Seit dem Inkrafttreten des neuen Selbstbestimmungsgesetzes haben bereits mehrere hundert Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ihren Geschlechtseintrag beim Standesamt ändern lassen. Diese ersten konkreten Zahlen aus dem Bundesland zeigen eine ermutigende Resonanz auf die lange geforderte Reform des Personenstandsrechts.
Konkrete Zahlen aus den größten Städten
Die Landeshauptstadt Schwerin verzeichnete bereits in den ersten beiden Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes 24 Geschlechtseintragsänderungen. Die Verteilung zeigt ein ausgewogenes Bild: Zehn Personen änderten ihren Eintrag von männlich zu weiblich, neun von weiblich zu männlich und vier wählten den Geschlechtseintrag "divers". Ein weiterer Eintrag wurde komplett gestrichen. Im ersten Halbjahr 2024 folgten weitere 25 Erklärungen.
Noch deutlicher wird die Nachfrage in Rostock, der größten Stadt des Landes: Hier lagen dem Standesamt bis Dezember 2023 bereits 180 Anmeldungen vor, bis Mitte August 2024 kamen weitere 83 hinzu. Auch die kleineren Großstädte zeigen beachtliche Zahlen: Greifswald meldet 79 Erklärungen, Stralsund 61, Wismar 55 und Neubrandenburg 35.
Ein Meilenstein für trans* und nicht-binäre Menschen
Diese ersten Statistiken belegen, was LGBTQ+-Organisationen seit Jahren prognostiziert haben: Das vereinfachte Verfahren zur Geschlechtseintragsänderung wird von betroffenen Personen dankbar angenommen. Das neue Gesetz löst das als diskriminierend kritisierte Transsexuellengesetz von 1980 ab, das aufwändige Begutachtungsverfahren und hohe Kosten vorschrieb.
Die Zahlen aus Mecklenburg-Vorpommern stehen im Einklang mit internationalen Erfahrungen aus Ländern wie Dänemark, Malta und Argentinien, wo ähnliche Gesetze zu einer moderaten, aber beständigen Nachfrage führten. Nach einer anfänglichen Spitze stabilisiert sich die Anzahl der Anträge typischerweise auf einem überschaubaren Niveau.
Gesellschaftlicher Wandel spiegelt sich in Zahlen wider
Die positive Resonanz in Mecklenburg-Vorpommern zeigt auch einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Geschlechtsidentität auf. Während konservative Kritiker vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vor einem "Missbrauch" warnten, belegen die ersten Monate eine verantwortungsvolle Nutzung der neuen Möglichkeiten.
Für die trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen in Deutschland bedeuten diese Zahlen mehr als nur Statistik: Sie stehen für gelebte Selbstbestimmung und die Anerkennung ihrer Identität durch den Staat. Das Selbstbestimmungsgesetz hat einen wichtigen Beitrag zur Gleichberechtigung geleistet und zeigt, dass Deutschland bei LGBTQ+-Rechten weiter voranschreitet.
Die Entwicklungen in Mecklenburg-Vorpommern werden bundesweit aufmerksam verfolgt, da sie wichtige Erkenntnisse für die praktische Umsetzung des Gesetzes liefern und anderen Bundesländern als Orientierung dienen können.