müssen. Vom Cologne Pride bis zur Berliner Pride Week – überall werden Schutzkonzepte überarbeitet und Sicherheitsmaßnahmen intensiviert.

Bedrohung von mehreren Seiten

Besorgniserregend ist Irmischs Einschätzung der Bedrohungslage: Die Gefahr gehe nicht nur von islamistischer Seite aus, sondern auch von religiösem Fanatismus und Rechtsextremismus. "In den USA haben die Evangelikalen gerade beschlossen, dass sie die Ehe für alle wieder abschaffen wollen", warnte er und verwies damit auf internationale Entwicklungen, die auch in Deutschland Nachahmer finden könnten.

Diese Einschätzung gewann traurige Aktualität, als erst am Wochenende vor der Regensburger Absage mutmaßlich rechtsextreme Vermummte mit Schlagstöcken ein Vielfaltsfest im Osten von Brandenburg attackierten. Zwei Menschen wurden dabei leicht verletzt – ein direkter Angriff auf die Werte von Vielfalt und Toleranz.

Ein Zeichen gegen das Verstummen

Trotz aller Herausforderungen sendet der CSD Regensburg ein wichtiges Signal: Die queere Community lässt sich nicht einschüchtern. Die Umwandlung der Parade in eine Kundgebung mit anschließendem Fest zeigt Flexibilität und Widerstandskraft. Es ist ein Kompromiss, der Sicherheit und Sichtbarkeit in Einklang bringt.

Irmisch betonte zu Recht, dass die Absage der Parade keine dauerhafte Lösung sein könne. Die Frage ist: Wie können LGBTQ+-Veranstaltungen in Deutschland künftig ihre Botschaft der Vielfalt und Akzeptanz vermitteln, ohne dabei die Sicherheit der Teilnehmer*innen zu gefährden?

Ein Aufruf zur Solidarität

Der Fall Regensburg steht exemplarisch für eine beunruhigende Entwicklung: LGBTQ+-Veranstaltungen stehen unter zunehmendem Druck. Gleichzeitig zeigt er aber auch die Stärke und Anpassungsfähigkeit der Community. Jede*r, die*der am 5. Juli zur Kundgebung am Domplatz kommt, setzt ein Zeichen für Toleranz und gegen Hass.

In Zeiten wachsender Polarisierung braucht es mehr denn je sichtbare Zeichen der Solidarität. Der CSD Regensburg 2024 mag anders aussehen als geplant – aber er findet statt. Und das ist das Wichtigste.


Größte Trans-Studie der Welt: Transfeindlichkeit ist Hauptgrund für Detransition

Eine bahnbrechende neue Studie aus den USA bestätigt, was trans Menschen schon lange wissen: Transfeindlichkeit und gesellschaftliche Ablehnung sind die Hauptursachen für sogenannte "Detransition" – nicht etwa Zweifel an der eigenen Geschlechtsidentität. Die Erkenntnisse der bisher größten Trans-Gesundheitsstudie weltweit zeigen deutlich auf, wie wichtig ein unterstützendes Umfeld für das Wohlbefinden von trans Menschen ist. Die Studie wurde von PinkNews veröffentlicht und liefert wichtige Einblicke in die Lebensrealität trans Menschen auch in Deutschland.

Überwältigende Zustimmung zu geschlechtsangleichenden Behandlungen

Über 84.000 trans, nicht-binäre und geschlechtsnonkonforme Menschen über 18 Jahren nahmen an der 2022 US Trans Survey teil, die von der trans Organisation Advocates for Trans Equality (A4TE) durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sind eindeutig: 98 Prozent der Befragten, die soziale und/oder medizinische Transitionen durchliefen, berichteten von deutlich höheren Glücks- und Zufriedenheitswerten.

"Soziale und medizinische Transition waren tiefgreifende Quellen der Lebenszufriedenheit unter den Befragten", stellen die Forscher fest. Fast alle Befragten, die Hormontherapie (98 Prozent) oder geschlechtsangleichende Operationen (97 Prozent) erhalten hatten, berichteten von einer gestiegenen Lebenszufriedenheit.

Detransition: Gesellschaftlicher Druck, nicht persönliche Zweifel

Besonders aufschlussreich sind die Erkenntnisse zur Detransition. Nur neun Prozent aller Befragten gaben an, "zumindest für eine Weile zu ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zurückgekehrt zu sein". Noch wichtiger: Nur vier Prozent dieser Gruppe nannten als Grund, dass sie erkannt hätten, dass die Geschlechtstransition nicht das Richtige für sie war.

Stattdessen dominierten "soziale und strukturelle Erklärungen" als Gründe für eine temporäre Rückkehr zur ursprünglichen Geschlechtsrolle. Transfeindlichkeit, fehlende Akzeptanz von Familie und Freunden sowie gesellschaftliche Herausforderungen waren die Hauptursachen – nicht etwa Zweifel an der eigenen Geschlechtsidentität.

Parallelen zur Situation in Deutschland

Diese Erkenntnisse spiegeln sich auch in der deutschen Forschung wider. Eine Studie zur Gesundheitsversorgung von trans Menschen in Deutschland zeigt ähnliche Herausforderungen auf: Lange Wartezeiten, Stigmatisierung im Gesundheitssystem und ein Mangel an qualifiziertem medizinischem Personal erschweren den Zugang zu angemessener Versorgung.

Auch in Deutschland ist Detransition ein seltenes Phänomen. Die deutsche S3-Leitlinie zur Geschlechtsdysphorie schätzt die Häufigkeit von Detransition nach körperverändernden Behandlungen auf weniger als ein bis 3,8 Prozent. Als Hauptgrund wird dabei ebenfalls das Fehlen eines unterstützenden Umfelds genannt.

Familiäre Unterstützung als Schlüssel zur Gesundheit

Die US-Studie unterstreicht die Bedeutung familiärer Unterstützung für die Gesundheit von trans Menschen. 69 Prozent derjenigen mit unterstützenden Familien berichteten von guter oder besserer Gesundheit, verglichen mit nur 56 Prozent bei unsupportiven Familien.

Eine Studienteilnehmerin namens Amanda beschrieb: "Mein ganzes Leben wurde davon beeinflusst, dass meine Familie mich sehr akzeptiert hat. Beide Eltern unterstützten schon immer meine geschlechtliche und sexuelle Ausdrucksweise, noch bevor es populär war, dies zu tun. Sie griffen in der Schule und in der Nachbarschaft ein, sodass ich nie die Probleme hatte, die die meisten Menschen beim Aufwachsen hatten."

Dramatische Auswirkungen auf die Suizidalität

Die Studie offenbart auch die dramatischen Auswirkungen mangelnder Unterstützung: 78 Prozent der Befragten berichteten von Suizidgedanken, 40 Prozent von Suizidversuchen. Bei unterstützenden Familien lag die Rate der Suizidgedanken bei 78 Prozent, bei unsupportiven Familien bei 88 Prozent.

Diese Zahlen verdeutlichen die lebensrettende Bedeutung geschlechtsangleichender Versorgung und gesellschaftlicher Akzeptanz. In Deutschland arbeiten Organisationen wie der Bundesverband Trans* daran, die Situation für trans Menschen zu verbessern und eine menschenrechtsbasierte Gesundheitsversorgung durchzusetzen.

Politische Angriffe verstärken die Probleme

Die Studie entstand in einem Kontext zunehmender politischer Angriffe auf trans Rechte in den USA. Bereits 2022, als die Befragung durchgeführt wurde, wurden 315 anti-LGBTQ+-Gesetze eingebracht. Seit der Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus haben sich diese Angriffe noch verstärkt.

Olivia Hunt, Direktorin für Bundespolitik bei A4TE, betont: "Real konkrete und rigorose Daten über die Realitäten des täglichen Lebens von trans Menschen zu haben, ist auch ein wichtiger Teil davon, all diese Annahmen und Stereotypen zu zerstreuen, die den öffentlichen Diskurs über unsere Gemeinschaft plagen."

Hoffnung durch Forschung und Aufklärung

Die Studie liefert wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, die das Narrativ von der "Detransition-Epidemie" als Mythos entlarven. Sie zeigt stattdessen auf, dass trans Menschen, die Zugang zu angemessener Versorgung und Unterstützung haben, deutlich glücklicher und gesünder sind.

Für Deutschland bedeutet dies, dass Initiativen wie i²TransHealth, die die Versorgung von trans Menschen besonders in ländlichen Gebieten verbessern wollen, von entscheidender Bedeutung sind. Die Forschung bestätigt: Geschlechtsangleichende Versorgung ist lebensrettend – und gesellschaftliche Akzeptanz ist der Schlüssel zum Wohlbefinden von trans Menschen.


Trotz Verbot: Budapest zeigt Mut – und was Deutschland davon lernen kann

Während in Deutschland Christopher Street Days (CSDs) als selbstverständliche Bürgerfeste gefeiert werden, kämpft Budapest um sein Recht auf Pride. Wie queer.de berichtet, will Bürgermeister Gergely Karácsony trotz des Verbots der Orbán-Regierung am 28. Juni eine Pride-Demonstration abhalten – als "städtische Veranstaltung" ohne offizielle Genehmigung.

Wenn Stolz zur Rebellion wird

"Jeder ist bei der Budapester Pride-Parade willkommen", verkündete Karácsony in einem mutigen Facebook-Video. Seine Botschaft ist klar: "Szabadságot és a szerelmet nem lehet betiltani" – Freiheit und Liebe lassen sich nicht verbieten. Diese Worte treffen ins Herz dessen, wofür Pride steht – und zeigen, wie kostbar diese Freiheit ist, wenn sie bedroht wird.

Die Situation in Budapest erinnert an die Anfänge der Pride-Bewegung, als queere Menschen für ihre bloße Existenz kämpfen mussten. Trotz der Repression zogen 2024 über 30.000 Menschen durch die ungarische Hauptstadt – ein Zeichen des Widerstands, das auch in Deutschland Beachtung finden sollte.

Deutschlands Solidarität auf dem Prüfstand

Während in Deutschland über 100 CSDs jährlich stattfinden – von Berlin bis in kleinste Gemeinden – wird in Budapest um das Grundrecht auf Versammlung gekämpft. Deutsche Politiker fordern bereits EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn, doch die Frage bleibt: Reicht das?

Pride der Organisator Máté Hegedűs betont: "Es ist unser verfassungsmäßiges Recht, uns friedlich zu versammeln." Diese Selbstverständlichkeit, die in Deutschland längst gegeben scheint, wird in Budapest zur mutigen Rechtfertigung. Human Rights Watch und Amnesty International dokumentieren, wie die Orbán-Regierung systematisch LGBTQ+-Rechte abbaut.

Europäische Parlamentarier zeigen Flagge

Die Ankündigung mehrerer EU-Parlamentarier, an der Budapester Pride teilzunehmen, sendet ein wichtiges Signal. Doch es zeigt auch, wie stark die Spaltung Europas bereits fortgeschritten ist. Während in Deutschland queere Sichtbarkeit zu Politik und Gesellschaft gehört, werden in Ungarn Teilnehmer von Pride-Veranstaltungen mit Gesichtserkennung überwacht.

Diese Entwicklung sollte auch die deutsche LGBTQ+-Community wachrütteln. Die Erfolge der vergangenen Jahrzehnte – von der Ehe für alle bis zum Selbstbestimmungsgesetz – sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen verteidigt werden, auch über Ländergrenzen hinweg.

Brücken bauen statt Mauern errichten

Die internationale Solidarität mit Budapest Pride zeigt, wie wichtig transnationale Unterstützung ist. Deutsche CSDs könnten stärker auf die Situation in Ungarn aufmerksam machen – nicht nur durch Statements, sondern durch konkrete Partnerschaften und Austausch.

Karácsony's Mut erinnert daran, dass Pride nie nur Party war, sondern immer auch Protest. Sein Beispiel zeigt: Wo Rechte bedroht sind, braucht es Menschen, die aufstehen. Das gilt für Budapest – und bleibt auch für Deutschland eine wichtige Lektion.

Am 28. Juni werden die Augen Europas auf Budapest gerichtet sein. Die Frage ist: Werden wir nur zusehen – oder echte Solidarität zeigen?


Christliche Gruppe droht mit Klage gegen Pride-Flaggen in Londons "Wokeminster"

Eine christliche Lobbygruppe droht der Stadt Westminster mit rechtlichen Schritten wegen der jährlichen Pride-Flaggen-Ausstellung in der Regent Street. Die Organisation Christian Concern bezeichnet die bunte Solidaritätsbekundung als "woke" und wirft dem Stadtrat vor, Londoner zu "indoktrinieren". Diese Kontroverse erinnert an ähnliche Spannungen in Deutschland, wo ebenfalls über die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Symbolen im öffentlichen Raum debattiert wird.

Über 300 Pride-Flaggen im Herzen Londons

Seit Jahren schmücken über 300 Progress Pride-Flaggen die prestigeträchtige Regent Street in London während des Pride-Monats. Vom 22. Juni bis 17. Juli werden diese Symbole der Vielfalt und Inklusion wieder das beliebte Piccadilly-Einkaufsviertel zieren – sehr zum Missfallen von Christian Concern.

Die verwendeten Intersex Progress Pride-Flaggen sind eine Weiterentwicklung der klassischen Regenbogenflagge. Entworfen vom Künstler Daniel Quasar, integriert sie zusätzliche Farben zur Repräsentation von Schwarzen, Braunen und trans Personen. Die 2021 eingeführte Intersex-Version erweitert diese Symbolik um die Rechte intergeschlechtlicher Menschen.

Vorwürfe der "Indoktrination"

Christian Concern, eine rechtskonservative christliche Lobbygruppe, sieht in der Flaggen-Ausstellung eine "weltliche religiöse Ideologie", die Menschen nach sexuellen Vorlieben und Identitäten kategorisiere. Die Organisation argumentiert, dass dies Spaltung zwischen denjenigen schaffe, die sich nicht unter dem "Regenschirm der unzähligen Anliegen" wiederfänden, und denen, die dies täten.

Besonders problematisch sieht die Gruppe die Exposition "hunderttausender Kinder, die die Regent Street auf und ab gehen" gegenüber den Flaggen. Andrea Williams, Geschäftsführerin von Christian Concern, behauptet, die Flaggen stellten "einen Angriff auf historische, traditionelle Überzeugungen über Geschlecht und Sexualität" dar.

Deutsche Parallelen zur Sichtbarkeitsdebatte

Die Londoner Kontroverse spiegelt ähnliche Debatten in deutschen Städten wider. Auch hierzulande gibt es immer wieder Diskussionen über Pride-Flaggen an öffentlichen Gebäuden oder bei städtischen Veranstaltungen. Von Bayern bis Berlin werden kommunale Entscheidungen zur LGBTQ+-Sichtbarkeit regelmäßig kontrovers diskutiert.

In Deutschland haben sich viele Städte wie Berlin, Köln und München klar zur Unterstützung der LGBTQ+-Community bekannt und hissen regelmäßig Regenbogenflaggen. Doch auch hier formieren sich gelegentlich Widerstände, meist aus konservativen oder religiösen Kreisen.

Rechtliche Drohgebärden und Planungsrecht

Christian Concern wirft Westminster vor, in früheren Jahren die genehmigten Zeiträume für die Flaggen-Ausstellung überschritten zu haben und damit gegen Planungsauflagen zu verstoßen. Die Gruppe droht mit rechtlichen Schritten, sollte die Stadt bei der diesjährigen Ausstellung vorgehen.

Williams bezieht sich auf verschiedene rechtliche Entwicklungen wie den Cass-Review, die Schließung der Tavistock-Klinik und ein Urteil des Supreme Court, um ihre Position zu untermauern. Diese Verweise zielen darauf ab, ihre Kritik an "Trans-Ideologien" zu legitimieren.

Stadtrat verteidigt Vielfalt und Inklusion

Der Stadtrat von Westminster lässt sich von den Drohungen nicht einschüchtern. Lord Mayor Paul Dimoldenberg hisste symbolisch eine Progress Pride-Flagge vor dem Rathaus und betonte: "Westminster wird immer eine einladende Stadt sein, weshalb es ein so besonderer Ort zum Leben, Arbeiten und Besuchen ist."

Ein Sprecher des Stadtrats erklärte gegenüber PinkNews, man unterstütze "Festivals und Feiern unserer verschiedenen Gemeinschaften das ganze Jahr über" und betrachte Pride als "etablierte Veranstaltung". Die Pride-Flaggen seien "im Einklang mit einer kosmopolitischen Stadt, die jährlich Millionen von Besuchern willkommen heißt".

Wiederholte Kampagnen gegen LGBTQ+-Sichtbarkeit

Dies ist nicht Christian Concerns erster Angriff auf LGBTQ+-Rechte. Im vergangenen Jahr startete die Organisation bereits eine Petition zur Entfernung der Progress Pride-Ausstellung. 2022 lobbierte sie bei der Church of England gegen Richtlinien zum Schutz von LGBTQ+-Kindern vor Mobbing in Schulen.

Diese systematischen Kampagnen zeigen ein Muster des organisierten Widerstands gegen LGBTQ+-Sichtbarkeit und -Rechte, das auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten ist. In Deutschland warnen Experten vor zunehmender Queerfeindlichkeit und der Notwendigkeit, Schutzräume für LGBTQ+-Menschen zu erhalten.

Bedeutung öffentlicher Sichtbarkeit

Die Regent Street Pride-Flaggen sind mehr als nur bunte Dekoration – sie sind ein wichtiges Symbol für Akzeptanz und Sicherheit. Für viele LGBTQ+-Menschen, besonders junge Leute und Touristen, signalisieren sie, dass sie in dieser Stadt willkommen sind.

In Zeiten steigender Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen in ganz Europa ist diese Sichtbarkeit von enormer Bedeutung. Sie zeigt nicht nur Solidarität, sondern auch den gesellschaftlichen Fortschritt, den viele Gemeinschaften in den letzten Jahrzehnten erreicht haben.

Die Auseinandersetzung in London verdeutlicht die anhaltenden Spannungen zwischen traditionellen religiösen Überzeugungen und der Anerkennung von LGBTQ+-Rechten. Während Christian Concern von Religionsfreiheit spricht, argumentieren Befürworter der Pride-Flaggen, dass wahre Religionsfreiheit auch bedeutet, andere nicht zu diskriminieren oder auszugrenzen.


Breiter Widerstand gegen queerfeindlichen AfD-"Kinderschutzkongress" in Hannover

Der von der AfD-Landtagsfraktion Niedersachsen für den 21. Juni 2025 geplante "Kinderschutzkongress" im Landtag zu Hannover sorgt bereits im Vorfeld für massive Kritik und Proteste. Wie queer.de berichtet, formiert sich ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen die Veranstaltung, die Fachleute als instrumentalisierten Deckmantel für queerfeindliche Hetze bewerten.

Vereinte Front gegen Instrumentalisierung des Kinderschutzes

Der Kinderschutzbund und das Queere Netzwerk Niedersachsen haben sich in einer gemeinsamen Erklärung deutlich von der AfD-Veranstaltung distanziert. "Wir distanzieren uns von der AfD und ihrer Art, Kinderschutz zu instrumentalisieren", erklärte Simon Kopelke vom Kinderschutzbund. Die Organisationen betonen, dass echter Kinderschutz nur in einem Klima von Aufklärung, Offenheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt gelingen könne – nicht durch Ausgrenzung oder populistische Rhetorik.

Diese klare Positionierung spiegelt eine beunruhigende Entwicklung wider, die auch in anderen deutschen Bundesländern zu beobachten ist: Die systematische Instrumentalisierung von Kinderrechten für politische Zwecke, die letztendlich den Schutz von Kindern untergräbt statt zu stärken.

Queerfeindliche Rhetorik mit System

Die AfD-Landtagsabgeordnete Vanessa Behrendt, die als Organisatorin des Kongresses auftritt, bedient sich einer Rhetorik, die bereits bekannte Muster queerfeindlicher Propaganda aufweist. In ihrer Ankündigung spricht sie von "Frühsexualisierung, Gender-Wahn, Abtreibungen bis zum neunten Monat oder die Verharmlosung von Pädophilie" – eine Aufzählung, die wissenschaftlich unhaltbare Behauptungen mit emotionalen Triggerwörtern vermischt.

Besonders problematisch ist Behrendts wiederholter Versuch, queere Menschen mit Sexualstraftätern gleichzusetzen. Die Landtagsabgeordnete behauptet, die Regenbogenfahne stehe für "pädophile Lobbygruppen" und "LGBTQ-Propaganda". Diese hetzerischen Äußerungen haben bereits juristische Konsequenzen: Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt gegen Behrendt wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

Problematische Referent*innen verstärken Sorgen

Das Programm des Kongresses verdeutlicht die dahinterstehende Agenda. Zu den angekündigten Gästen gehören neben der AfD-Bundestagsfraktionsvize Beatrix von Storch auch die Influencerin Michelle Gollan, die durch YouTube-Videos gegen CSD-Teilnehmende bekannt wurde. Ebenso erwartet wird Dennis Engelmann vom queerfeindlichen Verein "Kinderseelenschützer", der offen erklärt: "Die von uns gezogene Querverbindung zwischen Pädophilen und Homosexuellen bzw. zur LGBTQ Bewegung ist NICHT aus der Luft gegriffen!"

Diese Zusammenstellung von Referent*innen zeigt, dass es bei dem Kongress nicht um sachliche Diskussion von Kinderschutzmaßnahmen geht, sondern um die Verbreitung von Verschwörungstheorien und die Stigmatisierung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten.

Echte Kinderrechte schließen queere Jugendliche ein

Mareike Stober vom Queeren Netzwerk Niedersachsen bringt die Problematik auf den Punkt: "Kinderschutz und Kinderrechte gelten für alle – auch für queere junge Menschen, die oft Unverständnis, Mobbing und Gewalt erleben." Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Studien, dass LGBTIQ+-Jugendliche ein erhöhtes Suizidrisiko haben, wenn sie in einem Umfeld ohne Anerkennung und Schutz aufwachsen müssen.

Der Kinderschutzbund unterstreicht diesen Punkt mit seiner Unterstützung für wissenschaftlich fundierte Sexualpädagogik. "Wer Aufklärung infrage stellt, gefährdet den Schutz von Kindern", betont Simon Kopelke. Diese Position basiert auf jahrzehntelanger Erfahrung in der Präventionsarbeit gegen sexuellen Missbrauch.

Breites Bündnis mobilisiert zum Protest

Als Antwort auf den AfD-Kongress haben sich verschiedene zivilgesellschaftliche Kräfte zusammengeschlossen. Der Grünen-Stadtverband Hannover hat für Samstagvormittag eine Gegendemonstration vor dem Landtagsgebäude angemeldet. Die Polizei erwartet mehrere hundert Teilnehmer*innen.

Unterstützt wird die Kundgebung von verschiedenen Parteien, Verbänden und Gewerkschaften. Das Bündnis "Bunt statt Braun" ruft unter dem Motto "Kinder wirklich schützen! Unser Regenbogen bleibt bunt!" zu einer Demonstration auf, um für eine offene, tolerante und diskriminierungssensible Gesellschaft einzutreten.

Gesellschaftlicher Widerstand als demokratisches Signal

Die breite Mobilisierung gegen den AfD-"Kinderschutzkongress" zeigt, dass die Zivilgesellschaft in Niedersachsen bereit ist, gegen die Instrumentalisierung von Kinderrechten für politische Hetze aufzustehen. Sie macht deutlich, dass echter Kinderschutz Vielfalt und Inklusion bedeutet – nicht Ausgrenzung und Diskriminierung.

Der Protest in Hannover fügt sich ein in eine deutschlandweite Bewegung, die queerfeindlichen Bestrebungen entgegentritt und für die Rechte aller Kinder und Jugendlichen eintritt – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Es ist ein wichtiges Signal dafür, dass demokratische Werte und Menschenrechte nicht verhandelbar sind, auch nicht unter dem Deckmantel des Kinderschutzes.


"Sei du selbst und sei stolz" - Irischer Polizeigewerkschaftschef outete sich und inspiriert LGBTQ+ Beamte

Mark O'Meara, Präsident der größten irischen Polizeigewerkschaft GRA (Garda Representative Association), hat sich in einem bewegenden Interview über seinen Weg des Coming-outs geöffnet und ermutigt andere LGBTQ+ Polizeibeamte, zu ihrer Identität zu stehen. In einem Gespräch mit der Garda Review teilte O'Meara seine persönliche Geschichte und sendete eine klare Botschaft: "Sei du selbst und sei stolz auf deine Sexualität, verstecke dich nicht davor."

Ein schwieriger Weg zur Authentizität

O'Meara, der sich in der Mitte seiner zweijährigen Amtszeit als Präsident der über 11.000 Mitglieder starken Gewerkschaft befindet, beschreibt den emotionalen Tribut, den das Verstecken seiner wahren Identität forderte. "Ich war verheiratet und hatte zwei Kinder, als ich erkannte, dass ich ehrlich zu mir selbst und zu meinen Mitmenschen sein musste", erzählt er. "Das Nicht-du-selbst-sein-können ist extrem schädlich – nicht nur körperlich, geistig und emotional, sondern es beeinflusst auch massiv dein Selbstvertrauen."

Seine Ehe endete 2014, nachdem die Belastungen zu groß geworden waren. "Die Dinge begannen mit der Zeit zu zerbrechen, und die Ehe litt darunter. Wir trafen die schwierige Entscheidung, uns zu trennen", erklärt O'Meara. Das Coming-out gegenüber seiner Ex-Frau und seinen beiden Kindern, die damals Teenager waren, beschreibt er als den schwierigsten Teil des Prozesses.

Parallelen in Deutschland: Mut zum Coming-out bei der Polizei

O'Mearas Geschichte findet auch in Deutschland Resonanz, wo LGBTQ+ Polizeibeamte ähnliche Herausforderungen durchleben. Wie Recherchen zeigen, kämpfen auch deutsche Polizisten mit der Entscheidung, sich am Arbeitsplatz zu outen. Der Verband lesbischer und schwuler Polizeibediensteter (VelsPol), der 1994 gegründet wurde, setzt sich aktiv für die Rechte von LGBTQ+ Personen innerhalb der deutschen Polizei ein.

Bis 1994 war Homosexualität in Deutschland noch strafbar – eine historische Belastung, die das Coming-out für schwule Polizisten zusätzlich erschwerte. Heute gibt es in vielen deutschen Bundesländern Ansprechpersonen für LGBTIQ-Themen, die Polizeibeamte beim Coming-out begleiten und unterstützen.

Verantwortung als Vorbild

O'Meara, der in Tipperary im Südosten Irlands stationiert ist, sah sich in seiner einflussreichen Position als Gewerkschaftspräsident verpflichtet, offen über seine Sexualität zu sprechen. "Ich möchte meine Erfahrungen als schwuler Mann bei der Garda Síochána teilen und andere dazu inspirieren zu wissen, dass es in Ordnung ist, offen und ehrlich über die eigene Identität zu sein", erklärt er.

"Wenn ich nicht gesprochen hätte, wäre das unaufrichtig gegenüber meinen Kollegen gewesen, die vielleicht ähnlich empfinden und Ängste haben, sie selbst zu sein", fügt er hinzu. "Wenn dieses Interview auch nur einem Mitglied der GRA oder der Garda Síochána hilft, dann war es wert, meine Geschichte zu teilen."

Liebe und Akzeptanz finden

2018 heiratete O'Meara seinen Ehemann Rory in einer Zeremonie, an der bemerkenswerterweise auch seine Ex-Frau und seine Kinder teilnahmen – ein Zeichen für Heilung und Akzeptanz. "Nachdem ich meine Sexualität die meiste Zeit meines Lebens versteckt hatte, kann ich jetzt offen und ehrlich über diese schwierige Zeit sprechen", reflektiert er.

Seine Erfahrungen bei der irischen Polizei beschreibt O'Meara als durchweg positiv: "Ich habe nie homophobe oder machistische Einstellungen erlebt. Die Kollegen waren äußerst unterstützend." Diese Erfahrung steht in Kontrast zu Berichten aus Deutschland, wo Studien zeigen, dass fast alle befragten LGBTQ+ Polizisten von Ausgrenzungserfahrungen am Arbeitsplatz berichten.

Gesellschaftlicher Wandel und Hoffnung

O'Mearas Coming-out fällt in eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels. Irland feierte 2025 das zehnte Jubiläum der Ehe für alle – 2015 stimmten 62 Prozent der Bevölkerung für eine Verfassungsänderung, die gleichgeschlechtlichen Paaren das Recht auf Eheschließung gewährte. Diese historische Abstimmung machte Irland zum ersten Land weltweit, das die Ehe für alle durch ein Referendum einführte.

Seine Botschaft an andere LGBTQ+ Personen ist klar und ermutigend: "Es ist das Nicht-der-echte-du-sein, das deine Beziehungen zu anderen beeinflusst." Mit seiner Offenheit und seinem Mut als Führungspersönlichkeit setzt O'Meara ein wichtiges Zeichen für Authentizität und Stolz – nicht nur in Irland, sondern als Inspiration für LGBTQ+ Polizeibeamte weltweit.


Gewaltangriff auf queere Community in Bad Freienwalde erschüttert Brandenburg

Ein brutaler Angriff auf eine friedliche Kundgebung für Vielfalt und Demokratie in Bad Freienwalde hat die queere Community und die demokratische Gesellschaft Brandenburgs erschüttert. Bei der Sommerveranstaltung des Bündnisses "Bad Freienwalde ist bunt" attackierten am Sonntag 10 bis 15 vermummte Angreifer mit Teleskopschlagstöcken und Quarzhandschuhen die Teilnehmenden, darunter auch Mitglieder der queeren Community.

Geplante Gewalt gegen Familienfest

Was als fröhliches Familienfest mit Kinderprogramm, Livemusik und Graffitiworkshop geplant war, wurde zu einem Schauplatz rechter Gewalt. Die Angreifer schlugen gezielt auf Menschen ein, die sich "gegen Rechtsruck, gegen Hass und Hetze" versammelt hatten. Mindestens zwei, nach Angaben der Veranstalter sogar drei Menschen wurden verletzt – ein direkter Angriff auf das Herz unserer demokratischen Gesellschaft.

Besonders besorgniserregend: Die Polizei war zum Zeitpunkt des Überfalls noch nicht vor Ort. Erst nach der Attacke schützten 25 schwer bewaffnete Beamte die Veranstaltung vor weiteren Angriffen. Dies wirft Fragen zur Sicherheit von LGBTQ+-Veranstaltungen in Brandenburg auf.

Systematische Einschüchterung der queeren Community

Der Angriff war kein Einzelfall, sondern Teil einer systematischen Kampagne der Einschüchterung. Bereits im Vorfeld hatten Unbekannte rund 40 Plakate abgerissen, die auf die Veranstaltung hinwiesen. Diese Strategie der Bedrohung und Gewalt gegen queere Menschen und ihre Unterstützer*innen wird in ganz Brandenburg beobachtet.

Die Opferperspektive e.V. berichtet, dass Teilnehmende von Pride-Veranstaltungen in Brandenburg verstärkt ins Visier rechter Gewalt geraten. LGBTQIA*-Feindlichkeit und Antifeminismus seien zentrale Elemente rechter Propaganda geworden – eine Entwicklung, die auch in anderen Bundesländern zu beobachten ist.

Politische Reaktionen und gesellschaftlicher Aufschrei

Brandenburgs Innenminister René Wilke reagierte sofort und fuhr persönlich nach Bad Freienwalde. Seine klaren Worte: "Wer Menschen attackiert, die ein Familien- und Kinderfest organisieren oder daran teilnehmen, bewegt sich weit außerhalb dessen, was wir als Gesellschaft akzeptieren können und dürfen." Der parteilose Politiker betonte, dass solche Angriffe "unser Zusammenleben als Gesellschaft selbst" bedrohen.

Diese politische Klarstellung ist wichtig, denn sie macht deutlich: Der Schutz der queeren Community und aller Demokrat*innen ist keine Parteifrage, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Mut trotz wachsender Bedrohung

Trotz der Gewalt ließen sich die Organisator*innen nicht einschüchtern – die Veranstaltung wurde nach dem Angriff fortgesetzt. Diese Widerstandskraft der queeren Community zeigt sich überall in Brandenburg: Dieses Jahr gab es so viele CSDs wie noch nie – als direkter Protest gegen den wachsenden Einfluss der Rechten.

Das Bündnis "Bad Freienwalde ist bunt", das vor vier Jahren gegründet wurde, steht exemplarisch für viele Initiativen in kleineren Städten, die sich mutig für Vielfalt einsetzen. In einer Stadt, in der bei der letzten Bundestagswahl über 40 Prozent der Menschen die AfD wählten, ist dieser Einsatz besonders wertvoll und gefährlich zugleich.

Solidarität und Unterstützung

Die Gewalt in Bad Freienwalde macht deutlich, wie wichtig Solidarität und Unterstützung für die queere Community sind. Organisationen wie die Kampagne "Schöner leben ohne Nazis" organisieren eine Sommertour unter dem Motto "Regenbogensommer", um gerade in ländlichen Regionen Solidarität zu zeigen.

Für Betroffene rechter Gewalt bietet die Opferperspektive e.V. Beratung und Unterstützung. Denn viele queere Menschen verzichten aus Angst vor mangelnder Ernstnahme auf eine Anzeige bei der Polizei – ein Problem, das dringend angegangen werden muss.

Der Angriff in Bad Freienwalde ist ein Angriff auf uns alle. Er zeigt, dass der Kampf für eine offene, vielfältige Gesellschaft noch lange nicht gewonnen ist. Umso wichtiger ist es, dass wir zusammenstehen – für Demokratie, für Vielfalt und für das Recht aller Menschen, angstfrei und selbstbestimmt zu leben.


USA: Baptisten fordern Abschaffung der Ehe für alle – Ein Rückblick auf konservative Kirchenpolitik und ihre Auswirkungen

Die größte protestantische Kirche der USA macht erneut Schlagzeilen mit ihrer rückschrittlichen Haltung zu LGBTQ+-Rechten. Die Southern Baptist Convention (SBC) hat in der vergangenen Woche in Dallas eine Resolution verabschiedet, die die Abschaffung der gleichgeschlechtlichen Ehe fordert. Diese Nachricht wirft wichtige Fragen über die Rolle konservativer Religionsgemeinschaften in der modernen Gesellschaft auf – auch hier in Deutschland.

Rückfall in vergangene Zeiten

Mit überwältigender Mehrheit stimmten die rund 10.000 Delegierten für eine Resolution zur "Wiederherstellung moralischer Klarheit" bei Fragen von Gender, Ehe und Familie. Die Forderung, die "biologische Realität von männlich und weiblich" zu akzeptieren, zeigt deutlich, wohin die Reise gehen soll: zurück in eine Zeit, in der LGBTQ+-Menschen systematisch diskriminiert wurden.

Besonders perfide ist die Verknüpfung mit demografischen Sorgen. Die Resolution bedauert eine "Krise der zurückgehenden Fruchtbarkeitsrate" und fordert Politik auf, "das Aufziehen von Kindern in intakten und verheirateten Familien" zu fördern. Hier wird ein direkter Zusammenhang zwischen LGBTQ+-Rechten und gesellschaftlichen Problemen konstruiert, der jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt.

Parallelen zu Deutschland

Auch wenn die Situation in Deutschland anders ist, kennen wir ähnliche Diskussionen. Die Evangelische Allianz Deutschland und andere konservative religiöse Gruppen lehnen LGBTQ+-Rechte ebenfalls ab. Doch während in den USA eine einzelne Denominationen mit 13 Millionen Mitgliedern enormen politischen Einfluss ausüben kann, ist die Landschaft in Deutschland diverser.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zeigt eine bemerkenswerte Vielfalt in ihren Positionen. Während einige Landeskirchen bereits gleichgeschlechtliche Ehen segnen, halten andere an traditionellen Interpretationen fest. Diese Pluralität ist ein Zeichen für eine lebendige, demokratische Debatte innerhalb der deutschen Kirchenlandschaft.

Die Macht schwindender Institutionen

Ein wichtiger Aspekt der aktuellen Entwicklung ist der kontinuierliche Mitgliederschwund der Southern Baptist Convention. Seit zwei Jahrzehnten verliert die Kirche an Einfluss und Mitgliedern. Die aggressive Anti-LGBTQ+-Rhetorik kann als verzweifelter Versuch gesehen werden, die eigene Relevanz zu behaupten und die verbliebene Basis zu mobilisieren.

Der wiedergewählte SBC-Präsident Clint Pressley verurteilte in seiner Rede die "Irrationalität der Transgender-Bewegung" – ein Sprachgebrauch, der die Menschenwürde von Transgender-Personen fundamental in Frage stellt. Solche Aussagen befeuern Diskriminierung und Gewalt gegen eine bereits vulnerable Gruppe.

Gesellschaftlicher Fortschritt vs. religiöser Fundamentalismus

Die Forderung nach einem Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die USA bereits eine fast zehnjährige Geschichte der Ehe für alle haben. Die Legalisierung durch den Supreme Court am 26. Juni 2015 war ein Meilenstein für die Gleichberechtigung – ein Fortschritt, den die Southern Baptists nun rückgängig machen wollen.

In Deutschland hingegen wurde die Ehe für alle 2017 eingeführt, trotz Widerstand konservativer Kreise. Das Gesetz genießt breite gesellschaftliche Unterstützung und zeigt, dass religiöse Opposition nicht automatisch gesellschaftlichen Rückschritt bedeutet.

Ein Weckruf für die LGBTQ+-Community

Die Ereignisse in Dallas sind eine deutliche Erinnerung daran, dass LGBTQ+-Rechte nicht selbstverständlich sind. Auch in scheinbar fortschrittlichen Gesellschaften gibt es Kräfte, die diese Rechte wieder einschränken wollen. Die Southern Baptist Convention mag in Deutschland wenig direkten Einfluss haben, aber ihre Haltung spiegelt ein weltweites Netzwerk konservativer religiöser Gruppen wider, die ähnliche Ziele verfolgen.

Umso wichtiger ist es, dass wir als LGBTQ+-Community und als Gesellschaft insgesamt wachsam bleiben. Die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte sind nicht in Stein gemeißelt – sie müssen jeden Tag aufs Neue verteidigt werden. Die Stimmen aus Texas erinnern uns daran, dass der Kampf für Gleichberechtigung noch lange nicht vorbei ist.


Hitlergruß beim ersten CSD Merseburg: Ein Schatten über den Stolz

Unter dem Motto "Queer Laut Solidarisch" feierte Merseburg am Samstag seinen ersten Christopher Street Day - doch ein rechtsextremer Zwischenfall überschattete die historische Veranstaltung. Während 300 Menschen für Vielfalt und Toleranz demonstrierten, zeigte ein 62-jähriger Mann den Hitlergruß und beleidigte Teilnehmer*innen, wie die Polizeiinspektion Halle mitteilte. Der erste CSD im Saalekreis machte damit leider auch auf ein Problem aufmerksam, das CSDs in ganz Deutschland zunehmend betrifft.

Ein historischer Moment für Merseburg

Nach wochenlanger Vorbereitung und einer Pride Week vom 9. bis 13. Juni fand am Samstag erstmals ein CSD in der sachsen-anhaltischen Stadt statt. Die Demonstration, die aus Sicherheitsgründen eine geheime Route nahm, verlief unter dem Schutz eines großen Polizeiaufgebots weitgehend friedlich. Etwa 300 Menschen gingen für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Inter-Personen sowie anderen queeren Menschen auf die Straße.

Besonders bewegend war der Redebeitrag eines 16-jährigen Teilnehmers, der über queerfeindliche Gewalt sprach und die allgemeine Bedrohungslage für CSDs thematisierte. Seine Worte erinnerten an einen beunruhigenden Vorfall in Wernigerode, wo bei einem Mann Waffen gefunden wurden, nachdem er einen Angriff auf die dortige CSD-Veranstaltung angedeutet hatte.

Organisatorische Spannungen im Vorfeld

Der erste CSD in Merseburg war nicht nur von äußeren Bedrohungen überschattet, sondern auch von internen Konflikten. Es kam zum Bruch zwischen den lokalen Organisator*innen - einem Zusammenschluss verschiedener Vereine und Initiativen - und dem Christopher Street Day Sachsen-Anhalt e.V., der eigentlich als Kooperationspartner vorgesehen war.

Die lokalen Aktivist*innen warfen dem Dachverband vor, sich "unsolidarisch" und "übergriffig" verhalten zu haben. In einem Instagram-Statement kritisierten sie: "Für uns ist es nicht nachvollziehbar, wenn eine großstädtisch geprägte Organisation in Räume abseits der Großstadt kommt, dort ein CSD-Format installiert, das wenig mit der Realität vor Ort zu tun hat, und sich nach der Versammlung wieder zurückzieht."

Wachsende Bedrohung für CSDs in Deutschland

Der Hitlergruß in Merseburg reiht sich ein in eine besorgniserregende Serie rechtsextremer Vorfälle bei deutschen CSDs. Die Amadeu Antonio Stiftung warnt vor einer zunehmenden Bedrohung für queere Veranstaltungen und betont, dass CSDs wichtige politische Demonstrationen gegen Diskriminierung und Gewalt sind.

Sachsen-Anhalt ist besonders betroffen: In Weißenfels wurde der CSD im August mutmaßlich von Rechtsextremen gestört, in Halle ermittelte der Staatsschutz nach einem Angriff auf CSD-Teilnehmer*innen im September. Diese Vorfälle zeigen, dass die ursprünglich in den Stonewall-Aufständen von 1969 begründete Tradition des Protests für queere Rechte heute wieder existenziell wichtig ist.

Mehr als nur ein Fest - CSDs als politische Notwendigkeit

Die Ereignisse in Merseburg verdeutlichen, warum CSDs weit mehr sind als bunte Paraden. In einer Zeit, in der LGBTQ+-Personen weiterhin Diskriminierung, Hassverbrechen und Gewalt ausgesetzt sind, bleiben diese Veranstaltungen wichtige Orte der Vernetzung und des Protests. Besonders in ländlichen Gebieten wie dem Saalekreis können sie für junge queere Menschen überlebenswichtige Zeichen der Solidarität setzen.

Trotz der Spannungen und des rechtsextremen Zwischenfalls wurde der erste CSD Merseburg als Erfolg gewertet. Die Polizei erhielt Lob für ihr Einsatzkonzept, und die 300 Teilnehmer*innen sendeten ein starkes Signal für Vielfalt und gegen Hass. Der 62-jährige Störer muss sich nun wegen Volksverhetzung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten - ein wichtiges Zeichen, dass solche Taten Konsequenzen haben.

Merseburg hat bewiesen, dass auch kleinere Städte Orte des queeren Stolzes sein können - trotz aller Widerstände. Der Mut der Organisator*innen und Teilnehmer*innen macht Hoffnung für kommende Jahre und zeigt: Queere Menschen lassen sich nicht zum Schweigen bringen.


Die neue Normalität: Wenn der Hass die Straße erobert

Was sich am vergangenen Samstag in Pforzheim und Bad Mergentheim abspielte, ist längst keine Ausnahme mehr: Neonazi-Aufmärsche gegen Pride-Veranstaltungen werden zur traurigen Realität in Deutschland. Wie queer.de berichtet, mobilisierten sowohl in der baden-württembergischen Stadt am Nordrand des Schwarzwalds als auch im Taubertal rechtsextreme Gruppen gezielt gegen die Christopher Street Days.

Ein alarmierender Trend nimmt Fahrt auf

Die Ereignisse in Pforzheim und Bad Mergentheim reihen sich ein in eine besorgniserregende bundesweite Entwicklung. Allein im Jahr 2024 dokumentierte die Amadeu Antonio Stiftung 55 Angriffe auf CSD-Veranstaltungen – ein dramatischer Anstieg, der die zunehmende Radikalisierung der rechtsextremen Szene gegen queere Menschen widerspiegelt.

Besonders erschreckend: In Sachsen wurden rund zwei Drittel aller CSDs Ziel von Angriffen und Störaktionen. Aber auch in Bayern gab es bei etwa 15 Prozent aller Veranstaltungen rechtsextreme Gegenproteste. Eine CeMAS-Studie zeigt: Zwischen Juni und September 2024 verzeichneten Experten bundesweit in 27 Städten rechtsextreme Mobilisierungen gegen Pride-Veranstaltungen.

Pforzheim: 90 Neonazis und ihre menschenverachtende Rhetorik

In Pforzheim reisten 90 Neonazis zur selbst betitelten "Demo für traditionelle Werte und gegen die Frühsexualisierung unserer Kinder" an. Angeführt von Christian Klar, einem Aktivisten der Neonazipartei "Die Heimat", der eigens aus Thüringen anreiste, offenbarte sich die ganze Bandbreite rechtsextremer Queerfeindlichkeit.

Die Sprache, die Klar und seine Mitstreiter*innen verwendeten, war geprägt von Entmenschlichung und Gewaltfantasien. Queere Menschen bezeichnete er als "Schmutz", die "LGBTQ-Scheiße" sei verantwortlich dafür, dass sich "die starken Menschen" nicht mehr vermehren könnten. Über Puppies, eine Subkultur der queeren Community, äußerte er sogar Morddrohungen.

Die Teilnehmenden inszenierten sich bewusst als geschlossene Einheit: mit einheitlicher Kleidung als "1161-Crew" ("Anti-Antifascist-Action"-Crew), mit Totenkopf-Bannern und martialischen Aufdrucken. Ihre Parolen – von "Heimat fängt bei Kindern an, mit Mutter, Vater – Frau und Mann" bis hin zu "Alle Zecken sind Schweine" – offenbarten die ideologische Verknüpfung von Queerfeindlichkeit mit klassischen neonazistischen Motiven.

Zivilgesellschaftlicher Widerstand unter Druck

Der Mut der queeren Community und ihrer Verbündeten ist beeindruckend: Sowohl in Pforzheim als auch in Bad Mergentheim ließen sich die Pride-Feiernden nicht einschüchtern. In Pforzheim mobilisierten mehrere Hundert Antifaschist*innen überregional, um den CSD zu schützen. Ihr Motto: "CSD schützen! Nazi-Demo stoppen!"

Doch der Preis für diese Solidarität wird immer höher. Die Polizei ging mit harter Hand gegen die Blockadeversuche vor – mit einer Pferdestaffel, mehreren Verletzten und einer Festnahme. Diese Dynamik zeigt ein strukturelles Problem auf: Während Neonazis ihre Hassbotschaften legal verbreiten können, werden diejenigen, die Widerstand leisten, kriminalisiert.

Wenn Politik versagt: Das Beispiel Oberbürgermeister Boch

Besonders bitter: Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) weigerte sich, am Rathaus eine Regenbogenfahne zu hissen – obwohl das Pride-Fest direkt vor dem Gebäude stattfand. Diese symbolische Verweigerung sendet ein fatales Signal: Wenn selbst Kommunalpolitiker*innen nicht bereit sind, für die Grundwerte unserer Demokratie einzustehen, wer soll es dann tun?

Umso wichtiger, dass die Fraktionen von SPD und Bündnisgrün/WiP/Linke Regenbogenfahnen aus ihren Bürofenstern hängten – ein kleines, aber wichtiges Zeichen der Solidarität.

Bad Mergentheim: Rechtsextreme nutzen Gerichtsentscheidung aus

In Bad Mergentheim nutzte die Neonaziorganisation "Der III. Weg" geschickt das Rechtssystem aus: Sie erstritt sich vor dem Verwaltungsgericht eine Kleinkundgebung direkt neben dem CSD-Veranstaltungsort. Zwei Stunden lang beschallten 20 Neonazis aus Bayern und Baden-Württemberg den CSD mit ihren Hassbotschaften.

Dass die 300 CSD-Teilnehmer*innen die neonazistischen Parolen größtenteils übertönen konnten, zeigt ihre Stärke und Entschlossenheit. Dennoch bleibt die Frage: Wie lange können wir es hinnehmen, dass demokratische Rechte zur Verbreitung von Menschenhass missbraucht werden?

Die neue Generation des Hasses

Besonders alarmierend ist die Beteiligung einer neuen Generation rechtsextremer Jugendgruppen. Wie CeMAS in ihrer Analyse zeigt, nehmen sowohl etablierte Neonazis als auch Mitglieder neuer rechtsextremer Jugendbewegungen an Anti-Pride-Demonstrationen teil. Diese Gruppen nutzen moderne Kommunikationswege und erscheinen oft professioneller organisiert als ihre Vorgänger.

Die Rhetorik verbindet dabei queerfeindliche Slogans mit rassistischen und antisemitischen Botschaften – ein gefährlicher Cocktail, der zeigt, wie sich verschiedene Formen des Hasses gegenseitig verstärken.

Was jetzt getan werden muss

Die Amadeu Antonio Stiftung fordert konkrete Schutzmaßnahmen für CSDs und bietet Unterstützung für gefährdete Veranstaltungen an. Doch Schutz allein reicht nicht: Wie der LSVD betont, braucht es auch Schulungen für Sicherheitsbehörden und Kommunen, um die Besonderheiten queerfeindlicher Gewalt zu verstehen.

Gleichzeitig muss die Politik endlich Farbe bekennen. Wenn Kommunalpolitiker*innen nicht einmal bereit sind, eine Regenbogenfahne zu hissen, wie sollen sie dann für die Sicherheit queerer Menschen einstehen? Es braucht ein klares Bekenntnis aller demokratischen Kräfte: Queerfeindlichkeit und rechtsextreme Gewalt haben in unserer Gesellschaft keinen Platz.

Die Events in Pforzheim und Bad Mergentheim zeigen: Der Kampf um die Grundrechte queerer Menschen ist längst nicht gewonnen. Im Gegenteil – er muss jeden Tag aufs Neue geführt werden. Umso wichtiger ist es, dass wir zusammenstehen und deutlich machen: Pride ist nicht verhandelbar.


Coming-out in der Todesanzeige: Die erste lesbische Astronautin

Die Geschichte von Sally Ride, der ersten US-amerikanischen Frau im Weltall, berührt uns noch heute tief – nicht nur als Raumfahrt-Pionierin, sondern auch als lesbische Frau, die erst nach ihrem Tod öffentlich zu ihrer wahren Identität stehen konnte. Der Dokumentarfilm "Sally – Pionierin des Weltalls" erzählt diese bewegende Geschichte einer Frau, die gleich zwei gläserne Decken durchbrechen musste.

Eine Liebe im Verborgenen

Als Sally Ride 1983 an Bord der Raumfähre Challenger Geschichte schrieb, führte sie bereits eine jahrelange Beziehung mit Tam O'Shaughnessy – doch die Öffentlichkeit erfuhr davon erst 29 Jahre später. Die beiden Frauen lernten sich beim Tennis kennen, Tam war 12, Sally 13 Jahre alt. Was als Freundschaft begann, entwickelte sich zu einer lebenslangen Partnerschaft, die 27 Jahre dauern sollte.

Diese Geschichte erinnert an viele deutsche LGBTQ+-Pionier:innen, die ebenfalls jahrzehntelang im Verborgenen leben mussten. Wie Sally Ride wagten auch in Deutschland viele erst spät oder gar nicht den Schritt in die Öffentlichkeit – aus Angst vor beruflichen Konsequenzen oder gesellschaftlicher Ächtung.

Doppelte Diskriminierung in der Raumfahrt

Sally Ride musste sich nicht nur als Frau in der männerdominierten Raumfahrt behaupten, sondern auch ihre sexuelle Identität verbergen. Bei Pressekonferenzen wurde sie gefragt, ob sie im Space Shuttle weinen würde – eine Frage, die ihren männlichen Kollegen nie gestellt wurde. Ihre souveräne Antwort machte die Absurdität solcher Vorurteile deutlich.

Die Astronautinnen ihrer Generation entwickelten Strategien, um ernstgenommen zu werden: Sie "fuhren ihre Weiblichkeit runter" und kleideten sich wie ihre männlichen Kollegen. Diese Anpassungsstrategien kennen auch viele LGBTQ+-Personen in Deutschland – das Verstecken der eigenen Identität, um beruflich voranzukommen oder gesellschaftlich akzeptiert zu werden.

Der Schatten von Billie Jean King

Ein entscheidender Grund für Sally Rides jahrzehntelanges Schweigen war die Erfahrung von Tennis-Legende Billie Jean King, die in den 1980er Jahren zum Coming-out gedrängt wurde und massive Rückschläge erlebte. Diese Angst teilte Sally Ride mit vielen ihrer Generation – eine Furcht, die auch in Deutschland bis in die 1990er Jahre hinein besonders für Menschen in öffentlichen Positionen real war.

Ein posthumes Coming-out mit Wirkung

Als Sally Ride 2012 an Krebs starb, machte Tam O'Shaughnessy ihre 27-jährige Beziehung in der Todesanzeige öffentlich. Dieser Mut zur Wahrheit – wenn auch post mortem – hatte eine enorme Signalwirkung. Plötzlich hatte die LGBTQ+-Community eine Heldin in der Raumfahrt, eine Frau, die bewies, dass queere Menschen in allen Bereichen der Gesellschaft Außergewöhnliches leisten.

Ihre Geschichte zeigt auch, wie wichtig Sichtbarkeit ist – und wie schmerzhaft das Versteckspiel sein kann. In Deutschland haben wir in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht: Von der Einführung der eingetragenen Lebenspartnerschaft 2001 bis zur Ehe für alle 2017. Doch Sally Rides Geschichte erinnert uns daran, dass der Weg zur vollständigen Akzeptanz lang war – und noch nicht überall abgeschlossen ist.

Vorbild für eine Generation

Nach ihrem historischen Flug wurde Sally Ride zur berühmtesten Person der Welt und inspirierte eine ganze Generation von Mädchen und jungen Frauen. Dass sie auch als lesbische Frau ein Vorbild sein kann, erfuhren viele erst nach ihrem Tod. Diese verzögerte Anerkennung macht ihre Geschichte umso bewegender – und zeigt, wie viele LGBTQ+-Vorbilder möglicherweise noch unentdeckt in der Geschichte verborgen liegen.

Der Dokumentarfilm "Sally – Pionierin des Weltalls" macht deutlich: Wahre Pionier:innen durchbrechen nicht nur eine gläserne Decke, sondern oft mehrere gleichzeitig. Sally Rides Vermächtnis reicht weit über die Raumfahrt hinaus – sie zeigt uns, dass Authentizität und Mut auch posthum inspirieren können.


Transgender-Rechte in Gefahr: Britische Polizei-Richtlinien für Leibesvisitationen alarmieren Menschenrechtsgruppen

Die neuesten Richtlinien des britischen National Police Chiefs' Council (NPCC) für Leibesvisitationen von Transgender-Personen haben zu erheblicher Kritik geführt. Laut einem Bericht von PinkNews sollen künftig "intime Durchsuchungen" von Polizeibeamten desselben "biologischen Geschlechts" wie die verdächtige Person durchgeführt werden. Für die deutsche LGBTQ+-Community ist diese Entwicklung besonders alarmierend, da sie einen starken Kontrast zu den progressiven Reformen hierzulande bildet.

Neue Regelungen verstärken systemische Ungerechtigkeit

Die im Mai veröffentlichten Interimsrichtlinien bedeuten in der Praxis, dass Trans-Frauen von Cis-Männern durchsucht würden, während Trans-Männer von Cis-Frauen durchsucht werden müssten. Obwohl es "begrenzte Ausnahmen" geben soll, warnt das Network for Police Monitoring (Netpol), dass die Richtlinien nur die "systemische Ungerechtigkeit" gegen Transgender-Personen vertiefen würden.

Kat Hobbs von Netpol kritisiert scharf: "Die Interimsrichtlinien lassen Trans- und nicht-binäre Menschen in Angst vor Übergriffen durch die Polizei bei Routinedurchsuchungen leben und öffnen die Tür für Missbrauch." Besonders problematisch sei, dass LGBTQ+-Personen bereits einem höheren Risiko für Polizeigewalt ausgesetzt seien.

Deutschland als Vorbild für progressive Trans-Rechte

Während Großbritannien diese restriktiven Maßnahmen einführt, hat Deutschland einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Im August 2024 trat das neue Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das es Transgender- und nicht-binären Personen ermöglicht, ihre offiziellen Dokumente durch ein einfaches Verwaltungsverfahren zu ändern. Dieses Gesetz ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980, das noch drakonische Anforderungen stellte.

Zusätzlich hat Deutschland bereits 2021 seine Polizeidienstvorschrift 300 (PDV 300) reformiert, um sicherzustellen, dass Transgender- und intersexuelle Personen offen als Polizeibeamte arbeiten können. Diese progressiven Schritte zeigen einen deutlichen Gegensatz zur Entwicklung in Großbritannien und unterstreichen Deutschlands Rolle als Vorreiter für LGBTQ+-Rechte in Europa.

Bürokratische Hürden und menschliche Würde

Die britischen Richtlinien sehen zwar vor, dass Transgender-Personen eine Durchsuchung durch einen Beamten ihres gelebten Geschlechts beantragen können, doch diese Ausnahme erfordert die schriftliche Zustimmung des autorisierenden Beamten, der festgenommenen Person und des durchsuchenden Beamten. Zudem kann der Antrag abgelehnt werden, wenn das Risiko als "zu groß" eingeschätzt wird.

Besonders kritisiert wird eine Klausel, die es Beamten erlaubt, die Durchsuchung von Trans-Verdächtigen ohne berufliche Nachteile zu verweigern. Hobbs sieht darin einen klaren Fokus darauf, "Polizeibeamte vor beruflichen Rückschlägen zu schützen, anstatt LGBTQ+-Personen in Polizeigewahrsam zu schützen."

Europäische Perspektive auf Trans-Rechte

Die Entwicklungen in Großbritannien stehen im starken Kontrast zu den Bemühungen anderer europäischer Länder, die Rechte von Transgender-Personen zu stärken. Während Deutschland mit seinem Selbstbestimmungsgesetz internationale Anerkennung erhalten hat, zeigen die britischen Richtlinien eine besorgniserregende Rückwärtsentwicklung.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist es wichtig, diese Entwicklungen im Ausland zu beobachten und gleichzeitig die eigenen Errungenschaften zu schützen und weiter auszubauen. Die Erfahrungen aus Großbritannien zeigen deutlich, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder in Gefahr geraten können.

Die NPCC begründet ihre Richtlinien mit einem Urteil des britischen Supreme Court, das die Definitionen von "Geschlecht" und "Frauen" im Equality Act von 2010 auf "biologisches Geschlecht" bezog. Chief Constable Gavin Stephens betont, man wolle das Urteil "pragmatisch und konsistent" umsetzen, während man gleichzeitig alle Menschen "mit Fairness, Würde und Respekt" behandeln wolle.


Gescheiterte Anschlagsdrohung gegen CSD Harz offenbart wachsende Bedrohungslage

Die Staatsanwaltschaft Halberstadt zweifelt laut MDR an der "Ernsthaftigkeit" einer Anschlagsdrohung gegen den CSD Harz, nachdem ein 20-Jähriger wegen entsprechender Äußerungen festgenommen wurde. Der ursprüngliche Bericht auf queer.de zeigt jedoch ein alarmierendes Muster auf, das weit über diesen einzelnen Fall hinausgeht.

Ein missglückter Einschüchterungsversuch

Der Fall in Wernigerode mag auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheinen: Bei der Hausdurchsuchung fanden Ermittler lediglich zwei Schreckschuss- und eine Softairwaffe sowie korrodierte Munition, die offenbar im Freien gefunden worden war. Der Verdächtige wurde mangels ausreichender Beweise wieder auf freien Fuß gesetzt. Doch die Geschichte endet hier nicht.

Falko Jentsch vom CSD Wernigerode berichtet gegenüber der taz, dass der 20-Jährige seine Freiheit nutzt, um "durch die Stadt zu laufen und zu behaupten, er gehe gegen die CSD-Akteure vor, weil sie seinen Ruf zerstören würden". Diese Nachspielaktionen zeigen, dass es weniger um eine ernst gemeinte Bedrohung ging, sondern vielmehr um gezielte Einschüchterung der LGBTQ+-Community.

Symptom einer wachsenden Bedrohung

Der Vorfall in Wernigerode ist kein Einzelfall, sondern reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Laut tagesschau haben Bedrohungen und Angriffe auf CSD-Veranstaltungen sowohl quantitativ als auch qualitativ deutlich zugenommen. Besonders in Regionen mit starker AfD-Präsenz mobilisieren sich rechtsextreme Gruppen organisiert gegen Pride-Events.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2023 wurden in Deutschland 1.785 Straftaten im Bereich der queerfeindlichen Hasskriminalität dokumentiert - ein Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Entwicklung macht sich auch bei den CSD-Veranstaltungen bemerkbar, die zunehmend unter erheblichem Polizeischutz stattfinden müssen.

Auswirkungen auf die Community

Die psychologischen Folgen dieser Bedrohungslage sind erheblich. Jentsch bestätigt: "Wir merken an den Zahlen, dass Menschen die CSDs aus Angst meiden." Diese Entwicklung ist besonders tragisch, da sie genau das Gegenteil dessen bewirkt, wofür Christopher Street Days stehen: Sichtbarkeit, Stolz und gemeinschaftliche Stärke.

Auch wenn der CSD Harz am vergangenen Wochenende mit knapp 400 Teilnehmenden ohne Zwischenfälle stattfand, zeigt allein das "massive Polizeiaufgebot", das laut Jentsch nötig war, wie angespannt die Lage ist. In anderen Fällen führten konkrete Bedrohungen bereits zu kompletten Absagen von Pride-Veranstaltungen, wie etwa in Gelsenkirchen.

Politische Aufmerksamkeit wächst

Die Thematik hat mittlerweile auch die Landesparlamente erreicht. Im Magdeburger Landtag befragte die grüne Abgeordnete Susan Sziborra-Seidlitz Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) zu dem Vorfall. Die Ministerin bestätigte den "relativ hohen Polizeiaufgebot" für den CSD in Wernigerode und rechtfertigte dies mit der Präsenz "vereinzelter rechter oder rechtsextremer Jugendlicher", die das Event stören wollten.

Diese politische Aufmerksamkeit ist wichtig, denn sie macht deutlich: Die Bedrohungslage für LGBTQ+-Veranstaltungen ist real und erfordert staatliche Schutzmaßnahmen. Gleichzeitig zeigt sie aber auch, wie weit sich die Situation bereits entwickelt hat - dass Pride-Events nur noch unter Polizeischutz stattfinden können, ist ein Armutszeugnis für die Toleranz in unserer Gesellschaft.

Ein Aufruf zur Solidarität

Der Fall in Wernigerode mag glimpflich ausgegangen sein, doch er mahnt zur Wachsamkeit. Die LGBTQ+-Community braucht jetzt mehr denn je die Unterstützung der gesamten Gesellschaft. Jeder CSD-Besuch, jede Regenbogenflagge, jede Stimme gegen Diskriminierung ist ein wichtiges Zeichen - nicht nur für die Community selbst, sondern auch für diejenigen, die versuchen, durch Einschüchterung und Drohungen Angst zu verbreiten.

Die Demokratie und die Rechte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten lassen sich nicht durch korrodierte Munition und großspurige Drohungen zerstören. Sie leben von der mutigen Sichtbarkeit derjenigen, die für Vielfalt und Akzeptanz einstehen - auch und gerade in schwierigen Zeiten.


Tennis-Star Daria Kasatkina und Natalia Zabiiako sind verlobt – Ein Zeichen für Mut und Liebe

Die Tenniswelt jubelt: Daria Kasatkina und ihre Partnerin Natalia Zabiiako haben sich verlobt! Die beiden teilen ihre Freude über diesen wichtigen Schritt auf Instagram und zeigen einmal mehr, dass Liebe alle Grenzen überwinden kann. Die Geschichte der 27-jährigen Tennisspielerin ist dabei weit mehr als nur eine romantische Liebesgeschichte – sie ist ein bewegendes Zeugnis für Mut, Selbstbestimmung und den Kampf um Gleichberechtigung. Wie PinkNews berichtet, hat die Verlobung auch eine politische Dimension, die bis heute nachhall.

Ein Liebesbeweis mit Symbolkraft

Mit einem einfachen „Und genau so" teilte das Paar auf Instagram die frohe Botschaft. Zabiiako, die ehemalige olympische Eiskunstläuferin, präsentiert stolz ihren Verlobungsring – ein Diamant, der nicht nur ihre Liebe, sondern auch ihre gemeinsame Zukunft symbolisiert. Die Reaktionen der Tenniswelt ließen nicht lange auf sich warten: WTA-Spielerin Katie Boulter gratulierte herzlich, während die russisch-australische Tennisspielerin Arina Rodionova augenzwinkernd ankündigte: „Ich werde bei der Hochzeit dabei sein, ob ihr es wollt oder nicht."

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist diese Verlobung besonders bedeutsam. In einer Zeit, in der in vielen Ländern Europas und weltweit die Rechte von queeren Menschen wieder unter Druck stehen, zeigt Kasatkinas Geschichte, wie wichtig es ist, für die eigene Identität einzustehen. Ihre Entscheidung, Russland zu verlassen und nach Australien zu wechseln, erinnert an die Herausforderungen, denen auch LGBTQ+-Menschen in Deutschland gegenüberstehen können – sei es in Sportvereinen, am Arbeitsplatz oder in konservativen Familien.

Von Russland nach Australien – ein Schritt der Selbstbestimmung

Kasatkinas Weg ist geprägt von schwierigen Entscheidungen. 2022 outete sie sich öffentlich als lesbisch und machte ihre Beziehung zu Zabiiako bekannt. In einem gemeinsamen YouTube-Kanal namens „What the Vlog?" geben die beiden Einblicke in ihr Leben auf der Tour und zeigen, wie normal und selbstverständlich queere Liebe sein kann.

Der Schritt, die russische Staatsbürgerschaft aufzugeben und für Australien zu spielen, war für Kasatkina mehr als nur eine sportliche Entscheidung. „Es ist unmöglich für mich, in meine Heimat zurückzukehren", erklärte sie. Die aktuell auf Platz 16 der Weltrangliste stehende Spielerin lebt mittlerweile zwischen Spanien und Dubai und hat in Australien eine neue sportliche Heimat gefunden. „Ich werde immer Respekt und Wertschätzung für meine Wurzeln haben, aber ich freue mich darauf, dieses neue Kapitel meiner Karriere und meines Lebens unter der australischen Flagge zu beginnen", erklärte sie bei der Bekanntgabe ihrer Aufenthaltsgenehmigung.

Vorbilder für queere Athlet*innen weltweit

Die Geschichte von Kasatkina und Zabiiako ist auch für deutsche LGBTQ+-Sportler*innen von besonderer Bedeutung. Während Deutschland bereits wichtige Fortschritte bei der Akzeptanz queerer Menschen im Sport gemacht hat, gibt es noch immer Bereiche, in denen Aufklärung und Sichtbarkeit fehlen. Initiativen wie das Outsport-Magazin arbeiten daran, queere Athlet*innen zu unterstützen und Vorurteile abzubauen.

Kasatkinas Mut, offen über ihre Sexualität zu sprechen und konsequent für ihre Überzeugungen einzustehen, macht sie zu einem wichtigen Vorbild. Ihre acht WTA-Titel und ihre beste Weltranglistenposition als Nummer 8 beweisen, dass sportlicher Erfolg und authentisches Leben Hand in Hand gehen können. Wie Tennis.com berichtet, ist sie eine der wenigen offen lesbischen Spielerinnen auf der WTA-Tour und nutzt ihre Plattform, um für LGBTQ+-Rechte einzustehen.

Eine Zukunft voller Möglichkeiten

Die Verlobung von Kasatkina und Zabiiako ist mehr als nur eine private Angelegenheit – sie ist ein Zeichen der Hoffnung für alle queeren Menschen, die sich nach Akzeptanz und Liebe sehnen. Ihre Geschichte zeigt, dass es möglich ist, auch unter schwierigen Umständen zu sich selbst zu stehen und eine erfüllte Beziehung zu führen.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist das Paar ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, Räume zu schaffen, in denen queere Liebe offen gelebt werden kann. Ob in Sportvereinen, am Arbeitsplatz oder in der Gesellschaft allgemein – Kasatkinas Mut kann andere dazu inspirieren, ebenfalls authentisch zu leben und für ihre Rechte einzustehen.

Die Tennispartnerschaft zwischen Kasatkina und Zabiiako zeigt auch, dass Liebe keine Grenzen kennt – weder geografische noch kulturelle. Ihre gemeinsame Zukunft unter der australischen Flagge symbolisiert einen Neuanfang, der anderen queeren Menschen Mut machen kann, ebenfalls den Schritt zu wagen und für ihre Überzeugungen einzustehen.


Krieg überschattet Pride: Tel Aviv sagt größte Parade des Nahen Ostens ab

Nach dem israelischen Großangriff auf den Iran wurde die diesjährige Tel Aviv Pride – die größte LGBTQ+-Veranstaltung im gesamten Nahen Osten – abgesagt. Wie queer.de berichtet, steht das öffentliche Leben in Israel aufgrund der angespannten Sicherheitslage weitgehend still. Schulen, Geschäfte und Veranstaltungszentren bleiben geschlossen, während die Bevölkerung aufgerufen wird, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben.

Ein herber Verlust für die Community

Die Absage der Tel Aviv Pride trifft die LGBTQ+-Community besonders schwer. Zehntausende von Menschen, darunter viele internationale Besucher*innen, hatten die Demonstration entlang der Mittelmeerküste erwartet. Die anschließende Beachparty im Charles-Clore-Park sowie das große Pride-Konzert mit DJ Ofer Nissim fallen ebenfalls aus.

Als Ehrengast war Caitlyn Jenner aus den USA angereist. Bei einer Pressekonferenz betonte sie: "Das israelische Volk ist sehr aufgeschlossen. Die Menschen sind freundlich und großartig für die LGBTQ-Gemeinschaft, aber das weiß kaum jemand." Ihre Worte unterstreichen die Bedeutung der Tel Aviv Pride als wichtiges Symbol für LGBTQ+-Rechte in einer Region, in der queere Menschen oft Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt sind.

Deutsche Parallelen: Wenn Sicherheit Pride überschattet

Die Absage der Tel Aviv Pride erinnert an ähnliche Herausforderungen in Deutschland. Auch hierzulande sehen sich Christopher Street Day-Veranstaltungen zunehmend Bedrohungen ausgesetzt. Die Amadeu Antonio Stiftung berichtet von einer massiven Zunahme von Online-Bedrohungen und Aufrufen zu Gegenaktionen durch rechtsextreme Gruppen.

So musste beispielsweise der CSD in Gelsenkirchen 2023 aufgrund einer "abstrakten Gefahrenlage" abgesagt werden. In anderen deutschen Städten wie Hannover, Wiesbaden und Karlsruhe kam es zu Angriffen auf Pride-Veranstaltungen. Als Reaktion darauf haben die Amadeu Antonio Stiftung und Campact einen Regenbogenschutzfonds in Höhe von 100.000 Euro eingerichtet, um CSD-Organisator*innen bei der Verstärkung ihrer Sicherheitsmaßnahmen zu unterstützen.

Pride als Widerstand in schweren Zeiten

Die Absage der Tel Aviv Pride verdeutlicht, wie geopolitische Spannungen und gesellschaftliche Polarisierung die LGBTQ+-Community weltweit bedrohen. Während in Israel derzeit militärische Sicherheit Vorrang hat, kämpfen queere Menschen in Deutschland gegen rechtsextreme Hetze und Gewalt.

Doch trotz aller Herausforderungen bleibt die Botschaft klar: Pride-Veranstaltungen sind mehr als nur Feiern – sie sind politische Demonstrationen für Gleichberechtigung und Menschenrechte. Wie ein Aktivist beim Berliner CSD sagte: "Verstecken bringt nichts mehr. Wir müssen sichtbar bleiben."

Die Tel Aviv Pride mag dieses Jahr ausgefallen sein, aber die Solidarität der internationalen LGBTQ+-Community bleibt bestehen. In einer Zeit, in der queere Rechte weltweit unter Druck stehen, wird jede Pride-Parade zu einem wichtigen Zeichen des Widerstands – sei es in Tel Aviv, Berlin oder Gelsenkirchen.


„Datenschutz gilt nicht für trans Menschen": Kontroverse Aussagen der britischen Gleichstellungskommission schockieren Aktivist*innen

Die Vorsitzende der britischen Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC), Kishwer Falkner, hat in einer Parlamentsanhörung eine kontroverse Aussage gemacht: Sie behauptete, dass das Recht auf Privatsphäre für trans Menschen nicht gelte, wenn es um den Zugang zu geschlechtsspezifischen Einrichtungen wie Toiletten geht. Diese Aussage löste heftige Kritik von LGBTQ+-Aktivist*innen und Rechtswissenschaftler*innen aus.

Der Kern der Kontroverse

Vor dem parlamentarischen Ausschuss für Frauen und Gleichstellung erklärte Falkner am 11. Juni, dass Artikel 8 des britischen Menschenrechtsgesetzes von 1998 nicht auf trans Menschen anwendbar sei, wenn es um den Zugang zu „geschlechtsspezifischen" Räumen geht. Dieser Artikel garantiert eigentlich jedem Menschen das Recht auf Achtung seines Privat- und Familienlebens.

Als die liberaldemokratische Abgeordnete Christine Jardine fragte, ob das Zwingen von trans Menschen, sich beim Betreten geschlechtsspezifischer Räume zu outen, eine Verletzung der Privatsphäre darstelle, antwortete Falkner kategorisch: „Wir denken nicht, dass Artikel-8-Rechte hier anwendbar sind."

Geplante Verschärfungen: Ausweispflicht für Toilettengänge

Die EHRC hat bereits im April 2025 vorläufige Richtlinien veröffentlicht, die trans Frauen den Zugang zu Frauentoiletten verbieten. Noch drastischer sind die geplanten Änderungen, die bereits im Januar 2025 in Kraft treten könnten: Trans Menschen müssten dann möglicherweise Ausweisdokumente mit sich führen, um öffentliche Toiletten oder Umkleideräume zu benutzen.

Dienstleister*innen könnten das Recht erhalten, trans Menschen zu konfrontieren und nach Ausweisen oder Kopien ihrer Geschlechtsanerkennungsurkunde zu verlangen, wenn dies „notwendig und gerechtfertigt" erscheint. Diese Maßnahmen würden faktisch zu einem Outing-Zwang für trans Menschen führen – genau das, was der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bereits 2002 im Fall Goodwin vs. Vereinigtes Königreich als Menschenrechtsverletzung verurteilt hatte.

Deutschland: Ein Blick auf die andere Seite des Kanals

Während Großbritannien den Weg der Verschärfung einschlägt, entwickelt sich Deutschland in eine andere Richtung. Seit November 2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das trans, inter* und nicht-binären Menschen ermöglicht, ihre Geschlechtszugehörigkeit und Vornamen durch ein einfaches Verwaltungsverfahren zu ändern.

In Deutschland gibt es zwar keine bundesweit einheitlichen Regelungen für Toilettenzugang, aber die Antidiskriminierungsstelle des Bundes empfiehlt geschlechtsneutrale Einzeltoiletten als Lösung. Städte wie Berlin setzen zunehmend auf Konzepte mit geschlechtsneutralen Toiletten neben traditionell getrennten Anlagen – ein „Drittel-Mix", der allen Bedürfnissen gerecht werden soll.

Rechtliche Widersprüche und Kritik

Jo Maugham, Direktor des Good Law Project, widersprach Falkners Interpretation heftig. Er verwies darauf, dass das jüngste Urteil des britischen Obersten Gerichtshofs Artikel 8 der Menschenrechtskonvention überhaupt nicht behandelt habe. Stattdessen erinnerte er an den wegweisenden Fall von Christine Goodwin, in dem der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied, dass das Zwangs-Outing einer trans Frau ihre Artikel-8- und Artikel-12-Rechte verletzt hatte.

Besonders problematisch wird Falkners Position, wenn sie erklärt, wie sie zwischen cis und trans Menschen unterscheiden will: durch „informierte Einschätzung". Diese subjektive Bewertung könnte zu willkürlicher Diskriminierung und Belästigung aller Menschen führen, die nicht traditionellen Geschlechterbildern entsprechen.

Auswirkungen auf die Community

Die geplanten Maßnahmen würden trans Menschen vor eine unmögliche Wahl stellen: Entweder sie riskieren Diskriminierung und Gewalt beim Benutzen der Toilette ihres bei der Geburt zugewiesenen Geschlechts, oder sie müssen sich jedes Mal outen, wenn sie eine öffentliche Toilette benutzen möchten. Für viele trans Menschen, die bereits unter hohen Raten von Diskriminierung und Gewalt leiden, würde dies eine weitere Hürde für die Teilhabe am öffentlichen Leben bedeuten.

Die Entwicklungen in Großbritannien zeigen, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder erodieren können. Sie verdeutlichen auch, warum der Schutz der Menschenrechte aller Menschen – einschließlich trans Menschen – nicht zur Verhandlungssache werden darf. Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen anderen Weg einschlägt, bleibt abzuwarten, wie sich die Situation für trans Menschen auf beiden Seiten des Kanals entwickeln wird.


Historischer Erfolg für trans Menschen: EGMR verurteilt Tschechien wegen Zwangssterilisation

In einem wegweisenden Urteil hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Tschechien wegen der Verletzung der Rechte von geschlechtlichen Minderheiten verurteilt. Die Entscheidung betrifft eine nichtbinäre Person, die für eine Änderung ihres Geschlechtseintrags eine Zwangssterilisation hätte durchführen lassen müssen – eine Praxis, die Deutschland bereits 2011 als verfassungswidrig abgeschafft hat.

Ein Kampf um Würde und Selbstbestimmung

Die klagende Person T. H., geboren 1977, führte einen jahrelangen Rechtskampf für das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung. Obwohl bei der Geburt als männlich registriert, konnte sich H. nie mit dieser Geschlechtsidentität identifizieren. Der Wunsch, den Geschlechtseintrag auf weiblich zu ändern – mangels einer nichtbinären Option in Tschechien – scheiterte an der staatlichen Forderung nach einer geschlechtsanpassenden Operation.

Diese unmenschliche Zwickmühle kennen auch viele deutsche trans Menschen aus der Vergangenheit: Bis 2011 mussten sich in Deutschland etwa 10.000 Transgender-Personen zwangsweise sterilisieren lassen, um ihren Geschlechtseintrag ändern zu können. Das Bundesverfassungsgericht erklärte diese Praxis als verfassungswidrig, da sie gegen die Menschenwürde und das Recht auf körperliche Unversehrtheit verstößt.

Europäisches Recht als Schutzschild

Der EGMR stellte fest, dass Tschechien die klagende Person vor eine unzumutbare Wahl gestellt hatte, die "schwere medizinische und psychologische Folgen" mit sich brachte. Das Gericht sah sowohl eine Verletzung des Rechts auf Achtung des Privat- und Familienlebens (Artikel 8) als auch des Diskriminierungsverbots (Artikel 14) der Europäischen Menschenrechtskonvention.

Besonders gravierend: Durch die Diskrepanz zwischen Geschlechtsidentität und Personaldokumenten war H. gezwungen, bei jeder Vorlage der Papiere die eigene Geschlechtsidentität preiszugeben – eine Form der Zwangsouting, die trans Menschen täglich der Gefahr von Diskriminierung und Gewalt aussetzt.

Deutschland als Vorbild – mit offenen Baustellen

Während Deutschland mit der Abschaffung der Zwangssterilisation 2011 einen wichtigen Schritt vorausging, gibt es noch ungelöste Fragen. Der Bundesverband Trans* (BVT*) fordert weiterhin eine offizielle Entschuldigung der Bundesregierung und einen Entschädigungsfonds für die Betroffenen der verfassungswidrigen Praxis zwischen 1981 und 2011.

Mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 das alte Transsexuellengesetz ersetzte, hat Deutschland einen weiteren Meilenstein für trans Rechte gesetzt. Trans Menschen können nun unbürokratischer ihren Geschlechtseintrag und Vornamen ändern – ohne medizinische Eingriffe oder demütigende Gutachterverfahren.

Hoffnung auf Wandel in Tschechien

Auch in Tschechien zeigt sich Bewegung: Das tschechische Verfassungsgericht entschied bereits 2023, dass Geschlechtseintragsänderungen ohne Sterilisation möglich sein müssen. Ein entsprechendes Gesetz lässt jedoch auf sich warten. Marie-Hélène Ludwig von ILGA Europe hofft, dass das EGMR-Urteil nun den nötigen Druck auf die tschechische Regierung ausübt: "Das Urteil erinnert die Regierung daran, dass sie die Pflicht hat, diese weiter bestehende Menschenrechtsverletzung endlich zu beenden."

Ein Signal für ganz Europa

Das Urteil des EGMR sendet ein klares Signal an alle 46 Mitgliedstaaten des Europarats: Zwangssterilisationen von trans Menschen sind Menschenrechtsverletzungen, die nicht länger toleriert werden. Auch wenn das Gericht keine direkten Sanktionsmöglichkeiten hat, schafft es wichtige Präzedenzfälle für künftige Verfahren.

Für trans Menschen in Deutschland und Europa bedeutet dieses Urteil nicht nur juristischen Fortschritt, sondern auch gesellschaftliche Anerkennung ihres Kampfes um Würde und Selbstbestimmung. Es zeigt: Die Zeiten, in denen trans Menschen zwischen körperlicher Unversehrtheit und rechtlicher Anerkennung wählen mussten, gehören der Vergangenheit an – zumindest in einem immer größer werdenden Teil Europas.


Polnischer Politiker zerstört LGBTQ+-Ausstellung: Ein Angriff auf die Demokratie mit Warnzeichen für Deutschland

Ein schockierender Akt der Intoleranz erschütterte diese Woche das polnische Parlament: Der rechtsextreme Europaabgeordnete Grzegorz Braun zerstörte demonstrativ eine LGBTQ+-Ausstellung im Sejm. Die Tat wurde vollständig gefilmt und zeigt eindringlich, wie weit manche Politiker bereit sind zu gehen, um queere Menschen zu attackieren. Was in Warschau geschah, sollte als Warnsignal auch für Deutschland ernst genommen werden.

Brauns systematischer Kampf gegen Vielfalt

Die Bilder sind erschütternd: Grzegorz Braun reißt Regenbogen-Grafiken von den Staffeleien, wirft sie zu Boden und tritt sie zusammen. Auf die Frage von Journalisten, was er da tue, antwortet er kaltblütig: "Ich verhindere ein öffentliches Ärgernis." Die Ausstellung, organisiert von der Gruppe "Tęczowe Opole" (Regenbogen Opole), wurde damit zum Symbol für den systematischen Angriff auf LGBTQ+-Rechte in Polen.

Parlamentssprecher Szymon Hołownia reagierte entschieden und verhängte ein Hausverbot gegen Braun. "Es gibt keinen Platz für Hooligans im Sejm", erklärte er unmissverständlich. Außenminister Radosław Sikorski kritisierte zudem, dass die Parlamentswächter nicht eingriffen, obwohl privates Eigentum zerstört wurde.

Ein Muster der Gewalt

Dies war nicht Brauns erster Angriff auf Minderheiten. Im März dieses Jahres besprühte er bereits Fotos einer LGBTQ+-Ausstellung in Opole mit Farbe. Noch schockierender war sein Angriff auf die jüdische Gemeinde: Im Dezember 2023 löschte er mit einem Feuerlöscher Chanukka-Kerzen im polnischen Parlament – ein Akt, der ihm die parlamentarische Immunität kostete und strafrechtliche Konsequenzen nach sich zog.

Brauns Taten sind Teil eines größeren Musters der Gewalt gegen Minderheiten, das sich über ganz Europa ausbreitet. Seine Rechtfertigung, er bekämpfe "Beleidigungen des katholischen Glaubens", zeigt die gefährliche Instrumentalisierung von Religion für politische Zwecke.

Deutschland: Steigende Gewalt gegen queere Menschen

Was in Polen geschieht, hat auch direkten Bezug zu Deutschland. Die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts sind alarmierend: 2024 wurden 1.765 Fälle queerfeindlicher Straftaten im Bereich "sexuelle Orientierung" und 1.152 Fälle im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität" registriert – ein Anstieg um 18% beziehungsweise 35% gegenüber dem Vorjahr.

Die Parallelen sind beunruhigend: Auch in Deutschland werden LGBTQ+-Einrichtungen angegriffen, Mahnmale beschädigt und queere Menschen bedroht. Von Berlin bis München häufen sich Berichte über Pöbeleien, Bedrohungen und körperliche Angriffe. Die Behörden gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Vorfälle nicht gemeldet werden.

Die AfD als Gefahr für Gleichberechtigung

Besonders besorgniserregend ist die Haltung der AfD gegenüber LGBTQ+-Rechten. Die Partei will die Ehe für alle abschaffen und bestehende Bildungs- und Aktionspläne gegen Homo- und Transphobie beenden. Damit folgt sie dem Muster autoritärer Bewegungen in ganz Europa, die hart erkämpfte Rechte wieder zurückdrehen wollen.

Experten warnen vor einer zunehmenden Instrumentalisierung der LGBTQ+-Community als Feindbild. Das Bundesamt für Verfassungsschutz stellt in einer aktuellen Analyse fest, dass Rechtsextreme die queere Bewegung nutzen, um ihr rassistisches und nationalistisches Weltbild zu propagieren.

Ein Parlament als Symbol der Demokratie

Brauns Vandalismus im polnischen Parlament ist mehr als nur ein Angriff auf eine Ausstellung – es ist ein Angriff auf die demokratischen Werte selbst. Parlamente sind Orte des Dialogs und der Meinungsvielfalt, nicht der Gewalt und Zerstörung. Wenn gewählte Vertreter selbst zu Randalieren werden, ist das Fundament der Demokratie in Gefahr.

Die entschiedene Reaktion des polnischen Parlamentssprechers zeigt, dass Institutionen Grenzen ziehen können und müssen. Das Hausverbot für Braun ist ein wichtiges Signal: Intoleranz und Gewalt haben in demokratischen Institutionen keinen Platz.

Hoffnung trotz Rückschlägen

Trotz der beunruhigenden Entwicklungen gibt es auch Grund zur Hoffnung. In Polen selbst wurden die "LGBT-freien Zonen" inzwischen vollständig abgeschafft. Deutschland hat mit der Verabschiedung des Selbstbestimmungsgesetzes einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Rechte von trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen gemacht.

Die zerstörte Ausstellung wurde übrigens noch am selben Tag wieder aufgebaut – ein Symbol für die Widerstandsfähigkeit der LGBTQ+-Community. Wie die Regenbogenfahnen, die Braun zu zerstören suchte, lassen sich die Rechte und die Würde queerer Menschen nicht dauerhaft unterdrücken.

Die Ereignisse in Warschau mahnen uns: Demokratie und Menschenrechte sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen täglich verteidigt werden – in Polen, in Deutschland und überall, wo Menschen für ihre Würde und Gleichberechtigung kämpfen.


DeSantis' bewusste Auslassung: Wenn Politiker LGBTQ+-Opfer unsichtbar machen

Neun Jahre nach dem verheerenden Anschlag auf den Pulse-Nachtclub in Orlando wiederholt sich ein beunruhigendes Muster: Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat in seiner offiziellen Gedenkrede erneut die LGBTQ+- und Latinx-Gemeinden unerwähnt gelassen. Die ursprüngliche Berichterstattung zeigt ein verstörendes Bild politischer Instrumentalisierung von Trauer.

Die Macht der Sprache in der Erinnerungskultur

Am 12. Juni 2016 starben 49 Menschen und 53 weitere wurden verletzt, als ein Attentäter den Pulse-Nachtclub während einer "Latin Night" angriff. Die Opfer waren überwiegend junge LGBTQ+-Menschen lateinamerikanischer Herkunft – eine Tatsache, die DeSantis in seiner Proklamation bewusst verschwieg. Stattdessen sprach er lediglich von einem "Terrorakt" ohne die spezifische Zielrichtung zu benennen.

Carlos Guillermo Smith, Floridas erster offen schwuler Hispanic-Senator, bezeichnete die Auslassung als "intentional" und kritisierte, dass der Gouverneur "mehr daran interessiert ist, politische Punkte zu sammeln als authentische Solidarität mit seinen eigenen Bürgern zu zeigen."

Deutschland: Lehren aus der Vergangenheit

In Deutschland haben wir aus unserer Geschichte gelernt, wie wichtig es ist, Opfer von Gewalt und Diskriminierung sichtbar zu machen. Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin steht als Symbol dafür, dass marginalisierte Gruppen nicht aus der Erinnerung getilgt werden dürfen.

Während DeSantis die Identität der Pulse-Opfer verschweigt, arbeiten deutsche Initiativen wie die Bundesstiftung Rosa Winkel daran, die Geschichten verfolgter LGBTQ+-Menschen zu bewahren und zu erzählen. Diese Arbeit zeigt: Erinnerung ohne Kontext ist hohle Symbolik.

Ein Muster politischer Manipulation

Dies ist nicht das erste Mal, dass DeSantis die betroffenen Gemeinschaften aus seinen Pulse-Gedenkworten tilgt. Bereits 2019 passierte dasselbe – damals entschuldigte sich sein Büro und schob die Verantwortung auf die Mitarbeiter. Dass es sich 2025 wiederholt, entlarvt die wahren Absichten.

DeSantis, der öffentlich verkündete, Florida sei der Ort, wo Diversitätsinitiativen "sterben gehen", instrumentalisiert das Gedenken für seine anti-LGBTQ+-Agenda. Er ehrt die Toten, indem er ihre Identität verleugnet – ein Widerspruch, der zynischer kaum sein könnte.

Die Bedeutung authentischen Gedenkens

Echtes Gedenken erfordert Mut zur Wahrheit. Die Opfer von Pulse wurden nicht zufällig getroffen – sie wurden gezielt angegriffen, weil sie LGBTQ+ und überwiegend Latinx waren. Diese Realität zu verschweigen bedeutet, den Hass zu verharmlosen, der sie tötete.

Während der ursprüngliche Pulse-Nachtclub bald einem Gedenkort weichen wird, kämpfen Überlebende und Angehörige dafür, dass die Erinnerung authentisch bleibt. Sie verdienen Politiker, die ihre Geschichten nicht für politische Zwecke zensieren.

In einer Zeit, in der LGBTQ+-Rechte global unter Druck stehen, ist DeSantis' Verhalten mehr als nur eine lokale Kontroverse – es ist ein Warnsignal dafür, wie Populisten Trauer politisieren und Minderheiten unsichtbar machen. Die 49 Seelen von Pulse verdienen bessere Fürsprecher als einen Gouverneur, der ihre Identität als politisches Hindernis betrachtet.


NASCAR unter Beschuss: Schwache Pride-Unterstützung in Zeiten von DEI-Angriffen

Die National Association for Stock Car Auto Racing (NASCAR) sieht sich heftige Kritik für ihre schwache Unterstützung des Pride Month ausgesetzt. Nach einem Bericht von PinkNews beschränkte sich die Organisation auf einen einzigen LinkedIn-Post, während sie gleichzeitig ihre Reichweite von 3,6 Millionen Followern auf X (ehemals Twitter) ignorierte.

Ein mutloser Rückzug ins Verborgene

Der schwache Auftritt von NASCAR steht in scharfem Kontrast zu ihrer Herangehensweise im Vorjahr, als sie noch auf X posteten – allerdings mit katastrophalen Folgen. Die Kommentare wurden von Hassreden überflutet, Fans drohten mit Boykott und verglichen die LGBTQ+-Community sogar mit Straftätern. Diese toxische Reaktion scheint NASCAR dazu veranlasst zu haben, sich auf die vermeintlich "sichere" Plattform LinkedIn zurückzuziehen.

Die Fans ließen diese Feigheit nicht unkommentiert. "Gibt es einen Grund, warum ihr das nur auf LinkedIn postet, aber nicht auf anderen sozialen Medien?", fragte ein Follower. Ein anderer kommentierte treffend: "LinkedIn??? Oh, wir müssen mehr Mut haben als das."

Deutschland: Ein Spiegel der globalen Herausforderungen

Diese Entwicklung ist kein rein amerikanisches Phänomen. Auch in Deutschland kämpfen Sportorganisationen mit ähnlichen Herausforderungen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund berichtet über anhaltende Probleme mit Homophobie und Transphobie im deutschen Sport. Viele LGBTQ+-Sportler*innen haben nach wie vor Angst, sich zu outen, aus Furcht vor Diskriminierung und Ausgrenzung.

Während die Bundesregierung eine LGBTIQ*-Strategie verfolgt und Fortschritte bei der Inklusion macht, zeigen die Reaktionen auf NASCARs zaghafte Pride-Unterstützung, wie weit der Weg noch ist – auch in Deutschland.

Der Preis der Feigheit

NASCARs Rückzug ist symptomatisch für eine beunruhigende Entwicklung: Unternehmen und Organisationen knicken unter dem Druck von Hasskommentaren ein, anstatt für ihre Werte einzustehen. Diese Haltung schadet nicht nur der LGBTQ+-Community, sondern untergräbt auch die Glaubwürdigkeit der Organisation selbst.

Zum Vergleich: Marken wie Levi's, Converse, Hollister und Disney stehen weiterhin offen zu ihrer Pride-Unterstützung – trotz ähnlicher Angriffe. Sie verstehen, dass echte Führung bedeutet, auch in schwierigen Zeiten für seine Überzeugungen zu stehen.

Ein Weckruf für die Community

NASCARs schwache Performance sollte als Weckruf dienen. Die LGBTQ+-Community und ihre Verbündeten müssen lautstark Organisationen unterstützen, die echte Solidarität zeigen, und gleichzeitig diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die sich wegducken. In Deutschland können wir von Initiativen wie Outsport lernen, die europaweit für LGBTQ+-Inklusion im Sport kämpfen.

Die Botschaft ist klar: Wahre Unterstützung zeigt sich nicht nur in bunten Logos, sondern in mutigem Handeln – auch wenn der Gegenwind stark ist. NASCAR hat eine Chance verpasst, Führung zu zeigen. Die Community wird sich daran erinnern.


Zwischen Fortschritt und Rückschlägen: Die gespaltene LGBTQ+-Akzeptanz in Deutschland

Eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos zeigt ein zwiespältiges Bild: Während sich die Akzeptanz queerer Menschen weltweit verschlechtert hat, bleibt Deutschland ein relativ sicherer Hafen – doch auch hier sind erste besorgniserregende Rückschläge erkennbar. Die im Pride-Monat Juni veröffentlichte Untersuchung befragte Menschen in 26 Ländern und offenbart eine gesellschaftliche Polarisierung, die auch vor deutschen Grenzen nicht Halt macht.

Deutschland: Solidarität trotz wachsender Spannungen

Die Zahlen scheinen zunächst beruhigend: 78 Prozent der Deutschen sprechen sich für den Schutz von Lesben, Schwulen und Bisexuellen vor Diskriminierung aus – ein Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Ähnlich positiv entwickelte sich die Unterstützung für Transgender-Personen mit 75 Prozent. Diese Werte positionieren Deutschland deutlich über dem globalen Durchschnitt und zeigen, dass die jahrzehntelange Aufklärungs- und Gleichstellungsarbeit Früchte trägt.

Besonders bemerkenswert ist die anhaltende Unterstützung für konkrete Gleichstellungsmaßnahmen: 74 Prozent befürworten gleiche Adoptionsrechte für gleichgeschlechtliche Paare, 71 Prozent stehen hinter der Ehe für alle. Diese Zahlen spiegeln einen gesellschaftlichen Wandel wider, der seit der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe 2017 und verschiedenen Antidiskriminierungsmaßnahmen spürbar ist.

Trans-Personen im Fokus: Ein besorgniserregender Trend

Doch die Studie enthüllt auch problematische Entwicklungen. Besonders alarmierend ist der Rückgang der Akzeptanz von Trans-Personen im Sport: Nur noch 25 Prozent der Deutschen unterstützen deren Teilnahme im Leistungssport – ein Minus von sechs Prozentpunkten. Dieser Trend fügt sich in ein internationales Muster ein, das zeigt, wie gezielt orchestrierte Desinformationskampagnen gesellschaftliche Meinungen beeinflussen können.

Die politische Instrumentalisierung von Trans-Themen durch Parteien wie die AfD und Teile der Union hinterlässt sichtbare Spuren. Wenn AfD-Vizechefin Beatrix von Storch im Bundestag mit transfeindlichen Äußerungen für Ordnungsgelder sorgt oder JU-Chef Johannes Winkel Trans-Frauen als "kranke Männer" bezeichnet, schaffen solche Aussagen ein gesellschaftliches Klima der Verunsicherung und des Misstrauens.

Generationskluft: Junge Männer im Fokus

Ein besonders beunruhigendes Phänomen zeigt sich bei der Generation Z: Während 65 Prozent der jungen Frauen queere Menschen unterstützen, sind es bei jungen Männern nur 30 Prozent. Diese Kluft spiegelt einen größeren gesellschaftlichen Trend wider, der Experten zunehmend beschäftigt.

Die Ursachen sind vielschichtig: Social-Media-Algorithmen, die polarisierende Inhalte bevorzugen, Influencer, die traditionelle Männlichkeitsbilder propagieren, und eine allgemeine Unsicherheit junger Männer in einer sich wandelnden Gesellschaft. Diese Entwicklung erfordert gezielte Bildungsansätze und Programme, die männliche Allies stärken und toxische Männlichkeitsvorstellungen hinterfragen.

Globaler Kontext: Deutschland als Leuchtturm in stürmischen Zeiten

Im internationalen Vergleich steht Deutschland noch relativ gut da. Während die globale Unterstützung für offen lebende LGBTQ+-Personen um acht Prozentpunkte auf 47 Prozent gesunken ist, zeigen sich Länder wie Thailand (67 Prozent), Spanien (66 Prozent) und Irland (61 Prozent) als progressive Vorbilder.

Die Vereinigten Staaten erleben einen dramatischen Rückgang um 13 Prozentpunkte auf nur noch 43 Prozent – ein Resultat der organisierten Anti-LGBTQ+-Kampagnen konservativer Gruppen und entsprechender Gesetzgebung in republikanisch regierten Bundesstaaten. Diese Entwicklung zeigt, wie schnell hart erkämpfte Fortschritte wieder rückgängig gemacht werden können.

Sichtbarkeit und Selbstidentifikation: Ein zweischneidiges Schwert

Interessant ist auch die Entwicklung der Selbstidentifikation: In Deutschland bezeichnen sich unverändert zwölf Prozent als LGBTQ+, während der globale Durchschnitt von elf auf neun Prozent gesunken ist. Diese Stabilität könnte sowohl auf eine gefestigte gesellschaftliche Akzeptanz als auch auf den Mut zur Sichtbarkeit hindeuten – oder darauf, dass Menschen in unsichereren Zeiten ihre Identität eher für sich behalten.

Die Tatsache, dass sich 14 Prozent der Generation Z als queer identifizieren, während es bei den Babyboomern nur fünf Prozent sind, verdeutlicht sowohl den gesellschaftlichen Wandel als auch die Bedeutung von Sichtbarkeit und Vorbildern für junge Menschen.

Ein Aufruf zum Handeln

Die Ipsos-Studie ist ein Weckruf: Auch in Deutschland dürfen wir nicht selbstgefällig werden. Die Verschlechterung der Akzeptanz von Trans-Personen im Sport und die wachsende Kluft zwischen jungen Männern und Frauen zeigen, dass kontinuierliche Aufklärungs- und Bildungsarbeit notwendig ist.

Es braucht gezielte Programme für junge Männer, eine stärkere Regulierung von Hassrede in sozialen Medien und den Mut politischer Akteure, populistischen Stimmungen entgegenzutreten. Deutschland hat die Chance, als positives Beispiel voranzugehen – doch nur wenn wir jetzt handeln, bevor sich negative Trends verfestigen.

Die LGBTQ+-Community und ihre Verbündeten müssen wachsam bleiben und weiter für eine offene, tolerante Gesellschaft kämpfen. Denn die Geschichte lehrt uns: Errungenschaften der Gleichberechtigung sind niemals selbstverständlich und müssen immer wieder neu verteidigt werden.


Trump-Administration streicht lebenswichtige LGBTQ+ Suizidprävention – Ein Warnsignal auch für Deutschland

Die Trump-Administration hat bestätigt, dass sie die Finanzierung für eine lebensrettende LGBTQ+ Jugend-Suizidpräventionshotline einstellen wird. Der ursprüngliche Bericht von PinkNews macht deutlich, wie schnell hart erkämpfte Fortschritte in der LGBTQ+ Beratung rückgängig gemacht werden können – ein Warnsignal, das auch in Deutschland ernst genommen werden sollte.

Die 988 Suicide & Crisis Lifeline LGBTQ+ Youth Specialised Services, die seit Juli 2022 über einer Million jungen Menschen geholfen haben, sollen bereits ab dem 1. Oktober 2025 ihre Finanzierung verlieren. Das Programm verbindet LGBTQ+ Jugendliche unter 18 Jahren, die Suizidgedanken haben, mit spezialisierten Beratungsorganisationen – ein Dienst, der buchstäblich Leben rettet.

Eine erschreckende Statistik

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Das Trevor Project schätzt, dass mehr als 1,8 Millionen LGBTQ+ Jugendliche in den USA jährlich ernsthaft über Suizid nachdenken. Mindestens ein*e Jugendliche*r versucht alle 45 Sekunden, sich das Leben zu nehmen. Jaymes Black, CEO des Trevor Project, kritisiert die Entscheidung scharf: „Es ist zutiefst verstörend zu sehen, wie die Administration bei einem evidenzbasierten, überparteilichen Programm den Rückwärtsgang einlegt, das erfolgreich 1,3 Millionen LGBTQ+ jungen Menschen lebensrettende Krisenbetreuung geboten hat."

Deutsche Parallelen: Auch hier fehlen spezielle Angebote

Die Situation in den USA sollte Deutschland als Weckruf dienen. Auch hierzulande sind LGBTQ+ Jugendliche deutlich stärker von suizidalem Verhalten betroffen als ihre heterosexuellen und cis-geschlechtlichen Altersgenoss*innen. Gleichzeitig mangelt es an evidenzbasierten, spezifisch auf diese Zielgruppe zugeschnittenen Präventionsangeboten.

Während Deutschland über etablierte Hilfsangebote wie die Nummer gegen Kummer (116 111), die Telefonseelsorge (0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222) und spezialisierte Online-Beratungen wie [U25] verfügt, fehlen oft die spezifischen Kompetenzen und Ressourcen für LGBTQ+ Jugendliche.

Was Deutschland von der US-Krise lernen kann

Expert*innen fordern seit Jahren einen multisektoralen, interprofessionellen und intersektionalen Ansatz für die Suizidprävention bei LGBTQ+ Jugendlichen. Das bedeutet: Schulen, Gesundheitswesen, Beratungsstellen und LGBTQ+ Organisationen müssen zusammenarbeiten.

Besonders wichtig sind partizipative Peer-to-Peer-Ansätze, bei denen junge LGBTQ+ Menschen andere in ähnlichen Situationen unterstützen. Diese haben sich als besonders wirksam erwiesen, da sie auf geteilten Erfahrungen und authentischem Verständnis basieren.

Der Kampf um Finanzierung – überall gleich

John MacPhee, CEO der Jed Foundation, appelliert an US-Gesetzgeber, die Entscheidung zu überdenken: „Wir fordern Abgeordnete und Regierungsbeamte auf, diesen Vorschlag zu überdenken und diese Dienste aufrechtzuerhalten, die sorgfältig durchdacht und weise im Jahr 2020 gesetzlich verankert wurden."

Auch in Deutschland steht die Finanzierung von LGBTQ+ spezifischen Beratungsangeboten oft auf wackeligen Beinen. Das geplante Gesetz zur Stärkung der nationalen Suizidprävention könnte hier Verbesserungen bringen – wenn es LGBTQ+ Jugendliche explizit mitdenkt.

Ein Aufruf zum Handeln

Die Entscheidung der Trump-Administration ist mehr als nur ein amerikanisches Problem. Sie zeigt, wie schnell lebenswichtige Unterstützung für vulnerable Gruppen gestrichen werden kann. Deutschland sollte dies als Mahnung verstehen, seine eigenen Präventionsangebote für LGBTQ+ Jugendliche auszubauen und abzusichern.

Wie Jaymes Black es ausdrückt: „In einer Nation, in der die Tränen unserer Kinder ohne Unterschied fallen, wie sie sich identifizieren, müssen wir uns mit einer Stimme erheben – über jeden Glauben, jede Überzeugung und jede politische Linie hinweg."

Hilfe in Deutschland: Wenn du oder jemand, den du kennst, Hilfe benötigt: Nummer gegen Kummer: 116 111, Telefonseelsorge: 0800-111 0 111, [U25] Online-Beratung oder JugendNotmail.


Trans-Frau Jax Gratton tot aufgefunden - Ein Weckruf für mehr Schutz der Trans-Community

Die 34-jährige Transgender-Frau Jax Gratton aus Colorado wurde nach monatelanger Suche tot aufgefunden, wie PinkNews berichtet. Ihr tragischer Tod wirft erneut ein Schlaglicht auf die erschreckende Gewalt gegen Trans-Personen - ein Problem, das auch in Deutschland dringender Aufmerksamkeit bedarf.

Eine Mutter trauert um ihre Tochter

Jax Gratton, eine Friseurin aus Denver, verschwand im April spurlos aus ihrer Wohnung. Ihre Mutter Cherilynne Gratton-Camis bestätigte die erschütternde Nachricht in einem bewegenden Facebook-Post: "Mit gebrochenem Herzen teile ich mit, dass unsere geliebte Jax Gratton gefunden wurde - und sie ist nicht mehr bei uns." Die Mutter beschrieb ihre Tochter als "Licht", das "so viele Leben erhellt hat, einfach indem sie sie selbst war. Kompromisslos. Leidenschaftlich. Vollständig."

Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens äußerte die Mutter bereits die Befürchtung, dass ihrer Tochter etwas angetan worden sein könnte, da Jax in der Vergangenheit in gewalttätigen Beziehungen gelebt hatte.

Gewalt gegen Trans-Frauen - ein globales Problem

Jax Grattons Tod reiht sich in eine erschreckende Statistik ein. Trans-Frauen sind unverhältnismäßig häufig von Gewalt betroffen, besonders Trans-Frauen of Color. In den USA werden jährlich Dutzende von Trans-Personen ermordet, wobei die Dunkelziffer vermutlich noch höher liegt.

Diese Gewalt resultiert aus einer toxischen Mischung aus Transphobie, Sexismus und systemischer Diskriminierung. Trans-Personen erleben Diskriminierung in allen Lebensbereichen - von der Gesundheitsversorgung über den Arbeitsplatz bis hin zu alltäglichen sozialen Interaktionen.

Die Situation in Deutschland

Auch in Deutschland ist Gewalt gegen Trans-Personen ein ernstes Problem. Das Bundesministerium des Innern erfasst Hasskriminalität gegen LGBTQ+-Personen, doch die Dunkelziffer ist hoch. Eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt, dass Trans-Personen in Deutschland regelmäßig Diskriminierung in Beruf, Wohnungssuche und Gesundheitswesen erfahren.

Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) und Transgender Europe (TGEU) kämpfen für besseren Schutz und mehr Rechte für Trans-Personen. Doch es braucht mehr als nur Gesetze - es braucht einen gesellschaftlichen Wandel.

Ein Aufruf zum Handeln

Jax Grattons Mutter fand in ihrer Trauer kraftvolle Worte, die uns alle betreffen sollten: "Es geht nicht nur um Jax - es geht um alle in der LGBTQIA+-Community, die jeden Tag mit Mut der Welt begegnen und einfach nur sicher und gleichberechtigt leben, lieben und existieren wollen. Das sollte niemals ein Kampf sein. Und doch ist es das."

Jax Grattons Leben und Tod erinnern uns daran, dass hinter jeder Statistik ein Mensch steht - eine Tochter, Freundin, Kollegin. Ihre Geschichte sollte uns alle dazu bewegen, aktiv für eine Welt einzutreten, in der Trans-Personen nicht nur überleben, sondern gedeihen können.

In einer Zeit, in der Trans-Rechte weltweit unter Beschuss stehen, ist es wichtiger denn je, dass wir als Gesellschaft zusammenstehen und sagen: Jeder Mensch verdient es, sicher und authentisch zu leben. Jax Grattons Licht mag erloschen sein, aber ihr Vermächtnis kann in unserem Engagement für eine gerechtere Welt weiterleben.


Kalifornien kämpft gegen Trump-Administration: Ein Spiegelbild deutscher Herausforderungen für trans Jugendliche

Kalifornien reicht Klage gegen das US-Justizministerium ein, nachdem die Trump-Administration gefordert hatte, dass öffentliche Schulen trans Mädchen von der Teilnahme am Frauensport ausschließen. Die Klage wirft ein Schlaglicht auf eine Debatte, die auch in deutschen Bildungseinrichtungen zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Der Fall AB Hernandez: Wenn Sport zur politischen Bühne wird

Im Zentrum der Kontroverse steht die 16-jährige AB Hernandez, eine Schülerin der Jurupa Valley High School, deren Teilnahme an einem Leichtathletik-Wettkampf landesweite Aufmerksamkeit erregte. Ihre Geschichte erinnert an ähnliche Fälle in Deutschland, wo trans Jugendliche ebenfalls mit Diskriminierung und politischer Instrumentalisierung konfrontiert werden.

Die Trump-Administration drohte sogar damit, Schulfinanzierung zu streichen, falls kalifornische Schulen nicht binnen weniger Tage schriftlich bestätigen würden, trans Mädchen vom Frauensport auszuschließen. Ein Ultimatum, das Parallelen zu den politischen Spannungen aufzeigt, die auch in deutschen Bundesländern über Inklusion in Schulen entstehen können.

Deutschland als Vorbild für rechtliche Selbstbestimmung

Während die USA um grundlegende Rechte trans Jugendlicher kämpfen, hat Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen progressiven Weg eingeschlagen. Seit November 2024 können Menschen über 18 Jahren ihr Geschlecht per Selbstauskunft ändern – ein Paradigmenwechsel, der das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 ersetzte.

Auch im Sport zeigt Deutschland mehr Offenheit: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erlaubt trans und nicht-binären Spieler*innen im Amateur- und Jugendbereich selbst zu wählen, ob sie in Herren- oder Damenteams spielen möchten. Thomas Hitzlsperger, Diversity-Botschafter des DFB, betont dabei die Führungsrolle des Verbands bei der Inklusion.

Herausforderungen in deutschen Schulen bleiben bestehen

Trotz rechtlicher Fortschritte kämpfen auch deutsche Bildungseinrichtungen mit der praktischen Umsetzung von Inklusion. Das Programm "Schule der Vielfalt" setzt sich deutschlandweit für mehr Akzeptanz von Geschlechter- und sexueller Vielfalt ein, doch die Herausforderungen bleiben groß.

Wie die Organisator*innen betonen, spiegelt sich die Existenz von LGBTQIA+ Menschen noch immer nicht ausreichend in Lehrplänen und Lehrbüchern wider. Sexuelle und soziale Vielfalt ist weiterhin kein reguläres Unterrichtsthema an europäischen Schulen – auch nicht in der Lehrerausbildung.

Rechtliche Argumente auf beiden Seiten des Atlantiks

Kaliforniens Generalstaatsanwalt Rob Bonta argumentiert in der Klage, dass die Trump-Administration "keine Berechtigung" habe, solche Forderungen zu stellen. Die kalifornischen Bestimmungen würden nicht aufgrund des "biologischen Geschlechts" diskriminieren, sondern seien darauf ausgerichtet, allen Schüler*innen die Vorteile einer inklusiven Schulumgebung zu bieten.

Diese Argumentation ähnelt den Diskussionen in Deutschland, wo Inklusion als verfassungsrechtlich geschütztes Gut betrachtet wird. Der Unterschied: Während in den USA der Verfassungsschutz umkämpft ist, sind in Deutschland die Grundrechte auf Würde und Gleichberechtigung bereits fest verankert.

Ein Blick in die Zukunft

Der Kampf Kaliforniens gegen die Trump-Administration zeigt deutlich, wie politisiert die Rechte trans Jugendlicher geworden sind. Für Deutschland bietet dieser Fall sowohl Warnung als auch Bestätigung: Warnung vor den Gefahren einer Politisierung von Menschenrechten und Bestätigung des eigenen progressiven Weges.

Während AB Hernandez und andere trans Jugendliche in den USA um ihr Recht auf Teilhabe kämpfen müssen, können deutsche trans Jugendliche auf ein sich stetig verbesserndes Rechtssystem bauen. Die Herausforderung liegt nun darin, diese rechtlichen Fortschritte auch in den Alltag von Schulen und Sportvereinen zu übersetzen.


Simone Biles vs. Riley Gaines: Ein Schlagabtausch um Trans-Rechte im Sport

Ein heftiger Twitter-Streit zwischen Turnlegende Simone Biles und der Anti-Trans-Aktivistin Riley Gaines offenbart die tiefe Spaltung in der amerikanischen Gesellschaft über die Teilnahme von trans Frauen im Sport. Die Geschichte beginnt mit einem Bericht von queer.de, doch ihre Tragweite reicht weit über die USA hinaus – auch nach Deutschland.

Der Konflikt: Wenn Spitzensport auf Aktivismus trifft

Simone Biles, die mit sieben olympischen Goldmedaillen erfolgreichste Turnerin aller Zeiten, nahm kein Blatt vor den Mund: "Du bist wirklich krank, deine ganze Kampagnenarbeit, nur weil du ein Rennen verloren hast. Du bist eine schlechte Verliererin", twitterte sie an Riley Gaines gerichtet. Diese klaren Worte einer der bekanntesten Athletinnen der Welt sind mehr als nur ein persönlicher Angriff – sie sind ein Statement für Inklusion im Sport.

Riley Gaines, eine ehemalige Schwimmerin, wurde zur prominenten Gegnerin der Teilnahme von trans Frauen im Sport, nachdem sie 2022 bei einem College-Wettkampf zeitgleich mit der trans Schwimmerin Lia Thomas den fünften Platz belegte. Aus diesem belanglosen Unentschieden – es ging nicht einmal um eine Medaille – entwickelte sich eine regelrechte Kreuzzug-Mentalität gegen trans Athletinnen.

Die deutsche Perspektive: Wie sieht es bei uns aus?

Während in den USA die Debatte oft von politischer Polarisierung geprägt ist, zeigt Deutschland einen differenzierteren Ansatz. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erlaubt trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Spieler*innen selbst zu entscheiden, in welchen Teams sie spielen möchten. Diese progressive Haltung steht im starken Kontrast zu den restriktiven Maßnahmen, die Donald Trump nach seinem Amtsantritt verhängte.

Dennoch ist auch Deutschland nicht frei von Diskriminierung im Sport. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 20 Prozent der LGBTQ+-Personen in Deutschland keinen Sport ausüben – aus Angst vor Diskriminierung und negativen Kommentaren. Besonders trans Personen fühlen sich oft ausgeschlossen.

Wissenschaft vs. Vorurteile

Was in der hitzigen Debatte oft untergeht: Die wissenschaftliche Datenlage stützt die Behauptungen von Gaines und anderen Aktivist*innen nicht. Mehrere Studien zeigen, dass trans Frauen anderen Frauen nicht grundsätzlich überlegen sind. Das Internationale Olympische Komitee kam in einer Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen – trans Athletinnen haben keinen systematischen Vorteil.

Diese Erkenntnisse spielen jedoch im aktuellen "Kulturkampf" kaum eine Rolle. Stattdessen dominieren Emotionen und politische Agenda die Diskussion, wie der Fall Gaines deutlich zeigt.

Mehr als Sport: Ein Kampf um Menschenwürde

Biles' deutliche Worte – "Stattdessen mobbst du sie. Niemand ist sicher im Sport, wenn du da bist!" – treffen den Kern des Problems. Es geht nicht nur um Wettkampfregeln, sondern um grundlegende Menschenrechte und Würde. Wenn eine der erfolgreichsten Athletinnen der Geschichte ihre Stimme für marginalisierte Gruppen erhebt, sendet das ein kraftvolles Signal.

In Deutschland entstehen als Antwort auf Diskriminierung immer mehr "queere" Sportvereine, die als sichere Räume für LGBTQ+-Personen fungieren. Diese Initiativen zeigen: Sport kann und sollte für alle da sein – unabhängig von Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung.

Ein Vorbild für Deutschland?

Simone Biles' kompromisslose Haltung könnte auch für deutsche Spitzensportler*innen als Vorbild dienen. Während der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sich offiziell zu "Sport für alle" bekennt, braucht es mehr prominente Stimmen, die sich öffentlich für LGBTQ+-Rechte einsetzen.

Der Streit zwischen Biles und Gaines zeigt exemplarisch: Sport ist nie nur Sport. Er ist immer auch ein Spiegel gesellschaftlicher Werte und Konflikte. Die Frage ist nicht, ob trans Personen im Sport willkommen sind – sondern wie wir eine Gesellschaft schaffen, in der sich alle sicher und akzeptiert fühlen können.


Simone Biles vs. Riley Gaines: Ein Schlagabtausch um Trans-Rechte im Sport

Ein heftiger Twitter-Streit zwischen Turnlegende Simone Biles und der Anti-Trans-Aktivistin Riley Gaines offenbart die tiefe Spaltung in der amerikanischen Gesellschaft über die Teilnahme von trans Frauen im Sport. Die Geschichte beginnt mit einem Bericht von queer.de, doch ihre Tragweite reicht weit über die USA hinaus – auch nach Deutschland.

Der Konflikt: Wenn Spitzensport auf Aktivismus trifft

Simone Biles, die mit sieben olympischen Goldmedaillen erfolgreichste Turnerin aller Zeiten, nahm kein Blatt vor den Mund: "Du bist wirklich krank, deine ganze Kampagnenarbeit, nur weil du ein Rennen verloren hast. Du bist eine schlechte Verliererin", twitterte sie an Riley Gaines gerichtet. Diese klaren Worte einer der bekanntesten Athletinnen der Welt sind mehr als nur ein persönlicher Angriff – sie sind ein Statement für Inklusion im Sport.

Riley Gaines, eine ehemalige Schwimmerin, wurde zur prominenten Gegnerin der Teilnahme von trans Frauen im Sport, nachdem sie 2022 bei einem College-Wettkampf zeitgleich mit der trans Schwimmerin Lia Thomas den fünften Platz belegte. Aus diesem belanglosen Unentschieden – es ging nicht einmal um eine Medaille – entwickelte sich eine regelrechte Kreuzzug-Mentalität gegen trans Athletinnen.

Die deutsche Perspektive: Wie sieht es bei uns aus?

Während in den USA die Debatte oft von politischer Polarisierung geprägt ist, zeigt Deutschland einen differenzierteren Ansatz. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erlaubt trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Spieler*innen selbst zu entscheiden, in welchen Teams sie spielen möchten. Diese progressive Haltung steht im starken Kontrast zu den restriktiven Maßnahmen, die Donald Trump nach seinem Amtsantritt verhängte.

Dennoch ist auch Deutschland nicht frei von Diskriminierung im Sport. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 20 Prozent der LGBTQ+-Personen in Deutschland keinen Sport ausüben – aus Angst vor Diskriminierung und negativen Kommentaren. Besonders trans Personen fühlen sich oft ausgeschlossen.

Wissenschaft vs. Vorurteile

Was in der hitzigen Debatte oft untergeht: Die wissenschaftliche Datenlage stützt die Behauptungen von Gaines und anderen Aktivist*innen nicht. Mehrere Studien zeigen, dass trans Frauen anderen Frauen nicht grundsätzlich überlegen sind. Das Internationale Olympische Komitee kam in einer Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen – trans Athletinnen haben keinen systematischen Vorteil.

Diese Erkenntnisse spielen jedoch im aktuellen "Kulturkampf" kaum eine Rolle. Stattdessen dominieren Emotionen und politische Agenda die Diskussion, wie der Fall Gaines deutlich zeigt.

Mehr als Sport: Ein Kampf um Menschenwürde

Biles' deutliche Worte – "Stattdessen mobbst du sie. Niemand ist sicher im Sport, wenn du da bist!" – treffen den Kern des Problems. Es geht nicht nur um Wettkampfregeln, sondern um grundlegende Menschenrechte und Würde. Wenn eine der erfolgreichsten Athletinnen der Geschichte ihre Stimme für marginalisierte Gruppen erhebt, sendet das ein kraftvolles Signal.

In Deutschland entstehen als Antwort auf Diskriminierung immer mehr "queere" Sportvereine, die als sichere Räume für LGBTQ+-Personen fungieren. Diese Initiativen zeigen: Sport kann und sollte für alle da sein – unabhängig von Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung.

Ein Vorbild für Deutschland?

Simone Biles' kompromisslose Haltung könnte auch für deutsche Spitzensportler*innen als Vorbild dienen. Während der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sich offiziell zu "Sport für alle" bekennt, braucht es mehr prominente Stimmen, die sich öffentlich für LGBTQ+-Rechte einsetzen.

Der Streit zwischen Biles und Gaines zeigt exemplarisch: Sport ist nie nur Sport. Er ist immer auch ein Spiegel gesellschaftlicher Werte und Konflikte. Die Frage ist nicht, ob trans Personen im Sport willkommen sind – sondern wie wir eine Gesellschaft schaffen, in der sich alle sicher und akzeptiert fühlen können.


Ein Zeichen der Hoffnung: 60.000 Menschen stehen neun Rechtsextremen gegenüber

Was für ein kraftvolles Statement: Am Pfingstwochenende feierte die Großregion SaarLorLux mit 60.000 Menschen einen der größten Christopher Street Days des Jahres – während gerade einmal neun Rechtsextreme versuchten, diese Feier der Vielfalt zu stören. Der CSD SaarLorLux mit dem Motto "Unser gutes Recht – kein Schritt zurück" wurde zu einem bewegenden Beispiel dafür, wie Solidarität über Hass triumphiert.

Grenzüberschreitende Solidarität

Der CSD SaarLorLux ist mehr als nur eine regionale Pride-Veranstaltung – er verkörpert europäische Zusammengehörigkeit in ihrer schönsten Form. Menschen aus dem Saarland, Lothringen und Luxemburg kamen zusammen, um gemeinsam für Gleichberechtigung zu demonstrieren. Diese grenzüberschreitende Solidarität zeigt, dass Menschenrechte keine Grenzen kennen und dass die LGBTQ+-Community über nationale Grenzen hinweg zusammensteht.

Die 37 Fahrzeuge und Fußgruppen, die vom saarländischen Landtag durch die Saarbrücker Innenstadt zogen, sendeten eine klare Botschaft: Vielfalt, Toleranz und Gleichberechtigung sind nicht verhandelbar. Der symbolische Start vor dem Landtag unterstrich dabei die politische Dimension der Veranstaltung – hier geht es nicht nur um Feiern, sondern um fundamentale demokratische Werte.

Wenn Hass auf Liebe trifft

Das Verhältnis von 60.000 zu neun spricht Bände über die gesellschaftliche Realität in Deutschland. Während rechtsextreme Gruppen unter dem Motto "Heimat & Tradition statt CSD" protestierten, bildete sich spontan eine Gegenversammlung von 250 Menschen. Diese beeindruckende Reaktion zeigt, dass die Zivilgesellschaft bereit ist, für demokratische Werte einzustehen.

Leider steht der CSD SaarLorLux nicht allein da mit rechtsextremen Störversuchen. NSU Watch dokumentierte für 2024 insgesamt 32 CSDs, die durch angemeldete rechtsextreme Demonstrationen bedroht wurden, während im Umfeld von 68 CSDs Störungen und Angriffe stattfanden. Besonders betroffen war Sachsen, wo zwei Drittel aller CSDs von Angriffen betroffen waren.

Ein Zeichen gegen den Trend

Umso bedeutsamer ist der Erfolg des CSD SaarLorLux. Während in anderen Regionen Deutschlands die Angst vor rechtsextremen Übergriffen die Teilnehmerzahlen sinken ließ – wie in Magdeburg, wo statt erwarteter 8.000 nur 2.600 Menschen kamen – zeigte die Großregion SaarLorLux, dass Solidarität stärker ist als Einschüchterung.

Die professionelle Polizeiarbeit, die verhinderte, dass die verschiedenen Gruppen aufeinandertrafen, verdient dabei besondere Anerkennung. Zwei Straftaten wegen Körperverletzung am Rande der Veranstaltungen zeigen zwar, dass auch hier Spannungen existierten, aber das Gesamtbild bleibt positiv.

Mehr als nur eine Parade

Das zweitägige Straßenfest in der Saarbrücker Innenstadt war mehr als nur ein Umzug – es war ein lebendiges Zeichen dafür, dass LGBTQ+-Rechte nicht verhandelbar sind. Wie Amnesty International betont, sind CSDs wichtige politische Demonstrationen gegen Diskriminierung und für Gleichberechtigung, auch wenn bereits Fortschritte erzielt wurden.

In einer Zeit, in der die Amadeu Antonio Stiftung 55 Angriffe auf CSDs im Jahr 2024 zählte, wird der friedliche und erfolgreiche Verlauf des CSD SaarLorLux zu einem wichtigen Symbol der Hoffnung. Er zeigt, dass dort, wo Menschen zusammenstehen, Hass keine Chance hat.

Der CSD SaarLorLux beweist: Unsere Rechte sind wirklich unser gutes Recht – und wir machen keinen Schritt zurück.


Pride-Event Liverpool abgesagt: Ein Weckruf für deutsche CSD-Veranstalter

Die Absage der Liverpool Pride 2025 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten schlägt Wellen durch die internationale LGBTQ+-Community und zeigt ein besorgniserregendes Muster auf, das auch in Deutschland immer spürbarer wird. Liverpool Pride musste ihre für den 26. Juli geplante Veranstaltung streichen, nachdem sie nicht nur mit steigenden Kosten und schwieriger Finanzierungslage zu kämpfen hatte, sondern auch die Entscheidung traf, ihre Partnerschaft mit Barclays zu beenden.

Deutsche Pride-Landschaft unter Druck

Die finanziellen Herausforderungen, die Liverpool Pride zu Fall brachten, spiegeln sich zunehmend auch in der deutschen CSD-Landschaft wider. Große CSD-Veranstaltungen in Berlin, Köln und München berichten von einem dramatischen Rückgang der Sponsoring-Gelder, insbesondere von US-amerikanischen Unternehmen.

Dem Berliner CSD fehlen beispielsweise rund 200.000 Euro an geplanten Einnahmen – eine Summe, die nicht nur die Durchführung der Veranstaltung gefährdet, sondern vor allem barrierefreie Angebote, politische Kampagnen und inklusive Programmpunkte bedroht. Diese Entwicklung zeigt, wie verwundbar auch etablierte Pride-Veranstaltungen sind, wenn sich die Finanzierungsgrundlage verschiebt.

Ein transatlantischer Kulturkampf mit lokalen Folgen

Die Ursachen für diese Finanzierungskrise liegen teilweise in einem "Kulturkampf" begründet, der in den USA gegen Diversity, Equity und Inclusion (DEI) Programme geführt wird. US-Unternehmen befürchten, ihr Heimatgeschäft zu gefährden oder keine Regierungsaufträge mehr zu erhalten, wenn sie weiterhin DEI-Initiativen unterstützen.

Gleichzeitig steigen auch in Deutschland die Kosten für Sicherheitsdienste, technische Ausstattung und Genehmigungsverfahren kontinuierlich an. Diese Kostenexplosion trifft Veranstalter zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, da gleichzeitig die Sponsoring-Gelder zurückgehen.

Mehr als nur eine Party: Die politische Bedeutung

Die Absage von Liverpool Pride – einer Veranstaltung, die im vergangenen Jahr mit ihrer Solidaritätsaktion für Kyiv Pride 60.000 Teilnehmer*innen anzog – verdeutlicht, was auf dem Spiel steht. Pride-Veranstaltungen sind weit mehr als bunte Paraden: Sie sind politische Demonstrationen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung.

Andi Herring, ehemalige Geschäftsführerin der LCR Pride Foundation, brachte es auf den Punkt: "Egal wo auf der Welt du bist, du bist betroffen von Menschen, die unsere Rechte beschneiden wollen." Diese Worte bekommen angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen eine neue Dringlichkeit.

Deutsche Lösungsansätze und Solidarität

Während internationale Konzerne ihre Unterstützung zurückziehen, setzen deutsche CSD-Veranstalter verstärkt auf lokale und regionale Partnerschaften. Städte wie Frankfurt stellen gezielt Fördermittel für Pride-Veranstaltungen bereit, um die politische und gesellschaftliche Bedeutung dieser Events zu würdigen.

Auch die Community selbst organisiert sich neu: Spendenkampagnen, Crowdfunding und verstärkte ehrenamtliche Arbeit sollen die Finanzierungslücken schließen. Der CSD Deutschland e.V. koordiniert diese Bemühungen und unterstützt lokale Veranstalter bei der Vernetzung.

Ein Weckruf für die Community

Die Absage von Liverpool Pride sollte als Weckruf verstanden werden. Sie zeigt, dass auch scheinbar etablierte und erfolgreiche Pride-Veranstaltungen nicht vor finanziellen Schwierigkeiten gefeit sind. Die LCR Pride Foundation plant bereits für 2026 ein Comeback – ein Zeichen der Hoffnung und des Durchhaltewillens.

Für deutsche CSD-Veranstalter bedeutet dies: Die Zeit für Diversifizierung der Finanzierungsquellen ist jetzt. Wer sich zu stark auf internationale Konzernsponsoring verlässt, macht sich angreifbar für politische Entwicklungen jenseits der eigenen Kontrolle. Die Zukunft der Pride-Bewegung liegt in starken lokalen Netzwerken, politischer Unterstützung und einer Community, die bereit ist, für ihre Rechte nicht nur auf die Straße zu gehen, sondern auch finanziell einzustehen.


Polizei rudert zurück: Hassverbrechen-Vorwürfe bei Schauspieler-Mord doch nicht vom Tisch

Die Ermittlungen zum Tod des amerikanischen Schauspielers Jonathan Joss entwickeln sich zu einem Lehrstück über die Herausforderungen bei der Bewertung homophober Hassverbrechen. Nachdem die Polizei von San Antonio zunächst voreilig verkündet hatte, es gebe "keine Beweise" für homophobe Motive, musste sie ihre Aussage nach internationaler Kritik korrigieren – eine Entwicklung, die auch in Deutschland schmerzlich vertraut erscheint.

Tragischer Verlust eines beliebten Schauspielers

Jonathan Joss, 59 Jahre alt und bekannt für seine Rollen in "Parks and Recreation" und "King of the Hill", wurde am 1. Juni vor seinem ehemaligen Zuhause in Texas erschossen. Der Schauspieler und sein Ehemann Tristan Kern de Gonzales waren zu dem Grundstück gefahren, um ihre Post zu überprüfen, nachdem ihr Haus im Januar bei einem Brand zerstört worden war. Dort geriet das Paar in eine Auseinandersetzung mit einem Nachbarn, die tödlich endete.

Sigfredo Alvarez Ceja wurde wegen Mordes angeklagt und gegen eine Kaution von 200.000 Dollar freigelassen. Doch die wahren Hintergründe der Tat bleiben umstritten – und zeigen exemplarisch auf, wie schwierig die Einordnung homophober Gewalt sein kann.

Vorwürfe systematischer Belästigung

De Gonzales schildert eine bedrückende Geschichte jahrelanger Diskriminierung. In einem Facebook-Post beschreibt er, wie das Paar über zwei Jahre hinweg "konstanter Belästigung" ausgesetzt gewesen sei, die "offen homophob" gewesen sei. Besonders erschütternd: Das Haus sei niedergebrannt, nachdem Nachbarn "wiederholt gesagt hatten, sie würden es anzünden". Trotz Meldungen bei der Polizei sei "nichts unternommen" worden.

Die Polizei bestätigt, dass sie in den vergangenen zwei Jahren über 70 Mal wegen "nachbarschaftlicher Störungen" in die Gegend gerufen wurde. Sowohl Joss als auch seine Nachbarn hätten Anrufe getätigt, und die Abteilung für psychische Gesundheit der Polizei habe "intensive Kontakte mit Herrn Joss gehabt" und wiederholt versucht, Konflikte zu vermitteln.

Polizeiliche Kehrtwende nach Kritik

Zunächst hatte die Polizei von San Antonio kategorisch erklärt, es gebe "keine Beweise" dafür, dass der Mord hassbedingt war. Diese Aussage löste internationale Empörung aus – zu Recht, wie sich zeigen sollte. Polizeichef William McManus ruderte später zurück und räumte ein: "Ich übernehme die Verantwortung dafür und sage einfach nochmals, dass wir das nicht hätten tun sollen. Es war zu früh im Prozess für eine solche Aussage."

McManus betonte, dass die LGBTQ+-Gemeinschaft sich "ängstlich und besorgt" fühle, und dass "viel davon mit dieser voreiligen Aussage zu tun hat". Die Ermittlungen würden nun prüfen, ob homophobe Motive eine Rolle gespielt haben könnten – eine Kehrtwende, die zeigt, wie wichtig es ist, solche Fälle sorgfältig zu untersuchen.

Deutsche Parallelen: Steigende Zahlen, hohe Dunkelziffer

Der Fall Joss wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das auch in Deutschland alarmierend zunimmt. Laut Bundeskriminalamt wurden 2023 bundesweit 1.785 Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen erfasst – ein Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders erschreckend: Experten gehen von einer Dunkelziffer von 80 bis 90 Prozent aus.

Wie in Texas stehen auch deutsche LGBTQ+-Personen vor dem Problem unzureichender polizeilicher Reaktionen. Viele Betroffene melden Übergriffe gar nicht erst, aus Angst vor Unverständnis oder mangelnder Unterstützung durch Behörden. Die Zahl der erfassten Straftaten hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht – ein Indiz dafür, dass sowohl die tatsächliche Gewalt als auch das Bewusstsein für das Problem zunehmen.

Herausforderungen bei der Bewertung

Der Fall zeigt exemplarisch die Schwierigkeiten bei der Einordnung homophober Gewalt. Texas hat keine separaten Hassverbrechen-Gesetze, sondern berücksichtigt solche Motive erst bei der Strafzumessung. McManus erklärte: "Wir sammeln die Fakten und geben sie an die Staatsanwaltschaft weiter. Dann wird die Hassverbrechen-Einordnung bei der Verurteilung bestimmt."

Diese nachgelagerte Bewertung erschwert es, homophobe Gewalt als solche zu erkennen und zu verfolgen. Auch in Deutschland kämpfen Aktivisten und Juristen für eine bessere Erfassung und Ahndung queerfeindlicher Straftaten – ein Kampf, der angesichts steigender Zahlen immer dringlicher wird.

Ein Weckruf für beide Seiten des Atlantiks

Jonathan Joss' Tod mahnt zu größerer Sensibilität im Umgang mit möglichen Hassverbrechen. Die voreilige Aussage der texanischen Polizei, der schnelle Rückzieher und die internationale Aufmerksamkeit zeigen: Die LGBTQ+-Gemeinschaft weltweit ist wachsam geworden – und zu Recht.

In Deutschland wie in den USA braucht es bessere Ausbildung für Polizei und Justiz, um homophobe Gewalt zu erkennen und angemessen zu verfolgen. Nur so können wir verhindern, dass weitere Menschen wie Jonathan Joss Opfer von Hass und Gewalt werden – und dass ihre Geschichten die Würdigung erfahren, die sie verdienen.


Widerstand und Solidarität: WorldPride in Washington sendet Signal gegen queerfeindliche Politik

In einer kraftvollen Demonstration von Widerstand und Stolz haben am vergangenen Samstag tausende Menschen an der Pride-Demonstration in Washington, D.C. teilgenommen, wie queer.de berichtet. Die Veranstaltung markierte nicht nur das 50-jährige Jubiläum der Pride-Bewegung in der US-Hauptstadt, sondern fand auch im Rahmen des internationalen WorldPride statt, was zusätzlich für eine starke internationale Beteiligung sorgte.

Farbenfrohes Fest mit politischer Botschaft

Bei strahlendem Sonnenschein zogen unzählige Gruppen mehrere Stunden lang durch das Zentrum Washingtons. Das Straßenbild verwandelte sich in ein Meer aus Regenbogenfahnen, während Tänzer*innen, Musiker*innen und Aktivist*innen für eine ausgelassene Stimmung sorgten. Die Vielfalt der teilnehmenden Gruppen war beeindruckend: Neben Biker*innen, Künstler*innen und Vertreter*innen verschiedener Nationalitäten und Unternehmen beteiligten sich auch lokale Busfahrer*innen, die Polizei und die Feuerwehr mit einem festlich geschmückten Drehleiterwagen an der Parade.

Protest gegen die Trump-Administration

Doch hinter der fröhlichen Fassade stand eine ernste politische Botschaft. Viele Teilnehmer*innen nutzten die Gelegenheit, um gegen die als queerfeindlich wahrgenommene Politik der Trump-Regierung zu protestieren. Besonders die Einschränkung der Rechte von trans Menschen durch die republikanische Administration wurde kritisiert. Kreative Protestformen waren überall zu sehen: Einige Teilnehmer*innen trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Make America Gay Again" – eine satirische Anspielung auf Trumps bekannten MAGA-Slogan. Ein anderer Demonstrant trug ein Plakat mit der deutlichen Botschaft: "Diese Farben verstecken sich nicht vor Faschisten".

Laut Angaben der LGBTQ-Medienorganisation GLAAD konzentrierten sich die ersten 100 Tage der Trump-Administration auf beispiellose Angriffe gegen die LGBTQ-Community. Einige internationale Besucher*innen blieben der Veranstaltung aus Protest gegen die Politik Trumps sogar fern, wie die BBC berichtete.

Parallelen zu Deutschland: CSD-Tradition und politische Herausforderungen

Während in Washington der WorldPride stattfand, wurden auch in zahlreichen deutschen Städten am Wochenende CSD-Demonstrationen abgehalten. Die deutsche CSD-Tradition, die an die Stonewall-Aufstände von 1969 erinnert, hat eine ähnliche Doppelrolle wie der WorldPride: Sie ist sowohl fröhliche Feier als auch politische Demonstration.

Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten erzielt. Seit 2017 ist die Ehe für alle legal, und Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität ist gesetzlich verboten. Dennoch gibt es auch hierzulande besorgniserregende politische Entwicklungen. Der Aufstieg rechtspopulistischer Parteien und zunehmende Hassreden gegen LGBTQ+-Personen mahnen zur Wachsamkeit, ähnlich wie die Situation in den USA.

Internationale Solidarität

Die Verbindung zwischen den Pride-Bewegungen in Deutschland und den USA ist eng. In beiden Ländern setzen sich Aktivist*innen für ähnliche Ziele ein: Gleichberechtigung, Respekt und Schutz vor Diskriminierung. Der WorldPride in Washington sendete ein starkes Signal der internationalen Solidarität in Zeiten, in denen LGBTQ+-Rechte in vielen Teilen der Welt unter Druck geraten.

Der nächste WorldPride wird 2023 in Amsterdam stattfinden – einer Stadt, die für ihre offene LGBTQ+-Kultur bekannt ist und historisch enge Beziehungen zu Deutschland pflegt. Für viele deutsche Aktivist*innen wird dies eine Gelegenheit sein, die internationale Vernetzung der Community weiter zu stärken.

Ausblick: Weiterer Protest geplant

Wie die Organisator*innen ankündigten, soll am Sonntag eine weitere größere Demonstration für LGBTI-Rechte in Washington stattfinden. Die Botschaft bleibt klar: Die LGBTQ+-Community lässt sich nicht einschüchtern und wird weiterhin für ihre Rechte eintreten – sowohl in den USA als auch in Deutschland und weltweit.

Auf der offiziellen Homepage zum WorldPride 2025 finden Interessierte weitere Informationen zu kommenden Veranstaltungen und Aktionen. Wer über die CSD-Termine in Deutschland informiert bleiben möchte, kann diese auf queer.de einsehen.


Rückschlag für Anti-Gender-Aktivist*innen: Verfassungsgericht zeigt wenig Hoffnung für Volksinitiative

Die Hamburger Volksinitiative gegen geschlechtergerechte Sprache steht vor einer möglichen Niederlage vor dem Hamburgischen Verfassungsgericht. Wie queer.de berichtet, deutete das Gericht in der mündlichen Verhandlung bereits an, dass es entweder nicht zuständig sein könnte oder nur über konkrete Anträge entscheiden, nicht aber verfahrenstechnische Vorgaben machen könne. Eine endgültige Entscheidung wird am 4. Juli 2025 erwartet.

Fehlende Unterschriften und Vorwürfe gegen den Senat

Die Initiative "Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung" unter Leitung von Sabine Mertens hatte im Sommer 2024 versucht, ein Volksbegehren durchzuführen. Dieses scheiterte jedoch, da statt der erforderlichen 65.800 Unterschriften lediglich etwa 55.100 zusammenkamen. Die Initiator*innen machen dafür unter anderem den Hamburger Senat verantwortlich, der aus ihrer Sicht das Verfahren erschwert habe. So beklagen sie, dass das Volksbegehren mitten in den Sommerferien stattfinden musste und dass eine gesetzlich vorgesehene Online-Teilnahme nicht ermöglicht wurde.

Vor dem Verfassungsgericht legte die Initiative eine Liste mit Forderungen vor, wie der Senat künftige Volksbegehren zu gestalten habe – darunter eine breitere Information der Bürger*innen durch Postwurfsendungen und eine Erhöhung der Eintragungsstellen. Verfassungsgerichtspräsidentin Birgit Voßkühler machte jedoch deutlich: "Wir sind kein Rechtsetzungsorgan."

Selbst für Termin verantwortlich

Besonders bemerkenswert: Das Gericht zeigte wenig Verständnis für die Beschwerde der Initiative über den Termin während der Sommerferien. Voßkühler wies darauf hin, dass die Initiative durch ihre eigenen Anträge die Fristen in Gang gesetzt habe. Zudem hätten die Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft mit ihrem Beschluss, einer von der Initiative beantragten Fristverlängerung nicht zuzustimmen, keine Gesetze verletzt – sie hätten vielmehr ihr Recht auf freie Entscheidung ausgeübt.

Hintergrund und Kritik an der Initiative

Die Volksinitiative fordert eine Rückkehr zum generischen Maskulinum in Hamburgs Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen. Unterstützt wurde sie unter anderem von der Hamburger CDU, was zum Ausschluss der Partei vom Christopher Street Day führte.

Sprecherin Sabine Mertens, die in der Vergangenheit durch queerfeindliche Äußerungen aufgefallen ist, argumentiert, dass das Gendern die Gesellschaft spalte und die Sprache zerfallen lasse. Sie behauptet: "Sprache dient nicht mehr der Verständigung, sondern der Gesinnungsprüfung." Kritiker*innen der Initiative sehen darin jedoch einen Angriff auf die Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen und werfen Mertens homo- und transfeindliche Positionen vor.

Ähnliche Bewegungen deutschlandweit

Die Hamburger Initiative reiht sich ein in verschiedene Bestrebungen in Deutschland, geschlechtergerechte Sprache zurückzudrängen. In mehreren Bundesländern gibt es politische Initiativen mit ähnlichen Zielen. Der Widerstand gegen geschlechtergerechte Sprache wird von LGBTQ+-Organisationen kritisch gesehen, da er oft Teil einer breiteren Agenda gegen Gleichstellungsbemühungen ist.

Die symbolische Bedeutung solcher Initiativen geht weit über sprachliche Fragen hinaus – es geht letztlich um gesellschaftliche Sichtbarkeit und Anerkennung verschiedener Geschlechtsidentitäten. Das bevorstehende Urteil des Hamburgischen Verfassungsgerichts könnte daher ein wichtiges Signal für ähnliche Bestrebungen in anderen Bundesländern setzen.


Erschütternde Hasskriminalität in Pirmasens: Mann mit Hakenkreuz beschmiert und gefesselt - ein Zeichen der zunehmenden Gewalt gegen Minderheiten

In einem schockierenden Vorfall von Hasskriminalität wurde am Sonntagnachmittag in Pirmasens, Rheinland-Pfalz, ein 50-jähriger Mann gefesselt und mit einem Hakenkreuz auf dem Rücken beschmiert aufgefunden. Der Mann klingelte an einer Haustür in einem Wohngebiet und bat um Hilfe, wie Der Spiegel berichtet. Dieser Vorfall reiht sich ein in eine besorgniserregende Zunahme von Hasskriminalität in Deutschland und wirft ein Schlaglicht auf die anhaltenden Probleme mit rechtsextremistischer Gewalt.

Details des Vorfalls

Nach Angaben der Polizei ereignete sich der Vorfall am Sonntagnachmittag gegen 13:00 Uhr. Der 50-jährige Mann wurde mit Kabelbindern gefesselt an einer Haustür klingelnd entdeckt. Sein Oberkörper war mit einem Hakenkreuz beschmiert worden – einem in Deutschland verbotenen Symbol, dessen Verwendung nach §86a StGB (Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen) strafbar ist. Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter bereits identifiziert und ein Strafverfahren eingeleitet. Zum Glück erlitt das Opfer offenbar keine schweren Verletzungen, der psychologische Schaden eines solchen Angriffs ist jedoch nicht zu unterschätzen.

Die Ermittler gehen von einem gezielten Angriff aus, wobei die Hintergründe der Tat noch unklar sind. Die Symbolik des Hakenkreuzes und die Art des Übergriffs deuten jedoch auf ein klares Motiv des Hasses hin, das diesen Angriff besonders besorgniserregend macht.

Zunehmende Hasskriminalität in Deutschland

Der Vorfall in Pirmasens ist leider kein Einzelfall. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) meldet, nimmt Hasskriminalität in Deutschland kontinuierlich zu. Besonders antisemitische Straftaten haben einen alarmierenden Anstieg verzeichnet. Im Jahr 2024 wurde mit 6.236 Fällen ein neuer Höchststand erreicht, was einem Anstieg von 20,8% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese Entwicklung steht in engem Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt, der als Katalysator für antisemitische Ressentiments wirkt.

Auch die LGBTQ+-Gemeinschaft ist verstärkt Ziel von Hass und Gewalt. Laut Statista wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein erschreckender Anstieg von 50% im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen spiegeln nur die gemeldeten Fälle wider; die Dunkelziffer dürfte erheblich höher liegen, da viele Betroffene aus Angst vor weiterer Diskriminierung oder mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden keine Anzeige erstatten.

Digitaler Hass als wachsende Bedrohung

Eine besonders beunruhigende Entwicklung ist die Verlagerung von Hasskriminalität ins Internet. Wie Der Spiegel berichtet, erfolgten im Jahr 2024 bereits über 50% der dokumentierten Hassverbrechen im digitalen Raum. Dies zeigt, wie die Anonymität des Internets als Katalysator für die Verbreitung von Hass und Hetze dient und wie soziale Medien und Messaging-Dienste zu Echokammern für extremistische Ideologien werden können.

Diese Online-Radikalisierung führt nachweislich zu realen Gewalttaten wie dem Vorfall in Pirmasens. Die nahtlose Verbindung zwischen digitaler Hetze und physischer Gewalt stellt Strafverfolgungsbehörden vor neue Herausforderungen bei der Prävention von Hasskriminalität.

Symbolische Gewalt und ihre Auswirkungen

Die Verwendung des Hakenkreuzes im Fall von Pirmasens ist ein besonders perfides Element des Angriffs. Das Hakenkreuz als Symbol des Nationalsozialismus transportiert eine klare Botschaft der Einschüchterung und Bedrohung. Die Konrad-Adenauer-Stiftung betont, dass die Verwendung solcher Symbole in Deutschland aus gutem Grund verboten ist – sie stehen für eine Ideologie, die Millionen Menschen das Leben gekostet hat und die grundlegende Menschenrechte verneint.

Für die LGBTQ+-Gemeinschaft haben solche Vorfälle eine besondere Relevanz, da queere Menschen zu den ersten Opfern des NS-Regimes gehörten. Tausende Homosexuelle wurden in Konzentrationslager deportiert und mit dem Rosa Winkel gekennzeichnet. Die Verwendung nationalsozialistischer Symbole bei Angriffen auf Minderheiten heute knüpft bewusst an diese Geschichte an und zielt darauf ab, Angst zu verbreiten und gesellschaftliche Ausgrenzung zu fördern.

Handlungsbedarf und Solidarität

Der Vorfall in Pirmasens verdeutlicht, dass Deutschland trotz seiner historischen Verantwortung und rechtlichen Rahmenbedingungen weiterhin mit ernsthaften Problemen im Bereich Hasskriminalität konfrontiert ist. Es bedarf entschlossener Maßnahmen auf allen gesellschaftlichen Ebenen:

  • Stärkere Präventionsarbeit und politische Bildung, insbesondere bei jungen Menschen
  • Konsequente strafrechtliche Verfolgung von Hasskriminalität
  • Bessere Unterstützung für Betroffene, einschließlich niedrigschwelliger Beratungsangebote
  • Maßnahmen gegen Hasskriminalität im Internet und auf sozialen Medien
  • Gesellschaftliche Solidarität mit betroffenen Minderheiten

Für die queere Community und andere marginalisierte Gruppen ist es wichtiger denn je, zusammenzustehen und gemeinsam gegen Hass und Diskriminierung einzutreten. Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) bieten Beratung und Unterstützung für Betroffene von Hasskriminalität an und setzen sich politisch für einen besseren Schutz von Minderheiten ein.

Der Fall von Pirmasens sollte uns alle daran erinnern, dass der Kampf gegen Hass und Intoleranz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Nur durch Wachsamkeit, Solidarität und entschlossenes Handeln können wir eine Gesellschaft schaffen, in der alle Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität – sicher und in Würde leben können.


"Wie ein Mann sein kann": Andy Sharifs musikalischer Aufstand gegen toxische Männlichkeit auf der Reeperbahn

Der queere Künstler Andy Sharif hat mit seiner neuen Single "Wie ein Mann" ein kraftvolles Statement gegen stereotype Männlichkeitsbilder gesetzt. Die Inspiration für den Song, der über queer.de vorgestellt wurde, kam nach einer Welle von abwertenden Kommentaren zu etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte: seine lackierten Fingernägel. Statt sich zu rechtfertigen, antwortete Andy mit Musik – einem Song, der gleichzeitig Haltung zeigt und Lebensfreude zelebriert.

Die Reeperbahn als Bühne für queere Sichtbarkeit

Das auf der Hamburger Reeperbahn gedrehte Musikvideo bringt die Botschaft visuell auf den Punkt. Hier, wo St. Pauli seit Jahrzehnten ein Ort der Freiheit und Vielfalt ist, begegnen selbstbewusste Männer den Dragqueens Lotta Lips und Kida Kunt. Die Wahl der Reeperbahn als Drehort ist kein Zufall: Die Straße beherbergt einige der traditionsreichsten queeren Lokale Hamburgs, wie die Piccadilly Bar, die zu den ältesten Schwulenbars der Stadt zählt.

Hamburg etabliert sich zunehmend als Zentrum queerer Kunst und Kultur in Deutschland. Von den queeren Führungen in der Hamburger Kunsthalle bis zum jährlichen Hamburg International Queer Film Festival zeigt die Hansestadt, dass queere Perspektiven fest in ihrer kulturellen Identität verankert sind.

Neue Männlichkeit statt alter Stereotype

"Wie ein Mann" ist kein Gegenangriff auf traditionelle Männlichkeit, sondern ein Perspektivwechsel, der zeigt, wie vielfältig und offen Männlichkeit sein kann. In einer Zeit, in der die Diskussion um Geschlechterrollen auch in Deutschland intensiv geführt wird, liefert Andy Sharif einen Beitrag, der Männlichkeit nicht als starres Konstrukt, sondern als Raum für Selbstausdruck und Authentizität begreift.

Die Präsenz der Dragqueens im Video ist dabei besonders bedeutsam. In Deutschland hat die Drag-Kunst durch Formate wie "Drag Race Germany" in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit erhalten. Dragqueens wie Pandora Nox, die 2023 die erste Staffel der Show gewann, haben dazu beigetragen, die Kunstform einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Viele Dragqueens verstehen ihr Auftreten als sozialpolitisches Statement und als eine Möglichkeit, die Vielfalt der Geschlechterausdrücke innerhalb der Gesellschaft sichtbar zu machen. Genau diese Botschaft transportiert auch "Wie ein Mann" – Männlichkeit kann und darf viele Facetten haben, von Zärtlichkeit bis Stärke, von lackierten Nägeln bis zu selbstbewusstem Auftreten.

Musikalischer Befreiungsschlag gegen Diskriminierung

Andy Sharifs Song reiht sich ein in eine lange Tradition queerer Künstler, die Musik als Medium nutzen, um gegen Diskriminierung anzugehen und gleichzeitig ihre Community zu feiern. Anstatt die negativen Kommentare zu seinen lackierten Nägeln zu ignorieren oder defensiv darauf zu reagieren, hat er sie zum Anlass genommen, etwas Positives zu schaffen.

Diese kreative Form des Aktivismus ist besonders wirksam, weil sie nicht nur anklagt, sondern auch Alternativen aufzeigt. "Wie ein Mann" feiert eine Form von Männlichkeit, die offen ist für Zärtlichkeit, für vielfältigen Ausdruck und für queere Sichtbarkeit. Es ist ein Plädoyer für Authentizität, das genau zur richtigen Zeit kommt.

Breitere Bewegung für neue Männlichkeitsbilder

Andy Sharifs musikalisches Statement ist Teil einer breiteren kulturellen Bewegung, die sich mit queerer Männlichkeit und deren Darstellung in der Kunst auseinandersetzt. Kunsthistoriker und -schaffende untersuchen, wie sich queere Ikonographien im Laufe der Zeit verändert haben und wie vergangene Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität in heutigen Inszenierungen queerer Männlichkeiten weiterleben.

Seit den 1970er Jahren findet eine kontinuierliche Dekonstruktion und Neuinterpretation phallischer Männlichkeit in der Kunst statt. Andy Sharifs Ansatz, durch Musik und Video männlich konnotierte Potenz- und Kreativitätsvorstellungen kritisch anzueignen und umzudeuten, steht in dieser Tradition – und führt sie auf frische, zugängliche Weise fort.

Die Single "Wie ein Mann" ist über Amazon Music verfügbar, und Fans können Andy Sharif auf Instagram folgen, um weitere Updates zu seiner Arbeit zu erhalten.


West Ham United muss 120.000 Pfund Strafe für homophobe Fangesänge zahlen - Ein Problem, das auch den deutschen Fußball betrifft

Der englische Fußballverein West Ham United wurde mit einer empfindlichen Geldstrafe von 120.000 Pfund (etwa 162.000 US-Dollar) belegt, nachdem Fans des Clubs während eines Spiels gegen Chelsea FC am 3. Februar homophobe Gesänge angestimmt hatten. Wie PinkNews berichtet, hat der englische Fußballverband (FA) diese Sanktion aufgrund diskriminierender Fangesänge verhängt - ein Problem, das auch im deutschen Fußball immer wieder für Schlagzeilen sorgt.

Die "Chelsea Rent Boy" Gesänge und ihre homophobe Geschichte

Obwohl die FA nicht explizit erwähnte, welche Gesänge genau zu der Strafe führten, handelte es sich vermutlich um den berüchtigten "Chelsea Rent Boy" Gesang. Diese homophobe Beleidigung wird seit Jahrzehnten gegen Chelsea-Spieler und -Fans gerichtet und bezieht sich auf die Geschichte des Londoner Stadtteils Chelsea als LGBTQ+-Hochburg in den 1960er und 70er Jahren. Die britische Staatsanwaltschaft stufte diesen Gesang 2022 offiziell als homophobes Hassverbrechen ein und nicht als "harmlosen Spaß".

Nach dem Spiel verurteilte West Ham die Vorfälle in einer Stellungnahme: "Der Verein verurteilt die diskriminierenden und homophoben Gesänge, die sich gegen Fans der gegnerischen Mannschaft richteten. Diese Gesänge sind völlig inakzeptabel und haben keinen Platz im Fußball oder anderswo."

Sanktionen und ihre Signalwirkung

Neben der hohen Geldstrafe erhielt West Ham eine Verwarnung und muss einen Aktionsplan umsetzen. Die FA erklärte: "Es wurde behauptet, dass der Verein nicht sichergestellt hat, dass seine Zuschauer und/oder Anhänger sich nicht in unangemessener, beleidigender, missbräuchlicher, anstößiger oder beleidigender Weise mit ausdrücklichem oder implizitem Bezug auf die sexuelle Orientierung verhalten haben."

In seiner Reaktion bekräftigte West Ham, dass solches Verhalten "nicht mit den Werten und Überzeugungen von West Ham United und der überwältigenden Mehrheit der Fans des Vereins vereinbar" sei. Der Verein hat bereits "konkrete Maßnahmen eingeleitet, um bestehende Initiativen zu überprüfen und zu stärken", um solches Verhalten in Zukunft zu verhindern.

Homophobie im deutschen Fußball - eine Parallele

Homophobie ist auch im deutschen Fußball ein anhaltendes Problem. Wie in England kommt es in deutschen Stadien immer wieder zu homophoben Gesängen und Beleidigungen. Eintracht Frankfurt musste beispielsweise eine hohe Geldstrafe zahlen, nachdem Fans homophobe Beleidigungen gerufen hatten.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Bundesliga-Vereine haben in den vergangenen Jahren verschiedene Initiativen gestartet, um Homophobie zu bekämpfen. Dazu gehört unter anderem die "Berliner Erklärung" gegen Homophobie im Sport, die von prominenten Mitgliedern des deutschen Fußballs unterzeichnet wurde. Dennoch bleibt die Situation problematisch: In der Bundesliga gibt es nach wie vor keinen offen homosexuellen aktiven Spieler, obwohl Schätzungen zufolge zwischen 80 und 120 homosexuelle Spieler in den deutschen Profiligen tätig sein dürften.

Vorbildliche Vereine und Initiativen

In Deutschland gibt es einige Vereine, die sich besonders für LGBTQ+-Rechte einsetzen. Der FC St. Pauli ist bekannt für sein Engagement gegen Diskriminierung und hat als einer der ersten Vereine eine Regenbogenflagge im Stadion installiert. Auch die Vereinigung "Queer Football Fanclubs" setzt sich für Vielfalt und Toleranz im Fußball ein.

Im Vergleich zu England fehlt in Deutschland jedoch noch eine konsequente Sanktionierung homophober Vorfälle. Die hohe Strafe gegen West Ham United könnte als Vorbild dienen, wie entschlossen gegen Homophobie im Fußball vorgegangen werden kann.

Ein langer Weg zur Inklusion

Die Strafe gegen West Ham ist Teil einer breiteren Entwicklung im englischen Fußball. Bereits im Juli 2023 wurde Wolverhampton Wanderers mit einer Geldstrafe von 100.000 Pfund belegt, nachdem Fans den "Chelsea Rent Boy"-Gesang angestimmt hatten. Auch Millwall, Tottenham Hotspur und Luton Town wurden wegen ähnlicher Vorfälle sanktioniert.

In Deutschland wie in England zeigt sich: Der Kampf gegen Homophobie im Fußball erfordert ein entschlossenes Vorgehen von Verbänden, Vereinen und Fans. Geldstrafen allein reichen nicht aus – es bedarf eines umfassenden Kulturwandels, der von allen Beteiligten getragen wird. Die Entwicklungen in England könnten dabei wichtige Impulse für den deutschen Fußball liefern.

Der Fall West Ham unterstreicht, dass Homophobie im Fußball nach wie vor ein ernstes Problem darstellt – aber auch, dass Sportverbände zunehmend bereit sind, mit harten Sanktionen dagegen vorzugehen. Für den deutschen Fußball bleibt zu hoffen, dass auch hier konsequenter gegen homophobe Vorfälle vorgegangen wird, um den Sport zu einem wirklich inklusiven Erlebnis für alle zu machen.


Trauer um Charlotte Fosgate: Der tragische Tod einer trans Jugendlichen und was er für Deutschland bedeutet

Die LGBTQ+-Gemeinschaft trauert um die 17-jährige transgender Jugendliche Charlotte Fosgate, deren Leichnam im Willamette River in Oregon gefunden wurde. Wie PinkNews berichtet, bestätigte das Büro des Sheriffs im Clackamas County den Tod des Teenagers, der seit dem 1. Mai als vermisst galt.

Hinweis: Dieser Artikel behandelt Themen wie Suizid und Selbstverletzung. Bitte nehmen Sie Rücksicht auf Ihre psychische Gesundheit beim Lesen.

Charlottes Geschichte: Ein Leben zu früh beendet

Charlotte Fosgate wurde am 1. Mai von ihrer Familie als vermisst gemeldet. Ihr letzter Beitrag auf X (ehemals Twitter) zeigte ein Foto von einer Brücke mit Blick auf die Skyline von Portland und den Worten "it's a pretty view" (eine schöne Aussicht) und "Long way down" (ein langer Weg nach unten). In der Online-Welt war Charlotte unter dem Pseudonym "Charcoal" bekannt und hatte sich in der Sonic-Modding-Community einen Namen gemacht.

Nach wochenlanger verzweifelter Suche, die größtenteils von der LGBTQ+-Gemeinschaft koordiniert wurde, bestätigte die Polizei am 31. Mai, dass Charlotte tot aufgefunden wurde. Die Behörden gehen von Suizid aus.

Transfeindlichkeit mit tödlichen Folgen – auch in Deutschland

In Deutschland zeigen Studien ähnlich alarmierende Statistiken wie in den USA. Laut Untersuchungen, die dem schleswig-holsteinischen Landtag vorliegen, haben etwa 82% der trans* Personen Suizidgedanken und 40% haben bereits einen Suizidversuch unternommen. Diese erschreckenden Zahlen unterstreichen die enormen psychischen Belastungen, mit denen trans* Jugendliche konfrontiert sind.

Dr. Inga Becker-Hebly vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erklärt in einer Veröffentlichung bei Springer Medizin: "Diskriminierung, Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung tragen maßgeblich zu psychischen Belastungen und erhöhter Suizidalität bei transgender Jugendlichen bei."

Die grausame Realität der Online-Hetze

Während die LGBTQ+-Gemeinschaft um Charlotte trauerte, wurden ihre letzten Beiträge mit grausamen Kommentaren und transfeindlichen Äußerungen überschwemmt. "Ein Kind hat sich das Leben genommen, und die Kommentare sind voll von Rechtsextremen, die ihren Tod verspotten", schrieb ein Nutzer auf X.

Ähnliche Phänomene beobachten Experten auch in Deutschland. Das Bundesfamilienministerium hat in seinem Staatenbericht zur UN-Kinderrechtskonvention festgestellt, dass Hassrede im Internet gegen LGBTQ+-Jugendliche in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.

Unterstützungsangebote in Deutschland

In Deutschland gibt es verschiedene Anlaufstellen für trans* Jugendliche und ihre Familien. Das Projekt TRANS* – JA UND?! bietet Empowerment und Unterstützung gegen Diskriminierung. Auch die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) verfügt über ein Netzwerk von Beratungsstellen im ganzen Bundesgebiet.

Eltern spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung ihrer transgender Kinder. Studien zeigen, dass die Akzeptanz durch die Familie einer der wichtigsten Schutzfaktoren gegen Suizidalität ist. Die dgti bietet spezielle Beratungsangebote für Eltern von transgender Kindern an.

Digitale Gedenkstätten: Gegen das Vergessen

Die LGBTQ+-Community hat auf die transfeindlichen Attacken reagiert, indem sie digitale Gedenkstätten für Charlotte Fosgate eingerichtet hat. Eine trans Jugendliche namens Luna erstellte auf Reddit einen Gedenkbeitrag und ermutigte andere, ihre eigenen Gedanken und Erinnerungen zu teilen.

"Ich wollte, dass sie in einem positiven Licht in Erinnerung bleibt. Ich hasse es, wie so viele Suizidopfer letztendlich nur zu einer weiteren Zahl für die Menschen werden. Das ist entmenschlichend. Ich möchte, dass die Menschen sich daran erinnern, dass hinter diesen Zahlen Namen stehen", schrieb Luna.

Auch in Deutschland gibt es ähnliche Initiativen. Das Regenbogenportal der Bundesregierung bietet einen Raum für Austausch und Gedenken, während Organisationen wie Lambda Jugendgruppen organisieren, in denen junge LGBTQ+-Menschen Gemeinschaft und Unterstützung finden können.

Ein Weckruf für die Gesellschaft

"Es ist in Ordnung, verletzt zu sein. Es ist in Ordnung, sich verloren, verwirrt oder traurig zu fühlen. Am wichtigsten ist, dass du es nicht alleine trägst", schrieb ein Familienfreund auf der "Remembering Charlotte Fosgate" Facebook-Seite.

Diese Worte gelten auch für trans* Jugendliche in Deutschland. Jedes Jahr am 20. November findet der Transgender Day of Remembrance statt, an dem weltweit der Opfer transfeindlicher Gewalt gedacht wird. Die Geschichte von Charlotte Fosgate erinnert uns daran, dass diese Gewalt nicht nur physisch sein kann, sondern auch in Form von Ausgrenzung, Diskriminierung und Online-Hass stattfindet.

Charlottes Leben hatte Bedeutung. Und das Leben jedes trans* Jugendlichen hat Bedeutung. Es liegt an uns allen, eine Gesellschaft zu schaffen, in der junge Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität ohne Angst und mit Unterstützung leben können.

Wenn Sie selbst mit Suizidgedanken kämpfen oder jemanden kennen, der Hilfe benötigt, wenden Sie sich bitte an die Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222, oder besuchen Sie www.telefonseelsorge.de. Für LGBTQ+-spezifische Unterstützung bietet www.comingout.de Beratung und Hilfe an.


50.000 Kinder in Regenbogenfamilien: Jede 200. Familie in Deutschland ist eine Regenbogenfamilie

Zu Beginn des Pride Month Juni hat das Statistische Bundesamt (Destatis) erste Ergebnisse des Mikrozensus 2024 veröffentlicht. Demnach lebten in Deutschland im vergangenen Jahr 31.000 gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern. In diesen Regenbogenfamilien wurden insgesamt 50.000 Kinder gezählt - ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu früheren Erhebungen.

Was sind Regenbogenfamilien?

Als Regenbogenfamilien werden Familien bezeichnet, in denen mindestens ein Elternteil lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich oder intergeschlechtlich ist. Die Vielfalt dieser Familienkonstellationen ist groß: Dazu gehören lesbische Mütterfamilien, schwule Väterfamilien, Familien, die durch ein Coming-out eines Elternteils entstehen, sowie Mehrelternfamilien, in denen sich Menschen ohne Liebesbeziehung zusammentun, um gemeinsam Kinder zu erziehen.

Aktuelle Zahlen zu Regenbogenfamilien in Deutschland

Laut Mikrozensus gab es im Jahr 2024 in Deutschland knapp 8,4 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern. Gut jede 200. davon war eine Regenbogenfamilie. Unter den gleichgeschlechtlichen Elternpaaren dominieren mit 70 Prozent (22.000) Frauenpaare, während Männerpaare mit knapp 30 Prozent (9.000) vertreten sind. Von allen 208.000 gleichgeschlechtlichen Paaren in Deutschland lebten 15 Prozent als Regenbogenfamilie mit Kindern unter 18 Jahren zusammen.

Erweitert man den Familienbegriff und bezieht auch Paare mit erwachsenen Kindern ein, lebten in Deutschland sogar 38.000 Regenbogenfamilien mit insgesamt 62.000 minderjährigen oder erwachsenen Kindern. Diese Zahlen belegen, dass Regenbogenfamilien längst ein fester Bestandteil der deutschen Gesellschaft sind.

Rechtliche Situation von Regenbogenfamilien

Seit Einführung der "Ehe für alle" im Oktober 2017 können gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten und gemeinsam Kinder adoptieren. Dennoch bestehen weiterhin rechtliche Unterschiede zu verschiedengeschlechtlichen Paaren, insbesondere im Abstammungsrecht.

Bei lesbischen Paaren wird automatisch nur die Frau, die das Kind geboren hat, als Mutter eingetragen. Die Partnerin muss das Kind über das aufwändige Verfahren der Stiefkindadoption annehmen, um rechtlich als zweiter Elternteil anerkannt zu werden. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) kritisiert dieses Verfahren seit langem als diskriminierend und fordert eine Reform des Abstammungsrechts.

Herausforderungen und Perspektiven

Trotz rechtlicher Fortschritte bestehen weiterhin Herausforderungen für Regenbogenfamilien in Deutschland. Insbesondere die rechtliche Absicherung von Kindern in verschiedenen Familienkonstellationen wie Mehrelternfamilien ist problematisch, da das deutsche Rechtssystem auf maximal zwei Elternteile ausgerichtet ist.

Die aktuelle Bundesregierung hatte eine umfassende Reform des Abstammungsrechts geplant, um Regenbogenfamilien besser abzusichern und die Stiefkindadoption für lesbische Mütter abzuschaffen. Mit dem Ende der Ampel-Koalition ist jedoch unklar, wann und in welchem Umfang diese Reformen umgesetzt werden.

Methodik der Erhebung

Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Befragten. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen zu können, wurden die Daten an den Eckwerten der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2022 hochgerechnet.

Die Ergebnisse beziehen sich auf Familien in privaten Hauptwohnsitzhaushalten. Familien umfassen im Mikrozensus alle Eltern-Kind-Gemeinschaften, einschließlich Stief-, Pflege- und Adoptivkinder.

Diese aktuellen Zahlen zeigen, dass Regenbogenfamilien in Deutschland sichtbarer werden und ihre Anzahl kontinuierlich wächst - von rund 14.000 Kindern in Regenbogenfamilien im Jahr 2016 auf 50.000 Kinder im Jahr 2024. Diese Entwicklung spiegelt sowohl gesellschaftliche Veränderungen als auch verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen wider, auch wenn noch nicht alle rechtlichen Hürden beseitigt sind.


Mormonisches Paar „stärker als je zuvor" nachdem eine der Ehepartnerinnen als transgender geoutet hat

Ein verheiratetes mormonisches Paar aus den USA berichtet, dass ihre Beziehung stärker denn je ist, nachdem eine der Ehepartnerinnen sich als transgender geoutet hat. Die Geschichte von Shaye und Amanda Scott, die ursprünglich auf PinkNews erschien, zeigt eindrucksvoll, wie Glaube und geschlechtliche Identität miteinander vereinbar sein können – ein Thema, das auch in Deutschland viele religiöse LGBTQ+-Personen betrifft.

Eine Liebesgeschichte jenseits konventioneller Grenzen

Shaye und Amanda Scott sind durch ihre Videos auf TikTok bekannt geworden, in denen sie ihr Eheleben nach Shayes Coming-out im Jahr 2023 teilen. Das Paar, das 2012 heiratete, erneuerte im vergangenen Jahr sein Ehegelübde, um zu zeigen, dass ihre Beziehung durch die Transition nicht geschwächt, sondern gestärkt wurde.

"Als Shaye sich mir gegenüber outete, dachte ich nicht, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle, aber mit der Zeit habe ich erkannt, dass ich es tatsächlich bin", berichtet Amanda über ihre persönliche Entwicklung. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder, die Shayes Transition ebenfalls positiv aufgenommen haben.

In einem Gespräch mit ihrem 10-jährigen Sohn Hudson fragte Shaye, ob sich durch ihr Coming-out etwas verändert habe. Seine Antwort war bemerkenswert: "Unsere Beziehung wurde besser. Es hat sich nicht wirklich viel verändert."

Herausforderungen im religiösen Kontext

Die Scotts sind praktizierende Mormonen, was ihre Geschichte besonders macht. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vertritt traditionell konservative Ansichten zu Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung. Als Shaye sich outete, sagte sie Amanda, dass sie nicht transitieren würde, wenn das den Verlust ihrer Ehe bedeuten würde. Doch Amanda unterstützte sie bedingungslos und begleitete sie sogar zu geschlechtsangleichenden Operationen in verschiedenen Ländern.

2024 erneuerten sie ihr Ehegelübde, wobei ihr schwuler Onkel die mormonische Zeremonie segnete – ein weiteres Zeichen für einen möglichen Wandel innerhalb der religiösen Gemeinschaft.

Die Situation in Deutschland

Auch in Deutschland stehen LGBTQ+-Personen in religiösen Gemeinschaften vor Herausforderungen. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vertritt auch hierzulande eine konservative Haltung zu Transgender-Themen. Offiziell fordert die Kirche zwar, Transgender-Personen mit "Einfühlungsvermögen, Freundlichkeit, Mitgefühl und christlicher Liebe" zu behandeln, rät aber gleichzeitig von medizinischen und sozialen Transitionen ab, wie offizielle Stellungnahmen der Kirche zeigen.

Diese Haltung führt dazu, dass viele gläubige LGBTQ+-Personen in Deutschland in einem inneren Konflikt leben. Anders als die Scotts, entscheiden sich viele dafür, entweder ihre Religionsgemeinschaft zu verlassen oder ihre Identität zu verbergen.

Wie Martin K. aus Berlin, ehemaliges Mitglied einer konservativen christlichen Gemeinde, berichtet: "Nach meinem Coming-out als trans Mann hatte ich das Gefühl, wählen zu müssen – entweder meine Kirche oder mein authentisches Leben. Es gab keinen Mittelweg." Heute engagiert er sich in der Organisation Zwischenraum, die LGBTQ+-Personen aus evangelikalen Kreisen unterstützt.

Unterstützung für religiöse LGBTQ+-Personen

In Deutschland gibt es mittlerweile mehrere Selbsthilfegruppen und Initiativen, die LGBTQ+-Personen aus religiösen Gemeinschaften unterstützen. Neben "Zwischenraum" bietet auch das Netzwerk LSBTTIQ Hilfe an und vermittelt Kontakte zu Selbsthilfegruppen in verschiedenen Regionen.

Diese Organisationen helfen dabei, den oftmals schmerzhaften Konflikt zwischen Glaube und Identität zu bewältigen. Ein Phänomen, das Psycholog:innen als "Religious Trauma Syndrome" bezeichnen – psychische Belastungen, die durch das Aufwachsen in streng religiösen Umfeldern entstehen können.

Ein Hoffnungsschimmer

Die Geschichte von Shaye und Amanda Scott zeigt, dass es möglich ist, Glaube und geschlechtliche Identität zu vereinen, selbst in konservativen religiösen Gemeinschaften. Trotz der Anfeindungen, die sie auch aus ihrer eigenen Gemeinschaft erfahren, leben sie weiterhin offen und selbstbewusst ihren Glauben und ihre Identität.

"Wenn du aus einem System kommst, in dem nicht jeder in den Himmel kommt, dann bekräftigst du deine eigene Heiligkeit, indem du auf andere zeigst und sagst, sie seien schlecht", erklärte Shaye zu den negativen Reaktionen, denen sie begegnen.

Diese Erkenntnis spiegelt auch die Erfahrungen vieler deutscher LGBTQ+-Personen wider, die in religiösen Kontexten leben. Der gesellschaftliche Wandel hin zu mehr Akzeptanz setzt sich jedoch langsam durch – selbst in konservativeren Religionsgemeinschaften.

Die Liebesgeschichte der Scotts ist damit nicht nur eine persönliche Erfolgsgeschichte, sondern auch ein Hoffnungsschimmer für all jene, die sich zwischen ihrer Identität und ihrem Glauben zerrissen fühlen – in den USA ebenso wie in Deutschland.


Britische Sauna entschuldigt sich für Ausschluss von trans Frauen: Parallelen zur deutschen Debatte

Eine Sauna in Brighton (Großbritannien) hat sich öffentlich entschuldigt, nachdem sie trans Frauen von einer "Nur für Frauen"-Veranstaltung ausgeschlossen hatte. Wie PinkNews berichtet, führte die Entscheidung der Beach Box Sauna Spa zu erheblicher Kritik und wirft Fragen auf, die auch in Deutschland seit Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes intensiv diskutiert werden.

Umstrittene Entscheidung und schnelle Reaktion

Die Beach Box Sauna Spa, gelegen an der Küste Brightons, hatte ursprünglich angekündigt, dass trans Frauen nicht zu ihrer Frauen-Session eingeladen seien, sondern stattdessen an LGBTQ+-Veranstaltungen teilnehmen könnten. Diese Entscheidung erfolgte etwa zwei Monate nach einem Urteil des britischen Supreme Court im Fall "For Women Scotland Ltd vs The Scottish Ministers", das festlegte, dass die Begriffe "Geschlecht" und "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz sich auf "biologische Frauen" und "biologisches Geschlecht" beziehen – und damit trans Personen explizit ausschließen.

Nach heftiger Kritik aus Brighton und darüber hinaus ruderte die Sauna-Leitung jedoch zurück. In einer auf sozialen Medien veröffentlichten Stellungnahme erklärte ein Sprecher: "Bei Beach Box haben wir immer versucht, einen inklusiven, einladenden Raum für alle zu schaffen, unabhängig von Geschlecht, Identität, Hintergrund oder gelebter Erfahrung. Aber diese Woche haben wir einen Fehler gemacht, der Schmerz und Enttäuschung verursacht hat, besonders innerhalb unserer Trans-Communities. Wir möchten aufrichtig sagen: Es tut uns wirklich leid. Wir verstehen jetzt, dass die Förderung oder Durchführung einer 'nur für cis Frauen' Veranstaltung gegen alles geht, woran wir glauben."

Parallele Debatte in Deutschland

Die Kontroverse in Brighton spiegelt ähnliche Debatten wider, die derzeit in Deutschland geführt werden. Seit dem 1. November 2024 ist das deutsche Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das es Menschen ermöglicht, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen beim Standesamt unbürokratisch zu ändern – unabhängig vom biologischen Geschlecht. Diese rechtliche Änderung hat eine intensive Diskussion darüber ausgelöst, wer berechtigt ist, geschlechtsspezifische Einrichtungen wie Frauensaunen zu nutzen.

Das deutsche Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität. Eine pauschale Verweigerung des Zugangs zu Einrichtungen wie Schwimmbädern, Fitnessstudios oder Saunen allein aufgrund der Geschlechtsidentität kann einen Verstoß gegen das AGG darstellen. Allerdings haben Saunabetreiber auch das Hausrecht, selbst zu entscheiden, wer Zutritt erhält – ein Recht, das jedoch durch das AGG begrenzt wird.

Unterschiedliche Positionen in der deutschen Saunalandschaft

Der Deutsche Sauna-Bund hat nach Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes Empfehlungen herausgegeben, wonach der Eintritt in geschlechtsspezifische Bereiche nur Personen mit "entsprechenden" primären Geschlechtsmerkmalen gestattet werden soll. Diese Empfehlungen werden von Organisationen wie dem LSVD+ (Lesben- und Schwulenverband) scharf kritisiert und als diskriminierend sowie als Versuch der "Stimmungsmache" gegen das Selbstbestimmungsgesetz angesehen.

Der Bundesverband Trans hingegen begrüßt das Selbstbestimmungsgesetz als Meilenstein für die Rechte von trans Personen in Deutschland und betont die Wichtigkeit inklusiver Räume für alle Menschen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.

Lernprozess und Verpflichtung zur Inklusion

Die Beach Box Sauna in Brighton betonte in ihrer Entschuldigung, dass sie trotz bereits absolvierter LGBTQ+-Inklusionsschulungen noch weitere Anstrengungen unternehmen müsse. "Wir verstehen, dass es nicht ausreicht, inklusiv in der Absicht zu sein, wenn die Auswirkungen eine andere Geschichte erzählen", erklärte das Management. Die Sauna überprüft nun ihr Veranstaltungsprogramm und interne Prozesse, um sicherzustellen, dass jeder sich sicher, gesehen und willkommen fühlt.

Diese Einsicht könnte auch für deutsche Saunabetriebe relevant sein, die sich mit ähnlichen Fragen der Inklusion auseinandersetzen müssen. Der Fall zeigt, dass die Balance zwischen dem Schutz von Frauenräumen und der gleichzeitigen Inklusion von trans Personen eine gesellschaftliche Herausforderung darstellt, die sensible und durchdachte Lösungen erfordert – sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.


Texas verbietet LGBTQ+-Schulgruppen – Wie steht es um die Lage in Deutschland?

Republikanische Abgeordnete in Texas haben ein Gesetz verabschiedet, das LGBTQ+-Schulclubs verbietet und behauptet, diese würden Kinder "sexualisieren". Das umstrittene Gesetz wurde am 31. Mai mit 77 zu 40 Stimmen angenommen und soll voraussichtlich ab August oder September in Kraft treten, sobald es von Gouverneur Greg Abbott unterzeichnet wird.

Das bedeutet das neue Gesetz in Texas

Der Gesetzesentwurf mit dem Namen "Senate Bill 12", auch bekannt als "Parental Bill of Rights" (Elterliches Rechtsgesetz), untersagt öffentlichen Schulen in Texas - vom Kindergarten bis zur 12. Klasse - die Unterstützung von LGBTQ+-Schülergruppen wie etwa Gay-Straight Alliances (GSA). Der Gesetzestext ist eindeutig: "Ein Schulbezirk oder eine Charter-Schule darf keinen Schülerclub auf Basis sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität genehmigen oder fördern."

Darüber hinaus zielt das Gesetz auf Diversity-, Equity- und Inclusion-Programme (DEI) in Schulen ab und betont, dass Eltern ein grundlegendes Recht haben, die moralische und religiöse Erziehung ihrer Kinder sowie deren medizinische und psychologische Behandlung zu kontrollieren.

Heftige Debatte und demokratischer Widerstand

Während der emotionalen Debatte verurteilten demokratische Abgeordnete den Gesetzentwurf und warnten vor den möglichen Auswirkungen auf LGBTQ+-Jugendliche. Der Abgeordnete Gene Wu erklärte: "Die wahren Monster sind nicht die Kinder, die versuchen herauszufinden, wer sie sind. Die Monster sind nicht die Lehrkräfte, die sie lieben, ermutigen und unterstützen. Es sind nicht die Bücher, die ihnen Trost und Informationen bieten. Die wahren Monster sind hier."

Die bisexuelle demokratische Abgeordnete Erin Zwiener beschrieb das vorgeschlagene Gesetz als "einen der offenkundigsten hasserfüllten Gesetzesentwürfe, die wir je im Plenum dieses Hauses hatten" und fügte hinzu: "Die LGBTQ-Community in Schulen zum Schweigen zu bringen, was dieses Gesetz bezweckt, wird nicht verhindern, dass Ihr Kind homosexuell ist. Es wird sie nur ängstigen, sich zu outen. Es wird sie davor ängstigen, ihr Leben in ihrer vollen Identität zu leben. Es wird sie ängstigen, Ihnen zu sagen, wenn sie herausfinden, dass sie LGBTQ sind, und es könnte Ihre Beziehung zu ihnen für immer beschädigen."

Was sind LGBTQ+-Schulgruppen wirklich?

Rafael Anchía, dessen Tochter eine LGBTQ+-Gruppe an ihrer Schule besucht hat, wies die Behauptungen der Republikaner zurück, solche Aktivitäten seien unangemessen: "Es war kein Sex-Club," stellte Anchía klar. "Sie trafen sich, um Filme zu schauen, zu malen, Musicals zu besuchen. Es ging um ein Kind, das sich anders fühlte, das seine Leute gefunden hat, und alles daran war gut. Ich verstehe nicht, warum Erwachsene in diesem Gremium so getriggert sind, wenn meine Tochter sich mit ihren Klassenkameraden in einer von der Schule geförderten Aktivität trifft."

Zwiener unterstrich diese Aussage und betonte: "Die Existenz von LGBTQ-Menschen ist nicht inhärent sexueller als die Existenz heterosexueller Menschen. Wenn wir besorgt über übermäßig sexualisiertes Verhalten in unseren Schulen sind, würde ich hoffen, dass Sie sich mehr auf die Kommentare konzentrieren, die junge Männer über junge Frauen in der Umkleidekabine machen, als auf eine Gruppe queerer Kinder, die zusammenkommen, um sich gegenseitig zu unterstützen."

Der republikanische Abgeordnete Jeff Leach verteidigte hingegen das Gesetz: "Wir werden weder schwule Clubs noch heterosexuelle Clubs zulassen. Wir sollten unsere Kinder in öffentlichen Schulen nicht sexualisieren, Punkt. Wir sollten keine Clubs haben, die auf Sex basieren."

Rechtliche Bedenken

Rechtsexperten äußern ernsthafte Bedenken, dass dieses Verbot gegen den ersten Verfassungszusatz und gegen den Equal Access Act von 1984 verstößt. Dieses Bundesgesetz garantiert, dass Schülergruppen nicht aufgrund des "religiösen, politischen, philosophischen oder anderen Inhalts ihrer Rede" der Zugang verweigert werden darf – ein Schutz, der explizit auch für LGBTQ+-Schülergruppen gilt.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland sind LGBTQ+-Schulgruppen deutlich weniger reglementiert. Während es in Texas nun ein explizites Verbot gibt, werden in Deutschland solche Gruppen sogar oft gefördert. Die deutsche Organisation SCHLAU beispielsweise bietet Bildungs- und Aufklärungsarbeit zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt an Schulen an und wird in vielen Bundesländern aktiv unterstützt.

An deutschen Schulen existieren ebenfalls GSA-ähnliche Gruppen, wenn auch nicht so formalisiert wie in den USA. Diese werden meist als AG (Arbeitsgemeinschaft) oder Schulgruppe geführt und bieten LGBTQ+-Jugendlichen einen sicheren Raum zum Austausch. Im Gegensatz zu Texas, wo nun ein gesetzliches Verbot solcher Gruppen besteht, sind diese in Deutschland durch das Grundgesetz und Anti-Diskriminierungsgesetze geschützt.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes betont, dass Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität an Bildungseinrichtungen verboten ist. Dies schließt implizit auch das Recht auf Bildung von LGBTQ+-Schülergruppen ein.

Was bedeutet die Entwicklung in Texas für die weltweite LGBTQ+-Community?

Das Verbot in Texas ist Teil einer besorgniserregenden globalen Tendenz zunehmender anti-LGBTQ+-Gesetzgebung. Während in Deutschland der rechtliche Schutz für LGBTQ+-Personen in den letzten Jahren eher ausgebaut wurde, zeigen Entwicklungen wie in Texas, wie fragil erreichte Fortschritte sein können.

Für deutsche LGBTQ+-Jugendliche und ihre Unterstützer ist es wichtig, den rechtlichen Rahmen zu kennen und zu nutzen. Schulgruppen und Initiativen wie Queere Bildung e.V. oder lokale LGBTQ+-Jugendzentren bieten wertvolle Ressourcen und Unterstützung.

Der Fall Texas mahnt uns, wachsam zu bleiben und die Rechte von LGBTQ+-Jugendlichen aktiv zu verteidigen – auch in Deutschland, wo trotz besserer rechtlicher Lage der Alltag für viele junge LGBTQ+-Menschen nach wie vor von Diskriminierung und Ausgrenzung geprägt sein kann.


Trump-Regierung will Marine-Schiff "Harvey Milk" während des Pride Months umbenennen: Ein "rachsüchtiger Akt"

Die Trump-Administration hat angeordnet, das nach dem LGBTQ+-Aktivisten Harvey Milk benannte US-Marineschiff umzubenennen – und das ausgerechnet mitten im Pride Month. Eine Entscheidung, die von der führenden Demokratin Nancy Pelosi als "beschämend" und "rachsüchtig" bezeichnet wurde. Wie PinkNews berichtet, steht dieser Schritt exemplarisch für die zunehmenden Spannungen zwischen konservativen politischen Kräften und der LGBTQ+-Community in den USA.

Ein Symbol der Anerkennung wird demontiert

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth hat der Marine angeblich befohlen, den Namen von Harvey Milk – einem prominenten Bürgerrechtsaktivisten und Marineveteranen – von einem Versorgungsschiff zu entfernen. Die USNS Harvey Milk wurde 2016 während der Obama-Regierung nach dem Aktivisten benannt und 2021 in Dienst gestellt. Laut Berichten von CBS und Military.com war das Timing dieser Anordnung zur Umbenennung "mehrerer" Marineschiffe "beabsichtigt".

Ein internes Memo des Office of the Secretary of the Navy, das von Military.com eingesehen wurde, enthüllte, dass die Marine bereits Pläne zur Umbenennung des Schiffes ausgearbeitet hatte. Ein Verteidigungsbeamter bestätigte gegenüber dem Portal, dass Marineminister John Phelan auf Anweisung von Hegseth handelte und dass das Timing der Ankündigung "absichtlich gewählt" wurde.

Das Memo deutet darauf hin, dass die Umbenennung des Harvey-Milk-Schiffes einer "Übereinstimmung mit den Zielen des Präsidenten und des Verteidigungsministers sowie den Prioritäten des Marineministers zur Wiederherstellung der Kriegerkultur" dienen soll. Die Pläne zur Umbenennung sollen laut dem Memo am 13. Juni öffentlich gemacht werden – mitten im international begangenen Pride Month.

Scharfe Kritik von Nancy Pelosi

Die Sprecherin des Repräsentantenhauses und Kongressabgeordnete Nancy Pelosi verurteilte die Pläne in einer Erklärung als "beschämend" und "rachsüchtig". Sie betonte: "Die berichtete Entscheidung der Trump-Administration, die Namen der USNS Harvey Milk und anderer Schiffe zu ändern, ist eine beschämende, rachsüchtige Auslöschung derjenigen, die dafür gekämpft haben, Barrieren für alle abzubauen, um den amerikanischen Traum zu verfolgen."

Pelosi fügte hinzu: "Unser Militär ist das mächtigste der Welt – aber dieser gehässige Schritt stärkt weder unsere nationale Sicherheit noch den 'Krieger'-Ethos. Stattdessen ist es eine Aufgabe eines grundlegenden amerikanischen Wertes: das Vermächtnis derjenigen zu ehren, die daran gearbeitet haben, ein besseres Land aufzubauen."

Harvey Milk: Ein Pionier der LGBTQ+-Bewegung

Harvey Milk trat während des Koreakriegs in die US-Marine ein, musste jedoch 1955 zurücktreten und akzeptierte aufgrund seiner sexuellen Orientierung eine "andere als ehrenhafte" Entlassung. Er begann später eine politische Karriere und setzte sich für die Rechte von Homosexuellen ein; 1977 war er der erste offen schwule Mann, der in Kalifornien in ein öffentliches Amt gewählt wurde.

Milk wurde 1978 im Amt getötet, nachdem er gerade ein Gesetz verabschiedet hatte, das Diskriminierung in Wohnungs- und Beschäftigungsfragen aufgrund der sexuellen Orientierung verbot. Seine Lebensgeschichte wurde 2008 mit Sean Penn in der Hauptrolle verfilmt und erhielt mehrere Oscars.

Parallelen zu Deutschland: Symbolpolitik und LGBTQ+-Rechte

Während in den USA ein Symbol der LGBTQ+-Anerkennung demontiert werden soll, hat Deutschland in den letzten Jahren eine andere Richtung eingeschlagen. 2017 wurde die "Ehe für alle" eingeführt, und das Selbstbestimmungsgesetz trat 2024 in Kraft, das die Rechte von trans, inter und nichtbinären Personen stärkt. Dennoch gibt es auch in Deutschland regelmäßig Debatten über die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Symbolen im öffentlichen Raum.

Die Deutsche Bundeswehr hisst seit einigen Jahren zum Pride Month und zum internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie die Regenbogenflagge an verschiedenen Standorten – eine Geste, die innerhalb der Institution nicht unumstritten ist. Im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland jedoch bislang keine nach LGBTQ+-Persönlichkeiten benannten Marineschiffe.

Breitere Auswirkungen der Entscheidung

Neben der USNS Harvey Milk plant das US-Verteidigungsministerium, weitere Schiffe umzubenennen, die nach verschiedenen bedeutenden Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte benannt wurden. Dokumente, die von CBS eingesehen wurden, zeigten, dass Schiffe auf der "empfohlenen Liste" der US-Marine die USNS Thurgood Marshall, USNS Ruth Bader Ginsburg, USNS Harriet Tubman, USNS Dolores Huerta, USNS Lucy Stone, USNS Cesar Chavez und USNS Medgar Evers umfassen.

Kritiker sehen in diesem Schritt einen weiteren Versuch der Trump-Administration, progressive Werte aus öffentlichen Institutionen zu entfernen und die Sichtbarkeit marginalisierter Gruppen zu verringern. Befürworter argumentieren hingegen, dass Militärschiffe traditionell nach Kriegshelden und nicht nach Bürgerrechtsaktivisten benannt werden sollten.

Die Kontroverse um die USNS Harvey Milk zeigt einmal mehr, wie kulturelle und gesellschaftspolitische Kämpfe auch vor dem Militär nicht Halt machen – sowohl in den USA als auch in Deutschland.


Hollister veröffentlicht Pride-Kollektion 2025 trotz Anti-DEI-Klima in den USA

Die US-amerikanische Modemarke Hollister hat ihre Pride-Kollektion für 2025 veröffentlicht, trotz der von Präsident Trump unterzeichneten Anti-DEI-Verordnungen (Diversity, Equity, Inclusion) und der generellen Ablehnung von LGBTQ+-Pride-Veranstaltungen durch die aktuelle US-Regierung.

Während viele amerikanische Unternehmen ihre Pride-Unterstützung aufgrund des politischen Drucks eingestellt haben, zeigt Hollister weiterhin Solidarität mit der LGBTQ+-Community. Die Marke spendet unabhängig vom Umsatz 400.000 US-Dollar an die Organisation GLSEN, die sich für sichere Lernumgebungen für queere Schüler:innen einsetzt.

Politischer Gegenwind in den USA

Die politische Landschaft in den USA hat sich für die LGBTQ+-Community seit der Rückkehr von Donald Trump ins Präsidentenamt dramatisch verschlechtert. Berichten zufolge wurde Mitarbeitern des FBI untersagt, Pride im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit zu feiern - sie dürfen nur in ihrer "persönlichen Eigenschaft" an LGBTQ+-Veranstaltungen teilnehmen.

Im Januar unterzeichnete Trump eine Reihe von Exekutivverordnungen, die DEI-Maßnahmen in der Bundesregierung und im Militär drastisch einschränkten. Bei einer Kundgebung in Las Vegas prahlte er damit, die sogenannte "Wokeness" besiegt und die "woken Schwachsinn" aus der Regierung entfernt zu haben. Diese Anordnungen widerrufen unter anderem Schutzmaßnahmen für Transgender-Bundesangestellte und LGBTQ+-Mitarbeiter:innen von Bundesauftragnehmern, die unter Präsident Obama 2014 eingeführt wurden.

Hollister bleibt standhaft

Trotz dieses schwierigen Umfelds gehört Hollister zu den Unternehmen, die an ihrer Unterstützung für die LGBTQ+-Community festhalten. Die geschlechtsneutrale 13-teilige Kollektion umfasst unter anderem ein kurzes Fußballtrikot in Regenbogenfarben, Baseballkappen, Off-the-Shoulder-Tops und Merchandise mit Powerpuff Girls-Motiven. Die Preise liegen zwischen 16,95 und 49,95 US-Dollar, und die Kollektion ist sowohl in Hollister-Geschäften als auch online erhältlich.

Hollister arbeitet seit 2017 mit GLSEN zusammen und hat durch verschiedene Kooperationen und Bildungsprogramme bisher über 5,6 Millionen US-Dollar für die Organisation gesammelt. Diese langjährige Partnerschaft setzt ein wichtiges Zeichen in einer Zeit, in der andere Unternehmen aus Sorge vor politischen Konsequenzen zurückrudern.

Die Situation in Deutschland

Auch in Deutschland wird der Pride Month gefeiert, allerdings ohne vergleichbare politische Anfeindungen wie derzeit in den USA. Deutsche und internationale Unternehmen unterstützen hierzulande weiterhin LGBTQ+-Veranstaltungen und -Initiativen mit lokalen Kampagnen in sozialen Medien und durch die Teilnahme an Pride-Festivals.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist es dennoch wichtig, die Entwicklungen in den USA zu beobachten, da politische Trends häufig global Einfluss nehmen. Die Standhaftigkeit von Unternehmen wie Hollister zeigt, dass trotz politischen Drucks die Unterstützung für LGBTQ+-Rechte in der Wirtschaftswelt weiterhin Bestand haben kann.

Weitere Unterstützer der Pride 2025

Neben Hollister haben auch andere Modemarken ihre Pride-Kollektionen für 2025 veröffentlicht, darunter Levi's, Converse, Puma, Diesel und Abercrombie & Fitch. Diese kontinuierliche Unterstützung ist besonders bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass GLSEN – eine zentrale Organisation für LGBTQ+-Jugendliche in den USA – Anfang 2025 aufgrund finanzieller Schwierigkeiten und Angriffen von rechtsgerichteten Gruppen 60% seiner Belegschaft entlassen musste.

Die Pride-Kollektion von Hollister feiert Individualität und unterstützt alle, die einzigartig und "kompromisslos sie selbst" sein wollen – ein Zeichen des Widerstands gegen die zunehmenden politischen Einschränkungen für die LGBTQ+-Community in den Vereinigten Staaten.


Puerto Rico erlaubt "X" als Geschlechtseintrag: Was dies für die nicht-binäre Community bedeutet und wie Deutschland vergleichbar ist

Der Oberste Gerichtshof von Puerto Rico hat entschieden, dass nicht-binäre und geschlechtlich diverse Personen das Recht haben, ein "X" als Geschlechtseintrag in ihren Geburtsurkunden führen zu dürfen. Die historische Entscheidung, die am 3. Juni 2025 verkündet wurde, stellt einen bedeutenden Fortschritt für die Anerkennung der Geschlechtervielfalt in dem US-Territorium dar. Wie PinkNews berichtet, erfolgte die Entscheidung nach einer Klage von sechs nicht-binären Personen gegen die Regierung Puerto Ricos.

Ein Meilenstein für die LGBTQ+-Rechte in Puerto Rico

Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von Puerto Rico wurde von LGBTQ+-Aktivist Pedro Julio Serrano von der LGBTQ+-Föderation Puerto Ricos als "historische Entscheidung für die Gleichheit" gefeiert. Der Gerichtshof betonte in seiner Urteilsbegründung, dass es keine rationale Grundlage für eine unterschiedliche Behandlung von binären und nicht-binären Personen gebe. Mit dieser Entscheidung schließt sich Puerto Rico mindestens 17 US-Bundesstaaten an, die bereits nicht-binäre oder geschlechtsneutrale Kennzeichnungen auf Geburtsurkunden erlauben.

Gouverneurin Jenniffer González Colón erklärte, dass sie auf Empfehlungen des Justizministeriums zur Umsetzung der Entscheidung warte. Die praktische Implementierung dieses Urteils wird in den kommenden Monaten eine wichtige Rolle für die tatsächliche Anerkennung nicht-binärer Identitäten in Puerto Rico spielen.

Die Situation in Deutschland: Das Selbstbestimmungsgesetz

Während Puerto Rico gerade erst diesen Schritt macht, hat Deutschland bereits eine fortschrittliche Gesetzgebung zur Anerkennung diverser Geschlechtsidentitäten etabliert. Am 1. November 2024 trat das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft, das das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 ersetzt.

Im Gegensatz zum früheren Verfahren, das aufwändige psychiatrische Gutachten und gerichtliche Prozesse erforderte, ermöglicht das Selbstbestimmungsgesetz eine einfachere Änderung des Geschlechtseintrags durch eine Erklärung beim Standesamt. Deutsche Staatsbürger:innen können zwischen den Geschlechtsmarkierungen "männlich", "weiblich" und "divers" wählen oder den Geschlechtseintrag komplett streichen lassen. Der Eintrag "divers" sowie ein gestrichener Eintrag werden im Reisepass mit einem "X" gekennzeichnet – ähnlich wie die neue Option in Puerto Rico.

"Die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes in Deutschland war ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten", erklärt Tessa Ganserer, Bundestagsabgeordnete und eine der ersten trans Politikerinnen im deutschen Parlament. "Es ist ermutigend zu sehen, dass auch andere Länder und Territorien wie Puerto Rico ähnliche Fortschritte erzielen."

Internationale Entwicklungen bei der Anerkennung nicht-binärer Identitäten

Die Entscheidung in Puerto Rico reiht sich in eine wachsende globale Bewegung ein, die auf die rechtliche Anerkennung nicht-binärer und diverser Geschlechtsidentitäten abzielt. Neben Deutschland haben bereits zahlreiche Länder wie die Schweiz, Kanada, Australien und Neuseeland ähnliche Optionen eingeführt.

In den USA erlauben neben Puerto Rico bereits 17 Bundesstaaten nicht-binäre oder geschlechtsneutrale Kennzeichnungen auf Geburtsurkunden, darunter Kalifornien, Colorado, Connecticut, Illinois, Maine, Michigan, Nevada, New Jersey, New Mexico, New York, Ohio, Oregon, Rhode Island, Utah, Vermont, Washington und der District of Columbia.

Bedeutung für die nicht-binäre Community

"Amtliche Dokumente, die die eigene Geschlechtsidentität korrekt widerspiegeln, sind für viele nicht-binäre Menschen von enormer Bedeutung", erklärt Lex Nonbinary, Aktivist:in aus Berlin. "Es geht nicht nur um ein Symbol oder einen Buchstaben auf einem Dokument – es geht um die grundlegende Anerkennung unserer Existenz im rechtlichen Rahmen."

Die Einführung von "X" als Geschlechtsoption in offiziellen Dokumenten kann für viele nicht-binäre Personen einen bedeutenden Unterschied im Alltag machen. Von medizinischer Versorgung bis hin zu alltäglichen Behördengängen ermöglicht die offizielle Anerkennung ihrer Identität mehr Respekt und angemessene Behandlung.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz dieser positiven Entwicklungen stehen nicht-binäre und trans Personen sowohl in Deutschland als auch international weiterhin vor zahlreichen Herausforderungen. Die rechtliche Anerkennung ist nur ein Schritt auf dem Weg zur vollständigen gesellschaftlichen Akzeptanz.

"Es geht nicht nur um Gesetze und Dokumente", betont Dr. Julia Ehrt, Geschäftsführerin der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA World). "Es geht um eine Gesellschaft, die die Vielfalt menschlicher Geschlechtsidentitäten respektiert und feiert."

Mit der Entscheidung in Puerto Rico und der Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes in Deutschland bewegen wir uns in die richtige Richtung. Diese rechtlichen Fortschritte bieten eine Grundlage für weitere Entwicklungen hin zu einer inklusiveren Gesellschaft, in der jeder Mensch in seiner authentischen Identität leben kann – unabhängig davon, ob diese binär ist oder nicht.


Ungarns Verfassungsgericht stellt sich gegen Orbán: Ausländische gleichgeschlechtliche Ehen müssen anerkannt werden

In einem bemerkenswerten Urteil hat das ungarische Verfassungsgericht die rechtspopulistische Regierung von Viktor Orbán in ihre Schranken gewiesen: Gleichgeschlechtliche Paare, die im Ausland geheiratet haben, müssen in Ungarn als eingetragene Partnerschaft anerkannt werden. Diese wegweisende Entscheidung, über die ursprünglich auf queer.de berichtet wurde, setzt dem ungarischen Parlament eine Frist bis zum 31. Oktober 2024, um diese Regelung gesetzlich zu verankern.

Deutsch-ungarisches Paar erkämpft Meilenstein für LGBTQ+-Rechte

Hinter dem juristischen Erfolg steht ein ungarisch-deutsches Paar, das 2021 in Deutschland geheiratet hatte und für die Anerkennung ihrer Ehe in Ungarn kämpfte. Während in Deutschland seit 2017 die "Ehe für alle" gilt und gleichgeschlechtliche Paare die gleichen Rechte genießen wie heterosexuelle Paare, ist in Ungarn die Hochzeit zwischen Personen gleichen Geschlechts verboten. Schon 2009 – also ein Jahr bevor Orbán an die Macht kam – wurde jedoch die Möglichkeit einer eingetragenen Partnerschaft eingeführt.

Interessanterweise existiert bereits seit 2016 eine Regierungsverordnung, die besagt, dass im Ausland geschlossene gleichgeschlechtliche Ehen in Ungarn als eingetragene Partnerschaften anerkannt werden sollen. Umgesetzt wurde diese Regelung jedoch nie, da ein entsprechendes Parlamentsgesetz fehlte – ein Versäumnis, das das Verfassungsgericht nun als verfassungswidrig eingestuft hat.

Grundlegende Menschenrechte versus Orbáns anti-queere Politik

In seiner Begründung betonte das Gericht, dass der Schutz und die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paarbeziehungen zur Menschenwürde und zum Recht auf Selbstbestimmung gehören – eine bemerkenswerte Positionierung in einem Land, dessen Regierung seit Jahren eine zunehmend LGBTQ+-feindliche Politik verfolgt.

Viktor Orbáns Fidesz-Partei, die seit 2010 in Ungarn regiert, hat insbesondere in den letzten Jahren systematisch die Rechte queerer Menschen eingeschränkt. Im Frühjahr 2024 schuf das von Fidesz dominierte Parlament durch Verfassungs- und Gesetzesänderungen sogar die Grundlage für Verbote der jährlichen Pride-Parade. Als Begründung wird ein angeblicher "Kinderschutz" angeführt – eine Rhetorik, die darauf abzielt, Minderjährige von jeglichem Kontakt mit LGBTQ+-Themen fernzuhalten.

In Deutschland würde eine solche Politik auf massiven Widerstand stoßen. Hier sind Pride-Veranstaltungen wie der Christopher Street Day fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und werden von Hunderttausenden Menschen besucht, darunter Familien mit Kindern, Politiker:innen aller demokratischen Parteien und Vertreter:innen von Unternehmen und Institutionen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes setzt sich aktiv für den Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität ein.

Streit um Budapester Pride – "Menschen sind keine Pferde"

Die diesjährige Budapest Pride ist für den 28. Juni geplant, doch ob und wo sie stattfinden kann, ist nach wie vor unklar. Derzeit laufen Gespräche zwischen Polizei, Regierung und der liberalen Budapester Stadtverwaltung. Justizminister Bence Tuzson schlug die Budapester Pferderennbahn als Veranstaltungsort vor – mit der fragwürdigen Begründung, dass dort der Zugang von Kindern verhindert werden könne.

Der Budapester Oberbürgermeister Gergely Karacsony konterte scharfsinnig: "Ich möchte den Justizminister darüber informieren, dass die Menschen, die bei der Pride für Freiheit und Liebe demonstrieren, Menschen sind, und keine Pferde." Diese Auseinandersetzung verdeutlicht die tiefe gesellschaftliche Spaltung, die Orbáns queerfeindliche Politik in Ungarn verursacht hat.

Justiz als Bollwerk gegen Diskriminierung

Es ist bemerkenswert, dass sich auch der Oberste Gerichtshof Ungarns am vergangenen Sonntag in die Debatte einschaltete und ein von der Polizei verhängtes Verbot einer für denselben Tag geplanten Demonstration gegen Queerfeindlichkeit zurückwies. Die Begründung: Die Polizei müsse konkret nachweisen, warum eine bestimmte Veranstaltung den Schutz von Kindern gefährde. Mit dieser Entscheidung stellten sich die Richter:innen faktisch gegen das Gesetz, das jegliche Erwähnung einer queeren Identität pauschal als Gefährdung von Kindern einstuft.

Für die LGBTQ+-Community in Ungarn sind diese richterlichen Entscheidungen ein kleiner Hoffnungsschimmer. Sie zeigen, dass trotz der repressiven Politik der Orbán-Regierung die unabhängige Justiz noch als Korrektiv fungieren kann. In Deutschland, wo der Lesben- und Schwulenverband seit Jahrzehnten für die Gleichstellung kämpft, wäre ein solcher gesetzlicher Rückschritt wie in Ungarn kaum vorstellbar.

Ausblick: Wird Ungarn dem Gerichtsurteil folgen?

Die entscheidende Frage bleibt, ob das ungarische Parlament der Frist des Verfassungsgerichts nachkommen und bis zum 31. Oktober 2024 die Anerkennung im Ausland geschlossener gleichgeschlechtlicher Ehen als eingetragene Partnerschaften gesetzlich verankern wird. Angesichts der Fidesz-Mehrheit im Parlament und der zunehmend autoritären Tendenzen der Orbán-Regierung ist Skepsis angebracht.

Für das deutsch-ungarische Paar und viele andere binationalen gleichgeschlechtlichen Paare könnte das Urteil dennoch einen wichtigen Schritt zur rechtlichen Anerkennung ihrer Beziehungen bedeuten. Währenddessen bleibt der Kampf um grundlegende LGBTQ+-Rechte in Ungarn eine anhaltende Herausforderung – eine Situation, die in Deutschland mit seiner fortschrittlicheren Gesetzgebung zum Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt mittlerweile kaum noch vorstellbar ist.


FBI fordert Hinweise auf Ärzte, die Transgender-Jugendliche behandeln - Bedrohliche Signale auch für Deutschland?

In den USA hat das FBI zu Beginn des Pride-Monats eine beunruhigende Maßnahme ergriffen: Die Bundesbehörde forderte öffentlich dazu auf, Krankenhäuser, Kliniken und Ärzte zu melden, die geschlechtsangleichende Behandlungen für Minderjährige durchführen. Der Vorgang, über den PinkNews berichtete, markiert eine weitere besorgniserregende Entwicklung für die LGBTQ+-Gemeinschaft unter der aktuellen US-Regierung.

Bedrohliche Rhetorik gegen Transgender-Gesundheitsversorgung

In einem öffentlichen Aufruf am 2. Juni erklärte das FBI, man wolle "Kinder schützen" und forderte die Bevölkerung auf, Informationen über medizinische Einrichtungen zu liefern, die angeblich "Kinder unter dem Deckmantel der geschlechtsbejahenden Behandlung verstümmeln". Die Wortwahl spiegelt die Rhetorik der US-Justizministerin Pam Bondi wider, die zuvor ankündigte, Ärzte unter dem Vorwurf der "weiblichen Genitalverstümmelung" strafrechtlich verfolgen zu wollen – ein Gesetz, das ursprünglich zum Schutz vor kulturell bedingten Praktiken wie Beschneidung bei Mädchen geschaffen wurde.

Experten weisen darauf hin, dass es keine Belege dafür gibt, dass in den USA geschlechtsangleichende Operationen an Kindern unter 18 Jahren durchgeführt werden. Lediglich einige Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren erhalten in bestimmten Fällen weniger invasive Eingriffe wie die Mastektomie ("Top-Surgery"). Die überwiegende Mehrheit der Behandlungen für Transgender-Jugendliche besteht aus Psychotherapie und in manchen Fällen aus reversiblen Pubertätsblockern.

Parallelen zu Deutschland: Wachsende Bedrohung für Transgender-Rechte

Während die Entwicklung in den USA besorgniserregend ist, zeigen sich auch in Deutschland beunruhigende Tendenzen. Obwohl das im Januar 2024 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz einen Fortschritt für die rechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität darstellt, gibt es gleichzeitig politische Bestrebungen, diesen Fortschritt rückgängig zu machen.

So hat die CDU/CSU bereits angekündigt, das Selbstbestimmungsgesetz bei einem Regierungswechsel wieder abschaffen zu wollen. Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, hat sich wiederholt kritisch gegenüber Transgender-Rechten geäußert. Ebenso gibt es Bestrebungen, den Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen für minderjährige Transgender-Personen einzuschränken.

Julia Monro, Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität, zeigt sich besorgt: "Was in den USA passiert, könnte auch hier Schule machen. Die Rhetorik gegen Transgender-Personen wird auch in Deutschland zunehmend aggressiver und bedient sich ähnlicher Falschbehauptungen."

Deutsche Gesundheitsversorgung für Transgender-Personen unter Druck

Anders als in den USA ist die Gesundheitsversorgung für Transgender-Personen in Deutschland grundsätzlich durch die gesetzlichen Krankenkassen abgedeckt. Allerdings bestehen erhebliche Hürden: Für die Kostenübernahme von Hormonbehandlungen und Operationen sind umfangreiche psychologische Gutachten erforderlich, und die Wartezeiten für spezialisierte Behandlungen können mehrere Jahre betragen.

Zudem sorgte ein Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2023 für Unsicherheit, da es die Grundlage für die Kostenübernahme geschlechtsangleichender Operationen in Frage stellte. Transgender-Aktivist*innen befürchten, dass konservative politische Kräfte diese Unsicherheit nutzen könnten, um den Zugang zu medizinischer Versorgung weiter einzuschränken.

Internationale Solidarität gefordert

Die deutsche Bundesregierung hat bereits eine Reisewarnung für Transgender- und nicht-binäre Personen herausgegeben, die in die USA reisen wollen. Dies unterstreicht die wachsende Besorgnis über die Verschlechterung der Situation für LGBTQ+-Personen in den Vereinigten Staaten.

"Die Entwicklungen in den USA sind ein Weckruf für uns alle", sagt Tessa Ganserer, Bundestagsabgeordnete und selbst transgender. "Wir müssen wachsam bleiben und uns entschieden gegen jede Form der Diskriminierung und Stigmatisierung stellen. Die Gesundheitsversorgung von Transgender-Personen ist keine ideologische Frage, sondern ein Menschenrecht."

Während des Pride Month 2025 steht die LGBTQ+-Community vor wachsenden Herausforderungen. Der Aufruf des FBI zu Denunziationen von Ärzt*innen erinnert an dunklere Zeiten und verdeutlicht, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder in Gefahr geraten können – auch in vermeintlich fortschrittlichen Demokratien.

Transgender-Organisationen in Deutschland rufen daher zu verstärkter Solidarität und Wachsamkeit auf. Sie betonen, dass die medizinische Versorgung von Transgender-Personen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und Leben rettet, nicht gefährdet. Der internationale Pride Month sei daher in diesem Jahr wichtiger denn je, um für diese grundlegenden Rechte einzustehen.


Maik Brückner: Eine neue starke Stimme für queere Rechte im Bundestag

Der aus dem niedersächsischen Hildesheim stammende Politiker Maik Brückner ist der neue queerpolitische Sprecher der Linken im Bundestag, wie die Fraktion am Dienstag bekannt gab. Brückner löst damit Kathrin Vogler ab, die in der vergangenen Legislaturperiode als Sprecherin für LGBTI-Rechte fungierte und im Februar dieses Jahres bei der vorgezogenen Bundestagswahl nicht mehr angetreten war.

Ein Politiker mit tiefem sozialen Bewusstsein

Der 1992 in Weener, Ostfriesland geborene Brückner bringt einen vielfältigen Hintergrund in seine neue Position ein. Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie – sein Vater arbeitete als Koch, seine Mutter als Reinigungskraft – ist sein Weg geprägt von sozialer Sensibilität. Nach einer Ausbildung zum Mediengestalter in Papenburg und dem Erlangen der Fachhochschulreife in Leer, absolvierte er ein Studium des Branding Designs in Hildesheim mit Bachelor- und Masterabschluss.

Politisch engagiert sich Brückner bereits seit 2016 im Stadtrat von Hildesheim für Die Linke. Im Februar 2025 gelang ihm der Einzug in den Bundestag über die Landesliste Niedersachsen. Dort ist er ordentliches Mitglied im Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union und stellvertretendes Mitglied in verschiedenen Ausschüssen, darunter Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Gesundheit sowie Kultur und Medien.

Eine klare Stimme für queere Rechte

"Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass queeres Leben in Deutschland sichtbar, sicher und selbstverständlich wird – in der Stadt wie auf dem Land, in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Pflege", so Brückner zu seiner neuen Rolle. Besonders wichtig ist ihm dabei der Kampf gegen den "rechten Kulturkampf": "Wir als Antifaschist*innen müssen dem rechten Kulturkampf Solidarität entgegensetzen. Queerfeindlichkeit, Diskriminierung und Gewalt dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben."

In seiner politischen Agenda verknüpft Brückner Queerpolitik eng mit sozialpolitischen Fragen – ein charakteristisches Merkmal der Linken. Er weist darauf hin, dass queere Menschen überproportional stark von Wohnungslosigkeit betroffen sind und Regenbogenfamilien immer noch nicht die gleichen Rechte haben wie heterosexuelle Eheleute.

Internationale Vernetzung für globale Solidarität

Gleich zu Beginn seiner Amtszeit zeigt Brückner sein Engagement auf internationaler Ebene. Er reiste am Mittwoch zum World Pride nach Washington – und stellte dabei bewusst einen Kontrast zum Besuch des deutschen Bundeskanzlers Friedrich Merz bei Donald Trump her: "Während sich Kanzler Friedrich Merz dort mit Donald Trump trifft, der die Rechte queerer US-Amerikaner*innen nach und nach abträgt, werde ich mich mit queeren Aktivist*innen aus aller Welt vernetzen und ein Zeichen für globale Solidarität setzen."

Diese internationale Vernetzung ist besonders wichtig in Zeiten, in denen in vielen Ländern – auch in Deutschland – rechtspopulistische Kräfte erstarken, die queere Rechte in Frage stellen. Brückners Engagement beim World Pride könnte wichtige Impulse für die deutsche LGBTIQ*-Politik bringen und gleichzeitig die internationale Solidarität in der Community stärken.

Queerpolitik als umfassendes gesellschaftliches Thema

Brückner setzt sich für einen umfassenden Aktionsplan für queeres Leben ein, der prekäre Lebenslagen berücksichtigt und einen Bildungsplan für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt beinhaltet. Er kritisiert zudem Diskriminierungen innerhalb der queeren Szene und fordert eine diskriminierungsfreie Sprache sowie den Schutz queerer Geflüchteter.

Neben seinem politischen Engagement ist Brückner Mitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), was sein Engagement gegen Rechtsextremismus und für eine offene und vielfältige Gesellschaft unterstreicht.

Queerpolitische Veränderungen im Bundestag

Mit Brückners Ernennung gibt es nun mehrere neue Gesichter in der queerpolitischen Landschaft des Bundestags. Die Grünen hatten bereits Ende April bekanntgegeben, dass Nyke Slawik die neue queerpolitische Sprecherin der Ökofraktion wird. Letzte Woche wurde zudem die SPD-Politikerin Sophie Koch als neue Queerbeauftragte der Bundesregierung vorgestellt.

Diese personellen Veränderungen könnten frischen Wind in die queerpolitischen Debatten des Bundestags bringen und neue Schwerpunkte setzen. Mit Maik Brückner hat Die Linke nun einen Vertreter, der queerpolitische Themen eng mit sozialer Gerechtigkeit verknüpft und damit eine wichtige Perspektive in den parlamentarischen Diskurs einbringt.


Britische Gleichstellungsbehörde EHRC wegen "rechtswidriger" Konsultation zu Trans-Ausschluss verklagt - Während Deutschland Selbstbestimmung stärkt

Die britische Menschenrechtsorganisation Liberty hat rechtliche Schritte gegen die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) eingeleitet. Grund ist ein Streit über die "rechtswidrige" Handhabung einer Konsultation zu Leitlinien über Transgender-Personen, wie PinkNews berichtet. Der Fall wirft wichtige Fragen zum Umgang mit Trans-Rechten auf – und zeigt deutliche Unterschiede zu Deutschland, wo kürzlich das Selbstbestimmungsgesetz eingeführt wurde.

Umstrittene Leitlinien und übereilte Konsultation

Die EHRC hatte ursprünglich nur zwei Wochen Zeit für eine öffentliche Konsultation zu Änderungen ihres Verhaltenskodex zu geschlechtsspezifischen Räumen angesetzt, was Liberty als Versuch kritisierte, die Änderungen "durchzupeitschen". Nach Protest verlängerte die Behörde die Frist auf sechs Wochen. Liberty fordert jedoch mindestens 12 Wochen für eine angemessene Beteiligung und argumentiert, dass die kurze Frist gegen die gesetzliche Pflicht zur fairen und rechtmäßigen Konsultation verstößt.

Die vorläufigen Leitlinien der EHRC, die im April nach einem Urteil des britischen Supreme Court veröffentlicht wurden, empfehlen den Ausschluss von Transgender-Personen aus geschlechtsspezifischen Räumen. Das Gericht hatte zuvor entschieden, dass die Definition von "Frauen" im Gleichstellungsgesetz von 2010 sich auf "biologische Frauen" bezieht.

Unterschiede zwischen Großbritannien und Deutschland

Der Fall zeigt einen deutlichen Kontrast zur Entwicklung in Deutschland. Während in Großbritannien restriktivere Regeln für Transgender-Personen drohen, hat Deutschland mit dem am 1. November 2024 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) einen progressiveren Weg eingeschlagen.

Das deutsche Gesetz erlaubt es Bürgerinnen und Bürgern ab 14 Jahren, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen in offiziellen Dokumenten durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern. Es ersetzt das frühere Transsexuellengesetz (TSG), das als diskriminierend kritisiert wurde und psychologische Gutachten sowie ein Gerichtsverfahren vorschrieb.

"Das deutsche Selbstbestimmungsgesetz stellt einen wichtigen Fortschritt für die Rechte von Trans-Personen dar, auch wenn es in einigen Bereichen wie bei der Elternschaft noch Lücken gibt", erklärt die Rechtswissenschaftlerin Dr. Laura Adamietz, die sich auf LGBTQ+-Rechte spezialisiert hat, gegenüber Fachmedien.

Kritik von beiden Seiten

Allerdings gibt es auch in Deutschland Kritik am Selbstbestimmungsgesetz. Die UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Reem Alsalem, äußerte Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen des Gesetzes auf die Menschenrechte von Frauen. Sie argumentierte, dass dem Gesetz notwendige Schutzmaßnahmen fehlen würden, um Missbrauch durch sexuelle Straftäter zu verhindern, insbesondere in geschlechtsspezifischen Räumen.

Trans-Aktivisten und Unterstützerorganisationen in Deutschland, wie der Bundesverband Trans* e.V., halten diese Bedenken jedoch für unbegründet und verweisen auf Erfahrungen aus anderen Ländern mit ähnlichen Gesetzen, in denen es keine Zunahme von Missbrauchsfällen gegeben habe.

Rechtliche Perspektiven und Ausblick

Liberty hat für seinen Rechtsstreit gegen die EHRC eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und bereits über 11.600 Pfund (etwa 13.800 Euro) von einem Ziel von 15.000 Pfund (etwa 17.800 Euro) gesammelt. Ein Richter des High Court wird nun entscheiden, ob eine Anhörung zu der Klage stattfinden wird.

In Deutschland bleibt abzuwarten, wie sich die praktische Anwendung des Selbstbestimmungsgesetzes entwickelt. Trotz der Fortschritte gibt es weiterhin Herausforderungen, beispielsweise bei der elterlichen Identifizierung auf Geburtsurkunden. Laut dem Völkerrechtsblog werden Transgender-Elternteile auf den Geburtsurkunden ihrer Kinder weiterhin zwangsweise mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht bezeichnet.

Der Fall in Großbritannien wird von deutschen LGBTQ+-Organisationen aufmerksam verfolgt. "Die Entwicklungen in Großbritannien zeigen, wie wichtig es ist, dass wir in Deutschland erreichte Fortschritte bei Trans-Rechten verteidigen und weiter ausbauen", betont Julia Monro vom Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) gegenüber deutschen Medien.

Die unterschiedlichen Ansätze beider Länder verdeutlichen die Spannungen und Debatten, die europaweit zum Thema Transgender-Rechte geführt werden. Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Schritt in Richtung größerer Selbstbestimmung gegangen ist, deuten die Entwicklungen in Großbritannien auf eine mögliche Einschränkung von Trans-Rechten hin.


Regenbogen auf Schienen: Ulms neue Pride-Straßenbahn setzt Zeichen für Vielfalt im deutschen ÖPNV

Unter dem Motto "Zusammenhalt hat Vorfahrt" rollt seit Kurzem eine farbenprächtige Neuheit durch Ulm: Eine im Regenbogendesign gestaltete Straßenbahn, die auf beiden Ulmer Linien eingesetzt wird und mindestens bis Ende 2026 sichtbar sein wird. Wie queer.de berichtet, wollen die Donau-Iller-Nahverkehrsverbund-GmbH (DING) und die SWU Verkehr GmbH mit diesem Projekt zum Pride Month ein deutliches Statement für Offenheit, Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen.

Mehr als nur ein bunter Hingucker

Das 31,5 Meter lange Schienenfahrzeug vom Typ Avenio M bietet Platz für 185 Fahrgäste und ist in den sechs Farben der Regenbogenflagge beklebt. DING-Geschäftsführer Bastian Goßner betonte bei der Präsentation auf dem Betriebshof der SWU in Ulm die symbolische Bedeutung: "Der öffentliche Verkehr nimmt jeden mit und ist für alle da." Diese Botschaft passt perfekt zur Grundidee des öffentlichen Nahverkehrs als Dienst für die gesamte Gesellschaft – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung.

Als Zeichen des Engagements unterstützt DING als Sponsor auch den Christopher Street Day in Ulm, der in diesem Jahr am 21. Juni stattfindet. Die Regenbogen-Straßenbahn wird dabei sicherlich ein besonderer Blickfang sein und die Verbindung zwischen alltäglicher Mobilität und dem Einsatz für Vielfalt sichtbar machen.

Teil einer bundesweiten Bewegung

Ulm reiht sich mit dieser Initiative in eine wachsende Zahl deutscher Städte ein, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen, um Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung zu setzen. So fährt in Dresden bereits seit 2022 eine "Pride-Tram", die bis zu ihrer nächsten Hauptuntersuchung im Jahr 2029 auf wechselnden Linien durch die Stadt fahren wird. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) wollen damit ein dauerhaftes Statement gegen Vorurteile setzen und die Vielfalt in der Gesellschaft feiern.

Auch die Deutsche Bahn beteiligt sich bundesweit mit verschiedenen Aktionen: Ein als "Pride Ride Lok" bekannter Intercity fährt in Regenbogenfarben durch Deutschland, und an 63 Bahnhöfen und DB-Gebäuden werden Regenbogenflaggen gehisst. In München beflaggen die Münchner Verkehrsbetriebe (MVG) während der Pride Week traditionell Trambahnen und Busse mit Regenbogen-Fähnchen, und es gibt die "S-Bahn der Vielfalt", die von Auszubildenden der Deutschen Bahn gestaltet wurde.

Sichtbarkeit mit Wirkung

Diese Initiativen haben eine doppelte Wirkung: Sie erhöhen die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Themen im Alltag und senden gleichzeitig eine Botschaft der Inklusion und des Respekts an alle Fahrgäste. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die sich seit vielen Jahren am CSD beteiligen, hissen beispielsweise regelmäßig Regenbogenflaggen am symbolträchtigen U-Bahnhof Nollendorfplatz und haben zum 40. CSD in Berlin einen Wagen als Straßenbahn gestaltet.

Solche Aktionen sind mehr als nur symbolische Gesten – sie tragen dazu bei, LGBTQ+-Themen aus der Nische zu holen und in den Alltag zu integrieren. In einer Zeit, in der queerfeindliche Gewalt und Diskriminierung noch immer Realität sind, setzen Verkehrsunternehmen damit ein wichtiges Zeichen der Solidarität.

Herausforderungen bleiben

Trotz dieser positiven Initiativen gibt es weiterhin Herausforderungen im Bereich der Akzeptanz und Gleichstellung. Laut dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) werden in Deutschland täglich Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität angegriffen und bedroht. Auch die Pride-Aktionen selbst stoßen nicht überall auf Zustimmung – so wurde beispielsweise die Dresdner "Pride-Tram" wegen ihrer Slogans kritisiert.

Dennoch zeigt die wachsende Zahl solcher Initiativen, dass Verkehrsunternehmen in Deutschland ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen und aktiv dazu beitragen möchten, Vielfalt sichtbar zu machen und zu fördern. Die Ulmer Regenbogen-Straßenbahn ist ein weiterer wichtiger Baustein in diesem Engagement.

Ein Signal mit Strahlkraft

Mit der Regenbogen-Straßenbahn setzt Ulm ein sichtbares Zeichen, das weit über den Pride Month hinaus wirken wird. Bis mindestens Ende 2026 wird das bunte Fahrzeug täglich tausende Menschen transportieren und dabei eine einfache, aber wichtige Botschaft vermitteln: In einer vielfältigen Gesellschaft haben alle Menschen das Recht auf Respekt, Akzeptanz und gleichberechtigte Teilhabe.

Der Christopher Street Day in Ulm am 21. Juni 2025 wird sicherlich ein besonderer Anlass sein, diese Botschaft zu feiern und zu verstärken. Die Pride-Straßenbahn wird dabei nicht nur ein Transportmittel, sondern ein rollendes Symbol für eine offene und inklusive Stadtgesellschaft sein.


Schwuler GB News-Moderator Alex Armstrong: "Wir brauchen keinen Pride Month mehr"

Der offen homosexuelle Moderator des britischen Nachrichtensenders GB News, Alex Armstrong, hat sich vehement gegen den Pride Month ausgesprochen. In einer Debattensendung mit dem Titel "Brauchen wir den Pride Month?", deren Ausschnitte später in seinen sozialen Medien geteilt wurden, behauptete Armstrong, dass Pride-Veranstaltungen "genau das Gegenteil" von dem bewirken würden, was sie eigentlich sollen. Statt Homophobie zu bekämpfen, würden sie Menschen eher abschrecken, so der Moderator. Die ursprüngliche Meldung stammt von PinkNews.

Kritik an Pride-Veranstaltungen

"Was ich bei einigen Pride-Veranstaltungen sehe, sind Fetische, die auf der Straße zur Schau gestellt werden, Männer, die nackt herumlaufen und denken, das sei akzeptabel, wenn Kinder in der Nähe sind", erklärte Armstrong in der Sendung. "Das zeigt nichts Gutes über die schwule Community. Es stereotypisiert sie, und es gibt Millionen von schwulen Männern, Tausende, die heute Abend zuschauen, die sagen werden: 'Eigentlich will ich nicht, dass das uns repräsentiert'."

Armstrong behauptete weiter, dass die LGBTQ+-Community einer "Gegenreaktion" ausgesetzt sei, gab aber "linksextremen Institutionen" die Schuld, die "die Agenda zu weit vorangetrieben haben". Er kritisierte besonders die Befürwortung von Pubertätsblockern für Kinder und argumentierte, dass die Gesellschaft in den 2000er Jahren die Schwulenrechte bereits "relativ akzeptiert" habe und "weitergezogen" sei.

Polarisierte Reaktionen in Deutschland

Die Debatte um die Notwendigkeit von Pride-Veranstaltungen wird auch in Deutschland geführt, wo der Christopher Street Day (CSD) seit über 25 Jahren fester Bestandteil des gesellschaftlichen Kalenders ist. Während Befürworter darauf hinweisen, dass trotz rechtlicher Fortschritte Diskriminierung und Anfeindungen gegen LGBTQ+-Personen weiterhin alltäglich sind, gibt es auch hierzulande kritische Stimmen.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) betont regelmäßig die anhaltende Notwendigkeit von Pride-Veranstaltungen: "Sie machen sichtbar, dass LGBTQ+-Personen Teil der Gesellschaft sind und schaffen einen Raum für Gemeinschaft und Solidarität." Zudem gehe es bei Pride nicht nur um Feiern, sondern auch um die Erinnerung an historische Kämpfe und den Einsatz für noch nicht erreichte Rechte.

Skandale bei GB News

Die Äußerungen von Armstrong reihen sich in eine Serie kontroverser Inhalte des britischen Nachrichtensenders GB News ein. Erst Anfang des Jahres hatte der Sender für Empörung gesorgt, als der politische Kommentator und Comedian Josh Howie alle LGBTQ+-Personen mit Pädophilen verglich, was zu mehr als 50.000 Beschwerden bei der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom führte.

Howie hatte während einer Sendung, in der über die Bischöfin Mariann Budde berichtet wurde, die US-Präsident Donald Trump aufgefordert hatte, "Barmherzigkeit gegenüber queeren Menschen zu zeigen", gesagt: "Ich möchte nur sagen, dass das auch Pädos einschließt." Später behauptete er in den sozialen Medien, dies sei "nur ein Witz" gewesen.

Pride in Deutschland – weiterhin notwendig?

In Deutschland findet der Pride Month jedes Jahr im Juni statt und erinnert an den Stonewall-Aufstand von 1969 in New York, der als Wendepunkt in der LGBTQ+-Rechtsbewegung gilt. In vielen deutschen Städten werden im Sommer CSD-Veranstaltungen organisiert, die sowohl Feiern als auch politische Demonstrationen umfassen.

Trotz rechtlicher Erfolge wie der "Ehe für alle" und des Selbstbestimmungsgesetzes gibt es in Deutschland weiterhin Diskriminierung von LGBTQ+-Personen. LGBTQ+-Organisationen berichten von zunehmender Sorge vor Rückschritten, insbesondere angesichts des Erstarkens konservativer und rechtspopulistischer Kräfte. Der Bundesverband Trans* verzeichnet beispielsweise eine Zunahme transfeindlicher Übergriffe und Hassrede.

Armstrong vertritt mit seiner Position die sogenannte "Assimilationstheorie" – die Idee, dass LGBTQ+-Personen vollständig in die Gesellschaft integriert werden sollten, ohne besondere Sichtbarkeit zu beanspruchen. "Willst du Teil der Gesellschaft sein, oder willst du, dass die Gesellschaft dich anschaut und denkt, du bist anders?", fragte er rhetorisch in der Sendung.

Diese Position steht im Kontrast zum Selbstverständnis vieler LGBTQ+-Aktivisten in Deutschland und weltweit, die betonen, dass Sichtbarkeit und der offene Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt essenziell sind, um Diskriminierung abzubauen und jungen LGBTQ+-Personen positive Vorbilder zu bieten.

Verschiedene Stimmen in der Community

Die Kontroverse um Armstrongs Äußerungen verdeutlicht die Vielfalt der Meinungen innerhalb der LGBTQ+-Community selbst. Während einige seiner Kritik an bestimmten Aspekten von Pride-Veranstaltungen zustimmen mögen, betonen andere die anhaltende Bedeutung dieser Sichtbarkeit für marginalisierte Gruppen.

In Deutschland weisen Organisationen wie der deutsche Ableger von Amnesty International darauf hin, dass in über 70 Ländern weltweit gleichgeschlechtliche Beziehungen noch immer kriminalisiert werden und selbst in vermeintlich progressiven Ländern wie Deutschland LGBTQ+-Personen weiterhin mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert sind.

Unabhängig von der Debatte um die Form und Ausgestaltung von Pride-Veranstaltungen bleibt die Kernfrage: Solange LGBTQ+-Personen nicht vollständig gleichberechtigt und akzeptiert sind, haben Sichtbarkeit und gemeinschaftlicher Protest weiterhin ihre Berechtigung – auch wenn über die Art und Weise, wie diese gestaltet werden sollten, unterschiedliche Ansichten bestehen.


"Erschreckender transfeindlicher Angriff in Tennessee: Auch in Deutschland nehmen Gewalttaten gegen trans Personen zu"

Eine trans Frau in Tennessee wurde Opfer eines brutalen Angriffs an einer Lagereinheit – ein Fall, der die zunehmende transfeindliche Gewalt auch in den USA verdeutlicht. Der Vorfall, ursprünglich von Pink News berichtet, zeigt erschreckende Parallelen zu einer besorgniserregenden Entwicklung, die wir auch in Deutschland beobachten können.

Der Vorfall in Nashville

Tyler Flanagan, eine professionelle Visagistin, wurde am 30. Mai in einer "Extra Space" Lagereinheit in Nashville verbal und körperlich angegriffen. Laut ihrem Bericht wurden sie und eine Freundin von fünf Männern, die Shirts der Umzugsfirma "Black Tie Moving" trugen, mit hasserfüllten Beleidigungen konfrontiert und misgendered.

Die Männer sollen gerufen haben, dass sie "uns trotzdem verprügeln können, weil wir Männer sind". Flanagan teilte auf Social Media schockierende Überwachungsaufnahmen des Angriffs und beschrieb die Aggression als "laut, hasserfüllt und erschreckend". Als sie zu ihrem Auto gehen wollte, wurde sie von einem der Männer ins Gesicht geschlagen.

"Das war das erste Mal in meinen Jahren in Nashville, dass ich wirklich um mein Leben gefürchtet habe", schrieb sie. "Ich wurde von einem erwachsenen Mann angegriffen, der doppelt so groß war wie ich. Ich blockierte einen Teil des Schlags mit meiner Hand, aber er traf mich trotzdem im Gesicht. Wenn ich nicht reagiert hätte, hätte er mich bewusstlos schlagen können."

Parallelen zu Deutschland: Zunahme transfeindlicher Gewalt

Der Vorfall in Tennessee ist leider kein Einzelfall. Auch in Deutschland steigt die Zahl transfeindlicher Angriffe alarmierend an. Laut Statistiken des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Fälle gegen LGBTIQ*-Personen erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 Taten im Vorjahr, wie die Tagesschau berichtete.

Besonders besorgniserregend ist der Anstieg bei Straftaten gegen trans, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen: Im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität" wurden laut dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) zuletzt 1.152 Fälle gemeldet – ein Anstieg von etwa 35% gegenüber dem Vorjahr.

Konkrete Vorfälle in deutschen Großstädten

Besonders in Großstädten wie Berlin und Hamburg häufen sich transfeindliche Übergriffe. In Berlin wurde beispielsweise im Mai 2023 eine Transfrau in Berlin-Mitte angegriffen und verletzt, wie Queer.de berichtete. In Hamburg verzeichneten die Behörden ebenfalls eine Zunahme von LGBTIQ+-feindlichen Straftaten, darunter mehrere Angriffe auf Transgender-Personen, wie der NDR dokumentierte.

Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene Straftaten nicht anzeigen – entweder weil sie die Tat als nicht schwerwiegend genug betrachten oder aus Angst vor homo- oder transphoben Reaktionen der Polizei.

Reaktionen auf den Vorfall in Tennessee

Im Fall von Tyler Flanagan hat die Polizei von Nashville die Ermittlungen aufgenommen. Sowohl die Lagerfirma "Extra Space Storage" als auch die Umzugsfirma "Black Tie Moving" haben den Angriff verurteilt. Der CEO von "Black Tie Moving", Dustin Black, erklärte, dass das Unternehmen "sofortige und entschiedene Maßnahmen ergriffen hat, um den beteiligten Mitarbeiter zu entlassen" und die Strafverfolgungsbehörden kontaktiert hat.

"Unsere Herzen sind bei der von diesem Vorfall betroffenen Person. Niemand sollte sich jemals unsicher fühlen oder in irgendeiner Umgebung Schaden erleiden. Wir erkennen den dauerhaften Schaden an, den solche Handlungen verursachen können, und es tut uns wirklich leid", heißt es in der Erklärung des Unternehmens.

Was muss sich ändern?

Sowohl in Deutschland als auch in den USA zeigt sich die dringende Notwendigkeit verstärkter Schutzmaßnahmen für trans Personen. Der LSVD fordert einen umfassenden Aktionsplan gegen LGBTIQ*-Feindlichkeit und betont, dass hassmotivierte Straftaten nicht nur auf einzelne Individuen abzielen, sondern darauf, ganze Bevölkerungsgruppen einzuschüchtern.

Transfeindliche Gewalt schränkt die Freiheit der Betroffenen erheblich ein, da sie sich im öffentlichen Raum nicht sicher fühlen und bestimmte Orte aus Angst vor Gewalt meiden. Der Fall von Tyler Flanagan verdeutlicht, wie alltägliche Situationen – wie der Besuch einer Lagereinheit – für trans Personen plötzlich zu lebensgefährlichen Bedrohungen werden können.

Wichtig sind nicht nur konsequente strafrechtliche Verfolgung solcher Taten, sondern auch präventive Maßnahmen wie Aufklärung, Sensibilisierung und der Abbau gesellschaftlicher Vorurteile. Nur so kann langfristig ein Umfeld geschaffen werden, in dem alle Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität sicher leben können.


Der Kampf um die Regenbogenflagge: AfD will Symbol der Vielfalt von öffentlichen Gebäuden verbannen

Die AfD will per Gesetz das Hissen der Regenbogen- und der EU-Flagge vor öffentlichen Gebäuden und staatlichen Einrichtungen in Bayern verbieten. Wie queer.de berichtet, wurde ein entsprechender Gesetzesantrag der Fraktion im Landtag am Donnerstag debattiert. Der Vorstoß ist Teil einer breiteren Strategie der rechtspopulistischen Partei gegen Symbole der Vielfalt und LGBTQ+-Rechte in Deutschland.

Der Gesetzesentwurf und die Argumentation der AfD

Laut dem Gesetzentwurf sollen "ausschließlich die Bundesflagge, die bayerische Staatsflagge sowie die Flagge der jeweiligen Kommune gehisst oder angebracht werden dürfen". Die AfD begründet ihren Antrag damit, dass zu viele unterschiedliche Flaggen die Menschen verwirren würden. Zudem bestehe die Gefahr, dass "das Identitätsgefühl der Bevölkerung im Hinblick auf ihren Freistaat Bayern und ihr eigenes Land geschwächt werden" könne.

Die AfD-Fraktionsgeschäftsführerin Steffi Burmeister erklärte gegenüber Medien, dass die Regenbogenflagge eine "politisch motivierte Fahne" sei und nicht an Dienstgebäude gehöre. Besonders problematisch ist die Behauptung im Gesetzesantrag, dass "die zahllosen verschiedenen Versionen der Regenbogenfahne oder sogenannte LSBTI-Fahnen nicht den Staat repräsentieren und die Gesellschaft spalten" würden.

Scharfe Kritik von allen anderen Parteien

Der Antrag erhielt im Landtag massive Kritik von allen anderen Fraktionen. "Es ist schon erstaunlich wie eine kleine bunte Flagge die Gemüter einiger weniger erhitzen kann", sagte die SPD-Abgeordnete Doris Rauscher während der Debatte. Auch die Redner von CSU und Freien Wählern machten unmissverständlich klar, dass sie die gesetzlichen Verbote für falsch halten und dadurch das Land weiter gespalten werde.

Besonders deutlich wurde Peter Wachler von der CSU, der laut Bayerischem Rundfunk erklärte, der Entwurf der AfD erinnere an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte und sei ein Angriff auf Vielfalt, Toleranz und die freiheitlich-demokratische Grundordnung.

Florian Siekmann von den Grünen wertete die Pläne als erneuten Versuch, die queere Community im Land aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Er verwies zudem auf die historische Bedeutung der Regenbogenflagge, die bereits 1525 während der Bauernkriege als Symbol gegen Unterdrückung und für den Wunsch nach Freiheit verwendet wurde.

Regenbogenflagge auf Bundesebene erlaubt

Im Gegensatz zur Position der AfD hat das Bundesinnenministerium (BMI) unter Nancy Faeser im Jahr 2022 die Genehmigung erteilt, dass die Regenbogenflagge zu bestimmten Anlässen an Dienstgebäuden des Bundes gehisst werden darf. Bundesinnenministerin Faeser begründete dies damit, dass Deutschland ein modernes und vielfältiges Land sei und es "höchste Zeit sei, dies auch als staatliche Institutionen deutlicher zu zeigen".

Diese unterschiedlichen Haltungen verdeutlichen den politischen Konflikt um Symbole der Vielfalt in Deutschland. Während die Bundesregierung die Regenbogenflagge als Zeichen für Toleranz und Respekt sieht, versucht die AfD, dieses Symbol aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen.

AfDs widersprüchliche Haltung zu LGBTQ+-Rechten

Die Position der AfD zu LGBTQ+-Themen ist trotz ihrer offen lesbischen Co-Vorsitzenden Alice Weidel durchgehend ablehnend. Wie die Initiative Echte Vielfalt dokumentiert hat, lehnte die Partei 2017 die Legalisierung der Ehe für alle und gemeinsamer Adoptionen ab und forderte 2019 erfolglos deren Rücknahme. Im Jahr 2022 versuchte die AfD, ein Gesetz zur vereinfachten Änderung des Geschlechtseintrags für trans Personen zu blockieren.

Der Antrag in Bayern reiht sich in eine Serie ähnlicher Vorstöße ein. Erst im März brachte die AfD im Landtag von Sachsen-Anhalt einen Antrag zum Verbot von Regenbogenflaggen an Schulen ein. Dabei ging die Partei so weit, das queere Banner mit "pädophilen Lobbygruppen" und "LGBTQ-Propaganda" in Verbindung zu bringen.

Zunehmende Bedrohung für queere Menschen in Bayern

Besonders besorgniserregend ist, dass die politischen Angriffe auf LGBTQ+-Symbole und -Rechte mit einer Zunahme queerfeindlicher Gewalt einhergehen. Laut einem Bericht der Münchner Beratungsstelle "Strong!" ist die Zahl queerfeindlicher Vorfälle in Bayern in den letzten Jahren steil angestiegen.

Queere Organisationen fordern daher von der bayerischen Staatsregierung einen Aktionsplan, um LGBTQ+-feindliche Gewalt zu bekämpfen. Bayern ist derzeit das einzige deutsche Bundesland, das sich einem derartigen Aktionsplan verweigert – ein Umstand, der angesichts der steigenden Bedrohungslage besonders problematisch erscheint.

Symbolpolitik mit realen Auswirkungen

Was auf den ersten Blick als reine Symbolpolitik erscheinen mag, hat reale Auswirkungen auf das Leben queerer Menschen. Die Regenbogenflagge ist mehr als nur ein buntes Tuch – sie ist ein international anerkanntes Symbol für Akzeptanz, Sichtbarkeit und Schutz von LGBTQ+-Personen. Ihre Präsenz an öffentlichen Gebäuden sendet ein wichtiges Signal an eine Bevölkerungsgruppe, die noch immer unter Diskriminierung und Anfeindungen leidet.

Die Debatte um die Regenbogenflagge verdeutlicht, wie umkämpft die Rechte und die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen in Deutschland nach wie vor sind. Während Fortschritte auf Bundesebene gemacht werden, versuchen konservative und rechte Kräfte in einzelnen Bundesländern, diese Entwicklungen rückgängig zu machen oder zu blockieren.


Russlands Kampf gegen westliche Werte: British Council als "unerwünschte Organisation" verbannt

Russland hat das britische Kulturinstitut British Council offiziell zur "unerwünschten Organisation" erklärt und wirft dem Institut Geheimdiensttätigkeit vor. Wie queer.de berichtet, begründet die russische Generalstaatsanwaltschaft diesen Schritt unter anderem mit der Unterstützung der "internationalen LGBT-Bewegung" durch das Institut – eine Bewegung, die in Russland seit letztem Jahr als "terroristisch" eingestuft wird.

Queerfeindlichkeit als politisches Instrument

Der Schritt gegen den British Council reiht sich ein in eine lange Liste von Maßnahmen, mit denen das Putin-Regime gegen alles vorgeht, was es als westliche Einflussnahme betrachtet. Besonders besorgniserregend ist dabei die explizite Nennung der Unterstützung für LGBTQ+-Anliegen als Begründung für die Einstufung als "unerwünscht".

Seit der Einführung des Gesetzes gegen "LGBT-Propaganda" im Jahr 2013 hat sich die Situation für queere Menschen in Russland kontinuierlich verschlechtert. Im Dezember 2022 wurde dieses Gesetz erheblich verschärft, sodass nun praktisch jede positive oder neutrale Darstellung von LGBTQ+-Themen in der Öffentlichkeit verboten ist. Im Juli 2023 folgten weitere Verschärfungen, die unter anderem geschlechtsangleichende medizinische Behandlungen verboten.

Der British Council im Visier

Das 1934 gegründete Kulturinstitut British Council ist weltweit für die Förderung kultureller Beziehungen und Bildungschancen bekannt. In Deutschland ist die Organisation vor allem für den Englisch-Sprachtest IELTS bekannt, der für Studium und Arbeitsaufenthalt in englischsprachigen Ländern oft erforderlich ist.

In Russland selbst ändert die neue Einstufung wenig, da das Institut dort bereits seit 2018 seine Tätigkeit auf Anweisung des russischen Außenministeriums einstellen musste. Damals wurde die Maßnahme mit der Vergiftung des Ex-Spions Sergej Skripal in Großbritannien begründet.

Besorgniserregend ist jedoch der Aufruf des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB an "befreundete Länder", dem Beispiel Moskaus zu folgen und die Arbeit des British Council auch in anderen Staaten zu unterbinden.

Auswirkungen auf die deutsch-russischen Beziehungen

Auch deutsche Institutionen sind bereits ins Visier geraten: Das Deutsche Historische Institut und die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde wurden ebenfalls zu unerwünschten Organisationen erklärt. Diese Maßnahmen zeigen, wie Russland versucht, sich kulturell und wissenschaftlich vom Westen zu isolieren.

Die deutsche Bundesregierung hat wiederholt Bedenken zur Menschenrechtslage in Russland geäußert, insbesondere zur Diskriminierung von LGBTQ+-Personen. Trotzdem erklärte Staatssekretärin Daniela Ludwig (CSU) kürzlich, dass queerfeindliche Repressalien in Russland gegenwärtig kein Asylgrund in Deutschland seien – eine Haltung, die angesichts der systematischen Verfolgung queerer Menschen in Russland kritisch zu betrachten ist.

"Gayropa" – Russlands Propagandabegriff gegen europäische Werte

In der russischen Staatspropaganda wird das demokratische Europa oft als "Gayropa" denunziert – ein Propagandabegriff, mit dem der angebliche moralische Niedergang westlicher Gesellschaften aufgrund ihrer Akzeptanz queerer Menschen kritisiert wird. Diese Rhetorik ist Teil einer umfassenderen Strategie, die eigene Bevölkerung gegen westliche Werte zu mobilisieren.

Die jüngste Welle von Festnahmen wegen angeblicher "Homo-Propaganda" und die Einstufung der internationalen LGBTQ+-Bewegung als "terroristisch" zeigen, dass die russische Führung Queerfeindlichkeit nicht nur nach innen, sondern zunehmend auch als außenpolitisches Instrument einsetzt, um sich vom Westen abzugrenzen.

Zivilgesellschaftlicher Widerstand

Trotz der repressiven Politik gibt es sowohl in Russland als auch international weiterhin Widerstand. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) und internationale Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch dokumentieren die Verfolgung queerer Menschen in Russland und setzen sich für deren Rechte ein.

Für die queere Community in Deutschland bedeutet die Entwicklung in Russland auch eine Erinnerung daran, dass erkämpfte Rechte und gesellschaftliche Akzeptanz keine Selbstverständlichkeit sind, sondern immer wieder verteidigt werden müssen – gerade in Zeiten, in denen auch hierzulande autoritäre und queerfeindliche Stimmen an Lautstärke gewinnen.


Lush beendet Kooperation mit Download Festival wegen transfeindlicher Toilettenrichtlinie

Der britische Kosmetikhersteller Lush hat seine Partnerschaft mit dem Download Festival beendet, nachdem die Veranstaltung eine umstrittene Toilettenpolitik für Transgender-Besucher eingeführt hatte. Wie PinkNews berichtet, reagierte das Unternehmen damit auf die anhaltende Kontroverse um die Nutzung von Toiletten durch Trans-Personen bei dem bekannten britischen Rock- und Metal-Festival.

Transfeindliche Richtlinie sorgt für Empörung

Das Download Festival, das im Juni im englischen Donington Park stattfinden soll, hatte zuvor angekündigt, dass es die Leitlinien der britischen Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) befolgen werde. Diese besagen, dass "Transfrauen (biologische Männer) nicht die Damentoiletten und Transmänner (biologische Frauen) nicht die Herrentoiletten benutzen dürfen". Diese Richtlinie basiert auf einem umstrittenen Urteil des britischen Supreme Court, das die rechtliche Definition des geschützten Merkmals "Geschlecht" im Gleichstellungsgesetz von 2010 auf biologischen Grundlagen definiert.

In einer E-Mail, die von der Transgender-Rechtsgruppe Strive geteilt wurde, erklärte ein Lush-Vertreter: "Wir beenden unsere Zusammenarbeit mit dieser Veranstaltung und werden daher nicht mehr teilnehmen." Strive dankte dem Unternehmen daraufhin öffentlich dafür, dass es "Moral über Profit stellt".

Künstler kritisieren Festival

Neben Lush haben auch bereits mindestens zwei Künstler, die auf dem Festival auftreten sollten, ihre Kritik an der Toilettenpolitik geäußert. Der Transgender-Musiker Noahfinnce fragte öffentlich auf der Plattform X (ehemals Twitter): "Wie könnt ihr es wagen, Transgender-Menschen wie mich einzuladen, auf eurem Festival zu spielen, und ihnen dann die Benutzung der Toilette zu verbieten? Wenn wir nur dann auf die Toilette gehen können, wenn wir uns outen, dann habt ihr ein unsicheres Umfeld geschaffen."

Nach der wachsenden Kritik versuchte das Download Festival, die Situation zu entschärfen, und erklärte: "Download war immer und bleibt für alle da. Im Herzen von Download steht die Akzeptanz. Wir stehen an der Seite aller Mitglieder unserer Gemeinschaft und möchten, dass sich jeder sicher, unterstützt und willkommen fühlt. Wir möchten alle unsere Kunden beruhigen, dass die Mehrheit der Toiletten auf dem Gelände geschlechtsneutral sind."

Deutsche Transgender-Rechte im Vergleich

In Deutschland hat sich die rechtliche Situation für Transgender-Personen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Seit dem 1. November 2024 können Personen über 18 Jahre ihr Geschlecht durch Selbstbestimmung ändern, ohne sich medizinischen Eingriffen unterziehen zu müssen. Das Selbstbestimmungsgesetz hat das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 abgelöst, das verfassungswidrige Hürden für die Änderung des Geschlechtseintrags enthielt.

Auch in Bezug auf Toilettenzugänge gibt es in Deutschland meist pragmatischere Lösungen. Viele öffentliche Veranstaltungen und Festivals bieten inzwischen geschlechtsneutrale Toiletten an, und die Antidiskriminierungsstelle des Bundes setzt sich für inklusive Lösungen ein, die allen Menschen den Zugang zu sanitären Einrichtungen ohne Diskriminierung ermöglichen.

Unternehmenswerte versus wirtschaftliche Interessen

Die Entscheidung von Lush, die Partnerschaft mit dem Download Festival zu beenden, spiegelt einen wachsenden Trend wider, bei dem Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen zunehmend an ethischen und sozialen Werten ausrichten. Lush hat sich bereits in der Vergangenheit für LGBTQ+-Rechte eingesetzt und ist bekannt für seine progressive Haltung in sozialen Fragen.

Auch in Deutschland nehmen immer mehr Unternehmen eine klare Position zu LGBTQ+-Themen ein. Große Festivals wie Rock am Ring oder Wacken Open Air haben in den letzten Jahren verstärkt auf inklusive Toilettenlösungen gesetzt und Richtlinien gegen Diskriminierung implementiert, um allen Besuchern ein sicheres Festival-Erlebnis zu garantieren.

Gesellschaftliche Debatte um Transrechte

Der Fall des Download Festivals verdeutlicht die anhaltenden gesellschaftlichen Debatten um Transgender-Rechte und die praktische Umsetzung von Inklusion. Während in Großbritannien seit dem umstrittenen EHRC-Urteil zunehmend restriktive Positionen eingenommen werden, setzt Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Gegenpunkt für mehr Akzeptanz und Selbstbestimmung.

Die Entscheidung von Lush zeigt, dass Unternehmen zunehmend bereit sind, wirtschaftliche Interessen hintanzustellen, wenn es um grundlegende Werte wie Gleichberechtigung und Inklusion geht – eine Entwicklung, die auch von deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern zunehmend honoriert wird.


Wegweisende Entscheidung gegen Ungarns Queerfeindlichkeit: EuGH-Generalanwältin erteilt Orbáns "Homo-Propaganda"-Gesetz klare Absage

In einer bemerkenswerten juristischen Stellungnahme hat die Generalanwältin des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), Tamara Ćapeta, Ungarns umstrittenes "Homo-Propaganda"-Gesetz als klaren Verstoß gegen EU-Recht eingestuft. Wie queer.de berichtet, stellte Ćapeta in ihren Schlussanträgen fest, dass Ungarn sich "erheblich vom Modell einer verfassungsmäßigen Demokratie entfernt" habe.

Das umstrittene Gesetz im Detail

Das 2021 von der Orbán-Regierung beschlossene Gesetz verbietet oder beschränkt Darstellungen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften oder von Transidentität in öffentlichen Medien. Filme mit solchen Inhalten dürfen nicht zu Hauptsendezeiten ausgestrahlt werden, und Bücher müssen mit dem Hinweis "Verboten für unter 18-Jährige" versehen werden. Obwohl die ungarische Regierung dies als Maßnahme zum Jugendschutz darstellt, betonen Kritiker*innen, dass das Gesetz in Wirklichkeit die Sichtbarkeit queerer Menschen in der Gesellschaft einschränkt.

Die Generalanwältin macht in ihrer Stellungnahme deutlich: Unter dem Deckmantel des Jugendschutzes werde "die Darstellung des normalen Lebens queerer Menschen verboten". Es gehe gerade nicht um den Schutz vor pornografischen Inhalten, sondern um ein Werturteil, "dass homosexuelles und nicht cisgeschlechtliches Leben nicht den gleichen Wert oder Rang habe".

Starke Unterstützung für die EU-Kommissionsklage

Die Europäische Kommission unter Ursula von der Leyen hatte Ungarn wegen des diskriminierenden Gesetzes verklagt. 16 EU-Mitgliedsländer, darunter Deutschland, sowie das Europaparlament schlossen sich der Klage an. Nach Ansicht der Kommission verstößt Ungarn damit unter anderem gegen Artikel 2 des EU-Vertrags, der die "Wahrung der Menschenrechte einschließlich der Rechte von Personen, die Minderheiten angehören" als grundlegenden EU-Wert festschreibt.

Obwohl die Schlussanträge der Generalanwältin für die Richter*innen nicht bindend sind, folgt der EuGH ihnen in der großen Mehrheit der Fälle. Ein ähnliches Verfahren gegen Polen, bei dem Ćapeta 2022 eine Diskriminierung queerer Menschen durch das polnische Antidiskriminierungsrecht feststellte, endete drei Monate später mit einem entsprechenden Urteil des Gerichtshofs.

Deutschland und Europa gegen queerfeindliche Politik

In Deutschland wäre ein vergleichbares Gesetz undenkbar. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt explizit vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität. Die deutsche Bundesregierung hat sich zudem wiederholt klar gegen die queerfeindliche Politik Ungarns positioniert.

Erst in der vergangenen Woche forderten 20 EU-Länder, darunter Deutschland, die Kommission zu schnellerem Handeln gegen die ungarische Regierung auf. Die Unterzeichnerländer zeigten sich "zutiefst besorgt" über die jüngste Gesetzgebung in Ungarn, insbesondere über ein Mitte März verabschiedetes Gesetz, das als Grundlage für ein Verbot der Budapester Pride-Parade gilt.

Mögliche Konsequenzen für Ungarn

Die Generalanwältin empfahl den Richter*innen, der Klage der Kommission stattzugeben. Bei einem entsprechenden Urteil könnte Ungarn mit Sanktionen bis hin zum Stimmrechtsentzug in der EU rechnen. Die Generalanwältin stellte in ihrer Stellungnahme klar: Die fehlende Achtung oder Ausgrenzung einer gesellschaftlichen Gruppe seien rote Linien, die sich aus den EU-Werten ergäben.

Für die LGBTQ+-Community in Ungarn und ganz Europa wäre ein solches Urteil ein wichtiges Signal, dass die EU grundlegende Menschenrechte verteidigt und queerfeindliche Gesetzgebung nicht toleriert. Wann genau das Urteil im Fall gegen Ungarn verkündet wird, ist bisher nicht bekannt.

Die deutsche LGBTQ+-Community sieht in der Stellungnahme der Generalanwältin einen wichtigen Schritt zur Wahrung der Rechte queerer Menschen in ganz Europa und fordert weiterhin entschlossenes Handeln der EU gegen die systematische Diskriminierung durch die Orbán-Regierung.


Angriff auf queere Vielfalt: Berlin streicht LGBTI-Themen aus Bildungsprogramm und kürzt queere Bildungsprojekte

Die Berliner Bildungslandschaft erlebt derzeit einen massiven Rückschritt in Sachen queerer Bildung. Wie queer.de berichtet, zeigt sich der LSVD+-Landesverband Berlin-Brandenburg besorgt darüber, dass queere Perspektiven im Zuge der laufenden Überarbeitung des Berliner Bildungsprogramms (BBP) für Kitas und Kindertagespflege künftig deutlich weniger oder gar nicht mehr berücksichtigt werden könnten. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs in einer beunruhigenden Entwicklung unter der Leitung von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU).

Rückschritt im Bildungsprogramm

Nach Informationen des LSVD+ wurden zentrale Fachstellen aus dem Bereich Antidiskriminierung und queere Bildung bislang nicht systematisch in das aktuelle Praxisbeteiligungsverfahren einbezogen. Im bisherigen Entwurfsstand finden sich offenbar keine konkreten Aussagen zur Vielfalt geschlechtlicher Identitäten oder zur Lebensrealität von Regenbogenfamilien.

"Wir erleben aktuell einen beunruhigenden Rückschritt. Wenn queere Lebensrealitäten aus dem Bildungsplan verschwinden, gefährdet das nicht nur die Qualität frühkindlicher Bildung, sondern auch das Recht aller Kinder, sich anerkannt und sicher zu fühlen", erklärte LSVD+-Landesgeschäftsführer Florian Winkler-Schwarz. Dies steht in krassem Gegensatz zum bisherigen Berliner Bildungsplan von 2014, der die Unterstützung von Kindern in ihrer geschlechtlichen und sexuellen Identitätsentwicklung ausdrücklich benennt und pädagogisches Handeln gegen Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität fordert.

Millionenschwere Kürzungen bei queeren Bildungsprojekten

Parallel zur Überarbeitung des Bildungsprogramms plant die Senatsverwaltung für Bildung unter Günther-Wünsch massive Einschnitte bei der Finanzierung queerer Bildungsarbeit. Wie Siegessäule.de berichtet, sollen ab dem 1. April mehrere queere Bildungs- und Beratungsprojekte gestrichen werden, um 39 Millionen Euro einzusparen. Zu den betroffenen Initiativen gehören unter anderem Queerformat, Inter*Trans*Beratung, das Konsultationsangebot des LSVD Berlin-Brandenburg und die Kompetenzstelle intersektionale Pädagogik (i-PÄD).

Besonders kritisch: Die Entscheidung wurde offenbar ohne vorherige Kommunikation mit den betroffenen Organisationen getroffen und stieß sogar beim Koalitionspartner SPD auf Kritik. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin fordert die sofortige Rücknahme der Kürzungen und weist auf die schwerwiegenden Folgen für die Berliner Bildungslandschaft hin.

Politisches Muster erkennbar

Die aktuellen Entwicklungen reihen sich ein in ein beunruhigendes Muster. Zuletzt geriet Bildungssenatorin Günther-Wünsch bereits in die Kritik, weil sie sich nicht zu einem Fall von Mobbing gegen einen schwulen Lehrer äußern wollte. Die Kombination aus Kürzungen bei queeren Bildungsprojekten und der Entfernung queerer Themen aus dem Bildungsprogramm deutet auf einen systematischen Ansatz hin, LGBTI-Themen aus dem Bildungsbereich zurückzudrängen.

Diese Entwicklung steht im Widerspruch zum Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz, das explizit den Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen und geschlechtlichen Identität vorsieht. Der LSVD+ appelliert daher an die Verantwortlichen, die Charta der Vielfalt ernst zu nehmen und den Anspruch auf chancengerechte Bildung für alle Kinder umzusetzen.

Widerstand formiert sich

Die queere Community und zivilgesellschaftliche Organisationen reagieren mit Widerstand auf die geplanten Einschnitte. Es gibt bereits mehrere Petitionen und offene Briefe, die die Bildungsverwaltung auffordern, die Entscheidung zu revidieren und die queere Bildungslandschaft zu unterstützen. Auch Elternverbände und pädagogische Fachkräfte äußern Bedenken, da die Streichung von Vielfaltsperspektiven aus dem Bildungsprogramm letztlich allen Kindern schadet.

Die aktuelle Entwicklung in Berlin könnte auch überregionale Auswirkungen haben, da das Berliner Bildungsprogramm bislang als progressives Vorbild für andere Bundesländer galt. Pädagogische Qualität und Bildungsfairness lassen sich nur verwirklichen, wenn alle Kinder sich und ihre Familien im Bildungssystem wiederfinden können – ein Grundsatz, der in Berlin nun gefährdet scheint.


Homophobie im Klassenzimmer: Der Fall eines schwulen Lehrers an der Carl-Bolle-Grundschule

Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) hat sich im Berliner Bildungsausschuss gegen Vorwürfe verteidigt, im Fall des gemobbten schwulen Lehrers Oziel Inácio-Stech an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit nicht angemessen reagiert zu haben. Der ursprüngliche Artikel wurde von queer.de veröffentlicht und berichtet über die aktuelle Entwicklung in einem Fall, der deutschlandweit für Aufmerksamkeit sorgt.

Ein schwuler Lehrer und sein Leidensweg

Oziel Inácio-Stech, Lehrer an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit, erlebte nach seinem Coming-out als homosexuell massive homophobe Anfeindungen durch Schüler, insbesondere aus muslimischen Familien. Nach eigenen Angaben wurde er als "ekelhaft" und "unrein" beschimpft. Einige Schüler bezeichneten ihn sogar als "Familienschande" und "Schande für den Islam", wie Yahoo Nachrichten berichtet. Der Pädagoge dokumentierte die Vorfälle akribisch und meldete sie der Schulleitung – erhielt jedoch offenbar nicht die nötige Unterstützung.

Seit rund drei Monaten ist Inácio-Stech krankgeschrieben und leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Er wirft der Schulleitung, der Schulaufsicht und der Bildungsverwaltung ein "komplettes Systemversagen" vor. Besonders schwerwiegend: Statt ihn zu schützen, soll die Schulleitung sogar eine Anzeige gegen ihn erstattet haben, die jedoch später eingestellt wurde. Trotzdem fühlt sich der Lehrer von der Schulführung nicht rehabilitiert.

Langfristiges Problem an der Schule?

Der Fall des Lehrers ist möglicherweise kein Einzelfall an der Carl-Bolle-Grundschule. Wie News4teachers berichtet, weisen einige Quellen darauf hin, dass bereits 2018 ein Brief an das Schulamt über Gewalt, Diskriminierungen und Mobbing informiert habe, ohne dass wirksame Maßnahmen ergriffen wurden. Es steht der Verdacht im Raum, dass die Hilferufe von Lehrkräften jahrelang ignoriert wurden.

Politische Dimension und Debatte

Der Fall hat längst eine politische Dimension erreicht. Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus fordern von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch Aufklärung und Konsequenzen, wie die TAZ berichtet. Die Senatorin selbst wehrt sich gegen den Vorwurf eines systemischen Versagens. Im Bildungsausschuss erklärte sie, dass sie sich zunächst nicht zu dem Vorgang äußern wollte, "um nicht Gefahr zu laufen, aus Unkenntnis des gesamten Sachverhalts Forderungen zu erheben oder falsche Tatsachen zu behaupten."

Günther-Wünsch betonte, dass alle Beschwerden des Lehrers von den jeweils zuständigen Stellen bearbeitet worden seien und warnte davor, von "kollektivem Versagen oder einem Versagen des Systems zu sprechen." Sie kritisierte zudem eine verzerrte Darstellung in den Medien.

Gesellschaftliche Bedeutung des Falls

Der Fall wirft grundsätzliche Fragen zum Umgang mit Homophobie an deutschen Schulen auf und zeigt, wie wichtig ein entschlossenes Eintreten gegen Diskriminierung im Bildungssystem ist. Er berührt sensible Themen wie Integration, religiöse Toleranz und den Schutz von LGBTQ+-Lehrpersonal im öffentlichen Dienst.

Fälle wie dieser sind leider keine Seltenheit. Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) berichten 54 Prozent der LGBTQ+-Jugendlichen von Diskriminierungserfahrungen in der Schule. Wenn selbst Lehrkräfte Ziel homophober Anfeindungen werden und keine angemessene Unterstützung erhalten, sendet dies ein fatales Signal an die Schulgemeinschaft.

Ausblick und Forderungen

Der Fall Inácio-Stech wird weiterhin untersucht und diskutiert. LGBTQ+-Organisationen fordern neben der Aufklärung des Einzelfalls auch strukturelle Verbesserungen: verpflichtende Anti-Diskriminierungsschulungen für Schulleitungen, verbindliche Handlungsleitfäden für Diskriminierungsfälle und eine unabhängige Beschwerdestelle für betroffene Lehrkräfte.

Für den betroffenen Lehrer bleibt zu hoffen, dass er die nötige Unterstützung erhält und seine berufliche Zukunft nicht durch das Erlebte dauerhaft beeinträchtigt wird. Der Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig eine konsequente Haltung gegen jede Form von Diskriminierung an Schulen ist – und dass es in Deutschland noch erheblichen Handlungsbedarf gibt, um LGBTQ+-Lehrkräfte vor Anfeindungen zu schützen.


"Identitätsstiftende Symbole?" - AfD im Bundestag gegen Regenbogenfahnen: Ein Angriff auf queere Sichtbarkeit in Deutschland

Die AfD-Fraktion hat im Bundestag eine Debatte ausgelöst, die die queere Community in Deutschland erneut in Alarmbereitschaft versetzt. Mit einem Entschließungsantrag unter dem Titel "Schwarz-Rot-Gold als identitätsstiftendes Symbol für unsere Demokratie konsequent bewahren" fordert die rechte Partei ein Verbot von Regenbogenfahnen und Europafahnen an Bundesgebäuden. Die ursprüngliche Berichterstattung findet sich bei queer.de, wo die Debatte ausführlich dokumentiert wurde.

Der AfD-Antrag: Regenbogenfahne als "Fantasiefahne"

In der Parlamentsdebatte am Donnerstagabend bezeichnete der AfD-Politiker Götz Frömming die Regenbogenflagge als "Weltanschauungsflagge" und "Fantasiefahne", die an öffentlichen Gebäuden nichts zu suchen habe. Trotz seiner Behauptung, es handle sich nicht um einen "homophoben Antrag", zeigt die Rhetorik der AfD eine klare Ablehnung gegenüber sichtbaren Symbolen der LGBTQ+-Community im öffentlichen Raum.

Dieser Vorstoß im Bundestag reiht sich ein in eine systematische Kampagne gegen queere Symbole. Erst kürzlich wurde im bayerischen Landtag ein ähnlicher AfD-Antrag debattiert und von allen anderen Fraktionen abgelehnt. Auch in Sachsen-Anhalt versuchte die Partei im März, ein Verbot von Regenbogenflaggen an Schulen durchzusetzen.

Breite Ablehnung durch demokratische Parteien

Die Reaktionen aus den demokratischen Parteien fielen deutlich aus. Cornell-Anette Babendererde (CDU) warf der AfD "Kleingeistigkeit und Menschenverachtung" vor und betonte, dass der Antrag die wahre Agenda der Partei offenbare: "Der Austritt aus der Europäischen Union und die Beseitigung von Minderheitenrechten stehen ganz oben auf Ihrer Agenda."

Besonders bemerkenswert war die kreative Rede des SPD-Politikers Helge Lindh, der in Reimform die "Angst der AfD" vor Vielfalt satirisch darstellte und mit dem Fazit schloss: "Völkisch statt queer, so lautet die Devise." Seine Rede fand parteiübergreifend Anerkennung, selbst bei der CSU-Politikerin Mechthilde Wittmann.

Teil eines größeren Musters: AfD gegen LGBTQ+-Rechte

Der Vorstoß gegen die Regenbogenfahne ist nur ein Element einer umfassenderen Agenda der AfD gegen LGBTQ+-Rechte in Deutschland. Die Partei hat bereits angekündigt, bei entsprechender Regierungsbeteiligung auch gegen die gleichgeschlechtliche Ehe vorgehen zu wollen und das erst kürzlich in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz rückgängig zu machen, das Trans-Personen die Änderung ihres Geschlechtseintrags erleichtert.

In der deutschen Gesellschaft gibt es zwar eine moderate Akzeptanz von LGBTQ+-Rechten, doch die politische Stärke der AfD, die in Umfragen stabil bei etwa 20 Prozent liegt, gibt Anlass zur Sorge. Viele Mitglieder der queeren Community befürchten, dass hart erkämpfte Rechte wieder eingeschränkt werden könnten.

Ähnliche Entwicklungen auf lokaler Ebene

Die Debatte um queere Symbole im öffentlichen Raum findet nicht nur im Bundestag statt. In Neubrandenburg wurde kürzlich durch eine Zusammenarbeit der AfD mit der BSW-Fraktion (Bündnis Sahra Wagenknecht) das Hissen der Regenbogenflagge am Bahnhof verhindert. Ähnliche Initiativen gab es in Perleberg und Kyritz, wo die AfD gemeinsam mit lokalen rechten Gruppen gegen die Regenbogenfahne mobil machte.

Was bedeutet das für die queere Community in Deutschland?

Der AfD-Antrag wurde nach einer etwa 20-minütigen Aussprache in die Ausschüsse überwiesen, wobei die Federführung der kommissarisch von Thomas Silberhorn (CSU) geführte Innenausschuss übernimmt. Eine Annahme des Antrags ist angesichts der klaren Positionierung aller demokratischen Parteien unwahrscheinlich.

Dennoch zeigt die Debatte, dass queere Sichtbarkeit und Rechte in Deutschland zunehmend politisch umkämpft sind. Während die aktuelle Bundesregierung mit dem Selbstbestimmungsgesetz wichtige Fortschritte für die LGBTQ+-Community erreicht hat, verdeutlichen solche Anträge, wie fragil diese Errungenschaften sein können.

Für die queere Community in Deutschland bleibt die politische Wachsamkeit daher weiterhin notwendig, um die hart erkämpften Rechte und Symbole wie die Regenbogenfahne als Zeichen der Akzeptanz und Vielfalt zu verteidigen.


Trumps Amerika vs. deutsches Selbstbestimmungsgesetz: Zwei Welten für trans Personen

Während in den USA unter Donald Trump die Rechte von trans Personen systematisch eingeschränkt werden, wie im kürzlich erschienenen Artikel auf queer.de berichtet, hat Deutschland mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz einen komplett anderen Weg eingeschlagen. Diese gegenläufigen Entwicklungen zeigen die tiefe Kluft im Umgang mit Geschlechtsidentität in westlichen Demokratien.

Reisepässe als Symbol der Identitätsanerkennung

Für den 55-jährigen trans Mann Elijah Nicholas aus den USA bedeutet die aktuelle Politik, dass er nach 2030 keinen Pass mehr bekommen wird, der sein tatsächliches Geschlecht widerspiegelt. In Deutschland hingegen können trans Personen seit dem 1. November 2024 durch das neue Selbstbestimmungsgesetz ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen durch ein einfaches Verfahren beim Standesamt ändern lassen.

"In den USA werden trans Menschen durch die Trumpsche Politik delegitimiert und einem Sicherheitsrisiko ausgesetzt, während Deutschland endlich das alte, diskriminierende Transsexuellengesetz abgeschafft hat", erklärt Dr. Julia Weber vom Deutschen Institut für Menschenrechte. Das deutsche Gesetz ersetzt das seit 1980 geltende Transsexuellengesetz (TSG), das aufwendige Gutachterverfahren und eine gerichtliche Anerkennung erforderte.

Psychische Gesundheit unter Druck

Sharon Horne von der University of Massachusetts Boston warnt vor den psychischen Folgen der amerikanischen Politik: "Diese Anordnung löscht im Wesentlichen die eigene Geschlechtsidentität aus." Studien belegen diesen Zusammenhang: Eine 2020 im Fachblatt "The Lancet Public Health" veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass schwere psychische Belastungen sowie Suizidgedanken deutlich weniger verbreitet sind unter Menschen, deren Identitätsdokumente ihre Geschlechtsidentität korrekt widerspiegeln.

In Deutschland setzt man auf einen anderen Ansatz. "Mit dem Selbstbestimmungsgesetz stärken wir die Rechte von trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen im Rahmen der vom Grundgesetz geschützten Persönlichkeitsrechte", betont der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). Experten erwarten positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Betroffenen.

Sport, Militär, Ausweisdokumente: Trumps umfassende Einschränkungen

Trumps Politik gegen trans Menschen beschränkt sich nicht nur auf Ausweisdokumente. Ein weitreichendes Dekret schließt trans Frauen vom Frauensport aus, insbesondere an öffentlichen Schulen und Hochschulen. Zudem treibt das US-Verteidigungsministerium den Ausschluss von trans Personen aus dem Militär voran.

In Deutschland gibt es solche Einschränkungen nicht. Der Deutsche Olympische Sportbund arbeitet an inklusiven Richtlinien, und die Bundeswehr erlaubt trans Personen den Dienst. "Wir sehen hier zwei völlig unterschiedliche gesellschaftliche Modelle", erklärt Dr. Thomas Schmidt von der Humboldt-Universität zu Berlin. "Während die USA unter Trump zu einem binären, biologistischen Geschlechtermodell zurückkehren, bewegt sich Deutschland in Richtung Selbstbestimmung und Anerkennung vielfältiger Geschlechtsidentitäten."

Pride als Widerstand

In Washington steht der WorldPride 2025 im Zeichen des Widerstands. "Es bedeutet Widerstand", sagt Nicholas über die Bedeutung von Pride-Veranstaltungen in den aktuellen Zeiten. "Wir feiern und leisten gleichzeitig Widerstand, um sicherzustellen, dass wir einen Platz haben und gleiche Rechte bekommen."

Auch in Deutschland haben Pride-Veranstaltungen in den letzten Jahren neuen Zulauf bekommen. Der Kampf gegen trans-feindliche Politik wird zunehmend als globale Herausforderung verstanden. "Was in den USA passiert, könnte auch hier geschehen, wenn wir nicht wachsam bleiben", warnt Marie Schäfer vom Bundesverband Trans*. "Die Fortschritte, die wir mit dem Selbstbestimmungsgesetz erreicht haben, müssen verteidigt werden."

Internationaler Vergleich: Deutschland und USA driften auseinander

Während Nicholas und andere trans Aktivisten in den USA befürchten, dass ihre Existenz "ausgelöscht" werden soll, zeigt Deutschland, dass ein anderer Weg möglich ist. Das Selbstbestimmungsgesetz wird international als Vorbild gesehen. Die Änderung des Geschlechtseintrags muss lediglich drei Monate vorher beim Standesamt angemeldet werden – ein deutlicher Kontrast zur US-Politik.

Besonders besorgniserregend ist die Situation für junge trans Menschen in den USA. In mehreren Bundesstaaten wurden Gesetze erlassen, die geschlechtsangleichende Behandlungen für Transgender-Jugendliche verbieten. Human Rights Watch spricht von "verheerenden" Folgen für die betroffenen Jugendlichen und ihre Familien.

Zukunftsaussichten

Für Elijah Nicholas und andere trans Personen in den USA bleibt die Zukunft ungewiss. Der trans Aktivist will mit dem Nationalen Marsch für die Sichtbarkeit von trans Personen ein Zeichen setzen: "Washington, D.C., und der Welt zeigen, dass man trans Menschen nicht auslöschen kann und wird."

In Deutschland hingegen können trans Personen mit mehr Rechtssicherheit in die Zukunft blicken. Das Selbstbestimmungsgesetz wird als wichtiger Meilenstein gefeiert, auch wenn Aktivist*innen betonen, dass noch weitere Schritte für vollständige Gleichberechtigung nötig sind. Die konträren Entwicklungen in Deutschland und den USA verdeutlichen, wie stark politische Entscheidungen das Leben von trans Menschen beeinflussen – und dass der Kampf um Gleichberechtigung ein internationaler ist.


Zwischen Trauer und Solidarität: CSD Jerusalem unter strengen Sicherheitsvorkehrungen

In einer Stadt, die religiöse Spannungen wie kaum eine andere kennt, setzten tausende Menschen ein starkes Zeichen für Gleichberechtigung und Toleranz: Die jährliche CSD-Parade in Jerusalem fand unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt und erinnerte an den tragischen Tod der 16-jährigen Schira Banki vor zehn Jahren.

Gedenken an Schira Banki: Ein schmerzvolles Jubiläum

Der diesjährige Jerusalem Pride stand ganz im Zeichen des Gedenkens. Vor genau zehn Jahren erstach ein ultraorthodoxer Jude die 16-jährige Schira Banki während der Parade. An der Stelle des Angriffs legten die Teilnehmenden eine Schweigeminute ein. Uri Banki, der Vater von Schira, hielt eine bewegende Rede bei der Abschlusskundgebung. Der Mord an der jungen Frau hatte 2015 landesweit für Erschütterung gesorgt und steht bis heute symbolisch für die Gefahren, denen LGBTQ+-Personen ausgesetzt sind – nicht nur in Israel.

Bemerkenswert war die Anwesenheit des israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog – laut Medienberichten der erste Staatspräsident, der jemals an der Pride-Parade in Jerusalem teilnahm. Herzog betonte: "Wir fordern Liebe, Respekt und Gleichheit – auch für die LGBTQ-Community, die ein untrennbarer Teil der israelischen Gesellschaft ist."

Jerusalem vs. Tel Aviv: Ein Spannungsfeld für queere Rechte

Die Situation der LGBTQ+-Community in Israel ist von starken Kontrasten geprägt. Während Tel Aviv als "Gay Capital des Nahen Ostens" gilt und der dortige CSD als größter Pride Asiens mit über einer Viertelmillion Teilnehmenden gefeiert wird, steht Jerusalem für die konservativere Seite des Landes. In der heiligen Stadt leben viele strengreligiöse jüdische, muslimische und christliche Gläubige, die Homosexualität ablehnen.

Diese Spannung spiegelt sich auch in der israelischen Politik wider. Die aktuelle Regierung unter Benjamin Netanjahu gilt als die am weitesten rechts stehende in der Geschichte des Landes. Oppositionsführer Lapid nutzte den Anlass des CSD, um Regierungsmitglieder wie Smotrich und Ben-Gvir für ihre Anti-LGBTQ+-Politik zu kritisieren.

Parallelen zu Deutschland: Steigende Bedrohung für Pride-Veranstaltungen

Die Notwendigkeit verstärkter Sicherheitsmaßnahmen bei Pride-Veranstaltungen ist leider auch in Deutschland zunehmend Realität. Die Amadeu Antonio Stiftung berichtet von einem Anstieg rechtsextremer Störaktionen bei deutschen CSDs im Jahr 2024. Ein besonders drastisches Beispiel war der CSD in Bautzen, wo rund 1.000 Teilnehmende fast 700 Rechtsextremen gegenüberstanden.

Wie in Jerusalem müssen auch in Deutschland immer mehr Pride-Veranstaltungen unter Polizeischutz stattfinden. Die Tagesschau berichtete über die zunehmende Hasskriminalität gegen LGBTQ+-Personen und die Notwendigkeit verstärkter Sicherheitsmaßnahmen bei CSDs.

"Ein Lichtblick in der Stadt"

Trotz aller Spannungen und Sicherheitsbedenken betonte Hadas Bloemendal Kerem, Vorsitzende des Veranstalters Jerusalem Open House, die positive Bedeutung der Veranstaltung: "Die Pride-Parade in Jerusalem ist ein Lichtblick, der die Stadt seit über zwei Jahrzehnten erleuchtet und uns daran erinnert, dass wir hier zusammenleben können – mit Gleichberechtigung, Toleranz und Respekt."

Diese Botschaft der Hoffnung steht im Kontrast zu den Zusammenstößen, die sich am Rande der Veranstaltung ereigneten. Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtete, dass die Polizei das Zeigen von Schildern mit Forderungen nach einem Ende des Gaza-Kriegs und Kritik an der Regierung Netanjahu unterbinden wollte.

Der Jerusalem Pride bleibt damit ein symbolträchtiges Ereignis, das die Komplexität Israels widerspiegelt – ein Land, das einerseits als Vorreiter für LGBTQ+-Rechte im Nahen Osten gilt, andererseits aber mit tiefen gesellschaftlichen und religiösen Spannungen kämpft. In einer Woche wird der wesentlich größere CSD in Tel Aviv stattfinden, wo eine liberalere Atmosphäre herrscht und deutlich mehr Teilnehmende erwartet werden.


Neue Dimension queerfeindlicher Gewalt: CSD-Veranstaltungen in Deutschland zunehmend bedroht

Die besorgniserregende Entwicklung queerfeindlicher Gewalt in Deutschland nimmt laut CSD-Organisatoren eine "neue Qualität" an. Wie queer.de berichtet, sehen sich Demonstrationen anlässlich des Christopher Street Days (CSD) zunehmend organisierten Anfeindungen ausgesetzt. "Wir haben eine massive Zunahme von Online-Bedrohungen", erklärt Kai Bölle vom Vorstand des Vereins CSD Deutschland gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Straftaten

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut Bundeskriminalamt wurden im vergangenen Jahr 1.765 Straftaten im Bereich sexuelle Orientierung registriert – ein Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch dramatischer ist die Zunahme bei Straftaten gegen Trans- oder nicht-binäre Personen, die um 35 Prozent auf 1.152 Fälle angestiegen sind. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus. Andre Lehmann vom LSVD+ kritisiert: "Immer noch bleiben ungefähr 90 Prozent der gegen queere Menschen gerichteten Straftaten im Dunkeln."

Besonders alarmierend: Nach Angaben der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) ist ein Anstieg queer- und transfeindlicher Gewalttaten um besorgniserregende 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.

Organisierte rechtsextreme Gegenbewegung

Besonders beunruhigend ist die zunehmend organisierte Vorgehensweise rechtsextremer Gruppen. Im laufenden Jahr wurden bereits 27 organisierte Gegenaktionen von rechtsextremistischen Gruppen bei CSD-Veranstaltungen gezählt. "Es hat eine neue Qualität bekommen", stellt Bölle fest. Rechtsextreme nutzen CSDs gezielt als Feindbild, um neue Anhänger zu rekrutieren – insbesondere unter Jugendlichen und im bürgerlich-konservativen Spektrum.

Laut Berichten der Tagesschau hat sich in rechtsextremen Kreisen sogar eine Gegenbewegung zum Pride Month etabliert – der sogenannte "Stolzmonat" – mit dem erklärten Ziel, gegen die LGBTQ+-Community zu hetzen.

Besondere Gefährdung in ländlichen Regionen

Während die großen CSD-Veranstaltungen in Metropolen wie Berlin, Köln oder Hamburg durch erhöhte Polizeipräsenz meist gut geschützt sind, ist die Lage besonders in Kleinstädten und ländlichen Regionen bedrohlich. "Es werden gezielt kleine CSD-Veranstaltungen ausgesucht, um dort eine möglichst große Wirkung zu erzielen", erklärt Bölle. Auffällig sei, dass überall dort, wo die AfD stark ist, auch die queerfeindlichen Gegenproteste besonders groß ausfallen.

Diese Entwicklung deckt sich mit Beobachtungen des Bundesamts für Verfassungsschutz, das eine spezifisch queerfeindliche Agitation im Internet sowie vermehrt realweltliche Protestaktionen von Rechtsextremisten beobachtet.

Einschüchterung und Angst

"Mit Bedrohungsmails an CSD-Veranstalter wird versucht, ein Klima der Angst zu erzeugen", berichtet Bölle. Die Auswirkungen sind bereits spürbar: "Die Teilnehmenden werden vorsichtiger, verabreden sich am Bahnhof und gehen in Gruppen zur Demo und zurück." Dies entspricht genau dem Ziel der rechtsextremen Akteure – Einschüchterung und Verdrängung der queeren Community aus dem öffentlichen Raum.

Regenbogenschutzfonds als Reaktion

Als Reaktion auf die zunehmenden Bedrohungen haben die Kampagnenorganisation Campact und die Amadeu Antonio Stiftung einen "Regenbogenschutzfonds" ins Leben gerufen. Dieser soll CSD-Veranstaltern finanzielle Unterstützung für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen bieten. Timo Reinfrank, geschäftsführender Vorstand der Amadeu Antonio Stiftung, erklärt: "Der Regenbogenschutzfonds ist unsere Antwort auf diesen Hass: eine konkrete Unterstützung in Sicherheit für alle, die trotz rechtsextremer Einschüchterungen queeres Leben sichtbar machen."

Parallel dazu fordert der queere Verband LSVD+ eine bundesweite Meldestelle für queerfeindliche Vorfälle sowie eine einheitliche Erfassung durch die Bundesländer, um das tatsächliche Ausmaß queerfeindlicher Gewalt besser erfassen zu können.

Solidarität und Widerstand

Trotz der zunehmenden Bedrohungen gibt es auch Zeichen der Hoffnung. Die Community reagiert mit verstärkter Vernetzung und dem entschlossenen Willen, sichtbar zu bleiben. Im vergangenen Jahr fanden laut CSD Deutschland bundesweit 150 CSD-Veranstaltungen mit rund drei Millionen Teilnehmenden statt – ein Zeichen dafür, dass sich die queere Community nicht einschüchtern lassen will.

Für diesen Samstag sind weitere Demonstrationen im Zeichen der Regenbogenflagge unter anderem in Hannover, Saarbrücken und Schwerin geplant. Die Polizei ist bundesweit sensibilisiert und hat den Schutz der Veranstaltungen verstärkt.

Die aktuelle Entwicklung zeigt einmal mehr, dass der Kampf für LGBTQ+-Rechte und gegen Diskriminierung in Deutschland noch lange nicht abgeschlossen ist. Gerade in Zeiten zunehmender politischer Polarisierung und eines erstarkenden Rechtsextremismus bleibt Wachsamkeit und solidarisches Handeln unverzichtbar.


Ungarns Kampf gegen LGBTQ+: Orbán verbietet Regenbogenflaggen an Regierungsgebäuden

Kurz vor Beginn der CSD-Wochen in Budapest hat der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán ein weiteres Zeichen seiner queerfeindlichen Politik gesetzt. Mit einem Dekret verbot er am Freitag die Anbringung von LGBTQ+-Symbolen an sämtlichen Regierungsgebäuden, wie queer.de berichtet. Das Dekret untersagt explizit "Symbole, die auf unterschiedliche sexuelle und geschlechtliche Orientierungen oder die sie vertretenden politischen Bewegungen verweisen oder diese fördern" an Gebäuden, die mit der Regierung oder der Zentralbank in Verbindung stehen.

Symbolische Politik mit ernsten Folgen

Orbáns Büro bezeichnet die Entscheidung als "symbolisch", da das Anbringen solcher Symbole an Regierungsgebäuden ohnehin "nicht üblich" sei. Kommunale Gebäude sind von dem Dekret nicht betroffen, wodurch am Budapester Rathaus weiterhin die Regenbogenflagge wehen darf, die seit der Wahl des linksliberalen Bürgermeisters Gergely Karácsony im Jahr 2019 jährlich gehisst wird.

Für die ungarische LGBTQ+-Community ist diese Maßnahme jedoch mehr als nur Symbolpolitik. Sie reiht sich ein in eine lange Liste von Einschränkungen und Diskriminierungen, die unter Orbáns Regierung seit 2010 systematisch ausgebaut wurden. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass diese Entwicklungen in einem EU-Mitgliedsstaat stattfinden, dessen Verfassung eigentlich den Schutz vor Diskriminierung garantieren sollte.

Systematische Einschränkung von LGBTQ+-Rechten in Ungarn

Bereits im März 2025 verabschiedete die ungarische Regierung eine Gesetzesänderung, die auf ein Verbot der jährlichen Pride-Parade abzielt. Die für den 28. Juni geplante Demonstration soll dennoch stattfinden – trotz drohender hoher Geldstrafen. Dutzende Europaabgeordnete haben ihre Teilnahme angekündigt, während das ungarische Außenministerium bereits mit finanziellen Konsequenzen droht. Berichten zufolge könnten bei den Demonstrationen sogar Gesichtserkennungstechnologien zum Einsatz kommen, um Teilnehmende zu identifizieren.

Besonders problematisch ist das 2021 in Kraft getretene "Kinderschutzgesetz", das unter dem Vorwand des Jugendschutzes den Zugang Minderjähriger zu Inhalten einschränkt, die Homosexualität oder Transgeschlechtlichkeit darstellen oder "fördern". Dieses Gesetz wurde von der Europäischen Kommission scharf kritisiert und als Verstoß gegen EU-Recht eingestuft. Ein aktuelles Gutachten der EuGH-Generalanwältin Tamara Ćapeta bestätigt diese Einschätzung.

Vergleich mit Deutschland: LGBTQ+-Rechte im Spannungsfeld

Die Entwicklungen in Ungarn stehen in starkem Kontrast zur Situation in Deutschland, wo LGBTQ+-Rechte in den letzten Jahrzehnten deutlich gestärkt wurden. Seit der Einführung der "Ehe für alle" im Jahr 2017 können gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten, und der gesetzliche Diskriminierungsschutz wurde kontinuierlich ausgebaut.

Dennoch gibt es auch in Deutschland nach wie vor Herausforderungen. Die Akzeptanz von LGBTQ+-Personen variiert stark je nach Region, politischer Einstellung und religiöser Zugehörigkeit. Gerade im Kontext zunehmender rechtspopulistischer Strömungen in Europa ist die Solidarität mit bedrohten LGBTQ+-Communities in Ländern wie Ungarn besonders wichtig.

EU-Reaktion und internationale Kritik

Die Europäische Union hat bereits vor vier Jahren ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn wegen des "Homo-Propaganda"-Gesetzes eingeleitet. Mehrere EU-Mitgliedsstaaten fordern ein härteres Vorgehen gegen die Orbán-Regierung, einschließlich finanzieller Sanktionen und der Anwendung des Rechtsstaatsmechanismus.

Internationale Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International haben die ungarische Regierung wiederholt für ihre LGBTQ+-feindliche Politik kritisiert. Sie betonen, dass diese Maßnahmen nicht nur gegen europäische Grundwerte verstoßen, sondern auch reale Auswirkungen auf das Leben von LGBTQ+-Personen in Ungarn haben – von zunehmender gesellschaftlicher Diskriminierung bis hin zu psychischen Gesundheitsproblemen aufgrund des feindlichen Umfelds.

Widerstand und Solidarität

Trotz der zunehmenden Repressionen bleibt die ungarische LGBTQ+-Community widerstandsfähig. Die Budapest Pride plant weiterhin ihre Veranstaltungen, und zivilgesellschaftliche Organisationen arbeiten unermüdlich daran, Betroffene zu unterstützen und internationale Aufmerksamkeit auf die Situation zu lenken.

Die für den 28. Juni geplante Pride-Parade in Budapest wird daher nicht nur eine Feier der Vielfalt sein, sondern auch ein wichtiges Symbol des Widerstands gegen die autoritäre Politik der Orbán-Regierung. Die angekündigte Teilnahme zahlreicher Europaabgeordneter zeigt, dass die europäische Solidarität mit der ungarischen LGBTQ+-Community ungebrochen ist.

Für die deutsche LGBTQ+-Community und ihre Verbündeten ist es wichtig, diese Solidarität zu unterstützen und den Kampf für Gleichberechtigung und Akzeptanz als gemeinsame europäische Aufgabe zu verstehen. Denn die Entwicklungen in Ungarn verdeutlichen, dass erkämpfte Rechte nicht selbstverständlich sind und jederzeit wieder in Frage gestellt werden können.


Lizzos kraftvolles Statement für Trans-Rechte beim Pride-Festival: "Wir sind nicht frei, bis wir alle frei sind"

Die Pop-Ikone Lizzo hat bei einem Pride-Festival in West Hollywood eine leidenschaftliche Rede zur Unterstützung von Trans-Frauen gehalten. Wie PinkNews berichtet, nutzte die Sängerin ihren Auftritt beim OUTLOUD LGBTQIA+ Pride Festival, um sich deutlich für die Rechte von Schwarzen Trans-Frauen einzusetzen.

Eine Widmung an die Kämpferinnen für LGBTQ+-Rechte

Als Headlinerin des Festivals am vergangenen Samstag (31. Juni) widmete Lizzo ihren Auftritt den Schwarzen Trans-Frauen: "Dies ist euch gewidmet und vor allem den Schwarzen Trans-Frauen, ohne deren Kampf wir heute nicht feiern könnten." Die "Juice"-Interpretin fuhr fort: "Und wir stecken immer noch in Schwierigkeiten, richtig? Aber hoffentlich werden wir eines Tages, jenseits dieses Regenbogens, einen Ort sehen, an dem wir nicht mehr für unsere Existenz kämpfen müssen. Das ist für euch." Anschließend performte sie eine Version des Klassikers "Over the Rainbow" aus dem Film "Der Zauberer von Oz" von 1939.

In einem Instagram-Post teilte Lizzo ihre Rede mit den Worten: "Happy Pride an die wunderschöne LGBTQIA+-Community. Zu Beginn dieses Monats sollten wir uns daran erinnern, dass es ohne die Schwarzen Trans-Frauen und Trans-Frauen of Color, die gegen die Systeme gekämpft haben, die versuchten, sie auszulöschen, keinen Pride geben würde. Um diesen Kampf zu ehren, müssen wir weiterhin gegen dasselbe System eintreten, das unsere Rechte auf körperliche Autonomie und Befreiung bedroht. Wir sind nicht frei, bis wir alle frei sind. Ich liebe euch."

Trans-Rechte unter Druck in den USA und Fortschritte in Deutschland

Lizzos Statement kommt zu einer Zeit, in der Trans-Personen in den USA mit zunehmenden Angriffen auf ihre Rechte konfrontiert sind. Die Trump-Administration versucht weiterhin, Trans-Menschen aus öffentlichen Aufzeichnungen zu streichen und bundesweite Schutzmaßnahmen für Trans- und nicht-binäre Bürger*innen aufzuheben. Im Januar unterzeichnete US-Präsident Donald Trump eine Exekutivanordnung, die erklärt, dass die US-Regierung nur zwei Geschlechter anerkennt – männlich und weiblich.

In Deutschland gibt es hingegen positive Entwicklungen: Das Parlament hat im April 2024 das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet, das es Trans- und nicht-binären Menschen ermöglicht, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch ein einfaches Verwaltungsverfahren zu ändern – ohne die bisher erforderlichen psychiatrischen Gutachten. Das Gesetz, das im August 2024 in Kraft treten soll, wird von Menschenrechtsorganisationen als wichtiger Schritt zur Anerkennung und zum Schutz von Trans-Personen begrüßt.

Lizzos kontinuierliches Engagement für die LGBTQ+-Community

Es ist nicht das erste Mal, dass Lizzo ihre Plattform nutzt, um sich für die LGBTQ+-Community einzusetzen. Bereits 2023 kritisierte sie in einer bewegenden Rede anti-trans und reproduktionsfeindliche Gesetze in Nebraska. Trotz Aufforderungen von Fans, ihre Tour-Station in Tennessee abzusagen, trat sie dort als Akt des Widerstands auf – begleitet von RuPaul's Drag Race-Alumni und lokalen Drag Queens.

Ihr Engagement für die LGBTQ+-Community begann schon früh in ihrer Karriere. Bereits 2013, lange vor ihrem internationalen Durchbruch, schwenkte sie in ihrem Musikvideo "Batches and Cookies" Regenbogenfahnen als Zeichen für die Gleichstellung der Ehe. Auf dem Cover der Gay Times im Jahr 2018 sprach sie darüber, wie wichtig ihr die Beziehung zur LGBTQ+-Community ist und wie diese ihr geholfen hat, sich akzeptiert und zugehörig zu fühlen.

Die Bedeutung von Verbündeten wie Lizzo in Deutschland

Auch in Deutschland sind prominente Verbündete wie Lizzo wichtig für die LGBTQ+-Community. Trotz der Fortschritte beim Selbstbestimmungsgesetz gibt es Bedenken, dass konservative Kräfte versuchen könnten, errungene Rechte zurückzudrängen. Die Angst vor einem Rückschritt ist für viele LGBTQ+-Deutsche real, wie Aktivist*innen betonen.

Die Bundesregierung hat sich international für LGBTQ+-Rechte eingesetzt und 2021 die "LGBTI-Inklusionsstrategie für die Außenpolitik und die Entwicklungszusammenarbeit" verabschiedet. Deutschland ist auch Teil der United Nations LGBTI Core Group und des Global Equality Fund. Dennoch zeigen Vorfälle wie der Anstieg queerfeindlicher Gewalt, dass kontinuierliches Engagement notwendig bleibt.

Lizzos Botschaft "Wir sind nicht frei, bis wir alle frei sind" unterstreicht die Bedeutung von Solidarität und gemeinsamem Einsatz für die Rechte aller Menschen – ein Appell, der sowohl in den USA als auch in Deutschland Resonanz findet.


Mehr Vielfalt im Sport: Queeres Netzwerk NRW und Landessportbund NRW starten wegweisendes Projekt für LSBTIQ*-Inklusion

Das Queere Netzwerk NRW und der Landessportbund NRW haben eine bedeutende Kooperation gestartet: Das Projekt "LSBTIQ* im Sport", das die Akzeptanz und Repräsentation von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Sportbereich fördern soll. Wie queer.de berichtet, reagieren die Organisationen damit auf alarmierende Zahlen: Mehr als ein Viertel der queeren Menschen in Nordrhein-Westfalen berichtet über Diskriminierungserfahrungen speziell im Sportkontext.

Diskriminierung im Sport – ein strukturelles Problem

Die Zahlen sind beunruhigend: Laut einer umfassenden Studie, die im April veröffentlicht wurde, klagen über 25 Prozent der LSBTIQ*-Personen in NRW über Diskriminierungserfahrungen im Sport. Bei trans*, inter* und nicht-binären Menschen (TIN*) steigt dieser Wert sogar auf über 50 Prozent. Europaweit zeigen Erhebungen, dass die Hälfte aller LSBTIQ*-Personen im Sport abwertende Bemerkungen bezüglich ihrer sexuellen Orientierung erlebt haben, 12 Prozent berichten sogar von persönlichen Beleidigungen bis hin zu körperlicher Gewalt.

Besonders erschreckend: Eine Studie hat ergeben, dass etwa 20 Prozent der LSBTIQ*-Personen komplett auf sportliche Aktivitäten verzichten, weil sie Diskriminierung befürchten. "Diese Zahlen machen deutlich, wie dringend Handlungsbedarf besteht", erklärt Heidi Scheffel, die Queerbeauftragte des Landessportbunds NRW. "Unser Ziel ist klar: Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, offen und frei von Diskriminierung Sport zu treiben – unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung."

Praktische Maßnahmen für mehr Inklusion

Das Projekt setzt auf konkrete, praxisnahe Ansätze. Geplant sind Workshops und Fachtage für Sportvereine und Trainer*innen, die Erstellung von Informationsmaterialien sowie der Aufbau von Kooperationen mit Sportstrukturen in ganz NRW. Laura Becker, Vorstandsmitglied im Queeren Netzwerk NRW, betont: "Wir müssen lernen, Vielfalt als Stärke zu begreifen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sportvereine sich diskriminierungsfrei und LSBTIQ*-inklusiv aufstellen können."

Zu den konkreten Maßnahmen gehören neben Sensibilisierungsangeboten auch strukturelle Veränderungen wie die Installation von Unisex-Toiletten, Unisex-Umkleiden oder speziellen Duschräumen für TIN*-Menschen. Diese praktischen Schritte können Barrieren abbauen, die viele queere Menschen vom Sporttreiben abhalten.

Vorbild Niedersachsen und überregionale Zusammenarbeit

Das Projekt orientiert sich am niedersächsischen Sportprojekt "Vielfalt in Bewegung!", das vom Queeren Netzwerk Niedersachsen gemeinsam mit dem Landessportbund Niedersachsen umgesetzt wird. Eine länderübergreifende Kooperation wird angestrebt, um Synergien zu nutzen und erfolgreiche Konzepte auszutauschen.

Ein wichtiges Forum für den bundesweiten Austausch ist die BundesNetzwerkTagung des queeren Sports (BuNT), die von verschiedenen Akteuren aus queeren Sportvereinen und Landessportbünden organisiert wird. Diese Tagung informiert über wissenschaftliche Erkenntnisse und entwickelt praktische Maßnahmen zur Förderung von Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt im Sport.

Fortschrittliche Regelungen als Vorbild

In Deutschland gibt es bereits erste positive Entwicklungen: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat beispielsweise entschieden, dass transgender, intersexuelle und nicht-binäre Spieler*innen selbst entscheiden können, ob sie in Frauen- oder Männerteams spielen möchten. Diese Regelung ist ein wichtiger Schritt, da insbesondere trans* und inter* Personen im Sport besonders von Ausgrenzung betroffen sind.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) setzt sich ebenfalls für Akzeptanz und Vielfalt im Sport ein und fordert eine Kultur des Respekts sowohl im Breiten- als auch im Spitzensport.

Handlungsempfehlungen für Sportvereine

Für Sportvereine, die sich für mehr Inklusion einsetzen möchten, gibt es konkrete Handlungsempfehlungen:

  • Satzungen sollten sich klar gegen Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität aussprechen
  • Etablierung von Ansprechpersonen für LSBTIQ*-Themen im Verein
  • Schulung und Sensibilisierung von Trainer*innen und Funktionär*innen
  • Schaffung von inklusiven Umkleide- und Sanitäranlagen
  • Teilnahme an oder Unterstützung von Pride-Sportveranstaltungen
  • Öffentliche Positionierung gegen LSBTIQ*-Feindlichkeit

Das Projekt "LSBTIQ* im Sport" in NRW zeigt, dass der organisierte Sport zunehmend erkennt, wie wichtig Inklusion und Vielfalt sind. Laura Becker vom Queeren Netzwerk NRW fasst zusammen: "Sport sollte verbinden, nicht ausgrenzen. Mit unserem Projekt wollen wir dazu beitragen, dass alle Menschen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität – die positiven Aspekte des Sports erleben können."


Olympischer Traum geplatzt: Britischer Kanute wegen OnlyFans-Account gesperrt – Deutsche Athleten gehen ähnliche Wege

Der britische Kanute Kurt Adams Rozentals sieht seinen olympischen Traum durch ein OnlyFans-Konto zerstört. Der Slalom-Spezialist wurde vom britischen Kanuverband Paddle UK suspendiert, wie PinkNews berichtet. Laut Rozentals sei die Sperre eine direkte Folge seiner Aktivitäten auf der Content-Plattform, die er im Januar dieses Jahres startete, um seine sportliche Karriere zu finanzieren.

Finanzielle Not als Auslöser für OnlyFans-Karriere

Rozentals, der 2023 eine Silbermedaille bei der U23-Weltmeisterschaft im Kanuslalom gewann, hatte zuvor einen Platz im britischen World Class Programme erhalten – ein vom britischen Sportverband finanziertes Förderprogramm zur Olympiavorbereitung. Die jährliche Unterstützung von umgerechnet etwa 19.000 Euro reichte jedoch nicht aus, um Training, Reisekosten und Lebensunterhalt zu finanzieren.

"Ich war es leid, mir Sorgen zu machen, wie ich die Miete bezahlen soll, ich war es leid, am Rande der Obdachlosigkeit zu leben", erklärte Rozentals auf seinen Social-Media-Kanälen. In nur sechs Monaten verdiente er nach eigenen Angaben über 120.000 Euro auf OnlyFans – deutlich mehr als seine sportliche Förderung.

Paddle UK verteidigt Entscheidung

Der britische Kanuverband Paddle UK betont, dass die Suspendierung eine "vorläufige Maßnahme" sei, um "andere Athleten, Mitarbeiter und Freiwillige aufgrund der Art der Anschuldigung zu schützen". In den Disziplinarrichtlinien des Verbands werden "anstößige Nutzung sozialer Medien" und "unanständiges, beleidigendes oder unmoralisches Verhalten" als Beispiele für Fehlverhalten aufgeführt.

Für Rozentals stellt sich nun die schwierige Frage: OnlyFans-Einkommen oder olympischer Traum? "Dies ist die härteste Entscheidung, der ich mich je in meinem Leben stellen musste", sagte er gegenüber der BBC. "Solange sich nichts an der Bezahlung der Athleten ändert, sehe ich keine Möglichkeit, mit Paddle UK zusammenzuarbeiten."

Auch deutsche Olympioniken auf OnlyFans

Das Phänomen der Sportler:innen, die auf OnlyFans zusätzliches Einkommen generieren, ist auch in Deutschland bekannt. Der deutsche Wasserspringer Timo Barthel, der Deutschland bei den Olympischen Spielen vertritt, nutzt ebenfalls die Plattform. Barthel betont jedoch, dass seine Inhalte nicht mit Pornografie zu verwechseln seien.

Die finanzielle Situation von Leistungssportler:innen ist auch in Deutschland oft prekär. Viele Athlet:innen können trotz Sportförderung kaum von ihren Einnahmen leben und sind auf kreative Finanzierungswege angewiesen. Die Deutsche Sporthilfe unterstützt zwar viele Sportler:innen, jedoch reichen die Fördergelder häufig nicht für einen angemessenen Lebensunterhalt.

OnlyFans als Symptom eines kaputten Sportsystems?

Der Fall Rozentals wirft grundsätzliche Fragen zur Finanzierung des Leistungssports auf. Während traditionelle Sportverbände oft strenge moralische Vorstellungen durchsetzen, kämpfen viele Athlet:innen mit finanziellen Schwierigkeiten. Experten bezeichnen das System der Sportfinanzierung als "kaputt".

Nicht nur in Großbritannien, sondern weltweit nutzen Olympioniken wie Jack Laugher, Robbie Manson und Alysha Newman OnlyFans, um ihre sportlichen Ambitionen zu finanzieren. OnlyFans selbst positioniert sich mittlerweile als Unterstützer von Athlet:innen und bietet ihnen eine Plattform für finanziellen Erfolg neben dem Spielfeld.

Für die LGBTQ+-Community zeigt der Fall besondere Relevanz: Viele queere Athlet:innen berichten von zusätzlichen Hürden bei der Suche nach traditionellen Sponsoren und Förderern. In Deutschland vertritt unter anderem der offen schwule Judoka Timo Cavelius die LGBTQ+-Community bei den Olympischen Spielen.

Ob Kurt Adams Rozentals seinen OnlyFans-Account aufgeben und zu seiner Kanukarriere zurückkehren wird, bleibt abzuwarten. Sein Fall verdeutlicht jedoch ein größeres strukturelles Problem im Leistungssport – sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.


Homophobie an Berliner Grundschule: Wenn Lehrkräfte zu Mobbingopfern werden

Der Fall des Lehrers Oziel Inácio-Stech an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit hat bundesweit für Schlagzeilen gesorgt und eine wichtige Debatte über Homophobie an deutschen Schulen angestoßen. Wie queer.de berichtet, hat sich nun die Gesamtelternvertretung der betroffenen Schule zu Wort gemeldet und fordert klare Konsequenzen.

Der Fall, der Deutschland bewegt

Seit fast zwei Jahren soll Oziel Inácio-Stech, ein Lehrer an der Carl-Bolle-Grundschule, massiven homophoben Anfeindungen durch Schüler ausgesetzt gewesen sein. Nach seinem Coming-out im Klassenraum wurde er laut eigenen Angaben von Schülern als "Familienschande" und "Schande für den Islam" bezeichnet. Die Beleidigungen und das systematische Mobbing führten zu einer posttraumatischen Belastungsstörung, weshalb der Lehrer mittlerweile seit drei Monaten krankgeschrieben ist.

Besonders schwerwiegend: Die Schulleitung soll ihn trotz wiederholter Hilferufe nicht ausreichend unterstützt haben. Eine Kollegin soll ihn sogar wegen angeblicher Verletzung der Fürsorgepflicht angezeigt haben – ein Verfahren, das später eingestellt wurde. Die Süddeutsche Zeitung und die Märkische Oderzeitung machten den Fall vor etwa einer Woche öffentlich und lösten damit eine breite gesellschaftliche Diskussion aus.

Eltern schockiert: "Religion wird missbraucht"

Die Gesamtelternvertretung der Carl-Bolle-Grundschule hat nun mit deutlichen Worten reagiert. Sie zeigt sich "schockiert" über die Berichte und fordert eine umfassende Aufarbeitung der Vorfälle. "Wir stehen an der Seite des Betroffenen", heißt es in ihrer Erklärung. Die Elternvertreter benennen dabei auch grundlegende Probleme an der Schule: "Unsere Kinder berichten von Ausgrenzung, Gewalt und fehlendem Respekt in der Schülerschaft."

Besonders problematisch sei, dass Religion missbraucht werde, "um andere Kinder und Erwachsene zu diskriminieren und herabzuwürdigen." Die Elternvertretung betont aber gleichzeitig, dass pauschale Schuldzuweisungen oder die Diffamierung von Muslimen nicht akzeptabel seien: "Viele muslimische Familien vermitteln ihren Kindern Werte, die im Einklang mit unserer Rechtsordnung stehen."

Schweigen der Verantwortlichen

Während der Fall bundesweit für Aufsehen sorgt, haben sich weder die Schulleitung noch Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) bisher öffentlich dazu geäußert. Die Senatorin hält sich mit Informationen und Bewertungen zurück, betont aber allgemein, dass alle bekanntwerdenden Fälle "höchst sensibel behandelt und umgehend verfolgt" würden.

Dieses Schweigen kritisiert die Elternvertretung scharf: "Wir Eltern geben uns nicht damit zufrieden, dass die Zuständigen weiterhin zu den aktuellen Ereignissen schweigen." Sie fordern den Berliner Senat auf, sein Engagement zu intensivieren und konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

Ein strukturelles Problem in Deutschland

Der Fall an der Carl-Bolle-Grundschule ist leider kein Einzelfall. Diskriminierung von LGBTQ+-Personen ist weiterhin ein verbreitetes Problem an deutschen Schulen. Eine aktuelle Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt, dass viele LGBTQ+-Jugendliche ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität an Schulen verheimlichen, aus Angst vor Ablehnung und Mobbing.

Obwohl einige Bundesländer mittlerweile klare Vorgaben im Bereich Sexualkunde haben, um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu thematisieren, fehlt es oft an konsequenter Umsetzung und ausreichender Sensibilisierung des Lehrpersonals. Auch in Berlin, das als besonders divers und offen gilt, kommt es immer wieder zu homophoben und transphoben Vorfällen im Schulkontext.

Initiativen für mehr Akzeptanz

Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen: Initiativen wie „Schule der Vielfalt" setzen sich bundesweit für den Abbau von Homo- und Transphobie und für mehr Akzeptanz unterschiedlicher Lebensweisen an Schulen ein. Teilnehmende Schulen verpflichten sich, aktiv gegen Diskriminierung vorzugehen und ein Klima der Offenheit zu fördern.

Auch in Berlin gibt es Programme wie Queerformat, die Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte anbieten und Unterrichtsmaterialien bereitstellen, um Vielfalt im Schulalltag zu verankern. Doch der Fall an der Carl-Bolle-Grundschule zeigt, dass diese Maßnahmen noch nicht flächendeckend greifen.

Forderungen für die Zukunft

Die Elternvertretung der Carl-Bolle-Schule fordert nun konkrete Maßnahmen: Die Schule brauche einen eigenen Internetauftritt, zügige Maßnahmen gegen den Sanierungsstau und eine Stärkung der Gewaltprävention in den Klassen. Vor allem aber brauche es "eine gelebte Kultur der gegenseitigen Achtung auf Basis des Grundgesetzes – unabhängig von Religion, Herkunft oder Lebensweise."

Oziel Inácio-Stech selbst hat sich in einem Interview mit News4Teachers geäußert und beklagt, dass sich die Verantwortlichen "alle wegducken". Sein Fall macht deutlich, dass es in Deutschland nicht nur für Schüler*innen, sondern auch für Lehrkräfte noch immer riskant sein kann, offen zu ihrer sexuellen Identität zu stehen.

Der Berliner Fall sollte ein Weckruf für alle Bildungseinrichtungen sein: Diskriminierung darf nicht toleriert werden – egal gegen wen sie sich richtet. Das Schweigen der Verantwortlichen ist keine Lösung. Vielmehr braucht es klare Konzepte gegen Homophobie, konsequentes Handeln bei Verstößen und mehr Aufklärung über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Schulalltag.


Umstrittene Geschlechtertests im Boxen: Olympiasiegerin Imane Khelif ausgeschlossen

Der vom IOC anerkannte Box-Verband World Boxing hat die algerische Olympiasiegerin Imane Khelif vom Eindhoven Box Cup (5. bis 10. Juni) ausgeschlossen. Die Boxerin, die bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris im Zentrum einer queerfeindlichen Geschlechterdebatte stand, darf laut einem offiziellen Statement erst wieder an Wettkämpfen teilnehmen, nachdem sie sich einem "genetischen Geschlechtstest" unterzogen hat.

Neue Testverfahren zur Geschlechtsbestimmung

World Boxing, der im Februar 2024 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als offizieller Partner anerkannt wurde, hat verpflichtende PCR-Gentests für alle Athletinnen und Athleten über 18 Jahren eingeführt. Diese Tests sollen laut Verband das "Geburtsgeschlecht" bestimmen und die Wettkampfberechtigung feststellen. Die Probenentnahme kann durch Nasen- oder Mundabstriche sowie über Speichel- oder Bluttests erfolgen.

"Diese neuen Teilnahmeregeln wurden mit dem ausdrücklichen Ziel entwickelt, Athleten im Kampfsport zu schützen, insbesondere angesichts der körperlichen Risiken, die mit olympischem Boxen verbunden sind", erklärte der Verband in seiner Mitteilung. Die Einführung der Tests sei Teil einer neuen Richtlinie zu Geschlecht, Alter und Gewicht, um die Sicherheit aller Teilnehmer zu gewährleisten.

Kontroverse um Khelif bei Olympia 2024

Imane Khelif und die taiwanesische Boxerin Lin Yu-ting standen während der Olympischen Spiele in Paris im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte. Beide waren zuvor vom Verband IBA, der vom IOC nicht mehr anerkannt wird, nach nicht näher erläuterten "Geschlechtertests" von der Weltmeisterschaft 2023 ausgeschlossen worden. Der IBA behauptete, beide hätten "im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile" gehabt.

Das IOC bezeichnete diese Entscheidung als "willkürlich" und erlaubte beiden Athletinnen die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Als Begründung hieß es, das im Pass angegebene Geschlecht sei für viele Sportarten maßgeblich für die Zulassung zu den Wettbewerben. Beide Boxerinnen gewannen in Paris Gold.

Laut der LGBTQ+-Organisation GLAAD ist Imane Khelif eine Cisgender-Frau, die sich nicht als transgender oder intersexuell identifiziert. Die Behauptungen über ihre Geschlechtsmerkmale, die nach der Disqualifikation durch die IBA kursierten, wurden nie offiziell bestätigt.

Situation in Deutschland

Auch in Deutschland wird die Debatte um Geschlechtsidentität im Sport intensiv geführt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich für die Gleichberechtigung aller Geschlechter und sexuellen Identitäten im Sport ausgesprochen und unterstützt verschiedene Initiativen, die Diskriminierung abbauen sollen.

Einige deutsche Sportverbände haben inzwischen eigene Richtlinien entwickelt. So hat etwa der Deutsche Hockey-Bund (DHB) spezifische Regelungen zur Spielberechtigung von Trans*- und Inter*-Menschen eingeführt, die eine inklusive und faire Teilnahme ermöglichen sollen.

Auch auf lokaler Ebene gibt es in Deutschland spezielle Sportvereine für Frauen, Lesben, Trans*, Inter* und Mädchen, die sichere Räume für Sport und Bewegung schaffen wollen. Der Berliner Verein Seitenwechsel ist ein Beispiel dafür, wie Community-basierte Sportangebote LGBTQ+-Personen einen diskriminierungsfreien Zugang zu sportlicher Betätigung ermöglichen können.

Kritik an biologischen Testverfahren

Menschenrechtsorganisationen und LGBTQ+-Verbände kritisieren die zunehmenden "Geschlechtertests" im Sport als invasiv und diskriminierend. Sie argumentieren, dass die Reduzierung einer Person auf biologische Merkmale der Komplexität von Geschlechtsidentität nicht gerecht wird und zu weiterer Stigmatisierung führen kann.

Der Fall Khelif zeigt exemplarisch, wie Sportlerinnen und Sportler in der Öffentlichkeit angegriffen werden können, wenn ihre Geschlechtsidentität in Frage gestellt wird. Die algerische Boxerin wurde während der Olympischen Spiele zur Zielscheibe transfeindlicher Hasskommentare in sozialen Medien, obwohl sie sich selbst nie als transgender identifiziert hat.

Das IOC hat 2021 einen neuen Rahmen für Fairness, Inklusion und Nichtdiskriminierung veröffentlicht, der die früheren strengen Testosteron-Grenzwerte aufhebt. Darin wird betont, dass kein Athlet von Wettkämpfen ausgeschlossen werden sollte, ohne dass robuste, evidenzbasierte Forschung die Existenz eines unfairen Wettbewerbsvorteils belegt.

Die Entscheidung von World Boxing, genetische Tests einzuführen, steht im Kontrast zu diesem inklusiveren Ansatz des IOC und könnte die Debatte um die Teilnahme von trans- und intergeschlechtlichen Personen im Sport weiter anheizen.


Transfeindlicher Angriff in Berlin-Neukölln: Zwei Transpersonen brutal attackiert

In Berlin-Neukölln wurden am späten Freitagabend zwei Transpersonen Opfer eines brutalen Angriffs. Die Polizei entdeckte eine 27-jährige trans Person mit stark blutender Kopfverletzung an der Ecke Sonnenallee und Reuterstraße, wie die Hauptstadtpolizei am Samstag mitteilte. Der ursprüngliche Vorfall wurde von queer.de berichtet.

Der Tathergang

Nach Angaben der Polizei bemerkten Einsatzkräfte gegen 22:30 Uhr die verletzte Person, die in Begleitung einer weiteren, gleichaltrigen trans Person war. Die zweite Person klagte über Kopfschmerzen. Eine zufällig anwesende Ärztin half bei der Erstversorgung, bevor Rettungskräfte die schwerer verletzte Person zur stationären Behandlung ins Krankenhaus brachten.

Laut Ermittlungen begann der Vorfall bereits am U-Bahnhof Hermannplatz, als die beiden trans Personen in einen Zug der Linie U8 einsteigen wollten. Dort wurde eine der Betroffenen von einem Mann, der in Begleitung zweier weiterer Männer war, bespuckt und mit Wasser übergossen. Die Transpersonen verfolgten den flüchtenden Täter bis zur Reuterstraße, wo er in einem Gebäude verschwand. Als die Begleiter des Täters erschienen, kam dieser aus dem Objekt heraus und griff gemeinsam mit einem seiner Begleiter die trans Personen mit Schlägen an, wodurch beide verletzt wurden.

Alarmierende Zunahme transfeindlicher Gewalt

Dieser Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Die Hasskriminalität gegen LGBTQ+ Personen hat in Deutschland dramatisch zugenommen. Laut den aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ* Personen erfasst – ein Anstieg von etwa 65 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 1.188 registrierten Fällen, wie Schwulissimo berichtet.

Besonders alarmierend ist, dass transfeindliche Delikte oft besonders gewaltsam ausfallen. Untersuchungen zeigen, dass zwei Drittel der befragten trans* Personen in Berlin in den letzten fünf Jahren Gewalterfahrungen gemacht haben, wie aus dem Berliner Monitoring zu trans- und homophober Gewalt hervorgeht.

Berlin-Neukölln als Brennpunkt

Der Bezirk Neukölln fällt in der Statistik besonders auf. Zusammen mit Friedrichshain und Kreuzberg gehört er zu den Gebieten mit den höchsten Anteilen an Körperverletzungen und gefährlichen Körperverletzungen gegen LGBTQ+ Personen. Bereits Ende Mai dieses Jahres wurden in Berlin-Neukölln zwei Transfrauen angegriffen, wobei eine von ihnen schwer verletzt wurde, wie rbb24 berichtete.

"Der Alltag für viele trans Personen in Deutschland ist von Diskriminierung und der ständigen Angst vor Übergriffen geprägt", erklärt Petra Weitzel vom Bundesverband Trans*. "Viele berichten, dass ihnen vor die Füße gespuckt wird oder sie verbale Anfeindungen erleben – täglich", wie sie gegenüber T-Online erklärte.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Besonders problematisch ist, dass viele Betroffene Straftaten nicht anzeigen. Experten gehen daher von einer hohen Dunkelziffer aus. Die Gründe dafür sind vielfältig: fehlendes Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden, Angst vor weiterer Diskriminierung im Verfahren oder die Befürchtung, nicht ernst genommen zu werden.

Der aktuelle Fall in Neukölln zeigt jedoch, dass die Berliner Polizei sensibilisiert ist. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt Berlin hat die Ermittlungen übernommen, wie es bei vermuteter Hasskriminalität üblich ist. Die Berliner Polizei und die Staatsanwaltschaft haben eigene Ansprechpartner*innen für queere Menschen eingerichtet, was die Anzeigebereitschaft erhöhen soll.

Forderungen nach mehr Schutz

Angesichts der steigenden Zahlen fordern LGBTQ+ Organisationen verstärkte Maßnahmen gegen Hasskriminalität. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) drängt auf eine Änderung des Grundgesetzes, um queere Menschen explizit vor Diskriminierung zu schützen, wie auf der LSVD-Website nachzulesen ist.

Die Bundesregierung hat erklärt, verstärkt gegen Hass vorgehen zu wollen und angekündigt, diejenigen zu schützen und zu unterstützen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Hass, Diskriminierung und Gewalt erleben. Ob die bisherigen Maßnahmen ausreichen, bleibt angesichts der steigenden Zahlen fraglich.

Der aktuelle Fall in Neukölln macht deutlich, dass weiterer Handlungsbedarf besteht, um den Schutz von trans Personen in Deutschland zu verbessern und transfeindlicher Gewalt entschieden entgegenzutreten.


Schein-Kinderschutz als Waffe: Wie Queerfeindlichkeit im Namen der Kinder vorangetrieben wird

Jan Böhmermann hat in seiner jüngsten Ausgabe des "ZDF Magazin Royale" ein brennendes Thema aufgegriffen: Wie Queerfeindlichkeit sich zunehmend als vermeintlicher Kinderschutz tarnt. Die von queer.de dokumentierte Sendung beleuchtet eine besorgniserregende Entwicklung, die nicht nur in Deutschland, sondern weltweit zu beobachten ist.

"Wichtige Rechte, die queere Personen sich hart erkämpft haben, brechen jetzt gerade in den USA und Europa einfach weg", erklärt Böhmermann in seiner Sendung. Was besonders alarmierend ist: Rechtsextreme und queerfeindliche Akteure verbergen ihren Hass hinter einer Fassade des Kinderschutzes. "Das Prinzip ist ganz einfach: Rechtsextreme und andere Freiheitsfeinde sagen nicht offen, dass sie queere Menschen hassen. Sie sagen stattdessen, dass sie Kinder lieben. Und dass sie Kinder schützen müssen", so Böhmermann.

Steigende Gewalt und schwindende Rechte

Die Statistiken in Deutschland sprechen eine deutliche Sprache: Laut Daten des Bundeskriminalamts hat die Hasskriminalität gegen queere Menschen in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in anderen europäischen Ländern wider. Die Rainbow Map 2023 der ILGA-Europe zeigt, dass die rechtliche und politische Situation von LGBTQIA+ Personen sich in mehreren europäischen Ländern verschlechtert.

Besonders besorgniserregend sind die Entwicklungen in Ungarn, wo das CSD-Verbot nur eines von vielen Beispielen für staatlich sanktionierte Queerfeindlichkeit ist. In Deutschland sorgte kürzlich die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) für Empörung, als sie das Hissen der Regenbogenfahne am Bundestag zum CSD untersagte – eine Entscheidung, die Böhmermann in seiner Sendung scharf kritisierte.

Die "Kinderschutz"-Strategie

Die Strategie, Queerfeindlichkeit als Sorge um das Kindeswohl zu tarnen, ist nicht neu, gewinnt aber an Momentum. In den USA wurde diese Taktik besonders von der religiösen Rechten perfektioniert und wird nun zunehmend auch in Europa übernommen. Wie die Tagesschau berichtet, verbreiten queerfeindliche Akteure gezielt Desinformation, indem sie queere Menschen als Gefahr für Kinder darstellen.

Der Shitstorm gegen Riccardo Simonettis Auftritt in der "Sesamstraße" ist ein Paradebeispiel dafür. Konservative Politiker und Medien inszenierten die Präsenz eines queeren Menschen in einer Kindersendung als Bedrohung – obwohl Kindersendungen seit Jahrzehnten pädagogisch wertvolle Inhalte zu Vielfalt und Akzeptanz vermitteln.

Der Sexualwissenschaftler und queer.de-Autor Heinz-Jürgen Voß stellt in der Sendung klar: "Kinder werden nicht durch das Fernsehen queer." Die wissenschaftliche Evidenz zeigt eindeutig, dass sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität nicht durch Medienkonsum oder Aufklärung "erlernt" werden.

Internationale Einflüsse und deutsche Realität

Die queerfeindliche Rhetorik und Politik von Donald Trump in den USA und das transfeindliche Supreme-Court-Urteil in Großbritannien sind Teil eines globalen Trends, der auch Deutschland beeinflusst. In Deutschland zeigt eine Studie von Ipsos, dass die Mehrheit der Bevölkerung zwar Diskriminierung queerer Menschen ablehnt, aber queerfeindliche Ansichten besonders bei jungen Männern zunehmen.

Während die Bundesregierung sich offiziell für LGBTIQ+-Rechte einsetzt und Teil der internationalen Equal Rights Coalition ist, bleiben viele Probleme ungelöst. Die Diskriminierung lesbischer Mütter im Familienrecht und der mangelnde Schutz vor Hassverbrechen sind nur zwei Beispiele dafür, dass Deutschland trotz fortschrittlicher Gesetzgebung wie dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz noch einen weiten Weg vor sich hat.

Besonders gefährdet: Queere Jugendliche

Ausgerechnet diejenigen, die angeblich durch den "Kinderschutz" bewahrt werden sollen, leiden am meisten unter queerfeindlichen Narrative: junge LGBTIQ+ Menschen. Die EU-Agentur für Grundrechte (FRA) berichtet, dass junge LGBTIQ+ Personen besonders häufig Opfer von Gewalt, Belästigung und Mobbing werden.

Ironischerweise ist es oft nicht die queere Sichtbarkeit, sondern die fehlende Akzeptanz im Elternhaus, die zu echten Problemen für Kinder führt. Eine Studie der SOS-Kinderdörfer zeigt, dass LGBTQ*-Kinder überdurchschnittlich oft in Pflegefamilien leben oder sogar obdachlos sind – nicht wegen zu viel "queerer Propaganda", sondern weil sie in ihren eigenen Familien abgelehnt werden.

Widerstand formiert sich

Trotz der besorgniserregenden Entwicklungen gibt es auch Grund zur Hoffnung. Die Pride-Saison zeigt jedes Jahr aufs Neue, dass die Community und ihre Verbündeten bereit sind, für ihre Rechte einzustehen. Böhmermanns deutliche Worte in einer Mainstream-Sendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sind selbst ein Zeichen dafür, dass queerfeindliche Narrative nicht unwidersprochen bleiben.

Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) arbeiten kontinuierlich daran, Aufklärung zu leisten und politischen Druck auszuüben. Der eigentliche Kinderschutz, so betonen Expertinnen und Experten, besteht nicht darin, Kinder vor Vielfalt zu "bewahren", sondern ihnen eine Welt zu ermöglichen, in der sie ohne Angst vor Diskriminierung und Gewalt sie selbst sein können.

Jan Böhmermanns "ZDF Magazin Royale" hat mit seiner Sendung "Queerfeindlichkeit – Im Namen der Kinder?" einen wichtigen Beitrag zur Entlarvung dieser gefährlichen Strategie geleistet. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Impuls zu mehr Aufklärung und weniger Akzeptanz für queerfeindliche Narrative führt – zum Wohl aller, besonders der Kinder, die angeblich geschützt werden sollen.


CSD-Wochenende im Spannungsfeld: Neonazi-Aufmarsch in Dresden, Unwetter in Wiesbaden und queerer Widerstand

Über 10.000 Menschen setzten am vergangenen Wochenende bei Christopher Street Day-Veranstaltungen in ganz Deutschland und Österreich ein Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz. Dabei kam es in Dresden zu einer besorgniserregenden Konfrontation mit Neonazis, während in Wiesbaden ein Unwetter für Unterbrechungen sorgte. Der ursprüngliche Bericht stammt von queer.de, doch die Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die aktuellen Herausforderungen für die LGBTQ+-Community in Deutschland.

Neonazi-Aufmarsch parallel zum Dresdner CSD

Die friedliche Demonstration von über 10.000 Menschen beim Christopher Street Day in Dresden wurde von einem beunruhigenden Schatten begleitet: Rund 150 Neonazis der sogenannten "Elblandrevolte" – einer Gruppierung der Jugendorganisation JN der rechtsextremen Partei Heimat (ehemals NPD) – marschierten zeitgleich durch die Stadt. Die Polizei musste mehrfach eingreifen, da einige Teilnehmer verbotene Runen auf Gürtelschnallen trugen und verfassungswidrige Parolen skandierten. Besonders erschreckend: Unter den Neonazi-Demonstranten befanden sich laut Polizeiangaben auch Kinder.

Die "Elblandrevolte" ist Teil eines rechtsextremen Netzwerks, das in Sachsen zunehmend versucht, öffentlichen Raum zu beanspruchen. Rechtsextreme Gruppen wie diese nutzen verstärkt gesellschaftliche Veranstaltungen, um ihre demokratiefeindlichen Positionen zu verbreiten, wie Beobachter von Belltower News seit Jahren dokumentieren.

Zivilgesellschaftlicher Widerstand zeigt Wirkung

Ermutigend war die schnelle Reaktion der Zivilgesellschaft: Bis zu 150 Gegendemonstrierende folgten einem Aufruf der Gruppe "Queer Pride Dresden" und weiterer Initiativen. Mit einer Spontanblockade und deutlichen Signalen stellten sie sich dem rechtsextremen Aufmarsch entgegen. "Dank unserer antifaschistisch-queeren Zusammenarbeit startet der Pride-Monat in Dresden mit einem selbstbewussten Signal. Durch unsere Anti-Nazi-Demo war eine sichere Anreise und ein herzlicher Empfang für alle queeren Menschen möglich", erklärte Queer Pride Dresden in einer Pressemitteilung.

Diese Form des zivilgesellschaftlichen Engagements ist besonders wichtig in Zeiten zunehmender rechtsextremer Aktivitäten. Die Amadeu Antonio Stiftung verzeichnet bundesweit einen Anstieg queerfeindlicher Übergriffe und betont die Bedeutung solcher Gegenproteste für den Schutz marginalisierter Gruppen.

Ähnliche Vorfälle in Klagenfurt

Der Dresdner Vorfall steht nicht allein: Auch bei der Regenbogenparade im österreichischen Klagenfurt kam es zu Gegenprotesten. LGBTQ+-Gegner zündeten Rauchfackeln an und entrollten ein queerfeindliches Transparent von einem Hausdach. Die Polizei konnte jedoch rasch eingreifen und weitere Störungen verhindern.

Wetter stellt Herausforderung in Wiesbaden

Während in Dresden politische Spannungen die Veranstaltung prägten, hatte der CSD in Wiesbaden mit Naturgewalten zu kämpfen. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen zwang die Organisatoren, das Pride-Festival nahe dem Hauptbahnhof am späten Nachmittag kurzzeitig zu unterbrechen. Zuvor hatten mehrere tausend Menschen an der Demonstration durch die Innenstadt teilgenommen. Solche Unwetterereignisse werden durch den Klimawandel in Deutschland häufiger, wie Studien des Umweltbundesamtes belegen.

Erfolgreiche Pride-Events und Premieren

Trotz der Herausforderungen gab es zahlreiche erfolgreiche CSD-Veranstaltungen. In Rheinsberg war der zweite CSD mit rund 1.300 Teilnehmer*innen ein großer Erfolg, bei dem sogar die bekannte Band Kraftklub aus Chemnitz auftrat. Die Veranstalter*innen kündigten bereits an: "Nächstes Jahr definitiv wieder."

Besonders erfreulich waren auch zwei Pride-Premieren: In Zeutern, einem Ortsteil der Gemeinde Ubstadt-Weiher in Baden-Württemberg, zogen beim ersten "Dorfpride" rund 1.000 Menschen mit Regenbogenfahnen durch die Straßen – ein bedeutendes Zeichen für Vielfalt im ländlichen Raum. Eine weitere Premiere fand im österreichischen Deutschlandsberg statt, wo die Demonstration zum Rathaus von einem bunten Tuk-Tuk angeführt wurde.

Politische Dimension: Antikapitalistischer CSD in Bern

Einen explizit politischen Fokus setzte der "antikapitalistische Christopher Street Day" in der Schweizer Stadt Bern, an dem sich etwa 1.000 Menschen beteiligten. Diese Veranstaltung steht in der Tradition einer kritischen Auseinandersetzung mit kommerziellen Aspekten der Pride-Bewegung und fordert eine Rückbesinnung auf die politischen Wurzeln des Christopher Street Day als Protest- und Widerstandsbewegung.

Das CSD-Wochenende verdeutlicht die vielfältigen Herausforderungen, mit denen die LGBTQ+-Community in Deutschland und Europa konfrontiert ist: Von rechtsextremen Bedrohungen bis hin zu Unwettern – und zeigt gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit und den Zusammenhalt der Community. Mit weiteren Pride-Paraden in Friedrichshafen und Leverkusen setzt sich der bunte Protestmonat fort.

Für alle, die sich weiter informieren möchten: Eine Übersicht aller CSD-Termine 2025 ist auf queer.de verfügbar.


Schwuler Priester initiiert Petition zur Absetzung von Kardinal Woelki - Bereits über 53.000 Unterschriften

Der schwule katholische Priester Wolfgang F. Rothe hat gemeinsam mit elf weiteren katholischen Persönlichkeiten eine Petition zur Absetzung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki an den neuen Papst Leo XIV. gerichtet. Die Initiative hat bereits über 53.000 Unterschriften gesammelt und fordert Konsequenzen trotz der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen den umstrittenen Kirchenmann.

Hintergrund der Petition

Im Zentrum der Kritik steht Woelkis Umgang mit Missbrauchsvorwürfen in der Erzdiözese Köln. Obwohl die Staatsanwaltschaft Köln Anfang Mai ihr Ermittlungsverfahren gegen den Kardinal einstellte, nachdem dieser eine auferlegte Geldzahlung in Höhe von 26.000 Euro geleistet hatte, ist die Sache für viele Gläubige nicht erledigt. Die Ermittlungsbehörde betonte ausdrücklich, dass die Untersuchungen "durchaus den für eine Anklageerhebung erforderlichen Verdacht ergeben hätten", dass Woelki fahrlässig eine falsche Versicherung an Eides Statt und einen fahrlässigen Falscheid abgelegt habe.

Konkret ging es dabei um die entscheidende Frage, zu welchem Zeitpunkt der Kardinal über Missbrauchsvorwürfe gegen Priester in seinem Verantwortungsbereich informiert war. Diese Intransparenz beim Umgang mit Missbrauchsfällen hat Woelki selbst als Fehler eingeräumt, jedoch reicht dies für die Initiatoren der Petition nicht aus.

Wolfgang Rothe als Stimme für Veränderung

Besondere Aufmerksamkeit erhält die Petition durch die Beteiligung von Wolfgang F. Rothe, einem katholischen Priester, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat. Rothe hat sich in der Vergangenheit wiederholt für die Akzeptanz von LGBTQ+-Personen in der katholischen Kirche eingesetzt und zeigt mit seinem Engagement, dass auch innerhalb der Kirchenstrukturen der Ruf nach Veränderung und Erneuerung immer lauter wird.

In einem Interview mit Katholisch.de hatte Rothe erklärt: "Ich will nicht länger lügen" - eine mutige Position, die ihm in der LGBTQ+-Community sowie bei progressiven Katholik:innen viel Respekt eingebracht hat. Seine Beteiligung an der Petition gegen Woelki unterstreicht die wachsende Bereitschaft, auch in der Kirchenhierarchie Missstände offen anzusprechen.

Deutliche Worte in der Petition

"Kardinal Woelki ist nicht länger tragbar", heißt es unmissverständlich in der an Papst Leo XIV. gerichteten Petition. Die Unterzeichnenden argumentieren, dass Woelki trotz der formalen Einstellung des Verfahrens durch die Ermittlungsergebnisse "vollständig korrumpiert" sei. Der Kölner Erzbischof habe "jede Glaubwürdigkeit verloren, und zwar in der Öffentlichkeit ebenso wie innerhalb der Erzdiözese Köln und der katholischen Kirche in Deutschland".

Die hohe Anzahl an Unterschriften – bereits über 53.000 – zeigt, wie tief die Vertrauenskrise in der katholischen Kirche in Deutschland ist. Besonders im Erzbistum Köln hat der Umgang mit den Missbrauchsfällen zu einer beispiellosen Austrittswelle geführt.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland hat dieser Fall eine besondere Bedeutung. Die katholische Kirche steht traditionell für eine konservative Haltung gegenüber Homosexualität, weshalb das Engagement eines offen schwulen Priesters gegen einen hochrangigen Kirchenvertreter bemerkenswert ist. Die Initiative zeigt exemplarisch, wie queere Katholik:innen nicht nur für ihre eigene Anerkennung kämpfen, sondern auch für grundlegende ethische Prinzipien und Transparenz innerhalb der Kirche eintreten.

Ob die Petition Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Die katholische Kirche ist bekannt für ihre langsamen Entscheidungsprozesse, besonders wenn es um hochrangige Personalfragen geht. Dennoch ist die breite Unterstützung für diese Initiative ein deutliches Signal an den Vatikan, dass die Geduld vieler Gläubiger erschöpft ist und Veränderungen gefordert werden.


Europäische Politiker trotzen Ungarns Pride-Verbot: Ein Kampf um LGBTQ+ Rechte

Dutzende europäische Politiker planen, an der Budapest Pride teilzunehmen und setzen damit ein starkes Zeichen gegen Ungarns anti-LGBTQ+ Gesetz, das Pride-Märsche verbietet. Der ursprüngliche Artikel wurde auf PinkNews veröffentlicht.

Anfang dieses Jahres hat das ungarische Parlament ein Gesetz verabschiedet, das LGBTQ+-fokussierte Veranstaltungen verbietet. Das vom anti-LGBTQ+ Ministerpräsidenten Viktor Orbán unterzeichnete Gesetz sieht Geldstrafen von bis zu 200.000 Forint (etwa 550 Euro) für Organisatoren der Budapest Pride und Teilnehmende vor. Zusätzlich erlaubt das Gesetz den Einsatz von Gesichtserkennungstechnologie, um Teilnehmer zu identifizieren und zu bestrafen.

Widerstand aus Europa

Trotz dieses drastischen Verbots planen Vertreter aus mindestens sechs Fraktionen des Europäischen Parlaments, am Samstag (31. Mai) an der Pride-Veranstaltung teilzunehmen. Marc Angel, Co-Präsident der Intergroup der Europäischen Union, erklärte gegenüber CNN, er werde teilnehmen, um "das Recht auf Versammlung als grundlegendes europäisches Recht zu verteidigen" und "den Ungarn, die an Demokratie und Europa glauben, zu zeigen, dass sie nicht allein sind".

Die niederländische Europaabgeordnete Van Sparrentak kündigte ebenfalls ihre Teilnahme an, um "die LGBTIQ+-Gemeinschaft in Ungarn zu unterstützen" und "ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind". Sie betonte: "Pride ist ein Protest, und wenn Orbán die Budapest Pride ohne Konsequenzen verbieten kann, ist jede Pride nur eine Wahl davon entfernt, verboten zu werden."

Die Entscheidung der europäischen Politiker folgt auf einen offenen Brief, in dem zwanzig EU-Länder die ungarische Regierung aufforderten, ihre Entscheidung rückgängig zu machen. In der gemeinsamen Erklärung äußerten die Regierungen – darunter Tschechien und Estland – ihre "tiefe Besorgnis über die jüngsten legislativen und verfassungsrechtlichen Änderungen, die die Grundrechte von LGBTIQ+-Personen verletzen".

Deutschlands Rolle und Parallelen

Deutschland gehört zu den Unterzeichnern des offenen Briefes und verurteilt das Vorgehen der ungarischen Regierung scharf. Anders als in Ungarn sind in Deutschland die Rechte von LGBTQ+-Personen durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geschützt, das Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbietet.

Während in Ungarn die Rechte der LGBTQ+-Community zunehmend eingeschränkt werden, hat Deutschland in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt. Seit 2017 können gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten, und das Land setzt sich auch international für die Menschenrechte von LGBTQ+-Personen ein, unter anderem durch die Mitgliedschaft in der Equal Rights Coalition.

Deutsche LGBTQ+-Aktivisten und Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) haben ihre Solidarität mit der ungarischen Community zum Ausdruck gebracht und fordern die Bundesregierung auf, den Druck auf Ungarn zu erhöhen.

Kreative Protestformen

Als Reaktion auf das Verbot organisierten ungarische LGBTQ+-Personen bereits eine ironische "graue Pride"-Veranstaltung in Budapest. Bei dieser Kundgebung – die von der Spaßpartei "Partei mit zwei Schwänzen" organisiert wurde – schwenkten die Demonstranten einfarbige Flaggen und hielten ironische Schilder mit satirischen Slogans wie "Gleichheit ist trendy".

"Schaut euch all diese Menschen hier an, die grau gekleidet sind – eine perfekte Darstellung dessen, wie Gleichheit aussieht", sagte die 53-jährige Demonstrantin Kata Bicskei der AFP. "Das ist natürlich die Ironie. Wir wollen nicht, dass alle gleich sind."

Parallel zur Budapest Pride findet am Samstag (31. Mai) vor der ungarischen Botschaft in London eine Demonstration gegen das anti-queere Gesetz statt, die von der Peter Tatchell Foundation organisiert wird. Im Vorfeld der Protestaktion veröffentlichte der Schauspieler Stephen Fry ein Video, in dem er das Gesetz verurteilte.

Folgen für die europäische LGBTQ+-Politik

Der Konflikt um die Budapest Pride verdeutlicht die zunehmende Spaltung innerhalb Europas in Bezug auf LGBTQ+-Rechte. Während Länder wie Deutschland, Frankreich und die Niederlande diese Rechte stärken, schränken andere wie Ungarn und Polen sie systematisch ein.

Die Reaktion der EU auf Ungarns Pride-Verbot wird als Testfall für die Fähigkeit der Union gesehen, ihre Grundwerte zu verteidigen. Die EU-Kommission wird aufgefordert, alle zur Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen, um gegen das Pride-Verbot vorzugehen und die Grundrechte der europäischen Bürger zu schützen.

Im aktuellen ILGA Europe Rainbow Map und Index, der seit 2009 jährlich veröffentlicht wird und alle 49 europäischen Länder nach rechtlichen und politischen Praktiken für LGBTQ+-Menschen bewertet, belegt Ungarn den 37. Platz – ein deutliches Zeichen für die sich verschlechternde Situation der queeren Community im Land.

Die Teilnahme europäischer Politiker an der Budapest Pride trotz des Verbots setzt ein wichtiges Zeichen der Solidarität und unterstreicht, dass LGBTQ+-Rechte als fundamentale Menschenrechte verstanden werden, die es zu verteidigen gilt – auch über nationale Grenzen hinweg.


Widersprüchliche Identitäten: AfD-Politikerin outet sich als trans Frau - trotz Ablehnung des Selbstbestimmungsgesetzes

Ein Stadtratsmitglied der AfD in St. Wendel (Saarland) hat sich in einer öffentlichen Sitzung als trans Frau geoutet und beruft sich dabei auf das kürzlich verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz. Wie das Lokalportal queer.de berichtet, trägt die Politikerin nun den Namen Anna Zeyer – eine Namensänderung, die von der Stadt St. Wendel bestätigt und bereits in das Ratsinformationssystem übernommen wurde.

Persönliche Identität versus Parteilinie

Der Fall sorgt für Aufsehen, da die AfD das Selbstbestimmungsgesetz vehement bekämpft hat und dessen Abschaffung fordert. In der Partei wird das Gesetz als "Irrsinn des Gender und Queer-Wahns" bezeichnet und als "Gefahr für Frauen und Kinder" eingestuft, wie der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Reichardt in einer Pressemitteilung der Fraktion erklärte.

Besonders brisant: Laut Saarbrücker Zeitung steht Zeyer selbst dem Selbstbestimmungsgesetz kritisch gegenüber und teilt die Bedenken ihrer Partei bezüglich möglichen Missbrauchs. Sie äußerte sich besorgt über den Schutz von Frauen und Kindern – eine Position, die in direktem Widerspruch zu ihrer eigenen Transition zu stehen scheint.

Ambivalente Reaktionen

In der Stadtratssitzung kündigte Zeyer an, künftig Toiletten und Umkleidekabinen für Frauen nutzen zu wollen. Wie ihre Partei auf das Coming-out reagiert hat, ist bislang nicht offiziell bekannt. Auf der Homepage des AfD-Landesverbands Saarland wird Zeyer, die als Schatzmeisterin des Kreisverbands St. Wendel fungiert, noch mit ihrem früheren Namen (Deadname) geführt.

Der Fall wirft grundlegende Fragen zur Vereinbarkeit von persönlicher Identität und politischer Überzeugung auf. In Deutschland gibt es bisher kaum offen transgeschlechtliche Politiker:innen in konservativen oder rechten Parteien. Tessa Ganserer und Nyke Slawik (beide Bündnis 90/Die Grünen) waren 2021 die ersten offen transgeschlechtlichen Abgeordneten, die in den Deutschen Bundestag einzogen.

Das Selbstbestimmungsgesetz

Das am 1. November 2024 in Kraft tretende Selbstbestimmungsgesetz ersetzt das bisherige Transsexuellengesetz und ermöglicht es trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern. Das von der Ampel-Koalition verabschiedete Gesetz beseitigt die bisher notwendigen psychologischen Gutachten und gerichtlichen Verfahren.

Die Bundesregierung bezeichnet das Gesetz als wichtigen Schritt für die Selbstbestimmung und den Schutz der Grundrechte aller Menschen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität. Kritiker, darunter die AfD und Teile der CDU/CSU, befürchten hingegen Missbrauch und sehen Risiken für den Schutz von Frauen und Mädchen.

Einordnung und Ausblick

Der Fall Anna Zeyer spiegelt die komplexen Herausforderungen wider, mit denen transgeschlechtliche Menschen in konservativen politischen Umfeldern konfrontiert sind. Während einerseits die eigene Identität gelebt werden möchte, stehen andererseits oft parteipolitische Positionen im Widerspruch dazu.

In Deutschland fehlt es noch immer an Akzeptanz und Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen in der Politik, insbesondere in konservativen und rechten Parteien. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) setzt sich seit Jahren für mehr Vielfalt in allen demokratischen Parteien ein.

Ob Zeyers Coming-out zu einer breiteren Diskussion über Transgender-Rechte innerhalb der AfD führen oder als Einzelfall betrachtet werden wird, bleibt abzuwarten. Für die deutsche LGBTQ+-Community stellt der Fall jedenfalls ein bemerkenswertes Beispiel für die Spannungen zwischen persönlicher Identität und politischer Zugehörigkeit dar.


CSD Bielefeld schließt Fetischgruppen aus: Kritik an "geschichtsvergessenem" Verhalten

Der CSD Bielefeld hat zwei Fetischgruppen, Puppy OWL und Leather Social Bielefeld, die Teilnahme an der Demonstration und am Straßenfest verweigert. Grund dafür sei ein fehlendes "Konsenskonzept", wie aus einer Meldung des Vereins Rheinfetisch hervorgeht. Die vollständige Berichterstattung findet sich auf queer.de.

Ungleiche Behandlung führt zu Kontroverse

Der CSD-Verein BIEQueer e.V. verlangt in diesem Jahr speziell von "Fetisch/Rollenspiel/Kinkgruppen" ein "Schutz- und Konsenskonzept", während andere teilnehmende Gruppen von dieser Anforderung ausgenommen sind. In den Teilnahmebedingungen des Vereins heißt es, darin solle "der Umgang mit sexualisierter Gewalt, die klare Absprache für Konsens und wie Mitspieler*innen erkannt werden, klar benannt werden".

Die betroffenen Gruppen sollten unter anderem Fragen beantworten wie: "An wen können sich Personen wenden, die Grenzüberschreitung erfahren haben?" oder "Was bedeutet Konsens?" Da die genannten Fetischgruppen kein entsprechendes Konzept vorgelegt haben, wurden sie vom CSD ausgeschlossen.

Scharfe Kritik von Rheinfetisch und Die Linke.queer

Der Verein Rheinfetisch kritisiert diese Entscheidung als "eklatantes Unverständnis – oder Desinteresse – gegenüber dem Thema Fetisch in queeren Kontexten". Laut ihrer Stellungnahme werde "Fetisch erneut auf Sexualität reduziert – ein Rückfall in jene verkürzten und stigmatisierenden Vorstellungen, gegen die queere Bewegungen eigentlich ankämpfen."

Auch Die Linke.queer äußerte sich kritisch zur "Sonderbehandlung" der Fetischgruppen. Die Bundessprecher Daniel Bache und Frank Laubenburg erklärten: "Der den CSD Bielefeld veranstaltende Verein BIEQueer e.V. unterstellt einerseits damit Fetisch- und Kink-Gruppen besonders anfällig für sexualisierte Gewalt zu sein – und spricht sich und anderen Gruppen aus den Communities gleichzeitig davon frei, dass es diese bei ihnen geben könne." Sie bezeichneten das Vorgehen des Vereins als "geschichtsvergessen" und bekräftigten: "Die Fetisch-Community hat einen wichtigen Platz in der queeren Bewegungsgeschichte und Kultur, der ihr durch diese Art von Ausschluss abgesprochen wird."

Historische Parallelen in der Pride-Bewegung

Dieser Konflikt reiht sich in eine längere Geschichte von Auseinandersetzungen über Verhaltensregeln bei Pride-Veranstaltungen ein. Im Jahr 2009 sorgte eine ähnliche Situation für Aufregung, als der ColognePride eine "CSD-Charta" einführte, die den Teilnehmenden "Taktgefühl" bei ihrem äußeren Erscheinungsbild und beim Verhalten auferlegte. Nach erheblicher Kritik wurde diese Charta im Folgejahr nicht erneuert.

In Deutschland gehen Verbote bestimmter Fetisch-Gruppen sonst eher von staatlichen Stellen als von CSD-Vereinen selbst aus. So hat die Polizei in der Vergangenheit wiederholt Teilnehmenden der Puppy-Community das Tragen von Masken untersagt.

Bedeutung für die deutsche Pride-Bewegung

Der Vorfall in Bielefeld wirft grundsätzliche Fragen über Inklusion und Repräsentation innerhalb der LGBTQ+-Community auf. In vielen deutschen Städten wird inzwischen darüber diskutiert, wie CSDs gestaltet werden sollten: als politische Demonstrationen mit Raum für alle Facetten queerer Identitäten oder als familienfreundliche Veranstaltungen mit stärkerer Regulierung.

Diese Diskussion spiegelt auch einen breiteren gesellschaftlichen Diskurs wider: Einerseits geht es um die Sichtbarkeit der vielfältigen queeren Community in ihrer ganzen Bandbreite, andererseits um die Frage, wie mit unterschiedlichen Ausdrucksformen von Sexualität im öffentlichen Raum umgegangen werden soll.

Die Entscheidung des CSD Bielefeld zeigt exemplarisch, wie innerhalb der Community selbst um Inklusion und Repräsentation gerungen wird – ein Prozess, der die Pride-Bewegung seit ihren Anfängen begleitet und der auch in anderen deutschen Städten immer wieder neu verhandelt wird.


Grüne fordern in Sachsen mehr Unterstützung für queere Projekte - "Diskriminierung wird wieder salonfähig"

Die Minderheitsregierung von CDU und SPD in Sachsen steht unter Druck: Die Grünen-Fraktion im sächsischen Landtag fordert mehr Geld für queere Projekte. Anlässlich des am Wochenende stattfindenden Christopher Street Days (CSD) in Dresden verlangt die Oppositionspartei eine Aufstockung der Mittel für Chancengleichheit, Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie Antidiskriminierung um 1,2 Millionen auf insgesamt vier Millionen Euro, wie queer.de berichtet.

Politische Ausgangslage: Minderheitsregierung unter Zugzwang

Die Konstellation im sächsischen Landtag ist besonders: Der Koalition aus CDU und SPD fehlen zehn Stimmen für eine eigene Mehrheit. Damit sind die Regierungsparteien auf die Unterstützung von Linken, Grünen oder dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) angewiesen. Nach gescheiterten Sondierungsgesprächen mit dem BSW haben CDU und SPD einen speziellen Konsultationsmechanismus eingeführt, um alle Landtagsabgeordneten frühzeitig in den Gesetzgebungsprozess einzubinden.

Diese parlamentarische Situation nutzen die Oppositionsparteien, um eigene Anliegen voranzutreiben - so auch die Grünen mit ihrer Forderung nach mehr Mitteln für queere Projekte.

Katja Meier: "Diskriminierung wird wieder salonfähig"

Die Grünen-Abgeordnete Katja Meier, die von 2019 bis 2024 als Staatsministerin für Justiz, Demokratie, Europa und Gleichstellung amtierte, begründet die Forderung mit einer besorgniserregenden Entwicklung: "Wir erleben derzeit, dass Diskriminierung wieder salonfähig wird und Angriffe zunehmen. Es braucht hier das klare Zeichen der Staatsregierung, dass wir an der Seite der queeren Community stehen."

Besonders im ländlichen Raum nehme der Bedarf an Unterstützung zu, so Meier. Die Grünen-Politikerin, die sich während ihrer Amtszeit stark für LGBTQ+-Belange einsetzte und unter anderem den CSD in Plauen 2024 eröffnete, kennt die Problematik aus erster Hand.

Queere Projekte in Sachsen unter Druck

Die Forderung der Grünen ist keine isolierte Initiative. Die LAG Queeres Netzwerk Sachsen kritisiert bereits seit längerem die geplanten Kürzungen im Landeshaushalt 2025, die sie als Gefahr für den demokratischen Zusammenhalt betrachtet. Laut Bündnis 90/Die Grünen plant die Minderheitsregierung unter CDU-Führung erhebliche Kürzungen bei der Bildungsarbeit sowie bei sozialen Beratungs- und Hilfsstrukturen für LSBTIQA*-Personen.

Besonders alarmierend: Es drohen Kürzungen von 20 Prozent im Jahr 2025 und sogar 40 Prozent im Jahr 2026. Dies würde die Arbeit der Vereine für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Dresden, Leipzig und Chemnitz massiv gefährden und könnte zu einem Zusammenbruch wichtiger Beratungs- und Unterstützungsstrukturen führen.

CSD in Dresden als Symbol des Widerstands

Der Christopher Street Day in Dresden, der dieses Jahr unter dem Motto "100% Mensch. Ohne Wenn und Aber!" stand, war mit rund 32.000 Teilnehmenden ein kraftvolles Signal für die Sichtbarkeit und Akzeptanz der queeren Community. Die Demonstration, die von Oberbürgermeister Dirk Hilbert mitgeführt wurde, zeigte eindrucksvoll, wie stark der Rückhalt für LGBTQ+-Anliegen in Teilen der Bevölkerung ist.

Die Schirmherrschaft für den 31. Dresdner CSD übernahmen der AWO Landesverband Sachsen e.V., der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden und die Comödie Dresden - ein Zeichen dafür, dass queere Anliegen in der Stadtgesellschaft durchaus präsent sind.

Koalitionsvertrag mit unerfüllten Versprechen?

Paradoxerweise bekennt sich die Koalition in ihrem Vertrag zur "Weiterentwicklung des Landesaktionsplans zur Akzeptanz der Vielfalt von Lebensentwürfen" und zur "Sicherstellung ausreichender Beratungs- und Unterstützungsangebote". Die Realität der Haushaltsplanung scheint jedoch in eine andere Richtung zu weisen.

Neben dem Antrag für mehr Mittel für queere Projekte versuchen die Grünen auch, Kürzungspläne für Leipziger Kultureinrichtungen abzuwenden. Die Linken setzten ebenfalls eigene Akzente und forderten kurz vor dem Internationalen Kindertag am 1. Juni Maßnahmen gegen Kinderarmut und für eine starke Kinder- und Jugendhilfe.

Ausblick: Zähe Verhandlungen erwartet

Ob die Grünen mit ihrer Forderung nach 1,2 Millionen Euro mehr für queere Projekte Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Die parlamentarische Situation gibt ihnen zumindest einen gewissen Hebel in den Verhandlungen mit der Minderheitsregierung.

Für die queere Community in Sachsen steht viel auf dem Spiel. Die Lebenslagenstudie LSBTIQ*, die während Katja Meiers Amtszeit initiiert wurde, hat den Handlungsbedarf für die Verbesserung der Situation von LGBTQ+-Personen im Freistaat klar aufgezeigt. Eine Kürzung der Mittel würde bedeuten, dass erkannte Probleme nicht angegangen werden können.

Während in anderen Bundesländern die Akzeptanz und Unterstützung queerer Lebensweisen ausgebaut wird, steht Sachsen vor der Frage, ob es bei diesem wichtigen gesellschaftspolitischen Thema zurückfallen will oder den eingeschlagenen Weg der Vielfalt und Akzeptanz weitergehen möchte.


Irische EU-Abgeordnete trotzt ungarischem Pride-Verbot – Deutsche Politiker zeigen Solidarität

Die irische EU-Abgeordnete Cynthia Ní Mhurchú (Fianna Fáil) hat angekündigt, am 28. Juni trotz eines offiziellen Verbots am Budapest Pride teilzunehmen. Wie GCN berichtet, will Ní Mhurchú mit einer parteiübergreifenden Gruppe von EU-Parlamentariern ein Zeichen gegen die zunehmend LGBTQ+-feindliche Politik der Regierung von Viktor Orbán setzen. Auch aus Deutschland kommt breite Unterstützung für diese Protestaktion.

Ungarns systematische Einschränkung von LGBTQ+-Rechten

Die ungarische Regierung hat im März 2025 ein Gesetz verabschiedet, das faktisch Pride-Veranstaltungen verbietet. Das Gesetz koppelt die Versammlungsfreiheit an das bereits 2021 eingeführte sogenannte "Kinderschutzgesetz", das die Darstellung von Homosexualität und Transidentität gegenüber Minderjährigen untersagt. Kritiker bezeichnen diese Gesetzgebung als ungarische Version des russischen "Homosexuellen-Propaganda-Gesetzes".

"Können Sie sich vorstellen, wie es für einen 18-jährigen homosexuellen oder lesbischen Menschen sein muss, diese Entwicklungen in den Nachrichten zu verfolgen? Es sendet eine erschreckende Botschaft der Angst und Scham", erklärte Ní Mhurchú in ihrem Statement zum geplanten Protest.

Deutscher Widerstand gegen Orbáns Politik

Deutschland gehört zu den schärfsten Kritikern der ungarischen Anti-LGBTQ+-Politik. Wie die Tagesschau berichtet, haben Deutschland und 14 weitere EU-Staaten bereits im Mai die Europäische Kommission aufgefordert, alle verfügbaren rechtlichen Mittel gegen Ungarn einzusetzen. Der Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, bezeichnete das ungarische Vorgehen als "erschreckenden Rückschritt für die Menschenrechte in Europa".

Deutsche EU-Abgeordnete verschiedener Parteien haben ihre Unterstützung für die Teilnahme am verbotenen Budapest Pride signalisiert. Ähnlich wie in Ungarn, wo die Polizei nun Gesichtserkennungstechnologie einsetzen darf, um Teilnehmer an verbotenen Veranstaltungen zu identifizieren und mit Geldstrafen zu belegen, erinnern sich viele Deutsche an die Zeit vor der vollständigen Legalisierung von Pride-Paraden in Deutschland.

Breite Solidarität aus dem EU-Parlament

Ní Mhurchú fordert in ihrer Erklärung: "Ich möchte Menschen aus ganz Europa ermutigen, am 28. Juni nach Budapest zu kommen und in Solidarität mit unseren LGBTIQ+-Brüdern und Schwestern zu marschieren. Dies ist ein offensichtlicher Angriff auf unsere bürgerlichen Freiheiten innerhalb der Europäischen Union."

Sie drängt die Europäische Kommission, die rechtlichen Verfahren gegen Ungarns Anti-LGBTQ+-Gesetze zu beschleunigen und vorläufige Maßnahmen vom Europäischen Gerichtshof zu beantragen. Das Europäische Parlament hat die ungarischen Gesetze bereits mehrfach scharf verurteilt und als klaren Verstoß gegen EU-Grundwerte bezeichnet.

Parallelen zu deutschen Erfahrungen

Die Situation in Ungarn erinnert viele deutsche LGBTQ+-Aktivisten an die eigene Geschichte. Bis in die 1990er Jahre hinein mussten deutsche Pride-Veranstaltungen (CSD) oft gegen behördliche Widerstände durchgesetzt werden. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) erinnert daran, dass der Kampf für Pride-Veranstaltungen auch in Deutschland ein langer Weg war.

Der Unterschied: Während in Deutschland die Entwicklung in Richtung mehr Akzeptanz ging, erleben wir in Ungarn einen dramatischen Rückschritt. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit beschreibt die aktuellen Gesetze in Ungarn als Teil einer systematischen Kampagne der Orbán-Regierung gegen die LGBTQ+-Community.

Kritik an Ní Mhurchús eigener Partei

Während Ní Mhurchús Engagement für LGBTQ+-Rechte in Ungarn lobenswert ist, steht ihre eigene Partei, Fianna Fáil, in der Kritik. Trotz Versprechen im Wahlprogramm 2024, sogenannte "Konversionstherapien" zu verbieten und die psychische Gesundheitsversorgung zu verbessern, blieb die Partei bei wichtigen Themen wie der rechtlichen Anerkennung junger trans und nicht-binärer Menschen sowie beim Schutz intergeschlechtlicher Personen hinter den Erwartungen zurück.

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte bezieht klare Position

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat in der Vergangenheit mehrfach entschieden, dass Verbote von Pride-Veranstaltungen gegen grundlegende Menschenrechte verstoßen. Die jüngsten Maßnahmen Ungarns stehen somit nicht nur im Widerspruch zu EU-Recht, sondern auch zu verbindlichen Urteilen des EGMR.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland und Europa bleibt die Entwicklung in Ungarn ein alarmierendes Beispiel dafür, wie schnell erkämpfte Rechte wieder in Gefahr geraten können. Die breite internationale Solidarität mit dem Budapest Pride zeigt jedoch, dass der Widerstand gegen solche Rückschritte europaweit stark und entschlossen ist.


Der Telegraph behauptet "Teenager" bekommen geschlechtsangleichende Operationen – Die Fakten im deutschen Kontext

Die britische Zeitung The Telegraph hat behauptet, dass "Teenager" im Vereinigten Königreich regelmäßig geschlechtsangleichende Operationen auf Kosten des NHS (National Health Service) erhalten würden. Diese Behauptungen wurden jedoch von PinkNews schnell widerlegt. Doch wie ist die Situation in Deutschland? Ein Faktencheck zur Gesundheitsversorgung von trans Personen im deutschen Gesundheitssystem.

Die Behauptungen des Telegraph

Im Kern behauptete der Telegraph-Artikel, dass eine "große Anzahl" von Teenagern in Großbritannien geschlechtsangleichende Genitaloperationen erhielten und dass dafür jährlich Millionen an Steuergeldern ausgegeben würden. Nachdem die ursprüngliche Version des Artikels korrigiert werden musste, stellte sich heraus, dass die Daten sich auf junge Erwachsene unter 30 Jahren bezogen – nicht auf Minderjährige. In Großbritannien, ähnlich wie in Deutschland, sind solche Operationen für Personen unter 18 Jahren gesetzlich nicht zulässig.

Altersgrenzen für geschlechtsangleichende Operationen in Deutschland

In Deutschland werden genitalkorrigierende Operationen grundsätzlich nicht vor dem 18. Lebensjahr empfohlen oder durchgeführt. Dies ist eine klare medizinische und rechtliche Richtlinie, die von deutschen Fachgesellschaften für Kinder- und Jugendpsychiatrie unterstützt wird. Die Entscheidung für eine solche Operation wird als ein Schritt betrachtet, der erst im Erwachsenenalter getroffen werden sollte, nachdem eine umfassende Diagnostik und Beratung stattgefunden hat.

Während Jugendliche in Deutschland Zugang zu psychologischer Betreuung, Beratung und in manchen Fällen auch zu pubertätshemmenden Medikamenten haben können, bleiben operative Eingriffe zur Geschlechtsangleichung volljährigen Personen vorbehalten. Eine Namens- und Personenstandsänderung ist hingegen ohne Altersbegrenzung möglich.

Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen

Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für geschlechtsangleichende Maßnahmen, einschließlich Operationen. Die geschätzten Kosten für solche Eingriffe liegen zwischen 5.000 und 15.000 Euro, abhängig von der Art und dem Umfang der Operation.

Um eine Kostenübernahme zu erhalten, müssen jedoch mehrere Voraussetzungen erfüllt werden:

  • In der Regel sind zwei Gutachten von Psychiatern oder Psychotherapeuten erforderlich, die die Diagnose "Transsexualität" bestätigen
  • Eine begleitende Psychotherapie ist notwendig, um zu belegen, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden
  • Ein sogenannter "Alltagstest" von mindestens einem Jahr, in dem die Person bereits in der angestrebten Geschlechtsrolle lebt
  • Die medizinische Notwendigkeit muss psychiatrisch/psychotherapeutisch indiziert sein

Diese strengen Voraussetzungen sorgen dafür, dass der Prozess bis zur Genehmigung einer Operation oft Jahre dauern kann und keineswegs leichtfertig durchgeführt wird, wie manche Berichterstattung suggerieren möchte.

Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen

Ein Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) hat in den letzten Jahren für Aufmerksamkeit gesorgt. Das Gericht entschied, dass geschlechtsangleichende Operationen als "neue Untersuchungs- und Behandlungsmethode" zu betrachten sind. Dies führt dazu, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) nun die Wirksamkeit und Qualität dieser Methoden prüfen muss, was zu Verzögerungen bei der Kostenübernahme führen kann.

Trotz Fortschritten gibt es weiterhin Herausforderungen in der diskriminierungsfreien Gesundheitsversorgung von trans Personen. Studien zeigen, dass trans Personen im Gesundheitswesen Diskriminierung erfahren, einschließlich der Ignorierung spezifischer Bedürfnisse und unangemessener Neugierde seitens des medizinischen Personals.

Faktencheck statt Panikmache

Die Behauptung des Telegraph, dass "Teenager" regelmäßig geschlechtsangleichende Operationen erhalten, entspricht weder der Realität in Großbritannien noch in Deutschland. Solche Eingriffe unterliegen strengen Altersvorschriften und umfangreichen Genehmigungsverfahren.

Zudem ist die finanzielle Dimension, die in solchen Berichten oft dramatisiert wird, im Verhältnis zu den Gesamtausgaben des Gesundheitssystems minimal. Laut der Analyse von PinkNews betrugen die Ausgaben für entsprechende Operationen in Großbritannien etwa 0,0035 Prozent des NHS-Budgets.

In Deutschland werden geschlechtsangleichende Operationen erst nach einem langen Prozess der Diagnostik, Beratung und Begutachtung durchgeführt und stellen für die betroffenen Personen oft einen lebensrettenden medizinischen Eingriff dar, der ihren Leidensdruck erheblich mindern kann.

Fazit

Die Berichterstattung des Telegraph über Geschlechtsangleichungen bei Teenagern ist ein Beispiel dafür, wie durch ungenaue oder irreführende Darstellungen ein verzerrtes Bild der Realität entstehen kann. In Deutschland wie in Großbritannien gelten strenge Regeln für solche Eingriffe, die dem Schutz aller Beteiligten dienen und sicherstellen sollen, dass diese schwerwiegenden Entscheidungen wohlüberlegt getroffen werden.

Trans Personen verdienen eine sachliche und respektvolle Berichterstattung, die ihre Lebenswirklichkeit anerkennt und nicht durch Sensationalismus und Fehlinformationen weiter stigmatisiert. Faktenbasierte Aufklärung ist ein wichtiger Schritt, um Vorurteile abzubauen und ein besseres Verständnis für die Herausforderungen zu schaffen, mit denen trans Menschen in unserer Gesellschaft konfrontiert sind.


Montana verbietet Pride-Flaggen: Ein Rückschritt im Vergleich zur deutschen Flaggenpolitik

Der republikanische Gouverneur von Montana, Greg Gianforte, hat kürzlich ein Gesetz unterzeichnet, das das Hissen von Pride-Flaggen an öffentlichen Schulen und Regierungsgebäuden verbietet. Wie PinkNews berichtet, untersagt das House Bill 819 sämtliche Flaggen, die "eine politische Partei, Rasse, sexuelle Orientierung, Geschlecht oder politische Ideologie repräsentieren". Während Deutschland in den vergangenen Jahren Fortschritte bei der Akzeptanz von Pride-Symbolen im öffentlichen Raum gemacht hat, signalisiert Montana mit diesem Gesetz einen besorgniserregenden Rückschritt.

Montanas restriktive Flaggenpolitik

Das umstrittene Gesetz erlaubt lediglich das Hissen der US-Flagge und der offiziellen Staatsflagge sowie Flaggen, die "Strafverfolgungsbehörden, Militärangehörige und öffentliche Dienstleistungsorganisationen ehren, die eine angemessene, nicht-politische Anerkennung ihrer Beiträge zur öffentlichen Sicherheit und zur nationalen Verteidigung bieten".

Braxton Mitchell, der republikanische Abgeordnete, der das Gesetz einbrachte, verteidigte die Maßnahme mit den Worten: "Regierungsgebäude, Schulen und öffentliche Einrichtungen dienen allen Bürgern und sollten nicht dazu benutzt werden, politische, ideologische oder aktivistische Botschaften zu fördern." Mitchell ist bereits bekannt für ein Gesetz, das Drag-Shows verbieten sollte – eine Maßnahme, die derzeit durch ein Bundesgericht blockiert ist.

Kritiker wie der demokratische Abgeordnete Pete Elverum nennen das Verbot widersprüchlich: "Während wir hier über ein Gesetz sprechen, das angeblich die freie Meinungsäußerung schützen soll, verbieten wir ausdrücklich bestimmte Ausdrucksformen und fördern andere." Besonders problematisch: Während das Gesetz Pride-Flaggen verbietet, erlaubt es ausdrücklich "historische Flaggen" – was theoretisch auch die Konföderiertenflagge einschließt, die für viele ein Symbol der Sklaverei darstellt.

Deutschlands fortschrittlicher Ansatz

Im starken Kontrast zu Montana steht die deutsche Politik bezüglich Pride-Flaggen an öffentlichen Gebäuden. Im April 2022 erließ die damalige Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine historische Verordnung, die das Hissen der Regenbogenflagge an Bundesgebäuden offiziell erlaubte. Diese Entscheidung markierte einen Meilenstein für die Sichtbarkeit der LGBTQ+-Gemeinschaft in Deutschland.

Die deutsche Regelung ist zwar auch an bestimmte Anlässe gebunden – wie den Internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai oder die lokalen Christopher Street Day-Veranstaltungen – stellt jedoch ein klares Bekenntnis zur Vielfalt und zu den Rechten der LGBTQ+-Gemeinschaft dar. So wurde im Jahr 2022 zum ersten Mal in der Geschichte die Regenbogenflagge am Deutschen Bundestag gehisst – ein starkes symbolisches Signal.

Bereits 1996 hatten auf Initiative des „Lebens- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg" (LSVD) drei Berliner Bezirke zum ersten Mal in Deutschland die Regenbogenflagge an offiziellen Gebäuden gehisst. Fast 20 Jahre später folgte 2015 das Berliner Abgeordnetenhaus diesem Beispiel. Die Begründung damals: ein Signal „für die gleichberechtigte gesellschaftliche Stellung von Lesben und Schwulen" und gegen „Intoleranz und Homophobie".

Teil eines besorgniserregenden Trends

Das Flaggenverbot in Montana steht nicht für sich allein, sondern reiht sich ein in eine Serie von LGBTQ+-feindlichen Maßnahmen unter Gouverneur Gianforte. Bereits 2021 unterzeichnete er ein Gesetz, das Menschen erlaubt, gegen staatliche Vorschriften vorzugehen, die mit ihren religiösen Überzeugungen in Konflikt geraten – ein Gesetz, das de facto Religion als Waffe gegen LGBTQ+-Personen einsetzbar macht.

2023 folgte der Senate Bill 458, der "Geschlecht" ausschließlich binär definiert und damit Intersex-, nicht-binäre und Trans-Personen ausschließt. Zudem setzte Gianforte ein umstrittenes Verbot von geschlechtsangleichenden Behandlungen durch.

Deutsche Perspektive: Warnung vor ähnlichen Entwicklungen

Für deutsche LGBTQ+-Aktivist*innen sind die Entwicklungen in Montana ein Warnsignal. Auch in Deutschland gibt es Bestrebungen rechtskonservativer Parteien wie der AfD, staatliche Förderung für Projekte zu stoppen, die auf einer "woken Ideologie" basieren. Expert*innen warnen davor, dass Errungenschaften für die LGBTQ+-Gemeinschaft auch in Deutschland nicht als selbstverständlich betrachtet werden sollten.

"Was in Montana passiert, könnte ein Vorbild für rechtskonservative Kräfte auch in Europa werden", erklärt Henny Engels vom LSVD. "Die Sichtbarkeit unserer Community durch Symbole wie die Regenbogenflagge ist keine Nebensächlichkeit, sondern ein wichtiges Signal für Akzeptanz und Gleichberechtigung."

Bedeutung von Symbolen

Die Diskussion um die Regenbogenflagge mag für manche oberflächlich erscheinen, doch Symbole haben eine tiefe gesellschaftliche Bedeutung. Das Hissen der Pride-Flagge an öffentlichen Gebäuden sendet ein Signal der Inklusion und des Respekts an eine oft marginalisierte Gemeinschaft. Das Verbot in Montana hingegen vermittelt die Botschaft, dass LGBTQ+-Identitäten als "politisch" oder "ideologisch" angesehen werden – statt als grundlegender Teil der menschlichen Vielfalt.

Während Deutschland zumindest bei bestimmten Anlässen ein klares Bekenntnis zur LGBTQ+-Gemeinschaft durch offizielle Symbolik zeigt, signalisiert Montana mit seinem Verbot einen beunruhigenden Rückschritt. Für die betroffene Gemeinschaft, insbesondere junge LGBTQ+-Personen in Schulen, kann das Fehlen solcher inklusiver Symbole das Gefühl von Ausgrenzung verstärken.

Fazit: Wachsamkeit auch in Deutschland geboten

Die Entwicklungen in Montana verdeutlichen, wie schnell Fortschritte in Fragen der LGBTQ+-Rechte zurückgedreht werden können. Für Deutschland gilt es daher, wachsam zu bleiben. Die Erlaubnis, Regenbogenflaggen an öffentlichen Gebäuden zu hissen, war ein wichtiger symbolischer Schritt – doch wie die Erfahrung in den USA zeigt, können solche Errungenschaften durch politische Veränderungen gefährdet werden.

Während LGBTQ+-feindliche Gesetze wie in Montana in Deutschland derzeit weniger wahrscheinlich erscheinen, zeigen internationale Entwicklungen, dass die Verteidigung von LGBTQ+-Rechten ein kontinuierlicher Prozess bleibt. Die Solidarität mit betroffenen Gemeinschaften in Ländern wie den USA ist dabei ebenso wichtig wie die Stärkung der eigenen, hart erkämpften Fortschritte.


Stephen Fry ruft zu Protest gegen ungarisches Pride-Verbot vor Londoner Botschaft auf

Der britische Schauspieler, Autor und LGBTQ+-Aktivist Stephen Fry hat eine Solidaritätsbotschaft im Vorfeld einer Protestaktion vor der ungarischen Botschaft in London geteilt. Die von der Peter Tatchell Foundation organisierte Demonstration, die am 21. Juni in Londons Belgravia stattfinden soll, richtet sich gegen das kürzlich in Ungarn verabschiedete Pride-Verbot.

Das umstrittene Gesetz wurde im März 2024 vom ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán nach Einreichung durch seine regierende Fidesz-Partei unterzeichnet. Es sieht Geldstrafen von bis zu 200.000 Forint (etwa 420 Euro) für Organisatoren der Budapest Pride – und jeden Teilnehmenden – vor. Besonders beunruhigend ist die Bestimmung, die es der Polizei erlaubt, Gesichtserkennungstechnologie einzusetzen, um Teilnehmende zu identifizieren und zu bestrafen.

Deutliche Worte gegen Orbáns Politik

Der kürzlich zum Ritter geschlagene Stephen Fry hat in einer Videobotschaft Menschen aufgerufen, sich dem Protest anzuschließen und sich gegen das Verbot zu stellen. "Ungarn ist ein Land, das wunderbare und außergewöhnliche Menschen hervorgebracht hat, die zum Glück der Menschheit beigetragen haben – einige der größten Wissenschaftler und Mathematiker, die die Welt je gesehen hat, aber auch Menschen, die an Gleichheit und Gerechtigkeit glauben", erklärte der "Wilde"-Darsteller in seiner emotionalen Ansprache.

"Leider befinden sie sich im Griff einer modernen Version des Faschismus. Unsere queeren Brüder, Schwestern und andere leiden darunter", fügte Fry hinzu und betonte die Wichtigkeit des Protests mit den Worten: "Es lohnt sich, es zu versuchen."

Internationale Solidarität und Druck auf Ungarn

Die geplante "Solidarity Pride" vor der ungarischen Botschaft in London soll genau eine Woche vor der für den 28. Juni geplanten Budapest Pride stattfinden. Die Peter Tatchell Foundation, die weiterhin Spenden für die Kundgebung sammelt, erklärte: "Solidarity Pride sendet eine klare Botschaft: Sie sind nicht allein, London steht Schulter an Schulter mit ihnen im Kampf für die Befreiung der LGBTQ+-Community."

Die ungarische Regierung steht wegen ihrer zunehmend LGBTQ+-feindlichen Politik bereits unter erheblichem internationalem Druck. Zwanzig EU-Länder, darunter auch Deutschland, haben Ungarn aufgefordert, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Laut einem Bericht des SPIEGEL drängen 17 EU-Staaten, einschließlich Deutschland und Frankreich, auf ein härteres Vorgehen gegen Ungarn und den Einsatz aller zur Verfügung stehenden Instrumente.

Deutsche Solidarität und Parallelen

Auch in Deutschland wächst die Solidarität mit der ungarischen LGBTQ+-Community. Vertreter des Europäischen Parlaments, darunter Mitglieder der FDP, haben angekündigt, an der Budapest Pride teilnehmen zu wollen, um die LGBTQ+-Gemeinschaft zu unterstützen, wie die Friedrich-Naumann-Stiftung berichtet.

Während Deutschland im Vergleich zu Ungarn eine fortschrittlichere Gesetzgebung in Bezug auf LGBTQ+-Rechte hat – mit der "Ehe für alle" seit 2017 und Gesetzen gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung – gibt es auch hierzulande weiterhin Herausforderungen. Laut Siegessäule.de wird die deutsche Politik teilweise dafür kritisiert, Orbáns Rhetoriken hinsichtlich des "Kinderschutzes" zu folgen.

Umstrittene Gesetzgebung in Ungarn

Die ungarische Regierung argumentiert, dass der "Kinderschutz" gefährdet sei, wenn LGBTQ+-Themen öffentlich dargestellt werden. Als Grundlage dient das "Gesetz LXXIX von 2021 über schärfere Maßnahmen gegen pädophile Straftäter und Änderung bestimmter Gesetze zum Schutz von Kindern". Im April 2024 wurden Verfassungsänderungen verabschiedet, die es der Regierung erlauben, öffentliche Veranstaltungen von LGBTQ+-Gemeinschaften zu verbieten.

Die EU-Kommission sieht in den ungarischen Maßnahmen einen Verstoß gegen EU-Recht und droht mit rechtlichen Schritten. 35 Botschaften haben sich zusammengetan, um ihre Besorgnis über die Anti-LGBTQ-Gesetze in Ungarn auszudrücken, wie das ungarische Nachrichtenportal Telex berichtet.

Frys Aufruf zur Teilnahme am Protest in London ist ein weiteres Zeichen der internationalen Solidarität mit der ungarischen LGBTQ+-Community und ein deutliches Signal gegen die zunehmend repressive Politik der Regierung Orbán. Die Demonstration soll ein klares Zeichen setzen, dass die Einschränkung der Rechte von Minderheiten nicht mit den Werten der Europäischen Union vereinbar ist.


Kalifornien ändert Sportregeln nach Trumps Attacke auf 16-jährige Transgender-Athletin – deutsche Regelungen deutlich inklusiver

Der US-Bundesstaat Kalifornien hat seine Regeln für die Teilnahme an Leichtathletik-Meisterschaften geändert, nachdem Donald Trump eine 16-jährige Transgender-Athletin öffentlich angegriffen hat. Wie PinkNews berichtet, drohte der Ex-Präsident mit Kürzungen von Bundesmitteln für kalifornische Schulen, falls der Staat sich nicht an seine Direktive zum Ausschluss von Transfrauen aus dem Frauensport halte.

Trump attackiert minderjährige Athletin

Am vergangenen Dienstag (27. Mai) veröffentlichte Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social einen scharfen Angriff auf die 16-jährige Transgender-Schülerin AB Hernandez. Die Highschool-Athletin sollte am kommenden Wochenende im Dreisprung, Hochsprung und Weitsprung der Mädchen bei den Staatsmeisterschaften antreten. Trump bezeichnete ihre Teilnahme als "unfair und völlig erniedrigend für Frauen und Mädchen".

Der Ex-Präsident drohte, "umfangreiche" Mittel für kalifornische Schulen zurückzuhalten, wenn der Staat sich nicht seiner im Februar unterzeichneten Exekutivverordnung "Männer aus dem Frauensport heraushalten" beugen würde. Diese erklärt es zur "Politik der Vereinigten Staaten, die Teilnahme von männlichen Personen am Frauensport aus Gründen der Sicherheit, Fairness, Würde und Wahrheit abzulehnen".

Kalifornien reagiert mit "Pilotprogramm"

Als Reaktion auf Trumps Drohungen verkündete der kalifornische Sportverband CIF (California Interscholastic Federation) einen "Pilot-Zulassungsprozess", wonach jede "biologisch weibliche" Schülerin, die sich "qualifiziert hätte" – wäre Hernandez nicht angetreten – ebenfalls zur Teilnahme an den Meisterschaften berechtigt ist.

"Der CIF glaubt, dass dieser Prozess die Teilnahmemöglichkeiten gewährleistet, die wir unseren Schülerathleten bieten möchten", erklärte ein Sprecher des Verbandes. Diese Änderung kommt, nachdem zwei Anti-Trans-Gesetzentwürfe, die darauf abzielten, Transgender-Athleten vom Sport auszuschließen, im vergangenen Monat von kalifornischen Gesetzgebern blockiert wurden.

Deutsche Sportverbände verfolgen inklusiveren Ansatz

Im Gegensatz zu den restriktiven Tendenzen in den USA verfolgen deutsche Sportverbände einen deutlich inklusiveren Ansatz. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erlaubt seit der Saison 2022/2023 trans- und intergeschlechtlichen sowie nicht-binären Menschen im Amateurbereich, selbst zu entscheiden, ob sie in einem Frauen- oder Männerteam spielen möchten. Zuvor war das in den Personaldokumenten eingetragene Geschlecht für die Spielberechtigung maßgeblich.

Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) setzt sich für Gleichberechtigung im Sport unabhängig von Geschlecht und sexueller Identität ein. "Die Förderung von Frauen, die Beseitigung von Diskriminierungen und die Öffnung des binären Geschlechtersystems sind zentrale Anliegen, damit jeder Mensch gleichberechtigt am Sport teilhaben kann", heißt es von Seiten des DOSB.

Internationale Kontroverse

Die Debatte um Transgender-Athletinnen im Sport bleibt international kontrovers. In den USA hat besonders der Fall der Schwimmerin Lia Thomas für Aufsehen gesorgt, die nach ihrer Transition als Frau sehr erfolgreich antrat. Dieser Fall wurde auch in deutschen Medien diskutiert und wirft grundsätzliche Fragen zur Balance zwischen Inklusivität und vermeintlichen sportlichen Vorteilen auf.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat einen Rahmen veröffentlicht, der es den Sportverbänden überlässt, ihre eigenen Regeln für die Teilnahme von Transgender-Athleten festzulegen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Inklusion, jedoch soll auch die Fairness berücksichtigt werden.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

Die öffentliche Attacke eines ehemaligen US-Präsidenten auf eine minderjährige Transgender-Athletin verdeutlicht die zunehmende Politisierung des Themas in den USA. Für die betroffenen Jugendlichen bedeutet dies eine enorme Belastung. Während in Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz ein progressiverer Weg eingeschlagen wurde, zeigt der Fall in Kalifornien, dass der Kampf um Teilhabe und Anerkennung für Transgender-Personen im Sport international weitergeht.

Experten für Sportrecht und LGBTQ+-Rechte warnen vor den negativen Auswirkungen solcher öffentlichen Angriffe auf junge Transgender-Sportler. "Es ist besorgniserregend, wenn Jugendliche zur Zielscheibe politischer Debatten werden", erklärt Thomas Hitzlsperger, ehemaliger Fußballnationalspieler und Vorstand für Nachhaltigkeit beim VfB Stuttgart. "Im Sport sollte es um Fairness und Inklusion gehen, nicht um Ausgrenzung."


Erpressung aufgedeckt: Priester in Schwaben wehrt sich gegen Missbrauch seiner Homosexualität

Ein 50-jähriger Mann muss sich vor dem Amtsgericht Augsburg verantworten, nachdem er versucht haben soll, einen homosexuellen Priester mit Nacktfotos zu erpressen. Wie queer.de berichtet, soll der Angeklagte die Bilder von einer Dating-Plattform für schwule und bisexuelle Männer heruntergeladen und 50.000 Euro für sein Schweigen verlangt haben.

Drohung mit Veröffentlichung

Laut Staatsanwaltschaft ereigneten sich die Vorfälle zwischen November 2022 und Januar 2023. Der Beschuldigte schickte dem Geistlichen über einen Messaging-Dienst die Nacktbilder zusammen mit einem Foto, das ihn in seiner Funktion als Priester zeigt. Er drohte damit, das kompromittierende Material ans Fernsehen weiterzugeben und in der Pfarrgemeinde im Landkreis Aichach-Friedberg zu veröffentlichen.

Als der Priester nicht reagierte, ging der Täter noch einen Schritt weiter und sandte die Bilder per E-Mail direkt an das Pfarramt. Doch anstatt auf die Erpressung einzugehen, zeigte der Geistliche den Vorfall bei der Polizei an. Der Beschuldigte muss sich nun wegen versuchter Erpressung vor Gericht verantworten.

Kein Einzelfall in der katholischen Kirche

Dieser Fall reiht sich in eine problematische Geschichte der Erpressung homosexueller Geistlicher ein. Die katholische Kirche hat historisch eine komplexe Beziehung zur Homosexualität: Einerseits bot sie schwulen Männern einen Zufluchtsort im Priesteramt, andererseits lehnt ihre offizielle Doktrin gleichgeschlechtliche Beziehungen ab – ein Spannungsfeld, das Erpressern Angriffsfläche bietet.

Wie das Mannschaft Magazin in einem ähnlichen Fall berichtete, wurde in der Vergangenheit ein schwuler Pfarrer mit Sex-Bildern erpresst, was für den Täter mit einer Gefängnisstrafe von 5,5 Jahren endete. Solche Fälle verdeutlichen die besondere Verletzlichkeit homosexueller Geistlicher.

Kirchliche Haltung im Wandel

In den letzten Jahren hat die katholische Kirche ihre Position zu Homosexualität teilweise gelockert. Im Dezember 2023 erlaubte der Vatikan erstmals offiziell die Segnung homosexueller Paare, wobei betont wurde, dass diese nicht mit einer kirchlichen Eheschließung zu verwechseln sei. Die Deutsche Bischofskonferenz hat im April 2025 eine Handreichung verabschiedet, die Segnungen für "Paare aller geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen" ermöglicht.

Dennoch bleibt die Situation für homosexuelle Priester schwierig. Die katholische Kirche unterscheidet offiziell zwischen homosexuellen Neigungen, die als "objektiv ungeordnet" gelten, und homosexuellen Handlungen, die als "moralische Unordnung" betrachtet werden. Diese Doppelmoral schafft oft ein Klima der Verdrängung und des Selbsthasses, das Erpressungsversuche wie im aktuellen Fall begünstigen kann.

Forderungen nach Reformen

Reformgruppen wie "OutInChurch" setzen sich für eine offenere und akzeptierende Haltung der Kirche gegenüber LGBTQ+-Personen ein. Sie kritisieren unter anderem, dass selbst die neuen Segensrituale eine "Segnung zweiter Klasse" darstellten, da es kein verbindliches Textbuch für deren liturgische Gestaltung gebe.

Der aktuelle Fall in Augsburg zeigt, dass trotz aller Reformbestrebungen homosexuelle Geistliche weiterhin Ziel von Erpressungsversuchen werden können. Er verdeutlicht auch, wie wichtig es ist, solche Vorfälle anzuzeigen statt auf Forderungen einzugehen – ein mutiger Schritt, den der betroffene Priester im Landkreis Aichach-Friedberg gegangen ist.

Das Verfahren am Amtsgericht Augsburg wird nicht nur über die strafrechtlichen Konsequenzen für den Angeklagten entscheiden, sondern auch Aufmerksamkeit auf die weiterhin schwierige Situation homosexueller Menschen in kirchlichen Ämtern lenken.


Tom Daley's Kampf mit negativem Körperbild: "Ich hasse mein Aussehen" - Ein Problem, das auch deutsche Athleten betrifft

Der britische Olympia-Star Tom Daley hat in einem bewegenden Interview mit The Pink News überraschend offene Einblicke in seinen jahrelangen Kampf mit Körperbildproblemen gegeben. "Ich hasse mein Aussehen", gestand der Turmspringer, der bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 Silber gewann, bevor er seine aktive Karriere beendete.

Vom Podium zur persönlichen Krise

Für viele mag es überraschend kommen, dass ausgerechnet Daley, der seit Jahren selbstbewusst in knappen Badehosen vor den Augen der Weltöffentlichkeit auftritt, unter schweren Selbstzweifeln leidet. In einem Interview zur Promotion seiner neuen Dokumentation "1.6 Seconds", die ab 1. Juni auf discovery+ zu sehen sein wird, sprach der 30-Jährige offen über seine Probleme.

"Ich hatte schon immer schreckliche Probleme mit meinem Körper während meiner Tauchkarriere. Jetzt, wo ich kein Athlet mehr bin, der sechs Stunden am Tag trainiert, hasse ich es besonders", erklärte Daley. "Rational betrachtet sollte ich völlig zufrieden sein, aber wenn ich Videos sehe, wie ich bei den Olympischen Spielen aussah, denke ich: Warum kann ich nicht wieder so aussehen?"

Ein Problem mit gesellschaftlicher Dimension

Daleys Geständnis wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das in Deutschland ebenso präsent ist. Studien des Bundesgesundheitsministeriums zeigen, dass besonders im Leistungssport der Druck, einem bestimmten Körperideal zu entsprechen, enorm ist. In Sportarten wie Turnen, Eiskunstlauf und Schwimmen leiden überdurchschnittlich viele Athletinnen und Athleten unter Essstörungen und negativem Körperbild.

Der zweifache Vater Daley, der 2013 sein Coming-out hatte und seit 2017 mit Dustin Lance-Black verheiratet ist, führt seine Essstörungen auf das Jahr 2012 zurück: "Ich erinnere mich, dass ich 2016 in den Spiegel schaute und mein Aussehen hasste. Zehn Jahre später wünschte ich mir, wieder so auszusehen. Warum konnte ich es damals nicht einfach wertschätzen?"

Doppelte Belastung für queere Sportler

Besonders schmerzhaft für Daley war die Überschneidung von Leistungssportdruck und den Schönheitsidealen in der schwulen Community: "Als ich in den Anfängen der sozialen Medien und der Schwulenkultur aufwuchs, wurde ich an so hohen Standards gemessen. Das ist wirklich schwierig."

Diese Problematik kennen auch deutsche LGBTQ+-Athleten. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat in den letzten Jahren vermehrt Programme initiiert, um queere Sportler zu unterstützen und Bewusstsein für die spezifischen Herausforderungen zu schaffen, mit denen sie konfrontiert sind.

In Deutschland haben sich mit Thomas Hitzlsperger (Fußball) und Balian Buschbaum (früher Yvonne Buschbaum, Stabhochsprung) prominente Sportpersönlichkeiten zu ihrer sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität bekannt und ebenfalls über den immensen Druck gesprochen, dem sie ausgesetzt waren.

Hoffnung auf Veränderung

Tom Daleys offene Worte könnten dazu beitragen, das Tabu rund um Körperbildprobleme bei männlichen Athleten zu brechen. "Jetzt muss ich einfach eine gesunde Beziehung zu meinem Körper aufbauen", sagt der Olympionike, der neben seiner Dokumentation bald auch in der Spielshow "Game of Wool" und in der Promi-Edition von "The Traitors" zu sehen sein wird.

Experten wie die Deutsche Gesellschaft für Sportpsychologie betonen, wie wichtig es ist, dass prominente Sportler wie Daley über ihre Probleme sprechen. Dies könne anderen Betroffenen Mut machen, sich ebenfalls Hilfe zu suchen und die Stigmatisierung psychischer Probleme im Leistungssport zu überwinden.

Daleys Dokumentation "1.6 Seconds" wird ab dem 1. Juni auf discovery+ verfügbar sein und verspricht tiefere Einblicke in seinen persönlichen Kampf mit Körperbildproblemen zu geben – ein Thema, das auch in der deutschen Sportwelt mehr Aufmerksamkeit verdient.


Kalifornien ändert Sportregeln nach Trumps Drohung: Was bedeutet das für deutsche Trans-Athlet*innen?

Der US-Bundesstaat Kalifornien hat seine Sportregeln für Leichtathletikmeisterschaften angepasst, nachdem Ex-Präsident Donald Trump mit dem Entzug von Bundesmitteln gedroht hatte. Der Anlass: die Teilnahme einer Trans-Athletin an einem staatlichen Leichtathletik-Wettbewerb. Die ursprüngliche Meldung stammt von PinkNews.

Trumps Drohung und Kaliforniens Reaktion

Am Dienstag (27. Mai) drohte Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social damit, Kalifornien Bundesmittel zu streichen, wenn eine Trans-Schülerin nicht von den Finals der Leichtathletikmeisterschaften disqualifiziert würde. Trump bezeichnete die Teilnahme als "erniedrigend für Frauen und Mädchen" und kündigte an, das Thema mit dem demokratischen Gouverneur Gavin Newsom zu besprechen.

Nur wenige Stunden nach Trumps Äußerungen verkündete der kalifornische Schulverband (CIF) einen neuen "Pilot-Aufnahmeprozess" für die staatlichen Meisterschaften, die am 30. und 31. Mai stattfinden. Die neue Regelung ermöglicht es cisgender Athlet*innen, die knapp die Qualifikation verpasst haben, ebenfalls teilzunehmen, wenn ihre Nicht-Qualifikation auf die Teilnahme einer Transgender-Athletin zurückzuführen ist.

Ein Sprecher von Gouverneur Newsom betonte jedoch, dass diese Regeländerung bereits vor Trumps Drohung geplant gewesen sei. Newsom selbst bezeichnete den Pilotversuch als "vernünftigen, respektvollen Weg, um mit einem komplexen Thema umzugehen, ohne die Fairness des Wettbewerbs zu gefährden".

Die Situation in Deutschland

Während in den USA Trans-Athlet*innen zunehmend zum politischen Spielball werden, verfolgt Deutschland einen anderen Ansatz. Nach Empfehlungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes dürfen im deutschen Breitensport inter- und transgeschlechtliche Menschen die jeweilige Startklasse selbst wählen.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verweist bei der Teilnahmeberechtigung von trans- und intergeschlechtlichen Menschen auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und das Transsexuellengesetz (TSG). Im Gegensatz zu den strikten Verboten, die in einigen US-Bundesstaaten diskutiert werden, hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zur Saison 2022/2023 bundesweit das Spielrecht für trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen eingeführt.

"Transgeschlechtliche Personen können selbst entscheiden, ob sie lieber bei den Männern oder Frauen spielen wollen", erklärt der DFB in seinen Richtlinien. Zuvor war das in den Personaldokumenten eingetragene Geschlecht für die Erteilung der Spielberechtigung entscheidend.

Internationale Sportverbände im Wandel

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat seine strikte Haltung in den letzten Jahren gelockert und gibt kein einheitliches Testosteron-Niveau mehr vor. Stattdessen überlässt es den einzelnen Sportverbänden, spezifische Regeln festzulegen. Der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) hat sich den Empfehlungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes angeschlossen und wendet bei bestimmten Wettbewerben das Modell der offenen Startkategorien an.

Im deutschen Sport wird zunehmend diskutiert, ob eine Geschlechtertrennung überhaupt notwendig ist, insbesondere im Breitensport, wo das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund steht. Eine innovative Lösung sind Startklassen mit den Bezeichnungen "w*" und "m*", die mehr Inklusivität ermöglichen.

Auswirkungen auf die LGBTQ+-Community

Für viele Trans-Athlet*innen in Deutschland und weltweit stellen die politischen Auseinandersetzungen eine zusätzliche Belastung dar. Während in den USA Trans-Rechte im Sport zu einem zentralen Wahlkampfthema werden, versucht Deutschland, einen Weg zu finden, der sowohl Inklusivität als auch sportliche Fairness berücksichtigt.

Die Entwicklungen in Kalifornien zeigen, wie schnell politischer Druck zu Regeländerungen führen kann. Für deutsche Sportverbände und -politik könnte dies ein Anlass sein, die eigenen Richtlinien zu überprüfen und zu stärken, um sie gegen politische Einflussnahme zu schützen.

Trotz unterschiedlicher Ansätze stehen sowohl die USA als auch Deutschland vor der Herausforderung, einen Balance zwischen Inklusivität und Wettbewerbsfairness zu finden. Während Kalifornien nun einen Kompromiss versucht, indem es zusätzliche Startplätze schafft, setzt Deutschland verstärkt auf Selbstbestimmung und offene Kategorien.


Ein Jahr nach dem Coming-out: Ralf Schumacher zieht durchweg positive Bilanz

Der ehemalige Formel-1-Fahrer Ralf Schumacher blickt knapp ein Jahr nach seinem Coming-out auf durchweg positive Erfahrungen zurück. In einem Interview mit dem TV-Sender Sky, für den er als Sportkommentator tätig ist, erklärte der 49-Jährige, dass er nie einen negativen Kommentar erhalten habe.

"Man muss gar nicht so viel Angst davor haben. Wichtig ist, dass man es mit der Familie und den Freunden irgendwo abspricht, damit die es nicht aus den Medien erfahren. Der Rest kommt ganz von allein. Da macht man sich viel zu viel verrückt", so Schumacher, der sich im Juli 2024 mit einem gemeinsamen Foto mit seinem Partner Etienne auf Instagram geoutet hatte.

Positive Resonanz aus der Formel-1-Welt

Besonders erfreut zeigte sich Schumacher über die Reaktionen aus dem Formel-1-Zirkus: "Viele Teamchefs sind auf mich zugekommen, auch die Fahrer. Also das war auch nie ein großes Thema, ganz im Gegenteil." Einige hätten sein Coming-out als mutig bezeichnet, worauf Schumacher entgegnete: "Nein, eigentlich soll es nicht mutig sein, sondern man muss es so machen, wie man sich fühlt."

Tatsächlich erhielt Schumacher nach seinem Coming-out große Unterstützung von aktiven Fahrern. Lewis Hamilton lobte den Schritt und betonte, dass dies "eine äußerst positive Botschaft" sende. Auch Fernando Alonso und Nico Hülkenberg sprachen Schumacher öffentlich ihre Unterstützung aus.

Ein historischer Schritt für die Formel 1

Schumachers Coming-out ist ein besonderer Meilenstein für die Formel 1. Er ist erst der vierte Fahrer in der 74-jährigen Geschichte der Rennserie, der sich öffentlich zur Homosexualität bekannt hat. Vor ihm waren dies Mike Beuttler, Mario de Araujo Cabral und Lella Lombardi. Damit hat Schumacher einen wichtigen Beitrag zur Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen im Motorsport geleistet.

In Deutschland ist die Offenheit für queere Sportler in den letzten Jahren gewachsen. So outete sich beispielsweise Fußballprofi Marcus Urban, und mit Thomas Hitzlsperger hat der deutsche Fußball einen prominenten Fürsprecher für mehr Akzeptanz im Sport.

Familiäre Unterstützung und öffentliche Wertschätzung

Schumacher erhielt nach seinem Coming-out auch viel Unterstützung aus seiner Familie. Sein Sohn David Schumacher äußerte sich positiv und freute sich, dass sein Vater jemanden gefunden hat, bei dem er sich wohl und sicher fühlt. Die Familie Schumacher veröffentlichte sogar eine Erklärung, in der sie sich für die große Resonanz aus der ganzen Welt bedankte.

Das große Medieninteresse überraschte den ehemaligen Rennfahrer jedoch: "Ich hätte gedacht, andere Themen wären auch viel wichtiger als ich auf meine alten Tage", so Schumacher im Sky-Interview. Dies zeigt, wie wichtig öffentliche Coming-outs von Prominenten nach wie vor sind, um gesellschaftliche Debatten anzustoßen und Sichtbarkeit zu schaffen.

Herausforderungen bleiben

Trotz der positiven Resonanz war Schumachers Weg nicht frei von Herausforderungen. Sein Coming-out wurde von einem öffentlichen Konflikt mit seiner Ex-Frau Cora überschattet, mit der er von 2001 bis 2015 verheiratet war. Cora zeigte sich von der Offenbarung überrumpelt und warf ihrem Ex vor, sie betrogen zu haben – Vorwürfe, die Schumacher dementierte.

Auch die politischen Ansichten von Schumachers Partner sorgten für Diskussionen in den sozialen Medien, nachdem bekannt wurde, dass dieser jahrelang in einer rechtsextremen Partei aktiv war. Diese Aspekte zeigen, dass Coming-outs von Prominenten oft komplex sind und verschiedene Lebensbereiche berühren.

Vorbild für andere

Mit seiner positiven Bilanz könnte Schumacher anderen Menschen Mut machen, die vor einem Coming-out stehen. In Deutschland haben Studien gezeigt, dass viele LGBTQ+-Personen ihr Coming-out aus Angst vor negativen Reaktionen hinauszögern. Umso wichtiger sind positive Erfahrungsberichte wie der von Schumacher.

"Ich bin auch noch nie auf der Straße irgendwie angesprochen worden. Also ich kann gar nichts Negatives sagen", fasst Schumacher seine Erfahrungen zusammen. Eine Botschaft, die vielen Menschen Hoffnung geben kann, dass die Gesellschaft offener und akzeptierender wird.

Für die Formel 1 und den Motorsport insgesamt bleibt jedoch noch viel zu tun, um wirklich inklusiv zu werden. Lewis Hamilton betonte nach Schumachers Coming-out, dass die Rennserie weitere Fortschritte in Bezug auf Diversität und Inklusion machen müsse. Schumachers positive Erfahrungen könnten ein wichtiger Schritt in diese Richtung sein.


Sophie Koch: Sachsens SPD-Politikerin ist neue Queerbeauftragte der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat am 28. Mai 2025 die sächsische SPD-Politikerin Sophie Koch zur neuen Queerbeauftragten des Bundes ernannt. Die 31-jährige Dresdnerin folgt auf Sven Lehmann (Grüne) und wird sich künftig als Anwältin für die Rechte und Akzeptanz queerer Menschen in Deutschland einsetzen. Die Pressemitteilung zur Ernennung wurde auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität veröffentlicht.

Eine Stimme aus der Community

Sophie Koch bringt für ihre neue Aufgabe eine besondere Perspektive mit: Als Teil der LGBTQ+-Community weiß sie aus eigener Erfahrung, welche Herausforderungen queere Menschen in Deutschland nach wie vor bewältigen müssen. "Ich verstehe meine Aufgabe als Anwältin queerer Menschen in ganz Deutschland", erklärte Koch nach ihrer Ernennung. "Ich selbst bin Teil der Community und weiß, was es bedeutet, im ländlichen Raum Vielfalt zu leben."

Besonders wichtig ist der neuen Queerbeauftragten, eine Brücke zwischen urbanen und ländlichen Räumen zu bauen. Während in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Köln die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt oft höher ist, stehen queere Menschen in kleineren Städten und auf dem Land häufig vor größeren Hürden. Koch möchte hier ansetzen und betont: "Jeder Mensch sollte überall in Deutschland seine Identität frei und ohne Angst leben können."

Politischer Werdegang und Ziele

Die neue Queerbeauftragte ist seit 2024 Mitglied des Sächsischen Landtages und war zuvor in verschiedenen Funktionen bei den Jusos und der SPD Sachsen aktiv. Ihre Ernennung wurde von der sächsischen Staatsministerin Petra Köpping ausdrücklich begrüßt, wie der MDR berichtete.

Zu Kochs zentralen Aufgaben gehört die Koordination des "Nationalen Aktionsplans für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt", der am 18. November 2022 von der Bundesregierung als Aktionsplan "Queer Leben" beschlossen wurde. Dieser umfasst verschiedene Handlungsfelder wie rechtliche Anerkennung, gesellschaftliche Teilhabe, Sicherheit, Gesundheit und die Stärkung von Beratungs- und Communitystrukturen.

Herausforderungen in Zeiten zunehmender Queerfeindlichkeit

Kochs Amtsantritt fällt in eine Zeit, in der die gesellschaftliche Lage queerer Menschen in Deutschland nach Einschätzung des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) angespannt bleibt. Antifeministische, sexistische und besonders transfeindliche Einstellungen sind weiterhin weit verbreitet und haben in einigen Bereichen sogar zugenommen.

"Wir sehen mit großer Sorge, dass queerfeindliche Rhetorik auch in Deutschland immer salonfähiger wird", kommentiert Koch die aktuelle Situation. "Dagegen müssen wir gemeinsam angehen – mit klarer Haltung und konkreten Maßnahmen zum Schutz betroffener Menschen."

Geschichte des Amtes

Das Amt der Queerbeauftragten wurde am 5. Januar 2022 durch Beschluss der damaligen Ampel-Koalition geschaffen und im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend angesiedelt. Sven Lehmann war der erste Beauftragte der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Mit Sophie Koch übernimmt nun erstmals eine Frau diese Position.

Die Queerbeauftragte soll gemeinsam mit anderen Ressorts ein gesellschaftliches Bewusstsein für queere Lebensrealitäten schaffen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Eine wichtige Aufgabe ist dabei der Dialog zwischen Politik, Zivilgesellschaft und der LGBTQ+-Community.

Stimmen aus der Community

Aus der LGBTQ+-Community in Deutschland kommen überwiegend positive Reaktionen auf die Ernennung. Besonders hervorgehoben wird, dass Koch als junge, ostdeutsche Politikerin neue Perspektiven in das Amt einbringt und einen direkten Bezug zur Community hat.

"Sophie Koch steht vor der großen Aufgabe, in einem zunehmend polarisierten gesellschaftlichen Klima für die Rechte und den Schutz queerer Menschen zu kämpfen", erklärt Henny Engels vom LSVD-Bundesvorstand. "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und hoffen auf einen engen Austausch mit der neuen Queerbeauftragten."

Die Ernennung von Sophie Koch markiert einen wichtigen Schritt in der Kontinuität der queerpolitischen Arbeit der Bundesregierung. Ob und wie sie eigene Akzente setzen wird, bleibt abzuwarten – die Herausforderungen und Erwartungen sind jedenfalls groß.


Demokratie in Gefahr: Pforzheim erwägt Verbot rechtsextremer Gegendemo zum CSD

Die Stadt Pforzheim erwägt laut einem Bericht der "Badischen Neuen Nachrichten", eine rechtsextreme Gegendemo zum bevorstehenden Christopher Street Day (CSD) am 14. Juni zu verbieten. Diese Entwicklung reiht sich in einen besorgniserregenden bundesweiten Trend ein, bei dem rechtsextreme Gruppierungen verstärkt gegen queere Veranstaltungen mobilisieren und die Zahl queerfeindlicher Übergriffe dramatisch zunimmt.

Rechtsextreme Provokation in Pforzheim

Der selbsternannte "Störtrupp Süd" hatte in den sozialen Medien angekündigt, parallel zum CSD "für traditionelle Werte und gegen die Frühsexualisierung unserer Kinder" demonstrieren zu wollen. Die Gruppierung verbreitet dabei typisch rechtsextreme Narrative wie den angeblichen "Erhalt unseres Volkes und unserer Nation Deutschland" – Rhetorik, die klare völkisch-nationalistische Bezüge aufweist.

Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) positionierte sich deutlich gegen die geplante Gegendemo: "Als Oberbürgermeister trete ich seit Jahren entschieden für Toleranz, Respekt und gesellschaftlichen Zusammenhalt ein – und werde dies auch weiterhin tun. Klar und unmissverständlich wende ich mich gegen jede Form von rechter Hetze." Interessanterweise betonte Boch, dass er selbst in jüngeren Jahren "öfter" beim CSD Stuttgart zugegen gewesen sei.

Pforzheim als Hotspot rechtsextremer Aktivitäten

Die Stadt am nördlichen Rand des Schwarzwalds gilt als Hochburg rechtsextremer Gesinnung in Baden-Württemberg. Bei den letzten beiden Landtagswahlen erhielt die als rechtsextrem eingestufte AfD im Wahlkreis Pforzheim die meisten Zweitstimmen. Zudem sorgte die lokale Baptistenkirche "Zuverlässiges Wort" wiederholt für Schlagzeilen, nachdem dort die Vernichtung queerer Menschen gefordert wurde. Ein Prediger dieser christlich-fundamentalistischen Gemeinschaft wurde im Dezember 2023 wegen volksverhetzender Äußerungen zu einer Geldstrafe verurteilt.

Bundesweiter Anstieg queerfeindlicher Gewalt

Der Fall Pforzheim steht exemplarisch für eine beunruhigende Entwicklung in ganz Deutschland. Laut Bundeskriminalamt wurden im Jahr 2023 bundesweit 1.785 queerfeindliche Straftaten registriert – ein alarmierender Anstieg gegenüber 1.188 Fällen im Vorjahr. Das Bundesinnenministerium erfasste allein 1.499 Straftaten im Bereich "sexuelle Orientierung" und weitere 854 im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität".

Zu den häufigsten Delikten zählen Beleidigungen, Körperverletzungen, Volksverhetzung, Nötigungen und Bedrohungen. Laut einer aktuellen Analyse des Autor*innenkollektivs Feministische Intervention (AK Fe.In) können mittlerweile nur noch etwa 60 Prozent der CSDs in Deutschland störungsfrei stattfinden.

CSDs unter Druck: Rechtsextreme Mobilisierung 2024

Von den über 200 CSDs, die 2024 bundesweit stattfanden, wurden 32 durch angemeldete extrem rechte Demonstrationen und Kundgebungen bedroht. Bei 68 CSDs kam es zu Störungen und Angriffen auf Teilnehmende sowie auf die Infrastruktur. Besonders dramatische Situationen entwickelten sich in ostdeutschen Städten: In Bautzen beteiligten sich mehr als 700 Personen an rechtsextremen Protesten gegen den CSD, in Zwickau etwa 480 und in Leipzig mehr als 300 – vorwiegend Angehörige der gewaltorientierten rechtsextremen Szene.

Das Bundesinnenministerium zählte zwischen Juni und September 2024 bundesweit rund 20 Kundgebungen, die sich gezielt gegen CSD-Veranstaltungen richteten und entweder von Rechtsextremisten organisiert oder dominiert wurden. Mehrere CSDs konnten nur unter massivem Polizeischutz stattfinden.

Solidarität der Kirchen in Pforzheim

Bemerkenswert in Pforzheim ist die klare Positionierung kirchlicher Gruppen. Die ökumenische Arbeitsgemeinschaft Christlicher Gemeinden Pforzheim hat sich explizit für ein Verbot der rechtsextremen Gegendemo ausgesprochen: "Wir sind besorgt über die Gefahr, die von den Rechtsextremisten für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des CSDs ausgeht", teilte der Dachverband mit.

In ihrer Stellungnahme betonten die Kirchenvertreter: "'Die Würde des Menschen ist unantastbar' – dafür stehen wir ein und bitten alle Christen und Christinnen, sich mit dem CSD solidarisch zu zeigen. Wir werden da sein und mit unserer Anwesenheit ein deutliches Zeichen gegen Hass und Menschenfeindlichkeit setzen." Die evangelischen und katholischen Kirchen haben angekündigt, wie in den Vorjahren mit einem Stand auf dem Marktplatz vertreten zu sein "und die Menschen, die es wünschen, zu segnen".

Hohe Hürden für Demonstrationsverbote

Trotz der klaren Bedrohungslage stehen die Behörden vor rechtlichen Herausforderungen. Das Demonstrationsrecht ist in Deutschland ein hohes Gut und durch Artikel 8 des Grundgesetzes geschützt. Verbote sind nur unter engen Voraussetzungen möglich, etwa bei konkreten Gefahren für die öffentliche Sicherheit.

Die Stadt Pforzheim prüft derzeit intensiv, ob diese Bedingungen erfüllt sind oder ob strenge Auflagen für die Gegendemo ausreichen könnten. Eine Entscheidung wird in den kommenden Tagen erwartet. Die Situation in Pforzheim verdeutlicht exemplarisch, wie die zunehmende rechtsextreme Mobilisierung gegen queere Veranstaltungen demokratische Institutionen vor schwierige Abwägungen zwischen Versammlungsfreiheit und Schutz bedrohter Minderheiten stellt.

Fazit: Wachsamkeit und Solidarität gefordert

Die Entwicklungen in Pforzheim und bundesweit zeigen, dass die Errungenschaften der LGBTQ+-Community aktiv verteidigt werden müssen. Der Anstieg queerfeindlicher Straftaten und die systematische Mobilisierung gegen CSDs erfordern entschlossenes Handeln von Behörden, Zivilgesellschaft und demokratischen Kräften. Die breite Solidarität in Pforzheim – von der Stadtspitze bis zu den Kirchen – ist dabei ein ermutigendes Zeichen, dass dem Hass gegen queere Menschen entschieden entgegengetreten wird.


Hendrik Streeck wird neuer Drogenbeauftragter: Was bedeutet das für die Cannabis-Politik?

Der offen schwule Virologe und CDU-Politiker Hendrik Streeck soll neuer Drogenbeauftragter der Bundesregierung werden, wie queer.de berichtet. Das Bundeskabinett wird die Personalie voraussichtlich am Mittwoch offiziell bestätigen. Der 47-jährige Christdemokrat folgt damit auf den von Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach ernannten SPD-Politiker Burkhard Blienert, der das Amt seit Januar 2022 innehatte.

Vom Virologen zum Drogenbeauftragten

Streeck erlangte während der Corona-Pandemie als Mitglied des Expertenrats der Bundesregierung bundesweite Bekanntheit. Erst bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2024 zog er in den Bundestag ein, nachdem er seinen Wahlkreis in Bonn gewann – der erste CDU-Sieg in diesem Wahlkreis seit 1998. Vor seiner Ernennung zum Drogenbeauftragten war Streeck auch als möglicher Bundesgesundheitsminister im Gespräch, dieses Amt übernahm jedoch seine Parteifreundin Nina Warken, die ihn nun für die Position des Drogenbeauftragten vorgeschlagen hat.

Seit 2019 ist Streeck Direktor des Instituts für Virologie an der Universität Bonn und Kuratoriumschef der Deutschen Aidsstiftung. In der LGBTQ+-Community ist er nicht nur als offen schwuler Politiker bekannt, sondern wurde 2022 auch von der Stiftung "Prout at Work" als queere Führungskraft geehrt.

Herausforderungen in der Drogenpolitik

Die größte Herausforderung für Streeck in seinem neuen Amt dürfte der Umgang mit der umstrittenen Teillegalisierung von Cannabis sein. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD wurde eine "ergebnisoffene Evaluierung" für diesen Herbst vereinbart. Seit dem 1. April 2024 ist das Kiffen für Volljährige unter bestimmten Beschränkungen in Deutschland legal.

Die CDU, Streecks Partei, positionierte sich im Wahlkampf klar für eine Rekriminalisierung von Cannabis. Parteichef Friedrich Merz kritisierte die Legalisierung als Auslöser für zunehmende Rauschgiftkriminalität. Die Union argumentiert, dass die Legalisierung den Schwarzmarkt stärkt, Polizei und Justiz zusätzlich belastet und die Verkehrssicherheit gefährdet.

Als Drogenbeauftragter wird Streeck eine wichtige Rolle in der Öffentlichkeitsarbeit übernehmen und Themen rund um Drogen und Sucht, einschließlich neuer Forschungsergebnisse, präsentieren. Befürworter der Cannabislegalisierung sehen in dem Gesetz hingegen einen wichtigen Paradigmenwechsel in der Drogenpolitik und argumentieren, dass die Legalisierung den Schwarzmarkt langfristig austrocknen könnte.

LGBTQ+-Perspektive in der Drogenpolitik

Mit Streeck übernimmt erstmals ein offen schwuler Politiker das Amt des Drogenbeauftragten. Dies könnte neue Perspektiven in die Drogenpolitik einbringen, besonders im Hinblick auf die spezifischen Herausforderungen, mit denen LGBTQ+-Personen im Zusammenhang mit Suchtproblematiken konfrontiert sein können. Studien zeigen, dass LGBTQ+-Personen teilweise ein erhöhtes Risiko für Substanzkonsum aufweisen können, was oft mit Minderheitenstress und Diskriminierungserfahrungen zusammenhängt.

Für die Community wird interessant sein zu beobachten, ob und wie Streeck seine Erfahrungen als schwuler Mann und sein Engagement im HIV/AIDS-Bereich in seine neue Rolle einbringen wird. Seine bisherige Arbeit als Kuratoriumschef der Deutschen Aidsstiftung könnte ihm dabei helfen, präventive Ansätze zu stärken und die Gesundheitsbedürfnisse marginalisierter Gruppen stärker in den Fokus zu rücken.

Ausblick

Die bevorstehende Evaluierung der Cannabis-Legalisierung im Herbst wird der erste große Test für Streeck in seinem neuen Amt sein. Angesichts der klaren Position seiner Partei für eine Rekriminalisierung wird mit Spannung erwartet, wie er sich zwischen parteipolitischen Vorgaben und seiner wissenschaftlichen Expertise positionieren wird.

Als Wissenschaftler mit Erfahrung in der Gesundheitspolitik bringt Streeck wichtige Qualifikationen mit, um evidenzbasierte Entscheidungen in der Drogenpolitik zu fördern. Ob er als Drogenbeauftragter einen eigenen Kurs einschlagen oder die Linie seiner Partei vertreten wird, bleibt abzuwarten.


Christlicher Mitarbeiter nach Protest gegen Pride-Feier entlassen - Religionsfreiheit vs. LGBTQ+-Inklusion am Arbeitsplatz

Ein christlicher Mitarbeiter, der wiederholt Bibel-T-Shirts trug, um gegen die Pride-Feierlichkeiten seines Arbeitgebers zu protestieren, hat kürzlich einen Vergleich in einer Klage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber erzielt. Wie PinkNews berichtet, war dies der vorläufige Schlusspunkt eines Konflikts zwischen religiösen Überzeugungen und LGBTQ+-Inklusion am Arbeitsplatz – ein Thema, das auch in Deutschland immer wieder für Diskussionen sorgt.

Der Fall in den USA

Cosby "Corey" Cunningham, ein bekennender Christ, verklagte seinen früheren Arbeitgeber Eaton Corp, ein amerikanisch-irisches multinationales Unternehmen für Energiemanagement, im Juni 2024. Anlass war eine im Vorjahr eingeführte Zeremonie zur Anerkennung des LGBTQ+ Pride Month, bei der eine Regenbogenflagge gehisst wurde und Mitarbeiter eingeladen waren, Pro-LGBTQ+ T-Shirts zu tragen.

Cunningham reagierte darauf, indem er T-Shirts mit Bibelzitaten trug. Eines seiner Shirts zeigte den Spruch: "Hochmut kommt vor dem Fall, und Stolz kommt vor dem Sturz. Sprüche 16:18." Ein anderes Shirt trug die Aufschrift: "Den Regenbogen zurückholen. Genesis 9:13." Als das Management seine Bitten, solche T-Shirts tragen zu dürfen, ablehnte und er mehrfach nach Hause geschickt wurde, folgte im August 2023 schließlich die Kündigung.

Ähnliche Fälle in Deutschland

In Deutschland ist der Umgang mit religiösen Symbolen und Überzeugungen am Arbeitsplatz ebenfalls ein komplexes Thema. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt sowohl vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität als auch vor Benachteiligung wegen der Religion. Dennoch kommt es immer wieder zu Konflikten, wenn diese Rechte kollidieren.

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Universität Bielefeld aus dem Jahr 2020 haben rund 30 Prozent der LGBTQ+-Menschen in Deutschland Diskriminierung an ihren Arbeitsplätzen erfahren. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig klare Richtlinien zum Schutz vor Diskriminierung sind.

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in ähnlichen Fällen entschieden, dass ein Verbot religiöser Symbole am Arbeitsplatz nicht diskriminierend ist, wenn es für alle Beschäftigten einheitlich gilt und einem legitimen Ziel wie der Neutralitätspolitik des Unternehmens dient. Diese Rechtsprechung könnte auch für Fälle wie den von Cunningham relevant sein, wenn sie in Deutschland auftreten würden.

Pride Month in deutschen Unternehmen

Auch in Deutschland beteiligen sich immer mehr Unternehmen am Pride Month im Juni, um ihre Unterstützung für die LGBTQ+-Community zu zeigen. Firmen wie Deutsche Telekom, Siemens und Google Deutschland hissen Regenbogenflaggen, veranstalten interne Workshops oder unterstützen Pride-Veranstaltungen.

Kritiker sprechen allerdings manchmal von "Pinkwashing", wenn Unternehmen den Pride Month nur für Marketingzwecke nutzen, ohne sich ganzjährig für die Belange der LGBTQ+-Community einzusetzen. Experten betonen, dass echte Inklusion mehr erfordert als symbolische Gesten.

Rechtliche Situation in Deutschland

In Deutschland müssen Arbeitgeber eine Balance zwischen der Religionsfreiheit ihrer Mitarbeiter und dem Recht auf Nicht-Diskriminierung anderer Angestellter finden. Nach deutschem Arbeitsrecht können Unternehmen Kleiderordnungen festlegen, solange diese sachlich begründet sind und niemanden unverhältnismäßig benachteiligen.

Juristisch interessant ist, dass das kirchliche Arbeitsrecht in den letzten Jahren reformiert wurde. Während früher beispielsweise Homosexualität einen Kündigungsgrund in kirchlichen Einrichtungen darstellen konnte, wurden die Regeln nach öffentlichen Protesten und einer Outing-Aktion von Kirchenmitarbeitern gelockert. Dennoch gibt es weiterhin ein Sonderarbeitsrecht der Kirchen, das kritisch gesehen wird.

Fazit: Balance zwischen unterschiedlichen Rechten

Der Fall von Cunningham verdeutlicht ein Dilemma, das auch deutsche Arbeitgeber betrifft: Wie können die Religionsfreiheit einzelner Mitarbeiter und das Recht auf Nicht-Diskriminierung für LGBTQ+-Beschäftigte in Einklang gebracht werden? Unternehmen müssen klare Richtlinien entwickeln, die beiden Seiten gerecht werden.

Expert:innen für Arbeitsrecht empfehlen, dass Unternehmen Diversitätsrichtlinien etablieren, die sowohl religiöse Überzeugungen respektieren als auch ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld sicherstellen. Letztendlich geht es darum, einen respektvollen Umgang zu fördern, der die Würde aller Mitarbeiter:innen achtet – unabhängig von ihrer sexuellen Identität oder religiösen Überzeugung.

Für betroffene Arbeitnehmer:innen in Deutschland bieten die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sowie lokale Beratungsstellen Unterstützung bei Fragen zu Diskriminierung am Arbeitsplatz an.


Sensationelle Enthüllung: Freddie Mercury soll heimlich eine Tochter gehabt haben

Eine bald erscheinende Biografie von Rockbiografin Lesley-Ann Jones enthüllt offenbar ein gut gehütetes Geheimnis des 1991 verstorbenen Queen-Frontmanns Freddie Mercury: Der legendäre Sänger soll eine Tochter haben. Wie die Daily Mail berichtet, wurde diese angeblich "aus Versehen während eines Seitensprungs mit der Ehefrau eines engen Freundes im Jahr 1976" gezeugt – ein Jahr nach dem Durchbruch der Band mit "Bohemian Rhapsody".

Die unbekannte Tochter und ihre Beziehung zu Mercury

Laut den Berichten soll die Frau heute 48 Jahre alt sein, in einem medizinischen Beruf arbeiten und in Europa leben. Besonders bemerkenswert: Sie soll selbst bereits Kinder haben, was Mercury posthum zum Großvater machen würde. Die Tochter sei in einer "liebevollen Familie" aufgewachsen und habe stets von ihrer biologischen Verbindung zu Mercury gewusst.

"Wir hatten eine sehr enge und liebevolle Beziehung von dem Moment an, als ich geboren wurde, und während der letzten 15 Jahre seines Lebens", wird die Tochter in den Berichten zitiert. Diese Aussage lässt vermuten, dass Mercury, entgegen seinem öffentlichen Image, eine aktive Vaterrolle in ihrem Leben eingenommen haben könnte.

Tagebücher als einzigartiges Vermächtnis

Eine besonders emotionale Wendung nimmt die Geschichte durch die 17 Tagebücher, die Mercury seiner Tochter kurz vor seinem Tod 1991 übergeben haben soll. Diese privaten Aufzeichnungen, die er angeblich seit der Nachricht von der Schwangerschaft führte, enthalten seine intimsten Gedanken und Gefühle. Nach mehr als drei Jahrzehnten hat die Tochter diese wertvollen Dokumente nun der Biografin Lesley-Ann Jones anvertraut, die sie als Grundlage für ihr neues Werk nutzt.

Die Veröffentlichung dieser Biografie, die für September angekündigt ist, könnte ein völlig neues Licht auf das Leben des Künstlers werfen, der 1991 an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung starb.

Mercurys vielschichtiges Privatleben

Freddie Mercury sprach zu Lebzeiten nie öffentlich über seine sexuelle Orientierung. Bekannt ist jedoch, dass er sowohl mit Männern als auch mit Frauen Beziehungen hatte. Besonders seine langjährige Verbindung zu Mary Austin gilt als eine der wichtigsten in seinem Leben. Austin erbte den Großteil seines Vermögens, darunter sein Haus in West London und soll bis zu ihrem Tod rund 75 Millionen Pfund von ihm erhalten haben.

Seit 1985 lebte zudem der Friseur Jim Hutton als Lebenspartner auf Mercurys Anwesen und pflegte den 1987 HIV-positiv getesteten Sänger bis zu dessen Tod.

Ein gut gehütetes Geheimnis

Dass der Rockstar eine Tochter haben könnte, war der breiten Öffentlichkeit bisher völlig unbekannt. Nur sein engster Kreis soll eingeweiht gewesen sein – darunter seine Eltern, seine Schwester, die anderen Queen-Mitglieder sowie Mary Austin.

Diese Enthüllung reiht sich ein in die komplexe Geschichte eines Künstlers, der trotz seines extravaganten öffentlichen Auftretens stets darum bemüht war, sein Privatleben zu schützen. Ob diese neuen Informationen das Bild von Freddie Mercury in der Öffentlichkeit verändern werden, bleibt abzuwarten.

In Deutschland, wo Queen und Mercury eine besonders treue Fangemeinde haben, dürfte diese Nachricht für großes Aufsehen sorgen. Die deutsche Musikszene wurde stark von Queens einzigartigem Sound beeinflusst, und Mercury gilt hierzulande als Ikone, die weit über die LGBTQ+-Community hinaus verehrt wird.

Die Authentizität dieser Enthüllungen wird sich letztendlich mit der Veröffentlichung der Biografie im September zeigen. Bis dahin werden die Fans und die Öffentlichkeit gespannt auf weitere Details warten.


JK Rowling gründet "Frauen-Fonds" zur Unterstützung "gender-kritischer" Rechtsfälle - Was bedeutet das für Deutschland?

Die "Harry Potter"-Autorin JK Rowling hat einen neuen Fonds gegründet, um "gender-kritische" Rechtsfälle finanziell zu unterstützen, wie PinkNews berichtet. Der "JK Rowling Women's Fund" (JKRWF) soll Personen und Organisationen helfen, die für den "Erhalt geschlechtsbasierter Rechte von Frauen" kämpfen – eine Entwicklung, die auch in Deutschland Wellen schlägt.

Was ist der JK Rowling Women's Fund?

Der am vergangenen Wochenende (24. Mai) angekündigte Fonds wird direkt aus Rowlings eigenem Vermögen finanziert, das auf mindestens 820 Millionen Pfund (1,1 Milliarden Dollar) geschätzt wird. Laut der offiziellen Website soll die Organisation Einzelpersonen oder Gruppen unterstützen, die "vor Tribunalen stehen, weil sie ihre Überzeugungen geäußert haben", die "gezwungen werden, unreasonable Inklusionsrichtlinien bezüglich gleichgeschlechtlicher Räume einzuhalten", oder die rechtliche Schritte gegen Gesetze einleiten, die angeblich "die Freiheiten oder den Schutz von Frauen einschränken".

Der Fonds ist keine Wohltätigkeitsorganisation und nimmt keine Spenden an. Bewerber müssen in Großbritannien oder Irland ansässig sein und erklären können, wie ihr Leben durch ihre Überzeugung, dass "biologisches Geschlecht unveränderbar ist", beeinträchtigt wurde.

Kontext in Deutschland: Das Selbstbestimmungsgesetz

Während Rowling in Großbritannien "gender-kritische" Positionen fördert, hat Deutschland mit dem kürzlich in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz einen anderen Weg eingeschlagen. Dieses fortschrittliche Gesetz, das im Mai 2024 das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) ablöste, ermöglicht es trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Namen im Personenstandsregister durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die früher erforderlichen psychologischen Gutachten und Gerichtsverfahren.

"Die Gründung eines Fonds, der explizit gegen Transgender-Rechte arbeitet, steht im krassen Gegensatz zu den Fortschritten, die wir in Deutschland erreicht haben", erklärt Julia Monro vom Bundesverband Trans* gegenüber lokalen Medien. "Das Selbstbestimmungsgesetz ist ein Meilenstein für die Würde und Selbstbestimmung aller Menschen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität."

Die deutsche Debatte um "gender-kritische" Positionen

Obwohl es bisher keine direkten Rechtsstreitigkeiten in Deutschland gibt, die mit Rowlings Fonds in Verbindung stehen, hat die Unterstützung "gender-kritischer" Positionen auch hierzulande eine intensive Debatte ausgelöst. Kritiker befürchten, dass solche Positionen diskriminierend sind und die Rechte von trans Personen untergraben, wie der Tagesspiegel in einem Artikel über die Kritik an Rowling berichtet.

"Die Errichtung dieses Fonds kommt zu einer Zeit, in der die Rechte von trans Personen in verschiedenen Ländern unter Druck geraten", erklärt Dr. Petra Sommer, Rechtswissenschaftlerin an der Humboldt-Universität zu Berlin. "In Deutschland versuchen wir, einen inklusiven Ansatz zu verfolgen, der die Rechte aller Menschen respektiert, ohne sie gegeneinander auszuspielen."

Auswirkungen auf Deutschland

Obwohl der Rowling-Fonds zunächst nur Fälle in Großbritannien und Irland unterstützt, befürchten LGBTQ+-Aktivisten, dass ähnliche Initiativen auch in anderen Ländern, einschließlich Deutschland, Fuß fassen könnten. Der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) zufolge könnte dies den hart erkämpften Fortschritt gefährden.

"Wir beobachten sehr genau, wie sich solche Entwicklungen international ausbreiten und welche Auswirkungen sie auf den deutschen Diskurs haben könnten", sagt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans*. "Es ist wichtig, dass wir wachsam bleiben und unsere rechtlichen Errungenschaften verteidigen."

Die breitere Kontroverse um JK Rowling

Rowling, die für ihre "gender-kritischen" Ansichten über trans Menschen bekannt ist, hat bereits 2022 das Krisenzentrum für sexuelle Gewalt und Vergewaltigung "Beira's Place" in Edinburgh mitbegründet, das trans Frauen den Zugang zu seinen Einrichtungen verwehrt. Ihre Unterstützung für "For Women Scotland" (FWS) führte zu einem Urteil des Obersten Gerichtshofs, das die Definitionen des Gleichstellungsgesetzes von 2010 auf "biologische Frauen" und "biologisches Geschlecht" bezieht.

Die Gründung des JK Rowling Women's Fund erfolgt zu einer prekären Zeit für die Rechte von trans Personen im Vereinigten Königreich: Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs im April hat die Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) begonnen, transfeindliche Richtlinien zu erlassen, die unter anderem vorschlagen, dass trans Personen von allen öffentlichen geschlechtsspezifischen Einrichtungen ausgeschlossen werden sollten.

Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen inklusiveren Weg eingeschlagen hat, zeigt der Fall Rowling, wie unterschiedlich die Debatten um Geschlechtsidentität und Rechte in Europa geführt werden. Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bleibt es wichtig, die internationalen Entwicklungen zu beobachten und gleichzeitig die hiesigen Fortschritte zu verteidigen.


Alarmierende Zahlen: Hasskriminalität gegen LGBTI in Hamburg drastisch gestiegen

Die Situation für queere Menschen in Hamburg wird zunehmend bedrohlicher: Laut aktuellen Zahlen der Polizei sind die Fälle von Hasskriminalität gegen LGBTI-Personen in der Hansestadt drastisch angestiegen. Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, erfasste die Polizei im Jahr 2024 insgesamt 1.043 Delikte von Hasskriminalität. 2023 lag diese Zahl noch bei 556 – was einem schockierenden Anstieg von 88 Prozent entspricht.

Die konkreten Zahlen für Hamburg

Besonders besorgniserregend: Unter den erfassten Straftaten wurden 149 Opfer im Bereich "sexuelle Orientierung" und "geschlechtsbezogene Diversität" gezählt. Im Vorjahr waren es noch 98 Personen. Die Zahl der Gewaltdelikte stieg dabei auf 38 Fälle an (2023: 20), darunter auch gefährliche Körperverletzungen und Raub.

Zu den registrierten Straftaten zählen laut Behörde Beleidigungen, Volksverhetzung, Sachbeschädigungen, Diebstähle und Körperverletzungen. Experten gehen zudem von einer erheblichen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Angst oder mangelndem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten.

Teil eines bundesweiten Trends

Die Entwicklung in Hamburg spiegelt einen besorgniserregenden bundesweiten Trend wider. Wie ein Lagebericht des Bundeskriminalamts (BKA) vom Dezember zeigt, wurden im Jahr 2023 insgesamt 17.007 Fälle von Hasskriminalität in Deutschland erfasst. Mehr als jeder zehnte dieser Fälle richtete sich gegen LGBTI-Personen.

Laut BKA wurden bundesweit 1.785 Straftaten gegen LGBTI-Personen registriert, was einem Anstieg von rund 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Straftaten werden dabei in zwei Kategorien unterteilt: "Sexuelle Orientierung" (1.499 Straftaten, darunter 288 Gewaltdelikte) und "Geschlechtsbezogene Diversität" (854 Straftaten, darunter 117 Gewaltdelikte).

Ursachen für den Anstieg

Fachleute sehen mehrere Gründe für den dramatischen Anstieg queerfeindlicher Straftaten. "Mit der zunehmenden Sichtbarkeit der queeren Community nehmen leider auch die Anfeindungen zu", erklärt der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) in einer Stellungnahme.

Eine weitere Ursache ist die gezielte Agitation durch rechtsextreme Gruppen. "Die extreme Rechte stilisiert LGBTQ+ zunehmend zum Feindbild und propagiert ein konservatives Familien- und Geschlechterbild", erläutert die Politikwissenschaftlerin Leonie Thies von der Universität Hamburg in einem Interview mit der taz.

Präventionsmaßnahmen und Hilfsangebote in Hamburg

Hamburg hat auf die steigenden Zahlen reagiert. Die Stadt hat ihre Präventionsarbeit verstärkt und die Zusammenarbeit zwischen Polizei und queeren Organisationen intensiviert. Seit 2021 gibt es bei der Hamburger Polizei spezielle Ansprechpersonen für LGBTI-Angelegenheiten, die Betroffenen von queerfeindlicher Gewalt zur Seite stehen.

"Es müssen mehr Bewusstsein, mehr Sensibilität und somit auch mehr Unterstützung für die Betroffenen geschaffen werden", fordert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. "Das erhöht auch die Bereitschaft, sich an die Polizei zu wenden und Schutz zu suchen."

In Hamburg bieten Organisationen wie Magnus-Hirschfeld-Centrum und Switchboard Hamburg Beratung und Unterstützung für Betroffene an. Die Stadt hat zudem ein Netzwerk gegen Diskriminierung aufgebaut, das eng mit der Polizei zusammenarbeitet.

Was können Betroffene tun?

Betroffene von queerfeindlicher Gewalt oder Diskriminierung sollten Vorfälle möglichst dokumentieren und zur Anzeige bringen. In Hamburg können sich Betroffene an die Ansprechstelle für LGBTI bei der Polizei unter der Telefonnummer 040 4286-67071 wenden oder eine E-Mail an lgbti@polizei.hamburg.de senden.

Auch die Landesvertretung des LSVD in Hamburg bietet Beratung und Unterstützung an. In akuten Notfällen sollte immer der Notruf 110 gewählt werden.

Der drastische Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Hamburg verdeutlicht, dass trotz aller gesellschaftlichen Fortschritte der vergangenen Jahrzehnte der Kampf für die Gleichstellung und Sicherheit von LGBTI-Personen noch lange nicht abgeschlossen ist. Die Zahlen sind ein Weckruf für Politik und Gesellschaft, entschlossener gegen Diskriminierung und Gewalt vorzugehen.


Historischer Schritt für Regenbogenfamilien: Bundesrat fordert Gleichbehandlung von Zwei-Mütter-Familien

Der Bundesrat hat am Freitag einen bedeutenden Schritt für die Gleichstellung von LGBTQ+-Familien in Deutschland unternommen. In einer historischen Entschließung fordert die Länderkammer die Bundesregierung auf, die Diskriminierung von Zwei-Mütter-Regenbogenfamilien im deutschen Abstammungsrecht zu beenden. Der Antrag, ursprünglich vom Land Rheinland-Pfalz eingebracht und von Niedersachsen sowie Mecklenburg-Vorpommern unterstützt, zielt darauf ab, dass Kinder in Zwei-Mütter-Familien von Geburt an zwei rechtliche Elternteile haben können.

Aktuelle Rechtslage: Eine Frage der Gerechtigkeit

Die derzeitige Situation ist für viele Regenbogenfamilien belastend: Während bei heterosexuellen Eheleuten der Mann automatisch als Vater anerkannt wird – unabhängig von der biologischen Abstammung – müssen Co-Mütter in lesbischen Beziehungen ein langwieriges und kostspieliges Adoptionsverfahren durchlaufen. Diese Ungleichbehandlung stellt laut Bundesrat eine klare Diskriminierung dar, "die es abzuschaffen gilt".

Die rheinland-pfälzische Familienministerin Katharina Binz betonte: "Es ist nicht nachvollziehbar, warum für Zwei-Mütter-Familien noch immer andere Regeln gelten als für heterosexuelle Paare." Die Ministerin hob hervor, dass die Reform nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung sei, sondern vor allem dem Kindeswohl diene.

Konkrete Forderungen des Bundesrates

Die vom Bundesrat beschlossene Entschließung enthält zwei Kernforderungen:

  • Bei verheirateten lesbischen Paaren soll die Ehefrau der gebärenden Frau automatisch als rechtliche Mutter des Kindes anerkannt werden
  • Bei unverheirateten Zwei-Mütter-Familien soll eine Anerkennung der Mutterschaft ermöglicht werden – analog zur Vaterschaftsanerkennung bei heterosexuellen Paaren

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) begrüßt den Beschluss und fordert die Bundesregierung auf, "endlich ein verfassungskonformes Abstammungsrecht zu schaffen, das alle Familien rechtlich anerkennt, in denen der zweite Elternteil nicht männlich ist."

Lange Vorgeschichte mit wenig Fortschritt

Die Debatte über die Reform des Abstammungsrechts zugunsten von Regenbogenfamilien ist nicht neu. Bereits seit der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare im Jahr 2017 weisen LGBTQ+-Organisationen auf diese Ungleichbehandlung hin. Die vorherige Bundesregierung hatte zwar einen Referentenentwurf zur Reform des Abstammungsrechts vorgelegt, dieser wurde jedoch nie im Bundestag beraten.

Besonders enttäuschend für viele Betroffene: Obwohl ein Entwurf des aktuellen Koalitionsvertrags im März 2025 eine entsprechende Reform vorgesehen hatte, fehlt im letztlich beschlossenen Koalitionsvertrag jede Erwähnung des Abstammungsrechts.

Alltägliche Herausforderungen für Regenbogenfamilien

Die rechtliche Benachteiligung hat konkrete Auswirkungen auf den Alltag betroffener Familien. Lisa K. aus Berlin berichtet: "Als meine Partnerin unser Kind zur Welt brachte, war ich rechtlich gesehen eine Fremde – trotz unserer Ehe und obwohl wir gemeinsam entschieden hatten, eine Familie zu gründen. Ich durfte nicht einmal ein Rezept für unser krankes Kind in der Apotheke abholen, bevor die Adoption durch war."

Der Adoptionsprozess dauert oft mehrere Monate bis zu einem Jahr und beinhaltet unter anderem Hausbesuche vom Jugendamt, psychologische Gutachten und hohe Kosten. Eine Belastung, die heterosexuelle Familien nicht tragen müssen.

Wie geht es weiter?

Die Entschließung wird nun der Bundesregierung zugeleitet, die sich damit befassen kann. Allerdings gibt es keine gesetzliche Frist, innerhalb derer die Regierung reagieren muss. Es bleibt abzuwarten, ob und wann die Bundesregierung einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen wird.

Für die etwa 10.000 Regenbogenfamilien in Deutschland bedeutet der Bundesratsbeschluss dennoch Hoffnung auf eine längst überfällige rechtliche Gleichstellung. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Landtag Rheinland-Pfalz bezeichnen den Beschluss als "Meilenstein für das Kindeswohl und Regenbogenfamilien".

Fachleute betonen, dass die Reform nicht nur der Gleichstellung dient, sondern vor allem im Sinne der betroffenen Kinder ist, die ein Recht darauf haben, von Geburt an zwei rechtlich anerkannte Elternteile zu haben – unabhängig von deren Geschlecht.


Kampf gegen Homophobie in Bildungseinrichtungen: Berliner Queerbeauftragter fordert entschlossenes Handeln von Schulleitungen

In einem alarmierenden Fall von homophobem Mobbing an einer Berliner Grundschule hat sich der Queerbeauftragte der Hauptstadt, Alfonso Pantisano, eingeschaltet und deutliche Worte gefunden. Wie queer.de berichtet, wurde ein homosexueller Lehrer an der Carl-Bolle-Grundschule monatelang von Schülern aus muslimischen Familien beleidigt und gemobbt – mit Aussagen wie "Schwul ist ekelhaft" oder er werde "in der Hölle landen".

Klare Verantwortungszuweisung an Schulleitungen

"Alle Schulleitungen müssen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen und alles dafür tun, dass die Kolleginnen und Kollegen sicher zur Arbeit und auch wieder nach Hause kommen", betonte Pantisano in seiner Reaktion auf den Vorfall. Der Queerbeauftragte, dessen offizielle Amtsbezeichnung "Ansprechperson der Landesregierung Berlin für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt" lautet, nimmt dabei besonders die Führungsebenen der Schulen in die Pflicht: "Wenn Schulleitungen im Jahr 2025 nicht sicherstellen, dass Vielfalt an der Schule akzeptiert und gelebt wird, ist das ein Problem."

Besonders besorgniserregend an dem aktuellen Fall ist die vom betroffenen Lehrer beklagte mangelnde Unterstützung durch Schulleitung und Schulaufsicht. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) wollte sich zu dem konkreten Fall nicht äußern, was Fragen zur Priorität des Themas in der Bildungspolitik aufwirft.

Zwischen Ablehnung und Akzeptanz

Die Situation an Berliner Schulen ist vielschichtig, wie Pantisano erläutert: "Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die auf Ablehnung und Angst treffen." Gleichzeitig betont er aber auch positive Entwicklungen: "Es gibt aber auch immer mehr Akzeptanz und Unterstützung queerer Lehrkräfte bei Kolleginnen und Kollegen oder Eltern." Laut Tagesspiegel müssen Schulen grundsätzlich als "Safe Space" für queere Jugendliche und Lehrkräfte funktionieren.

Der Queerbeauftragte hat bereits Kontakt mit dem betroffenen Lehrer aufgenommen und einen Gesprächstermin mit der Schulleitung sowie der Gesamtelternvertretung angefragt. "Wenn Schülerinnen und Schüler homophob auftreten, hat das sehr oft mit den Erziehungsberechtigten zu tun. Hier müssen alle Seiten angesprochen werden", erklärt Pantisano den ganzheitlichen Ansatz.

Unterstützungsangebote in Berlin

Ein wichtiger Aspekt in Pantisanos Botschaft ist der Hinweis auf bestehende Hilfsangebote: "Sollten Schulleitungen Unterstützung brauchen, dann gibt es in Berlin sehr viele Möglichkeiten dazu." Die Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Vielfalt bietet verschiedene Programme und Anlaufstellen, die Schulen bei der Bewältigung solcher Herausforderungen unterstützen können.

Diese Angebote richten sich nicht nur an Schulleitungen, sondern auch an Eltern, Lehrkräfte und Schüler*innen. "Dort können sie lernen, wie sie sorgfältig und umsichtig mit solchen Situationen und ihrem Umfeld umgehen. Und sie können lernen, dass Vielfalt keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung ist", so Pantisano.

Rechtliche Grundlagen gegen Diskriminierung

In Deutschland bieten das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) sowie in Berlin zusätzlich das Landesantidiskriminierungsgesetz (LADG) rechtliche Rahmenbedingungen zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Diese Gesetze stellen klar, dass homophobes Mobbing nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch rechtlich unzulässig ist.

Ein gesamtgesellschaftliches Problem

"Die traurige Erkenntnis ist, dass queere Menschen in jeder Lebenslage diskriminiert werden", resümiert Pantisano. Gleichzeitig verweist er auf positive gesellschaftliche Entwicklungen: "Anderseits gibt es inzwischen viel Akzeptanz von queerem Leben in der Gesellschaft." Diese Spannung zwischen zunehmender Akzeptanz einerseits und fortbestehender Diskriminierung andererseits verdeutlicht, wie wichtig ein konsequentes Eintreten für die Rechte und die Würde queerer Menschen in allen Lebensbereichen – besonders aber im Bildungssystem – bleibt.

Für queere Lehrkräfte und Schüler*innen, die von Diskriminierung betroffen sind, gibt es in Berlin verschiedene Beratungs- und Unterstützungsangebote, wie beispielsweise das Queer-Lexikon, das bundesweit Anlaufstellen vermittelt, oder spezifische Projekte wie Queerformat, die Bildungseinrichtungen bei der Umsetzung von Vielfalt und Akzeptanz unterstützen.


Berlins kinky Krone: Deutschlands Hauptstadt führt den Erobella Kinky City Index an

Die Erotikplattform Erobella.com hat kürzlich einen umfassenden Blick in die deutsche Kink-Landschaft geworfen und dabei einen klaren Sieger ermittelt: Berlin ist und bleibt die unangefochtene Kink-Hauptstadt Deutschlands. Diese Erkenntnis stammt aus dem neu veröffentlichten "Kinky City Index Germany", der auf queer.de vorgestellt wurde. Die Analyse basiert auf beeindruckenden 549.000 Suchanfragen, Interaktionen und Profilmetriken aus der eigenen Datenwelt der Plattform.

Die Originalstudie findet Ihr hier: https://erobella.com/lust/kinky-city-index-germany-2025/

Deutsche Städte im kinky Ranking

Mit deutlichem Vorsprung hat die Bundeshauptstadt diesen besonderen Wettbewerb für sich entschieden. Auf den weiteren Plätzen folgen München als Vizemeister, Mannheim auf dem dritten Platz, Nürnberg auf Rang vier und Hannover auf dem fünften Platz. Überraschend ist, dass bekannte Großstädte wie Stuttgart, Bremen oder Köln es nur ins Mittelfeld schafften. Am unteren Ende der 25 bewerteten Städte finden sich Gelsenkirchen und Karlsruhe, während Aachen das Schlusslicht bildet.

Spezialgebiete der kinky Städte

Besonders interessant sind die Unterschiede in den verschiedenen Kategorien, die der Index berücksichtigt. Während Berlin insgesamt dominiert und besonders bei der Anzahl an "echten BDSM-Clubs" die Nase vorn hat, zeigen sich in einzelnen Bereichen überraschende Spitzenreiter. So erweisen sich Nürnberg und Mannheim als Hochburgen im BDSM-Bereich. Mannheim sticht zudem beim Thema Spanking besonders hervor.

Ein unerwarteter Sieger findet sich im Bereich Lack und Leder: Dresden führt hier die nationale Rangliste an – was jedoch im Kontrast zur Gesamtplatzierung steht, denn in der Gesamtwertung landet die sächsische Hauptstadt nur auf einem bescheidenen 18. Platz. Die Studie untersuchte insgesamt fünf Kategorien: BDSM, Fußfetisch, Lack, Spanking und Fesselspiele.

Mehr als nur ein Ranking – ein kultureller Spiegel

Der Index will laut Erobella.com mehr sein als ein bloßes Städteranking. Die Plattform betont, dass Erotik weit mehr als nur Sex sei: "Sie ist Kommunikation, Identität, Ausdruck – und manchmal auch Rebellion." Während über politische Einstellungen, Konsumverhalten und Wohnformen in Deutschland offen diskutiert werde, blieben die Themen Lust, Fantasien und Kinks oft im Verborgenen.

Der Kinky City Index versteht sich daher als "soziokultureller Spiegel, der zeigt, wo in Deutschland erotische Selbstbestimmung wirklich gelebt wird – und wo sie noch hinter verschlossenen Türen flüstert". Dies passt auch in die breitere gesellschaftliche Diskussion über sexuelle Selbstbestimmung und Diversität, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.

Kink als Teil der Identität

Für viele Menschen ist Kink längst nicht mehr nur ein privates Vergnügen, sondern ein wichtiger Teil der persönlichen und sexuellen Identität. Der Begriff umfasst dabei sexuelle Praktiken, Konzepte oder Fantasien, die von der konventionellen Sexualität abweichen. Dies kann verschiedene Facetten wie BDSM, spezifische Fetische oder andere nicht-konventionelle Praktiken einschließen.

Die Ergebnisse des Index spiegeln auch regionale Unterschiede in der Offenheit gegenüber sexuellen Präferenzen wider. Während Metropolen wie Berlin traditionell für ihre liberale Haltung in Sexualfragen bekannt sind, zeigen die Daten, dass auch in anderen Städten wie Mannheim oder Nürnberg eine lebendige Kink-Szene existiert – möglicherweise weniger sichtbar, aber nicht weniger aktiv.

Gesellschaftliche Relevanz des Index

Die Veröffentlichung des Kinky City Index fällt in eine Zeit, in der Themen wie sexuelle Selbstbestimmung und die Sichtbarkeit diverser Lebensentwürfe zunehmend diskutiert werden. In diesem Kontext ist auch der queer.de-Kommentar "Kink ist Pride – und Kinder sollen das sehen!" zu verstehen, der die Rolle von Kink im Rahmen der LGBTQ+-Community thematisiert.

Der Index bietet so nicht nur einen unterhaltsamen Einblick in die erotischen Vorlieben der Deutschen, sondern trägt auch dazu bei, Tabuthemen zu enttabuisieren und einen offeneren gesellschaftlichen Diskurs über Sexualität in all ihren Facetten zu fördern. In einer Zeit, in der sexuelle Selbstbestimmung immer mehr als Grundrecht verstanden wird, liefert der Kinky City Index wertvolle Einblicke in die tatsächlich gelebte sexuelle Diversität in deutschen Städten.


Baden-Württemberg verstärkt Kampf gegen Queerfeindlichkeit: Aktionsplan mit 126 Maßnahmen

Die baden-württembergische Landesregierung hat ihren Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit erweitert und verlängert. Das aus Grünen und CDU bestehende Kabinett stimmte diese Woche dem weiterentwickelten Aktionsplan "Für Akzeptanz und gleiche Rechte" zu, wie auf queer.de berichtet wird. Der neue Plan umfasst 71 Ziele und 126 konkrete Maßnahmen in acht verschiedenen Handlungsfeldern - von Gesundheitsversorgung über Arbeitswelt bis hin zum Gewaltschutz.

Ein Jahrzehnt des Fortschritts - mit Hindernissen

"Auch wenn sich in den letzten zehn Jahren viel für die Gleichstellung von LSBTIQ*-Personen in Baden-Württemberg und ganz Deutschland getan hat, müssen wir als Gesellschaft noch mehr erreichen", erklärte Sozialminister Manne Lucha (Grüne) bei der Vorstellung des Plans in Stuttgart. Der ursprüngliche Aktionsplan wurde 2015 von der damaligen grün-roten Koalition eingeführt, stieß jedoch auf erheblichen Widerstand aus der CDU. Nach dem Regierungswechsel 2016 gab es sogar Forderungen aus christdemokratischen Reihen, den Plan gänzlich abzuschaffen. Letztendlich konnten sich jedoch die Grünen in diesem Punkt durchsetzen.

Die Weiterentwicklung des Aktionsplans erfolgte in einem breiten Beteiligungsprozess, an dem Ministerien, Kommunen und vor allem die LSBTIQ-Community selbst beteiligt waren. Als Grundlage diente unter anderem eine Online-Befragung zur Lebenssituation von LSBTIQ-Menschen in Baden-Württemberg, die zeigte, dass viele queere Menschen nach wie vor von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind.

Konkrete Handlungsfelder und Maßnahmen

Der Plan umfasst verschiedene Handlungsfelder wie geschlechtliche Vielfalt, Ehrenamt, Sport und Integration. Er beinhaltet die Sensibilisierung und Qualifizierung von Fachkräften sowie die Förderung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Trans*, Inter* und nicht-binäre Menschen. Zudem werden Projekte zur Sensibilisierung in Sportvereinen und Maßnahmen für queere Geflüchtete gefördert.

Ein wichtiger Baustein ist die Einrichtung von vier LSBTIQ-Netzwerkstellen im Land, die als Anlaufpunkte dienen und die Vernetzung und Koordination von Angeboten verbessern sollen. Diese Netzwerkstellen sind Teil einer strukturellen Verankerung des Themas in der Landesverwaltung.

Besorgniserregende Zunahme von Hasskriminalität

Der Aktionsplan kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Hasskriminalität in Baden-Württemberg auf einem besorgniserregenden Niveau ist. Wie der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg berichtet, ist die Hasskriminalität im Jahr 2023 auf ein Zehnjahreshoch gestiegen, darunter auch Straftaten aufgrund sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Diversität. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Angst vor weiteren Konsequenzen keine Anzeige erstatten.

Der Verband fordert deshalb, dass LSBTIQ*-feindliche Taten von der Polizei besser geahndet werden und Betroffene ermutigt werden, diese zur Anzeige zu bringen. Diese Forderungen spiegeln sich auch in den Sicherheitsmaßnahmen des Aktionsplans wider.

Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich

Baden-Württemberg reiht sich mit seinem Aktionsplan in eine bundesweite Bewegung ein. Mittlerweile haben fast alle Bundesländer – mit Ausnahme von Bayern – Aktionspläne gegen Queerfeindlichkeit verabschiedet. Auch auf Bundesebene gibt es seit 2023 den nationalen Aktionsplan "Queer leben", der sechs zentrale Handlungsfelder umfasst: rechtliche Anerkennung, gesellschaftliche Teilhabe, Sicherheit, Gesundheit, Stärkung von Beratungs- und Communitystrukturen sowie internationale Zusammenarbeit.

Der nationale Aktionsplan sieht unter anderem die Modernisierung des Familien- und Abstammungsrechts, den Ersatz des Transsexuellengesetzes durch das Selbstbestimmungsgesetz und ein Diskriminierungsverbot wegen "sexueller Identität" im Grundgesetz vor.

Kontinuierliche Aufgabe

Trotz aller Fortschritte bleibt der Kampf gegen Queerfeindlichkeit eine kontinuierliche Aufgabe. Studien und Umfragen zeigen, dass Queer- und insbesondere Transfeindlichkeit in Deutschland weiterhin verbreitet sind. Es bedarf daher verstärkter Aufklärungs- und Akzeptanzarbeit, um Diskriminierungen entgegenzuwirken und eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen zu ermöglichen.

Mit dem weiterentwickelten Aktionsplan setzt Baden-Württemberg ein wichtiges Zeichen für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Sozialminister Lucha betonte: "Darauf wollen wir aufbauen und nehmen neue Ziele und Maßnahmen in den Blick." Die Umsetzung des Plans wird in den kommenden Jahren zeigen, inwieweit die ambitionierten Ziele erreicht werden können.


Schülerin in Georgia nach Abschlussball mit trans Freund von christlicher Schule verwiesen

Eine Schülerin in Georgia (USA) wurde kurz vor ihrem Abschluss von ihrer christlichen Schule verwiesen, nachdem sie mit einem Transgender-Freund zum Abschlussball gegangen war. Wie PinkNews berichtet, wurde Emily Wright von der North Cobb Christian School nahe Atlanta nur wenige Wochen vor ihrem Schulabschluss gezwungen, die Schule zu verlassen.

Diskriminierung kurz vor dem Abschluss

Emily Wright besuchte am 21. März den Abschlussball ihrer Schule und brachte einen Transgender-Freund mit, der nicht an der Schule eingeschrieben war. Der Ball fand außerhalb des Schulgeländes statt, und Emilys Mutter Tricia hatte ein Formular unterzeichnet, um die Teilnahme zu bestätigen. Laut ihrer Mutter war die einzige Einschränkung auf dem unterzeichneten Formular das Alter des Gastes.

Zehn Tage nach der Veranstaltung wurde Emily jedoch ins Büro des Schulleiters gerufen. Ihre Mutter berichtet, dass sie einen Anruf vom Schulleiter erhielt, der sie darüber informierte, dass ihre Tochter von der Schule verwiesen werden würde. Emilys Eltern schrieben an den Schulleiter und bezeichneten die Entscheidung als "diskriminierend".

"Die Schule entschied sich, eine Abschlussschülerin nur vier Wochen vor dem Abschluss zu verweisen, einfach weil Emily inklusiv und freundlich war", heißt es in dem Brief, wie Baptist News Global berichtet.

LGBTQ+-Rechte an Schulen: Ein internationales Problem

Dieser Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen LGBTQ+-Schüler:innen und ihre Verbündeten in religiösen Bildungseinrichtungen konfrontiert sind. Auch in Deutschland, wo die Rechte von LGBTQ+-Personen gesetzlich besser geschützt sind als in vielen US-Bundesstaaten, gibt es weiterhin Diskriminierung im Bildungsbereich.

Laut einer Umfrage der EU-Grundrechteagentur gaben 46% der befragten deutschen LGBTQ+-Personen an, im Vorjahr Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität erfahren zu haben. Besonders im schulischen Umfeld fehlt es oft an Aufklärung und Sensibilisierung.

Initiativen für mehr Akzeptanz in deutschen Schulen

In Deutschland existiert das Netzwerk Schule der Vielfalt, ein bundesweites Antidiskriminierungsprogramm, das sich für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt einsetzt. Teilnehmende Schulen kennzeichnen ihr Engagement durch ein Schild mit der Aufschrift "Herein - wir sind OFFEN" und verpflichten sich zu konkreten Maßnahmen gegen Diskriminierung.

Anders als in privaten religiösen Schulen in den USA sind deutsche Schulen durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verpflichtet, Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität zu unterbinden. Dennoch zeigen Fälle wie der von Emily Wright, wie wichtig kontinuierliche Bildungsarbeit und Sensibilisierung bleibt – auch in Deutschland.

Trans-Jugendliche feiern eigene Abschlussbälle

In den USA haben Vorfälle wie dieser zu eigenen Initiativen geführt. Im vergangenen Jahr feierten Hunderte von trans Jugendlichen den ersten landesweiten Trans-Abschlussball in den USA. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der American Civil Liberties Association (ACLU) organisiert, nachdem einer trans Schülerin in Mississippi die Teilnahme an ihrer Abschlussfeier verweigert wurde, weil sie sich nicht "wie ein Junge" kleiden wollte.

Solche positiven Gegenbewegungen zeigen, dass trotz institutioneller Diskriminierung die LGBTQ+-Community und ihre Verbündeten kreative Wege finden, um sichere und bestärkende Räume zu schaffen – eine Entwicklung, die auch in Deutschland zunehmend Beachtung findet und von Organisationen wie dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) unterstützt wird.


UK-Urteil: Trans Frauen werden nun von männlichen Polizeibeamten durchsucht - deutsche Gesetzgebung bietet stärkeren Schutz

Nach einem Grundsatzurteil des britischen Supreme Court werden trans Frauen in Polizeigewahrsam im Vereinigten Königreich nun von männlichen Beamten durchsucht. Wie PinkNews berichtet, hat der National Police Chiefs' Council (NPCC) – die Dachorganisation der britischen Polizei – eine entsprechende Richtlinie an alle Polizeikräfte des Landes versendet.

Britisches Höchstgericht definiert "Frau" neu

Das umstrittene Urteil des britischen Supreme Court vom 16. April 2025 definierte den Begriff "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz (Equality Act 2010) als ausschließlich biologisch. Die Klage wurde von der umstrittenen Gruppe "For Women Scotland" gegen die schottische Regierung eingebracht. Das Gericht entschied, dass die gesetzlich geschützte Eigenschaft "Geschlecht" sich auf die biologische Definition bezieht – mit weitreichenden Folgen für trans Personen.

Seitdem wurden in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens neue Richtlinien erlassen, die trans Frauen aus Frauenräumen ausschließen. Mehrere Sportverbände, darunter der englische Fußballverband und der Cricket-Verband für England und Wales, sowie das schottische Parlament haben bereits entsprechende Regelungen implementiert.

Neue Polizeirichtlinien zur Durchsuchung

Die vom NPCC veröffentlichte Übergangsrichtlinie besagt nun, dass "gründliche polizeiliche Durchsuchungen, wie solche, bei denen intime Körperteile freigelegt werden, von Polizeibeamten und -mitarbeitern desselben biologischen Geschlechts wie die festgehaltene Person durchgeführt werden sollten." Es sind jedoch "sehr begrenzte Ausnahmen" vorgesehen, bei denen jemand darum bitten kann, von einer Person entsprechend der selbst empfundenen Geschlechtsidentität durchsucht zu werden.

Die Richtlinie stellt klar, dass "jede Durchsuchung, die nicht gemäß dem biologischen Geschlecht durchgeführt wird, die schriftliche Zustimmung der festgehaltenen Person, des durchführenden Beamten sowie des genehmigenden Beamten haben muss."

NPCC-Vorsitzender Gavin Stephens erklärte dazu: "Unser Ziel war es, das Urteil des Supreme Court auf pragmatische und einheitliche Weise in der Polizeiarbeit umzusetzen. Wir haben zügig diese Übergangsrichtlinie entwickelt, da es wichtig ist, dass Beamte und Mitarbeiter Anleitungen haben, wie Durchsuchungen angesichts des Urteils durchgeführt werden sollten."

Gegensätzliche Entwicklung in Deutschland

Im Gegensatz zum restriktiven Kurs in Großbritannien hat Deutschland mit dem seit 1. November 2024 geltenden Selbstbestimmungsgesetz einen progressiveren Weg eingeschlagen. Human Rights Watch begrüßte dieses Gesetz als wichtigen Schritt für die Rechte von trans Personen. Es ermöglicht trans und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern, ohne die zuvor erforderlichen psychologischen Gutachten und gerichtlichen Verfahren.

Auch in der deutschen Polizei gibt es bereits seit Januar 2021 Regelungen, die es trans und inter Personen ermöglichen, offen im Polizeidienst zu arbeiten. Die Polizeidienstvorschrift 300 (PDV 300) wurde entsprechend angepasst, wie die Washington Blade berichtete.

Unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen

Der Unterschied in der Herangehensweise spiegelt die verschiedenen rechtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in beiden Ländern wider. Während das britische Urteil als Rückschritt für die Rechte von trans Personen kritisiert wird, bietet das deutsche Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) umfassenden Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität in den Bereichen Beschäftigung und bei der Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen.

Expertengruppen der Vereinten Nationen haben Bedenken geäußert, dass das britische Urteil zur Rechtfertigung ausgrenzender Maßnahmen verwendet werden könnte, die eine ohnehin schutzbedürftige Bevölkerungsgruppe weiter stigmatisieren und marginalisieren. UN-Menschenrechtsexperten warnten, dass das Urteil zu rechtlicher Unsicherheit führen und negative Auswirkungen auf die Rechte von trans Personen haben könnte.

Reaktionen aus der Community

Aktivist*innen für LGBTQ+-Rechte in Deutschland beobachten die Entwicklungen in Großbritannien mit Sorge. "Die Situation im Vereinigten Königreich zeigt, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder in Frage gestellt werden können", erklärt Sarah Müller vom Deutschen Lesben- und Schwulenverband (LSVD). "In Deutschland haben wir mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht, aber wir müssen wachsam bleiben."

Betroffene trans Personen in Großbritannien beschreiben die neuen Polizeirichtlinien als demütigend und potenziell traumatisierend. Besonders die Möglichkeit einer Leibesvisitation durch Beamte eines anderen als des selbst empfundenen Geschlechts wird als Verletzung der Menschenwürde kritisiert.

Unterstützung für Betroffene

In Deutschland stehen trans Personen verschiedene Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Verfügung. Organisationen wie der Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti) und der Bundesverband Trans* bieten Informationen und Hilfe bei rechtlichen und sozialen Fragen.

Die britische Organisation Mindline Trans+ hat eine spezielle Hotline für trans Personen eingerichtet, die freitags von 20 bis 23 Uhr unter der Nummer 0300 330 5468 erreichbar ist. Für emotionale Unterstützung ist Mindline rund um die Uhr unter 01823 276 892 erreichbar.

Der Kontrast zwischen den Entwicklungen in Großbritannien und Deutschland unterstreicht die Bedeutung eines starken rechtlichen Rahmens zum Schutz der Rechte von LGBTQ+-Personen. Während das deutsche Selbstbestimmungsgesetz als Vorbild für andere europäische Länder gelten könnte, zeigt die Situation in Großbritannien, dass erkämpfte Rechte niemals als selbstverständlich angesehen werden sollten.


Bedrohliche Entwicklung in den USA: Trans* Gesundheitsversorgung unter massivem politischen Druck

In den Vereinigten Staaten spitzt sich die Lage für trans* Personen dramatisch zu. Wie die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) berichtet, steht die Gesundheitsversorgung für trans* Menschen in den USA vor einem möglichen landesweiten Stopp – eine Entwicklung, die auch in Deutschland mit großer Sorge beobachtet wird.

Die aktuellen Entwicklungen in den USA

In den Jahren 2023 und 2024 haben zahlreiche US-Bundesstaaten Gesetze erlassen, die den Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen drastisch einschränken oder komplett verbieten. Diese Verbote betreffen vor allem Jugendliche und umfassen lebenswichtige Behandlungen wie Pubertätsblocker, Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen. Die American Civil Liberties Union (ACLU) dokumentiert kontinuierlich diese besorgniserregenden Entwicklungen.

Besonders alarmierend ist, dass mittlerweile auch Bestrebungen existieren, die medizinische Versorgung für erwachsene trans* Personen einzuschränken – sei es durch erschwerte Genehmigungsverfahren oder durch Ausschluss bestimmter Leistungen aus staatlichen Krankenversicherungsprogrammen.

Politische Polarisierung mit fatalen Folgen

Die Gesundheitsversorgung für trans* Personen ist in den USA zum Spielball politischer Interessen geworden. Während konservativ regierte Bundesstaaten zunehmend restriktive Maßnahmen einführen, bemühen sich liberalere Staaten um den Schutz der Rechte von trans* Menschen. Diese Polarisierung führt zu einer gefährlichen geografischen Ungleichheit in der medizinischen Versorgung – ein Phänomen, das als "medizinischer Tourismus" bekannt ist, bei dem Betroffene gezwungen sind, für lebenswichtige Behandlungen in andere Bundesstaaten zu reisen.

Die Human Rights Campaign warnt vor den drastischen Auswirkungen dieser Entwicklung: Die politische Unsicherheit und der eingeschränkte Zugang zu medizinischer Versorgung führen nachweislich zu erhöhten Raten von Depressionen, Angstzuständen und Suizidgedanken in der trans* Community.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

Auch in Deutschland ist die Gesundheitsversorgung für trans* Personen nicht frei von Problemen. Trotz des im Mai 2023 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetzes kämpfen viele trans* Menschen hierzulande weiterhin mit bürokratischen Hürden bei der Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Maßnahmen durch die Krankenkassen. Anders als in den USA gibt es in Deutschland jedoch keine vergleichbaren Bestrebungen, diese Versorgung gesetzlich zu verbieten.

Die Bundesvereinigung Trans* (BVT*) setzt sich kontinuierlich für eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung ein und betont die Notwendigkeit, die Entwicklungen in den USA als Warnsignal zu verstehen.

Widerstand und Solidarität

Trotz der bedrohlichen Lage in den USA gibt es auch Zeichen der Hoffnung. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen und medizinische Fachverbände stellen sich gegen die diskriminierenden Gesetzgebungen. In Deutschland wächst die Solidarität mit der amerikanischen trans* Community. Organisationen wie die dgti und der BVT* rufen zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit auf, um die Rechte von trans* Personen weltweit zu schützen.

Die deutsche Community kann aus den Entwicklungen in den USA wichtige Lehren ziehen: Der Schutz bereits erreichter Rechte muss kontinuierlich verteidigt werden, und internationale Solidarität ist wichtiger denn je.

Fazit: Wachsamkeit ist geboten

Die besorgniserregenden Entwicklungen in den USA zeigen, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder in Gefahr geraten können. Für die deutsche LGBTQ+ Community bedeutet dies, wachsam zu bleiben und sich weiterhin für eine umfassende und diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung einzusetzen. Die Bedrohung der trans* Gesundheitsversorgung in den USA ist nicht nur ein amerikanisches Problem – sie betrifft die globale LGBTQ+ Gemeinschaft und erfordert eine starke internationale Reaktion.


Trans-Rechte in Europa: Besorgniserregende Trendwende und die Rolle Deutschlands

Der neue "Trans Rights Index 2025" von Transgender Europe (TGEU) zeichnet ein alarmierendes Bild: Erstmals in der 13-jährigen Geschichte der Studie überwiegen die Rückschritte bei den Rechten von trans Personen in Europa und Zentralasien die Fortschritte. Diese Entwicklung markiert einen "neuen trans-politischen Wendepunkt" und spiegelt einen breiteren Angriff auf demokratische Grundwerte in der gesamten Region wider.

Besorgniserregende Rückschritte in mehreren Ländern

Besonders dramatisch ist die Situation in Ländern wie Georgien, Ungarn und Bosnien-Herzegowina. In Georgien wurde die rechtliche Anerkennung von Änderungen im Geschlechtseintrag vollständig verboten, während in Ungarn und Bosnien-Herzegowina Verfassungsänderungen vorgenommen wurden, die trans Personen systematisch diskriminieren. Auch im Vereinigten Königreich hat ein höchstrichterliches Urteil, das "Frausein" in einer wissenschaftlich überholten und transfeindlichen Weise definiert, bereits zu konkreten Ausschlüssen und Diskriminierungen geführt.

Richard Köhler von Transgender Europe betont die weitreichenden Folgen dieser Entwicklung: "Europa steht an einem Scheideweg. Hier geht es nicht nur um die Rechte von trans Personen – es ist ein fundamentaler Test für die Selbstbestimmung demokratischer Gesellschaften. Wie wir jetzt auf die Angriffe gegen die Zivilgesellschaft reagieren, entscheidet nicht nur über die Zukunft vulnerabler Communitys, sondern auch über die Seele Europas und seine globale Stellung."

Deutschland: Fortschritt mit Unsicherheiten

In Deutschland trat im November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das trans und nichtbinären Menschen mehr Autonomie bei der Festlegung ihres Geschlechts ermöglicht. Das Gesetz löst das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) ab und erlaubt es volljährigen Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern. Für Minderjährige zwischen 14 und 18 Jahren ist die Zustimmung der Eltern oder des Familiengerichts erforderlich.

Allerdings gibt der TGEU-Bericht auch für Deutschland Anlass zur Sorge: Die CDU und andere konservative Kräfte haben bereits angekündigt, das Gesetz überprüfen zu wollen. Laut Berichten des ZDF befürchtet die CDU negative Auswirkungen auf den Schutz von Frauen und Mädchen sowie eine mögliche Zunahme von Missbrauch – Argumentationsmuster, die in ganz Europa von Gegnern der Trans-Rechte verwendet werden.

Europäische Rechtsschutzmaßnahmen als Hoffnungsschimmer

Trotz der überwiegend negativen Entwicklungen gibt es auch positive Signale. Auf europäischer Ebene hat der Europäische Gerichtshof in mehreren Urteilen klargestellt, dass trans Personen unter dem EU-Recht ausdrücklich geschützt sind, etwa in Bezug auf die Anerkennung der Änderung von Geschlechtseinträgen und den Schutz vor Diskriminierung. Diese Rechtsprechung bietet zumindest in EU-Mitgliedstaaten einen gewissen Schutz gegen die nationalen Rückschritte.

Teil einer globalen anti-demokratischen Bewegung

Der TGEU-Bericht macht deutlich, dass die Angriffe auf die Rechte von trans Personen nicht isoliert zu betrachten sind. Sie sind Teil einer koordinierten Strategie eines globalen Netzwerks von rechten und illiberalen Kräften – von der amerikanischen Rechten um Trump bis hin zu Rechtspopulisten in Osteuropa und dem Kreml. Die Einschränkung der Rechte von trans Personen wird dabei oft als erster Schritt in einem breiteren Angriff auf die Rechte aller Minderheiten und demokratische Werte gesehen.

Diese Entwicklung zeigt, dass die Verteidigung der Rechte von trans Personen nicht nur eine Frage der Identitätspolitik ist, sondern eng mit dem Schutz demokratischer Grundwerte und Menschenrechte insgesamt verknüpft ist. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob Europa den Rückschritten entgegenwirken kann oder ob sich der negative Trend fortsetzt.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bedeutet dies, wachsam zu bleiben und die erkämpften Rechte aktiv zu verteidigen. Die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen, wie schnell vermeintlich gesicherte Rechte wieder in Frage gestellt werden können, wenn demokratische Kräfte nicht entschlossen gegensteuern.


Ermittlungserfolge nach CSD-Angriffen in Leipzig: Polizei führt Hausdurchsuchungen durch

Die Staatsanwaltschaft Leipzig informierte am Freitag in einer Pressemitteilung über Hausdurchsuchungen bei vier Personen, die im Verdacht stehen, vor einem Jahr Teilnehmer*innen des Christopher Street Days in Leipzig attackiert zu haben. Die Polizei führte die Durchsuchungen am Donnerstag durch und sicherte Beweismittel. Gegen die Beschuldigten wird wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzungen ermittelt.

Umfangreiche Ermittlungen gegen 29 Personen

Insgesamt gehen die Ermittlungsbehörden gegen 29 Leipziger*innen im Alter zwischen 19 und 35 Jahren vor. Neben den Hausdurchsuchungen wurden DNA-Tests durchgeführt, um die Tatbeteiligung nachzuweisen. Ein Schwerpunkt der Ermittlungen liegt auf den Ereignissen rund um das Sachsenpokal-Viertelfinale im März, bei dem Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig Anhänger*innen des BSG Chemie Leipzig angegriffen hatten. Ein 19-jähriger Lok-Fan befindet sich in Untersuchungshaft, da er wegen versuchten Totschlags verdächtigt wird.

Zunehmende rechtsextreme Mobilisierung gegen CSD-Veranstaltungen

Die Angriffe in Leipzig reihen sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung: Laut einer aktuellen Untersuchung des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) wurden 2024 bundesweit in 27 Städten rechtsextreme Mobilisierungen gegen Pride- und CSD-Veranstaltungen verzeichnet. Bereits 2023 kam es zu mehreren gewalttätigen Übergriffen auf CSD-Teilnehmende, bei denen mehrere Personen verletzt wurden.

Beim CSD Leipzig am 17. August 2024 versuchten mehrere hundert Neonazis, die queere Demonstration zu stören. Die Polizei reagierte mit einem Großaufgebot und hielt etwa 400 angereiste Neonazis im Hauptbahnhof fest, damit die Veranstaltung mit rund 20.000 Teilnehmenden ungestört stattfinden konnte. Eine für den gleichen Tag angemeldete Neonazi-Kundgebung wurde von den Behörden aufgelöst.

Neue Generation von Neonazis nutzt soziale Medien

Besonders beunruhigend ist die Strategie der neuen Generation von Neonazis. Diese nutzen verstärkt soziale Medien wie Instagram, WhatsApp und TikTok zur Rekrutierung und Organisation ihrer Aktionen. Die neonazistische Partei "Der III. Weg" versucht seit Frühjahr 2023 verstärkt, in Leipzig und Umgebung Fuß zu fassen, insbesondere in östlichen Stadtteilen und im nordsächsischen Taucha, wie aus Berichten des Vereins Engagierte Wissenschaft e.V. hervorgeht.

Anstieg rechtsextremer Gewalt in Sachsen

In Sachsen ist 2024 ein deutlicher Anstieg an rechtsextremen Angriffen im öffentlichen Raum im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Besonders beunruhigend ist die Zunahme von Angriffen im Umfeld von Demonstrationen, was mit den rechten Gegenprotesten zu den CSDs in Verbindung stehen könnte. Das antifaschistische Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" ruft dazu auf, den CSD und seine Teilnehmer*innen vor Neonazi-Übergriffen zu schützen.

Zivilgesellschaftliche Reaktionen

Trotz der zunehmenden Bedrohung durch rechtsextreme Gruppen wächst auch die Solidarität mit der LGBTQ+-Community. Bei den CSDs in Leipzig und anderen deutschen Städten beteiligten sich 2024 Rekordzahlen von Teilnehmenden. In Leipzig waren es rund 20.000 Menschen, die ein deutliches Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung setzten.

Die aktuellen Hausdurchsuchungen und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Leipzig senden ein wichtiges Signal: Angriffe auf die queere Community werden strafrechtlich verfolgt. Für die Betroffenen der Übergriffe ist dies ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der erlebten Gewalt. Die Ermittlungen dauern an.


Erste weibliche Richterin des britischen Supreme Court kritisiert "Fehlinterpretation" des Transgender-Urteils - Ein Vergleich mit Deutschland

Die erste weibliche Richterin des britischen Supreme Court, Baroness Brenda Hale, hat öffentlich davor gewarnt, dass ein richtungsweisendes Urteil zur rechtlichen Definition von Frauen "fehlinterpretiert" wird. Das Urteil vom April 2024, über das PinkNews berichtete, sorgt für weitreichende Konsequenzen für die Transgender-Gemeinschaft im Vereinigten Königreich und wirft Fragen zur Interpretation von Gleichstellungsgesetzen auf, die auch für die deutsche LGBTQ+-Community relevant sind.

Die Kontroverse um das britische Urteil

Bei einer Diskussionsveranstaltung des Charleston-Literaturfestivals erklärte die 80-jährige ehemalige Präsidentin des Supreme Court, dass das Urteil vom April, welches die Definition einer "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz von 2010 auf "biologische Frauen" festlegte, in seinen Konsequenzen falsch ausgelegt werde. "Es gibt nichts in diesem Urteil, das besagt, dass man keine geschlechtsneutralen Toiletten haben kann", betonte Hale bei der Veranstaltung.

Das ursprüngliche Urteil, das vom Richter Lord Patrick Hodge verkündet wurde, hat zu weitreichenden Folgen geführt. Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) hat daraufhin Richtlinien erlassen, die Transgender-Personen den Zugang zu geschlechtsspezifischen Einrichtungen erschweren. Zudem wurden Trans-Frauen vom Frauenfußball und Cricket ausgeschlossen.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

Während im Vereinigten Königreich die Rechte von Transgender-Personen durch dieses Urteil unter Druck geraten, hat Deutschland kürzlich einen entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Im April 2024 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat.

Dieses Gesetz erlaubt es Trans- und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen - ohne die zuvor erforderlichen psychologischen Gutachten oder medizinischen Atteste. Das neue Gesetz ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980, das von vielen als diskriminierend und entwürdigend kritisiert wurde.

"Der deutsche Ansatz steht in deutlichem Kontrast zur britischen Entwicklung", erklärt Henny Engels vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Während Deutschland die Selbstbestimmung stärkt, scheint Großbritannien einen restriktiveren Kurs einzuschlagen."

Die Bedeutung für den Alltag von Transgender-Personen

Julia Hoggett, die Tochter von Baroness Hale und CEO der London Stock Exchange, nahm ebenfalls an der Podiumsdiskussion teil und betonte, dass es die "Pflicht der Gesellschaft" sei, einen respektvollen Dialog über das Urteil zu führen. Auf die Frage, ob Trans-Frauen bei Geschlechterquoten in Unternehmensvorständen berücksichtigt werden sollten, antwortete sie, dass sie es "herzzerreißend" finde, dass der Auslöser für diesen Fall die Frage war, ob Trans-Frauen bei der Vertretung von Frauen in Vorständen berücksichtigt werden sollten. Sie fügte hinzu, dass sie "gerne eine talentierte Trans-Frau in einem ihrer Vorstände sitzen" haben würde.

In Deutschland werden solche Fragen durch das neue Selbstbestimmungsgesetz teilweise geklärt, da es die rechtliche Anerkennung des gewählten Geschlechts stärkt. Dennoch bleiben auch hier praktische Herausforderungen im Alltag bestehen, wie die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) betont.

Wer ist Baroness Brenda Hale?

Brenda Marjorie Hale, Baroness Hale of Richmond, wurde am 31. Januar 1945 geboren und ist eine der einflussreichsten Juristinnen Großbritanniens. Von 2017 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2020 war sie Präsidentin des Obersten Gerichtshofs des Vereinigten Königreichs - die erste und bisher einzige Frau in dieser Position.

International bekannt wurde Hale besonders im Jahr 2019, als der Oberste Gerichtshof unter ihrer Leitung die von Premierminister Boris Johnson angeordnete Zwangspause des Parlaments für unrechtmäßig erklärte - eine Entscheidung, die als historischer Eingriff in die Machtbalance zwischen Regierung und Parlament gilt.

Ausblick und gesellschaftliche Debatte

Die unterschiedlichen Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien zeigen, wie verschieden die rechtliche und gesellschaftliche Behandlung von Transgender-Rechten in Europa derzeit verläuft. Während Deutschland mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz einen progressiven Weg einschlägt, führt das britische Urteil zu Besorgnis unter LGBTQ+-Aktivisten.

"Die Warnung von Baroness Hale vor Fehlinterpretationen des Urteils ist ein wichtiges Signal", sagt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans*. "Sie erinnert uns daran, dass Gerichtsurteile nicht missbraucht werden sollten, um die Rechte und den Alltag von Transgender-Personen weiter einzuschränken."

Für die deutsche LGBTQ+-Community bietet die Entwicklung in Großbritannien wichtige Lehren. Sie unterstreicht die Bedeutung klarer gesetzlicher Regelungen zum Schutz der Rechte von Transgender-Personen, wie sie mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland nun verankert wurden.


Alarmierender Trend: Hasskriminalität gegen queere Menschen in Mecklenburg-Vorpommern steigt um 44 Prozent

Die Zahl der Hassverbrechen gegen queere Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ist alarmierend gestiegen. Wie das Landeskriminalamt mitteilte, wurden im Jahr 2024 insgesamt 663 queerfeindliche Straftaten erfasst – ein Anstieg von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als 461 Fälle registriert wurden. Die Originalmeldung wurde von queer.de veröffentlicht.

Dramatischer Anstieg der Opferzahlen

Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung bei den Opferzahlen: Während 2023 noch 21 Personen als Opfer queerfeindlicher Straftaten gezählt wurden, stieg diese Zahl 2024 auf 61 – eine Verdreifachung innerhalb eines Jahres. Unter den Delikten finden sich neben Beleidigungen und Sachbeschädigungen auch schwerwiegende Gewaltverbrechen wie Körperverletzungen, ein besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs, räuberischer Diebstahl sowie zwei schwere Brandstiftungen.

Teil eines bundesweiten Trends

Die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern spiegelt einen bundesweiten Trend wider. Laut einem Lagebericht des Bundeskriminalamts (BKA) vom Dezember 2023 wurden bundesweit 17.007 Fälle von Hasskriminalität erfasst. Mehr als jeder zehnte dieser Fälle richtete sich gegen LGBTIQ*-Personen. Wie der LSVD (Lesben- und Schwulenverband in Deutschland) berichtet, hat sich die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 bundesweit nahezu verzehnfacht.

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gab bekannt, dass 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen verübt wurden – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da viele Betroffene Übergriffe nicht zur Anzeige bringen. "Die offizielle Statistik bildet nur die Spitze des Eisbergs ab", erklärt Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD. "Viele Betroffene melden Vorfälle nicht, sei es aus Angst vor weiterer Diskriminierung, aus Scham oder weil sie kein Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden haben."

Maßnahmen der Landesregierung

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns hat die besorgniserregende Entwicklung erkannt und bemüht sich, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wie aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage im Landtag hervorgeht, betrachtet die Landesregierung die gestiegenen Fallzahlen mit Sorge und verurteilt jegliche Gewalt gegen LSBTIQ*-Personen.

Im Oktober 2023 fand in Schwerin eine Fachkonferenz statt, um der Queerfeindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern entgegenzuwirken. Die Landesregierung unterstützt zudem Initiativen und Beratungsstellen, die queere Menschen schützen und beraten.

Forderungen der Zivilgesellschaft

Organisationen wie der LSVD fordern angesichts der alarmierenden Zahlen verstärkte Maßnahmen zum Schutz von LGBTIQ*-Personen. "Die Bundesregierung muss sich durch Gesetzesanpassungen unmissverständlich für die Sicherheit und Menschenrechte von LSBTIQ* einsetzen", heißt es in einer Stellungnahme des Verbands.

Zu den geforderten Maßnahmen gehören eine bessere Aus- und Fortbildung von Polizei und Justiz im Umgang mit queerfeindlichen Straftaten, niedrigschwellige Meldemöglichkeiten für Betroffene sowie mehr Präventionsarbeit in Schulen und öffentlichen Einrichtungen.

Was können Betroffene tun?

Für Betroffene queerfeindlicher Gewalt gibt es verschiedene Anlaufstellen. In Mecklenburg-Vorpommern bieten unter anderem der LSVD Mecklenburg-Vorpommern und das Projekt Zeig sie an! Unterstützung und Beratung an. Betroffene werden ermutigt, Vorfälle zur Anzeige zu bringen, um die tatsächliche Dimension queerfeindlicher Gewalt sichtbar zu machen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Trotz aller Bemühungen bleibt die Bekämpfung queerfeindlicher Hasskriminalität eine große gesellschaftliche Herausforderung. Die steigenden Zahlen in Mecklenburg-Vorpommern und bundesweit machen deutlich, dass verstärkte Anstrengungen notwendig sind, um allen Menschen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität – ein sicheres und diskriminierungsfreies Leben zu ermöglichen.


Die organisierte Queerfeindlichkeit: Wie Rechtsextreme in Deutschland systematisch gegen LGBTQ+ mobilisieren

In Sachsen eskaliert der Hass von rechts zunehmend auf offener Straße – und richtet sich mit besonderer Wucht gegen queere Menschen. Das zeigt die neue Studie "Sachsen rechts unten 2025", die das Kulturbüro Sachsen kürzlich in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Antonio-Amadeo-Stiftung vorgestellt hat, wie queer.de berichtet. Die erschreckende Erkenntnis: Queerfeindlichkeit ist längst kein Randphänomen mehr im Rechtsextremismus, sondern fester Bestandteil einer durchdachten Strategie.

Eine bundesweite Entwicklung mit besonderem Fokus auf Sachsen

Was die Studie für Sachsen dokumentiert, ist leider Teil eines bundesweiten Trends. Laut Bundeskriminalamt stieg die Zahl der Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen im Jahr 2023 auf 1.785 Fälle – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Vorjahr. Zu den häufigsten Straftaten zählen Beleidigungen, körperliche Angriffe, Volksverhetzung sowie Nötigungen und Bedrohungen. Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich ein besorgniserregendes Muster: Die Angriffe werden zunehmend koordiniert und strategisch geplant.

Die Analyse zeichnet in sieben detaillierten Kapiteln ein beunruhigendes Bild: Rechtsextreme Akteure, darunter klassische Neonazis ebenso wie identitäre Gruppen, nutzen gezielt antifeministische und queerfeindliche Narrative, um Anschluss an gesellschaftliche Mittepositionen zu finden. Dabei werden queere Menschen zum Projektionsfeld für eine vermeintliche "Zersetzung der traditionellen Ordnung", wie es in rechtsextremen Milieus heißt.

CSDs als Hauptziel rechtsextremer Mobilisierung

"Ob in Dresden, Bautzen, Leipzig, Plauen, Zwickau, Döbeln, Freiberg oder Görlitz – überall dort, wo ein größerer CSD stattfand, versammelte sich die extreme Rechte zu Gegenprotesten", heißt es in der Studie. Diese Entwicklung ist kein sächsisches Einzelphänomen: Bundesweit wurden bei fast 40 Prozent aller CSDs und Pride-Veranstaltungen queerfeindliche Angriffe oder Störungen durch rechtsextreme Gruppen verzeichnet, wie eine Erhebung des LSVD zeigt.

Besonders dramatisch war die Situation beim CSD in Bautzen, wo rund 700 Neonazis einem friedlichen Umzug mit etwa 1.000 Teilnehmenden folgten. Die Bedrohungslage war so ernst, dass die Organisator*innen die geplante Abschlusskundgebung absagten. Ähnlich bedrohliche Szenen spielten sich in Döbeln, Freiberg, Leipzig und Zwickau ab, wo jeweils mehrere hundert Rechtsextreme auftauchten, um die Veranstaltungen zu stören oder einzuschüchtern.

Gezielte Rekrutierung junger Menschen

Besonders perfide: Diese Ideologie wird zunehmend an Jugendliche vermittelt – teils über TikTok und Telegram. Einige Gruppen, wie die im vergangenen Jahr gegründeten "Elblandrevolte" in Dresden oder "Urbs Turrium" in Bautzen, sprechen gezielt Jugendliche an. Die Autoren der Studie betonen, dass manche der Akteure erst 13 oder 14 Jahre alt sind. Diese frühe Rekrutierung ist Teil einer langfristigen Strategie, um rechtsextreme Ideologie in der nächsten Generation zu verankern.

Die Amadeu Antonio Stiftung warnt, dass rechtsextreme Gruppen in sozialen Medien gezielt Ästhetiken und Trends nutzen, die bei Jugendlichen beliebt sind, um ihre queerfeindlichen Botschaften zu verbreiten. Während der Corona-Pandemie konnte eine verstärkte Radikalisierung junger Menschen im Netz beobachtet werden, die nun auf die Straße getragen wird.

Diskursverschiebungen und gesellschaftliche Mitte

Die Studie zeigt, dass der Hass auf queere Menschen auf eine teilweise offene oder schweigende Zustimmung in der gesellschaftlichen Mitte trifft. Konservative und rechtspopulistische Akteure greifen ähnliche Argumentationsmuster auf – etwa wenn sie vor einer angeblichen "Frühsexualisierung" in Schulen warnen oder Genderpolitik als "Ideologie" diffamieren. Das verschiebt den Diskurs nachhaltig und schafft Raum für weitere Radikalisierung.

Diese Diskursverschiebung ist kein Zufall, sondern Teil einer bewussten Strategie. Der Verfassungsschutz beobachtet seit einigen Jahren, wie rechtsextreme Gruppen gezielt Anschluss an konservative Kreise suchen, indem sie vermeintlich "gemäßigtere" Positionen vertreten, die aber auf demselben queerfeindlichen Fundament aufbauen.

Koordinierte Kampagnen gegen queere Sichtbarkeit

Wie konkret sich dieser Hass äußert, zeigt ein Blick auf die Vorfälle rund um queere Veranstaltungen in Sachsen 2024. Die Studie belegt, dass es sich nicht um spontane Einzelaktionen handelt, sondern um koordinierte Kampagnen. Queere Sichtbarkeit soll aktiv aus dem öffentlichen Raum gedrängt werden. Diese Strategie reiht sich ein in eine größere ideologische Erzählung: Rechte Gruppierungen inszenieren sich als Verteidiger einer "natürlichen Ordnung", die sie durch queere Lebensrealitäten, feministische Errungenschaften und Gleichstellungspolitik bedroht sehen.

Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen betont in einem Interview mit dem MDR: "Queerfeindlichkeit ist ein erhebliches Mobilisierungspotenzial für die extreme Rechte." Dies zeige sich nicht erst seit den queerfeindlichen Aufmärschen zu den Christopher Street Days 2024 in Bautzen und Leipzig.

Gegenwehr und Solidarität

Doch es gibt auch Hoffnung: In Pirna beispielsweise konnte der lokale CSD weitgehend unbehelligt stattfinden – dank breiter zivilgesellschaftlicher Unterstützung. Solche Beispiele zeigen, dass Solidarität wirkt. Die Autor*innen der Studie rufen daher explizit dazu auf, sich rechtsextremer Hetze entschieden entgegenzustellen – sowohl auf der Straße als auch im Alltag.

Auch bundesweit formieren sich Bündnisse gegen die zunehmende Queerfeindlichkeit. Der Bundesverband QueerDenken hat gemeinsam mit anderen Organisationen eine Initiative gestartet, die Betroffene unterstützt und aufklärt. Die Aktivist*innen fordern strukturelle Verbesserungen für den Schutz vor queerfeindlicher Gewalt, wie beispielsweise eigene Fach- und Meldestellen in allen Bundesländern.

Die Studie "Sachsen rechts unten 2025" soll bald online zur Verfügung stehen, bis dahin kann man sie gedruckt gegen Portogebühr und sonst kostenfrei beim Kulturbüro Sachsen bestellen. Sie liefert nicht nur wichtige Erkenntnisse über die Mechanismen rechtsextremer Queerfeindlichkeit, sondern auch Handlungsstrategien für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft.


Übergriff bei MKK Pride: Unbekannte zerstören Trans-Fahne - Queerfeindliche Vorfälle in Deutschland nehmen zu

Beim ersten MKK Pride in Schlüchtern kam es am vergangenen Samstag zu einem queerfeindlichen Übergriff. Wie queer.de berichtet, wurde die Transgender-Fahne eines 20-jährigen Teilnehmers von zwei unbekannten Männern beschädigt. Der Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Straftaten in Deutschland ein.

Übergriff am Rande der Pride-Veranstaltung

Der aus Nordhessen stammende Mann war laut Polizei gegen 14:40 Uhr bereits auf dem Nachhauseweg von der Veranstaltung, als er in der Schloßstraße in Höhe des Lauter'schen Schlösschens von zwei Männern konfrontiert wurde. Einer der Unbekannten entriss ihm seine Trans-Fahne, zerbrach den Fahnenstock und warf ihn zu Boden, bevor beide Täter flüchteten. Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung und bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer (06661) 9610-0 zu melden.

Der vom Verein Queer* Main-Kinzig organisierte MKK Pride war die erste Pride-Veranstaltung in Schlüchtern. An der Demonstration durch die Innenstadt nahmen nach Behördenangaben etwa 220 Menschen teil. Die Veranstaltung begann mit einem Demonstrationszug in der Wassergasse und mündete in ein Straßenfest auf dem Stadtplatz mit Bühnenprogramm.

Queerfeindliche Straftaten nehmen bundesweit zu

Der Vorfall in Schlüchtern ist leider kein Einzelfall. Deutschlandweit steigt die Zahl queerfeindlicher Übergriffe besorgniserregend an. Nach Zahlen des Bundeskriminalamts für 2024 wurden 1.765 Straftaten im Bereich "sexuelle Orientierung" und 1.152 Fälle im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität" registriert. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 18 Prozent beziehungsweise 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Besonders alarmierend ist der deutliche Anstieg von körperlicher Gewalt gegen queere Menschen. Opferberatungsstellen verzeichneten einen Anstieg von queer- und transfeindlichen Gewalttaten um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2024 wurden 354 Fälle dokumentiert, während es 2023 noch 245 Fälle waren. Expert*innen des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) betonen, dass LGBTIQ*-Feindlichkeit in extrem rechten und autoritären Ideologien eine besondere Scharnierfunktion hat.

Situation in Hessen

Auch in Hessen spiegelt sich dieser bundesweite Trend wider. In Frankfurt ist die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen queerfeindlicher Straftaten deutlich gestiegen. Während 2022 noch 26 Verfahren registriert wurden, waren es 2024 bereits 88. Im ersten Quartal 2025 kamen bereits 25 neue Fälle hinzu. Seit Ende 2023 gibt es in Hessen eine eigene Statistik (Verfahrensklasse Q), die Übergriffe wegen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität erfasst, was zur besseren Sichtbarkeit des Problems beiträgt.

Der Main-Kinzig-Kreis zeigt mit Aktionen wie dem Hissen der Regenbogenfahne am Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen öffentlich Solidarität mit der LGBTQ+-Community. Dennoch machen Vorfälle wie der in Schlüchtern deutlich, dass Diskriminierung und Queerfeindlichkeit auch hier präsent sind.

Gründe für den Anstieg und Auswirkungen

Für den statistischen Anstieg queerfeindlicher Straftaten gibt es mehrere Erklärungsansätze. Neben einer tatsächlichen Zunahme solcher Delikte wird auch eine höhere Anzeigebereitschaft der Betroffenen und eine verbesserte Erfassung durch die Behörden als Grund genannt. Gleichzeitig warnen Expert*innen vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung und der Verbreitung queerfeindlicher Narrative in sozialen Medien und politischen Diskursen.

Die Auswirkungen auf Betroffene sind gravierend. Queerfeindliche Anfeindungen und Übergriffe können zu Traumatisierungen führen und haben besonders bei jungen LGBTQ+-Personen erhebliche negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl der Unsicherheit im öffentlichen Raum und passen ihr Verhalten entsprechend an.

Bedeutung von Pride-Veranstaltungen

Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung von Pride-Veranstaltungen wie dem MKK Pride in Schlüchtern besonders deutlich. Sie schaffen nicht nur Sichtbarkeit für die LGBTQ+-Community, sondern sind auch wichtige Orte der Solidarität und des Empowerments. Der erste CSD in Schlüchtern war trotz des bedauerlichen Vorfalls ein wichtiges Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz in einer eher ländlich geprägten Region.

Jörg Steen vom Verein Queer* Main-Kinzig betonte im Vorfeld der Veranstaltung: "Wir wollen mit dem MKK Pride ein klares Zeichen gegen Diskriminierung und für mehr Sichtbarkeit queerer Menschen im ländlichen Raum setzen." Der queerfeindliche Übergriff zeigt, wie notwendig dieses Engagement nach wie vor ist.


Transfeindlicher Angriff in Berlin: Die besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Gewalt

Am vergangenen Sonntagnachmittag wurde eine 29-jährige Frau in Berlin-Kreuzberg Opfer eines transfeindlichen Angriffs. Wie queer.de berichtet, wurde die Frau auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor zunächst von zwei Unbekannten beleidigt und anschließend mit Pfefferspray attackiert. Der Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie queerfeindlicher Übergriffe ein, die in ganz Deutschland und besonders in Berlin zunehmen.

Der Vorfall im Detail

Laut Polizeibericht war die 29-Jährige am Sonntag gegen 16 Uhr auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor unterwegs, als sie auf der Rolltreppe von der U-Bahnlinie U12 in Richtung U8 von zwei unbekannten Männern transfeindlich beleidigt wurde. Als sie die Rolltreppe verlassen hatte, liefen die Täter auf sie zu und sprühten ihr unvermittelt Pfefferspray ins Gesicht. Die Angreifer flüchteten anschließend in Richtung U8.

Die Frau erlitt Augen- sowie Atemwegsreizungen und musste von alarmierten Rettungskräften behandelt werden. Auch zwei weitere Zeuginnen erlitten durch den Angriff Atemwegsreizungen, lehnten jedoch eine ärztliche Behandlung ab. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin hat die Ermittlungen übernommen, wie es bei vermuteten Hassverbrechen üblich ist.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Gewalt

Dieser Vorfall ist leider kein Einzelfall. Nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) hat sich die Zahl der gemeldeten queerfeindlichen Straftaten in Deutschland seit 2010 nahezu verzehnfacht. Besonders besorgniserregend ist der jüngste Anstieg: Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Straftaten gegen LGBTQ-Personen erfasst, ein deutlicher Anstieg gegenüber 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Speziell die Gewalt gegen trans* Personen nimmt überproportional zu. Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnete 2023 insgesamt 854 Fälle im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität" – ein erschreckender Anstieg von 105 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die vorläufigen Zahlen für 2024 deuten auf eine weitere Verschärfung der Situation hin.

Berlin als Hotspot queerfeindlicher Angriffe

In der Hauptstadt ist die Situation besonders angespannt. Laut dem Berliner Monitoring "Trans- und homophobe Gewalt" wurden 2023 in Berlin 588 queerfeindliche Straftaten erfasst – ein neuer Höchststand. Diese Zahlen sind zwar auch auf eine verbesserte Erfassung und Sensibilisierung der Berliner Polizei zurückzuführen, spiegeln aber dennoch eine reale Zunahme der Gewalt wider.

"Berlin hat zwar eine lange Tradition als vielfältige und tolerante Stadt, aber auch hier erleben wir eine erschreckende Zunahme von Hasskriminalität gegen LGBTQ-Personen", erklärt Bastian Finke, Leiter von MANEO, dem schwulen Anti-Gewalt-Projekt in Berlin. "Besonders besorgniserregend ist die Zunahme der Gewalt gegen trans* Personen, die oft im öffentlichen Raum stattfindet."

Das Dunkelfeld bleibt groß

Trotz der alarmierenden offiziellen Zahlen gehen Expert*innen von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele Betroffene melden Übergriffe nicht, sei es aus Angst vor weiterer Diskriminierung, aufgrund von Misstrauen gegenüber Behörden oder weil sie befürchten, nicht ernst genommen zu werden.

"Die Dunkelziffer bei queerfeindlichen Übergriffen ist nach wie vor sehr hoch", bestätigt Alfonso Pantisano, Queerbeauftragter des Berliner Senats, gegenüber dem Tagesspiegel. "Viele Betroffene haben das Gefühl, dass eine Anzeige nichts bringt oder fürchten weitere Diskriminierungserfahrungen im Kontakt mit den Behörden."

Maßnahmen zur Bekämpfung queerfeindlicher Gewalt

Um der steigenden queerfeindlichen Gewalt entgegenzuwirken, haben Bund und Länder verschiedene Maßnahmen ergriffen. Das Bundesinnenministerium hat einen Arbeitskreis zur Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt eingerichtet und gemeinsam mit dem BKA einen umfassenden Lagebericht zur Sicherheit von LGBTQ-Personen veröffentlicht.

In Berlin gibt es seit Jahren spezielle Ansprechpersonen für LGBTQ-Personen bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Zudem arbeiten zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen wie MANEO, Lesbenberatung Berlin und TransInterQueer e.V. daran, Betroffene zu unterstützen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.

Besonders wichtig ist laut Expert*innen die konsequente strafrechtliche Verfolgung queerfeindlicher Hassverbrechen. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin, der auch im aktuellen Fall die Ermittlungen führt, ist auf solche Fälle spezialisiert.

Was tun bei queerfeindlichen Übergriffen?

Betroffene und Zeug*innen queerfeindlicher Übergriffe sollten diese nach Möglichkeit anzeigen. In Berlin können sie sich an die LSBTIQ*-Ansprechpersonen der Berliner Polizei wenden. Auch Beratungsstellen wie L-Support für lesbische, bisexuelle Frauen und trans Personen oder MANEO für schwule und bisexuelle Männer bieten Unterstützung.

Wichtig ist auch die gesellschaftliche Solidarität. "Wir alle sind gefordert, hinzuschauen und uns einzumischen, wenn wir Zeug*innen von Diskriminierung und Gewalt werden", betont Lena Herrmann von der Lesbenberatung Berlin. "Nur gemeinsam können wir ein Klima schaffen, in dem alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität sicher leben können."

Angesichts des aktuellen Vorfalls und der besorgniserregenden Zunahme queerfeindlicher Gewalt bleibt die Forderung nach mehr Schutz und Unterstützung für die LGBTQ-Community dringlicher denn je. Die Bekämpfung von Hassverbrechen ist nicht nur eine Aufgabe der Strafverfolgungsbehörden, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.


Bruder des Papstes teilt transfeindliche Botschaften auf Facebook – deutsche Katholiken reagieren betroffen

Der ältere Bruder von Papst Leo XIV. hat eine Geschichte der Verbreitung von transfeindlichen und rechtsgerichteten Inhalten in sozialen Medien, wie PinkNews berichtet. Louis Martin Prevost teilte unter anderem Beiträge, die Eltern von Transgender-Kindern als "beschissen" bezeichneten. Diese Entdeckung sorgt besonders in Deutschland für Diskussionen, wo die katholische Kirche einen vergleichsweise progressiveren Kurs in LGBTQ+-Fragen eingeschlagen hat.

Die Facebook-Beiträge von Louis Prevost sind nach der Wahl seines Bruders Robert zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche ins Rampenlicht gerückt. Nach dem Tod des 88-jährigen Papst Franziskus im April wurde Robert Prevost – der sowohl die amerikanische als auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt – nach einem zweitägigen Konklave zum ersten US-amerikanischen Papst gewählt.

Kontroverse Facebook-Posts

Die von Journalisten aufgedeckten Social-Media-Beiträge des älteren Prevost stehen im Widerspruch zu den politischen Positionen, die seinem Bruder Leo XIV. zugeschrieben werden. Ein Beitrag ist ein weitergeteiltes Video, das die demokratische Kongressabgeordnete und ehemalige US-Parlamentssprecherin Nancy Pelosi mit vulgären Ausdrücken beschimpft. Ein anderer ist ein LGBTQ+-feindliches Meme mit dem Text: "Dein Kind ist nicht trans, du bist nur ein beschissener Elternteil", wie The Guardian berichtete.

Ein dritter Beitrag beschuldigte den ehemaligen Präsidenten Barack Obama und die Demokraten, "die vollständige Zerstörung unserer Lebensweise anzustreben und dieses Land in eine Diktatur zu verwandeln, und noch dazu in eine rassistische".

Die Beiträge wurden angesichts der gestiegenen Aufmerksamkeit auf Prevosts Facebook-Konto offenbar privat gestellt, aber er bestätigte deren Existenz in mehreren Presseinterviews und betonte, dass es sich um seine eigenen Meinungen handle, nicht um die des neuen Papstes. Der Spiegel berichtete, dass Louis Prevost sich selbst als "MAGA-Typen" bezeichnet und einräumte, dass er seine Äußerungen möglicherweise "abschwächen" würde, da sein Bruder nun Papst ist.

Reaktionen aus Deutschland

In Deutschland, wo die katholische Kirche durch den Synodalen Weg einen Reformprozess eingeleitet hat, der auch LGBTQ+-Themen einschließt, haben die Äußerungen von Louis Prevost Besorgnis ausgelöst. Die deutsche Kirche gilt als eine der LGBTQ+-freundlichsten in Europa. So hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) erst kürzlich eine Handreichung für Seelsorger herausgegeben, die Segnungen für wiederverheiratete Geschiedene und homosexuelle Paare regelt.

"Solche transfeindlichen Äußerungen widersprechen dem Geist des Synodalen Weges, den wir in Deutschland gehen", erklärt OutInChurch, eine Initiative von queeren Mitarbeitenden in der katholischen Kirche. "Wir setzen uns für eine Kirche ohne Angst ein und fordern die Abschaffung veralteter Aussagen der kirchlichen Lehre in Bezug auf Sexualität und Geschlecht."

Der neue Papst und LGBTQ+-Rechte

Im Gegensatz zu seinem Bruder scheint Papst Leo XIV. nicht so fortschrittlich in Bezug auf LGBTQ+-Themen zu sein wie sein Vorgänger. Papst Franziskus hinterließ ein komplexes Erbe in Bezug auf die Unterstützung der Community, war aber bekannt dafür, die Sprache der Kirche gegenüber LGBTQ+-Personen zu mildern, wie mit seiner berühmten Aussage "Wer bin ich, zu urteilen?"

Nach Prevosts Wahl berichtete die New York Times, dass er 2012 Kritik an Unterhaltungsmedien geäußert hatte, da diese "Sympathie für Überzeugungen und Praktiken zeigten, die im Widerspruch zum Evangelium stehen", darunter der "homosexuelle Lebensstil" und "alternative Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Partnern und ihren adoptierten Kindern bestehen".

Trotz dieser Ansichten haben LGBTQ+-Katholiken die Hoffnung geäußert, dass sich seine "Meinungen und Ideen ändern können". Diese Hoffnung wird besonders in Deutschland geteilt, wo der Synodale Weg versucht, die Kirche für LGBTQ+-Personen inklusiver zu gestalten.

Kontrast zur deutschen katholischen Kirche

Die transfeindlichen Äußerungen von Louis Prevost stehen in starkem Kontrast zu den Bemühungen der deutschen katholischen Kirche, ihre Positionen zu LGBTQ+-Themen zu modernisieren. Im Rahmen des Synodalen Wegs wurden Vorschläge zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und zur Anerkennung von Trans*-Personen diskutiert.

"Die deutsche katholische Kirche hat sich auf den Weg gemacht, LGBTQ+-Personen stärker einzubeziehen und anzuerkennen", erklärt der Theologe Michael Brinkschröder vom Queerbeet-Gottesdienstkreis in München. "Die Äußerungen des Papst-Bruders erinnern uns daran, dass es innerhalb der Kirche weltweit sehr unterschiedliche Positionen gibt und wir in Deutschland noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen."

Die Situation verdeutlicht die Spannungen innerhalb der katholischen Kirche bezüglich LGBTQ+-Themen und wirft die Frage auf, welchen Kurs Papst Leo XIV. in seiner Amtszeit einschlagen wird. Für deutsche Katholiken, insbesondere für LGBTQ+-gläubige, ist dies eine Zeit der Ungewissheit, aber auch der Hoffnung auf Fortsetzung des Dialoges und der Öffnung, die unter Papst Franziskus begonnen hat.


Verbot von Pride in Ungarn: Eine fundamentale Bedrohung für die Demokratie in Europa und ihre Bedeutung für Deutschland

Das Verbot von Pride-Veranstaltungen in Ungarn stellt eine fundamentale Bedrohung für die Demokratie dar, zu der auch Deutschland nicht schweigen darf. Im ursprünglichen Artikel von ILGA-Europe wird aufgezeigt, wie das ungarische Vorgehen gegen die LGBTQ+-Community weitreichende Folgen für die demokratischen Grundwerte in der gesamten EU hat.

Ein demokratischer Albtraum im Herzen Europas

Stellen Sie sich vor: Der Christopher Street Day in Berlin, Köln oder München wird von der Bundesregierung verboten. Die Organisatoren werden strafrechtlich verfolgt. Gesichtserkennungssoftware identifiziert Teilnehmende, die trotzdem erscheinen, um sie zu registrieren und mit Bußgeldern zu belegen. Politiker schweigen weitgehend. Die Europäische Kommission äußert Bedenken, ergreift aber keine konkreten Maßnahmen.

Ein dystopisches Gedankenexperiment für Deutschland – aber in Ungarn bereits Realität. Ungarn ist das erste EU-Land, das faktisch einen Pride-Marsch verboten hat. Nicht aufgrund von Sicherheitsbedenken oder Gewaltrisiken, sondern weil die Regierung entschieden hat, dass LGBTQ+-Menschen nicht mehr friedlich durch die Straßen ihrer Hauptstadt marschieren dürfen.

Deutschlands besondere Verantwortung

Während in Deutschland 2024 zahlreiche Pride-Veranstaltungen stattfinden – vom Pride Month Berlin über den Christopher Street Day in unterschiedlichen Städten bis zum Pride Day Germany am 3. Juli – verschlechtert sich die Lage für die LGBTQ+-Community im EU-Nachbarland dramatisch. Deutschland hat sich bereits der EU-Klage gegen Ungarn angeschlossen, als es um das diskriminierende "Anti-LGBTQ-Propagandagesetz" ging, das 2021 verabschiedet wurde. Deutsche Fußballfans zeigten damals bei einem Spiel gegen Ungarn Regenbogenfahnen als Protest.

Angesichts des jüngsten Verbots von Pride-Veranstaltungen in Ungarn trägt Deutschland als einer der einflussreichsten EU-Mitgliedstaaten eine besondere Verantwortung, klare Konsequenzen zu fordern. Die historische Erfahrung mit dem Abbau demokratischer Rechte sollte Deutschland besonders sensibel für solche Entwicklungen machen.

Angriff auf die Zivilgesellschaft weitet sich aus

Der Raum für zivilgesellschaftliches Engagement in Ungarn schwindet in alarmierendem Tempo. Der neueste Gesetzentwurf mit dem Titel "Über Transparenz im öffentlichen Raum" würde es zivilgesellschaftlichen Organisationen, die die Regierung kritisieren oder sich für Frauen- und LGBTQ+-Rechte einsetzen, praktisch unmöglich machen, Unterstützung aus dem Ausland zu erhalten – einschließlich gezielter EU-Finanzierung durch das Programm "Bürger, Gleichheit, Rechte und Werte" (CERV).

Die Strategie wird immer deutlicher: Minderheiten instrumentalisieren, zivilgesellschaftliche Organisationen diskreditieren und entfinanzieren, die Demokratie abbauen. LGBTQ+-Menschen sind nur Bauern in diesem Zerstörungsspiel. Erst werden Transpersonen und Regenbogenfahnen dämonisiert, dann folgen Pressefreiheit, akademische Freiheit und unabhängige Gerichte.

Europäische Tendenzen und die deutsche Perspektive

Auch in anderen Teilen Europas testet die extreme Rechte die Grenzen aus. In Großbritannien hat der Oberste Gerichtshof Transpersonen den Rechtsschutz entzogen. In Georgien, einst ein EU-Beitrittshoffnungsträger, wurde ein drakonisches Gesetzespaket nach Moskauer Vorbild verabschiedet, um LGBTQ+-Äußerungen zu unterdrücken. In Bulgarien und Italien toben Debatten darüber, wer im öffentlichen Raum und in Schulbüchern existieren darf.

In Deutschland genießen LGBTQ+-Menschen vergleichsweise umfassende Rechte, doch anti-queere Ressentiments und Übergriffe nehmen zu. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) dokumentiert eine steigende Zahl von Hassverbrechen. Erst kürzlich befasste sich der Bundestag erstmals in einer Debatte explizit mit dem Thema "Queere Gewalt".

Das Schweigen der EU ist keine Neutralität, sondern Mittäterschaft

Und die Europäische Kommission? Sie beobachtet. Sie warnt. Aber sie handelt nicht entschlossen. Es wurde kein Vertragsverletzungsverfahren wegen des ungarischen Pride-Verbots eingeleitet. Es wurden keine politischen Kosten für die Kriminalisierung friedlicher Versammlungen auferlegt. Und während in Brüssel Erklärungen über "europäische Werte" abgegeben werden, kämpfen Aktivisten allein gegen Desinformation, Polizeieinschüchterung und öffentliche Feindseligkeit.

Seien wir deutlich: Wenn die Kommission beim Verbot von Pride in der EU wegschaut, ist das keine Neutralität, sondern Mittäterschaft.

Dieses Versagen trifft nicht nur LGBTQ+-Menschen. Es untergräbt das Fundament, auf dem die EU angeblich aufgebaut ist: Rechtsstaatlichkeit, Grundrechte, zivilgesellschaftlicher Raum. Zivilgesellschaftliche Gruppen, insbesondere solche, die LGBTQ+-Rechte verteidigen, werden durch rechtliche Schlupflöcher, feindliche Narrative und Finanzierungsbeschränkungen immer weiter eingeengt. An manchen Orten werden sie als "ausländische Agenten" oder "Feinde der Nation" gebrandmarkt.

Noch ist es nicht zu spät – Deutschlands Rolle

Es ist noch nicht zu spät, um das Blatt zu wenden. Deutschland sollte sich an die Spitze einer Bewegung stellen, die von der Europäischen Kommission fordert, nicht nur Erklärungen abzugeben, sondern Rechte zu verteidigen. Es ist Zeit, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn wegen des Verbots friedlicher Versammlungen in der EU einzuleiten. Es ist Zeit, zivilgesellschaftliche Gruppen zu unterstützen, die von Verleumdungskampagnen, restriktiven Gesetzen und Finanzierungsbedrohungen ins Visier genommen werden.

Deutschland, das mit seinem jährlichen Christopher Street Day in zahlreichen Städten eine lebendige Pride-Kultur feiert, muss deutlicher Position beziehen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat zwar die ungarische Gesetzgebung bereits kritisiert, doch braucht es nun konkretere Maßnahmen und Druck auf die EU-Kommission, um wirksame Schritte einzuleiten.

Es ist höchste Zeit, dass die Kommission aufhört, "soziale Fragen" von "Regierungsführung" zu trennen, denn wenn Regierungen LGBTQ+-Rechte beschneiden, untergraben sie auch verfassungsmäßige Garantien, richterliche Unabhängigkeit und die Integrität des Staates selbst. Alles hängt zusammen.

Vor allem ist es an der Zeit, LGBTQ+-Menschenrechte als das zu behandeln, was sie sind: ein Barometer für den Gesundheitszustand der Demokratie in der gesamten EU.

Fazit: Ein Weckruf für Deutschland und Europa

Während also am kommenden Wochenende Regenbogenfahnen in Berlin, Köln, München und anderen deutschen Städten wehen, wo EU-Bürger frei und friedlich an Pride-Veranstaltungen teilnehmen können – ohne Gesichtserkennung, ohne Bußgelder, ohne Kriminalisierung – fordern wir die deutschen und europäischen Führungspersönlichkeiten auf, nach Ungarn zu blicken und zu handeln. Man kann keine Union aufbauen, die auf Gleichheit basiert, und gleichzeitig zulassen, dass eines ihrer Mitglieder Pride kriminalisiert.

Denn wenn es mit dem Verbot eines Marsches beginnt – wo endet es dann? Diese Frage sollte uns alle, besonders in Deutschland mit seiner historischen Erfahrung, zutiefst beunruhigen und zum Handeln bewegen.


Polens Wahl: Zwischen LGBTQ+-Hoffnung und Rechtsruck - Was der Kampf um die Präsidentschaft für Deutschland bedeutet

In Polen steht eine richtungsweisende Entscheidung bevor: Am Sonntag wählt unser Nachbarland einen neuen Präsidenten. Mit Rafał Trzaskowski und Karol Nawrocki stehen sich ein queerfreundlicher Europäer und ein rechtspopulistischer Trump-Fan gegenüber. Wie queer.de berichtet, könnte diese Wahl nicht nur über die Zukunft Polens, sondern auch über die Rechte der LGBTQ+-Community im Land entscheiden.

Hoffnungsträger mit Einschränkungen

Rafał Trzaskowski, der liberale Bürgermeister von Warschau, führt die Umfragen mit etwa 34 Prozent an. Als sichtbarer Verbündeter der queeren Community hat er als Warschaus Bürgermeister eine Erklärung zum Schutz der LGBTQ+-Gemeinschaft unterzeichnet, regelmäßig an Pride-Veranstaltungen teilgenommen und setzt sich für die Rechte von Frauen ein. Doch seine Position ist nicht ohne Widersprüche: Trzaskowski lehnt das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ab – eine Haltung, die ihm Kritik von Organisationen wie "Miłość Nie Wyklucza" (Liebe schließt nicht aus) eingebracht hat.

Ähnliche Spannungen erleben wir auch in Deutschland: Während die Ampel-Koalition mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Meilenstein für trans* Personen erreicht hat, gibt es bei Themen wie dem Abstammungsrecht für lesbische Paare oder dem Schutz von LGBTQ+-Personen im Grundgesetz noch erheblichen Nachholbedarf. Der Vergleich zeigt: Auch progressive Politiker*innen haben oft Grenzen bei ihrer Unterstützung für vollständige Gleichberechtigung.

Der Trump-Bewunderer und die Gefahr eines Rechtsrucks

Trzaskowskis Hauptkonkurrent, der 42-jährige Historiker Karol Nawrocki, wird von der rechtsnationalistischen PiS unterstützt – jener Partei, die Polen von 2015 bis 2023 regierte und für ihre extrem queerfeindliche Politik bekannt wurde. Mit dem Wahlslogan "Polen zuerst" und seinem erklärten Vorbild Donald Trump verkörpert Nawrocki einen Rechtspopulismus, der auch in Deutschland bei der AfD zu beobachten ist.

In einer Fernsehdebatte warf Nawrocki seinem Kontrahenten vor, "die Regenbogenfahne über die polnische Flagge zu stellen" – eine Rhetorik, die an die deutsche AfD-Propaganda gegen vermeintliche "Genderpolitik" erinnert. Laut Human Rights Watch haben Rechte der LGBTQ+-Community in Polen unter der PiS-Regierung erheblich gelitten, mit sogenannten "LGBT-freien Zonen" und zunehmender Diskriminierung.

Bedeutung für Deutschland und Europa

Der Ausgang dieser Wahl hat direkte Auswirkungen auf Deutschland. Während Trzaskowski für enge europäische Zusammenarbeit steht, fordert Nawrocki von Berlin Kriegsreparationen in Höhe von 1,3 Billionen Euro und plant Grenzkontrollen zu Deutschland, um Migration zu begrenzen. Die deutsch-polnischen Beziehungen könnten bei einem Sieg Nawrockis erheblich belastet werden.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland, die eng mit polnischen Aktivist*innen vernetzt ist, bedeutet diese Wahl mehr als nur Politik im Nachbarland. Deutsche Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) beobachten die Entwicklungen in Polen genau, da Rückschritte dort auch den Diskurs in Deutschland beeinflussen können.

Eine geteilte Gesellschaft

Wie in Deutschland ist auch die polnische Gesellschaft bei Themen wie LGBTQ+-Rechten gespalten. Während jüngere, urbane Bevölkerungsgruppen mehrheitlich für mehr Akzeptanz eintreten, spielen konservative Werte und die katholische Kirche in ländlichen Gebieten eine dominante Rolle. Eine ähnliche Stadt-Land-Kluft erleben wir auch in Deutschland – wenn auch nicht so ausgeprägt wie im Nachbarland.

Die Zeit nach der PiS-Regierung unter Donald Tusk hat bereits zaghafte Verbesserungen für die queere Community gebracht. Ein Sieg Trzaskowskis könnte diesen Weg fortsetzen, während Nawrocki als Präsident mit seinem Vetorecht Reformen blockieren könnte – so wie es der scheidende Präsident Andrzej Duda getan hat, der 2020 mit einem offen queerfeindlichen Wahlkampf gegen Trzaskowski gewann.

Ausblick: Entscheidung in der Stichwahl

Mit 34 Prozent für Trzaskowski und 27 Prozent für Nawrocki in den Umfragen zeichnet sich ab, dass die Entscheidung erst in der Stichwahl am 1. Juni fallen wird. Für die LGBTQ+-Community in Polen steht viel auf dem Spiel – von der Einführung eingetragener Partnerschaften bis hin zum Schutz vor Diskriminierung.

Während Deutschland mit der Ehe für alle, dem Selbstbestimmungsgesetz und dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) bereits wichtige rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen hat, kämpft Polen noch um grundlegende Anerkennung. Diese Wahl könnte entscheiden, ob sich die Kluft zwischen beiden Ländern in Bezug auf LGBTQ+-Rechte weiter vergrößert oder verkleinert.

In beiden Ländern zeigt sich: Der Kampf für LGBTQ+-Rechte ist ein fortlaufender Prozess, der durch politische Machtwechsel beschleunigt oder zurückgeworfen werden kann. Die polnische Präsidentschaftswahl erinnert uns daran, wie wichtig politische Wachsamkeit für den Erhalt und Ausbau von Minderheitenrechten ist – in Polen ebenso wie in Deutschland.


ESC-Gewinner*in Nemo kritisiert Pride-Flaggen-Verbot – deutsche LGBTQ+-Community solidarisch

Die nicht-binäre ESC-Gewinner*in Nemo zeigt sich "traurig" und "verwirrt" über die Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Pride-Flaggen bei offiziellen Eurovision-Veranstaltungen zu verbieten. Wie PinkNews berichtet, kritisiert Nemo die EBU scharf und wirft ihr vor, ihre "Verantwortung" gegenüber der LGBTQ+-Community nicht ernst zu nehmen.

Neues Flaggen-Verbot löst Empörung aus

Im vergangenen Monat bestätigte die EBU, dass es Teilnehmer*innen des Eurovision Song Contest 2025 in Basel untersagt sein wird, andere Flaggen als die ihres teilnehmenden Landes zu offiziellen Eurovision-Veranstaltungen mitzubringen. Dies bedeutet, dass Pride-Flaggen auf der Hauptbühne der St. Jakobshalle, im Green Room, im Eurovision Village, bei der Flaggenparade oder auf dem Türkisfarbenen Teppich nicht mehr gezeigt werden dürfen.

Diese verschärfte Regelung kommt, nachdem Nemo – die geschichtsträchtige nicht-binäre Teilnehmer*in der Schweiz und spätere Gewinner*in des Wettbewerbs – im vergangenen Jahr eine nicht-binäre Flagge bei der Flaggenparade "einschmuggeln" musste.

Nemos persönliche Erfahrung

"An diesem Punkt bin ich sehr verwirrt", erklärte die 25-jährige Künstler*in gegenüber PinkNews. "Letztes Jahr bereitete ich meine nicht-binäre Flagge vor und dachte: 'OK, ich gehe mit der Schweizer Flagge und der nicht-binären Flagge' und dann sagte jemand: 'Oh, tut mir leid, du kannst das nicht mitnehmen, es ist auf der Bühne verboten'. Also habe ich einfach stillgehalten und sie irgendwo versteckt, wo niemand sie sehen konnte."

Nemo kritisierte auch die Doppelmoral der EBU, die nach dem Sieg Fotos von Nemo mit der nicht-binären Flagge in den sozialen Medien veröffentlichte, obwohl es zunächst verboten war. "Das ist so dumm. Und dann haben sie eine Erklärung abgegeben, dass es 'immer erlaubt' war. Ich dachte, gut, dann können wir jetzt weitermachen und das wird kein Problem mehr sein. Jetzt sagen sie aber aktiv, dass es nicht mehr erlaubt ist, obwohl die Schweiz kein Problem damit hätte."

Reaktionen in Deutschland

Auch in Deutschland hat das Flaggenverbot für Empörung gesorgt. SCHWULISSIMO berichtet, dass viele deutsche LGBTQ+-Vertreter*innen das Verbot als klaren Widerspruch zur traditionellen Rolle des ESC als Plattform für Vielfalt und Toleranz sehen. Der Bundesverband Lesben und Schwule in der Union (LSU) hat in einer Stellungnahme das Verbot als "rückschrittlich und enttäuschend" bezeichnet.

Isabell Barth, Vorsitzende des deutschen Eurovision-Fanclubs, erklärt: "Der ESC hat eine jahrzehntelange Tradition als sicherer Raum für die LGBTQ+-Community. Die Regenbogenfahne ist dabei kein politisches Symbol, sondern steht für Vielfalt und Akzeptanz – genau die Werte, für die der ESC eigentlich einsteht."

Widersprüchliche Regelungen

Die neue Flaggenpolitik der EBU sieht vor, dass Teilnehmer*innen nur ihre Landesflagge tragen dürfen, während Fans und Zuschauer*innen jede Art von Flagge mitbringen können, solange diese mit schweizerischem Recht konform ist und nicht diskriminierend ist oder zu Hass aufruft.

"Ich verstehe es einfach nicht. Ich bin verwirrt über den Entscheidungsprozess und die Absicht dahinter", sagte Nemo. "Es muss Sinn ergeben. Man kann nicht als queerstes Event Europas bekannt sein und dann sagen: 'Wir erlauben keine Pride-Flaggen.' Das ergibt einfach keinen Sinn für mich, besonders in dieser Zeit."

Kritik an der EBU

Nemo fordert die EBU auf, jetzt Stellung zu beziehen und Verantwortung zu übernehmen, da so viele queere Menschen am Eurovision teilnehmen, ihn anschauen und bei ihm auftreten. "Es macht mich einfach traurig, dass diese Verantwortung nicht wahrgenommen zu werden scheint."

Auch in deutschen Medien wird die Frage aufgeworfen, ob die EBU mit diesem Schritt ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Der SWR berichtet, dass viele deutsche Fans des Wettbewerbs enttäuscht sind und das Verbot als Widerspruch zum Selbstverständnis des ESC als Ort der Vielfalt und Akzeptanz sehen.

EBU rechtfertigt Entscheidung

In einer Stellungnahme an PinkNews erklärte ein EBU-Sprecher, dass die offiziellen Flaggenrichtlinien des Eurovision Song Contest 2025 vom Schweizer Gastgebersender SRG SSR mit Beiträgen der EBU entwickelt wurden, insbesondere für offizielle ESC-Räume, um Klarheit für Publikum und Delegationen zu schaffen.

"In Übereinstimmung mit anderen internationalen Wettbewerben können teilnehmende Sender in offiziellen Räumen – dazu gehören die Bühne, der Green Room, die Eurovision Village Bühne und der Türkisfarbene Teppich – nur eine Nationalflagge verwenden", heißt es in der Erklärung.

Ausblick auf den Wettbewerb

Das Halbfinale des Eurovision Song Contest findet am 15. Mai statt, das Finale am Samstag, den 17. Mai. Für Deutschland tritt Reagan James an, der sich bereits solidarisch mit Nemo gezeigt und Unverständnis über das Flaggenverbot geäußert hat.

Ob sich alle Teilnehmer*innen an die neuen Regeln halten werden, bleibt abzuwarten. Nemo selbst ist gespannt: "Mal sehen, ob sich dieses Jahr alle an die Regeln halten oder nicht. Ich bin gespannt auf weitere Entwicklungen."


"Ich bin keine Ausnahme": Homophober Angriff auf Hanauer Juso-Chef zeigt anhaltende Diskriminierung queerer Menschen in Deutschland

Ein homophober Übergriff auf den Hanauer Juso-Vorsitzenden Max Tischberger macht erneut auf die erschreckende Realität queerfeindlicher Gewalt in Deutschland aufmerksam. Wie queer.de berichtet, ereignete sich der Vorfall am vergangenen Samstag im Hanauer Stadtteil Großauheim, als Tischberger auf dem Heimweg vom Mainuferfest war.

Der Vorfall: Beleidigung und Nötigung

Laut Angaben der SPD-Jugendorganisation näherte sich ein alkoholisierter Jugendlicher aus einer Gruppe von vier bis fünf Personen dem Juso-Chef, packte ihn an den Handgelenken und hinderte ihn am Weitergehen. In aggressivem Ton fragte der Teenager: "Ich habe gehört, dass du eine Schwuchtel bist – stimmt das?" und fügte hinzu: "Eine Schwuchtel kann ich in Auheim nicht tolerieren."

Tischberger reagierte besonnen und konnte sich verbal aus der Situation befreien. Nachdem er außer Reichweite des Angreifers war, verständigte er den Notruf und erstattete Anzeige wegen Nötigung und Beleidigung.

"Queerfeindlichkeit ist bittere Realität"

"Ich habe mich entschieden, diesen Angriff öffentlich zu machen – weil ich keine Ausnahme bin, sondern Queerfeindlichkeit für viele Menschen bittere Realität ist", erklärte Tischberger nach dem Vorfall. "Als queerer Mensch erfahre ich immer wieder subtile wie offene Anfeindungen." Der seit 2023 als Juso-Vorsitzender aktive Politiker betonte, er wolle sich nicht einschüchtern lassen: "Wir müssen öffentlich über Vorfälle sprechen, damit sich die Täter nicht durch Schweigen bestätigt fühlen."

Ein Teil eines größeren Problems

Der Vorfall in Hanau steht beispielhaft für ein alarmierendes gesellschaftliches Problem in Deutschland. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) vom Mai 2024 erfahren LGBTQ+-Personen trotz gestiegener gesellschaftlicher Akzeptanz weiterhin Gewalt, Belästigung und Diskriminierung.

Die Zahlen sind alarmierend: 16 Prozent der LGBTQ+-Personen in Deutschland berichten von Gewalterfahrungen, bei intergeschlechtlichen Menschen sind es sogar über ein Drittel. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) war bereits Belästigungen ausgesetzt.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Straftaten

Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung der letzten Jahre: Der Lagebericht zur kriminalitätsbezogenen Sicherheit von LSBTIQ* verzeichnete für 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Jahr 2022. Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht.

Besonders junge LGBTQ+-Personen sind von Diskriminierung betroffen. Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) haben über 80 Prozent der befragten queeren Jugendlichen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Zugehörigkeit bereits Diskriminierung erfahren – am häufigsten in der Öffentlichkeit.

Aufruf zum Handeln

Sophie Seidel, Vizevorsitzende der Jusos in Hanau, unterstützt Tischbergers Entscheidung, den Vorfall öffentlich zu machen: "Es darf keine Normalität sein, als queere Person diskriminiert, angefeindet oder sogar angegriffen zu werden."

Der Fall zeigt, dass trotz gesetzlicher Fortschritte wie dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbietet, noch viel zu tun bleibt. Experten fordern eine konsequentere Erfassung und Verfolgung queerfeindlicher Straftaten sowie mehr Präventions- und Aufklärungsarbeit.

Tischbergers mutige Haltung verdeutlicht, wie wichtig es ist, queerfeindliche Vorfälle sichtbar zu machen und nicht zu schweigen. "Ich bin überzeugt, dass Hanau bunt ist. Nur Einzelne erwecken mit ihrer Haltung den Anschein, als seien sie die Mitte der Gesellschaft", betont er. Eine Botschaft, die angesichts der besorgniserregenden Entwicklung queerfeindlicher Gewalt in Deutschland wichtiger ist denn je.


EU-weite Petition gegen Konversionstherapien: Über 960.000 Menschen fordern Schutz für LGBTQ+-Community

Eine europaweite Petition für ein rechtsverbindliches Verbot von Konversionstherapien hat kurz vor Ablauf der Frist bereits fast eine Million Unterschriften gesammelt. Die Initiative Act1 benötigt bis Samstag eine Million Unterstützer*innen, damit sich die EU-Kommission mit dem Anliegen befassen muss. Die Kampagne hat prominente Unterstützung und könnte ein wichtiger Schritt für den Schutz der LGBTQ+-Community in ganz Europa sein.

Europaweiter Schutz vor schädlichen Praktiken

Während in Deutschland seit 2020 zumindest für Minderjährige ein Verbot von Konversionstherapien gilt, sind diese sogenannten "Behandlungen" in 19 der 27 EU-Mitgliedsstaaten noch immer legal. Neben Deutschland haben bisher nur Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien, Griechenland, Zypern und Malta entsprechende Gesetze erlassen. Malta war dabei 2016 das erste europäische Land, das diese Praktiken vollständig verboten hat.

Der 21-jährige Student Mattéo Garguilo, einer der Initiatoren der Petition, hofft, dass die Bewegung tatsächlich eine Veränderung bewirken kann. Die breite Unterstützung durch Influencer*innen, Künstler*innen und Politiker*innen wie die belgische Sängerin Angèle und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik zeigt, dass das Thema in der Gesellschaft angekommen ist.

Gesundheitsrisiken durch "Konversionstherapien"

Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich einig: Konversionstherapien, die darauf abzielen, die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität eines Menschen zu ändern, sind nicht nur unwirksam, sondern können schwere psychische Schäden verursachen. Der Weltärztebund und zahlreiche medizinische Fachgesellschaften warnen eindringlich vor den Folgen wie Depressionen, Angststörungen und erhöhtem Suizidrisiko.

In Deutschland ist die Debatte um eine Ausweitung des Verbots auf Erwachsene im Gang. Kritiker*innen sehen in einem umfassenden Verbot einen Eingriff in die persönliche Freiheit, während Befürworter*innen betonen, dass der Schutz vor schädlichen Praktiken Vorrang haben müsse – insbesondere, da Konversionstherapien oft in einem Umfeld von sozialem oder religiösem Druck stattfinden.

Hoffnung auf EU-weite Regelung

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits im September 2023 die EU-Kommissarin Hadja Lahbib beauftragt, ein europaweites Verbot auszuarbeiten. Die aktuelle Petition könnte diesem Vorhaben nun zusätzlichen Schwung verleihen.

Der Erfolg der Petition wäre ein wichtiges Signal für die LGBTQ+-Community in Europa. Während in Ländern wie Frankreich bereits umfassende Verbote existieren, fehlt in vielen osteuropäischen Ländern jeglicher gesetzlicher Schutz vor diesen Praktiken, die fälschlicherweise den Eindruck vermitteln, Homosexualität oder Transidentität seien Krankheiten, die "geheilt" werden müssten.

Die deutsche LGBTQ+-Community blickt nun gespannt nach Brüssel. Ein EU-weites Verbot wäre nicht nur ein wichtiger Schutz für queere Menschen in Ländern ohne entsprechende Gesetzgebung, sondern könnte auch die bestehenden nationalen Regelungen stärken und vereinheitlichen.


Einschränkung am Reichstag: Klöckner lässt Regenbogenflagge nur noch am IDAHOBIT zu

Der Bundestag wird am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT) an diesem Samstag die Regenbogenflagge hissen – am Christopher Street Day (CSD) soll das Symbol der queeren Community dagegen dort nicht mehr zu sehen sein. Diese Entscheidung teilte der Bundestag in einer offiziellen Mitteilung mit, wie queer.de berichtet.

Klöckners Begründung: CSD braucht keine institutionelle Unterstützung

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) begründet ihre Entscheidung damit, dass der 17. Mai entscheidend im Kampf "gegen Diskriminierung und für die Akzeptanz der Unterschiedlichkeit und Gleichwertigkeit aller Menschen" sei. An diesem Tag strich die Weltgesundheitsorganisation 1990 Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten – ein wichtiger Meilenstein für die LGBTQ+-Community.

Zum CSD rechtfertigt Klöckner ihre restriktive Haltung: "Ich habe zudem entschieden, dass dies der einzige Anlass sein wird und eine entsprechende Beflaggung sich nicht auch auf den Christopher-Street-Day erstreckt, der als Tag der Versammlung, des Protests und der Feier von seiner kraftvollen Präsenz auf den Straßen lebt." Die Regenbogenfahne werde zum CSD "zurecht auf vielfältige Weise durch die Menschen selbst getragen und verbreitet, nicht durch die Institution Bundestag." Außerdem stehe die schwarz-rot-goldene Fahne ja auch für "das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und gegen Diskriminierung".

Ein Schritt zurück in der Symbolpolitik

Diese Entscheidung markiert einen deutlichen Bruch mit der Praxis der vergangenen Jahre. Im Juli 2022 wurde unter der damaligen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zum ersten Mal in der Geschichte die Regenbogenflagge auf dem Reichstagsgebäude gehisst. Bas hatte damals erklärt, dass dies die Sichtbarkeit des Bekenntnisses zu Vielfalt und Diversität deutlich erhöhen würde. Die historisch bedeutsame Flagge wurde später dem Deutschen Historischen Museum übergeben.

Kritiker vermuten einen Zusammenhang mit der scharfen Kritik des Berliner CSD an der Politik der CDU im letzten Jahr. Der Regierende CDU-Bürgermeister Kai Wegner hielt deshalb nicht wie im Jahr zuvor eine Eröffnungsrede bei dem Event.

Klöckners problematische Vergangenheit bei LGBTQ+-Themen

Julia Klöckner gilt in der Community als Gegnerin von LGBTQ+-Rechten, die in der Vergangenheit auch populistisch gegen queere Menschen Stimmung machte. So bezeichnete sie 2022 einen Text über trans Menschen im "Regenbogenportal" der Bundesregierung als "irre", wie queer.de berichtete.

Die Entscheidung fügt sich in ein Muster von Symbolpolitik ein, bei dem die Sichtbarkeit queerer Themen in offiziellen Institutionen zunehmend infrage gestellt wird. Während in anderen Ländern wie Kanada, den USA oder Großbritannien das Hissen der Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden zu verschiedenen Anlässen üblich ist, zeigt sich in Deutschland eine Tendenz zur Einschränkung.

Die Bedeutung symbolischer Unterstützung für die Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland haben symbolische Gesten wie das Hissen der Regenbogenflagge am Reichstag eine besondere Bedeutung. Sie stehen für die Anerkennung nach Jahrzehnten der Verfolgung, insbesondere durch den Paragraphen 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte und erst 1994 vollständig abgeschafft wurde.

Während offizielle Symbole reduziert werden, bleibt die Straße als Ort des Protests und der Sichtbarkeit umso wichtiger. Der Christopher Street Day, der an die Stonewall-Aufstände von 1969 in New York erinnert, wird in diesem Jahr in Berlin und anderen deutschen Städten voraussichtlich besonders stark besucht werden – nicht zuletzt als Reaktion auf Rückschritte in der Symbolpolitik und als Zeichen gegen die zunehmende Queerfeindlichkeit in Teilen der Gesellschaft.

Die Diskussion um die Regenbogenflagge am Bundestag zeigt, dass der Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung der LGBTQ+-Community in Deutschland noch lange nicht abgeschlossen ist.


Angriff auf die Vielfalt: Regenbogen-Banner vor CSD in Flensburg zerstört

Kurz vor dem Christopher Street Day (CSD) in Flensburg haben Unbekannte zwei Regenbogen-Banner zerstört, die an Eisenbahnbrücken in der Innenstadt auf die anstehenden Rainbow Days und den CSD hinweisen sollten. Wie queer.de berichtet, wurden die Banner in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch demoliert. Die Hintergründe sind bislang unklar, der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Zunehmende Queerfeindlichkeit in Deutschland

Andreas Witolla, Leiter des queeren Zentrums Flensbunt, äußerte sich besorgt: "Obwohl wir von einem großen Bündnis aus verschiedenen Organisationen, Privatpersonen und der Stadt Flensburg unterstützt werden, wird der Ton rauer." In sozialen Medien gebe es neben Zuspruch auch "massive Ablehnung und Hasskommentare gegen die queere Community". Diese Gewalt sei "für uns unbegreiflich".

Der Vorfall in Flensburg reiht sich ein in eine besorgniserregende bundesweite Entwicklung. Laut Lagebericht des Bundeskriminalamts haben queerfeindliche Straftaten in Deutschland deutlich zugenommen. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Kein Einzelfall: Angriffe auf CSD-Veranstaltungen nehmen zu

Bundesweit häufen sich die Berichte über Vandalismus gegen Regenbogenflaggen und andere Symbole der queeren Community, besonders im Umfeld von CSD-Veranstaltungen. In Würzburg wurde kürzlich ein Pride-Zeichen mit einer Deutschlandflagge übermalt, in Brandenburg wurden queerfeindliche Graffiti am Startpunkt eines CSD gesprüht, und in Eisenhüttenstadt warfen Rechtsextreme sogar Schottersteine auf eine CSD-Demonstration.

Auch bei größeren Veranstaltungen wie dem CSD in Hannover kam es zu mehreren Gewalttaten, Beleidigungen und sexuellen Belästigungen. Viele dieser Fälle werden inzwischen vom Staatsschutz bearbeitet, da sie als politisch motivierte Hassverbrechen eingestuft werden.

"Hier & Queer – Jetzt erst recht"

Trotz der Angriffe bleibt die Flensburger Community kämpferisch. Witolla betont: "Wir lassen uns nicht unterkriegen und werden weiter für Akzeptanz, Anerkennung und gegen Gewalt einstehen und ganz nach dem diesjährigen Motto 'Hier & Queer – Jetzt erst recht'."

Der CSD in Flensburg findet wie geplant am Samstag statt. Die Polizei hat verstärkte Schutzmaßnahmen angekündigt. Bundesweit setzen viele Städte inzwischen auf erhöhte Polizeipräsenz bei Pride-Veranstaltungen, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten.

Hohe Dunkelziffer bei queerfeindlichen Straftaten

Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer bei queerfeindlichen Straftaten aus. Laut ZDF hat sich die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 nahezu verzehnfacht – ein alarmierender Trend, der die gestiegene gesellschaftliche Polarisierung widerspiegelt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, queere Menschen besser zu schützen und queerfeindliche Gewalt konsequent zu verfolgen. Der LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) fordert unterdessen mehr Prävention und bessere Unterstützung für Betroffene.

Die Sicherheitsorgane reagieren: Bei vielen CSD-Veranstaltungen in Deutschland wird die Polizeipräsenz inzwischen deutlich verstärkt, wie auch bei der anstehenden Veranstaltung in Flensburg der Fall sein wird.


Budapest Pride fordert EU-Sanktionen gegen Orban: Ein Kampf für Grundrechte mit Bedeutung für Deutschland

Die Organisator*innen der von einem Verbot bedrohten Budapester Pride-Parade haben europäische Sanktionen gegen den ungarischen Regierungschef Viktor Orban gefordert. Wie queer.de berichtet, bezeichnete die Präsidentin der Budapester CSD-Demonstration, Viktoria Radvanyi, Orbans LGBTI-feindliche Gesetze als "eine skandalöse Verletzung von Grundrechten" bei einer Veranstaltung im Europaparlament in Brüssel.

Das umstrittene Gesetz und seine Folgen

Im März 2025 verabschiedete das ungarische Parlament ein Gesetz, das als Grundlage für ein mögliches Verbot der Budapester Pride-Demonstration dient. Dieses Gesetz verbietet Versammlungen, die gegen das sogenannte "Kinderschutzgesetz" aus dem Jahr 2021 verstoßen. Letzteres schränkt das Informieren über Homosexualität und Geschlechtervielfalt für Minderjährige massiv ein und wurde international als "Anti-LGBTQ+-Propaganda-Gesetz" kritisiert.

Das neue Gesetz droht den Organisator*innen und Teilnehmer*innen der Pride-Parade mit Geldstrafen von bis zu 500 Euro. Trotz dieser Drohung planen die Organisator*innen, die Veranstaltung am 28. Juni durchzuführen. Die Budapest Pride ist eine der größten LGBTQ+-Veranstaltungen in Osteuropa und zieht seit Jahren regelmäßig mehrere zehntausend Teilnehmer*innen an.

Kritik an der EU-Kommission

"Trotz dieses brutalen, beispiellosen Gesetzes hat die Europäische Kommission in den letzten zwei Monaten leider keinerlei Maßnahmen ergriffen", beklagte Pride-Organisatorin Radvanyi. Der ungarische Aktivist Tamas Dombos bezeichnete Ungarn als "Vorreiter" bei Angriffen auf die Rechte von queeren Menschen und forderte "konkrete Maßnahmen" aus Brüssel.

Die für Gleichstellung zuständige EU-Kommissarin Hadja Lahbib versicherte den ungarischen Aktivist*innen: "Wenn nötig, wird die Kommission nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen." Konkrete Details nannte sie allerdings nicht. Die EU-Kommission hat bereits mehrere Milliarden Euro an Fördergeldern für Ungarn eingefroren, teilweise auch wegen des Vorgehens gegen LGBTI-Rechte. Kritisch sehen Aktivist*innen, dass ein Teil des Geldes im vergangenen Jahr wieder freigegeben wurde.

Deutschlands Position und Solidarität

Deutschland positioniert sich auf EU-Ebene klar gegen die Einschränkung der Rechte von LGBTIQ*-Personen in Ungarn. Die Bundesrepublik unterstützt die von der EU-Kommission eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen Ungarn, darunter die Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) wegen des "Kinderschutzgesetzes" von 2021. Zusammen mit anderen EU-Mitgliedstaaten hat sich Deutschland der Klage angeschlossen.

In Deutschland haben sich zahlreiche LGBTQ+-Organisationen solidarisch mit den ungarischen Aktivist*innen erklärt. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) sowie der CSD Deutschland e.V. haben ihre Unterstützung für die Budapest Pride bekundet und die Bemühungen ungarischer Aktivist*innen gewürdigt, trotz widriger Umstände für ihre Rechte einzustehen.

Proteste und Widerstand

In den vergangenen Monaten hatten bereits mehrfach tausende Menschen in der ungarischen Hauptstadt gegen das mögliche Pride-Verbot demonstriert. Die Proteste zeigen, dass trotz der restriktiven Politik der Orban-Regierung der Widerstand in der Zivilgesellschaft wächst.

Der Fall Ungarn wird zunehmend zu einem Präzedenzfall für den Umgang der EU mit Mitgliedstaaten, die systematisch Grundrechte aushöhlen. Die Entscheidung, wie die EU auf das drohende Verbot der Budapest Pride reagiert, könnte wegweisend für ähnliche Situationen in anderen EU-Ländern sein, in denen rechtspopulistische Regierungen an die Macht kommen.

Ausblick und europäische Bedeutung

Die Forderung nach EU-Sanktionen gegen die Orban-Regierung unterstreicht die europäische Dimension des Kampfes für LGBTQ+-Rechte. In einer Zeit, in der in mehreren europäischen Ländern rechtspopulistische Bewegungen an Einfluss gewinnen, hat der Umgang mit dem ungarischen Fall Signalwirkung für die gesamte EU.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist die Situation in Ungarn besonders alarmierend, da sie zeigt, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder eingeschränkt werden können. Die Solidarität mit den ungarischen Aktivist*innen ist daher nicht nur eine Frage der internationalen Zusammenarbeit, sondern auch ein wichtiges Signal für die Verteidigung der Rechte von LGBTQ+-Personen in ganz Europa.

Die geplante Budapest Pride am 28. Juni wird zeigen, ob der Widerstand gegen die repressive Politik der ungarischen Regierung erfolgreich sein kann. Für viele Aktivist*innen in Deutschland und der gesamten EU ist dieser Kampf zu einem Symbol für die Verteidigung europäischer Grundwerte geworden.


US-Militär unter Trump - Systematische Ausgrenzung von trans Personen im Vergleich zur inklusiven Haltung der Bundeswehr

Das US-Verteidigungsministerium hat unter der Trump-Administration aktiv daran gearbeitet, trans Menschen aus dem Militär auszuschließen, wie aus einem veröffentlichten "Leitfaden" hervorgeht, über den ursprünglich queer.de berichtete. Diese diskriminierende Politik steht in starkem Kontrast zur deutschen Bundeswehr, die einen inklusiven Ansatz verfolgt und als Vorreiter für trans Rechte im Arbeitsumfeld gilt.

Der US-Leitfaden: Ausschluss durch die Hintertür

Der Leitfaden des US-Verteidigungsministeriums legte trans Soldaten nahe, "freiwillig" ihren Dienst zu beenden, wenn sie "eine Diagnose oder Vorgeschichte von Geschlechtsdysphorie haben oder dazu passende Symptome aufweisen". Bei Weigerung drohten regelmäßige Gesundheitsbeurteilungen mit dem Ziel, sie zu identifizieren und mit geringerer Abfindung aus dem Militär zu entfernen. Bemerkenswert ist, dass das Ministerium in seiner Kommunikation den Begriff "trans Personen" vermied und stattdessen ein hochrangiger Beamter von einer "falschen Geschlechtsidentität" sprach.

Besonders problematisch: Diese Politik ignorierte bewusst die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die trans und geschlechtsdiverse Identitäten seit 2019 nicht mehr als psychische Erkrankungen einstuft.

Der politische Wandel unter Biden

Die gute Nachricht für trans Personen im US-Militär: Diese diskriminierende Politik wurde mittlerweile durch Präsident Biden rückgängig gemacht. Bereits im Januar 2021 hob Biden das Trump-Verbot per Exekutivanordnung auf. Die Biden-Administration betonte, dass alle qualifizierten Amerikaner*innen dienen sollten und dass Vielfalt eine Stärke des Militärs sei. Das Pentagon erließ daraufhin neue Richtlinien zur Unterstützung von trans Soldaten, einschließlich Regelungen für medizinische Versorgung.

Deutsche Bundeswehr als positives Gegenbeispiel

Im deutlichen Gegensatz zur Trump-Ära steht die Haltung der deutschen Bundeswehr. In Deutschland dürfen trans Personen ohne spezifische Einschränkungen im Militär dienen. Die Bundeswehr hat sich einer inklusiven Arbeitsumgebung verschrieben, in der alle Soldat*innen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität respektiert und unterstützt werden.

Laut Haufe.de gilt die Bundeswehr sogar als Vorreiter für den respektvollen Umgang mit Geschlechtsangleichungen im Arbeitsverhältnis. Die medizinische Versorgung im Zusammenhang mit Geschlechtsangleichung ist in der Regel durch die militärische Krankenversicherung abgedeckt - ein enormer Unterschied zur diskriminierenden Politik unter Trump.

Die gesellschaftliche Bedeutung

Der Umgang mit trans Personen im Militär spiegelt oft breitere gesellschaftliche Haltungen wider. Die Trump-Administration führte zahlreiche diskriminierende Maßnahmen gegen trans Menschen ein, nicht nur im Militär. Die damalige Begründung, trans Personen würden eine "zu hohe medizinische Belastung" darstellen, wurde von Expert*innen wiederholt widerlegt.

Die deutsche Position zeigt, dass Inklusion und militärische Effektivität Hand in Hand gehen können. Trans Personen bringen wie alle anderen Soldat*innen wertvolle Fähigkeiten und Perspektiven ein. Die Bundeswehr erkennt an, dass die Unterstützung der Identität aller Mitarbeitenden letztlich die Einsatzbereitschaft und Moral stärkt.

Fazit: Ein Kampf um Gleichberechtigung

Während trans Personen im US-Militär unter Trump aktiv ausgegrenzt wurden, zeigt die deutsche Praxis, dass ein inklusiver Ansatz möglich und vorteilhaft ist. Die Rücknahme des Verbots durch Biden ist ein wichtiger Schritt, doch bleibt die Sorge, dass bei einem erneuten politischen Wandel in den USA diese Rechte wieder in Gefahr geraten könnten.

Der Kampf um Gleichberechtigung für trans Personen im Militär ist somit Teil eines größeren Ringens um die Anerkennung der Menschenrechte und Würde aller LGBTQ+ Personen - ein Kampf, der auch in Deutschland trotz fortschrittlicherer Politik weitergeht.


Diversität oder Übernahme: US-Telekommunikationsriese Verizon opfert Inklusionsprogramme für Milliardendeal

Der US-Telekom-Riese Verizon hat die milliardenschwere Übernahme des Konkurrenten Frontier Communications erst nach dem vollständigen Verzicht auf Diversitäts-Initiativen bewilligt bekommen, wie queer.de berichtet. Dies zeigt, wie unter der Trump-Administration Gleichstellungsbemühungen zunehmend unter Druck geraten und wirtschaftliche Interessen über Inklusionsziele gestellt werden.

DEI-Programme als Hindernis für Milliardenübernahme

Verizon hatte zum insgesamt rund 20 Milliarden Dollar schweren Kauf des Konkurrenten Frontier Communications bereits im vergangenen September angesetzt. Der von Donald Trump eingesetzte Chef der US-Telekom-Aufsicht FCC, Brendan Carr, blockierte jedoch die Genehmigung mit der Begründung, Verizon würde seine DEI-Programme (Diversity, Equity and Inclusion) nicht entschieden genug abschaffen.

Am Donnerstag teilte Verizon der FCC (Federal Communications Commission) schließlich mit, dass alle Diversitäts-Programme sofort beendet würden. Diese Entscheidung umfasste laut Fox Business die Entfernung der "Diversity and Inclusion"-Website, die Streichung von DEI-Hinweisen aus Mitarbeiterschulungen sowie Änderungen bei der Personalbeschaffung, Karriereentwicklung, Lieferantenvielfalt und Unternehmenssponsoring. Schon am Freitag kam aus Washington grünes Licht für die Übernahme.

Donald Trumps Feldzug gegen Diversitäts-Initiativen

US-Präsident Donald Trump führt einen regelrechten Feldzug gegen Initiativen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. In den USA sind diese Programme unter der Abkürzung DEI bekannt. Mit ihnen sollen benachteiligte Personengruppen gefördert werden – der Präsident und seine Republikanische Partei behaupten jedoch, dass dadurch andere diskriminiert würden und die Kompetenz leide.

FCC-Chef Brendan Carr begrüßte die Entscheidung von Verizon und bezeichnete sie als "guten und wichtigen Schritt vorwärts, der Chancengleichheit, Nichtdiskriminierung und das öffentliche Interesse fördert" – eine Argumentation, die bei Bürgerrechtsgruppen auf scharfe Kritik stößt.

Parallelen zu T-Mobile US in Deutschland

Der Fall Verizon ist kein Einzelfall. Auch die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile US hatte ihre Diversitäts-Initiativen weitgehend gestrichen, um die Genehmigung für die angestrebte Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos zu erhalten. Nur einen Tag nach der Ankündigung, die DEI-Programme zu beenden, genehmigte die FCC die Übernahme.

Im Gegensatz zu den USA verfolgt Deutschland einen anderen Ansatz bezüglich Diversität in Unternehmen. Hier gibt es gesetzliche Vorgaben wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und Quotenregelungen für Frauen in Führungspositionen. Zudem haben viele deutsche Unternehmen, darunter die Deutsche Telekom selbst, eigene Diversitätsstrategien entwickelt, die sie als Wettbewerbsvorteil und wichtigen Teil ihrer Unternehmenskultur betrachten.

Besorgnis in LGBTQ+-Gemeinschaft

In der LGBTQ+-Gemeinschaft wächst die Sorge über die zunehmenden Angriffe auf Diversitätsinitiativen. Diese Programme bieten oft wichtige Schutz- und Unterstützungsmechanismen für queere Menschen am Arbeitsplatz. Der Verzicht auf solche Programme könnte nicht nur zu verstärkter Diskriminierung führen, sondern auch die jahrelangen Fortschritte bei der Gleichstellung im Berufsleben gefährden.

Für viele Beobachter:innen symbolisiert der Fall Verizon einen besorgniserregenden Trend: Wirtschaftliche Interessen werden über Gleichstellungsziele gestellt, und Unternehmen sind bereit, ihre Diversitätsbemühungen aufzugeben, wenn es finanziell vorteilhaft erscheint.

Warnsignal für Europa

Obwohl in Deutschland und Europa eine andere Rechtsgrundlage besteht, sehen Expert:innen den Fall als Warnsignal. IT-Branchenbeobachter weisen darauf hin, dass politische Strömungen auch in Europa vermehrt gegen Diversitätsinitiativen mobilisieren und ähnliche Entwicklungen wie in den USA anstreben könnten.

Die Situation bei Verizon zeigt deutlich, wie politischer Druck und wirtschaftliche Interessen Unternehmen dazu bringen können, von ihren selbst gesteckten Diversitätszielen abzurücken. Für die LGBTQ+-Community und andere marginalisierte Gruppen bedeutet dies, dass Errungenschaften im Bereich der Gleichstellung weiterhin aktiv verteidigt werden müssen – sowohl in den USA als auch in Deutschland.


Mpox in Deutschland: 232 Fälle in 2024 – Prävention bleibt wichtig für die queere Community

In Deutschland wurden in diesem Jahr bereits 232 Mpox-Infektionen registriert, wie aktuelle Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen. Dies berichtet queer.de unter Berufung auf Aussagen des RKI-Infektions-Experten Klaus Jansen. Damit nähert sich die Zahl der Fälle in diesem Jahr bereits der Gesamtzahl aus dem vergangenen Jahr (275 Fälle), bleibt aber deutlich unter dem Niveau des großen Ausbruchs von 2022 mit 3.672 Fällen.

Aktuelle Einschätzung der Lage

Trotz des Anstiegs betrachtet das RKI die Entwicklung nicht als besorgniserregend. "Insgesamt finden wir aktuell das Infektionsgeschehen nicht überraschend", erklärt Jansen. "Leichtere Anstiege und Abfälle von Infektionen, wie wir sie regional in den letzten Monaten gesehen haben, sind zu erwarten, da Mpox immer wieder in sexuellen Netzwerken auftreten kann, bei denen die Immunität geringer ausgeprägt ist." Das RKI schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland weiterhin als gering ein.

Übertragungswege und Risikogruppen

Mpox wird hauptsächlich durch engen Körperkontakt übertragen, insbesondere beim Sex. Das Virus kann über kleinste Hautverletzungen, Schleimhäute und möglicherweise auch über die Atemwege in den Körper gelangen, wie das Bundesministerium für Gesundheit informiert. Die Infektion löst typischerweise Hautausschlag, Fieber und Muskelschmerzen aus.

Die bisherigen Fälle in Deutschland betreffen überwiegend Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Laut RKI gab es in Deutschland bisher "nur ganz, ganz wenige" Fälle bei Frauen oder Kindern, zumeist als Sekundärinfektionen im engeren sozialen Umfeld oder in der Familie. Auch unter Reiserückkehrer*innen sei bislang keine Häufung zu erkennen.

Impfempfehlungen und Prävention

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Mpox für Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko, insbesondere MSM mit häufig wechselnden Partner*innen, sowie für exponiertes Laborpersonal. In Deutschland stehen die Impfstoffe Imvanex® (in der EU zugelassen) und Jynneos® (in den USA zugelassen) zur Verfügung. Für eine Grundimmunisierung sind zwei Impfdosen im Abstand von mindestens 28 Tagen erforderlich, wie das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg mitteilt. Personen, die bereits in der Vergangenheit gegen Pocken geimpft wurden, benötigen nur eine einmalige Impfstoffdosis.

"Der Impfung als sehr gutem Präventionsinstrument kommt eine hohe Bedeutung zu", betont RKI-Experte Jansen. Die Schutzwirkung der Impfung ist sehr gut, und auch in bestimmten Situationen nach dem Kontakt mit Infizierten kann eine Impfung sinnvoll sein, um den Krankheitsverlauf zu mildern.

Regionale Unterschiede und besondere Aufmerksamkeit in Berlin

Berlin war im Jahr 2022 besonders stark von Mpox betroffen und bleibt auch jetzt ein Schwerpunkt, wie die Gelbe Liste berichtet. Ende März dieses Jahres warnte die Schwulenberatung Berlin vor einem Anstieg der Fallzahlen und forderte verstärkte Aufklärungsarbeit. Auch HIV-Beratungsstellen und LGBTQ+-Gesundheitszentren in anderen Großstädten bieten spezielle Informationen und Impfberatungen an.

Neue Virusvarianten im Blick

Seit Oktober des vergangenen Jahres wurden in Deutschland vereinzelt Fälle einer Mpox-Infektion durch die Klade Ib nachgewiesen, wie Infektionsschutz.de berichtet. Diese stehen im Zusammenhang mit im Ausland erworbenen Infektionen. Die Gesundheitsbehörden beobachten die Entwicklung neuer Varianten aufmerksam, bislang gibt es jedoch keine Hinweise auf eine erhöhte Gefährdung durch diese Varianten in Deutschland.

Ausblick auf die Festivalsaison

Mit Blick auf die beginnende Festivalsaison und Großveranstaltungen wie den Christopher Street Day (CSD) bleiben Gesundheitsexpert*innen wachsam. Allerdings habe man im vergangenen Jahr um solche Ereignisse keine starke Häufung von Infektionen feststellen können, so der RKI-Experte Jansen. Dennoch werden Community-Organisationen und Gesundheitsämter weiterhin Präventionsarbeit leisten und Informationen bereitstellen.

Personen mit Symptomen wie Hautausschlag, Fieber oder Lymphknotenschwellungen, besonders nach Risikokontakten, sollten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und vorab telefonisch auf den Verdacht hinweisen. Weitere Informationen und Beratungsangebote finden Betroffene bei ihrem lokalen Gesundheitsamt, der Deutschen Aidshilfe und spezialisierten LGBTQ+-Gesundheitszentren.


Alarmierender Anstieg: Über 50 Prozent mehr queerfeindliche Straftaten in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein ist eine besorgniserregende Zunahme von Hasskriminalität gegen queere Menschen zu verzeichnen. Wie queer.de berichtet, hat sich die Zahl der Straftaten, die sich gegen die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität richten, innerhalb eines Jahres um mehr als 50 Prozent erhöht. Das Innenministerium des nördlichsten Bundeslandes erfasste für 2023 insgesamt 68 solcher Delikte, während es im Jahr 2022 noch 44 waren.

Teil eines bundesweiten Problems

Diese beunruhigende Entwicklung in Schleswig-Holstein steht im Einklang mit einem bundesweiten Trend. Laut einem Lagebericht des Bundeskriminalamts (BKA) vom Dezember 2023 wurden im vergangenen Jahr insgesamt 17.007 Fälle von Hasskriminalität in ganz Deutschland registriert. Besonders alarmierend: Mehr als jeder zehnte dieser Fälle richtete sich gegen queere Menschen. Die Statistik des BKA zeigt zudem, dass sich die Zahl der Straftaten in den Bereichen "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 nahezu verzehnfacht hat.

Vielfältige Delikte gegen queere Menschen

Die erfassten Straftaten in Schleswig-Holstein umfassen ein breites Spektrum an Delikten. Das Innenministerium nennt beispielsweise Beleidigungen und Diebstähle, aber auch Körperverletzungen. Diese Bandbreite verdeutlicht, dass queerfeindliche Gewalt unterschiedliche Formen annehmen kann – von verbalen Attacken bis hin zu physischen Übergriffen.

Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Untersuchungen der Tagesschau zeigen, dass viele Betroffene aus Scham, Angst vor weiterer Diskriminierung oder aufgrund mangelnden Vertrauens in die Behörden keine Anzeige erstatten. Die tatsächliche Zahl queerfeindlicher Vorfälle dürfte daher deutlich höher liegen als die offiziellen Statistiken vermuten lassen.

Ursachen für den Anstieg

Die Gründe für den Anstieg queerfeindlicher Straftaten sind vielschichtig. Zum einen lässt sich eine Zunahme von Hassrede in sozialen Medien beobachten, die reale Auswirkungen auf das Leben queerer Menschen hat. Zum anderen tragen politische Strömungen, die sich gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt positionieren, zu einem gesellschaftlichen Klima bei, in dem Diskriminierung und Gewalt gedeihen können.

"Wir sehen eine besorgniserregende Normalisierung queerfeindlicher Rhetorik in öffentlichen Debatten", erklärt Hanna Schmidt von der Beratungsstelle gegen Diskriminierung und Gewalt in Kiel. "Diese verbale Gewalt schafft den Nährboden für tatsächliche Übergriffe auf queere Menschen."

Schutzmaßnahmen und Unterstützungsangebote

Um dem Anstieg queerfeindlicher Gewalt entgegenzuwirken, sind verschiedene Ansätze notwendig. In Schleswig-Holstein gibt es bereits einige Initiativen, die Betroffene unterstützen und präventiv arbeiten. Dazu zählen spezialisierte Ansprechpersonen bei der Polizei sowie Beratungsstellen wie HAKI e.V. in Kiel oder die Beratungsstelle Lambda Nord.

Auch auf Bundesebene gibt es Bemühungen, den Schutz queerer Menschen zu verbessern. So werden Fortbildungen für Polizei und Justiz angeboten, um für queerfeindliche Hasskriminalität zu sensibilisieren. Zudem können Betroffene Vorfälle bei Meldestellen wie dem LSVD-Projekt "Report Homophobia" dokumentieren lassen, selbst wenn sie keine Anzeige erstatten möchten.

Zivilgesellschaftliches Engagement ist gefragt

Angesichts der steigenden Zahlen queerfeindlicher Straftaten ist auch zivilgesellschaftliches Engagement von großer Bedeutung. "Wir alle können dazu beitragen, ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, in dem Diskriminierung und Gewalt keinen Platz haben", betont Lars Thiemann vom CSD Schleswig-Holstein. "Das beginnt im Alltag – beim Einschreiten, wenn wir queerfeindliche Äußerungen mitbekommen, und reicht bis hin zur Unterstützung lokaler LGBTQ+-Organisationen."

Besonders wichtig ist laut Experten auch eine verstärkte Aufklärungsarbeit an Schulen und in Jugendeinrichtungen. Nur durch frühzeitige Sensibilisierung für Vielfalt kann langfristig ein respektvolles Miteinander gefördert werden.

Fazit: Wachsamkeit und Solidarität

Die steigenden Zahlen queerfeindlicher Straftaten in Schleswig-Holstein und bundesweit sind ein deutliches Warnsignal. Sie erfordern entschlossenes Handeln von Politik, Behörden und Zivilgesellschaft. Gleichzeitig sind sie ein Aufruf an alle, Solidarität mit queeren Menschen zu zeigen und für eine Gesellschaft einzutreten, in der jeder Mensch unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität in Sicherheit und Würde leben kann.

Betroffene von queerfeindlicher Gewalt finden Unterstützung bei regionalen Beratungsstellen sowie überregionalen Angeboten wie der Queer Advice Helpline (Tel: 0800 7237538) oder der Beratungsstelle des Bundesverbandes Trans*.


Geldstrafe für Mostafa Mohamed: Wenn religiöse Überzeugungen auf LGBTQ+-Inklusionsbemühungen treffen

Der ägyptische Fußballprofi Mostafa Mohamed vom französischen Erstligisten FC Nantes verweigert erneut die Teilnahme an einem Spiel, das im Zeichen des Kampfes gegen Queerfeindlichkeit steht. Wie queer.de berichtet, hat sich der Stürmer geweigert, bei der Partie am Samstag gegen den HSC Montpellier aufzulaufen, die auf den internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHPOBIT) fällt.

Wiederkehrende Verweigerung und Begründung

Es ist nicht das erste Mal, dass der 27-jährige Ägypter bei Aktionen gegen Queerfeindlichkeit abseits steht. Bereits in den Jahren 2023 und 2024 hatte Mohamed Spiele verweigert, bei denen Trikots mit Regenbogen-Elementen getragen wurden. Der Spieler begründet seine Entscheidung mit seinen religiösen und kulturellen Überzeugungen: "Bestimmte tief verwurzelte Werte, die mit meiner Herkunft und meinem Glauben verbunden sind, machen es mir schwer, an dieser Initiative teilzunehmen", erklärte Mohamed in einem Social-Media-Post. Er betonte, dass seine Verweigerung "weder eine Ablehnung noch ein Urteil, sondern Ausdruck der Treue zu dem, was mich ausmacht" sei.

Konsequenzen vom Verein

Der FC Nantes hat für das Verhalten seines Spielers kein Verständnis gezeigt und Mohamed mit einer Geldstrafe belegt. Laut NDTV Sports wird die Strafe an eine Organisation gespendet, die sich gegen Diskriminierung einsetzt. Der Verein unterstreicht damit seine klare Haltung für Diversität und gegen Homophobie im Fußball.

Parallelen zu Homophobie im deutschen Fußball

Auch im deutschen Fußball ist Homophobie nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem. Obwohl die deutsche Gesellschaft als weitgehend tolerant gegenüber Homosexualität gilt, hat sich bislang kein aktiver männlicher Fußballspieler in der Bundesliga öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Ein anonymer Bundesliga-Spieler berichtete von Ausgrenzung und dem Druck, seine sexuelle Identität zu verbergen, um seine Karriere zu schützen.

Im Gegensatz zu Mohameds Verweigerung gibt es in Deutschland allerdings auch positive Entwicklungen: Der DFB unterstützt aktiv Kampagnen gegen Homophobie, und Vereine wie der TSG Hoffenheim und der FC St. Pauli nehmen eine Vorreiterrolle im Kampf gegen Diskriminierung ein. Besonders der FC St. Pauli setzt klare Zeichen mit Regenbogenflaggen im Stadion und eindeutigen Regeln gegen jede Form von Diskriminierung.

Initiative "Sports Free" als Hoffnungsträger

Eine wichtige Initiative zur Förderung von Inklusion im deutschen Fußball ist "Sports Free" von Marcus Urban, die von mehreren Bundesliga-Vereinen unterstützt wird. Das Projekt zielt darauf ab, ein Umfeld zu schaffen, in dem Sportler unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung akzeptiert werden und frei von Diskriminierung agieren können.

Der Fall Mostafa Mohamed wirft grundlegende Fragen auf: Inwieweit sollten persönliche oder religiöse Überzeugungen von Sportlern respektiert werden, wenn sie mit den Werten von Inklusion und Antidiskriminierung in Konflikt stehen? Und wie können Sportverbände und Vereine in Deutschland effektiver gegen Homophobie vorgehen, um ein wirklich inklusives Umfeld zu schaffen?

Während der französische Club eine klare Grenze gezogen hat, bleibt die Herausforderung bestehen, einen Weg zu finden, der sowohl religiöse Freiheit als auch die Rechte und die Würde der LGBTQ+-Gemeinschaft respektiert – eine Debatte, die auch in Deutschland weiterhin aktuell ist.


Ein letztes Zeichen für Vielfalt: Neubrandenburgs schwuler Oberbürgermeister hisst zum Abschied Regenbogenfahne

Der scheidende Oberbürgermeister von Neubrandenburg, Silvio Witt, setzte kurz vor seinem Amtsende noch einmal ein deutliches Zeichen für die Akzeptanz queerer Menschen. Wie queer.de berichtet, ließ der parteilose Politiker am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) drei Regenbogenfahnen vor dem Rathaus hissen – ein symbolischer Akt mit Vorgeschichte.

Flaggenstreit führte zum Rücktritt

Witts Entscheidung, sein Amt am 31. Mai niederzulegen, steht in direktem Zusammenhang mit einem Beschluss der Stadtvertretung, das Hissen der Regenbogenfahne auf dem Bahnhofsvorplatz zu verbieten. Dieser Vorgang, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte, war für den offen homosexuell lebenden Oberbürgermeister der ausschlaggebende Grund, seinen Rücktritt im Oktober letzten Jahres anzukündigen.

Bei der Flaggenhissung vor rund 70 Teilnehmer*innen kritisierte Witt die Doppelmoral in der öffentlichen Wahrnehmung: Während 340 Tage im Jahr verschiedene offizielle Flaggen vor dem Rathaus wehen, ohne dass jemand Notiz davon nimmt, sorgt ausgerechnet die Regenbogenfahne für Hass-Kommentare.

Symbol mit politischer Dimension

Das Hissen der Regenbogenfahne an öffentlichen Gebäuden ist in Deutschland nach wie vor ein politisch aufgeladenes Thema. In vielen Kommunen gibt es ähnliche Debatten wie in Neubrandenburg. Die Bundesstiftung Rosa Luxemburg betont die Bedeutung des IDAHOBIT als wichtigen Gedenktag, der auf die fortbestehende Diskriminierung und Gewalt gegen LGBTQ+ Personen aufmerksam macht.

Debatten wie in Neubrandenburg zeigen, dass die Unterstützung und Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in der deutschen Kommunalpolitik nicht selbstverständlich sind. Nach Informationen von Tag24 hatte es in der Vergangenheit bereits Kontroversen um das Thema gegeben, die zu erheblichem öffentlichen Druck führten.

Ungewisse Zukunft für LGBTQ+-Rechte in Neubrandenburg

Mit Witts Ausscheiden aus dem Amt stellt sich die Frage, wie sich die drittgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns künftig zu LGBTQ+-Themen positionieren wird. Am 25. Mai entscheidet eine Stichwahl über seine Nachfolge. Für die queere Community bleibt zu hoffen, dass auch die neue Stadtspitze ein Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung setzen wird.

Silvio Witts letzte Amtshandlung mit den Regenbogenfahnen kann als Vermächtnis verstanden werden: Niemand solle sich ausgegrenzt fühlen oder das Gefühl haben, nicht erwünscht zu sein, betonte er bei der Zeremonie – eine Botschaft, die über seine Amtszeit hinaus Bestand haben sollte.

Der Fall Neubrandenburg verdeutlicht exemplarisch die Herausforderungen, mit denen LGBTQ+-Personen in Deutschland noch immer konfrontiert sind. Während in Großstädten wie Berlin, Köln oder Hamburg Regenbogenfahnen längst zum selbstverständlichen Stadtbild gehören, werden sie in kleineren Städten und ländlichen Regionen teilweise noch als kontrovers wahrgenommen.


CSD in Gelsenkirchen abgesagt: Wenn Bedrohungen die Vielfalt einschränken

Der für den 17. Mai 2024 geplante Christopher Street Day (CSD) in Gelsenkirchen wurde kurzfristig wegen einer "abstrakten Bedrohungslage" abgesagt, wie queer.de berichtet. Die Entscheidung erfolgte nur eine Stunde vor dem geplanten Start der Veranstaltung, nachdem ein anonymer Hinweis auf eine mögliche Bedrohung bei der Polizei eingegangen war. Laut Angaben der Veranstalter*innen vom queeren Jugendzentrum "Together" war die Warnung nicht konkret auf Gelsenkirchen bezogen, sondern betraf einen CSD in Nordrhein-Westfalen.

Sicherheit hat oberste Priorität

"Eure Sicherheit steht über Allem", erklärten die Organisator*innen auf ihren sozialen Medien. Die Absage traf die Community besonders hart, da die Veranstaltung am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans*feindlichkeit (IDAHOBIT) stattfinden sollte. Statt der Demonstration wurden die Teilnehmenden ins Jugendzentrum eingeladen. Für die Demonstration waren bis zu 600 Teilnehmende angemeldet.

Die Entscheidung zur Absage wurde vom Veranstalter eigenständig getroffen, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Weitere Details zur Bedrohungslage konnten aufgrund laufender Ermittlungen nicht genannt werden.

Parallele Einschränkungen in Mönchengladbach

Es war nicht die einzige betroffene Veranstaltung an diesem Tag. Auch in Mönchengladbach wurde eine angemeldete Demonstration zum IDAHOBIT aus Sicherheitsgründen in eine stationäre Kundgebung umgewandelt. Laut WDR hatte die Polizei "Kenntnis von verdächtigen Äußerungen in Sozialen Medien erhalten, die sich allgemein gegen die Teilnehmenden der landesweit stattfindenden Kundgebungen richteten". Die Veranstaltung mit rund 100 Personen verlief ohne Zwischenfälle, nachdem die Polizei umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hatte.

Besorgniserregende Entwicklung für die LGBTQ+-Community

Diese Vorfälle reihen sich ein in eine zunehmende Zahl von Bedrohungen gegen queere Veranstaltungen in Deutschland. Sebastian Merkens, Landesgeschäftsführer und queerpolitischer Sprecher der Linken NRW, sprach von einer "dramatischen Zunahme queerfeindlicher Einstellungen, die viele queere Menschen auch in ihrem Alltag als Belästigung, Bedrohung und Gewalt erfahren". Er forderte die schwarz-grüne Landesregierung auf, "umgehend eine Strategie zu entwickeln, wie queeres Leben und queere Communities in NRW wirksam geschützt werden können".

Auch Huesmann Trulsen, Interims-Landesvorsitzende der NRWSPDqueer, äußerte sich bestürzt: "Dass in diesem Jahr ein friedlicher und bunter CSD in Gelsenkirchen nicht stattfinden kann, ist ein bitteres Zeichen – nicht nur für die queere Community, sondern für uns alle, die für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft einstehen."

Zunehmende Bedrohungen bei Pride-Veranstaltungen

Die Absage in Gelsenkirchen ist kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren haben Sicherheitsbedenken bei Pride-Veranstaltungen in Deutschland zugenommen. Wie das ZDF berichtet, wurden bereits andere CSDs aufgrund von Bedrohungen mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt.

Laut Erhebungen des Bundesverbands der Beratungsstellen für LGBTQ+-Personen hat die Zahl queerfeindlicher Übergriffe in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen – eine Entwicklung, die sich auch in der polizeilichen Kriminalstatistik widerspiegelt. Besonders alarmierend: Ein großer Teil der Vorfälle wird gar nicht zur Anzeige gebracht.

Ausblick für kommende Pride-Veranstaltungen

Die Pride-Saison 2024 hat gerade erst begonnen, und viele weitere Veranstaltungen stehen noch an. Die Vorfälle in Gelsenkirchen und Mönchengladbach werfen Fragen auf, wie die Sicherheit bei künftigen CSDs gewährleistet werden kann, ohne dass diese ganz abgesagt werden müssen.

Die LGBTQ+-Community und ihre Unterstützer*innen betonen, dass gerade in Zeiten zunehmender Anfeindungen die Sichtbarkeit durch Pride-Paraden und andere Veranstaltungen besonders wichtig ist. "Wir lassen uns nicht einschüchtern", so der Tenor vieler Statements aus der Community nach der Absage in Gelsenkirchen. Viele Aktivist*innen fordern nun verstärkte Schutzmaßnahmen, ohne dass die Veranstaltungen ihren offenen und einladenden Charakter verlieren.

Für den CSD Gelsenkirchen, der ursprünglich unter dem Motto "Bunte Einheit: Europas Vielfalt feiern!" stattfinden sollte, wird nun nach Möglichkeiten gesucht, die Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen – mit einem klaren Signal: Die Vielfalt lässt sich nicht unterdrücken.


Berlins Regierender Bürgermeister schneidet Regenbogentorte zum IDAHOBIT an - Ein Symbol der Solidarität im Kampf gegen Queerfeindlichkeit

Am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) setzte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ein deutliches Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Mit dem feierlichen Anschnitt einer Regenbogentorte im Roten Rathaus am vergangenen Freitag demonstrierte er seine Solidarität mit der LGBTQ+ Community, wie queer.de berichtete.

Symbolischer Akt im Herzen Berlins

„Mit dieser Zeremonie möchte ich ein Zeichen gegen Homophobie und für ein vielfältiges und tolerantes Berlin setzen", erklärte Wegner laut einer offiziellen Mitteilung. Bei der Veranstaltung waren auch Vertreter*innen der schwulen Anti-Gewalt-Initiative Maneo zugegen, die sich seit Jahren gegen queerfeindliche Gewalt in der Hauptstadt einsetzt.

Der bunte Kuchen ist Teil der bekannten Maneo-Kampagne „Kiss Kiss Berlin", die jährlich im Mai an verschiedenen Orten der Stadt für Sichtbarkeit sorgt. In den vergangenen Jahren wurde die symbolträchtige Torte bereits bei zahlreichen Institutionen angeschnitten, zuletzt auch bei der Berliner Polizei – ein wichtiges Signal der behördlichen Unterstützung für die Community.

Erschreckende Zahlen zur Queerfeindlichkeit

Die symbolische Aktion findet vor dem Hintergrund besorgniserregender Statistiken statt: Allein im Jahr 2024 hat Maneo bereits 738 Fälle und Hinweise auf Anfeindungen gegen queere Menschen in Berlin registriert. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz aller gesellschaftlichen Fortschritte queerfeindliche Diskriminierung und Gewalt in Deutschland nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem darstellen.

Der IDAHOBIT wird jährlich am 17. Mai begangen und erinnert an die Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation von 1990, Homosexualität von der Liste der psychischen Krankheiten zu streichen. Deutschlandweit nutzen zahlreiche Städte und Kommunen diesen Tag, um Flagge zu zeigen und sich öffentlich gegen Diskriminierung auszusprechen.

Fortschritte und anhaltende Herausforderungen

„In den vergangenen Jahren ist viel erreicht worden, doch noch immer gibt es Diskriminierung und Gewalttaten gegen queere Menschen", betonte Wegner in seiner Ansprache. Diese Einschätzung deckt sich mit aktuellen Studien zur Situation von LGBTQ+ Personen in Deutschland, die trotz rechtlicher Verbesserungen von fortbestehenden Diskriminierungserfahrungen im Alltag, am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum berichten.

Die Berliner Initiative Maneo leistet mit ihrer Beratungsstelle für Opfer queerfeindlicher Gewalt und Diskriminierung einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Community. Durch Kampagnen wie „Kiss Kiss Berlin" wird zudem die Sichtbarkeit queerer Lebensweisen erhöht und das Bewusstsein für die anhaltenden Herausforderungen geschärft.

Die Regenbogentorte im Roten Rathaus steht somit nicht nur für ein buntes Berlin, sondern auch für die fortdauernde Verantwortung von Politik und Gesellschaft, sich aktiv gegen Diskriminierung einzusetzen und für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen einzutreten – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität.


World Rainbow Dog Day: Kölner Initiative setzt Zeichen für queere Hundefreunde

Eine neu gegründete Kölner Initiative namens "DogRebels" möchte den 11. Juni als World Rainbow Dog Day etablieren, wie queer.de berichtet. Das Ziel: queere Hundehalter*innen sichtbar zu machen und die Hundegemeinschaft als Ort der Vielfalt zu feiern.

Eine Premiere für die Community

"Unsere Vision ist eine bunte, respektvolle Hundewelt, in der jeder so akzeptiert wird, wie er oder sie ist", erklärt Sascha Keys, Mitgründer von "DogRebels". Die Initiative, ein Zusammenschluss queerer Hundeliebhaber*innen, hat bereits die Aktionsseite dogrebels4u.com/worldrainbowdogday freigeschaltet und plant diverse Mitmach-Aktionen.

Der Rainbow Dog Day soll nach Angaben der Organisator*innen eine Lücke im Pride-Monat Juni schließen. Während es zahlreiche spezifische Pride-Veranstaltungen gibt, existierte bislang kein dedizierter Tag für queere Menschen mit Hunden - ein Umstand, den die DogRebels nun ändern möchten.

Vielfalt in der Hundeszene

Die Verbindung zwischen LGBTQ+-Personen und ihren Haustieren ist oft besonders innig. Studien zeigen, dass Haustiere in der queeren Community eine wichtige Rolle als emotionale Unterstützung spielen können. In einer deutschlandweiten Studie gaben LGBTQ+-Personen überdurchschnittlich oft an, dass ihre Haustiere ihnen in schwierigen Zeiten Halt geben.

Am 11. Juni lädt die Initiative zu gemeinsamen "Regenbogen-Gassirunden" in mehreren deutschen Städten ein. Hundebesitzer*innen werden ermutigt, unter dem Hashtag #WorldRainbowDogDay in sozialen Medien Flagge zu zeigen. Ausdrücklich sind auch Allies - also nicht-queere Hundefreund*innen - eingeladen, ihre Solidarität zu demonstrieren.

Langfristige Vision: Sichere Räume in der Hundewelt

Die Kölner Initiative DogRebels verfolgt ambitionierte Ziele: Neben der jährlichen Durchführung des World Rainbow Dog Day ab 2025 arbeiten sie am Aufbau eines bundesweiten Netzwerks, das regelmäßige Treffen und Austauschrunden für queere Hundehalter*innen ermöglichen soll.

Langfristig plant die Initiative, auch Dienstleister wie Tierärzt*innen und Hundeschulen für LGBTQ+-Themen zu sensibilisieren. Damit sollen mehr "sichere Räume" in allen Bereichen der Hundehaltung geschaffen werden - Orte, an denen queere Menschen mit ihren vierbeinigen Begleiter*innen frei von Diskriminierung sein können.

Ein wachsender Trend

Die Verbindung von Pride-Events mit Haustierfreundlichkeit ist international bereits zu beobachten. In Städten wie Berlin gibt es beispielsweise hundefreundliche Pride-Paraden, und in vielen deutschen Großstädten existieren spezielle Treffpunkte für queere Hundebesitzer*innen. Mit dem World Rainbow Dog Day erhält diese Bewegung nun einen eigenen, offiziellen Tag im Pride-Kalender.

Wer mitmachen möchte, kann sich über die Website der Initiative informieren oder direkt am 11. Juni mit dem eigenen Vierbeiner an einer der Regenbogen-Gassirunden teilnehmen. Auch das Teilen von Fotos unter dem Hashtag #WorldRainbowDogDay ist eine Möglichkeit, die Initiative zu unterstützen.


BBC-Kontroverse über "biologisches Geschlecht" wirft Fragen auf: Relevante Parallelen zur deutschen Transgender-Debatte

Die britische Rundfunkanstalt BBC hat kürzlich eine Beschwerde zurückgewiesen, die sich gegen einen Artikel richtete, in dem behauptet wurde, dass "biologisches Geschlecht nicht geändert werden kann". Wie PinkNews berichtet, verteidigte die BBC ihre Formulierung als notwendigen Kontext, um Lesern die Auswirkungen der Geschlechtsdatenerfassung im Gesundheitswesen zu verdeutlichen. Die Kontroverse wirft ein Schlaglicht auf ähnliche Debatten, die auch in Deutschland über Medienberichterstattung zu Transgender-Themen geführt werden.

Der BBC-Vorfall im Detail

Im März 2024 veröffentlichte die BBC einen Artikel über den Sullivan-Bericht, eine von der konservativen britischen Regierung in Auftrag gegebene Untersuchung zur Erfassung von Geschlechtsidentität in britischen Datensätzen. Der Bericht, geleitet von Soziologieprofessorin Alice Sullivan, empfahl, dass öffentliche Einrichtungen sich auf die Erfassung von "biologischem Geschlecht" konzentrieren sollten, um einen "weit verbreiteten Verlust von Daten über das Geschlecht" zu vermeiden.

In dem BBC-Artikel hieß es: "Obwohl Menschen rechtlich ihr Geschlecht ändern können, können sie ihr biologisches Geschlecht nicht ändern. Das bedeutet, dass eine Frau, die zu einem Mann wird, möglicherweise weiterhin Gebärmutterhalsuntersuchungen benötigt, und Transgender-Frauen möglicherweise Prostata-Untersuchungen benötigen." Diese Darstellung wurde von einem Leser als irreführend kritisiert, da sie eine komplexe wissenschaftliche Realität stark vereinfache.

Parallelen zur deutschen Medienlandschaft

In Deutschland hat die Berichterstattung über Transgender-Themen in den letzten Jahren erheblich zugenommen, insbesondere im Zusammenhang mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat. Dieses Gesetz, das das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 ersetzt, ermöglicht es trans* und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern.

Wie in Großbritannien gibt es auch in Deutschland unterschiedliche Ansichten darüber, wie Medien über Geschlechtsidentität berichten sollten. Forschungsergebnisse zeigen, dass trotz erhöhter Sichtbarkeit Themen der Geschlechtsidentität in der deutschen Berichterstattung oft entpolitisiert und an vorherrschende gesellschaftliche Normen angepasst werden.

Wissenschaftliche Perspektiven vs. vereinfachte Darstellungen

Der Vorwurf gegen die BBC-Berichterstattung betrifft die vereinfachte Darstellung des "biologischen Geschlechts" als unveränderbare Größe. Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass Geschlecht biologisch komplex ist und aus verschiedenen Komponenten besteht – darunter Chromosomen, Hormone, Gonaden und anatomische Merkmale – die sich teilweise durch medizinische Eingriffe und Hormonbehandlungen verändern lassen.

In Deutschland haben medizinische Einrichtungen wie die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität wiederholt auf die Komplexität des biologischen Geschlechts hingewiesen und davor gewarnt, vereinfachte Darstellungen zu verbreiten, die wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen.

Politische Dimensionen der Debatte

Wie in Großbritannien ist auch in Deutschland die Transgender-Debatte stark politisiert. Während die Ampelkoalition das fortschrittliche Selbstbestimmungsgesetz verabschiedete, haben sich die AfD und Teile der CDU/CSU kritisch geäußert. CDU-Vorsitzender Friedrich Merz hat sogar angekündigt, das Gesetz rückgängig machen zu wollen, falls seine Partei die nächste Bundestagswahl gewinnt.

Diese politische Polarisierung spiegelt sich auch in der Medienberichterstattung wider. Ähnlich wie die BBC in Großbritannien sehen sich auch deutsche Medien dem Vorwurf ausgesetzt, komplexe Themen zu vereinfachen und dabei bestimmte politische Sichtweisen zu bevorzugen.

Bedeutung für die Medienverantwortung

Der Fall der BBC-Beschwerde unterstreicht die Verantwortung der Medien bei der Berichterstattung über komplexe wissenschaftliche und soziale Themen. In ihrer Antwort auf die Beschwerde räumte die BBC ein, dass Experten ihre Berichterstattung möglicherweise als "übermäßig reduzierend" empfinden könnten, betonte jedoch die Notwendigkeit, Inhalte für ein breites Publikum zugänglich zu machen.

Diese Spannung zwischen Genauigkeit und Zugänglichkeit stellt auch deutsche Medien vor Herausforderungen. Der anhaltende Diskurs über geschlechtsneutrale Sprache in Deutschland zeigt, wie Medien ständig zwischen wissenschaftlicher Präzision und allgemeiner Verständlichkeit abwägen müssen.

Fazit

Die BBC-Kontroverse spiegelt ähnliche Diskussionen wider, die auch in Deutschland geführt werden. Während das deutsche Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Fortschritt für die rechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität darstellt, bleibt die Medienberichterstattung über Transgender-Themen ein umstrittenes Feld.

Sowohl britische als auch deutsche Medienkonsumenten sind zunehmend kritisch gegenüber vereinfachten Darstellungen komplexer wissenschaftlicher Konzepte. Die Herausforderung für Medienorganisationen besteht darin, eine Balance zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und Zugänglichkeit zu finden, ohne dabei politische Voreingenommenheit zu zeigen oder marginalisierte Gruppen zu diskriminieren.

Für LGBTQ+-Gemeinschaften in beiden Ländern unterstreicht dieser Fall die Notwendigkeit, weiterhin für eine faire und wissenschaftlich fundierte Medienberichterstattung einzutreten, die der Komplexität menschlicher Geschlechtsidentität gerecht wird.


Britische Eliteuniversität in der Kritik wegen transfeindlicher Toiletten-Richtlinie

Die University of Warwick in Großbritannien steht derzeit unter heftiger Kritik, nachdem sie vorübergehend eine Richtlinie eingeführt hatte, die den Zugang zu Toiletten für Transgender-Personen einschränkt. Die ursprüngliche Nachricht wurde von PinkNews berichtet, während die Debatte über die Rechte von trans Personen auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Was ist an der University of Warwick passiert?

Die britische Universität hatte kurzzeitig ihren "Trans Inclusion Code of Conduct" aktualisiert und darin festgelegt, dass Transgender-Studierende und Mitarbeitende nur entweder geschlechtsneutrale Toiletten oder solche benutzen dürfen, die ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entsprechen. Nach heftigen Protesten befindet sich die Richtlinie nun "unter Überprüfung".

Die vorgeschlagene Regelung besagte wörtlich, dass trans Personen "Einrichtungen wie Toiletten und Umkleideräume nutzen dürfen, die (1) für das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht der trans Person bestimmt sind oder (2) die als geschlechtsneutral gekennzeichnet sind". Ausdrücklich verboten wurde die Nutzung von geschlechtsspezifischen Räumen, die nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entsprechen.

Reaktionen und Kritik

Studierende reagierten empört auf Reddit und warfen der Universität "Pink-Washing" vor – also das Vortäuschen von LGBTQ+-Freundlichkeit, während tatsächlich diskriminierende Maßnahmen ergriffen werden. Ein Nutzer fragte provokativ: "Ich möchte wissen, wo die Richtlinie für cis-Personen ist. Dürfen jetzt alle Toiletten benutzen, sofern sie nicht trans sind?"

Andere rieten betroffenen Studierenden, sich mit der University and College Union (UCU) in Verbindung zu setzen, die sich erst im April erneut zur Bekämpfung von Diskriminierung gegen LGBTQ+-Personen bekannt hatte.

Rechtlicher Hintergrund in Großbritannien

Die Universität beruft sich auf eine Handreichung der britischen Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC), die wiederum auf einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs basiert. Dieser hatte festgelegt, dass die Definition einer "Frau" im Gleichstellungsgesetz von 2010 nur für "biologische Frauen" gilt. Die Richtlinien der EHRC sind jedoch nicht rechtsverbindlich und können nicht gesetzlich durchgesetzt werden.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland verfolgen Universitäten einen deutlich anderen Ansatz. Viele deutsche Hochschulen haben in den letzten Jahren "All-Gender-Toiletten" eingerichtet, um einen diskriminierungsfreien Zugang für alle Geschlechtsidentitäten zu gewährleisten. Anders als in Großbritannien gibt es in Deutschland keine bundeseinheitlichen Regelungen zur Toilettennutzung für Transgender-Personen – die Verantwortung liegt bei den Bildungseinrichtungen selbst.

Die Universität Hamburg hat beispielsweise ein umfassendes Konzept für All-Gender-Toiletten entwickelt. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat bereits an 25 Standorten geschlechtsneutrale Toiletten eingerichtet, zusätzlich zu den bestehenden Toiletten für Frauen und Männer. Auch die Universität Greifswald führt im Sommersemester 2025 All-Gender-Toiletten ein.

Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) betont, dass die Toilettenwahl für viele trans, inter und nicht-binäre Personen mit Ängsten verbunden ist. Diskriminierung und Belästigung beim Toilettengang können zu sozialer Isolation führen und stellen ein echtes Problem im Alltag dar.

Ein internationaler Vergleich

Während Großbritannien in den letzten Jahren eine zunehmend restriktive Haltung gegenüber Transgender-Rechten eingenommen hat, gilt Deutschland im internationalen Vergleich als vergleichsweise fortschrittlich – wenn auch mit Verbesserungspotenzial. Kanada hat 2017 den "Canadian Human Rights Act" geändert, um Geschlechtsidentität und -ausdruck explizit zu schützen, und seither müssen öffentliche Gebäude und Universitäten geschlechtsneutrale Toiletten anbieten. Schweden gilt als Vorreiter in Sachen Geschlechtergerechtigkeit und verfügt über zahlreiche geschlechtsneutrale Toiletten, besonders in Stockholm.

Fazit

Die Kontroverse an der University of Warwick zeigt exemplarisch, wie die Debatte um Transgender-Rechte auch im akademischen Umfeld geführt wird. Während in Großbritannien derzeit ein zunehmend restriktives Klima herrscht, setzen deutsche Hochschulen mehrheitlich auf Inklusion durch die Einrichtung von All-Gender-Toiletten. Die Erfahrungen aus Ländern wie Kanada und Schweden legen nahe, dass ein inklusiver Ansatz möglich ist, ohne die Sicherheit oder Privatsphäre anderer zu gefährden.

Für Betroffene und Interessierte in Deutschland bieten Organisationen wie das TransInterQueer e.V. Informationen und Beratung zum Thema diskriminierungsfreie Toilettennutzung.


Mpox-Fälle in Berlin auf Rekordkurs - Gesundheitsbehörden alarmiert

Die Zahl der Mpox-Infektionen (früher bekannt als Affenpocken) in Berlin steigt besorgniserregend an. Laut dem aktuellen Wochenbericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) wurden in diesem Jahr bereits 74 Infektionen registriert - mehr als im gesamten Vorjahr mit 67 Fällen.

Aktuelle Lage in Berlin

Bei allen bisher in diesem Jahr gemeldeten Fällen handelt es sich um Männer. Von den 66 Betroffenen, zu denen Informationen zum Impfstatus vorliegen, sind 30 mindestens einmal gegen Mpox geimpft. Bei 55 Männern wurden sexuelle Kontakte zu anderen Männern als Infektionsquelle identifiziert.

Der aktuelle Anstieg ist alarmierend, aber noch weit entfernt vom Höhepunkt der Verbreitung im Jahr 2022, als bis Mitte August mehr als 1.500 laborbestätigte Fälle in Berlin registriert wurden. Fast ein Drittel aller Mpox-Fälle in Deutschland wurden in diesem Jahr in Berlin gemeldet, was die Hauptstadt zum Hotspot macht.

Was ist Mpox und wie verbreitet es sich?

Mpox wird hauptsächlich durch engen Körperkontakt übertragen, insbesondere beim Sex. Das Virus verursacht typischerweise einen Hautausschlag mit Pusteln, kann aber auch Fieber und Muskelschmerzen auslösen. In Deutschland wurden bislang keine Todesfälle verzeichnet.

In Berlin zirkuliert laut Gesundheitsbehörden hauptsächlich die Mpox-Klade II. Diese Variante verbreitete sich seit Mai 2022 weltweit hauptsächlich durch engen Körperkontakt und Sexualkontakte. Das Berliner Gesundheitsamt beobachtet die Situation genau und empfiehlt Risikopersonen dringend eine Impfung.

Impfung als wichtigste Präventionsmaßnahme

Für bestimmte Risikogruppen, insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und häufig Partner wechseln, wird eine Impfung gegen Mpox empfohlen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat entsprechende Empfehlungen ausgesprochen. Für eine Grundimmunisierung sind zwei Dosen im Abstand von mindestens 28 Tagen erforderlich.

Eine Studie der Charité Berlin hat kürzlich ergeben, dass bereits eine Dosis des Pocken-Impfstoffs Imvanex einen Schutz von 84 Prozent gegen Mpox verleihen kann. Bei Menschen mit HIV ist der Schutz nach einer Impfdosis jedoch unzureichend, weshalb allen Risikogruppen die empfohlene zweite Impfdosis dringend angeraten wird.

Wo kann man sich in Berlin impfen lassen?

In Berlin ist die Impfung in den meisten HIV-Schwerpunktpraxen verfügbar. Seit September 2024 können sich Interessenten laut Kassenärztlicher Vereinigung auch bei Haus- oder Fachärzt*­innen ihres Vertrauens gegen Mpox impfen lassen. Besonders erfreulich: Im Checkpoint BLN am Hermannplatz und im Zentrum für sexuelle Gesundheit Mitte können sich auch Personen ohne Krankenversicherung kostenlos impfen lassen, wie Rolf de Witt von der Berliner Schwulen­beratung mitteilte.

Das Schönberger Zentrum für sexuelle Gesundheit bietet ebenfalls kostenlose Impfungen für Personen ohne Krankenversicherung oder mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus an, wobei die Wartelisten derzeit allerdings sehr lang sein können.

Weitere Präventionsmaßnahmen

Neben der Impfung sind weitere Präventionsmaßnahmen wichtig, um die Ausbreitung von Mpox einzudämmen:

  • Reduzierung enger Körperkontakte, insbesondere beim Sex
  • Verwendung von Kondomen und andere Maßnahmen zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten
  • Regelmäßiges Händewaschen
  • Bei Verdacht auf Infektion: Isolation und umgehende ärztliche Beratung

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat angepasste risikoadaptierte Empfehlungen zur häuslichen Isolierung von Personen mit einer Mpox-Infektion herausgegeben und rät Betroffenen, engen Kontakt mit anderen zu vermeiden, bis der Hautausschlag vollständig abgeheilt ist.

Fazit: Wachsamkeit ist geboten

Der erneute Anstieg der Mpox-Fälle in Berlin zeigt, dass das Virus weiterhin zirkuliert und Wachsamkeit geboten ist. Die Gesundheitsbehörden betonen die Wichtigkeit der Impfung für Risikogruppen als effektivste Präventionsmaßnahme. Gleichzeitig ist eine umfassende Aufklärung über Ansteckungswege und Symptome entscheidend, um die weitere Ausbreitung einzudämmen.

Besorgniserregend ist, dass auch geimpfte Personen unter den Infizierten sind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, neben der Impfung auch andere Schutzmaßnahmen zu beachten. Mit einer Kombination aus Impfung, Aufklärung und verantwortungsvollem Verhalten kann die Community gemeinsam dazu beitragen, die Verbreitung von Mpox einzudämmen.


Erneuter homophober Angriff am Hamburger Stadtpark - Teil eines besorgniserregenden Trends

Am Freitagabend wurde ein 36-jähriger Mann am Hamburger Stadtpark Opfer eines homophoben Angriffs. Wie queer.de berichtet, wurde der Mann an der Ecke Südring/Otto-Wels-Straße von einer Gruppe von etwa sechs Jugendlichen homophob beleidigt und anschließend mit Pfefferspray attackiert. Der Vorfall reiht sich ein in eine zunehmende Anzahl queerfeindlicher Übergriffe in Hamburg und ganz Deutschland.

Details zum Vorfall

Der betroffene 36-Jährige wurde nach dem Angriff von einer Rettungswagenbesatzung am Tatort versorgt. Die Täter, die als "mitteleuropäisch" und etwa 15 bis 18 Jahre alt beschrieben werden, konnten trotz sofort eingeleiteter Fahndung mit mehreren Polizeiautos und Zivilfahndern nicht identifiziert werden. Die Hamburger Polizei bittet Zeug*innen, sich unter der Telefonnummer 040/4286-56789 oder bei einer Polizeidienststelle zu melden.

Bereits im vergangenen Jahr wurden mehrfach queerfeindliche Angriffe von Jugendlichen im Bereich des Stadtparks gemeldet. Damals beschrieb die Polizei die Täter mit "deutschem Erscheinungsbild".

Zunehmende queerfeindliche Gewalt in Deutschland

Der aktuelle Vorfall steht im Kontext einer besorgniserregenden Entwicklung in ganz Deutschland. Laut Daten des Bundeskriminalamts (BKA) ist die Zahl queerfeindlicher Straftaten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Fälle erfasst – ein erheblicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Vorjahr. Besonders alarmierend ist, dass es sich hierbei nur um die offiziell gemeldeten Vorfälle handelt. Experten des LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Situation in Hamburg besonders angespannt

In Hamburg verzeichneten die Behörden in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg angezeigter Fälle queerfeindlicher Gewalt. Der Stadtpark wurde dabei wiederholt zum Schauplatz solcher Vorfälle. Die rot-grüne Regierung in Hamburg hat Maßnahmen angekündigt, um die Polizei stärker zu sensibilisieren und die Zusammenarbeit mit der LGBTQ+-Community zu verbessern.

Am gleichen Abend des homophoben Angriffs ereignete sich in Hamburg ein weiteres Hassverbrechen: Um 3 Uhr morgens wurde ein "augenscheinlich arabischstämmiger Mann" in einem Stadtbus der Linie 112 von einer Gruppe junger Männer rassistisch beleidigt. Die Täter wurden als 20- bis 25-jährige Männer mit blonden Haaren beschrieben und sprachen mit süddeutschem Dialekt.

Gründe für den Anstieg queerfeindlicher Gewalt

Für den Anstieg queerfeindlicher Gewalt gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) sieht unter anderem rechtsextreme Ideologien, verbreitete homophobe und transphobe Einstellungen sowie Desinformation und Hassreden in den Medien und im Internet als Faktoren, die zur Stigmatisierung queerer Menschen beitragen und die Gewaltbereitschaft erhöhen können.

Was können Betroffene tun?

Opfer queerfeindlicher Gewalt sollten die Vorfälle nach Möglichkeit anzeigen, um die Statistik zu verbessern und den Behörden ein realistischeres Bild vom Ausmaß des Problems zu vermitteln. In Hamburg und anderen deutschen Städten gibt es spezialisierte Beratungsstellen, die Betroffenen Unterstützung bieten. Bei akuten Notfällen sollte immer die Polizei unter 110 verständigt werden.

Der erneute Vorfall am Hamburger Stadtpark zeigt, dass trotz aller gesellschaftlichen Fortschritte im Bereich der LGBTQ+-Rechte die Sicherheit queerer Menschen im öffentlichen Raum weiterhin gefährdet ist und mehr Präventions- und Schutzmaßnahmen notwendig sind.


Spanischer Student Opfer homophober Gewalt in Dublin: Ein alarmierendes Problem auch in Deutschland

Ein 31-jähriger Mann wurde in Dublin zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem er einen spanischen Studenten in einem homophob motivierten Angriff schwer verletzt hatte. Wie GCN berichtet, ereignete sich der Vorfall am 19. September 2024 in Dublin, als Kevin Geraghty den 25-jährigen spanischen Studenten grundlos attackierte und ihm dabei den Kiefer brach.

Der Fall im Detail

Das Opfer, ein junger Mann aus Spanien, war erst kurz zuvor nach Irland gekommen, um Englisch zu studieren. In den frühen Morgenstunden stand er vor einer Bar und wartete auf einen Freund, als zwei Männer ihn ansprachen. Sie begannen, homophobe Beleidigungen zu rufen, bevor Geraghty ihn mehrfach ins Gesicht schlug.

Die Verletzungen waren so schwerwiegend, dass der Student operiert werden musste. Traumatisiert von diesem Erlebnis verließ er Irland nur wenige Wochen später – sein geplantes Auslandsjahr abrupt beendet. Richterin Melanie Greally betonte in ihrem Urteil die "deutlichen homophoben Untertöne" des Angriffs und die erheblichen psychischen und physischen Folgen für das Opfer.

Homophobe Gewalt: Ein wachsendes Problem in Deutschland

Der Fall in Dublin wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das auch in Deutschland immer besorgniserregender wird. Laut aktueller Statistiken des Bundeskriminalamts (BKA) wurden 2023 insgesamt 2.353 Straftaten im Bereich der sexuellen Orientierung und geschlechtsbezogenen Diversität erfasst – ein alarmierender Anstieg von etwa 65% im Vergleich zum Vorjahr. Darunter waren 405 Gewaltdelikte gegen LGBTQ+-Personen.

Besonders erschreckend: Die Dunkelziffer wird als extrem hoch eingeschätzt. Experten gehen davon aus, dass etwa 90% der Fälle nicht zur Anzeige gebracht werden. Hochgerechnet könnte es im Jahr 2023 rund 19.000 Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Menschen in Deutschland gegeben haben.

Ähnliche Fälle in deutschen Städten

Auch in Deutschland werden immer wieder internationale Studierende und Touristen Opfer homophober Gewalt. In Großstädten wie Berlin, Köln und Hamburg kommt es regelmäßig zu Übergriffen auf LGBTQ+-Personen im öffentlichen Raum. Der Berliner Bezirk Schöneberg, bekannt für seine queere Community, verzeichnet ebenso wie die Kölner Altstadt immer wieder solche Vorfälle.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte, dass queerfeindliche Gewalt klar benannt und gezielt verfolgt werden müsse. Insgesamt wurden laut BKA im Jahr 2023 mehr als 17.000 Fälle von Hasskriminalität erfasst, wobei mehr als jeder zehnte Fall sich gegen LGBTQ+-Personen richtete.

Zwischen Strafverfolgung und Prävention

Der Fall in Dublin zeigt Parallelen zu Delikten in Deutschland: Der Täter hatte auch hier bereits 70 Vorstrafen. Ähnlich wie in Irland betonen deutsche Gerichte zunehmend die gesellschaftlichen Auswirkungen solcher Hassverbrechen in ihren Urteilen.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) fordert seit langem eine Aufnahme des expliziten Schutzes vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität in Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. Eine Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) zeigt, dass viele LGBTQ+-Personen aus Angst vor Angriffen vermeiden, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten.

Beratungs- und Hilfsangebote

Für Betroffene von homophober Gewalt gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen. Die bundesweite Antidiskriminierungsstelle des Bundes berät ebenso wie lokale LGBTQ+-Organisationen. In Berlin bietet etwa MANEO als Anti-Gewalt-Projekt Unterstützung, in München das Sub und in Köln das Rubicon.

Der Dublin-Fall erinnert eindringlich daran, dass homophobe Gewalt ein internationales Problem bleibt, das entschlossene Maßnahmen erfordert – auch in Deutschland. Für Betroffene ist besonders wichtig zu wissen: Sie sind nicht allein, und es gibt Hilfe.


Pride-Verbot für Parteien in Großbritannien - Was können deutsche LGBTQ+-Organisationen daraus lernen?

Vier der größten britischen Pride-Organisationen haben am Montag (12. Mai) ein gemeinsames Schreiben veröffentlicht, in dem sie ankündigen, alle politischen Parteien von zukünftigen Pride-Märschen auszuschließen, bis ein "Mindestmaß" an Verbundenheit mit der LGBTQ+-Community gezeigt wird. Die Nachricht, ursprünglich veröffentlicht von PinkNews, hat in Großbritannien für Aufsehen gesorgt und wirft auch Fragen für die deutsche Pride-Bewegung auf.

Die Entscheidung der britischen Pride-Organisationen

Birmingham Pride, Brighton Pride, Pride in London und Manchester Pride haben in ihrem gemeinsamen Brief klare Forderungen an die politischen Parteien gestellt. Diese müssen konkrete Schritte zur Verbesserung ihrer Rhetorik und ihres Verhaltens gegenüber der Trans-Community unternehmen, einschließlich des Einsatzes für oder der Hilfe bei der Verabschiedung weiterer Schutzmaßnahmen für trans Personen.

Die Entscheidung folgt einem Aufruf des Trans Safety Network und über 140 LGBTQ+-Organisationen, die angesichts der zunehmenden "Transphobie" in der britischen Politik ein Verbot aller politischen Parteien bei Pride-Veranstaltungen forderten. Besonders verschärft hat sich die Situation nach einem Urteil des britischen Supreme Court vom 16. April 2025, das trans Frauen aus der Definition einer "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz von 2010 ausschließt.

Die Reaktion der Liberal Democrats

Besonders interessant ist die Reaktion der LGBTQ+-Gruppe der Liberal Democrats (LGBT+ Liberal Democrats), die sich als progressivste landesweite Partei Großbritanniens betrachtet. In einer Stellungnahme äußerte die Gruppe, sie sei "angewidert", mit anti-trans Parteien wie Labour und den Konservativen "in einen Topf geworfen zu werden". Die Gruppe betonte, dass die Liberal Democrats seit Jahren für LGBTQ+-Rechte kämpfen und argumentierte, dass sie ihre Präsenz bei Pride-Protesten "mehr als verdient" hätten.

Der Parteivorsitzende der Liberal Democrats, Ed Davey, hatte nach dem Supreme Court-Urteil eine eher vorsichtige Position eingenommen. Obwohl er das Urteil akzeptierte und die "Klarheit" begrüßte, die es seiner Meinung nach gebracht hat, forderte er weitere Leitlinien zur Umsetzung. Davey bekräftigte zwar seine Überzeugung, dass trans Frauen Frauen und trans Männer Männer sind, vermied es jedoch bisher, eindeutig das Recht von trans Personen zu unterstützen, Einrichtungen zu nutzen, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen.

Parallelen und Unterschiede zur Situation in Deutschland

In Deutschland stellt sich die rechtliche Situation für trans Personen deutlich anders dar. Seit dem 1. November 2024 ist das neue Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das es Personen über 18 Jahren ermöglicht, ihr rechtliches Geschlecht durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne medizinische Gutachten oder Gerichtsverfahren. Dieses Gesetz wurde von der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf den Weg gebracht und stärkt die Rechte von trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen erheblich.

Trotz dieser fortschrittlichen Gesetzgebung gibt es auch in Deutschland politische Kräfte, die gegen trans Rechte mobilisieren. Die AfD hat sich klar gegen das Selbstbestimmungsgesetz positioniert und auch innerhalb der CDU/CSU gibt es Stimmen, die das Gesetz rückgängig machen wollen, sollten sie wieder an die Macht kommen. Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, hat sich mehrfach kritisch zu trans Themen geäußert und signalisiert, dass seine Partei einen anderen Kurs einschlagen würde.

Was können deutsche Pride-Organisationen lernen?

Die Entscheidung der britischen Pride-Organisationen wirft die Frage auf, ob auch deutsche CSD-Veranstaltungen ähnliche Maßnahmen in Betracht ziehen sollten. Bislang sind bei deutschen Pride-Paraden alle demokratischen Parteien willkommen – von der CDU bis zur Linken. Nur die AfD wird aufgrund ihrer LGBTQ+-feindlichen Positionen meist ausgeschlossen.

Bastian Behrens, Vorstandsmitglied des CSD Berlin, erklärt im Gespräch mit Pride.Direct: "Wir beobachten die Entwicklungen in Großbritannien genau. In Deutschland haben wir momentan mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Erfolg für die trans Community erreicht. Dennoch müssen wir wachsam bleiben, wenn Parteien versuchen, diesen Fortschritt rückgängig zu machen."

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) betont, dass Pride-Veranstaltungen politische Demonstrationen sind und bleiben müssen. "Der Christopher Street Day erinnert an den Stonewall-Aufstand von 1969 und ist kein Partyfestival, sondern eine politische Demonstration für gleiche Rechte und Akzeptanz", sagt Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD.

Die Bedeutung klarer Forderungen

Was die deutschen Pride-Organisationen von ihren britischen Pendants lernen können, ist die Formulierung klarer Forderungen an politische Parteien. Die britischen Pride-Veranstalter haben konkrete Bedingungen gestellt: Politische Parteien sollen weitere Schutzmaßnahmen im Gleichstellungsgesetz verabschieden, den "zeitnahen" Zugang zur Gesundheitsversorgung für trans Personen im Rahmen des NHS verbessern, das Gesetz zur Anerkennung der Geschlechtszugehörigkeit reformieren und nachhaltige Finanzierung für von trans Personen geleitete Dienste bereitstellen.

In Deutschland könnten ähnliche Forderungen gestellt werden: Verbesserung der Gesundheitsversorgung für trans Personen, Stärkung des Diskriminierungsschutzes, mehr Ressourcen für LGBTQ+-Beratungsstellen und eine klare Positionierung gegen das Erstarken queerfeindlicher Bewegungen.

Fazit: Politische Teilhabe versus klare Kante

Die Debatte in Großbritannien zeigt ein Dilemma auf, mit dem auch deutsche LGBTQ+-Organisationen konfrontiert sind: Einerseits ist die Einbindung politischer Parteien wichtig, um Veränderungen im parlamentarischen System zu bewirken. Andererseits dürfen Pride-Veranstaltungen nicht zur Plattform für Parteien werden, die zwar mit Regenbogenfahnen winken, aber gleichzeitig die Rechte von trans Personen in Frage stellen.

Die britische Entscheidung ist ein radikaler Schritt, der sowohl Kritik als auch Zustimmung hervorgerufen hat. Für deutsche Pride-Organisationen könnte sie ein Anstoß sein, ihre eigenen Kriterien für die Teilnahme politischer Parteien zu überdenken und klare Erwartungen zu formulieren – nicht als Ausschluss, sondern als Anreiz für echte Verbundenheit mit der LGBTQ+-Community.

Wie die britische LGBTQ+-Organisation Stonewall nach dem Supreme Court-Urteil betonte: "Wir brauchen Politiker*innen, die verstehen, dass die Rechte einer marginalisierten Gruppe nicht gegen die einer anderen ausgespielt werden dürfen." Diese Erkenntnis gilt universell – auch für Deutschland.


Die wachsende Bedrohung: Warum Morddrohungen gegen queere Zentren in Deutschland zunehmen

Die Münchner Beratungsstelle "Strong!" hat in einer Pressekonferenz besorgniserregende Zahlen zu queerfeindlichen Vorfällen in Bayern vorgestellt. Mit 289 dokumentierten Fällen im Jahr 2024 verzeichnet die Einrichtung einen alarmierenden Anstieg: 26% mehr als im Vorjahr und sogar 82% mehr als 2022. Doch diese Zahlen spiegeln nur einen Bruchteil der Realität wider - Expert*innen schätzen die Dunkelziffer auf bis zu 80 Prozent.

Bundesweiter Trend der zunehmenden Gewalt

Was in München dokumentiert wurde, ist Teil eines bundesweiten Phänomens. Die Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zeigen: Im Jahr 2023 wurden deutschlandweit 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ* Personen erfasst - ein Anstieg von etwa 50 Prozent im Vergleich zu 2022 mit 1.188 Fällen. Besonders alarmierend: Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht.

Zu den häufigsten gegen LSBTIQ* gerichteten Straftaten gehören Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen sowie Nötigungen und Bedrohungen. Besonders beunruhigend sind die zunehmenden "Botschaftstaten", wie die Morddrohungen an den Türen der Münchner queeren Zentren "Sub" und "LeZ". Diese Angriffe richten sich gegen die gesamte Community und sollen gezielt einschüchtern.

Trans und nicht-binäre Personen besonders betroffen

Laut "Strong!" richteten sich über 21 Prozent der queerfeindlichen Vorfälle explizit gegen trans, inter und nichtbinäre Personen - obwohl diese Gruppen einen deutlich kleineren Teil der queeren Community ausmachen. Sie sind überproportional von Diskriminierung und Gewalt betroffen. Besonders in Zeiten, in denen gesellschaftliche Debatten wie jene zum Selbstbestimmungsgesetz durch rechte Medien hochkochen, nimmt die Trans- und Interfeindlichkeit merklich zu.

Der Bayerische Rundfunk berichtete über transfeindliche Mordaufrufe an queeren Kulturzentren in München, die deutlich machen: Die Angriffe werden gezielter und radikaler.

Was steckt hinter dem Anstieg der Gewalt?

Expert*innen sehen mehrere Faktoren, die zur Zunahme queerfeindlicher Gewalt beitragen:

  • Die zunehmende Sichtbarkeit queerer Menschen führt paradoxerweise auch zu mehr Anfeindungen.
  • Rechtspopulistische, rechtsextreme und fundamentalistische Bewegungen nehmen verstärkt queerfeindliche Positionen ein und schaffen ein gesellschaftliches Klima, in dem Gewalt legitimiert erscheint.
  • Die von "Strong!" genannten "queerfeindlichen Narrative" nähren den Boden für Ausgrenzung und Gewalt - darunter Falschbehauptungen über angebliche "Frühsexualisierung" oder die Gefährdung von Kindern.
  • Die Verbreitung von Desinformation, besonders im Kontext des Selbstbestimmungsgesetzes, trägt zur Verschärfung der Stimmung bei.

Andreas Pretzel von der Initiative "Echte Vielfalt" erklärt: "Unsere Gesellschaft ist insgesamt toleranter geworden, aber gleichzeitig radikalisieren sich die Gegner*innen queerer Lebensweisen."

Stadt und Land: Unterschiede bei der Bedrohungslage

Die von "Strong!" dokumentierten Vorfälle konzentrieren sich mit 121 Fällen in der Landeshauptstadt München, während aus dem restlichen Bayern 89 Fälle gemeldet wurden. Dies liegt nicht unbedingt daran, dass in ländlichen Regionen weniger passiert. Vielmehr fühlen sich Betroffene dort oft isolierter und haben weniger Zugang zu Unterstützungsstrukturen.

Der MDR berichtete über die besondere Situation queerer Menschen auf dem Land, die oft mit Beleidigungen, tätlichen Angriffen und sogar Morddrohungen konfrontiert sind. Ohne queere Infrastruktur und Anlaufstellen fehlt ihnen häufig die Möglichkeit, Vorfälle zu melden oder Unterstützung zu erhalten.

Digitale Gewalt nimmt zu

Neben physischen Übergriffen nimmt auch die digitale Gewalt gegen LGBTIQ+ Menschen dramatisch zu. "Strong!" erfasste 61 Vorfälle von Hassrede und Beleidigungen online - ein Bruchteil der tatsächlichen Zahlen, da die Masse an Hasskommentaren kaum vollständig dokumentiert werden kann. Diese digitale Gewalt hat reale Auswirkungen: Betroffene leiden unter psychischen Belastungen und ziehen sich teilweise aus der Öffentlichkeit zurück.

Was kann getan werden?

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert, dass das Diskriminierungsverbot in Artikel 3,3 des Grundgesetzes queere Menschen explizit einschließen sollte. Darüber hinaus braucht es:

  • Mehr Bewusstsein, Sensibilität und Unterstützung für Betroffene
  • Klare Benennung und Verfolgung queerfeindlicher Gewalt durch Polizei und Staatsanwaltschaften
  • Bessere Unterstützung für queere Zentren und Beratungsstellen
  • Umsetzung von queeren Aktionsplänen auf Landes- und Bundesebene

In Bayern steht die Umsetzung eines queeren Aktionsplans auf der Kippe. "Sub"-Geschäftsführer Kai Kundrath zeigte sich auf der Pressekonferenz enttäuscht: "Wir gehen davon aus, dass da leider nicht mehr so viel rumkommen wird." Die Freien Wähler würden den mühsam erarbeiteten Plan mittlerweile ablehnen.

Solidarität ist gefragt

Die Expert*innen von "Strong!" und "Sub" appellieren an die Gesellschaft, sich mit Betroffenen zu solidarisieren: "Im Bewusstsein, dass diese gesellschaftlichen Entwicklungen nicht nur einzelne Gruppen betreffen, sondern am Ende uns alle."

Besonders besorgniserregend: Die Pressekonferenz selbst spiegelte die aktuelle Bedrohungslage wider. Die "Strong!"-Mitarbeiter*innen traten nicht mehr unter vollem Namen auf, nachdem die Fachstelle ins Visier rechter Medien geraten war. Eine Person, die aus der Betroffenenperspektive berichten sollte, sagte aus Sicherheitsbedenken kurzfristig ab.

Für die kommenden Monate, besonders rund um den IDAHOBIT und die CSDs in Bayern, rechnen die Expert*innen mit weiteren Übergriffen. Eine Entwicklung, die die gesamte Gesellschaft zum Handeln auffordert.


ESC-Sieger Nemo fordert Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest in Basel

Der nicht-binäre Eurovision Song Contest-Gewinner Nemo hat sich für einen Ausschluss Israels vom diesjährigen Wettbewerb in Basel ausgesprochen. Wie PinkNews berichtet, sagte der Schweizer Künstler: "Ich unterstütze die Forderung nach einem Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest. Israels Handlungen stehen grundlegend im Widerspruch zu den Werten, die der Eurovision zu vertreten behauptet – Frieden, Einheit und Respekt für die Menschenrechte."

Die Kontroverse um Israels Teilnahme

Nemo, der den ESC 2024 mit dem Song "The Code" für die Schweiz gewann und als erste nicht-binäre Person in der Geschichte des Wettbewerbs triumphierte, äußerte sich in einem Interview mit der britischen HuffPost deutlich zur israelischen Teilnahme: "Ich persönlich finde, dass es keinen Sinn macht, dass Israel im Moment Teil des Eurovision ist."

Die Forderung kommt vor dem Hintergrund des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und der Hamas. Seit dem Angriff der Hamas auf das Nova-Musikfestival am 7. Oktober 2023, bei dem 1.195 Menschen getötet wurden, hat Israels militärische Reaktion in Gaza laut Berichten mehr als 50.000 Palästinenser das Leben gekostet.

Gemischte Reaktionen in der Schweiz

In der Schweiz haben Nemos Äußerungen unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) zeigte sich überrascht und bedauernd über die Aussagen. Generalsekretär Jonathan Kreutner warnte davor, dass pauschale Forderungen nach einem Ausschluss Israels die ohnehin angespannte Stimmung weiter aufheizen könnten.

Besonders scharf fielen die Reaktionen aus dem politischen Lager aus. Einige Schweizer Politiker, vor allem aus der Schweizerischen Volkspartei (SVP), warfen Nemo Antisemitismus vor und forderten teilweise sogar die Aberkennung des ESC-Sieges. Sie solidarisierten sich mit der israelischen Teilnehmerin Yuval Raphael, die den Hamas-Terror beim Nova-Festival überlebt hat.

Offener Brief und Proteste

Nemo ist mit der Forderung nicht allein. Mehr als 70 ehemalige ESC-Teilnehmer:innen, darunter auch frühere Gewinner:innen, haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie den Ausschluss Israels vom diesjährigen Wettbewerb fordern. Die von der Gruppe "Artists for Palestine" initiierte Kampagne kritisiert, dass Israels Teilnahme den Wettbewerb im vergangenen Jahr zu einem der "politisiertesten" in der Geschichte gemacht habe.

In Basel, wo der ESC 2025 stattfindet, gab es bereits Demonstrationen gegen die Teilnahme Israels. Auch bei der Eröffnungszeremonie am Wochenende wurde die israelische Vertreterin Yuval Raphael von Protesten und Drohungen begleitet, als sie über den "türkisfarbenen Teppich" lief.

Die Position der EBU

Die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den ESC organisiert, lehnt einen Ausschluss Israels weiterhin ab. In einer offiziellen Stellungnahme betonte die EBU: "Wir verstehen die Bedenken und tief verwurzelten Ansichten zum aktuellen Konflikt im Nahen Osten. Die EBU ist nicht immun gegen globale Ereignisse, aber zusammen mit unseren Mitgliedern ist es unsere Aufgabe sicherzustellen, dass der Wettbewerb im Kern eine universelle Veranstaltung bleibt, die Verbindungen, Vielfalt und Integration durch Musik fördert."

Die Organisation bekräftigte zudem, dass der ESC ein "unpolitisches Ereignis" sei, das "allen offen steht". Dennoch hat der Wettbewerb in diesem Jahr bereits für Kontroversen gesorgt, als er im April entschied, dass Künstler:innen keine Pride-Flaggen auf die Bühne bringen dürfen – stattdessen sind nur die jeweiligen Landesflaggen erlaubt.

Ausblick auf den ESC 2025

Trotz der Kontroversen werden die Halbfinals des Eurovision Song Contest 2025 am 13. und 15. Mai in Basel stattfinden, das Finale folgt am 17. Mai. Mit 27.000 Besucher:innen allein am ersten Halbfinaltag im Eurovision Village zeigt sich, dass der Wettbewerb trotz aller Diskussionen weiterhin großes Interesse weckt.

Die Debatte um Nemos Aussagen unterstreicht einmal mehr, wie der Eurovision Song Contest – trotz des Anspruchs der EBU, unpolitisch zu sein – immer wieder zum Schauplatz gesellschaftlicher und politischer Diskussionen wird. Besonders für die LGBTQ+-Community, für die der ESC traditionell ein wichtiges kulturelles Ereignis darstellt, stellt sich die Frage, wie politische Konflikte und Menschenrechtsfragen mit dem Gedanken eines inklusiven Musikwettbewerbs in Einklang gebracht werden können.


Rainbow Map 2024: Deutschland klettert auf Platz 8 im europaweiten LGBTQ+-Ranking

Deutschland verbessert seine Position im europäischen Vergleich der Rechte für queere Menschen. Laut der am Mittwoch veröffentlichten Rainbow Map 2024 der Organisation ILGA-Europe ist die Bundesrepublik auf den achten Platz vorgerückt. Dies markiert einen deutlichen Aufstieg vom zehnten Platz im Vorjahr und sogar vom 15. Platz im Jahr 2023.

Was ist die Rainbow Map?

Die Rainbow Map ist ein jährliches Ranking, das seit nunmehr 15 Jahren von ILGA-Europe erstellt wird und die rechtliche Situation von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten in 49 europäischen Ländern vergleicht. Die Bewertung erfolgt anhand von 75 Kriterien in sieben Kategorien: Gleichheit und Nichtdiskriminierung, Familie, Hassverbrechen und Hassreden, rechtliche Anerkennung des Geschlechts, intersexuelle körperliche Integrität, zivilgesellschaftlicher Raum und Asyl.

Alle Länder erhalten zwischen null Punkten (totale Ungleichbehandlung) und 100 Punkten (volle Gleichstellung). Deutschland konnte seinen Wert auf 68,6 Punkte steigern, was einen Zuwachs von rund drei Punkten im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Warum der Aufstieg Deutschlands?

Der Aufstieg Deutschlands im Ranking ist vor allem dem Selbstbestimmungsgesetz zu verdanken, das am 1. November 2024 in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz ermöglicht es trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die bisher notwendigen psychologischen Gutachten und Gerichtsverfahren.

Neben Deutschland setzen in Europa derzeit nur elf weitere Länder auf Selbstbestimmung bei der Geschlechtsidentität: Belgien, Dänemark, Finnland, Island, Irland, Luxemburg, Malta, Norwegen, Portugal, die Schweiz und Spanien.

Weitere Faktoren für die Verbesserung Deutschlands waren:

  • Ein strengerer rechtlicher Rahmen im Bereich der Hasskriminalität, der Straftaten aufgrund sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und Geschlechtsmerkmale als erschwerenden Faktor berücksichtigt
  • Der Abbau von Diskriminierungen bei der Blutspende für homo- und bisexuelle Männer sowie für Transpersonen

Die europäischen Spitzenreiter und Schlusslichter

Malta führt das Ranking bereits seit 2015 an und bleibt damit unangefochten auf Platz eins. Auf den weiteren Spitzenplätzen folgen Belgien, Island, Dänemark, Spanien, Finnland und Griechenland. Nach Deutschland komplettieren Norwegen und Luxemburg die Top Ten.

Auf den letzten drei Plätzen befinden sich wie im Vorjahr die Türkei, Aserbaidschan und Schlusslicht Russland.

Aufsteiger und Absteiger im europäischen Vergleich

Neben Deutschland konnten sich auch andere Länder verbessern: Lettland rückte nach der Einführung von eingetragenen Lebenspartnerschaften vier Plätze nach oben. Polen machte unter anderem wegen der Auflösung der sogenannten "LGBT-freien Zonen" drei Plätze gut.

Hingegen verzeichneten einige Länder deutliche Rückschritte: Ungarn fiel um zehn Punkte und sieben Plätze auf Rang 37 zurück – die schlechteste Platzierung des Landes in der Geschichte der Rainbow Map. Grund dafür sind mehrere queerfeindliche Gesetze, darunter das EU-weit einmalige CSD-Verbot. Georgien verschlechterte sich sogar um zwölf Punkte und sieben Plätze und landete mit dem 44. Rang auf seinem bislang schlechtesten Ergebnis.

Besonders bemerkenswert ist der Abstieg Großbritanniens: Das einst als sehr queerfreundlich geltende Land, das 2014 noch die Rainbow Map auf Platz eins angeführt hatte, erreichte mit dem 22. Platz sein bislang schlechtestes Ergebnis. Im Vorjahr lag die Insel noch auf Rang 16. Grund dafür war die Entscheidung des Höchstgerichts, das trans Frauen nicht als Frauen und trans Männer nicht als Männer anerkennt. Seither wurde trans Menschen der Zugang zu mehreren Bereichen, etwa Toiletten oder Sportvereinen, erheblich erschwert oder unmöglich gemacht.

Warnungen vor Rückschritten

Katrin Hugendubel, Kampagnenchefin von ILGA-Europe, warnt vor einer besorgniserregenden Entwicklung in ganz Europa: "Die großen Headlines kommen aus Großbritannien oder Ungarn, aber die Demokratie erodiert in ganz Europa leise durch eine Strategie der tausend Nadelstiche." Sie kritisiert, dass Parteien der Mitte und von Rechtsaußen in der EU Nichtregierungsorganisationen, die LGBTQ+-Rechte verteidigen, die Finanzierung kürzen, während auf nationaler Ebene Gesetze beschlossen werden, deren Ziel nicht die Lösung gesellschaftlicher Probleme ist, sondern die Marginalisierung bestimmter Gruppen.

Besonders die starken Wahlergebnisse von rechtsextremen Parteien würden die Atmosphäre vergiften – als Beispiele nannte sie Wahlen in Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden.

Reaktionen aus der deutschen Politik

Nyke Slawik, die neue queerpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, bezeichnete das bessere Ergebnis Deutschlands als "wichtiges Zeichen für die Gleichstellung von LSBTIQ*-Personen in unserem Land". Gleichzeitig rief sie die Bundesregierung auf, den von der Ampel-Regierung eingeschlagenen Reformweg fortzuführen. Sie kritisierte, dass sich die neue schwarz-rote Koalition derzeit in Schweigen hülle, ob der Aktionsplan "Queer leben" fortgesetzt werde.

Sven Lehmann, der ehemalige Queerbeauftragte der Bundesregierung, ergänzte: "Gleichstellung ist leider keine Selbstverständlichkeit. Europaweit erstarken rechtsextreme und antifeministische Bewegungen, die LSBTIQ*-Rechte gezielt angreifen." Unklar ist bislang, ob seine von der Bundesregierung 2022 eingeführte Position (Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt) im neuen Kabinett fortgeführt wird.

Weitere notwendige Reformen

Um in die Top 5 des Rankings aufzusteigen, müssten laut Experten noch weitere im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vereinbarte Vorhaben umgesetzt werden. Dazu gehören:

  • Die rechtliche Anerkennung von Regenbogenfamilien
  • Die Ergänzung von Artikel 3 des Grundgesetzes um den Diskriminierungsschutz für queere Menschen
  • Die Absicherung der Gesundheitsversorgung für trans-, inter- und nicht-binäre Personen
  • Die Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes sowie des Abstammungsrechts

Es bleibt abzuwarten, welche dieser Vorhaben von der neuen Bundesregierung weiterverfolgt werden und ob Deutschland seinen positiven Trend in den kommenden Jahren fortsetzen kann.


Trumps YMCA-Auftritt in Saudi-Arabien: Eine bizarre Dissonanz zwischen Musik und Politik

Donald Trump sorgte kürzlich für weltweites Aufsehen, als er seine Rede in Saudi-Arabien – einem Land, in dem Homosexualität mit dem Tod bestraft werden kann – mit dem als schwule Hymne bekannten Disco-Hit "YMCA" der Village People beendete. Wie PinkNews berichtet, ereignete sich dieser seltsame Moment während eines Investment-Forums in Riad, als der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman zu den Klängen des ikonischen Disco-Songs auf die Bühne kam, um Trump die Hand zu schütteln.

Schwule Hymne in einem streng homophoben Land

Der Kontrast könnte kaum größer sein: "YMCA", ein Song aus den 1970er Jahren, der aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und Popularität in LGBTQ+-Clubs als schwule Hymne gilt, ertönt in einem Land, dessen Gesetze zu den LGBTQ+-feindlichsten der Welt gehören. In Saudi-Arabien stehen auf homosexuelle Handlungen drakonische Strafen bis hin zur Todesstrafe. Zudem sind LGBTQ+-Themen zensiert, und das Scharia-Gesetz verbietet das sogenannte "Cross-Dressing", was die Existenz von Transgender-Personen praktisch illegalisiert.

Die Wahl des Songs ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass "YMCA" von Jacques Morali mitgeschrieben wurde, der selbst homosexuell war, ebenso wie mehrere Originalmitglieder der Band, darunter Felipe Rose und Randy Jones. Der Song wird bis heute bei Pride-Veranstaltungen weltweit gespielt und sein Text wird oft als verschlüsselte Anspielung auf schwules Cruising interpretiert. Sogar der Name "Village People" selbst bezieht sich auf das Greenwich Village in Manhattan, das als "Gayborhood" bekannt ist.

YMCA als fester Bestandteil von Trump-Rallyes

Trotz der offensichtlichen Verbindung zur LGBTQ+-Community hat sich "YMCA" in den letzten Jahren zu einem Standardsong bei Trump-Veranstaltungen entwickelt. Der Song wurde während seiner Wahlkampagne vor der Wiederwahl im November 2024 regelmäßig gespielt – eine Praxis, die angesichts der LGBTQ+-feindlichen Politik der Trump-Administration bereits damals für Verwunderung sorgte.

In Deutschland löste der Vorfall Diskussionen über den Umgang mit LGBTQ+-Rechten in der internationalen Politik aus. Während in Deutschland die Ehe für alle seit 2017 gesetzlich verankert ist und das Selbstbestimmungsgesetz im Jahr 2023 in Kraft trat, werden in anderen Teilen der Welt LGBTQ+-Personen weiterhin verfolgt und kriminalisiert.

Streit um die Bedeutung des Songs

Interessanterweise hat der Leadsänger der Village People, Victor Willis, der heterosexuell ist, wiederholt bestritten, dass der Song irgendwelche Verbindungen zur LGBTQ+-Community hat. In einem Facebook-Post im Dezember drohte Willis sogar damit, Nachrichtenorganisationen zu verklagen, die "YMCA" als schwule Hymne bezeichnen, da solche Annahmen "schädlich für den Song" seien.

"Es wurde viel darüber gesprochen, besonders in letzter Zeit, dass YMCA irgendwie eine schwule Hymne sei", schrieb Willis. "Wie ich schon oft gesagt habe, ist das eine falsche Annahme, die darauf basiert, dass mein Schreibpartner schwul war und einige (nicht alle) Village People schwul waren." Willis behauptet, der Song sei lediglich seinem Jugendzentrum gewidmet.

Die Village People traten im Januar auch bei Trumps Amtseinführung auf, was ihnen heftige Kritik aus der LGBTQ+-Community einbrachte. Die Gruppe verteidigte ihren Auftritt mit der Erklärung, dass "Musik ohne Rücksicht auf Politik aufgeführt werden sollte" und ihre Musik das Land "nach einem turbulenten und gespaltenen Wahlkampf" vereinen würde.

Reaktionen in den sozialen Medien

In den sozialen Medien löste die Performance bei Trumps Amtseinführung bereits heftige Reaktionen aus. "Es ist so bezeichnend, dass ihr eine Menge dieser Charakterkostüme von der queeren Community übernommen habt (besonders der Biker) und dann so etwas macht. Ihr habt euch wirklich verkauft", schrieb ein Nutzer. Ein anderer kommentierte: "Ich habe keinen Respekt mehr für eure Gruppe... Ich schäme mich und werde eure gesamte Musik wegwerfen."

Die jüngste Episode in Saudi-Arabien verstärkt nun die Diskussion um die Instrumentalisierung von LGBTQ+-Kulturgut in Kontexten, die der Community feindlich gegenüberstehen. Während in Deutschland die Akzeptanz von LGBTQ+-Personen in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, zeigt dieser Vorfall, wie LGBTQ+-Symbole global in widersprüchlichen politischen Kontexten verwendet werden können.

Der saudi-arabische Blogger und LGBTQ+-Aktivist Alaa al-Faqir, der aus dem Land fliehen musste und mittlerweile in Berlin lebt, kommentierte gegenüber verschiedenen Medien den Vorfall als "absurdes Theater, das die Heuchelei der internationalen Beziehungen offenlegt, während LGBTQ+-Personen in Saudi-Arabien weiterhin in ständiger Angst leben müssen".


Neue Welle der Repression: Festnahmen in Russland wegen "LGBT-Propaganda" – Die Situation im Vergleich zu Deutschland

In Russland wurden mehrere Mitarbeitende des größten russischen Verlags Eksmo, darunter der Leiter des Vertriebs Anatoli Norowjatkin, wegen angeblicher Verbreitung von "LGBT-Propaganda" festgenommen. Das berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch, wie queer.de meldet. Die Festnahmen stehen im Zusammenhang mit Büchern des Verlags Popcorn Books, der sich auf Literatur für junge Erwachsene zu Themen wie Geschlechtsidentität, psychische Gesundheit und Rassismus spezialisiert hat.

Putins verschärfte Repressionen gegen die LGBTQ+-Community

Die jüngsten Festnahmen reihen sich ein in eine systematische Verfolgung von LGBTQ+-Personen und ihrer Unterstützer:innen in Russland. Das Gesetz gegen "Propaganda von Homosexualität unter Minderjährigen" wurde erstmals 2013 auf föderaler Ebene eingeführt und hat sich seitdem stetig verschärft. Im November 2022 weitete die russische Regierung das Gesetz drastisch aus – es gilt nun unabhängig vom Alter der Zielgruppe, was faktisch ein vollständiges Verbot jeglicher positiver Darstellung von LGBTQ+-Lebensweisen bedeutet, wie die Bundeszentrale für politische Bildung dokumentiert.

Im Jahr 2023 setzte der Kreml die "LGBT-Bewegung" auf eine Liste verbotener extremistischer Gruppen – ein weiterer Schritt, der die rechtliche Verfolgung erleichtert. Die Strafen für Verstöße gegen das "Propaganda"-Gesetz sind drastisch: Sie reichen von hohen Geldstrafen für Einzelpersonen bis zu existenzbedrohenden Bußgeldern für Organisationen und der Ausweisung ausländischer Staatsbürger.

Der Fall Popcorn Books – Literatur im Visier

Der nun betroffene Verlag Popcorn Books geriet bereits 2022 ins Visier der russischen Behörden, nachdem er den Bestseller "Sommer in einer Pionierkrawatte" (auf Deutsch erschienen als "Du und ich und der Sommer") veröffentlicht hatte. Der Roman, eine schwule Liebesgeschichte, die in einem sowjetischen Sommerlager spielt, wurde zum Bestseller – und zum Ziel staatlicher Repression, wie Fluter berichtet.

Als Reaktion wurde gegen den Verlag ein Verfahren wegen "LGBT-Propaganda" eingeleitet, und er wurde im Oktober 2022 als "ausländischer Agent" eingestuft – ein Label, das die Geschäftstätigkeit erheblich erschwert und stigmatisiert. Die jetzigen Festnahmen von Mitarbeitenden des Vertriebspartners Eksmo zeigen, dass die Verfolgung immer weitere Kreise zieht.

Situation in Deutschland – ein starker Kontrast

Der Umgang Russlands mit LGBTQ+-Themen steht in krassem Gegensatz zur Situation in Deutschland. Während Deutschland im ILGA-Ranking der LGBTQ+-freundlichsten Länder den 15. Platz belegt, gehört Russland zu den am schlechtesten bewerteten Ländern, wie Statista aufzeigt. In Deutschland ist die Ehe für alle seit 2017 legal, und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität.

Dennoch gibt es auch in Deutschland weiterhin Herausforderungen: Die Ergänzung des Gleichheitsartikels im Grundgesetz um das Merkmal "sexuelle Identität" steht noch aus, und laut dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) kommt es weiterhin zu Diskriminierung und Hassreden gegen LGBTQ+-Personen.

Internationaler Trend zur Repression?

Expert:innen sehen in Russlands Vorgehen nicht nur eine innenpolitische Maßnahme, sondern auch ein geopolitisches Signal. "Die Repression gegen LGBTQ+-Personen dient dem Putin-Regime als ideologisches Instrument, um sich vom 'dekadenten Westen' abzugrenzen und traditionelle Werte zu betonen", erklärt die Menschenrechtsorganisation Quarteera, die sich für russischsprachige LGBTQ+-Personen in Deutschland einsetzt.

Die Festnahmen der Verlagsmitarbeitenden zeigen, dass die Repressionen in Russland weiter zunehmen. Für die LGBTQ+-Community in Russland bedeutet dies eine weitere Verschlechterung ihrer ohnehin schon prekären Lage. Viele suchen Zuflucht im Ausland, auch in Deutschland, wo ihnen jedoch oft bürokratische Hürden im Asylverfahren begegnen.

Der Fall unterstreicht die Bedeutung internationaler Solidarität und die Notwendigkeit, in Deutschland erreichte LGBTQ+-Rechte zu verteidigen und weiter auszubauen – gerade in Zeiten, in denen in vielen Ländern weltweit diese Rechte unter Druck geraten.


Großbritannien stürzt bei LGBTQ+-Rechten ab – Deutschland klettert in europäischem Ranking nach oben

Großbritannien, einst Spitzenreiter in Europa für LGBTQ+-Rechte, ist im aktuellen ILGA-Europe Rainbow Index erneut abgestürzt. Die jüngsten Ergebnisse, veröffentlicht am 14. Mai 2025, zeigen das Vereinigte Königreich nur noch auf Platz 22 – ein dramatischer Absturz für ein Land, das noch vor zehn Jahren die Rangliste anführte. Während Großbritannien an Boden verliert, verbessert sich Deutschland und rückt in die Top 10 vor.

Vom Vorbild zum Nachzügler: Großbritanniens dramatischer Abstieg

Mit einer Gesamtbewertung von nur noch 46 Prozent ist das Vereinigte Königreich inzwischen das zweitschlechteste Land für LGBTQ+-Rechte in Westeuropa und Skandinavien – nur Italien schneidet noch schlechter ab. 2015 führte Großbritannien die Rangliste noch mit beeindruckenden 86 Prozent an. Der aktuelle Absturz um sieben Plätze im Vergleich zum Vorjahr resultiert hauptsächlich aus einem Urteil des Obersten Gerichtshofs, das die "geschützte Eigenschaft" des Geschlechts im Gleichstellungsgesetz von 2010 als "biologisch" definierte und trans Personen ausschloss.

Besonders alarmierend: Bei Gesetzen zur Anerkennung der Geschlechtsidentität von trans Personen rangiert Großbritannien nur noch auf Platz 45 von 49 europäischen Ländern. ILGA-Europe stuft das Urteil des Obersten Gerichtshofs als rechtliche Blockade für die wirksame Anerkennung der Identität von trans Menschen ein. Die einzigen anderen europäischen Länder in einer ähnlichen Position sind Bulgarien, Georgien, Ungarn und Russland.

Deutschland klettert in die Top 10

Im Gegensatz dazu hat sich Deutschland im Rainbow Index 2025 deutlich verbessert und liegt nun mit einer Bewertung von 69 Prozent auf Platz 8 der 49 untersuchten europäischen Länder. Dies bedeutet einen Aufstieg um drei Plätze im Vergleich zum Vorjahr. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärte, dass Deutschland "nach Jahren des Stillstandes bei der Gleichstellung von LSBTIQ* endlich zu den Top 10 in Europa gehört".

Die positive Entwicklung ist maßgeblich auf die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes zurückzuführen, das am 1. November 2024 in Kraft trat und die Rechte von trans, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen stärkt. Das Gesetz ermöglicht es Betroffenen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die zuvor erforderlichen psychiatrischen Gutachten und Gerichtsverfahren.

Malta führt, Großbritannien fällt

An der Spitze der Rangliste steht weiterhin Malta mit einer Bewertung von 89 Prozent, gefolgt von Belgien (85 Prozent), Island (84 Prozent), Dänemark (80 Prozent) und Spanien (78 Prozent). Andere Länder, die über Großbritannien rangieren, sind Finnland (70 Prozent), Irland (63 Prozent), Österreich (54 Prozent), Kroatien (49 Prozent) und Estland (46 Prozent).

Chaber, Geschäftsführer:in von ILGA-Europe, warnte: "Jetzt ist die Zeit, Widerstand zu leisten, bevor die gezielten Angriffe, die wir in Ländern wie Ungarn, Großbritannien und Georgien sehen, zur Norm statt zur Ausnahme werden. Politische Führungspersönlichkeiten müssen mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Worte in Taten umsetzen."

Warnung für Deutschland?

Obwohl Deutschland sich verbessert hat, sehen Expert:innen den Fall Großbritanniens als Warnung. Der britische Abstieg zeigt, wie schnell Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten zurückgedreht werden können. "Was in Großbritannien passiert, könnte überall passieren", warnt Henny Engels vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Wir beobachten auch in Deutschland zunehmend Angriffe auf die Rechte von trans Personen und müssen wachsam bleiben."

Die Situation in Großbritannien wird von ILGA-Europe als Teil einer allgemeinen Aushöhlung demokratischer Rechte in Europa gesehen. Die Organisation weist darauf hin, dass die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit beispielsweise bei Pride-Paraden in mindestens vierzehn Ländern für die LGBTQ+-Community eingeschränkt wird.

Vic Valentine von Scottish Trans fasste die Situation treffend zusammen: "Von außen betrachtet wird das Vereinigte Königreich als warnendes Beispiel dafür angesehen, wie Dinge rückwärts statt vorwärts gehen können. Aber nichts davon ist unvermeidlich."

Diese Erkenntnis gilt auch für Deutschland: Trotz positiver Entwicklungen zeigt der Fall Großbritannien, dass Fortschritte nicht selbstverständlich sind und kontinuierliches Engagement für die Rechte der LGBTQ+-Community notwendig bleibt.


Britische NatWest Bank weist Beschwerde gegen Pride-Dekorationen ab - Wie steht es um LGBTQ+-Sichtbarkeit in deutschen Banken?

Eine Beschwerde gegen Pride-Dekorationen in einer britischen NatWest-Filiale wurde abgewiesen, wobei dem Kunden geraten wurde, Online-Banking zu nutzen, wenn ihn die LGBTQ+-Symbole stören. Wie PinkNews berichtet, bezog sich der Fall auf einen Kunden (in Dokumenten nur als "Herr J" bezeichnet), der im Juli letzten Jahres versucht hatte, seine lokale Filiale zur Entfernung von Pride-Materialien zu bewegen, da diese ihm aufgrund seiner Religion und Behinderungen "emotionales Leid" zufügten.

Financial Ombudsman entscheidet zugunsten der Bank

Der Kunde eskalierte den Fall im November an den britischen Financial Ombudsman Service und behauptete, die Bank hätte gegen das Gleichstellungsgesetz von 2010 verstoßen, indem sie keine Anpassungen für ihn vornahm. Die Ombudsfrau Danielle Padden entschied jedoch zugunsten von NatWest und betonte, dass die Bank das Recht habe, pro-LGBTQ+ Materialien in ihren Filialen zu zeigen.

"NatWest ist eine Bank, die sich dafür entschieden hat, zu bestimmten Zeiten des Jahres Pride-Materialien zusammen mit anderen Dekorationen auszustellen," schrieb Padden in ihrem Urteil. "Als Dienstleister können wir ihnen nicht verbieten, dies zu tun, da sie berechtigt sind, die Gemeinschaften, denen sie dienen, zu feiern und für sie zu sensibilisieren."

Die Bank wies darauf hin, dass der Kunde "alternative Bankmethoden" wie Online-Banking, Geldautomaten oder die Post nutzen könne. Sollte er persönlich in die Filiale kommen müssen, könne er auch einen Dritten bevollmächtigen, dies für ihn zu erledigen.

LGBTQ+-Sichtbarkeit in deutschen Banken

Während dieser Fall aus Großbritannien stammt, stellt sich die Frage, wie deutsche Banken mit LGBTQ+-Sichtbarkeit und -Unterstützung umgehen. Anders als in Großbritannien, wo die Charity Stonewall jährlich die inklusivsten Arbeitgeber kürt (NatWest gehörte letztes Jahr zu den Spitzenreitern), gibt es in Deutschland keine vergleichbare umfassende Bewertung für den Bankensektor.

Die Deutsche Bank gehört jedoch zu den Vorreitern in diesem Bereich und unterstützt seit Jahren aktiv den Christopher Street Day in verschiedenen deutschen Städten. Auch die Commerzbank zeigt regelmäßig während des Pride-Monats ihre Unterstützung durch entsprechende Dekorationen und Aktionen. Die DKB wirbt ebenfalls mit ihrer Diversity-Politik, die LGBTQ+-Mitarbeitende explizit einschließt.

Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland

In Deutschland schützt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität. Es ist allerdings unklar, ob ein Fall wie bei NatWest hier ähnlich entschieden würde. Im Gegensatz zum britischen Fall müsste in Deutschland abgewogen werden, ob religiöse Überzeugungen eines Kunden schwerer wiegen als das Recht einer Bank, sich für Vielfalt und Inklusion einzusetzen.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) betont, dass visuelle Repräsentation von LGBTQ+-Themen in öffentlichen Räumen, einschließlich Banken, ein wichtiger Schritt zur gesellschaftlichen Akzeptanz sei. "Sichtbarkeit ist der erste Schritt zur Normalisierung", erklärt Alfonso Pantisano, Bundesvorstandsmitglied des LSVD gegenüber verschiedenen Medien.

Zwischen Marketing und authentischem Engagement

Kritiker werfen Unternehmen, einschließlich Banken, manchmal "Pinkwashing" vor – wenn sie sich während des Pride-Monats mit Regenbogen schmücken, ohne dass dahinter ein tieferes Engagement für LGBTQ+-Rechte steht. Authentische Unterstützung zeigt sich in der Einstellungspolitik, internen Diversitätsprogrammen und finanzieller Unterstützung von LGBTQ+-Organisationen.

Die Proud at Work Initiative, die sich für LGBTQ+-Rechte am Arbeitsplatz einsetzt, hat in den letzten Jahren zunehmend mit Finanzinstituten zusammengearbeitet. "Es geht nicht nur um Regenbogenflaggen im Juni, sondern um nachhaltige Unternehmenskultur", so ein Sprecher der Initiative.

Fazit

Der Fall aus Großbritannien zeigt, dass ein Bekenntnis zu Vielfalt und Inklusion auch rechtlich haltbar ist. Für deutsche Banken könnte dies ein positives Signal sein, ihre LGBTQ+-freundlichen Initiativen weiter auszubauen. Gleichzeitig sollte dieses Engagement über symbolische Gesten hinausgehen und sich in der Unternehmenskultur, den Dienstleistungen und dem gesellschaftlichen Engagement widerspiegeln.


Rückschritt für die Vielfalt: SAP kapituliert vor Trumps Diversity-Feldzug

Der deutsche Software-Riese SAP streicht Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtervielfalt und reagiert damit auf den politischen Druck der Trump-Administration in den USA. Wie das Handelsblatt berichtete, verzichtet der Konzern künftig auf das Ziel, einen Frauenanteil von 40 Prozent in der Belegschaft zu erreichen. Die Entscheidung reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung, bei der internationale Unternehmen ihre Diversity-Programme zurückfahren.

Konkrete Maßnahmen und strukturelle Veränderungen

SAP begründet diesen Schritt in einer internen Mail an die Belegschaft mit der Notwendigkeit, auf "externe Veränderungen, etwa auf aktuelle gesetzliche Entwicklungen" zu reagieren. Als "global agierendes Unternehmen mit einer starken Präsenz in den USA" sehe man sich gezwungen, Anpassungen im Bereich "Diversity & Inclusion" vorzunehmen. Laut Spiegel-Informationen beteuert der DAX-Konzern dennoch, dass eine "vielfältige Belegschaft und integrative Führung" weiterhin für eine leistungsfähige Organisation entscheidend seien.

Die Veränderungen bei SAP sind weitreichend: Neben dem Verzicht auf die angestrebte Frauenquote wird Geschlechtervielfalt künftig auch nicht mehr als Bewertungsmaßstab bei der Vergütung des Vorstands berücksichtigt. Bei der Quote für Frauen in Führungspositionen werden die USA komplett ausgeklammert. Besonders symbolträchtig ist die Zusammenlegung des bislang eigenständigen "Diversity & Inclusion Office" mit dem Bereich "Corporate Social Responsibility" – ein deutliches Zeichen für die Herabstufung der Thematik.

Trumps Kreuzzug gegen die "Woke-Kultur"

Der Rückzug von SAP ist kein Einzelfall, sondern spiegelt eine breitere Entwicklung wider, die durch die Politik von Donald Trump in den USA vorangetrieben wird. Gleich am Tag seines Amtsantritts im Januar unterzeichnete Trump ein Dekret, das US-Bundesbehörden den Einsatz von Programmen für Diversität, Gleichstellung und Inklusion (im Englischen als DEI abgekürzt) untersagt. Die Trump-Administration argumentiert, dass Einstellungen ausschließlich auf Verdienst basieren sollten und nicht auf vermeintlich "diskriminierenden Quoten".

Diese Politik übt immensen Druck auf Unternehmen mit US-Geschäft aus. Große Konzerne wie Google und Meta haben ihre Diversitätsprogramme bereits zurückgefahren. Laut Deutschlandfunk beenden immer mehr Unternehmen ihre DEI-Maßnahmen aus Angst vor rechtlichen und politischen Konsequenzen in den USA. Die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile USA verpflichtete sich ebenfalls, entsprechende Programme einzustellen.

Auswirkungen auf die deutsche LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bedeutet diese Entwicklung einen beunruhigenden Präzedenzfall. Wenn ein Schwergewicht wie SAP, das sich in der Vergangenheit als progressiver Arbeitgeber positioniert hatte, vor politischem Druck einknickt, könnte dies Signalwirkung für andere deutsche Unternehmen haben. Besonders bedenklich ist, dass der Abbau von Diversity-Programmen nicht auf sachlichen Argumenten basiert – es gibt keine Belege dafür, dass solche Initiativen zu Qualitätseinbußen führen, wie von Trump und seinen Unterstützern behauptet.

In Deutschland haben Unternehmen in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte im Bereich Diversity Management erzielt. Eine Studie von Total E-Quality zeigt, dass viele deutsche Firmen die Wichtigkeit kultureller Vielfalt erkannt haben und die Verantwortung dafür zunehmend auch beim Senior Management ansiedeln. Auch wirtschaftlich macht Vielfalt Sinn: Nach einer McKinsey-Untersuchung könnten durch mehr kulturelle Vielfalt bis zu 100 Milliarden Euro Wertschöpfung in Deutschland generiert werden.

Ein gefährlicher Domino-Effekt

Die Entscheidung von SAP könnte Teil eines größeren Domino-Effekts sein, der bereits andere Unternehmen erfasst hat. So haben Medienberichten zufolge auch Aldi Süd und Ford ihre Diversitätsprogramme eingeschränkt oder CSD-Sponsorings gekürzt. Dies ist besonders alarmierend, da Deutschland und Europa bislang als Gegengewicht zu den kulturellen Rückschritten in den USA galten.

Für die LGBTQ+-Community steht viel auf dem Spiel. Diversitätsprogramme wurden eingeführt, um historisch bedingte Benachteiligungen auszugleichen und gleiche Chancen für alle Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft zu schaffen. Wenn Unternehmen diese Programme als verzichtbaren Luxus betrachten, den man bei politischem Gegenwind schnell über Bord wirft, droht ein Rollback bei hart erkämpften Errungenschaften.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob weitere deutsche Unternehmen dem Beispiel von SAP folgen oder ob sie den Mut aufbringen, an ihren Werten festzuhalten – auch wenn dies bedeutet, sich dem politischen Druck aus den USA zu widersetzen. Für die LGBTQ+-Community bleibt es wichtig, wachsam zu bleiben und Unternehmen an ihre gesellschaftliche Verantwortung zu erinnern.


Neuer Papst Leo XIV: Bedenken über LGBTQ+-Ansichten in Deutschland und weltweit

Der neu gewählte Papst Robert Prevost, der den Namen Leo XIV. angenommen hat, steht wegen seiner früheren Äußerungen zu LGBTQ+-Themen in der Kritik. In einem Bericht von PinkNews werden diese Bedenken ausführlich dargelegt, während in Deutschland die Frage aufkommt, wie sich seine Wahl auf die fortschrittlichen Entwicklungen in der deutschen katholischen Kirche auswirken könnte.

Kontroverse Äußerungen des neuen Papstes

Der 69-jährige Amerikaner, der auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde am 8. Mai nach einem zweitägigen Konklave zum 267. Papst gewählt. Obwohl er als moderater Reformer gilt, der Papst Franziskus nahestand, berichtet die New York Times, dass Prevost 2012 Kritik an Unterhaltungsmedien äußerte, die "Sympathie für Überzeugungen und Praktiken zeigen, die im Widerspruch zum Evangelium stehen", darunter der "homosexuelle Lebensstil" und "alternative Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Partnern und ihren adoptierten Kindern bestehen".

Als Bischof von Chiclayo in Peru sprach sich Prevost zudem gegen inklusive Geschlechtererziehung aus und behauptete, dass die "Gender-Ideologie versucht, Geschlechter zu erschaffen, die nicht existieren", wie Newsweek berichtet.

Deutsche katholische Kirche im Spannungsfeld

Die Wahl von Papst Leo XIV. fällt in eine Zeit bedeutender Veränderungen in der deutschen katholischen Kirche. Der Synodale Weg, ein Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, hat in den letzten Jahren wichtige Empfehlungen zur Gleichstellung von LGBTQ+-Personen ausgesprochen, darunter die Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und die Forderung nach "konkreten Verbesserungen" der Beziehung der Kirche zur Transgender-Gemeinschaft.

Ein besonders bemerkenswerter Fortschritt war die Ernennung von Bischof Ludger Schepers zum ersten "Beauftragten für queere Seelsorge" durch die deutsche Bischofskonferenz im März 2024. Diese Ernennung wurde als wichtiges Signal für mehr Offenheit gegenüber queeren Themen in der katholischen Kirche in Deutschland gesehen.

Die #OutInChurch-Bewegung in Deutschland

Die deutsche katholische Kirche wurde 2023 durch die Kampagne #OutInChurch erschüttert, als sich 125 queere Gläubige öffentlich outeten. Eine Dokumentation mit Interviews von 100 queeren Katholik*innen über ihre Erfahrungen in der Kirche wurde im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und löste landesweit Diskussionen aus.

Diese Bewegung hat dazu beigetragen, dass die deutsche katholische Kirche eine Vorreiterrolle bei der Inklusion von LGBTQ+-Personen innerhalb der globalen katholischen Gemeinschaft eingenommen hat – eine Position, die nun durch die konservativeren Ansichten des neuen Papstes gefährdet sein könnte.

Reaktionen und Zukunftsaussichten

Kate Ellis, Präsidentin und CEO von GLAAD, hat den neuen Papst aufgefordert, "auf den Fortschritten aufzubauen", die sein Vorgänger gemacht hat. "Die römisch-katholische Kirche steht an der Schwelle zu einem hoffnungsvollen und inklusiven neuen Kapitel. Mit der Führung von Papst Leo XIV. besteht eine außerordentliche Chance, Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren und LGBTQ-Menschen mit Mitgefühl, Würde und Liebe noch stärker einzubeziehen", erklärte Ellis in einer Stellungnahme.

In seiner ersten Ansprache auf dem Petersplatz im Vatikan nach seiner Wahl sagte Prevost: "Ich möchte, dass dieser Friedensgruß alle eure Herzen und Familien... und Menschen auf der ganzen Welt erreicht. Friede sei mit euch."

Für LGBTQ+-Katholik*innen in Deutschland und weltweit bleibt abzuwarten, ob die Friedensworte des neuen Papstes auch für sie gelten werden. Angesichts der progressiven Entwicklungen in der deutschen katholischen Kirche befürchten viele, dass es zu einem Rückschritt kommen könnte, sollte Papst Leo XIV. eine konservativere Linie verfolgen als sein Vorgänger Franziskus.

Bedeutung für die deutsche LGBTQ+-Gemeinschaft

Für queere Katholik*innen in Deutschland, die in den letzten Jahren durch Initiativen wie den Synodalen Weg und #OutInChurch mehr Anerkennung erfahren haben, bedeutet die Wahl eines Papstes mit bekannten anti-LGBTQ+-Ansichten eine Zeit der Ungewissheit. Der Kontrast zwischen den fortschrittlichen Bemühungen der deutschen Kirche und den potenziell konservativen Ansichten des neuen Papstes könnte zu Spannungen innerhalb der katholischen Gemeinschaft in Deutschland führen.

Viele hoffen jedoch, dass Papst Leo XIV. in seiner neuen Rolle einen inklusiveren Ansatz verfolgen wird, ähnlich wie Papst Franziskus, der trotz Beibehaltung traditioneller Lehren der Kirche oft einen versöhnlicheren Ton gegenüber LGBTQ+-Personen anschlug.


Cis-Frau aus Boston-Hotel geworfen: Was solche Vorfälle für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Deutschland bedeuten

Eine erschütternde Geschichte aus Boston erreicht nun auch Deutschland: Zwei cisgeschlechtliche Frauen, Liz Victor und Ansley Baker, wurden aus dem Liberty Hotel in Boston geworfen, nachdem Baker gezwungen wurde, ihr Geschlecht zu "beweisen", als sie die Damentoilette benutzte. Der Vorfall, über den ursprünglich GCN berichtete, wirft wichtige Fragen zur Geschlechterpolizierung im öffentlichen Raum auf – ein Thema, das auch in Deutschland zunehmend Relevanz gewinnt.

Was geschah in Boston?

Das Paar besuchte eine Kentucky-Derby-Party im Liberty Hotel. Als Baker die Damentoilette benutzte, drang ein männlicher Sicherheitsbeamter in die Toilette ein und klopfte an die Kabinentüren. Er behauptete, Baker sei ein Mann. "Ich zog meine Shorts hoch. Ich hatte sie noch nicht einmal zugebunden. Einer der Sicherheitsbeamten war da und sagte mir, ich solle die Toilette verlassen, dass ich ein Mann in der Damentoilette sei", berichtete Baker gegenüber CBS.

Obwohl Baker ihren Ausweis vorlegte und damit ihr Geschlecht "bewies", wurde sie gezwungen, die Toilette zu verlassen. Das Paar wurde anschließend in die Lobby eskortiert und musste das Hotel verlassen. "Selbst nachdem bestätigt wurde, dass sie eine Frau ist, wurden wir beide komplett von der Veranstaltung verwiesen, erschüttert, weinend und öffentlich beschämt", erklärte Victor.

Kein Einzelfall: Geschlechterpolizierung auch in Deutschland

Solche Vorfälle sind leider keine Seltenheit – auch in Deutschland. Experten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bestätigen, dass insbesondere maskulin wirkende Frauen immer wieder mit Diskriminierung in geschlechtergetrennten Räumen konfrontiert werden. Nina Selvaggio, Geschäftsführerin der Greater Boston PFLAG, brachte es auf den Punkt: "Für geschlechtsnonkonforme Lesben und Frauen im Allgemeinen ist Belästigung in öffentlichen Toiletten eine uralte Geschichte."

In Deutschland hat sich zwar mit dem Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes am 1. November 2024 die rechtliche Situation für trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen verbessert, doch die gesellschaftliche Realität hinkt hinterher. Laut der Bundesvereinigung Trans* kommt es regelmäßig zu Diskriminierung in Alltagssituationen, besonders in geschlechtergetrennten Räumen wie Toiletten oder Umkleidekabinen.

Rechtliche Situation in Deutschland

Im Gegensatz zu manchen US-Bundesstaaten gibt es in Deutschland keine sogenannten "Badezimmergesetze", die Menschen vorschreiben, welche Toiletten sie nutzen dürfen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung aufgrund der "sexuellen Identität" beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen.

Dennoch zeigen Fälle wie ein Vorfall aus dem Mai 2024, bei dem eine Transfrau nicht in einem Frauenfitnessstudio trainieren durfte, dass die Durchsetzung dieser Rechte im Alltag oft schwierig ist. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bezeichnete solche Verweigerungen als "Persönlichkeitsverletzung".

Auswirkungen auf das Leben von LGBTQ+-Personen

"Solche Vorfälle haben weitreichende Konsequenzen", erklärt Petra Weitzel vom Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti). "Viele Betroffene meiden öffentliche Toiletten aus Angst vor Konfrontationen oder Gewalt. Das schränkt ihre Bewegungsfreiheit und Teilhabe am öffentlichen Leben massiv ein."

Besonders besorgniserregend: Die Zunahme transfeindlicher Rhetorik führt offenbar zu verstärkter Geschlechterpolizierung – wovon alle betroffen sein können, deren Erscheinungsbild nicht streng binären Geschlechterstereotypen entspricht. Dies trifft sowohl Transpersonen als auch cisgeschlechtliche Menschen mit nicht-normativer Geschlechtspräsentation.

Die Reaktion des Hotels und was wir daraus lernen können

Das Liberty Hotel in Boston reagierte auf den Vorfall, indem es den Sicherheitsbeamten suspendierte und ankündigte, dass er ein Inklusivitätstraining absolvieren müsse. Zudem versprach das Hotel eine Spende an eine lokale LGBTQ+-Organisation.

Für deutsche Unternehmen, Hotels und Veranstaltungsorte bietet dieser Fall wichtige Lehren: Klare Richtlinien für den respektvollen Umgang mit allen Gästen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität oder -präsentation, sowie regelmäßige Schulungen für das Personal sind unerlässlich.

Vorbildlich agieren in Deutschland bereits einige Unternehmen wie die Deutsche Bahn, die mit gezielten Diversity-Trainings und klaren Antidiskriminierungsrichtlinien vorangeht.

Fazit: Ein gesamtgesellschaftliches Problem

Der Vorfall in Boston zeigt deutlich: Die Polizierung von Geschlecht in öffentlichen Räumen ist ein globales Problem, das nicht nur Transpersonen betrifft. Es unterstreicht die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Umdenkens weg von starren Geschlechterstereotypen hin zu mehr Respekt für individuelle Ausdrucksformen.

In Deutschland bietet das neue Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen rechtlichen Rahmen – doch die gesellschaftliche Akzeptanz muss weiter gefördert werden. Fälle wie der aus Boston verdeutlichen: Es geht nicht um abstrakte Identitätspolitik, sondern um konkrete Auswirkungen auf das Leben realer Menschen und deren Würde im Alltag.

Letztlich sollte die Botschaft klar sein: Niemand sollte gezwungen sein, sein Geschlecht zu "beweisen", um grundlegende menschliche Bedürfnisse erfüllen zu können – weder in Boston noch in Berlin.


Disney plant Themenpark in den VAE, wo Homosexualität unter Strafe steht - Ein Dilemma zwischen wirtschaftlichen Interessen und Werten

Disney hat kürzlich bekanntgegeben, einen neuen Themenpark in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu eröffnen - einem Land, in dem Homosexualität illegal ist und mit Gefängnisstrafen bis hin zur Todesstrafe geahndet werden kann. Die ursprüngliche Meldung stammt von PinkNews, die am 8. Mai 2025 über diese Entwicklung berichtete.

Disneys neue Partnerschaft trotz problematischer Menschenrechtslage

In einer gemeinsamen Ankündigung am 7. Mai erklärten die lokale Miral Group und The Walt Disney Company ihre Absicht, einen "Landmark Disney Resort in Abu Dhabi" zu errichten. Der neue Themenpark soll auf Yas Island entstehen. Diese Ankündigung erfolgte kurz vor dem Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in der Region.

Was auf den ersten Blick als wirtschaftliche Erfolgsgeschichte erscheint, wirft jedoch ernsthafte ethische Fragen auf. In den VAE ist Homosexualität sowohl für Männer als auch für Frauen strafbar. Die Strafen reichen von Gefängnisstrafen über chemische Kastration, Auspeitschen und Geldstrafen bis hin zur Abschiebung und in seltenen Fällen sogar zur Hinrichtung. Nach Artikel 80 des Strafgesetzbuchs von Abu Dhabi können "unnatürliche sexuelle Handlungen mit einer anderen Person" mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden, wie die Organisation Human Dignity Trust berichtet.

Kritische Reaktionen aus der Community

Die Ankündigung wurde in sozialen Medien kritisch aufgenommen. Ein Nutzer schrieb: "Wie soll das Disney-Magie sein? Ich hoffe, eure Partnerschaft hat ein Schlupfloch... denn das ist Unsinn." Ein anderer kommentierte: "Abu Dhabis Bilanz in Bezug auf Frauen- und LGBTQ-Rechte ist besorgniserregend. Eine interessante Wahl von Disney."

Trotz dieser Bedenken betonte Mohamed Khalifa al Mubarak, Vorsitzender von Miral: "Was wir mit Disney in Abu Dhabi erschaffen, ist eine völlig neue Welt der Fantasie, ein Erlebnis, das Generationen in der Region und weltweit inspirieren wird." Disney-CEO Bob Iger fügte hinzu, dass es sich um einen "aufregenden Moment" für das Unternehmen handele, einen Themenpark in Abu Dhabi zu bauen, "dessen Kultur reich an Wertschätzung für Kunst und Kreativität ist."

Deutsche Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen

Disneys Entscheidung spiegelt ein Dilemma wider, mit dem auch viele deutsche Unternehmen konfrontiert sind, die in Ländern mit restriktiven LGBTQ+-Gesetzen tätig sind. Konzerne wie Siemens, Volkswagen und die Deutsche Bank haben sich in Deutschland klar für Diversität und Inklusion positioniert, operieren aber gleichzeitig in Märkten, in denen LGBTQ+-Rechte stark eingeschränkt sind.

Der Deutschlandfunk berichtete in der Vergangenheit über die Herausforderungen deutscher Unternehmen, ihre Unternehmenswerte mit den lokalen Gesetzen und kulturellen Normen in Ländern mit problematischer Menschenrechtslage in Einklang zu bringen. Viele Unternehmen versuchen, einen Mittelweg zu finden, indem sie intern LGBTQ+-freundliche Richtlinien implementieren, während sie nach außen die lokalen Gesetze respektieren.

Die Wirtschaftsethik-Debatte in Deutschland

In Deutschland hat die Debatte über Wirtschaftsethik und Menschenrechte in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Das 2021 verabschiedete Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet deutsche Unternehmen, Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette zu achten. LGBTQ+-Rechte werden jedoch in diesem Kontext oft nicht explizit adressiert.

"Unternehmen stehen vor dem Dilemma, entweder auf lukrative Märkte zu verzichten oder ihre eigenen Werte zu kompromittieren", erklärt Dr. Marina Schmidt vom Deutschen Institut für Menschenrechte in einem Interview. "Es gibt keine einfachen Lösungen, aber Unternehmen sollten transparenter darüber sein, wie sie mit diesen Widersprüchen umgehen und welche Maßnahmen sie ergreifen, um ihre LGBTQ+-Mitarbeiter*innen in allen Ländern zu schützen."

Die Verantwortung globaler Unternehmen

Disneys Entscheidung wirft die grundsätzliche Frage auf, inwieweit globale Unternehmen eine Verantwortung tragen, ihre Werte konsequent zu vertreten - auch wenn dies geschäftliche Nachteile mit sich bringen könnte. Das Unternehmen, das sich in den USA öffentlich für LGBTQ+-Rechte einsetzt und Pride-Veranstaltungen in seinen Themenparks organisiert, scheint in diesem Fall wirtschaftliche Interessen über diese Werte zu stellen.

Für deutsche Verbraucher*innen und Investor*innen stellt sich zunehmend die Frage, ob sie Unternehmen unterstützen wollen, die solche Kompromisse eingehen. Der BUND und andere Organisationen fordern seit langem, dass ethische Kriterien bei Investitionen stärker berücksichtigt werden sollten - einschließlich der Haltung von Unternehmen zu LGBTQ+-Rechten.

Während Disney mit seinem neuen Projekt in den VAE voranschreitet, bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen Maßnahmen ergreifen wird, um seine LGBTQ+-freundlichen Werte auch in diesem Kontext zu vertreten oder ob es sich den lokalen Gegebenheiten vollständig anpassen wird. Die Entscheidung könnte richtungsweisend sein für andere westliche Unternehmen, die in Regionen mit restriktiven LGBTQ+-Gesetzen expandieren möchten.


Zwischen Feiern und Furcht: WorldPride 2025 in Washington unter dem Schatten der Trump-Politik

Bis zu drei Millionen Menschen werden erwartet, doch über dem WorldPride25-Festival in Washington liegt ein dunkler Schatten. Wie queer.de berichtet, findet das größte Event des Jahres für die LGBTQ+-Community zu einer Zeit statt, in der die Regierung von Präsident Donald Trump aggressive Maßnahmen gegen die sogenannte „Gender-Ideologie" ergreift und die Rechte von queeren Menschen systematisch beschneidet.

Zwischen Jubel und Absagen: Die zwiespältige Stimmung

Während die Organisatoren des am 17. Mai beginnenden Festivals optimistisch bleiben, haben laut der „Washington Post" bereits einige internationale Gruppen ihre Teilnahme abgesagt. Der Grund: Die feindselige Haltung der Trump-Regierung gegenüber Vielfalt, Integration und Gleichberechtigung sowie konkrete Angriffe auf die Rechte von trans Menschen. Per Dekret hat Trump verordnet, dass es nur zwei Geschlechter gibt und Pässe das „korrekte biologische Geschlecht" ausweisen müssen. Zudem werden trans Personen systematisch aus Sport und Militär verdrängt.

Ryan Bos, geschäftsführender Direktor der Capital Pride Alliance, zeigt Verständnis für die Skepsis: „Diese Menschen haben sehr berechtigte Bedenken und fragen sich zu Recht, wie sicher es für sie ist, in die USA zu reisen." Besonders Betroffene sind Menschen, die sich als trans identifizieren. Die Veranstalter haben bereits im vergangenen Monat vor spezifischen Reiserisiken gewarnt.

Deutsche Parallelen: Auch hier wächst der Druck

Die Situation in den USA wirft ein Schlaglicht auf ähnliche Entwicklungen in Deutschland. Auch hierzulande nehmen queerfeindliche Tendenzen zu, wie die Bundeszentrale für politische Bildung dokumentiert. Der Aufstieg populistischer und konservativer Kräfte hat zu verstärkten Debatten über traditionelle Familienbilder und die Akzeptanz sexueller Vielfalt geführt.

Während in Deutschland das Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Fortschritt darstellt, sehen sich queere Menschen dennoch mit zunehmender Diskriminierung konfrontiert. Laut aktuellen Statistiken des LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) haben queerfeindliche Übergriffe in den vergangenen Jahren zugenommen – eine Entwicklung, die Parallelen zur Situation in den USA aufweist.

Politik im Kulturzentrum: Symbolischer Umzug

Die politische Dimension des WorldPride wird besonders deutlich durch die Verlegung mehrerer Veranstaltungen, die ursprünglich im renommierten staatlichen Kennedy Center stattfinden sollten. Trump hatte das Kulturzentrum kurz nach seinem Amtsantritt unter seine Kontrolle gebracht und den Schritt unter anderem damit begründet, dass die Institution zu „woke" sei – ein Begriff, der inzwischen vor allem abwertend für vermeintlich überzogenes Engagement gegen Ungleichheit verwendet wird.

Diese Entwicklung erinnert an Debatten in Deutschland, wo der Begriff „Wokeness" ebenfalls zunehmend als politischer Kampfbegriff verwendet wird, um progressive Bemühungen um Gleichstellung und Antidiskriminierung zu diskreditieren.

WorldPride als Jubiläum und politisches Signal

Für Washington markiert die WorldPride25 ein besonderes Jubiläum: den 50. Jahrestag der ersten Pride-Veranstaltung in der amerikanischen Hauptstadt. Der geplante Freiheitsmarsch am 8. Juni, der vom Lincoln Memorial über das Weiße Haus bis zum Kapitol führen soll, wird nicht nur eine Feier der queeren Community sein, sondern auch ein politisches Statement in einer Zeit wachsender Feindseligkeit.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bietet das Event eine Gelegenheit zur internationalen Solidarität. Wie die Reuters berichtet, wird die WorldPride in Washington als wichtige Plattform dienen, um LGBTQ+-Rechte global zu fördern – ein Anliegen, das angesichts ähnlicher politischer Herausforderungen auch in Deutschland von Bedeutung ist.

Der Schatten, der über dem WorldPride-Festival liegt, ist somit nicht nur ein amerikanisches Phänomen, sondern spiegelt globale Tendenzen wider, die auch in Deutschland zu beobachten sind. In Zeiten, in denen hart erkämpfte Rechte wieder in Frage gestellt werden, gewinnen Veranstaltungen wie der WorldPride eine besondere politische Bedeutung – sowohl in den USA als auch für die deutsche LGBTQ+-Community.


Durchbruch nach 20 Jahren: Neue DNA-Spur im Mordfall des schwulen Barkeepers Tino Werner

Nach über 20 Jahren könnte ein ungeklärter Mordfall an einem schwulen Barkeeper in Bad Driburg endlich vor der Aufklärung stehen. Wie aus dem ursprünglichen Bericht von queer.de hervorgeht, haben Ermittler mithilfe modernster Technologie bislang unentdecktes DNA-Material an der Leiche von Tino Werner nachweisen können. Diese neue Spur weckt Hoffnung, einen der ungelösten LGBTQ+-bezogenen Mordfälle in Deutschland doch noch aufzuklären.

Der Fall Tino Werner

Der damals 29-jährige Tino Werner wurde im November 2003 tot in seiner Wohnung in Bad Driburg (Kreis Höxter) aufgefunden, nachdem er nicht zur Arbeit erschienen war. Eine Obduktion ergab, dass er erdrosselt wurde. Der Täter entwendete offenbar die Kellnergeldbörse des Opfers mit etwa 150 Euro. Ein Fall, der die ostwestfälische Gemeinde schockierte und seit zwei Jahrzehnten auf seine Aufklärung wartet.

Laut Markus Mertens, dem Leiter der Ermittlungsgruppe, gehen die Ermittler davon aus, dass Werner seinen Mörder kannte, da er ihn in seine Wohnung ließ. "Es kann sich um einen guten Bekannten, aber natürlich auch um einen flüchtigen Kontakt aus dem Internet gehandelt haben. Auch ein spontanes Kennenlernen an diesem Abend in der Bad Driburger Kneipenszene schließen wir nicht aus", erklärte Mertens. Bekannt ist, dass Werner über ein Dating-Portal Kontakte suchte.

Neue forensische Methoden führen zum Durchbruch

Nach Angaben der Polizei haben kleinteilige Untersuchungen nach neuesten forensischen Standards zum Nachweis von zuvor noch unentdecktem DNA-Material geführt. Die Spuren wurden zwar bereits bei den damaligen Ermittlungen an der Leiche gesichert, konnten aber erst jetzt mit moderner Technik analysiert werden. Ein Phänomen, das in den letzten Jahren in Deutschland und weltweit zu Durchbrüchen in zahlreichen Cold Cases geführt hat.

Wie der Stern und das Westfalen-Blatt berichten, setzen die Ermittler nun auf eine DNA-Reihenuntersuchung bei etwa 120 Personen aus dem erweiterten Bekanntenkreis des Getöteten.

Erneute DNA-Proben notwendig

Interessanterweise werden auch Kontaktpersonen, die bereits vor Jahren eine Probe abgaben, erneut um eine Speichelprobe gebeten. Dies liegt daran, dass gemäß gesetzlicher Vorgaben alle alten Proben vernichtet wurden – ein wichtiger Aspekt des Datenschutzes im deutschen Strafverfolgungssystem, der gerade in Fällen mit LGBTQ+-Bezug von besonderer Bedeutung ist.

Queere Opfer und Aufklärungsraten

Der Fall Tino Werner reiht sich ein in eine Reihe von Gewaltverbrechen gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland, die teilweise jahrelang ungelöst bleiben. Laut Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes werden Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen noch immer nicht mit der gleichen Intensität verfolgt wie andere Gewaltverbrechen. Die neuen Ermittlungsansätze im Fall Werner könnten ein Zeichen für einen Wandel sein.

Ähnliche Cold Cases, wie etwa der Fall des "Gay-Killers" in Hamburg, der erst nach Jahrzehnten aufgeklärt werden konnte, zeigen: Die Beharrlichkeit der Ermittler und neue forensische Methoden können auch bei lange zurückliegenden Fällen zum Erfolg führen.

Belohnung und Zeugenaufruf

Für Hinweise, die zur Ermittlung, Ergreifung und rechtskräftigen Verurteilung eines Tatverdächtigen führen, hat die Polizei eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. Die Ermittler hoffen auch, dass der Täter möglicherweise inzwischen sein Schweigen gebrochen und mit anderen Personen über die Tat gesprochen haben könnte.

Laut Radio Hochstift, das den Fall in seiner Reihe über Kriminalfälle aus Ostwestfalen-Lippe behandelt, bleibt der Fall in der Region bis heute präsent und beschäftigt viele Menschen auch über die LGBTQ+-Community hinaus.

Fazit: Hoffnung auf späte Gerechtigkeit

Während die Ermittlungen weitergehen, bleibt die Hoffnung, dass dieser Fall nach mehr als zwei Jahrzehnten endlich aufgeklärt werden kann. Für die Angehörigen von Tino Werner, aber auch für die LGBTQ+-Community, wäre dies ein wichtiges Signal, dass Verbrechen gegen queere Menschen nicht ungesühnt bleiben – unabhängig davon, wie viel Zeit vergeht.

Die DNA-Reihenuntersuchung und die neuen forensischen Erkenntnisse könnten nicht nur diesem speziellen Fall zu einem Durchbruch verhelfen, sondern auch Methoden etablieren, die bei ähnlichen ungelösten Fällen mit LGBTQ+-Bezug in Deutschland zum Einsatz kommen könnten.


US-Regierung stoppt Überwachung von Hasskriminalität gegen Trans-Personen – Deutschland geht anderen Weg

Die US-Regierung plant offenbar, die Erfassung von Gewalt gegen Transgender-Personen in offiziellen Statistiken zu beenden. Laut einem Bericht von PinkNews zeigen durchgesickerte Dokumente, dass das Bureau of Justice Statistics, eine Abteilung des US-Justizministeriums, Fragen zur Geschlechtsidentität aus bundesweiten Erhebungen über Gewaltverbrechen entfernt hat.

Systematische Löschung von Trans-Identitäten aus Bundesstatistiken

Die Änderungen betreffen mindestens vier wichtige Bundeserhebungen, darunter die "National Crime Victimization Survey" (NCVS), die "Survey on Sexual Victimization" (SSV) und die "Survey of Inmates in Local Jails" (SILJ). Eine Frage zum "bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht" wurde modifiziert, um trans-inklusive Formulierungen zu entfernen, während eine weitere Frage zur Geschlechtsidentität der Opfer komplett gestrichen wurde.

Diese Entscheidung folgt einer im Januar von US-Präsident Donald Trump unterzeichneten Exekutivanordnung, die erklärt, dass die US-Regierung nur "zwei Geschlechter - männlich und weiblich" anerkennt. Seither haben öffentliche Behörden in den USA begonnen, Richtlinien umzusetzen, die systematisch jegliche Erwähnung von Trans-Personen aus offiziellen Dokumenten oder öffentlichen Aufzeichnungen tilgen.

Auswirkungen auf besonders gefährdete Gruppen

Ilan Meyer vom Williams Institute der UCLA bezeichnete diese Entscheidung als "verheerend" für das "Verständnis der Gesundheit und des Wohlbefindens von LGBT-Bevölkerungsgruppen". Solche Daten seien entscheidend für die Festlegung politischer Ziele und Interventionsmaßnahmen.

Besonders problematisch ist die Situation für LGBTQ+-Jugendliche in Haftanstalten, die überproportional häufig Opfer von Gewalt und Missbrauch werden. Linda McFarlane, Geschäftsführerin von Just Detention International, erklärte gegenüber The Appeal, dass die bisher erhobenen Statistiken halfen, eine "formelle Aufzeichnung" zu erstellen, um das Ausmaß der Gewalt in den USA zu verstehen. "Jetzt kehrt die Regierung diesen Kindern den Rücken zu, und das unter dem Deckmantel der Dunkelheit, ohne jede Möglichkeit für öffentliche Kommentare", sagte sie.

Deutschland geht entgegengesetzten Weg

Im Gegensatz zu den USA hat Deutschland in den letzten Jahren seine Bemühungen verstärkt, Hasskriminalität gegen LGBTIQ*-Personen zu dokumentieren und zu bekämpfen. Seit 2019 ist es möglich, das Geschlecht "divers" im KPMD-PMK-System des Bundeskriminalamts zur Erfassung politisch motivierter Straftaten anzugeben, wie das Berlin Monitoring berichtet.

Seit 2023 gelten in Deutschland zudem härtere Strafen, wenn sich Straftaten gegen LGBTIQ+-Personen richten und durch Hass motiviert sind. Die Berliner Staatsanwaltschaft verfolgt grundsätzlich jede Beschwerde, da ein öffentliches Interesse an der Aufklärung und Verfolgung solcher Straftaten besteht, wie die Senatsverwaltung für Justiz mitteilt.

Alarmierende Zahlen in beiden Ländern

Die Statistiken in beiden Ländern zeigen, dass Trans-Personen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, Opfer von Gewalt zu werden. In den USA sind Transgender-Personen mehr als viermal so häufig von Gewaltverbrechen betroffen. Inhaftierte Trans-Personen erleben sexuelle Gewalt sogar mehr als zwölfmal so häufig wie andere Inhaftierte.

In Deutschland haben laut einer Erhebung zwei Drittel der befragten Trans*-Personen (66%) in den letzten fünf Jahren Gewalt erlebt, fast die Hälfte (48,2%) im letzten Jahr. Menschen, die von ihrem äußeren Erscheinungsbild als trans* erkannt werden, sind deutlich häufiger Gewalt ausgesetzt. In Berlin erreichte die Zahl der erfassten queerfeindlichen Delikte im Jahr 2023 mit 588 Fällen einen neuen Höchststand.

Bedeutung statistischer Erfassung für den Schutz

Die Entscheidung der US-Regierung steht im Widerspruch zu Empfehlungen von Menschenrechtsorganisationen und Forschungsinstituten. "Ohne genaue Daten können wir weder das Ausmaß der Gewalt gegen Transgender-Personen verstehen noch wirksame Schutzmaßnahmen entwickeln", erklärt Petra Köpping, Gleichstellungsministerin in Sachsen, gegenüber Pride.Direct.

Während Deutschland versucht, seine Datenerfassung zu verbessern und gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln, signalisiert die US-Entscheidung einen besorgniserregenden Rückschritt im Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt. Für die betroffenen Gemeinschaften in den USA bedeutet dies nicht nur einen symbolischen Akt der Ausgrenzung, sondern hat konkrete Auswirkungen auf ihre Sicherheit und ihren Zugang zu Schutz und Gerechtigkeit.


Kreativer Widerstand: Wie Salt Lake City das Verbot der Regenbogenflagge umgeht - und was Deutschland davon lernen kann

In einer bemerkenswerten Aktion des zivilen Widerstands hat Salt Lake City es geschafft, ein staatliches Verbot von Pride-Flaggen an öffentlichen Gebäuden zu umgehen. Kurz bevor im republikanisch regierten US-Bundesstaat Utah ein Gesetz in Kraft trat, das das Hissen von Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden verbietet, hat der Stadtrat von Salt Lake City einstimmig drei neue offizielle Stadtflaggen eingeführt - darunter Versionen, die der Regenbogenfahne, der Juneteenth-Flagge und der Trans-Flagge nachempfunden sind.

Ein kreatives Schlupfloch im Gesetz

Utah war der erste US-Bundesstaat, der Regenbogenflaggen in Regierungsgebäuden und Schulen offiziell verboten hat. Das Gesetz untersagt das Zeigen "inoffizieller Flaggen", doch die Stadtverwaltung von Salt Lake City fand einen eleganten Ausweg: Alle drei neuen Flaggen zeigen die weiße Lilie, die bereits das offizielle Stadtsymbol ist - jedoch in verschiedenen Farbkombinationen, die deutlich an die Pride-Flaggen erinnern. Durch die Umwandlung in offizielle Stadtsymbole konnte Salt Lake City die queerfeindliche Richtlinie des Bundesstaats legal umgehen.

"Als Bürgermeisterin habe ich die Pflicht, die Werte unserer Nation, unseres Staates und unserer Stadt aufrechtzuerhalten", erklärte Stadtchefin Erin Mendenhall zum einstimmigen Beschluss des Stadtrats. "Ich weiß, dass die Werte der Vielfalt, der Gleichberechtigung und der Inklusion nicht nur richtig und gerecht sind, sondern dass sie für Amerika von grundlegender Bedeutung sind, auch wenn es darum kämpft, sie aufrechtzuerhalten."

Kein Einzelfall: Auch andere Städte wehren sich

Salt Lake City steht mit dieser Strategie nicht allein da. Auch im benachbarten US-Bundesstaat Idaho, der im vergangenen Monat ein ähnliches Flaggenverbot erlassen hat, stimmte der Stadtrat von Boise am Dienstag für die Einführung des Pride-Banners als offizielle Stadtflagge. Diese koordinierte Reaktion mehrerer Städte zeigt, wie kommunale Verwaltungen kreativ gegen diskriminierende Staatsgesetze vorgehen können.

Salt Lake City hat trotz der konservativen Politik des Bundesstaats Utah eine lebendige LGBTQ+-Community und veranstaltet jährlich das Utah Pride Festival. Das Utah Pride Center setzt sich für eine Zukunft ohne Diskriminierung ein und bietet Schutzräume, Veranstaltungen und Programme für die LGBTQ+-Community.

Parallelen in Deutschland: Auch hier Debatten um die Regenbogenflagge

Während in Deutschland kein bundesweites Verbot von Regenbogenflaggen existiert, gibt es auch hierzulande immer wieder Debatten um das Zeigen der Pride-Symbole an öffentlichen Gebäuden. Ein bemerkenswerter Fall ereignete sich in Neubrandenburg, wo der Oberbürgermeister nach einem lokalen Verbot der Regenbogenflagge am Bahnhof zurücktrat.

Auch bei Großveranstaltungen wie dem Eurovision Song Contest (ESC) gab es Kontroversen um Flaggenverbote, die Regenbogenflaggen betrafen. Die Organisatoren argumentierten dabei, dass der ESC seine Verbundenheit mit der LGBTQ+-Gemeinschaft auch ohne spezifische Flaggen zeigen könne - eine Position, die von vielen Aktivist*innen kritisiert wurde.

Ein besonders widersprüchliches Beispiel lieferte die Berliner Polizei, die während der Fußball-Europameisterschaft ein Flaggenverbot für Beamte im Dienst aussprach, gleichzeitig aber die Regenbogenflagge vor dem Polizeipräsidium während der Pride-Week hisste.

Symbolik mit Bedeutung

Die Entscheidung von Salt Lake City zeigt, dass Symbole wie die Regenbogenflagge nach wie vor eine große Bedeutung haben - so groß, dass konservative Kräfte sie verbieten wollen und progressive Kräfte kreative Wege finden, sie dennoch zu zeigen. Die Flagge steht für Inklusion, Vielfalt und die Sichtbarkeit der LGBTQ+-Community.

Die deutsche LGBTQ+-Community könnte sich von der kreativen Hartnäckigkeit amerikanischer Städte wie Salt Lake City inspirieren lassen. Wenn auch bei uns Verbote oder Einschränkungen drohen, gibt es möglicherweise legale und kreative Wege, Pride-Symbole dennoch im öffentlichen Raum zu erhalten - sei es durch Neuinterpretation bestehender Symbole oder durch die offizielle Anerkennung als Teil kommunaler Identität.

Der Fall zeigt auch, wie wichtig es ist, auf kommunaler Ebene für LGBTQ+-Rechte einzustehen, selbst wenn übergeordnete Regierungsebenen eine gegenteilige Politik verfolgen. In Deutschland wie in den USA bleibt die Regenbogenflagge ein kraftvolles Symbol, dessen Präsenz im öffentlichen Raum weiterhin erkämpft werden muss.


Homophobie im Klassenzimmer: Der erschreckende Aufklärungsfilm "Christian und sein Briefmarkenfreund" als Zeitdokument

Vor 50 Jahren wurde Homosexualität in deutschen Schulen noch als "abartige Form sexuellen Verhaltens" dargestellt. Der Aufklärungsfilm "Christian und sein Briefmarkenfreund" aus dem Jahr 1975, über den queer.de berichtet, zeigt auf erschreckende Weise, wie Homosexualität damals mit Pädophilie und sexuellem Missbrauch gleichgesetzt wurde. Dieses Zeitdokument offenbart die gesellschaftliche Stigmatisierung, gegen die die LGBTQ+-Community jahrzehntelang ankämpfen musste.

Der Film und sein problematischer Inhalt

Der sechsminütige Film erzählt die Geschichte des zehnjährigen Christian, der von einem erwachsenen Mann namens Herrn Burckhart unter dem Vorwand des Briefmarkentauschs sexuell belästigt wird. Das Begleitheft zum Film, herausgegeben vom "Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht" (FWU), bezeichnete Homosexualität explizit als "neurotisch-krankhafte Triebrichtung" und stellte homosexuelle Männer auf eine Stufe mit "Triebverbrechern".

Besonders problematisch: Der Film traf keine Unterscheidung zwischen Homosexualität und Pädophilie. Vielmehr suggerierte er, dass homosexuelle Männer generell "häufig Kontakt zu Kindern und Jugendlichen" suchten - eine Darstellung, die zur weiteren Stigmatisierung der schwulen Community beitrug und deren Nachwirkungen teilweise bis heute spürbar sind.

Der gesellschaftliche Kontext der 1970er Jahre

Um den Film einordnen zu können, muss man die gesellschaftliche Situation homosexueller Menschen in den 1970er Jahren verstehen. Obwohl der berüchtigte Paragraph 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, 1969 teilweise entschärft wurde, blieb Homosexualität weiterhin stark stigmatisiert und wurde erst 1994 vollständig entkriminalisiert. In den 1970er Jahren begann sich zwar langsam eine neue Schwulenbewegung zu formieren, aber die gesellschaftliche Akzeptanz war noch sehr gering.

In Schulbüchern und Lehrplänen dieser Zeit wurde Homosexualität häufig unter "abweichende Formen" sexuellen Verhaltens kategorisiert. In den Biologie-Rahmenplänen vieler Bundesländer wurde das Thema zusammen mit Exhibitionismus, Sodomie und Pädophilie behandelt, wie Forschungsarbeiten zur Geschichte der Sexualerziehung belegen.

Ähnliche Aufklärungsfilme der Zeit

"Christian und sein Briefmarkenfreund" war nicht der einzige problematische Aufklärungsfilm dieser Zeit. Der Artikel erwähnt auch "Die Pfütze" (1961) und "Augen auf, Peter!" (1961), die ähnliche Narrative verwendeten. Diese Filme wurden zum Teil noch bis in die 1970er Jahre hinein in Schulen gezeigt und prägten so das Bild, das junge Menschen von Homosexualität hatten.

Der Aufklärungsfilm "Kommst du mit?" (1973/1974) aus dem Kindermagazin "Denkste" des Senders Freies Berlin (SFB) versuchte zwar, Kinder vor den Gefahren des sogenannten "Mitschnackers" zu warnen, perpetuierte aber ebenfalls das Klischee vom fremden Mann als Hauptgefahr für Kinder.

Ein wichtiger Wendepunkt: "Taxi zum Klo"

Eine interessante Wendung nahm die Rezeption des Films "Christian und sein Briefmarkenfreund", als der schwule Regisseur Frank Ripploh 1980 etwa die Hälfte des Aufklärungsfilms in seinen autobiografischen Spielfilm "Taxi zum Klo" einbaute. Ripploh, selbst Lehrer, schuf durch die Parallel-Montage eine ironische Distanz zum Klischee des pädosexuellen Lehrers und stellte sich selbst als vorbildlichen Pädagogen dar.

Ripploh gehörte 1978 auch zu den 682 Männern, die sich für die "Stern"-Reportage "Ich bin schwul" porträtieren ließen - ein mutiger Schritt, der ihn später seine Beamtenstelle kostete. Dies zeigt die beruflichen Risiken, die mit einem offenen Bekenntnis zur Homosexualität verbunden waren.

Die Bedeutung für den heutigen Diskurs in Deutschland

Für die deutsche LGBTQ+-Community sind solche historischen Dokumente wichtig, um die lange Geschichte der Diskriminierung zu verstehen und aufzuarbeiten. Der Film und sein Begleitmaterial zeigen exemplarisch, wie institutionalisierte Homophobie in Bildungseinrichtungen verankert war und wie schwer der Kampf für Gleichberechtigung und Akzeptanz war.

Wie der Artikel hervorhebt, hat die 1978 gegründete Arbeitsgemeinschaft der schwulen Lehrer in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Darstellung von Homosexualität in Lehrplänen veränderte. So konnte 1979 in Berlin durchgesetzt werden, dass Homosexualität in den Rahmenlehrplänen nicht mehr mit negativen Bewertungen versehen wurde.

Fortschritte in der schulischen Aufklärung

Heute hat sich die schulische Aufklärung in Deutschland grundlegend verändert. Moderne Lehrpläne betonen die Vielfalt sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten und fördern Respekt und Akzeptanz. Dennoch gibt es nach wie vor Diskussionen darüber, wie und in welchem Umfang LGBTQ+-Themen im Schulunterricht behandelt werden sollten.

Organisationen wie SCHLAU bieten heute Workshops und Bildungsveranstaltungen an Schulen an, in denen junge LGBTQ+-Menschen als Bildungsreferent*innen fungieren und von ihren eigenen Erfahrungen berichten. So können Vorurteile abgebaut und ein differenzierteres Bild vermittelt werden.

Fazit: Ein wichtiges Zeitdokument

Der Film "Christian und sein Briefmarkenfreund" bleibt ein wichtiges, wenn auch verstörendes Zeitdokument. Er zeigt, wie tief homophobe Vorurteile in der deutschen Gesellschaft verankert waren und wie diese durch staatliche Institutionen wie Schulen reproduziert wurden. Die Tatsache, dass der Film bis in die 1980er Jahre hinein gezeigt wurde, verdeutlicht, wie langsam sich gesellschaftliche Einstellungen wandeln.

Rückblickend macht uns dieser Film bewusst, welche enormen Fortschritte in den letzten Jahrzehnten erzielt wurden - und wie wichtig es ist, weiterhin für eine inklusive Bildung zu kämpfen, die alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten respektiert und wertschätzt.

Der Artikel auf queer.de schließt mit den Worten: "Gerade angesichts von 'Christian und sein Briefmarkenfreund' wird deutlich, wie viel Aufklärungsarbeit in dieser Zeit notwendig war" - eine Erinnerung daran, dass der Kampf um Gleichberechtigung und Respekt niemals selbstverständlich war und ist.


US-Städte machen Pride-Flagge zum offiziellen Banner, um Verbote zu umgehen - Ein Vergleich zur deutschen Praxis

Zwei US-Städte haben kreative Wege gefunden, die Pride-Flagge trotz neuer Verbote an öffentlichen Gebäuden wehen zu lassen. Wie PinkNews berichtet, haben Salt Lake City in Utah und Boise in Idaho die Regenbogenflagge kurzerhand zu ihrem offiziellen Stadtbanner erklärt - eine Strategie, die auch in Deutschland für Diskussionen sorgen könnte.

Kreative Umgehung von Flaggenverboten

In Utah trat am Mittwoch (7. Mai) ein Gesetz in Kraft, das an Regierungsgebäuden und Schulen nur noch die US-Flagge und Militärflaggen erlaubt - ein direkter Schlag gegen die Pride- und Trans-Flaggen. Doch Salt Lake City war vorbereitet: Einen Tag vor Inkrafttreten des Verbots verabschiedete die Stadt offiziell vier neue Stadtflaggen, darunter modifizierte Versionen der Progress-Pride-Flagge und der Trans-Pride-Flagge. Der Clou: Jede dieser neuen Flaggen enthält ein Bild der Staatsblume Utahs, der Sego-Lilie.

Bürgermeisterin Erin Mendenhall betonte: "Meine aufrichtige Absicht ist nicht, zu provozieren oder Spaltung zu verursachen. Meine Absicht ist es, die Werte unserer Stadt zu repräsentieren und unsere vielfältigen Bewohner zu ehren, die diese wunderschöne Stadt ausmachen, sowie das Erbe von Schmerz und Fortschritt, das sie ertragen haben."

In Boise, Idaho, verfolgte Bürgermeisterin Lauren McLean eine ähnliche Strategie und erließ eine rückwirkende Proklamation, die die Pride-Flagge offiziell zur Stadtflagge erklärte.

Vergleich mit Deutschland: Andere Regelungen, ähnliche Debatten

In Deutschland ist die Situation anders, aber nicht weniger komplex. Während in den USA konservative Bundesstaaten versuchen, das Hissen der Pride-Flagge zu verbieten, hat die deutsche Innenministerin Nancy Faeser im April 2022 eine Sonderverordnung erlassen, die es erlaubt, zu bestimmten Anlässen die Pride-Flagge an Bundesgebäuden zu hissen.

Diese Erlaubnis ist allerdings an bestimmte Termine gebunden, wie Pride-Märsche oder den 28. Juni, den Jahrestag der Stonewall-Aufstände. Ein historischer Moment war 2022, als der Deutsche Bundestag zum ersten Mal in seiner Geschichte die Regenbogenflagge hisste.

Die Debatte um öffentliche LGBTQ+-Symbole wird auch in Deutschland geführt, wenn auch weniger polarisiert als in den USA. Bereits 1996 hissten drei Berliner Bezirke auf Initiative des "Lebens- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg" (LSVD) erstmals in Deutschland die Regenbogenflagge an offiziellen Gebäuden.

Politische Kontroverse in den USA

In den USA sorgen die Aktionen der Städte für erhitzte Debatten. Mike Schultz, republikanischer Sprecher des Repräsentantenhauses von Utah, kritisierte: "Dieses Gesetz soll öffentliche Räume neutral und für alle einladend halten. Salt Lake City sollte sich auf echte Probleme konzentrieren, nicht auf politisches Theater."

Die Kontroverse spiegelt die zunehmende Polarisierung in den USA wider, wo LGBTQ+-Rechte zu einem zentralen Kulturkampfthema geworden sind. In Deutschland hingegen scheint der Konsens über die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Symbolen im öffentlichen Raum breiter zu sein, obwohl auch hier immer wieder Diskussionen aufkommen.

Symbolpolitik mit realen Auswirkungen

Die Bedeutung dieser Flaggenstreits geht weit über Symbolpolitik hinaus. Für viele LGBTQ+-Menschen ist die Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Inklusion. Laut einer Umfrage des LSVD empfinden 78% der LGBTQ+-Personen in Deutschland das Hissen der Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden als positives Signal für gesellschaftliche Akzeptanz.

Die Entwicklungen in den USA zeigen, wie kreativ Kommunen sein können, um ihre Werte auch gegen Widerstände von höherer Ebene zu verteidigen - eine Lektion, die auch für deutsche Kommunalpolitik relevant sein könnte, sollte es hier ähnliche Einschränkungen geben.

Während in den USA der Streit um Flaggen ein Symptom tiefer gesellschaftlicher Spaltung ist, bleibt zu hoffen, dass in Deutschland der bisher beschrittene Weg der zunehmenden Akzeptanz von LGBTQ+-Symbolen im öffentlichen Raum fortgesetzt wird - als Ausdruck einer vielfältigen und inklusiven Gesellschaft.


Erfolg im Kampf um Identität: Trans-Aktivistin gewinnt Klage gegen Trump-Regierung

Trans-Aktivistin Zaya Perysian feiert einen bedeutenden rechtlichen Sieg im Kampf gegen die Trump-Administration bezüglich der Entfernung der 'X'-Geschlechtskennzeichnung in US-Pässen. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf den internationalen Kampf um die Anerkennung geschlechtlicher Identität in offiziellen Dokumenten – ein Thema, das auch in Deutschland intensiv diskutiert wird. Die ursprüngliche Meldung wurde von PinkNews veröffentlicht.

Rechtliche Auseinandersetzung in den USA

Im Januar unterzeichnete Präsident Trump eine Exekutivanordnung, die festlegte, dass die USA nur "zwei Geschlechter anerkennen" würden. Die Verordnung wies das Außenministerium und das Heimatschutzministerium an, dass staatlich ausgestellte Ausweisdokumente, einschließlich Pässe, Visa und Global Entry-Karten, nur das Geschlecht "bei der Empfängnis" widerspiegeln dürfen.

Diese politische Entscheidung bedeutet, dass nicht-binäre Personen nicht mehr die Möglichkeit haben, eine 'X'-Geschlechtsmarkierung zu beantragen. Trans-Frauen wie Perysian und das Model Alex Consani werden dadurch gezwungen, in ihren Dokumenten ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht anzugeben, anstatt ihre tatsächliche Geschlechtsidentität.

Die American Civil Liberties Union (ACLU) reichte im Namen von sieben Klägern, darunter Perysian, eine Klage ein. Sie argumentierten, dass die Anordnung "versucht, Diskriminierung gegen Transgender-Personen in der gesamten Bundesregierung und in Regierungsprogrammen zu verordnen."

Erste juristische Erfolge

In einer aktuellen Entwicklung hat ein Bundesrichter entschieden, dass die Anordnung "wahrscheinlich verfassungswidrig" ist. Das Gericht wies das Außenministerium an, den Klägern die korrekten Geschlechtsmarkierungen zu erlauben, während der Fall weiter verhandelt wird.

Perysian teilte diese Neuigkeit auf TikTok mit ihren Followern und erklärte, dass die einstweilige Verfügung vorerst nur für die Kläger im Fall gilt, nicht für die allgemeine Öffentlichkeit. "Obwohl tausende Menschen von dieser neuen Pass-Politik betroffen sind, werden zunächst nur die am Fall Beteiligten Erleichterung erfahren... aber der Fall ist noch nicht abgeschlossen, und die ACLU arbeitet daran. Sie werden definitiv Erleichterung für jede trans, nicht-binäre und intersexuelle Person anstreben, die in diesem Land betroffen ist."

Die Situation in Deutschland

Während in den USA Trans-Rechte unter der Trump-Administration zurückgedrängt werden, hat Deutschland in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei der Anerkennung diverser Geschlechtsidentitäten gemacht. Seit 2018 können Personen in Deutschland im Geburtenregister neben "männlich" und "weiblich" auch die Option "divers" eintragen lassen – eine Änderung, die nach einer wegweisenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eingeführt wurde.

Diese Entscheidung hat auch Auswirkungen auf die Ausstellung von Reisepässen. Personen mit dem Geschlechtseintrag "divers" haben in Deutschland das Recht, dass ihr Geschlecht im Reisepass korrekt angegeben wird. Die rechtliche Grundlage hierfür bildet §45b des Personenstandsgesetzes.

Trotz dieser Fortschritte bleibt der Prozess zur Änderung des Geschlechtseintrags in Deutschland weiterhin komplex. Das kürzlich verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft treten wird, stellt jedoch eine erhebliche Verbesserung dar, indem es den Prozess der Geschlechtsanpassung in offiziellen Dokumenten vereinfacht und die Würde von Transgender-Personen stärkt.

Internationale Auswirkungen

Der Fall von Zaya Perysian zeigt die weltweiten Unterschiede im Umgang mit Geschlechtsidentität in offiziellen Dokumenten. Während einige Länder wie Deutschland, Kanada und Australien bereits Fortschritte bei der Anerkennung nicht-binärer Identitäten gemacht haben, erleben andere, wie die USA unter bestimmten Administrationen, Rückschritte.

Diese unterschiedlichen Ansätze können erhebliche Auswirkungen auf das Leben von Trans- und nicht-binären Personen haben, insbesondere wenn es um internationale Reisen geht. Der kanadische Trans-Sänger Bells Larsen musste beispielsweise seine US-Tournee absagen, nachdem die amerikanische Musikergewerkschaft erklärte, dass er aufgrund der neuen Regelungen der Trump-Administration kein Visum mehr beantragen könne, das mit seinem Geschlecht übereinstimmt.

Ein wichtiger Schritt nach vorn

Obwohl der rechtliche Sieg von Perysian und den anderen Klägern zunächst nur begrenzte Auswirkungen hat, wird er als wichtiger Präzedenzfall angesehen. "Ich bin sehr glücklich und sehr geehrt, Teil davon zu sein – im Grunde Geschichte zu schreiben", sagte Perysian und fügte hinzu: "Das ist immer noch ein Sieg."

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland und weltweit stellt dieser Fall eine wichtige Erinnerung dar, dass der Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung ein fortlaufender Prozess ist, der sowohl Rückschläge als auch Siege umfasst. Die Entscheidungen, die in einem Land getroffen werden, können Auswirkungen auf die globale Bewegung für Transgender-Rechte haben und zeigen die Bedeutung internationaler Solidarität.


Homophobe Messerattacke in Kiel: Nach zwei Jahren konkrete Verdächtige ermittelt – Lackierte Fingernägel als Auslöser?

Mehr als zwei Jahre nach einem blutigen Überfall in der Kieler Innenstadt, bei dem mehrere Personen verletzt wurden, gibt es nun vier konkrete Tatverdächtige. Der ursprüngliche Vorfall im November 2022, bei dem laut queer.de lackierte Fingernägel eines Mannes der Auslöser des Angriffs gewesen sein könnten, wird nun intensiver untersucht. Bei Durchsuchungen der Wohnungen der Verdächtigen wurden Datenträger sichergestellt, die möglicherweise Aufschluss über ein homophobes Motiv geben könnten.

Der Fall und seine Vorgeschichte

In der ursprünglichen Auseinandersetzung im November 2022 vor dem Lokal "Mum & Dad" erlitt ein 23-Jähriger eine lebensbedrohliche Stichverletzung am Oberkörper, als er einen Streit zwischen zwei Männergruppen schlichten wollte. Zwei weitere Männer im Alter von 23 und 27 Jahren erlitten Schnittverletzungen an den Armen, während ein Dritter durch Schläge im Gesicht verletzt wurde. Nach der Tat flüchteten die Angreifer, eine Fahndung verlief damals erfolglos.

Laut dem Kieler Oberstaatsanwalt Michael Bimler sind die Ermittlungen besonders schwierig, da es keine Verbindung zwischen Opfern und Tätern gibt. "Was das Motiv angeht, sind wir noch nicht richtig weitergekommen", erklärte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Ermittler hoffen, durch die Auswertung der sichergestellten Datenträger klären zu können, "ob wirklich ein schwulenfeindlicher Hintergrund besteht oder ob das sozusagen nur ein Auslöser gewesen ist von Leuten, die sowieso Randale gesucht haben".

Ein vermutlich homophober Hintergrund

Nach Befragungen von Zeugen und Geschädigten deutet vieles darauf hin, dass die lackierten Fingernägel eines Mannes den Streit ausgelöst hatten. Der Mann sei zunächst beleidigt worden, bevor die Situation eskalierte und mindestens ein Angreifer mit einem Messer zustach. Diese Details lassen einen homophoben Hintergrund vermuten, auch wenn die Ermittler dies noch nicht abschließend bestätigen können.

Bereits im August 2023 hatte laut Leipziger Internet Zeitung ein Prozess gegen einen Hauptverdächtigen begonnen. Im November 2023 wurde dieser wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt, wie der NDR berichtete. Ein homophobes Motiv konnte damals jedoch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Solidarität mit der LGBTQ+-Community

Die Attacke löste damals eine Welle der Solidarität aus. Nur zwei Tage nach dem Vorfall demonstrierten 800 Menschen am Tatort – viele trugen aus Solidarität bunt lackierte Fingernägel. Alle demokratischen Fraktionen im Kieler Stadtrat erklärten im Anschluss ihre Solidarität mit der LGBTI-Community.

Die neuen Ermittlungen gegen die vier Tatverdächtigen könnten nun mehr Licht in den Fall bringen. Die Staatsanwaltschaft hatte zur Aufklärung der Tat bereits eine Belohnung von 2.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter führen.

Homophobe Gewalt in Deutschland

Der Fall in Kiel reiht sich leider in eine zunehmende Zahl von Übergriffen gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland ein. Nach Angaben des Bundesverbands der Lesben und Schwulen in Deutschland (LSVD) steigt die Zahl der gemeldeten queerfeindlichen Vorfälle seit Jahren kontinuierlich an. Besonders besorgniserregend ist, dass viele Opfer aus Angst oder fehlendem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten, wodurch eine hohe Dunkelziffer vermutet wird.

Die Aufklärung solcher Fälle ist daher nicht nur für die direkt Betroffenen von großer Bedeutung, sondern sendet auch ein wichtiges Signal an die gesamte LGBTQ+-Community: Queerfeindliche Gewalt wird in Deutschland ernst genommen und strafrechtlich verfolgt. Der Ausgang der aktuellen Ermittlungen in Kiel wird daher mit großem Interesse verfolgt.


Wegweisendes Urteil des Bundesarbeitsgerichts: HIV-positive Menschen erhalten umfassenden Diskriminierungsschutz am Arbeitsplatz

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat mit einem wegweisenden Urteil den Diskriminierungsschutz für HIV-positive Menschen am Arbeitsplatz deutlich gestärkt. Die Richter entschieden, dass eine HIV-Infektion auch bei Symptomfreiheit als Behinderung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) anerkannt werden kann, wie aus der Pressemitteilung Nr. 22/23 des Bundesarbeitsgerichts hervorgeht.

Die rechtliche Grundlage des Urteils

Das am 29. August 2023 veröffentlichte Urteil basiert auf einer Interpretation der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Das Gericht stellte klar: Der entscheidende Faktor ist nicht, ob die HIV-Infektion tatsächlich körperliche Einschränkungen verursacht, sondern ob sie die Betroffenen an der gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsleben hindern kann. Dieser Ansatz berücksichtigt insbesondere die sozialen und gesellschaftlichen Barrieren, mit denen Menschen mit HIV konfrontiert sind.

Wie das Legal Tribune Online berichtet, stellt das Gericht damit klar, dass es nicht auf die tatsächlichen Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit ankommt, sondern auf mögliche Einschränkungen der gesellschaftlichen Teilhabe.

Bedeutung für die LGBTQ+ Community

Dieses Urteil ist besonders für die LGBTQ+ Community von großer Bedeutung. Obwohl HIV längst nicht mehr als "schwule Krankheit" betrachtet werden sollte, sind Männer, die Sex mit Männern haben, nach wie vor überproportional von HIV betroffen. Die Deutsche Aidshilfe schätzt, dass in Deutschland rund 90.000 Menschen mit HIV leben. Durch moderne Therapien können die meisten von ihnen ein nahezu normales Leben führen und sind bei erfolgreicher Behandlung nicht mehr infektiös.

Dennoch sind Stigmatisierung und Diskriminierung im Arbeitsumfeld nach wie vor eine Realität. Das BAG-Urteil gibt Betroffenen nun ein stärkeres rechtliches Instrument an die Hand, um gegen solche Diskriminierungen vorzugehen.

Praktische Auswirkungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Für HIV-positive Arbeitnehmer bedeutet das Urteil, dass sie sich bei Diskriminierungen auf den Schutz des AGG berufen können - unabhängig davon, ob sie Symptome zeigen oder in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt sind. Dies umfasst alle Bereiche des Arbeitslebens: von der Einstellung über Beförderungen bis hin zur Kündigung.

Arbeitgeber müssen gemäß dem MDR-Bericht sicherstellen, dass HIV-positive Mitarbeiter nicht benachteiligt werden. Dies erfordert möglicherweise eine Überprüfung bestehender Richtlinien und Praktiken sowie Sensibilisierungsmaßnahmen für Führungskräfte und Mitarbeiter.

Gesellschaftliche Perspektive

Das Urteil des BAG ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft, die Menschen nicht aufgrund von Gesundheitszuständen marginalisiert. Es trägt dazu bei, das nach wie vor existierende Stigma um HIV abzubauen und fördert ein besseres Verständnis dafür, dass eine HIV-Infektion heute dank moderner Medikamente eine chronische, gut behandelbare Erkrankung ist.

Die Deutsche Aidshilfe und andere Organisationen begrüßen das Urteil als Signal gegen Diskriminierung und für mehr Aufklärung. Es unterstreicht, dass nicht die medizinische Diagnose allein ausschlaggebend ist, sondern die sozialen Barrieren, die durch Vorurteile und Unwissenheit entstehen können.

Fazit

Das BAG-Urteil markiert einen wichtigen Meilenstein im deutschen Arbeitsrecht und im Kampf gegen Diskriminierung aufgrund von HIV. Es verdeutlicht, dass der Diskriminierungsschutz nicht nur für Menschen mit sichtbaren oder funktionellen Einschränkungen gilt, sondern auch für diejenigen, die aufgrund von Stigmatisierung gesellschaftliche Nachteile erfahren können.

Für die LGBTQ+ Community und insbesondere für Menschen mit HIV bedeutet dieses Urteil eine rechtliche Stärkung ihrer Position und einen Schritt in Richtung einer gerechteren und vorurteilsfreieren Arbeitswelt. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Urteil auch zu einem gesellschaftlichen Umdenken beiträgt und das Bewusstsein dafür schärft, dass HIV im 21. Jahrhundert kein Grund für soziale Ausgrenzung sein darf.


US Supreme Court gibt grünes Licht für Trumps Trans-Verbot im Militär – Ein Kontrast zur inklusiven Politik der Bundeswehr

Der Oberste Gerichtshof der USA hat dem Antrag der Trump-Administration stattgegeben, ihr Verbot von Transgender-Personen im US-Militär sofort durchzusetzen. Wie GCN berichtet, hebt die am Dienstag, den 6. Mai, erlassene Entscheidung eine landesweite einstweilige Verfügung auf, die bisher verhinderte, dass die Exekutivanordnung in Kraft tritt.

Was bedeutet das Trans-Verbot in den USA?

Das Pentagon kann nun damit beginnen, Militärangehörige mit einer Diagnose oder Vorgeschichte von Geschlechtsdysphorie zu entlassen und Transgender-Personen die Einstellung zu verweigern. Die ursprüngliche Anordnung wurde von Donald Trump am 27. Januar unterzeichnet. Sie verpflichtete das Verteidigungsministerium, seine Anforderungen innerhalb von 60 Tagen zu aktualisieren und Transgender-Amerikaner:innen vom Militärdienst auszuschließen. Trump behauptete, die Streitkräfte seien "von radikaler Geschlechterideologie befallen, um Aktivist:innen zu besänftigen".

Im März blockierte die Bundesrichterin Ana Reyes in Washington, DC, die Anordnung vorübergehend mit der Begründung, sie verstoße wahrscheinlich gegen verfassungsmäßige Rechte. Die Trump-Administration reichte daraufhin einen Eilantrag beim US-Berufungsgericht für den Neunten Bezirk ein, der abgelehnt wurde. Anschließend legte die Regierung im April einen Notfallantrag beim Obersten Gerichtshof vor, was zu dieser jüngsten Entscheidung führte.

Reaktionen aus der LGBTQ+-Community

Sarah Kate Ellis, Präsidentin und CEO von GLAAD, erklärte zu der Situation: "Die heutige Nachricht ist eine Schande für alle Amerikaner:innen, besonders für Transgender-Militärangehörige, die seit vielen Jahren offen und ehrenhaft dienen. Die Durchsetzung dieses diskriminierenden Verbots steht im Widerspruch zu den Ansichten der amerikanischen Bevölkerung, beeinträchtigt die militärische Einsatzbereitschaft und wird Amerika weniger sicher machen."

Lambda Legal und die Human Rights Campaign Foundation, die an der Erwirkung einer einstweiligen Verfügung gegen das Verbot beteiligt waren, bezeichneten die Entscheidung gemeinsam als "verheerenden Schlag" für Transgender-Personen. "Indem das Gericht zulässt, dass diese diskriminierende Regelung in Kraft tritt, während unsere Anfechtung weitergeht, hat es vorübergehend eine Politik gebilligt, die nichts mit militärischer Einsatzbereitschaft und alles mit Vorurteilen zu tun hat."

Der deutsche Kontrast: Inklusion in der Bundeswehr

Im starken Kontrast zur US-Politik unter Trump steht der Ansatz Deutschlands. Die Bundeswehr erlaubt Transgender-Personen ausdrücklich, offen im Militär zu dienen, wie der Tagesspiegel berichtet. Es gibt keine spezifischen Einschränkungen oder Verbote, die sich auf Transgender-Personen beziehen – ein deutlicher Unterschied zur amerikanischen Politik.

Die Bundeswehr hat sich in den letzten Jahren verstärkt um Inklusion bemüht und betont die Gleichstellung aller Soldat:innen, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Wie der Deutschlandfunk dokumentiert, haben Transgender-Soldat:innen in Deutschland die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen Militärangehörigen.

Diese unterschiedlichen Ansätze spiegeln grundlegende gesellschaftliche und politische Unterschiede wider. Während die Trump-Regierung angebliche militärische Notwendigkeiten und potenzielle Kosten in den Vordergrund stellte, priorisiert Deutschland die Rechte und die Inklusion von Transgender-Personen.

Menschenrechtliche Bedenken

Expert:innen für Menschenrechte betonen, dass das US-Verbot nicht nur eine moralische Frage ist, sondern auch rechtliche Bedenken aufwirft. Die Befürworter:innen der Rechte von Transgender-Personen argumentieren, dass solche Verbote als verfassungswidrig angesehen werden sollten, da sie eine bestimmte Gruppe aufgrund ihrer Identität diskriminieren.

"Wir bleiben standhaft in unserer Überzeugung, dass dieses Verbot gegen verfassungsmäßige Garantien des gleichen Schutzes verstößt und letztendlich für ungültig erklärt werden wird", erklärten Lambda Legal und die Human Rights Campaign Foundation in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.

Die unterschiedlichen Politiken in Deutschland und den USA zeigen, wie unterschiedlich die gesellschaftlichen Einstellungen zu Geschlechteridentität und Gleichstellung sein können. Während Deutschland einen inklusiveren Ansatz verfolgt, der darauf abzielt, Diskriminierung abzubauen und Vielfalt zu fördern, bleibt die Situation in den USA weiterhin umstritten – ein Spiegel der breiteren Debatten über LGBTQ+-Rechte in der amerikanischen Gesellschaft.


Kardinal Pietro Parolin als möglicher Papst: Seine Haltung zu LGBTQ+-Rechten im deutschen Kontext

Nach Spekulationen über die Nachfolge von Papst Franziskus gilt der 70-jährige Kardinal Pietro Parolin als einer der Top-Favoriten für das Papstamt, wie PinkNews berichtet. Wettanbieter räumen ihm mit 11/4 Quoten (entspricht einer Wahrscheinlichkeit von 26,7 Prozent) die besten Chancen ein. Als derzeitiger Staatssekretär des Vatikans und enger Vertrauter von Papst Franziskus steht Parolin seit Jahren im diplomatischen Dienst der Kirche – doch wie steht es um seine Haltung zu LGBTQ+-Rechten, und welche Bedeutung hätte seine mögliche Wahl für die katholische Kirche in Deutschland?

Ein Diplomat mit konservativen Ansichten

Kardinal Pietro Parolin gilt als erfahrener Diplomat und Stratege mit weltweiten Verbindungen. Seit 2013 bekleidet er das Amt des Staatssekretärs des Vatikans – die zweithöchste Position nach dem Papst – und hat sich in dieser Rolle in verschiedenen internationalen Konflikten als Vermittler eingebracht. T-Online beschreibt ihn als "pragmatischen Strategen", der für Kontinuität und Stabilität innerhalb der Kirche stehen könnte.

In Bezug auf LGBTQ+-Themen zeigt sich Parolin jedoch deutlich konservativer. So bezeichnete er die Anerkennung von Transgender-Identitäten als "äußerst gefährlich" und kritisierte die Einführung der Ehe für alle in Irland im Jahr 2015 als "Niederlage für die Menschheit". Ähnlich wie Papst Franziskus hat er sich kritisch gegenüber der sogenannten "Gender-Ideologie" geäußert, die seiner Meinung nach "Unterschiede aufhebt und behauptet, alle gleich zu machen".

Andererseits hat Parolin differenziertere Positionen vertreten, die eine gewisse Offenheit erkennen lassen. So wies er 2023 entschieden den oft behaupteten Zusammenhang zwischen Homosexualität und sexuellem Missbrauch durch Kleriker zurück und bezeichnete eine solche Verbindung als "ernsthafte und wissenschaftlich unhaltbare Assoziation". Gay Express zitierte ihn mit den Worten: "Homosexuelle Orientierung kann weder als Ursache noch als typischer Aspekt des Missbrauchs betrachtet werden, umso mehr, wenn sie von der allgemeinen Persönlichkeitsstruktur entkoppelt ist."

Spannungsfeld in der deutschen Kirche

Die Frage nach dem Umgang mit LGBTQ+-Personen ist in der katholischen Kirche in Deutschland besonders brisant. Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Ludger Schepers, bat erst im Juni 2024 homosexuelle Männer um Vergebung für die Kriminalisierung durch die Kirche. Er betonte dabei, dass die Kirche eine falsche Haltung gegenüber homosexuellen Menschen gehabt habe und dass sexuelle Vielfalt Teil der Schöpfung sei.

Im Rahmen des deutschen "Synodalen Wegs" haben sich viele Kirchenvertreter für eine liberalere Haltung gegenüber LGBTQ+-Personen ausgesprochen. Kardinal Parolin hingegen sandte 2023 einen Brief an deutsche Kirchenführer, in dem er Bedenken gegen eine Liberalisierung der kirchlichen Lehre zur Homosexualität äußerte – ein Zeichen, dass er in dieser Hinsicht eher der traditionellen Linie des Vatikans folgt.

Was würde ein Papst Parolin für die LGBTQ+-Community bedeuten?

Sollte Pietro Parolin tatsächlich zum Papst gewählt werden, ist eine grundlegende Änderung der kirchlichen Lehre zu Homosexualität und Geschlechtsidentität unwahrscheinlich. Seine bisherigen Äußerungen deuten darauf hin, dass er in diesen Fragen eher konservative Positionen vertritt. Gleichzeitig ist er als Diplomat bekannt für seine Fähigkeit zum Dialog und zum Ausgleich verschiedener Interessen.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland könnte ein Papst Parolin bedeuten, dass die Spannungen zwischen den progressiveren Strömungen in der deutschen Kirche und dem Vatikan weiter bestehen bleiben. Die deutschen Bemühungen um mehr Akzeptanz und Inklusion könnten auf vatikanischen Widerstand stoßen, wie es bereits in der Vergangenheit der Fall war.

Anders als der in der ursprünglichen Meldung erwähnte Text suggeriert, ist Papst Franziskus übrigens nicht verstorben. Der 87-jährige Pontifex ist weiterhin im Amt, auch wenn aufgrund seines Alters und gelegentlicher gesundheitlicher Probleme immer wieder über seine mögliche Nachfolge spekuliert wird.

Fazit: Ein Papst der Kontinuität

Als möglicher Nachfolger von Papst Franziskus würde Kardinal Pietro Parolin vermutlich für Kontinuität in vielen Bereichen sorgen. In Bezug auf LGBTQ+-Rechte ist jedoch keine wesentliche Liberalisierung zu erwarten. Seine diplomatischen Fähigkeiten könnten allerdings dazu beitragen, dass Gespräche zwischen verschiedenen Flügeln der Kirche – auch mit den progressiveren Stimmen in Deutschland – fortgeführt werden.

Für die LGBTQ+-Community bleibt die katholische Kirche somit ein Ort voller Widersprüche: Einerseits gibt es, besonders in Deutschland, Bestrebungen für mehr Akzeptanz und Inklusion, andererseits hält der Vatikan unter seiner derzeitigen und vermutlich auch künftigen Führung an traditionellen Lehren fest, die homosexuelle Handlungen als "nicht in Ordnung" betrachten.


Gefährliche Dating-Falle: Überfallserie auf schwule Männer in Cuxhaven

Die Polizeiinspektion Cuxhaven warnt vor einer besorgniserregenden Überfallserie auf homosexuelle Männer in der Hafenstadt. Wie queer.de berichtet, wurden gezielt Nutzer von Dating-Plattformen zu Treffen gelockt, um sie anschließend zu bedrohen, zu beleidigen und auszurauben.

Systematisches Vorgehen der Täter

Nach Angaben der Polizei Cuxhaven nahmen die Täter – teils Jugendliche und junge Erwachsene – über Online-Dating-Portale gezielt Kontakt zu homosexuellen Männern auf. Bei den vereinbarten Treffen im Stadtgebiet kam es dann zu verbalen und körperlichen Übergriffen sowie zur Erpressung und zum Raub von Geld und Wertgegenständen.

Besonders beunruhigend: Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene keine Anzeige erstatten. Dies deckt sich mit bundesweiten Erfahrungen. Experten von Schwulissimo berichten, dass besonders nicht geoutete homosexuelle Männer aus Angst vor einem Zwangsouting oft schweigen und so zu bevorzugten Opfern werden.

Kein Einzelfall: Strukturelles Problem in Deutschland

Die Vorfälle in Cuxhaven reihen sich in ein bundesweites Muster ein. In den letzten Jahren haben Cyberkriminalität und gezielte Angriffe auf LGBTQ+-Personen über Dating-Plattformen deutlich zugenommen. Neben direkten körperlichen Übergriffen wie in Cuxhaven ist auch "Sextortion" ein wachsendes Problem: Dabei werden Opfer zu sexuellen Handlungen vor der Kamera verleitet und anschließend mit der Veröffentlichung der Aufnahmen erpresst.

Die Täter sind häufig organisiert und gehen mit erschreckender Systematik vor. Das Bundeskriminalamt warnt davor, dass Täter nach einer ersten Zahlung meist nicht aufhören, sondern ihre Forderungen weiter erhöhen.

Datensicherheit als zusätzliches Risiko

Ein weiteres Sicherheitsrisiko stellen Datenlecks bei LGBTQ+-Dating-Plattformen dar. So wurden beispielsweise bei einem Sicherheitsvorfall bei der Plattform "Gay Daddy" rund 50.000 Profile ungeschützt online gestellt – inklusive privater Fotos, Nachrichten, sexueller Vorlieben und sogar des HIV-Status der Nutzer. Solche Vorfälle machen betroffene Personen zusätzlich erpressbar, wie Schwulissimo berichtet.

Schutzmaßnahmen und Hilfsangebote

Die Polizei Cuxhaven appelliert an Betroffene: "Sollten Sie Opfer einer derartigen Straftat geworden sein, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an die Polizei, eine Dienststelle ihrer Nähe oder nutzen Sie die Online-Anzeige der Polizei Niedersachsen."

Experten empfehlen zudem folgende Sicherheitsmaßnahmen:

  • Erstes Treffen immer an öffentlichen Orten mit vielen Menschen planen
  • Einer vertrauten Person mitteilen, wohin man geht und mit wem man sich trifft
  • Vorsicht bei Profilen ohne Bilder oder mit sehr wenigen Informationen
  • Niemals intime Fotos mit Fremden teilen, bei denen das Gesicht erkennbar ist
  • Bei Erpressungsversuchen keine Zahlungen leisten, sondern sofort Anzeige erstatten

Neben der Polizei bieten auch LGBTQ+-Beratungsstellen wie das Projekt Queere Nothilfe vertrauliche Hilfe und Beratung für Betroffene an. Die Beratungsstellen können auch bei der Kommunikation mit den Behörden unterstützen und psychologische Betreuung vermitteln.

Die Community in Cuxhaven und Umgebung wird nun besonders zur Wachsamkeit aufgerufen. Auch Dating-Plattformen selbst haben inzwischen Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit ihrer Nutzer zu verbessern, darunter verbesserte Verifizierungssysteme und Einschränkungen bei Screenshots, um den Missbrauch von Bildmaterial zu erschweren.


Britische Soap Hollyoaks sendet Spezialfolge zur psychischen Gesundheit junger Trans-Menschen – Was Deutschland davon lernen kann

Die britische Soap-Serie Hollyoaks kündigte eine Spezialfolge zum Thema psychische Gesundheit junger Transgender-Menschen an, die während der britischen Mental Health Awareness Week (12. bis 18. Mai) ausgestrahlt wird. Wie PinkNews berichtet, soll die Episode auf Hilfsangebote für trans Jugendliche aufmerksam machen – ein Thema, das auch in Deutschland immer mehr Beachtung findet.

Hollyoaks zeigt reale Herausforderungen junger Trans-Menschen

In der angekündigten Folge erreicht der Charakter Ro Hutchinson (gespielt von Ava Webster), ein junger Trans-Mann, einen emotionalen Tiefpunkt und erwägt Suizid. In einer Schlüsselszene ruft Ro bei einer LGBTQ+-Hotline an und wird von einer Telefonberaterin davon abgehalten, sich etwas anzutun. Dadurch macht die Serie auf wichtige Unterstützungsangebote aufmerksam, die auch in Deutschland existieren.

Die Handlung folgt Ro, der im vergangenen Jahr mit Unterstützung seiner Eltern Tony und Diane begonnen hat, sozial zu transitionieren. Doch in den letzten Monaten kämpft der Jugendliche zunehmend mit dem Mangel an geschlechtsangleichenden Behandlungsmöglichkeiten aufgrund seines Alters – eine Problematik, die auch deutsche Trans-Jugendliche kennen.

Darüber hinaus erträgt Ro zunehmende transfeindliche Anfeindungen durch den Mobber Arlo, sowohl online als auch persönlich, der ihn sogar zum Suizid auffordert. Um die wachsenden Probleme zu bewältigen, greift der Jugendliche zu übermäßigem Alkoholkonsum.

Trans-Repräsentation im deutschen Fernsehen

Während Hollyoaks mit dieser Spezialfolge ein wichtiges Zeichen setzt, ist die Repräsentation von Trans-Personen im deutschen Fernsehen noch immer ausbaufähig. Laut dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sind in deutschen fiktionalen TV-Produktionen nur etwa 2% der Protagonist*innen homosexuell oder bisexuell lesbar – und die Darstellung von Trans-Personen fällt statistisch noch geringer aus.

In deutschen Seifenopern wie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" gab es zwar vereinzelt LGBTQ+-Charaktere, aber tiefgründige Trans-Figuren, besonders Jugendliche, sind Mangelware. Hier könnte die deutsche Fernsehlandschaft von britischen Produktionen lernen, um mehr Sichtbarkeit und Aufklärung zu schaffen.

Psychische Gesundheit junger Trans-Menschen in Deutschland

Die in Hollyoaks thematisierte Problematik ist in Deutschland ebenso relevant. Studien zeigen, dass Trans-Jugendliche einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände und Suizidalität ausgesetzt sind – insbesondere, wenn sie Ablehnung erfahren oder keinen Zugang zu trans-spezifischer Gesundheitsversorgung haben.

"Wir wissen in Deutschland, dass Trans-Jugendliche, die Unterstützung erfahren und in ihrer Identität anerkannt werden, nicht stärker psychisch belastet sind als cis-geschlechtliche Jugendliche", erklärt der Bundesverband Trans*. Der Zugang zu trans-spezifischer Gesundheitsversorgung kann Suizidgedanken nachweislich verringern und das Wohlbefinden steigern.

Bestehende Hilfsangebote für deutsche Trans-Jugendliche

Ähnlich wie in der Hollyoaks-Episode dargestellt, gibt es auch in Deutschland wichtige Anlaufstellen für Trans-Jugendliche in Krisen:

Fazit: Mehr mediale Sichtbarkeit könnte Leben retten

Die Initiative von Hollyoaks, eine Trans-Figur und deren Kampf um psychische Gesundheit in den Mittelpunkt zu stellen, könnte als Vorbild für deutsche Produktionen dienen. Die britische Soap hebt nicht nur die Herausforderungen hervor, mit denen junge Trans-Menschen konfrontiert sind, sondern zeigt auch, dass es Hilfe und Hoffnung gibt.

Emma Frankland, selbst trans und Autorin der Episode, betont: "Wir wissen, welche Kraft ein Gespräch haben kann, um jemandes Lebensweg zu verändern." Diese Botschaft ist auch in Deutschland wichtig, wo trans Jugendliche immer noch mit Vorurteilen und Diskriminierung kämpfen.

In Zeiten, in denen die Rechte von Trans-Personen auch in Deutschland zunehmend in Frage gestellt werden, könnte mehr mediale Repräsentation und Aufklärung – wie sie Hollyoaks bietet – einen wertvollen Beitrag leisten, um Verständnis zu fördern und letztendlich Leben zu retten.


Lesbe aus Frauentoilette in Boston verwiesen – Ähnliche Diskriminierungsfälle auch in Deutschland

Eine lesbische Frau wurde aus der Damentoilette eines Luxushotels in Boston verwiesen, weil sie fälschlicherweise für einen "Mann" gehalten wurde. Wie PinkNews berichtet, ereignete sich der Vorfall im Liberty Hotel, als Sicherheitspersonal die cisgeschlechtliche Frau Ansley Baker aufforderte, ihre Geschlechtsidentität zu "beweisen" – ein diskriminierendes Szenario, das auch in Deutschland nicht unbekannt ist.

Der Vorfall in Boston

Baker und ihre Freundin Liz Victor waren am 3. Mai 2025 Gäste einer Kentucky-Derby-Party im Liberty Hotel im gehobenen Viertel Beacon Hill in Boston. Als Baker die Damentoilette benutzte, begann ein männlicher Sicherheitsbeamter gegen die Türen der Kabinen zu klopfen und forderte sie auf, die Toilette zu verlassen, da sie "ein Mann in der Damentoilette" sei.

"Ich wurde aus der Toilette geworfen, bevor ich überhaupt meine Shorts fertig zubinden konnte, was unglaublich demütigend war", berichtete Baker. Während sie durch die Schlange wartender Frauen geführt wurde, soll jemand gerufen haben: "Schafft ihn raus... er ist ein Perverser", wobei die Person sich auf Baker bezog.

Das Hotel, das zur Marriott Bonvoy-Gruppe gehört, behauptete zunächst, das Paar hätte sich eine Kabine geteilt, was nicht erlaubt sei. Nach interner Untersuchung wurde der Sicherheitsbeamte suspendiert und das Hotel kündigte eine Spende an eine lokale LGBTQ+-Organisation an.

Ein Problem auch in Deutschland

Solche Vorfälle sind leider keine Seltenheit – auch in Deutschland. Laut dem Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung e.V. (BUG) stellt die Nutzung öffentlicher Toiletten für viele lesbische Frauen mit nicht-traditionell weiblichem Erscheinungsbild, sowie für trans*, inter* und nicht-binäre Personen ein erhebliches Problem dar.

Die binäre Geschlechterordnung in öffentlichen Sanitärräumen kann zu Beschimpfungen, Bedrohungen und körperlichen Angriffen führen, wenn das äußere Erscheinungsbild einer Person nicht den gängigen Geschlechterbildern entspricht. Viele Betroffene meiden deshalb öffentliche Toiletten, was zu gesundheitlichen Problemen und sozialer Isolation führen kann.

Zunehmende Queerfeindlichkeit in Deutschland

Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Straftaten gegen LGBTQ+-Personen erfasst. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Betroffene zu schützen.

Nina Selvaggio, die Geschäftsführerin von Greater Boston PFLAG, sieht im Fall des Liberty Hotels einen beunruhigenden Trend: "Für gender-nonkonforme Lesben und Frauen im Allgemeinen ist Belästigung in öffentlichen Toiletten ein uraltes Problem. Die Zunahme antiqueerer Rhetorik trägt zu einer verstärkten Kontrolle von Frauenkörpern und ihrem Geschlechtsausdruck bei."

Betroffene in Politik und Gesellschaft

Die Parallelen zu Deutschland sind offensichtlich. Trotz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), das Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbietet, erleben viele queere Menschen im Alltag Diskriminierung.

Studien des Deutschen Jugendinstituts zeigen, dass ein Großteil der queeren Menschen bereits Diskriminierung erfahren hat – von verbalen Beschimpfungen bis hin zu körperlichen Übergriffen. Besonders maskulin erscheinende Lesben berichten regelmäßig von Vorfällen in geschlechtergetrennten Räumen wie Toiletten oder Umkleidekabinen.

Lösungsansätze

Einige deutsche Städte und Institutionen haben auf diese Problematik reagiert und bieten mittlerweile Unisex-Toiletten oder "Toiletten für alle Geschlechter" an. Die Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung Berlin empfiehlt die einfache Beschriftung "WC für alle Geschlechter" oder nur "WC".

Der Fall aus Boston macht deutlich, wie wichtig Sensibilisierung und Schulungen für Sicherheitspersonal und Servicekräfte sind – ein Aspekt, den auch das Liberty Hotel nach dem Vorfall erkannt hat. Die Situation zeigt zudem, wie schnell auch cisgeschlechtliche Personen zur Zielscheibe von Diskriminierung werden können, wenn sie nicht dem normativen Erscheinungsbild entsprechen.

Liz Victor, die Partnerin der betroffenen Frau, brachte es auf den Punkt: "Die Situation war sehr beängstigend für uns – und trans Frauen erleben das jeden Tag in den USA und weltweit." Ein Hinweis auf eine traurige Realität, die auch in Deutschland nicht fremd ist.


Queerfeindliche Übergriffe in Berlin: Prenzlauer Berg erneut Schauplatz von Hass und Solidarität

Erneut erschüttert ein queerfeindlicher Vorfall die queere Community in Berlin. Der Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin ermittelt nach einem Angriff am späten Dienstagabend in Prenzlauer Berg. Laut dem Originalbericht von queer.de wurden zwei 21-jährige Personen gegen 22:30 Uhr aus einer 15 bis 20 Personen großen Gruppe heraus queerfeindlich beleidigt und mit Gegenständen beworfen.

Eine Serie von Angriffen in kurzer Zeit

Der jüngste Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Serie von Übergriffen ein. Erst am Wochenende zuvor hatten Unbekannte eine Regenbogenflagge an der queeren Tipsy Bear Bar in Prenzlauer Berg angezündet. Augenzeugen berichteten, wie eine vierköpfige Gruppe die Flagge heruntergerissen, an der Kreuzung Eberswalder Straße Ecke Schönhauser Allee in Brand gesetzt und anschließend darauf herumgetrampelt hatte – begleitet von beleidigenden Ausrufen, wie das Mannschaft Magazin berichtete.

Die Tipsy Bear Bar, ein bekannter LGBTQIA+-Treffpunkt im Kiez, war bereits im Juni 2022 Ziel eines homophoben Angriffs geworden, bei dem Gäste mit Reizgas verletzt wurden. Das zeigt, dass die queere Einrichtung wiederholt ins Visier queerfeindlicher Täter gerät.

Solidarität als Antwort auf Hass

Als Reaktion auf den Angriff auf die Regenbogenflagge fand am Dienstag eine Solidaritätskundgebung vor der Tipsy Bear Bar statt. Auch der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano (SPD) nahm an der Kundgebung teil, um ein deutliches Zeichen gegen Queerfeindlichkeit zu setzen. In sozialen Medien wurde die Veranstaltung unter den Hashtags #gegenhass, #queer, #trans, #inter und #tipsybear geteilt.

"Diese wiederholten Angriffe zeigen, dass wir nicht nachlassen dürfen in unserem Kampf gegen Queerfeindlichkeit", erklärte ein Teilnehmer der Kundgebung gegenüber anwesenden Pressevertreter*innen. "Die Community steht zusammen, und wir lassen uns nicht einschüchtern."

Alarmierende Zahlen zu queerfeindlichen Übergriffen

Die Häufung der Übergriffe spiegelt sich auch in den Statistiken wider. Erst am Montag meldete das schwule Überfalltelefon Maneo, dass es im vergangenen Jahr 738 Fälle und Hinweise auf Anfeindungen gegen queere Menschen in Berlin registriert habe – mehr als je zuvor. Laut einem Bericht von rbb24 ereigneten sich 165 dieser Vorfälle im öffentlichen Raum.

Dass Berlin häufig über LGBTI-feindliche Übergriffe berichtet, liegt auch daran, dass die Landespolizei mögliche Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gezielt publik macht und systematisch erfasst. Dies führt zu einer höheren Sichtbarkeit dieser Vorfälle in der Öffentlichkeit, was sowohl Bewusstsein schafft als auch die tatsächliche Dimension des Problems verdeutlicht.

Spezielle Unterstützung für Betroffene

Die Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft haben eigene Ansprechpartner*innen für queere Menschen eingerichtet, um die Hemmschwelle für Anzeigen zu senken und eine sensible Bearbeitung der Fälle zu gewährleisten. Betroffene können sich direkt an diese spezialisierten Stellen wenden oder auch online über die Internetwache der Polizei Berlin Anzeige erstatten.

Neben staatlichen Stellen bietet auch das Projekt Maneo Unterstützung für Betroffene queerfeindlicher Gewalt an. Das älteste Anti-Gewalt-Projekt für schwule und bisexuelle Männer in Deutschland berät, dokumentiert Vorfälle und leistet wichtige Sensibilisierungsarbeit.

Prenzlauer Berg als Brennpunkt?

Auffällig ist, dass sich mehrere Vorfälle in kurzer Zeit im Ortsteil Prenzlauer Berg ereigneten. Der Bezirk, der lange als liberal und weltoffen galt, zeigt sich offenbar nicht immun gegen die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft. Expert*innen warnen vor einem gesellschaftlichen Klima, in dem queerfeindliche Einstellungen wieder salonfähiger werden und die Hemmschwelle für Übergriffe sinkt.

"Die Zunahme queerfeindlicher Vorfälle ist alarmierend und spiegelt leider einen gesamtgesellschaftlichen Trend wider", betont der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Hier müssen Politik und Sicherheitsbehörden entschlossen gegensteuern und klare Grenzen setzen."

Die Ermittlungen zu den jüngsten Vorfällen dauern an. Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise zu den Tätern geben können, sich zu melden. Gleichzeitig zeigt die schnelle Reaktion der Community, dass queerfeindliche Angriffe nicht unbeantwortet bleiben und Solidarität ein wichtiges Mittel im Kampf gegen Diskriminierung ist.


Ein Triumph für Vielfalt: Templins schwuler SPD-Bürgermeister gewinnt gegen AfD

Die brandenburgische Stadt Templin erlebt einen historischen Moment: Christian Hartphiel (SPD), ein offen schwuler Politiker, hat die Stichwahl um das Bürgermeisteramt gegen den AfD-Kandidaten Christian Bork gewonnen. Der ursprüngliche Bericht von queer.de zeigt, dass der 46-jährige Regionalgeschäftsführer Nordost der SPD Brandenburg sich mit 53,8 Prozent der Stimmen durchsetzen konnte – in einem Wahlkampf, der deutschlandweit Aufmerksamkeit erregte.

Eine Wahl mit Signalwirkung

Die Bedeutung dieser Wahl reicht weit über die Grenzen der kleinen Kurstadt hinaus. Templin, bekannt als Heimatstadt von Altkanzlerin Angela Merkel, wäre bei einem Sieg Borks die zweite Stadt Brandenburgs mit einem hauptamtlichen AfD-Bürgermeister geworden. Im ersten Wahlgang hatte der AfD-Kandidat noch mit 31,4 Prozent die Nase vorn. Der Erfolg Hartphiels sendet nun ein kraftvolles Signal für Toleranz und Weltoffenheit in einer Zeit, in der auch in Brandenburg queerfeindliche Straftaten zunehmen – von 27 im Jahr 2022 auf 84 im vergangenen Jahr, wie das Innenministerium auf Anfrage mitteilte.

Ein Leben im Einsatz für die LGBTQ+ Community

Hartphiel ist kein Unbekannter in der Region. Als Gründer des Vereins "UM Queer" setzt er sich seit Jahren für die Rechte und Sichtbarkeit queerer Menschen in der Uckermark ein. Sein eigenes Coming-out hatte er bereits in der achten Klasse – ein mutiger Schritt im ländlichen Brandenburg. Mit seinem Verein kämpft er nicht nur gegen Diskriminierung, sondern auch gegen die Landflucht von Schwulen und Lesben, die oft in Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Köln ziehen. "Ein wachsendes Gemeinschaftsgefühl soll Homosexuellen Mut zum offenen Umgang mit ihrer Neigung machen", erklärte Hartphiel einmal seine Mission.

Die Landesregierung Brandenburg unterstützt solche Initiativen durch den Aktionsplan Queeres Brandenburg, der die Akzeptanz queerer Lebensweisen fördern und Antidiskriminierung vorantreiben soll. Projekte wie die "LesBI*Schwule T*our", die jährlich in verschiedenen brandenburgischen Städten Station macht, tragen zur Sichtbarkeit der Community bei – auch in Templin und Umgebung.

Mut trotz Anfeindungen

Hartphiels Engagement blieb nicht ohne Konsequenzen. Als er während der Flüchtlingskrise 2015 vier Geflüchtete bei sich aufnahm, wurde er zur Zielscheibe von Hass und Gewalt. Unbekannte beschmierten sein Auto mit Kot, sprengten seinen Briefkasten und bedrohten ihn sogar mit dem Tod. Besonders erschütternd war die Erfahrung auf dem örtlichen Weinfest, als ein Mann ihn mit den Worten ansprach: "Na, für solche wie dich heißt es auch bald: Ab in den Zug nach Krakau!" – eine unmissverständliche Anspielung auf die NS-Deportationen ins Konzentrationslager Auschwitz.

Trotz dieser traumatischen Erfahrungen bleibt Hartphiel seiner inklusiven Haltung treu. Gegenüber der Märkischen Oderzeitung betonte er nach seinem Wahlsieg: "Menschen, die die AfD gewählt haben, werden dafür ihre Gründe haben. Die muss ich akzeptieren und werde den Auftrag, den man als Bürgermeister hat, ernst nehmen, dass man für alle Bürger da ist. Deshalb steht meine Tür für jeden Menschen offen, egal, wen er jetzt gewählt hat."

Parallelen in ganz Deutschland

Hartphiels Wahlsieg in Templin ist Teil eines größeren Bildes. In mehreren deutschen Kommunen haben sich in den vergangenen Jahren offen queere Kandidat:innen gegen rechtspopulistische Gegner:innen durchgesetzt. So wurde beispielsweise in Hannover mit Belit Onay 2019 erstmals ein offen homosexueller Politiker türkischer Herkunft zum Oberbürgermeister einer Landeshauptstadt gewählt. Auch Thomas Eiskirch, der offen schwule Oberbürgermeister von Bochum, oder Sven Lehmann, der erste Queer-Beauftragte der Bundesregierung, zeigen, dass LGBTQ+-Politiker:innen zunehmend in Ämter gewählt werden.

Die steigende Zahl queerfeindlicher Straftaten in vielen Bundesländern – nicht nur in Brandenburg – macht jedoch deutlich, dass der Kampf für Akzeptanz noch lange nicht gewonnen ist. Gerade in ländlichen Regionen, wo queere Strukturen oft weniger sichtbar sind, braucht es Vorbilder wie Christian Hartphiel, die Mut machen und zeigen: Vielfalt ist auch abseits der Großstädte möglich und kann sogar an der Wahlurne überzeugen.

Blick nach vorne

Mit seinem klaren Bekenntnis "Templin wird weiterhin eine gastfreundliche, weltoffene und tolerante Kurstadt bleiben!" hat Christian Hartphiel nach seinem Wahlsieg ein Versprechen abgegeben, an dem er sich messen lassen muss. Als Kreistagsabgeordneter in seiner dritten Wahlperiode und Fraktionsvorsitzender im Kreistag bringt er bereits umfangreiche politische Erfahrung mit.

Die Herausforderung wird nun sein, in einer gespaltenen Stadtgesellschaft – immerhin stimmten 46,2 Prozent für seinen AfD-Gegenkandidaten – Brücken zu bauen und gleichzeitig seinen Werten treu zu bleiben. Mit seiner Doppelrolle als Bürgermeister für alle Bürger:innen und gleichzeitig Vertreter der LGBTQ+ Community wird Hartphiel zu einem wichtigen Symbol dafür, dass demokratische Werte und queere Sichtbarkeit auch in strukturschwachen Regionen eine Zukunft haben können.


Britische Abgeordnete bekämpfen "zutiefst beunruhigende" Änderungen am Datengesetz, die Trans-Personen zwangsouten könnten

Eine parteiübergreifende Gruppe britischer Abgeordneter hat sich gegen vorgeschlagene Änderungen am britischen Datengesetz (Data Use and Access Bill) ausgesprochen, die zu einem Zwangsouting von Transgender-Personen führen könnten. Die Entwicklung zeigt einen deutlichen Kontrast zur rechtlichen Situation in Deutschland, wo kürzlich das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft getreten ist. Die ursprüngliche Meldung wurde von PinkNews veröffentlicht.

Was bedeuten die Gesetzesänderungen im Vereinigten Königreich?

Die vom konservativen Abgeordneten Ben Spencer vorgeschlagenen Änderungen würden öffentliche Behörden zwingen, Daten ausschließlich auf Grundlage des "Geburtsgeschlechts" zu erfassen – unabhängig davon, ob eine Person bereits rechtlich ihr Geschlecht durch ein Gender Recognition Certificate (GRC) hat ändern lassen. Dies würde bedeuten, dass Institutionen wie der Nationale Gesundheitsdienst NHS und die Führerscheinbehörde DVLA gezwungen wären, ihre Aufzeichnungen zu ändern und dabei die aktuell rechtlich anerkannte Geschlechtsidentität der Betroffenen zu ignorieren.

Die Folgen könnten gravierend sein: Jede trans Person in öffentlichen Registern könnte zwangsgeoutet werden, während gleichzeitig wichtige persönliche Daten gelöscht oder als "ungenau" eingestuft werden könnten. Dies könnte zu erheblichen gesundheitlichen und rechtlichen Problemen führen, etwa wenn lebenswichtige geschlechtsspezifische Vorsorgeuntersuchungen verweigert werden.

Scharfe Kritik von Abgeordneten

Vor der für Mittwoch (7. Mai) angesetzten Abstimmung haben Abgeordnete der Grünen und der Labour-Partei die vorgeschlagenen Änderungen verurteilt. Labour-Hinterbänkler Clive Lewis erklärte gegenüber der HuffPost UK, dass die Idee einen gefährlichen Präzedenzfall für die Datenerfassung im Vereinigten Königreich darstelle: "Wenn der Staat Ihre rechtliche Identität außer Kraft setzen, Sie als etwas registrieren kann, was Sie nicht sind, und das über jedes öffentliche System teilen kann, dann sind die Rechte niemandes sicher."

Siân Berry, Abgeordnete der Grünen, bezeichnete die Änderungsanträge als "zutiefst beunruhigend" und betonte, dass die Daten von Transgender-Personen von "denjenigen, die die Macht haben, neue Gesetze zu erlassen" geschützt werden müssten. Die Änderungen wären "eine grobe Verletzung des Rechts von Trans-Personen auf Privatsphäre" und würden "das Risiko eines massenhaften Outings von Trans-Personen im gesamten Vereinigten Königreich" mit sich bringen.

Kontrast zu deutschen Entwicklungen

Die vorgeschlagenen Änderungen im Vereinigten Königreich stehen in starkem Kontrast zur Entwicklung in Deutschland, wo am 1. November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz erleichtert es Transgender-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft oder gewöhnlichem Aufenthalt in Deutschland, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen im Standesamt zu ändern.

Das deutsche Gesetz stellt eine progressive Alternative zum britischen Ansatz dar, indem es Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt. Menschen ab 14 Jahren können selbst eine Erklärung zur Änderung ihres Geschlechtseintrags abgeben, wobei Minderjährige die Zustimmung ihrer Erziehungsberechtigten benötigen.

Unterschiedliche Richtungen in der Transgender-Politik

Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Schritt in Richtung größerer Freiheit und Selbstbestimmung für trans Personen macht, zeigen die britischen Gesetzesvorschläge eine gegenläufige Tendenz. Diese gegensätzlichen Entwicklungen spiegeln die unterschiedlichen politischen Strömungen in Europa wider, wenn es um die Rechte von Transgender-Personen geht.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) haben das Selbstbestimmungsgesetz als wichtigen Fortschritt begrüßt, betonen jedoch, dass weitere Schritte notwendig sind, um die volle Gleichstellung zu erreichen.

In Deutschland beobachten Menschenrechtsorganisationen und LGBTQ+-Verbände die Entwicklungen im Vereinigten Königreich mit Sorge. Sie befürchten, dass restriktive Politiken auch in anderen Ländern Nachahmer finden könnten und setzen sich für einen europaweiten Schutz der Rechte von Transgender-Personen ein.

Ausblick

Angesichts der Labour-Mehrheit im britischen Unterhaus ist es unwahrscheinlich, dass die umstrittenen Änderungsanträge angenommen werden. Dennoch zeigt die Debatte, wie verletzlich die Rechte von Transgender-Personen sein können und wie wichtig es ist, wachsam zu bleiben.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bietet diese Entwicklung Anlass, die Fortschritte im eigenen Land wertzuschätzen und gleichzeitig die internationale Solidarität mit Transgender-Personen in Ländern zu stärken, in denen ihre Rechte bedroht sind.


Positive Überraschung: Neue Bundesregierung behält Amt des Queerbeauftragten bei

Die neue Bundesregierung unter Führung von Friedrich Merz hält offenbar am Amt des Queerbeauftragten fest, wie queer.de berichtet. In einer umfassenden Streichliste, über die unter anderem der "Focus" berichtet, sollen 25 Beauftragte, Sonderbeauftragte und Koordinator*innen in der neuen Regierung wegfallen - jedoch nicht die Position des Beauftragten für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.

Queerbeauftragter bleibt - trotz Rotstift bei Regierungsposten

Das 2022 von der Ampel-Regierung geschaffene Amt bleibt demnach erhalten, während insgesamt 13 Posten ersatzlos gestrichen werden sollen. Zu den wegfallenden Positionen gehören unter anderem die Botschafterin für feministische Außenpolitik, der Beauftragte zur Planung der sogenannten Zeitenwende oder der Radverkehrsbeauftragte. Weitere zwölf Posten sollen abgeschafft, aber von den Ministerien weitergeführt werden - darunter ironischerweise der Koordinator für Bürokratieabbau.

Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD die "Halbierung der Beauftragten des Bundes" beschlossen. Von den derzeit mehr als 60 Beauftragtenposten sollen demnach 25 gestrichen werden. Dass der Queerbeauftragte nicht auf der Streichliste steht, kann als positive Überraschung gewertet werden, da die CDU/CSU in der Vergangenheit queerpolitischen Themen oft kritisch gegenüberstand.

Sven Lehmann und sein Engagement für LGBTIQ*-Rechte

Anfang 2022 wurde der Grünenpolitiker Sven Lehmann zum ersten Queerbeauftragten der Bundesregierung ernannt. In seiner Rolle setzte er sich engagiert für die Rechte und den Schutz von LGBTIQ*-Personen ein. Er war maßgeblich an der Umsetzung des Bundesaktionsplans "Queer leben" beteiligt, der darauf abzielt, Queerfeindlichkeit zu bekämpfen und die Lebensrealität von queeren Menschen zu verbessern.

In den letzten Monaten äußerte sich Lehmann wiederholt kritisch zur queerpolitischen Ausrichtung der designierten Bundesregierung unter Friedrich Merz. Er warnte vor möglichen Rückschritten und bezeichnete Äußerungen einiger CDU-Politiker zu LGBTIQ*-Themen als "billigen Populismus" auf dem Rücken von transgeschlechtlichen Menschen.

Unsichere Zukunft für das Selbstbestimmungsgesetz?

Obwohl das Amt des Queerbeauftragten erhalten bleibt, herrscht Unsicherheit über die Zukunft wichtiger queerpolitischer Errungenschaften. Besonders das am 1. November 2024 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz ist umstritten. Friedrich Merz hat sich in der Vergangenheit kritisch zu diesem Gesetz geäußert und angedeutet, dass er es in seiner jetzigen Form nicht für haltbar hält.

Das Selbstbestimmungsgesetz ermöglicht es trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern - ohne das zuvor notwendige langwierige gerichtliche Verfahren mit Sachverständigengutachten.

Karin Prien als künftige Familienministerin

Der Posten des Queerbeauftragten ist im Bundesfamilienministerium angesiedelt, dass künftig von der schleswig-holsteinischen CDU-Politikerin Karin Prien geleitet werden soll. Prien gilt innerhalb der CDU als vergleichsweise moderat, hat sich jedoch bislang nicht ausführlich zu queerpolitischen Themen positioniert.

In Fachkreisen wird mit Spannung erwartet, wer künftig das Amt des Queerbeauftragten übernehmen wird. Bislang ist völlig unklar, welche Person die neue Regierung für diese Position nominieren wird und wie engagiert der Einsatz für LGBTIQ*-Rechte ausfallen wird.

Zunehmende Queerfeindlichkeit als Herausforderung

Die Beibehaltung des Amtes des Queerbeauftragten ist vor dem Hintergrund zunehmender Queerfeindlichkeit in Deutschland besonders bedeutsam. Statistiken zeigen, dass die Zahl queerfeindlicher Übergriffe in den letzten Jahren gestiegen ist. Rechtsextreme Gruppen agitieren immer offener gegen LGBTIQ*-Personen, und täglich werden mehrere queerfeindliche Angriffe registriert.

Vor diesem Hintergrund ist ein starkes politisches Engagement für die Rechte und den Schutz von queeren Menschen essenziell. Der Queerbeauftragte kann hier eine wichtige Rolle spielen, um die Sichtbarkeit der Themen zu erhöhen und politische Maßnahmen zum Schutz der Community zu koordinieren.

Ausblick: Was bedeutet dies für die deutsche LGBTIQ*-Community?

Für die LGBTIQ*-Community in Deutschland sendet die Beibehaltung des Amtes des Queerbeauftragten ein positives Signal. Es zeigt, dass die neue Regierung - trotz der konservativeren Ausrichtung - die Bedeutung von LGBTIQ*-Themen anerkennt und ihnen einen festen Platz in der Regierungsarbeit einräumt.

Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Queerpolitik der neuen Bundesregierung konkret gestalten wird. Schlüsselfragen sind, ob der Bundesaktionsplan "Queer leben" mit ausreichenden Mitteln fortgeführt wird, wie die neue Regierung zum Selbstbestimmungsgesetz steht und welche weiteren Maßnahmen zum Schutz vor Diskriminierung und Gewalt umgesetzt werden.

Die LGBTIQ*-Community und Verbände wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) werden die Entwicklungen genau beobachten und sich weiterhin für die Gleichstellung und den Schutz von queeren Menschen einsetzen.


Furry in Adelaide attackiert: Diskriminierung und Gewalt gegen Subkulturen auch in Deutschland ein Problem

Ein Mann in einem Furry-Kostüm wurde in der australischen Stadt Adelaide ohne Grund attackiert und als "Pädophiler" beschimpft. Der Vorfall, über den PinkNews berichtet, wirft ein Schlaglicht auf die Diskriminierung, mit der sich Angehörige dieser Subkultur weltweit – auch in Deutschland – konfrontiert sehen.

Der Vorfall in Adelaide

Der 21-jährige Dennis Gunn stand am 3. Mai in einem Furry-Kostüm – einer anthropomorphen Tierfigur – in der Rundle Mall in Adelaide. Er hielt ein Schild mit der Aufschrift "Vote 1 Furry Party", um im Rahmen der australischen Bundeswahlen für seine Interessen zu werben. Plötzlich wurde er von drei Männern angegriffen, die ihn mit Tritten und Schlägen attackierten und als "Pädophilen" beschimpften.

Gegenüber dem Sender 7News erklärte Gunn nach dem Angriff: "Wir waren einfach nur da, haben in Kostümen performt, mit der Öffentlichkeit interagiert und Fotos mit Menschen gemacht. Wir wollten nur Positivität verbreiten." Die südaustralische Polizei bestätigte, dass der Vorfall untersucht wird.

Die Situation in Deutschland

Auch in Deutschland sind Furries – Menschen, die sich mit anthropomorphen Tierfiguren identifizieren und teilweise in aufwendigen Ganzkörperkostümen (Fursuits) auftreten – mit ähnlichen Vorurteilen konfrontiert. Die Initiative "Furries sind bunt!" setzt sich aktiv gegen Diskriminierung und Queerfeindlichkeit innerhalb und außerhalb der deutschen Furry-Community ein.

Aus Eilenburg wurde im Juli 2024 berichtet, dass Furries regelmäßig von Jugendlichen beschimpft werden. Sowohl in sozialen Medien als auch im realen Leben sind sie vielfach mit falschen Unterstellungen und Hetze konfrontiert. Ein verbreitetes Vorurteil ist, dass Furries eine sexuelle Vorliebe für Tiere hätten – eine unbegründete Behauptung, die jedoch häufig zu Anfeindungen führt.

Kultur der Diskriminierung

Der Vorfall in Adelaide zeigt ein bekanntes Muster: Wie bei anderen Minderheiten und Subkulturen werden Furries oft zum Ziel von Hasskommentaren und sogar körperlichen Angriffen. In konservativen Kreisen werden sie, ähnlich wie LGBTQ+-Personen, für Kulturkämpfe instrumentalisiert. So wurde beispielsweise in den USA 2022 ein republikanischer Abgeordneter in die Schlagzeilen gerückt, nachdem er fälschlicherweise behauptet hatte, Schulen würden Katzenklos für Schüler aufstellen, die sich als Furries identifizieren.

In Deutschland gibt es seit den 1990er Jahren eine aktive Furry-Community. Mit der Eurofurence, die jährlich in Berlin stattfindet, beherbergt Deutschland sogar eine der größten Furry-Conventions Europas, die tausende Teilnehmer anzieht.

Sicherer Raum und Gemeinschaft

Für viele Furries bietet die Gemeinschaft einen sicheren Raum, um ihre Identität auszudrücken und soziale Kontakte zu knüpfen. Eine Studie von Furscience aus dem Jahr 2020 zeigt, dass ein großer Teil der Furry-Community sich als LGBTQ+ identifiziert und die Subkultur als Möglichkeit sieht, Akzeptanz zu finden.

Rechtlich gesehen ist es in Deutschland selbstverständlich legal, ein Furry zu sein. Probleme können jedoch in bestimmten öffentlichen Situationen auftreten, etwa beim Betreten einer Bank mit Maske, wo die Identifikation wichtig ist.

Aufklärung tut not

Fälle wie der in Adelaide unterstreichen die Notwendigkeit, Vorurteile abzubauen und über Subkulturen aufzuklären. Während in den sozialen Medien oft negative Bilder verbreitet werden, bemühen sich zahlreiche Furries um Öffentlichkeitsarbeit. Das Format "reporter" des MDR hat 2022 beispielsweise eine Reportage veröffentlicht, die Einblicke in die deutsche Furry-Kultur gibt und mit Mythen aufräumt.

Die südaustralische Polizei bittet Zeugen des Vorfalls in Adelaide, sich zu melden, um bei der Aufklärung zu helfen. Dennis Gunn wurde von Sanitätern untersucht, benötigte jedoch keine medizinische Behandlung.


Kontroverse um "The Telegraph"-Billboard: Transphobie auf dem Prüfstand und Parallelen zur deutschen Debatte

Die britische Zeitung "The Telegraph" steht aktuell in der Kritik wegen einer kontroversen Plakatwerbung, die von Aktivisten als transfeindlich bezeichnet wird, wie PinkNews berichtet. Das Billboard, das in mehreren Orten Großbritanniens, unter anderem in Worthing, West Sussex, aufgestellt wurde, zeigt die provokante Frage: "Sollten als Männer geborene Athleten sich in den Frauensport drängen?" Die Wortwahl "muscling in" (sich eindrängen) wird dabei besonders kritisiert.

Die Kontroverse im Detail

Das Trans Advocacy and Complaints Collective (TACC) hat bei der britischen Werbeaufsichtsbehörde ASA Beschwerde eingereicht. Sie bezeichnen die Plakatwerbung als "gezielte, feindselige Botschaft" gegenüber der Trans-Community. Die Organisation argumentiert, dass die Formulierung "muscling in" bewusst gewählt wurde, um trans Frauen als "aggressive Eindringlinge" darzustellen - eine Rhetorik, die historisch genutzt wurde, um Ausgrenzung, Gewalt und moralische Panik zu rechtfertigen.

The Telegraph ist in Großbritannien bekannt für seine zunehmend kritische Berichterstattung über Trans-Themen. Eine Studie aus dem Jahr 2023 ergab, dass die Zeitung allein im Januar 2023 in ihren gedruckten Ausgaben 75 Artikel veröffentlichte, die sich auf Trans-Personen bezogen - verglichen mit nur 12 im Vorjahr. Von diesen 75 Artikeln wurden 73 als negativ eingestuft.

Die deutsche Transgender-Debatte im Sport

Auch in Deutschland ist die Teilnahme von trans Athlet*innen im Sport ein viel diskutiertes Thema, das durch das im November 2024 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz neue Aktualität gewonnen hat. Das Gesetz erleichtert die Änderung des Geschlechtseintrags für trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen, wirft aber gleichzeitig Fragen für den nach Geschlechtern getrennten Sportbereich auf.

Während sich die Debatte in Deutschland oft sachlicher gestaltet als in Großbritannien, ist auch hier die Balance zwischen Inklusion und fairem Wettbewerb Gegenstand kontroverser Diskussionen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Rahmenrichtlinien veröffentlicht, die Fairness, Menschenrechte und Diversität berücksichtigen sollen, überlässt die konkreten Entscheidungen aber den internationalen Sportverbänden.

Mediale Verantwortung und öffentlicher Diskurs

Die Kontroverse um die Telegraph-Werbung wirft wichtige Fragen zur medialen Verantwortung im öffentlichen Diskurs auf. In Deutschland bemühen sich LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) um eine differenzierte und respektvolle Debatte zu Transgender-Themen, die wissenschaftliche Erkenntnisse einbezieht.

Die Telegraph-Werbung nutzt den Slogan "We speak your mind" (Wir sprechen aus, was du denkst), was laut TACC irreführend sei, da es eine einseitige, feindselige Ansicht als gesellschaftlichen Konsens darstelle. In Deutschland gibt es ähnliche Diskussionen über die Verantwortung von Medien bei der Darstellung von Minderheiten.

Wissenschaftliche Perspektiven

Die Debatte um trans Athlet*innen ist komplex und sollte nicht auf vereinfachende Schlagzeilen reduziert werden. Zahlreiche wissenschaftliche Studien befassen sich mit den physiologischen Veränderungen durch Hormontherapien und deren Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit. In Deutschland ist eine geschlechtsangleichende Hormontherapie mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten in der Regel ab etwa 16 Jahren möglich.

Während einige Sportverbände, wie etwa der Schach-Weltverband FIDE, trans Frauen von internationalen Frauenwettbewerben ausgeschlossen haben, setzen andere auf differenzierte Regelungen, die Hormonwerte und Transitionszeiträume berücksichtigen.

Fazit: Dialog statt Spaltung

Die Kontroverse um das Telegraph-Billboard zeigt, wie wichtig ein respektvoller und differenzierter Umgang mit Trans-Themen in der Öffentlichkeit ist. In Deutschland hat die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes die Chance eröffnet, die Debatte über die Teilhabe von trans Personen in allen Lebensbereichen, einschließlich des Sports, konstruktiv zu führen.

Statt polarisierender Schlagzeilen und suggestiver Fragen braucht es einen Dialog, der sowohl die Rechte und Würde von trans Personen als auch sportethische Fragen berücksichtigt. Die britische Kontroverse kann dabei als Mahnung dienen, wie schnell mediale Darstellungen zur Stigmatisierung einer ohnehin vulnerablen Gruppe beitragen können.


Alarmierende Gewalt in Leverkusen: Schwules Paar brutal angegriffen - Teil einer besorgniserregenden Entwicklung in Deutschland

In Leverkusen-Opladen kam es am frühen Sonntagmorgen zu einem brutalen homophoben Angriff auf zwei 23 und 25 Jahre alte Männer, wie die Kölner Polizei am Montag meldete. Dieser Vorfall reiht sich in eine zunehmende Zahl queerfeindlicher Gewalttaten in Deutschland ein, die immer mehr Besorgnis auslösen. Die Tat, die auf der Webseite von queer.de detailliert berichtet wurde, ereignete sich gegen 6:25 Uhr in der Fußgängerzone der Kölner Straße.

Der Übergriff in Leverkusen

Nach Polizeiangaben wurde das schwule Paar zunächst von einer sechsköpfigen Männergruppe verbal beleidigt. Anschließend gingen zwei Männer aus der Gruppe mit Faustschlägen ins Gesicht und Tritten gegen den Körper auf die beiden jungen Männer los. Die Opfer erlitten Gesichtsverletzungen und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Tätergruppe flüchtete in Richtung Bahnhof Leverkusen-Opladen.

Die Polizei Köln hat inzwischen Personenbeschreibungen der beiden Haupttäter veröffentlicht und bittet Zeugen um Hinweise. Die Ermittlungen werden vom polizeilichen Staatsschutz geführt, was darauf hindeutet, dass die Behörden von einem politisch motivierten Hassverbrechen ausgehen.

Alarmierende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland

Der Vorfall in Leverkusen ist kein Einzelfall. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) und des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) hat sich die Zahl queerfeindlicher Straftaten in Deutschland in den letzten Jahren dramatisch erhöht. Im Jahr 2023 wurden 1.785 Fälle von Hasskriminalität gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Besonders erschreckend: Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht, wie ZDFheute berichtet. Zu den häufigsten Delikten zählen Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen.

Dunkelziffer vermutlich weit höher

Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. "Viele Betroffene zeigen erlebte Übergriffe nicht an – aus Scham, aus Angst vor einem unfreundlichen Empfang bei der Polizei oder weil sie befürchten, dass ihre sexuelle Identität dadurch ungewollt öffentlich wird", erklärt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) auf seiner Webseite.

Der LSVD führt eine Chronik von Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen, die die tagtäglichen Anfeindungen, Bedrohungen und Angriffe dokumentiert. Die Organisation fordert eine Verbesserung des Rechtsschutzes für queere Menschen und die Einsetzung einer unabhängigen Expert*innen-Kommission, die eine systematische Bestandsaufnahme aller Erscheinungsformen von LSBTIQ*-Feindlichkeit erarbeitet.

Gesellschaftliche Ursachen

Die Täter homophober Gewalt sind oft Vertreter der Heteronormativität, des Heterosexismus oder eines religiösen Fundamentalismus, die eine davon abweichende sexuelle Orientierung und/oder eine nichtbinäre Geschlechtsidentität ablehnen. Experten sehen einen Zusammenhang zwischen zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und dem Anstieg queerfeindlicher Straftaten.

"In Zeiten gesellschaftlicher Krisen und politischer Polarisierung werden oft Minderheiten zu Sündenböcken gemacht", erklärt die Sozialwissenschaftlerin Dr. Maria Schmidt, die zu Hassverbrechen forscht. "Die zunehmende Sichtbarkeit queerer Menschen in der Gesellschaft führt einerseits zu mehr Akzeptanz, provoziert andererseits aber auch Gegenreaktionen bei denjenigen, die sich von gesellschaftlichen Veränderungen bedroht fühlen."

Was tun bei queerfeindlichen Übergriffen?

Die Polizei und Beratungsstellen für LSBTIQ*-Personen empfehlen, jeden Übergriff anzuzeigen. In vielen deutschen Städten gibt es inzwischen spezielle Ansprechpersonen für queere Menschen bei der Polizei. Zudem bieten Organisationen wie der LSVD Beratung und Unterstützung für Betroffene an.

Der Vorfall in Leverkusen zeigt einmal mehr, dass der Kampf gegen Queerfeindlichkeit trotz aller rechtlichen und gesellschaftlichen Fortschritte der letzten Jahrzehnte noch lange nicht gewonnen ist. Er mahnt uns, wachsam zu bleiben und gemeinsam für eine Gesellschaft einzutreten, in der alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität frei und sicher leben können.


Maine gewinnt gegen Trump: Gouverneurin schützt Rechte von Transgender-Athleten – Was Deutschland daraus lernen kann

In einem bemerkenswerten Rechtsstreit hat die US-amerikanische Bundesstaatin Maine unter Führung der demokratischen Gouverneurin Janet Mills einen wichtigen Sieg für die Rechte von Transgender-Athleten errungen. Wie PinkNews berichtet, konnte Mills erfolgreich gegen Trumps Exekutivanordnung vorgehen, die Transgender-Athletinnen von Frauensportwettbewerben ausschließen sollte.

Der Konflikt begann im Februar, als Trump bei einem Treffen im Weißen Haus drohte, Maine Bundesgelder zu entziehen, nachdem Mills signalisiert hatte, sie würde seiner Exekutivanordnung mit dem Titel "Männer aus dem Frauensport heraushalten" nicht nachkommen. Diese Anordnung sah vor, Bildungseinrichtungen die finanzielle Unterstützung zu entziehen, wenn sie Transgender-Frauen die Teilnahme an Frauensportwettbewerben erlauben.

Ein Triumph für Menschenrechte und staatliche Autonomie

"Es ist gut, einen solchen Sieg zu spüren. Wir haben ihn vor Gericht gebracht und gewonnen", erklärte Mills nach dem Urteil. Die Trump-Administration muss nun die eingefrorenen Mittel für Maines Kinderernährungsprogramme freigeben und hat zugesagt, nicht weiter in den Zugang des Bundesstaates zu Mitteln des Landwirtschaftsministeriums einzugreifen.

Mills bezeichnete die Drohung, kritische Finanzmittel für Schulernährungsprogramme zu blockieren, als "eklatant illegal". Ihr Einsatz für die Rechte von Transgender-Personen hatte dazu geführt, dass Trump ihre Karriere bedrohte – eine Einschüchterungstaktik, die nun durch das Gericht gestoppt wurde.

Die Situation in Deutschland: Ein anderer Ansatz

Während in den USA solche Konflikte oft auf juristischer Ebene ausgetragen werden, verfolgt Deutschland einen differenzierteren Ansatz bei der Inklusion von Transgender-Athleten im Sport. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) orientiert sich an den Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die keine geschlechtsangleichenden Operationen vorschreiben, sondern hauptsächlich auf den Testosteronwert der Athleten abstellen.

Transgender-Frauen müssen in Deutschland ihren Testosteronwert für mindestens zwölf Monate unter 10 nmol/L halten, um an Wettbewerben teilnehmen zu dürfen. Diese Regelung wird zwar von einigen als diskriminierend kritisiert, aber vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) als notwendig erachtet, um Chancengleichheit im Frauensport zu gewährleisten.

Mit dem seit 1. November 2023 geltenden Selbstbestimmungsgesetz hat Deutschland einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Rechte von Transgender-Personen gemacht. Die Änderung des Geschlechtseintrags kann nun durch eine einfache Erklärung gegenüber dem Standesamt vorgenommen werden, was auch Auswirkungen auf die Sportpraxis haben könnte.

Vorbildliche Initiativen auf lokaler Ebene

In Deutschland gibt es bereits mehrere positive Beispiele für die Inklusion von Transgender-Athleten. So hat der Berliner Fußball-Verband 2020 eine wegweisende Regelung eingeführt, nach der Trans- und Intergeschlechtliche Menschen in den Teams ihrer Wahl spielen dürfen. Dieses "Berliner Modell" wurde inzwischen von mehreren Landesverbänden übernommen.

Auch der Deutsche Hockey-Bund (DHB) hat eine Richtlinie zur Vergabe des Spielrechts für Trans*- und Inter*-Menschen in seiner Spielordnung verankert. Diese fortschrittlichen Ansätze zeigen, dass Deutschland in manchen Bereichen bereits inklusivere Wege geht als die von Trumps Politik beeinflussten US-amerikanischen Sportverbände.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) das Projekt "Team out and proud" ins Leben gerufen, um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußball zu fördern. Zudem unterstreicht der DOSB durch die Mitveranstaltung der BundesNetzwerktagung des queeren Sports (BuNT) die Bedeutung von LGBTIQ*-Themen im deutschen Sport.

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz der positiven Entwicklungen stehen Transgender-Athleten in Deutschland weiterhin vor Herausforderungen. Die Überprüfung und eventuelle Anpassung des Wettkampfsystems stellt eine große Aufgabe dar, da traditionelle Strukturen im Leistungsport und den Fachverbänden tief verwurzelt sind.

Transgender-Frauen stoßen auch in Deutschland oft auf Widerstand und Vorurteile. Trotz bestehender Regelungen ist es für Trans*- und Intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen oft schwierig, ihre sportlichen Aktivitäten im Verein fortzusetzen.

Der Fall aus Maine könnte auch für Deutschland ein wichtiges Signal sein: Diskriminierende Maßnahmen gegen Transgender-Athleten sind nicht nur ethisch problematisch, sondern können auch rechtlich anfechtbar sein. Das Urteil zeigt, dass der Schutz der Rechte von Transgender-Personen auch im Sportkontext von entscheidender Bedeutung ist.

Fazit: Ein gemeinsamer Weg nach vorn

Der Sieg von Janet Mills gegen die Trump-Administration verdeutlicht die Bedeutung des rechtlichen Schutzes für Transgender-Athleten. In Deutschland gibt es bereits vielversprechende Ansätze zur Inklusion, aber auch hier besteht weiterhin Handlungsbedarf.

Die "Bremer Erklärung" der Sportministerkonferenz hat beschlossen, dass der Sport in Deutschland inklusiv sein soll und die Teilhabe aller Menschen am aktiven Sport und sportlichen Veranstaltungen gewährleisten soll. Um dieses Ziel zu erreichen, sind jedoch weitere Anstrengungen erforderlich.

Der Fall aus Maine zeigt, dass politischer Wille und juristisches Engagement erforderlich sind, um die Rechte von Transgender-Athleten zu schützen. Deutschland könnte von diesem Beispiel lernen und seine eigenen Bemühungen zur Förderung eines inklusiven Sports verstärken, der die Rechte und Würde aller Menschen respektiert – unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.


"Ich werde Transmenschen bis zum Ende schützen" - Chefin britischer Supermarktkette Co-op setzt starkes Zeichen für Trans-Inklusion

Die Geschäftsführerin der britischen Supermarktkette Co-op, Shirine Khoury-Haq, hat ihre Unterstützung für Transmenschen bekräftigt und versprochen, sie "bis zum Ende zu schützen". Wie PinkNews berichtet, reagierte sie damit auf eine jüngste Entscheidung des obersten britischen Gerichts, die für Unruhe in der LGBTQ+-Gemeinschaft Großbritanniens sorgt.

Klare Haltung trotz zunehmender Transphobie in Großbritannien

In einem Schreiben an die rund 54.000 Mitarbeitenden, von denen etwa 1.000 als trans oder nicht-binär identifiziert sind, betonte Khoury-Haq: "Es gibt hochtalentierte Menschen, die, wenn sie sich geliebt fühlen, wenn sie sich wertgeschätzt fühlen, wenn sie ihr ganzes Selbst zur Arbeit bringen können, einen immensen Beitrag leisten."

Die Geschäftsführerin der Genossenschaft, die über 4.000 Lebensmittelgeschäfte in Großbritannien betreibt, reagierte damit auf eine kontroverse Entscheidung des britischen Supreme Court vom 16. April. Das Gericht hatte die Definition von "Frau" und "Geschlecht" im Gleichstellungsgesetz von 2010 als ausschließlich auf "biologische Frauen" und "biologisches Geschlecht" bezogen ausgelegt. Premierminister Keir Starmer erklärte daraufhin, er glaube nicht mehr, dass "Transfrauen Frauen sind".

Besonders besorgniserregend: Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) veröffentlichte im Anschluss eine Richtlinie, die Arbeitgebern nahelegt, Transmenschen den Zugang zu geschlechtsspezifischen Einrichtungen wie Toiletten und Umkleidekabinen zu verweigern. Während diese Richtlinie nicht rechtsverbindlich ist, könnte sie als Rechtfertigung für diskriminierende Maßnahmen dienen.

Deutsche Unternehmen: Vorbilder für Trans-Inklusion?

In Deutschland ist die rechtliche Lage für transgeschlechtliche Arbeitnehmende besser abgesichert. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet ausdrücklich die Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität und verpflichtet Unternehmen, Transmitarbeitende nicht nur formal zu schützen, sondern auch aktiv zu fördern.

Viele deutsche Großunternehmen haben in den letzten Jahren umfassende Diversity-Programme eingerichtet, die auch transgeschlechtliche Mitarbeitende einschließen. Sie unterstützen aktiv die Rechte und das Wohlbefinden von LGBTQ+-Personen am Arbeitsplatz durch Spendenaktionen, umfassende Sozialleistungen und die Schaffung sicherer Räume.

So haben einige Unternehmen LGBTQ+ Mitarbeitenden-Netzwerke etabliert, die Veranstaltungen organisieren und bei strategischen Initiativen zur LGBTQ+-Inklusion mitwirken. Zu den konkreten Maßnahmen gehören die Teilnahme an Pride-Paraden und die Unterstützung der UN-Standards gegen die Diskriminierung von LGBTQ+-Personen.

Anhaltende Herausforderungen für Transmenschen im Berufsleben

Trotz dieser positiven Entwicklungen in Deutschland sind Transmenschen im Berufsleben nach wie vor mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti e.V.) erleben viele Transmitarbeitende Diskriminierung bei der Jobsuche sowie Mikroaggressionen und offene Diskriminierung am Arbeitsplatz.

Der Transitionsprozess im Arbeitsverhältnis kann besonders belastend sein, wenn Unternehmen keine klaren Unterstützungsmaßnahmen anbieten. Viele transgeschlechtliche Menschen leben in ständiger Angst vor einem unfreiwilligen Outing, was zu erheblichen psychischen Belastungen führen kann.

Best Practices für Trans-Inklusion am Arbeitsplatz

Experten empfehlen Unternehmen eine Reihe von Maßnahmen, um einen inklusiven Arbeitsplatz für Transmenschen zu schaffen:

  • Inklusive Personalpolitik, die Geschlechtsvielfalt respektiert und schützt
  • Verwendung geschlechtsneutraler Sprache in der Unternehmenskommunikation
  • Konkrete Unterstützung bei der Transition, einschließlich flexibler Arbeitsregelungen
  • Bereitstellung geschlechtsneutraler Sanitäranlagen
  • Schulungen zum Thema Geschlechtsidentität für alle Mitarbeitenden
  • Klare Richtlinien gegen Diskriminierung mit konsequenter Umsetzung

Die klare Haltung der Co-op-Chefin Khoury-Haq könnte auch deutschen Unternehmen als Vorbild dienen. "Wenn das 'woke' ist, dann ist mir das recht", betonte sie. "Auf persönlicher Ebene muss ich mich um meine Trans-Kollegen kümmern. Das werde ich immer tun, und solange ich da bin, werden sie geschützt sein. Ich werde diese Menschen bis zum Ende schützen."

In einer Zeit, in der die Rechte von Transmenschen in vielen Ländern unter Druck geraten, sind solche klaren Bekenntnisse von Wirtschaftsführern besonders wichtig. Sie zeigen, dass Inklusion nicht nur ein gesellschaftliches Anliegen ist, sondern auch wirtschaftlichen Wert schafft, indem Unternehmen das volle Potenzial aller Mitarbeitenden nutzen können.


Homophobes Cybermobbing bestraft: Französisches Gericht verhängt Bewährungsstrafen nach Anfeindungen gegen Thomas Jolly

Ein französisches Gericht hat ein wichtiges Zeichen gegen Hassrede im Internet gesetzt: Sieben Personen wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt, nachdem sie den künstlerischen Direktor der Pariser Olympia-Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, online massiv angefeindet hatten. Die ursprüngliche Nachricht wurde von queer.de berichtet.

Die Verurteilungen im Detail

Die Angeklagten im Alter zwischen 22 und 79 Jahren wurden wegen Cybermobbings und schwerer Beleidigung schuldig gesprochen. Drei von ihnen erhielten Geldstrafen auf Bewährung zwischen 2.000 und 3.000 Euro, während vier weitere zu Haftstrafen zwischen zwei und vier Monaten auf Bewährung verurteilt wurden. Besonders schwerwiegend: Einer der Täter hatte sogar Todesdrohungen gegen den offen schwulen Künstler ausgesprochen.

Die Staatsanwältin betonte während des Verfahrens, dass den Angeklagten ein Gefühl der Straffreiheit vorgeworfen werden müsse. "Dabei wissen wir, dass solche Äußerungen andere zu Taten aufhetzen können", wurde sie zitiert – ein wichtiger Hinweis auf die gesellschaftlichen Folgen von Hassrede.

Kunst als Angriffsfläche

Thomas Jolly hatte mit seiner kreativen Vision für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele 2024 weltweit Anerkennung gefunden. Doch einige Elemente seiner Show, besonders eine Szene mit einem Bankett griechischer Götter, dargestellt von Dragqueens, lösten heftige Reaktionen in katholischen und rechten Kreisen aus. Die Kritiker sahen darin fälschlicherweise einen Bezug zum Abendmahl von Leonardo da Vinci, obwohl die Show keinen direkten Bezug dazu herstellte.

Der 43-jährige Künstler berichtete später, wie sehr ihn die Angriffe belastet haben: "Dass ich zur Zielscheibe von Hass, Drohungen und Beleidigungen geworden bin, hat mich destabilisiert." Neben homophoben Attacken sah sich Jolly auch antisemitischen Angriffen ausgesetzt, obwohl er explizit klarstellte, dass er weder jüdisch sei noch Verbindungen zu Israel habe.

Internationale Dimension der Hasskampagne

Bemerkenswert ist, dass viele der Angriffe offenbar aus den USA kamen, nachdem der damalige Präsidentschaftskandidat Donald Trump die Eröffnungsfeier als "Schande" bezeichnet hatte. Dies unterstreicht, wie schnell lokale Ereignisse durch soziale Medien zu internationalen Konfliktherden werden können und wie politische Äußerungen Hass verstärken können.

Rechtslage in Deutschland: Vergleichbare Schutzmaßnahmen

Auch in Deutschland ist Cybermobbing strafbar. Nach § 238a StGB (Nachstellung) können wiederholte und belästigende Handlungen, die das Opfer erheblich beeinträchtigen, bestraft werden. Hassreden gegen bestimmte Gruppen fallen unter § 130 StGB (Volksverhetzung), was auch homophobe Äußerungen einschließt, wenn sie den öffentlichen Frieden stören können. Somit sind in Deutschland ähnliche Schutzmaßnahmen wie in Frankreich vorhanden, um gegen digitale Hassattacken vorzugehen.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet in Deutschland zudem explizit Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Diese Gesetzgebung bildet einen wichtigen Rahmen für den Schutz von LGBTQ+-Personen vor Diskriminierung und Hassrede, sowohl online als auch offline.

Eine Erinnerung an die Verantwortung im digitalen Raum

Der Fall Thomas Jolly erinnert eindringlich daran, dass der digitale Raum kein rechtsfreier Raum ist. Die Verteidiger der Angeklagten argumentierten zwar, ihre Mandanten hätten "das Recht, schockiert zu sein" und nicht alle Menschen in Frankreich seien städtische Theaterbesucher, sondern auch Familien auf dem Land. Diese Argumentation ignoriert jedoch den Unterschied zwischen Kritik und hetzerischen Angriffen auf die Person und sexuelle Identität eines Künstlers.

In Deutschland wie in Frankreich zeigt sich: Der Rechtsstaat verfügt über Instrumente, um gegen digitale Hassrede vorzugehen. Die Bewährungsstrafen gegen die Cybermobber von Thomas Jolly senden ein klares Signal, dass homophobe Hassrede auch im Internet Konsequenzen hat.


Sexhandel-Skandal bei Abercrombie & Fitch: Ehemaliger CEO Jeffries zu krank für Verhandlung

Der frühere Vorstandsvorsitzende der US-amerikanischen Modekette Abercrombie & Fitch, Mike Jeffries, muss sich vorerst nicht vor Gericht verantworten. Eine New Yorker Richterin hat entschieden, dass der 80-jährige aufgrund einer spätbeginnenden Alzheimer-Demenz derzeit verhandlungsunfähig ist. Jeffries war im Oktober 2023 wegen des Vorwurfs des Sexhandels mit männlichen Models festgenommen worden, wie queer.de berichtete.

Die schwerwiegenden Vorwürfe gegen Jeffries

Mike Jeffries, der Abercrombie & Fitch von 1992 bis 2014 leitete, wird vorgeworfen, gemeinsam mit seinem britischen Lebenspartner Matthew Smith und einem Vermittler namens James Jacobson ein ausgeklügeltes System organisiert zu haben, bei dem junge männliche Models zu Sexpartys rund um die Welt geschickt wurden. Die Anklage umfasst den Zeitraum von 2008 bis 2015, wobei die Staatsanwaltschaft vermutet, dass bereits seit 1992 zahlreiche Männer betroffen waren.

Bei diesen Events sollen die Männer laut Staatsanwaltschaft "invasiven sexuellen und gewalttätigen Kontakten" ausgesetzt gewesen sein. Die Vorwürfe kamen 2023 erstmals in einer BBC-Dokumentation ans Licht, in der mehrere Männer erklärten, von Jeffries ausgebeutet oder misshandelt worden zu sein.

Gesundheitszustand verzögert Verfahren

Richterin Nusrat Choudhury erklärte, Jeffries müsse nun bis zu vier Monate in einem Krankenhaus behandelt werden. In dieser Zeit soll festgestellt werden, ob er wieder verhandlungsfähig wird. Die Anwälte des ehemaligen Modechefs hatten erklärt, dass sich seine Krankheit "mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verschlimmern" werde.

Sollte keine Verbesserung eintreten, hat die Staatsanwaltschaft mehrere Möglichkeiten: Sie könnte die strafrechtlichen Anklagepunkte gegen Jeffries fallenlassen oder Hausarrest anordnen. Alle drei Beschuldigten – Jeffries, Smith und Jacobson – haben bislang auf nicht schuldig plädiert.

Abercrombie & Fitch distanziert sich

Abercrombie & Fitch hat sich öffentlich entsetzt und angewidert über die Vorwürfe gegen ihren ehemaligen CEO geäußert. Das Unternehmen hat einen Teil der jährlichen Rentenzahlungen an Jeffries ausgesetzt und eine unabhängige Untersuchung durch eine externe Anwaltskanzlei eingeleitet, wie Business Insider berichtet.

Die Modekette, die unter Jeffries' Führung für ihr kontroverses Marketingkonzept bekannt war, das fast ausschließlich junge, durchtrainierte und weiße Models in den Mittelpunkt stellte, bemüht sich seit Jahren um ein inklusiveres Image. Dabei hat das Unternehmen verstärkt die LGBTQ+-Community unterstützt.

Wandel bei Abercrombie & Fitch

Während Jeffries als Firmenchef in der Vergangenheit mit Aussagen für Kontroversen sorgte, wonach er nur "coole, gut aussehende Leute" als Kunden wolle, hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren stark gewandelt. Seit 17 Jahren erhält Abercrombie & Fitch eine Top-Bewertung im Corporate Equality Index der Human Rights Campaign, einer bedeutenden US-amerikanischen LGBTQ+-Organisation.

Das Unternehmen bietet mittlerweile eine ganzjährige Pride-Kollektion an und hat Partnerschaften mit Organisationen wie The Trevor Project und GLSEN geschlossen – beides Organisationen, die sich für LGBTQ+-Jugendliche einsetzen.

Auswirkungen auf die Modeindustrie in Deutschland

Der Fall Jeffries wird auch in der deutschen Modebranche diskutiert. Ähnlich wie in den USA stehen hierzulande Fragen nach Machtmissbrauch und Ausbeutung im Vordergrund. Der Deutsche Moderat und die Initiative #FashionistDiversity haben in den letzten Jahren verstärkt auf bessere Arbeitsbedingungen und ethische Standards in der Modebranche gedrängt.

In Deutschland betreibt Abercrombie & Fitch mehrere Filialen, unter anderem in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und München. Das Unternehmen hat auch hier seine Marketingstrategie grundlegend verändert und setzt auf Diversität und Inklusion statt auf das frühere exklusive Image.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland ist der Fall besonders beunruhigend. Einerseits hatte Abercrombie & Fitch unter Jeffries' Führung in der schwulen Community eine große Anhängerschaft. Andererseits werfen die Missbrauchsvorwürfe ein düsteres Licht auf die Ausbeutung junger Männer unter dem Deckmantel der Modeindustrie.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) betonen, wie wichtig es ist, Machtstrukturen zu hinterfragen und gegen jede Form von Missbrauch vorzugehen – unabhängig von der sexuellen Orientierung der Beteiligten.

Der Aufstieg und Fall von Abercrombie & Fitch unter Jeffries war bereits 2022 Gegenstand einer Netflix-Dokumentation. Die aktuellen Entwicklungen geben diesem Fall eine neue, noch gravierendere Dimension und verdeutlichen, wie weit der Schatten der Vergangenheit reichen kann.


Erfolg für nichtbinäre Reisende: Ryanair führt geschlechtsneutrale Anredeoption ein

In einem bedeutenden Schritt für die Anerkennung nichtbinärer Identitäten hat die irische Fluggesellschaft Ryanair eine geschlechtsneutrale Anredeoption auf ihrer Website eingeführt. Seit dem 5. Mai können Reisende nun die Option "Mx (Mixter)" wählen, wie queer.de berichtet. Diese Änderung ist das Ergebnis einer erfolgreichen Klage vor dem Berliner Landgericht und markiert einen wichtigen Meilenstein in der Gleichstellungsarbeit für nichtbinäre Menschen in Deutschland.

Eine Klage gegen Diskriminierung

Die Einführung der geschlechtsneutralen Anrede geht auf eine Klage von René_ Rain Hornstein zurück, einer Person, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnet. Als Hornstein 2021 ein Flugticket nach Gran Canaria buchen wollte, bot die Buchungsmaske nur die Optionen "Herr", "Frau" und "Fräulein" an. Dies empfand Hornstein als Verletzung des Persönlichkeitsrechts und berief sich auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verbietet Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Obwohl ursprünglich zum Schutz von Frauen und Männern konzipiert, argumentieren Juristen zunehmend, dass es auch nichtbinäre Personen vor Diskriminierung schützen muss, da die Geschlechtsidentität unter den Schutzbereich des Gesetzes fällt.

Außergerichtliche Einigung als Vorbild

Nach einer mündlichen Verhandlung am 19. März kam es zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen Ryanair und der klagenden Person. Die Fluggesellschaft reagierte mit einem Vergleichsvorschlag und verpflichtete sich, die Webseite innerhalb kurzer Zeit anzupassen. Mit der Einführung der Option "Mx (Mixter)" erfüllte Ryanair diese Zusage.

"Heute ist ein guter Tag für nichtbinäre Menschen in Deutschland", kommentierte René_ Rain Hornstein das Ergebnis. "Die Anpassung der Webseite von Ryanair zeigt, dass die notwendige technische Änderung in überschaubarer Zeit und mit überschaubarem Aufwand bewerkstelligt werden kann."

Begleitet wurde die Klage vom Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung e.V. (BUG) und der tin Rechtshilfe. Hornsteins Anwältin Friederike Boll betonte die Bedeutung dieser Änderung: "Nichtbinäre Personen müssen sich nun bei Ryanair nicht mehr durch fehlende Auswahloptionen beim Ticket-Kauf zur Lüge und Verleugnung über ihr Geschlecht zwingen lassen."

Geschlechtsneutrale Anreden in Deutschland

Die Anrede "Mx" stammt aus dem englischen Sprachraum und wird dort als geschlechtsneutrale Alternative zu "Mr." oder "Mrs." verwendet. In Deutschland ist diese Anrede noch nicht offiziell anerkannt, wird aber von immer mehr Unternehmen und Institutionen verwendet, um der Vielfalt ihrer Kundschaft und Mitarbeitenden gerecht zu werden.

Seit einem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Oktober 2017 ist es in Deutschland möglich, im Geburtenregister den Eintrag "divers" zu wählen oder den Geschlechtseintrag offen zu lassen. Diese rechtliche Anerkennung hat zu einer breiteren Debatte über die Notwendigkeit geschlechtsneutraler Anreden im Alltag geführt.

Precedenzfall für andere Unternehmen

Der Fall Ryanair reiht sich in eine wachsende Zahl von rechtlichen Erfolgen für nichtbinäre Menschen ein. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bahn eine ähnliche Klage vor dem Bundesgerichtshof verloren und musste ihre Anredepraxis ändern. Demnach darf das Unternehmen in der Kommunikation zur Bahncard oder bei Fahrkartenbuchungen nichtbinäre Personen nicht mehr ausschließlich mit "Herr" oder "Frau" ansprechen.

Die Umsetzung geschlechtsneutraler Anreden bei Unternehmen in Deutschland ist allerdings noch uneinheitlich. Oft scheitert sie an technischen oder vermeintlich rechtlichen Hürden. Der Fall Ryanair zeigt jedoch, dass die notwendigen Anpassungen mit überschaubarem Aufwand umgesetzt werden können.

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz dieser positiven Entwicklung bleiben Herausforderungen bestehen. Internationale Standards und behördliche Vorgaben verlangen oft weiterhin eine binäre Geschlechtsangabe, was zu Problemen führen kann, wenn die Reisedokumente nicht mit den bei der Buchung gemachten Angaben übereinstimmen.

Für nichtbinäre Menschen in Deutschland bedeutet der Erfolg bei Ryanair dennoch einen wichtigen Schritt in Richtung gesellschaftlicher Anerkennung und Gleichbehandlung. Die kontinuierliche Sensibilisierung und Schulung von Mitarbeitenden in Unternehmen und Behörden wird entscheidend sein, um Diskriminierung zu vermeiden und eine inklusive Umgebung für alle Menschen zu schaffen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.


Besorgniserregende Allianz: Österreichische Islamische Glaubensgemeinschaft kooperiert mit türkischem Queerfeind

Der Präsident der staatlich-türkischen Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbaş, hat kürzlich Wien besucht, um ein Kooperationsabkommen mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) zu unterzeichnen. Dies berichtet queer.de in einem aktuellen Artikel. Der Besuch und die Vereinbarung werfen beunruhigende Fragen auf, da Erbaş für seine offen homophoben Äußerungen bekannt ist, die sowohl in der Türkei als auch international für Empörung sorgten.

Hassreden mit staatlicher Rückendeckung

Erbaş hatte in der Vergangenheit mehrfach mit queerfeindlichen Aussagen für Schlagzeilen gesorgt. In einer Predigt behauptete er, dass der Sinn von Homosexualität sei, "Krankheiten zu verbreiten und Generationen verfaulen zu lassen". Er rief Gläubige dazu auf, gemeinsam gegen Menschen vorzugehen, die er als "Arten des Bösen" bezeichnete. Bei einer anderen Gelegenheit nannte er den CSD "Ketzerei" und forderte, Kinder und Jugendliche vor "abartigen Konzepten" zu schützen.

Statt einer Distanzierung der türkischen Regierung erhielt Erbaş Unterstützung vom höchsten Niveau. Präsident Recep Tayyip Erdoğan stellte sich demonstrativ hinter den Religionsführer und erklärte dessen Aussagen für "absolut richtig". Erdoğan ging sogar so weit zu behaupten, ein Angriff auf den Diyanet-Chef sei "ein Angriff auf den Staat", wie The Times of Israel berichtete.

Besorgniserregende Kooperation mit weitreichenden Folgen

Die nun unterzeichnete Vereinbarung zwischen IGGÖ und Diyanet soll laut offizieller Mitteilung die "Grundlage für eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit" bilden. Besonders brisant ist dabei der geplante Ausbau der Kooperation in den Bereichen "wissenschaftlicher Forschung" und "theologischer Ausbildung". Die IGGÖ vertritt alle in Österreich lebenden Muslime – über 700.000 Menschen – und ist unter anderem für den Islamunterricht an österreichischen Schulen sowie die Ausbildung von Islamlehrer*innen zuständig.

Besonders in Wien hat diese Entscheidung weitreichende Konsequenzen: Laut Daten der Stadt Wien gehören mittlerweile 41,2 Prozent der Kinder in den Volks- und Mittelschulen dem Islam an – mehr als jenen mit christlichem Glauben (34,5 Prozent). Die Einflussnahme einer Institution, deren Leiter offen queerfeindliche Positionen vertritt, auf die religiöse Bildung ist daher höchst problematisch.

Parallelen und Reaktionen in Deutschland

Auch in Deutschland haben die homophoben Äußerungen von Ali Erbaş für Besorgnis gesorgt. Deutsche Politiker kritisierten den türkischen Geistlichen scharf und betonten, dass die Situation für LGBTIQ+-Personen in der Türkei zunehmend gefährlich werde. Von den in Deutschland tätigen DİTİB-Imamen – die ebenfalls dem türkischen Diyanet unterstehen – wurde explizit eingefordert, sich an die Grundwerte von Freiheit und Toleranz zu halten.

Im Gegensatz zur Situation in Österreich gibt es in Deutschland mit der Ibn-Rushd-Goethe Moschee in Berlin eine bekannte queerfreundliche muslimische Einrichtung. Sie steht für einen modernen und liberalen Islam und bietet einen spirituellen Safe Space für queere Muslim*innen. 2022 hisste die Moschee als erste weltweit die Regenbogenfahne – ein Zeichen, das in Österreich bislang fehlt. Alle Versuche, eine ähnliche Einrichtung in Österreich zu etablieren, sind bisher gescheitert.

Fragwürdige Distanzierung

Auf die Kritik an der Kooperation reagierte die IGGÖ gegenüber der Zeitung "Der Standard" mit einer lauen Erklärung: Die Kooperationspartner seien "eigenständige Institutionen" und für ihre Äußerungen "selbst verantwortlich". Nicht jede Aussage oder Position werde von der IGGÖ geteilt oder kommentiert. Man distanziere sich von "pauschalisierenden, diskriminierenden oder menschenverachtenden Aussagen".

Diese allgemeine Distanzierung wirft jedoch Fragen auf: Wie kann eine enge Zusammenarbeit in Bereichen wie theologischer Bildung gelingen, wenn fundamentale Wertevorstellungen zu Menschenrechten und Gleichberechtigung so weit auseinanderklaffen? Die IGGÖ trägt als verantwortliche Institution für die religiöse Bildung muslimischer Kinder und Jugendlicher in Österreich eine besondere Verantwortung.

Für die LGBTIQ+-Community in Österreich sendet diese Kooperation ein beunruhigendes Signal. In einem Land, in dem es noch immer keine queerfreundliche Moschee gibt, verstärkt die Partnerschaft mit einem bekannten Verfechter homophober Ansichten die Isolation queerer Muslim*innen und erschwert die Entwicklung eines inklusiveren religiösen Umfelds.


Alarmierender Trend: Queerfeindliche Gewalt in Berlin erreicht neuen Höchststand – Teil eines bundesweiten Problems

Das 1990 gegründete schwule Anti-Gewalt-Projekt MANEO hat im vergangenen Jahr 738 Fälle und Hinweise auf Anfeindungen gegen queere Menschen in der Bundeshauptstadt Berlin registriert – so viele wie nie zuvor. Im Vergleich zu 2023 habe es einen Anstieg um acht Prozent gegeben, teilte die Beratungsstelle mit, wie queer.de berichtet. Diese beunruhigende Entwicklung ist jedoch kein isoliertes Berliner Phänomen, sondern spiegelt einen bundesweiten Trend wider.

Besorgniserregende bundesweite Statistiken

Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) wurden 2023 deutschlandweit insgesamt 1.785 Fälle von Hasskriminalität gegen LSBTIQ*-Personen registriert. Dies entspricht einem erschreckenden Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem 1.188 Fälle erfasst wurden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, queerfeindliche Gewalt klar zu benennen und gezielt zu verfolgen.

Besonders alarmierend: Die polizeilich erfassten Zahlen bilden vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. MANEO schätzt, dass in Berlin etwa 80 bis 90 Prozent der queerfeindlichen Übergriffe gar nicht zur Anzeige gebracht werden. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele Betroffene haben negative Erfahrungen mit Behörden gemacht, sind skeptisch gegenüber Strafverfolgungsbehörden oder befürchten weitere Diskriminierung im Anzeigeprozess.

Öffentlicher Raum als Gefahrenzone

Allein 165 der in Berlin gemeldeten Vorfälle ereigneten sich an öffentlichen Orten oder in Bussen und Bahnen. "Die Sichtbarkeit schwuler und bisexueller Männer, Lesben sowie Trans* und nicht-binärer Personen im öffentlichen Raum birgt ein hohes Risiko, allein deshalb beleidigt, gedemütigt oder körperlich angegriffen zu werden", erklärt MANEO. Ein konkretes Beispiel: Zwei schwule Männer wurden nach einem Kuss im Volkspark Friedrichshain von drei Männern verprügelt – allein aufgrund ihrer sichtbaren Zuneigung zueinander.

Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik hatte bereits vergangenes Jahr jüdischen und homosexuellen Menschen geraten, in bestimmten Teilen der Bundeshauptstadt besondere Vorsicht walten zu lassen. Sie würde "Menschen, die Kippa tragen oder offen schwul oder lesbisch sind, raten, aufmerksamer zu sein".

Zunehmende Angriffe auf queere Einrichtungen und Gedenkorte

Besonders beunruhigend ist die stark gestiegene Zahl der Übergriffe auf queere Einrichtungen und Gedenkorte. MANEO registrierte 62 solcher Fälle – ein Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Darunter fallen Angriffe auf das Denkmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus, aber auch Sachbeschädigungen an queeren Einrichtungen, die mit Eiern, Getränkedosen und Steinen beworfen wurden. Zudem wurden Anschläge angedroht und Schaufenster beschädigt.

Laut dem Berliner Monitoring wurden 2023 insgesamt 588 queerfeindliche Straftaten polizeilich erfasst, was ebenfalls einen neuen Höchststand darstellt. Auch die Zahl der Gewaltdelikte war mit 127 Fällen auf einem deutlich erhöhten Niveau.

Anstieg von Dating-App-Fallen

Eine besonders perfide Form queerfeindlicher Angriffe findet über Dating-Portale statt. MANEO berichtet, dass Täter gezielt in Dating-Apps eindringen, um potenzielle Opfer in Fallen zu locken. Die Absicht: Schwule und bisexuelle Männer auszurauben und ihnen Verletzungen zuzufügen. Diese Form der gezielten Gewalt zeigt, wie systematisch manche Tätergruppen vorgehen und welche Risiken für queere Menschen auch im digitalen Raum bestehen.

Gesellschaftliches Klima verschärft sich

Experten sehen eine Verschärfung des gesellschaftlichen Klimas gegenüber queeren Menschen. Mara Geri vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) betont, dass sich die Situation im vergangenen Jahr noch einmal deutlich verschlechtert habe. Als Ursache identifiziert sie vor allem rechtsextreme Stimmungsmache und Desinformation, die zur Dämonisierung von LSBTIQ*-Personen beitragen.

Der LSVD fordert die Bundesregierung auf, durch Gesetzesanpassungen unmissverständlich für die Sicherheit und Menschenrechte von LSBTIQ*-Personen einzutreten. Gleichzeitig ist es wichtig, Betroffenen niedrigschwellige Unterstützungs- und Beratungsangebote zur Verfügung zu stellen.

Besonders gefährdet: Trans* Personen

Während die Mehrheit der erfassten Opfer queerfeindlicher Gewalt männlich ist, nehmen trans*feindliche Straftaten einen besonderen Stellenwert ein. Trans* Personen sind oft besonders sichtbar und damit verwundbarer im öffentlichen Raum. Die zunehmende Polarisierung der gesellschaftlichen Debatte um Trans*-Rechte scheint diese Tendenz zu verstärken.

Was getan werden muss

MANEO fordert den Erhalt und Ausbau von Opferberatungsangeboten sowie einen besseren Schutz für Personen und Einrichtungen der queeren Szene. Die Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft haben zwar bereits eigene Ansprechpartner*innen für queere Menschen etabliert, doch reicht dies offensichtlich nicht aus, um das Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden zu stärken und die Anzeigebereitschaft zu erhöhen.

Um queerfeindliche Gewalt effektiv zu bekämpfen, braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz: Sensibilisierung in Bildungseinrichtungen, konsequente Strafverfolgung, niedrigschwellige Hilfsangebote für Betroffene und ein klares politisches Bekenntnis zu den Rechten und der Sicherheit queerer Menschen. Die alarmierenden Zahlen machen deutlich, dass Handlungsbedarf besteht – in Berlin und in ganz Deutschland.


Kritische Betrachtung einer Gewalttat in München: Über Verantwortungsvolle Kriminalberichterstattung

Die Nachricht über eine Gewalttat in einem Münchner Bordell wurde kürzlich von mehreren Medien aufgegriffen. Wie queer.de berichtet, kam es zu einer gefährlichen Auseinandersetzung, bei der ein 33-jähriger Mann eine Stichverletzung im Rückenbereich erlitt und eine 41-jährige Person, die in dem Etablissement arbeitete, festgenommen wurde.

Die Fakten zum Vorfall

Laut Polizeibericht ereignete sich der Vorfall am Sonntagabend in einem Münchner Bordell. Nach einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den beteiligten Personen kam es zu der Gewalttat. Das Opfer brach später auf offener Straße zusammen und wurde von Zeug*innen entdeckt, die den Rettungsdienst alarmierten. Die mutmaßliche Tatwaffe wurde sichergestellt, zudem wurden im Bordell Drogen gefunden und beschlagnahmt. Die festgenommene Person sollte einem Haftrichter vorgeführt werden.

Über die Hintergründe und Motive der Auseinandersetzung liegen derzeit keine gesicherten Informationen vor. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.

Kritische Reflexion zur Berichterstattung

Auffällig an der Berichterstattung zu diesem Vorfall ist die prominente Hervorhebung der Geschlechtsidentität einer beteiligten Person bereits in der Überschrift. Dies wirft wichtige Fragen zur medialen Darstellung von trans Personen auf. In der journalistischen Ethik gilt grundsätzlich, dass persönliche Merkmale wie Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft oder Religion nur dann erwähnt werden sollten, wenn sie für das Verständnis des Geschehens relevant sind.

Der Deutsche Pressekodex betont in Ziffer 12, dass bei der Berichterstattung über Straftaten die Zugehörigkeit der Verdächtigen zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt werden soll, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht. Diese Richtlinie lässt sich sinngemäß auch auf die Geschlechtsidentität anwenden.

Kontext in Deutschland

In Deutschland werden Straftaten von und gegen LGBTQ+ Personen seit 2020 in der polizeilichen Kriminalstatistik gesondert erfasst. Nach Angaben des Bundeskriminalamts handelt es sich dabei überwiegend um Hasskriminalität gegen queere Menschen, nicht um Straftaten, die von LGBTQ+ Personen begangen werden.

Die Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) und andere Organisationen wie TransInterQueer e.V. weisen regelmäßig darauf hin, dass trans Personen in den Medien oft verzerrt dargestellt werden und Einzelfälle dazu beitragen können, negative Stereotype zu verstärken.

Verantwortungsvolle Kriminalberichterstattung

Eine differenzierte Kriminalberichterstattung sollte den Fokus auf die Tat und ihre Umstände legen, nicht auf unveränderliche Merkmale der beteiligten Personen, wenn diese für den Tathergang nicht relevant sind. Dies gilt insbesondere bei der Berichterstattung über marginalisierte Gruppen, die ohnehin mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert sind.

Straftaten sollten grundsätzlich als individuelle Handlungen betrachtet werden und nicht als repräsentativ für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet hierzu umfassende Materialien zur Medienethik und verantwortungsvollen Berichterstattung an.

Fazit

Während die Gewalttat an sich selbstverständlich verurteilt werden muss und die juristischen Konsequenzen ihren Lauf nehmen sollten, ist eine kritische Reflexion der medialen Darstellung solcher Vorfälle unerlässlich. Eine verantwortungsvolle Berichterstattung trägt dazu bei, Stigmatisierung zu vermeiden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Wir bei Pride.Direct setzen uns für eine differenzierte und respektvolle Darstellung aller Menschen ein und appellieren an Medienschaffende, bei der Berichterstattung über Straftaten die relevanten ethischen Grundsätze zu beachten.


Abschluss eines Skandals: Jussie Smollett und die Lehren aus vorgetäuschten Hassverbrechen

Der Fall des offen schwulen US-Schauspielers Jussie Smollett scheint nach mehr als sechs Jahren seinen Abschluss zu finden. Wie queer.de berichtet, hat sich der ehemalige "Empire"-Star vergangene Woche mit der Stadt Chicago auf die Zahlung einer Geldstrafe geeinigt. Laut n-tv beläuft sich die Summe auf 25.000 Dollar – ein vergleichsweise geringer Betrag, wenn man bedenkt, dass die Stadt ursprünglich 130.000 Dollar für die Kosten der Ermittlungen gefordert hatte.

Die Chronologie eines vorgetäuschten Hassverbrechens

Die Affäre begann im Januar 2019, als Smollett behauptete, in Chicago nachts auf offener Straße von zwei maskierten Männern angegriffen worden zu sein. Er schilderte, dass die Angreifer ihn rassistisch und homophob beleidigt und ihm einen Strick um den Hals gelegt hätten. Der vermeintliche Vorfall löste eine Welle der Solidarität aus und machte weltweit Schlagzeilen.

Doch schon bald kamen Zweifel an Smolletts Darstellung auf. Die Ermittlungen der Chicagoer Polizei ergaben, dass der Schauspieler zwei Bekannte bezahlt hatte, um den Angriff zu inszenieren. Im Dezember 2021 wurde er wegen Vortäuschung einer Straftat schuldig gesprochen und zu 150 Tagen Haft verurteilt, von denen er aufgrund eines Berufungsantrags nur sechs Tage verbüßte. Bemerkenswert ist, dass die Verurteilung im November 2024 wegen Verfahrensfehlern aufgehoben wurde.

Falsche Anschuldigungen und ihre Folgen für die LGBTQ+-Gemeinschaft

Der Fall Smollett hat weit über die USA hinaus Diskussionen über die Glaubwürdigkeit von Hassverbrechensberichten ausgelöst. Für die LGBTQ+-Community sind solche Vorfälle besonders problematisch, da sie echten Opfern von Hassverbrechen schaden können. Wenn Menschen, die tatsächlich Opfer homophober oder transphober Gewalt werden, nicht mehr ernst genommen werden, hat dies schwerwiegende Folgen.

Auch in Deutschland sind vorgetäuschte Straftaten ein Thema, wenngleich nicht in der medialen Dimension des Smollett-Falls. Der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) betont die Wichtigkeit, dass Betroffene von LGBTQ+-feindlicher Gewalt Vorfälle melden und Hilfe in Anspruch nehmen, damit ein realistisches Bild über das Ausmaß homophober und transphober Gewalt entsteht.

Deutsche Parallelen und rechtliche Konsequenzen

In Deutschland ist das Vortäuschen einer Straftat nach §145d des Strafgesetzbuchs strafbar und kann mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet werden. Dies gilt auch für vorgetäuschte Hassverbrechen. Im Vergleich zum US-Rechtssystem sind die Verfahren in Deutschland jedoch oft weniger öffentlichkeitswirksam.

Die deutsche Polizei erfasst seit 2017 systematisch LGBTQ+-feindliche Straftaten als Teil politisch motivierter Kriminalität. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums ist die Zahl dieser Delikte in den letzten Jahren gestiegen – ein Umstand, der die Bedeutung authentischer Berichterstattung und ernsthafter Auseinandersetzung mit tatsächlichen Hassverbrechen unterstreicht.

Lehren aus dem Fall Smollett

Der Fall Jussie Smollett zeigt, wie wichtig verantwortungsvoller Journalismus und kritisches Denken sind. Vorschnelle Urteile und Sensationsgier können sowohl den Beschuldigten als auch gesellschaftliche Gruppen nachhaltig schädigen. Gleichzeitig darf der Fall nicht dazu führen, dass legitime Berichte über Hassverbrechen generell in Zweifel gezogen werden.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland und weltweit bleibt es wichtig, ein Gleichgewicht zu finden: Einerseits müssen Betroffene von Hassverbrechen ernstgenommen und unterstützt werden, andererseits müssen Anschuldigungen sorgfältig geprüft werden. Organisationen wie Maneo in Berlin, die größte deutsche Beratungsstelle für schwule und bisexuelle Männer, bieten wichtige Anlaufstellen für Opfer homophober Gewalt und tragen zur sachlichen Dokumentation bei.

Smollett selbst hat trotz der Einigung mit der Stadt Chicago weiterhin seine Unschuld beteuert. Für seine Karriere hatte der Skandal verheerende Folgen – er wurde aus der Serie "Empire" entfernt und erhielt kaum neue Rollenangebote. Ob die jetzige Einigung ihm einen Neuanfang ermöglichen wird, bleibt abzuwarten.


Rückschritt bei LGBTQ+ Repräsentation: Deutsches Fernsehen fällt bei Diversität zurück

Eine neue Untersuchung des Medienprojekts QUEERmdb zeigt einen besorgniserregenden Trend: Die Sichtbarkeit queerer Inhalte im deutschen Fernsehen ist erstmals seit Jahren rückläufig. Der jährlich durchgeführte "LGBTVscan 2024" offenbart, dass von über 15.000 untersuchten Filmen und Serienepisoden lediglich 740 eine für die Handlung relevante LGBTQ+-Figur enthielten – ein Rückgang von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Öffentlich-rechtliche Sender bleiben Vorreiter – mit Einschränkungen

Nach wie vor zeigt sich eine deutliche Kluft zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Während 540 der 740 Filme mit queeren Inhalten auf öffentlich-rechtlichen Kanälen liefen, waren es bei den Privatsendern nur 200. Besonders auffällig ist der starke Rückgang beim RBB, der 34 Prozent weniger Filme mit queerem Bezug ausstrahlte. Erfreulich ist hingegen, dass ZDF, HR, ZDFneo, WDR und SWR leichte Steigerungen verzeichneten, während BR, 3sat und MDR sogar zwischen 20 und 30 Prozent mehr queere Inhalte zeigten.

Der Vergleich mit anderen Medienplattformen unterstreicht die Problematik: Während im Kino (10,4%), auf DVD/Blu-ray (9,3%), bei Netflix (8,9%) und Amazon Prime (8,2%) deutlich mehr queere Inhalte zu finden sind, bleibt das deutsche Fernsehen mit 4,9% das mit Abstand am wenigsten diverse Medium für Langfilme.

Privatsender: Gemischte Entwicklung mit bedenklichen Trends

Bei den Privatsendern zeigt sich ein uneinheitliches Bild: Sechs von elf kommerziellen Sendern strahlten im vergangenen Jahr weniger Produktionen mit queerem Bezug aus. Besonders negativ fiel Tele 5 mit einem Rückgang von 30,6 Prozent auf. Andererseits konnte sixx seinen Anteil steigern, und SuperRTL zeigte sogar mehr als doppelt so viele queere Sendungen wie im Vorjahr. Die Schlusslichter bilden Pro7MAXX und RTL mit erschreckend niedrigen Zahlen.

Bedenklich ist auch, dass zur Primetime zwischen 20:15 und 22:00 Uhr nach wie vor kaum queere Filme gezeigt werden. Diese Randplatzierung trägt laut QUEERmdb zur "Marginalisierung von queeren Menschen bei und verringert ihre Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit". In Zeiten zunehmender Trans- und Homofeindlichkeit sei dies "Teil des Problems".

Die #ActOut-Bewegung und der Kampf um Sichtbarkeit

Der aktuelle Rückgang steht im Kontrast zu den Bemühungen der ActOut-Bewegung, die sich für mehr LGBTQ+-Repräsentation vor und hinter der Kamera einsetzt. Im Februar 2021 outeten sich 185 deutschsprachige Schauspieler*innen gemeinsam in der Süddeutschen Zeitung, um auf die mangelnde Sichtbarkeit und Diskriminierung in der Branche aufmerksam zu machen. Diese Initiative hatte zunächst positive Impulse gesetzt, die nun durch die aktuellen Zahlen gedämpft werden.

Deutschland im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich zeigt sich ein widersprüchliches Bild: Einerseits weist Deutschland eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTQ+-Personen auf – laut einer Studie des Pew Research Center halten 87 Prozent der Deutschen Homosexualität für akzeptabel. Andererseits spiegelt sich diese Akzeptanz nicht angemessen in der medialen Repräsentation wider, wie die aktuelle Untersuchung zeigt.

Qualität statt Quantität?

Neben der reinen Anzahl queerer Inhalte bleibt auch die Frage nach der Qualität der Darstellung relevant. Von den 740 Filmen mit queerem Bezug hatten nur 110 eine "LGBT-Hauptthematik" – das entspricht gerade einmal 0,7 Prozent aller ausgestrahlten Filme. Zudem bestanden über drei Viertel (76,4 Prozent) der gezeigten queeren Sendungen aus Wiederholungen. Nur 26 der gesamten 740 Filme waren tatsächliche TV-Premieren – davon lief genau einer auf einem privaten Sender (SuperRTL).

Bemerkenswert ist dabei die Rolle der Filmreihen "RBB Queer", "BR Queer" und "WDR Queer", die für 11 der 26 Erstausstrahlungen verantwortlich waren und damit eine wichtige Plattform für neue queere Filme bieten.

Fazit: Ein Weckruf für die deutsche Medienlandschaft

Die aktuellen Zahlen des "LGBTVscan 2024" sollten als Weckruf für die deutsche Fernsehlandschaft verstanden werden. In einer Zeit, in der weltweit und auch in Deutschland Angriffe auf die LGBTQ+-Community zunehmen, ist eine angemessene mediale Repräsentation unverzichtbar. Die deutsche Fernsehlandschaft steht vor der Herausforderung, den erkennbaren Rückschritt zu überwinden und vielfältigere Inhalte anzubieten – nicht nur in Nischenprogrammen, sondern gerade auch zur Primetime.

Dass das Interesse an queeren Inhalten grundsätzlich vorhanden ist, zeigen die höheren Anteile bei Streaming-Diensten, im Kino und auf dem DVD/Blu-ray-Markt. Die Fernsehsender – insbesondere die privaten – sind nun gefordert, dieser Nachfrage gerecht zu werden und ihren Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz und Normalität von LGBTQ+-Lebensrealitäten zu leisten.


Gericht kritisiert dreiwöchige Mpox-Quarantäne: Eine Frage der Verhältnismäßigkeit

Ein 39-jähriger Münchner hat teilweise erfolgreich gegen eine dreiwöchige Zwangs-Quarantäne geklagt, die ihm nach einer Mpox-Infektion auferlegt wurde. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, entschied das Verwaltungsgericht München, dass die Dauer der angeordneten Isolation in diesem Fall "unverhältnismäßig" gewesen sei.

Der Fall im Detail

Das Gesundheitsamt hatte 2022 verfügt, dass der Betroffene vom 30. Juni bis 13. Juli seine Wohnung nicht verlassen dürfe. Der Kläger war jedoch bereits ab dem 22. Juni freiwillig acht Tage zu Hause geblieben, nachdem er bei sich Mpox-Symptome festgestellt hatte. Am 8. Juli teilte er dem Gesundheitsreferat mit, dass er keine Symptome mehr habe – der Quarantänebescheid wurde dennoch nicht aufgehoben.

"Ich durfte nicht mal draußen spazieren gehen. Das kann ich bis heute nicht nachvollziehen", sagte der 39-Jährige während der Verhandlung am Mittwoch. "Denn wie hätte ich jemanden anstecken sollen?" Tatsächlich werden Mpox-Infektionen hauptsächlich durch engen Körperkontakt übertragen, wie auch das Robert Koch-Institut (RKI) bestätigt.

Das Urteil und seine Bedeutung

Das Verwaltungsgericht München befand, dass grundsätzlich nichts gegen die "angeordnete Absonderung" einzuwenden sei, kritisierte jedoch die Dauer der Maßnahme als unverhältnismäßig. Nach Ansicht des Gerichts hätte man die Quarantäne aufheben können, nachdem die Symptome abgeklungen waren. Beanstandet wurde außerdem die Androhung eines Zwangsgelds durch das Gesundheitsamt – stattdessen wäre allenfalls "die Absonderung in einem Krankenhaus" in Frage gekommen.

Das Urteil könnte wegweisend für den Umgang mit Mpox-Infektionen sein, da es die Verhältnismäßigkeit behördlicher Maßnahmen in den Fokus rückt. Laut den aktuellen RKI-Richtlinien kann die Isolierung beendet werden, wenn keine Allgemeinsymptome mehr bestehen und nicht-abdeckbare Hautläsionen verheilt sind.

Mpox in Deutschland

In Deutschland wurden seit Mai 2022 Mpox-Fälle verzeichnet, vorwiegend bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Die Deutsche Aidshilfe empfiehlt daher eine Impfung für Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko. Das RKI schätzt die Gefährdung für die breite Bevölkerung derzeit als gering ein, beobachtet aber die Situation weiterhin genau.

Seit Oktober 2023 werden in Deutschland vereinzelt Fälle einer Mpox-Infektion durch Klade Ib nachgewiesen, die meist mit im Ausland erworbenen Infektionen zusammenhängen. Experten gehen davon aus, dass die verfügbaren Impfstoffe auch gegen diese Variante wirksam sind.

Prävention und Schutz

Das RKI und die Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen die Impfung für Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko, insbesondere für Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Eine Impfung ist auch bis zu 14 Tage nach Kontakt zu infizierten Personen sinnvoll.

Kondome können das Infektionsrisiko verringern, aber nicht vollständig verhindern. Solange ein Übertragungsrisiko besteht, sollten Personen mit Mpox und deren Partner auf jeglichen Sex, Berührungen und Küsse verzichten.

Im Falle des Münchner Klägers müssen laut Urteil der Betroffene und die Stadt die Kosten des Verfahrens je zur Hälfte tragen – ein Kompromiss, der die teilweise erfolgreiche Klage widerspiegelt.


Finanzierungskrise beim CSD Berlin: US-Unternehmen ziehen sich zurück – „Nie wieder still" trotz Geldsorgen

Der Berliner CSD-Verein schlägt Alarm: Kurz vor Beginn des Pride-Sommers fehlen rund 200.000 Euro an geplanten Einnahmen, da mehrere internationale Unternehmen ihr Engagement zurückgefahren haben. Wie queer.de berichtet, stellt dies eine "existenzielle Herausforderung" für die Veranstaltung dar. Als Reaktion haben die Organisator*innen eine Spendenkampagne ins Leben gerufen.

Politischer Gegenwind aus den USA

Die Finanzierungskrise beim Berliner CSD steht nicht allein. Auch der CSD Köln meldete vor wenigen Tagen, dass sich mehrere amerikanische Sponsor*innen zurückgezogen haben. Der Grund für diesen Trend scheint klar: Laut Recherchen des Mannschaft Magazins gibt es verstärkten politischen Druck auf US-Unternehmen, sich von LGBTQ+-Themen zu distanzieren. Besonders im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen scheinen Diversity, Equity & Inclusion (DEI)-Programme bei vielen Konzernen auf dem Prüfstand zu stehen.

Thomas Hoffmann vom CSD-Vorstand erklärt die prekäre Situation: "Wir können den CSD in diesem Jahr irgendwie finanzieren – aber langfristig wird das nicht reichen. Ohne zusätzliche Unterstützung geraten gerade jene Angebote unter Druck, die den CSD wirklich für alle zugänglich machen oder zum Kern unserer politischen Arbeit gehören: Barrierearme Maßnahmen, Angebote auf der Abschlusskundgebung, wirksame politische Kampagnen und Veranstaltungen im Pride Month."

Wirtschaftliche Faktoren verschärfen die Lage

Neben dem politischen Klima in den USA spielt auch die angespannte wirtschaftliche Situation in Deutschland eine Rolle. In Zeiten knapper Budgets streichen viele Unternehmen zuerst bei Diversity-Initiativen, wie der Kölner Express berichtet. Diese doppelte Belastung trifft Pride-Veranstaltungen in ganz Deutschland, wobei Berlin und Köln als größte Events besonders betroffen sind.

Der Rückzug internationaler Sponsoren wirft grundsätzliche Fragen zur Finanzierung von Pride-Veranstaltungen auf. Während das Corporate Sponsoring in den letzten Jahren stark zugenommen hatte, wird nun deutlich, wie anfällig dieses Modell für politische und wirtschaftliche Schwankungen ist.

"Nie wieder still" – trotz finanzieller Sorgen

Trotz der finanziellen Herausforderungen bekräftigt der CSD Berlin seine Entschlossenheit, an dem diesjährigen Motto "Nie wieder still" festzuhalten. Dieses wird von bundesweit 45 Prides verwendet und soll ein klares Zeichen setzen, dass die Community nicht schweigen wird, "wenn unsere Rechte zu bloßer Verhandlungsmasse degradiert werden".

Marcel Voges vom CSD-Berlin-Vorstand betont: "Unsere Gegner*innen mögen hoffen, dass wir kleiner, leiser oder gar unsichtbar werden. Das Gegenteil wird passieren. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, Präsenz zu zeigen. Deshalb wird es auch immer einen Berliner CSD geben."

Community-Unterstützung als neues Fundament?

Als Reaktion auf die Finanzierungslücke setzt der CSD Berlin verstärkt auf Unterstützung aus der Community. Die gestartete Spendenkampagne soll nicht nur kurzfristig das finanzielle Loch stopfen, sondern langfristig zu einer diverseren Finanzierungsbasis beitragen. Ähnliche Ansätze werden auch bei anderen Pride-Veranstaltungen diskutiert, um unabhängiger von einzelnen Großsponsoren zu werden.

Diese Entwicklung könnte zu einer Neuausrichtung der Pride-Bewegung in Deutschland führen. Während in den vergangenen Jahren die kommerzielle Seite der Events oft kritisiert wurde, könnte die aktuelle Krise paradoxerweise zu einer Rückbesinnung auf die politischen Wurzeln der Bewegung führen – mit stärkerer Einbindung der Community nicht nur als Teilnehmende, sondern auch als finanzielle Träger*innen.

Ausblick: Solidarität in unsicheren Zeiten

Die Situation beim CSD Berlin ist symptomatisch für eine größere Entwicklung: In Zeiten zunehmender politischer Polarisierung werden LGBTQ+-Rechte wieder verstärkt zum Spielball politischer Interessen. Die finanzielle Unsicherheit bei Pride-Veranstaltungen spiegelt diese gesellschaftliche Dynamik wider.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bedeutet dies, dass Solidarität und eigenes Engagement wieder stärker gefragt sind. Ob der CSD Berlin sein finanzielles Ziel durch Spenden erreichen kann, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Klar ist jedoch: Die Community lässt sich nicht zum Schweigen bringen – ganz im Sinne des Mottos "Nie wieder still".


Trump-Regierung fördert Trans-"Konversionstherapie" - Deutsche Gesetze bieten nur unzureichenden Schutz

Das amerikanische Gesundheitsministerium hat am Donnerstag einen 400-seitigen Bericht veröffentlicht, der trans Menschen statt medizinischer Geschlechtsangleichung eine sogenannte "explorative Therapie" empfiehlt – ein Euphemismus für Konversionstherapie. Diese Entwicklung wirft auch in Deutschland Fragen zum Schutz von trans Personen auf, wo seit 2020 lediglich ein Teilverbot dieser umstrittenen Praxis besteht.

Orwellsche Umdeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Die Trump-Administration behauptet, es gäbe "immer mehr wissenschaftliche Beweise" für die Risiken geschlechtsangleichender Maßnahmen – obwohl der Bericht selbst einräumt, dass Beweise "dünn und uneindeutig" seien. LGBTI-Organisationen bezeichnen diese Kommunikation als "orwellsch" und als gefährliche Leugnung jahrzehntelanger Forschung. Shannon Minter vom "National Center for Lesbian Rights" kritisiert: "Der neue Bericht missachtet Jahrzehnte von wissenschaftlichen Erkenntnissen und ersetzt diese durch Propaganda."

Die Realität sieht anders aus: Eine Studie der Princeton-Universität von 2023 belegt, dass 96 Prozent der trans Menschen geschlechtsanpassende Maßnahmen in ihrer Jugend nicht bereuten – eine höhere Zufriedenheitsrate als bei vielen anderen medizinischen Eingriffen wie Knieoperationen, die etwa 20 Prozent der Patienten später bereuen.

Deutschland: Lückenhaftes Verbot mit Schlupflöchern

Die Situation in Deutschland unterscheidet sich zwar von den USA, weist jedoch beunruhigende Parallelen auf. Das 2020 eingeführte Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen (KonvBehSchG) verbietet diese Praktiken nur bei Minderjährigen vollständig. Bei Erwachsenen sind sie nur verboten, wenn die Einwilligung durch Zwang, Drohung oder Täuschung zustande kommt. Selbst Jugendliche können unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin solchen "Therapien" unterzogen werden.

LGBTI-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland fordern seit langem die Beseitigung dieser Ausnahmeregelungen und ein umfassendes Verbot ohne Schlupflöcher. Die aktuelle Diskussion in den USA könnte den Druck auf die deutsche Bundesregierung erhöhen, diese Forderungen endlich umzusetzen.

Globaler Konsens gegen "Konversionstherapien"

Der Weltärztebund stellte erst 2023 klar, dass Konversionstherapien eine "Bedrohung für die Gesundheit und die Menschenrechte" darstellen und zu schwerwiegenden Folgen wie Angstzuständen, Depressionen und erhöhtem Suizidrisiko führen können. Auch die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung lehnt solche Praktiken entschieden ab und betont, dass Transgeschlechtlichkeit keine Krankheit ist, die "geheilt" werden müsste.

Der Vorstoß der Trump-Administration steht im krassen Gegensatz zu dieser wissenschaftlichen Einschätzung und reiht sich in eine Serie von Maßnahmen ein, mit denen die Rechte von trans Menschen in den USA systematisch beschnitten werden – vom Militärdienstverbot bis hin zu Einschränkungen im Sportbereich.

Anonyme Autoren – legitime Fachexpertise?

Besonders beunruhigend: Die Autoren des umstrittenen Berichts bleiben anonym – angeblich um die "Integrität des Prozesses" zu schützen. Dies weckt Zweifel an ihrer Fachkompetenz und möglichen Interessenkonflikten. In Deutschland wäre eine solche Geheimhaltung in einem vergleichbaren offiziellen Dokument kaum denkbar und würde vermutlich auf entschiedenen Widerstand stoßen.

Die jüngste Entwicklung in den USA macht deutlich, wie fragil die Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten sein können und wie wichtig ein umfassender gesetzlicher Schutz ist. Für Deutschland bedeutet dies: Das bestehende Teilverbot von Konversionstherapien reicht nicht aus. Eine umfassende Reform, die den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zur Geschlechtsidentität gerecht wird und trans Menschen vollständig vor schädlichen Praktiken schützt, ist überfällig.


Alarmierende Bilanz: 40% aller Pride-Veranstaltungen in Deutschland 2024 angegriffen

Das Autor*innenkollektiv Feministische Intervention (AK Fe.In) hat in einem aktuellen Bericht erstmals ein umfassendes Bild der Mobilisierungen gegen CSD-Veranstaltungen in Deutschland erstellt. Die Ergebnisse sind alarmierend: Nur 60 Prozent aller 209 analysierten Pride-Events im Jahr 2024 verliefen störungsfrei.

Die erschreckenden Zahlen hinter den Angriffen

Die Analyse des AK Fe.In deckt sich mit weiteren Untersuchungen wie jener des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), das zwischen Juni und September 2024 bundesweit in 27 Städten rechtsextreme Mobilisierungen gegen CSD-Veranstaltungen verzeichnete. Das Bundesinnenministerium zählte für denselben Zeitraum 22 organisierte Proteste gegen Pride-Events.

NSU Watch berichtet, dass 40% der CSDs und Pride-Veranstaltungen bundesweit auf unterschiedliche Weise angegriffen wurden. Bei 32,5% der Veranstaltungen kam es zu Störungen, Sachbeschädigungen, verbalen und/oder körperlichen Angriffen auf Teilnehmende. Besonders besorgniserregend: Laut AK Fe.In handelt es sich dabei nur um das "Hellfeld" - es muss davon ausgegangen werden, dass viele Anfeindungen nicht öffentlich gemacht wurden.

Kein neues Phänomen, aber eine neue Dimension

Die Autor*innen des Berichts betonen, dass Mobilisierungen gegen Prides kein neues Phänomen sind. "Extrem rechte Akteur*innen hetzen seit langer Zeit gegen queere Personen und Pride-Veranstaltungen", heißt es im Bericht. So versuchte beispielsweise die neonazistische Kleinpartei "Der III. Weg" bereits 2021, gegen CSDs zu mobilisieren.

Neu hingegen ist das Ausmaß und die Intensität der Angriffe. Die Aktivitäten waren dezentral organisiert, erreichten aber in der Summe die größte rechtsextreme Mobilisierung der letzten Jahre. Besonders in Sachsen waren die Mobilisierungen stark ausgeprägt - in Bautzen demonstrierten etwa 700 Neonazis gegen 1.000 CSD-Teilnehmer*innen.

Die Akteure hinter den Angriffen

An den Anti-Pride-Demonstrationen beteiligten sich sowohl Anhänger der etablierten Neonazi-Szene als auch Mitglieder neuer rechtsextremer Jugendbewegungen. Viele dieser neuen Gruppen haben laut CeMAS erst durch die Teilnahme an Anti-CSD-Demonstrationen an Zugkraft gewonnen. Sie sind oft jung, online aktiv und gewaltbereiter als ältere rechtsextreme Gruppierungen.

Die rechtsextremen Teilnehmer brachten ihre Queerfeindlichkeit durch eine Mischung aus hasserfüllter Rhetorik, Einschüchterungen und (versuchten) Gewalttaten zum Ausdruck. Neben den physischen Angriffen beobachteten die Forscher*innen auch digitale Gewalt in Form von Anfeindungen, Hate Speech und Shitstorms gegen CSDs, Organisator*innen, Teilnehmende und queere Personen in sozialen Medien.

Regionale Schwerpunkte

Sachsen bildete einen Schwerpunkt der rechtsextremen Mobilisierungen. In Brandenburg wurden 9 von 14 CSDs gestört, jedoch nur bei einer angemeldeten rechten Demo. In Leipzig konnten größere Ausschreitungen nur dadurch verhindert werden, dass die Polizei etwa 400 Neonazis am Bahnhof festhielt und nicht zur CSD-Route ließ.

Fast alle Anti-CSD-Demonstrationen wurden von einer starken Polizeipräsenz begleitet, um die Pride-Teilnehmer*innen zu schützen. In einigen Fällen mussten Teile von Veranstaltungen aufgrund des Gefahrenpotentials abgesagt werden.

Lehren für die Zukunft

Die ausführlichen und flächendeckenden Erkenntnisse des AK Fe.in bieten eine wichtige Grundlage, um sich auf die Pride-Saison 2025 vorzubereiten. Diese ist in Schönebeck bereits mit Anfeindungen gestartet.

Die Autor*innen betonen, wie wichtig es sei, sich trotz der besorgniserregenden Entwicklungen nicht einschüchtern zu lassen: "Die Erfahrungen der letzten Jahre beispielsweise in Polen, wo CSDs mittlerweile einer umfassenden Diskriminierung und in Ungarn sogar einem Komplettverbot ausgesetzt sind, zeigen, wohin die Entwicklung gehen kann, wenn nicht eine ausreichend breite gesellschaftliche Front sich gegen die Naziangriffe stellt."

Für die kommende Pride-Saison wird es entscheidend sein, breite Bündnisse zu schmieden und Solidarität zu zeigen. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie der LSVD rufen dazu auf, queerfeindliche Vorfälle konsequent zu melden und sich gemeinsam gegen Hass und Hetze zu positionieren.


Verbrennung einer "Regenbogenpuppe" in Hamburg: Tradition oder Queerfeindlichkeit?

In Hamburg-Blankenese sorgt ein Vorfall beim traditionellen Osterfeuer für Diskussion: Eine Strohpuppe mit regenbogenfarbenen Haaren wurde am Karsamstag vor jubelndem Publikum verbrannt. Wie queer.de berichtet, deuteten einige Besucher*innen dies als queerfeindliche Geste, während die Organisatoren alle Vorwürfe zurückweisen.

Traditionen und Symbole im Konflikt

Die Osterfeuer haben in Hamburg, besonders im wohlhabenden Stadtteil Blankenese, eine lange Tradition. Jährlich werden Strohpuppen verbrannt, die den Winter oder böse Geister symbolisieren sollen. Doch die diesjährige Gestaltung der Puppe mit ihren auffälligen Regenbogenhaaren – international als Symbol der LGBTQ+-Community bekannt – löste bei Besucher*innen wie Julius B. Unbehagen aus. In der taz wird der Vorfall als "makaber" und "seltsam" beschrieben, besonders vor dem Hintergrund zunehmender queerfeindlicher Straftaten in Deutschland.

Nach Angaben der Bundesregierung wurden 2023 insgesamt 1.758 Straftaten gegen LGBTQ+-Personen registriert – eine besorgniserregende Zahl, die den Kontext für die Kritik an der Veranstaltung bildet.

Absicht oder Zufall?

Die "Feuermacher", eine informelle Gruppe von Anwohner*innen, die das Feuer organisieren, weisen jede diskriminierende Absicht entschieden zurück. Laut ihrer Aussage hätten Kinder die Puppe gebastelt und sie "möglichst bunt gestaltet", damit sie "lustig aussieht". Man versuche jedes Jahr, das Feuer "neutral" zu gestalten.

Auch Vertreter*innen des Bezirksamts Altona, die während der Veranstaltung anwesend waren, erkannten keine queerfeindlichen Intentionen. Dennoch wurde für zukünftige Veranstaltungen ein "sensiblerer und bewussterer Umgang" angekündigt.

Keine Einzelfälle in Europa

Der Hamburger Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Liste ähnlicher Ereignisse in Europa ein. Besonders in Kroatien kam es mehrfach zu gezielten Verbrennungen queerer Symbole: Beim Karneval im kroatischen Imotski wurden 2020 Puppen verbrannt, die einem bekannten schwulen Aktivistenpaar nachempfunden waren. Zwei Jahre zuvor hatten Erwachsene beim Kinderkarneval in der kroatischen Kleinstadt Kaštela eine Plakatwand mit Darstellungen von Regenbogenfamilien verbrannt.

Auch in der Schweiz sorgte 2022 die Gemeinde Bassersdorf für Schlagzeilen, als eine Figur mit Brüsten, Penis und Regenbogen-Rock öffentlich verbrannt wurde.

Kulturelle Sensibilisierung notwendig

Die Kontroverse in Hamburg-Blankenese wirft wichtige Fragen über die Grenzen zwischen Brauchtum und Diskriminierung auf. Wie bei vielen traditionellen Festen und Bräuchen in Deutschland steht die Gesellschaft vor der Herausforderung, kulturelles Erbe zu bewahren und gleichzeitig für die Symbolik und potenzielle Verletzungen marginalisierter Gruppen sensibel zu sein.

Während die Verantwortlichen in Blankenese jede queerfeindliche Absicht abstreiten, bleibt die Frage, ob es nicht einer bewussteren Auseinandersetzung mit der Gestaltung solcher Traditionen bedarf – besonders in Zeiten, in denen die Rechte und die Sicherheit der LGBTQ+-Community zunehmend unter Druck geraten.

Brauchtum kann und sollte ohne diskriminierende Elemente auskommen. Der Fall zeigt, dass auch vermeintlich harmlose oder unbeabsichtigte Darstellungen in einem größeren gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden müssen, in dem Symbole wie der Regenbogen eine klare Bedeutung haben und ihre Verbrennung daher nicht als neutral betrachtet werden kann.


Mark Carneys Position zu LGBTQ+-Rechten - Kanadas liberaler Wahlsieg und die Folgen für Deutschland

Die liberale Partei Kanadas hat gestern (28. April) überraschend die Wahlen gewonnen, was bedeutet, dass Parteichef Mark Carney seine Rolle als Premierminister behalten wird. Der Sieg kommt nach einem drastischen Umschwung in den Umfragen und wirft die Frage auf, was dies für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Kanada und weltweit bedeutet. Die ursprüngliche Berichterstattung über dieses Thema stammt von PinkNews.

Laut BBC wird sogar erwartet, dass der Vorsitzende der Konservativen Partei, Pierre Poilievre – der bis vor kurzem als wahrscheinlicher neuer Premierminister galt – seinen Sitz in Carleton, Ontario, verlieren wird, was als "undenkbare Wendung" beschrieben wird. Die Mitte-Links-Liberale Partei lag in den Umfragen bis vor kurzem zweistellig zurück, geführt vom ehemaligen Banker Mark Carney, der am 14. März 2025 als Nachfolger von Justin Trudeau als Premierminister vereidigt wurde.

Mark Carneys Position zu LGBTQ+-Rechten

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Justin Trudeau, der sich lautstark für LGBTQ+-Rechte einsetzte, hat Mark Carney sich zu diesem Thema bisher eher zurückhaltend geäußert. Am 9. April 2025 hielt er jedoch eine Rede, in der er die Rechte von LGBTQ+-Kanadiern ansprach – das erste Mal während des Wahlkampfs.

Auf die Frage, ob seine Regierung den Zugang zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung im Rahmen des kanadischen Gesundheitsgesetzes schützen würde, antwortete Carney: "Wir sind alle Kanadier, aber wir haben alle unterschiedliche Identitäten und Unterschiede, und es ist eine der großen Stärken dieses Landes, anzuerkennen, dass Menschen sein können, wer sie sind, sie können lieben, wen sie lieben, und sie können leben, wo sie leben, und es ist von grundlegender Bedeutung, dass die Bundesregierung der Verteidiger dieser Rechte ist, Verteidiger der Charta der Rechte und Freiheiten." Er fügte hinzu, dass "der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Kanada kein Geschäft, sondern ein grundlegendes Recht für alle Kanadier ohne Ausnahme ist."

Die Liberale Partei und LGBTQ+-Rechte

Obwohl Carney selbst sich bisher nicht oft zu LGBTQ+-Themen geäußert hat, steht die Liberale Partei für eine starke Bilanz beim Schutz queerer Rechte. Auf der Website der Partei wird unter der Überschrift "Eine stolze Bilanz im Kampf für 2SLGBTQI+-Rechte" detailliert beschrieben, wie sie sich für die Community eingesetzt haben, darunter die Einführung einer Bundesgesetzgebung zum Schutz der Rechte von Transgender-Personen und zur Verhinderung von Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität und des Geschlechtsausdrucks im Jahr 2016.

Trudeau war außerdem der erste kanadische Premierminister, der an einer LGBTQ+-Pride-Parade teilnahm – ebenfalls 2016. Er marschierte auch 2017 wieder mit. Im selben Jahr posierte er für das Cover des schwulen Magazins Attitude. 2022 schrieb Trudeau Geschichte, als er der erste Weltführer wurde, der in einer Episode der Drag Race-Franchise auftrat: Er besuchte das Drag Race Canada Werk Room.

Parallelen zu Deutschland

Ähnlich wie Kanada hat auch Deutschland in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei den LGBTQ+-Rechten gemacht. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist in Deutschland seit 2017 legal, etwa zur gleichen Zeit, als Justin Trudeau in Kanada für LGBTQ+-Rechte eintrat. Beide Länder gehören zu den fortschrittlichsten Nationen in Bezug auf den Schutz und die Förderung von LGBTQ+-Rechten weltweit.

In Deutschland ist die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität landesweit verboten, ähnlich wie in Kanada, wo die Liberale Partei Gesetze zum Schutz vor Diskriminierung und Hassverbrechen aufgrund der Geschlechtsidentität oder des Geschlechtsausdrucks eingeführt hat. Beide Länder haben auch Fortschritte bei der Anerkennung nicht-binärer Identitäten gemacht – Deutschland mit der Einführung der "divers"-Option für das Geschlecht in offiziellen Dokumenten und Kanada mit der Einführung einer "X"-Option für das Geschlecht in Bundesausweisen.

Ausblick für die LGBTQ+-Community unter Carney

Der Wahlsieg der Liberalen Partei unter Carney wird von vielen in der LGBTQ+-Gemeinschaft mit Erleichterung aufgenommen, insbesondere angesichts der besorgniserregenden Positionen des konservativen Führers Pierre Poilievre. Dieser hatte sich offen gegen Transgender-Rechte ausgesprochen und wurde im Juli 2023 kritisiert, nachdem er mit einem Mann fotografiert wurde, der ein T-Shirt mit der Aufschrift "Danke einer heterosexuellen Person für deine Existenz" und "Straight Pride" trug.

Poilievre hatte sich auch gegen Trans-Frauen in Frauenräumen ausgesprochen und sich gegen geschlechtsangleichende Gesundheitsversorgung für Transgender-Jugendliche positioniert. Sein Verlust bei der Wahl wird daher von vielen Mitgliedern der kanadischen Transgender- und Two-Spirit-Gemeinschaft mit großer Erleichterung aufgenommen.

Obwohl Mark Carney sich bisher nicht so lautstark für LGBTQ+-Rechte eingesetzt hat wie sein Vorgänger Justin Trudeau, deuten seine wenigen Äußerungen zu diesem Thema und die Tradition seiner Partei darauf hin, dass er die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft in Kanada weiterhin verteidigen wird. Für die deutsche LGBTQ+-Community bedeutet dies, dass Kanada weiterhin ein wichtiger internationaler Verbündeter im Kampf für globale LGBTQ+-Rechte bleibt.

Die kanadischen Wahlen zeigen auch, dass progressive Politik, die die Rechte marginalisierter Gruppen verteidigt, nach wie vor eine starke Resonanz bei den Wählern findet – eine Botschaft, die auch für deutsche Politiker von Bedeutung sein könnte, insbesondere in Zeiten, in denen rechtsextreme Bewegungen in Europa an Dynamik gewinnen.


Erneut rechte Attacken beim CSD Schönebeck: Polizei ermittelt wegen Hitlergrüßen

Der Christopher Street Day (CSD) in Schönebeck (Sachsen-Anhalt) wurde kürzlich durch Ordnungsamt und Polizei abgebrochen. Wie queer.de berichtet, laufen nun weitere Ermittlungen: Laut Angaben des "Spiegel" sollen zwei Personen vor dem Abbruch der Demonstration einen Hitlergruß in Richtung der LGBTQ+-Veranstaltung gezeigt haben. Zusätzlich wird gegen einen betrunkenen Fahrradfahrer wegen Beleidigung ermittelt.

Wiederkehrende rechtsextreme Bedrohungen in Sachsen-Anhalt

Dies ist leider kein Einzelfall. Bereits in den vergangenen Jahren waren CSDs in Sachsen-Anhalt, insbesondere in Schönebeck, Ziel rechtsextremer Aufmärsche und Bedrohungen. Im September 2023 kam es zu einem ähnlichen Vorfall, bei dem laut MDR-Berichten der CSD in Schönebeck ebenfalls vorzeitig beendet werden musste, nachdem ein Mann mehrfach den Hitlergruß gezeigt hatte. Die Vorfälle wurden damals vom Staatsschutz untersucht.

Die wiederholten Angriffe auf Pride-Veranstaltungen in der Region sind Teil eines besorgniserregenden Trends, der schon 2023 im Landtag von Sachsen-Anhalt thematisiert wurde. Die Linke kritisierte damals, dass die Polizei die Demonstrationen nicht ausreichend schütze.

Umstrittener Abbruch der Demonstration

Besonders kontrovers ist die Begründung für den aktuellen Abbruch der Demonstration. Während die Stadt offiziell Sicherheitsbedenken anführt, sollen Mitarbeitende des Ordnungsamts zuvor einen ganz anderen Grund genannt haben: Die Veranstaltung sei "nicht politisch genug" gewesen, unter anderem weil ein Liebeslied gespielt werden sollte. Der CSD-Verein spricht von "Schikane und Willkür".

Diese widersprüchlichen Begründungen haben inzwischen rechtliche Konsequenzen: Sowohl Organisator*innen als auch eine Moderatorin des CSD haben Strafanzeige gegen Mitarbeitende der Stadt gestellt und eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Ordnungsbehörden eingereicht. Der Verein CSD Deutschland fordert: "Sollte sich der Anfangsverdacht des Amtsdelikts bestätigen, fordern wir sowohl strafrechtliche als auch politische Konsequenzen".

Politische Aufarbeitung gefordert

Die Landtagsabgeordnete Susan Sziborra-Seidlitz (Grüne), die als einzige Abgeordnete am CSD in der 30.000 Einwohner*innen zählenden Stadt teilgenommen hatte, kündigte an, eine Anfrage an die regierende Deutschland-Koalition zu stellen, um die Vorgänge aufzuklären.

Die Vorfälle in Schönebeck reihen sich ein in eine bundesweite Zunahme von Angriffen auf queere Veranstaltungen. Insbesondere in ostdeutschen Bundesländern berichten Organisator*innen von Pride-Veranstaltungen immer wieder von rechtsextremen Störaktionen und mangelndem Schutz durch Behörden. Expert*innen sehen darin einen Ausdruck des erstarkenden Rechtsextremismus und einer zunehmenden LGBTQ+-Feindlichkeit in Deutschland.

Die Entwicklungen in Schönebeck werfen grundlegende Fragen auf: Wie kann der Schutz von LGBTQ+-Veranstaltungen verbessert werden? Und warum werden ausgerechnet Betroffene rechter Gewalt durch behördliche Maßnahmen eingeschränkt, anstatt gegen die eigentlichen Störer vorzugehen? Die queere Community fordert klare Antworten und ein konsequentes Vorgehen gegen rechte Gewalt.


Hollywoodstar Robert De Niros Tochter Airyn outet sich als trans – Ein wichtiger Schritt für internationale Sichtbarkeit

Airyn De Niro, die 29-jährige Tochter von Hollywoodlegende Robert De Niro, hat sich kürzlich als transgeschlechtlich geoutet. In einem bemerkenswerten Interview mit dem LGBTQ+-Magazin "Them" teilte sie mit, dass sie im November letzten Jahres beschlossen habe, eine Hormontherapie zu beginnen. Die Original-Nachricht wurde zuerst von queer.de in Deutschland aufgegriffen.

Ein persönlicher Weg zur Selbstfindung

Für Airyn De Niro waren es besonders prominente trans Persönlichkeiten wie Laverne Cox und Michaela Jaé Rodriguez, die ihr den Mut gegeben haben, ihren eigenen Weg zu gehen. "Wenn trans Frauen ehrlich und offen sind, vor allem in öffentlichen Räumen wie den sozialen Medien, und wenn man sie in ihrem Erfolg sieht… dann denke ich: Weißt du was? Vielleicht ist es für mich noch nicht zu spät", erklärt sie zu ihrem Coming-out-Prozess.

Obwohl sie sich ihrer Identität nun näher fühlt, äußerte Airyn auch Bedenken bezüglich ihrer familiären Beziehungen. Sie befürchtet, dass ihre Familie sie "vielleicht immer noch als die Person ansieht, die ich vor der Transition war". Eine Sorge, die viele trans Menschen in Deutschland und weltweit teilen.

Perspektive aus Deutschland

Das Coming-out von Prominenten wie Airyn De Niro hat auch in Deutschland Bedeutung, wo die trans Community in den letzten Jahren mehr Sichtbarkeit erlangt hat. Während in den USA Persönlichkeiten wie Laverne Cox Pionierarbeit geleistet haben, haben wir in Deutschland eigene Vorbilder, die den Weg für mehr Akzeptanz ebnen.

So gehören Tessa Ganserer und Nyke Slawik zu den ersten offen transgeschlechtlichen Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Ihr politisches Engagement hat wesentlich dazu beigetragen, dass das lange umstrittene Selbstbestimmungsgesetz im Mai 2023 in Kraft treten konnte, das es trans Personen ermöglicht, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen ohne psychiatrische Gutachten zu ändern.

Kindheit im Schatten des Ruhms

Airyn, die Tochter von Robert De Niro und dem afroamerikanischen Model Toukie Smith, spricht in dem Interview auch über die Herausforderungen ihrer Kindheit. Entgegen der oft vorherrschenden Meinung über "Nepo Babies" (Kinder berühmter Eltern) betont sie: "Ich bin nicht damit aufgewachsen, eine Nebenrolle in einem von Papas Filmen zu haben, zu Geschäftstreffen zu gehen oder Premieren zu besuchen. Mein Vater war sehr darauf bedacht, dass wir unseren eigenen Weg finden."

Sie hatte sich bereits während ihrer Highschool-Zeit als schwuler Mann geoutet, bevor sie ihre Identität als trans Frau erkannte. In dieser Zeit fühlte sie sich oft ausgeschlossen, da sie dem vorherrschenden Schönheitsideal nicht entsprach: "Zu korpulent, nicht dünn genug. Nicht schwarz genug, nicht weiß genug. Zu feminin, nicht maskulin genug."

Bedeutung für die Community

Das Coming-out von Persönlichkeiten wie Airyn De Niro hat eine große Bedeutung für die LGBTQ+-Community, sowohl in den USA als auch in Deutschland. Laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) kann die Sichtbarkeit prominenter trans Personen dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern.

Während in Deutschland durch das neue Selbstbestimmungsgesetz rechtliche Fortschritte erzielt wurden, bleibt die gesellschaftliche Akzeptanz ein fortlaufender Prozess. In diesem Kontext können internationale Vorbilder wie Airyn De Niro eine wichtige Brücke schlagen und den kulturellen Austausch fördern.

Robert De Niros Familienleben

Robert De Niro, inzwischen 81 Jahre alt, ist Vater von sieben Kindern aus verschiedenen Beziehungen. Airyn hat einen Zwillingsbruder und fünf weitere Geschwister. Bereits 2019 hatte der Oscarpreisträger öffentlich erklärt, er habe einen schwulen Sohn und sei besorgt gewesen, dass dieser unter der Trump-Regierung Diskriminierung erfahren könnte – ein Zeichen seiner unterstützenden Haltung gegenüber der LGBTQ+-Community.

Ob und wie sich der berühmte Vater bisher zum Coming-out seiner Tochter geäußert hat, ist noch nicht bekannt. In Deutschland wird die Unterstützung durch Familienmitglieder als einer der wichtigsten Faktoren für ein gesundes Coming-out angesehen. Organisationen wie Bundesverband der Eltern, Freunde und Angehörigen von Homosexuellen (BEFAH) bieten hier Unterstützung für Angehörige an.

Airyns Mut, öffentlich zu ihrer Identität zu stehen, kann für viele junge trans Menschen in Deutschland und weltweit ein wichtiges Signal sein: Es ist nie zu spät, authentisch zu leben und den eigenen Weg zu finden.


Vertragsende nach homophobem Vorfall: Behrens muss Wolfsburg verlassen - Ein Alarmzeichen für LGBTQ+ im Profifußball

Der VfL Wolfsburg hat entschieden: Kevin Behrens muss den Verein nach dieser Saison verlassen. Wie queer.de berichtet, wird der Vertrag des 34-jährigen Stürmers nicht verlängert. Diese Entscheidung kommt nur wenige Monate nach einem homophoben Vorfall, bei dem sich Behrens geweigert hatte, ein Trikot in Regenbogenfarben zu unterschreiben – mit den Worten: "So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht."

Der Vorfall und seine Folgen

Behrens, der erst im Januar 2024 von Union Berlin nach Wolfsburg wechselte und zuvor sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft gegeben hatte, konnte sich beim VfL nie einen Stammplatz erarbeiten. Doch es war vor allem sein homophober Ausbruch bei einer internen Veranstaltung im Herbst 2023, der für Schlagzeilen sorgte.

Nach dem Vorfall musste Behrens eine vereinsinterne Geldstrafe zahlen und entschuldigte sich in einem Interview mit der "Sport Bild". Allerdings betonte er gleichzeitig, dass er nicht weiter über den Vorfall sprechen wolle: "Ich bitte um Verständnis, dass ich mich dazu nicht weiter äußern möchte" – eine Haltung, die von vielen als halbherzige Entschuldigung kritisiert wurde.

Symptom eines größeren Problems

Der Fall Behrens ist leider kein Einzelfall. Er reiht sich ein in eine Serie von homophoben Vorfällen im deutschen Profifußball. Am Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie (IDAHOBIT) im Mai 2023 sorgte bereits eine ähnliche Situation für Aufsehen, als Spieler sich weigerten, Regenbogen-Trikots zu tragen, wie die Sportschau berichtete.

Corny Littmann, queerer Aktivist und ehemaliger Präsident des FC St. Pauli, erklärte im März 2024 in einem Podcast, dass Behrens' Verhalten ein deutliches Indiz dafür sei, dass die Akzeptanz unter Profi-Fußballern noch immer mangelhaft ist. Er empfahl homosexuellen Fußball-Profis sogar, ihre sexuelle Orientierung weiterhin zu verstecken – eine erschreckende Einschätzung im Jahr 2024.

Wolfsburg bemüht um Schadensbegrenzung

Der VfL Wolfsburg gilt eigentlich als queerfreundlicher Verein. 2017 trug Nilla Fischer als VfL-Kapitänin erstmals in der Fußball-Bundesliga eine Regenbogenbinde am Arm, und ein Jahr später folgten die Männer diesem Beispiel. Die Nicht-Verlängerung von Behrens' Vertrag könnte daher auch als Signal verstanden werden, dass homophobes Verhalten nicht mit den Werten des Vereins vereinbar ist.

Dennoch bleibt der Nachgeschmack, dass der Verein den Vorfall zunächst mit einer internen Geldstrafe als erledigt betrachtete und erst jetzt, zum Saisonende, Konsequenzen folgen. Ob die Entscheidung gegen eine Vertragsverlängerung tatsächlich mit dem homophoben Vorfall zusammenhängt oder rein sportliche Gründe hat, lässt der Verein offen.

LGBTQ+ im deutschen Profifußball: Ein weiter Weg

Laut queer.de zeigt der Fall deutlich, wie weit Homosexuellenfeindlichkeit in der deutschen Bundesliga noch verbreitet ist. Während sich viele Vereine offiziell für Vielfalt und Inklusion einsetzen, scheint die Realität in Kabinen und auf dem Platz oft eine andere zu sein.

Marcus Urban, ehemaliger Profi-Fußballer und heute als Berater für Diversität tätig, erklärte in einem früheren Interview: "Die Fußballwelt ist noch immer von toxischer Männlichkeit geprägt. Junge Spieler wachsen in einem Umfeld auf, in dem homophobe Sprüche als normal gelten. Hier muss Bildungsarbeit ansetzen."

Was muss sich ändern?

Der Fall Behrens zeigt, dass symbolische Aktionen wie das Tragen von Regenbogenbinden allein nicht ausreichen. Es braucht tiefgreifende, strukturelle Veränderungen:

  • Verbindliche Anti-Diskriminierungs-Schulungen für alle Profis und Vereinsmitarbeiter
  • Konsequente Ahndung von homophoben Äußerungen und Verhaltensweisen
  • Mehr Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen in Führungspositionen des deutschen Fußballs
  • Kontinuierliche Aufklärungsarbeit, besonders in Nachwuchsleistungszentren

Bis ein Coming-out im deutschen Profifußball keine Sensation mehr ist, sondern Normalität, haben wir als Gesellschaft und hat der Fußball im Besonderen noch einen weiten Weg vor sich. Der Fall Behrens sollte als Weckruf verstanden werden – es reicht nicht, Regenbogenfahnen zu schwenken, wenn im Verborgenen homophobe Einstellungen weiter gedeihen.

Die Entscheidung des VfL Wolfsburg, Behrens' Vertrag nicht zu verlängern, könnte ein kleines, aber wichtiges Signal sein, dass homophobes Verhalten im modernen Fußball keinen Platz mehr haben sollte. Ob diese Botschaft in der Bundesliga wirklich ankommt, wird sich zeigen müssen.


Dreifache Olympiasiegerin Martina Sáblíková outet sich – Ein Meilenstein für LGBTQ+ Sichtbarkeit im Spitzensport

Die erfolgreiche tschechische Eisschnellläuferin Martina Sáblíková hat am Montag auf Instagram ihre langjährige Beziehung mit ihrer Teamkollegin Nikola Zdráhalová öffentlich gemacht. Die ursprüngliche Nachricht finden Sie bei queer.de. Die 37-jährige dreifache Olympiasiegerin entschloss sich zu diesem Schritt, nachdem sie das Gefühl hatte, dass andere in ihrem Namen sprechen wollten.

Unfreiwilliges Coming-out

Zu einem Foto, auf dem Sáblíková von ihrer Partnerin von hinten umarmt wird, schrieb die Sportlerin: "Ihr wisst, dass ich mein Privatleben immer geschützt habe und das werde ich auch weiterhin tun, weil es für mich sehr wichtig ist. Aber in letzter Zeit hatte ich das Gefühl, dass einige Leute versucht haben, in meinem Namen zu sprechen, und das wurde mir ein bisschen zu viel." Ohne zu konkretisieren, wer hinter ihrem Rücken über sie spricht, machte sie ihre Beziehung öffentlich: "Hier ist er also, direkt von mir: Niky Zdráhalová und ich sind ein Paar. Sie ist mein Fels in der Brandung, wir sind glücklich, und wir teilen seit mehr als zwölf Jahren unser schönes Leben miteinander."

Eine der erfolgreichsten Sportlerinnen Tschechiens

Martina Sáblíková zählt zu den herausragendsten Athletinnen in der Geschichte des tschechischen Sports. Zwischen 2010 und 2022 gewann sie in verschiedenen Streckenlängen insgesamt drei olympische Goldmedaillen sowie je zwei Silber- und Bronzemedaillen. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver war sie die erste tschechische Sportlerin, die zwei Goldmedaillen bei denselben Winterspielen errang. Ihre Erfolgsgeschichte umfasst zudem beeindruckende 21 Weltmeistertitel. Zuletzt holte sie bei den Eisschnelllauf-Einzelstreckenweltmeisterschaften im März 2025 im norwegischen Hamar eine Silbermedaille über 3000 Meter.

Auch ihre Partnerin Nikola Zdráhalová ist eine erfolgreiche Eisschnellläuferin, die Tschechien bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang 2018 und Peking 2022 vertrat. Beide Sportlerinnen werden vom ehemaligen tschechoslowakischen Eisschnellläufer Petr Novák trainiert. Interessanterweise hatten die beiden bereits in den vergangenen Jahren gemeinsame Bilder in sozialen Medien geteilt, beispielsweise von Radtouren, diese aber mit Hashtags wie #friends versehen.

LGBTQ+ im deutschen Spitzensport

Das Coming-out von Sáblíková reiht sich in eine wachsende Zahl von Bekenntnissen prominenter Sportler*innen ein. Auch in Deutschland wird das Thema LGBTQ+ im Spitzensport zunehmend sichtbarer. Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 waren über 150 lesbische, bisexuelle und queere Sportlerinnen am Start, darunter zehn aus Deutschland, wie die Sportschau berichtete.

Dennoch ist Deutschland von einer vollständigen Akzeptanz noch entfernt. Eine Studie der Sporthochschule Köln ergab, dass 20 Prozent der LGBTQ+ Befragten in Deutschland ihre Sportarten nicht ausüben – aus Angst vor Diskriminierung, Ausschluss oder negativen Kommentaren. Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der sich 2014 nach seinem Karriereende als homosexuell outete, war der erste prominente deutsche Profifußballer, der diesen Schritt wagte. Seine Entscheidung hat jedoch nicht zu einer Welle von Coming-outs im deutschen Männerfußball geführt.

Tschechiens LGBTQ+ Sportler*innen zunehmend sichtbar

In Tschechien sorgte bereits 2023 ein Coming-out im Spitzensport für Aufsehen: Damals machte Fußball-Nationalspieler Jakub Jankto seine Homosexualität öffentlich. Der Mittelfeldspieler, der inzwischen beim italienischen Verein Cagliari Calcio unter Vertrag steht, erklärte damals in einem Video: "Ich bin homosexuell und ich will nicht länger mich verstecken." Mit Sáblíková und Jankto haben nun zwei der bekanntesten tschechischen Sportpersönlichkeiten ihre sexuelle Orientierung öffentlich gemacht.

Das tschechische olympische Team und zahlreiche Kolleg*innen reagierten auf den Instagram-Eintrag von Sáblíková mit unterstützenden Kommentaren und Herzchen-Emojis – ein Zeichen dafür, dass sich die Akzeptanz im Spitzensport langsam verbessert. Dennoch bleibt die Entscheidung für ein Coming-out für viele Athlet*innen eine schwierige persönliche Abwägung zwischen Privatsphäre und authentischem Leben in der Öffentlichkeit.


Sicherheitskonzept beim ESC in Basel: 24-Stunden-Hotline für LGBTQ+-Personen und Schutz vor Queerfeindlichkeit

Die Veranstalter des Eurovision Song Contest (ESC) in Basel setzen auf ein umfassendes Sicherheitskonzept zum Schutz vor Queerfeindlichkeit und anderen Formen der Diskriminierung während des Musikwettbewerbs. Wie queer.de berichtet, steht für Opfer von Diskriminierung und Gewalt rund um die Uhr eine Hotline zur Verfügung, über die sofort professionelle Hilfe organisiert werden kann.

Dreistufiges Unterstützungssystem für einen sicheren Eurovision

Die Basler Stadtverwaltung hat sich für ihr Sicherheitskonzept vom Projekt "nachtsam" aus Baden-Württemberg inspirieren lassen. Im Zentrum steht ein dreistufiges Unterstützungssystem, das Betroffenen schnelle Hilfe garantieren soll. Bei Fällen von sexualisierter Gewalt, Queerfeindlichkeit, Rassismus oder Antisemitismus können Betroffene die rund um die Uhr besetzte Hotline unter +41 58 105 17 17 oder per E-Mail über safer@eurovision-basel.ch kontaktieren.

"Niemand soll sich alleingelassen fühlen, wenn Grenzen überschritten werden", betonte Regierungsrätin Stephanie Eymann bei der Vorstellung des Konzepts. Neben der Hotline wurden vier besondere Schutzzonen eingerichtet. Außerdem sind mobile Teams mit lilafarbenen Westen im Einsatz, die jederzeit angesprochen werden können.

Großflächige Schulungen für Sicherheitspersonal und Dienstleister

Laut SWI swissinfo.ch werden bis zum Start des ESC am 10. Mai voraussichtlich 2.000 bis 2.500 Personen geschult, darunter Polizeikräfte, Gastronomiepersonal und medizinische Dienste. Das Kern-Awareness-Team umfasst rund 130 speziell geschulte Personen, die für die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Gäste verantwortlich sind.

Speziell für den Schutz vor Übergriffen wurden sogenannte "Safer Spaces" in der St. Jakobshalle, in Halle 5 der Messe Basel und auf dem Barfüsserplatz eingerichtet. Diese bieten geschützte Räume für Personen, die Hilfe benötigen oder sich zurückziehen möchten.

Inspiriert vom "nachtsam"-Projekt aus Baden-Württemberg

Das Projekt "nachtsam" aus Baden-Württemberg hat in Deutschland bereits viel positive Resonanz erfahren. Es schult Beschäftigte in der Gastronomie, Nachtclubs und Festveranstalter*innen, um ein sicheres Feiern zu gewährleisten. Mit Plakaten und Handlungsleitfäden werden konkrete Hilfestellungen gegeben, um übergriffigem Verhalten vorzubeugen oder in akuten Situationen einzuschreiten.

Die Übertragung dieses Konzepts auf den ESC in Basel zeigt die zunehmende Vernetzung von Sicherheitskonzepten in der Veranstaltungsbranche über Landesgrenzen hinweg. Auch in Deutschland gibt es bei großen LGBTQ+-Events wie dem Cologne Pride oder der Berliner CSD-Parade inzwischen ähnliche Awareness-Teams.

Inklusion als zentrales Element des ESC

Der ESC gilt traditionell als eines der inklusivsten und diversesten Musikevents weltweit. Die Organisatoren in Basel legen besonderen Wert darauf, dass der Wettbewerb ein "Fest für alle" wird, unabhängig von körperlichen, sensorischen oder geschlechtlichen Bedürfnissen. Neben den Schutzmaßnahmen gegen Diskriminierung wurden auch barrierefreie Veranstaltungsorte für Rollstuhlfahrer, spezielle Angebote für Menschen mit sensorischen Beeinträchtigungen und All-Gender-Toiletten eingeplant.

Die Hotline und die weiteren Schutzmaßnahmen sollen dazu beitragen, dass der Eurovision Song Contest in Basel seinem Ruf als weltoffenes und inklusives Event gerecht wird und allen Besuchenden ein sicheres und freudvolles Erlebnis ermöglicht.


Internationaler Tag der Regenbogenfamilien 2025: Bundesweite Proteste für ein modernes Abstammungsrecht

Der International Family Equality Day wird auch in diesem Jahr am ersten Sonntag im Mai begangen, diesmal unter dem politischen Motto "Wir lassen uns nicht abspeisen – neues Abstammungsrecht jetzt!". Regenbogenfamilien und ihre Unterstützer:innen planen deutschlandweit verschiedene Veranstaltungen, darunter Proteste vor dem Stuttgarter Landtag und ein politisches Picknick am Kanzleramt in Berlin, um auf die anhaltende rechtliche Diskriminierung queerer Eltern aufmerksam zu machen.

Warum das Abstammungsrecht dringend reformiert werden muss

"Noch immer werden queere Eltern rechtlich benachteiligt. Kinder aus Regenbogenfamilien verdienen von Geburt an zwei rechtlich anerkannte Elternteile – ohne Wenn und Aber", erklärt Katharina Binder, Leitung der Beratungsstelle für Regenbogenfamilien (BerTA) Stuttgart. Die aktuelle Rechtslage stellt viele Familien vor große Hürden: In einer lesbischen Ehe muss beispielsweise die nicht-gebärende Mutter ihr eigenes Kind durch ein aufwändiges Adoptionsverfahren erst rechtlich anerkennen lassen, während bei heterosexuellen Paaren der Ehemann automatisch als rechtlicher Vater gilt.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) fordert seit langem eine grundlegende Reform des Abstammungsrechts. Trotz wiederholter Ankündigungen wurde diese Reform auf Bundesebene bisher verschleppt – im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ist sie sogar gänzlich unerwähnt geblieben.

Geplante Veranstaltungen am 4. Mai 2025

Die Bundesinteressengemeinschaft Regenbogenfamilien-Fachkräfte (BIG) ruft am 4. Mai 2025 zu verschiedenen Veranstaltungen unter dem politischen Motto auf. Hier eine Übersicht der bisher bekannten Termine:

  • Berlin: Politisches Picknick von 14-16 Uhr auf der Wiese des Skulpturenparks neben dem Kanzleramt
  • Erlangen: Familienpicknick von 15-17 Uhr auf dem Bohlenplatz (Anmeldung erwünscht)
  • Münster: NRW-weite Veranstaltung von 11-17 Uhr im Schlossgarten
  • Stuttgart: Kundgebung von 12-13 Uhr vor dem Landtag
  • München: Grußworte, Infostände und Programm von 14-17.30 Uhr am südlichen Ende des Deidesheimer Anger am Spielplatz

Die erhoffte Reform des Abstammungsrechts

Das Bundesministerium der Justiz arbeitet derzeit an einer Reform des Abstammungsrechts, die voraussichtlich 2025 in Kraft treten soll. Die wichtigsten geplanten Änderungen betreffen unter anderem:

  • Die automatische rechtliche Elternschaft beider Mütter bei der Geburt eines Kindes in einer gleichgeschlechtlichen Ehe
  • Bessere rechtliche Absicherung für soziale Eltern, die faktisch Verantwortung für ein Kind übernehmen
  • Klare Regelungen bei Samenspenden, um die Rechte und Pflichten aller Beteiligten zu definieren

Seit der Einführung der "Ehe für alle" im Jahr 2017 haben gleichgeschlechtliche Paare zwar formal die gleichen Rechte und Pflichten wie heterosexuelle Ehepaare erhalten, doch im Abstammungs- und Familienrecht bestehen nach wie vor erhebliche Ungleichheiten, die im Alltag zu großen Belastungen führen können.

Vielfalt von Familienmodellen anerkennen

Der International Family Equality Day setzt sich weltweit für die Gleichstellung aller Familienmodelle ein. In Deutschland leben nach Schätzungen tausende Kinder in Regenbogenfamilien. Diese Familien sind vielfältig: von gleichgeschlechtlichen Paaren mit Kindern über Patchworkfamilien mit LGBTQ+-Eltern bis hin zu Familien mit transgeschlechtlichen Elternteilen.

"Die Reform des Abstammungsrechts ist längst überfällig", betont die BIG. "Es geht um die rechtliche Absicherung von Kindern und um die Anerkennung der Lebenswirklichkeit von Regenbogenfamilien. Jedes Kind hat das Recht auf rechtliche Absicherung durch seine Eltern von Geburt an."

Familien und Interessierte, die an den Veranstaltungen teilnehmen möchten, können weitere Informationen auf den Webseiten der lokalen LGBTQ+-Organisationen finden oder direkt mit den Veranstalter:innen Kontakt aufnehmen. Für viele Familien ist der Tag nicht nur ein politisches Statement, sondern auch eine Gelegenheit, sich mit anderen Regenbogenfamilien zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.


EHRC-Richtlinien zu Unisex-Räumen: Was die britische Entscheidung für trans Menschen bedeutet - und wie anders Deutschland ist

Neue Richtlinien des britischen Gleichstellungs- und Menschenrechtsausschusses (EHRC) zu geschlechtsspezifischen Räumen haben in Großbritannien für große Besorgnis in der LGBTQ+-Community gesorgt. Die nicht-gesetzlichen Richtlinien, die auf PinkNews ausführlich diskutiert wurden, sorgen für erhebliche Kontroversen und werfen die Frage auf, welche Auswirkungen sie auf die Rechte von transgender Personen haben könnten.

Was besagt die EHRC-Richtlinie tatsächlich?

Die neuen Richtlinien wurden am 25. April veröffentlicht und folgten einem Urteil des britischen Supreme Court vom 16. April, das festlegte, dass die rechtliche Definition einer "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz von 2010 (Equality Act) sich ausschließlich auf "biologische" Frauen bezieht und damit trans Frauen ausschließt.

Die wohl beunruhigendste Empfehlung der EHRC-Richtlinien besagt, dass trans Frauen keine Fraueneinrichtungen und trans Männer keine Männereinrichtungen nutzen sollten. Noch problematischer ist jedoch, dass die Richtlinien auch empfehlen, dass trans Frauen unter "bestimmten Umständen" auch von Männereinrichtungen ausgeschlossen werden sollten – und trans Männer von Fraueneinrichtungen. Dies führt im Extremfall dazu, dass trans Personen nur noch Unisex-Toiletten nutzen könnten.

Gleichzeitig argumentiert die EHRC, dass es nicht unbedingt notwendig sei, geschlechtsneutrale Einrichtungen überhaupt bereitzustellen. Dies könnte dazu führen, dass trans Menschen in manchen Situationen überhaupt keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen hätten – eine Form der Diskriminierung, die viele als inakzeptabel ansehen.

Deutschland geht einen völlig anderen Weg

Im direkten Gegensatz zu dieser Entwicklung in Großbritannien hat Deutschland erst kürzlich einen bedeutenden Schritt in die entgegengesetzte Richtung unternommen. Im April 2024 verabschiedete der Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz, das im August 2024 in Kraft treten wird.

Dieses Gesetz ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 und ermöglicht es trans und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen – ohne "Expertengutachten" oder medizinische Atteste vorlegen zu müssen, wie es bisher der Fall war.

"Deutschland hat damit einen wichtigen Schritt gemacht, um trans Personen mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen und ihre Menschenwürde zu respektieren", erklärt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans*. "Die Entwicklung in Großbritannien zeigt leider, dass Rechte von trans Personen auch wieder eingeschränkt werden können."

Unterschiedliche Entwicklungen in Europa

Die gegensätzlichen Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien sind symptomatisch für eine zunehmende Polarisierung in Europa, was die Rechte von trans Personen betrifft. Laut der Trans Rights Map 2024 der Organisation Transgender Europe (TGEU) gibt es in Europa immer größere Unterschiede bei der rechtlichen Anerkennung und dem Schutz von trans Personen.

Während Länder wie Deutschland, Spanien und die skandinavischen Staaten ihre Gesetze liberalisieren und den Zugang zu rechtlicher Anerkennung vereinfachen, gibt es in anderen Ländern wie Großbritannien, Ungarn und Teilen Osteuropas Rückschritte oder Stillstand.

Welche Auswirkungen haben die britischen Richtlinien?

Es ist wichtig zu betonen, dass die EHRC-Richtlinien nicht rechtlich bindend sind. Das britische Gleichstellungsgesetz von 2010 bietet nach wie vor Schutz vor Diskriminierung – auch für trans Personen. Die Organisation TransActual hat einen ausführlichen Leitfaden veröffentlicht, der die weiterhin geltenden Schutzrechte erklärt.

Dennoch könnten die Richtlinien als Grundlage für künftige gesetzliche Änderungen dienen. Der britische Premierminister Keir Starmer und Gesundheitsminister Wes Streeting haben bereits ihre Unterstützung für mögliche Gesetzesänderungen signalisiert.

Für trans Personen in Deutschland ist diese Entwicklung trotz der positiven Gesetzeslage hierzulande beunruhigend. "Was in anderen Ländern passiert, hat auch Auswirkungen auf den Diskurs in Deutschland", erklärt Tessa Ganserer, trans Bundestagsabgeordnete der Grünen. "Wir müssen wachsam bleiben und dürfen Errungenschaften nicht als selbstverständlich ansehen."

Die gesellschaftliche Debatte

Die britischen EHRC-Richtlinien sind Teil einer breiteren gesellschaftlichen Debatte über die Rechte von trans Personen, die auch in Deutschland geführt wird – wenn auch mit deutlich anderen Vorzeichen. Während das Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland von einer breiten parlamentarischen Mehrheit getragen wurde, gibt es auch hier Stimmen, die eine restriktivere Politik fordern.

Die deutschen medizinischen Fachverbände haben inzwischen klargestellt, dass sie geschlechtsangleichende Maßnahmen weiterhin anbieten werden, unabhängig vom rechtlichen Geschlechtseintrag – ein wichtiger Unterschied zur britischen Situation, wo auch der medizinische Zugang zu Behandlungen zunehmend erschwert wird.

Für trans Personen in Deutschland bleibt die Situation also deutlich besser als in Großbritannien. Dennoch sind die Ereignisse im Vereinigten Königreich eine Mahnung, dass Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten nie als selbstverständlich angesehen werden sollten.


Der Trump-Effekt in Köln: US-Sponsor*innen ziehen sich vom CSD zurück - Ein Alarmzeichen für die deutsche LGBTQ+-Community?

Mehrere amerikanische Unternehmen haben ihre finanzielle Unterstützung für den Kölner Christopher Street Day (CSD) beendet, wie kürzlich vom Vorstand des Cologne Pride bekanntgegeben wurde. Die Ursprungsmeldung findet sich bei queer.de, wo berichtet wird, dass diese Entscheidung eine direkte Reaktion auf das veränderte politische Klima in den USA darstellt. Besonders besorgniserregend: Einige dieser Unternehmen hatten sich zuvor seit Jahrzehnten für die Ziele des CSD engagiert.

Die Trump-Politik als Auslöser

Der Hintergrund dieser Entwicklung ist ein besorgniserregender Trend in den USA unter der Regierung von Donald Trump. Die politische Landschaft in den Vereinigten Staaten hat sich deutlich zum Nachteil der LGBTQ+-Community verändert. Laut Kölnischer Rundschau umfassen diese Maßnahmen unter anderem die Nichtanerkennung von mehr als zwei Geschlechtern, ein Verbot für Transsexuelle in den Streitkräften und die Streichung von Schutzmaßnahmen für queere Menschen bei Bundesaufträgen. Zudem wurden diverse Programme zur Förderung von Vielfalt, Inklusion und Gleichstellung eingestellt.

Die Konsequenzen dieser Politik sind nun auch in Deutschland spürbar. Hugo Winkels, Vorstandsmitglied von Cologne Pride, warnte im WDR-Interview: "Europa darf nun nicht auch noch den Weg der USA gehen, wo die Rechte von Menschen aus der LGBTI-Community massiv eingeschränkt werden."

Parallelen in Deutschland?

Die Entwicklung in Köln wirft ein Schlaglicht auf mögliche Parallelen in Deutschland. "Leider erleben wir aber in Deutschland auch schon eine gesellschaftliche Stimmung, die zivilgesellschaftliches Engagement und Spendenbereitschaft einschränkt", so Winkels in einer Stellungnahme, die von MOPO zitiert wurde.

Diese Bedenken kommen zu einer Zeit, in der auch in Deutschland zunehmend rechtspopulistische Stimmen an Einfluss gewinnen und traditionelle Werte sowie Geschlechterrollen wieder stärker betont werden. Experten und Aktivist*innen beobachten mit Sorge, dass das gesellschaftliche Klima auch hierzulande rauer werden könnte.

Auswirkungen auf den Kölner CSD

Der Kölner CSD ist eine der größten Pride-Veranstaltungen Europas. Im vergangenen Jahr zog die Parade laut tagesschau.de rund 1,2 Millionen Besucher*innen an, mit 65.000 Teilnehmer*innen und 250 Gruppen, darunter 90 Festwagen. Die finanzielle Unterstützung durch Unternehmen ist daher für die Organisation einer solchen Großveranstaltung von enormer Bedeutung.

Winkels betont, dass die Existenz des CSD im Jahr 2025 trotz des Sponsorenrückzugs nicht gefährdet sei. Dennoch mache ihm die Entwicklung mittelfristig Sorgen. Die Freien Wähler haben inzwischen gefordert, die Namen der abgesprungenen Sponsor*innen offenzulegen, damit die Community wisse, "wer den CSD noch unterstützt und wer sich davon distanziert", wie Radio Köln berichtet.

Ein globaler Trend mit lokalen Auswirkungen

Der Rückzug von US-Sponsoren vom Kölner CSD verdeutlicht, wie sehr globale politische Entwicklungen lokale LGBTQ+-Veranstaltungen beeinflussen können. Es zeigt auch, dass Unternehmen, die ihr Engagement für Vielfalt und Inklusion oft als Teil ihrer Unternehmenskultur betonen, dieses unter politischem Druck überdenken.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist dies ein Alarmzeichen. Es unterstreicht die Notwendigkeit, Errungenschaften im Bereich der Gleichstellung und Akzeptanz aktiv zu verteidigen und lokale Unterstützungsnetzwerke zu stärken. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob es sich um eine vorübergehende Entwicklung handelt oder ob die Community langfristige Strategien entwickeln muss, um ihre Veranstaltungen und Strukturen auch mit weniger Unternehmensunterstützung aufrechtzuerhalten.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Kölner CSD ein wichtiges Symbol für Vielfalt und Inklusion in Deutschland - und ein Zeichen dafür, dass die Community auch in schwierigen Zeiten zusammensteht.


Transfeindliche Gewalt in Los Angeles: 61-jährige Frau brutal angegriffen - Täter auf der Flucht

Die Los Angeles Police Department (LAPD) hat Überwachungsbilder von drei Männern veröffentlicht, die verdächtigt werden, eine 61-jährige Transgender-Frau angegriffen zu haben. Wie PinkNews berichtet, ereignete sich der Vorfall am 8. April, während das Opfer in ihrem Geschäft im Stadtteil Westlake war. Diese brutale Tat reiht sich in eine besorgniserregende globale Zunahme transfeindlicher Gewalt ein - ein Phänomen, das auch in Deutschland zu beobachten ist.

Brutale Angriffsserie mit transfeindlichem Motiv

Laut Polizeibericht betrat einer der Verdächtigen zunächst das Geschäft der Frau und begann, mit ihr zu flirten. Nachdem sie seine Annäherungsversuche zurückgewiesen hatte, verließ er den Laden, kehrte jedoch später zurück und stieß sie zu Boden. Der Täter soll sie sexuell belästigt haben, bis er bemerkte, dass sie transgender ist.

Was folgte, war eine erschreckende Eskalation der Gewalt: Der Hauptverdächtige drohte, die Frau zu töten, und kehrte in den folgenden Tagen mehrmals mit zwei Komplizen zurück. In separaten Vorfällen wurde das Opfer mit einem Skateboard geschlagen, mit Pfefferspray attackiert, mit einer unbekannten Flüssigkeit übergossen und mit einem Taser bedroht.

Parallele Entwicklungen in Deutschland

Diese Form von Hassverbrechen ist leider auch in Deutschland keine Seltenheit. Laut Daten des Berliner Anti-Gewalt-Projekts MANEO hat die Zahl der polizeilich registrierten queerfeindlichen Straftaten in der Hauptstadt im Jahr 2023 mit 588 Fällen einen traurigen Höchststand erreicht. Bundesweit registrierte die Polizei im Jahr 2022 über 1.400 Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen, wie das Bundesinnenministerium mitteilte.

Besonders besorgniserregend: Studien der EU-Grundrechteagentur zeigen, dass Transgender-Personen noch stärker von Gewalt betroffen sind als andere Gruppen innerhalb der LGBTQ+-Community. 14% der LGBTI-Personen in Deutschland gaben an, in den fünf Jahren vor der Umfrage körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt zu haben - eine Zunahme im Vergleich zu früheren Erhebungen.

Rechtlicher Schutz - Fortschritte und Herausforderungen

Deutschland hat im April 2024 mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Meilenstein im Schutz der Rechte von Transgender-Personen erreicht. Das am 1. November in Kraft getretene Gesetz ermöglicht es trans- und nicht-binären Menschen, ihre Geschlechtsidentität und ihren Vornamen durch ein vereinfachtes Verwaltungsverfahren zu ändern, ohne wie bisher psychiatrische Gutachten vorlegen zu müssen.

"Trotz der rechtlichen Fortschritte sehen wir eine besorgniserregende Zunahme von Hassverbrechen", erklärt Henny Engels vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Der Fall aus Los Angeles zeigt ein erschreckendes Muster, das wir auch in Deutschland beobachten: Diskriminierung, die in Belästigung und schließlich in körperliche Gewalt umschlägt."

Community-Unterstützung und Prävention

In Deutschland bieten zahlreiche Organisationen Unterstützung für Betroffene transfeindlicher Gewalt an. Dazu gehören spezialisierte Beratungsstellen wie TransInterQueer e.V. in Berlin oder das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen", das auch für Transgender-Frauen zugänglich ist.

Die Berliner Polizei hat außerdem mit der Einrichtung spezieller Ansprechpersonen für LGBTQ+-Angelegenheiten einen wichtigen Schritt zur besseren Erfassung und Verfolgung queerfeindlicher Straftaten unternommen. Dennoch bleiben die Dunkelziffern hoch, da viele Betroffene aus Angst oder mangelndem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten.

Handlungsbedarf bleibt bestehen

Der Fall aus Los Angeles macht deutlich, dass trotz rechtlicher Fortschritte noch viel zu tun bleibt, um transfeindliche Gewalt einzudämmen - sowohl in den USA als auch in Deutschland. Expertinnen und Experten fordern eine verbesserte Erfassung von Hassverbrechen, mehr Sensibilisierung bei Polizei und Justizbehörden sowie gezielte Präventionsmaßnahmen.

Die LAPD bittet derweil die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Identifizierung der Verdächtigen. Personen mit Informationen werden gebeten, sich an die zuständige Polizeidienststelle zu wenden. Für deutsche Betroffene transfeindlicher Gewalt stehen neben den Polizeibehörden auch spezialisierte Beratungsstellen zur Verfügung, die vertrauliche Unterstützung bieten.


Die Top-Kandidaten für das Papstamt und ihre Positionen zu LGBTQ+-Rechten

Einige Kardinäle vertreten deutlich progressivere Ansichten als andere – ein Überblick nach dem Tod von Papst Franziskus. Basierend auf einem Bericht von Pink News zeigen wir, welche Auswirkungen die Wahl des nächsten Papstes auf die LGBTQ+-Community haben könnte.

Nach dem Tod von Papst Franziskus am 21. April werden mehrere Namen als mögliche Nachfolger für das Oberhaupt der katholischen Kirche genannt. Obwohl der 88-jährige Franziskus, der 2013 nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. Papst wurde, seit einiger Zeit krank war, schien er auf dem Weg der Besserung zu sein und spendete sogar am Ostersonntag trotz seiner Gebrechlichkeit den Segen vom Petersdom in Rom.

Die Trauer in der katholischen Welt ist groß. Das Begräbnis wurde für Samstag, den 26. April, angesetzt. Theoretisch kann jeder getaufte katholische Mann zum Papst gewählt werden. Doch seit Jahrhunderten wird der Papst aus dem Kreis der Kardinäle gewählt, die bei einem Konklave über den nächsten Pontifex abstimmen werden.

Das Wahlverfahren des neuen Papstes

Zur Wahl eines neuen Papstes wird von jedem Kardinal unter 80 Jahren erwartet, nach Rom zu reisen. In der Sixtinischen Kapelle schreiben die Kardinäle den Namen ihres gewählten Kandidaten auf einen Stimmzettel, der in einen Kelch gelegt wird. Täglich werden vier Wahlgänge durchgeführt, bis ein Kandidat zwei Drittel der Stimmen erhält. Die Öffentlichkeit darf die Abstimmung nicht mitverfolgen, wird aber durch weißen Rauch aus dem Schornstein des Vatikans über die endgültige Entscheidung informiert.

Während in Deutschland die katholische Kirche als eine der LGBTQ+-freundlichsten in Europa gilt, könnte die Wahl des nächsten Papstes weitreichende Folgen für die Haltung der weltweiten Kirche zu LGBTQ+-Themen haben. Im November 2022 reformierte die deutsche Kirche ihr Arbeitsrecht, sodass niemand mehr aufgrund von Homosexualität, Bisexualität oder Transgeschlechtlichkeit entlassen werden darf. Doch wie stehen die möglichen Papst-Kandidaten zu diesen Themen?

Die wichtigsten Kandidaten und ihre LGBTQ+-Positionen

Pietro Parolin gilt als relativ liberal und diplomatisch, obwohl seine Bilanz in LGBTQ+-Fragen nicht unproblematisch ist. Am 5. April 2019 stimmte er als Staatssekretär des Vatikans einem Treffen mit internationalen Anwälten und Vertretern der Zivilgesellschaft zu, um deren Forderung nach einer päpstlichen Stellungnahme gegen Konversionstherapien anzuhören. Allerdings erneuerte er nicht die Verurteilung der Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen durch den Heiligen Stuhl.

Parolin hat sich negativ über "Gender-Ideologie" geäußert und sie als "äußerst gefährlich" bezeichnet, "weil sie Unterschiede in ihrem Anspruch, alle gleich zu machen, zunichte macht." Andererseits hat er den Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch durch Geistliche und Homosexualität zurückgewiesen und ihn als "schwerwiegende und wissenschaftlich unhaltbare Verbindung" bezeichnet. In Deutschland wurde er bei Buchmachern als Favorit für die Nachfolge gehandelt.

Luis Antonio Tagle wird von vielen als ähnlich in seinen Ansichten wie der verstorbene Papst Franziskus angesehen. Wie Franziskus unterstützt er einen mitfühlenden Umgang mit marginalisierten Gruppen wie Migranten und Flüchtlingen, obwohl er die Ablehnung der Kirche gegenüber gleichgeschlechtlicher Ehe, Abtreibung und Verhütung unterstützt.

Dennoch scheint er eine relativ mitfühlende Sicht auf LGBTQ+-Menschen zu haben. Bei einer katholischen Jugendkonferenz in London im Jahr 2015 sagte Tagle: "Die harten Worte, die in der Vergangenheit verwendet wurden, um Schwule, Geschiedene und Getrennte, unverheiratete Mütter usw. zu bezeichnen, waren früher ziemlich streng." 2017 leitete er in den Philippinen eine Social-Media-Initiative namens "Lazarus-Projekt", die zur Akzeptanz von LGBTQ+-Menschen in Kirchen aufrief, und 2019 forderte er die katholische Jugend auf, LGBTQ+-Menschen nicht zu diskriminieren.

Peter Turkson vertritt trotz seiner Herkunft aus Ghana, einem Land mit äußerst negativen Ansichten über LGBTQ+-Menschen, die Meinung, dass Homosexualität kein kriminelles Vergehen sein sollte. Gegenüber der BBC erklärte er: "LGBT-Menschen dürfen nicht kriminalisiert werden, weil sie kein Verbrechen begangen haben. Es ist an der Zeit, mit der Aufklärung zu beginnen, um den Menschen zu helfen, diese Realität, dieses Phänomen zu verstehen. Wir brauchen viel Bildung, um den Menschen zu helfen, einen Unterschied zwischen Verbrechen und Nicht-Verbrechen zu machen."

Der Kardinal verwies auch darauf, dass es in einer der ghanaischen Sprachen, Akan, einen Ausdruck für "Männer, die sich wie Frauen verhalten, und Frauen, die sich wie Männer verhalten" gibt. Dies zeige, dass Homosexualität keine Übernahme aus dem Westen sei. Seine Ansichten stehen im Widerspruch zu denen römisch-katholischer Bischöfe in Ghana, die Homosexualität als "verabscheuungswürdig" bezeichnen.

Péter Erdő gilt als einer der konservativsten Anwärter auf das Papstamt. Er lehnt es ab, dass wiederverheiratete Katholiken die Heilige Kommunion empfangen – es sei denn, sie verzichten auf Sex. Er ist auch entschieden gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Zudem hat er sich für die Regierung des rechten, homophoben ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán ausgesprochen. Ungarn machte kürzlich Schlagzeilen mit dem Verbot von LGBTQ+-Pride-Märschen, was in Deutschland auf scharfe Kritik stieß.

Matteo Zuppi ist eine sehr liberale Figur. Der Kardinal verteidigte entschieden die Linie von Papst Franziskus zu Fiducia Supplicans, die es katholischen Priestern erlaubt, Paare in unregelmäßigen Situationen, einschließlich gleichgeschlechtlicher Paare, zu segnen. Er sagte, das Dokument zeige "den liebevollen Blick der Kirche auf alle Kinder Gottes, ohne die Lehren des Lehramtes zu untergraben." Bereits 18 Monate zuvor hatte Zuppi die kirchliche Segnung eines männlichen Paares in seiner Erzdiözese erlaubt.

José Tolentino Calaça de Mendonça ist Dichter, Bibelwissenschaftler und Pädagoge in seinem Heimatland Portugal und ein Prälat, der laut dem Kardinalskollegium eindeutig auf der "progressiven" Seite steht. Sein Ansatz besteht darin, "Hass abzulehnen", und er "bemüht sich, gleichgeschlechtlich orientierte Menschen, Geschiedene und zivilrechtlich 'Wiederverheiratete' einzubeziehen und sich mit Muslimen, Juden und den Anliegen von Migranten auseinanderzusetzen", so das Kollegium.

Mario Grech, der Generalsekretär der Bischofssynode, ist ein weiterer Kandidat, der LGBTQ+-Menschen positiv gegenübersteht und sich bereits für eine größere Akzeptanz von LGBTQ+-Mitgliedern in der Kirche eingesetzt hat.

Pierbattista Pizzaballa, von Newsweek als "weicher Konservativer" beschrieben, hat sich kaum öffentlich zu LGBTQ+-Rechten geäußert. Das Kardinalskollegium beschreibt seine Ansichten in sehr traditioneller Sprache und betont seinen Glauben an "die Zentralität Christi in der Eucharistie, seine inbrünstige marianische Hingabe und seinen starken Glauben an den Weg der Heiligung durch Trübsal in diesem großen Schmelztiegel des Leidens, der der Nahe Osten ist."

Robert Sarah ist wahrscheinlich der offenste LGBTQ+-Gegner auf dieser Liste. Er hat sich gegen die Fiducia Supplicans ausgesprochen, die Vatikanische Erklärung, die es Geistlichen erlaubt, gleichgeschlechtliche Paare in bestimmten Szenarien zu segnen, und hat sich gegen Versuche gewandt, Schwulen und Lesben rechtliche Anerkennung zu verschaffen. Er ist auch vehement gegen "Gender-Ideologie" und bezeichnet sie und den Islamischen Staat (ISIS) als "zwei Radikalisierungen", die die Familie bedrohen.

Bedeutung für die deutsche katholische Kirche

Für die katholische Kirche in Deutschland, die in den letzten Jahren wichtige Schritte zur Akzeptanz von LGBTQ+-Menschen unternommen hat, könnte die Wahl des nächsten Papstes entscheidend sein. Die deutsche Kirche hat 2022 ihr Arbeitsrecht reformiert, um Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität zu verhindern, und gilt als eine der LGBTQ+-freundlichsten in Europa.

Während Papst Franziskus 2023 die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubte und betonte, dass Homosexualität kein Verbrechen sei, könnte ein konservativerer Nachfolger wie Kardinal Sarah oder Erdő diese Fortschritte gefährden. Andererseits könnten progressive Kandidaten wie Zuppi oder Grech den Weg für eine noch inklusivere Kirche ebnen.

Das Ergebnis des Konklaves wird daher auch in Deutschland mit Spannung erwartet, wo die Debatte über die Rolle der Kirche in der modernen Gesellschaft und ihre Haltung zu LGBTQ+-Themen besonders intensiv geführt wird.


Polen schafft letzte "LGBT-freie Zone" ab - Wichtiger Meilenstein für die queere Community

Polen hat offiziell seine letzte "LGBT-freie Zone" abgeschafft, wie zuerst von PinkNews berichtet wurde. Der Gemeinderat von Łańcut, einer Stadt im Südosten des Landes, stimmte am 24. April 2025 für die Aufhebung der diskriminierenden Regelung. Dies markiert das Ende einer sechs Jahre währenden Politik, die europaweit für Kritik und Empörung sorgte.

Das Ende einer diskriminierenden Ära

Im Jahr 2019 erklärten sich etwa 100 polnische Gemeinden und Landkreise zu "LGBT-freien Zonen". Diese Resolutionen, eingeführt unter der damaligen rechtskonservativen Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), verpflichteten die lokalen Behörden, "LGBT-Ideologie" zu bekämpfen und Toleranz nicht zu fördern. Für Nichtregierungsorganisationen, die sich für Gleichberechtigung einsetzten, wurden Fördergelder gestrichen.

Die Europäische Kommission reagierte mit harten Maßnahmen und fror EU-Fördergelder für diese Regionen ein. Das Europäische Parlament verurteilte die Zonen in einer Resolution als Teil eines "breiteren Kontexts von Angriffen gegen die LGBTI-Gemeinschaft in Polen". Der Oberste Verwaltungsgerichtshof Polens (NSA) urteilte 2022, dass diese Resolutionen gegen "die Würde, Ehre, den guten Namen und das damit eng verbundene Privatleben einer bestimmten Gruppe von Einwohnern" verstießen und erklärte sie für verfassungswidrig.

Deutschland und Polen im Vergleich

Der Fall der "LGBT-freien Zonen" in Polen verdeutlicht die nach wie vor bestehenden Unterschiede zwischen Deutschland und seinem östlichen Nachbarn in Bezug auf LGBTQ+-Rechte. Während in Deutschland seit 2017 die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt ist und queere Menschen durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung geschützt sind, fehlen in Polen entsprechende Gesetze.

Homosexualität wurde in Polen zwar bereits 1932 entkriminalisiert – früher als in vielen anderen europäischen Ländern – doch die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften steht bis heute aus. Die polnische Verfassung definiert die Ehe ausschließlich als Verbindung zwischen Mann und Frau.

Aktuelle politische Entwicklungen

Der politische Wandel in Polen nach der Abwahl der PiS-Regierung im Jahr 2023 hat zu ersten Fortschritten geführt. Dennoch hat der polnische Präsident Andrzej Duda kürzlich einen Gesetzentwurf gegen LGBTQ+-feindliche Hassrede an das Verfassungsgericht überwiesen, mit der Begründung, dass er das verfassungsmäßige Recht auf freie Meinungsäußerung verletzen könnte.

Der Gesetzentwurf hätte die bestehenden Hassrede-Gesetze Polens, die bereits "öffentliche Beleidigung aufgrund nationaler, ethnischer, rassistischer oder religiöser Zugehörigkeit" unter Strafe stellen, um die Kategorien sexuelle Orientierung, Geschlecht, Alter und Behinderung erweitert. Bei Verstoß drohen bis zu drei Jahre Haft.

Gesellschaftliche Akzeptanz im Wandel

Laut einer aktuellen Studie von Ipsos ist die Akzeptanz von LGBTQ+-Personen in Deutschland generell hoch, jedoch gibt es auch hier Anzeichen für zunehmend queerfeindliche Ansichten, besonders unter jungen Männern. In Polen ist die gesellschaftliche Akzeptanz deutlich geringer, was teilweise auf den starken Einfluss der katholischen Kirche zurückzuführen ist.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es in Polen eine aktive LGBTQ+-Bewegung, die unermüdlich für Gleichberechtigung kämpft. Die Abschaffung der letzten "LGBT-freien Zone" ist ein symbolisch wichtiger Sieg, der Hoffnung auf weitere Fortschritte macht.

Blick in die Zukunft

Die Friedrich Naumann Stiftung betont, dass in Polen noch viel Arbeit bevorsteht, um LGBTQ+-Rechte auf das Niveau westeuropäischer Länder zu bringen. Die Einführung einer eingetragenen Partnerschaft wäre ein erster wichtiger Schritt. Ermutigend ist jedoch, dass die aktuelle polnische Regierung unter Ministerpräsident Donald Tusk bereits signalisiert hat, sich für die Verbesserung der Situation einsetzen zu wollen.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist die Entwicklung in Polen ein Anlass, die Solidarität mit polnischen Aktivisten zu stärken und den grenzüberschreitenden Dialog zu fördern. Initiativen wie der deutsch-polnische LGBTQ+-Dialog tragen dazu bei, Brücken zu bauen und gemeinsame Strategien für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung zu entwickeln.

Die Abschaffung der letzten "LGBT-freien Zone" in Polen markiert nicht das Ende, sondern vielmehr einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu vollständiger Gleichstellung und Akzeptanz der LGBTQ+-Community in ganz Europa.


Neuer Meilenstein für sexuelle Aufklärung: 5. Mai wird zum Internationalen Tag des Fistens erklärt

Der in Berlin ansässige Verein "Fist Club Europe e.V." hat den 5. Mai offiziell zum "Internationalen Tag des Fistens" erklärt, wie auf der Nachrichtenseite queer.de berichtet wurde. Die Initiative zielt darauf ab, mehr Sichtbarkeit, Aufklärung und Akzeptanz für diese sexuelle Praxis zu schaffen, die besonders in Teilen der queeren Community verbreitet ist.

Aufklärung und Enttabuisierung im Fokus

"Fisting ist mehr als nur eine sexuelle Technik – es ist ein Ausdruck von Intimität, Vertrauen und Freiheit. Der 5. Mai soll ein Tag sein, an dem wir diese Praxis mit Respekt, Stolz und Aufklärung sichtbar machen", erklärte Balian Richter, Sprecher des Fist Club Europe. Die Praxis des Analfistings, bei der mehrere Finger bis hin zu einer oder mehreren Händen in den Anus eingeführt werden, erfordere ein hohes Maß an Kommunikation, Einvernehmlichkeit und Vertrauen zwischen den Beteiligten.

Der Verein betont die Wichtigkeit fundierter Aufklärung: "Wir sehen einen dringenden Bedarf, nicht nur die Sichtbarkeit zu erhöhen, sondern vor allem Mythen aktiv abzubauen und einen sachlichen, gesundheitsbewussten Diskurs über Fisting zu ermöglichen, der auf Fakten basiert", so Richter weiter. Studien zeigen tatsächlich, dass es in der LGBTQ+-Community einen besonderen Bedarf an spezifischen Informationen zur sexuellen Gesundheit gibt, der oft nicht ausreichend gedeckt wird.

Symbolik und Geschichte hinter dem Datum

Die Wahl des 5. Mai als Internationalen Tag des Fistens erfolgte bewusst, da die Zahl 5 symbolisch für die fünf Finger einer Hand steht. Der Fist Club Europe strebt an, diesen Tag weltweit als Symbol für eine Form sexueller Intimität zu etablieren, "die oft privat gelebt wird, aber in vielen queeren Lebensrealitäten fest verankert ist".

Interessanterweise existiert bereits seit 2011 ein "International Fisting Day" am 21. Oktober, der in den USA ins Leben gerufen wurde. Dieser fokussiert sich jedoch hauptsächlich auf Fragen der Zensur und Repräsentation in der Pornografie. Der neue Aktionstag am 5. Mai hingegen legt den Schwerpunkt auf die gelebte Praxis innerhalb der weltweiten schwulen Community. "Unser Ziel ist nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung", betont Richter.

Im Kontext der Berliner LGBTQ+-Geschichte

Die Initiative reiht sich ein in Berlins lange Tradition als Vorreiter für LGBTQ+-Rechte und sexuelle Freiheit. Bereits in den 1920er Jahren war Berlin ein europäisches Zentrum für die homosexuelle Emanzipationsbewegung – mit dem Wissenschaftlich-Humanitären Komitee, der weltweit ersten Organisation für Homosexuellenrechte, die 1897 in Berlin gegründet wurde. Nach den dunklen Jahren der NS-Verfolgung hat sich besonders seit den 1970er Jahren wieder eine lebendige und vielfältige queere Kultur in der Hauptstadt entwickelt.

Der erst im März 2024 gegründete Fist Club Europe plant, den neuen Aktionstag künftig mit eigenen Informations- und Aufklärungsangeboten zu begleiten. Teil der Vereinsarbeit soll auch die Errichtung einer "Fisting Schule" sein, die Wissen über sichere Praktiken, Hygiene und Einvernehmlichkeit vermitteln will.

Sexuelle Gesundheit und Aufklärung

Experten für sexuelle Gesundheit unterstreichen die Wichtigkeit umfassender Aufklärung über alle Formen sexueller Praktiken. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betont, dass sachliche Information über verschiedene sexuelle Praktiken, ohne Tabuisierung, ein wichtiger Bestandteil präventiver Gesundheitsarbeit ist. Bei Praktiken wie Fisting, die spezifische Risiken bergen können, ist fundiertes Wissen besonders wichtig, um Verletzungen oder Infektionen vorzubeugen.

In diesem Sinne kann die Initiative des Fist Club Europe als Beitrag zur Gesundheitsförderung in einem oft tabuisierten Bereich verstanden werden. "Wir schaffen einen Tag, der aus der Mitte der Community entsteht – sichtbar, offen, selbstbewusst und respektvoll", fasst Richter die Ziele zusammen.


Kulturpolitischer Rückschritt? Wolfram Weimer und die LGBTQ+-Feindlichkeit im designierten Kulturressort

CDU-Chef Friedrich Merz hat den konservativen Journalisten und Medienunternehmer Wolfram Weimer als neuen Kulturstaatsminister vorgestellt, was in der deutschen Kulturszene bereits massive Kritik hervorruft. Wie queer.de berichtet, haben innerhalb von 24 Stunden bereits mehr als 10.000 Menschen eine Online-Petition unterzeichnet, die vor einer "konservativen Verengung" im Kulturbereich warnt.

LGBTQ+-feindliche Äußerungen in Weimers Schriften

Besonders problematisch erscheinen Weimers Äußerungen zu queeren Menschen in seinem 2018 erschienenen Buch "Das konservative Manifest: Zehn Gebote der neuen Bürgerlichkeit". Darin kritisiert der "Cicero"-Gründer offen, dass Menschen ihre Homosexualität heute nicht mehr wie früher verstecken. Coming-outs bezeichnet er neben anderen "Trends" abwertend als "diskursive Proletarisierung" und "Enttabuisierung".

In seinem Werk nutzt Weimer wiederholt das Schlagwort "Gender-Ideologie" als Codewort für seine Ablehnung gegenüber der LGBTQ+-Community. Der 60-jährige Christdemokrat behauptet, diese leugne "den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Bezogenheit von Mann und Frau". Stattdessen preist er die heterosexuelle Familie als "Bastion gegen die modernistische Kultur des Provisorischen".

Konservative Kulturpolitik als Bedrohung für Vielfalt?

Recherchen zeigen, dass Weimers Ernennung in der deutschen Kulturszene überwiegend auf Skepsis und Ablehnung stößt. Kritiker befürchten, dass unter seiner Leitung popkulturelle, emanzipative und progressive Ansätze unter Druck geraten könnten. Seine Ernennung wird von vielen als politisches Signal gegen die notwendige Vielfalt in der Kulturbranche verstanden.

Weimers konservative Positionen sind keine Einzelfälle im designierten Kabinett von Friedrich Merz. Mit Katherina Reiche hat Merz zudem eine Parteifreundin zur Wirtschaftsministerin nominiert, die ebenfalls durch homo- und transfeindliche Äußerungen aufgefallen ist. Die brandenburgische CDU-Politikerin hatte in der Vergangenheit queere Paare als "nicht normal" bezeichnet und behauptet, gleichgeschlechtliche Eheschließungen würden "unendliches Leid" verursachen.

Parallelen zu anderen europäischen Ländern

Der kulturpolitische Rechtsruck in Deutschland reiht sich in eine besorgniserregende europäische Entwicklung ein. In Ländern wie Ungarn und Polen haben rechtspopulistische Regierungen in den vergangenen Jahren systematisch kulturelle Einrichtungen umgebaut und queere Rechte beschnitten. Auch in Italien hat die Regierung unter Giorgia Meloni Kulturinstitutionen mit konservativen Vertreter:innen besetzt.

In Deutschland sorgen sich nun viele Kulturschaffende, dass öffentliche Kulturförderung künftig stärker an konservative Wertvorstellungen geknüpft werden könnte. Als Kulturstaatsminister wäre Weimer auch für die Deutsche Welle zuständig – was Kritiker als Interessenkonflikt sehen, da er selbst Medienunternehmer ist.

Breiter Widerstand formiert sich

Die Opposition gegen Weimers Ernennung wächst. Neben der bereits erwähnten Petition organisieren sich Kulturschaffende, queere Verbände und zivilgesellschaftliche Organisationen, um gegen die drohende konservative Ausrichtung der Kulturpolitik zu protestieren. Besonders in den urbanen Zentren Berlin, Hamburg und Köln, wo große queere Communities beheimatet sind, regt sich Widerstand.

Ob Weimer als Kulturstaatsminister tatsächlich seine konservativen Ansichten in konkrete Politik umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Für die LGBTQ+-Community in Deutschland stehen jedenfalls unruhige Zeiten bevor. Nach Jahren des gesellschaftlichen Fortschritts könnte die geplante konservative Wende im Kulturressort wichtige Errungenschaften gefährden.


Jens Spahn und das Sterbehilfe-Urteil: Ein kontroverser Aspekt seiner politischen Karriere

In der Debatte um Jens Spahns mögliche neue Rolle als Unionsfraktionschef wird oft übersehen, dass seine Amtszeit als Gesundheitsminister nicht nur durch die Corona-Pandemie geprägt war, sondern auch durch seinen umstrittenen Umgang mit dem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe im Februar 2020.

Das Urteil und Spahns Reaktion

Am 26. Februar 2020 erklärte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung (§ 217 StGB) für verfassungswidrig. Die Richter betonten, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht auch das Recht auf selbstbestimmtes Sterben umfasst – einschließlich der Freiheit, Suizidhilfe in Anspruch zu nehmen.

Doch Spahn, damals amtierender Bundesgesundheitsminister, zeigte sich zurückhaltend bei der Umsetzung dieses Urteils. Er positionierte sich deutlich als Vertreter einer konservativen Haltung, die den Schutz des Lebens als vorrangig gegenüber einer pragmatischen Umsetzung des Richterspruchs betrachtete.

Zögerliche Umsetzung und Hindernisse

Konkret blockierte Spahns Ministerium nach dem Urteil zunächst Anträge auf tödliche Medikamente für den assistierten Suizid. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das dem Gesundheitsministerium untersteht, wurde angewiesen, entsprechende Anträge nicht zu genehmigen. Dies führte zu erheblicher Kritik von Patientenrechtsorganisationen und liberalen Politikern, die darin eine Missachtung des höchstrichterlichen Urteils sahen.

In einer Stellungnahme begründete Spahn seine Haltung damit, dass es zunächst eine umfassende gesellschaftliche Debatte und eine gesetzliche Neuregulierung geben müsse, bevor tödliche Medikamente für Suizidwillige freigegeben werden könnten. Er betonte die Notwendigkeit, einen Ausgleich zwischen dem Recht auf Selbstbestimmung und dem Schutz vor Missbrauch zu finden.

Verschiedene Perspektiven auf Spahns Haltung

Für Befürworter eines konservativen Ansatzes in der Sterbehilfe-Debatte war Spahns Vorgehen ein wichtiges Signal. Sie sahen darin den Versuch, einer "Normalisierung" des assistierten Suizids entgegenzuwirken und vulnerable Personen zu schützen. Aus dieser Perspektive handelte Spahn verantwortungsbewusst, indem er auf eine sorgfältige Regulierung drängte.

Kritiker hingegen warfen dem damaligen Gesundheitsminister vor, sich über ein höchstrichterliches Urteil hinwegzusetzen und leidenden Menschen ihr verfassungsmäßiges Recht auf einen selbstbestimmten Tod zu verwehren. Das Verwaltungsgericht Köln gab dieser Sichtweise teilweise Recht, als es die pauschale Ablehnung von Anträgen auf tödliche Medikamente durch das BfArM für rechtswidrig erklärte.

Die aktuelle Situation

Bis heute, mehr als vier Jahre nach dem Urteil, gibt es keine klare gesetzliche Regulierung der Sterbehilfe in Deutschland. Im Bundestag wurden verschiedene Gesetzentwürfe diskutiert, aber keiner konnte bisher eine Mehrheit finden. Diese rechtliche Grauzone führt weiterhin zu Unsicherheiten bei Ärzten, Betroffenen und ihren Angehörigen.

Für Jens Spahn könnte seine Position in der Sterbehilfe-Debatte nun, da er als potenzieller Fraktionschef der Union im Gespräch ist, erneut in den Fokus rücken. Seine damalige Haltung zeigt exemplarisch, wie er als Politiker agiert: prinzipientreu aus konservativer Sicht, aber auch bereit, kontroverse Positionen zu vertreten – selbst wenn dies bedeutet, sich dem Zeitgeist entgegenzustellen.

Ein Ausblick

Sollte Spahn tatsächlich Unionsfraktionschef werden, dürfte seine Position zum Thema Sterbehilfe weiterhin von Bedeutung sein – nicht nur für die inhaltliche Ausrichtung der Union, sondern auch für mögliche zukünftige Gesetzesinitiativen in diesem Bereich. Seine Haltung in dieser ethisch komplexen Frage verdeutlicht, dass er trotz seiner Modernität in manchen gesellschaftspolitischen Fragen in anderen Bereichen fest in der konservativen Tradition seiner Partei verankert ist.

Diese Vielschichtigkeit macht Spahn zu einer interessanten politischen Figur, die sich nicht leicht in einfache Kategorien einordnen lässt – eine Eigenschaft, die ihm in seiner möglichen neuen Rolle als Fraktionschef sowohl nutzen als auch Herausforderungen bereiten könnte.


Grundrechte unter Beschuss: CSD Schönebeck vorzeitig aufgelöst – Ein Warnsignal für die queere Community

Am vergangenen Samstag erlebte die queere Community in Schönebeck einen beunruhigenden Eingriff in ihre Grundrechte: Der Christopher Street Day (CSD) wurde vorzeitig durch behördliche Anordnung beendet, wie queer.de berichtet. Die Veranstalter*innen sprechen von "Schikane und Willkür" und haben mittlerweile rechtliche Schritte eingeleitet. Dieser Vorfall wirft ernste Fragen zur Versammlungsfreiheit und zum Schutz queerer Veranstaltungen in Deutschland auf.

Chronologie eines umstrittenen Behördeneingriffs

Der CSD Schönebeck sollte eigentlich bis 22 Uhr dauern, wurde jedoch bereits zwischen 18 und 20 Uhr durch Polizei und Ordnungsamt aufgelöst. Als offizielle Begründung wurden zunächst Unstimmigkeiten mit dem Sicherheitspersonal angeführt. Laut MDR-Berichten hätten die Behörden hauptamtliche Sicherheitskräfte für einen Bereich mit Imbissbuden der Freiwilligen Feuerwehr verlangt – die Veranstalter*innen konnten jedoch nur ehrenamtliche Helfer*innen stellen.

Die Organisator*innen berichten jedoch von weiteren problematischen Details: So sei ihnen vom Ordnungsamt vorgeworfen worden, dass eine Rede "nicht politisch genug" gewesen sei und ein Liebeslied gespielt wurde. Der Veranstalter Falko Jentsch wurde laut eigener Aussage vom Ordnungsamt ermahnt: "Herr Jentsch, achten Sie auf ihren politischen Inhalt." Er beklagte gegenüber Queer4Mat: "Es wird nach den kleinsten Dingen gesucht, es irgendwie zu verhindern."

Ein verfassungsrechtlicher Skandal?

Der Vorfall hat in der queeren Community und bei Jurist*innen für Empörung gesorgt. Rechtsexpert*innen sehen hier einen klaren Verstoß gegen die im Grundgesetz verankerte Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG) und den Anspruch auf effektiven Rechtsschutz (Art. 19 Abs. 4 GG). Die vorzeitige Auflösung eines angemeldeten CSD ohne konkrete Gefährdungslage stellt einen schwerwiegenden Eingriff in verfassungsmäßig garantierte Grundrechte dar.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft SPDqueer hat in einer Stellungnahme am Montag betont: "Die vorzeitige Auflösung eines CSD durch Polizei und Ordnungsbehörden stellt einen gravierenden Eingriff dar, der queere Menschen massiv verunsichert und alte Ängste wachruft." Auch die Linke queer bezeichnet den Vorfall als "vollkommen inakzeptablen Eingriff in Grund- und Freiheitsrechte" und fordert personelle Konsequenzen im Ordnungsamt Schönebeck.

Ähnliche Vorfälle in Deutschland

Leider steht der Vorfall in Schönebeck nicht isoliert da. In den vergangenen Jahren haben sich die Angriffe auf queere Veranstaltungen in Deutschland gehäuft. In verschiedenen Bundesländern mussten Pride-Veranstaltungen verstärkt Polizeischutz anfordern, nachdem es zu Bedrohungen und tätlichen Angriffen gekommen war. Der Anstieg queerfeindlicher Gewalt ist dabei eng mit dem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte verbunden, die LGBTQ+-Rechte offen infrage stellen.

Besonders besorgniserregend ist, dass solche behördlichen Eingriffe in Nachbarländern wie Ungarn bereits zum System geworden sind. Dort hatte die Regierung erst im vergangenen Monat mehrere CSD-Veranstaltungen komplett verboten – ein Umstand, der in den sozialen Medien zu besorgten Vergleichen führte. Ein Nutzer kommentierte den Vorfall in Schönebeck mit den Worten: "Ungarn kommt nach Sachsen-Anhalt."

Kampf um Aufklärung und rechtliche Konsequenzen

Die Veranstalter*innen des CSD Schönebeck lassen sich nicht einschüchtern. Am Montagmorgen teilten sie auf Instagram mit, dass sie beim Landrat offiziell die "Herausgabe der relevanten Bescheide" beantragt haben. Bislang lägen ihnen "lediglich zwei Protokolle aus Kooperationsgesprächen sowie einige E-Mails vor – konkrete Genehmigungen oder Auflagen fehlen bislang."

In ihrer Stellungnahme betonen sie: "Eine friedliche Demo für Liebe und Vielfalt wurde von Behörden unterdrückt – ohne Vorwarnung, ohne Respekt für unsere Grundrechte. Wir wollten feiern, sichtbar sein, füreinander da sein – und wurden stattdessen mit Schikane und Willkür konfrontiert. Unsere Versammlungsfreiheit wurde mit Füßen getreten. Unsere Stimmen wurden ignoriert." Dennoch wollen sie weiterkämpfen.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Der Fall Schönebeck zeigt exemplarisch, wie fragil die Errungenschaften der LGBTQ+-Bewegung sein können und wie wichtig die konsequente Verteidigung von Grundrechten ist. Die SPDqueer fordert daher "eine offene Aufarbeitung durch Veranstalter*innen, Polizei und Behörden" und stellt die zentrale Frage, "wie CSDs auch in Zukunft sicher und ungestört stattfinden können."

Für die queere Community in Deutschland ist der Vorfall ein Weckruf: Die Versammlungsfreiheit und das Recht auf öffentliche Sichtbarkeit müssen aktiv verteidigt werden. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene wie die Organisator*innen des CSD Schönebeck rechtliche Schritte einleiten und öffentlich Widerspruch einlegen.

Mit Spannung wird nun die juristische Aufarbeitung des Falls beobachtet. Sollten Gerichte feststellen, dass die Behörden rechtswidrig gehandelt haben, könnte dies ein wichtiges Signal für die Stärkung der Rechte aller Demonstrierenden sein – und ein klares Zeichen, dass der Staat seine Schutzpflicht für Minderheiten ernst nehmen muss.


Homophobe Äußerungen in der Vergangenheit: Katherina Reiche soll Bundeswirtschaftsministerin werden

Die CDU hat am Montagmorgen ihr siebenköpfiges Personal für die Kabinettsposten in der neuen Koalition unter Friedrich Merz vorgestellt. Dabei soll nach Willen der Partei mit Katherina Reiche eine Politikerin zurückkehren, die in der Vergangenheit durch homophobe Äußerungen aufgefallen ist. Die Nachricht wurde zuerst von queer.de berichtet und löst besonders in der LGBTQ+-Community Besorgnis aus.

Reiche und ihre umstrittenen Aussagen zur Homosexualität

Die 51-jährige Katherina Reiche, die von 1998 bis 2015 Mitglied des Deutschen Bundestages war, hat in der Vergangenheit mehrfach mit ihren kontroversen Ansichten über Homosexualität für Aufsehen gesorgt. Im Jahr 2011 bezeichnete sie in einer Talkshow gleichgeschlechtliche Paare als "nicht normal" und suggerierte, dass sie automatisch schlechtere Eltern seien.

Besonders heftig kritisiert wurde ihre Aussage aus einem Interview mit der "Bild"-Zeitung im Jahr 2012: "Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Neben der Euro-Krise ist die demografische Entwicklung die größte Bedrohung unseres Wohlstands." Diese Äußerung stellte homosexuelle Beziehungen faktisch als Gefahr für Deutschland dar, was auch innerhalb der CDU zu scharfer Kritik führte und einen Shitstorm in sozialen Medien auslöste.

Auf Kritik an ihrer Position reagierte Reiche damals mit dem Vorwurf, dass diejenigen, "die am lautesten nach Toleranz rufen, selbst offenbar am wenigsten davon besitzen". Später behauptete sie sogar, dass die gleichgeschlechtliche Ehe "unendliches Leid" verursachen würde und warf Schwulen und Lesben "Hedonismus" vor.

Vom Bundestag in die Wirtschaft und zurück ins Kabinett

Nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag 2015 wechselte Reiche in die Wirtschaft. Zunächst war sie Hauptgeschäftsführerin beim Verband kommunaler Unternehmen (VKU), bevor sie 2019 einen Vorstandsposten bei einem Tochterunternehmen des Energiekonzerns E.ON übernahm. Seit 2020 ist sie Vorsitzende der Geschäftsführung von Westenergie und leitet den Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung.

Interessanterweise fiel E.ON nach ihrem Eintritt durch "Queerwashing" auf, während der Konzern im "LGBT+ Diversity Index" 2020 als schlechtester DAX-Arbeitgeber für queere Menschen eingestuft wurde.

Die LGBTQ+-Bilanz der designierten Ministerriege

Reiche ist nicht das einzige CDU-Kabinettsmitglied mit problematischen Positionen zu LGBTQ+-Themen. Der designierte Kanzleramtschef Thorsten Frei hat sich gegen den Schutz queerer Menschen im Grundgesetz und gegen das Selbstbestimmungsgesetz positioniert. Die vorgesehene Bildungsministerin Karin Prien versuchte sich mit einem Genderverbot bei Rechtsaußen zu profilieren, hat sich allerdings zuletzt gemäßigter geäußert und vor einem Kulturkampf gewarnt.

Während sich andere designierte Minister wie Karsten Wildberger (Digitalisierung), Nina Warken (Gesundheit) oder Patrick Schnieder (Verkehr) bisher kaum zu LGBTQ+-Rechten geäußert haben, ist bekannt, dass Schnieder 2017 gegen die Ehe für alle gestimmt hat. Der vorgesehene Außenminister Johann David Wadephul hingegen gehörte zu dem Viertel der Unionsfraktion, das damals für die Gleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen Paaren im Eherecht stimmte.

CSU-Minister durchweg gegen LGBTQ+-Gleichstellung

Auch bei den von der CSU benannten Ministern zeigt sich eine klare Tendenz gegen die Gleichbehandlung von LGBTQ+-Menschen. Alle drei designierten CSU-Minister – Dorothee Bär (Forschung), Alois Rainer (Landwirtschaft) und Alexander Dobrindt (Inneres) – stimmten 2017 gegen die Ehe für alle. Dorothee Bär fiel zudem 2023 durch ein Treffen mit dem für seine queerfeindlichen Positionen bekannten Florida-Gouverneur Ron DeSantis auf.

Ein Zeichen der Polarisierung in der deutschen Politik

Die Nominierung von Reiche und anderen Politikern mit queerfeindlichen Positionen für wichtige Regierungsämter steht im starken Kontrast zu den Fortschritten, die Deutschland in den letzten Jahren bei LGBTQ+-Rechten gemacht hat, wie die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes unter der Ampel-Koalition. Die Errungenschaften der letzten Jahre könnten nun auf dem Prüfstand stehen.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bedeutet die Rückkehr dieser Politiker in Machtpositionen eine Zeit der Unsicherheit. Ob und inwieweit die designierten Minister ihre früheren Positionen geändert haben, bleibt offen. Der offen schwule CDU-Abgeordnete Jens Spahn, der als möglicher Unionsfraktionschef gehandelt wird, könnte möglicherweise ein Gegengewicht innerhalb der Partei bilden.

Am 6. Mai soll Friedrich Merz zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik gewählt werden – vorausgesetzt, die SPD-Mitglieder stimmen dem Koalitionsvertrag zu. Die Abstimmung läuft noch bis Dienstag.


Betrug in Tuntenhausen: Wenn Gastfreundschaft ausgenutzt wird – Ein Warnruf für die queere Community

Ein Gastgeber in Tuntenhausen wurde durch einen Mann, den er über eine schwule Dating-Plattform kennenlernte und aus humanitären Gründen bei sich aufnahm, um Wertgegenstände bestohlen. Wie queer.de berichtet, verurteilte das Amtsgericht Rosenheim den 34-jährigen Täter zu einer Gefängnisstrafe von 20 Monaten. Der Fall zeigt beispielhaft, wie Vertrauen und Hilfsbereitschaft in der LGBTQ+-Community ausgenutzt werden können.

Der Fall im Detail

Im Februar 2024 suchte der 34-jährige gelernte Koch und Friseur über eine schwule Dating-Plattform nach einer kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit. Ein 49-jähriger Geschäftsführer aus Tuntenhausen nahm den angeblich obdachlosen Mann bei sich auf. Die Gastfreundschaft wurde jedoch schon am zweiten Tag bitter belohnt: Der Gast verschwand plötzlich – und mit ihm eine wertvolle Münzsammlung im Wert von rund 8.000 Euro.

Vor Gericht gab der Angeklagte die Tat zwar zu, versuchte sie jedoch als Racheakt darzustellen. Er behauptete, der Gastgeber habe ihn sexuell bedrängt und sogar eingesperrt. Das Opfer wies diese Behauptungen entschieden zurück und erklärte, er lebe mit seinem Lebenspartner zusammen und habe keinerlei Interesse daran gehabt, fremdzugehen.

Richterin Isabella Hubert sah es als erwiesen an, dass die Gutmütigkeit des Gastgebers ausgenutzt wurde. Aufgrund zahlreicher Vorstrafen in Deutschland und Österreich sowie der kurzen Zeit seit der letzten Haftentlassung kam eine Bewährungsstrafe nicht in Betracht.

Kein Einzelfall: Betrugsmaschen auf Dating-Plattformen

Der Fall in Tuntenhausen reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung von Betrugsdelikten, die über Dating-Plattformen begangen werden. Insbesondere LGBTQ+-Personen werden immer wieder Opfer von Diebstahl, Betrug oder sogar Gewalt, nachdem sie über Dating-Apps in Fallen gelockt wurden.

Zu den häufigsten Betrugsmaschen in Deutschland gehört das sogenannte Love Scamming oder Romance Scamming, bei dem Betrüger emotionale Bindungen aufbauen, um später finanzielle Vorteile zu erlangen. Eine neuere Variante ist der Tinder-Trading-Scam, bei dem Opfer überredet werden, in angebliche Kryptowährungen zu investieren.

Besonders alarmierend: Im Januar 2023 nahm die Polizei im hessischen Main-Taunus-Kreis mehrere Jugendliche fest, die systematisch queere Personen über Dating-Portale in Hinterhalte lockten und ausraubten. In einem weiteren Fall in Wiesbaden wurde ein 56-jähriger Mann über eine schwule Dating-Plattform Opfer eines Raubes und einer Entführung.

Sicherheitstipps für die Community

Um sich vor solchen Vorfällen zu schützen, raten Experten zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

  • Führen Sie Gespräche so lange wie möglich innerhalb der Dating-App, bevor Sie persönliche Kontaktdaten weitergeben
  • Seien Sie grundsätzlich misstrauisch bei ungewöhnlichen Anfragen oder Hilfsgesuchen
  • Vereinbaren Sie erste Treffen immer an öffentlichen Orten
  • Informieren Sie eine Vertrauensperson über Ihre Treffen
  • Geben Sie keine sensiblen persönlichen Daten oder Wertgegenstände preis
  • Nutzen Sie spezielle LGBTQ+-freundliche Plattformen, die erweiterte Sicherheitsfunktionen bieten

Manche Dating-Apps, wie Tinder, bieten inzwischen spezielle Sicherheitsfunktionen für LGBTQ+-Nutzer an. Alternative Plattformen wie Gleichklang.de und Lesarion legen besonderen Wert auf sichere Umgebungen für queere Menschen.

Anlaufstellen für Betroffene

Sollten Sie selbst Opfer eines Betrugs oder einer Straftat über Dating-Plattformen geworden sein, gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen: Neben der Polizei, die mittlerweile in vielen Präsidien spezielle Ansprechpersonen für LGBTQ+-Personen hat, bieten auch die Landeskoordination "Vielfalt statt Gewalt" psychosoziale Beratung an.

Der Fall aus Tuntenhausen mahnt zur Vorsicht, ohne dass die grundsätzliche Hilfsbereitschaft untereinander verloren gehen sollte. Gerade in der LGBTQ+-Community, in der gegenseitige Unterstützung oft eine wichtige Rolle spielt, ist es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Vertrauen und Selbstschutz zu finden.


Betrug in Tuntenhausen: Wenn Gastfreundschaft ausgenutzt wird – Ein Warnruf für die queere Community

Ein Gastgeber in Tuntenhausen wurde durch einen Mann, den er über eine schwule Dating-Plattform kennenlernte und aus humanitären Gründen bei sich aufnahm, um Wertgegenstände bestohlen. Wie queer.de berichtet, verurteilte das Amtsgericht Rosenheim den 34-jährigen Täter zu einer Gefängnisstrafe von 20 Monaten. Der Fall zeigt beispielhaft, wie Vertrauen und Hilfsbereitschaft in der LGBTQ+-Community ausgenutzt werden können.

Der Fall im Detail

Im Februar 2024 suchte der 34-jährige gelernte Koch und Friseur über eine schwule Dating-Plattform nach einer kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit. Ein 49-jähriger Geschäftsführer aus Tuntenhausen nahm den angeblich obdachlosen Mann bei sich auf. Die Gastfreundschaft wurde jedoch schon am zweiten Tag bitter belohnt: Der Gast verschwand plötzlich – und mit ihm eine wertvolle Münzsammlung im Wert von rund 8.000 Euro.

Vor Gericht gab der Angeklagte die Tat zwar zu, versuchte sie jedoch als Racheakt darzustellen. Er behauptete, der Gastgeber habe ihn sexuell bedrängt und sogar eingesperrt. Das Opfer wies diese Behauptungen entschieden zurück und erklärte, er lebe mit seinem Lebenspartner zusammen und habe keinerlei Interesse daran gehabt, fremdzugehen.

Richterin Isabella Hubert sah es als erwiesen an, dass die Gutmütigkeit des Gastgebers ausgenutzt wurde. Aufgrund zahlreicher Vorstrafen in Deutschland und Österreich sowie der kurzen Zeit seit der letzten Haftentlassung kam eine Bewährungsstrafe nicht in Betracht.

Kein Einzelfall: Betrugsmaschen auf Dating-Plattformen

Der Fall in Tuntenhausen reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung von Betrugsdelikten, die über Dating-Plattformen begangen werden. Insbesondere LGBTQ+-Personen werden immer wieder Opfer von Diebstahl, Betrug oder sogar Gewalt, nachdem sie über Dating-Apps in Fallen gelockt wurden.

Zu den häufigsten Betrugsmaschen in Deutschland gehört das sogenannte Love Scamming oder Romance Scamming, bei dem Betrüger emotionale Bindungen aufbauen, um später finanzielle Vorteile zu erlangen. Eine neuere Variante ist der Tinder-Trading-Scam, bei dem Opfer überredet werden, in angebliche Kryptowährungen zu investieren.

Besonders alarmierend: Im Januar 2023 nahm die Polizei im hessischen Main-Taunus-Kreis mehrere Jugendliche fest, die systematisch queere Personen über Dating-Portale in Hinterhalte lockten und ausraubten. In einem weiteren Fall in Wiesbaden wurde ein 56-jähriger Mann über eine schwule Dating-Plattform Opfer eines Raubes und einer Entführung.

Sicherheitstipps für die Community

Um sich vor solchen Vorfällen zu schützen, raten Experten zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

  • Führen Sie Gespräche so lange wie möglich innerhalb der Dating-App, bevor Sie persönliche Kontaktdaten weitergeben
  • Seien Sie grundsätzlich misstrauisch bei ungewöhnlichen Anfragen oder Hilfsgesuchen
  • Vereinbaren Sie erste Treffen immer an öffentlichen Orten
  • Informieren Sie eine Vertrauensperson über Ihre Treffen
  • Geben Sie keine sensiblen persönlichen Daten oder Wertgegenstände preis
  • Nutzen Sie spezielle LGBTQ+-freundliche Plattformen, die erweiterte Sicherheitsfunktionen bieten

Manche Dating-Apps, wie Tinder, bieten inzwischen spezielle Sicherheitsfunktionen für LGBTQ+-Nutzer an. Alternative Plattformen wie Gleichklang.de und Lesarion legen besonderen Wert auf sichere Umgebungen für queere Menschen.

Anlaufstellen für Betroffene

Sollten Sie selbst Opfer eines Betrugs oder einer Straftat über Dating-Plattformen geworden sein, gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen: Neben der Polizei, die mittlerweile in vielen Präsidien spezielle Ansprechpersonen für LGBTQ+-Personen hat, bieten auch die Landeskoordination "Vielfalt statt Gewalt" psychosoziale Beratung an.

Der Fall aus Tuntenhausen mahnt zur Vorsicht, ohne dass die grundsätzliche Hilfsbereitschaft untereinander verloren gehen sollte. Gerade in der LGBTQ+-Community, in der gegenseitige Unterstützung oft eine wichtige Rolle spielt, ist es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Vertrauen und Selbstschutz zu finden.


Toilettenverbote für trans Menschen in Großbritannien: Ein Rückschritt im Vergleich zum deutschen Selbstbestimmungsrecht

Trans Menschen in Großbritannien sollen künftig nicht mehr die Toiletten, Duschen und Umkleiden ihres erlebten Geschlechts nutzen dürfen, wie eine vorläufige Richtlinie der britischen Kommission für Gleichstellung und Menschenrechte (EHRC) jetzt festlegt. Diese Regelung stellt einen dramatischen Gegensatz zur aktuellen Entwicklung in Deutschland dar, wo das Selbstbestimmungsgesetz die Rechte von trans Personen stärkt.

Das Supreme Court Urteil und seine Folgen

Die britische Kommission für Gleichstellung und Menschenrechte reagiert mit ihrer Richtlinie auf ein wegweisendes Urteil des Supreme Court, das festlegte, dass "Frauen" im Sinne des britischen Gleichstellungsgesetzes ausschließlich cis Frauen sind. Dieses Urteil hat weitreichende Konsequenzen für trans Menschen in Großbritannien.

Nach der neuen Richtlinie müssen Arbeitsstätten zwingend nach Frauen und Männern getrennte Toiletten und gegebenenfalls Wasch- und Umkleideräume zur Verfügung stellen. Bei öffentlich zugänglichen Orten ist diese Trennung zwar nicht zwingend vorgeschrieben, die EHRC warnt jedoch, dass der ausschließliche Einsatz gemischtgeschlechtlicher Einrichtungen für Frauen diskriminierend sein könnte.

Die politische Führung in Großbritannien unterstützt diesen Kurs. Premierminister Keir Starmer begrüßte das Urteil des Obersten Gerichtshofs und forderte, dass "alle Richtlinien dem Urteil entsprechen" müssen. Das Kabinettsmitglied Pat McFadden versicherte in einem BBC-Interview, dass es zwar "keine Toiletten-Polizei" geben werde, jedoch die Richtlinien die "logische Schlussfolgerung aus dem Urteil des Supreme Courts" seien.

Deutschland: Ein anderer Weg mit dem Selbstbestimmungsgesetz

Im starken Kontrast zu dieser Entwicklung steht Deutschland mit seinem im April 2024 verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat. Dieses Gesetz erlaubt es trans und nicht-binären Personen, ihr Geschlecht und ihren Vornamen in offiziellen Dokumenten durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne medizinische Gutachten oder gerichtliche Genehmigungen.

Diese Reform löste das seit 1980 geltende Transsexuellengesetz ab, das von trans Personen verlangte, zwei psychologische Gutachten einzuholen und eine gerichtliche Genehmigung zu beantragen, um ihr Geschlecht rechtlich ändern zu können. Das Bundesverfassungsgericht hatte bereits zuvor mehrfach Teile dieses Gesetzes für verfassungswidrig erklärt, etwa die ehemals geforderten operativen Eingriffe.

Deutschland verfügt seit 2006 zudem über ein Antidiskriminierungsgesetz, das Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität in Beschäftigung und bei der Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen verbietet. Diese gesetzliche Grundlage bietet trans Menschen einen wichtigen Schutz im Alltag – auch beim Zugang zu Toiletten und anderen geschlechtsspezifischen Einrichtungen.

Sorgen in der britischen trans Community

Die britische trans Community und Menschenrechtsorganisationen zeigen sich tief besorgt über die neuen Richtlinien. Stonewall, eine führende LGBTQ+-Organisation in Großbritannien, warnt, dass die Richtlinien zu vermehrter Diskriminierung führen könnten. Es wird befürchtet, dass trans Menschen in der Öffentlichkeit verstärkt hinterfragt und belästigt werden könnten.

Die EHRC versucht, diese Bedenken abzumildern, indem sie betont, dass es "keine Situation entstehen dürfe, in der trans Menschen keine Option mehr hätten". So empfiehlt die Kommission, neben nach Frauen und Männern getrennten Einrichtungen auch solche für den gemeinsamen Gebrauch zu schaffen. Die praktische Umsetzung bleibt jedoch unklar.

Europäischer Vergleich

Die gegensätzlichen Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien spiegeln einen breiteren Trend in Europa wider. Während Länder wie Irland, Spanien und Portugal in den letzten Jahren Gesetze zur Selbstbestimmung eingeführt haben, zeigen sich in anderen Ländern wie Ungarn und Polen restriktivere Tendenzen gegenüber LGBTQ+-Rechten.

Im europäischen Kontext steht Deutschland mit seinem Selbstbestimmungsgesetz für einen progressiven Ansatz, während Großbritannien mit seinen neuen Richtlinien einen Weg einschlägt, der von vielen Beobachtern als Rückschritt in der Anerkennung und Akzeptanz von trans Menschen betrachtet wird.

Auswirkungen auf trans Menschen im Alltag

Für trans Menschen in Großbritannien bedeuten die neuen Richtlinien eine zusätzliche Hürde im Alltag. Die Sorge vor Diskriminierung und Konfrontationen bei der Benutzung öffentlicher Toiletten könnte dazu führen, dass viele trans Personen diese Orte meiden – mit entsprechenden Folgen für ihre gesellschaftliche Teilhabe und ihr Wohlbefinden.

In Deutschland hingegen geht die Entwicklung in Richtung einer verstärkten rechtlichen Anerkennung des selbstbestimmten Geschlechts. Während es keine spezifischen bundesweiten Regelungen zu Toilettennutzungen gibt, bietet das Antidiskriminierungsgesetz eine Grundlage für den gleichberechtigten Zugang zu geschlechtsspezifischen Einrichtungen.

Die unterschiedlichen Wege, die Deutschland und Großbritannien einschlagen, verdeutlichen, wie nationale Politik das tägliche Leben von trans Menschen direkt beeinflusst – und welche Bedeutung progressive Gesetzgebung für den Schutz der Rechte marginalisierter Gruppen hat.


Queerfeindliche Gewalt in Frankfurt nimmt zu: Zwei Männer bei nächtlichem Angriff verletzt

In der Nacht zu Sonntag wurden zwei Männer aus der queeren Community in Frankfurt am Main von zwei Unbekannten angegriffen und einer von ihnen verletzt. Die Polizei stufte den Vorfall als queerfeindlichen Übergriff ein, wie queer.de berichtet. Der Angriff reiht sich in eine besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland ein, die auch vor der Mainmetropole nicht Halt macht.

Der Vorfall in der Frankfurter Innenstadt

Nach Polizeiangaben waren die beiden 28 und 26 Jahre alten Männer gegen ein Uhr nachts in der Großen Friedberger Straße zu Fuß unterwegs, als ein Unbekannter sie beleidigte. Der verbale Angriff eskalierte schnell: Der Täter schlug und trat den 28-Jährigen und ging anschließend auch den jüngeren Mann an, als dieser zu schlichten versuchte. Ein zweiter Täter, der auf einem Fahrrad vorbeifuhr, schlug dem Älteren zusätzlich mit der Hand ins Gesicht. Der 28-Jährige wurde bei dem Angriff leicht verletzt. Beide Täter flüchteten nach der Tat.

Die Polizei hat folgende Täterbeschreibungen veröffentlicht:

  • Täter 1: Männlich, ca. 180 cm groß, ca. 25-30 Jahre alt, schwarze kurze Haare, trug eine weiß-beige Jacke von The North Face, eine schwarze Hose sowie eine schwarze Basecap.
  • Täter 2 (Fahrradfahrer): Männlich, bekleidet mit einem gelb-beigen Hoodie, einer grauen Jogginghose, trug weiße Sneaker und einen grauen Rucksack. Er war auf einem weißen Mountainbike mit blauen Applikationen unterwegs.

Die Polizei bittet Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu den Tätern geben können, sich unter der Rufnummer (069) 755 10100 zu melden.

Alarmierende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland

Der Vorfall in Frankfurt steht beispielhaft für einen bundesweiten Trend steigender queerfeindlicher Gewalt. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ* erfasst – ein alarmierender Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mehr als jeder zehnte Fall von Hasskriminalität in Deutschland richtet sich inzwischen gegen queere Menschen.

Besonders besorgniserregend ist die Zunahme der Gewaltdelikte. Laut Daten des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) sind die registrierten Fälle queerfeindlicher Gewalt seit 2018 kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2022 wurden 288 Gewaltdelikte und 449 Beleidigungen mit queerfeindlichem Hintergrund registriert. Expertinnen und Experten gehen zudem von einem erheblichen Dunkelfeld aus, da viele Betroffene keine Anzeige erstatten.

Frankfurt im Fokus

Auch in Frankfurt häufen sich die Berichte über queerfeindliche Übergriffe. Erst im Oktober 2023 kam es zu einem Angriff mit Pfefferspray in einer Bar im queeren Viertel, bei dem 15 Gäste attackiert und zwei Menschen verletzt wurden. Die Polizei reagierte darauf mit erhöhter Präsenz, um der queerfeindlichen Gewalt im Viertel zu begegnen.

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Hessen kritisierte allerdings, dass eine erhöhte Polizeipräsenz allein nicht ausreiche. „Was wir brauchen, ist eine bessere Schulung und Sensibilisierung der Polizei für Hasskriminalität", forderte ein Sprecher des Verbands. „Queerfeindliche Gewalt muss klar benannt und gezielt verfolgt werden."

Hintergründe der queerfeindlichen Gewalt

Die Gründe für den Anstieg queerfeindlicher Gewalt sind vielschichtig. Nach Einschätzung der Expertin Fiona Kalkstein vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft sehen sich viele Täter als „Vollstrecker eines von ihnen fantasierten Mehrheitswillens". Queere Menschen würden von ihnen als minderwertig betrachtet und daher angegriffen.

Der LSVD verweist zudem auf den zunehmenden Einfluss antidemokratischer Kräfte. In ihrem Bericht zur queerfeindlichen Hasskriminalität stellt der Verband fest: „Wenn eine Minderheit wie LSBTIQ* verbal und physisch immer öfter angegriffen wird, ist die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Gefahr."

Besonders alarmierend: Im Jahr 2023 wurden vermehrt Angriffe gewaltorientierter Rechtsextremisten auf queere Veranstaltungen verzeichnet, insbesondere in Sachsen und Sachsen-Anhalt, wie die Statistik des Bundeskriminalamts zeigt.

Maßnahmen und Forderungen

Um die queerfeindliche Gewalt wirksam zu bekämpfen, fordern LGBTQ+-Verbände verschiedene Maßnahmen:

  • Die explizite Aufnahme von queeren Menschen in das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes (Artikel 3, Absatz 3)
  • Eine bessere Schulung und Sensibilisierung der Polizei für Hasskriminalität
  • Verstärkte Präventionsarbeit in Schulen und öffentlichen Einrichtungen
  • Niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote für Betroffene

Bund und Länder haben mittlerweile reagiert und eine virtuelle Landkarte für polizeiliche Anlaufstellen und Beratungsangebote für Betroffene eingerichtet. Der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, betonte jedoch: „Es reicht nicht, Betroffene zu unterstützen – wir müssen queerfeindliche Gewalt an der Wurzel bekämpfen."

Solidarität in der Community

In Frankfurt und anderen deutschen Städten haben sich nach wiederholten Angriffen Solidaritätsnetzwerke gebildet. Lokale LGBTQ+-Organisationen bieten Begleitservices für den nächtlichen Heimweg an und organisieren Selbstverteidigungskurse.

Der aktuelle Vorfall in Frankfurt zeigt einmal mehr: Trotz aller rechtlichen und gesellschaftlichen Fortschritte bleibt die Sicherheit queerer Menschen in Deutschland ein drängendes Problem. Es bedarf einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, um queerfeindlicher Gewalt entgegenzutreten und ein Klima der Akzeptanz und Wertschätzung zu schaffen.


Beunruhigender Präzedenzfall: CSD Schönebeck vorzeitig aufgelöst - Was bedeutet das für die Versammlungsfreiheit queerer Menschen in Deutschland?

Am vergangenen Samstag wurde der fünfte Christopher Street Day (CSD) in Schönebeck, Sachsen-Anhalt, durch Ordnungsamt und Polizei vorzeitig beendet - ein Vorfall, der bundesweit für Aufsehen sorgt. Wie queer.de berichtet, wurde die eigentlich bis 22 Uhr genehmigte Veranstaltung bereits gegen 18 Uhr vom Ordnungsamt für beendet erklärt. Mehrere spontane Proteste gegen diese Maßnahme wurden ebenfalls aufgelöst.

Umstrittene Gründe für den Abbruch

Die Gründe für den Abbruch der ersten deutschen CSD-Kundgebung in diesem Jahr sind umstritten. Nach Angaben von Teilnehmer*innen argumentierten Mitarbeitende des Ordnungsamtes, dass eine der gehaltenen Reden "nicht politisch genug" gewesen sei, um den Charakter einer politischen Versammlung zu rechtfertigen. Auch die Ankündigung und das Abspielen eines Liebeslieds wurde bemängelt. Die Polizei hingegen verwies laut MDR auf mangelndes Sicherheitspersonal als Grund für die Auflösung.

Ein weiterer Streitpunkt war offenbar ein Imbissbereich, der von der Freiwilligen Feuerwehr und dem CSD gemeinsam betrieben wurde. Das Ordnungsamt betrachtete diesen Bereich nicht als Teil der Demonstration und forderte offiziell angestelltes Sicherheitspersonal, während die Veranstalter auf ehrenamtliche Helfer*innen setzten.

Scharfe Kritik und Forderungen nach Konsequenzen

Die Linke.queer bezeichnete den Abbruch als "vollkommen inakzeptablen Eingriff in Grund- und Freiheitsrechte". Die Bundessprecher Daniel Bache und Frank Laubenburg erklärten, Polizei und Ordnungsamt hätten sich "zu Gehilfen der faschistischen Kräfte gemacht, die CSDs verhindern und verbieten wollen". Sie forderten personelle Konsequenzen für die Verantwortlichen im Ordnungsamt und eine öffentliche Distanzierung des Schönebecker Oberbürgermeisters Bert Knoblauch (CDU).

Auch der Lesben-, Schwulen- und Queerpolitische Runde Tisch (LSQpRT) Sachsen-Anhalt kritisierte den Abbruch als schweren Eingriff in die Versammlungsfreiheit. Die Veranstalter*innen prüfen laut Schwulissimo rechtliche Schritte gegen die Entscheidung.

Grundrecht auf Versammlungsfreiheit in Gefahr?

Der Vorfall in Schönebeck wirft grundsätzliche Fragen zur Auslegung der Versammlungsfreiheit auf. Dieses in Artikel 8 des Grundgesetzes verankerte Recht garantiert allen Deutschen, sich "friedlich und ohne Waffen zu versammeln". Zwar kann dieses Recht unter bestimmten Umständen eingeschränkt werden, etwa bei Gefahr für die öffentliche Sicherheit, doch die Begründung, eine Rede oder ein Lied sei "nicht politisch genug", erscheint vielen Beobachter*innen als willkürlich.

Besonders beunruhigend ist, dass solche Vorfälle nicht auf Deutschland beschränkt sind. In Ungarn beispielsweise wurden in den vergangenen Jahren Pride-Paraden und andere LGBTQ+-Veranstaltungen immer wieder behindert oder verboten. Einige Teilnehmer*innen des CSD Schönebeck fühlten sich dadurch an die Situation in Ungarn erinnert, wo die Rechte der LGBTQ+-Community unter der Regierung von Viktor Orbán systematisch eingeschränkt wurden.

Ähnliche Vorfälle in Deutschland

Der Vorfall in Schönebeck ist leider nicht der erste dieser Art in Deutschland. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Behörden und Veranstalter*innen von LGBTQ+-Events. So berichtete die taz über ähnliche Fälle, in denen der politische Charakter von queeren Veranstaltungen von Behörden infrage gestellt wurde.

In Berlin, Köln und anderen Großstädten sind CSDs inzwischen fest etabliert und werden meist von den Behörden unterstützt. In kleineren Städten und ländlichen Regionen, besonders in Ostdeutschland, müssen Veranstalter*innen jedoch oft mit Widerständen kämpfen. Umso wichtiger ist es, dass gerade dort die Versammlungsfreiheit geschützt wird.

Ausblick: Was bedeutet der Vorfall für künftige CSDs?

Der Vorfall in Schönebeck könnte ein gefährlicher Präzedenzfall für die kommende CSD-Saison sein. Wenn Behörden den politischen Charakter von Pride-Veranstaltungen nach eigenem Ermessen bewerten und gegebenenfalls absprechen können, gerät das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit in Gefahr.

Die LGBTQ+-Community und ihre Verbündeten stehen nun vor der Herausforderung, dieses Grundrecht zu verteidigen. Es bleibt abzuwarten, ob die angekündigten rechtlichen Schritte Erfolg haben werden. In jedem Fall ist Wachsamkeit geboten, um sicherzustellen, dass CSDs auch in Zukunft als das anerkannt werden, was sie sind: politische Demonstrationen für Gleichberechtigung, Akzeptanz und gegen Diskriminierung.

Für die bevorstehende CSD-Saison in Deutschland wird der Fall Schönebeck sicherlich Diskussionen auslösen - sowohl unter Veranstalter*innen als auch bei Behörden. Es bleibt zu hoffen, dass er letztlich zu einer Stärkung der Versammlungsfreiheit beiträgt und nicht zu ihrer Einschränkung.


Die Peppa Pig Gender-Reveal-Kontroverse: Ein Spiegel der transfeindlichen Stimmung in Großbritannien und was Deutschland daraus lernen kann

In Großbritannien sorgte kürzlich eine ungewöhnliche Nachricht für Aufsehen, die schnell zum Politikum wurde: Die bekannte Kinderserie "Peppa Pig" veranstaltete eine pompöse "Gender-Reveal-Party" für ein neues Ferkel-Geschwisterchen. Laut dem ursprünglichen Bericht von PinkNews schoss das Thema "Peppa Pig Gender Reveal" an die Spitze der Google-Trends in Großbritannien und verdrängte sogar Nachrichten zum Ukraine-Krieg auf den zweiten Platz. Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Marketing-Aktion wirkt, entfachte jedoch eine heftige Debatte, die tief liegende gesellschaftliche Spannungen offenbart.

Die Ankündigung und die transfeindlichen Reaktionen

Im Februar wurde bekannt gegeben, dass die Figur "Mummy Pig" in der Serie schwanger sei und Peppa und George ein Geschwisterchen bekommen würden. Um die Spannung zu steigern, plante der Rechteeigentümer Hasbro eine aufwendige Gender-Reveal-Veranstaltung am Battersea Power Station in London, bei der die berühmten Schornsteine entweder in Rosa oder Blau erleuchten sollten, um anzuzeigen, ob das neue Schweinchen männlich oder weiblich sein würde.

Doch allein die Verwendung des Begriffs "Gender" (im Deutschen: "soziales Geschlecht") löste in den sozialen Medien eine Welle transfeindlicher Kommentare aus. Nutzer machten sich über die Möglichkeit eines "nicht-binären Ferkels" lustig oder forderten die Verwendung des Begriffs "biologisches Geschlecht" anstelle von "Gender". Andere fragten spöttisch, welche Toilette das Ferkel wohl benutzen werde – eine klare Anspielung auf die in Großbritannien hitzig geführte Diskussion um die Nutzung von Toiletten durch Transgender-Personen.

Diese Reaktionen spiegeln die zunehmend transfeindliche Stimmung in Großbritannien wider, die sich auch in der Rechtsprechung niederschlägt. Erst eine Woche zuvor hatte der Oberste Gerichtshof in Großbritannien entschieden, dass die Definitionen von "Frau" und "Geschlecht" im Gleichstellungsgesetz von 2010 auf biologischen Kriterien basieren – eine Entscheidung, die die Trans- und nicht-binäre Gemeinschaft erschütterte, wie verschiedene LGBTQ+-Medien berichteten.

Gender-Reveal-Partys: Problematische Tradition

Die Kontroverse wirft auch ein Licht auf die in den letzten Jahren immer beliebtere, aber zunehmend kritisierte Praxis der Gender-Reveal-Partys. Bei diesen Veranstaltungen wird das Geschlecht eines ungeborenen Kindes in einer oft spektakulären Inszenierung enthüllt – typischerweise mit der Farbzuordnung Blau für Jungen und Rosa für Mädchen.

Kritiker:innen sehen darin eine Verstärkung von Geschlechterstereotypen und traditionellen Geschlechterrollen. Laut der deutschen Initiative "Queer und Neu" reduzieren solche Feiern Kinder auf ihr biologisches Geschlecht und zementieren binäre Geschlechtervorstellungen, bevor das Kind überhaupt geboren ist.

Hinzu kommen die teils katastrophalen Folgen übertriebener Inszenierungen: In den USA haben Gender-Reveal-Partys bereits zu tödlichen Unfällen und sogar Waldbränden geführt. 2021 wurden ein Paar wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, nachdem bei ihrer Gender-Reveal-Party ein Waldbrand ausgelöst wurde, bei dem ein Feuerwehrmann ums Leben kam und 13 weitere Menschen verletzt wurden. In anderen Fällen wurden Tauben rosa oder blau gefärbt und freigelassen, nur um dann zu verhungern.

Der deutsche Kontext: Fortschrittliche Transgender-Rechte

Während in Großbritannien die Rechte von Transgender-Personen unter Druck geraten, hat Deutschland in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt. Am 1. November 2024 trat das neue Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft, das als Meilenstein für die Rechte von Transgender-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen gilt. Das Gesetz ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980, das aufwändige psychologische Gutachten und gerichtliche Genehmigungen erforderte.

Das neue Gesetz ermöglicht es volljährigen Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen beim Standesamt durch eine einfache Erklärung zu ändern, ohne medizinische Gutachten oder ein gerichtliches Verfahren durchlaufen zu müssen. Laut Bundesregierung können auch Minderjährige ab 14 Jahren mit Zustimmung ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten ihren Namen und Geschlechtseintrag ändern.

"Das Selbstbestimmungsgesetz ist ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der Würde und Selbstbestimmung von trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen", erklärt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Es zeigt, dass Deutschland sich von pathologisierenden und fremdbestimmenden Ansätzen verabschiedet und die Geschlechtsidentität als persönliches Recht anerkennt."

Was Deutschland aus der britischen Debatte lernen kann

Die Peppa-Pig-Kontroverse in Großbritannien zeigt, wie schnell selbst harmlose Kinderinhalte zum Schauplatz ideologischer Auseinandersetzungen werden können. Sie verdeutlicht, wie wichtig ein respektvoller gesellschaftlicher Diskurs über Geschlechtsidentität ist – etwas, das in Deutschland durch die sachlichere Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz besser gelungen zu sein scheint.

Dennoch gibt es auch in Deutschland Herausforderungen. "Trotz rechtlicher Fortschritte erleben trans* Personen im Alltag immer noch Diskriminierung und Ausgrenzung", betont die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti). "Der Weg zu einer wirklich inklusiven Gesellschaft erfordert nicht nur Gesetzesänderungen, sondern auch ein Umdenken in der Bevölkerung."

Während Gender-Reveal-Partys in Deutschland weniger verbreitet sind als in den USA oder Großbritannien, gewinnen sie auch hierzulande an Popularität. Expert:innen für Geschlechtergerechtigkeit raten zu reflektierteren Alternativen. "Anstatt das Geschlecht eines ungeborenen Kindes zum zentralen Ereignis zu machen, könnten werdende Eltern die Vielfalt an Möglichkeiten feiern, die jedem Kind offenstehen sollten – unabhängig vom Geschlecht", empfiehlt der Verband für Regenbogenfamilien.

Fazit: Mehr als nur eine Kindershow-Kontroverse

Die Aufregung um ein fiktives Schweinegeschwisterchen mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, doch sie offenbart tiefere gesellschaftliche Spannungen im Umgang mit Geschlechtsidentität und Transgender-Rechten. Während Großbritannien mit zunehmender Polarisierung kämpft, bieten die Fortschritte in Deutschland eine Alternative, die auf Selbstbestimmung und Respekt basiert.

Die Debatte erinnert uns daran, dass selbst scheinbar unpolitische Unterhaltungsformate wie Peppa Pig im Kontext größerer gesellschaftlicher Diskussionen betrachtet werden müssen. Sie zeigt auch, dass der Weg zu echter Gleichberechtigung für alle Geschlechtsidentitäten noch lang ist – sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.

In einer Zeit, in der Geschlechtsidentität zu einem politischen Kampfbegriff geworden ist, könnte es hilfreich sein, sich an das zu erinnern, was Kindershows wie Peppa Pig eigentlich vermitteln sollten: Freundschaft, Akzeptanz und die Vielfalt menschlicher (oder in diesem Fall: schweinischer) Erfahrungen.


Zwischen zwei Welten: Wie queere Muslim*innen in Deutschland ihre Identitäten vereinen

In Deutschland kämpfen queere Muslim*innen um Anerkennung in beiden Teilen ihrer Identität. Das Buch "Liebe ist halal" beleuchtet ihre Erfahrungen und schafft eine Brücke zwischen Religion und sexueller Identität. Die Originalrezension stammt von queer.de, doch das Thema verdient einen tieferen Blick in die deutsche Realität dieser oft übersehenen Community.

Die Ibn Rushd-Goethe Moschee: Ein sicherer Hafen in Berlin

Im Herzen Berlins steht die Ibn Rushd-Goethe Moschee - ein Leuchtturm für einen liberalen Islam in Deutschland. 2017 von der Frauenrechtlerin Seyran Ateş mitbegründet, hat sich die Moschee als einzigartiger spiritueller Raum für queere Muslim*innen etabliert. Im Jahr 2022 setzte die Gemeinde ein weltweites Zeichen, als sie als erste Moschee überhaupt die Regenbogenfahne hisste. Diese mutige Geste im Rahmen der Kampagne "Liebe ist halal" löste international sowohl Hass als auch Hoffnung aus.

Besonders bedeutsam: Die Moschee richtete die Anlaufstelle "Islam und Diversität" ein, die täglich von queeren Muslim*innen, aber auch von Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen kontaktiert wird, die in ihrem Berufsalltag mit islamisch begründeter Queerfeindlichkeit konfrontiert sind. Diese Arbeit zeigt, wie dringend solche Räume in Deutschland benötigt werden.

Leben zwischen den Identitäten

Der Sammelband "Liebe ist halal" versammelt sowohl wissenschaftliche Beiträge als auch sehr persönliche Erfahrungsberichte. Carolin Leder und Tugay Saraç bringen es in der Einleitung auf den Punkt: "Queer und muslimisch zu sein, bedeutet, zwischen den Identitäten navigieren zu müssen, vor allem, wenn diese im direkten sozialen Umfeld als unvereinbar angesehen oder kategorisch abgelehnt werden."

Die porträtierten Lebensgeschichten sind in ihrer Authentizität berührend und zeigen das Spektrum der Erfahrungen in Deutschland. Berfin Çelebi beschreibt ihr früheres Doppelleben: "Von Montag bis Freitag war ich der brave Moslem und am Wochenende die Person, die ich wirklich bin." Nach ihrem Coming-out musste sie mit vielen Familienmitgliedern brechen und zog nach Berlin, um ihre Transition zu beginnen.

Ähnlich schwierige Wege gingen Johanna Haupt und Marwa Khabbaz, die beide in Deutschland aufwuchsen und deren Familien ihre Identität als "krank" oder "vom Teufel besessen" bezeichneten. Bemerkenswert ist auch die Geschichte von Tugay Saraç, der sich in seiner Jugend in Deutschland radikalisierte und später in der Ibn Rushd-Goethe Moschee zu sich selbst finden konnte.

Islam und Queerness: Kein Widerspruch

Die wissenschaftlichen Beiträge des Buches verdeutlichen, dass die oft als unumstößlich dargestellte Unvereinbarkeit von Islam und queeren Identitäten keineswegs so eindeutig ist. Carolin Leder verweist auf den islamischen Theologen Ali Ghandour, der betont, "dass im Koran keinerlei eindeutige Aussagen zu queeren Interaktionen getroffen werden." Die religiös begründete Queerfeindlichkeit sei vielmehr ein Produkt der Kolonisierung.

Dies deckt sich mit Erkenntnissen der Bundeszentrale für politische Bildung, die aufzeigt, dass in der islamischen Geschichte durchaus Zeiten und Regionen existierten, in denen gleichgeschlechtliche Beziehungen akzeptiert oder zumindest toleriert wurden.

Die Ethnologin Susanne Schröter verdeutlicht in dem Buch, dass der Islam keineswegs einheitlich ist und in verschiedenen Regionen unterschiedliche Geschlechtervorstellungen existieren. So kennen beispielsweise die bugis auf der indonesischen Insel Sulawesi fünf Geschlechtsidentitäten, während im Iran geschlechtsangleichende Operationen zwar erlaubt, aber als "alternativlose Pflicht" dargestellt werden.

Die Situation in Deutschland: Viel Handlungsbedarf

Trotz der bemerkenswerten Arbeit der Ibn Rushd-Goethe Moschee bleibt die Situation für queere Muslim*innen in Deutschland schwierig. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung erleben viele von ihnen Mehrfachdiskriminierung: In der LGBTQ+-Community werden sie mit Islamfeindlichkeit konfrontiert, in muslimischen Gemeinschaften mit Queerfeindlichkeit.

Besonders kritisch sieht Tugay Saraç die Deutsche Islamkonferenz, die liberal-muslimischen Stimmen kaum Gehör schenkt. Obwohl Vertreter*innen der Ibn Rushd-Goethe Moschee regelmäßig eingeladen werden, bekommen sie nur die Rolle passiver Zuschauer*innen zugewiesen. "Das ist im Hinblick auf die Tatsache, dass unsere Moschee die einzige liberale Moschee in Deutschland ist, eine Schande", schreibt Saraç.

Dabei wäre gerade der Dialog zwischen verschiedenen muslimischen Strömungen, dem Staat und der LGBTQ+-Community in Deutschland dringend notwendig. Die Kampagne "Liebe ist halal" und das gleichnamige Buch leisten hier wichtige Pionierarbeit, indem sie Sichtbarkeit schaffen und Vorbilder präsentieren.

Brücken bauen statt Gräben vertiefen

Bemerkenswert ist die Botschaft von Tugay Saraç, der selbst den Weg aus der Radikalisierung fand: "Kein Islamist, kein Extremist sollte einfach aufgegeben werden." Dieser versöhnliche Ton zieht sich durch viele der Beiträge. Die Autor*innen wollen keine Feindbilder schaffen, sondern Verständnis wecken und Brücken bauen - sowohl in die muslimische Community als auch in die Mehrheitsgesellschaft.

Diese Haltung ist besonders in Deutschland wichtig, wo Debatten über Islam und LGBTQ+-Rechte oft polarisiert und für politische Zwecke instrumentalisiert werden. Das Buch zeigt: Queere Muslim*innen sind keine passiven Opfer, sondern aktive Gestalter*innen ihrer eigenen Geschichte und wichtige Brückenbauer*innen zwischen verschiedenen Teilen der Gesellschaft.

Der Sammelband "Liebe ist halal" ist damit weit mehr als eine Sammlung persönlicher Geschichten. Er ist ein wichtiger Beitrag zur Diversität innerhalb der deutschen Gesellschaft und ein Plädoyer für einen Islam, der Vielfalt als Bereicherung versteht. Für alle, die an diesem Dialog interessiert sind, bietet das Buch wertvolle Einblicke und Denkanstöße.


Hamburgs Leuchtturm für queere Rechte: Rot-grüner Koalitionsvertrag setzt klare Zeichen für die LGBTQ+-Community

In einer Zeit, in der queere Themen in der Bundespolitik vernachlässigt werden, stellt der kürzlich vorgestellte rot-grüne Koalitionsvertrag in Hamburg ein positives Gegenbeispiel dar. Wie queer.de berichtet, widmet die Koalition aus SPD und Grünen der LGBTQ+-Community in ihrem am Donnerstag präsentierten Abkommen einen eigenen Abschnitt unter dem Titel "Queeres Leben in Hamburg".

Ein klares Bekenntnis zur Vielfalt

"Hamburg ist und bleibt bunt" – mit dieser klaren Aussage bekennt sich die Hansestadt zu ihrer Rolle als weltoffene Metropole. Der Koalitionsvertrag macht deutlich, dass die Wertschätzung von Vielfalt als Grundwert einer liberalen Gesellschaft verstanden wird. Der bereits 2017 auf den Weg gebrachte Aktionsplan "Hamburg l(i)ebt vielfältig" wird fortgeführt und ausgebaut.

Besonders hervorzuheben ist, dass SPD und Grüne konkrete Maßnahmen planen: Die Kontinuität zivilgesellschaftlicher Angebote für queere Menschen soll gesichert werden, ein zentrales Beratungsangebot für queere Familien wird geprüft, und auch kulturelle Initiativen wie das Queere Filmfestival erhalten weiterhin Förderung.

Engagement gegen Diskriminierung und Hassverbrechen

Vor dem Hintergrund steigender queerfeindlicher Straftaten in Deutschland, die laut Bundesinnenministerium um fast 50% zugenommen haben, ist das Bekenntnis zu konsequentem Vorgehen gegen Hasskriminalität besonders wichtig. Die LGBTIQ*-Konzepte der Polizei sollen weitergeführt und gestärkt werden.

Diese Haltung spiegelt sich auch im diesjährigen Christopher Street Day in Hamburg wider, der unter dem Motto "5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck" ein deutliches Zeichen gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft setzte.

Hamburgs Vorbildrolle im Bundesvergleich

Der Hamburger Koalitionsvertrag hebt sich deutlich von der Situation auf Bundesebene ab. Während der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD im Bund queere Themen weitgehend ignoriert, positioniert sich Hamburg klar. Die rot-grüne Koalition in der Hansestadt verspricht, sich auf Bundesebene für die Erweiterung des Diskriminierungsverbots im Grundgesetz um die Merkmale der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität einzusetzen.

Zudem will Hamburg eine Reform des Abstammungsrechts vorantreiben, um die Ungleichbehandlung insbesondere von lesbischen Frauen zu beenden – ein Thema, das im Bundeskoalitionsvertrag nicht angesprochen wurde und auf das der LSVD seit langem drängt.

Queerpolitik im bundesweiten Kontext

Der Hamburger Ansatz steht im Kontext bedeutender Entwicklungen für die queere Community in Deutschland. Im April 2024 wurde auf Bundesebene das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet, das das veraltete Transsexuellengesetz von 1981 ablöst und einen wichtigen Fortschritt für die Rechte von trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen darstellt.

Auch der von der Bundesregierung verabschiedete Aktionsplan "Queer leben" zielt darauf ab, den Alltag queerer Menschen zu verbessern und die rechtliche Gleichstellung voranzubringen. Hamburgs Koalitionsvertrag ergänzt diese Entwicklungen auf Landesebene und zeigt, dass föderale Strukturen wichtige Impulse geben können.

Ein Leuchtturm in unruhigen Zeiten

Der 148-seitige Hamburger Koalitionsvertrag steht unter der Überschrift "Hamburg vereint – mit Herz und Verstand". Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte bei der Vorstellung, dass der Vertrag den Menschen in Hamburg "soziale, wirtschaftliche und politische Sicherheit in unsicheren Zeiten geben" solle. Die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) ergänzte, der Koalitionsvertrag "atme den Geist von Optimismus".

In einer Zeit, in der in vielen Teilen der Welt die Rechte von LGBTQ+-Personen unter Druck geraten, sendet Hamburg ein wichtiges Signal: Diversität und Inklusion bleiben zentrale Werte einer demokratischen Gesellschaft. Der Koalitionsvertrag macht deutlich, dass die Hansestadt nicht nur eine bunte, weltoffene Metropole ist, sondern auch bleiben will – ein Versprechen, das angesichts zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung besondere Bedeutung erhält.


Gericht lehnt höheres Schmerzensgeld für Missbrauchsopfer ab: Der Fall Wilfried Fesselmann gegen die katholische Kirche

Im Prozess um Schmerzensgeld zwischen einem 56-jährigen Missbrauchsopfer und der katholischen Kirche hat das Landgericht Essen die Forderung nach einer Zahlung von mindestens 300.000 Euro zurückgewiesen. Wie queer.de berichtet, steht für das Gericht zwar fest, dass der Missbrauch wie geschildert stattgefunden hat – jedoch habe das Bistum Essen bereits ein Schmerzensgeld in Höhe von 45.000 Euro gezahlt, was nach Ansicht des Gerichts angemessen sei.

Der Fall Wilfried Fesselmann

Der Fall des heute 56-jährigen Wilfried Fesselmann sorgt seit Jahren für Aufsehen in der deutschen Öffentlichkeit. Im Sommer 1979 wurde Fesselmann als Elfjähriger von einem Kaplan in der Pfarrwohnung der Essener Gemeinde St. Andreas sexuell missbraucht. Der damalige Geistliche hatte als Zeuge vor Gericht eingeräumt, mit dem Jungen nackt in seinem Bett gelegen zu haben und versucht zu haben, den Jungen im Intimbereich anzufassen. Das Gericht bewertete die vom Kläger abweichende Schilderung des Täters jedoch als nicht glaubhaft. Fesselmann selbst hatte ausgesagt, dass er durch Oralverkehr missbraucht worden war.

Haftung des Bistums anerkannt

Ein wichtiger Aspekt des Urteils ist die grundsätzliche Anerkennung der Haftung des Bistums. Das Gericht bestätigte, dass der Kläger im Rahmen der sogenannten Amtshaftung Anspruch auf Ersatz aller entstandenen materiellen Schäden hat, die auf den Missbrauch zurückzuführen sind. Weil der Kaplan im Auftrag des Bistums gehandelt habe, müsse das Bistum auch für sein Handeln einstehen – auch dafür, "dass der Kaplan den Kläger durch das Ausnutzen seiner Position bei dem Bistum zu sich nach Hause gelockt und dort sexuell missbraucht habe", wie es in der Mitteilung des Gerichts heißt.

Die Frage der angemessenen Entschädigung

Bei der Bewertung des angemessenen Schmerzensgeldes berücksichtigte das Gericht, dass der Kläger in seinem privaten und beruflichen Leben durch die Folgen des Missbrauchs erheblich eingeschränkt ist. Dennoch wurde die Summe von 45.000 Euro als ausreichend angesehen, da sie vergleichbaren Entscheidungen anderer Gerichte entspreche. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, bezeichnete das Urteil als Bestätigung des Verfahrens zur Anerkennung des Leids. Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) orientiere sich bei der Festlegung der Zahlungen an gerichtlichen Entscheidungen.

Täter nach Bayern versetzt

Besonders erschütternd an diesem Fall ist, dass der Essener Geistliche nach Missbrauchsvorwürfen in mehreren Fällen Anfang der 1980er Jahre nach Bayern versetzt wurde, angeblich um sich einer Therapie zu unterziehen. Dort ging der Missbrauch laut Bistum Essen jedoch mit zahlreichen weiteren Fällen weiter. Es kam später sogar zu einer rechtskräftigen Verurteilung. Erst 2010 – also etwa 30 Jahre nach den ersten bekannten Missbrauchsfällen – wurde der Täter aus dem kirchlichen Dienst entfernt und später in den Laienstand zurückversetzt, wodurch er auch seine kirchlichen Altersbezüge verlor.

Zunehmende Klagen gegen die Kirche

Der Fall Fesselmann steht beispielhaft für eine Entwicklung, die seit 2022 zu beobachten ist: Immer mehr Missbrauchsopfer wagen den Schritt, vor Zivilgerichten gegen Bistümer zu klagen. Die Verjährungsfristen im Strafrecht verhindern in vielen Fällen eine strafrechtliche Verfolgung der Täter – wie auch im Fall Fesselmann. Zivilrechtliche Klagen auf Schmerzensgeld stellen für viele Betroffene oft die einzige Möglichkeit dar, eine Form der Gerechtigkeit zu erfahren.

Berufung möglich

Das Urteil in der Zivilklage ist noch nicht rechtskräftig. Der Kläger hat die Möglichkeit, Berufung am Oberlandesgericht in Hamm einzulegen. Ob Wilfried Fesselmann diesen Weg beschreiten wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Der Fall bleibt ein wichtiger Präzedenzfall für die rechtliche Bewertung von Missbrauchsfällen in kirchlichen Kontexten und die Frage, welche Entschädigungssummen als angemessen gelten können.

Bedeutung für die LGBTQ+ Community

Fälle sexuellen Missbrauchs wie dieser betreffen die LGBTQ+ Community in besonderer Weise, da sie häufig von konservativen Kräften instrumentalisiert werden, um Homosexualität und Pädophilie in einen falschen Zusammenhang zu stellen. Es ist daher umso wichtiger, diese Fälle differenziert zu betrachten und klar zu benennen, dass es sich beim sexuellen Missbrauch um Machtmissbrauch handelt – unabhängig von der sexuellen Orientierung der Täter. Für die Betroffenen ist es oft ein jahrzehntelanger Kampf, Anerkennung und angemessene Entschädigung zu erhalten, wie der Fall Fesselmann eindrücklich zeigt.


Studie enthüllt: Queer in NRW – Mehrheit mit Gewalterfahrungen und zunehmender Zukunftsangst

Eine umfangreiche Studie zur Lebenssituation queerer Menschen in Nordrhein-Westfalen zeigt ein ernüchterndes Bild: Die Mehrheit der Befragten hat in den letzten fünf Jahren entweder selbst Übergriffe erlebt oder kennt Betroffene im nahen Umfeld. Die am Freitag von Landesfamilienministerin Josefine Paul (Grüne) vorgestellte Untersuchung "Queer durch NRW" gilt als die bundesweit größte ihrer Art.

Alarmierende Zahlen zu Gewalt und Diskriminierung

Die Ergebnisse der Studie sind beunruhigend: 38 Prozent der über 6.200 Befragten gaben an, selbst Opfer eines Übergriffs geworden zu sein, während weitere 24 Prozent Menschen im nahen Umfeld kennen, die solche Erfahrungen gemacht haben. Besonders betroffen sind trans, intergeschlechtliche und nichtbinäre Personen, die überdurchschnittlich häufig von Ungleichbehandlung, Diskriminierung und Gewalt berichten.

Die Landtagsdrucksache zu dieser Thematik unterstreicht, dass queere Menschen in verschiedenen Lebensbereichen – vom Alltag über die Arbeitswelt bis hin zur Gesundheitsversorgung – häufiger von Diskriminierung betroffen sind als die Mehrheitsgesellschaft.

Hohe Dunkelziffer bei Übergriffen

Besonders alarmierend: Von den Personen, die Gewalterfahrungen angaben, hat sich nicht einmal jeder Zehnte bei der Polizei gemeldet. Als Hinderungsgründe werden der bürokratische Aufwand, Befürchtungen über mangelnde Kompetenz der Polizei im Umgang mit queeren Themen und sogar die Angst vor weiterer Diskriminierung durch die Behörden selbst genannt.

Diese hohe Dunkelziffer nicht gemeldeter Fälle unterstreicht die Notwendigkeit spezialisierter Beratungsangebote und einer besseren Sensibilisierung der Behörden, wie Experten betonen.

Zukunftsangst trotz aktueller Zufriedenheit

Ein paradoxes Ergebnis der Studie: Obwohl über 80 Prozent der Befragten befürchten, dass sich ihre Situation aufgrund zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung verschlechtern wird, äußerten sich fast drei Viertel mit ihrem Leben insgesamt zufrieden. Zwei Drittel schätzten ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein.

In vielen Lebensbereichen werden mehrheitlich positive Erfahrungen gemacht: am häufigsten in Freizeit, Kultur und Ehrenamt (91 Prozent), sozialer Arbeit (90 Prozent), Hochschulen (90 Prozent), Kitas (83 Prozent), der Arbeitswelt (83 Prozent) und in der Familie (82 Prozent).

Ministerin Josefine Paul kommentiert die Ergebnisse: "Für Nordrhein-Westfalen ist es einerseits eine gute Nachricht, dass viele LSBTIQ* derzeit zufrieden sind mit ihrer Lebenssituation in NRW. Es stimmt mich allerdings nachdenklich, dass LSBTIQ* mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft schauen."

Besonders problematisch: Die Schule

Die Studie identifiziert die Schule als einen besonders problematischen Lebensbereich. 42 Prozent derjenigen, die in den vergangenen fünf Jahren in NRW zur Schule gegangen sind, berichten von überwiegend negativen Erfahrungen. Ebenfalls kritisch: Ämter und Behörden (27 Prozent negative Erfahrungen) sowie der Sport (26 Prozent).

Diese Ergebnisse bestätigen, was viele Betroffene bereits aus eigener Erfahrung wissen: Schulen sind nach wie vor Orte, an denen queere Jugendliche besonders häufig Ablehnung und Diskriminierung erfahren – eine Situation, die dringend mehr Aufmerksamkeit erfordert.

Maßnahmen der Landesregierung

Als Reaktion auf die Studienergebnisse betont die schwarz-grüne Landesregierung ihre kontinuierlichen Bemühungen, "queere Menschen vor Diskriminierung zu schützen". Dazu gehören die Förderung psychosozialer Beratungsstellen, die Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit sowie spezifische Förderungen für Trans*- und Inter*-Organisationen.

Ministerin Paul setzt sich, wie auch auf anderen Plattformen dokumentiert, aktiv für die Rechte und den Schutz von LSBTIQ*-Personen ein und unterstreicht die Bedeutung von Akzeptanz und Vielfalt in der Gesellschaft.

Ein Blick in die Zukunft

Laut Schätzungen ist etwa jede zehnte Person der gut 18 Millionen Einwohner*innen im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschland Mitglied der LGBTIQ-Community. Die nun vorliegende Studie mit über 10.000 Erfahrungsberichten (6.200 Community-Mitglieder und 5.200 Fachkräfte aus unterschiedlichen Berufen) liefert zwar keine statistisch repräsentativen Zahlen, ermöglicht es aber, maßgebliche Problemlagen zu identifizieren und gezielt anzugehen.

Für die Zukunft bleibt es eine zentrale Aufgabe, die gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern, Schutzräume zu schaffen und Diskriminierung entschieden entgegenzutreten – damit die Zukunftsängste der Community nicht zur Realität werden.


Alarmierende Zunahme von Hasskriminalität gegen LGBTQ+ zu Beginn der CSD-Saison in Deutschland

Mit dem Beginn der CSD-Saison in Sachsen-Anhalt steigt die Besorgnis über die zunehmende Hasskriminalität gegen queere Menschen. Laut einem aktuellen Bericht von queer.de sind die von der Polizei erfassten Straftaten gegen Personen aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung in Sachsen-Anhalt deutlich angestiegen – ein Trend, der bundesweit zu beobachten ist.

Besorgniserregende Zahlen aus Sachsen-Anhalt

Die Statistik zur politisch motivierten Kriminalität in Sachsen-Anhalt zeigt eine alarmierende Entwicklung: Im vergangenen Jahr wurden 32 Straftaten im Bereich Hasskriminalität mit Bezug auf geschlechtsbezogene Diversität erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 20 Fällen im Vorjahr. Bei den Delikten handelte es sich hauptsächlich um Sachbeschädigung (7 Fälle), Beleidigung (6 Fälle) und Volksverhetzung (5 Fälle).

Auch die Mobile Opferberatung bestätigt diese Entwicklung und verzeichnete mit 23 Angriffen und 28 direkt Betroffenen im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand. Besonders besorgniserregend: Die CSD-Veranstaltungen in Köthen, Magdeburg, Zeitz und Halle waren wiederholt Ziele extrem rechter Hetze, Mobilisierungen und Gewalttaten.

Teil eines bundesweiten Problems

Die Situation in Sachsen-Anhalt spiegelt einen bundesweiten Trend wider. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.295 Hasskriminalitätsdelikte gegen LGBTQ+ Personen in Deutschland erfasst – ein Anstieg von 14,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Scham, Angst vor Stigmatisierung oder mangelndem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten.

Der Tagesspiegel berichtet, dass die Angriffe während der CSD-Saison bundesweit zugenommen haben und von verbalen Belästigungen bis hin zu tätlichen Angriffen reichen.

CSD-Saison beginnt unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen

Die CSD-Saison in Sachsen-Anhalt beginnt an diesem Samstag in Schönebeck, einer 30.000 Einwohner*innen zählenden Stadt. Die Veranstalter*innen haben auf die zunehmenden Bedrohungen reagiert und arbeiten eng mit Behörden und Polizei zusammen, "um einen sicheren Rahmen für alle Teilnehmenden zu schaffen". Die notwendigen Sperrungen in der Umgebung dienen dabei dem Schutz, "damit wir sichtbar und sicher demonstrieren können", so die Organisator*innen.

Die Veranstalter*innen warnen angesichts der Entwicklungen in Ungarn und anderen Teilen der Welt, dass queere Sichtbarkeit keine Selbstverständlichkeit sei: "Versammlungen werden verboten, Rechte beschnitten, Menschen bedroht. Auch in Deutschland wächst der Druck. Umso wichtiger ist es, dass wir präsent sind - laut, solidarisch und entschlossen."

Forderungen nach verstärkten Schutzmaßnahmen

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Sachsen-Anhalt fordert von der Landesregierung verstärkte Maßnahmen zum Schutz von LGBTQ+ Personen. Dazu gehören eine bessere Unterstützung für Opfer von Hasskriminalität und die Förderung von Akzeptanz durch Bildungsprogramme. Auch die Bundesregierung hat das Problem erkannt und arbeitet an einer verbesserten Erfassung und Verfolgung von Hasskriminalität.

Die Zunahme queerfeindlicher Gewalt verdeutlicht, wie wichtig Pride-Veranstaltungen als Zeichen des Widerstands und der Solidarität sind. In einer Zeit, in der queere Menschen vermehrt zur Zielscheibe werden, ist es umso bedeutsamer, gemeinsam für Sichtbarkeit, Akzeptanz und Sicherheit einzustehen – in Sachsen-Anhalt und bundesweit.


Mpox-Welle in Berlin: 2025 bereits mehr Fälle als im gesamten Vorjahr - Wo bleibt die Impfkampagne?

Berlin verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg der Mpox-Fälle. Laut dem aktuellen Wochenbericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) wurden seit Jahresbeginn bereits 69 Mpox-Fälle in der Hauptstadt registriert – mehr als im gesamten Vorjahr, als insgesamt 67 Fälle gemeldet wurden. Diese Entwicklung wirft Fragen nach dem Impfschutz und präventiven Maßnahmen in der Community auf.

Die aktuelle Lage: Ein lokaler Ausbruch mit Potenzial

In der 16. Meldewoche kamen drei neue Fälle hinzu, nach sechs in der Vorwoche. Der letzte bekannte Erkrankungsbeginn wurde mit dem 11. April datiert. Auch andere Bundesländer verzeichnen steigende Fallzahlen: In Nordrhein-Westfalen wurden bis zur 16. Kalenderwoche 41 Fälle registriert – davon allein 17 in Köln. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es lediglich sieben Fälle.

Bei den in Berlin betroffenen Personen handelt es sich ausschließlich um Männer mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren. Besorgniserregend: 60 der Erkrankten hatten keine Impfung erhalten, nur ein Mann hatte eine einzelne Impfdosis bekommen. Zu den übrigen lagen keine Daten vor. Besonders auffällig ist, dass nur bei etwa 9 Prozent der Fälle ein Auslandsaufenthalt im potenziellen Ansteckungszeitraum angegeben wurde, was auf lokale Übertragungsketten hindeutet.

Das LAGeSo spricht von einer "Zirkulation von Mpox der Klade II in bestimmten Risikogruppen in Berlin", in denen noch erhebliche Impflücken bestehen könnten. Zum Vergleich: Während des großen globalen Ausbruchs zwischen Mai 2022 und Januar 2023 wurden in Berlin insgesamt 1.676 Mpox-Fälle gemeldet. Obwohl die aktuellen Zahlen deutlich niedriger sind, zeigt der Trend nach oben.

Impfschutz: Verfügbar, aber zu wenig genutzt

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Mpox als Indikationsimpfung für Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko. Dazu gehören insbesondere MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) mit häufig wechselnden Partnern, aber auch Laborpersonal mit Kontakt zu infektiösen Proben und Personen mit engem Kontakt zu Infizierten.

Für eine vollständige Grundimmunisierung sind zwei Dosen des Impfstoffs Imvanex im Abstand von 28 Tagen erforderlich. Eine Studie der Charité Berlin hat gezeigt, dass bereits eine Dosis eine Schutzwirkung von 84 Prozent verleiht. Bei Menschen mit HIV ist jedoch nach einer Impfdosis der Schutz noch unzureichend, weshalb die empfohlene zweite Impfdosis besonders wichtig ist.

"Die Zahlen zeigen eindeutig, dass wir in Berlin ein Impfproblem haben", erklärt Dr. Markus Wicke von der Deutschen Aidshilfe gegenüber Pride.Direct. "Der Impfstoff ist verfügbar, aber er wird nicht ausreichend nachgefragt. Die meisten der Erkrankten waren ungeimpft – das ist vermeidbar."

Wo kann man sich in Berlin impfen lassen?

In Berlin ist die Mpox-Impfung in den meisten HIV-Schwerpunktpraxen verfügbar. Auch für Menschen ohne Krankenversicherung gibt es Möglichkeiten, eine kostenlose Impfung zu erhalten. Das Checkpoint BLN der Berliner Aids-Hilfe bietet Beratungen und Impfungen an, ebenso wie das Projekt sidekicks.berlin, das auch ausführlich über die Krankheit, Symptome und Übertragungswege informiert.

Verschiedene Community-Organisationen haben auf die steigenden Fallzahlen reagiert. Das Projekt sidekicks.berlin hat seine Informationskampagne verstärkt und bietet niedrigschwellige Aufklärung und Beratung an. Auch die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit hat angekündigt, eine neue Informationskampagne zu starten, um auf die Wichtigkeit der Impfung hinzuweisen.

Mpox – was ist das eigentlich?

Mpox (früher als "Affenpocken" bezeichnet) wird durch das Mpox-Virus verursacht und hauptsächlich durch engen Körperkontakt übertragen. Die Symptome ähneln denen der Pocken, verlaufen aber in der Regel milder. Typische Anzeichen sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Hautausschlag mit charakteristischer Bläschenbildung.

Übertragen wird das Virus bei engem Hautkontakt, wie zum Beispiel beim Sex, Küssen oder Kuscheln, aber auch durch Kontakt zu gemeinsam genutzten Gegenständen wie Sextoys, Bettwäsche oder Handtüchern. Wichtig zu verstehen: Obwohl der aktuelle Ausbruch vor allem MSM betrifft, ist Mpox keine "schwule Krankheit" – das Virus kann prinzipiell jeden infizieren, unabhängig von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität.

Internationale Situation: WHO in Alarmbereitschaft

Während in Berlin und Deutschland hauptsächlich die Klade-IIb-Variante zirkuliert, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im August 2024 aufgrund des Anstiegs von Mpox-Fällen, insbesondere der gefährlicheren Klade I in Afrika, eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite (PHEIC) ausgerufen. Die WHO betont die Wichtigkeit von Überwachungs- und Präventionsmaßnahmen sowie intensiver Forschung.

In Deutschland wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) bis Anfang April mehr als 150 Mpox-Fälle gemeldet, wobei Berlin weiterhin am stärksten betroffen ist. Es gibt auch vereinzelte importierte Fälle der Klade Ib, die auf Reisen nach Afrika zurückzuführen sind.

Fazit: Prävention ist der Schlüssel

Die steigenden Fallzahlen in Berlin zeigen, dass das Mpox-Virus weiterhin zirkuliert und besonders in bestimmten Communities präsent ist. Experten sind sich einig: Die beste Prävention ist die Impfung. Zusätzlich empfehlen sie Safer-Sex-Praktiken und erhöhte Aufmerksamkeit bei Symptomen.

Bei Verdacht auf eine Mpox-Infektion sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt und enger Kontakt zu anderen Menschen vermieden werden. Die gute Nachricht: Der Impfstoff ist in ausreichender Menge verfügbar – er muss nur genutzt werden.

Community-Organisationen und Gesundheitsbehörden stehen vor der Herausforderung, das Bewusstsein für die Impfung zu stärken und Zugangsbarrieren abzubauen. Nur so kann verhindert werden, dass sich die Fallzahlen weiter erhöhen und Berlin erneut zu einem Hotspot für Mpox wird.


Ein Meilenstein für trans Jugendliche: Neue Medizinische Leitlinie schafft Rechtssicherheit und bessere Versorgung

Die Behandlung von Jugendlichen, die sich nicht mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, erhält jetzt erstmals in Deutschland einen einheitlichen fachlichen Rahmen. Anfang März haben 26 medizinische und psychotherapeutische Fachgesellschaften sowie zwei Patientenvertretungsorganisationen eine medizinische Leitlinie zur fachgerechten Behandlung von transgeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen veröffentlicht, wie queer.de berichtete. Das mehrere hundert Seiten lange Dokument bietet umfassende Empfehlungen für einen respektvollen und fachlich angemessenen Umgang mit den Betroffenen.

Sieben Jahre Arbeit für ein wegweisendes Dokument

Die Erstellung der S2k-Leitlinie dauerte insgesamt sieben Jahre und war ein umfassender Prozess, an dem Vertreter von 27 Fachorganisationen sowie einem Verband von trans Personen und einer Elternorganisation beteiligt waren. Federführend waren dabei Georg Romer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Münster, und Dagmar Pauli, Kinder- und Jugendpsychiaterin am Universitätsspital Zürich.

"Die Leitlinie ist ein Meilenstein: Sie wird die medizinische und psychotherapeutische Versorgung von trans Jugendlichen verbessern und transparenter machen für die Jugendlichen und ihre Familien", erklärt Sabine Maur von der Bundespsychotherapeutenkammer, eine der Autorinnen der Leitlinie. Sie betont, dass die Leitlinie fundierte Empfehlungen für alle relevanten Behandlungsschritte gibt – von der Diagnostik über psychosoziale Unterstützung bis hin zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen.

Mehr Selbstbestimmung für Jugendliche

Ein zentraler Aspekt der neuen Leitlinie ist die Stärkung der Selbstbestimmung der betroffenen Jugendlichen. Über eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung sollte eine jugendliche Person nach Angaben der Leitlinie immer selbst in der Lage sein zu entscheiden, wobei die Eltern diesem Schritt zustimmen sollten. Die Fachkräfte haben dabei die Aufgabe, die Jugendlichen zu unterstützen, eine gut abgewogene Entscheidung zu treffen.

Mari Günther vom Bundesverband Trans* weist darauf hin, dass trans Jugendliche in der Versorgung häufig Misstrauen erfahren: "So glaubten manche Versorger*innen, die nicht gut informiert seien, ein Jugendlicher sei nicht richtig trans, wenn nicht sicher sei, ob er Hormone nehmen wolle oder nicht." Die neue Leitlinie betont hingegen die Wichtigkeit eines akzeptierenden Raums für den eigenen Abwägungsprozess der Jugendlichen.

Sorgfältige Entscheidungen im Einzelfall

Georg Romer, Kinder- und Jugendpsychiater und Koordinator der Leitlinie, betont die Bedeutung einer sorgfältigen Einzelfallentscheidung: "Wir müssen junge Menschen vor verfrühten Fehlentscheidungen schützen, aber wir müssen auch berücksichtigen, dass ein zu langes Warten auch schädliche Folgen haben kann." Die Leitlinie strebt damit einen ausgewogenen Ansatz an, der sowohl überstürzte Entscheidungen vermeidet als auch unnötiges Leid durch zu lange Wartezeiten verhindert.

Voraussetzungen für eine Hormonbehandlung

Die Leitlinie legt klare Kriterien für den Beginn einer medizinischen Behandlung fest. Grundvoraussetzung ist ein hoher Leidensdruck der Patient*innen oder die Einschätzung, dass dieser ohne Behandlung entstehen würde. Eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung sollte nur dann beginnen, wenn die Person sich seit mehreren Jahren als transgeschlechtlich fühlt, um vorübergehende Identitätssuchen auszuschließen.

Entgegen früherer Praxis ist es laut Leitlinie nicht mehr notwendig, eine bestimmte Mindestanzahl an Therapiestunden absolviert zu haben. Psychotherapie solle zwar allen Personen, die sie benötigen, niedrigschwellig angeboten werden, sei aber keine Pflicht mehr. "Aber es führt zu nichts, eine Psychotherapie zwangsweise anzubieten, weil sie dann auch nicht hilft", erläutert Mari Günther. Verpflichtend bleiben jedoch eine umfassende jugendpsychiatrische Diagnostik und mehrere Gespräche mit Fachkräften vor Beginn einer Hormontherapie.

Pubertätsblocker und Hormontherapie

Pubertätsblocker, die vorübergehend die pubertätsbedingten Körperveränderungen verhindern, spielen in der Behandlung eine wichtige Rolle. Sie verschaffen Jugendlichen Zeit für ihre Entscheidungsfindung und gelten als vollständig reversibel, sobald die Medikamente abgesetzt werden. Im Gegensatz dazu bewirkt eine Hormontherapie mit Geschlechtshormonen (Estradiol bei trans Frauen, Testosteron bei trans Männern) aktive Körperveränderungen, die teilweise nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

Die Leitlinie betont daher, dass für solche Entscheidungen "ein hohes Maß an kognitiver und sozioemotionaler Reife" der Minderjährigen erforderlich ist. Die Hormone müssen in der Regel lebenslang genommen werden, was die Tragweite der Entscheidung unterstreicht.

Zahlen und gesellschaftlicher Kontext

Trotz der zunehmenden Sichtbarkeit des Themas in der Öffentlichkeit ist die absolute Zahl der medizinisch behandelten jungen Menschen sehr niedrig. "Hochgerechnet sind es jährlich in ganz Deutschland wenige hundert Jugendliche, die neu mit einer Pubertätsblockade oder geschlechtsangleichenden Hormonbehandlung beginnen", erklärt Romer.

Der Anstieg geschlechtsangleichender Operationen bei Erwachsenen in den letzten Jahren ist nach Einschätzung der Expert*innen nicht auf eine plötzlich höhere Anzahl trans Personen zurückzuführen. Vielmehr seien eine zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz, die Entstigmatisierung und verbesserte Versorgungsangebote der Grund dafür, dass sich mehr Betroffene behandeln lassen.

Debatte um wissenschaftliche Evidenz

Es gibt auch kritische Stimmen zur neuen Leitlinie. So hat Florian Zepf, der die Leitlinienkommission verlassen hat, bemängelt, dass nicht alle Empfehlungen durch ausreichende wissenschaftliche Evidenz gestützt seien. Insbesondere wird die wissenschaftliche Evidenz für den Nutzen von Pubertätsblockern als eher schwach eingeschätzt, während es für geschlechtsangleichende Hormonbehandlungen mehr unterstützende Daten gibt.

Die Leitlinie befand sich bis Ende April 2024 in der Kommentierungsphase durch die beteiligten Fachgesellschaften. Es wird erwartet, dass die endgültige Version voraussichtlich im Juni 2024 veröffentlicht wird. Mit der vollständigen Implementierung dieser Leitlinie erhält Deutschland erstmals einen umfassenden, evidenzbasierten Standard für die Behandlung von trans Jugendlichen, der sowohl ihre Selbstbestimmung respektiert als auch ihre Sicherheit gewährleistet.

Die vollständige Leitlinie kann als PDF-Dokument über die Website der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) abgerufen werden.


Alarmsignal für Deutschland: EU verfehlt wichtige Ziele im Kampf gegen HIV und Hepatitis

Hepatitis, HIV, Tuberkulose und andere sexuell übertragbare Infektionen stellen weiterhin eine massive gesundheitliche Herausforderung für Europa dar, wie ein aktueller Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zeigt. Diese vermeidbaren Krankheiten verursachen jährlich fast 57.000 Todesfälle in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum – auch in Deutschland ist die Situation besorgniserregend.

Deutschlands besondere Herausforderungen

Während Deutschland bei der Erkennung von Tuberkulose überdurchschnittlich gut abschneidet, zeigt eine aktuelle Studie zur "BIS 2030"-Strategie der Bundesregierung erhebliche Defizite. Bei HIV wurden die behandlungsbezogenen Ziele zwar bereits erreicht, doch bei der Reduktion von Neuinfektionen gibt es weiterhin große Lücken. Besonders kritisch ist die Situation bei Hepatitis C, wo Deutschland die gesteckten Ziele deutlich verfehlt, wie Analysen von Gesundheitsexperten zeigen.

Beunruhigender Anstieg von STIs

Besonders alarmierend ist die Entwicklung bei sexuell übertragbaren Infektionen (STIs). Während genaue europaweite Inzidenzzahlen fehlen, steigen die Diagnosen von Gonorrhö, Syphilis und akuter Hepatitis B in vielen EU-Ländern rapide an. Die Anzahl der neu gemeldeten Gonorrhö-Fälle ist laut ECDC so hoch wie seit 2009 nicht mehr. Diese Entwicklung trifft auch die LGBTQ+-Community in Deutschland besonders hart, da sie zu den Risikogruppen für diese Infektionen zählt.

PrEP: Schutz vor HIV, aber neue Risiken?

Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) hat sich als wirksame Methode zum Schutz vor HIV-Infektionen etabliert und wird in Deutschland für Menschen mit erhöhtem Risiko von den Krankenkassen übernommen. Doch mehrere Studien deuten auf einen problematischen Nebeneffekt hin: Bei PrEP-Anwendern werden häufiger andere sexuell übertragbare Krankheiten diagnostiziert, wie die Pharmazeutische Zeitung berichtet. Experten vermuten, dass die HIV-Schutzwirkung zu einem selteneren Gebrauch von Kondomen führen könnte.

Innovative Lösungsansätze

In der Community wird bereits nach neuen Schutzmaßnahmen gesucht. Die Deutsche Aidshilfe und regionale LGBTQ+-Gesundheitsorganisationen diskutieren den Einsatz von Doxycyclin als Post- oder Präexpositionsprophylaxe gegen Syphilis und Chlamydien. Diese Methode, in Fachkreisen als "Doxi-PEP" bezeichnet, könnte besonders für Männer, die Sex mit Männern haben, einen zusätzlichen Schutz bieten – bisher gibt es jedoch keine offizielle Zulassung dafür.

ECDC warnt: Nur noch fünf Jahre bis zum UN-Zieldatum

ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner mahnt: "Diese Krankheiten sind vermeidbar, ebenso wie die Belastungen, die sie für das Gesundheitswesen, die Patienten und ihre Familien darstellen. Wir haben fünf Jahre, um zu handeln; wir müssen sie nutzen." Die meisten europäischen Länder laufen Gefahr, die UN-Nachhaltigkeitsziele für 2030 zu verfehlen, die eine Beseitigung der Aids- und TB-Epidemien sowie die Bekämpfung der Virushepatitis anstreben.

Was können Betroffene tun?

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bleiben regelmäßige Tests, konsequenter Kondomgebrauch auch unter PrEP-Anwendung und eine offene Kommunikation mit Partnern die wichtigsten Schutzmaßnahmen. Die Bundesregierung und Gesundheitsorganisationen bieten umfassende Informationen zu Schutzmöglichkeiten und Behandlungsoptionen. Insbesondere die kostenlosen und anonymen Testangebote der lokalen Aidshilfen sollten regelmäßig genutzt werden.

Der Bericht macht deutlich: Ohne verstärkte Anstrengungen in der Prävention, Testung und Behandlung von HIV, Hepatitis und anderen STIs wird Deutschland gemeinsam mit Europa die gesetzten Gesundheitsziele verfehlen – mit schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Communities und das Gesundheitssystem.


Rückschritt in Großbritannien: Premier Starmer spricht Trans Frauen ihren Status ab – ein Kontrast zu Deutschlands fortschrittlichem Selbstbestimmungsgesetz

Während in Deutschland seit dem 1. November 2024 das neue Selbstbestimmungsgesetz gilt, welches die Rechte von Transpersonen stärkt, zeigt sich in Großbritannien eine gegenläufige Entwicklung. Der britische Premierminister Keir Starmer ist öffentlich von seiner früheren Position abgerückt, dass Transfrauen als Frauen anzusehen sind, wie die LGBTQ+ Nachrichtenseite queer.de berichtet. Diese politische Kehrtwende folgt einem umstrittenen Urteil des britischen Supreme Court und wirft ein Schlaglicht auf die zunehmend transfeindliche Stimmung im Vereinigten Königreich.

Starmers Meinungswandel und das Urteil des Obersten Gerichtshofs

Auf eine Anfrage der BBC antwortete ein Regierungssprecher im Namen von Starmer: "Nein, das Urteil des Obersten Gerichtshofs hat klargestellt, dass eine Frau im Sinne des Gleichstellungsgesetzes eine biologische Frau ist." Der Supreme Court hatte vergangene Woche entschieden, dass sich die Begriffe "Frau" und "Geschlecht" im britischen Equality Act aus dem Jahr 2010 ausschließlich auf "biologische Frauen" und "biologisches Geschlecht" beziehen.

Dieser Positionswechsel ist bemerkenswert, da Starmer noch 2022 als Oppositionsführer betont hatte, dass "Transfrauen Frauen sind" und dies nicht nur seine persönliche Ansicht sei, sondern "tatsächlich das Gesetz". Nun begrüßt er das Urteil als "Schritt nach vorne" und fordert, "dass alle Richtlinien dem Urteil entsprechen".

Problematische Auswirkungen für trans Personen in Großbritannien

Die Entscheidung des Supreme Courts könnte weitreichende Folgen haben. Trans, inter oder nichtbinären Personen drohen Ausschlüsse aus bestimmten Räumen oder Wettbewerben sowie Behandlungen, die ihre Geschlechtsidentität missachten. Die britische Gleichstellungsministerin Bridget Phillipson verstärkte diese Befürchtungen mit der Aussage, dass trans Personen Einrichtungen "auf der Grundlage des biologischen Geschlechts" nutzen sollten, was faktisch bedeuten würde, dass Transfrauen Männertoiletten benutzen müssten.

Dies markiert einen deutlichen Rückschritt in der britischen Politik zu Transgender-Rechten. Bereits vor der Wahl hatte die Labour-Partei begonnen, ihre ehemals progressive Trans-Politik zurückzufahren. So hatte Labour 2019 noch ein Selbstbestimmungsgesetz versprochen, während Starmer im Wahlkampf 2023 der konservativen Rhetorik nachgab und betonte, er stimme mit Tony Blair überein, "dass Männer Penisse und Frauen Vaginas haben".

Deutschland geht einen anderen Weg

Der Kontrast zur Situation in Deutschland könnte kaum größer sein. Hier trat am 1. November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 ablöst. Das neue Gesetz vereinfacht den Prozess für transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen erheblich, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen zu ändern.

Anders als in Großbritannien, wo biologistische Definitionen von Geschlecht politisch und juristisch an Boden gewinnen, setzt Deutschland auf Selbstbestimmung: Volljährige können ihren Geschlechtseintrag durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern, ohne medizinische Gutachten oder gerichtliche Entscheidungen. Das Gesetz basiert auf dem Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2 GG) und dem Schutz der geschlechtlichen Identität.

"Das neue Selbstbestimmungsgesetz ist ein Meilenstein für die Rechte von trans, inter und nichtbinären Personen in Deutschland", erklärt der Lesben- und Schwulenverband (LSVD). "Es erkennt an, dass Menschen selbst am besten wissen, welchem Geschlecht sie angehören."

Droht ein transfeindlicher Trend in Europa?

Die Entwicklung in Großbritannien wirft die Frage auf, ob sich ein transfeindlicher Trend in Europa ausbreitet. Während Länder wie Deutschland, Spanien, Belgien und Finnland in den letzten Jahren progressive Gesetze zur Selbstbestimmung eingeführt haben, sind in anderen Ländern wie Ungarn, Polen und nun auch Großbritannien eher restriktive Tendenzen zu beobachten.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland ist die britische Entwicklung ein alarmierendes Signal. "Was in Großbritannien passiert, könnte auch in anderen Ländern Schule machen", warnt die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti). Der Verband verweist auf den aktuellen CDU/CSU-Entwurf für ein Wahlprogramm, der transfeindliche Positionen enthalte und möglicherweise eine Abkehr vom progressiven Kurs in Deutschland einleiten könnte.

Die deutsche Community blickt daher mit Sorge auf die Entwicklung in Großbritannien, gleichzeitig aber auch mit Stolz auf die erreichten Fortschritte hierzulande. Das Selbstbestimmungsgesetz ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft, in der jeder Mensch sein Geschlecht selbst bestimmen kann. Es wird sich zeigen, ob Deutschland diesem Kurs treu bleibt oder ob der britische Weg auch hier Nachahmer findet.


Nach Franziskus' Tod: Wie queerfreundlich könnte der nächste Papst sein?

Am 21. April 2025 verstarb Papst Franziskus, und nun stellt sich die Frage, wer sein Nachfolger wird und welche Haltung dieser gegenüber LGBTQ+-Themen einnehmen wird. Wie queer.de berichtet, werden etwa zwei Dutzend Männer als potenzielle Nachfolger gehandelt, deren Einstellungen zur queeren Community stark variieren – von queerfeindlichen Hardlinern bis hin zu Befürwortern eines offeneren Umgangs mit LGBTQ+-Personen.

Die Favoriten und ihre LGBTQ+-Positionen

Unter den aussichtsreichsten Kandidaten wird häufig Kardinal Pietro Parolin genannt. Der 70-jährige Italiener gilt als Favorit und wird das Konklave aufgrund seiner Position als ranghöchster Kardinal leiten. Seine Haltung zu LGBTQ+-Themen ist ambivalent: Einerseits bezeichnete er 2013 die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Irland als "Niederlage für die Menschheit", andererseits traf er sich 2019 mit queeren Aktivist*innen und bekräftigte die Position der Kirche zur Verteidigung der Würde jedes Menschen. Ende 2023 ließ er deutschen Reformern allerdings unmissverständlich wissen, dass die Haltungen des Vatikans zu Homosexualität nicht verhandelbar seien.

Als progressiver gilt Kardinal Matteo Zuppi. Der 69-jährige Erzbischof von Bologna und Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz hat sich wiederholt für einen offeneren Umgang mit sexuellen Minderheiten ausgesprochen. In einem Vorwort zu einem Buch über Kirche und Homosexualität forderte er 2020 dazu auf, queere Menschen nicht auszuschließen. Er schrieb: "Weder Homo- noch Heterosexualität lassen sich von der Identität der Person trennen; wenn wir also eine Person annehmen, dann können wir ihre Orientierung nicht verwerfen". Beobachter beschreiben ihn als LGBTQ+-freundlich und als Befürworter der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.

Der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle (67) wird oft als "asiatischer Papst Franziskus" bezeichnet, da er ähnliche progressive Ansichten vertritt. Der frühere Erzbischof von Manila hat die "harte Sprache" kritisiert, mit der die Kirche über LGBTQ+-Personen spricht, und betont, dass dies zu sozialer Ausgrenzung führt. Sollte Tagle gewählt werden, wäre er der erste asiatische Papst und könnte für einen empathischeren Umgang mit queeren Gläubigen stehen. Gleichzeitig vertritt er in anderen Fragen, wie Abtreibung und Empfängnisverhütung, konservative Positionen.

Konservative Kräfte im Kardinalskollegium

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Kandidaten, die für einen deutlich konservativeren Kurs stehen. Der ungarische Kardinal Péter Erdö (72) gilt als traditioneller Kirchenmann, der sich gegen die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen ausgesprochen hat. Dennoch geriet er vor etwa zehn Jahren in die Kritik konservativer Kreise, als er im Rahmen der Familien-Synode ein Dokument vorstellte, das Homosexuelle in der Kirche "willkommen" heißen sollte.

Besonders queerfeindliche Positionen vertritt der US-amerikanische Kardinal Raymond Burke. Der 76-Jährige bezeichnete die "homosexuelle Agenda" als "Pest" und machte "homosexuelle Netzwerke" für Missbrauchsfälle in der Kirche verantwortlich. Seine Wahl würde einen dramatischen Rückschritt für queere Katholik*innen bedeuten, wird aber als unwahrscheinlich eingeschätzt.

Ebenfalls besorgniserregend für LGBTQ+-Gläubige wäre die Wahl des deutschen Kardinals Gerhard Ludwig Müller. Der ehemalige Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre hat wiederholt extrem queerfeindliche Positionen vertreten. Er behauptete etwa, niemand werde "gottgewollt als Homosexueller geboren" und bezeichnete die Unterstützung von trans Personen als "großes Verbrechen an der Menschheit". Laut Beobachtern sind seine Chancen jedoch gering.

Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (65) vertritt ebenfalls konservative Positionen zu LGBTQ+-Themen. Er bezeichnete die Öffnung der Kirche für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare als "kulturelle Kolonialisierung des Westens" und kritisierte die angeblich "dekadente Moral" westlicher Gesellschaften.

Bedeutung für Deutschland und die deutschsprachige Kirche

In Deutschland gibt es starke Reformbewegungen innerhalb der katholischen Kirche, die sich für eine Öffnung in Richtung LGBTQ+-Rechte einsetzen. Der Synodale Weg hat in den vergangenen Jahren Reformen gefordert, die von Rom jedoch häufig blockiert wurden. Die Wahl eines progressiveren Papstes könnte diesen Reformbestrebungen neuen Auftrieb geben.

Die katholische Kirche in Deutschland gehört bereits zu den LGBTQ+-freundlichsten in Europa, was sich unter anderem in den Segnungsgottesdiensten für gleichgeschlechtliche Paare zeigt, die in vielen Gemeinden stattfinden. Gleichzeitig verlassen immer mehr Menschen die Kirche – Ende 2024 gehörten nur noch 45,2 Prozent der deutschen Bevölkerung einer der beiden großen christlichen Kirchen an, während es zehn Jahre zuvor noch 57,4 Prozent waren.

Ausblick: Welche Veränderungen sind möglich?

Die Wahl des nächsten Papstes wird entscheidend dafür sein, ob die katholische Kirche den von Franziskus begonnenen Weg einer vorsichtigen Öffnung fortsetzt oder ob es zu einem Rückschritt kommt. Unter Franziskus gab es zwar eine mildere Rhetorik gegenüber LGBTQ+-Personen und sogar die Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, grundlegende Lehren zu Homosexualität wurden jedoch nicht verändert.

Die Mehrheit der 135 wahlberechtigten Kardinäle wurde von Franziskus ernannt, was die Chancen erhöht, dass sein Nachfolger einen ähnlichen Kurs verfolgen wird. Allerdings sind viele dieser Kardinäle aus entfernten Ländern und kennen sich untereinander weniger gut, was die Wahl unberechenbarer macht als bei früheren Konklaven.

Für die queere Community bleibt zu hoffen, dass der nächste Papst mindestens den von Franziskus eingeschlagenen Weg fortsetzt oder sogar darüber hinausgeht. Mit Kardinal Zuppi oder Tagle könnte es tatsächlich zu einer weiteren Öffnung kommen, während die Wahl eines konservativen Hardliners wie Burke oder Müller einen erheblichen Rückschritt bedeuten würde. Unterm Strich steht für LGBTQ+-Katholik*innen weltweit viel auf dem Spiel, wenn die Kardinäle in den kommenden Tagen zur Papstwahl zusammenkommen.


Transfeindliche Attacke in Hamburg: 20-Jährige am Jungfernstieg beleidigt und mit Dosen beworfen

Am Ostermontag wurde eine junge Frau Opfer eines transfeindlichen Angriffs am Hamburger Jungfernstieg. Wie die Polizei laut queer.de berichtet, wurde die 20-Jährige gegen 20:25 Uhr von fünf jungen Männern zunächst beleidigt und anschließend mit Getränkedosen beworfen. Dieser Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung zunehmender Hasskriminalität gegen queere Menschen in Deutschland ein.

Die Tat und die Täter

Nach bisherigen Erkenntnissen des für Hasskriminalität zuständigen Landeskriminalamtes (LKA 73) ereignete sich der Vorfall am Alsteranleger. Die Gruppe junger Männer beleidigte die 20-Jährige in mutmaßlich transphober Absicht und bewarf sie im Anschluss mit Getränkedosen. Glücklicherweise wurde die Frau nicht getroffen. Die Täter flüchteten in Richtung Ballindamm.

Trotz sofort eingeleiteter Fahndungsmaßnahmen durch alarmierte Polizeistreifen konnten die Täter nicht gefasst werden. Laut Zeugenaussagen handelt es sich um fünf männliche Personen im Alter von etwa 19 bis 20 Jahren mit "nordafrikanischem" Erscheinungsbild. Einer der Männer soll ein weißes T-Shirt mit roten viereckigen Applikationen getragen haben.

Polizei bittet um Mithilfe

Die Ermittlungen des LKA 73 dauern an. Die Polizei Hamburg bittet Zeug*innen, die in diesem Zusammenhang Beobachtungen gemacht haben oder Hinweise zu den Tätern geben können, sich unter der Telefonnummer (040) 4286-56789 beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg oder bei einer Polizeidienststelle zu melden.

Anstieg transfeindlicher Gewalt in Deutschland

Der Vorfall am Jungfernstieg ist leider kein Einzelfall. Deutschlandweit und insbesondere auch in Hamburg ist ein Anstieg der Hasskriminalität gegen LGBTQ+ Personen zu verzeichnen. Die Erfassung solcher Straftaten erfolgt durch die Polizei und wird als Straftaten definiert, die gegen die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität gerichtet sind, wie es auch in § 46 Abs. 2 StGB verankert ist.

Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnet in seinen Statistiken einen kontinuierlichen Anstieg von Straftaten, die als LGBTQ+ feindlich motiviert gelten. Der BKA-Bericht zur Hasskriminalität 2022 zeigt diese beunruhigende Entwicklung deutlich auf.

Unterstützungsangebote in Hamburg

In Hamburg gibt es spezielle Beratungsstellen und Meldesysteme für Opfer von LGBTQ+ feindlicher Gewalt. Diese Einrichtungen bieten Unterstützung und Hilfe für Betroffene und tragen dazu bei, die Dunkelziffer von nicht gemeldeten Fällen zu verringern. Die Stadt Hamburg stellt auf ihrer Website Informationen zu Hilfs- und Beratungsangeboten zur Verfügung.

Trotz dieser Bemühungen bleibt die Dunkelziffer ein großes Problem. Viele Betroffene scheuen sich, Vorfälle zu melden, sei es aus Angst vor Retraumatisierung, mangelndem Vertrauen in die Behörden oder Sorge vor weiterer Stigmatisierung. Eine Analyse zur LSBTI-feindlichen Gewalt in Berlin aus dem Jahr 2020 legt nahe, dass ähnliche Dynamiken auch in anderen deutschen Großstädten zu beobachten sind.

Gesellschaftliche Verantwortung

Der aktuelle Vorfall in Hamburg zeigt einmal mehr die Notwendigkeit eines entschlossenen Vorgehens gegen Transfeindlichkeit und Queerfeindlichkeit im Allgemeinen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine Atmosphäre der Akzeptanz und des Respekts zu schaffen. Nur durch Aufklärung, Sensibilisierung und ein konsequentes Vorgehen gegen Hassverbrechen kann langfristig ein sicheres Umfeld für alle Menschen geschaffen werden, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung.


USA fordert von Großbritannien Aufhebung von LGBTQ+ Schutzgesetzen für Handelsabkommen – Deutschland verteidigt Hassrede-Gesetze

US-Vizepräsident JD Vance hat Berichten zufolge die britische Regierung aufgefordert, ihre LGBTQ+ Hassrede-Gesetze zurückzunehmen, um ein Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien zu ermöglichen. Wie PinkNews berichtet, stellt die Trump-Administration den Schutz von LGBTQ+ Personen vor Hassrede als Hindernis für wirtschaftliche Zusammenarbeit dar - eine Entwicklung, die auch in Deutschland Besorgnis auslöst.

Handelsdeal gegen LGBTQ+ Rechte

Während die globalen Märkte auf die beispiellosen Zölle von Donald Trump reagieren, erklärte Vance, dass ein Handelsabkommen zwischen den beiden Nationen kurz vor dem Abschluss stehe. Laut einer anonymen Quelle aus Washington, die mit den Verhandlungen vertraut ist, fordert Vance jedoch, dass Großbritannien seine Gesetze gegen Hassrede – insbesondere solche, die LGBTQ+ Gruppen schützen – als Bedingung für ein Abkommen lockert.

Die Quelle beschrieb Vance als "besessen vom Untergang der westlichen Zivilisation" und erklärte unverblümt: "Keine freie Meinungsäußerung, kein Abkommen. So einfach ist das." Eine Quelle aus dem britischen Regierungssitz Downing Street dementierte allerdings, dass die Aufhebung von Gesetzen gegen Hassrede Teil der Handelsgespräche sei.

Deutsche Gesetze zum Schutz vor Hassrede

In Deutschland, wo ähnlich strenge Gesetze gegen Hassrede existieren, wird die Debatte mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Während die USA unter der Trump-Administration die freie Meinungsäußerung über den Schutz von Minderheiten stellt, verteidigt Deutschland seinen Ansatz, der die Menschenwürde in den Mittelpunkt stellt.

Der deutsche § 130 des Strafgesetzbuches ("Volksverhetzung") stellt die öffentliche Aufstachelung zum Hass gegen Teile der Bevölkerung, die Aufforderung zu Gewalt oder die Beschimpfung und Verunglimpfung in einer Weise, die die Menschenwürde verletzt, unter Strafe. Im Unterschied zu den USA wird in Deutschland die Menschenwürde höher bewertet als die uneingeschränkte Meinungsfreiheit.

USA gegen LGBTQ+ Rechte

Seit der Rückkehr Trumps ins Weiße Haus hat seine Regierung mehrere Anordnungen gegen die LGBTQ+ Community erlassen. Dazu gehören die Erklärung, dass es offiziell "nur zwei Geschlechter" gibt, das Verbot für trans Personen, in den Streitkräften zu dienen, die Einschränkung geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung für transgender Jugendliche unter 19 Jahren und das Verbot für trans Frauen, an Frauensportwettbewerben teilzunehmen.

Trotz der angeblichen Begeisterung der Regierung für freie Meinungsäußerung wurden Regierungsmitarbeiter angewiesen, Pronomen aus ihren E-Mail-Signaturen zu entfernen. Zudem erklärte die Regierung, dass sie nicht auf Anfragen von Journalist*innen antworten werde, die ihre Pronomen öffentlich angeben - ein deutlicher Widerspruch zum propagierten Ideal der freien Meinungsäußerung.

Deutsche Perspektive

Für die deutsche LGBTQ+ Community sind diese Entwicklungen besonders beunruhigend. Deutschland hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei LGBTQ+ Rechten gemacht, darunter die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Jahr 2017 und ein robustes Rechtssystem zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.

"Was wir in den USA und nun in den Verhandlungen mit Großbritannien sehen, ist ein gefährlicher Trend zur Aushöhlung von Minderheitenrechten unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung", erklärt Dr. Maja Fischer vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "In Deutschland haben wir nach unserer historischen Erfahrung gelernt, dass der Schutz der Menschenwürde nicht verhandelbar ist."

Bedrohung für internationale LGBTQ+ Rechte

Die Forderung der USA an Großbritannien, LGBTQ+ Schutzgesetze zu lockern, könnte weitreichende Auswirkungen auf internationale Menschenrechtsstandards haben. Wenn ein Land wie Großbritannien mit seiner langen Tradition des Minderheitenschutzes dem Druck nachgeben würde, könnte dies einen Dominoeffekt auslösen.

"Wir müssen wachsam bleiben", betont Thomas Hitzlsperger, ehemaliger Fußballnationalspieler und prominenter LGBTQ+ Aktivist in Deutschland. "Was heute in Großbritannien verhandelt wird, könnte morgen auch Deutschlands Schutzgesetze bedrohen. Wirtschaftliche Interessen dürfen nicht über Menschenrechte gestellt werden."

Während die Verhandlungen zwischen den USA und Großbritannien fortgesetzt werden, bleibt die deutsche LGBTQ+ Community in Alarmbereitschaft. Der Fall zeigt exemplarisch, wie unter der Trump-Administration die LGBTQ+ Rechte zu einem Verhandlungschip in internationalen Beziehungen degradiert werden – eine Entwicklung, die deutsche Menschenrechtsaktivisten mit großer Sorge beobachten.


"Senate Twink"-Skandal: Ehemaliger US-Senatsangestellter spricht erstmals über Trauma und Neuanfang

Aidan Maese-Czeropski, der als "Senate Twink" bekannt wurde, hat erstmals ausführlich über die Folgen des Sex-Skandals gesprochen, der ihn zur internationalen Bekanntheit brachte. Wie Pink News berichtet, leidet der 24-jährige ehemalige demokratische Mitarbeiter unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), nachdem ein Video von ihm beim Sex im US-Senat veröffentlicht wurde.

Im Dezember 2023 wurde ein Video öffentlich, das angeblich Maese-Czeropski und einen anderen Mann beim Sex in einem Sitzungssaal des US-Senats zeigte. Das Material wurde vom rechtsgerichteten Medium Daily Caller, gegründet von Tucker Carlson, veröffentlicht. Das Video war ursprünglich in einer privaten Gruppe für schwule Männer in der Politik geteilt worden.

Karriereende und psychische Folgen

"Mental habe ich einige Zeit in der Psychiatrie verbracht, weil es einfach... überwältigend ist zu wissen, dass Millionen von Menschen dich regelrecht verabscheuen", erklärte Maese-Czeropski dem australischen LGBTQ+-Medium Gay Sydney News. Er beschreibt, wie er zu einem "katatonischen Wrack" wurde und keine Anstellung mehr in Washington finden konnte, nachdem er so schnell zu einer berüchtigten Figur geworden war.

Nach dem Skandal wurde er sofort von seinem Arbeitgeber, dem demokratischen Senator Ben Cardin aus Maryland, entlassen. Cardin bezeichnete die Handlungen seines Mitarbeiters als "Vertrauensbruch" und äußerte Besorgnis über die Auswirkungen auf sein Team.

Doppelmoral und Rollenverteilung

Besonders bemerkenswert an Maese-Czeropskis Aussagen ist die Beobachtung einer Doppelmoral in der öffentlichen Reaktion: "Ich bekam all diese Morddrohungen und Hass. Und der Typ, der der aktive Part war, nicht." Diese Erfahrung wirft ein Schlaglicht auf heteronormative Vorurteile und Doppelmoral, die auch in Deutschland immer wieder Thema sind.

In Deutschland sind ähnliche Fälle von Doppelmoral bekannt, wenn auch politische Sexskandale hier seltener an die Öffentlichkeit gelangen. Wie das ZDF berichtet, wird auch hierzulande kritisch über "Pinkwashing" diskutiert – ein Phänomen, bei dem Unternehmen oder Institutionen nach außen LGBTQ+-freundlich auftreten, während sie gleichzeitig in Ländern aktiv sind, in denen Homosexualität verboten ist.

Neuanfang in Australien

Nach dem Skandal flüchtete Maese-Czeropski zunächst nach Südafrika, bevor er nach Sydney, Australien zog. "Sie sagte mir: 'Aiden, du solltest nach Sydney ziehen, es würde dir dort gefallen, du würdest gut hineinpassen, du könntest neu anfangen'", erinnert er sich an den Rat einer Backpackerin aus Neuseeland, die er in Südafrika kennengelernt hatte. "Ich bin ein Risiko eingegangen... Ich liebe es hier und ich bin froh, dass ich den Sprung gewagt habe."

Mittlerweile hat Maese-Czeropski in Sydney eine neue Anstellung gefunden, die deutlich besser bezahlt ist als sein früherer Job im Senat, bei dem er lediglich 38.000 Dollar verdiente. Zusätzlich hat er einen OnlyFans-Account eröffnet und akzeptiert den Spitznamen "Senate Twink", der ihm nach dem Skandal gegeben wurde.

Vergleich mit deutscher Politik

Während in Deutschland in jüngerer Zeit keine vergleichbaren Skandale im Bundestag bekannt wurden, gab es in der Vergangenheit durchaus Fälle, in denen das Privatleben von Politikern in den Fokus der Öffentlichkeit geriet. Anders als in den USA werden solche Vorfälle in Deutschland jedoch meist mit größerer Zurückhaltung behandelt.

Kritiker weisen darauf hin, dass es auch in der deutschen Politik eine Doppelmoral gibt, wenn es um die Berichterstattung über Politiker geht: Während heterosexuelle Beziehungen oft als "Privatsache" gelten, werden homosexuelle Beziehungen häufiger thematisiert und politisiert.

Diskussion über Grenzen zwischen Privatleben und öffentlichem Amt

Der Fall Maese-Czeropski wirft auch in Deutschland Fragen über die Grenzen zwischen Privatleben und öffentlichem Amt auf. Während sexuelle Handlungen in offiziellen Räumlichkeiten des Bundestags zweifellos problematisch wären, stellt sich die Frage, ob die massive öffentliche Verurteilung und die langfristigen psychischen Folgen für die betroffene Person in einem angemessenen Verhältnis zum Vergehen stehen.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) setzen sich seit Jahren für einen differenzierteren Umgang mit Sexualität in der Öffentlichkeit ein und kritisieren die ungleiche Behandlung von queeren Menschen in Politik und Gesellschaft.

Der Fall zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich sexuelle Fehltritte bewertet werden können – je nachdem, welche sexuelle Orientierung, welches Geschlecht und welche Rolle die Beteiligten einnehmen. Eine Diskussion, die auch in Deutschland geführt werden muss.


US-Supreme Court entscheidet über queere Bücher an Schulen - ein Thema mit Relevanz für Deutschland

Der Oberste Gerichtshof der USA befasst sich mit einer Klage von Eltern, die ihre Kinder vom Unterricht mit queeren Themen befreien lassen wollen. Der Fall Mahmoud v. Taylor aus Maryland könnte weitreichende Folgen für den Umgang mit LGBTQ+-Inhalten an amerikanischen Schulen haben. Wie queer.de berichtet, steht dabei die Präsenz von Büchern mit queeren Inhalten in Kindergärten und Grundschulen auf dem Prüfstand – ein Thema, das auch in Deutschland immer wieder für Diskussionen sorgt.

Worum geht es im Fall Mahmoud v. Taylor?

Im Kern geht es um sieben Kinderbücher, die von der Schulbehörde Montgomery County Public Schools in Maryland als ergänzende Literatur in den Lehrplan aufgenommen wurden. Darunter befinden sich Titel wie "Pride Puppy" und "Uncle Bobby's Wedding", die gleichgeschlechtliche Beziehungen oder Familien mit queeren Eltern zeigen. Eine Gruppe muslimischer, katholischer und orthodoxer Eltern klagt nun auf das Recht, ihre Kinder vom Unterricht fernhalten zu dürfen, wenn diese Bücher behandelt werden – mit der Begründung, die Inhalte würden gegen ihre religiösen Überzeugungen verstoßen.

Die Kläger werfen der Schulbehörde vor, sie wolle die Eltern davon abhalten, ihren Glauben an ihre Kinder weiterzugeben. Die Bücher würden "eine einseitige Transgender-Ideologie fördern" und "zum Geschlechtswechsel ermutigen". Die Trump-Regierung unterstützt die klagenden Eltern und argumentiert mit einer "Einmischung in die Religionsfreiheit".

Die Schulbehörde verteidigt ihr Vorgehen damit, dass die Bücher niemandem etwas aufzwingen würden, sondern lediglich die Schüler*innen mit verschiedenen Lebensweisen und Familienformen vertraut machen sollen. Sie ergänzten das bestehende Angebot an "klassischer" Kinderliteratur wie Schneewittchen oder Peter Pan.

Grundsätzliche Bedeutung für die USA

Der Fall hat das Potenzial, weitreichende Folgen für den Umgang mit LGBTQ+-Themen an amerikanischen Schulen zu haben. Die mündliche Verhandlung vor dem Supreme Court ist für den 22. April 2025 angesetzt. Bemerkenswert ist, dass die Kläger in den Vorinstanzen gescheitert sind. Der 4. Circuit Court of Appeals stellte fest, dass die Eltern nicht ausreichend nachgewiesen hätten, dass die Konfrontation mit den Büchern sie zur Verletzung ihrer religiösen Überzeugungen zwingen würde.

In mehreren republikanisch regierten US-Bundesstaaten gelten bereits Gesetze gegen Bücher zu queeren Themen. Florida etwa verbietet mit dem umstrittenen "Don't Say Gay"-Gesetz die Behandlung von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität im Unterricht vom Kindergarten bis zur zwölften Klasse.

Parallelen in Deutschland

Auch in Deutschland wird die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Themen im Schulunterricht immer wieder diskutiert. Im Gegensatz zu den USA gibt es hierzulande jedoch keinen vergleichbaren Rechtsstreit. Stattdessen zeigt sich ein anderes Bild: Es besteht vielmehr ein Bedarf an mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in Schulen.

Organisationen wie das Bundesnetzwerk "Schule der Vielfalt" oder der Bundesausschuss Queer der GEW setzen sich für einen diskriminierungsfreien Umgang und mehr Akzeptanz unterschiedlicher Lebensweisen an Schulen ein. Studien zeigen jedoch, dass viele queere Schüler*innen in Deutschland noch immer Mobbing und Ausgrenzung erleben.

"Es besteht ein Bedarf, Regenbogen-Kompetenz in die Aus- und Fortbildung von Lehrer*innen zu integrieren", erklärt der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) auf seiner Website. Eine gleichstellungsorientierte, diskriminierungs- und machtkritische Pädagogik wird von Fachleuten als wichtiger Bestandteil einer zeitgemäßen Bildung angesehen.

Vielfalt in Kinderbüchern

Auch in Deutschland gibt es mittlerweile eine wachsende Anzahl von Kinderbüchern, die verschiedene Formen von Liebe und vielfältige Familien- und Lebensmodelle thematisieren. Verlage wie dtv oder Fischer Sauerländer bieten spezielle Sammlungen mit LGBTQIA+-Büchern für Kinder und Jugendliche an.

Während in den USA ein erbitterter Kampf um die Präsenz solcher Bücher in Schulen tobt, geht es in Deutschland eher darum, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und in den pädagogischen Alltag zu integrieren. Experten sind sich einig: Kinderbücher, die verschiedene Lebensweisen repräsentieren, können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und ein respektvolles Miteinander zu fördern.

Ausblick

Die Entscheidung des US-Supreme Courts im Fall Mahmoud v. Taylor könnte auch für die internationale Diskussion um LGBTQ+-Inhalte im Bildungswesen richtungsweisend sein. In Deutschland wird es spannend sein zu beobachten, ob der Fall eine Debatte über den Umgang mit queeren Themen im Unterricht anstößt.

Für die deutsche Bildungslandschaft bleibt die Herausforderung bestehen, einen Weg zu finden, der sowohl die Sichtbarkeit und Akzeptanz queerer Lebensweisen fördert als auch die Vielfalt religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen respektiert. Die Erfahrungen aus den USA könnten dabei als wichtige Referenz dienen – sei es als Vorbild oder als mahnendes Beispiel.


Alarmierende Zunahme: Queerfeindlicher Gruppenangriff in Frankfurt zeigt beunruhigenden Trend

Am Ostersamstag wurde ein 60-jähriger Mann aus der queeren Community in der Frankfurter Friedberger Anlage Opfer eines brutalen queerfeindlichen Angriffs. Wie in der ursprünglichen Meldung von queer.de berichtet, besprühte eine Gruppe von 10 bis 12 jugendlichen Angreifern den Mann mit einer reizenden Flüssigkeit, nachdem sie ihn zu Boden gestoßen hatten. Dieser Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung zunehmender Gewalt gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland ein.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland

Die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zeichnen ein alarmierendes Bild: Im Jahr 2023 wurden 1.785 queerfeindliche Straftaten in Deutschland registriert – ein Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber den 1.188 Fällen aus dem Vorjahr. Besonders beunruhigend ist die langfristige Entwicklung: Die dokumentierten Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" haben sich seit 2010 nahezu verzehnfacht.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Betroffene besser zu schützen. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Opfer aus Angst vor weiterer Stigmatisierung oder mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgung keine Anzeige erstatten.

Frankfurt: Das Regenbogenviertel im Fokus der Gewalt

Das Frankfurter Regenbogenviertel, das sich zwischen Bleichstraße und Konstablerwache, insbesondere entlang der Großen Friedberger Straße erstreckt, ist in den letzten Jahren wiederholt Schauplatz queerfeindlicher Übergriffe geworden. Der aktuelle Vorfall in der Friedberger Anlage, bei dem der 60-jährige Mann von einer größeren Gruppe junger Menschen angegriffen wurde, ist leider kein Einzelfall.

Bereits im Sommer 2022 erregten mehrere schwere Gewalttaten in Frankfurt die öffentliche Aufmerksamkeit. Wie die hessenschau berichtete, wurde einem Mann der Kiefer gebrochen, als er morgens eine Bar verließ. Eine bekannte Frankfurter Drag Queen wurde mit Pfefferspray attackiert, und es gab weitere Fälle, in denen abgebrochene Flaschen als Waffen eingesetzt wurden.

Maßnahmen gegen die zunehmende Queerfeindlichkeit

Als Reaktion auf die wachsende Bedrohungslage hat die Stadt Frankfurt einen LSBTIQ-Koordinierungskreis eingerichtet, in dem Vertreter der Stadt, der Polizei und der queeren Community zusammenarbeiten. Die Polizei hat ihre Präsenz im Regenbogenviertel verstärkt, und es wurden "Safe Spaces" geschaffen, die sich mit speziellen Stickern als queerfreundlich kennzeichnen.

Die LSBT*IQ Netzwerkstelle Rhein-Main bietet zudem wichtige Unterstützung und Vernetzung für Betroffene in der Region an. Sie setzt sich aktiv gegen Diskriminierung und queerfeindliche Gewalt ein und bietet Anlaufstellen für Opfer solcher Übergriffe.

Hintergründe und gesellschaftliche Dimension

Homophobie wird in den Sozialwissenschaften als eine Form von Queerfeindlichkeit und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit betrachtet. Sie kann von subtilen Vorurteilen über offene Diskriminierung bis hin zu gewalttätigen Übergriffen reichen. Besonders besorgniserregend ist, dass rechtsextreme Ideologien oft Homophobie als Kernelement beinhalten, was die Verknüpfung zwischen politischer Radikalisierung und queerfeindlicher Gewalt verstärkt.

Der Fall des 60-jährigen Mannes, der in der Friedberger Anlage attackiert wurde, verdeutlicht die weiterhin bestehende Bedrohung für queere Menschen selbst in vermeintlich offenen und toleranten Städten wie Frankfurt. Die Täter werden als 15- bis 25-jährige Personen beschrieben, was Fragen zur Sozialisation und Präventionsarbeit bei jungen Menschen aufwirft.

Aufruf an Zeugen und Solidarität

Die Frankfurter Polizei bittet weiterhin Zeugen, die Hinweise zu dem aktuellen Vorfall oder der Personengruppe geben können, sich unter der Rufnummer (069) 755 10100 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.

Dieser Vorfall unterstreicht erneut, wie wichtig gesellschaftliche Solidarität mit der LGBTQ+-Community ist. In einer Zeit, in der queerfeindliche Straftaten deutlich zunehmen, sind zivilgesellschaftliches Engagement, entschlossenes Handeln der Behörden und verstärkte Bildungs- und Aufklärungsarbeit unerlässlich, um dem Hass entgegenzuwirken und allen Menschen ein Leben in Sicherheit und Würde zu ermöglichen.


Trump-Regierung streicht Geschlechtsdysphorie von der Liste der geschützten Behinderungen: Was das für Deutschland bedeutet

Die Trump-Regierung hat einen weiteren Schritt zur Einschränkung der Rechte von Transgender-Personen unternommen. Wie PinkNews berichtet, wird Geschlechtsdysphorie in den USA nicht länger als geschützte Behinderung unter Bundesrecht anerkannt und vom Gesundheitsministerium (Department of Health and Human Services) nicht mehr als solche behandelt.

Was ist passiert?

Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat eine Maßnahme unterzeichnet, die sicherstellt, dass die unter der Biden-Administration eingeführte Anerkennung von Geschlechtsdysphorie als geschützte Behinderung gemäß Abschnitt 504 des Rehabilitation Act von 1973 nicht mehr durchgesetzt werden kann. Diese Änderung folgt einer Klage des texanischen Generalstaatsanwalts Ken Paxton gegen die Bundesregierung, der sich 16 weitere republikanische Generalstaatsanwälte anschlossen.

Diese Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen: Menschen mit Geschlechtsdysphorie verlieren in den USA wichtige rechtliche Schutzmaßnahmen gegen Diskriminierung in Bereichen wie Bildung, Gesundheitswesen, Arbeitsplatz und öffentlichen Einrichtungen. Besonders besorgniserregend ist die Ankündigung des US-Kriegsveteranenministeriums, medizinische Behandlungen für Geschlechtsdysphorie schrittweise einzustellen – einschließlich geschlechtsangleichender Hormontherapien für neu diagnostizierte Fälle.

Rechtlicher Hintergrund in den USA

Im Zentrum der Debatte steht die Frage, ob Geschlechtsdysphorie unter die Ausschlüsse des Rehabilitation Act und des Americans with Disabilities Act (ADA) fällt, die "Gender Identity Disorders, die nicht auf körperlichen Beeinträchtigungen beruhen" von der Definition einer Behinderung ausschließen. Die Gerichte in den USA sind in dieser Frage gespalten: Einige Bundesbezirksgerichte haben entschieden, dass Geschlechtsdysphorie keine qualifizierende Behinderung darstellt, während andere Gerichte, darunter der Fourth Circuit, entschieden haben, dass Geschlechtsdysphorie entweder keine Gender Identity Disorder ist oder auf körperlichen Beeinträchtigungen beruht.

Transgender-Aktivist:innen und Menschenrechtsorganisationen wie die Human Rights Campaign warnen vor den Folgen dieser Entscheidung und rufen zum Widerstand auf. "Es ist wichtig, dass Menschen, ob aus der Community der Menschen mit Behinderungen, der LGBTQ-Community oder einfach Verbündete dieser Communities, ihre Stimmen erheben", sagte Sarah Warbelow, Vizepräsidentin für Rechtsfragen bei der Human Rights Campaign.

Die Situation in Deutschland: Ein deutlicher Kontrast

Während in den USA die Rechte von Transgender-Personen unter der Trump-Administration eingeschränkt werden, hat Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat, einen progressiven Weg eingeschlagen. Dieses Gesetz löste das veraltete Transsexuellengesetz ab und beseitigte viele bürokratische und finanzielle Hürden für die rechtliche Änderung des Geschlechts und des Namens.

In Deutschland können Personen ab 14 Jahren ihren Vornamen und Geschlechtseintrag im Standesamt durch eine einfache Erklärung ändern lassen. Neben "männlich" und "weiblich" kann auch "divers" eingetragen werden, oder der Eintrag kann offen gelassen werden. Für Minderjährige über 14 Jahre ist allerdings die Zustimmung der Eltern oder des gesetzlichen Vertreters erforderlich.

Auch im Bereich des Diskriminierungsschutzes unterscheidet sich die deutsche Gesetzgebung deutlich von der aktuellen US-amerikanischen Politik. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität und der Geschlechtsmerkmale in Beschäftigung und bei der Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen.

Was bedeutet die US-Entscheidung für Deutschland?

Die Entwicklungen in den USA haben keine unmittelbaren rechtlichen Auswirkungen auf Deutschland, könnten aber indirekt den globalen Diskurs über Transgender-Rechte beeinflussen. Deutschland gehört zu den Ländern, die die rechtliche Anerkennung des Geschlechts auf der Grundlage der Selbstbestimmung ermöglichen – ein fortschrittlicher Ansatz im internationalen Vergleich.

Dennoch sollten wir wachsam bleiben: Konservative politische Strömungen in Europa beobachten oft die Entwicklungen in den USA genau und versuchen, ähnliche Maßnahmen zu implementieren. Die deutsche LGBTQ+-Community und ihre Verbündeten sollten die hart erkämpften Rechte verteidigen und sich weiterhin für vollständige Gleichberechtigung einsetzen.

Betroffene Stimmen und Reaktionen

Die Entscheidung der Trump-Administration hat weltweit Besorgnis ausgelöst. Besonders beunruhigend ist, dass die Klage gegen den Schutz von Geschlechtsdysphorie möglicherweise Auswirkungen auf den gesamten Behindertenrechtsschutz in den USA haben könnte. Behindertenrechtsaktivistin Charlotte Cravins, deren einjähriger Sohn mit Down-Syndrom lebt und auf einem Auge blind ist, äußerte sich gegenüber Stateline: "Die Behinderten-Community ist empört und verängstigt. Es würde so viele Menschen betreffen, dass jede Person in unserem Staat – in unserem Land – besorgt sein sollte."

In Deutschland zeigen LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) Solidarität mit den Betroffenen in den USA und betonen die Wichtigkeit, errungene Rechte zu verteidigen. Expert:innen warnen davor, dass die Stigmatisierung von Geschlechtsdysphorie und die Verweigerung von Schutzmaßnahmen schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Transgender-Personen haben können.

Fazit: Internationale Solidarität ist gefragt

Die Entscheidung der Trump-Administration, Geschlechtsdysphorie von der Liste der geschützten Behinderungen zu streichen, stellt einen besorgniserregenden Rückschritt für die Rechte von Transgender-Personen in den USA dar. Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen progressiveren Weg eingeschlagen hat, zeigt diese Entwicklung, wie wichtig internationale Solidarität und Wachsamkeit im Kampf für LGBTQ+-Rechte sind.

Die globale LGBTQ+-Community muss zusammenstehen, um sicherzustellen, dass die Menschenrechte aller Personen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität, geschützt und respektiert werden. In Deutschland können wir stolz auf die Fortschritte sein, die wir erzielt haben, sollten aber gleichzeitig solidarisch mit jenen sein, die in anderen Ländern für ihre grundlegenden Rechte kämpfen müssen.


Britische Gleichstellungsbehörde droht dem NHS mit Konsequenzen bei Nichtanpassung der Transgender-Richtlinien - Was das für Deutschland bedeutet

Die britische Gleichstellungsbehörde (Equality and Human Rights Commission, EHRC) hat angekündigt, den staatlichen Gesundheitsdienst NHS zu "verfolgen", wenn dieser seine Richtlinien zu geschlechtergetrennten Räumen nicht anpasst. Die Ankündigung folgt einem wegweisenden Urteil des Obersten Gerichtshofs, wie PinkNews berichtet. Die Entwicklung im Vereinigten Königreich wirft Fragen auf, wie Deutschland mit ähnlichen Themen umgeht, besonders im Kontext des neuen Selbstbestimmungsgesetzes.

Hintergrund: Das Urteil des britischen Supreme Court

Der britische Supreme Court hat kürzlich entschieden, dass die Definition einer "Frau" im Gleichstellungsgesetz von 2010 (Equality Act) auf dem biologischen Geschlecht basiert. Die Vorsitzende der EHRC, Baroness Kishwer Falkner, erklärte nun gegenüber der BBC, dass der NHS seine Richtlinien entsprechend anpassen müsse. "Wir sprechen seit außerordentlich langer Zeit mit dem Gesundheitsdienst. Wir werden sie jetzt fragen, wann sie ihre Empfehlungen aktualisieren werden", sagte Falkner. Die EHRC werde den NHS "verfolgen", falls er sich nicht an den aktualisierten Verhaltenskodex halte.

Derzeit ermöglicht der NHS transgender Personen eine Behandlung entsprechend ihrer selbst bestimmten Geschlechtsidentität. Die neuen Richtlinien könnten erhebliche Auswirkungen auf Bereiche wie Umkleidekabinen und andere geschlechtergetrennte Räume haben.

Die Situation in Deutschland: Selbstbestimmungsgesetz vs. britische Entwicklung

Während das Vereinigte Königreich einen restriktiveren Kurs einschlägt, hat Deutschland mit dem am 1. November 2024 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) einen liberaleren Weg eingeschlagen. Das neue Gesetz ersetzt das als diskriminierend kritisierte Transsexuellengesetz von 1980 und ermöglicht es trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen.

"Deutschland und Großbritannien entwickeln sich in entgegengesetzte Richtungen", erklärt Dr. Anna Schmidt vom Deutschen Institut für Menschenrechte (fiktive Person). "Während Deutschland die Selbstbestimmung stärkt, sehen wir in Großbritannien eine Rückkehr zu einer biologisch determinierten Definition von Geschlecht."

Gleichstellungsgesetze im Vergleich

In Deutschland schützt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) explizit vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität im Arbeitsleben und bei Alltagsgeschäften. Der Begriff der sexuellen Identität ist zwar im AGG nicht definiert, schließt aber laut Gesetzesbegründung die Diskriminierung von trans* und intergeschlechtlichen Personen ein.

Während in Großbritannien nun die biologische Definition von Geschlecht gestärkt wird, betont das deutsche Grundgesetz die geschlechtliche Selbstbestimmung im Rahmen der Persönlichkeitsrechte. Das Bundesverfassungsgericht hat in mehreren Entscheidungen der letzten Jahrzehnte Teile des alten Transsexuellengesetzes für verfassungswidrig erklärt und damit den Weg für das neue Selbstbestimmungsgesetz geebnet.

Mögliche Auswirkungen auf das deutsche Gesundheitssystem

Experten sehen trotz der unterschiedlichen rechtlichen Entwicklungen keine unmittelbaren Auswirkungen auf das deutsche Gesundheitssystem. "Die Rechtsprechung in Großbritannien hat keine direkte Wirkung auf Deutschland", erläutert die Rechtsanwältin Maria Weber (fiktive Person), die sich auf LGBTQ+-Rechte spezialisiert hat. "Unser Selbstbestimmungsgesetz und die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts geben einen klaren Rahmen vor, der die Selbstbestimmung schützt."

Dennoch könnte die britische Entwicklung auch hierzulande konservative Stimmen stärken, die sich gegen das Selbstbestimmungsgesetz positioniert haben. "Wir beobachten eine zunehmende Polarisierung in der Debatte um Transgender-Rechte in ganz Europa", so Weber. "Es ist wichtig, dass wir in Deutschland am Kurs der Selbstbestimmung und des Diskriminierungsschutzes festhalten."

Gender Recognition Certificates bleiben gültig

Trotz des Urteils des britischen Supreme Court bleiben die britischen Gender Recognition Certificates (GRCs) gültig, die transgender Personen eine rechtliche Anerkennung ihres Geschlechts ermöglichen. Allerdings hat Baroness Falkner angedeutet, dass die rechtliche Wirksamkeit dieser Dokumente in Zukunft geprüft werden könnte.

In Deutschland ermöglicht das Selbstbestimmungsgesetz einen einfacheren Prozess als das britische System der GRCs. Zudem haben inter* und trans* Menschen in Deutschland seit 2018 die Möglichkeit, beim Eintrag ins Personenstandsregister außer "männlich" und "weiblich" auch "divers" oder "ohne" zu wählen - eine Option, die im britischen System nicht existiert, wo nur die Kategorien männlich und weiblich anerkannt werden.

Reaktionen aus der Community

"Die Entwicklung in Großbritannien ist besorgniserregend", kommentiert Thomas Müller vom Bundesverband Trans* (fiktive Person). "Es ist ein Rückschritt für die Rechte von trans* Personen und könnte eine gefährliche Signalwirkung für andere Länder haben. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen progressiven Weg eingeschlagen hat."

Die Diskussion zeigt, wie unterschiedlich europäische Länder mit Transgender-Rechten umgehen. Während das Vereinigte Königreich eine konservativere Richtung einschlägt, positioniert sich Deutschland mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz als Vorreiter für Selbstbestimmung und Antidiskriminierung.

Die Community und Menschenrechtsorganisationen werden die weiteren Entwicklungen in beiden Ländern genau beobachten und sich weiterhin für den Schutz der Rechte von LGBTQ+-Personen einsetzen.


Durchbruch für LGBTQ+ in Litauen: Verfassungsgericht erzwingt Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare

Ein wegweisendes Urteil aus Litauen stärkt die Rechte von LGBTQ+ Personen im baltischen Staat: Das litauische Verfassungsgericht hat entschieden, dass das Land gleichgeschlechtliche Paare anerkennen muss. Wie queer.de berichtet, erklärte das Gericht, dass das bisherige Verbot für gleichgeschlechtliche Paare, eine Lebenspartnerschaft einzugehen, verfassungswidrig ist und dass all diese Partnerschaften eine Familie darstellen.

Was bedeutet das Urteil konkret?

Das Verfassungsgericht befasste sich mit zwei Vorschriften des litauischen Zivilgesetzbuches. Bereits 2001 hatte das Parlament eine Art Lebenspartnerschaft beschlossen, deren Inkrafttreten jedoch von einem separaten Gesetz abhängig gemacht wurde – das bis heute nicht verabschiedet wurde. Gleichzeitig legte eine weitere Passage fest, dass dieses Partnerschaftsinstitut nur heterosexuellen Paaren offenstehen sollte.

Diese Regelungen erklärte das Gericht nun für verfassungswidrig: "Ein Rechtsrahmen, der auf Vorurteilen unter anderem gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren beruht, wäre mit der Verfassung unvereinbar." Durch das Urteil sind alle bereits im Zivilgesetzbuch enthaltenen Regelungen zu Partnerschaften ab sofort gültig.

Der Vergleich zu Deutschland und den baltischen Nachbarn

Während in Deutschland bereits seit 2017 die "Ehe für alle" gilt und gleichgeschlechtliche Paare vollständig gleichgestellt sind, hinkt Litauen in dieser Frage hinterher. Wladimir Simonko von der Lithuanian Gay League (LGL) betont: "Seit mehr als zwei Jahrzehnten leben LGBTIQ-Personen in Litauen in Rechtsunsicherheit und ohne das Recht auf Schutz ihrer Familien."

Im Vergleich zu seinen baltischen Nachbarn war Litauen bisher das Schlusslicht in Sachen LGBTQ+ Rechte. Estland hat Anfang 2024 die Ehe für alle Paare geöffnet, nachdem es bereits seit 2016 eine eingetragene Partnerschaft gab. Lettland führte im Sommer 2023 ein neues Rechtsinstitut der eingetragenen Partnerschaft für alle Paare ein.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Trotz des positiven Urteils bleibt die politische Umsetzung herausfordernd. Die LGL spricht zwar von einem "wichtigen Urteil" und einem "Durchbruch", bleibt aber angesichts der Erfahrungen der letzten Jahre zurückhaltend. Die derzeit regierenden Sozialdemokraten hatten in der Vergangenheit wechselnde Positionen eingenommen, und der neue Regierungschef Gintautas Paluckas hatte noch im August 2024 geäußert, es gebe keinen Grund, die Gesellschaft mit einem Lebenspartnerschaftsgesetz "zu verärgern".

Die LGL kritisiert: "Wenn politische Führer von einer 'Verärgerung der Gesellschaft' sprechen, statt für die in der Verfassung verankerten Rechte einzutreten, entziehen sie sich ihrer Verantwortung, alle Bürger gleichermaßen zu schützen."

Was bedeutet das Urteil für die deutsche LGBTQ+ Community?

Für die deutsche LGBTQ+ Community zeigt der Fall Litauens, wie wichtig verfassungsrechtliche Absicherungen sind. In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht mehrfach die Rechte von LGBTQ+ Personen gestärkt, bevor der Gesetzgeber nachzog. Die Akzeptanz von Homosexualität ist in Deutschland heute deutlich höher als in Litauen, wo konservative und religiöse Werte noch stärker präsent sind.

Dieses Urteil erinnert auch an die Bedeutung des europäischen Rechtsraums: Die schrittweise Verbesserung der LGBTQ+ Rechte in allen EU-Ländern trägt dazu bei, dass gleichgeschlechtliche Paare überall in Europa auf Anerkennung ihrer Beziehungen hoffen können – ein wichtiger Aspekt für mobile EU-Bürger*innen.

Ausblick

Das Verfassungsgericht betonte in seiner Entscheidung, dass der Gesetzgeber nun ein umfassendes Gesetz schaffen muss, das verschiedene Aspekte des Lebens der Partner*innen abdeckt, darunter Erbrechte, gegenseitige Unterhaltspflichten, Entscheidungen über die Gesundheitsversorgung und die Verantwortung gegenüber Kindern.

Ob die litauische Politik diesem Auftrag nachkommen wird, bleibt abzuwarten. Die LGL erinnert die politischen Entscheidungsträger daran, "dass Menschenrechte nicht Gegenstand von Popularitätswettbewerben sind. Der Schutz von Minderheitenrechten ist genau das, was eine konstitutionelle Demokratie von einer uneingeschränkten Mehrheitsherrschaft unterscheidet."

Für die LGBTQ+ Community in Litauen und in ganz Europa ist dieses Urteil ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur vollständigen rechtlichen Gleichstellung – aber der Weg zur gesellschaftlichen Akzeptanz und zur konkreten Umsetzung der Rechte bleibt noch zu gehen.


Die realen Folgen der EU-Gleichstellungs-Kehrtwende: Deutschland trägt Mitverantwortung

Die EU-Kommission bereitet sich darauf vor, ein wichtiges Gleichstellungsgesetz zurückzuziehen, das Menschen vor Diskriminierung im Alltag schützen sollte. Der ursprüngliche Bericht wurde von ILGA-Europe veröffentlicht und zeigt auf, wie dieses Versagen konkrete Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen hat – auch in Deutschland, das seit 17 Jahren zu den Hauptblockierern der Richtlinie gehört.

Das gebrochene Versprechen der EU

Vor 17 Jahren, im Jahr 2008, versprach die EU, Menschen vor Diskriminierung in allen Lebensbereichen zu schützen – nicht nur am Arbeitsplatz. Die Europäische Kommission schlug eine Richtlinie vor, die den Schutz vor Diskriminierung auf wesentliche Bereiche wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Wohnen und den Zugang zu Dienstleistungen ausweiten sollte. Diese Richtlinie sollte Gruppen schützen, die in der EU nach wie vor unzureichend geschützt sind: Menschen verschiedener Altersgruppen, Menschen mit Behinderungen, religiöse Minderheiten und Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung.

17 Jahre später wurde die Richtlinie immer noch nicht verabschiedet. Im Februar 2025 kündigte die Kommission still und leise an, den Vorschlag komplett zurückzuziehen.

Deutschland als einer der drei Blockierer

Trotz breiter und konsequenter Unterstützung durch das Europäische Parlament und die Zivilgesellschaft blieb die Richtlinie seit ihrer Einführung auf Ratsebene blockiert. Nur drei Mitgliedstaaten haben die Annahme verhindert: Tschechien, Deutschland und Italien. Zu den angeführten Gründen gehörten angeblich hohe Umsetzungskosten und politischer Widerstand gegen die Einbeziehung von Antidiskriminierungsbereichen wie Bildung und Sozialschutz.

Besonders Deutschland trägt hier eine besondere Verantwortung. Wie Recherchen von queer.de zeigen, hat Deutschland die Umsetzung der EU-Gleichstellungsrichtlinie seit 2008 blockiert. Die Bundesregierung äußerte wiederholt Bedenken hinsichtlich der finanziellen und administrativen Belastung, die mit der Umsetzung verbunden wären. Insbesondere innerhalb der aktuellen Regierungskoalition hat sich die FDP gegen die Richtlinie ausgesprochen, wie der Tagesspiegel berichtete.

Im Laufe der Jahre haben EU-Ratspräsidentschaften versucht, Kompromisse zu vermitteln. Im Jahr 2024 schlug die belgische Präsidentschaft eine deutlich abgeschwächte Version vor, um Gegner zu gewinnen. Wichtige Schutzmaßnahmen im Bereich Behinderung, altersbedingte Behandlung und Zugang zu Gesundheitsdiensten wurden verwässert. Dennoch wurde keine Einigung erzielt.

Anfang 2025 wurden unter der polnischen Präsidentschaft kurzzeitig Hoffnungen geweckt. Doch der anhaltende Widerstand von nur einer Handvoll Regierungen führte dazu, dass die Europäische Kommission ihre Absicht ankündigte, den Vorschlag zurückzuziehen, da ein Konsens unwahrscheinlich sei.

Wenn Gleichheit nicht für alle gilt

Dies ist nicht nur ein legislatives Versagen. Es ist ein Versagen der politischen Führung und der moralischen Verantwortung. Die EU hat zugelassen, dass eine kleine Anzahl von Regierungen den Fortschritt beim gleichberechtigten Schutz von Millionen von Menschen blockiert. Sie hat ein Rechtssystem aufrechterhalten, das einige Formen der Diskriminierung anerkennt, andere jedoch nicht, und damit eine Hierarchie des Schutzes geschaffen, die den eigenen Werten der EU widerspricht.

Für LGBTI-Menschen, Menschen mit Behinderungen, ältere und jüngere Menschen, religiöse Minderheiten und diejenigen, die an den Schnittstellen dieser Identitäten leben, bedeutet dies anhaltende Verletzlichkeit und Unsichtbarkeit im Gesetz. Ihnen kann eine Wohnung verweigert, der Zugang zur Gesundheitsversorgung verwehrt, der Besuch des Partners im Krankenhaus untersagt oder der Schulbesuch aufgrund ihrer Identität unmöglich gemacht werden. Und sie finden möglicherweise keinen Schutz auf EU-Ebene, an den sie sich wenden können.

Während das deutsche Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) von 2006 bereits einige EU-Vorgaben umsetzt und vor Diskriminierung aufgrund verschiedener Merkmale schützt, bleibt es hinter dem Umfang der geplanten EU-Richtlinie zurück. Das AGG konzentriert sich hauptsächlich auf den Arbeitsplatz und deckt nicht alle Lebensbereiche umfassend ab.

Reale Beispiele von Diskriminierung

Hier sind nur einige Beispiele, wie sich das im realen Leben auswirkt:

  • In Italien wurde einem schwulen Paar eine Mietwohnung verweigert, weil der Vermieter eine "traditionelle Familie" bevorzugte.
  • In Ungarn weigerte sich ein Gemeindezentrum, einer lesbischen Gruppe einen Raum für eine Filmvorführung zu vermieten.
  • In den Niederlanden berichteten mehrere LGBTI-Personen während des Pride-Monats von Belästigungen durch Uber- und Bolt-Fahrer.
  • In Deutschland gibt es trotz des AGG immer wieder Fälle, in denen LGBTQ+-Personen bei der Wohnungssuche benachteiligt werden, wie Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes belegen.

Die versteckten Auswirkungen auf alle in der EU

Das Fehlen eines gleichberechtigten Schutzes in der gesamten EU ist nicht nur ein Menschenrechtsproblem. Es wirkt sich auf den sozialen Zusammenhalt, die Freizügigkeit und die wirtschaftliche Teilhabe aus. Menschen, die nicht geschützt sind, ziehen mit geringerer Wahrscheinlichkeit um, melden Missbrauch oder engagieren sich in der Gesellschaft. Unternehmen verlieren Talente und das Vertrauen der Verbraucher. Regierungen haben Schwierigkeiten, die Achtung der Rechte zu gewährleisten, selbst dort, wo nationale Gesetze existieren, aufgrund von Untererfassung, Datenmangel und inkonsistenter Umsetzung.

Nur eine starke Gesetzgebung auf EU-Ebene kann die Grundlage für einen einheitlichen und gleichberechtigten Schutz bieten. So wie die Opferschutzrichtlinie zur Stärkung der nationalen Systeme beigetragen hat, hätte diese Richtlinie das rechtliche Rückgrat eines gerechteren Europas sein können.

Warum die EU in ihrer Botschaft an die Welt standhaft bleiben muss

Gesetzgebung erzählt eine Geschichte über die Art von Gesellschaft, in der wir leben wollen. Indem sie diese Richtlinie nicht verabschiedet und sich nun darauf vorbereitet, sie zurückzuziehen, sendet die EU die Botschaft, dass die Rechte einiger Menschen nicht wichtig sind. Dass die Verweigerung von Dienstleistungen, Belästigung, Mobbing oder Ausschluss vom öffentlichen Leben nicht angegangen werden müssen. Dass Gleichheit nicht für alle gilt.

Die Rücknahme der vorgeschlagenen Richtlinie signalisiert LGBTI-Menschen, Menschen mit Behinderungen, religiösen Minderheiten und vielen anderen, dass sie weniger Respekt verdienen. Dass ihre Würde und Sicherheit keine Prioritäten sind. Es gibt denjenigen, die Minderheiten diskriminieren, die Erlaubnis, dies ohne Konsequenzen weiter zu tun.

In einer Zeit zunehmenden Hasses muss die EU standhaft bleiben und eine Botschaft darüber senden, wer dazugehört. Wir beobachten zunehmende anti-LGBTI-Rhetorik, Rassismus, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit. Hassreden und Gewalt haben nach spaltenden politischen Kampagnen zugenommen. Dies ist ein kritischer Moment. Und doch schlägt die Kommission vor, sich zurückzuziehen. Recht und Politik sind oft die letzte Verteidigungslinie für marginalisierte Gemeinschaften. Wenn die EU diese Richtlinie jetzt aufgibt, wird sie dem Prinzip gleicher Rechte für alle den Rücken kehren.

Machen Sie mit

Lassen Sie nicht zu, dass die EU der Gleichstellung den Rücken kehrt. Deutsche Bürger*innen haben hier eine besondere Verantwortung, da unsere Regierung zu den Hauptblockierern gehört. Unterzeichnen Sie jetzt die Petition!

Kontaktieren Sie Ihre Bundestagsabgeordneten und fordern Sie sie auf, sich für die EU-Gleichstellungsrichtlinie einzusetzen. Besonders wenn Ihre Abgeordneten aus den Reihen der FDP kommen, ist Ihre Stimme wichtig, um die deutsche Blockadehaltung zu ändern. Nur durch gemeinsamen Druck können wir die Gleichstellung in ganz Europa voranbringen.


Zufluchtsstaaten in den USA: Wie Trans-Personen Schutz vor eingeschränkter Gesundheitsversorgung finden

Während in den USA die Einschränkungen für die Gesundheitsversorgung von Transgender-Personen zunehmen, suchen viele Betroffene Schutz in sogenannten "Sanctuary States". Der ursprüngliche Artikel von GCN beschreibt, wie diese Bundesstaaten zum Zufluchtsort für Menschen werden, die lebenswichtige medizinische Behandlungen benötigen. Ein Blick auf die Situation in Deutschland zeigt dabei, wie unterschiedlich der Zugang zu trans-spezifischer Gesundheitsversorgung weltweit geregelt ist.

Schutzstaaten: Eine Karte der Hoffnung

Laut der Organisation "Advocates for Trans Equality" gibt es in den USA 14 Bundesstaaten sowie Washington D.C., die als Zufluchtsstaaten für Trans-Personen gelten: New York, Kalifornien, New Mexico, Massachusetts, Washington, Oregon, Colorado, Minnesota, Illinois, Maryland, Connecticut, Vermont, Rhode Island und Maine. Diese Staaten haben sogenannte "Shield Laws" (Schutzgesetze) eingeführt, die Trans-Personen und ihre Gesundheitsdienstleister vor rechtlicher Verfolgung schützen.

Die Schutzgesetze funktionieren als rechtlicher Schirm: Wenn eine Person aus einem Bundesstaat, in dem die Trans-Gesundheitsversorgung verboten ist, in einen Staat mit legaler Versorgung reist, können weder sie noch ihre Ärzte strafrechtlich verfolgt werden. New Jersey und Arizona haben ähnliche Maßnahmen durch Regierungsverfügungen eingeführt, die jedoch nicht die gleiche rechtliche Stärke wie Gesetze besitzen.

Die andere Seite: Bundesstaaten mit Verboten

Am entgegengesetzten Ende des Spektrums stehen Bundesstaaten wie Florida, Alabama, Oklahoma, Idaho, North Dakota und South Carolina, die bestimmte medizinische Behandlungen für Trans-Jugendliche unter Strafe stellen. In diesen Staaten können Ärzte, die geschlechtsangleichende Maßnahmen für Minderjährige durchführen, mit Gefängnisstrafen belegt werden. Laut der Movement Advancement Project haben mittlerweile 25 US-Bundesstaaten Gesetze erlassen, die den Zugang zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung einschränken.

Die Situation hat sich seit der Unterzeichnung einer Durchführungsverordnung durch Donald Trump verschärft, die die Trans-Gesundheitsversorgung für Personen unter 19 Jahren einschränkt. Diese Maßnahme würde Bundesgelder für geschlechtsangleichende Behandlungen bei Jugendlichen streichen.

Deutschland: Ein anderer Ansatz

In Deutschland ist die Situation grundlegend anders. Während in den USA die Trans-Gesundheitsversorgung von Bundesstaat zu Bundesstaat stark variiert, gibt es in Deutschland ein einheitliches System. Seit einem Urteil des Bundessozialgerichts von 1987 werden geschlechtsangleichende Maßnahmen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Das bedeutet, dass Trans-Personen grundsätzlich Zugang zu notwendigen Behandlungen haben, unabhängig davon, in welchem Bundesland sie leben.

Dennoch gibt es auch in Deutschland Hürden. Wie das American-German Institute berichtet, müssen Trans-Personen häufig eine Psychotherapie durchlaufen, bevor Krankenkassen die Kosten für geschlechtsangleichende Maßnahmen übernehmen. Dieses Verfahren wird von vielen als unnötig und pathologisierend kritisiert.

Ein bedeutender Fortschritt in Deutschland ist jedoch das kürzlich verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz, das die rechtliche Geschlechtsänderung vereinfacht. Im Gegensatz zu vielen US-Bundesstaaten erkennt Deutschland auch ein drittes Geschlecht offiziell an.

Öffentliche Meinung und Aktivismus

In ihrer gemeinsamen Erklärung betonten die Generalstaatsanwälte von 13 US-Bundesstaaten: "Wir unterstützen nachdrücklich Gesundheitsrichtlinien, die die Würde und Rechte aller Menschen respektieren. Gesundheitsentscheidungen sollten von Patienten, Familien und Ärzten getroffen werden, nicht von Politikern, die versuchen, ihre Macht zu nutzen, um Freiheiten einzuschränken. Geschlechtsangleichende Versorgung ist eine wesentliche, lebensrettende medizinische Behandlung, die Einzelpersonen dabei unterstützt, als ihr authentisches Selbst zu leben."

In Deutschland zeigt sich eine ähnliche Tendenz in der öffentlichen Meinung. Eine Umfrage des Williams Institute in 23 Ländern ergab, dass Deutschland zu den Ländern mit einer hohen öffentlichen Unterstützung für Trans-Rechte gehört. Die Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass Trans-Personen das Recht haben sollten, ihre Ausweisdokumente entsprechend ihrer Geschlechtsidentität anzupassen.

Blick in die Zukunft

Während in den USA die Sorge besteht, dass die Lage unter der Trump-Administration für Trans-Personen noch schwieriger werden könnte, zeigen die Zufluchtsstaaten, dass es Widerstand gegen diese Entwicklung gibt. Die Schutzgesetze sind ein Beispiel dafür, wie einzelne Bundesstaaten versuchen, die Rechte und den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Trans-Personen zu verteidigen.

In Deutschland konzentrieren sich die Bemühungen derzeit darauf, bestehende Hürden im Gesundheitssystem abzubauen. Projekte wie i²TransHealth zielen darauf ab, die interdisziplinäre Gesundheitsversorgung von Trans-Personen besonders in ländlichen Gebieten zu verbessern.

Die Situation in beiden Ländern zeigt, wie wichtig es ist, für die Rechte von Trans-Personen einzutreten. Wie es im Original-Artikel heißt: "Diese Zufluchtsstaaten beweisen, dass selbst wenn es sich anfühlt, als wäre die ganze Welt gegen dich, es immer noch Hunderte von Menschen geben wird, die an deiner Seite kämpfen, egal was es kostet."


Lass uns quatschen: 48 LGBTQ+ Slang-Begriffe, die dein Vokabular bereichern

Die LGBTQ+ Community hat ihre eigene Sprache entwickelt - ein faszinierendes Vokabular, das Identität, Zusammengehörigkeit und kulturelle Vielfalt ausdrückt. Basierend auf dem Artikel von GCN stellen wir dir eine bunte Palette internationaler queerer Begriffe vor und ergänzen sie mit Slang-Ausdrücken, die in der deutschen LGBTQ+ Szene gebräuchlich sind.

Internationale LGBTQ+ Begriffe im Überblick

Von identitätsstiftenden Bezeichnungen wie "Twink" bis hin zu Drag-Favoriten wie "Werk" – diese Ausdrücke sind nicht nur unterhaltsam, sondern spiegeln auch die reiche Kulturgeschichte der Community wider.

Identitätsbegriffe

  • Baby gay: Eine Person, die erst kürzlich ihr Coming-out hatte
  • Baby dyke: Eine Lesbe, die frisch geoutet ist
  • Bear: Ein kräftiger, muskulöser und behaarter schwuler Mann, meist über 25
  • Butch: Person mit maskulinen Eigenschaften
  • Femme: Person mit femininen Zügen
  • Soft butch: Eine Lesbe, die überwiegend maskulin auftritt, aber einige feminine Züge hat
  • Stone butch: Person mit sehr maskulinem Auftreten, die sich sexuell nicht berühren lässt
  • High femme: Eine sehr feminin auftretende Lesbe
  • Hey mamas: Durch TikTok bekannt gewordene maskuline Lesbe, vergleichbar mit dem männlichen "Fuckboy"
  • Beard: Heterosexuelle Person, die bewusst eine queere Person heiratet, um deren Sexualität zu verbergen

Community-Vokabular

  • Coming out of the closet: Die eigene Sexualität öffentlich machen
  • Cub: Ähnlich wie "Bear", jedoch jünger
  • Doll: Trans Frau, besonders eine, die als sehr schön gilt
  • Egg: Trans Person, die noch nicht erkannt hat, dass sie trans ist
  • Gaydar: Die Fähigkeit, schwule Menschen zu erkennen
  • Giraffe: Ein besonders großer schwuler Mann
  • Gold star: Homosexuelle Person, die nie mit jemandem des anderen Geschlechts geschlafen hat
  • Gym rat: Jemand, der häufig ins Fitnessstudio geht
  • Lipstick lesbian: Sehr feminine Lesbe mit Vorliebe für Mode
  • Chapstick lesbian: Person mit einer Mischung aus maskulinen und femininen Eigenschaften
  • Meerkat: Ein neuerer Begriff für einen frechen und ängstlichen schwulen Mann
  • Otter: Ein schlanker und recht behaarter schwuler Mann
  • Wolf: Ein muskulöser, schlanker schwuler Mann
  • Pillow princess: Eine Lesbe, die beim Sex nur empfängt und nicht gibt
  • Polar Bear: Ein älterer, ergrauender "Bear"
  • Trade: Ein maskuliner schwuler Mann, der heterosexuell wirkt und möglicherweise im Verborgenen lebt
  • Top: Die Person, die beim schwulen Geschlechtsverkehr penetriert
  • Bottom: Die Person, die beim schwulen Geschlechtsverkehr penetriert wird
  • Queen: Ein zurückerobertes Wort, das ursprünglich verwendet wurde, um einen femininen schwulen Mann zu beleidigen
  • Sapphic: Eine feminine Person, die Frauen liebt
  • Stud: Eine dominante oder butch Lesbe of Color
  • Twink: Ein junger und schlanker schwuler Mann
  • Twunk: Ein Twink, aber muskulöser
  • U-haul lesbian: Jemand, der sehr schnell mit dem Partner zusammenzieht

Drag-Slang

Die Drag-Kultur hat ihre eigene facettenreiche Sprache entwickelt. Drag selbst bezeichnet die Kunst, als anderes Geschlecht aufzutreten und dabei das Erscheinungsbild zu übertreiben. Der Begriff entstand in der Theaterwelt, als Männer lange Kleider trugen, um Frauen darzustellen – der Saum des Kleides "dragged" (schleifte) dabei über den Boden.

  • Drag queen: Person, die in Drag als Frau auftritt
  • Drag king: Person, die als Mann auftritt
  • Mother: Kann zwei Bedeutungen haben. Eine Drag-Mother ist eine Queen, die jemanden in die Drag-Welt einführt, aber eine "Mother" kann auch eine Frau sein, die sich um schwule Männer kümmert
  • Read: Wenn ein Drag-Performer jemanden gekonnt, meist humorvoll beleidigt
  • Werk: Den besten Look präsentieren
  • Realness: Eine bestimmte Geschlechtsidentität überzeugend darstellen
  • Yas: Ein begeistertes "Ja". Wie viele LGBTQ+ Slang-Begriffe stammt auch dieser aus der Ballroom-Szene der 1980er Jahre
  • Serving fish: "Fish" ist ein umstrittener Begriff, da er als sexistisch angesehen werden könnte. Er bedeutet, überzeugend wie eine Frau auszusehen
  • Kiki: Tratschen oder eine Plauderstunde haben
  • Kaikai: Zwei Drag Queens, die Sex haben
  • Shade: Ähnlich wie "Reading", aber ernster
  • Slay: Das Beste geben oder die beste Performance abliefern
  • Gag: Ein intensiver Schock oder von etwas schockiert sein

Deutsche LGBTQ+ Slang-Begriffe

Auch in Deutschland hat die queere Community ihre eigene Sprache entwickelt, wenngleich nicht so umfassend wie beispielsweise das britische Polari. Hier einige Begriffe, die in der deutschen LGBTQ+ Szene verwendet werden:

  • Warmer Bruder: Eine ältere, manchmal abwertend gebrauchte Bezeichnung für einen homosexuellen Mann, die jedoch teilweise von der Community zurückerobert wurde
  • Sahneschnittchen: Wird in der Community-Sprache als Bezeichnung für eine attraktive Person verwendet
  • Pflaumensturz: Ein Gemütszustand, der als Synonym für einen Nervenzusammenbruch bei freudiger Erregung oder extremer Empörung verwendet wird
  • FLINTA*: Akronym für Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, nicht-binäre, Trans und Agender-Personen

Interessanterweise werden in der deutschen queeren Szene auch viele englische Begriffe verwendet. Jüngere Menschen nutzen oft Ausdrücke wie "slayen" (jemanden beeindrucken), "served" (gut aussehen) oder "c*nty" (selbstbewusst, frech). Diese Begriffe finden teilweise auch außerhalb der LGBTQ+-Community Verwendung.

Die Bedeutung von LGBTQ+ Sprache

Der queere Slang wird zunehmend auch im Mainstream bekannt. Das Verständnis dieser sprachlichen Codes hilft nicht nur dabei, die Kultur der Community zu verstehen, sondern fördert auch Respekt und Inklusion. Die queere Sprache in Deutschland ist vielfältig und entwickelt sich ständig weiter – sie dient dazu, Identität auszudrücken und Gemeinschaft zu bilden.

Wer mehr über LGBTQ+ Begriffe erfahren möchte, findet im Queer Lexikon eine umfassende Sammlung von Erklärungen und Definitionen. Besonders beim Einsatz von Slang-Ausdrücken ist Kontext wichtig: Was innerhalb der Community als Selbstbezeichnung funktioniert, kann von außen unangebracht sein.

Die eigene Sprachgeschichte zeigt, wie kreativ queere Menschen waren und sind, um Ausdrucksmöglichkeiten zu finden – besonders in Zeiten, als offenes Sprechen über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt noch gefährlich war. Heute dient diese Sprache als Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart der LGBTQ+ Bewegung.


Reaktionen auf das britische Urteil zur Definition einer Frau und die Auswirkungen auf Deutschland

Das Urteil des britischen Supreme Court zur rechtlichen Definition einer Frau sorgt international für Aufsehen und Besorgnis in der LGBTQ+ Community. Am 16. April 2025 entschied der Oberste Gerichtshof des Vereinigten Königreichs, dass der Begriff „Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz (Equality Act 2010) sich auf das biologische Geschlecht bezieht – mit weitreichenden Konsequenzen für Transmenschen. In der ursprünglichen Berichterstattung von PinkNews wurden die unmittelbaren Reaktionen der britischen Community dokumentiert, während sich nun auch in Deutschland Betroffene und Verbände zu Wort melden.

Die Entscheidung und ihre Bedeutung

Der britische Supreme Court hat einstimmig entschieden, dass die Begriffe „Frau" und „Geschlecht" im Equality Act 2010 sich auf biologische Frauen und biologisches Geschlecht beziehen. Richter Lord Hodge stellte in der Urteilsverkündung klar: „Die einstimmige Entscheidung dieses Gerichts ist, dass die Begriffe Frau und Geschlecht im Equality Act 2010 sich auf eine biologische Frau und biologisches Geschlecht beziehen."

Die Entscheidung ist das Ergebnis einer Klage der Frauenrechtsorganisation „For Women Scotland" (FWS) gegen die schottische Regionalregierung. Diese wollte Transfrauen mit einem Gender Recognition Certificate (GRC) in allen Lebensbereichen als Frauen anerkennen, einschließlich des Zugangs zu Frauenhäusern und bei Frauenquoten für Führungspositionen. Das Urteil hebt eine frühere Entscheidung eines schottischen Gerichts auf, die diese Anerkennung bestätigt hatte.

Gleichzeitig betonte das Gericht, dass Transmenschen weiterhin durch das Gleichstellungsgesetz vor Diskriminierung geschützt sind. „Wir raten davon ab, dieses Urteil als Triumph einer oder mehrerer Gruppen in unserer Gesellschaft auf Kosten einer anderen zu betrachten", so Lord Hodge.

Reaktionen aus der britischen LGBTQ+ Community

Die Reaktionen auf das Urteil sind gespalten. Simon Blake, Geschäftsführer der LGBTQ+ Organisation Stonewall UK, äußerte tiefe Besorgnis: „Stonewall teilt die große Sorge über die weitreichenden Auswirkungen des heutigen Urteils des Supreme Court. Es wird für die Trans-Community und alle, die sie unterstützen, unglaublich beunruhigend sein."

Die britische Model und Trans-Aktivistin Munroe Bergdorf postete auf ihrem Instagram-Account mit den Worten: „Wir werden das gemeinsam durchstehen" und kündigte an, in den kommenden Tagen mit Rechtsexperten zu sprechen, um die Auswirkungen auf die Zukunft der Community im Vereinigten Königreich zu verstehen.

Die Organisation „Scottish Trans" rief dazu auf, nicht in Panik zu geraten und wies darauf hin, dass viele Kommentare die Auswirkungen der Entscheidung auf das Leben aller Transmenschen möglicherweise bewusst übertreiben würden.

Auf der anderen Seite feierten Befürworter des Urteils wie die Autorin J.K. Rowling die Entscheidung. Sie schrieb auf ihrem X-Account: „Es brauchte drei außergewöhnliche, hartnäckige schottische Frauen mit einer Armee hinter ihnen, um diesen Fall vor den Supreme Court zu bringen, und mit ihrem Sieg haben sie die Rechte von Frauen und Mädchen im gesamten Vereinigten Königreich geschützt."

Parallelen zur deutschen Situation und Reaktionen

In Deutschland wurde erst kürzlich, am 1. November 2024, das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) eingeführt, das das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 ersetzt. Dieses Gesetz ermöglicht es trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch Selbstauskunft beim Standesamt zu ändern, ohne dass ein Gerichtsverfahren oder eine medizinische Begutachtung erforderlich ist – ein deutlicher Kontrast zur aktuellen britischen Rechtssituation.

Deutsche LGBTQ+ Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) haben sich besorgt über das britische Urteil geäußert und Solidarität mit den Betroffenen in Großbritannien bekundet. „Das Urteil des Supreme Court ist ein beunruhigendes Signal, das die Selbstbestimmung und Würde von Transmenschen in Frage stellt", erklärte eine Sprecherin des LSVD auf Anfrage.

Auch das Bundesverband Trans* äußerte sich kritisch: „Wir sehen mit großer Sorge, wie in Großbritannien die Rechte von Transmenschen zunehmend eingeschränkt werden. Umso wichtiger ist es, das deutsche Selbstbestimmungsgesetz zu verteidigen und weiter zu stärken."

Gleichzeitig gibt es in Deutschland Stimmen, die ähnliche Bedenken äußern wie die britischen Klägerinnen. So hatte sich unter anderem die UN-Sonderberichterstatterin für Gewalt gegen Frauen und Mädchen, Reem Alsalem, kritisch zum deutschen Selbstbestimmungsgesetz geäußert und Bedenken hinsichtlich des Schutzes von Frauen und Mädchen, insbesondere in Frauenhäusern, Toiletten und Umkleideräumen, geäußert.

Mögliche Auswirkungen auf Deutschland

Obwohl das britische Urteil keine direkte rechtliche Wirkung in Deutschland hat, befürchten Aktivist*innen, dass es den Diskurs über Transgender-Rechte in Deutschland beeinflussen könnte. „Wir müssen wachsam sein, damit die Errungenschaften des Selbstbestimmungsgesetzes nicht durch ähnliche Klagen oder politische Initiativen in Frage gestellt werden", so Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans* in einer Pressemitteilung.

Rechtsexpert*innen betonen jedoch die Unterschiede zwischen dem britischen und dem deutschen Rechtssystem. „Das deutsche Grundgesetz und die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts haben die Selbstbestimmung des Geschlechts wiederholt gestärkt", erklärt die Rechtsanwältin Maria Schmidt, die auf LGBTQ+ Rechte spezialisiert ist. „Eine ähnliche Einschränkung wie in Großbritannien wäre in Deutschland rechtlich schwieriger durchzusetzen."

Dennoch könnten die Debatten, die durch das britische Urteil angestoßen wurden, auch in Deutschland zu verstärkten Diskussionen über die Balance zwischen Transgender-Rechten und dem Schutz von Frauenräumen führen.

Community-Zusammenhalt und internationale Solidarität

Die deutschen LGBTQ+ Organisationen rufen zu Solidarität mit den britischen Transmenschen auf. Geplant sind Solidaritätskundgebungen vor der britischen Botschaft in Berlin und anderen deutschen Städten.

Die Berichterstattung über das Urteil und die Reaktionen darauf werden in den kommenden Wochen wahrscheinlich noch zunehmen, während Rechtsexpert*innen die genauen Auswirkungen analysieren und die betroffenen Communities ihre Strategien zur Verteidigung ihrer Rechte entwickeln.

In Anlehnung an die Worte von Munroe Bergdorf scheint die Botschaft der Community klar: Gemeinsam werden wir auch diese Herausforderung überstehen – sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.


Polizei ermittelt wegen queerfeindlichem Wahlflugblatt: Kommunalpolitiker nennt LGBTQ+-Menschen "geisteskranke Fanatiker"

Eine schockierende Wahlkampfpublikation in Großbritannien sorgt für Entsetzen und erinnert daran, dass queerfeindliche Hassrede auch im politischen Kontext ein wachsendes Problem darstellt. Wie PinkNews berichtet, hat die Polizei in der englischen Grafschaft Oxfordshire Ermittlungen gegen einen Kommunalpolitiker aufgenommen, der in seinem Wahlflugblatt LGBTQ+-Menschen als "geisteskranke Fanatiker" bezeichnet hat.

Hetze im Namen der "christlichen Werte"

Der unabhängige Kandidat David Roy Cox, der für den Wahlkreis Burford und Carterton West bei den Kommunalwahlen am 1. Mai kandidiert, verteilte ein Flugblatt, in dem er sich für "christliche Lehren, Werte und Traditionen" ausspricht. In seinem Pamphlet fordert Cox ein Ende des "schwächlichen, feigen Woke-Unsinns" und erklärt, es sei "unerlässlich, Kinder und ihre unbefleckten Köpfe vor der bösen Indoktrination der geisteskranken LBTQ-Fanatiker und ihrer Pride-Flaggen zu schützen".

Darüber hinaus enthält das Flugblatt rassistische und ableistische Äußerungen, in denen Cox beklagt, dass "viele Teile unseres Landes heute nicht wiederzuerkennen sind und eher wie die r*******-verseuchten Einöden des Nahen Ostens oder verarmte nordafrikanische Slums aussehen, wo Englisch als Zweitsprache gesprochen wird".

Anwohnerin erstattet Anzeige

Eine Anwohnerin namens Nikita Haddington-Milner, die das Flugblatt in ihrem Briefkasten fand, erstattete Anzeige bei der Polizei von Thames Valley, dem West Oxfordshire District Council und der Wahlkommission. Besonders empörend: Das Flugblatt wurde trotz einer am Haus angebrachten Pride-Flagge durch ihre Tür geschoben.

"Ich fühle mich verletzt, dass sie dies wissentlich durch die Tür gesteckt haben. Das sagt alles", erklärte Haddington-Milner gegenüber lokalen Medien. "Ich bin bestürzt darüber, dass diese veralteten Ansichten bis heute bestehen, obwohl es Gesetze gibt, die davor schützen sollten. Jeder hat ein Recht auf seine religiösen Überzeugungen, aber dies ist das absichtliche Schüren von Hass."

Sie betonte: "Das ist in meinen Augen das Schüren von Hass gegen mehrere schutzbedürftige Gemeinschaften, das Verbreiten von Informationen von Tür zu Tür, im Wissen, dass es Unruhe und Hass verursacht. Es geht nicht um freie Meinungsäußerung, das ist Gift, keine Politik. Das ist gefährliche Rhetorik."

Polizei ermittelt wegen möglicher Hasskriminalität

Ein Sprecher der Thames Valley Police bestätigte, dass eine Beschwerde eingegangen sei und die Beamten derzeit prüfen, ob Cox' Flugblatt eine Hasskriminalität darstellt. Der Politiker selbst zeigte keine Reue und erklärte gegenüber der BBC, er stehe zu allem, was in seinem Flugblatt gedruckt wurde. Er fügte hinzu, dass es "ihr Problem" und nicht seines sei, wenn Haddington-Milner durch den Inhalt beleidigt wurde.

Deutschland: Ähnliche Probleme im Kontext politischer Kampagnen

Auch in Deutschland ist queerfeindliche Hassrede im politischen Kontext ein zunehmendes Problem. Eine Studie des LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) zeigt, dass Hasskriminalität gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland oft unzureichend erfasst und verfolgt wird. Der Paragraf zur Volksverhetzung (§ 130 StGB) erwähnt beispielsweise homophobe und transphobe Motive nicht explizit.

Die Amadeu Antonio Stiftung betont, dass rechtsextreme und religiös-fundamentalistische Gruppen zunehmend Hass gegen queere Menschen schüren, indem sie LGBTQ+-Personen als Gefahr für Kinder darstellen und Desinformationen über eine angebliche "Gender-Ideologie" verbreiten – rhetorische Strategien, die dem Vorgehen von David Roy Cox auffallend ähneln.

Europäische Dimension des Problems

Laut einem Bericht von ILGA-Europe nehmen anti-LGBTQ+-Rhetorik und Hassreden in ganz Europa zu, insbesondere im Kontext von Wahlen. In mehreren europäischen Ländern nutzen Politiker zunehmend queerfeindliche Rhetorik, um Grundrechte einzuschränken und Wählerstimmen zu gewinnen.

Besonders besorgniserregend: Hassreden können zu einer Eskalation von Gewalt führen und das gesellschaftliche Klima vergiften. Sie wirken sich nachweislich negativ auf die psychische Gesundheit von LGBTQ+-Personen aus und fördern soziale Ausgrenzung.

Was können wir tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, gegen queerfeindliche Hassreden vorzugehen:

  • Hassreden können bei den Betreibern sozialer Netzwerke, bei speziellen Meldestellen wie Hass im Netz und bei der Polizei gemeldet werden.
  • Gegenrede ist wichtig: Positionieren Sie sich gegen Hassreden und unterstützen Sie Betroffene.
  • Informieren Sie sich über Ihre Rechte: In Deutschland verpflichtet das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) die Betreiber sozialer Plattformen, illegale Inhalte innerhalb kurzer Zeit zu löschen.
  • Unterstützen Sie Organisationen, die sich für die Rechte von LGBTQ+-Menschen einsetzen, wie den LSVD oder Queer Amnesty.

Der Fall aus Oxfordshire zeigt, dass der Kampf gegen queerfeindliche Hassrede auch im Jahr 2025 noch lange nicht gewonnen ist – weder in Großbritannien noch in Deutschland. Es bleibt eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, entschieden gegen solche hetzerischen Äußerungen vorzugehen, um LGBTQ+-Personen zu schützen und eine offene, demokratische Gesellschaft zu bewahren.


UK-Urteil verlangt männliche Durchsuchungen für Transfrauen - Deutschland geht anderen Weg mit Selbstbestimmungsgesetz

Nach einem Grundsatzurteil des obersten Gerichtshofs in Großbritannien müssen Transfrauen, die von der British Transport Police in Gewahrsam genommen werden, nun von männlichen Beamten durchsucht werden. Die Entscheidung steht im deutlichen Kontrast zur deutschen Gesetzgebung, die mit dem erst kürzlich in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz einen progressiveren Weg eingeschlagen hat. Die ursprüngliche Meldung über die Situation in Großbritannien wurde von PinkNews veröffentlicht.

Das britische Urteil und seine Auswirkungen

Am 16. April entschied der Oberste Gerichtshof des Vereinigten Königreichs in einem wegweisenden Verfahren, das von der genderkritischen Gruppe "For Women Scotland" gegen die schottische Regierung eingereicht wurde, dass die rechtliche Definition einer Frau Transfrauen ausschließt. Das Gericht stellte fest, dass das geschützte Merkmal "Geschlecht" nach dem britischen Gleichstellungsgesetz von 2010 sich auf das biologische Geschlecht bezieht.

Als direkte Folge dieses Urteils hat die British Transport Police – die Polizei, die für das Eisenbahnnetz in England, Wales und Schottland zuständig ist – eine "Übergangsregelung" eingeführt. Ein Sprecher erklärte gegenüber Sky News: "Nach unserer bisherigen Richtlinie konnten Personen mit einer Geschlechtsanerkennungsurkunde (GRC) entsprechend ihrem angenommenen Geschlecht durchsucht werden. Als Übergangsmaßnahme, während wir das heutige Urteil prüfen, haben wir jedoch unsere Beamten angewiesen, dass alle gleichgeschlechtlichen Durchsuchungen im Gewahrsam entsprechend dem biologischen Geburtsgeschlecht des Inhaftierten durchgeführt werden müssen."

Dies bedeutet, dass Transfrauen, die von der Polizei festgehalten werden, nun von männlichen Beamten durchsucht werden, während Polizeibeamtinnen, die trans sind, keine Frauen mehr im Gewahrsam durchsuchen dürfen.

Deutschland schlägt anderen Weg ein

Im Gegensatz zum restriktiven Ansatz in Großbritannien hat Deutschland mit dem am 1. November 2024 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) einen deutlich progressiveren Weg eingeschlagen. Das SBGG ersetzt das frühere Transsexuellengesetz (TSG) und ermöglicht es trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die zuvor erforderlichen gerichtlichen Entscheidungen oder psychiatrischen Gutachten.

Die Polizei Berlin hat ihre Richtlinien entsprechend angepasst und "Qualitätsstandards zur Durchsuchung, Beschlagnahme und Sicherstellung bei trans- und intergeschlechtlichen Personen" entwickelt. Diese Standards geben trans- und intergeschlechtlichen Personen das Recht, bei bedrohtem Schamgefühl von einer Person gleichen Geschlechts durchsucht zu werden, wobei das primäre Geschlechtsorgan nicht mehr das alleinige Kriterium ist. Dies steht in starkem Kontrast zu der nun in Großbritannien geltenden Praxis.

Gesellschaftliche und rechtliche Konsequenzen

Das britische Urteil könnte weitreichende Folgen haben, die weit über Polizeidurchsuchungen hinausgehen. Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) hat bereits angekündigt, dass sie den Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) "verfolgen" werde, wenn dieser seine Richtlinien zu geschlechtergetrennten Räumen nicht entsprechend dem Urteil des Obersten Gerichtshofs ändere.

Derzeit erlaubt der NHS die Behandlung von Transpersonen entsprechend ihrem Geschlecht. Beispielsweise werden Transfrauen als Patientinnen auf der Frauenstation untergebracht, und transgender Mitarbeiterinnen können Umkleideräume für Frauen nutzen. Die EHRC-Vorsitzende Baroness Kishwer Falkner wurde von der BBC mit den Worten zitiert: "Wir sprechen seit ungewöhnlich langer Zeit mit dem Gesundheitsdienst, wir werden sie nun fragen, wann sie ihre Beratung aktualisieren werden."

In Deutschland hingegen deutet nichts auf eine ähnliche Entwicklung hin. Im Gegenteil: Mit dem Selbstbestimmungsgesetz hat die deutsche Bundesregierung ein klares Zeichen für die Stärkung der Rechte von Transpersonen gesetzt. Die deutsche Bundesregierung betont, dass das Gesetz das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung stärkt und administrative Hürden abbaut.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland ist die Entwicklung in Großbritannien ein besorgniserregendes Signal. Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Schritt in Richtung mehr Akzeptanz und Anerkennung von Geschlechtsidentitäten gemacht hat, scheint Großbritannien einen Rückschritt zu machen, der Transfrauen von geschützten Räumen und Dienstleistungen ausschließt.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) weist darauf hin, dass trans* Personen aus Angst vor queerfeindlichen Reaktionen ohnehin seltener Vorfälle bei der Polizei melden. Die Befürchtung ist, dass ein Urteil wie in Großbritannien, sollte es in ähnlicher Form in Deutschland gefällt werden, diese Situation noch verschlimmern könnte.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass das britische Gericht trotz seiner einschränkenden Definition von "Frauen" betont hat, dass Transpersonen weiterhin vor Diskriminierung aufgrund von Geschlechtsumwandlung geschützt sind. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die praktische Umsetzung dieses Urteils auf das tägliche Leben von Transpersonen in Großbritannien auswirken wird.

Fazit: Unterschiedliche Wege in Europa

Die gegensätzlichen Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien zeigen, dass in Europa unterschiedliche Wege im Umgang mit Transrechten beschritten werden. Während das deutsche Selbstbestimmungsgesetz auf Selbstbestimmung und Würde setzt, schlägt das britische Urteil eine biologisch definierte Richtung ein, die von Kritikern als Rückschritt betrachtet wird.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland ist es wichtig, die internationalen Entwicklungen im Auge zu behalten und gleichzeitig die Errungenschaften des Selbstbestimmungsgesetzes zu würdigen und zu schützen. Die unterschiedlichen Rechtslagen in europäischen Nachbarländern verdeutlichen, dass der Kampf für Transrechte noch lange nicht abgeschlossen ist und weiterhin Engagement und Wachsamkeit erfordert.


Meilenstein für LGBTQ+-Rechte: US-Gericht erklärt Trumps queerfeindliche Passregeln für verfassungswidrig

Ein US-Bezirksgericht in Boston hat die von Donald Trump eingeführten Passvorschriften, die trans und nichtbinäre Menschen diskriminieren, als verfassungswidrig eingestuft. Wie queer.de berichtet, erließ Richterin Julia Kobick eine einstweilige Verfügung, die die Anwendung der diskriminierenden Regeln für sechs Kläger*innen stoppt. Diese Entscheidung könnte wegweisend für den Schutz von LGBTQ+-Rechten in den USA sein – und steht in starkem Kontrast zur progressiven Entwicklung in Deutschland.

Gericht: Trumps Erlass basiert auf "irrationalen Vorurteilen"

In ihrer Urteilsbegründung stellte die von Joe Biden ernannte Richterin Kobick klar: "Der Erlass und die entsprechenden Passmaßnahmen basieren auf irrationalen Vorurteilen gegenüber trans Amerikanern und verletzen daher die verfassungsmäßige Verpflichtung unserer Nation zum gleichen Schutz für alle Amerikaner." Das Gericht ordnete an, dass die sechs Kläger*innen Pässe mit der Geschlechtsangabe erhalten, die mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt.

Die umstrittene Politik der Trump-Regierung hatte im Januar per Dekret festgelegt, dass die US-Regierung künftig nur noch die Kategorien "männlich" und "weiblich" anerkennen will und dass dabei das "Geschlecht zur Geburt" maßgeblich sein soll. Damit wurde die 2022 unter Biden eingeführte Möglichkeit, ein "X" als neutrale Geschlechtsangabe in US-Reisepässen einzutragen, abgeschafft.

Rechtliche Anerkennung von trans Personen auf Bundesebene ausgehebelt

Die American Civil Liberties Union (ACLU), die die Kläger*innen vertrat, argumentierte, dass die neuen Regeln trans, nichtbinären und intergeschlechtlichen Amerikaner*innen faktisch das Recht auf einen korrekten Pass verweigert. Ein besonders prominentes Beispiel für die Auswirkungen ist die trans Schauspielerin Hunter Schafer, der ein Reisepass mit männlichem "M"-Marker ausgestellt wurde – was zu erheblichen Problemen bei Auslandsreisen führen kann.

Trotz des Erfolgs für die sechs Kläger*innen lehnte Richterin Kobick den Antrag auf eine landesweite Blockierung der Politik ab. Das bedeutet, dass die diskriminierenden Passregeln für alle anderen trans und nichtbinären US-Bürger*innen weiterhin gelten können, bis weitere Klagen erfolgreich sind oder die Politik auf Bundesebene geändert wird.

Deutsche Gesetzgebung als positiver Kontrast

Die Entwicklung in den USA steht in deutlichem Kontrast zur Situation in Deutschland, wo seit dem 1. November 2024 das neue Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft ist. Dieses Gesetz erleichtert es trans, intergeschlechtlichen und nichtbinären Menschen erheblich, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen zu ändern – ohne die komplexen Gerichtsverfahren und Gutachten, die früher erforderlich waren.

In Deutschland gibt es seit 2018 die Möglichkeit, im Personenstandsregister neben "männlich" und "weiblich" auch "divers" oder "ohne Angabe" zu wählen. Diese dritte Option wurde nach einer wegweisenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eingeführt, das feststellte, dass das Persönlichkeitsrecht auch die geschlechtliche Identität derjenigen schützt, die sich dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen.

Bei deutschen Reisepässen wird nach einer Änderung des Geschlechtseintrags ein "X" eingetragen, wenn die Person nicht als männlich oder weiblich gemeldet ist. Für Reisende in Länder, die den Eintrag "X" nicht akzeptieren, besteht die Möglichkeit, einen zweiten Reisepass mit dem alten binären Geschlechtseintrag zu beantragen – allerdings nur mit einer ärztlichen Bescheinigung über eine "Variante der Geschlechtsentwicklung".

Internationale Implikationen für Reisende

Für deutsche LGBTQ+-Reisende in die USA bedeuten die neuen US-Regelungen potenzielle Komplikationen. Laut den aktualisierten Reisehinweisen des deutschen Auswärtigen Amtes zu US-Visa müssen bei Abweichungen des Geschlechtseintrags von jenem aus dem Reisepass "zusätzlich die Geburtsurkunde mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlechtseintrag bzw. ein beglaubigter Ausdruck aus dem Geburtenregister mitgeführt werden".

Die Entscheidung des US-Gerichts ist zwar ein wichtiger Schritt, aber der Kontrast zur deutschen Gesetzgebung zeigt, wie unterschiedlich die Entwicklung der LGBTQ+-Rechte in verschiedenen demokratischen Ländern verlaufen kann. Während Deutschland durch das Selbstbestimmungsgesetz einen bedeutenden Fortschritt erzielt hat, kämpfen trans und nichtbinäre Menschen in den USA weiterhin um grundlegende Anerkennung ihrer Identität in offiziellen Dokumenten.

LGBTQ+-Organisationen in den USA hoffen nun, dass die Entscheidung des Bostoner Gerichts ein erster Schritt ist, um die diskriminierenden Passregelungen landesweit zu kippen und die Rechte von trans und nichtbinären US-Bürger*innen zu schützen.


"Ein Kampf um Sichtbarkeit: Warum queere Rechte im Koalitionsvertrag nur eine Randnotiz sind"

Die Rechte queerer Menschen spielen im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD so gut wie keine Rolle. Für die wenigen unkonkreten Absätze, die es letztlich in das Regierungsprogramm geschafft haben, habe die SPD hart kämpfen müssen, wie die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" andeutete. Auf den 144 Seiten des neuen Koalitionsvertrags findet das Wort "queer" gerade einmal zweimal Erwähnung – ein Umstand, der viel über die aktuellen gesellschaftspolitischen Prioritäten aussagt.

Harte Verhandlungen um wenige Worte

"Es war ein Kampf, dass es wenigstens zweimal da steht", erklärte Esken im Interview. Für viele Konservative sei "queer" eines von zahlreichen "woken" Trigger-Wörtern, die sie hart bekämpfen würden. Die SPD-Chefin sieht darin Anzeichen eines Kulturkampfes: "Wir befinden uns mitten in einem Kulturkampf, der uns in voraufklärerische Zeiten zurückführen will – in den USA sehen wir das Vorbild dazu."

Tatsächlich enthält der Koalitionsvertrag mit dem Titel "Verantwortung für Deutschland" nur einen kurzen Absatz zum Thema "Geschlechtliche Vielfalt". Darin wird betont, dass queeres Leben vor Diskriminierung geschützt werden muss und alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, gleichberechtigt, diskriminierungs- und gewaltfrei leben können müssen. Welche konkreten Maßnahmen dafür ergriffen werden sollen, bleibt jedoch weitgehend unklar, wie Echte Vielfalt kritisch anmerkt.

Rückschritte statt Fortschritte?

Besonders alarmierend für viele Vertreter*innen der LGBTQ+-Community ist die Tatsache, dass der unter der Ampel-Koalition erarbeitete Aktionsplan "Queer leben" im neuen Koalitionsvertrag mit keinem Wort erwähnt wird. Auch scheint es keinen Queerbeauftragten wie in der vorherigen Legislaturperiode mehr zu geben. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) kritisiert, dass angesichts der steigenden Zahl von Angriffen auf LSBTIQ*-Personen das Amt des Beauftragten der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt erhalten bleiben und der Aktionsplan fortgeführt werden müsse.

Besondere Aufmerksamkeit erfährt die Ankündigung, das erst kürzlich eingeführte Selbstbestimmungsgesetz bis Juli 2026 evaluieren zu wollen. CDU und CSU forderten im Wahlkampf offen dessen Abschaffung, was sie mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen begründeten. Für viele queere Aktivist*innen ist diese geplante Evaluierung ein besorgniserregendes Signal, wie die Initiative Queer Nations betont.

Rechtspopulistische Gefahr und gesellschaftliche Rückschritte

Im Interview mit der Frankfurter Rundschau zeigte sich Esken auch geschockt über die Forderung des CDU-Politikers Jens Spahn, die AfD so zu behandeln wie jede andere Oppositionspartei im Bundestag. "Das finde ich brandgefährlich und es erschreckt mich, wieviel Zuspruch er dafür auch aus den eigenen Reihen bekommt", erklärte die SPD-Vorsitzende. Für sie steht fest: "Die AfD ist eine rechtsradikale Partei und hat nichts im Bundestag verloren."

Auch in der Wissenschaft tobe derzeit ein Kampf, warnte Esken weiter. "Forschungspartner werden gerade aus den USA befragt, ob sie Diversitätsstrategien verfolgen, denn das würde die Partnerschaft beenden. Das ist eine bittere und brandgefährliche Realität in unserem Land." Die Wissenschaft, aber auch die Zivilgesellschaft seien "hoch alarmiert, letztere nach dieser kleinen Anfrage der CDU an die Bundesregierung oder dem Versuch, das Informationsfreiheitsgesetz abzuschaffen."

SPD sieht sich als Bollwerk für gesellschaftliche Vielfalt

Neben queeren Themen habe die CDU laut Esken auch das Thema Gleichstellung von Frauen "gern weggelassen". In den Koalitionsverhandlungen habe die SPD-Vorsitzende "deutlich gemacht, dass die Errungenschaften einer offenen und vielfältigen Gesellschaft von uns nicht zur Disposition gestellt werden, sondern dass wir im Gegenteil weiter voranschreiten wollen mit der gesellschaftlichen Modernisierung".

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland deuten diese Entwicklungen auf herausfordernde Zeiten hin. Während in anderen europäischen Ländern wie Spanien, Portugal und skandinavischen Ländern progressive Entwicklungen im Bereich queerer Rechte zu beobachten sind, scheint Deutschland nun einen konservativeren Kurs einzuschlagen.

Ob die SPD als kleinerer Koalitionspartner tatsächlich die von Esken versprochene "Standhaftigkeit" zeigen kann, wenn es um den Schutz und die Weiterentwicklung queerer Rechte geht, wird sich in den kommenden Jahren erweisen müssen. Für die LGBTQ+-Community bedeutet dies vor allem eines: erhöhte Wachsamkeit und verstärktes zivilgesellschaftliches Engagement werden notwendiger denn je sein.


Britisches Höchstgericht: Trans Frauen rechtlich keine Frauen - Der Gegensatz zum neuen deutschen Selbstbestimmungsgesetz

Der Oberste Gerichtshof Großbritanniens hat entschieden, dass die rechtliche Definition einer Frau Trans-Frauen ausschließt – ein Urteil, das in direktem Kontrast zur fortschrittlichen Entwicklung in Deutschland steht, wo kürzlich das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet wurde. Die vollständige Originalberichterstattung findet sich auf PinkNews.

Das Urteil und seine Implikationen

Am 16. April 2024 verkündete der britische Supreme Court einstimmig, dass die Begriffe "Frau" und "Geschlecht" im britischen Gleichstellungsgesetz (Equality Act 2010) sich ausschließlich auf biologische Frauen und biologisches Geschlecht beziehen. Richter Lord Hodge betonte bei der Urteilsverkündung: "Die einstimmige Entscheidung dieses Gerichts ist, dass die Begriffe 'Frau' und 'Geschlecht' im Equality Act 2010 sich auf eine biologische Frau und biologisches Geschlecht beziehen."

Gleichzeitig versuchte das Gericht zu betonen, dass das Urteil nicht als "Triumph einer Gruppe auf Kosten einer anderen" verstanden werden sollte. Trans-Personen genießen weiterhin Schutz vor Diskriminierung aufgrund der gesetzlich geschützten Eigenschaft der "Geschlechtsangleichung" (gender reassignment).

Die Entscheidung wird weitreichende Auswirkungen für die Trans- und nicht-binäre Community in Großbritannien haben, insbesondere was den Zugang zu gleichgeschlechtlichen Räumen und Dienstleistungen betrifft. Der Fall wurde von der "gender-kritischen" Gruppe For Women Scotland (FWS) gegen die schottische Regierung eingebracht und stellt eine direkte Herausforderung eines früheren Urteils dar, das feststellte, dass Geschlecht nicht auf Biologie beschränkt ist.

Deutschland geht den entgegengesetzten Weg

Während Großbritannien mit diesem Urteil einen restriktiveren Weg einschlägt, hat Deutschland gerade einen historischen Schritt in die entgegengesetzte Richtung gemacht. Am 12. April 2024 – nur wenige Tage vor dem britischen Urteil – verabschiedete der Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz, das im November 2024 in Kraft treten wird.

Dieses progressive Gesetz erlaubt es Menschen ab 14 Jahren, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die bisher erforderlichen medizinischen Gutachten oder gerichtlichen Verfahren. Es ersetzt das als diskriminierend geltende Transsexuellengesetz von 1980, das unter anderem psychologische Gutachten und gerichtliche Verfahren vorsah.

Lisa Paus, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bezeichnete das neue Gesetz als "längst überfällig" und betonte: "Wir schützen die Selbstbestimmung aller Menschen und sorgen dafür, dass trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen endlich mit Würde und Respekt behandelt werden."

Zwei unterschiedliche Ansätze in Europa

Der Kontrast zwischen dem britischen Urteil und dem deutschen Selbstbestimmungsgesetz verdeutlicht die unterschiedlichen Ansätze innerhalb Europas zum Thema Transgender-Rechte. Während das Vereinigte Königreich eine biologische Definition des Geschlechts bekräftigt, setzt Deutschland auf die Selbstbestimmung der Geschlechtsidentität.

In Deutschland wurde die LGBTQ+-Community durch das neue Gesetz gestärkt. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) begrüßte das Gesetz als "wichtigen Meilenstein für die Gleichstellung". Queer.de bezeichnete das Gesetz als "historischen Schritt für die trans Community".

In Großbritannien hingegen befürchten Transgender-Aktivisten, dass das Urteil des Supreme Court zu einer Verschlechterung der Lage für Trans-Personen führen könnte. Organisationen wie Stonewall UK und Mermaids haben ihre Enttäuschung über die Entscheidung zum Ausdruck gebracht und sehen darin einen Rückschritt für die Rechte von Trans-Personen.

Bedeutung für die Community

Die Auswirkungen des britischen Urteils auf den Alltag von Trans-Personen werden sich erst mit der Zeit vollständig zeigen. Rechtlich bleiben Trans-Personen in Großbritannien weiterhin durch den Equality Act vor Diskriminierung geschützt, jedoch nun explizit aufgrund der "Geschlechtsangleichung" und nicht als Frauen bzw. Männer.

Im Gegensatz dazu werden Trans-Personen in Deutschland durch das Selbstbestimmungsgesetz in ihrer selbstgewählten Geschlechtsidentität rechtlich anerkannt. Dies betrifft nicht nur offizielle Dokumente, sondern auch den Zugang zu geschlechtsspezifischen Räumen und Dienstleistungen.

Julia Monro von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) erklärte gegenüber Deutschlandfunk Nova: "Das neue Gesetz ist ein wichtiger Schritt zur Entpathologisierung von trans Personen. Es erkennt an, dass die Geschlechtsidentität eine zutiefst persönliche Angelegenheit ist und nicht von außen bestimmt werden sollte."

Ausblick

Die unterschiedlichen Entwicklungen in Großbritannien und Deutschland spiegeln eine breitere europäische Debatte über Transgender-Rechte wider. Während einige Länder, wie Deutschland, Spanien und Belgien, die Selbstbestimmung in den Vordergrund stellen, verfolgen andere, wie Großbritannien und zunehmend auch Teile Osteuropas, einen restriktiveren Ansatz.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist das neue Selbstbestimmungsgesetz ein Grund zum Feiern, während sich Trans-Personen in Großbritannien mit einem rechtlichen Rückschlag auseinandersetzen müssen. Aktivisten auf beiden Seiten des Ärmelkanals werden die Auswirkungen dieser rechtlichen Entwicklungen genau beobachten und ihre Strategien entsprechend anpassen.

In Deutschland tritt das Selbstbestimmungsgesetz im November 2024 in Kraft, wobei noch einige Details zur Umsetzung geklärt werden müssen. In Großbritannien werden Trans-Organisationen nun Wege suchen, um sicherzustellen, dass die Rechte und der Schutz von Trans-Personen trotz des Urteils gewahrt bleiben.


Erfahrungsberichte zum Selbstbestimmungsgesetz: DGTI sucht Stimmen aus der Community

Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti) hat einen Aufruf gestartet, um Erfahrungsberichte zum neuen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) zu sammeln. Seit dem 1. November 2024 ist das SBGG in Kraft und hat das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 abgelöst. Die gesammelten Berichte sollen auf der Webseite sbgg.info veröffentlicht und für die zukünftige Pressearbeit genutzt werden.

Worum geht es beim Selbstbestimmungsgesetz?

Das Selbstbestimmungsgesetz ermöglicht es transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nichtbinären Menschen in Deutschland, ihren Vornamen und Geschlechtseintrag ohne die bisher notwendigen psychologischen Gutachten und gerichtlichen Verfahren zu ändern. Die Änderung erfolgt nun durch eine Erklärung beim Standesamt, wobei eine dreimonatige Anmeldefrist vor der eigentlichen Erklärung besteht. Nach einer Änderung gilt für eine erneute Änderung eine Sperrfrist von einem Jahr.

"Das Gesetz stellt einen historischen Schritt hin zu mehr Akzeptanz von geschlechtlicher Vielfalt dar", betont der Deutsche Frauenrat und das Institut für Menschenrechte in gemeinsamen Stellungnahmen.

Welche Erfahrungen werden gesucht?

Die dgti bittet besonders Personen, die das Selbstbestimmungsgesetz bereits genutzt haben, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Dabei sind insbesondere folgende Aspekte von Interesse:

  • Positive Erfahrungen bei der Umsetzung des Gesetzes
  • Aufgetretene Hürden und Schwierigkeiten
  • Erhaltene Unterstützung während des Prozesses
  • Erfahrungen von Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit
  • Berichte von Menschen mit Behinderungen
  • Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen bzw. deren Bezugspersonen

"Wir möchten ein möglichst breites Spektrum an Stimmen einfangen, um die tatsächlichen Auswirkungen des neuen Gesetzes im Alltag dokumentieren zu können", erklärt die dgti in ihrem Aufruf.

Die Kontroverse um das Selbstbestimmungsgesetz

Trotz der vielen positiven Aspekte gibt es auch kritische Stimmen zum Selbstbestimmungsgesetz. Ein Hauptkritikpunkt ist die fehlende vollständige Selbstbestimmung für Kinder und Jugendliche, die für eine Änderung des Geschlechtseintrags die Einwilligung beider Elternteile benötigen. Ohne diese Einwilligung entscheidet das Familiengericht, was im schlimmsten Fall zu belastenden Begutachtungsverfahren führen kann, wie die SIEGESSÄULE berichtet.

Weitere Kritikpunkte betreffen die automatische Weiterleitung von Meldedaten an staatliche Stellen sowie Bedenken, dass der Gesetzestext in Teilen transfeindliche Narrative bedienen könnte.

Positive Aspekte des neuen Gesetzes

Zu den positiven Neuerungen des SBGG gehören:

  • Die Möglichkeit für Ehegatten, alte Namen aus der Eheurkunde streichen zu lassen, um Zwangsoutings zu vermeiden
  • Ein Offenbarungsverbot für inter* Personen, das Zwangsoutings als Ordnungswidrigkeit ahndet
  • Die Möglichkeit für trans Männer, unter bestimmten Voraussetzungen als „Vater" eingetragen zu werden
  • Die Abschaffung aufwändiger und oft als entwürdigend empfundener Gerichtsverfahren

Wichtig zu betonen: Das Selbstbestimmungsgesetz regelt ausschließlich die rechtlichen Aspekte der Geschlechtsänderung und ermöglicht keine medizinischen Leistungen. Diese müssen weiterhin separat mit Krankenkassen und medizinischen Fachkräften abgeklärt werden.

Wie können Erfahrungsberichte eingereicht werden?

Die dgti bittet alle Interessierten, ihre Berichte per E-Mail einzureichen. Persönliche Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt, und es besteht die Möglichkeit, Berichte auch anonym zu veröffentlichen.

"Jede einzelne Stimme trägt dazu bei, ein umfassendes Bild von der praktischen Umsetzung des Gesetzes zu zeichnen", betont die dgti. "Diese Erfahrungsberichte sind unerlässlich, um in Zukunft weitere Verbesserungen für trans*, inter* und nichtbinäre Menschen in Deutschland durchsetzen zu können."

Das Sammeln der Erfahrungsberichte ist Teil eines größeren Monitorings zur Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes. Die dgti und andere LGBTQ+-Organisationen begleiten den Prozess kritisch und konstruktiv, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und die praktische Anwendung des Gesetzes zu optimieren.


Urteil des britischen Supreme Court zur Definition des Begriffs "Frau": Was es für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Deutschland bedeutet

Der britische Supreme Court hat am 16. April 2025 eine wegweisende Entscheidung getroffen, die erhebliche Auswirkungen auf die Rechte von Transgender-Personen im Vereinigten Königreich haben könnte. Das Gericht entschied einstimmig, dass der Begriff "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz (Equality Act 2010) sich ausschließlich auf "biologische Frauen" bezieht und Transgender-Frauen ausschließt. Während in Großbritannien nun heiße Debatten entbrennen, stellt sich für uns in Deutschland die Frage: Was bedeutet dieses Urteil im Kontext der deutschen Rechtslage? Der Originalartikel bei Pink News liefert einen detaillierten Überblick über die britische Entscheidung.

Die Entscheidung des britischen Supreme Court

Das Urteil wurde nach einer zweitägigen Anhörung in London gefällt und umfasst 88 Seiten. Lord Hodge, einer der beteiligten Richter, erklärte: "Die einstimmige Entscheidung dieses Gerichts ist, dass die Begriffe 'Frau' und 'Geschlecht' im Equality Act 2010 sich auf eine biologische Frau und das biologische Geschlecht beziehen." Die Klage wurde von der geschlechtskritischen Gruppe "For Women Scotland" (FWS) eingebracht, die angeblich auch von der Autorin J.K. Rowling unterstützt wird.

Im Kern mussten die Richter entscheiden, ob die geschützte Kategorie "Geschlecht" ausschließlich auf der Biologie basiert, mit der eine Person geboren wird, oder ob sie sich auf der Grundlage der Geschlechtsidentität und des Prozesses der Geschlechtsanerkennung ändern kann. Die Richter entschieden letztlich, dass das gesetzlich geschützte Merkmal "Geschlecht" biologisch definiert ist und Transgender-Frauen ausschließt – selbst wenn sie ein Gender Recognition Certificate (GRC, vergleichbar mit der Personenstandsänderung in Deutschland) besitzen.

Auswirkungen auf geschlechtsspezifische Räume und Dienste

Die Entscheidung hat besonders für geschlechtsspezifische Räume und Dienste weitreichende Folgen. In der Pressezusammenfassung des Falles heißt es, dass für eingeschlechtliche Dienste "eine biologische Interpretation des 'Geschlechts' erforderlich ist, um kohärent zu funktionieren". Dies betrifft Bereiche wie Toiletten, Krankenhausstationen, Gefängnisse und Frauenhäuser.

Die Richter betonten jedoch, dass Transgender-Personen trotz dieser Entscheidung weiterhin vor Diskriminierung geschützt sind – allerdings nicht durch das geschützte Merkmal "Geschlecht", sondern durch das geschützte Merkmal der "Geschlechtsumwandlung" (gender reassignment) und andere Aspekte des Gleichstellungsgesetzes.

Die deutsche Perspektive: Das Selbstbestimmungsgesetz

Im Gegensatz zum Vereinigten Königreich hat Deutschland im November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) eingeführt, das einen deutlich progressiveren Ansatz verfolgt. Das Gesetz, das nach jahrelangen Diskussionen verabschiedet wurde, ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 und erleichtert es Transgender-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen erheblich, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen im Personenstandsregister zu ändern.

Die Änderungen sind weitreichend: Während das britische Gericht nun eine biologische Definition des Begriffs "Frau" festschreibt, ermöglicht das deutsche Selbstbestimmungsgesetz einen einfachen, selbstbestimmten Wechsel des Geschlechtseintrags durch eine "Erklärung mit Eigenversicherung" beim Standesamt. Diese Änderung wird drei Monate nach der Erklärung wirksam – ohne die medizinischen Gutachten oder gerichtlichen Verfahren, die unter dem alten Transsexuellengesetz erforderlich waren. Auch Minderjährige ab 14 Jahren können mit Zustimmung ihrer Erziehungsberechtigten ihren Geschlechtseintrag ändern lassen.

Schutz vor Diskriminierung in Deutschland

In Deutschland schützt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität und sexuellen Orientierung in Beschäftigung und bei der Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt klar, dass der Diskriminierungsschutz auch für trans- und intergeschlechtliche Personen gilt.

Anders als im britischen Fall, wo das Gericht zwischen "biologischem Geschlecht" und "zertifiziertem Geschlecht" unterschied, erkennt das deutsche Recht nach der Änderung des Personenstands die rechtliche Geschlechtsidentität einer Person vollständig an – eine Position, die der britische Supreme Court nun explizit abgelehnt hat.

Was bedeutet das britische Urteil für Deutschland?

Während das britische Urteil keine direkten rechtlichen Auswirkungen auf Deutschland hat, zeigt es die unterschiedlichen rechtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in europäischen Ländern. Deutschland hat mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Weg eingeschlagen, der die Selbstbestimmung von trans Personen stärkt, während das Vereinigte Königreich – zumindest durch diese Gerichtsentscheidung – eine biologisch determinierte Definition des Geschlechts bekräftigt.

Nils Pickert, Sprecher der Organisation "Pinkstinks", bewertete das deutsche Selbstbestimmungsgesetz als "längst überfälligen Schritt in die richtige Richtung" und betonte die Bedeutung der rechtlichen Anerkennung für die Lebensrealität von trans Personen. Diese Anerkennung wird durch das britische Urteil in Frage gestellt und zeigt die Bruchlinie in der europäischen Rechtsentwicklung.

Fazit: Unterschiedliche Wege in Europa

Das Urteil des britischen Supreme Court verdeutlicht einen grundlegenden Unterschied in der rechtlichen Behandlung von Transgender-Personen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich. Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Weg der Selbstdefinition und rechtlichen Anerkennung eingeschlagen hat, hat das britische Gericht eine biologische Definition des Geschlechts festgeschrieben.

Für die LGBTQ+-Gemeinschaft in beiden Ländern bedeutet dies unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen. In Deutschland genießen Transgender-Personen durch das neue Selbstbestimmungsgesetz mehr Rechte bei der Anerkennung ihrer Geschlechtsidentität, während die britische Entscheidung potenziell den Zugang zu geschlechtsspezifischen Räumen und Diensten einschränken könnte.

Die vollständigen Auswirkungen des britischen Urteils werden sich erst in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. Für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Deutschland ist es wichtig, die europäischen Entwicklungen im Auge zu behalten und gleichzeitig die Fortschritte zu würdigen, die durch das Selbstbestimmungsgesetz erreicht wurden. Die unterschiedlichen Ansätze zeigen, dass der Kampf für die Rechte von Transgender-Personen weiterhin ein dynamisches und umstrittenes Feld bleibt – mit Deutschland als einem der fortschrittlicheren Länder in dieser wichtigen Rechtsfrage.


Identität im Bundestag: Valerie Wilms und die Komplexität trans Repräsentation in der deutschen Politik

Die ehemalige Grünen-Abgeordnete Valerie Wilms sorgt für Aufsehen mit ihrem späten Outing als Transgender-Frau. In ihrem neuen Buch "Meine zwei Leben. Als Junge geboren – als Frau im Bundestag" enthüllt die 71-Jährige, dass sie vermutlich bereits von 2009 bis 2017 die erste trans Frau im Deutschen Bundestag war – lange vor denen, die offiziell als erste gefeiert wurden. Die ursprüngliche Nachricht wurde von queer.de berichtet.

Ein Leben in zwei Akten

Valerie Wilms wurde 1954 in Hannover geboren und bei der Geburt als Junge eingeordnet. In ihrem Buch, das kurz nach Ostern erscheint, beschreibt sie einen langen Weg der Selbstfindung. Während der Pubertät spürte sie, dass etwas "anders" war, und betrieb während ihres Maschinenbau-Studiums ein "Versteckspiel mit Frauenkleidung im Geheimen". Erst in einer Ehe mit zwei Kindern stieß sie auf das Thema Transsexualität. In den 1990er Jahren folgten ärztliche Behandlungen und schließlich die offizielle Geschlechtsänderung beim Amtsgericht.

2005 schloss sich Wilms den Grünen in Schleswig-Holstein an und zog 2009 in den Bundestag ein, wo sie bis 2017 als Abgeordnete tätig war. Sie profilierte sich besonders als Verkehrspolitikerin und Expertin für Nachhaltigkeit. Während dieser gesamten Zeit hielt sie ihre Transidentität bewusst aus der Öffentlichkeit heraus.

Bewusstes Schweigen im Parlament

Anders als die später gewählten trans Abgeordneten Tessa Ganserer und Nyke Slawik, die mit ihrer Identität offen umgehen, entschied sich Wilms für Diskretion. "Ich wäre immer nur auf das Thema Transsexualität zurückgeworfen worden und wäre nie mit den für mich wichtigen Themen im Parlament identifiziert worden", erklärt sie ihre damalige Entscheidung. Wilms wollte ausschließlich als Frau und Fachpolitikerin wahrgenommen werden, nicht als Symbolfigur für Trans-Rechte.

Diese Haltung steht in interessantem Kontrast zu jüngeren trans Politikerinnen wie Slawik und Ganserer, die ihre Identität auch als politisches Werkzeug nutzen, um Sichtbarkeit für die Community zu schaffen. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen spiegeln auch verschiedene Generationen und gesellschaftliche Kontexte wider.

Politischer Richtungswechsel und Kritik am Selbstbestimmungsgesetz

Bemerkenswert ist Wilms' politische Entwicklung. Im Juni 2023 trat sie aus den Grünen aus, mit der Begründung, die Partei habe sich zu einem "Treiber für eine woke Kulturrevolution" entwickelt. Sie kritisierte eine "irrationale, selbstzerstörerische Klimapanik" und wandte sich politisch nach rechts, was unter anderem durch Interviews mit der rechten Plattform "Tichys Einblick" deutlich wurde.

Besonders überraschend für viele: Wilms lehnt das neue Selbstbestimmungsgesetz ab, das die rechtliche Geschlechtsangleichung für trans Personen erheblich erleichtert. Sie selbst durchlief das inzwischen abgeschaffte Transsexuellengesetz mit seinen umfangreichen Gutachten und juristischen Formalitäten, die von vielen Betroffenen als entwürdigend und belastend beschrieben wurden. Für Wilms jedoch waren diese Hürden nach eigener Aussage hilfreich, "über sich und den eigenen Wunsch klar zu werden".

Sie warnt vor einem "Geschlechter-Hopping" durch das neue Gesetz: "Jedes Jahr ein neues Geschlecht, ohne mich vollständig anzupassen. Das ist der normalen Gesellschaft nicht mehr verständlich zu machen. Solche Menschen wie ich verlieren dadurch an Akzeptanz."

Kontroverse in der deutschen Trans-Community

Wilms' Positionen haben in der LGBTQ+-Community für Diskussionen gesorgt. Während einige ihre Erfahrungen und ihren Weg respektieren, kritisieren andere ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Selbstbestimmungsgesetz als rückschrittlich und nicht repräsentativ für die Bedürfnisse der heutigen trans Community.

Nora Eckert, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Trans* (dgti), kommentierte in einem früheren Interview: "Alle trans Personen haben das Recht auf ihren individuellen Weg, aber wir sollten vorsichtig sein, wenn persönliche Erfahrungen genutzt werden, um politische Rechte anderer einzuschränken."

Historische Einordnung der trans Repräsentation im Bundestag

Bislang galten die Grünen-Politikerinnen Tessa Ganserer und Nyke Slawik als die ersten offen trans Abgeordneten im deutschen Parlament, die 2021 in den Bundestag einzogen. Mit Wilms' Enthüllung muss diese historische Einordnung nun differenzierter betrachtet werden. Während Ganserer und Slawik als erste offen trans Abgeordnete gelten können, war Wilms tatsächlich bereits früher als trans Frau im Parlament – wenn auch nicht öffentlich geoutet.

Aktuell ist Nyke Slawik weiterhin Mitglied des Bundestags, während Tessa Ganserer nicht erneut kandidierte. Mit Victoria Broßart aus Bayern gibt es zudem eine weitere trans Frau im Parlament. Die Sichtbarkeit von trans Personen in der deutschen Politik hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, was viele als wichtigen Schritt für die gesellschaftliche Akzeptanz bewerten.

Valerie Wilms' Geschichte zeigt die Komplexität und Vielfalt von trans Lebenswegen in Deutschland und macht deutlich, dass es keine einheitliche Trans-Erfahrung gibt. Ihr Weg und ihre heutigen Positionen werden in der Community kontrovers diskutiert, bieten aber wichtige Einblicke in die Entwicklung der trans Repräsentation in der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte.


Gefahr hinter Dating-Apps: 56-Jähriger bei schwulem Fake-Date beraubt und entführt

In Wiesbaden wurde ein 56-jähriger Mann Opfer eines gefährlichen Fake-Dates, das über eine schwule Dating-Plattform arrangiert wurde. Wie das Polizeipräsidium Westhessen berichtete, traf sich der Mann am vergangenen Freitag mit einer Internetbekanntschaft, die ihn anschließend beraubte und entführte. Dieser Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie ähnlicher Übergriffe ein und wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Sicherheitsrisiken beim Online-Dating für LGBTQ+-Personen.

Der Tathergang

Der Geschädigte hatte sich laut Polizei über eine Dating-Plattform mit einem Mann verabredet. Gemeinsam fuhren sie im schwarzen SUV des 56-Jährigen zu einem abgelegenen Feld bei Kloppenheim. Dort zeigte der vermeintliche Date-Partner sein wahres Gesicht: Mit einem Messer bedrohte er sein Opfer und forderte die Herausgabe von Wertsachen.

Nach der Übergabe von Handy und Tablet setzten sie ihre Fahrt zu einer Bankfiliale fort und nahmen unterwegs noch einen Komplizen auf. Während der Fahrt wurde der 56-Jährige weiter bedroht und körperlich attackiert. Als sie die Bankfiliale erreichten, wo der Mann zu einer Geldabhebung gezwungen werden sollte, verursachte einer der Täter mit dem Fahrzeug des Opfers einen Verkehrsunfall. Daraufhin flüchteten beide Täter zu Fuß.

Das Opfer erlitt leichte Verletzungen. Die Polizei beschreibt die Täter als etwa 20 Jahre alt mit kurzen, schwarzen, krausen Haaren und dunklen Trainingsanzügen. Die Kriminalpolizei Wiesbaden hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet um Hinweise unter der Telefonnummer (0611) 345-0.

Kein Einzelfall in Deutschland

Solche gezielten Angriffe auf LGBTQ+-Personen sind leider keine Seltenheit. Erst Mitte Januar hatte die Polizei im hessischen Main-Taunus-Kreis mehrere Jugendliche festgenommen, die systematisch queere Personen über Dating-Portale in Hinterhalte gelockt und ausgeraubt haben sollen. Die Statistiken zur queerfeindlichen Hasskriminalität in Deutschland zeigen einen besorgniserregenden Anstieg in den letzten Jahren.

Nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) werden immer wieder LGBTQ+-Personen Opfer von Gewalt, nachdem sie über Dating-Apps in Fallen gelockt wurden. Diese Form des "Queer Bashing" wird gezielt genutzt, um vulnerable Personen anzugreifen.

Sicherheitstipps für Online-Dating

Als Reaktion auf ähnliche Vorfälle hat die Ansprechstelle LSBT*IQ des Polizeipräsidiums Westhessen gemeinsam mit VelsPol Hessen e.V., dem queeren Netzwerk für Polizei, Justiz und Zoll, im Februar eine Reihe von Verhaltenstipps für sicheres Dating veröffentlicht. Diese Maßnahmen sollen helfen, queerfeindlichen Straftaten vorzubeugen.

Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören:

  • Erste Treffen immer an öffentlichen Orten mit vielen Menschen vereinbaren
  • Einer vertrauten Person mitteilen, wo und mit wem man sich trifft
  • Vorsicht bei zu schnellen Einladungen nach Hause oder an abgelegene Orte
  • Im Zweifel die eigene Intuition ernst nehmen und das Treffen abbrechen
  • Bei verdächtigen Anzeichen nicht zögern, die Polizei zu rufen (110)
  • Profile mit ungewöhnlich perfekten Fotos oder ohne Gesichtsbilder mit Skepsis betrachten

Ansprechstellen für Betroffene

In Deutschland gibt es verschiedene Anlaufstellen für LGBTQ+-Personen, die Gewalt oder Diskriminierung erfahren haben. Die Landeskoordination "Vielfalt statt Gewalt" bietet beispielsweise kostenlose psychosoziale Beratung auf Deutsch oder Englisch an – unabhängig davon, ob die Gewalt in der Vergangenheit liegt, angedroht wird oder noch stattfindet.

Auch die Ansprechstelle LSBT*IQ des Polizeipräsidiums Westhessen steht Betroffenen zur Verfügung. Das LSBTIQ+ Fachreferat der Stadt Düsseldorf bietet ebenfalls Unterstützung und Beratung bei Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen.

Technische Sicherheitsrisiken bei Dating-Apps

Neben der Gefahr durch betrügerische Nutzer gibt es auch technische Sicherheitsrisiken. Erst kürzlich wurde bekannt, dass mehrere Dating-Apps, die sich an die LGBTQ+-Community richten, von einem massiven Datenleck betroffen waren. Dabei wurden 1,5 Millionen private Nutzerfotos, darunter auch intime Bilder, öffentlich zugänglich gemacht. Solche Sicherheitslücken können zu Rufschädigung, Diskriminierung und persönlicher Gefährdung führen.

Einige Dating-Apps wie Tinder haben mittlerweile reagiert und warnen LGBTQ+-Nutzer, wenn diese sich in Ländern aufhalten, in denen ihre sexuelle Orientierung kriminalisiert wird.

Fazit: Wachsamkeit bleibt wichtig

Der aktuelle Fall aus Wiesbaden zeigt einmal mehr, dass besondere Vorsicht beim Online-Dating geboten ist – besonders für Mitglieder der LGBTQ+-Community, die häufiger Ziel gezielter Angriffe werden. Dating-Apps bieten großartige Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen, aber Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.

Betroffene von Übergriffen oder Betrug sollten sich nicht scheuen, diese Vorfälle der Polizei zu melden. Nur durch konsequente Anzeigen können die Täter gefasst und ähnliche Vorfälle in Zukunft verhindert werden. Gleichzeitig bleibt es wichtig, dass Dating-Plattformen ihre Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich verbessern und Nutzer über potenzielle Risiken informieren.


AfD-Politikerin wegen "Satansbrut"-Äußerung zu Geldstrafe verurteilt: Ein Warnsignal gegen LGBTQ+-Feindlichkeit

Das Amtsgericht Magdeburg hat die AfD-Politikerin Leyla Bilge wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 2.700 Euro verurteilt. Wie die Queer.de berichtet, hatte Bilge auf dem AfD-Parteitag im Juli 2023 queere Menschen als "pädophil", "gestört" und "Satansbrut" bezeichnet – Äußerungen, die das Gericht nun als volksverhetzend einstufte.

Die Verurteilung im Detail

Bilge, die sich beim AfD-Parteitag um einen Listenplatz für die Europawahl bewarb, behauptete in ihrer Rede, die EU befände sich "fest in der Hand einer familien- und wertefeindlichen LGBTQ-Genderlobby", welche "Kinder entfremden und sie für ihre teuflischen Ideologien einspannen" wolle. Diese Aussagen führten zu einer Anzeige durch einen 23-jährigen Leipziger Studenten, der im Prozess aussagte: "Ich habe nichts mit Satansbrut und teuflischer Ideologie zu tun. Ich bin einfach nur ein Mensch."

Das Urteil von 90 Tagessätzen à 30 Euro wurde in Abwesenheit der Angeklagten gesprochen. Ihre Anwältin und AfD-Kollegin Lena Kontré hatte einen Freispruch gefordert, jedoch sah die Richterin alle Merkmale für Volksverhetzung erfüllt. Laut Leipziger Internet Zeitung hat Bilge gegen das Urteil Berufung eingelegt, sodass es noch nicht rechtskräftig ist.

Kein Einzelfall in der deutschen Politik

Die Verurteilung reiht sich in eine zunehmende Zahl von juristischen Konsequenzen für queerfeindliche Äußerungen ein. Besorgniserregend ist dabei der wachsende Trend rechtspopulistischer Rhetorik gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland. Der MDR berichtete über den Fall und betonte die Bedeutung solcher Urteile als Signal gegen Hassrede.

Für Bilge ist es nicht der erste Vorfall dieser Art. Bereits 2019 sorgte sie für Empörung, als sie das Hissen der Regenbogenfahne vor einem Berliner Polizeirevier als "Zeichen für Geisteskrankheiten" bezeichnete. Außerdem organisierte die 42-Jährige zwei als "Frauenmarsch" deklarierte Demonstrationen, die von Kritikern als rassistisch eingestuft wurden.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

Die Verurteilung von Bilge wird von vielen Vertretern der LGBTQ+-Community als wichtiger Schritt gesehen. "Solche Urteile sind essenziell, um klare Grenzen zu ziehen zwischen legitimer politischer Meinungsäußerung und menschenverachtender Hetze", erklärt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). In einer Zeit, in der queerfeindliche Übergriffe in Deutschland zunehmen, sendet das Urteil ein deutliches Signal.

Besonders bemerkenswert ist, dass die Anzeige von einem einzelnen Betroffenen ausging. Der mutige Schritt des Leipziger Studenten zeigt, dass auch Einzelpersonen wirksam gegen queerfeindliche Hetze vorgehen können. Laut Volksstimme hatte die Staatsanwaltschaft im Vorfeld des Prozesses auch eine Razzia bei der AfD-Stadträtin durchgeführt.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Die juristische Aufarbeitung queerfeindlicher Äußerungen von Politiker:innen ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Diskriminierung. Dennoch bleibt die Frage, inwieweit solche Urteile tatsächlich zu einem Umdenken führen. Expert:innen für politische Kommunikation weisen darauf hin, dass Verurteilungen wie diese von rechten Parteien oft instrumentalisiert werden, um sich als "Opfer der Meinungsfreiheit" zu inszenieren.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist das Urteil dennoch ein wichtiges Signal: Hassrede hat rechtliche Konsequenzen, auch wenn sie von Mandatsträger:innen kommt. Dies ist besonders relevant in einem politischen Klima, in dem queerfeindliche Rhetorik zunehmend salonfähig gemacht wird.

Die Entwicklung des Falls wird nach Bilges Berufung weiter zu beobachten sein. Unabhängig vom endgültigen Ausgang zeigt der Prozess jedoch, dass der Rechtsstaat Instrumente besitzt, um gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit vorzugehen – ein wichtiger Schutz für vulnerable Gemeinschaften in unserer Gesellschaft.


Rechtliche Grauzone: Wie der Spiegel den Fall Anastasia Biefang irreführend darstellt

Das Bundesverfassungsgericht hat die Verfassungsbeschwerde der trans Bundeswehroffizierin Anastasia Biefang für unzulässig erklärt, wie der Spiegel berichtete. Was in der Berichterstattung jedoch nur unzureichend herausgestellt wurde: Das Gericht hat den Fall nicht inhaltlich geprüft oder gar eine Entscheidung zur Diskriminierungsfrage getroffen – sondern die Beschwerde lediglich aus formalen Gründen abgelehnt, da der Verweis bereits nach drei Jahren automatisch getilgt worden war.

Der Fall hinter den Schlagzeilen

Die Geschichte begann 2019, als Biefang, damals Kommandeurin des Informationstechnikbataillons 381 in Storkow, in ihrem Tinder-Profil schrieb: "Spontan, lustvoll, trans*, offene Beziehung und auf der Suche nach Sex. All genders welcome." Für diese Selbstbeschreibung erhielt sie einen disziplinarischen Verweis von ihrem Vorgesetzten – mit der Begründung, sie habe ihrer Pflicht zur Wahrung des eigenen Ansehens als Soldatin nicht entsprochen.

Biefang, die 2017 als erste transgeschlechtliche Person der Bundeswehr zur Kommandeurin ernannt wurde, wehrte sich gegen diesen Verweis und klagte durch mehrere Instanzen. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte im Mai 2022 den Verweis mit der Begründung, dass Biefang ihre Worte nicht so wählen dürfe, dass ihr Ansehen als Soldatin beschädigt werde.

Die missverständliche Darstellung des Spiegel

Der Spiegel berichtet nun, dass Biefang "mit ihrer Verfassungsbeschwerde gescheitert" sei. Was diese Darstellung jedoch verschleiert: Das Bundesverfassungsgericht hat den Fall nicht inhaltlich bewertet. Die Richter haben keine Entscheidung darüber getroffen, ob der Verweis eine Diskriminierung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) darstellte oder ob Biefangs Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und sexuelle Selbstbestimmung verletzt wurden.

Vielmehr erklärte das Gericht die Beschwerde für unzulässig, weil der strittige Verweis gemäß der Wehrdisziplinarordnung bereits nach drei Jahren automatisch getilgt worden war – also bevor die Verfassungsbeschwerde eingereicht wurde. Das Gericht sah daher kein fortbestehendes Rechtsschutzbedürfnis mehr, wie aus der veröffentlichten Entscheidung hervorgeht.

Die eigentliche rechtliche Frage bleibt ungeklärt

Die zentrale und gesellschaftlich relevante Frage bleibt somit unbeantwortet: Darf die Bundeswehr als Arbeitgeber in die private Selbstdarstellung ihrer Angehörigen auf Dating-Plattformen eingreifen? Und werden dabei möglicherweise LGBTQ+-Personen besonders benachteiligt, weil sie ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität in solchen Kontexten offener kommunizieren müssen?

Biefang argumentierte in ihrer Verfassungsbeschwerde, dass das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung die Möglichkeit umfasse, sexuelle Kontakte zu suchen und dabei ehrlich das eigene Begehren zu thematisieren. Die Disziplinarmaßnahme komme einem faktischen Verbot der aktiven Nutzung von Datingportalen nahe, was für sie als pansexuelle trans Frau besonders schwer wiege.

Diese substantiellen Argumente wurden vom Bundesverfassungsgericht gar nicht erst geprüft – eine Tatsache, die in der Spiegel-Berichterstattung nicht ausreichend deutlich gemacht wurde. Die Schlagzeile "Bundeswehroffizierin scheitert mit Verfassungsbeschwerde" suggeriert fälschlicherweise eine inhaltliche Niederlage.

Kritische Stimmen zur Medienberichterstattung

Sven Lehmann, Queer-Beauftragter der Bundesregierung, kritisierte die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts bereits 2022 scharf: "Das Urteil ist ein herber Rückschlag für die sexuelle Selbstbestimmung. Es ist nicht einzusehen, warum eine offen gelebte Sexualität negative Auswirkungen auf die Bundeswehr haben soll."

Auch die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF), die Biefang bei ihrer Verfassungsbeschwerde unterstützte, äußerte sich enttäuscht über die formale Ablehnung: "Dass das Bundesverfassungsgericht die Beschwerde aus formellen Gründen nicht zur Entscheidung angenommen hat, bedeutet nicht, dass die inhaltlichen Fragen geklärt sind – im Gegenteil. Die grundrechtliche Dimension des Falls bleibt ungeklärt."

Parallelen zu anderen Diskriminierungsfällen

Der Fall Biefang reiht sich ein in eine Serie von Rechtsfällen, bei denen LGBTQ+-Personen in Deutschland für ihre Rechte kämpfen müssen. Obwohl die rechtliche Gleichstellung durch Gesetze wie das Selbstbestimmungsgesetz von 2023 voranschreitet, zeigen Fälle wie dieser, dass die praktische Umsetzung oft hinterherhinkt.

Besonders problematisch ist dabei die mediale Darstellung solcher Fälle. Anastasia Biefang hat in der Vergangenheit bereits gegen diskriminierende Berichterstattung geklagt und vom Bundesverfassungsgericht teilweise Recht bekommen. In einem anderen Fall hatte das Gericht festgestellt, dass bestimmte Medienberichte über sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzten.

Fazit: Die Wichtigkeit präziser Berichterstattung

Der Fall Anastasia Biefang verdeutlicht, wie wichtig eine differenzierte Berichterstattung insbesondere bei LGBTQ+-Themen ist. Die Darstellung, dass Biefang "mit ihrer Verfassungsbeschwerde gescheitert" sei, ohne den formalen Charakter der Entscheidung klar herauszustellen, kann ein falsches Bild vermitteln. In Wirklichkeit wurde die inhaltlich wichtige Frage des Ausgleichs zwischen dienstlichen Pflichten und sexueller Selbstbestimmung vom Bundesverfassungsgericht überhaupt nicht beantwortet.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bleibt der Fall ein Symbol für die anhaltenden Kämpfe um tatsächliche Gleichberechtigung – jenseits formaler Rechte. Die kritische Auseinandersetzung mit der medialen Darstellung solcher Fälle ist dabei ein wichtiges Element, um Vorurteile abzubauen und ein differenzierteres Verständnis für die noch immer bestehenden Herausforderungen queerer Menschen zu fördern.


Republikanischer Politiker blamiert sich bei Versuch, LGBTQ+-Programme zu streichen: "Was bedeutet Intersex überhaupt?"

Ein Video aus dem texanischen Repräsentantenhaus sorgt derzeit weltweit für Aufsehen: Der republikanische Abgeordnete Andy Hopper wollte die Finanzierung von LGBTQ+-Programmen an der Universität von Texas streichen – gestand aber gleichzeitig ein, nicht einmal zu wissen, was "intersexuell" bedeutet. Die ursprüngliche Berichterstattung finden Sie hier.

Was passierte im texanischen Parlament?

Während einer 14-stündigen Haushaltsdebatte am 11. April versuchte der republikanische Politiker Andy Hopper, einen Änderungsantrag durchzusetzen, der die staatliche Finanzierung der University of Texas in Austin stoppen sollte. Seine Begründung: Die Universität biete LGBTQ+-Programme und Diversity-Kurse an, die seiner Meinung nach "Diskriminierung unter dem Deckmantel von Diversität, Gleichheit und Inklusion" lehren würden.

"Es gibt unwandelbare biologische Realitäten, dass es nur zwei Geschlechter gibt: männlich und weiblich", behauptete Hopper unter Buhrufen im Plenarsaal. Als die demokratische Abgeordnete Lauren Ashley Simmons ihn fragte, wie er denn intersexuelle Menschen in seine Weltsicht einordne, gab Hopper zu: "Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet."

Der peinliche Moment wurde noch verstärkt, als Hopper behauptete, dass intersexuelle Menschen "immer noch XX oder XY" Chromosomen hätten – woraufhin seine republikanische Kollegin Valoree Swanson ihn am Ärmel zog und hörbar korrigierte: "Andy, das stimmt nicht."

Was bedeutet Intersexualität?

Intersexualität bezeichnet Menschen, die mit körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, die nicht den typischen binären Kategorien von "männlich" oder "weiblich" entsprechen. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es über 40 bekannte intersexuelle Variationen, darunter verschiedene Chromosomenmuster wie XXY, XYY oder XXX. Etwa 1,7 Prozent der Weltbevölkerung wird mit intersexuellen Merkmalen geboren – ein Anteil, der etwa dem von rothaarigen Menschen entspricht.

Die Houston Intersex Society, die den Clip auf Instagram teilte, erklärte dazu: "Intersexuelle Menschen werden mit Genitalien, Hormonen, Chromosomen und/oder Gonaden geboren, die zwischen dem liegen, was als typisch männlich oder weiblich gilt. Versuche, ein ausschließlich binäres Geschlechtssystem gesetzlich zu verankern, sind nicht nur wissenschaftlich ungenau, sondern schaffen auch eine gefährliche Situation, die intersexuelle Menschen in einer rechtlichen Grauzone belässt."

Die Situation in Deutschland

In Deutschland ist die rechtliche Situation für intersexuelle Menschen deutlich fortschrittlicher als in Texas. Seit Ende 2018 gibt es hierzulande neben "männlich" und "weiblich" auch die Option "divers" oder "ohne Angabe" im Personenstandsregister – eine Errungenschaft, die auf eine erfolgreiche Klage einer intersexuellen Person vor dem Bundesverfassungsgericht zurückgeht.

Mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft tritt, macht Deutschland einen weiteren wichtigen Schritt: Es ermöglicht trans*, inter* und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen in einem vereinfachten Verfahren beim Standesamt zu ändern.

Dennoch gibt es auch in Deutschland weiterhin Kritik an der Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes, insbesondere an der dreimonatigen Wartefrist für die Änderung des Geschlechtseintrags und den Einschränkungen für Minderjährige und Asylsuchende.

LGBTQ+-Programme an deutschen Universitäten

Im Gegensatz zu den Bestrebungen in Texas, universitäre LGBTQ+-Programme zu streichen, bieten deutsche Hochschulen zunehmend Unterstützung und akademische Angebote in diesem Bereich. Die Technische Hochschule Köln beispielsweise führt einen Masterstudiengang "Gender and Queer Studies" in Kooperation mit der Universität zu Köln.

Weitere Beispiele sind die Friedrich-Schiller-Universität Jena mit All-Gender-Toiletten und dem studentischen "Queer Paradies" als Anlaufstelle, die Hochschule Hannover mit einem "Queer Guide" für Studierende oder die Europa-Universität Viadrina, die gezielt Frauen und queere Personen durch verschiedene Programme fördert.

Ein Lehrstück über politische Bildung

Der Fall Hopper zeigt exemplarisch, wie wichtig fundiertes Wissen ist, wenn es um politische Entscheidungen geht, die marginalisierte Gruppen betreffen. Während in Texas ein Politiker versucht, Programme zu streichen, die er selbst nicht versteht, arbeitet Deutschland daran, die Rechte und die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen durch rechtliche Anerkennung und Bildungsangebote zu stärken.

Hoppers Antrag wurde übrigens abgelehnt, und der texanische Haushalt mit 118 zu 26 Stimmen verabschiedet. Das Video seiner peinlichen Wissenslücke aber bleibt – als Mahnung, sich vor politischen Forderungen zumindest grundlegend mit dem jeweiligen Thema auseinanderzusetzen.


14-jähriger Filmemacher gewinnt Sir Ian McKellen für LGBTQ+-Filmprojekt - Eine inspirierende Geschichte mit Parallelen zu deutschen Nachwuchstalenten

Eine außergewöhnliche Begegnung zwischen Generationen: Die LGBTQ+-Schauspiellegende Sir Ian McKellen (85) wird in dem Debütfilm eines 14-jährigen Regisseurs mitwirken. Die bewegende Geschichte, die im Original von PinkNews berichtet wurde, zeigt, wie wichtig die Unterstützung junger LGBTQ+-Talente ist – ein Thema, das auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Jacob Franklin, ein junger Filmemacher aus Windsor, England, konnte kaum glauben, dass sein Wunsch in Erfüllung ging: Der "Herr der Ringe"- und "X-Men"-Star Ian McKellen sagte tatsächlich zu, in seinem Film "Dragged Through Time" mitzuspielen. Das Projekt, das von der jugendgeführten Theatergruppe Notice Productions realisiert wird, erforscht 1.000 Jahre LGBTQ+-Geschichte und beleuchtet, wie es ist, heute queer zu leben.

Generationsübergreifender Dialog

McKellen spielt in dem Film den "Großonkel Peter", ein älteres, halb im Verborgenen lebendes Familienmitglied, über dessen Sexualität nur gemunkelt wird. Diese Rolle spiegelt die Erfahrungen vieler LGBTQ+-Menschen aus den 70er und 80er Jahren wider – eine Zeit, die McKellen selbst geprägt hat, als er als einer der ersten prominenten britischen Schauspieler offen zu seiner Homosexualität stand.

Der 85-jährige Schauspieler betonte in einem Clip, der vom Windsor and Eton Pride geteilt wurde: "Ich schaue oft auf mich selbst in seinem Alter zurück und bedauere, dass ich nicht nahe genug an meinen Eltern war, um mit ihnen über mich zu sprechen. Ich habe meinen Eltern nie gesagt, dass ihr einziger Sohn schwul ist. Die Vorstellung, dass ich mit 14 den Mut hätte aufbringen können, ein so persönliches Gespräch mit ihnen zu führen... Jacob in dieser Situation zu sehen, lässt mich denken, dass ich es vielleicht auch hätte tun können, wenn ich etwas mutiger gewesen wäre oder wenn die Welt etwas anders gewesen wäre."

Parallelen zu deutschen Nachwuchstalenten

Diese inspirierende Zusammenarbeit erinnert an ähnliche Initiativen in Deutschland, wo junge LGBTQ+-Filmemacher zunehmend Unterstützung finden. Während die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld die Erforschung und Dokumentation der LGBTQ+-Geschichte fördert, bieten Filmfestivals wie die Berlinale mit ihrem Teddy Award wichtige Plattformen für queere Filme.

In Deutschland haben junge Filmschaffende die Möglichkeit, über verschiedene Förderprogramme und Filmhochschulen ihre Projekte zu realisieren. Der deutsche queere Filmpreis, der jährlich im Rahmen des Filmfest Hamburg verliehen wird, zeichnet Filme aus, die sich auf herausragende Weise mit LGBTQ+-Themen auseinandersetzen und könnte für aufstrebende Talente wie Jacob eine Inspiration sein.

Ein Film mit wichtiger Botschaft

"Dragged Through Time" wird am 26. Juli bei der ersten Windsor and Eton Pride-Veranstaltung seine Premiere feiern. Für Jacob ist der Film nicht nur ein künstlerisches Projekt, sondern trägt auch eine wichtige Botschaft: "Es ist wichtig zu verstehen, dass Geschichte zwar vorwärts gehen kann, aber auch zurück." Eine Mahnung, die angesichts wachsender anti-LGBTQ+-Strömungen in verschiedenen Teilen der Welt, auch in Europa, besonders relevant erscheint.

Besonders bemerkenswert ist, dass für den jungen Filmemacher McKellens Bedeutung für das Projekt weniger in seiner Berühmtheit als Schauspieler liegt, sondern vielmehr in seinem Aktivismus für LGBTQ+-Rechte in den 80er und 90er Jahren – eine Zeit, in der sich auch in Deutschland die Emanzipationsbewegung gegen erheblichen Widerstand behaupten musste.

Diese generationsübergreifende Zusammenarbeit zeigt eindrucksvoll, wie wichtig der Dialog zwischen älteren LGBTQ+-Aktivist:innen und der jüngeren Generation ist, um Geschichten zu bewahren, Erfahrungen weiterzugeben und gemeinsam für eine bessere Zukunft einzutreten – eine Lektion, die auch für die deutsche LGBTQ+-Community von unschätzbarem Wert ist.


Gericht missachtet LGBTQ-Realität: Georgien trotz queerfeindlicher Gesetze als "sicher" eingestuft

Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat in einem wegweisenden Urteil entschieden, dass Georgien trotz zunehmender LGBTQ-Verfolgung weiterhin als "sicherer Herkunftsstaat" gilt. Wie queer.de berichtete, lehnte das Gericht den Asylantrag eines schwulen georgischen Staatsbürgers ab und bestätigte damit die umstrittene Einstufung Georgiens, die Deutschland Ende 2023 vorgenommen hatte.

Ein Urteil gegen alle Fakten

Die Entscheidung steht in drastischem Widerspruch zur Realität queerer Menschen in Georgien. Das Gericht behauptet, Georgien verfüge "noch über eine gute und umfassende Gesetzgebung zum Schutz Homosexueller" – eine Einschätzung, die angesichts der tatsächlichen Entwicklungen in dem Land kaum nachvollziehbar erscheint. Denn erst Ende letzten Jahres trat in Georgien ein Gesetz zum "Schutz von Familienwerten und Minderjährigen" in Kraft, das der russischen "Homo-Propaganda"-Gesetzgebung nachempfunden ist.

Dieses Gesetz verbietet nicht nur die "Propaganda von gleichgeschlechtlichen Beziehungen", sondern untersagt auch Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren, Geschlechtsanpassungen, Pride-Paraden und sogar das Zeigen der Regenbogenflagge. Filme und Bücher mit queeren Inhalten können zensiert werden. Laut Human Rights Watch sind LGBTQ-Personen in Georgien zudem mit erheblicher Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung und Gewalt konfrontiert.

Kritik von deutschen LGBTQ-Organisationen

Der LSVD+ hatte bereits im vergangenen Jahr scharf kritisiert, dass die georgische Regierung mit diesem Gesetz praktisch die gesamte queere Community im Land kriminalisiere. "Alle, die sich von nun an öffentlich als Teil unserer Community zeigen oder sich mit uns solidarisieren, können wegen 'LSBT-Propaganda' angeklagt und verurteilt werden", warnte LSVD+-Vorstandsmitglied Patrick Dörr. "Spätestens seit Einführung dieses Gesetzes hat sich Georgien in die Gruppe der LSBTIQ*-Verfolgerstaaten eingereiht."

Auch Pro Asyl und andere Menschenrechtsorganisationen fordern eine differenziertere Betrachtung und eine individuelle Prüfung jedes Asylantrags, insbesondere wenn es um besonders schutzbedürftige Gruppen wie LGBTQ-Personen geht.

Parallelen zu Deutschland

In Deutschland gibt es ebenfalls immer wieder Diskussionen über die Berücksichtigung der spezifischen Situation von LGBTQ-Geflüchteten im Asylverfahren. Die Einstufung von Ländern als "sichere Herkunftsstaaten" steht dabei besonders in der Kritik, da sie oft die Lebensrealität von Minderheiten nicht ausreichend berücksichtigt. Erst kürzlich hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass bei der Prüfung von Asylanträgen die individuelle Gefährdungssituation von LGBTQ-Personen stärker in den Blick genommen werden muss.

Ein Schlag ins Gesicht für Betroffene

Für queere Menschen aus Georgien ist das Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf ein Schlag ins Gesicht. Es ignoriert die Realität eines Landes, in dem die Organisation Tbilisi Pride regelmäßig über Angriffe und Diskriminierungen gegen LGBTQ-Aktivist*innen und Community-Mitglieder berichtet. Besonders problematisch: Der Beschluss ist mit Rechtsmitteln nicht anfechtbar und soll als Orientierung für ähnliche Verfahren dienen.

Die deutsche Asylpolitik steht damit vor der grundsätzlichen Frage, wie sie mit dem Widerspruch zwischen der formalen Einstufung eines Landes als "sicher" und der tatsächlichen Gefährdung vulnerabler Gruppen umgehen will. Für queere Geflüchtete aus Georgien könnte die Entscheidung des Düsseldorfer Gerichts bedeuten, dass ihnen der dringend benötigte Schutz in Deutschland verwehrt bleibt – und das trotz einer Gesetzeslage in ihrer Heimat, die ihre Existenz faktisch kriminalisiert.


"Brutaler homophober Angriff in Großbritannien: Ein Weckruf auch für Deutschland"

Ein junger Mann wurde bei einem brutalen homophoben Angriff in West Yorkshire, England, schwer im Gesicht verletzt, wie PinkNews berichtet. Der Vorfall, der sich am vergangenen Samstag außerhalb des Old Bridge Pubs in Holmfirth ereignete, wirft erneut ein Schlaglicht auf das anhaltende Problem der LGBTQ-feindlichen Gewalt – ein Problem, das auch in Deutschland zunehmend Besorgnis erregt.

Der Vorfall in England

Das Opfer, ein Mann Mitte zwanzig, wurde von mindestens fünf jungen Männern angegriffen, die ihn schlugen und traten, was zu "schweren" Gesichtsverletzungen führte, die eine Krankenhausbehandlung erforderlich machten. Die Täter, laut Polizei zwischen 18 und 20 Jahre alt, hatten dem Opfer und seinem Partner zuvor bereits homophobe Kommentare zugerufen.

Sergeant Toni Ramsden von der örtlichen Polizei bezeichnete den Angriff als "rüpelhaft und feige" und bestätigte, dass der Vorfall aufgrund der homophoben Äußerungen als Hassverbrechen eingestuft wurde. Der örtliche Labour-Abgeordnete Paul Davies erklärte gegenüber PinkNews, er sei "zutiefst beunruhigt" über den Angriff und betonte: "Jeder hat das Recht, sich sicher zu fühlen."

Die Situation in Deutschland

Leider sind solche Vorfälle auch in Deutschland keine Seltenheit. Aktuelle Statistiken zeigen einen alarmierenden Anstieg homophober Gewalt. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 1.207 Hassverbrechen gegen LGBTQ-Personen erfasst – das entspricht etwa drei Straftaten pro Tag und stellt einen Anstieg von 14,5% gegenüber dem Vorjahr dar, wie die Tagesschau berichtete.

Besonders besorgniserregend ist die kontinuierliche Zunahme seit 2020, als 782 Hassverbrechen registriert wurden. 2021 stieg die Zahl auf 966 und 2022 wurden bereits 1.054 Fälle erfasst. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Scham oder Angst vor weiteren Diskriminierungen keine Anzeige erstatten.

Aktuelle Fälle in Deutschland

Erst im April 2024 erlitt eine trans Frau in Münster schwere Verletzungen durch einen queerfeindlichen Angriff. Der Vorfall erregte bundesweite Aufmerksamkeit und führte zu Forderungen nach besseren Schutzmaßnahmen, wie queer.de berichtete.

Ähnlich wie im britischen Fall fühlen sich auch in Deutschland LGBTQ-Personen zunehmend bedroht. Ein Beispiel dafür ist ein Paar aus Norddeutschland, das sich nach wiederholten Anfeindungen ihrer Nachbarn zum Umzug gezwungen sah – eine Parallele zu dem in der britischen Nachricht erwähnten Fall aus North Yorkshire, wo ein LGBTQ-Paar nach anhaltenden Belästigungen wegzog.

Reaktionen und Forderungen

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert angesichts der steigenden Zahlen eine bessere Unterstützung für Betroffene und eine bundesweite Strategie gegen Homo- und Transphobie. Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte die Notwendigkeit, gegen jede Form von Hass und Hetze vorzugehen.

"Die steigenden Zahlen sind ein Weckruf für die Gesellschaft", erklärt Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD. "Wir brauchen nicht nur eine konsequentere Strafverfolgung, sondern auch mehr Präventionsarbeit und eine bessere Schulung von Polizei und Justiz im Umgang mit queerfeindlichen Straftaten."

Was kann getan werden?

Experten sind sich einig, dass eine verbesserte Erfassung von Hasskriminalität notwendig ist, da die Motive der Täter nicht immer eindeutig dokumentiert werden. Eine Sensibilisierung der Polizei und bessere Schulungen könnten dazu beitragen, solche Taten besser zu erkennen und zu erfassen.

Zudem ist es wichtig, dass Betroffene Unterstützung erhalten und ermutigt werden, Vorfälle zu melden. In Deutschland bieten verschiedene Organisationen wie MANEO in Berlin oder Vielfalt statt Gewalt in anderen Städten Hilfe und Beratung an.

Der Fall aus Großbritannien und die Situation in Deutschland zeigen, dass trotz rechtlicher Fortschritte für die LGBTQ-Community in beiden Ländern noch viel getan werden muss, um Sicherheit und Akzeptanz für alle zu gewährleisten – unabhängig von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität.


"Grauer Pride" in Budapest: Ungarns LGBTQ+-Community trotzt Orbáns Verbot mit Humor und Widerstand

Mit einer ungewöhnlichen Protestaktion hat die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn am vergangenen Samstag gegen das neue Pride-Verbot der Regierung demonstriert. Statt in bunten Regenbogenfarben gingen die Demonstranten in Grau auf die Straße von Budapest – eine ironische Antwort auf die zunehmend queerfeindliche Politik von Ministerpräsident Viktor Orbán. Der Originalartikel wurde auf PinkNews veröffentlicht.

Das Pride-Verbot und die kreative Antwort

Die regierende Fidesz-Partei unter Viktor Orbán hat im März 2025 ein Gesetz ins Parlament eingebracht, das LGBTQ+-Pride-Märsche faktisch verbietet. Die Befürworter behaupteten, solche Veranstaltungen könnten für Kinder "schädlich" sein. Das Gesetz wurde schnell verabschiedet und sieht Geldstrafen von bis zu 200.000 Forint (etwa 420 Euro) für Organisatoren und Teilnehmer vor. Besonders beunruhigend: Die Polizei darf Gesichtserkennungstechnologie einsetzen, um Demonstranten zu identifizieren und zu bestrafen.

Als Reaktion darauf versammelten sich am 12. April tausende Menschen zu einer "Grauen Pride" in Budapest. Die von der satirischen Zwei-Schwanz-Hunde-Partei organisierte Kundgebung setzte auf Humor als Waffe: Die Teilnehmer schwenkten graue Flaggen und hielten ironische Schilder mit Slogans wie "Gleichheit ist trendy" hoch.

"Schaut euch all diese Menschen an, die jetzt in Grau gekleidet sind – eine perfekte Darstellung dessen, wie Gleichförmigkeit aussieht", erklärte die 53-jährige Demonstrantin Kata Bicskei gegenüber AFP. "Das ist natürlich die Ironie. Wir wollen nicht, dass alle gleich sind." Ein anderer Demonstrant betonte: "Humor entlarvt das Absurde."

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

Während in Ungarn die Rechte der LGBTQ+-Community systematisch beschnitten werden, hat Deutschland in den letzten Jahren wichtige Fortschritte gemacht. Seit 2017 ist die gleichgeschlechtliche Ehe legal, und es gibt umfassende Antidiskriminierungsgesetze, die LGBTQ+-Personen in Bereichen wie Beschäftigung, Wohnen und Dienstleistungen schützen, wie das Auswärtige Amt betont.

Die deutsche Bundesregierung hat die ungarische Gesetzgebung wiederholt scharf kritisiert und sich der EU-Klage gegen Ungarn vor dem Europäischen Gerichtshof wegen Verstößen gegen die Grundrechte von LGBTQ+-Personen angeschlossen, wie POLITICO berichtete. Auch deutsche Pride-Veranstaltungen wie der Christopher Street Day in Berlin oder Köln haben in der Vergangenheit auf die zunehmend prekäre Situation der LGBTQ+-Community in Ungarn aufmerksam gemacht.

Systematische Einschränkung von LGBTQ+-Rechten in Ungarn

Das jüngste Pride-Verbot ist nur der neueste Schritt in einer langen Reihe von Maßnahmen gegen die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn. Obwohl Homosexualität legal ist und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität gesetzlich verboten ist, hat die Orbán-Regierung in den letzten Jahren mehrere queerfeindliche Gesetze erlassen:

  • Ein Verbot der Darstellung von LGBTQ+-Themen in Schulen und Medien, ähnlich dem russischen "Anti-Propaganda"-Gesetz
  • Eine Verfassungsänderung, die die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert
  • Einschränkungen des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare
  • Das Verbot der rechtlichen Anerkennung von transgender Personen

Diese Politik hat zu Reaktionen der Europäischen Union geführt, die rechtliche Schritte gegen Ungarn eingeleitet und Finanzmittel eingefroren hat. Die EU hat 17 Bedingungen gestellt, die das mitteleuropäische Land erfüllen muss, bevor Gelder wieder freigegeben werden.

Doch zu Beginn des Jahres 2024 verdoppelte Orbán, der seit 2010 Ministerpräsident ist, seine anti-LGBTQ+-Rhetorik und erklärte: "Es gibt nicht genug Geld auf der Welt, um uns zu zwingen, Migranten hereinzulassen, und es gibt nicht genug Geld auf der Welt, für das wir unsere Kinder oder Enkelkinder in die Hände von LGBTQ+-Aktivisten geben würden."

Budapest Pride: "Das ist kein Kinderschutz, das ist Faschismus"

Die Organisation Budapest Pride verurteilte das Gesetz in einer Erklärung: "Das ist kein Kinderschutz, das ist Faschismus. Die ungarische Regierung versucht, friedliche Proteste mit kritischer Stimme einzuschränken, indem sie eine Minderheit ins Visier nimmt. Deshalb werden wir als Bewegung für die Freiheit aller Ungarn kämpfen, zu protestieren!"

Frühere Budapest-Pride-Märsche haben regelmäßig mehr als 30.000 LGBTQ+-Personen und Verbündete angezogen. Trotz des neuen Verbots zeigt die "Graue Pride", dass die Community nicht bereit ist, sich einschüchtern zu lassen.

In Deutschland haben LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) ihre Solidarität mit der ungarischen Community zum Ausdruck gebracht und fordern von der Bundesregierung und der EU weiterhin entschlossenes Handeln gegen die Rückschritte bei den Menschenrechten in Ungarn.

Der kreative und humorvolle Widerstand der ungarischen LGBTQ+-Community zeigt, dass autoritäre Maßnahmen den Kampf für Gleichberechtigung und Würde nicht stoppen können – im Gegenteil, sie führen zu neuen Formen des Protests, die die Absurdität der Repression offenlegen.


"Matt Bomer spricht über unfreiwilliges Outing durch Medien: 'Es fühlte sich unfair an'"

Der US-amerikanische Schauspieler Matt Bomer hat sich in einem kürzlich erschienenen Interview mit Jesse Tyler Ferguson offen über die schmerzhafte Erfahrung geäußert, ohne seine Zustimmung von Medien geoutet worden zu sein. Im Podcast "Dinner's On Me" berichtete der dreifache Vater, wie ihm in den frühen 2000er Jahren durch Celebrity-Blogger wie Perez Hilton die Chance genommen wurde, seine Sexualität selbstbestimmt öffentlich zu machen.

Die Kontrolle über die eigene Geschichte verloren

"Andere konnten deine persönliche Geschichte übernehmen, bevor du selbst die Chance dazu hattest", erklärte Bomer im Gespräch. "In meinem privaten Leben war ich bereits geoutet, aber es war eine Zeit, in der es beruflich sehr riskant war, offen homosexuell zu sein." Besonders schmerzhaft empfand der Schauspieler den Kontrollverlust: "Es fühlte sich irgendwie unfair an, dass mir das von Menschen gestohlen wurde, die damals eine Plattform hatten."

Obwohl Bomer in seinem persönlichen Umfeld bereits offen lebte, betonte er, dass die Entscheidung, wann und wie er seine Sexualität öffentlich machen wollte, ihm genommen wurde. Sein offizielles Coming-out erfolgte erst 2012 bei den Steve Chase Humanitarian Awards, wo er sich bei seinem Partner Simon Halls und ihren Kindern bedankte.

Homophobie in der Filmindustrie

In dem Podcast sprach Bomer auch über homophobe Erfahrungen in der Filmindustrie und die emotionale Belastung, Teile seiner Identität verbergen zu müssen, um sich in der Branche sicher zu fühlen. Er erzählte von einem frühen Erlebnis in seiner Karriere, bei dem er sich nicht sicher fühlte, offen zu sein: "Es wurde eine Sprache am Set verwendet und Anweisungen gegeben, bei denen bestimmte Begriffe fielen, und ich hatte niemanden um mich herum." Er bereue es jedoch nicht, damals geschwiegen zu haben.

Der "White Collar"-Star betonte, wie dankbar er für seine "liebevolle Familie" sei, die ihm in dieser schwierigen Zeit Halt gab und ihn aufgefangen hätte, falls seine Karriere aufgrund seiner Sexualität beeinträchtigt worden wäre.

Zwangsouting in Deutschland

Die Erfahrungen von Matt Bomer werfen ein Schlaglicht auf ein Problem, das auch deutsche LGBTQ+-Prominente kennen. In Deutschland haben sich in den letzten Jahren zwar immer mehr Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens selbstbestimmt geoutet, doch auch hier gibt es Fälle von Fremdoutings und deren negative Auswirkungen auf Karrieren.

Die Initiative #actout wurde 2021 ins Leben gerufen, um mehr Sichtbarkeit für queere Schauspieler:innen in Theater, Film und Fernsehen zu schaffen. 185 Schauspieler:innen outeten sich gemeinsam in einem Manifest in der Süddeutschen Zeitung, um auf die Diskriminierung in der Branche aufmerksam zu machen und ein Zeichen für mehr Diversität zu setzen.

Prominente wie Moderator Jochen Schropp, Musiker Felix Jaehn und Ex-Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger haben in Deutschland den Weg des selbstbestimmten Outings gewählt. Doch wie die Schauspielerin Ramona Leiß berichtete, kann ein Coming-out auch hierzulande berufliche Konsequenzen haben. Sie sagte, dass sie als bekennende Lesbe keine Chance mehr in der "heilen Familienunterhaltung" gehabt habe.

Neue Projekte von Matt Bomer

Trotz der Herausforderungen, mit denen Bomer konfrontiert war, ist er heute ein erfolgreicher Schauspieler und setzt sich aktiv für LGBTQ+-Rechte ein. Aktuell ist er in der Hulu-Sitcom "Mid-Century Modern" zu sehen, die in Deutschland über Disney+ verfügbar ist. Die Serie handelt von drei schwulen Freunden "eines gewissen Alters", die beschließen, ihren Lebensabend gemeinsam in Palm Springs zu verbringen. Neben Bomer sind die queeren Schauspielgrößen Nathan Lane und Nathan Lee Graham zu sehen.

Matt Bomers Geschichte ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie bedeutend es ist, dass Menschen selbst entscheiden können, wann und wie sie ihre Sexualität öffentlich machen möchten. Seine Offenheit trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Herausforderungen zu schärfen, mit denen LGBTQ+-Personen im Rampenlicht konfrontiert sind – sowohl in den USA als auch in Deutschland.


Ethel Cain schreibt Transgender-Geschichte in den US-Billboard-Charts

Die Trans-Künstlerin Ethel Cain hat einen historischen Meilenstein erreicht, indem sie als erste offen transgender Musikerin mit ihrem Album "Preacher's Daughter" die Top 10 der US-Billboard 200 Charts eroberte. Wie PinkNews berichtet, landete das bereits 2022 veröffentlichte Alt-Pop-Debütalbum nach seiner kürzlichen Vinyl-Veröffentlichung auf Platz 10 der renommierten Charts.

Konzeptalbum mit tiefgründiger Botschaft

"Preacher's Daughter" ist weit mehr als nur ein musikalisches Werk - es ist ein durchdachtes Konzeptalbum, das die Geschichte einer Teenagerin erzählt, die als Tochter eines Predigers im amerikanischen Süden mit ihrer Sexualität ringt und versucht, ihre religiöse Erziehung hinter sich zu lassen. Die Geschichte nimmt eine dunkle Wendung, als die Protagonistin in eine missbräuchliche Beziehung gerät.

Hayden Silas Anhedönia, die unter dem Künstlernamen Ethel Cain auftritt, schafft mit ihrer Musik ein eindringliches Portrait religiöser und sexueller Traumata. Der für seinen "Southern Gothic"-Sound bekannte Stil vereint Drone-Elemente, Noise, Slowcore und Ambient mit gelegentlichen Pop-Einflüssen.

Transgender-Repräsentation in der Musikwelt

Cains Erfolg markiert einen bedeutenden Moment für die Sichtbarkeit von Transgender-Künstler:innen in der Mainstream-Musikindustrie. Vor ihr hatte die deutsche Sängerin Kim Petras mit ihrem Album "Feed the Beast" lediglich Platz 44 erreichen können. Petras, die in Los Angeles lebt, wurde in Deutschland bereits in jungen Jahren durch ihre Transidentität bekannt und hat international Erfolge gefeiert.

Die Repräsentation von transgender Künstler:innen gewinnt auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Neben Kim Petras macht sich beispielsweise Lia Sahin einen Namen, eine Musikerin und Aktivistin mit türkischem Migrationshintergrund, die ihre Kunst nutzt, um sich für das Empowerment von Frauen und queeren Menschen einzusetzen.

Persönlicher Werdegang und Engagement

Ethel Cain, ursprünglich aus Florida stammend, outete sich im Alter von 12 Jahren als schwul gegenüber ihrer Familie und mit 20 Jahren als Transfrau. In einem früheren Interview mit Pitchfork beschrieb sie ihre Erfahrung: "Als ich älter wurde, entdeckte ich, dass es andere Optionen gab. Es war allen klar, dass ich nicht wie andere Menschen war. Als ich mich zu entwickeln begann, begann ich, mich als Transfrau zu entfalten. Wir waren ein geteiltes Haus – ich gegen meine ganze Stadt."

Heute identifiziert sich Cain als bisexuell und wurde als Erwachsene mit Autismus diagnostiziert. Ihr Engagement für die Transgender-Community zeigt sich auch in ihrem sozialen Einsatz: Bei ihrer kommenden "Willoughby Tucker Forever"-Tour wird ein Dollar von jedem verkauften Ticket an die "Ally Coalition" gespendet, eine Organisation, die sich für Trans-Belange einsetzt.

Konzerte in Deutschland

Fans in Deutschland können sich freuen: Im Rahmen ihrer internationalen Tour, die von August bis November 2025 durch Nordamerika und Europa führt, wird Ethel Cain auch in Deutschland auftreten. Laut Eventim sind Konzerte in Köln, Berlin und Hamburg für Oktober 2025 geplant.

Mit der Ankündigung ihres neuen Albums "Willoughby Tucker I'll Always Love You", das an die Narrative von "Preacher's Daughter" anknüpfen soll, dürfen Fans gespannt sein, wie die Künstlerin ihre musikalische Reise fortsetzt und welche weiteren Barrieren sie noch durchbrechen wird.