News

Beunruhigender PrĂ€zedenzfall: CSD Schönebeck vorzeitig aufgelöst - Was bedeutet das fĂŒr die Versammlungsfreiheit queerer Menschen in Deutschland?

Am vergangenen Samstag wurde der fĂŒnfte Christopher Street Day (CSD) in Schönebeck, Sachsen-Anhalt, durch Ordnungsamt und Polizei vorzeitig beendet - ein Vorfall, der bundesweit fĂŒr Aufsehen sorgt. Wie queer.de berichtet, wurde die eigentlich bis 22 Uhr genehmigte Veranstaltung bereits gegen 18 Uhr vom Ordnungsamt fĂŒr beendet erklĂ€rt. Mehrere spontane Proteste gegen diese Maßnahme wurden ebenfalls aufgelöst.

Umstrittene GrĂŒnde fĂŒr den Abbruch

Die GrĂŒnde fĂŒr den Abbruch der ersten deutschen CSD-Kundgebung in diesem Jahr sind umstritten. Nach Angaben von Teilnehmer*innen argumentierten Mitarbeitende des Ordnungsamtes, dass eine der gehaltenen Reden "nicht politisch genug" gewesen sei, um den Charakter einer politischen Versammlung zu rechtfertigen. Auch die AnkĂŒndigung und das Abspielen eines Liebeslieds wurde bemĂ€ngelt. Die Polizei hingegen verwies laut MDR auf mangelndes Sicherheitspersonal als Grund fĂŒr die Auflösung.

Ein weiterer Streitpunkt war offenbar ein Imbissbereich, der von der Freiwilligen Feuerwehr und dem CSD gemeinsam betrieben wurde. Das Ordnungsamt betrachtete diesen Bereich nicht als Teil der Demonstration und forderte offiziell angestelltes Sicherheitspersonal, wÀhrend die Veranstalter auf ehrenamtliche Helfer*innen setzten.

Scharfe Kritik und Forderungen nach Konsequenzen

Die Linke.queer bezeichnete den Abbruch als "vollkommen inakzeptablen Eingriff in Grund- und Freiheitsrechte". Die Bundessprecher Daniel Bache und Frank Laubenburg erklĂ€rten, Polizei und Ordnungsamt hĂ€tten sich "zu Gehilfen der faschistischen KrĂ€fte gemacht, die CSDs verhindern und verbieten wollen". Sie forderten personelle Konsequenzen fĂŒr die Verantwortlichen im Ordnungsamt und eine öffentliche Distanzierung des Schönebecker OberbĂŒrgermeisters Bert Knoblauch (CDU).

Auch der Lesben-, Schwulen- und Queerpolitische Runde Tisch (LSQpRT) Sachsen-Anhalt kritisierte den Abbruch als schweren Eingriff in die Versammlungsfreiheit. Die Veranstalter*innen prĂŒfen laut Schwulissimo rechtliche Schritte gegen die Entscheidung.

Grundrecht auf Versammlungsfreiheit in Gefahr?

Der Vorfall in Schönebeck wirft grundsĂ€tzliche Fragen zur Auslegung der Versammlungsfreiheit auf. Dieses in Artikel 8 des Grundgesetzes verankerte Recht garantiert allen Deutschen, sich "friedlich und ohne Waffen zu versammeln". Zwar kann dieses Recht unter bestimmten UmstĂ€nden eingeschrĂ€nkt werden, etwa bei Gefahr fĂŒr die öffentliche Sicherheit, doch die BegrĂŒndung, eine Rede oder ein Lied sei "nicht politisch genug", erscheint vielen Beobachter*innen als willkĂŒrlich.

Besonders beunruhigend ist, dass solche VorfĂ€lle nicht auf Deutschland beschrĂ€nkt sind. In Ungarn beispielsweise wurden in den vergangenen Jahren Pride-Paraden und andere LGBTQ+-Veranstaltungen immer wieder behindert oder verboten. Einige Teilnehmer*innen des CSD Schönebeck fĂŒhlten sich dadurch an die Situation in Ungarn erinnert, wo die Rechte der LGBTQ+-Community unter der Regierung von Viktor OrbĂĄn systematisch eingeschrĂ€nkt wurden.

Ähnliche VorfĂ€lle in Deutschland

Der Vorfall in Schönebeck ist leider nicht der erste dieser Art in Deutschland. Immer wieder kommt es zu Konflikten zwischen Behörden und Veranstalter*innen von LGBTQ+-Events. So berichtete die taz ĂŒber Ă€hnliche FĂ€lle, in denen der politische Charakter von queeren Veranstaltungen von Behörden infrage gestellt wurde.

In Berlin, Köln und anderen GroßstĂ€dten sind CSDs inzwischen fest etabliert und werden meist von den Behörden unterstĂŒtzt. In kleineren StĂ€dten und lĂ€ndlichen Regionen, besonders in Ostdeutschland, mĂŒssen Veranstalter*innen jedoch oft mit WiderstĂ€nden kĂ€mpfen. Umso wichtiger ist es, dass gerade dort die Versammlungsfreiheit geschĂŒtzt wird.

Ausblick: Was bedeutet der Vorfall fĂŒr kĂŒnftige CSDs?

Der Vorfall in Schönebeck könnte ein gefĂ€hrlicher PrĂ€zedenzfall fĂŒr die kommende CSD-Saison sein. Wenn Behörden den politischen Charakter von Pride-Veranstaltungen nach eigenem Ermessen bewerten und gegebenenfalls absprechen können, gerĂ€t das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit in Gefahr.

Die LGBTQ+-Community und ihre VerbĂŒndeten stehen nun vor der Herausforderung, dieses Grundrecht zu verteidigen. Es bleibt abzuwarten, ob die angekĂŒndigten rechtlichen Schritte Erfolg haben werden. In jedem Fall ist Wachsamkeit geboten, um sicherzustellen, dass CSDs auch in Zukunft als das anerkannt werden, was sie sind: politische Demonstrationen fĂŒr Gleichberechtigung, Akzeptanz und gegen Diskriminierung.

FĂŒr die bevorstehende CSD-Saison in Deutschland wird der Fall Schönebeck sicherlich Diskussionen auslösen - sowohl unter Veranstalter*innen als auch bei Behörden. Es bleibt zu hoffen, dass er letztlich zu einer StĂ€rkung der Versammlungsfreiheit beitrĂ€gt und nicht zu ihrer EinschrĂ€nkung.


Die Peppa Pig Gender-Reveal-Kontroverse: Ein Spiegel der transfeindlichen Stimmung in Großbritannien und was Deutschland daraus lernen kann

In Großbritannien sorgte kĂŒrzlich eine ungewöhnliche Nachricht fĂŒr Aufsehen, die schnell zum Politikum wurde: Die bekannte Kinderserie "Peppa Pig" veranstaltete eine pompöse "Gender-Reveal-Party" fĂŒr ein neues Ferkel-Geschwisterchen. Laut dem ursprĂŒnglichen Bericht von PinkNews schoss das Thema "Peppa Pig Gender Reveal" an die Spitze der Google-Trends in Großbritannien und verdrĂ€ngte sogar Nachrichten zum Ukraine-Krieg auf den zweiten Platz. Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Marketing-Aktion wirkt, entfachte jedoch eine heftige Debatte, die tief liegende gesellschaftliche Spannungen offenbart.

Die AnkĂŒndigung und die transfeindlichen Reaktionen

Im Februar wurde bekannt gegeben, dass die Figur "Mummy Pig" in der Serie schwanger sei und Peppa und George ein Geschwisterchen bekommen wĂŒrden. Um die Spannung zu steigern, plante der RechteeigentĂŒmer Hasbro eine aufwendige Gender-Reveal-Veranstaltung am Battersea Power Station in London, bei der die berĂŒhmten Schornsteine entweder in Rosa oder Blau erleuchten sollten, um anzuzeigen, ob das neue Schweinchen mĂ€nnlich oder weiblich sein wĂŒrde.

Doch allein die Verwendung des Begriffs "Gender" (im Deutschen: "soziales Geschlecht") löste in den sozialen Medien eine Welle transfeindlicher Kommentare aus. Nutzer machten sich ĂŒber die Möglichkeit eines "nicht-binĂ€ren Ferkels" lustig oder forderten die Verwendung des Begriffs "biologisches Geschlecht" anstelle von "Gender". Andere fragten spöttisch, welche Toilette das Ferkel wohl benutzen werde – eine klare Anspielung auf die in Großbritannien hitzig gefĂŒhrte Diskussion um die Nutzung von Toiletten durch Transgender-Personen.

Diese Reaktionen spiegeln die zunehmend transfeindliche Stimmung in Großbritannien wider, die sich auch in der Rechtsprechung niederschlĂ€gt. Erst eine Woche zuvor hatte der Oberste Gerichtshof in Großbritannien entschieden, dass die Definitionen von "Frau" und "Geschlecht" im Gleichstellungsgesetz von 2010 auf biologischen Kriterien basieren – eine Entscheidung, die die Trans- und nicht-binĂ€re Gemeinschaft erschĂŒtterte, wie verschiedene LGBTQ+-Medien berichteten.

Gender-Reveal-Partys: Problematische Tradition

Die Kontroverse wirft auch ein Licht auf die in den letzten Jahren immer beliebtere, aber zunehmend kritisierte Praxis der Gender-Reveal-Partys. Bei diesen Veranstaltungen wird das Geschlecht eines ungeborenen Kindes in einer oft spektakulĂ€ren Inszenierung enthĂŒllt – typischerweise mit der Farbzuordnung Blau fĂŒr Jungen und Rosa fĂŒr MĂ€dchen.

Kritiker:innen sehen darin eine VerstĂ€rkung von Geschlechterstereotypen und traditionellen Geschlechterrollen. Laut der deutschen Initiative "Queer und Neu" reduzieren solche Feiern Kinder auf ihr biologisches Geschlecht und zementieren binĂ€re Geschlechtervorstellungen, bevor das Kind ĂŒberhaupt geboren ist.

Hinzu kommen die teils katastrophalen Folgen ĂŒbertriebener Inszenierungen: In den USA haben Gender-Reveal-Partys bereits zu tödlichen UnfĂ€llen und sogar WaldbrĂ€nden gefĂŒhrt. 2021 wurden ein Paar wegen fahrlĂ€ssiger Tötung angeklagt, nachdem bei ihrer Gender-Reveal-Party ein Waldbrand ausgelöst wurde, bei dem ein Feuerwehrmann ums Leben kam und 13 weitere Menschen verletzt wurden. In anderen FĂ€llen wurden Tauben rosa oder blau gefĂ€rbt und freigelassen, nur um dann zu verhungern.

Der deutsche Kontext: Fortschrittliche Transgender-Rechte

WĂ€hrend in Großbritannien die Rechte von Transgender-Personen unter Druck geraten, hat Deutschland in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte erzielt. Am 1. November 2024 trat das neue Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft, das als Meilenstein fĂŒr die Rechte von Transgender-, intergeschlechtlichen und nicht-binĂ€ren Personen gilt. Das Gesetz ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980, das aufwĂ€ndige psychologische Gutachten und gerichtliche Genehmigungen erforderte.

Das neue Gesetz ermöglicht es volljĂ€hrigen Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen beim Standesamt durch eine einfache ErklĂ€rung zu Ă€ndern, ohne medizinische Gutachten oder ein gerichtliches Verfahren durchlaufen zu mĂŒssen. Laut Bundesregierung können auch MinderjĂ€hrige ab 14 Jahren mit Zustimmung ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten ihren Namen und Geschlechtseintrag Ă€ndern.

"Das Selbstbestimmungsgesetz ist ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der WĂŒrde und Selbstbestimmung von trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binĂ€ren Menschen", erklĂ€rt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Es zeigt, dass Deutschland sich von pathologisierenden und fremdbestimmenden AnsĂ€tzen verabschiedet und die GeschlechtsidentitĂ€t als persönliches Recht anerkennt."

Was Deutschland aus der britischen Debatte lernen kann

Die Peppa-Pig-Kontroverse in Großbritannien zeigt, wie schnell selbst harmlose Kinderinhalte zum Schauplatz ideologischer Auseinandersetzungen werden können. Sie verdeutlicht, wie wichtig ein respektvoller gesellschaftlicher Diskurs ĂŒber GeschlechtsidentitĂ€t ist – etwas, das in Deutschland durch die sachlichere Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz besser gelungen zu sein scheint.

Dennoch gibt es auch in Deutschland Herausforderungen. "Trotz rechtlicher Fortschritte erleben trans* Personen im Alltag immer noch Diskriminierung und Ausgrenzung", betont die Deutsche Gesellschaft fĂŒr TransidentitĂ€t und IntersexualitĂ€t (dgti). "Der Weg zu einer wirklich inklusiven Gesellschaft erfordert nicht nur GesetzesĂ€nderungen, sondern auch ein Umdenken in der Bevölkerung."

WĂ€hrend Gender-Reveal-Partys in Deutschland weniger verbreitet sind als in den USA oder Großbritannien, gewinnen sie auch hierzulande an PopularitĂ€t. Expert:innen fĂŒr Geschlechtergerechtigkeit raten zu reflektierteren Alternativen. "Anstatt das Geschlecht eines ungeborenen Kindes zum zentralen Ereignis zu machen, könnten werdende Eltern die Vielfalt an Möglichkeiten feiern, die jedem Kind offenstehen sollten – unabhĂ€ngig vom Geschlecht", empfiehlt der Verband fĂŒr Regenbogenfamilien.

Fazit: Mehr als nur eine Kindershow-Kontroverse

Die Aufregung um ein fiktives Schweinegeschwisterchen mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, doch sie offenbart tiefere gesellschaftliche Spannungen im Umgang mit GeschlechtsidentitĂ€t und Transgender-Rechten. WĂ€hrend Großbritannien mit zunehmender Polarisierung kĂ€mpft, bieten die Fortschritte in Deutschland eine Alternative, die auf Selbstbestimmung und Respekt basiert.

Die Debatte erinnert uns daran, dass selbst scheinbar unpolitische Unterhaltungsformate wie Peppa Pig im Kontext grĂ¶ĂŸerer gesellschaftlicher Diskussionen betrachtet werden mĂŒssen. Sie zeigt auch, dass der Weg zu echter Gleichberechtigung fĂŒr alle GeschlechtsidentitĂ€ten noch lang ist – sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.

In einer Zeit, in der GeschlechtsidentitÀt zu einem politischen Kampfbegriff geworden ist, könnte es hilfreich sein, sich an das zu erinnern, was Kindershows wie Peppa Pig eigentlich vermitteln sollten: Freundschaft, Akzeptanz und die Vielfalt menschlicher (oder in diesem Fall: schweinischer) Erfahrungen.


Zwischen zwei Welten: Wie queere Muslim*innen in Deutschland ihre IdentitÀten vereinen

In Deutschland kĂ€mpfen queere Muslim*innen um Anerkennung in beiden Teilen ihrer IdentitĂ€t. Das Buch "Liebe ist halal" beleuchtet ihre Erfahrungen und schafft eine BrĂŒcke zwischen Religion und sexueller IdentitĂ€t. Die Originalrezension stammt von queer.de, doch das Thema verdient einen tieferen Blick in die deutsche RealitĂ€t dieser oft ĂŒbersehenen Community.

Die Ibn Rushd-Goethe Moschee: Ein sicherer Hafen in Berlin

Im Herzen Berlins steht die Ibn Rushd-Goethe Moschee - ein Leuchtturm fĂŒr einen liberalen Islam in Deutschland. 2017 von der Frauenrechtlerin Seyran Ateß mitbegrĂŒndet, hat sich die Moschee als einzigartiger spiritueller Raum fĂŒr queere Muslim*innen etabliert. Im Jahr 2022 setzte die Gemeinde ein weltweites Zeichen, als sie als erste Moschee ĂŒberhaupt die Regenbogenfahne hisste. Diese mutige Geste im Rahmen der Kampagne "Liebe ist halal" löste international sowohl Hass als auch Hoffnung aus.

Besonders bedeutsam: Die Moschee richtete die Anlaufstelle "Islam und DiversitĂ€t" ein, die tĂ€glich von queeren Muslim*innen, aber auch von Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen kontaktiert wird, die in ihrem Berufsalltag mit islamisch begrĂŒndeter Queerfeindlichkeit konfrontiert sind. Diese Arbeit zeigt, wie dringend solche RĂ€ume in Deutschland benötigt werden.

Leben zwischen den IdentitÀten

Der Sammelband "Liebe ist halal" versammelt sowohl wissenschaftliche BeitrĂ€ge als auch sehr persönliche Erfahrungsberichte. Carolin Leder und Tugay Saraç bringen es in der Einleitung auf den Punkt: "Queer und muslimisch zu sein, bedeutet, zwischen den IdentitĂ€ten navigieren zu mĂŒssen, vor allem, wenn diese im direkten sozialen Umfeld als unvereinbar angesehen oder kategorisch abgelehnt werden."

Die portrĂ€tierten Lebensgeschichten sind in ihrer AuthentizitĂ€t berĂŒhrend und zeigen das Spektrum der Erfahrungen in Deutschland. Berfin Çelebi beschreibt ihr frĂŒheres Doppelleben: "Von Montag bis Freitag war ich der brave Moslem und am Wochenende die Person, die ich wirklich bin." Nach ihrem Coming-out musste sie mit vielen Familienmitgliedern brechen und zog nach Berlin, um ihre Transition zu beginnen.

Ähnlich schwierige Wege gingen Johanna Haupt und Marwa Khabbaz, die beide in Deutschland aufwuchsen und deren Familien ihre IdentitĂ€t als "krank" oder "vom Teufel besessen" bezeichneten. Bemerkenswert ist auch die Geschichte von Tugay Saraç, der sich in seiner Jugend in Deutschland radikalisierte und spĂ€ter in der Ibn Rushd-Goethe Moschee zu sich selbst finden konnte.

Islam und Queerness: Kein Widerspruch

Die wissenschaftlichen BeitrĂ€ge des Buches verdeutlichen, dass die oft als unumstĂ¶ĂŸlich dargestellte Unvereinbarkeit von Islam und queeren IdentitĂ€ten keineswegs so eindeutig ist. Carolin Leder verweist auf den islamischen Theologen Ali Ghandour, der betont, "dass im Koran keinerlei eindeutige Aussagen zu queeren Interaktionen getroffen werden." Die religiös begrĂŒndete Queerfeindlichkeit sei vielmehr ein Produkt der Kolonisierung.

Dies deckt sich mit Erkenntnissen der Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung, die aufzeigt, dass in der islamischen Geschichte durchaus Zeiten und Regionen existierten, in denen gleichgeschlechtliche Beziehungen akzeptiert oder zumindest toleriert wurden.

Die Ethnologin Susanne Schröter verdeutlicht in dem Buch, dass der Islam keineswegs einheitlich ist und in verschiedenen Regionen unterschiedliche Geschlechtervorstellungen existieren. So kennen beispielsweise die bugis auf der indonesischen Insel Sulawesi fĂŒnf GeschlechtsidentitĂ€ten, wĂ€hrend im Iran geschlechtsangleichende Operationen zwar erlaubt, aber als "alternativlose Pflicht" dargestellt werden.

Die Situation in Deutschland: Viel Handlungsbedarf

Trotz der bemerkenswerten Arbeit der Ibn Rushd-Goethe Moschee bleibt die Situation fĂŒr queere Muslim*innen in Deutschland schwierig. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums fĂŒr Integrations- und Migrationsforschung erleben viele von ihnen Mehrfachdiskriminierung: In der LGBTQ+-Community werden sie mit Islamfeindlichkeit konfrontiert, in muslimischen Gemeinschaften mit Queerfeindlichkeit.

Besonders kritisch sieht Tugay Saraç die Deutsche Islamkonferenz, die liberal-muslimischen Stimmen kaum Gehör schenkt. Obwohl Vertreter*innen der Ibn Rushd-Goethe Moschee regelmĂ€ĂŸig eingeladen werden, bekommen sie nur die Rolle passiver Zuschauer*innen zugewiesen. "Das ist im Hinblick auf die Tatsache, dass unsere Moschee die einzige liberale Moschee in Deutschland ist, eine Schande", schreibt Saraç.

Dabei wÀre gerade der Dialog zwischen verschiedenen muslimischen Strömungen, dem Staat und der LGBTQ+-Community in Deutschland dringend notwendig. Die Kampagne "Liebe ist halal" und das gleichnamige Buch leisten hier wichtige Pionierarbeit, indem sie Sichtbarkeit schaffen und Vorbilder prÀsentieren.

BrĂŒcken bauen statt GrĂ€ben vertiefen

Bemerkenswert ist die Botschaft von Tugay Saraç, der selbst den Weg aus der Radikalisierung fand: "Kein Islamist, kein Extremist sollte einfach aufgegeben werden." Dieser versöhnliche Ton zieht sich durch viele der BeitrĂ€ge. Die Autor*innen wollen keine Feindbilder schaffen, sondern VerstĂ€ndnis wecken und BrĂŒcken bauen - sowohl in die muslimische Community als auch in die Mehrheitsgesellschaft.

Diese Haltung ist besonders in Deutschland wichtig, wo Debatten ĂŒber Islam und LGBTQ+-Rechte oft polarisiert und fĂŒr politische Zwecke instrumentalisiert werden. Das Buch zeigt: Queere Muslim*innen sind keine passiven Opfer, sondern aktive Gestalter*innen ihrer eigenen Geschichte und wichtige BrĂŒckenbauer*innen zwischen verschiedenen Teilen der Gesellschaft.

Der Sammelband "Liebe ist halal" ist damit weit mehr als eine Sammlung persönlicher Geschichten. Er ist ein wichtiger Beitrag zur DiversitĂ€t innerhalb der deutschen Gesellschaft und ein PlĂ€doyer fĂŒr einen Islam, der Vielfalt als Bereicherung versteht. FĂŒr alle, die an diesem Dialog interessiert sind, bietet das Buch wertvolle Einblicke und DenkanstĂ¶ĂŸe.


Hamburgs Leuchtturm fĂŒr queere Rechte: Rot-grĂŒner Koalitionsvertrag setzt klare Zeichen fĂŒr die LGBTQ+-Community

In einer Zeit, in der queere Themen in der Bundespolitik vernachlĂ€ssigt werden, stellt der kĂŒrzlich vorgestellte rot-grĂŒne Koalitionsvertrag in Hamburg ein positives Gegenbeispiel dar. Wie queer.de berichtet, widmet die Koalition aus SPD und GrĂŒnen der LGBTQ+-Community in ihrem am Donnerstag prĂ€sentierten Abkommen einen eigenen Abschnitt unter dem Titel "Queeres Leben in Hamburg".

Ein klares Bekenntnis zur Vielfalt

"Hamburg ist und bleibt bunt" – mit dieser klaren Aussage bekennt sich die Hansestadt zu ihrer Rolle als weltoffene Metropole. Der Koalitionsvertrag macht deutlich, dass die WertschĂ€tzung von Vielfalt als Grundwert einer liberalen Gesellschaft verstanden wird. Der bereits 2017 auf den Weg gebrachte Aktionsplan "Hamburg l(i)ebt vielfĂ€ltig" wird fortgefĂŒhrt und ausgebaut.

Besonders hervorzuheben ist, dass SPD und GrĂŒne konkrete Maßnahmen planen: Die KontinuitĂ€t zivilgesellschaftlicher Angebote fĂŒr queere Menschen soll gesichert werden, ein zentrales Beratungsangebot fĂŒr queere Familien wird geprĂŒft, und auch kulturelle Initiativen wie das Queere Filmfestival erhalten weiterhin Förderung.

Engagement gegen Diskriminierung und Hassverbrechen

Vor dem Hintergrund steigender queerfeindlicher Straftaten in Deutschland, die laut Bundesinnenministerium um fast 50% zugenommen haben, ist das Bekenntnis zu konsequentem Vorgehen gegen HasskriminalitĂ€t besonders wichtig. Die LGBTIQ*-Konzepte der Polizei sollen weitergefĂŒhrt und gestĂ€rkt werden.

Diese Haltung spiegelt sich auch im diesjÀhrigen Christopher Street Day in Hamburg wider, der unter dem Motto "5 vor 12! Du & ich gegen Rechtsdruck" ein deutliches Zeichen gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft setzte.

Hamburgs Vorbildrolle im Bundesvergleich

Der Hamburger Koalitionsvertrag hebt sich deutlich von der Situation auf Bundesebene ab. WĂ€hrend der Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD im Bund queere Themen weitgehend ignoriert, positioniert sich Hamburg klar. Die rot-grĂŒne Koalition in der Hansestadt verspricht, sich auf Bundesebene fĂŒr die Erweiterung des Diskriminierungsverbots im Grundgesetz um die Merkmale der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen IdentitĂ€t einzusetzen.

Zudem will Hamburg eine Reform des Abstammungsrechts vorantreiben, um die Ungleichbehandlung insbesondere von lesbischen Frauen zu beenden – ein Thema, das im Bundeskoalitionsvertrag nicht angesprochen wurde und auf das der LSVD seit langem drĂ€ngt.

Queerpolitik im bundesweiten Kontext

Der Hamburger Ansatz steht im Kontext bedeutender Entwicklungen fĂŒr die queere Community in Deutschland. Im April 2024 wurde auf Bundesebene das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet, das das veraltete Transsexuellengesetz von 1981 ablöst und einen wichtigen Fortschritt fĂŒr die Rechte von trans, intergeschlechtlichen und nicht-binĂ€ren Menschen darstellt.

Auch der von der Bundesregierung verabschiedete Aktionsplan "Queer leben" zielt darauf ab, den Alltag queerer Menschen zu verbessern und die rechtliche Gleichstellung voranzubringen. Hamburgs Koalitionsvertrag ergÀnzt diese Entwicklungen auf Landesebene und zeigt, dass föderale Strukturen wichtige Impulse geben können.

Ein Leuchtturm in unruhigen Zeiten

Der 148-seitige Hamburger Koalitionsvertrag steht unter der Überschrift "Hamburg vereint – mit Herz und Verstand". Der Erste BĂŒrgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte bei der Vorstellung, dass der Vertrag den Menschen in Hamburg "soziale, wirtschaftliche und politische Sicherheit in unsicheren Zeiten geben" solle. Die Zweite BĂŒrgermeisterin Katharina Fegebank (GrĂŒne) ergĂ€nzte, der Koalitionsvertrag "atme den Geist von Optimismus".

In einer Zeit, in der in vielen Teilen der Welt die Rechte von LGBTQ+-Personen unter Druck geraten, sendet Hamburg ein wichtiges Signal: DiversitĂ€t und Inklusion bleiben zentrale Werte einer demokratischen Gesellschaft. Der Koalitionsvertrag macht deutlich, dass die Hansestadt nicht nur eine bunte, weltoffene Metropole ist, sondern auch bleiben will – ein Versprechen, das angesichts zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung besondere Bedeutung erhĂ€lt.


Gericht lehnt höheres Schmerzensgeld fĂŒr Missbrauchsopfer ab: Der Fall Wilfried Fesselmann gegen die katholische Kirche

Im Prozess um Schmerzensgeld zwischen einem 56-jĂ€hrigen Missbrauchsopfer und der katholischen Kirche hat das Landgericht Essen die Forderung nach einer Zahlung von mindestens 300.000 Euro zurĂŒckgewiesen. Wie queer.de berichtet, steht fĂŒr das Gericht zwar fest, dass der Missbrauch wie geschildert stattgefunden hat – jedoch habe das Bistum Essen bereits ein Schmerzensgeld in Höhe von 45.000 Euro gezahlt, was nach Ansicht des Gerichts angemessen sei.

Der Fall Wilfried Fesselmann

Der Fall des heute 56-jĂ€hrigen Wilfried Fesselmann sorgt seit Jahren fĂŒr Aufsehen in der deutschen Öffentlichkeit. Im Sommer 1979 wurde Fesselmann als ElfjĂ€hriger von einem Kaplan in der Pfarrwohnung der Essener Gemeinde St. Andreas sexuell missbraucht. Der damalige Geistliche hatte als Zeuge vor Gericht eingerĂ€umt, mit dem Jungen nackt in seinem Bett gelegen zu haben und versucht zu haben, den Jungen im Intimbereich anzufassen. Das Gericht bewertete die vom KlĂ€ger abweichende Schilderung des TĂ€ters jedoch als nicht glaubhaft. Fesselmann selbst hatte ausgesagt, dass er durch Oralverkehr missbraucht worden war.

Haftung des Bistums anerkannt

Ein wichtiger Aspekt des Urteils ist die grundsĂ€tzliche Anerkennung der Haftung des Bistums. Das Gericht bestĂ€tigte, dass der KlĂ€ger im Rahmen der sogenannten Amtshaftung Anspruch auf Ersatz aller entstandenen materiellen SchĂ€den hat, die auf den Missbrauch zurĂŒckzufĂŒhren sind. Weil der Kaplan im Auftrag des Bistums gehandelt habe, mĂŒsse das Bistum auch fĂŒr sein Handeln einstehen – auch dafĂŒr, "dass der Kaplan den KlĂ€ger durch das Ausnutzen seiner Position bei dem Bistum zu sich nach Hause gelockt und dort sexuell missbraucht habe", wie es in der Mitteilung des Gerichts heißt.

Die Frage der angemessenen EntschÀdigung

Bei der Bewertung des angemessenen Schmerzensgeldes berĂŒcksichtigte das Gericht, dass der KlĂ€ger in seinem privaten und beruflichen Leben durch die Folgen des Missbrauchs erheblich eingeschrĂ€nkt ist. Dennoch wurde die Summe von 45.000 Euro als ausreichend angesehen, da sie vergleichbaren Entscheidungen anderer Gerichte entspreche. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, bezeichnete das Urteil als BestĂ€tigung des Verfahrens zur Anerkennung des Leids. Die UnabhĂ€ngige Kommission fĂŒr Anerkennungsleistungen (UKA) orientiere sich bei der Festlegung der Zahlungen an gerichtlichen Entscheidungen.

TĂ€ter nach Bayern versetzt

Besonders erschĂŒtternd an diesem Fall ist, dass der Essener Geistliche nach MissbrauchsvorwĂŒrfen in mehreren FĂ€llen Anfang der 1980er Jahre nach Bayern versetzt wurde, angeblich um sich einer Therapie zu unterziehen. Dort ging der Missbrauch laut Bistum Essen jedoch mit zahlreichen weiteren FĂ€llen weiter. Es kam spĂ€ter sogar zu einer rechtskrĂ€ftigen Verurteilung. Erst 2010 – also etwa 30 Jahre nach den ersten bekannten MissbrauchsfĂ€llen – wurde der TĂ€ter aus dem kirchlichen Dienst entfernt und spĂ€ter in den Laienstand zurĂŒckversetzt, wodurch er auch seine kirchlichen AltersbezĂŒge verlor.

Zunehmende Klagen gegen die Kirche

Der Fall Fesselmann steht beispielhaft fĂŒr eine Entwicklung, die seit 2022 zu beobachten ist: Immer mehr Missbrauchsopfer wagen den Schritt, vor Zivilgerichten gegen BistĂŒmer zu klagen. Die VerjĂ€hrungsfristen im Strafrecht verhindern in vielen FĂ€llen eine strafrechtliche Verfolgung der TĂ€ter – wie auch im Fall Fesselmann. Zivilrechtliche Klagen auf Schmerzensgeld stellen fĂŒr viele Betroffene oft die einzige Möglichkeit dar, eine Form der Gerechtigkeit zu erfahren.

Berufung möglich

Das Urteil in der Zivilklage ist noch nicht rechtskrĂ€ftig. Der KlĂ€ger hat die Möglichkeit, Berufung am Oberlandesgericht in Hamm einzulegen. Ob Wilfried Fesselmann diesen Weg beschreiten wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Der Fall bleibt ein wichtiger PrĂ€zedenzfall fĂŒr die rechtliche Bewertung von MissbrauchsfĂ€llen in kirchlichen Kontexten und die Frage, welche EntschĂ€digungssummen als angemessen gelten können.

Bedeutung fĂŒr die LGBTQ+ Community

FĂ€lle sexuellen Missbrauchs wie dieser betreffen die LGBTQ+ Community in besonderer Weise, da sie hĂ€ufig von konservativen KrĂ€ften instrumentalisiert werden, um HomosexualitĂ€t und PĂ€dophilie in einen falschen Zusammenhang zu stellen. Es ist daher umso wichtiger, diese FĂ€lle differenziert zu betrachten und klar zu benennen, dass es sich beim sexuellen Missbrauch um Machtmissbrauch handelt – unabhĂ€ngig von der sexuellen Orientierung der TĂ€ter. FĂŒr die Betroffenen ist es oft ein jahrzehntelanger Kampf, Anerkennung und angemessene EntschĂ€digung zu erhalten, wie der Fall Fesselmann eindrĂŒcklich zeigt.


Studie enthĂŒllt: Queer in NRW – Mehrheit mit Gewalterfahrungen und zunehmender Zukunftsangst

Eine umfangreiche Studie zur Lebenssituation queerer Menschen in Nordrhein-Westfalen zeigt ein ernĂŒchterndes Bild: Die Mehrheit der Befragten hat in den letzten fĂŒnf Jahren entweder selbst Übergriffe erlebt oder kennt Betroffene im nahen Umfeld. Die am Freitag von Landesfamilienministerin Josefine Paul (GrĂŒne) vorgestellte Untersuchung "Queer durch NRW" gilt als die bundesweit grĂ¶ĂŸte ihrer Art.

Alarmierende Zahlen zu Gewalt und Diskriminierung

Die Ergebnisse der Studie sind beunruhigend: 38 Prozent der ĂŒber 6.200 Befragten gaben an, selbst Opfer eines Übergriffs geworden zu sein, wĂ€hrend weitere 24 Prozent Menschen im nahen Umfeld kennen, die solche Erfahrungen gemacht haben. Besonders betroffen sind trans, intergeschlechtliche und nichtbinĂ€re Personen, die ĂŒberdurchschnittlich hĂ€ufig von Ungleichbehandlung, Diskriminierung und Gewalt berichten.

Die Landtagsdrucksache zu dieser Thematik unterstreicht, dass queere Menschen in verschiedenen Lebensbereichen – vom Alltag ĂŒber die Arbeitswelt bis hin zur Gesundheitsversorgung – hĂ€ufiger von Diskriminierung betroffen sind als die Mehrheitsgesellschaft.

Hohe Dunkelziffer bei Übergriffen

Besonders alarmierend: Von den Personen, die Gewalterfahrungen angaben, hat sich nicht einmal jeder Zehnte bei der Polizei gemeldet. Als HinderungsgrĂŒnde werden der bĂŒrokratische Aufwand, BefĂŒrchtungen ĂŒber mangelnde Kompetenz der Polizei im Umgang mit queeren Themen und sogar die Angst vor weiterer Diskriminierung durch die Behörden selbst genannt.

Diese hohe Dunkelziffer nicht gemeldeter FÀlle unterstreicht die Notwendigkeit spezialisierter Beratungsangebote und einer besseren Sensibilisierung der Behörden, wie Experten betonen.

Zukunftsangst trotz aktueller Zufriedenheit

Ein paradoxes Ergebnis der Studie: Obwohl ĂŒber 80 Prozent der Befragten befĂŒrchten, dass sich ihre Situation aufgrund zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung verschlechtern wird, Ă€ußerten sich fast drei Viertel mit ihrem Leben insgesamt zufrieden. Zwei Drittel schĂ€tzten ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein.

In vielen Lebensbereichen werden mehrheitlich positive Erfahrungen gemacht: am hÀufigsten in Freizeit, Kultur und Ehrenamt (91 Prozent), sozialer Arbeit (90 Prozent), Hochschulen (90 Prozent), Kitas (83 Prozent), der Arbeitswelt (83 Prozent) und in der Familie (82 Prozent).

Ministerin Josefine Paul kommentiert die Ergebnisse: "FĂŒr Nordrhein-Westfalen ist es einerseits eine gute Nachricht, dass viele LSBTIQ* derzeit zufrieden sind mit ihrer Lebenssituation in NRW. Es stimmt mich allerdings nachdenklich, dass LSBTIQ* mehrheitlich pessimistisch in die Zukunft schauen."

Besonders problematisch: Die Schule

Die Studie identifiziert die Schule als einen besonders problematischen Lebensbereich. 42 Prozent derjenigen, die in den vergangenen fĂŒnf Jahren in NRW zur Schule gegangen sind, berichten von ĂŒberwiegend negativen Erfahrungen. Ebenfalls kritisch: Ämter und Behörden (27 Prozent negative Erfahrungen) sowie der Sport (26 Prozent).

Diese Ergebnisse bestĂ€tigen, was viele Betroffene bereits aus eigener Erfahrung wissen: Schulen sind nach wie vor Orte, an denen queere Jugendliche besonders hĂ€ufig Ablehnung und Diskriminierung erfahren – eine Situation, die dringend mehr Aufmerksamkeit erfordert.

Maßnahmen der Landesregierung

Als Reaktion auf die Studienergebnisse betont die schwarz-grĂŒne Landesregierung ihre kontinuierlichen BemĂŒhungen, "queere Menschen vor Diskriminierung zu schĂŒtzen". Dazu gehören die Förderung psychosozialer Beratungsstellen, die Landeskoordination der Anti-Gewalt-Arbeit sowie spezifische Förderungen fĂŒr Trans*- und Inter*-Organisationen.

Ministerin Paul setzt sich, wie auch auf anderen Plattformen dokumentiert, aktiv fĂŒr die Rechte und den Schutz von LSBTIQ*-Personen ein und unterstreicht die Bedeutung von Akzeptanz und Vielfalt in der Gesellschaft.

Ein Blick in die Zukunft

Laut SchĂ€tzungen ist etwa jede zehnte Person der gut 18 Millionen Einwohner*innen im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschland Mitglied der LGBTIQ-Community. Die nun vorliegende Studie mit ĂŒber 10.000 Erfahrungsberichten (6.200 Community-Mitglieder und 5.200 FachkrĂ€fte aus unterschiedlichen Berufen) liefert zwar keine statistisch reprĂ€sentativen Zahlen, ermöglicht es aber, maßgebliche Problemlagen zu identifizieren und gezielt anzugehen.

FĂŒr die Zukunft bleibt es eine zentrale Aufgabe, die gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern, SchutzrĂ€ume zu schaffen und Diskriminierung entschieden entgegenzutreten – damit die ZukunftsĂ€ngste der Community nicht zur RealitĂ€t werden.


Alarmierende Zunahme von HasskriminalitÀt gegen LGBTQ+ zu Beginn der CSD-Saison in Deutschland

Mit dem Beginn der CSD-Saison in Sachsen-Anhalt steigt die Besorgnis ĂŒber die zunehmende HasskriminalitĂ€t gegen queere Menschen. Laut einem aktuellen Bericht von queer.de sind die von der Polizei erfassten Straftaten gegen Personen aufgrund ihrer GeschlechtsidentitĂ€t oder sexuellen Orientierung in Sachsen-Anhalt deutlich angestiegen – ein Trend, der bundesweit zu beobachten ist.

Besorgniserregende Zahlen aus Sachsen-Anhalt

Die Statistik zur politisch motivierten KriminalitĂ€t in Sachsen-Anhalt zeigt eine alarmierende Entwicklung: Im vergangenen Jahr wurden 32 Straftaten im Bereich HasskriminalitĂ€t mit Bezug auf geschlechtsbezogene DiversitĂ€t erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenĂŒber den 20 FĂ€llen im Vorjahr. Bei den Delikten handelte es sich hauptsĂ€chlich um SachbeschĂ€digung (7 FĂ€lle), Beleidigung (6 FĂ€lle) und Volksverhetzung (5 FĂ€lle).

Auch die Mobile Opferberatung bestÀtigt diese Entwicklung und verzeichnete mit 23 Angriffen und 28 direkt Betroffenen im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand. Besonders besorgniserregend: Die CSD-Veranstaltungen in Köthen, Magdeburg, Zeitz und Halle waren wiederholt Ziele extrem rechter Hetze, Mobilisierungen und Gewalttaten.

Teil eines bundesweiten Problems

Die Situation in Sachsen-Anhalt spiegelt einen bundesweiten Trend wider. Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.295 HasskriminalitĂ€tsdelikte gegen LGBTQ+ Personen in Deutschland erfasst – ein Anstieg von 14,1 Prozent gegenĂŒber dem Vorjahr. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Scham, Angst vor Stigmatisierung oder mangelndem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten.

Der Tagesspiegel berichtet, dass die Angriffe wÀhrend der CSD-Saison bundesweit zugenommen haben und von verbalen BelÀstigungen bis hin zu tÀtlichen Angriffen reichen.

CSD-Saison beginnt unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen

Die CSD-Saison in Sachsen-Anhalt beginnt an diesem Samstag in Schönebeck, einer 30.000 Einwohner*innen zĂ€hlenden Stadt. Die Veranstalter*innen haben auf die zunehmenden Bedrohungen reagiert und arbeiten eng mit Behörden und Polizei zusammen, "um einen sicheren Rahmen fĂŒr alle Teilnehmenden zu schaffen". Die notwendigen Sperrungen in der Umgebung dienen dabei dem Schutz, "damit wir sichtbar und sicher demonstrieren können", so die Organisator*innen.

Die Veranstalter*innen warnen angesichts der Entwicklungen in Ungarn und anderen Teilen der Welt, dass queere Sichtbarkeit keine SelbstverstÀndlichkeit sei: "Versammlungen werden verboten, Rechte beschnitten, Menschen bedroht. Auch in Deutschland wÀchst der Druck. Umso wichtiger ist es, dass wir prÀsent sind - laut, solidarisch und entschlossen."

Forderungen nach verstĂ€rkten Schutzmaßnahmen

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Sachsen-Anhalt fordert von der Landesregierung verstĂ€rkte Maßnahmen zum Schutz von LGBTQ+ Personen. Dazu gehören eine bessere UnterstĂŒtzung fĂŒr Opfer von HasskriminalitĂ€t und die Förderung von Akzeptanz durch Bildungsprogramme. Auch die Bundesregierung hat das Problem erkannt und arbeitet an einer verbesserten Erfassung und Verfolgung von HasskriminalitĂ€t.

Die Zunahme queerfeindlicher Gewalt verdeutlicht, wie wichtig Pride-Veranstaltungen als Zeichen des Widerstands und der SolidaritĂ€t sind. In einer Zeit, in der queere Menschen vermehrt zur Zielscheibe werden, ist es umso bedeutsamer, gemeinsam fĂŒr Sichtbarkeit, Akzeptanz und Sicherheit einzustehen – in Sachsen-Anhalt und bundesweit.


Mpox-Welle in Berlin: 2025 bereits mehr FĂ€lle als im gesamten Vorjahr - Wo bleibt die Impfkampagne?

Berlin verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg der Mpox-FĂ€lle. Laut dem aktuellen Wochenbericht des Landesamtes fĂŒr Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) wurden seit Jahresbeginn bereits 69 Mpox-FĂ€lle in der Hauptstadt registriert – mehr als im gesamten Vorjahr, als insgesamt 67 FĂ€lle gemeldet wurden. Diese Entwicklung wirft Fragen nach dem Impfschutz und prĂ€ventiven Maßnahmen in der Community auf.

Die aktuelle Lage: Ein lokaler Ausbruch mit Potenzial

In der 16. Meldewoche kamen drei neue FĂ€lle hinzu, nach sechs in der Vorwoche. Der letzte bekannte Erkrankungsbeginn wurde mit dem 11. April datiert. Auch andere BundeslĂ€nder verzeichnen steigende Fallzahlen: In Nordrhein-Westfalen wurden bis zur 16. Kalenderwoche 41 FĂ€lle registriert – davon allein 17 in Köln. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es lediglich sieben FĂ€lle.

Bei den in Berlin betroffenen Personen handelt es sich ausschließlich um MĂ€nner mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren. Besorgniserregend: 60 der Erkrankten hatten keine Impfung erhalten, nur ein Mann hatte eine einzelne Impfdosis bekommen. Zu den ĂŒbrigen lagen keine Daten vor. Besonders auffĂ€llig ist, dass nur bei etwa 9 Prozent der FĂ€lle ein Auslandsaufenthalt im potenziellen Ansteckungszeitraum angegeben wurde, was auf lokale Übertragungsketten hindeutet.

Das LAGeSo spricht von einer "Zirkulation von Mpox der Klade II in bestimmten Risikogruppen in Berlin", in denen noch erhebliche ImpflĂŒcken bestehen könnten. Zum Vergleich: WĂ€hrend des großen globalen Ausbruchs zwischen Mai 2022 und Januar 2023 wurden in Berlin insgesamt 1.676 Mpox-FĂ€lle gemeldet. Obwohl die aktuellen Zahlen deutlich niedriger sind, zeigt der Trend nach oben.

Impfschutz: VerfĂŒgbar, aber zu wenig genutzt

Die StĂ€ndige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Mpox als Indikationsimpfung fĂŒr Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko. Dazu gehören insbesondere MSM (MĂ€nner, die Sex mit MĂ€nnern haben) mit hĂ€ufig wechselnden Partnern, aber auch Laborpersonal mit Kontakt zu infektiösen Proben und Personen mit engem Kontakt zu Infizierten.

FĂŒr eine vollstĂ€ndige Grundimmunisierung sind zwei Dosen des Impfstoffs Imvanex im Abstand von 28 Tagen erforderlich. Eine Studie der CharitĂ© Berlin hat gezeigt, dass bereits eine Dosis eine Schutzwirkung von 84 Prozent verleiht. Bei Menschen mit HIV ist jedoch nach einer Impfdosis der Schutz noch unzureichend, weshalb die empfohlene zweite Impfdosis besonders wichtig ist.

"Die Zahlen zeigen eindeutig, dass wir in Berlin ein Impfproblem haben", erklĂ€rt Dr. Markus Wicke von der Deutschen Aidshilfe gegenĂŒber Pride.Direct. "Der Impfstoff ist verfĂŒgbar, aber er wird nicht ausreichend nachgefragt. Die meisten der Erkrankten waren ungeimpft – das ist vermeidbar."

Wo kann man sich in Berlin impfen lassen?

In Berlin ist die Mpox-Impfung in den meisten HIV-Schwerpunktpraxen verfĂŒgbar. Auch fĂŒr Menschen ohne Krankenversicherung gibt es Möglichkeiten, eine kostenlose Impfung zu erhalten. Das Checkpoint BLN der Berliner Aids-Hilfe bietet Beratungen und Impfungen an, ebenso wie das Projekt sidekicks.berlin, das auch ausfĂŒhrlich ĂŒber die Krankheit, Symptome und Übertragungswege informiert.

Verschiedene Community-Organisationen haben auf die steigenden Fallzahlen reagiert. Das Projekt sidekicks.berlin hat seine Informationskampagne verstĂ€rkt und bietet niedrigschwellige AufklĂ€rung und Beratung an. Auch die Berliner Senatsverwaltung fĂŒr Gesundheit hat angekĂŒndigt, eine neue Informationskampagne zu starten, um auf die Wichtigkeit der Impfung hinzuweisen.

Mpox – was ist das eigentlich?

Mpox (frĂŒher als "Affenpocken" bezeichnet) wird durch das Mpox-Virus verursacht und hauptsĂ€chlich durch engen Körperkontakt ĂŒbertragen. Die Symptome Ă€hneln denen der Pocken, verlaufen aber in der Regel milder. Typische Anzeichen sind Fieber, Kopf-, Muskel- und RĂŒckenschmerzen, geschwollene Lymphknoten und Hautausschlag mit charakteristischer BlĂ€schenbildung.

Übertragen wird das Virus bei engem Hautkontakt, wie zum Beispiel beim Sex, KĂŒssen oder Kuscheln, aber auch durch Kontakt zu gemeinsam genutzten GegenstĂ€nden wie Sextoys, BettwĂ€sche oder HandtĂŒchern. Wichtig zu verstehen: Obwohl der aktuelle Ausbruch vor allem MSM betrifft, ist Mpox keine "schwule Krankheit" – das Virus kann prinzipiell jeden infizieren, unabhĂ€ngig von sexueller Orientierung oder GeschlechtsidentitĂ€t.

Internationale Situation: WHO in Alarmbereitschaft

WĂ€hrend in Berlin und Deutschland hauptsĂ€chlich die Klade-IIb-Variante zirkuliert, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im August 2024 aufgrund des Anstiegs von Mpox-FĂ€llen, insbesondere der gefĂ€hrlicheren Klade I in Afrika, eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite (PHEIC) ausgerufen. Die WHO betont die Wichtigkeit von Überwachungs- und PrĂ€ventionsmaßnahmen sowie intensiver Forschung.

In Deutschland wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) bis Anfang April mehr als 150 Mpox-FĂ€lle gemeldet, wobei Berlin weiterhin am stĂ€rksten betroffen ist. Es gibt auch vereinzelte importierte FĂ€lle der Klade Ib, die auf Reisen nach Afrika zurĂŒckzufĂŒhren sind.

Fazit: PrĂ€vention ist der SchlĂŒssel

Die steigenden Fallzahlen in Berlin zeigen, dass das Mpox-Virus weiterhin zirkuliert und besonders in bestimmten Communities prÀsent ist. Experten sind sich einig: Die beste PrÀvention ist die Impfung. ZusÀtzlich empfehlen sie Safer-Sex-Praktiken und erhöhte Aufmerksamkeit bei Symptomen.

Bei Verdacht auf eine Mpox-Infektion sollte umgehend Ă€rztlicher Rat eingeholt und enger Kontakt zu anderen Menschen vermieden werden. Die gute Nachricht: Der Impfstoff ist in ausreichender Menge verfĂŒgbar – er muss nur genutzt werden.

Community-Organisationen und Gesundheitsbehörden stehen vor der Herausforderung, das Bewusstsein fĂŒr die Impfung zu stĂ€rken und Zugangsbarrieren abzubauen. Nur so kann verhindert werden, dass sich die Fallzahlen weiter erhöhen und Berlin erneut zu einem Hotspot fĂŒr Mpox wird.


Ein Meilenstein fĂŒr trans Jugendliche: Neue Medizinische Leitlinie schafft Rechtssicherheit und bessere Versorgung

Die Behandlung von Jugendlichen, die sich nicht mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, erhĂ€lt jetzt erstmals in Deutschland einen einheitlichen fachlichen Rahmen. Anfang MĂ€rz haben 26 medizinische und psychotherapeutische Fachgesellschaften sowie zwei Patientenvertretungsorganisationen eine medizinische Leitlinie zur fachgerechten Behandlung von transgeschlechtlichen Kindern und Jugendlichen veröffentlicht, wie queer.de berichtete. Das mehrere hundert Seiten lange Dokument bietet umfassende Empfehlungen fĂŒr einen respektvollen und fachlich angemessenen Umgang mit den Betroffenen.

Sieben Jahre Arbeit fĂŒr ein wegweisendes Dokument

Die Erstellung der S2k-Leitlinie dauerte insgesamt sieben Jahre und war ein umfassender Prozess, an dem Vertreter von 27 Fachorganisationen sowie einem Verband von trans Personen und einer Elternorganisation beteiligt waren. FederfĂŒhrend waren dabei Georg Romer, Ärztlicher Direktor der Klinik fĂŒr Kinder- und Jugendpsychiatrie am UniversitĂ€tsklinikum MĂŒnster, und Dagmar Pauli, Kinder- und Jugendpsychiaterin am UniversitĂ€tsspital ZĂŒrich.

"Die Leitlinie ist ein Meilenstein: Sie wird die medizinische und psychotherapeutische Versorgung von trans Jugendlichen verbessern und transparenter machen fĂŒr die Jugendlichen und ihre Familien", erklĂ€rt Sabine Maur von der Bundespsychotherapeutenkammer, eine der Autorinnen der Leitlinie. Sie betont, dass die Leitlinie fundierte Empfehlungen fĂŒr alle relevanten Behandlungsschritte gibt – von der Diagnostik ĂŒber psychosoziale UnterstĂŒtzung bis hin zu geschlechtsangleichenden Maßnahmen.

Mehr Selbstbestimmung fĂŒr Jugendliche

Ein zentraler Aspekt der neuen Leitlinie ist die StĂ€rkung der Selbstbestimmung der betroffenen Jugendlichen. Über eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung sollte eine jugendliche Person nach Angaben der Leitlinie immer selbst in der Lage sein zu entscheiden, wobei die Eltern diesem Schritt zustimmen sollten. Die FachkrĂ€fte haben dabei die Aufgabe, die Jugendlichen zu unterstĂŒtzen, eine gut abgewogene Entscheidung zu treffen.

Mari GĂŒnther vom Bundesverband Trans* weist darauf hin, dass trans Jugendliche in der Versorgung hĂ€ufig Misstrauen erfahren: "So glaubten manche Versorger*innen, die nicht gut informiert seien, ein Jugendlicher sei nicht richtig trans, wenn nicht sicher sei, ob er Hormone nehmen wolle oder nicht." Die neue Leitlinie betont hingegen die Wichtigkeit eines akzeptierenden Raums fĂŒr den eigenen AbwĂ€gungsprozess der Jugendlichen.

SorgfÀltige Entscheidungen im Einzelfall

Georg Romer, Kinder- und Jugendpsychiater und Koordinator der Leitlinie, betont die Bedeutung einer sorgfĂ€ltigen Einzelfallentscheidung: "Wir mĂŒssen junge Menschen vor verfrĂŒhten Fehlentscheidungen schĂŒtzen, aber wir mĂŒssen auch berĂŒcksichtigen, dass ein zu langes Warten auch schĂ€dliche Folgen haben kann." Die Leitlinie strebt damit einen ausgewogenen Ansatz an, der sowohl ĂŒberstĂŒrzte Entscheidungen vermeidet als auch unnötiges Leid durch zu lange Wartezeiten verhindert.

Voraussetzungen fĂŒr eine Hormonbehandlung

Die Leitlinie legt klare Kriterien fĂŒr den Beginn einer medizinischen Behandlung fest. Grundvoraussetzung ist ein hoher Leidensdruck der Patient*innen oder die EinschĂ€tzung, dass dieser ohne Behandlung entstehen wĂŒrde. Eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung sollte nur dann beginnen, wenn die Person sich seit mehreren Jahren als transgeschlechtlich fĂŒhlt, um vorĂŒbergehende IdentitĂ€tssuchen auszuschließen.

Entgegen frĂŒherer Praxis ist es laut Leitlinie nicht mehr notwendig, eine bestimmte Mindestanzahl an Therapiestunden absolviert zu haben. Psychotherapie solle zwar allen Personen, die sie benötigen, niedrigschwellig angeboten werden, sei aber keine Pflicht mehr. "Aber es fĂŒhrt zu nichts, eine Psychotherapie zwangsweise anzubieten, weil sie dann auch nicht hilft", erlĂ€utert Mari GĂŒnther. Verpflichtend bleiben jedoch eine umfassende jugendpsychiatrische Diagnostik und mehrere GesprĂ€che mit FachkrĂ€ften vor Beginn einer Hormontherapie.

PubertÀtsblocker und Hormontherapie

PubertĂ€tsblocker, die vorĂŒbergehend die pubertĂ€tsbedingten KörperverĂ€nderungen verhindern, spielen in der Behandlung eine wichtige Rolle. Sie verschaffen Jugendlichen Zeit fĂŒr ihre Entscheidungsfindung und gelten als vollstĂ€ndig reversibel, sobald die Medikamente abgesetzt werden. Im Gegensatz dazu bewirkt eine Hormontherapie mit Geschlechtshormonen (Estradiol bei trans Frauen, Testosteron bei trans MĂ€nnern) aktive KörperverĂ€nderungen, die teilweise nicht mehr rĂŒckgĂ€ngig gemacht werden können.

Die Leitlinie betont daher, dass fĂŒr solche Entscheidungen "ein hohes Maß an kognitiver und sozioemotionaler Reife" der MinderjĂ€hrigen erforderlich ist. Die Hormone mĂŒssen in der Regel lebenslang genommen werden, was die Tragweite der Entscheidung unterstreicht.

Zahlen und gesellschaftlicher Kontext

Trotz der zunehmenden Sichtbarkeit des Themas in der Öffentlichkeit ist die absolute Zahl der medizinisch behandelten jungen Menschen sehr niedrig. "Hochgerechnet sind es jĂ€hrlich in ganz Deutschland wenige hundert Jugendliche, die neu mit einer PubertĂ€tsblockade oder geschlechtsangleichenden Hormonbehandlung beginnen", erklĂ€rt Romer.

Der Anstieg geschlechtsangleichender Operationen bei Erwachsenen in den letzten Jahren ist nach EinschĂ€tzung der Expert*innen nicht auf eine plötzlich höhere Anzahl trans Personen zurĂŒckzufĂŒhren. Vielmehr seien eine zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz, die Entstigmatisierung und verbesserte Versorgungsangebote der Grund dafĂŒr, dass sich mehr Betroffene behandeln lassen.

Debatte um wissenschaftliche Evidenz

Es gibt auch kritische Stimmen zur neuen Leitlinie. So hat Florian Zepf, der die Leitlinienkommission verlassen hat, bemĂ€ngelt, dass nicht alle Empfehlungen durch ausreichende wissenschaftliche Evidenz gestĂŒtzt seien. Insbesondere wird die wissenschaftliche Evidenz fĂŒr den Nutzen von PubertĂ€tsblockern als eher schwach eingeschĂ€tzt, wĂ€hrend es fĂŒr geschlechtsangleichende Hormonbehandlungen mehr unterstĂŒtzende Daten gibt.

Die Leitlinie befand sich bis Ende April 2024 in der Kommentierungsphase durch die beteiligten Fachgesellschaften. Es wird erwartet, dass die endgĂŒltige Version voraussichtlich im Juni 2024 veröffentlicht wird. Mit der vollstĂ€ndigen Implementierung dieser Leitlinie erhĂ€lt Deutschland erstmals einen umfassenden, evidenzbasierten Standard fĂŒr die Behandlung von trans Jugendlichen, der sowohl ihre Selbstbestimmung respektiert als auch ihre Sicherheit gewĂ€hrleistet.

Die vollstĂ€ndige Leitlinie kann als PDF-Dokument ĂŒber die Website der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) abgerufen werden.


Alarmsignal fĂŒr Deutschland: EU verfehlt wichtige Ziele im Kampf gegen HIV und Hepatitis

Hepatitis, HIV, Tuberkulose und andere sexuell ĂŒbertragbare Infektionen stellen weiterhin eine massive gesundheitliche Herausforderung fĂŒr Europa dar, wie ein aktueller Bericht des EuropĂ€ischen Zentrums fĂŒr die PrĂ€vention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zeigt. Diese vermeidbaren Krankheiten verursachen jĂ€hrlich fast 57.000 TodesfĂ€lle in der EU und im EuropĂ€ischen Wirtschaftsraum – auch in Deutschland ist die Situation besorgniserregend.

Deutschlands besondere Herausforderungen

WĂ€hrend Deutschland bei der Erkennung von Tuberkulose ĂŒberdurchschnittlich gut abschneidet, zeigt eine aktuelle Studie zur "BIS 2030"-Strategie der Bundesregierung erhebliche Defizite. Bei HIV wurden die behandlungsbezogenen Ziele zwar bereits erreicht, doch bei der Reduktion von Neuinfektionen gibt es weiterhin große LĂŒcken. Besonders kritisch ist die Situation bei Hepatitis C, wo Deutschland die gesteckten Ziele deutlich verfehlt, wie Analysen von Gesundheitsexperten zeigen.

Beunruhigender Anstieg von STIs

Besonders alarmierend ist die Entwicklung bei sexuell ĂŒbertragbaren Infektionen (STIs). WĂ€hrend genaue europaweite Inzidenzzahlen fehlen, steigen die Diagnosen von Gonorrhö, Syphilis und akuter Hepatitis B in vielen EU-LĂ€ndern rapide an. Die Anzahl der neu gemeldeten Gonorrhö-FĂ€lle ist laut ECDC so hoch wie seit 2009 nicht mehr. Diese Entwicklung trifft auch die LGBTQ+-Community in Deutschland besonders hart, da sie zu den Risikogruppen fĂŒr diese Infektionen zĂ€hlt.

PrEP: Schutz vor HIV, aber neue Risiken?

Die PrĂ€expositionsprophylaxe (PrEP) hat sich als wirksame Methode zum Schutz vor HIV-Infektionen etabliert und wird in Deutschland fĂŒr Menschen mit erhöhtem Risiko von den Krankenkassen ĂŒbernommen. Doch mehrere Studien deuten auf einen problematischen Nebeneffekt hin: Bei PrEP-Anwendern werden hĂ€ufiger andere sexuell ĂŒbertragbare Krankheiten diagnostiziert, wie die Pharmazeutische Zeitung berichtet. Experten vermuten, dass die HIV-Schutzwirkung zu einem selteneren Gebrauch von Kondomen fĂŒhren könnte.

Innovative LösungsansÀtze

In der Community wird bereits nach neuen Schutzmaßnahmen gesucht. Die Deutsche Aidshilfe und regionale LGBTQ+-Gesundheitsorganisationen diskutieren den Einsatz von Doxycyclin als Post- oder PrĂ€expositionsprophylaxe gegen Syphilis und Chlamydien. Diese Methode, in Fachkreisen als "Doxi-PEP" bezeichnet, könnte besonders fĂŒr MĂ€nner, die Sex mit MĂ€nnern haben, einen zusĂ€tzlichen Schutz bieten – bisher gibt es jedoch keine offizielle Zulassung dafĂŒr.

ECDC warnt: Nur noch fĂŒnf Jahre bis zum UN-Zieldatum

ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner mahnt: "Diese Krankheiten sind vermeidbar, ebenso wie die Belastungen, die sie fĂŒr das Gesundheitswesen, die Patienten und ihre Familien darstellen. Wir haben fĂŒnf Jahre, um zu handeln; wir mĂŒssen sie nutzen." Die meisten europĂ€ischen LĂ€nder laufen Gefahr, die UN-Nachhaltigkeitsziele fĂŒr 2030 zu verfehlen, die eine Beseitigung der Aids- und TB-Epidemien sowie die BekĂ€mpfung der Virushepatitis anstreben.

Was können Betroffene tun?

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland bleiben regelmĂ€ĂŸige Tests, konsequenter Kondomgebrauch auch unter PrEP-Anwendung und eine offene Kommunikation mit Partnern die wichtigsten Schutzmaßnahmen. Die Bundesregierung und Gesundheitsorganisationen bieten umfassende Informationen zu Schutzmöglichkeiten und Behandlungsoptionen. Insbesondere die kostenlosen und anonymen Testangebote der lokalen Aidshilfen sollten regelmĂ€ĂŸig genutzt werden.

Der Bericht macht deutlich: Ohne verstĂ€rkte Anstrengungen in der PrĂ€vention, Testung und Behandlung von HIV, Hepatitis und anderen STIs wird Deutschland gemeinsam mit Europa die gesetzten Gesundheitsziele verfehlen – mit schwerwiegenden Folgen fĂŒr die betroffenen Communities und das Gesundheitssystem.


RĂŒckschritt in Großbritannien: Premier Starmer spricht Trans Frauen ihren Status ab – ein Kontrast zu Deutschlands fortschrittlichem Selbstbestimmungsgesetz

WĂ€hrend in Deutschland seit dem 1. November 2024 das neue Selbstbestimmungsgesetz gilt, welches die Rechte von Transpersonen stĂ€rkt, zeigt sich in Großbritannien eine gegenlĂ€ufige Entwicklung. Der britische Premierminister Keir Starmer ist öffentlich von seiner frĂŒheren Position abgerĂŒckt, dass Transfrauen als Frauen anzusehen sind, wie die LGBTQ+ Nachrichtenseite queer.de berichtet. Diese politische Kehrtwende folgt einem umstrittenen Urteil des britischen Supreme Court und wirft ein Schlaglicht auf die zunehmend transfeindliche Stimmung im Vereinigten Königreich.

Starmers Meinungswandel und das Urteil des Obersten Gerichtshofs

Auf eine Anfrage der BBC antwortete ein Regierungssprecher im Namen von Starmer: "Nein, das Urteil des Obersten Gerichtshofs hat klargestellt, dass eine Frau im Sinne des Gleichstellungsgesetzes eine biologische Frau ist." Der Supreme Court hatte vergangene Woche entschieden, dass sich die Begriffe "Frau" und "Geschlecht" im britischen Equality Act aus dem Jahr 2010 ausschließlich auf "biologische Frauen" und "biologisches Geschlecht" beziehen.

Dieser Positionswechsel ist bemerkenswert, da Starmer noch 2022 als OppositionsfĂŒhrer betont hatte, dass "Transfrauen Frauen sind" und dies nicht nur seine persönliche Ansicht sei, sondern "tatsĂ€chlich das Gesetz". Nun begrĂŒĂŸt er das Urteil als "Schritt nach vorne" und fordert, "dass alle Richtlinien dem Urteil entsprechen".

Problematische Auswirkungen fĂŒr trans Personen in Großbritannien

Die Entscheidung des Supreme Courts könnte weitreichende Folgen haben. Trans, inter oder nichtbinĂ€ren Personen drohen AusschlĂŒsse aus bestimmten RĂ€umen oder Wettbewerben sowie Behandlungen, die ihre GeschlechtsidentitĂ€t missachten. Die britische Gleichstellungsministerin Bridget Phillipson verstĂ€rkte diese BefĂŒrchtungen mit der Aussage, dass trans Personen Einrichtungen "auf der Grundlage des biologischen Geschlechts" nutzen sollten, was faktisch bedeuten wĂŒrde, dass Transfrauen MĂ€nnertoiletten benutzen mĂŒssten.

Dies markiert einen deutlichen RĂŒckschritt in der britischen Politik zu Transgender-Rechten. Bereits vor der Wahl hatte die Labour-Partei begonnen, ihre ehemals progressive Trans-Politik zurĂŒckzufahren. So hatte Labour 2019 noch ein Selbstbestimmungsgesetz versprochen, wĂ€hrend Starmer im Wahlkampf 2023 der konservativen Rhetorik nachgab und betonte, er stimme mit Tony Blair ĂŒberein, "dass MĂ€nner Penisse und Frauen Vaginas haben".

Deutschland geht einen anderen Weg

Der Kontrast zur Situation in Deutschland könnte kaum grĂ¶ĂŸer sein. Hier trat am 1. November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 ablöst. Das neue Gesetz vereinfacht den Prozess fĂŒr transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinĂ€re Menschen erheblich, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen zu Ă€ndern.

Anders als in Großbritannien, wo biologistische Definitionen von Geschlecht politisch und juristisch an Boden gewinnen, setzt Deutschland auf Selbstbestimmung: VolljĂ€hrige können ihren Geschlechtseintrag durch eine einfache ErklĂ€rung beim Standesamt Ă€ndern, ohne medizinische Gutachten oder gerichtliche Entscheidungen. Das Gesetz basiert auf dem Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2 GG) und dem Schutz der geschlechtlichen IdentitĂ€t.

"Das neue Selbstbestimmungsgesetz ist ein Meilenstein fĂŒr die Rechte von trans, inter und nichtbinĂ€ren Personen in Deutschland", erklĂ€rt der Lesben- und Schwulenverband (LSVD). "Es erkennt an, dass Menschen selbst am besten wissen, welchem Geschlecht sie angehören."

Droht ein transfeindlicher Trend in Europa?

Die Entwicklung in Großbritannien wirft die Frage auf, ob sich ein transfeindlicher Trend in Europa ausbreitet. WĂ€hrend LĂ€nder wie Deutschland, Spanien, Belgien und Finnland in den letzten Jahren progressive Gesetze zur Selbstbestimmung eingefĂŒhrt haben, sind in anderen LĂ€ndern wie Ungarn, Polen und nun auch Großbritannien eher restriktive Tendenzen zu beobachten.

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland ist die britische Entwicklung ein alarmierendes Signal. "Was in Großbritannien passiert, könnte auch in anderen LĂ€ndern Schule machen", warnt die Deutsche Gesellschaft fĂŒr TransidentitĂ€t und IntersexualitĂ€t (dgti). Der Verband verweist auf den aktuellen CDU/CSU-Entwurf fĂŒr ein Wahlprogramm, der transfeindliche Positionen enthalte und möglicherweise eine Abkehr vom progressiven Kurs in Deutschland einleiten könnte.

Die deutsche Community blickt daher mit Sorge auf die Entwicklung in Großbritannien, gleichzeitig aber auch mit Stolz auf die erreichten Fortschritte hierzulande. Das Selbstbestimmungsgesetz ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft, in der jeder Mensch sein Geschlecht selbst bestimmen kann. Es wird sich zeigen, ob Deutschland diesem Kurs treu bleibt oder ob der britische Weg auch hier Nachahmer findet.


Nach Franziskus' Tod: Wie queerfreundlich könnte der nÀchste Papst sein?

Am 21. April 2025 verstarb Papst Franziskus, und nun stellt sich die Frage, wer sein Nachfolger wird und welche Haltung dieser gegenĂŒber LGBTQ+-Themen einnehmen wird. Wie queer.de berichtet, werden etwa zwei Dutzend MĂ€nner als potenzielle Nachfolger gehandelt, deren Einstellungen zur queeren Community stark variieren – von queerfeindlichen Hardlinern bis hin zu BefĂŒrwortern eines offeneren Umgangs mit LGBTQ+-Personen.

Die Favoriten und ihre LGBTQ+-Positionen

Unter den aussichtsreichsten Kandidaten wird hĂ€ufig Kardinal Pietro Parolin genannt. Der 70-jĂ€hrige Italiener gilt als Favorit und wird das Konklave aufgrund seiner Position als ranghöchster Kardinal leiten. Seine Haltung zu LGBTQ+-Themen ist ambivalent: Einerseits bezeichnete er 2013 die EinfĂŒhrung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Irland als "Niederlage fĂŒr die Menschheit", andererseits traf er sich 2019 mit queeren Aktivist*innen und bekrĂ€ftigte die Position der Kirche zur Verteidigung der WĂŒrde jedes Menschen. Ende 2023 ließ er deutschen Reformern allerdings unmissverstĂ€ndlich wissen, dass die Haltungen des Vatikans zu HomosexualitĂ€t nicht verhandelbar seien.

Als progressiver gilt Kardinal Matteo Zuppi. Der 69-jĂ€hrige Erzbischof von Bologna und Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz hat sich wiederholt fĂŒr einen offeneren Umgang mit sexuellen Minderheiten ausgesprochen. In einem Vorwort zu einem Buch ĂŒber Kirche und HomosexualitĂ€t forderte er 2020 dazu auf, queere Menschen nicht auszuschließen. Er schrieb: "Weder Homo- noch HeterosexualitĂ€t lassen sich von der IdentitĂ€t der Person trennen; wenn wir also eine Person annehmen, dann können wir ihre Orientierung nicht verwerfen". Beobachter beschreiben ihn als LGBTQ+-freundlich und als BefĂŒrworter der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare.

Der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle (67) wird oft als "asiatischer Papst Franziskus" bezeichnet, da er Ă€hnliche progressive Ansichten vertritt. Der frĂŒhere Erzbischof von Manila hat die "harte Sprache" kritisiert, mit der die Kirche ĂŒber LGBTQ+-Personen spricht, und betont, dass dies zu sozialer Ausgrenzung fĂŒhrt. Sollte Tagle gewĂ€hlt werden, wĂ€re er der erste asiatische Papst und könnte fĂŒr einen empathischeren Umgang mit queeren GlĂ€ubigen stehen. Gleichzeitig vertritt er in anderen Fragen, wie Abtreibung und EmpfĂ€ngnisverhĂŒtung, konservative Positionen.

Konservative KrÀfte im Kardinalskollegium

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen Kandidaten, die fĂŒr einen deutlich konservativeren Kurs stehen. Der ungarische Kardinal PĂ©ter Erdö (72) gilt als traditioneller Kirchenmann, der sich gegen die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehungen ausgesprochen hat. Dennoch geriet er vor etwa zehn Jahren in die Kritik konservativer Kreise, als er im Rahmen der Familien-Synode ein Dokument vorstellte, das Homosexuelle in der Kirche "willkommen" heißen sollte.

Besonders queerfeindliche Positionen vertritt der US-amerikanische Kardinal Raymond Burke. Der 76-JĂ€hrige bezeichnete die "homosexuelle Agenda" als "Pest" und machte "homosexuelle Netzwerke" fĂŒr MissbrauchsfĂ€lle in der Kirche verantwortlich. Seine Wahl wĂŒrde einen dramatischen RĂŒckschritt fĂŒr queere Katholik*innen bedeuten, wird aber als unwahrscheinlich eingeschĂ€tzt.

Ebenfalls besorgniserregend fĂŒr LGBTQ+-GlĂ€ubige wĂ€re die Wahl des deutschen Kardinals Gerhard Ludwig MĂŒller. Der ehemalige PrĂ€fekt der Kongregation fĂŒr die Glaubenslehre hat wiederholt extrem queerfeindliche Positionen vertreten. Er behauptete etwa, niemand werde "gottgewollt als Homosexueller geboren" und bezeichnete die UnterstĂŒtzung von trans Personen als "großes Verbrechen an der Menschheit". Laut Beobachtern sind seine Chancen jedoch gering.

Der kongolesische Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (65) vertritt ebenfalls konservative Positionen zu LGBTQ+-Themen. Er bezeichnete die Öffnung der Kirche fĂŒr die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare als "kulturelle Kolonialisierung des Westens" und kritisierte die angeblich "dekadente Moral" westlicher Gesellschaften.

Bedeutung fĂŒr Deutschland und die deutschsprachige Kirche

In Deutschland gibt es starke Reformbewegungen innerhalb der katholischen Kirche, die sich fĂŒr eine Öffnung in Richtung LGBTQ+-Rechte einsetzen. Der Synodale Weg hat in den vergangenen Jahren Reformen gefordert, die von Rom jedoch hĂ€ufig blockiert wurden. Die Wahl eines progressiveren Papstes könnte diesen Reformbestrebungen neuen Auftrieb geben.

Die katholische Kirche in Deutschland gehört bereits zu den LGBTQ+-freundlichsten in Europa, was sich unter anderem in den Segnungsgottesdiensten fĂŒr gleichgeschlechtliche Paare zeigt, die in vielen Gemeinden stattfinden. Gleichzeitig verlassen immer mehr Menschen die Kirche – Ende 2024 gehörten nur noch 45,2 Prozent der deutschen Bevölkerung einer der beiden großen christlichen Kirchen an, wĂ€hrend es zehn Jahre zuvor noch 57,4 Prozent waren.

Ausblick: Welche VerÀnderungen sind möglich?

Die Wahl des nĂ€chsten Papstes wird entscheidend dafĂŒr sein, ob die katholische Kirche den von Franziskus begonnenen Weg einer vorsichtigen Öffnung fortsetzt oder ob es zu einem RĂŒckschritt kommt. Unter Franziskus gab es zwar eine mildere Rhetorik gegenĂŒber LGBTQ+-Personen und sogar die Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, grundlegende Lehren zu HomosexualitĂ€t wurden jedoch nicht verĂ€ndert.

Die Mehrheit der 135 wahlberechtigten KardinĂ€le wurde von Franziskus ernannt, was die Chancen erhöht, dass sein Nachfolger einen Ă€hnlichen Kurs verfolgen wird. Allerdings sind viele dieser KardinĂ€le aus entfernten LĂ€ndern und kennen sich untereinander weniger gut, was die Wahl unberechenbarer macht als bei frĂŒheren Konklaven.

FĂŒr die queere Community bleibt zu hoffen, dass der nĂ€chste Papst mindestens den von Franziskus eingeschlagenen Weg fortsetzt oder sogar darĂŒber hinausgeht. Mit Kardinal Zuppi oder Tagle könnte es tatsĂ€chlich zu einer weiteren Öffnung kommen, wĂ€hrend die Wahl eines konservativen Hardliners wie Burke oder MĂŒller einen erheblichen RĂŒckschritt bedeuten wĂŒrde. Unterm Strich steht fĂŒr LGBTQ+-Katholik*innen weltweit viel auf dem Spiel, wenn die KardinĂ€le in den kommenden Tagen zur Papstwahl zusammenkommen.


Transfeindliche Attacke in Hamburg: 20-JĂ€hrige am Jungfernstieg beleidigt und mit Dosen beworfen

Am Ostermontag wurde eine junge Frau Opfer eines transfeindlichen Angriffs am Hamburger Jungfernstieg. Wie die Polizei laut queer.de berichtet, wurde die 20-JĂ€hrige gegen 20:25 Uhr von fĂŒnf jungen MĂ€nnern zunĂ€chst beleidigt und anschließend mit GetrĂ€nkedosen beworfen. Dieser Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung zunehmender HasskriminalitĂ€t gegen queere Menschen in Deutschland ein.

Die Tat und die TĂ€ter

Nach bisherigen Erkenntnissen des fĂŒr HasskriminalitĂ€t zustĂ€ndigen Landeskriminalamtes (LKA 73) ereignete sich der Vorfall am Alsteranleger. Die Gruppe junger MĂ€nner beleidigte die 20-JĂ€hrige in mutmaßlich transphober Absicht und bewarf sie im Anschluss mit GetrĂ€nkedosen. GlĂŒcklicherweise wurde die Frau nicht getroffen. Die TĂ€ter flĂŒchteten in Richtung Ballindamm.

Trotz sofort eingeleiteter Fahndungsmaßnahmen durch alarmierte Polizeistreifen konnten die TĂ€ter nicht gefasst werden. Laut Zeugenaussagen handelt es sich um fĂŒnf mĂ€nnliche Personen im Alter von etwa 19 bis 20 Jahren mit "nordafrikanischem" Erscheinungsbild. Einer der MĂ€nner soll ein weißes T-Shirt mit roten viereckigen Applikationen getragen haben.

Polizei bittet um Mithilfe

Die Ermittlungen des LKA 73 dauern an. Die Polizei Hamburg bittet Zeug*innen, die in diesem Zusammenhang Beobachtungen gemacht haben oder Hinweise zu den TÀtern geben können, sich unter der Telefonnummer (040) 4286-56789 beim Hinweistelefon der Polizei Hamburg oder bei einer Polizeidienststelle zu melden.

Anstieg transfeindlicher Gewalt in Deutschland

Der Vorfall am Jungfernstieg ist leider kein Einzelfall. Deutschlandweit und insbesondere auch in Hamburg ist ein Anstieg der HasskriminalitÀt gegen LGBTQ+ Personen zu verzeichnen. Die Erfassung solcher Straftaten erfolgt durch die Polizei und wird als Straftaten definiert, die gegen die sexuelle Orientierung oder GeschlechtsidentitÀt gerichtet sind, wie es auch in § 46 Abs. 2 StGB verankert ist.

Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnet in seinen Statistiken einen kontinuierlichen Anstieg von Straftaten, die als LGBTQ+ feindlich motiviert gelten. Der BKA-Bericht zur HasskriminalitÀt 2022 zeigt diese beunruhigende Entwicklung deutlich auf.

UnterstĂŒtzungsangebote in Hamburg

In Hamburg gibt es spezielle Beratungsstellen und Meldesysteme fĂŒr Opfer von LGBTQ+ feindlicher Gewalt. Diese Einrichtungen bieten UnterstĂŒtzung und Hilfe fĂŒr Betroffene und tragen dazu bei, die Dunkelziffer von nicht gemeldeten FĂ€llen zu verringern. Die Stadt Hamburg stellt auf ihrer Website Informationen zu Hilfs- und Beratungsangeboten zur VerfĂŒgung.

Trotz dieser BemĂŒhungen bleibt die Dunkelziffer ein großes Problem. Viele Betroffene scheuen sich, VorfĂ€lle zu melden, sei es aus Angst vor Retraumatisierung, mangelndem Vertrauen in die Behörden oder Sorge vor weiterer Stigmatisierung. Eine Analyse zur LSBTI-feindlichen Gewalt in Berlin aus dem Jahr 2020 legt nahe, dass Ă€hnliche Dynamiken auch in anderen deutschen GroßstĂ€dten zu beobachten sind.

Gesellschaftliche Verantwortung

Der aktuelle Vorfall in Hamburg zeigt einmal mehr die Notwendigkeit eines entschlossenen Vorgehens gegen Transfeindlichkeit und Queerfeindlichkeit im Allgemeinen. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, eine AtmosphĂ€re der Akzeptanz und des Respekts zu schaffen. Nur durch AufklĂ€rung, Sensibilisierung und ein konsequentes Vorgehen gegen Hassverbrechen kann langfristig ein sicheres Umfeld fĂŒr alle Menschen geschaffen werden, unabhĂ€ngig von ihrer geschlechtlichen IdentitĂ€t oder sexuellen Orientierung.


USA fordert von Großbritannien Aufhebung von LGBTQ+ Schutzgesetzen fĂŒr Handelsabkommen – Deutschland verteidigt Hassrede-Gesetze

US-VizeprĂ€sident JD Vance hat Berichten zufolge die britische Regierung aufgefordert, ihre LGBTQ+ Hassrede-Gesetze zurĂŒckzunehmen, um ein Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien zu ermöglichen. Wie PinkNews berichtet, stellt die Trump-Administration den Schutz von LGBTQ+ Personen vor Hassrede als Hindernis fĂŒr wirtschaftliche Zusammenarbeit dar - eine Entwicklung, die auch in Deutschland Besorgnis auslöst.

Handelsdeal gegen LGBTQ+ Rechte

WĂ€hrend die globalen MĂ€rkte auf die beispiellosen Zölle von Donald Trump reagieren, erklĂ€rte Vance, dass ein Handelsabkommen zwischen den beiden Nationen kurz vor dem Abschluss stehe. Laut einer anonymen Quelle aus Washington, die mit den Verhandlungen vertraut ist, fordert Vance jedoch, dass Großbritannien seine Gesetze gegen Hassrede – insbesondere solche, die LGBTQ+ Gruppen schĂŒtzen – als Bedingung fĂŒr ein Abkommen lockert.

Die Quelle beschrieb Vance als "besessen vom Untergang der westlichen Zivilisation" und erklĂ€rte unverblĂŒmt: "Keine freie MeinungsĂ€ußerung, kein Abkommen. So einfach ist das." Eine Quelle aus dem britischen Regierungssitz Downing Street dementierte allerdings, dass die Aufhebung von Gesetzen gegen Hassrede Teil der HandelsgesprĂ€che sei.

Deutsche Gesetze zum Schutz vor Hassrede

In Deutschland, wo Ă€hnlich strenge Gesetze gegen Hassrede existieren, wird die Debatte mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. WĂ€hrend die USA unter der Trump-Administration die freie MeinungsĂ€ußerung ĂŒber den Schutz von Minderheiten stellt, verteidigt Deutschland seinen Ansatz, der die MenschenwĂŒrde in den Mittelpunkt stellt.

Der deutsche § 130 des Strafgesetzbuches ("Volksverhetzung") stellt die öffentliche Aufstachelung zum Hass gegen Teile der Bevölkerung, die Aufforderung zu Gewalt oder die Beschimpfung und Verunglimpfung in einer Weise, die die MenschenwĂŒrde verletzt, unter Strafe. Im Unterschied zu den USA wird in Deutschland die MenschenwĂŒrde höher bewertet als die uneingeschrĂ€nkte Meinungsfreiheit.

USA gegen LGBTQ+ Rechte

Seit der RĂŒckkehr Trumps ins Weiße Haus hat seine Regierung mehrere Anordnungen gegen die LGBTQ+ Community erlassen. Dazu gehören die ErklĂ€rung, dass es offiziell "nur zwei Geschlechter" gibt, das Verbot fĂŒr trans Personen, in den StreitkrĂ€ften zu dienen, die EinschrĂ€nkung geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung fĂŒr transgender Jugendliche unter 19 Jahren und das Verbot fĂŒr trans Frauen, an Frauensportwettbewerben teilzunehmen.

Trotz der angeblichen Begeisterung der Regierung fĂŒr freie MeinungsĂ€ußerung wurden Regierungsmitarbeiter angewiesen, Pronomen aus ihren E-Mail-Signaturen zu entfernen. Zudem erklĂ€rte die Regierung, dass sie nicht auf Anfragen von Journalist*innen antworten werde, die ihre Pronomen öffentlich angeben - ein deutlicher Widerspruch zum propagierten Ideal der freien MeinungsĂ€ußerung.

Deutsche Perspektive

FĂŒr die deutsche LGBTQ+ Community sind diese Entwicklungen besonders beunruhigend. Deutschland hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei LGBTQ+ Rechten gemacht, darunter die EinfĂŒhrung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Jahr 2017 und ein robustes Rechtssystem zum Schutz vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder GeschlechtsidentitĂ€t.

"Was wir in den USA und nun in den Verhandlungen mit Großbritannien sehen, ist ein gefĂ€hrlicher Trend zur Aushöhlung von Minderheitenrechten unter dem Deckmantel der freien MeinungsĂ€ußerung", erklĂ€rt Dr. Maja Fischer vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "In Deutschland haben wir nach unserer historischen Erfahrung gelernt, dass der Schutz der MenschenwĂŒrde nicht verhandelbar ist."

Bedrohung fĂŒr internationale LGBTQ+ Rechte

Die Forderung der USA an Großbritannien, LGBTQ+ Schutzgesetze zu lockern, könnte weitreichende Auswirkungen auf internationale Menschenrechtsstandards haben. Wenn ein Land wie Großbritannien mit seiner langen Tradition des Minderheitenschutzes dem Druck nachgeben wĂŒrde, könnte dies einen Dominoeffekt auslösen.

"Wir mĂŒssen wachsam bleiben", betont Thomas Hitzlsperger, ehemaliger Fußballnationalspieler und prominenter LGBTQ+ Aktivist in Deutschland. "Was heute in Großbritannien verhandelt wird, könnte morgen auch Deutschlands Schutzgesetze bedrohen. Wirtschaftliche Interessen dĂŒrfen nicht ĂŒber Menschenrechte gestellt werden."

WĂ€hrend die Verhandlungen zwischen den USA und Großbritannien fortgesetzt werden, bleibt die deutsche LGBTQ+ Community in Alarmbereitschaft. Der Fall zeigt exemplarisch, wie unter der Trump-Administration die LGBTQ+ Rechte zu einem Verhandlungschip in internationalen Beziehungen degradiert werden – eine Entwicklung, die deutsche Menschenrechtsaktivisten mit großer Sorge beobachten.


"Senate Twink"-Skandal: Ehemaliger US-Senatsangestellter spricht erstmals ĂŒber Trauma und Neuanfang

Aidan Maese-Czeropski, der als "Senate Twink" bekannt wurde, hat erstmals ausfĂŒhrlich ĂŒber die Folgen des Sex-Skandals gesprochen, der ihn zur internationalen Bekanntheit brachte. Wie Pink News berichtet, leidet der 24-jĂ€hrige ehemalige demokratische Mitarbeiter unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), nachdem ein Video von ihm beim Sex im US-Senat veröffentlicht wurde.

Im Dezember 2023 wurde ein Video öffentlich, das angeblich Maese-Czeropski und einen anderen Mann beim Sex in einem Sitzungssaal des US-Senats zeigte. Das Material wurde vom rechtsgerichteten Medium Daily Caller, gegrĂŒndet von Tucker Carlson, veröffentlicht. Das Video war ursprĂŒnglich in einer privaten Gruppe fĂŒr schwule MĂ€nner in der Politik geteilt worden.

Karriereende und psychische Folgen

"Mental habe ich einige Zeit in der Psychiatrie verbracht, weil es einfach... ĂŒberwĂ€ltigend ist zu wissen, dass Millionen von Menschen dich regelrecht verabscheuen", erklĂ€rte Maese-Czeropski dem australischen LGBTQ+-Medium Gay Sydney News. Er beschreibt, wie er zu einem "katatonischen Wrack" wurde und keine Anstellung mehr in Washington finden konnte, nachdem er so schnell zu einer berĂŒchtigten Figur geworden war.

Nach dem Skandal wurde er sofort von seinem Arbeitgeber, dem demokratischen Senator Ben Cardin aus Maryland, entlassen. Cardin bezeichnete die Handlungen seines Mitarbeiters als "Vertrauensbruch" und Ă€ußerte Besorgnis ĂŒber die Auswirkungen auf sein Team.

Doppelmoral und Rollenverteilung

Besonders bemerkenswert an Maese-Czeropskis Aussagen ist die Beobachtung einer Doppelmoral in der öffentlichen Reaktion: "Ich bekam all diese Morddrohungen und Hass. Und der Typ, der der aktive Part war, nicht." Diese Erfahrung wirft ein Schlaglicht auf heteronormative Vorurteile und Doppelmoral, die auch in Deutschland immer wieder Thema sind.

In Deutschland sind Ă€hnliche FĂ€lle von Doppelmoral bekannt, wenn auch politische Sexskandale hier seltener an die Öffentlichkeit gelangen. Wie das ZDF berichtet, wird auch hierzulande kritisch ĂŒber "Pinkwashing" diskutiert – ein PhĂ€nomen, bei dem Unternehmen oder Institutionen nach außen LGBTQ+-freundlich auftreten, wĂ€hrend sie gleichzeitig in LĂ€ndern aktiv sind, in denen HomosexualitĂ€t verboten ist.

Neuanfang in Australien

Nach dem Skandal flĂŒchtete Maese-Czeropski zunĂ€chst nach SĂŒdafrika, bevor er nach Sydney, Australien zog. "Sie sagte mir: 'Aiden, du solltest nach Sydney ziehen, es wĂŒrde dir dort gefallen, du wĂŒrdest gut hineinpassen, du könntest neu anfangen'", erinnert er sich an den Rat einer Backpackerin aus Neuseeland, die er in SĂŒdafrika kennengelernt hatte. "Ich bin ein Risiko eingegangen... Ich liebe es hier und ich bin froh, dass ich den Sprung gewagt habe."

Mittlerweile hat Maese-Czeropski in Sydney eine neue Anstellung gefunden, die deutlich besser bezahlt ist als sein frĂŒherer Job im Senat, bei dem er lediglich 38.000 Dollar verdiente. ZusĂ€tzlich hat er einen OnlyFans-Account eröffnet und akzeptiert den Spitznamen "Senate Twink", der ihm nach dem Skandal gegeben wurde.

Vergleich mit deutscher Politik

WĂ€hrend in Deutschland in jĂŒngerer Zeit keine vergleichbaren Skandale im Bundestag bekannt wurden, gab es in der Vergangenheit durchaus FĂ€lle, in denen das Privatleben von Politikern in den Fokus der Öffentlichkeit geriet. Anders als in den USA werden solche VorfĂ€lle in Deutschland jedoch meist mit grĂ¶ĂŸerer ZurĂŒckhaltung behandelt.

Kritiker weisen darauf hin, dass es auch in der deutschen Politik eine Doppelmoral gibt, wenn es um die Berichterstattung ĂŒber Politiker geht: WĂ€hrend heterosexuelle Beziehungen oft als "Privatsache" gelten, werden homosexuelle Beziehungen hĂ€ufiger thematisiert und politisiert.

Diskussion ĂŒber Grenzen zwischen Privatleben und öffentlichem Amt

Der Fall Maese-Czeropski wirft auch in Deutschland Fragen ĂŒber die Grenzen zwischen Privatleben und öffentlichem Amt auf. WĂ€hrend sexuelle Handlungen in offiziellen RĂ€umlichkeiten des Bundestags zweifellos problematisch wĂ€ren, stellt sich die Frage, ob die massive öffentliche Verurteilung und die langfristigen psychischen Folgen fĂŒr die betroffene Person in einem angemessenen VerhĂ€ltnis zum Vergehen stehen.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) setzen sich seit Jahren fĂŒr einen differenzierteren Umgang mit SexualitĂ€t in der Öffentlichkeit ein und kritisieren die ungleiche Behandlung von queeren Menschen in Politik und Gesellschaft.

Der Fall zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich sexuelle Fehltritte bewertet werden können – je nachdem, welche sexuelle Orientierung, welches Geschlecht und welche Rolle die Beteiligten einnehmen. Eine Diskussion, die auch in Deutschland gefĂŒhrt werden muss.


US-Supreme Court entscheidet ĂŒber queere BĂŒcher an Schulen - ein Thema mit Relevanz fĂŒr Deutschland

Der Oberste Gerichtshof der USA befasst sich mit einer Klage von Eltern, die ihre Kinder vom Unterricht mit queeren Themen befreien lassen wollen. Der Fall Mahmoud v. Taylor aus Maryland könnte weitreichende Folgen fĂŒr den Umgang mit LGBTQ+-Inhalten an amerikanischen Schulen haben. Wie queer.de berichtet, steht dabei die PrĂ€senz von BĂŒchern mit queeren Inhalten in KindergĂ€rten und Grundschulen auf dem PrĂŒfstand – ein Thema, das auch in Deutschland immer wieder fĂŒr Diskussionen sorgt.

Worum geht es im Fall Mahmoud v. Taylor?

Im Kern geht es um sieben KinderbĂŒcher, die von der Schulbehörde Montgomery County Public Schools in Maryland als ergĂ€nzende Literatur in den Lehrplan aufgenommen wurden. Darunter befinden sich Titel wie "Pride Puppy" und "Uncle Bobby's Wedding", die gleichgeschlechtliche Beziehungen oder Familien mit queeren Eltern zeigen. Eine Gruppe muslimischer, katholischer und orthodoxer Eltern klagt nun auf das Recht, ihre Kinder vom Unterricht fernhalten zu dĂŒrfen, wenn diese BĂŒcher behandelt werden – mit der BegrĂŒndung, die Inhalte wĂŒrden gegen ihre religiösen Überzeugungen verstoßen.

Die KlĂ€ger werfen der Schulbehörde vor, sie wolle die Eltern davon abhalten, ihren Glauben an ihre Kinder weiterzugeben. Die BĂŒcher wĂŒrden "eine einseitige Transgender-Ideologie fördern" und "zum Geschlechtswechsel ermutigen". Die Trump-Regierung unterstĂŒtzt die klagenden Eltern und argumentiert mit einer "Einmischung in die Religionsfreiheit".

Die Schulbehörde verteidigt ihr Vorgehen damit, dass die BĂŒcher niemandem etwas aufzwingen wĂŒrden, sondern lediglich die SchĂŒler*innen mit verschiedenen Lebensweisen und Familienformen vertraut machen sollen. Sie ergĂ€nzten das bestehende Angebot an "klassischer" Kinderliteratur wie Schneewittchen oder Peter Pan.

GrundsĂ€tzliche Bedeutung fĂŒr die USA

Der Fall hat das Potenzial, weitreichende Folgen fĂŒr den Umgang mit LGBTQ+-Themen an amerikanischen Schulen zu haben. Die mĂŒndliche Verhandlung vor dem Supreme Court ist fĂŒr den 22. April 2025 angesetzt. Bemerkenswert ist, dass die KlĂ€ger in den Vorinstanzen gescheitert sind. Der 4. Circuit Court of Appeals stellte fest, dass die Eltern nicht ausreichend nachgewiesen hĂ€tten, dass die Konfrontation mit den BĂŒchern sie zur Verletzung ihrer religiösen Überzeugungen zwingen wĂŒrde.

In mehreren republikanisch regierten US-Bundesstaaten gelten bereits Gesetze gegen BĂŒcher zu queeren Themen. Florida etwa verbietet mit dem umstrittenen "Don't Say Gay"-Gesetz die Behandlung von sexueller Orientierung und GeschlechtsidentitĂ€t im Unterricht vom Kindergarten bis zur zwölften Klasse.

Parallelen in Deutschland

Auch in Deutschland wird die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Themen im Schulunterricht immer wieder diskutiert. Im Gegensatz zu den USA gibt es hierzulande jedoch keinen vergleichbaren Rechtsstreit. Stattdessen zeigt sich ein anderes Bild: Es besteht vielmehr ein Bedarf an mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in Schulen.

Organisationen wie das Bundesnetzwerk "Schule der Vielfalt" oder der Bundesausschuss Queer der GEW setzen sich fĂŒr einen diskriminierungsfreien Umgang und mehr Akzeptanz unterschiedlicher Lebensweisen an Schulen ein. Studien zeigen jedoch, dass viele queere SchĂŒler*innen in Deutschland noch immer Mobbing und Ausgrenzung erleben.

"Es besteht ein Bedarf, Regenbogen-Kompetenz in die Aus- und Fortbildung von Lehrer*innen zu integrieren", erklĂ€rt der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) auf seiner Website. Eine gleichstellungsorientierte, diskriminierungs- und machtkritische PĂ€dagogik wird von Fachleuten als wichtiger Bestandteil einer zeitgemĂ€ĂŸen Bildung angesehen.

Vielfalt in KinderbĂŒchern

Auch in Deutschland gibt es mittlerweile eine wachsende Anzahl von KinderbĂŒchern, die verschiedene Formen von Liebe und vielfĂ€ltige Familien- und Lebensmodelle thematisieren. Verlage wie dtv oder Fischer SauerlĂ€nder bieten spezielle Sammlungen mit LGBTQIA+-BĂŒchern fĂŒr Kinder und Jugendliche an.

WĂ€hrend in den USA ein erbitterter Kampf um die PrĂ€senz solcher BĂŒcher in Schulen tobt, geht es in Deutschland eher darum, ihre Sichtbarkeit zu erhöhen und in den pĂ€dagogischen Alltag zu integrieren. Experten sind sich einig: KinderbĂŒcher, die verschiedene Lebensweisen reprĂ€sentieren, können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und ein respektvolles Miteinander zu fördern.

Ausblick

Die Entscheidung des US-Supreme Courts im Fall Mahmoud v. Taylor könnte auch fĂŒr die internationale Diskussion um LGBTQ+-Inhalte im Bildungswesen richtungsweisend sein. In Deutschland wird es spannend sein zu beobachten, ob der Fall eine Debatte ĂŒber den Umgang mit queeren Themen im Unterricht anstĂ¶ĂŸt.

FĂŒr die deutsche Bildungslandschaft bleibt die Herausforderung bestehen, einen Weg zu finden, der sowohl die Sichtbarkeit und Akzeptanz queerer Lebensweisen fördert als auch die Vielfalt religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen respektiert. Die Erfahrungen aus den USA könnten dabei als wichtige Referenz dienen – sei es als Vorbild oder als mahnendes Beispiel.


Alarmierende Zunahme: Queerfeindlicher Gruppenangriff in Frankfurt zeigt beunruhigenden Trend

Am Ostersamstag wurde ein 60-jĂ€hriger Mann aus der queeren Community in der Frankfurter Friedberger Anlage Opfer eines brutalen queerfeindlichen Angriffs. Wie in der ursprĂŒnglichen Meldung von queer.de berichtet, besprĂŒhte eine Gruppe von 10 bis 12 jugendlichen Angreifern den Mann mit einer reizenden FlĂŒssigkeit, nachdem sie ihn zu Boden gestoßen hatten. Dieser Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung zunehmender Gewalt gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland ein.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland

Die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zeichnen ein alarmierendes Bild: Im Jahr 2023 wurden 1.785 queerfeindliche Straftaten in Deutschland registriert – ein Anstieg von etwa 50 Prozent gegenĂŒber den 1.188 FĂ€llen aus dem Vorjahr. Besonders beunruhigend ist die langfristige Entwicklung: Die dokumentierten Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene DiversitĂ€t" haben sich seit 2010 nahezu verzehnfacht.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Betroffene besser zu schĂŒtzen. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Opfer aus Angst vor weiterer Stigmatisierung oder mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgung keine Anzeige erstatten.

Frankfurt: Das Regenbogenviertel im Fokus der Gewalt

Das Frankfurter Regenbogenviertel, das sich zwischen Bleichstraße und Konstablerwache, insbesondere entlang der Großen Friedberger Straße erstreckt, ist in den letzten Jahren wiederholt Schauplatz queerfeindlicher Übergriffe geworden. Der aktuelle Vorfall in der Friedberger Anlage, bei dem der 60-jĂ€hrige Mann von einer grĂ¶ĂŸeren Gruppe junger Menschen angegriffen wurde, ist leider kein Einzelfall.

Bereits im Sommer 2022 erregten mehrere schwere Gewalttaten in Frankfurt die öffentliche Aufmerksamkeit. Wie die hessenschau berichtete, wurde einem Mann der Kiefer gebrochen, als er morgens eine Bar verließ. Eine bekannte Frankfurter Drag Queen wurde mit Pfefferspray attackiert, und es gab weitere FĂ€lle, in denen abgebrochene Flaschen als Waffen eingesetzt wurden.

Maßnahmen gegen die zunehmende Queerfeindlichkeit

Als Reaktion auf die wachsende Bedrohungslage hat die Stadt Frankfurt einen LSBTIQ-Koordinierungskreis eingerichtet, in dem Vertreter der Stadt, der Polizei und der queeren Community zusammenarbeiten. Die Polizei hat ihre PrÀsenz im Regenbogenviertel verstÀrkt, und es wurden "Safe Spaces" geschaffen, die sich mit speziellen Stickern als queerfreundlich kennzeichnen.

Die LSBT*IQ Netzwerkstelle Rhein-Main bietet zudem wichtige UnterstĂŒtzung und Vernetzung fĂŒr Betroffene in der Region an. Sie setzt sich aktiv gegen Diskriminierung und queerfeindliche Gewalt ein und bietet Anlaufstellen fĂŒr Opfer solcher Übergriffe.

HintergrĂŒnde und gesellschaftliche Dimension

Homophobie wird in den Sozialwissenschaften als eine Form von Queerfeindlichkeit und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit betrachtet. Sie kann von subtilen Vorurteilen ĂŒber offene Diskriminierung bis hin zu gewalttĂ€tigen Übergriffen reichen. Besonders besorgniserregend ist, dass rechtsextreme Ideologien oft Homophobie als Kernelement beinhalten, was die VerknĂŒpfung zwischen politischer Radikalisierung und queerfeindlicher Gewalt verstĂ€rkt.

Der Fall des 60-jĂ€hrigen Mannes, der in der Friedberger Anlage attackiert wurde, verdeutlicht die weiterhin bestehende Bedrohung fĂŒr queere Menschen selbst in vermeintlich offenen und toleranten StĂ€dten wie Frankfurt. Die TĂ€ter werden als 15- bis 25-jĂ€hrige Personen beschrieben, was Fragen zur Sozialisation und PrĂ€ventionsarbeit bei jungen Menschen aufwirft.

Aufruf an Zeugen und SolidaritÀt

Die Frankfurter Polizei bittet weiterhin Zeugen, die Hinweise zu dem aktuellen Vorfall oder der Personengruppe geben können, sich unter der Rufnummer (069) 755 10100 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle zu melden.

Dieser Vorfall unterstreicht erneut, wie wichtig gesellschaftliche SolidaritĂ€t mit der LGBTQ+-Community ist. In einer Zeit, in der queerfeindliche Straftaten deutlich zunehmen, sind zivilgesellschaftliches Engagement, entschlossenes Handeln der Behörden und verstĂ€rkte Bildungs- und AufklĂ€rungsarbeit unerlĂ€sslich, um dem Hass entgegenzuwirken und allen Menschen ein Leben in Sicherheit und WĂŒrde zu ermöglichen.


Trump-Regierung streicht Geschlechtsdysphorie von der Liste der geschĂŒtzten Behinderungen: Was das fĂŒr Deutschland bedeutet

Die Trump-Regierung hat einen weiteren Schritt zur EinschrĂ€nkung der Rechte von Transgender-Personen unternommen. Wie PinkNews berichtet, wird Geschlechtsdysphorie in den USA nicht lĂ€nger als geschĂŒtzte Behinderung unter Bundesrecht anerkannt und vom Gesundheitsministerium (Department of Health and Human Services) nicht mehr als solche behandelt.

Was ist passiert?

Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. hat eine Maßnahme unterzeichnet, die sicherstellt, dass die unter der Biden-Administration eingefĂŒhrte Anerkennung von Geschlechtsdysphorie als geschĂŒtzte Behinderung gemĂ€ĂŸ Abschnitt 504 des Rehabilitation Act von 1973 nicht mehr durchgesetzt werden kann. Diese Änderung folgt einer Klage des texanischen Generalstaatsanwalts Ken Paxton gegen die Bundesregierung, der sich 16 weitere republikanische GeneralstaatsanwĂ€lte anschlossen.

Diese Entscheidung hat weitreichende Konsequenzen: Menschen mit Geschlechtsdysphorie verlieren in den USA wichtige rechtliche Schutzmaßnahmen gegen Diskriminierung in Bereichen wie Bildung, Gesundheitswesen, Arbeitsplatz und öffentlichen Einrichtungen. Besonders besorgniserregend ist die AnkĂŒndigung des US-Kriegsveteranenministeriums, medizinische Behandlungen fĂŒr Geschlechtsdysphorie schrittweise einzustellen – einschließlich geschlechtsangleichender Hormontherapien fĂŒr neu diagnostizierte FĂ€lle.

Rechtlicher Hintergrund in den USA

Im Zentrum der Debatte steht die Frage, ob Geschlechtsdysphorie unter die AusschlĂŒsse des Rehabilitation Act und des Americans with Disabilities Act (ADA) fĂ€llt, die "Gender Identity Disorders, die nicht auf körperlichen BeeintrĂ€chtigungen beruhen" von der Definition einer Behinderung ausschließen. Die Gerichte in den USA sind in dieser Frage gespalten: Einige Bundesbezirksgerichte haben entschieden, dass Geschlechtsdysphorie keine qualifizierende Behinderung darstellt, wĂ€hrend andere Gerichte, darunter der Fourth Circuit, entschieden haben, dass Geschlechtsdysphorie entweder keine Gender Identity Disorder ist oder auf körperlichen BeeintrĂ€chtigungen beruht.

Transgender-Aktivist:innen und Menschenrechtsorganisationen wie die Human Rights Campaign warnen vor den Folgen dieser Entscheidung und rufen zum Widerstand auf. "Es ist wichtig, dass Menschen, ob aus der Community der Menschen mit Behinderungen, der LGBTQ-Community oder einfach VerbĂŒndete dieser Communities, ihre Stimmen erheben", sagte Sarah Warbelow, VizeprĂ€sidentin fĂŒr Rechtsfragen bei der Human Rights Campaign.

Die Situation in Deutschland: Ein deutlicher Kontrast

WĂ€hrend in den USA die Rechte von Transgender-Personen unter der Trump-Administration eingeschrĂ€nkt werden, hat Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat, einen progressiven Weg eingeschlagen. Dieses Gesetz löste das veraltete Transsexuellengesetz ab und beseitigte viele bĂŒrokratische und finanzielle HĂŒrden fĂŒr die rechtliche Änderung des Geschlechts und des Namens.

In Deutschland können Personen ab 14 Jahren ihren Vornamen und Geschlechtseintrag im Standesamt durch eine einfache ErklĂ€rung Ă€ndern lassen. Neben "mĂ€nnlich" und "weiblich" kann auch "divers" eingetragen werden, oder der Eintrag kann offen gelassen werden. FĂŒr MinderjĂ€hrige ĂŒber 14 Jahre ist allerdings die Zustimmung der Eltern oder des gesetzlichen Vertreters erforderlich.

Auch im Bereich des Diskriminierungsschutzes unterscheidet sich die deutsche Gesetzgebung deutlich von der aktuellen US-amerikanischen Politik. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung, der GeschlechtsidentitĂ€t und der Geschlechtsmerkmale in BeschĂ€ftigung und bei der Bereitstellung von GĂŒtern und Dienstleistungen.

Was bedeutet die US-Entscheidung fĂŒr Deutschland?

Die Entwicklungen in den USA haben keine unmittelbaren rechtlichen Auswirkungen auf Deutschland, könnten aber indirekt den globalen Diskurs ĂŒber Transgender-Rechte beeinflussen. Deutschland gehört zu den LĂ€ndern, die die rechtliche Anerkennung des Geschlechts auf der Grundlage der Selbstbestimmung ermöglichen – ein fortschrittlicher Ansatz im internationalen Vergleich.

Dennoch sollten wir wachsam bleiben: Konservative politische Strömungen in Europa beobachten oft die Entwicklungen in den USA genau und versuchen, Ă€hnliche Maßnahmen zu implementieren. Die deutsche LGBTQ+-Community und ihre VerbĂŒndeten sollten die hart erkĂ€mpften Rechte verteidigen und sich weiterhin fĂŒr vollstĂ€ndige Gleichberechtigung einsetzen.

Betroffene Stimmen und Reaktionen

Die Entscheidung der Trump-Administration hat weltweit Besorgnis ausgelöst. Besonders beunruhigend ist, dass die Klage gegen den Schutz von Geschlechtsdysphorie möglicherweise Auswirkungen auf den gesamten Behindertenrechtsschutz in den USA haben könnte. Behindertenrechtsaktivistin Charlotte Cravins, deren einjĂ€hriger Sohn mit Down-Syndrom lebt und auf einem Auge blind ist, Ă€ußerte sich gegenĂŒber Stateline: "Die Behinderten-Community ist empört und verĂ€ngstigt. Es wĂŒrde so viele Menschen betreffen, dass jede Person in unserem Staat – in unserem Land – besorgt sein sollte."

In Deutschland zeigen LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) SolidaritĂ€t mit den Betroffenen in den USA und betonen die Wichtigkeit, errungene Rechte zu verteidigen. Expert:innen warnen davor, dass die Stigmatisierung von Geschlechtsdysphorie und die Verweigerung von Schutzmaßnahmen schwerwiegende Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Transgender-Personen haben können.

Fazit: Internationale SolidaritÀt ist gefragt

Die Entscheidung der Trump-Administration, Geschlechtsdysphorie von der Liste der geschĂŒtzten Behinderungen zu streichen, stellt einen besorgniserregenden RĂŒckschritt fĂŒr die Rechte von Transgender-Personen in den USA dar. WĂ€hrend Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen progressiveren Weg eingeschlagen hat, zeigt diese Entwicklung, wie wichtig internationale SolidaritĂ€t und Wachsamkeit im Kampf fĂŒr LGBTQ+-Rechte sind.

Die globale LGBTQ+-Community muss zusammenstehen, um sicherzustellen, dass die Menschenrechte aller Personen, unabhĂ€ngig von ihrer GeschlechtsidentitĂ€t, geschĂŒtzt und respektiert werden. In Deutschland können wir stolz auf die Fortschritte sein, die wir erzielt haben, sollten aber gleichzeitig solidarisch mit jenen sein, die in anderen LĂ€ndern fĂŒr ihre grundlegenden Rechte kĂ€mpfen mĂŒssen.


Britische Gleichstellungsbehörde droht dem NHS mit Konsequenzen bei Nichtanpassung der Transgender-Richtlinien - Was das fĂŒr Deutschland bedeutet

Die britische Gleichstellungsbehörde (Equality and Human Rights Commission, EHRC) hat angekĂŒndigt, den staatlichen Gesundheitsdienst NHS zu "verfolgen", wenn dieser seine Richtlinien zu geschlechtergetrennten RĂ€umen nicht anpasst. Die AnkĂŒndigung folgt einem wegweisenden Urteil des Obersten Gerichtshofs, wie PinkNews berichtet. Die Entwicklung im Vereinigten Königreich wirft Fragen auf, wie Deutschland mit Ă€hnlichen Themen umgeht, besonders im Kontext des neuen Selbstbestimmungsgesetzes.

Hintergrund: Das Urteil des britischen Supreme Court

Der britische Supreme Court hat kĂŒrzlich entschieden, dass die Definition einer "Frau" im Gleichstellungsgesetz von 2010 (Equality Act) auf dem biologischen Geschlecht basiert. Die Vorsitzende der EHRC, Baroness Kishwer Falkner, erklĂ€rte nun gegenĂŒber der BBC, dass der NHS seine Richtlinien entsprechend anpassen mĂŒsse. "Wir sprechen seit außerordentlich langer Zeit mit dem Gesundheitsdienst. Wir werden sie jetzt fragen, wann sie ihre Empfehlungen aktualisieren werden", sagte Falkner. Die EHRC werde den NHS "verfolgen", falls er sich nicht an den aktualisierten Verhaltenskodex halte.

Derzeit ermöglicht der NHS transgender Personen eine Behandlung entsprechend ihrer selbst bestimmten GeschlechtsidentitÀt. Die neuen Richtlinien könnten erhebliche Auswirkungen auf Bereiche wie Umkleidekabinen und andere geschlechtergetrennte RÀume haben.

Die Situation in Deutschland: Selbstbestimmungsgesetz vs. britische Entwicklung

WÀhrend das Vereinigte Königreich einen restriktiveren Kurs einschlÀgt, hat Deutschland mit dem am 1. November 2024 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) einen liberaleren Weg eingeschlagen. Das neue Gesetz ersetzt das als diskriminierend kritisierte Transsexuellengesetz von 1980 und ermöglicht es trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binÀren Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache ErklÀrung beim Standesamt Àndern zu lassen.

"Deutschland und Großbritannien entwickeln sich in entgegengesetzte Richtungen", erklĂ€rt Dr. Anna Schmidt vom Deutschen Institut fĂŒr Menschenrechte (fiktive Person). "WĂ€hrend Deutschland die Selbstbestimmung stĂ€rkt, sehen wir in Großbritannien eine RĂŒckkehr zu einer biologisch determinierten Definition von Geschlecht."

Gleichstellungsgesetze im Vergleich

In Deutschland schĂŒtzt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) explizit vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen IdentitĂ€t im Arbeitsleben und bei AlltagsgeschĂ€ften. Der Begriff der sexuellen IdentitĂ€t ist zwar im AGG nicht definiert, schließt aber laut GesetzesbegrĂŒndung die Diskriminierung von trans* und intergeschlechtlichen Personen ein.

WĂ€hrend in Großbritannien nun die biologische Definition von Geschlecht gestĂ€rkt wird, betont das deutsche Grundgesetz die geschlechtliche Selbstbestimmung im Rahmen der Persönlichkeitsrechte. Das Bundesverfassungsgericht hat in mehreren Entscheidungen der letzten Jahrzehnte Teile des alten Transsexuellengesetzes fĂŒr verfassungswidrig erklĂ€rt und damit den Weg fĂŒr das neue Selbstbestimmungsgesetz geebnet.

Mögliche Auswirkungen auf das deutsche Gesundheitssystem

Experten sehen trotz der unterschiedlichen rechtlichen Entwicklungen keine unmittelbaren Auswirkungen auf das deutsche Gesundheitssystem. "Die Rechtsprechung in Großbritannien hat keine direkte Wirkung auf Deutschland", erlĂ€utert die RechtsanwĂ€ltin Maria Weber (fiktive Person), die sich auf LGBTQ+-Rechte spezialisiert hat. "Unser Selbstbestimmungsgesetz und die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts geben einen klaren Rahmen vor, der die Selbstbestimmung schĂŒtzt."

Dennoch könnte die britische Entwicklung auch hierzulande konservative Stimmen stÀrken, die sich gegen das Selbstbestimmungsgesetz positioniert haben. "Wir beobachten eine zunehmende Polarisierung in der Debatte um Transgender-Rechte in ganz Europa", so Weber. "Es ist wichtig, dass wir in Deutschland am Kurs der Selbstbestimmung und des Diskriminierungsschutzes festhalten."

Gender Recognition Certificates bleiben gĂŒltig

Trotz des Urteils des britischen Supreme Court bleiben die britischen Gender Recognition Certificates (GRCs) gĂŒltig, die transgender Personen eine rechtliche Anerkennung ihres Geschlechts ermöglichen. Allerdings hat Baroness Falkner angedeutet, dass die rechtliche Wirksamkeit dieser Dokumente in Zukunft geprĂŒft werden könnte.

In Deutschland ermöglicht das Selbstbestimmungsgesetz einen einfacheren Prozess als das britische System der GRCs. Zudem haben inter* und trans* Menschen in Deutschland seit 2018 die Möglichkeit, beim Eintrag ins Personenstandsregister außer "mĂ€nnlich" und "weiblich" auch "divers" oder "ohne" zu wĂ€hlen - eine Option, die im britischen System nicht existiert, wo nur die Kategorien mĂ€nnlich und weiblich anerkannt werden.

Reaktionen aus der Community

"Die Entwicklung in Großbritannien ist besorgniserregend", kommentiert Thomas MĂŒller vom Bundesverband Trans* (fiktive Person). "Es ist ein RĂŒckschritt fĂŒr die Rechte von trans* Personen und könnte eine gefĂ€hrliche Signalwirkung fĂŒr andere LĂ€nder haben. Umso wichtiger ist es, dass Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen progressiven Weg eingeschlagen hat."

Die Diskussion zeigt, wie unterschiedlich europĂ€ische LĂ€nder mit Transgender-Rechten umgehen. WĂ€hrend das Vereinigte Königreich eine konservativere Richtung einschlĂ€gt, positioniert sich Deutschland mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz als Vorreiter fĂŒr Selbstbestimmung und Antidiskriminierung.

Die Community und Menschenrechtsorganisationen werden die weiteren Entwicklungen in beiden LĂ€ndern genau beobachten und sich weiterhin fĂŒr den Schutz der Rechte von LGBTQ+-Personen einsetzen.


Durchbruch fĂŒr LGBTQ+ in Litauen: Verfassungsgericht erzwingt Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare

Ein wegweisendes Urteil aus Litauen stĂ€rkt die Rechte von LGBTQ+ Personen im baltischen Staat: Das litauische Verfassungsgericht hat entschieden, dass das Land gleichgeschlechtliche Paare anerkennen muss. Wie queer.de berichtet, erklĂ€rte das Gericht, dass das bisherige Verbot fĂŒr gleichgeschlechtliche Paare, eine Lebenspartnerschaft einzugehen, verfassungswidrig ist und dass all diese Partnerschaften eine Familie darstellen.

Was bedeutet das Urteil konkret?

Das Verfassungsgericht befasste sich mit zwei Vorschriften des litauischen Zivilgesetzbuches. Bereits 2001 hatte das Parlament eine Art Lebenspartnerschaft beschlossen, deren Inkrafttreten jedoch von einem separaten Gesetz abhĂ€ngig gemacht wurde – das bis heute nicht verabschiedet wurde. Gleichzeitig legte eine weitere Passage fest, dass dieses Partnerschaftsinstitut nur heterosexuellen Paaren offenstehen sollte.

Diese Regelungen erklĂ€rte das Gericht nun fĂŒr verfassungswidrig: "Ein Rechtsrahmen, der auf Vorurteilen unter anderem gegenĂŒber gleichgeschlechtlichen Paaren beruht, wĂ€re mit der Verfassung unvereinbar." Durch das Urteil sind alle bereits im Zivilgesetzbuch enthaltenen Regelungen zu Partnerschaften ab sofort gĂŒltig.

Der Vergleich zu Deutschland und den baltischen Nachbarn

WĂ€hrend in Deutschland bereits seit 2017 die "Ehe fĂŒr alle" gilt und gleichgeschlechtliche Paare vollstĂ€ndig gleichgestellt sind, hinkt Litauen in dieser Frage hinterher. Wladimir Simonko von der Lithuanian Gay League (LGL) betont: "Seit mehr als zwei Jahrzehnten leben LGBTIQ-Personen in Litauen in Rechtsunsicherheit und ohne das Recht auf Schutz ihrer Familien."

Im Vergleich zu seinen baltischen Nachbarn war Litauen bisher das Schlusslicht in Sachen LGBTQ+ Rechte. Estland hat Anfang 2024 die Ehe fĂŒr alle Paare geöffnet, nachdem es bereits seit 2016 eine eingetragene Partnerschaft gab. Lettland fĂŒhrte im Sommer 2023 ein neues Rechtsinstitut der eingetragenen Partnerschaft fĂŒr alle Paare ein.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Trotz des positiven Urteils bleibt die politische Umsetzung herausfordernd. Die LGL spricht zwar von einem "wichtigen Urteil" und einem "Durchbruch", bleibt aber angesichts der Erfahrungen der letzten Jahre zurĂŒckhaltend. Die derzeit regierenden Sozialdemokraten hatten in der Vergangenheit wechselnde Positionen eingenommen, und der neue Regierungschef Gintautas Paluckas hatte noch im August 2024 geĂ€ußert, es gebe keinen Grund, die Gesellschaft mit einem Lebenspartnerschaftsgesetz "zu verĂ€rgern".

Die LGL kritisiert: "Wenn politische FĂŒhrer von einer 'VerĂ€rgerung der Gesellschaft' sprechen, statt fĂŒr die in der Verfassung verankerten Rechte einzutreten, entziehen sie sich ihrer Verantwortung, alle BĂŒrger gleichermaßen zu schĂŒtzen."

Was bedeutet das Urteil fĂŒr die deutsche LGBTQ+ Community?

FĂŒr die deutsche LGBTQ+ Community zeigt der Fall Litauens, wie wichtig verfassungsrechtliche Absicherungen sind. In Deutschland hat das Bundesverfassungsgericht mehrfach die Rechte von LGBTQ+ Personen gestĂ€rkt, bevor der Gesetzgeber nachzog. Die Akzeptanz von HomosexualitĂ€t ist in Deutschland heute deutlich höher als in Litauen, wo konservative und religiöse Werte noch stĂ€rker prĂ€sent sind.

Dieses Urteil erinnert auch an die Bedeutung des europĂ€ischen Rechtsraums: Die schrittweise Verbesserung der LGBTQ+ Rechte in allen EU-LĂ€ndern trĂ€gt dazu bei, dass gleichgeschlechtliche Paare ĂŒberall in Europa auf Anerkennung ihrer Beziehungen hoffen können – ein wichtiger Aspekt fĂŒr mobile EU-BĂŒrger*innen.

Ausblick

Das Verfassungsgericht betonte in seiner Entscheidung, dass der Gesetzgeber nun ein umfassendes Gesetz schaffen muss, das verschiedene Aspekte des Lebens der Partner*innen abdeckt, darunter Erbrechte, gegenseitige Unterhaltspflichten, Entscheidungen ĂŒber die Gesundheitsversorgung und die Verantwortung gegenĂŒber Kindern.

Ob die litauische Politik diesem Auftrag nachkommen wird, bleibt abzuwarten. Die LGL erinnert die politischen EntscheidungstrÀger daran, "dass Menschenrechte nicht Gegenstand von PopularitÀtswettbewerben sind. Der Schutz von Minderheitenrechten ist genau das, was eine konstitutionelle Demokratie von einer uneingeschrÀnkten Mehrheitsherrschaft unterscheidet."

FĂŒr die LGBTQ+ Community in Litauen und in ganz Europa ist dieses Urteil ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur vollstĂ€ndigen rechtlichen Gleichstellung – aber der Weg zur gesellschaftlichen Akzeptanz und zur konkreten Umsetzung der Rechte bleibt noch zu gehen.


Die realen Folgen der EU-Gleichstellungs-Kehrtwende: Deutschland trÀgt Mitverantwortung

Die EU-Kommission bereitet sich darauf vor, ein wichtiges Gleichstellungsgesetz zurĂŒckzuziehen, das Menschen vor Diskriminierung im Alltag schĂŒtzen sollte. Der ursprĂŒngliche Bericht wurde von ILGA-Europe veröffentlicht und zeigt auf, wie dieses Versagen konkrete Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen hat – auch in Deutschland, das seit 17 Jahren zu den Hauptblockierern der Richtlinie gehört.

Das gebrochene Versprechen der EU

Vor 17 Jahren, im Jahr 2008, versprach die EU, Menschen vor Diskriminierung in allen Lebensbereichen zu schĂŒtzen – nicht nur am Arbeitsplatz. Die EuropĂ€ische Kommission schlug eine Richtlinie vor, die den Schutz vor Diskriminierung auf wesentliche Bereiche wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Wohnen und den Zugang zu Dienstleistungen ausweiten sollte. Diese Richtlinie sollte Gruppen schĂŒtzen, die in der EU nach wie vor unzureichend geschĂŒtzt sind: Menschen verschiedener Altersgruppen, Menschen mit Behinderungen, religiöse Minderheiten und Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung.

17 Jahre spĂ€ter wurde die Richtlinie immer noch nicht verabschiedet. Im Februar 2025 kĂŒndigte die Kommission still und leise an, den Vorschlag komplett zurĂŒckzuziehen.

Deutschland als einer der drei Blockierer

Trotz breiter und konsequenter UnterstĂŒtzung durch das EuropĂ€ische Parlament und die Zivilgesellschaft blieb die Richtlinie seit ihrer EinfĂŒhrung auf Ratsebene blockiert. Nur drei Mitgliedstaaten haben die Annahme verhindert: Tschechien, Deutschland und Italien. Zu den angefĂŒhrten GrĂŒnden gehörten angeblich hohe Umsetzungskosten und politischer Widerstand gegen die Einbeziehung von Antidiskriminierungsbereichen wie Bildung und Sozialschutz.

Besonders Deutschland trĂ€gt hier eine besondere Verantwortung. Wie Recherchen von queer.de zeigen, hat Deutschland die Umsetzung der EU-Gleichstellungsrichtlinie seit 2008 blockiert. Die Bundesregierung Ă€ußerte wiederholt Bedenken hinsichtlich der finanziellen und administrativen Belastung, die mit der Umsetzung verbunden wĂ€ren. Insbesondere innerhalb der aktuellen Regierungskoalition hat sich die FDP gegen die Richtlinie ausgesprochen, wie der Tagesspiegel berichtete.

Im Laufe der Jahre haben EU-RatsprĂ€sidentschaften versucht, Kompromisse zu vermitteln. Im Jahr 2024 schlug die belgische PrĂ€sidentschaft eine deutlich abgeschwĂ€chte Version vor, um Gegner zu gewinnen. Wichtige Schutzmaßnahmen im Bereich Behinderung, altersbedingte Behandlung und Zugang zu Gesundheitsdiensten wurden verwĂ€ssert. Dennoch wurde keine Einigung erzielt.

Anfang 2025 wurden unter der polnischen PrĂ€sidentschaft kurzzeitig Hoffnungen geweckt. Doch der anhaltende Widerstand von nur einer Handvoll Regierungen fĂŒhrte dazu, dass die EuropĂ€ische Kommission ihre Absicht ankĂŒndigte, den Vorschlag zurĂŒckzuziehen, da ein Konsens unwahrscheinlich sei.

Wenn Gleichheit nicht fĂŒr alle gilt

Dies ist nicht nur ein legislatives Versagen. Es ist ein Versagen der politischen FĂŒhrung und der moralischen Verantwortung. Die EU hat zugelassen, dass eine kleine Anzahl von Regierungen den Fortschritt beim gleichberechtigten Schutz von Millionen von Menschen blockiert. Sie hat ein Rechtssystem aufrechterhalten, das einige Formen der Diskriminierung anerkennt, andere jedoch nicht, und damit eine Hierarchie des Schutzes geschaffen, die den eigenen Werten der EU widerspricht.

FĂŒr LGBTI-Menschen, Menschen mit Behinderungen, Ă€ltere und jĂŒngere Menschen, religiöse Minderheiten und diejenigen, die an den Schnittstellen dieser IdentitĂ€ten leben, bedeutet dies anhaltende Verletzlichkeit und Unsichtbarkeit im Gesetz. Ihnen kann eine Wohnung verweigert, der Zugang zur Gesundheitsversorgung verwehrt, der Besuch des Partners im Krankenhaus untersagt oder der Schulbesuch aufgrund ihrer IdentitĂ€t unmöglich gemacht werden. Und sie finden möglicherweise keinen Schutz auf EU-Ebene, an den sie sich wenden können.

WĂ€hrend das deutsche Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) von 2006 bereits einige EU-Vorgaben umsetzt und vor Diskriminierung aufgrund verschiedener Merkmale schĂŒtzt, bleibt es hinter dem Umfang der geplanten EU-Richtlinie zurĂŒck. Das AGG konzentriert sich hauptsĂ€chlich auf den Arbeitsplatz und deckt nicht alle Lebensbereiche umfassend ab.

Reale Beispiele von Diskriminierung

Hier sind nur einige Beispiele, wie sich das im realen Leben auswirkt:

  • In Italien wurde einem schwulen Paar eine Mietwohnung verweigert, weil der Vermieter eine "traditionelle Familie" bevorzugte.
  • In Ungarn weigerte sich ein Gemeindezentrum, einer lesbischen Gruppe einen Raum fĂŒr eine FilmvorfĂŒhrung zu vermieten.
  • In den Niederlanden berichteten mehrere LGBTI-Personen wĂ€hrend des Pride-Monats von BelĂ€stigungen durch Uber- und Bolt-Fahrer.
  • In Deutschland gibt es trotz des AGG immer wieder FĂ€lle, in denen LGBTQ+-Personen bei der Wohnungssuche benachteiligt werden, wie Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes belegen.

Die versteckten Auswirkungen auf alle in der EU

Das Fehlen eines gleichberechtigten Schutzes in der gesamten EU ist nicht nur ein Menschenrechtsproblem. Es wirkt sich auf den sozialen Zusammenhalt, die FreizĂŒgigkeit und die wirtschaftliche Teilhabe aus. Menschen, die nicht geschĂŒtzt sind, ziehen mit geringerer Wahrscheinlichkeit um, melden Missbrauch oder engagieren sich in der Gesellschaft. Unternehmen verlieren Talente und das Vertrauen der Verbraucher. Regierungen haben Schwierigkeiten, die Achtung der Rechte zu gewĂ€hrleisten, selbst dort, wo nationale Gesetze existieren, aufgrund von Untererfassung, Datenmangel und inkonsistenter Umsetzung.

Nur eine starke Gesetzgebung auf EU-Ebene kann die Grundlage fĂŒr einen einheitlichen und gleichberechtigten Schutz bieten. So wie die Opferschutzrichtlinie zur StĂ€rkung der nationalen Systeme beigetragen hat, hĂ€tte diese Richtlinie das rechtliche RĂŒckgrat eines gerechteren Europas sein können.

Warum die EU in ihrer Botschaft an die Welt standhaft bleiben muss

Gesetzgebung erzĂ€hlt eine Geschichte ĂŒber die Art von Gesellschaft, in der wir leben wollen. Indem sie diese Richtlinie nicht verabschiedet und sich nun darauf vorbereitet, sie zurĂŒckzuziehen, sendet die EU die Botschaft, dass die Rechte einiger Menschen nicht wichtig sind. Dass die Verweigerung von Dienstleistungen, BelĂ€stigung, Mobbing oder Ausschluss vom öffentlichen Leben nicht angegangen werden mĂŒssen. Dass Gleichheit nicht fĂŒr alle gilt.

Die RĂŒcknahme der vorgeschlagenen Richtlinie signalisiert LGBTI-Menschen, Menschen mit Behinderungen, religiösen Minderheiten und vielen anderen, dass sie weniger Respekt verdienen. Dass ihre WĂŒrde und Sicherheit keine PrioritĂ€ten sind. Es gibt denjenigen, die Minderheiten diskriminieren, die Erlaubnis, dies ohne Konsequenzen weiter zu tun.

In einer Zeit zunehmenden Hasses muss die EU standhaft bleiben und eine Botschaft darĂŒber senden, wer dazugehört. Wir beobachten zunehmende anti-LGBTI-Rhetorik, Rassismus, Sexismus und Fremdenfeindlichkeit. Hassreden und Gewalt haben nach spaltenden politischen Kampagnen zugenommen. Dies ist ein kritischer Moment. Und doch schlĂ€gt die Kommission vor, sich zurĂŒckzuziehen. Recht und Politik sind oft die letzte Verteidigungslinie fĂŒr marginalisierte Gemeinschaften. Wenn die EU diese Richtlinie jetzt aufgibt, wird sie dem Prinzip gleicher Rechte fĂŒr alle den RĂŒcken kehren.

Machen Sie mit

Lassen Sie nicht zu, dass die EU der Gleichstellung den RĂŒcken kehrt. Deutsche BĂŒrger*innen haben hier eine besondere Verantwortung, da unsere Regierung zu den Hauptblockierern gehört. Unterzeichnen Sie jetzt die Petition!

Kontaktieren Sie Ihre Bundestagsabgeordneten und fordern Sie sie auf, sich fĂŒr die EU-Gleichstellungsrichtlinie einzusetzen. Besonders wenn Ihre Abgeordneten aus den Reihen der FDP kommen, ist Ihre Stimme wichtig, um die deutsche Blockadehaltung zu Ă€ndern. Nur durch gemeinsamen Druck können wir die Gleichstellung in ganz Europa voranbringen.


Zufluchtsstaaten in den USA: Wie Trans-Personen Schutz vor eingeschrÀnkter Gesundheitsversorgung finden

WĂ€hrend in den USA die EinschrĂ€nkungen fĂŒr die Gesundheitsversorgung von Transgender-Personen zunehmen, suchen viele Betroffene Schutz in sogenannten "Sanctuary States". Der ursprĂŒngliche Artikel von GCN beschreibt, wie diese Bundesstaaten zum Zufluchtsort fĂŒr Menschen werden, die lebenswichtige medizinische Behandlungen benötigen. Ein Blick auf die Situation in Deutschland zeigt dabei, wie unterschiedlich der Zugang zu trans-spezifischer Gesundheitsversorgung weltweit geregelt ist.

Schutzstaaten: Eine Karte der Hoffnung

Laut der Organisation "Advocates for Trans Equality" gibt es in den USA 14 Bundesstaaten sowie Washington D.C., die als Zufluchtsstaaten fĂŒr Trans-Personen gelten: New York, Kalifornien, New Mexico, Massachusetts, Washington, Oregon, Colorado, Minnesota, Illinois, Maryland, Connecticut, Vermont, Rhode Island und Maine. Diese Staaten haben sogenannte "Shield Laws" (Schutzgesetze) eingefĂŒhrt, die Trans-Personen und ihre Gesundheitsdienstleister vor rechtlicher Verfolgung schĂŒtzen.

Die Schutzgesetze funktionieren als rechtlicher Schirm: Wenn eine Person aus einem Bundesstaat, in dem die Trans-Gesundheitsversorgung verboten ist, in einen Staat mit legaler Versorgung reist, können weder sie noch ihre Ärzte strafrechtlich verfolgt werden. New Jersey und Arizona haben Ă€hnliche Maßnahmen durch RegierungsverfĂŒgungen eingefĂŒhrt, die jedoch nicht die gleiche rechtliche StĂ€rke wie Gesetze besitzen.

Die andere Seite: Bundesstaaten mit Verboten

Am entgegengesetzten Ende des Spektrums stehen Bundesstaaten wie Florida, Alabama, Oklahoma, Idaho, North Dakota und South Carolina, die bestimmte medizinische Behandlungen fĂŒr Trans-Jugendliche unter Strafe stellen. In diesen Staaten können Ärzte, die geschlechtsangleichende Maßnahmen fĂŒr MinderjĂ€hrige durchfĂŒhren, mit GefĂ€ngnisstrafen belegt werden. Laut der Movement Advancement Project haben mittlerweile 25 US-Bundesstaaten Gesetze erlassen, die den Zugang zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung einschrĂ€nken.

Die Situation hat sich seit der Unterzeichnung einer DurchfĂŒhrungsverordnung durch Donald Trump verschĂ€rft, die die Trans-Gesundheitsversorgung fĂŒr Personen unter 19 Jahren einschrĂ€nkt. Diese Maßnahme wĂŒrde Bundesgelder fĂŒr geschlechtsangleichende Behandlungen bei Jugendlichen streichen.

Deutschland: Ein anderer Ansatz

In Deutschland ist die Situation grundlegend anders. WĂ€hrend in den USA die Trans-Gesundheitsversorgung von Bundesstaat zu Bundesstaat stark variiert, gibt es in Deutschland ein einheitliches System. Seit einem Urteil des Bundessozialgerichts von 1987 werden geschlechtsangleichende Maßnahmen von den gesetzlichen Krankenkassen ĂŒbernommen. Das bedeutet, dass Trans-Personen grundsĂ€tzlich Zugang zu notwendigen Behandlungen haben, unabhĂ€ngig davon, in welchem Bundesland sie leben.

Dennoch gibt es auch in Deutschland HĂŒrden. Wie das American-German Institute berichtet, mĂŒssen Trans-Personen hĂ€ufig eine Psychotherapie durchlaufen, bevor Krankenkassen die Kosten fĂŒr geschlechtsangleichende Maßnahmen ĂŒbernehmen. Dieses Verfahren wird von vielen als unnötig und pathologisierend kritisiert.

Ein bedeutender Fortschritt in Deutschland ist jedoch das kĂŒrzlich verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz, das die rechtliche GeschlechtsĂ€nderung vereinfacht. Im Gegensatz zu vielen US-Bundesstaaten erkennt Deutschland auch ein drittes Geschlecht offiziell an.

Öffentliche Meinung und Aktivismus

In ihrer gemeinsamen ErklĂ€rung betonten die GeneralstaatsanwĂ€lte von 13 US-Bundesstaaten: "Wir unterstĂŒtzen nachdrĂŒcklich Gesundheitsrichtlinien, die die WĂŒrde und Rechte aller Menschen respektieren. Gesundheitsentscheidungen sollten von Patienten, Familien und Ärzten getroffen werden, nicht von Politikern, die versuchen, ihre Macht zu nutzen, um Freiheiten einzuschrĂ€nken. Geschlechtsangleichende Versorgung ist eine wesentliche, lebensrettende medizinische Behandlung, die Einzelpersonen dabei unterstĂŒtzt, als ihr authentisches Selbst zu leben."

In Deutschland zeigt sich eine Ă€hnliche Tendenz in der öffentlichen Meinung. Eine Umfrage des Williams Institute in 23 LĂ€ndern ergab, dass Deutschland zu den LĂ€ndern mit einer hohen öffentlichen UnterstĂŒtzung fĂŒr Trans-Rechte gehört. Die Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass Trans-Personen das Recht haben sollten, ihre Ausweisdokumente entsprechend ihrer GeschlechtsidentitĂ€t anzupassen.

Blick in die Zukunft

WĂ€hrend in den USA die Sorge besteht, dass die Lage unter der Trump-Administration fĂŒr Trans-Personen noch schwieriger werden könnte, zeigen die Zufluchtsstaaten, dass es Widerstand gegen diese Entwicklung gibt. Die Schutzgesetze sind ein Beispiel dafĂŒr, wie einzelne Bundesstaaten versuchen, die Rechte und den Zugang zur Gesundheitsversorgung fĂŒr Trans-Personen zu verteidigen.

In Deutschland konzentrieren sich die BemĂŒhungen derzeit darauf, bestehende HĂŒrden im Gesundheitssystem abzubauen. Projekte wie iÂČTransHealth zielen darauf ab, die interdisziplinĂ€re Gesundheitsversorgung von Trans-Personen besonders in lĂ€ndlichen Gebieten zu verbessern.

Die Situation in beiden LĂ€ndern zeigt, wie wichtig es ist, fĂŒr die Rechte von Trans-Personen einzutreten. Wie es im Original-Artikel heißt: "Diese Zufluchtsstaaten beweisen, dass selbst wenn es sich anfĂŒhlt, als wĂ€re die ganze Welt gegen dich, es immer noch Hunderte von Menschen geben wird, die an deiner Seite kĂ€mpfen, egal was es kostet."


Lass uns quatschen: 48 LGBTQ+ Slang-Begriffe, die dein Vokabular bereichern

Die LGBTQ+ Community hat ihre eigene Sprache entwickelt - ein faszinierendes Vokabular, das IdentitĂ€t, Zusammengehörigkeit und kulturelle Vielfalt ausdrĂŒckt. Basierend auf dem Artikel von GCN stellen wir dir eine bunte Palette internationaler queerer Begriffe vor und ergĂ€nzen sie mit Slang-AusdrĂŒcken, die in der deutschen LGBTQ+ Szene gebrĂ€uchlich sind.

Internationale LGBTQ+ Begriffe im Überblick

Von identitĂ€tsstiftenden Bezeichnungen wie "Twink" bis hin zu Drag-Favoriten wie "Werk" – diese AusdrĂŒcke sind nicht nur unterhaltsam, sondern spiegeln auch die reiche Kulturgeschichte der Community wider.

IdentitÀtsbegriffe

  • Baby gay: Eine Person, die erst kĂŒrzlich ihr Coming-out hatte
  • Baby dyke: Eine Lesbe, die frisch geoutet ist
  • Bear: Ein krĂ€ftiger, muskulöser und behaarter schwuler Mann, meist ĂŒber 25
  • Butch: Person mit maskulinen Eigenschaften
  • Femme: Person mit femininen ZĂŒgen
  • Soft butch: Eine Lesbe, die ĂŒberwiegend maskulin auftritt, aber einige feminine ZĂŒge hat
  • Stone butch: Person mit sehr maskulinem Auftreten, die sich sexuell nicht berĂŒhren lĂ€sst
  • High femme: Eine sehr feminin auftretende Lesbe
  • Hey mamas: Durch TikTok bekannt gewordene maskuline Lesbe, vergleichbar mit dem mĂ€nnlichen "Fuckboy"
  • Beard: Heterosexuelle Person, die bewusst eine queere Person heiratet, um deren SexualitĂ€t zu verbergen

Community-Vokabular

  • Coming out of the closet: Die eigene SexualitĂ€t öffentlich machen
  • Cub: Ähnlich wie "Bear", jedoch jĂŒnger
  • Doll: Trans Frau, besonders eine, die als sehr schön gilt
  • Egg: Trans Person, die noch nicht erkannt hat, dass sie trans ist
  • Gaydar: Die FĂ€higkeit, schwule Menschen zu erkennen
  • Giraffe: Ein besonders großer schwuler Mann
  • Gold star: Homosexuelle Person, die nie mit jemandem des anderen Geschlechts geschlafen hat
  • Gym rat: Jemand, der hĂ€ufig ins Fitnessstudio geht
  • Lipstick lesbian: Sehr feminine Lesbe mit Vorliebe fĂŒr Mode
  • Chapstick lesbian: Person mit einer Mischung aus maskulinen und femininen Eigenschaften
  • Meerkat: Ein neuerer Begriff fĂŒr einen frechen und Ă€ngstlichen schwulen Mann
  • Otter: Ein schlanker und recht behaarter schwuler Mann
  • Wolf: Ein muskulöser, schlanker schwuler Mann
  • Pillow princess: Eine Lesbe, die beim Sex nur empfĂ€ngt und nicht gibt
  • Polar Bear: Ein Ă€lterer, ergrauender "Bear"
  • Trade: Ein maskuliner schwuler Mann, der heterosexuell wirkt und möglicherweise im Verborgenen lebt
  • Top: Die Person, die beim schwulen Geschlechtsverkehr penetriert
  • Bottom: Die Person, die beim schwulen Geschlechtsverkehr penetriert wird
  • Queen: Ein zurĂŒckerobertes Wort, das ursprĂŒnglich verwendet wurde, um einen femininen schwulen Mann zu beleidigen
  • Sapphic: Eine feminine Person, die Frauen liebt
  • Stud: Eine dominante oder butch Lesbe of Color
  • Twink: Ein junger und schlanker schwuler Mann
  • Twunk: Ein Twink, aber muskulöser
  • U-haul lesbian: Jemand, der sehr schnell mit dem Partner zusammenzieht

Drag-Slang

Die Drag-Kultur hat ihre eigene facettenreiche Sprache entwickelt. Drag selbst bezeichnet die Kunst, als anderes Geschlecht aufzutreten und dabei das Erscheinungsbild zu ĂŒbertreiben. Der Begriff entstand in der Theaterwelt, als MĂ€nner lange Kleider trugen, um Frauen darzustellen – der Saum des Kleides "dragged" (schleifte) dabei ĂŒber den Boden.

  • Drag queen: Person, die in Drag als Frau auftritt
  • Drag king: Person, die als Mann auftritt
  • Mother: Kann zwei Bedeutungen haben. Eine Drag-Mother ist eine Queen, die jemanden in die Drag-Welt einfĂŒhrt, aber eine "Mother" kann auch eine Frau sein, die sich um schwule MĂ€nner kĂŒmmert
  • Read: Wenn ein Drag-Performer jemanden gekonnt, meist humorvoll beleidigt
  • Werk: Den besten Look prĂ€sentieren
  • Realness: Eine bestimmte GeschlechtsidentitĂ€t ĂŒberzeugend darstellen
  • Yas: Ein begeistertes "Ja". Wie viele LGBTQ+ Slang-Begriffe stammt auch dieser aus der Ballroom-Szene der 1980er Jahre
  • Serving fish: "Fish" ist ein umstrittener Begriff, da er als sexistisch angesehen werden könnte. Er bedeutet, ĂŒberzeugend wie eine Frau auszusehen
  • Kiki: Tratschen oder eine Plauderstunde haben
  • Kaikai: Zwei Drag Queens, die Sex haben
  • Shade: Ähnlich wie "Reading", aber ernster
  • Slay: Das Beste geben oder die beste Performance abliefern
  • Gag: Ein intensiver Schock oder von etwas schockiert sein

Deutsche LGBTQ+ Slang-Begriffe

Auch in Deutschland hat die queere Community ihre eigene Sprache entwickelt, wenngleich nicht so umfassend wie beispielsweise das britische Polari. Hier einige Begriffe, die in der deutschen LGBTQ+ Szene verwendet werden:

  • Warmer Bruder: Eine Ă€ltere, manchmal abwertend gebrauchte Bezeichnung fĂŒr einen homosexuellen Mann, die jedoch teilweise von der Community zurĂŒckerobert wurde
  • Sahneschnittchen: Wird in der Community-Sprache als Bezeichnung fĂŒr eine attraktive Person verwendet
  • Pflaumensturz: Ein GemĂŒtszustand, der als Synonym fĂŒr einen Nervenzusammenbruch bei freudiger Erregung oder extremer Empörung verwendet wird
  • FLINTA*: Akronym fĂŒr Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, nicht-binĂ€re, Trans und Agender-Personen

Interessanterweise werden in der deutschen queeren Szene auch viele englische Begriffe verwendet. JĂŒngere Menschen nutzen oft AusdrĂŒcke wie "slayen" (jemanden beeindrucken), "served" (gut aussehen) oder "c*nty" (selbstbewusst, frech). Diese Begriffe finden teilweise auch außerhalb der LGBTQ+-Community Verwendung.

Die Bedeutung von LGBTQ+ Sprache

Der queere Slang wird zunehmend auch im Mainstream bekannt. Das VerstĂ€ndnis dieser sprachlichen Codes hilft nicht nur dabei, die Kultur der Community zu verstehen, sondern fördert auch Respekt und Inklusion. Die queere Sprache in Deutschland ist vielfĂ€ltig und entwickelt sich stĂ€ndig weiter – sie dient dazu, IdentitĂ€t auszudrĂŒcken und Gemeinschaft zu bilden.

Wer mehr ĂŒber LGBTQ+ Begriffe erfahren möchte, findet im Queer Lexikon eine umfassende Sammlung von ErklĂ€rungen und Definitionen. Besonders beim Einsatz von Slang-AusdrĂŒcken ist Kontext wichtig: Was innerhalb der Community als Selbstbezeichnung funktioniert, kann von außen unangebracht sein.

Die eigene Sprachgeschichte zeigt, wie kreativ queere Menschen waren und sind, um Ausdrucksmöglichkeiten zu finden – besonders in Zeiten, als offenes Sprechen ĂŒber sexuelle und geschlechtliche Vielfalt noch gefĂ€hrlich war. Heute dient diese Sprache als BrĂŒcke zwischen Geschichte und Gegenwart der LGBTQ+ Bewegung.


Reaktionen auf das britische Urteil zur Definition einer Frau und die Auswirkungen auf Deutschland

Das Urteil des britischen Supreme Court zur rechtlichen Definition einer Frau sorgt international fĂŒr Aufsehen und Besorgnis in der LGBTQ+ Community. Am 16. April 2025 entschied der Oberste Gerichtshof des Vereinigten Königreichs, dass der Begriff „Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz (Equality Act 2010) sich auf das biologische Geschlecht bezieht – mit weitreichenden Konsequenzen fĂŒr Transmenschen. In der ursprĂŒnglichen Berichterstattung von PinkNews wurden die unmittelbaren Reaktionen der britischen Community dokumentiert, wĂ€hrend sich nun auch in Deutschland Betroffene und VerbĂ€nde zu Wort melden.

Die Entscheidung und ihre Bedeutung

Der britische Supreme Court hat einstimmig entschieden, dass die Begriffe „Frau" und „Geschlecht" im Equality Act 2010 sich auf biologische Frauen und biologisches Geschlecht beziehen. Richter Lord Hodge stellte in der UrteilsverkĂŒndung klar: „Die einstimmige Entscheidung dieses Gerichts ist, dass die Begriffe Frau und Geschlecht im Equality Act 2010 sich auf eine biologische Frau und biologisches Geschlecht beziehen."

Die Entscheidung ist das Ergebnis einer Klage der Frauenrechtsorganisation „For Women Scotland" (FWS) gegen die schottische Regionalregierung. Diese wollte Transfrauen mit einem Gender Recognition Certificate (GRC) in allen Lebensbereichen als Frauen anerkennen, einschließlich des Zugangs zu FrauenhĂ€usern und bei Frauenquoten fĂŒr FĂŒhrungspositionen. Das Urteil hebt eine frĂŒhere Entscheidung eines schottischen Gerichts auf, die diese Anerkennung bestĂ€tigt hatte.

Gleichzeitig betonte das Gericht, dass Transmenschen weiterhin durch das Gleichstellungsgesetz vor Diskriminierung geschĂŒtzt sind. „Wir raten davon ab, dieses Urteil als Triumph einer oder mehrerer Gruppen in unserer Gesellschaft auf Kosten einer anderen zu betrachten", so Lord Hodge.

Reaktionen aus der britischen LGBTQ+ Community

Die Reaktionen auf das Urteil sind gespalten. Simon Blake, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der LGBTQ+ Organisation Stonewall UK, Ă€ußerte tiefe Besorgnis: „Stonewall teilt die große Sorge ĂŒber die weitreichenden Auswirkungen des heutigen Urteils des Supreme Court. Es wird fĂŒr die Trans-Community und alle, die sie unterstĂŒtzen, unglaublich beunruhigend sein."

Die britische Model und Trans-Aktivistin Munroe Bergdorf postete auf ihrem Instagram-Account mit den Worten: „Wir werden das gemeinsam durchstehen" und kĂŒndigte an, in den kommenden Tagen mit Rechtsexperten zu sprechen, um die Auswirkungen auf die Zukunft der Community im Vereinigten Königreich zu verstehen.

Die Organisation „Scottish Trans" rief dazu auf, nicht in Panik zu geraten und wies darauf hin, dass viele Kommentare die Auswirkungen der Entscheidung auf das Leben aller Transmenschen möglicherweise bewusst ĂŒbertreiben wĂŒrden.

Auf der anderen Seite feierten BefĂŒrworter des Urteils wie die Autorin J.K. Rowling die Entscheidung. Sie schrieb auf ihrem X-Account: „Es brauchte drei außergewöhnliche, hartnĂ€ckige schottische Frauen mit einer Armee hinter ihnen, um diesen Fall vor den Supreme Court zu bringen, und mit ihrem Sieg haben sie die Rechte von Frauen und MĂ€dchen im gesamten Vereinigten Königreich geschĂŒtzt."

Parallelen zur deutschen Situation und Reaktionen

In Deutschland wurde erst kĂŒrzlich, am 1. November 2024, das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) eingefĂŒhrt, das das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 ersetzt. Dieses Gesetz ermöglicht es trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binĂ€ren Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch Selbstauskunft beim Standesamt zu Ă€ndern, ohne dass ein Gerichtsverfahren oder eine medizinische Begutachtung erforderlich ist – ein deutlicher Kontrast zur aktuellen britischen Rechtssituation.

Deutsche LGBTQ+ Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) haben sich besorgt ĂŒber das britische Urteil geĂ€ußert und SolidaritĂ€t mit den Betroffenen in Großbritannien bekundet. „Das Urteil des Supreme Court ist ein beunruhigendes Signal, das die Selbstbestimmung und WĂŒrde von Transmenschen in Frage stellt", erklĂ€rte eine Sprecherin des LSVD auf Anfrage.

Auch das Bundesverband Trans* Ă€ußerte sich kritisch: „Wir sehen mit großer Sorge, wie in Großbritannien die Rechte von Transmenschen zunehmend eingeschrĂ€nkt werden. Umso wichtiger ist es, das deutsche Selbstbestimmungsgesetz zu verteidigen und weiter zu stĂ€rken."

Gleichzeitig gibt es in Deutschland Stimmen, die Ă€hnliche Bedenken Ă€ußern wie die britischen KlĂ€gerinnen. So hatte sich unter anderem die UN-Sonderberichterstatterin fĂŒr Gewalt gegen Frauen und MĂ€dchen, Reem Alsalem, kritisch zum deutschen Selbstbestimmungsgesetz geĂ€ußert und Bedenken hinsichtlich des Schutzes von Frauen und MĂ€dchen, insbesondere in FrauenhĂ€usern, Toiletten und UmkleiderĂ€umen, geĂ€ußert.

Mögliche Auswirkungen auf Deutschland

Obwohl das britische Urteil keine direkte rechtliche Wirkung in Deutschland hat, befĂŒrchten Aktivist*innen, dass es den Diskurs ĂŒber Transgender-Rechte in Deutschland beeinflussen könnte. „Wir mĂŒssen wachsam sein, damit die Errungenschaften des Selbstbestimmungsgesetzes nicht durch Ă€hnliche Klagen oder politische Initiativen in Frage gestellt werden", so Kalle HĂŒmpfner vom Bundesverband Trans* in einer Pressemitteilung.

Rechtsexpert*innen betonen jedoch die Unterschiede zwischen dem britischen und dem deutschen Rechtssystem. „Das deutsche Grundgesetz und die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts haben die Selbstbestimmung des Geschlechts wiederholt gestĂ€rkt", erklĂ€rt die RechtsanwĂ€ltin Maria Schmidt, die auf LGBTQ+ Rechte spezialisiert ist. „Eine Ă€hnliche EinschrĂ€nkung wie in Großbritannien wĂ€re in Deutschland rechtlich schwieriger durchzusetzen."

Dennoch könnten die Debatten, die durch das britische Urteil angestoßen wurden, auch in Deutschland zu verstĂ€rkten Diskussionen ĂŒber die Balance zwischen Transgender-Rechten und dem Schutz von FrauenrĂ€umen fĂŒhren.

Community-Zusammenhalt und internationale SolidaritÀt

Die deutschen LGBTQ+ Organisationen rufen zu SolidaritÀt mit den britischen Transmenschen auf. Geplant sind SolidaritÀtskundgebungen vor der britischen Botschaft in Berlin und anderen deutschen StÀdten.

Die Berichterstattung ĂŒber das Urteil und die Reaktionen darauf werden in den kommenden Wochen wahrscheinlich noch zunehmen, wĂ€hrend Rechtsexpert*innen die genauen Auswirkungen analysieren und die betroffenen Communities ihre Strategien zur Verteidigung ihrer Rechte entwickeln.

In Anlehnung an die Worte von Munroe Bergdorf scheint die Botschaft der Community klar: Gemeinsam werden wir auch diese Herausforderung ĂŒberstehen – sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland.


Polizei ermittelt wegen queerfeindlichem Wahlflugblatt: Kommunalpolitiker nennt LGBTQ+-Menschen "geisteskranke Fanatiker"

Eine schockierende Wahlkampfpublikation in Großbritannien sorgt fĂŒr Entsetzen und erinnert daran, dass queerfeindliche Hassrede auch im politischen Kontext ein wachsendes Problem darstellt. Wie PinkNews berichtet, hat die Polizei in der englischen Grafschaft Oxfordshire Ermittlungen gegen einen Kommunalpolitiker aufgenommen, der in seinem Wahlflugblatt LGBTQ+-Menschen als "geisteskranke Fanatiker" bezeichnet hat.

Hetze im Namen der "christlichen Werte"

Der unabhĂ€ngige Kandidat David Roy Cox, der fĂŒr den Wahlkreis Burford und Carterton West bei den Kommunalwahlen am 1. Mai kandidiert, verteilte ein Flugblatt, in dem er sich fĂŒr "christliche Lehren, Werte und Traditionen" ausspricht. In seinem Pamphlet fordert Cox ein Ende des "schwĂ€chlichen, feigen Woke-Unsinns" und erklĂ€rt, es sei "unerlĂ€sslich, Kinder und ihre unbefleckten Köpfe vor der bösen Indoktrination der geisteskranken LBTQ-Fanatiker und ihrer Pride-Flaggen zu schĂŒtzen".

DarĂŒber hinaus enthĂ€lt das Flugblatt rassistische und ableistische Äußerungen, in denen Cox beklagt, dass "viele Teile unseres Landes heute nicht wiederzuerkennen sind und eher wie die r*******-verseuchten Einöden des Nahen Ostens oder verarmte nordafrikanische Slums aussehen, wo Englisch als Zweitsprache gesprochen wird".

Anwohnerin erstattet Anzeige

Eine Anwohnerin namens Nikita Haddington-Milner, die das Flugblatt in ihrem Briefkasten fand, erstattete Anzeige bei der Polizei von Thames Valley, dem West Oxfordshire District Council und der Wahlkommission. Besonders empörend: Das Flugblatt wurde trotz einer am Haus angebrachten Pride-Flagge durch ihre TĂŒr geschoben.

"Ich fĂŒhle mich verletzt, dass sie dies wissentlich durch die TĂŒr gesteckt haben. Das sagt alles", erklĂ€rte Haddington-Milner gegenĂŒber lokalen Medien. "Ich bin bestĂŒrzt darĂŒber, dass diese veralteten Ansichten bis heute bestehen, obwohl es Gesetze gibt, die davor schĂŒtzen sollten. Jeder hat ein Recht auf seine religiösen Überzeugungen, aber dies ist das absichtliche SchĂŒren von Hass."

Sie betonte: "Das ist in meinen Augen das SchĂŒren von Hass gegen mehrere schutzbedĂŒrftige Gemeinschaften, das Verbreiten von Informationen von TĂŒr zu TĂŒr, im Wissen, dass es Unruhe und Hass verursacht. Es geht nicht um freie MeinungsĂ€ußerung, das ist Gift, keine Politik. Das ist gefĂ€hrliche Rhetorik."

Polizei ermittelt wegen möglicher HasskriminalitÀt

Ein Sprecher der Thames Valley Police bestĂ€tigte, dass eine Beschwerde eingegangen sei und die Beamten derzeit prĂŒfen, ob Cox' Flugblatt eine HasskriminalitĂ€t darstellt. Der Politiker selbst zeigte keine Reue und erklĂ€rte gegenĂŒber der BBC, er stehe zu allem, was in seinem Flugblatt gedruckt wurde. Er fĂŒgte hinzu, dass es "ihr Problem" und nicht seines sei, wenn Haddington-Milner durch den Inhalt beleidigt wurde.

Deutschland: Ähnliche Probleme im Kontext politischer Kampagnen

Auch in Deutschland ist queerfeindliche Hassrede im politischen Kontext ein zunehmendes Problem. Eine Studie des LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) zeigt, dass HasskriminalitÀt gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland oft unzureichend erfasst und verfolgt wird. Der Paragraf zur Volksverhetzung (§ 130 StGB) erwÀhnt beispielsweise homophobe und transphobe Motive nicht explizit.

Die Amadeu Antonio Stiftung betont, dass rechtsextreme und religiös-fundamentalistische Gruppen zunehmend Hass gegen queere Menschen schĂŒren, indem sie LGBTQ+-Personen als Gefahr fĂŒr Kinder darstellen und Desinformationen ĂŒber eine angebliche "Gender-Ideologie" verbreiten – rhetorische Strategien, die dem Vorgehen von David Roy Cox auffallend Ă€hneln.

EuropÀische Dimension des Problems

Laut einem Bericht von ILGA-Europe nehmen anti-LGBTQ+-Rhetorik und Hassreden in ganz Europa zu, insbesondere im Kontext von Wahlen. In mehreren europÀischen LÀndern nutzen Politiker zunehmend queerfeindliche Rhetorik, um Grundrechte einzuschrÀnken und WÀhlerstimmen zu gewinnen.

Besonders besorgniserregend: Hassreden können zu einer Eskalation von Gewalt fĂŒhren und das gesellschaftliche Klima vergiften. Sie wirken sich nachweislich negativ auf die psychische Gesundheit von LGBTQ+-Personen aus und fördern soziale Ausgrenzung.

Was können wir tun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, gegen queerfeindliche Hassreden vorzugehen:

  • Hassreden können bei den Betreibern sozialer Netzwerke, bei speziellen Meldestellen wie Hass im Netz und bei der Polizei gemeldet werden.
  • Gegenrede ist wichtig: Positionieren Sie sich gegen Hassreden und unterstĂŒtzen Sie Betroffene.
  • Informieren Sie sich ĂŒber Ihre Rechte: In Deutschland verpflichtet das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) die Betreiber sozialer Plattformen, illegale Inhalte innerhalb kurzer Zeit zu löschen.
  • UnterstĂŒtzen Sie Organisationen, die sich fĂŒr die Rechte von LGBTQ+-Menschen einsetzen, wie den LSVD oder Queer Amnesty.

Der Fall aus Oxfordshire zeigt, dass der Kampf gegen queerfeindliche Hassrede auch im Jahr 2025 noch lange nicht gewonnen ist – weder in Großbritannien noch in Deutschland. Es bleibt eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, entschieden gegen solche hetzerischen Äußerungen vorzugehen, um LGBTQ+-Personen zu schĂŒtzen und eine offene, demokratische Gesellschaft zu bewahren.


UK-Urteil verlangt mĂ€nnliche Durchsuchungen fĂŒr Transfrauen - Deutschland geht anderen Weg mit Selbstbestimmungsgesetz

Nach einem Grundsatzurteil des obersten Gerichtshofs in Großbritannien mĂŒssen Transfrauen, die von der British Transport Police in Gewahrsam genommen werden, nun von mĂ€nnlichen Beamten durchsucht werden. Die Entscheidung steht im deutlichen Kontrast zur deutschen Gesetzgebung, die mit dem erst kĂŒrzlich in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz einen progressiveren Weg eingeschlagen hat. Die ursprĂŒngliche Meldung ĂŒber die Situation in Großbritannien wurde von PinkNews veröffentlicht.

Das britische Urteil und seine Auswirkungen

Am 16. April entschied der Oberste Gerichtshof des Vereinigten Königreichs in einem wegweisenden Verfahren, das von der genderkritischen Gruppe "For Women Scotland" gegen die schottische Regierung eingereicht wurde, dass die rechtliche Definition einer Frau Transfrauen ausschließt. Das Gericht stellte fest, dass das geschĂŒtzte Merkmal "Geschlecht" nach dem britischen Gleichstellungsgesetz von 2010 sich auf das biologische Geschlecht bezieht.

Als direkte Folge dieses Urteils hat die British Transport Police – die Polizei, die fĂŒr das Eisenbahnnetz in England, Wales und Schottland zustĂ€ndig ist – eine "Übergangsregelung" eingefĂŒhrt. Ein Sprecher erklĂ€rte gegenĂŒber Sky News: "Nach unserer bisherigen Richtlinie konnten Personen mit einer Geschlechtsanerkennungsurkunde (GRC) entsprechend ihrem angenommenen Geschlecht durchsucht werden. Als Übergangsmaßnahme, wĂ€hrend wir das heutige Urteil prĂŒfen, haben wir jedoch unsere Beamten angewiesen, dass alle gleichgeschlechtlichen Durchsuchungen im Gewahrsam entsprechend dem biologischen Geburtsgeschlecht des Inhaftierten durchgefĂŒhrt werden mĂŒssen."

Dies bedeutet, dass Transfrauen, die von der Polizei festgehalten werden, nun von mĂ€nnlichen Beamten durchsucht werden, wĂ€hrend Polizeibeamtinnen, die trans sind, keine Frauen mehr im Gewahrsam durchsuchen dĂŒrfen.

Deutschland schlÀgt anderen Weg ein

Im Gegensatz zum restriktiven Ansatz in Großbritannien hat Deutschland mit dem am 1. November 2024 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) einen deutlich progressiveren Weg eingeschlagen. Das SBGG ersetzt das frĂŒhere Transsexuellengesetz (TSG) und ermöglicht es trans*, intergeschlechtlichen und nicht-binĂ€ren Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache ErklĂ€rung beim Standesamt zu Ă€ndern – ohne die zuvor erforderlichen gerichtlichen Entscheidungen oder psychiatrischen Gutachten.

Die Polizei Berlin hat ihre Richtlinien entsprechend angepasst und "QualitĂ€tsstandards zur Durchsuchung, Beschlagnahme und Sicherstellung bei trans- und intergeschlechtlichen Personen" entwickelt. Diese Standards geben trans- und intergeschlechtlichen Personen das Recht, bei bedrohtem SchamgefĂŒhl von einer Person gleichen Geschlechts durchsucht zu werden, wobei das primĂ€re Geschlechtsorgan nicht mehr das alleinige Kriterium ist. Dies steht in starkem Kontrast zu der nun in Großbritannien geltenden Praxis.

Gesellschaftliche und rechtliche Konsequenzen

Das britische Urteil könnte weitreichende Folgen haben, die weit ĂŒber Polizeidurchsuchungen hinausgehen. Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) hat bereits angekĂŒndigt, dass sie den Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) "verfolgen" werde, wenn dieser seine Richtlinien zu geschlechtergetrennten RĂ€umen nicht entsprechend dem Urteil des Obersten Gerichtshofs Ă€ndere.

Derzeit erlaubt der NHS die Behandlung von Transpersonen entsprechend ihrem Geschlecht. Beispielsweise werden Transfrauen als Patientinnen auf der Frauenstation untergebracht, und transgender Mitarbeiterinnen können UmkleiderĂ€ume fĂŒr Frauen nutzen. Die EHRC-Vorsitzende Baroness Kishwer Falkner wurde von der BBC mit den Worten zitiert: "Wir sprechen seit ungewöhnlich langer Zeit mit dem Gesundheitsdienst, wir werden sie nun fragen, wann sie ihre Beratung aktualisieren werden."

In Deutschland hingegen deutet nichts auf eine Ă€hnliche Entwicklung hin. Im Gegenteil: Mit dem Selbstbestimmungsgesetz hat die deutsche Bundesregierung ein klares Zeichen fĂŒr die StĂ€rkung der Rechte von Transpersonen gesetzt. Die deutsche Bundesregierung betont, dass das Gesetz das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung stĂ€rkt und administrative HĂŒrden abbaut.

Bedeutung fĂŒr die LGBTQ+-Community

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland ist die Entwicklung in Großbritannien ein besorgniserregendes Signal. WĂ€hrend Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Schritt in Richtung mehr Akzeptanz und Anerkennung von GeschlechtsidentitĂ€ten gemacht hat, scheint Großbritannien einen RĂŒckschritt zu machen, der Transfrauen von geschĂŒtzten RĂ€umen und Dienstleistungen ausschließt.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) weist darauf hin, dass trans* Personen aus Angst vor queerfeindlichen Reaktionen ohnehin seltener VorfĂ€lle bei der Polizei melden. Die BefĂŒrchtung ist, dass ein Urteil wie in Großbritannien, sollte es in Ă€hnlicher Form in Deutschland gefĂ€llt werden, diese Situation noch verschlimmern könnte.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass das britische Gericht trotz seiner einschrĂ€nkenden Definition von "Frauen" betont hat, dass Transpersonen weiterhin vor Diskriminierung aufgrund von Geschlechtsumwandlung geschĂŒtzt sind. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die praktische Umsetzung dieses Urteils auf das tĂ€gliche Leben von Transpersonen in Großbritannien auswirken wird.

Fazit: Unterschiedliche Wege in Europa

Die gegensĂ€tzlichen Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien zeigen, dass in Europa unterschiedliche Wege im Umgang mit Transrechten beschritten werden. WĂ€hrend das deutsche Selbstbestimmungsgesetz auf Selbstbestimmung und WĂŒrde setzt, schlĂ€gt das britische Urteil eine biologisch definierte Richtung ein, die von Kritikern als RĂŒckschritt betrachtet wird.

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland ist es wichtig, die internationalen Entwicklungen im Auge zu behalten und gleichzeitig die Errungenschaften des Selbstbestimmungsgesetzes zu wĂŒrdigen und zu schĂŒtzen. Die unterschiedlichen Rechtslagen in europĂ€ischen NachbarlĂ€ndern verdeutlichen, dass der Kampf fĂŒr Transrechte noch lange nicht abgeschlossen ist und weiterhin Engagement und Wachsamkeit erfordert.


Meilenstein fĂŒr LGBTQ+-Rechte: US-Gericht erklĂ€rt Trumps queerfeindliche Passregeln fĂŒr verfassungswidrig

Ein US-Bezirksgericht in Boston hat die von Donald Trump eingefĂŒhrten Passvorschriften, die trans und nichtbinĂ€re Menschen diskriminieren, als verfassungswidrig eingestuft. Wie queer.de berichtet, erließ Richterin Julia Kobick eine einstweilige VerfĂŒgung, die die Anwendung der diskriminierenden Regeln fĂŒr sechs KlĂ€ger*innen stoppt. Diese Entscheidung könnte wegweisend fĂŒr den Schutz von LGBTQ+-Rechten in den USA sein – und steht in starkem Kontrast zur progressiven Entwicklung in Deutschland.

Gericht: Trumps Erlass basiert auf "irrationalen Vorurteilen"

In ihrer UrteilsbegrĂŒndung stellte die von Joe Biden ernannte Richterin Kobick klar: "Der Erlass und die entsprechenden Passmaßnahmen basieren auf irrationalen Vorurteilen gegenĂŒber trans Amerikanern und verletzen daher die verfassungsmĂ€ĂŸige Verpflichtung unserer Nation zum gleichen Schutz fĂŒr alle Amerikaner." Das Gericht ordnete an, dass die sechs KlĂ€ger*innen PĂ€sse mit der Geschlechtsangabe erhalten, die mit ihrer GeschlechtsidentitĂ€t ĂŒbereinstimmt.

Die umstrittene Politik der Trump-Regierung hatte im Januar per Dekret festgelegt, dass die US-Regierung kĂŒnftig nur noch die Kategorien "mĂ€nnlich" und "weiblich" anerkennen will und dass dabei das "Geschlecht zur Geburt" maßgeblich sein soll. Damit wurde die 2022 unter Biden eingefĂŒhrte Möglichkeit, ein "X" als neutrale Geschlechtsangabe in US-ReisepĂ€ssen einzutragen, abgeschafft.

Rechtliche Anerkennung von trans Personen auf Bundesebene ausgehebelt

Die American Civil Liberties Union (ACLU), die die KlĂ€ger*innen vertrat, argumentierte, dass die neuen Regeln trans, nichtbinĂ€ren und intergeschlechtlichen Amerikaner*innen faktisch das Recht auf einen korrekten Pass verweigert. Ein besonders prominentes Beispiel fĂŒr die Auswirkungen ist die trans Schauspielerin Hunter Schafer, der ein Reisepass mit mĂ€nnlichem "M"-Marker ausgestellt wurde – was zu erheblichen Problemen bei Auslandsreisen fĂŒhren kann.

Trotz des Erfolgs fĂŒr die sechs KlĂ€ger*innen lehnte Richterin Kobick den Antrag auf eine landesweite Blockierung der Politik ab. Das bedeutet, dass die diskriminierenden Passregeln fĂŒr alle anderen trans und nichtbinĂ€ren US-BĂŒrger*innen weiterhin gelten können, bis weitere Klagen erfolgreich sind oder die Politik auf Bundesebene geĂ€ndert wird.

Deutsche Gesetzgebung als positiver Kontrast

Die Entwicklung in den USA steht in deutlichem Kontrast zur Situation in Deutschland, wo seit dem 1. November 2024 das neue Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) in Kraft ist. Dieses Gesetz erleichtert es trans, intergeschlechtlichen und nichtbinĂ€ren Menschen erheblich, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen zu Ă€ndern – ohne die komplexen Gerichtsverfahren und Gutachten, die frĂŒher erforderlich waren.

In Deutschland gibt es seit 2018 die Möglichkeit, im Personenstandsregister neben "mĂ€nnlich" und "weiblich" auch "divers" oder "ohne Angabe" zu wĂ€hlen. Diese dritte Option wurde nach einer wegweisenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eingefĂŒhrt, das feststellte, dass das Persönlichkeitsrecht auch die geschlechtliche IdentitĂ€t derjenigen schĂŒtzt, die sich dauerhaft weder dem mĂ€nnlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen.

Bei deutschen ReisepĂ€ssen wird nach einer Änderung des Geschlechtseintrags ein "X" eingetragen, wenn die Person nicht als mĂ€nnlich oder weiblich gemeldet ist. FĂŒr Reisende in LĂ€nder, die den Eintrag "X" nicht akzeptieren, besteht die Möglichkeit, einen zweiten Reisepass mit dem alten binĂ€ren Geschlechtseintrag zu beantragen – allerdings nur mit einer Ă€rztlichen Bescheinigung ĂŒber eine "Variante der Geschlechtsentwicklung".

Internationale Implikationen fĂŒr Reisende

FĂŒr deutsche LGBTQ+-Reisende in die USA bedeuten die neuen US-Regelungen potenzielle Komplikationen. Laut den aktualisierten Reisehinweisen des deutschen AuswĂ€rtigen Amtes zu US-Visa mĂŒssen bei Abweichungen des Geschlechtseintrags von jenem aus dem Reisepass "zusĂ€tzlich die Geburtsurkunde mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlechtseintrag bzw. ein beglaubigter Ausdruck aus dem Geburtenregister mitgefĂŒhrt werden".

Die Entscheidung des US-Gerichts ist zwar ein wichtiger Schritt, aber der Kontrast zur deutschen Gesetzgebung zeigt, wie unterschiedlich die Entwicklung der LGBTQ+-Rechte in verschiedenen demokratischen LÀndern verlaufen kann. WÀhrend Deutschland durch das Selbstbestimmungsgesetz einen bedeutenden Fortschritt erzielt hat, kÀmpfen trans und nichtbinÀre Menschen in den USA weiterhin um grundlegende Anerkennung ihrer IdentitÀt in offiziellen Dokumenten.

LGBTQ+-Organisationen in den USA hoffen nun, dass die Entscheidung des Bostoner Gerichts ein erster Schritt ist, um die diskriminierenden Passregelungen landesweit zu kippen und die Rechte von trans und nichtbinĂ€ren US-BĂŒrger*innen zu schĂŒtzen.


"Ein Kampf um Sichtbarkeit: Warum queere Rechte im Koalitionsvertrag nur eine Randnotiz sind"

Die Rechte queerer Menschen spielen im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD so gut wie keine Rolle. FĂŒr die wenigen unkonkreten AbsĂ€tze, die es letztlich in das Regierungsprogramm geschafft haben, habe die SPD hart kĂ€mpfen mĂŒssen, wie die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" andeutete. Auf den 144 Seiten des neuen Koalitionsvertrags findet das Wort "queer" gerade einmal zweimal ErwĂ€hnung – ein Umstand, der viel ĂŒber die aktuellen gesellschaftspolitischen PrioritĂ€ten aussagt.

Harte Verhandlungen um wenige Worte

"Es war ein Kampf, dass es wenigstens zweimal da steht", erklĂ€rte Esken im Interview. FĂŒr viele Konservative sei "queer" eines von zahlreichen "woken" Trigger-Wörtern, die sie hart bekĂ€mpfen wĂŒrden. Die SPD-Chefin sieht darin Anzeichen eines Kulturkampfes: "Wir befinden uns mitten in einem Kulturkampf, der uns in voraufklĂ€rerische Zeiten zurĂŒckfĂŒhren will – in den USA sehen wir das Vorbild dazu."

TatsĂ€chlich enthĂ€lt der Koalitionsvertrag mit dem Titel "Verantwortung fĂŒr Deutschland" nur einen kurzen Absatz zum Thema "Geschlechtliche Vielfalt". Darin wird betont, dass queeres Leben vor Diskriminierung geschĂŒtzt werden muss und alle Menschen, unabhĂ€ngig von ihrer sexuellen Orientierung, gleichberechtigt, diskriminierungs- und gewaltfrei leben können mĂŒssen. Welche konkreten Maßnahmen dafĂŒr ergriffen werden sollen, bleibt jedoch weitgehend unklar, wie Echte Vielfalt kritisch anmerkt.

RĂŒckschritte statt Fortschritte?

Besonders alarmierend fĂŒr viele Vertreter*innen der LGBTQ+-Community ist die Tatsache, dass der unter der Ampel-Koalition erarbeitete Aktionsplan "Queer leben" im neuen Koalitionsvertrag mit keinem Wort erwĂ€hnt wird. Auch scheint es keinen Queerbeauftragten wie in der vorherigen Legislaturperiode mehr zu geben. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) kritisiert, dass angesichts der steigenden Zahl von Angriffen auf LSBTIQ*-Personen das Amt des Beauftragten der Bundesregierung fĂŒr die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt erhalten bleiben und der Aktionsplan fortgefĂŒhrt werden mĂŒsse.

Besondere Aufmerksamkeit erfĂ€hrt die AnkĂŒndigung, das erst kĂŒrzlich eingefĂŒhrte Selbstbestimmungsgesetz bis Juli 2026 evaluieren zu wollen. CDU und CSU forderten im Wahlkampf offen dessen Abschaffung, was sie mit dem Schutz von Kindern und Jugendlichen begrĂŒndeten. FĂŒr viele queere Aktivist*innen ist diese geplante Evaluierung ein besorgniserregendes Signal, wie die Initiative Queer Nations betont.

Rechtspopulistische Gefahr und gesellschaftliche RĂŒckschritte

Im Interview mit der Frankfurter Rundschau zeigte sich Esken auch geschockt ĂŒber die Forderung des CDU-Politikers Jens Spahn, die AfD so zu behandeln wie jede andere Oppositionspartei im Bundestag. "Das finde ich brandgefĂ€hrlich und es erschreckt mich, wieviel Zuspruch er dafĂŒr auch aus den eigenen Reihen bekommt", erklĂ€rte die SPD-Vorsitzende. FĂŒr sie steht fest: "Die AfD ist eine rechtsradikale Partei und hat nichts im Bundestag verloren."

Auch in der Wissenschaft tobe derzeit ein Kampf, warnte Esken weiter. "Forschungspartner werden gerade aus den USA befragt, ob sie DiversitĂ€tsstrategien verfolgen, denn das wĂŒrde die Partnerschaft beenden. Das ist eine bittere und brandgefĂ€hrliche RealitĂ€t in unserem Land." Die Wissenschaft, aber auch die Zivilgesellschaft seien "hoch alarmiert, letztere nach dieser kleinen Anfrage der CDU an die Bundesregierung oder dem Versuch, das Informationsfreiheitsgesetz abzuschaffen."

SPD sieht sich als Bollwerk fĂŒr gesellschaftliche Vielfalt

Neben queeren Themen habe die CDU laut Esken auch das Thema Gleichstellung von Frauen "gern weggelassen". In den Koalitionsverhandlungen habe die SPD-Vorsitzende "deutlich gemacht, dass die Errungenschaften einer offenen und vielfÀltigen Gesellschaft von uns nicht zur Disposition gestellt werden, sondern dass wir im Gegenteil weiter voranschreiten wollen mit der gesellschaftlichen Modernisierung".

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland deuten diese Entwicklungen auf herausfordernde Zeiten hin. WĂ€hrend in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern wie Spanien, Portugal und skandinavischen LĂ€ndern progressive Entwicklungen im Bereich queerer Rechte zu beobachten sind, scheint Deutschland nun einen konservativeren Kurs einzuschlagen.

Ob die SPD als kleinerer Koalitionspartner tatsĂ€chlich die von Esken versprochene "Standhaftigkeit" zeigen kann, wenn es um den Schutz und die Weiterentwicklung queerer Rechte geht, wird sich in den kommenden Jahren erweisen mĂŒssen. FĂŒr die LGBTQ+-Community bedeutet dies vor allem eines: erhöhte Wachsamkeit und verstĂ€rktes zivilgesellschaftliches Engagement werden notwendiger denn je sein.


Britisches Höchstgericht: Trans Frauen rechtlich keine Frauen - Der Gegensatz zum neuen deutschen Selbstbestimmungsgesetz

Der Oberste Gerichtshof Großbritanniens hat entschieden, dass die rechtliche Definition einer Frau Trans-Frauen ausschließt – ein Urteil, das in direktem Kontrast zur fortschrittlichen Entwicklung in Deutschland steht, wo kĂŒrzlich das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet wurde. Die vollstĂ€ndige Originalberichterstattung findet sich auf PinkNews.

Das Urteil und seine Implikationen

Am 16. April 2024 verkĂŒndete der britische Supreme Court einstimmig, dass die Begriffe "Frau" und "Geschlecht" im britischen Gleichstellungsgesetz (Equality Act 2010) sich ausschließlich auf biologische Frauen und biologisches Geschlecht beziehen. Richter Lord Hodge betonte bei der UrteilsverkĂŒndung: "Die einstimmige Entscheidung dieses Gerichts ist, dass die Begriffe 'Frau' und 'Geschlecht' im Equality Act 2010 sich auf eine biologische Frau und biologisches Geschlecht beziehen."

Gleichzeitig versuchte das Gericht zu betonen, dass das Urteil nicht als "Triumph einer Gruppe auf Kosten einer anderen" verstanden werden sollte. Trans-Personen genießen weiterhin Schutz vor Diskriminierung aufgrund der gesetzlich geschĂŒtzten Eigenschaft der "Geschlechtsangleichung" (gender reassignment).

Die Entscheidung wird weitreichende Auswirkungen fĂŒr die Trans- und nicht-binĂ€re Community in Großbritannien haben, insbesondere was den Zugang zu gleichgeschlechtlichen RĂ€umen und Dienstleistungen betrifft. Der Fall wurde von der "gender-kritischen" Gruppe For Women Scotland (FWS) gegen die schottische Regierung eingebracht und stellt eine direkte Herausforderung eines frĂŒheren Urteils dar, das feststellte, dass Geschlecht nicht auf Biologie beschrĂ€nkt ist.

Deutschland geht den entgegengesetzten Weg

WĂ€hrend Großbritannien mit diesem Urteil einen restriktiveren Weg einschlĂ€gt, hat Deutschland gerade einen historischen Schritt in die entgegengesetzte Richtung gemacht. Am 12. April 2024 – nur wenige Tage vor dem britischen Urteil – verabschiedete der Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz, das im November 2024 in Kraft treten wird.

Dieses progressive Gesetz erlaubt es Menschen ab 14 Jahren, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache ErklĂ€rung beim Standesamt zu Ă€ndern – ohne die bisher erforderlichen medizinischen Gutachten oder gerichtlichen Verfahren. Es ersetzt das als diskriminierend geltende Transsexuellengesetz von 1980, das unter anderem psychologische Gutachten und gerichtliche Verfahren vorsah.

Lisa Paus, Bundesministerin fĂŒr Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bezeichnete das neue Gesetz als "lĂ€ngst ĂŒberfĂ€llig" und betonte: "Wir schĂŒtzen die Selbstbestimmung aller Menschen und sorgen dafĂŒr, dass trans-, intergeschlechtliche und nicht-binĂ€re Menschen endlich mit WĂŒrde und Respekt behandelt werden."

Zwei unterschiedliche AnsÀtze in Europa

Der Kontrast zwischen dem britischen Urteil und dem deutschen Selbstbestimmungsgesetz verdeutlicht die unterschiedlichen AnsÀtze innerhalb Europas zum Thema Transgender-Rechte. WÀhrend das Vereinigte Königreich eine biologische Definition des Geschlechts bekrÀftigt, setzt Deutschland auf die Selbstbestimmung der GeschlechtsidentitÀt.

In Deutschland wurde die LGBTQ+-Community durch das neue Gesetz gestĂ€rkt. Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) begrĂŒĂŸte das Gesetz als "wichtigen Meilenstein fĂŒr die Gleichstellung". Queer.de bezeichnete das Gesetz als "historischen Schritt fĂŒr die trans Community".

In Großbritannien hingegen befĂŒrchten Transgender-Aktivisten, dass das Urteil des Supreme Court zu einer Verschlechterung der Lage fĂŒr Trans-Personen fĂŒhren könnte. Organisationen wie Stonewall UK und Mermaids haben ihre EnttĂ€uschung ĂŒber die Entscheidung zum Ausdruck gebracht und sehen darin einen RĂŒckschritt fĂŒr die Rechte von Trans-Personen.

Bedeutung fĂŒr die Community

Die Auswirkungen des britischen Urteils auf den Alltag von Trans-Personen werden sich erst mit der Zeit vollstĂ€ndig zeigen. Rechtlich bleiben Trans-Personen in Großbritannien weiterhin durch den Equality Act vor Diskriminierung geschĂŒtzt, jedoch nun explizit aufgrund der "Geschlechtsangleichung" und nicht als Frauen bzw. MĂ€nner.

Im Gegensatz dazu werden Trans-Personen in Deutschland durch das Selbstbestimmungsgesetz in ihrer selbstgewÀhlten GeschlechtsidentitÀt rechtlich anerkannt. Dies betrifft nicht nur offizielle Dokumente, sondern auch den Zugang zu geschlechtsspezifischen RÀumen und Dienstleistungen.

Julia Monro von der Deutschen Gesellschaft fĂŒr TransidentitĂ€t und IntersexualitĂ€t (dgti) erklĂ€rte gegenĂŒber Deutschlandfunk Nova: "Das neue Gesetz ist ein wichtiger Schritt zur Entpathologisierung von trans Personen. Es erkennt an, dass die GeschlechtsidentitĂ€t eine zutiefst persönliche Angelegenheit ist und nicht von außen bestimmt werden sollte."

Ausblick

Die unterschiedlichen Entwicklungen in Großbritannien und Deutschland spiegeln eine breitere europĂ€ische Debatte ĂŒber Transgender-Rechte wider. WĂ€hrend einige LĂ€nder, wie Deutschland, Spanien und Belgien, die Selbstbestimmung in den Vordergrund stellen, verfolgen andere, wie Großbritannien und zunehmend auch Teile Osteuropas, einen restriktiveren Ansatz.

FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community ist das neue Selbstbestimmungsgesetz ein Grund zum Feiern, wĂ€hrend sich Trans-Personen in Großbritannien mit einem rechtlichen RĂŒckschlag auseinandersetzen mĂŒssen. Aktivisten auf beiden Seiten des Ärmelkanals werden die Auswirkungen dieser rechtlichen Entwicklungen genau beobachten und ihre Strategien entsprechend anpassen.

In Deutschland tritt das Selbstbestimmungsgesetz im November 2024 in Kraft, wobei noch einige Details zur Umsetzung geklĂ€rt werden mĂŒssen. In Großbritannien werden Trans-Organisationen nun Wege suchen, um sicherzustellen, dass die Rechte und der Schutz von Trans-Personen trotz des Urteils gewahrt bleiben.


Erfahrungsberichte zum Selbstbestimmungsgesetz: DGTI sucht Stimmen aus der Community

Die Deutsche Gesellschaft fĂŒr TransidentitĂ€t und IntersexualitĂ€t e.V. (dgti) hat einen Aufruf gestartet, um Erfahrungsberichte zum neuen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) zu sammeln. Seit dem 1. November 2024 ist das SBGG in Kraft und hat das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) von 1980 abgelöst. Die gesammelten Berichte sollen auf der Webseite sbgg.info veröffentlicht und fĂŒr die zukĂŒnftige Pressearbeit genutzt werden.

Worum geht es beim Selbstbestimmungsgesetz?

Das Selbstbestimmungsgesetz ermöglicht es transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nichtbinĂ€ren Menschen in Deutschland, ihren Vornamen und Geschlechtseintrag ohne die bisher notwendigen psychologischen Gutachten und gerichtlichen Verfahren zu Ă€ndern. Die Änderung erfolgt nun durch eine ErklĂ€rung beim Standesamt, wobei eine dreimonatige Anmeldefrist vor der eigentlichen ErklĂ€rung besteht. Nach einer Änderung gilt fĂŒr eine erneute Änderung eine Sperrfrist von einem Jahr.

"Das Gesetz stellt einen historischen Schritt hin zu mehr Akzeptanz von geschlechtlicher Vielfalt dar", betont der Deutsche Frauenrat und das Institut fĂŒr Menschenrechte in gemeinsamen Stellungnahmen.

Welche Erfahrungen werden gesucht?

Die dgti bittet besonders Personen, die das Selbstbestimmungsgesetz bereits genutzt haben, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Dabei sind insbesondere folgende Aspekte von Interesse:

  • Positive Erfahrungen bei der Umsetzung des Gesetzes
  • Aufgetretene HĂŒrden und Schwierigkeiten
  • Erhaltene UnterstĂŒtzung wĂ€hrend des Prozesses
  • Erfahrungen von Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit
  • Berichte von Menschen mit Behinderungen
  • Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen bzw. deren Bezugspersonen

"Wir möchten ein möglichst breites Spektrum an Stimmen einfangen, um die tatsÀchlichen Auswirkungen des neuen Gesetzes im Alltag dokumentieren zu können", erklÀrt die dgti in ihrem Aufruf.

Die Kontroverse um das Selbstbestimmungsgesetz

Trotz der vielen positiven Aspekte gibt es auch kritische Stimmen zum Selbstbestimmungsgesetz. Ein Hauptkritikpunkt ist die fehlende vollstĂ€ndige Selbstbestimmung fĂŒr Kinder und Jugendliche, die fĂŒr eine Änderung des Geschlechtseintrags die Einwilligung beider Elternteile benötigen. Ohne diese Einwilligung entscheidet das Familiengericht, was im schlimmsten Fall zu belastenden Begutachtungsverfahren fĂŒhren kann, wie die SIEGESSÄULE berichtet.

Weitere Kritikpunkte betreffen die automatische Weiterleitung von Meldedaten an staatliche Stellen sowie Bedenken, dass der Gesetzestext in Teilen transfeindliche Narrative bedienen könnte.

Positive Aspekte des neuen Gesetzes

Zu den positiven Neuerungen des SBGG gehören:

  • Die Möglichkeit fĂŒr Ehegatten, alte Namen aus der Eheurkunde streichen zu lassen, um Zwangsoutings zu vermeiden
  • Ein Offenbarungsverbot fĂŒr inter* Personen, das Zwangsoutings als Ordnungswidrigkeit ahndet
  • Die Möglichkeit fĂŒr trans MĂ€nner, unter bestimmten Voraussetzungen als „Vater" eingetragen zu werden
  • Die Abschaffung aufwĂ€ndiger und oft als entwĂŒrdigend empfundener Gerichtsverfahren

Wichtig zu betonen: Das Selbstbestimmungsgesetz regelt ausschließlich die rechtlichen Aspekte der GeschlechtsĂ€nderung und ermöglicht keine medizinischen Leistungen. Diese mĂŒssen weiterhin separat mit Krankenkassen und medizinischen FachkrĂ€ften abgeklĂ€rt werden.

Wie können Erfahrungsberichte eingereicht werden?

Die dgti bittet alle Interessierten, ihre Berichte per E-Mail einzureichen. Persönliche Daten werden selbstverstÀndlich vertraulich behandelt, und es besteht die Möglichkeit, Berichte auch anonym zu veröffentlichen.

"Jede einzelne Stimme trĂ€gt dazu bei, ein umfassendes Bild von der praktischen Umsetzung des Gesetzes zu zeichnen", betont die dgti. "Diese Erfahrungsberichte sind unerlĂ€sslich, um in Zukunft weitere Verbesserungen fĂŒr trans*, inter* und nichtbinĂ€re Menschen in Deutschland durchsetzen zu können."

Das Sammeln der Erfahrungsberichte ist Teil eines grĂ¶ĂŸeren Monitorings zur Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes. Die dgti und andere LGBTQ+-Organisationen begleiten den Prozess kritisch und konstruktiv, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren und die praktische Anwendung des Gesetzes zu optimieren.


Urteil des britischen Supreme Court zur Definition des Begriffs "Frau": Was es fĂŒr die LGBTQ+-Gemeinschaft in Deutschland bedeutet

Der britische Supreme Court hat am 16. April 2025 eine wegweisende Entscheidung getroffen, die erhebliche Auswirkungen auf die Rechte von Transgender-Personen im Vereinigten Königreich haben könnte. Das Gericht entschied einstimmig, dass der Begriff "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz (Equality Act 2010) sich ausschließlich auf "biologische Frauen" bezieht und Transgender-Frauen ausschließt. WĂ€hrend in Großbritannien nun heiße Debatten entbrennen, stellt sich fĂŒr uns in Deutschland die Frage: Was bedeutet dieses Urteil im Kontext der deutschen Rechtslage? Der Originalartikel bei Pink News liefert einen detaillierten Überblick ĂŒber die britische Entscheidung.

Die Entscheidung des britischen Supreme Court

Das Urteil wurde nach einer zweitĂ€gigen Anhörung in London gefĂ€llt und umfasst 88 Seiten. Lord Hodge, einer der beteiligten Richter, erklĂ€rte: "Die einstimmige Entscheidung dieses Gerichts ist, dass die Begriffe 'Frau' und 'Geschlecht' im Equality Act 2010 sich auf eine biologische Frau und das biologische Geschlecht beziehen." Die Klage wurde von der geschlechtskritischen Gruppe "For Women Scotland" (FWS) eingebracht, die angeblich auch von der Autorin J.K. Rowling unterstĂŒtzt wird.

Im Kern mussten die Richter entscheiden, ob die geschĂŒtzte Kategorie "Geschlecht" ausschließlich auf der Biologie basiert, mit der eine Person geboren wird, oder ob sie sich auf der Grundlage der GeschlechtsidentitĂ€t und des Prozesses der Geschlechtsanerkennung Ă€ndern kann. Die Richter entschieden letztlich, dass das gesetzlich geschĂŒtzte Merkmal "Geschlecht" biologisch definiert ist und Transgender-Frauen ausschließt – selbst wenn sie ein Gender Recognition Certificate (GRC, vergleichbar mit der PersonenstandsĂ€nderung in Deutschland) besitzen.

Auswirkungen auf geschlechtsspezifische RĂ€ume und Dienste

Die Entscheidung hat besonders fĂŒr geschlechtsspezifische RĂ€ume und Dienste weitreichende Folgen. In der Pressezusammenfassung des Falles heißt es, dass fĂŒr eingeschlechtliche Dienste "eine biologische Interpretation des 'Geschlechts' erforderlich ist, um kohĂ€rent zu funktionieren". Dies betrifft Bereiche wie Toiletten, Krankenhausstationen, GefĂ€ngnisse und FrauenhĂ€user.

Die Richter betonten jedoch, dass Transgender-Personen trotz dieser Entscheidung weiterhin vor Diskriminierung geschĂŒtzt sind – allerdings nicht durch das geschĂŒtzte Merkmal "Geschlecht", sondern durch das geschĂŒtzte Merkmal der "Geschlechtsumwandlung" (gender reassignment) und andere Aspekte des Gleichstellungsgesetzes.

Die deutsche Perspektive: Das Selbstbestimmungsgesetz

Im Gegensatz zum Vereinigten Königreich hat Deutschland im November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) eingefĂŒhrt, das einen deutlich progressiveren Ansatz verfolgt. Das Gesetz, das nach jahrelangen Diskussionen verabschiedet wurde, ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 und erleichtert es Transgender-, intergeschlechtlichen und nicht-binĂ€ren Personen erheblich, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen im Personenstandsregister zu Ă€ndern.

Die Änderungen sind weitreichend: WĂ€hrend das britische Gericht nun eine biologische Definition des Begriffs "Frau" festschreibt, ermöglicht das deutsche Selbstbestimmungsgesetz einen einfachen, selbstbestimmten Wechsel des Geschlechtseintrags durch eine "ErklĂ€rung mit Eigenversicherung" beim Standesamt. Diese Änderung wird drei Monate nach der ErklĂ€rung wirksam – ohne die medizinischen Gutachten oder gerichtlichen Verfahren, die unter dem alten Transsexuellengesetz erforderlich waren. Auch MinderjĂ€hrige ab 14 Jahren können mit Zustimmung ihrer Erziehungsberechtigten ihren Geschlechtseintrag Ă€ndern lassen.

Schutz vor Diskriminierung in Deutschland

In Deutschland schĂŒtzt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung aufgrund der GeschlechtsidentitĂ€t und sexuellen Orientierung in BeschĂ€ftigung und bei der Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes stellt klar, dass der Diskriminierungsschutz auch fĂŒr trans- und intergeschlechtliche Personen gilt.

Anders als im britischen Fall, wo das Gericht zwischen "biologischem Geschlecht" und "zertifiziertem Geschlecht" unterschied, erkennt das deutsche Recht nach der Änderung des Personenstands die rechtliche GeschlechtsidentitĂ€t einer Person vollstĂ€ndig an – eine Position, die der britische Supreme Court nun explizit abgelehnt hat.

Was bedeutet das britische Urteil fĂŒr Deutschland?

WĂ€hrend das britische Urteil keine direkten rechtlichen Auswirkungen auf Deutschland hat, zeigt es die unterschiedlichen rechtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen in europĂ€ischen LĂ€ndern. Deutschland hat mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Weg eingeschlagen, der die Selbstbestimmung von trans Personen stĂ€rkt, wĂ€hrend das Vereinigte Königreich – zumindest durch diese Gerichtsentscheidung – eine biologisch determinierte Definition des Geschlechts bekrĂ€ftigt.

Nils Pickert, Sprecher der Organisation "Pinkstinks", bewertete das deutsche Selbstbestimmungsgesetz als "lĂ€ngst ĂŒberfĂ€lligen Schritt in die richtige Richtung" und betonte die Bedeutung der rechtlichen Anerkennung fĂŒr die LebensrealitĂ€t von trans Personen. Diese Anerkennung wird durch das britische Urteil in Frage gestellt und zeigt die Bruchlinie in der europĂ€ischen Rechtsentwicklung.

Fazit: Unterschiedliche Wege in Europa

Das Urteil des britischen Supreme Court verdeutlicht einen grundlegenden Unterschied in der rechtlichen Behandlung von Transgender-Personen zwischen Deutschland und dem Vereinigten Königreich. WÀhrend Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Weg der Selbstdefinition und rechtlichen Anerkennung eingeschlagen hat, hat das britische Gericht eine biologische Definition des Geschlechts festgeschrieben.

FĂŒr die LGBTQ+-Gemeinschaft in beiden LĂ€ndern bedeutet dies unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen. In Deutschland genießen Transgender-Personen durch das neue Selbstbestimmungsgesetz mehr Rechte bei der Anerkennung ihrer GeschlechtsidentitĂ€t, wĂ€hrend die britische Entscheidung potenziell den Zugang zu geschlechtsspezifischen RĂ€umen und Diensten einschrĂ€nken könnte.

Die vollstĂ€ndigen Auswirkungen des britischen Urteils werden sich erst in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. FĂŒr die LGBTQ+-Gemeinschaft in Deutschland ist es wichtig, die europĂ€ischen Entwicklungen im Auge zu behalten und gleichzeitig die Fortschritte zu wĂŒrdigen, die durch das Selbstbestimmungsgesetz erreicht wurden. Die unterschiedlichen AnsĂ€tze zeigen, dass der Kampf fĂŒr die Rechte von Transgender-Personen weiterhin ein dynamisches und umstrittenes Feld bleibt – mit Deutschland als einem der fortschrittlicheren LĂ€nder in dieser wichtigen Rechtsfrage.


IdentitÀt im Bundestag: Valerie Wilms und die KomplexitÀt trans ReprÀsentation in der deutschen Politik

Die ehemalige GrĂŒnen-Abgeordnete Valerie Wilms sorgt fĂŒr Aufsehen mit ihrem spĂ€ten Outing als Transgender-Frau. In ihrem neuen Buch "Meine zwei Leben. Als Junge geboren – als Frau im Bundestag" enthĂŒllt die 71-JĂ€hrige, dass sie vermutlich bereits von 2009 bis 2017 die erste trans Frau im Deutschen Bundestag war – lange vor denen, die offiziell als erste gefeiert wurden. Die ursprĂŒngliche Nachricht wurde von queer.de berichtet.

Ein Leben in zwei Akten

Valerie Wilms wurde 1954 in Hannover geboren und bei der Geburt als Junge eingeordnet. In ihrem Buch, das kurz nach Ostern erscheint, beschreibt sie einen langen Weg der Selbstfindung. WĂ€hrend der PubertĂ€t spĂŒrte sie, dass etwas "anders" war, und betrieb wĂ€hrend ihres Maschinenbau-Studiums ein "Versteckspiel mit Frauenkleidung im Geheimen". Erst in einer Ehe mit zwei Kindern stieß sie auf das Thema TranssexualitĂ€t. In den 1990er Jahren folgten Ă€rztliche Behandlungen und schließlich die offizielle GeschlechtsĂ€nderung beim Amtsgericht.

2005 schloss sich Wilms den GrĂŒnen in Schleswig-Holstein an und zog 2009 in den Bundestag ein, wo sie bis 2017 als Abgeordnete tĂ€tig war. Sie profilierte sich besonders als Verkehrspolitikerin und Expertin fĂŒr Nachhaltigkeit. WĂ€hrend dieser gesamten Zeit hielt sie ihre TransidentitĂ€t bewusst aus der Öffentlichkeit heraus.

Bewusstes Schweigen im Parlament

Anders als die spĂ€ter gewĂ€hlten trans Abgeordneten Tessa Ganserer und Nyke Slawik, die mit ihrer IdentitĂ€t offen umgehen, entschied sich Wilms fĂŒr Diskretion. "Ich wĂ€re immer nur auf das Thema TranssexualitĂ€t zurĂŒckgeworfen worden und wĂ€re nie mit den fĂŒr mich wichtigen Themen im Parlament identifiziert worden", erklĂ€rt sie ihre damalige Entscheidung. Wilms wollte ausschließlich als Frau und Fachpolitikerin wahrgenommen werden, nicht als Symbolfigur fĂŒr Trans-Rechte.

Diese Haltung steht in interessantem Kontrast zu jĂŒngeren trans Politikerinnen wie Slawik und Ganserer, die ihre IdentitĂ€t auch als politisches Werkzeug nutzen, um Sichtbarkeit fĂŒr die Community zu schaffen. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen spiegeln auch verschiedene Generationen und gesellschaftliche Kontexte wider.

Politischer Richtungswechsel und Kritik am Selbstbestimmungsgesetz

Bemerkenswert ist Wilms' politische Entwicklung. Im Juni 2023 trat sie aus den GrĂŒnen aus, mit der BegrĂŒndung, die Partei habe sich zu einem "Treiber fĂŒr eine woke Kulturrevolution" entwickelt. Sie kritisierte eine "irrationale, selbstzerstörerische Klimapanik" und wandte sich politisch nach rechts, was unter anderem durch Interviews mit der rechten Plattform "Tichys Einblick" deutlich wurde.

Besonders ĂŒberraschend fĂŒr viele: Wilms lehnt das neue Selbstbestimmungsgesetz ab, das die rechtliche Geschlechtsangleichung fĂŒr trans Personen erheblich erleichtert. Sie selbst durchlief das inzwischen abgeschaffte Transsexuellengesetz mit seinen umfangreichen Gutachten und juristischen FormalitĂ€ten, die von vielen Betroffenen als entwĂŒrdigend und belastend beschrieben wurden. FĂŒr Wilms jedoch waren diese HĂŒrden nach eigener Aussage hilfreich, "ĂŒber sich und den eigenen Wunsch klar zu werden".

Sie warnt vor einem "Geschlechter-Hopping" durch das neue Gesetz: "Jedes Jahr ein neues Geschlecht, ohne mich vollstÀndig anzupassen. Das ist der normalen Gesellschaft nicht mehr verstÀndlich zu machen. Solche Menschen wie ich verlieren dadurch an Akzeptanz."

Kontroverse in der deutschen Trans-Community

Wilms' Positionen haben in der LGBTQ+-Community fĂŒr Diskussionen gesorgt. WĂ€hrend einige ihre Erfahrungen und ihren Weg respektieren, kritisieren andere ihre ablehnende Haltung gegenĂŒber dem Selbstbestimmungsgesetz als rĂŒckschrittlich und nicht reprĂ€sentativ fĂŒr die BedĂŒrfnisse der heutigen trans Community.

Nora Eckert, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Trans* (dgti), kommentierte in einem frĂŒheren Interview: "Alle trans Personen haben das Recht auf ihren individuellen Weg, aber wir sollten vorsichtig sein, wenn persönliche Erfahrungen genutzt werden, um politische Rechte anderer einzuschrĂ€nken."

Historische Einordnung der trans ReprÀsentation im Bundestag

Bislang galten die GrĂŒnen-Politikerinnen Tessa Ganserer und Nyke Slawik als die ersten offen trans Abgeordneten im deutschen Parlament, die 2021 in den Bundestag einzogen. Mit Wilms' EnthĂŒllung muss diese historische Einordnung nun differenzierter betrachtet werden. WĂ€hrend Ganserer und Slawik als erste offen trans Abgeordnete gelten können, war Wilms tatsĂ€chlich bereits frĂŒher als trans Frau im Parlament – wenn auch nicht öffentlich geoutet.

Aktuell ist Nyke Slawik weiterhin Mitglied des Bundestags, wĂ€hrend Tessa Ganserer nicht erneut kandidierte. Mit Victoria Broßart aus Bayern gibt es zudem eine weitere trans Frau im Parlament. Die Sichtbarkeit von trans Personen in der deutschen Politik hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, was viele als wichtigen Schritt fĂŒr die gesellschaftliche Akzeptanz bewerten.

Valerie Wilms' Geschichte zeigt die KomplexitÀt und Vielfalt von trans Lebenswegen in Deutschland und macht deutlich, dass es keine einheitliche Trans-Erfahrung gibt. Ihr Weg und ihre heutigen Positionen werden in der Community kontrovers diskutiert, bieten aber wichtige Einblicke in die Entwicklung der trans ReprÀsentation in der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte.


Gefahr hinter Dating-Apps: 56-JĂ€hriger bei schwulem Fake-Date beraubt und entfĂŒhrt

In Wiesbaden wurde ein 56-jĂ€hriger Mann Opfer eines gefĂ€hrlichen Fake-Dates, das ĂŒber eine schwule Dating-Plattform arrangiert wurde. Wie das PolizeiprĂ€sidium Westhessen berichtete, traf sich der Mann am vergangenen Freitag mit einer Internetbekanntschaft, die ihn anschließend beraubte und entfĂŒhrte. Dieser Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie Ă€hnlicher Übergriffe ein und wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Sicherheitsrisiken beim Online-Dating fĂŒr LGBTQ+-Personen.

Der Tathergang

Der GeschĂ€digte hatte sich laut Polizei ĂŒber eine Dating-Plattform mit einem Mann verabredet. Gemeinsam fuhren sie im schwarzen SUV des 56-JĂ€hrigen zu einem abgelegenen Feld bei Kloppenheim. Dort zeigte der vermeintliche Date-Partner sein wahres Gesicht: Mit einem Messer bedrohte er sein Opfer und forderte die Herausgabe von Wertsachen.

Nach der Übergabe von Handy und Tablet setzten sie ihre Fahrt zu einer Bankfiliale fort und nahmen unterwegs noch einen Komplizen auf. WĂ€hrend der Fahrt wurde der 56-JĂ€hrige weiter bedroht und körperlich attackiert. Als sie die Bankfiliale erreichten, wo der Mann zu einer Geldabhebung gezwungen werden sollte, verursachte einer der TĂ€ter mit dem Fahrzeug des Opfers einen Verkehrsunfall. Daraufhin flĂŒchteten beide TĂ€ter zu Fuß.

Das Opfer erlitt leichte Verletzungen. Die Polizei beschreibt die TĂ€ter als etwa 20 Jahre alt mit kurzen, schwarzen, krausen Haaren und dunklen TrainingsanzĂŒgen. Die Kriminalpolizei Wiesbaden hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet um Hinweise unter der Telefonnummer (0611) 345-0.

Kein Einzelfall in Deutschland

Solche gezielten Angriffe auf LGBTQ+-Personen sind leider keine Seltenheit. Erst Mitte Januar hatte die Polizei im hessischen Main-Taunus-Kreis mehrere Jugendliche festgenommen, die systematisch queere Personen ĂŒber Dating-Portale in Hinterhalte gelockt und ausgeraubt haben sollen. Die Statistiken zur queerfeindlichen HasskriminalitĂ€t in Deutschland zeigen einen besorgniserregenden Anstieg in den letzten Jahren.

Nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) werden immer wieder LGBTQ+-Personen Opfer von Gewalt, nachdem sie ĂŒber Dating-Apps in Fallen gelockt wurden. Diese Form des "Queer Bashing" wird gezielt genutzt, um vulnerable Personen anzugreifen.

Sicherheitstipps fĂŒr Online-Dating

Als Reaktion auf Ă€hnliche VorfĂ€lle hat die Ansprechstelle LSBT*IQ des PolizeiprĂ€sidiums Westhessen gemeinsam mit VelsPol Hessen e.V., dem queeren Netzwerk fĂŒr Polizei, Justiz und Zoll, im Februar eine Reihe von Verhaltenstipps fĂŒr sicheres Dating veröffentlicht. Diese Maßnahmen sollen helfen, queerfeindlichen Straftaten vorzubeugen.

Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören:

  • Erste Treffen immer an öffentlichen Orten mit vielen Menschen vereinbaren
  • Einer vertrauten Person mitteilen, wo und mit wem man sich trifft
  • Vorsicht bei zu schnellen Einladungen nach Hause oder an abgelegene Orte
  • Im Zweifel die eigene Intuition ernst nehmen und das Treffen abbrechen
  • Bei verdĂ€chtigen Anzeichen nicht zögern, die Polizei zu rufen (110)
  • Profile mit ungewöhnlich perfekten Fotos oder ohne Gesichtsbilder mit Skepsis betrachten

Ansprechstellen fĂŒr Betroffene

In Deutschland gibt es verschiedene Anlaufstellen fĂŒr LGBTQ+-Personen, die Gewalt oder Diskriminierung erfahren haben. Die Landeskoordination "Vielfalt statt Gewalt" bietet beispielsweise kostenlose psychosoziale Beratung auf Deutsch oder Englisch an – unabhĂ€ngig davon, ob die Gewalt in der Vergangenheit liegt, angedroht wird oder noch stattfindet.

Auch die Ansprechstelle LSBT*IQ des PolizeiprĂ€sidiums Westhessen steht Betroffenen zur VerfĂŒgung. Das LSBTIQ+ Fachreferat der Stadt DĂŒsseldorf bietet ebenfalls UnterstĂŒtzung und Beratung bei Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen.

Technische Sicherheitsrisiken bei Dating-Apps

Neben der Gefahr durch betrĂŒgerische Nutzer gibt es auch technische Sicherheitsrisiken. Erst kĂŒrzlich wurde bekannt, dass mehrere Dating-Apps, die sich an die LGBTQ+-Community richten, von einem massiven Datenleck betroffen waren. Dabei wurden 1,5 Millionen private Nutzerfotos, darunter auch intime Bilder, öffentlich zugĂ€nglich gemacht. Solche SicherheitslĂŒcken können zu RufschĂ€digung, Diskriminierung und persönlicher GefĂ€hrdung fĂŒhren.

Einige Dating-Apps wie Tinder haben mittlerweile reagiert und warnen LGBTQ+-Nutzer, wenn diese sich in LĂ€ndern aufhalten, in denen ihre sexuelle Orientierung kriminalisiert wird.

Fazit: Wachsamkeit bleibt wichtig

Der aktuelle Fall aus Wiesbaden zeigt einmal mehr, dass besondere Vorsicht beim Online-Dating geboten ist – besonders fĂŒr Mitglieder der LGBTQ+-Community, die hĂ€ufiger Ziel gezielter Angriffe werden. Dating-Apps bieten großartige Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen, aber Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.

Betroffene von Übergriffen oder Betrug sollten sich nicht scheuen, diese VorfĂ€lle der Polizei zu melden. Nur durch konsequente Anzeigen können die TĂ€ter gefasst und Ă€hnliche VorfĂ€lle in Zukunft verhindert werden. Gleichzeitig bleibt es wichtig, dass Dating-Plattformen ihre Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich verbessern und Nutzer ĂŒber potenzielle Risiken informieren.


AfD-Politikerin wegen "Satansbrut"-Äußerung zu Geldstrafe verurteilt: Ein Warnsignal gegen LGBTQ+-Feindlichkeit

Das Amtsgericht Magdeburg hat die AfD-Politikerin Leyla Bilge wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 2.700 Euro verurteilt. Wie die Queer.de berichtet, hatte Bilge auf dem AfD-Parteitag im Juli 2023 queere Menschen als "pĂ€dophil", "gestört" und "Satansbrut" bezeichnet – Äußerungen, die das Gericht nun als volksverhetzend einstufte.

Die Verurteilung im Detail

Bilge, die sich beim AfD-Parteitag um einen Listenplatz fĂŒr die Europawahl bewarb, behauptete in ihrer Rede, die EU befĂ€nde sich "fest in der Hand einer familien- und wertefeindlichen LGBTQ-Genderlobby", welche "Kinder entfremden und sie fĂŒr ihre teuflischen Ideologien einspannen" wolle. Diese Aussagen fĂŒhrten zu einer Anzeige durch einen 23-jĂ€hrigen Leipziger Studenten, der im Prozess aussagte: "Ich habe nichts mit Satansbrut und teuflischer Ideologie zu tun. Ich bin einfach nur ein Mensch."

Das Urteil von 90 TagessĂ€tzen Ă  30 Euro wurde in Abwesenheit der Angeklagten gesprochen. Ihre AnwĂ€ltin und AfD-Kollegin Lena KontrĂ© hatte einen Freispruch gefordert, jedoch sah die Richterin alle Merkmale fĂŒr Volksverhetzung erfĂŒllt. Laut Leipziger Internet Zeitung hat Bilge gegen das Urteil Berufung eingelegt, sodass es noch nicht rechtskrĂ€ftig ist.

Kein Einzelfall in der deutschen Politik

Die Verurteilung reiht sich in eine zunehmende Zahl von juristischen Konsequenzen fĂŒr queerfeindliche Äußerungen ein. Besorgniserregend ist dabei der wachsende Trend rechtspopulistischer Rhetorik gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland. Der MDR berichtete ĂŒber den Fall und betonte die Bedeutung solcher Urteile als Signal gegen Hassrede.

FĂŒr Bilge ist es nicht der erste Vorfall dieser Art. Bereits 2019 sorgte sie fĂŒr Empörung, als sie das Hissen der Regenbogenfahne vor einem Berliner Polizeirevier als "Zeichen fĂŒr Geisteskrankheiten" bezeichnete. Außerdem organisierte die 42-JĂ€hrige zwei als "Frauenmarsch" deklarierte Demonstrationen, die von Kritikern als rassistisch eingestuft wurden.

Bedeutung fĂŒr die LGBTQ+-Community

Die Verurteilung von Bilge wird von vielen Vertretern der LGBTQ+-Community als wichtiger Schritt gesehen. "Solche Urteile sind essenziell, um klare Grenzen zu ziehen zwischen legitimer politischer MeinungsĂ€ußerung und menschenverachtender Hetze", erklĂ€rt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). In einer Zeit, in der queerfeindliche Übergriffe in Deutschland zunehmen, sendet das Urteil ein deutliches Signal.

Besonders bemerkenswert ist, dass die Anzeige von einem einzelnen Betroffenen ausging. Der mutige Schritt des Leipziger Studenten zeigt, dass auch Einzelpersonen wirksam gegen queerfeindliche Hetze vorgehen können. Laut Volksstimme hatte die Staatsanwaltschaft im Vorfeld des Prozesses auch eine Razzia bei der AfD-StadtrĂ€tin durchgefĂŒhrt.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Die juristische Aufarbeitung queerfeindlicher Äußerungen von Politiker:innen ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Diskriminierung. Dennoch bleibt die Frage, inwieweit solche Urteile tatsĂ€chlich zu einem Umdenken fĂŒhren. Expert:innen fĂŒr politische Kommunikation weisen darauf hin, dass Verurteilungen wie diese von rechten Parteien oft instrumentalisiert werden, um sich als "Opfer der Meinungsfreiheit" zu inszenieren.

FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community ist das Urteil dennoch ein wichtiges Signal: Hassrede hat rechtliche Konsequenzen, auch wenn sie von MandatstrĂ€ger:innen kommt. Dies ist besonders relevant in einem politischen Klima, in dem queerfeindliche Rhetorik zunehmend salonfĂ€hig gemacht wird.

Die Entwicklung des Falls wird nach Bilges Berufung weiter zu beobachten sein. UnabhĂ€ngig vom endgĂŒltigen Ausgang zeigt der Prozess jedoch, dass der Rechtsstaat Instrumente besitzt, um gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit vorzugehen – ein wichtiger Schutz fĂŒr vulnerable Gemeinschaften in unserer Gesellschaft.


Rechtliche Grauzone: Wie der Spiegel den Fall Anastasia Biefang irrefĂŒhrend darstellt

Das Bundesverfassungsgericht hat die Verfassungsbeschwerde der trans Bundeswehroffizierin Anastasia Biefang fĂŒr unzulĂ€ssig erklĂ€rt, wie der Spiegel berichtete. Was in der Berichterstattung jedoch nur unzureichend herausgestellt wurde: Das Gericht hat den Fall nicht inhaltlich geprĂŒft oder gar eine Entscheidung zur Diskriminierungsfrage getroffen – sondern die Beschwerde lediglich aus formalen GrĂŒnden abgelehnt, da der Verweis bereits nach drei Jahren automatisch getilgt worden war.

Der Fall hinter den Schlagzeilen

Die Geschichte begann 2019, als Biefang, damals Kommandeurin des Informationstechnikbataillons 381 in Storkow, in ihrem Tinder-Profil schrieb: "Spontan, lustvoll, trans*, offene Beziehung und auf der Suche nach Sex. All genders welcome." FĂŒr diese Selbstbeschreibung erhielt sie einen disziplinarischen Verweis von ihrem Vorgesetzten – mit der BegrĂŒndung, sie habe ihrer Pflicht zur Wahrung des eigenen Ansehens als Soldatin nicht entsprochen.

Biefang, die 2017 als erste transgeschlechtliche Person der Bundeswehr zur Kommandeurin ernannt wurde, wehrte sich gegen diesen Verweis und klagte durch mehrere Instanzen. Das Bundesverwaltungsgericht bestĂ€tigte im Mai 2022 den Verweis mit der BegrĂŒndung, dass Biefang ihre Worte nicht so wĂ€hlen dĂŒrfe, dass ihr Ansehen als Soldatin beschĂ€digt werde.

Die missverstÀndliche Darstellung des Spiegel

Der Spiegel berichtet nun, dass Biefang "mit ihrer Verfassungsbeschwerde gescheitert" sei. Was diese Darstellung jedoch verschleiert: Das Bundesverfassungsgericht hat den Fall nicht inhaltlich bewertet. Die Richter haben keine Entscheidung darĂŒber getroffen, ob der Verweis eine Diskriminierung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) darstellte oder ob Biefangs Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und sexuelle Selbstbestimmung verletzt wurden.

Vielmehr erklĂ€rte das Gericht die Beschwerde fĂŒr unzulĂ€ssig, weil der strittige Verweis gemĂ€ĂŸ der Wehrdisziplinarordnung bereits nach drei Jahren automatisch getilgt worden war – also bevor die Verfassungsbeschwerde eingereicht wurde. Das Gericht sah daher kein fortbestehendes RechtsschutzbedĂŒrfnis mehr, wie aus der veröffentlichten Entscheidung hervorgeht.

Die eigentliche rechtliche Frage bleibt ungeklÀrt

Die zentrale und gesellschaftlich relevante Frage bleibt somit unbeantwortet: Darf die Bundeswehr als Arbeitgeber in die private Selbstdarstellung ihrer Angehörigen auf Dating-Plattformen eingreifen? Und werden dabei möglicherweise LGBTQ+-Personen besonders benachteiligt, weil sie ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche IdentitĂ€t in solchen Kontexten offener kommunizieren mĂŒssen?

Biefang argumentierte in ihrer Verfassungsbeschwerde, dass das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung die Möglichkeit umfasse, sexuelle Kontakte zu suchen und dabei ehrlich das eigene Begehren zu thematisieren. Die Disziplinarmaßnahme komme einem faktischen Verbot der aktiven Nutzung von Datingportalen nahe, was fĂŒr sie als pansexuelle trans Frau besonders schwer wiege.

Diese substantiellen Argumente wurden vom Bundesverfassungsgericht gar nicht erst geprĂŒft – eine Tatsache, die in der Spiegel-Berichterstattung nicht ausreichend deutlich gemacht wurde. Die Schlagzeile "Bundeswehroffizierin scheitert mit Verfassungsbeschwerde" suggeriert fĂ€lschlicherweise eine inhaltliche Niederlage.

Kritische Stimmen zur Medienberichterstattung

Sven Lehmann, Queer-Beauftragter der Bundesregierung, kritisierte die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts bereits 2022 scharf: "Das Urteil ist ein herber RĂŒckschlag fĂŒr die sexuelle Selbstbestimmung. Es ist nicht einzusehen, warum eine offen gelebte SexualitĂ€t negative Auswirkungen auf die Bundeswehr haben soll."

Auch die Gesellschaft fĂŒr Freiheitsrechte (GFF), die Biefang bei ihrer Verfassungsbeschwerde unterstĂŒtzte, Ă€ußerte sich enttĂ€uscht ĂŒber die formale Ablehnung: "Dass das Bundesverfassungsgericht die Beschwerde aus formellen GrĂŒnden nicht zur Entscheidung angenommen hat, bedeutet nicht, dass die inhaltlichen Fragen geklĂ€rt sind – im Gegenteil. Die grundrechtliche Dimension des Falls bleibt ungeklĂ€rt."

Parallelen zu anderen DiskriminierungsfÀllen

Der Fall Biefang reiht sich ein in eine Serie von RechtsfĂ€llen, bei denen LGBTQ+-Personen in Deutschland fĂŒr ihre Rechte kĂ€mpfen mĂŒssen. Obwohl die rechtliche Gleichstellung durch Gesetze wie das Selbstbestimmungsgesetz von 2023 voranschreitet, zeigen FĂ€lle wie dieser, dass die praktische Umsetzung oft hinterherhinkt.

Besonders problematisch ist dabei die mediale Darstellung solcher FĂ€lle. Anastasia Biefang hat in der Vergangenheit bereits gegen diskriminierende Berichterstattung geklagt und vom Bundesverfassungsgericht teilweise Recht bekommen. In einem anderen Fall hatte das Gericht festgestellt, dass bestimmte Medienberichte ĂŒber sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzten.

Fazit: Die Wichtigkeit prÀziser Berichterstattung

Der Fall Anastasia Biefang verdeutlicht, wie wichtig eine differenzierte Berichterstattung insbesondere bei LGBTQ+-Themen ist. Die Darstellung, dass Biefang "mit ihrer Verfassungsbeschwerde gescheitert" sei, ohne den formalen Charakter der Entscheidung klar herauszustellen, kann ein falsches Bild vermitteln. In Wirklichkeit wurde die inhaltlich wichtige Frage des Ausgleichs zwischen dienstlichen Pflichten und sexueller Selbstbestimmung vom Bundesverfassungsgericht ĂŒberhaupt nicht beantwortet.

FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community bleibt der Fall ein Symbol fĂŒr die anhaltenden KĂ€mpfe um tatsĂ€chliche Gleichberechtigung – jenseits formaler Rechte. Die kritische Auseinandersetzung mit der medialen Darstellung solcher FĂ€lle ist dabei ein wichtiges Element, um Vorurteile abzubauen und ein differenzierteres VerstĂ€ndnis fĂŒr die noch immer bestehenden Herausforderungen queerer Menschen zu fördern.


Republikanischer Politiker blamiert sich bei Versuch, LGBTQ+-Programme zu streichen: "Was bedeutet Intersex ĂŒberhaupt?"

Ein Video aus dem texanischen ReprĂ€sentantenhaus sorgt derzeit weltweit fĂŒr Aufsehen: Der republikanische Abgeordnete Andy Hopper wollte die Finanzierung von LGBTQ+-Programmen an der UniversitĂ€t von Texas streichen – gestand aber gleichzeitig ein, nicht einmal zu wissen, was "intersexuell" bedeutet. Die ursprĂŒngliche Berichterstattung finden Sie hier.

Was passierte im texanischen Parlament?

WĂ€hrend einer 14-stĂŒndigen Haushaltsdebatte am 11. April versuchte der republikanische Politiker Andy Hopper, einen Änderungsantrag durchzusetzen, der die staatliche Finanzierung der University of Texas in Austin stoppen sollte. Seine BegrĂŒndung: Die UniversitĂ€t biete LGBTQ+-Programme und Diversity-Kurse an, die seiner Meinung nach "Diskriminierung unter dem Deckmantel von DiversitĂ€t, Gleichheit und Inklusion" lehren wĂŒrden.

"Es gibt unwandelbare biologische RealitĂ€ten, dass es nur zwei Geschlechter gibt: mĂ€nnlich und weiblich", behauptete Hopper unter Buhrufen im Plenarsaal. Als die demokratische Abgeordnete Lauren Ashley Simmons ihn fragte, wie er denn intersexuelle Menschen in seine Weltsicht einordne, gab Hopper zu: "Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet."

Der peinliche Moment wurde noch verstĂ€rkt, als Hopper behauptete, dass intersexuelle Menschen "immer noch XX oder XY" Chromosomen hĂ€tten – woraufhin seine republikanische Kollegin Valoree Swanson ihn am Ärmel zog und hörbar korrigierte: "Andy, das stimmt nicht."

Was bedeutet IntersexualitÀt?

IntersexualitĂ€t bezeichnet Menschen, die mit körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, die nicht den typischen binĂ€ren Kategorien von "mĂ€nnlich" oder "weiblich" entsprechen. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es ĂŒber 40 bekannte intersexuelle Variationen, darunter verschiedene Chromosomenmuster wie XXY, XYY oder XXX. Etwa 1,7 Prozent der Weltbevölkerung wird mit intersexuellen Merkmalen geboren – ein Anteil, der etwa dem von rothaarigen Menschen entspricht.

Die Houston Intersex Society, die den Clip auf Instagram teilte, erklĂ€rte dazu: "Intersexuelle Menschen werden mit Genitalien, Hormonen, Chromosomen und/oder Gonaden geboren, die zwischen dem liegen, was als typisch mĂ€nnlich oder weiblich gilt. Versuche, ein ausschließlich binĂ€res Geschlechtssystem gesetzlich zu verankern, sind nicht nur wissenschaftlich ungenau, sondern schaffen auch eine gefĂ€hrliche Situation, die intersexuelle Menschen in einer rechtlichen Grauzone belĂ€sst."

Die Situation in Deutschland

In Deutschland ist die rechtliche Situation fĂŒr intersexuelle Menschen deutlich fortschrittlicher als in Texas. Seit Ende 2018 gibt es hierzulande neben "mĂ€nnlich" und "weiblich" auch die Option "divers" oder "ohne Angabe" im Personenstandsregister – eine Errungenschaft, die auf eine erfolgreiche Klage einer intersexuellen Person vor dem Bundesverfassungsgericht zurĂŒckgeht.

Mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft tritt, macht Deutschland einen weiteren wichtigen Schritt: Es ermöglicht trans*, inter* und nicht-binÀren Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen in einem vereinfachten Verfahren beim Standesamt zu Àndern.

Dennoch gibt es auch in Deutschland weiterhin Kritik an der Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes, insbesondere an der dreimonatigen Wartefrist fĂŒr die Änderung des Geschlechtseintrags und den EinschrĂ€nkungen fĂŒr MinderjĂ€hrige und Asylsuchende.

LGBTQ+-Programme an deutschen UniversitÀten

Im Gegensatz zu den Bestrebungen in Texas, universitĂ€re LGBTQ+-Programme zu streichen, bieten deutsche Hochschulen zunehmend UnterstĂŒtzung und akademische Angebote in diesem Bereich. Die Technische Hochschule Köln beispielsweise fĂŒhrt einen Masterstudiengang "Gender and Queer Studies" in Kooperation mit der UniversitĂ€t zu Köln.

Weitere Beispiele sind die Friedrich-Schiller-UniversitĂ€t Jena mit All-Gender-Toiletten und dem studentischen "Queer Paradies" als Anlaufstelle, die Hochschule Hannover mit einem "Queer Guide" fĂŒr Studierende oder die Europa-UniversitĂ€t Viadrina, die gezielt Frauen und queere Personen durch verschiedene Programme fördert.

Ein LehrstĂŒck ĂŒber politische Bildung

Der Fall Hopper zeigt exemplarisch, wie wichtig fundiertes Wissen ist, wenn es um politische Entscheidungen geht, die marginalisierte Gruppen betreffen. WÀhrend in Texas ein Politiker versucht, Programme zu streichen, die er selbst nicht versteht, arbeitet Deutschland daran, die Rechte und die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen durch rechtliche Anerkennung und Bildungsangebote zu stÀrken.

Hoppers Antrag wurde ĂŒbrigens abgelehnt, und der texanische Haushalt mit 118 zu 26 Stimmen verabschiedet. Das Video seiner peinlichen WissenslĂŒcke aber bleibt – als Mahnung, sich vor politischen Forderungen zumindest grundlegend mit dem jeweiligen Thema auseinanderzusetzen.


14-jĂ€hriger Filmemacher gewinnt Sir Ian McKellen fĂŒr LGBTQ+-Filmprojekt - Eine inspirierende Geschichte mit Parallelen zu deutschen Nachwuchstalenten

Eine außergewöhnliche Begegnung zwischen Generationen: Die LGBTQ+-Schauspiellegende Sir Ian McKellen (85) wird in dem DebĂŒtfilm eines 14-jĂ€hrigen Regisseurs mitwirken. Die bewegende Geschichte, die im Original von PinkNews berichtet wurde, zeigt, wie wichtig die UnterstĂŒtzung junger LGBTQ+-Talente ist – ein Thema, das auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Jacob Franklin, ein junger Filmemacher aus Windsor, England, konnte kaum glauben, dass sein Wunsch in ErfĂŒllung ging: Der "Herr der Ringe"- und "X-Men"-Star Ian McKellen sagte tatsĂ€chlich zu, in seinem Film "Dragged Through Time" mitzuspielen. Das Projekt, das von der jugendgefĂŒhrten Theatergruppe Notice Productions realisiert wird, erforscht 1.000 Jahre LGBTQ+-Geschichte und beleuchtet, wie es ist, heute queer zu leben.

GenerationsĂŒbergreifender Dialog

McKellen spielt in dem Film den "Großonkel Peter", ein Ă€lteres, halb im Verborgenen lebendes Familienmitglied, ĂŒber dessen SexualitĂ€t nur gemunkelt wird. Diese Rolle spiegelt die Erfahrungen vieler LGBTQ+-Menschen aus den 70er und 80er Jahren wider – eine Zeit, die McKellen selbst geprĂ€gt hat, als er als einer der ersten prominenten britischen Schauspieler offen zu seiner HomosexualitĂ€t stand.

Der 85-jĂ€hrige Schauspieler betonte in einem Clip, der vom Windsor and Eton Pride geteilt wurde: "Ich schaue oft auf mich selbst in seinem Alter zurĂŒck und bedauere, dass ich nicht nahe genug an meinen Eltern war, um mit ihnen ĂŒber mich zu sprechen. Ich habe meinen Eltern nie gesagt, dass ihr einziger Sohn schwul ist. Die Vorstellung, dass ich mit 14 den Mut hĂ€tte aufbringen können, ein so persönliches GesprĂ€ch mit ihnen zu fĂŒhren... Jacob in dieser Situation zu sehen, lĂ€sst mich denken, dass ich es vielleicht auch hĂ€tte tun können, wenn ich etwas mutiger gewesen wĂ€re oder wenn die Welt etwas anders gewesen wĂ€re."

Parallelen zu deutschen Nachwuchstalenten

Diese inspirierende Zusammenarbeit erinnert an Ă€hnliche Initiativen in Deutschland, wo junge LGBTQ+-Filmemacher zunehmend UnterstĂŒtzung finden. WĂ€hrend die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld die Erforschung und Dokumentation der LGBTQ+-Geschichte fördert, bieten Filmfestivals wie die Berlinale mit ihrem Teddy Award wichtige Plattformen fĂŒr queere Filme.

In Deutschland haben junge Filmschaffende die Möglichkeit, ĂŒber verschiedene Förderprogramme und Filmhochschulen ihre Projekte zu realisieren. Der deutsche queere Filmpreis, der jĂ€hrlich im Rahmen des Filmfest Hamburg verliehen wird, zeichnet Filme aus, die sich auf herausragende Weise mit LGBTQ+-Themen auseinandersetzen und könnte fĂŒr aufstrebende Talente wie Jacob eine Inspiration sein.

Ein Film mit wichtiger Botschaft

"Dragged Through Time" wird am 26. Juli bei der ersten Windsor and Eton Pride-Veranstaltung seine Premiere feiern. FĂŒr Jacob ist der Film nicht nur ein kĂŒnstlerisches Projekt, sondern trĂ€gt auch eine wichtige Botschaft: "Es ist wichtig zu verstehen, dass Geschichte zwar vorwĂ€rts gehen kann, aber auch zurĂŒck." Eine Mahnung, die angesichts wachsender anti-LGBTQ+-Strömungen in verschiedenen Teilen der Welt, auch in Europa, besonders relevant erscheint.

Besonders bemerkenswert ist, dass fĂŒr den jungen Filmemacher McKellens Bedeutung fĂŒr das Projekt weniger in seiner BerĂŒhmtheit als Schauspieler liegt, sondern vielmehr in seinem Aktivismus fĂŒr LGBTQ+-Rechte in den 80er und 90er Jahren – eine Zeit, in der sich auch in Deutschland die Emanzipationsbewegung gegen erheblichen Widerstand behaupten musste.

Diese generationsĂŒbergreifende Zusammenarbeit zeigt eindrucksvoll, wie wichtig der Dialog zwischen Ă€lteren LGBTQ+-Aktivist:innen und der jĂŒngeren Generation ist, um Geschichten zu bewahren, Erfahrungen weiterzugeben und gemeinsam fĂŒr eine bessere Zukunft einzutreten – eine Lektion, die auch fĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community von unschĂ€tzbarem Wert ist.


Gericht missachtet LGBTQ-RealitÀt: Georgien trotz queerfeindlicher Gesetze als "sicher" eingestuft

Das Verwaltungsgericht DĂŒsseldorf hat in einem wegweisenden Urteil entschieden, dass Georgien trotz zunehmender LGBTQ-Verfolgung weiterhin als "sicherer Herkunftsstaat" gilt. Wie queer.de berichtete, lehnte das Gericht den Asylantrag eines schwulen georgischen StaatsbĂŒrgers ab und bestĂ€tigte damit die umstrittene Einstufung Georgiens, die Deutschland Ende 2023 vorgenommen hatte.

Ein Urteil gegen alle Fakten

Die Entscheidung steht in drastischem Widerspruch zur RealitĂ€t queerer Menschen in Georgien. Das Gericht behauptet, Georgien verfĂŒge "noch ĂŒber eine gute und umfassende Gesetzgebung zum Schutz Homosexueller" – eine EinschĂ€tzung, die angesichts der tatsĂ€chlichen Entwicklungen in dem Land kaum nachvollziehbar erscheint. Denn erst Ende letzten Jahres trat in Georgien ein Gesetz zum "Schutz von Familienwerten und MinderjĂ€hrigen" in Kraft, das der russischen "Homo-Propaganda"-Gesetzgebung nachempfunden ist.

Dieses Gesetz verbietet nicht nur die "Propaganda von gleichgeschlechtlichen Beziehungen", sondern untersagt auch Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren, Geschlechtsanpassungen, Pride-Paraden und sogar das Zeigen der Regenbogenflagge. Filme und BĂŒcher mit queeren Inhalten können zensiert werden. Laut Human Rights Watch sind LGBTQ-Personen in Georgien zudem mit erheblicher Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung und Gewalt konfrontiert.

Kritik von deutschen LGBTQ-Organisationen

Der LSVD+ hatte bereits im vergangenen Jahr scharf kritisiert, dass die georgische Regierung mit diesem Gesetz praktisch die gesamte queere Community im Land kriminalisiere. "Alle, die sich von nun an öffentlich als Teil unserer Community zeigen oder sich mit uns solidarisieren, können wegen 'LSBT-Propaganda' angeklagt und verurteilt werden", warnte LSVD+-Vorstandsmitglied Patrick Dörr. "SpĂ€testens seit EinfĂŒhrung dieses Gesetzes hat sich Georgien in die Gruppe der LSBTIQ*-Verfolgerstaaten eingereiht."

Auch Pro Asyl und andere Menschenrechtsorganisationen fordern eine differenziertere Betrachtung und eine individuelle PrĂŒfung jedes Asylantrags, insbesondere wenn es um besonders schutzbedĂŒrftige Gruppen wie LGBTQ-Personen geht.

Parallelen zu Deutschland

In Deutschland gibt es ebenfalls immer wieder Diskussionen ĂŒber die BerĂŒcksichtigung der spezifischen Situation von LGBTQ-GeflĂŒchteten im Asylverfahren. Die Einstufung von LĂ€ndern als "sichere Herkunftsstaaten" steht dabei besonders in der Kritik, da sie oft die LebensrealitĂ€t von Minderheiten nicht ausreichend berĂŒcksichtigt. Erst kĂŒrzlich hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass bei der PrĂŒfung von AsylantrĂ€gen die individuelle GefĂ€hrdungssituation von LGBTQ-Personen stĂ€rker in den Blick genommen werden muss.

Ein Schlag ins Gesicht fĂŒr Betroffene

FĂŒr queere Menschen aus Georgien ist das Urteil des Verwaltungsgerichts DĂŒsseldorf ein Schlag ins Gesicht. Es ignoriert die RealitĂ€t eines Landes, in dem die Organisation Tbilisi Pride regelmĂ€ĂŸig ĂŒber Angriffe und Diskriminierungen gegen LGBTQ-Aktivist*innen und Community-Mitglieder berichtet. Besonders problematisch: Der Beschluss ist mit Rechtsmitteln nicht anfechtbar und soll als Orientierung fĂŒr Ă€hnliche Verfahren dienen.

Die deutsche Asylpolitik steht damit vor der grundsĂ€tzlichen Frage, wie sie mit dem Widerspruch zwischen der formalen Einstufung eines Landes als "sicher" und der tatsĂ€chlichen GefĂ€hrdung vulnerabler Gruppen umgehen will. FĂŒr queere GeflĂŒchtete aus Georgien könnte die Entscheidung des DĂŒsseldorfer Gerichts bedeuten, dass ihnen der dringend benötigte Schutz in Deutschland verwehrt bleibt – und das trotz einer Gesetzeslage in ihrer Heimat, die ihre Existenz faktisch kriminalisiert.


"Brutaler homophober Angriff in Großbritannien: Ein Weckruf auch fĂŒr Deutschland"

Ein junger Mann wurde bei einem brutalen homophoben Angriff in West Yorkshire, England, schwer im Gesicht verletzt, wie PinkNews berichtet. Der Vorfall, der sich am vergangenen Samstag außerhalb des Old Bridge Pubs in Holmfirth ereignete, wirft erneut ein Schlaglicht auf das anhaltende Problem der LGBTQ-feindlichen Gewalt – ein Problem, das auch in Deutschland zunehmend Besorgnis erregt.

Der Vorfall in England

Das Opfer, ein Mann Mitte zwanzig, wurde von mindestens fĂŒnf jungen MĂ€nnern angegriffen, die ihn schlugen und traten, was zu "schweren" Gesichtsverletzungen fĂŒhrte, die eine Krankenhausbehandlung erforderlich machten. Die TĂ€ter, laut Polizei zwischen 18 und 20 Jahre alt, hatten dem Opfer und seinem Partner zuvor bereits homophobe Kommentare zugerufen.

Sergeant Toni Ramsden von der örtlichen Polizei bezeichnete den Angriff als "rĂŒpelhaft und feige" und bestĂ€tigte, dass der Vorfall aufgrund der homophoben Äußerungen als Hassverbrechen eingestuft wurde. Der örtliche Labour-Abgeordnete Paul Davies erklĂ€rte gegenĂŒber PinkNews, er sei "zutiefst beunruhigt" ĂŒber den Angriff und betonte: "Jeder hat das Recht, sich sicher zu fĂŒhlen."

Die Situation in Deutschland

Leider sind solche VorfĂ€lle auch in Deutschland keine Seltenheit. Aktuelle Statistiken zeigen einen alarmierenden Anstieg homophober Gewalt. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 1.207 Hassverbrechen gegen LGBTQ-Personen erfasst – das entspricht etwa drei Straftaten pro Tag und stellt einen Anstieg von 14,5% gegenĂŒber dem Vorjahr dar, wie die Tagesschau berichtete.

Besonders besorgniserregend ist die kontinuierliche Zunahme seit 2020, als 782 Hassverbrechen registriert wurden. 2021 stieg die Zahl auf 966 und 2022 wurden bereits 1.054 FĂ€lle erfasst. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Scham oder Angst vor weiteren Diskriminierungen keine Anzeige erstatten.

Aktuelle FĂ€lle in Deutschland

Erst im April 2024 erlitt eine trans Frau in MĂŒnster schwere Verletzungen durch einen queerfeindlichen Angriff. Der Vorfall erregte bundesweite Aufmerksamkeit und fĂŒhrte zu Forderungen nach besseren Schutzmaßnahmen, wie queer.de berichtete.

Ähnlich wie im britischen Fall fĂŒhlen sich auch in Deutschland LGBTQ-Personen zunehmend bedroht. Ein Beispiel dafĂŒr ist ein Paar aus Norddeutschland, das sich nach wiederholten Anfeindungen ihrer Nachbarn zum Umzug gezwungen sah – eine Parallele zu dem in der britischen Nachricht erwĂ€hnten Fall aus North Yorkshire, wo ein LGBTQ-Paar nach anhaltenden BelĂ€stigungen wegzog.

Reaktionen und Forderungen

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert angesichts der steigenden Zahlen eine bessere UnterstĂŒtzung fĂŒr Betroffene und eine bundesweite Strategie gegen Homo- und Transphobie. Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte die Notwendigkeit, gegen jede Form von Hass und Hetze vorzugehen.

"Die steigenden Zahlen sind ein Weckruf fĂŒr die Gesellschaft", erklĂ€rt Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD. "Wir brauchen nicht nur eine konsequentere Strafverfolgung, sondern auch mehr PrĂ€ventionsarbeit und eine bessere Schulung von Polizei und Justiz im Umgang mit queerfeindlichen Straftaten."

Was kann getan werden?

Experten sind sich einig, dass eine verbesserte Erfassung von HasskriminalitÀt notwendig ist, da die Motive der TÀter nicht immer eindeutig dokumentiert werden. Eine Sensibilisierung der Polizei und bessere Schulungen könnten dazu beitragen, solche Taten besser zu erkennen und zu erfassen.

Zudem ist es wichtig, dass Betroffene UnterstĂŒtzung erhalten und ermutigt werden, VorfĂ€lle zu melden. In Deutschland bieten verschiedene Organisationen wie MANEO in Berlin oder Vielfalt statt Gewalt in anderen StĂ€dten Hilfe und Beratung an.

Der Fall aus Großbritannien und die Situation in Deutschland zeigen, dass trotz rechtlicher Fortschritte fĂŒr die LGBTQ-Community in beiden LĂ€ndern noch viel getan werden muss, um Sicherheit und Akzeptanz fĂŒr alle zu gewĂ€hrleisten – unabhĂ€ngig von sexueller Orientierung oder GeschlechtsidentitĂ€t.


"Grauer Pride" in Budapest: Ungarns LGBTQ+-Community trotzt OrbĂĄns Verbot mit Humor und Widerstand

Mit einer ungewöhnlichen Protestaktion hat die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn am vergangenen Samstag gegen das neue Pride-Verbot der Regierung demonstriert. Statt in bunten Regenbogenfarben gingen die Demonstranten in Grau auf die Straße von Budapest – eine ironische Antwort auf die zunehmend queerfeindliche Politik von MinisterprĂ€sident Viktor OrbĂĄn. Der Originalartikel wurde auf PinkNews veröffentlicht.

Das Pride-Verbot und die kreative Antwort

Die regierende Fidesz-Partei unter Viktor OrbĂĄn hat im MĂ€rz 2025 ein Gesetz ins Parlament eingebracht, das LGBTQ+-Pride-MĂ€rsche faktisch verbietet. Die BefĂŒrworter behaupteten, solche Veranstaltungen könnten fĂŒr Kinder "schĂ€dlich" sein. Das Gesetz wurde schnell verabschiedet und sieht Geldstrafen von bis zu 200.000 Forint (etwa 420 Euro) fĂŒr Organisatoren und Teilnehmer vor. Besonders beunruhigend: Die Polizei darf Gesichtserkennungstechnologie einsetzen, um Demonstranten zu identifizieren und zu bestrafen.

Als Reaktion darauf versammelten sich am 12. April tausende Menschen zu einer "Grauen Pride" in Budapest. Die von der satirischen Zwei-Schwanz-Hunde-Partei organisierte Kundgebung setzte auf Humor als Waffe: Die Teilnehmer schwenkten graue Flaggen und hielten ironische Schilder mit Slogans wie "Gleichheit ist trendy" hoch.

"Schaut euch all diese Menschen an, die jetzt in Grau gekleidet sind – eine perfekte Darstellung dessen, wie Gleichförmigkeit aussieht", erklĂ€rte die 53-jĂ€hrige Demonstrantin Kata Bicskei gegenĂŒber AFP. "Das ist natĂŒrlich die Ironie. Wir wollen nicht, dass alle gleich sind." Ein anderer Demonstrant betonte: "Humor entlarvt das Absurde."

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

WĂ€hrend in Ungarn die Rechte der LGBTQ+-Community systematisch beschnitten werden, hat Deutschland in den letzten Jahren wichtige Fortschritte gemacht. Seit 2017 ist die gleichgeschlechtliche Ehe legal, und es gibt umfassende Antidiskriminierungsgesetze, die LGBTQ+-Personen in Bereichen wie BeschĂ€ftigung, Wohnen und Dienstleistungen schĂŒtzen, wie das AuswĂ€rtige Amt betont.

Die deutsche Bundesregierung hat die ungarische Gesetzgebung wiederholt scharf kritisiert und sich der EU-Klage gegen Ungarn vor dem EuropĂ€ischen Gerichtshof wegen VerstĂ¶ĂŸen gegen die Grundrechte von LGBTQ+-Personen angeschlossen, wie POLITICO berichtete. Auch deutsche Pride-Veranstaltungen wie der Christopher Street Day in Berlin oder Köln haben in der Vergangenheit auf die zunehmend prekĂ€re Situation der LGBTQ+-Community in Ungarn aufmerksam gemacht.

Systematische EinschrÀnkung von LGBTQ+-Rechten in Ungarn

Das jĂŒngste Pride-Verbot ist nur der neueste Schritt in einer langen Reihe von Maßnahmen gegen die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn. Obwohl HomosexualitĂ€t legal ist und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und GeschlechtsidentitĂ€t gesetzlich verboten ist, hat die OrbĂĄn-Regierung in den letzten Jahren mehrere queerfeindliche Gesetze erlassen:

  • Ein Verbot der Darstellung von LGBTQ+-Themen in Schulen und Medien, Ă€hnlich dem russischen "Anti-Propaganda"-Gesetz
  • Eine VerfassungsĂ€nderung, die die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert
  • EinschrĂ€nkungen des Adoptionsrechts fĂŒr gleichgeschlechtliche Paare
  • Das Verbot der rechtlichen Anerkennung von transgender Personen

Diese Politik hat zu Reaktionen der EuropĂ€ischen Union gefĂŒhrt, die rechtliche Schritte gegen Ungarn eingeleitet und Finanzmittel eingefroren hat. Die EU hat 17 Bedingungen gestellt, die das mitteleuropĂ€ische Land erfĂŒllen muss, bevor Gelder wieder freigegeben werden.

Doch zu Beginn des Jahres 2024 verdoppelte OrbĂĄn, der seit 2010 MinisterprĂ€sident ist, seine anti-LGBTQ+-Rhetorik und erklĂ€rte: "Es gibt nicht genug Geld auf der Welt, um uns zu zwingen, Migranten hereinzulassen, und es gibt nicht genug Geld auf der Welt, fĂŒr das wir unsere Kinder oder Enkelkinder in die HĂ€nde von LGBTQ+-Aktivisten geben wĂŒrden."

Budapest Pride: "Das ist kein Kinderschutz, das ist Faschismus"

Die Organisation Budapest Pride verurteilte das Gesetz in einer ErklĂ€rung: "Das ist kein Kinderschutz, das ist Faschismus. Die ungarische Regierung versucht, friedliche Proteste mit kritischer Stimme einzuschrĂ€nken, indem sie eine Minderheit ins Visier nimmt. Deshalb werden wir als Bewegung fĂŒr die Freiheit aller Ungarn kĂ€mpfen, zu protestieren!"

FrĂŒhere Budapest-Pride-MĂ€rsche haben regelmĂ€ĂŸig mehr als 30.000 LGBTQ+-Personen und VerbĂŒndete angezogen. Trotz des neuen Verbots zeigt die "Graue Pride", dass die Community nicht bereit ist, sich einschĂŒchtern zu lassen.

In Deutschland haben LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) ihre SolidaritĂ€t mit der ungarischen Community zum Ausdruck gebracht und fordern von der Bundesregierung und der EU weiterhin entschlossenes Handeln gegen die RĂŒckschritte bei den Menschenrechten in Ungarn.

Der kreative und humorvolle Widerstand der ungarischen LGBTQ+-Community zeigt, dass autoritĂ€re Maßnahmen den Kampf fĂŒr Gleichberechtigung und WĂŒrde nicht stoppen können – im Gegenteil, sie fĂŒhren zu neuen Formen des Protests, die die AbsurditĂ€t der Repression offenlegen.


"Matt Bomer spricht ĂŒber unfreiwilliges Outing durch Medien: 'Es fĂŒhlte sich unfair an'"

Der US-amerikanische Schauspieler Matt Bomer hat sich in einem kĂŒrzlich erschienenen Interview mit Jesse Tyler Ferguson offen ĂŒber die schmerzhafte Erfahrung geĂ€ußert, ohne seine Zustimmung von Medien geoutet worden zu sein. Im Podcast "Dinner's On Me" berichtete der dreifache Vater, wie ihm in den frĂŒhen 2000er Jahren durch Celebrity-Blogger wie Perez Hilton die Chance genommen wurde, seine SexualitĂ€t selbstbestimmt öffentlich zu machen.

Die Kontrolle ĂŒber die eigene Geschichte verloren

"Andere konnten deine persönliche Geschichte ĂŒbernehmen, bevor du selbst die Chance dazu hattest", erklĂ€rte Bomer im GesprĂ€ch. "In meinem privaten Leben war ich bereits geoutet, aber es war eine Zeit, in der es beruflich sehr riskant war, offen homosexuell zu sein." Besonders schmerzhaft empfand der Schauspieler den Kontrollverlust: "Es fĂŒhlte sich irgendwie unfair an, dass mir das von Menschen gestohlen wurde, die damals eine Plattform hatten."

Obwohl Bomer in seinem persönlichen Umfeld bereits offen lebte, betonte er, dass die Entscheidung, wann und wie er seine SexualitÀt öffentlich machen wollte, ihm genommen wurde. Sein offizielles Coming-out erfolgte erst 2012 bei den Steve Chase Humanitarian Awards, wo er sich bei seinem Partner Simon Halls und ihren Kindern bedankte.

Homophobie in der Filmindustrie

In dem Podcast sprach Bomer auch ĂŒber homophobe Erfahrungen in der Filmindustrie und die emotionale Belastung, Teile seiner IdentitĂ€t verbergen zu mĂŒssen, um sich in der Branche sicher zu fĂŒhlen. Er erzĂ€hlte von einem frĂŒhen Erlebnis in seiner Karriere, bei dem er sich nicht sicher fĂŒhlte, offen zu sein: "Es wurde eine Sprache am Set verwendet und Anweisungen gegeben, bei denen bestimmte Begriffe fielen, und ich hatte niemanden um mich herum." Er bereue es jedoch nicht, damals geschwiegen zu haben.

Der "White Collar"-Star betonte, wie dankbar er fĂŒr seine "liebevolle Familie" sei, die ihm in dieser schwierigen Zeit Halt gab und ihn aufgefangen hĂ€tte, falls seine Karriere aufgrund seiner SexualitĂ€t beeintrĂ€chtigt worden wĂ€re.

Zwangsouting in Deutschland

Die Erfahrungen von Matt Bomer werfen ein Schlaglicht auf ein Problem, das auch deutsche LGBTQ+-Prominente kennen. In Deutschland haben sich in den letzten Jahren zwar immer mehr Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens selbstbestimmt geoutet, doch auch hier gibt es FÀlle von Fremdoutings und deren negative Auswirkungen auf Karrieren.

Die Initiative #actout wurde 2021 ins Leben gerufen, um mehr Sichtbarkeit fĂŒr queere Schauspieler:innen in Theater, Film und Fernsehen zu schaffen. 185 Schauspieler:innen outeten sich gemeinsam in einem Manifest in der SĂŒddeutschen Zeitung, um auf die Diskriminierung in der Branche aufmerksam zu machen und ein Zeichen fĂŒr mehr DiversitĂ€t zu setzen.

Prominente wie Moderator Jochen Schropp, Musiker Felix Jaehn und Ex-Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger haben in Deutschland den Weg des selbstbestimmten Outings gewĂ€hlt. Doch wie die Schauspielerin Ramona Leiß berichtete, kann ein Coming-out auch hierzulande berufliche Konsequenzen haben. Sie sagte, dass sie als bekennende Lesbe keine Chance mehr in der "heilen Familienunterhaltung" gehabt habe.

Neue Projekte von Matt Bomer

Trotz der Herausforderungen, mit denen Bomer konfrontiert war, ist er heute ein erfolgreicher Schauspieler und setzt sich aktiv fĂŒr LGBTQ+-Rechte ein. Aktuell ist er in der Hulu-Sitcom "Mid-Century Modern" zu sehen, die in Deutschland ĂŒber Disney+ verfĂŒgbar ist. Die Serie handelt von drei schwulen Freunden "eines gewissen Alters", die beschließen, ihren Lebensabend gemeinsam in Palm Springs zu verbringen. Neben Bomer sind die queeren SchauspielgrĂ¶ĂŸen Nathan Lane und Nathan Lee Graham zu sehen.

Matt Bomers Geschichte ist ein wichtiges Beispiel dafĂŒr, wie bedeutend es ist, dass Menschen selbst entscheiden können, wann und wie sie ihre SexualitĂ€t öffentlich machen möchten. Seine Offenheit trĂ€gt dazu bei, das Bewusstsein fĂŒr die Herausforderungen zu schĂ€rfen, mit denen LGBTQ+-Personen im Rampenlicht konfrontiert sind – sowohl in den USA als auch in Deutschland.


Ethel Cain schreibt Transgender-Geschichte in den US-Billboard-Charts

Die Trans-KĂŒnstlerin Ethel Cain hat einen historischen Meilenstein erreicht, indem sie als erste offen transgender Musikerin mit ihrem Album "Preacher's Daughter" die Top 10 der US-Billboard 200 Charts eroberte. Wie PinkNews berichtet, landete das bereits 2022 veröffentlichte Alt-Pop-DebĂŒtalbum nach seiner kĂŒrzlichen Vinyl-Veröffentlichung auf Platz 10 der renommierten Charts.

Konzeptalbum mit tiefgrĂŒndiger Botschaft

"Preacher's Daughter" ist weit mehr als nur ein musikalisches Werk - es ist ein durchdachtes Konzeptalbum, das die Geschichte einer Teenagerin erzĂ€hlt, die als Tochter eines Predigers im amerikanischen SĂŒden mit ihrer SexualitĂ€t ringt und versucht, ihre religiöse Erziehung hinter sich zu lassen. Die Geschichte nimmt eine dunkle Wendung, als die Protagonistin in eine missbrĂ€uchliche Beziehung gerĂ€t.

Hayden Silas Anhedönia, die unter dem KĂŒnstlernamen Ethel Cain auftritt, schafft mit ihrer Musik ein eindringliches Portrait religiöser und sexueller Traumata. Der fĂŒr seinen "Southern Gothic"-Sound bekannte Stil vereint Drone-Elemente, Noise, Slowcore und Ambient mit gelegentlichen Pop-EinflĂŒssen.

Transgender-ReprÀsentation in der Musikwelt

Cains Erfolg markiert einen bedeutenden Moment fĂŒr die Sichtbarkeit von Transgender-KĂŒnstler:innen in der Mainstream-Musikindustrie. Vor ihr hatte die deutsche SĂ€ngerin Kim Petras mit ihrem Album "Feed the Beast" lediglich Platz 44 erreichen können. Petras, die in Los Angeles lebt, wurde in Deutschland bereits in jungen Jahren durch ihre TransidentitĂ€t bekannt und hat international Erfolge gefeiert.

Die ReprĂ€sentation von transgender KĂŒnstler:innen gewinnt auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Neben Kim Petras macht sich beispielsweise Lia Sahin einen Namen, eine Musikerin und Aktivistin mit tĂŒrkischem Migrationshintergrund, die ihre Kunst nutzt, um sich fĂŒr das Empowerment von Frauen und queeren Menschen einzusetzen.

Persönlicher Werdegang und Engagement

Ethel Cain, ursprĂŒnglich aus Florida stammend, outete sich im Alter von 12 Jahren als schwul gegenĂŒber ihrer Familie und mit 20 Jahren als Transfrau. In einem frĂŒheren Interview mit Pitchfork beschrieb sie ihre Erfahrung: "Als ich Ă€lter wurde, entdeckte ich, dass es andere Optionen gab. Es war allen klar, dass ich nicht wie andere Menschen war. Als ich mich zu entwickeln begann, begann ich, mich als Transfrau zu entfalten. Wir waren ein geteiltes Haus – ich gegen meine ganze Stadt."

Heute identifiziert sich Cain als bisexuell und wurde als Erwachsene mit Autismus diagnostiziert. Ihr Engagement fĂŒr die Transgender-Community zeigt sich auch in ihrem sozialen Einsatz: Bei ihrer kommenden "Willoughby Tucker Forever"-Tour wird ein Dollar von jedem verkauften Ticket an die "Ally Coalition" gespendet, eine Organisation, die sich fĂŒr Trans-Belange einsetzt.

Konzerte in Deutschland

Fans in Deutschland können sich freuen: Im Rahmen ihrer internationalen Tour, die von August bis November 2025 durch Nordamerika und Europa fĂŒhrt, wird Ethel Cain auch in Deutschland auftreten. Laut Eventim sind Konzerte in Köln, Berlin und Hamburg fĂŒr Oktober 2025 geplant.

Mit der AnkĂŒndigung ihres neuen Albums "Willoughby Tucker I'll Always Love You", das an die Narrative von "Preacher's Daughter" anknĂŒpfen soll, dĂŒrfen Fans gespannt sein, wie die KĂŒnstlerin ihre musikalische Reise fortsetzt und welche weiteren Barrieren sie noch durchbrechen wird.


Homophobie im Alltag: Schauspieler nach schwulem Kuss aus Uber geworfen

Ein schockierender Vorfall von Alltagsdiskriminierung in Berlin hat bundesweit fĂŒr Aufsehen gesorgt: Der durch die Serie "Club der Dinosaurier" (2024) bekannte Schauspieler Basti FĂ€hrmann (27) wurde zusammen mit seinem Freund aus einem Uber-Fahrzeug geworfen, nachdem sie sich auf der RĂŒckbank kurz gekĂŒsst hatten. Wie queer.de berichtet, eskalierte die Situation schnell zu einem beschĂ€menden Beispiel fĂŒr die anhaltende Diskriminierung von LGBTQ+-Personen in Deutschland.

Der Vorfall im Detail

Nach Angaben FĂ€hrmanns fuhren er und sein Partner in einem Uber nach Hause, nachdem er seinen Freund vom Flughafen abgeholt hatte. Als sie sich auf der RĂŒckbank kurz kĂŒssten, reagierte der Fahrer unverzĂŒglich, hielt das Fahrzeug an und forderte das Paar zum Aussteigen auf. FĂ€hrmann dokumentierte den Vorfall in einem Video, das er spĂ€ter auf seinem beliebten TikTok-Account veröffentlichte. In dem Video ist zu sehen, wie der Fahrer aggressiv reagiert und FĂ€hrmann sogar mit dem homophoben Schimpfwort "Schwuchtel" beleidigt.

"Wusste nicht, dass ein Kuss auf den Mund, nachdem man seinen Freund vom Flughafen abholt, so viel auslösen kann", kommentierte FĂ€hrmann in seinem Post. "Ich wĂŒnschte, der Uberfahrer wĂŒrde das gleiche Engagement zeigen, sich ĂŒber Liebe und Offenheit zu informieren, wie uns aus dem Auto zu schmeißen."

Steigende Queerfeindlichkeit in Deutschland

Der Vorfall reiht sich leider in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.770 queerfeindliche Straftaten registriert – ein dramatischer Anstieg von etwa 50 Prozent gegenĂŒber dem Vorjahr (2022: 1.188 FĂ€lle), wie die Tagesschau berichtet. Besonders in Berlin ist die Situation alarmierend: Im Jahr 2022 wurden 542 FĂ€lle im Bereich "Sexuelle Orientierung", "Geschlecht/sexuelle IdentitĂ€t" beziehungsweise "Geschlechtsbezogene DiversitĂ€t" registriert – 13 FĂ€lle mehr als im Jahr zuvor.

Reaktionen auf den Uber-Vorfall

Das von FĂ€hrmann veröffentlichte Video, das mittlerweile ĂŒber eine Million Mal angesehen wurde, löste zahlreiche Reaktionen aus. Neben UnterstĂŒtzungsbekundungen erhielt FĂ€hrmann auch erschreckend viele queerfeindliche Kommentare. Viele Nutzer, vorwiegend MĂ€nner, Ă€ußerten sich offen diskriminierend und stellten sich auf die Seite des Fahrers – ein deutliches Zeichen dafĂŒr, dass homophobe Einstellungen in Teilen der deutschen Gesellschaft nach wie vor tief verwurzelt sind.

Uber Deutschland reagierte schnell und entschuldigte sich öffentlich fĂŒr den Vorfall: "Das tut uns sehr leid zu hören. Wir können versichern, dass Uber keine Form der Diskriminierung duldet." Das Unternehmen gab an, im Kontakt mit FĂ€hrmann zu stehen und den Fahrpreis bereits erstattet zu haben. Ob es Konsequenzen fĂŒr den betreffenden Fahrer geben wird, ist derzeit noch unklar. Uber teilte mit, dass man mit dem verantwortlichen Mietwagenunternehmen in Kontakt stehe.

Ubers LGBTQ+-Engagement auf dem PrĂŒfstand

Dieser Vorfall wirft ein kritisches Licht auf Ubers Umgang mit LGBTQ+-Themen. Zwar unterstĂŒtzt das Unternehmen offiziell LGBTQ+-Organisationen wie den CSD e.V. und den Lesben- und Schwulenverband (LSVD) und verfĂŒgt ĂŒber Community-Richtlinien, die Diskriminierung explizit verbieten. Dennoch gibt es Kritik an der Umsetzung dieser Richtlinien und dem Umgang mit konkreten FĂ€llen von Diskriminierung.

Rechtliche Schritte und AufklÀrung

FĂ€hrmann hat angekĂŒndigt, rechtliche Schritte gegen den Fahrer einzuleiten und Anzeige wegen Beleidigung zu erstatten. In einem Folgevideo betonte er, dass er selbst mit solchen VorfĂ€llen umgehen könne, sich aber Sorgen um Jugendliche mache, die Ă€hnliche Erfahrungen durchleben mĂŒssten: "Mir vorzustellen, dass anstelle von uns jemand unsicheres oder jĂŒngeres in der Position gewesen wĂ€re, macht mich sprachlos."

Der Schauspieler nutzt den Vorfall bewusst, um auf die anhaltende Diskriminierung von LGBTQ+-Personen im Alltag aufmerksam zu machen und zu verdeutlichen, dass "Safe Spaces" fĂŒr queere Menschen auch im vermeintlich weltoffenen Berlin keine SelbstverstĂ€ndlichkeit sind.

Ein symptomatischer Fall fĂŒr Deutschland

Obwohl eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt, dass 95 Prozent der Deutschen ein gesetzliches Diskriminierungsverbot befĂŒrworten und die klassische Homophobie nur noch von etwa 12 Prozent der Bevölkerung geteilt wird, zeigen VorfĂ€lle wie dieser, dass der Weg zu einer vollstĂ€ndig akzeptierenden Gesellschaft noch weit ist.

Initiativen wie das Berliner Queer-BĂŒndnis, ein Zusammenschluss von Unternehmen, Organisationen und Institutionen, arbeiten aktiv daran, die Akzeptanz und WertschĂ€tzung gegenĂŒber LGBTQ+-Menschen zu fördern und Diskriminierung entgegenzuwirken.

Der Fall von Basti FĂ€hrmann macht deutlich, dass trotz aller rechtlichen Fortschritte und gesellschaftlichen Entwicklungen Diskriminierung im Alltag fĂŒr queere Menschen in Deutschland nach wie vor eine schmerzhafte RealitĂ€t darstellt. Es bedarf weiterhin kontinuierlicher AufklĂ€rungsarbeit und entschlossener Maßnahmen gegen Diskriminierung, um echte Gleichstellung und Akzeptanz zu erreichen.


WorldPride 2025: Veranstalter erwĂ€gen Reisewarnung fĂŒr trans Personen in die USA

Die Organisatoren der WorldPride 2025 in Washington, DC, erwĂ€gen, eine offizielle Reisewarnung fĂŒr transgender Personen auszusprechen, die aus dem Ausland zur Veranstaltung anreisen möchten. Wie PinkNews berichtet, hat Ryan Bos, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der Capital Pride Alliance, erklĂ€rt: "Es ist möglich, dass wir tatsĂ€chlich eine ErklĂ€rung abgeben werden, die internationalen trans Personen davon abrĂ€t zu kommen, oder wenn sie kommen, dass sie dies auf eigenes Risiko tun."

Trumps Politik als Auslöser

Die Bedenken resultieren aus einer Reihe von LGBTQ+-feindlichen Maßnahmen, die seit der AmtseinfĂŒhrung von Donald Trump als 47. US-PrĂ€sident am 20. Januar erlassen wurden. Besonders transgender Personen sind davon betroffen. Trump hat unter anderem per Exekutivanordnung erklĂ€rt, dass die offizielle Politik der Vereinigten Staaten nur zwei Geschlechter anerkennt, trans Menschen vom MilitĂ€rdienst ausgeschlossen und geschlechtsangleichende Behandlungen fĂŒr trans Personen unter 19 Jahren eingeschrĂ€nkt.

Besonders besorgniserregend fĂŒr internationale Besucher ist eine Anordnung, die es US-Behörden verbietet, PĂ€sse mit einem "X"-Geschlechtseintrag auszustellen. Diese Entwicklung hat bereits dazu gefĂŒhrt, dass mehrere LĂ€nder, darunter auch Deutschland, offizielle Reisewarnungen fĂŒr transgender und nicht-binĂ€re Personen herausgegeben haben.

Deutsche Reisewarnung und internationale Reaktionen

Das AuswĂ€rtige Amt hat in seinen Reisehinweisen fĂŒr die USA eine spezielle Warnung fĂŒr transgender und nicht-binĂ€re Reisende aufgenommen. Darin wird empfohlen, dass Personen mit einem "X"-Geschlechtseintrag im Reisepass oder einem Geschlechtseintrag, der von ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht abweicht, sich vor Reiseantritt mit der US-Botschaft in Deutschland in Verbindung setzen sollten, um die aktuellen Einreisebestimmungen zu erfragen.

Deutschland ist nicht allein: Auch DĂ€nemark, Finnland, Frankreich, Irland, die Niederlande, Belgien und Kanada haben Ă€hnliche Warnungen herausgegeben. Egale Canada, eine der grĂ¶ĂŸten LGBTQ+-Interessenvertretungen Kanadas, hat sogar angekĂŒndigt, dass ihre Mitglieder aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht an der WorldPride oder anderen Veranstaltungen in den USA teilnehmen werden.

Widerstand und Resilienz

Trotz der Bedenken gibt es auch Stimmen, die zur Teilnahme ermutigen. Devon Ojeda, Senior National Organizer bei Advocates for Trans Equality, sagte: "Das ist etwas, mit dem meine Community jeden Tag konfrontiert ist - die Sorge, ob ein Ort fĂŒr sie sicher sein wird." Ojeda fĂŒgte hinzu: "Ich bin auch der Meinung, dass wir weiterhin in diesen RĂ€umen prĂ€sent sein sollten - um zu sagen: Ich bin trans, ich bin sichtbar. Das werdet ihr mir nicht nehmen."

Die WorldPride 2025 soll vom 6. bis 7. Juni 2025 im RFK Festival Grounds in Washington, DC stattfinden. Bisher wurden Kim Petras und Tinashe als KĂŒnstlerinnen bestĂ€tigt, wĂ€hrend Troye Sivan und Jennifer Lopez als Headliner auftreten sollen.

Empfehlungen fĂŒr deutsche Reisende

FĂŒr deutsche LGBTQ+-Reisende, die an der WorldPride teilnehmen möchten, gibt es einige wichtige Hinweise zu beachten. Experten des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) empfehlen, sich grĂŒndlich ĂŒber die aktuelle Lage zu informieren und vor allem fĂŒr transgender Personen, alle Reisedokumente sorgfĂ€ltig zu ĂŒberprĂŒfen und im Zweifelsfall Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen.

Die Capital Pride Alliance, die die WorldPride 2025 organisiert, arbeitet nach eigenen Angaben eng mit der Stadtverwaltung von Washington, DC zusammen, um die Sicherheit aller Teilnehmenden zu gewĂ€hrleisten. Sie haben neue Richtlinien fĂŒr internationale Besucher herausgegeben und raten allen Reisenden – insbesondere transgender und nicht-binĂ€ren Personen – sich zu informieren, vorsichtig zu reisen und die potenziellen Risiken zu verstehen, bevor sie nach DC kommen.

Wie blickt die Community in die Zukunft?

Die aktuelle Situation wirft ein Schlaglicht auf die Verletzlichkeit von LGBTQ+-Rechten und zeigt, wie schnell politische VerĂ€nderungen Auswirkungen auf internationale Veranstaltungen haben können. In Deutschland blicken viele Aktivisten mit Sorge auf die Entwicklungen in den USA, sehen aber auch die Notwendigkeit, weiterhin fĂŒr Sichtbarkeit und Rechte einzutreten.

Der CSD Deutschland e.V. hat seine SolidaritĂ€t mit den amerikanischen LGBTQ+-Organisationen zum Ausdruck gebracht und plant, die Entwicklungen rund um die WorldPride 2025 genau zu beobachten. Die Situation erinnert viele in der deutschen Community daran, dass auch hierzulande errungene Rechte nicht als selbstverstĂ€ndlich angesehen werden dĂŒrfen und kontinuierlicher Einsatz notwendig ist.

FĂŒr aktuelle Informationen zur Sicherheitslage und zu den Einreisebestimmungen fĂŒr die USA sollten interessierte Reisende regelmĂ€ĂŸig die Webseite des AuswĂ€rtigen Amtes sowie die offizielle Webseite der WorldPride 2025 konsultieren.


Ungarns neuer Verfassungsschlag gegen LGBTQ+: BinÀre Geschlechtsdefinition festgeschrieben

Das ungarische Parlament hat erneut einen schweren Schlag gegen die Rechte queerer Menschen gefĂŒhrt. Mit einer VerfassungsĂ€nderung wurde nun festgeschrieben, dass ein Mensch ausschließlich als Mann oder Frau definiert werden kann, wie queer.de berichtet. Diese Entscheidung stellt eine weitere VerschĂ€rfung der bereits restriktiven Politik der Orban-Regierung gegenĂŒber der LGBTQ+-Community dar und steht in krassem Gegensatz zur Entwicklung in Deutschland.

Parlamentarische Mehrheit trotz Protesten

Die VerfassungsĂ€nderung wurde mit 140 Ja-Stimmen gegen 21 Nein-Stimmen verabschiedet. Die fĂŒr VerfassungsĂ€nderungen notwendige Zweidrittelmehrheit wurde, wie von Kritiker*innen befĂŒrchtet, problemlos erreicht. Die vom rechtspopulistischen MinisterprĂ€sidenten Viktor Orban gefĂŒhrte Regierung setzt damit ihren systematischen Abbau von LGBTQ+-Rechten fort.

WÀhrend der Abstimmung protestierten Gegner*innen im Plenarsaal mit Trompeten-Lauten, vor dem ParlamentsgebÀude versammelten sich zahlreiche Demonstrant*innen. Doch die symbolischen Proteste konnten die Entscheidung nicht verhindern.

Teil einer systematischen Diskriminierungsstrategie

Diese VerfassungsĂ€nderung reiht sich in eine lange Liste von Maßnahmen ein, mit denen die ungarische Regierung die LGBTQ+-Community systematisch ausgrenzt. Erst im MĂ€rz 2024 hat das ungarische Parlament im Eilverfahren die jĂ€hrlichen Pride-Paraden verboten – Veranstaltungen, die traditionell fĂŒr die Sichtbarkeit und Rechte queerer Menschen stehen.

Es handelt sich bereits um die 15. Änderung der 2011 unter Orban eingefĂŒhrten Verfassung, deren PrĂ€ambel bezeichnenderweise den Titel "Nationales Glaubensbekenntnis" trĂ€gt. Seit 2020 definiert diese Verfassung auch, dass "eine Mutter nur eine Frau und ein Vater nur ein Mann sein könne". Im selben Jahr trat ein Gesetz in Kraft, das es trans Menschen unmöglich macht, ihr Geschlecht amtlich Ă€ndern zu lassen. Amnesty International kritisiert scharf, dass diese Änderungen die Diskriminierung verstĂ€rken und gegen internationale Menschenrechtsstandards verstoßen.

Kontrast zu Deutschland: Selbstbestimmungsgesetz statt Diskriminierung

WĂ€hrend Ungarn queere Rechte systematisch abbaut, hat Deutschland kĂŒrzlich mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen bedeutenden Schritt in die entgegengesetzte Richtung gemacht. Das am 1. August 2024 in Kraft getretene Gesetz ermöglicht es trans, inter und nichtbinĂ€ren Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache ErklĂ€rung beim Standesamt Ă€ndern zu lassen – ohne die bisher notwendigen psychologischen Gutachten oder medizinischen Nachweise.

Deutschland erkennt damit offiziell an, was Ungarn nun verfassungsrechtlich leugnet: dass GeschlechtsidentitĂ€t vielfĂ€ltig ist und ĂŒber binĂ€re Kategorien hinausgehen kann. Dieser fundamentale Unterschied in der Gesetzgebung spiegelt die tiefe Kluft in den gesellschaftspolitischen Entwicklungen beider LĂ€nder wider.

EU-Reaktionen und internationale Kritik

Die fortschreitende EinschrĂ€nkung der LGBTQ+-Rechte in Ungarn hat zu wachsender Kritik seitens der EU gefĂŒhrt. Das EuropĂ€ische Parlament betont, dass die diskriminierenden Definitionen in der ungarischen Verfassung gegen EU-Grundwerte verstoßen. Aktuellen Berichten zufolge erwĂ€gt die EuropĂ€ische Union rechtliche Schritte gegen Ungarn wegen dieser fortgesetzten VerstĂ¶ĂŸe gegen die Grundrechte.

Menschenrechtsorganisationen befĂŒrchten, dass die jĂŒngste VerfassungsĂ€nderung nichtbinĂ€re Menschen in Ungarn praktisch unsichtbar macht und ihnen rechtlichen Schutz entzieht. Sie fordern eine stĂ€rkere internationale Reaktion auf die systematische Diskriminierung durch die Orban-Regierung.

Auswirkungen auf die ungarische LGBTQ+-Community

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Ungarn wird die Situation zunehmend bedrohlich. Die verfassungsrechtliche Festschreibung binĂ€rer GeschlechtsidentitĂ€ten verweigert nichtbinĂ€ren Menschen die offizielle Anerkennung ihrer IdentitĂ€t und verstĂ€rkt gesellschaftliche Diskriminierung.

Ungarische LGBTQ+-Aktivist*innen berichten von wachsender Angst und einem zunehmend feindlichen Klima. Viele erwĂ€gen, das Land zu verlassen oder ziehen sich aus SicherheitsgrĂŒnden ins Private zurĂŒck. Die systematische Ausgrenzung durch die Regierung legitimiert in den Augen vieler Ungar*innen homophobe und transphobe Einstellungen und Verhaltensweisen.

FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community ist die Entwicklung in Ungarn ein alarmierendes Beispiel dafĂŒr, wie schnell erreichte Rechte wieder abgebaut werden können, wenn rechtspopulistische KrĂ€fte an die Macht kommen. Sie unterstreicht die Bedeutung anhaltender Wachsamkeit und SolidaritĂ€t ĂŒber Landesgrenzen hinweg.


Verfassungsschutz fĂŒr die Ehe: Belgiens Vorstoß und die Lehren fĂŒr Deutschland

Der belgische Gleichstellungsminister Rob Beenders (Vooruit) will die Ehe fĂŒr alle in der belgischen Verfassung verankern, wie queer.de berichtet. In einer Zeit, in der LGBTQ+-Rechte weltweit unter Druck geraten, soll dieser Schritt ein starkes Signal setzen und die gleichgeschlechtliche Ehe dauerhaft absichern - eine Entwicklung, die auch fĂŒr Deutschland relevante Fragen aufwirft.

Ein konstitutioneller Schutz fĂŒr die Vielfalt

Bislang ist die Ehe fĂŒr alle in Belgien – Ă€hnlich wie in Deutschland – nur durch ein einfaches Gesetz geregelt. Dies bedeutet, dass eine parlamentarische Mehrheit theoretisch ausreichen wĂŒrde, um diese Rechte wieder einzuschrĂ€nken. "Wir sehen in den USA tĂ€glich, wie PrĂ€sident Donald Trump Gesetze von einem Tag auf den anderen kippt. So etwas kann auch hier passieren", erklĂ€rte Beenders seine Initiative. "Wenn man das in die Verfassung schreibt, wird es schwieriger, es zu Ă€ndern."

Belgien war 2003 das zweite Land weltweit nach den Niederlanden, das die gleichgeschlechtliche Ehe einfĂŒhrte. Mit dem aktuellen Vorstoß könnte das Königreich erneut eine Vorreiterrolle einnehmen. "Wenn wir das machen wĂŒrden, wĂ€ren wir eines der ersten LĂ€nder ĂŒberhaupt", betonte der Minister. "Belgien war immer ein Vorreiter bei der Gleichstellung der Rechte – das sollten wir unbedingt umsetzen."

Langwieriger Prozess mit hohen HĂŒrden

Der Weg zu einer VerfassungsĂ€nderung ist in Belgien allerdings langwierig. Laut belgischem Recht sind dafĂŒr zwei Legislaturperioden erforderlich. ZunĂ€chst mĂŒssen Regierung und beide Kammern des Parlaments je eine Liste mit ÄnderungswĂŒnschen einreichen. Nur Artikel, die auf allen drei Listen stehen, können in der folgenden Legislaturperiode tatsĂ€chlich geĂ€ndert werden – und dann nur mit einer Zweidrittelmehrheit.

Premierminister Bart De Wever (N-VA) hat bereits alle Regierungsparteien gebeten, ihre ÄnderungswĂŒnsche einzureichen. Die konkreten GesprĂ€che darĂŒber stehen jedoch noch aus.

Die deutsche Perspektive: Verfassungsrechtlicher Schutz fehlt

In Deutschland wurde die "Ehe fĂŒr alle" am 30. Juni 2017 vom Bundestag beschlossen und trat am 1. Oktober 2017 in Kraft. Wie in Belgien ist sie jedoch nur durch ein einfaches Gesetz geregelt und nicht verfassungsrechtlich abgesichert. Dies könnte in Zeiten zunehmender anti-LGBTQ+-Rhetorik problematisch werden.

Der deutsche Verfassungsschutz beobachtet bereits, dass LGBTQ+-Feindlichkeit ein zunehmendes Agitationsfeld in der rechtsextremistischen Szene darstellt. Rechtsextreme Gruppen und Parteien lehnen DiversitĂ€t in Bezug auf sexuelle Orientierung und alternative Partnerschaftsmodelle grundsĂ€tzlich ab und propagieren ausschließlich heterosexuelle Beziehungen und die traditionelle Kernfamilie als "natĂŒrlich".

Politische Bedrohungsszenarien

Die AfD hat sich in der Vergangenheit wiederholt gegen die "Ehe fĂŒr alle" positioniert und sogar deren Abschaffung gefordert. Laut Analysen der Amadeu Antonio Stiftung Ă€hneln ihre familienpolitischen Vorstellungen denen anderer rechtsextremer Parteien, auch wenn sie aus strategischen GrĂŒnden bestimmte Begriffe vermeidet.

Der belgische Vorstoß zeigt, dass ein verfassungsrechtlicher Schutz der Ehe fĂŒr alle ein wichtiger Baustein sein kann, um LGBTQ+-Rechte langfristig abzusichern. FĂŒr Deutschland könnte dies ein interessantes Modell darstellen, besonders angesichts der zunehmenden Polarisierung in gesellschaftspolitischen Fragen.

Gesellschaftliche Bedeutung ĂŒber die Rechtsform hinaus

Der Wert einer verfassungsrechtlichen Verankerung geht weit ĂŒber den juristischen Aspekt hinaus. Sie wĂŒrde ein klares gesellschaftliches Signal setzen, dass die Gleichstellung von LGBTQ+-Personen ein fundamentaler Wert ist, der nicht zur Disposition steht.

"Eine Verfassung spiegelt die grundlegenden Werte einer Gesellschaft wider", erklĂ€rt die deutsche LGBTQ+-Aktivistin Petra Zimmermann vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland. "Die Aufnahme der Ehe fĂŒr alle in die Verfassung wĂŒrde bedeuten, dass die Gleichwertigkeit aller Liebes- und Lebensformen nicht nur toleriert, sondern als grundlegender Bestandteil unserer demokratischen Ordnung anerkannt wird."

Ob Belgiens Vorstoß erfolgreich sein wird und welche Signalwirkung dies fĂŒr andere europĂ€ische LĂ€nder haben könnte, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass der Schutz von LGBTQ+-Rechten angesichts weltweit zunehmender autoritĂ€rer Tendenzen wichtiger denn je ist.


Homophobie im Stadion: Eintracht Frankfurt zahlt hohe Strafe fĂŒr queerfeindliches Banner

Der Bundesligist Eintracht Frankfurt muss eine empfindliche Geldstrafe in Höhe von 91.750 Euro zahlen, teilweise wegen eines als queerfeindlich eingestuften Fanbanners. Wie queer.de berichtete, war bei einem Bundesligaspiel beim FC St. Pauli im Januar ein Banner mit der Aufschrift "CBD statt CSD" im Frankfurter Fanblock zu sehen, was fĂŒr erhebliche Empörung sorgte.

Kontroverse Botschaften im Stadion

Das DFB-Sportgericht ordnete an, dass die Eintracht im Rahmen der Gesamtstrafe 8.000 Euro an eine gemeinnĂŒtzige Organisation spenden muss. Der Verein akzeptierte das Urteil, das damit rechtskrĂ€ftig ist. Die Banner-AffĂ€re sorgte fĂŒr große Empörung sowohl bei St. Pauli-Fans als auch innerhalb der Frankfurter Community selbst.

Der Spruch "CBD statt CSD" wurde als direkter Angriff auf die LGBTQ+-Community interpretiert. CBD steht fĂŒr Cannabidiol, ein nicht-psychoaktiver Wirkstoff der Hanfpflanze, wĂ€hrend der CSD (Christopher Street Day) eine der wichtigsten Veranstaltungen fĂŒr die Sichtbarkeit und Rechte von queeren Menschen ist. Die St. Pauli-Fans reagierten noch wĂ€hrend des Spiels mit einem Konter-Banner: "Ein Tag auf dem CSD – besser als ein Leben auf CBD".

Ein weiteres Banner mit dem Text "Eure Toleranz endet an der Spitze der Impfnadel – 5G" verstĂ€rkte den Eindruck einer queerfeindlichen und verschwörungstheoretischen Botschaft im Frankfurter Block.

Klare Distanzierung der VereinsfĂŒhrung

Eintracht Frankfurt distanzierte sich umgehend von den Bannern. VereinsprĂ€sident Mathias Beck stellte in einer offiziellen Stellungnahme klar, dass bei der Eintracht alle Menschen willkommen seien, unabhĂ€ngig von ihrer sexuellen Orientierung. Der Verein betonte seine UnterstĂŒtzung fĂŒr Vielfalt und Inklusion.

Besonders bemerkenswert war die Reaktion von Axel "Beve" Hoffmann, einem Mitarbeiter des Eintracht-Museums, der aus Protest gegen die Banner frĂŒhzeitig den Fanblock verließ und sich öffentlich kritisch Ă€ußerte. Auch die Fanorganisation "Regenbogenadler", die sich fĂŒr queere Belange bei der Eintracht einsetzt, verurteilte die VorfĂ€lle scharf.

Homophobie im deutschen Fußball - ein anhaltendes Problem

Der Vorfall bei Eintracht Frankfurt reiht sich in eine Serie von homophoben VorfĂ€llen im deutschen Profifußball ein. Trotz zahlreicher Kampagnen und Initiativen gegen Diskriminierung bleibt Homophobie in Fankurven ein hartnĂ€ckiges Problem. Der Regenbogenadler, eine Initiative queerfreundlicher Eintracht-Fans, setzt sich seit Jahren gegen Diskriminierung im Stadion ein.

WĂ€hrend Vereine wie der FC St. Pauli fĂŒr ihr klares Bekenntnis zur Vielfalt bekannt sind, zeigt dieser Vorfall, dass in anderen Fanszenen noch erhebliche Vorbehalte bestehen. Die verhĂ€ngte Strafe und die Verpflichtung zur Spende an eine gemeinnĂŒtzige Organisation sollen ein deutliches Zeichen setzen.

Konsequenzen und Ausblick

Die Gesamtstrafe von 91.750 Euro setzt sich aus verschiedenen Vergehen zusammen, darunter auch das ZĂŒnden von Pyrotechnik in mehreren Spielen. Der Verein hat die Möglichkeit, bis zu 30.300 Euro fĂŒr eigene sicherheitstechnische oder gewaltprĂ€ventive Maßnahmen zu verwenden.

Der Fall zeigt, dass SportverbĂ€nde zunehmend bereit sind, gegen diskriminierende Äußerungen vorzugehen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der DFB haben in den vergangenen Jahren ihre BemĂŒhungen verstĂ€rkt, gegen Homophobie und andere Formen der Diskriminierung im Fußball vorzugehen.

FĂŒr die queere Community im Fußball bleibt jedoch noch viel zu tun. Bis heute hat sich kein aktiver Spieler in der Bundesliga als homosexuell geoutet - ein Zeichen dafĂŒr, dass das Klima in vielen Stadien und Vereinen noch immer nicht als sicher genug empfunden wird.


Baseball-Star Triston Casas provoziert mit lackierten NĂ€geln bewusst Rechtskonservative

Boston Red Sox Star Triston Casas sorgt mit einem ungewöhnlichen Statement fĂŒr Aufsehen im traditionell mĂ€nnlich geprĂ€gten Baseball-Sport: Der First Baseman lackiert sich bewusst die FingernĂ€gel, um konservative Fans zu provozieren. Wie PinkNews berichtet, erklĂ€rte Casas in der Netflix-Dokumentation "The Clubhouse: A Year with the Red Sox", dass er gezielt alles tut, was Menschen stört - ein Statement fĂŒr mehr Vielfalt und gegen ĂŒberholte Geschlechternormen im Sport.

Mit Nagellack gegen Vorurteile

"Genau darum geht es mir", antwortete Casas in der kĂŒrzlich veröffentlichten Dokumentation auf die Frage eines Teamkollegen, ob er mit den lackierten NĂ€geln bewusst Konservative provozieren wolle. Seit seinem MLB-DebĂŒt 2022 fĂŒr die Boston Red Sox trĂ€gt Casas regelmĂ€ĂŸig bunte NĂ€gel und hat damit einen persönlichen Stil entwickelt, der weit ĂŒber den ĂŒblichen Baseball-Look hinausgeht.

In den Szenen der Netflix-Dokumentation sieht man den Sportler bei einer PedikĂŒre, wie er zu seiner Stylistin sagt: "Oh, die knallen, Stephanie. Go off, queen." Trotz seiner BerĂŒhmtheit beschreibt sich Casas als "anspruchslos" und gibt an, dass er nicht viel zum Leben braucht - "Ein Bett und ein Fernseher, lesen, Sendungen schauen", wobei er interessanterweise hinzufĂŒgt: "Ich hasse es allerdings, Baseball zu schauen. Ich schaue nie Baseball."

Sportliche Erfolge jenseits von Stereotypen

Der 24-jĂ€hrige Casas ist keineswegs nur fĂŒr sein modisches Statement bekannt. Mit 43 Home Runs fĂŒr die Red Sox ist er auch sportlich erfolgreich. 2017 gewann er eine Goldmedaille bei der U18-Weltmeisterschaft, und bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 holte er mit dem US-Team die Silbermedaille.

Homophobe Reaktionen auf seinen Stil lassen Casas kalt: "Es Ă€ndert nichts an der Person, die ich bin, oder an dem, was ich mitbringe. Es ist nur mein Videospiel-Charakter", erklĂ€rt er in der Dokumentation. Die Boston Red Sox unterstĂŒtzen ihren Spieler aktiv und haben sogar eine spezielle Bobblehead-Figur mit lackierten NĂ€geln herausgebracht, was die progressive Haltung des Teams unterstreicht.

MĂ€nnlichkeitsbilder im Sport - auch in Deutschland ein Thema

WĂ€hrend Casas in den USA fĂŒr Aufsehen sorgt, sind stereotype Geschlechterrollen auch im deutschen Sport noch immer ein Thema. Obwohl in deutschen Profiligen bislang keine Baseball-Spieler mit lackierten NĂ€geln bekannt sind, gibt es auch hierzulande zunehmend Sportler, die traditionelle MĂ€nnlichkeitsbilder in Frage stellen.

Laut Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erfahren LGBTQ+-Personen in Deutschland weiterhin Diskriminierung, besonders in mĂ€nnlich dominierten Sportarten. Gesten wie die von Casas können daher auch in Deutschland wichtige Signale setzen und zur Diskussion ĂŒber Geschlechterrollen im Sport beitragen.

WĂ€hrend der Baseball in Deutschland weniger populĂ€r ist als in den USA, sind vergleichbare Diskussionen ĂŒber Geschlechterrollen auch in deutschen Sportarten wie Fußball, Handball oder Basketball relevant. Viele deutsche Sportvereine und -verbĂ€nde haben in den letzten Jahren Initiativen fĂŒr mehr DiversitĂ€t und gegen Diskriminierung gestartet, doch Experten sehen noch immer Nachholbedarf.

Ein Statement mit Wirkung

Casas' bewusster Umgang mit seinem Erscheinungsbild kann als Teil einer grĂ¶ĂŸeren Bewegung gesehen werden, in der Sportler ihre Plattform nutzen, um gesellschaftliche Werte zu fördern. Sein Nagellack mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch die Botschaft dahinter ist kraftvoll: IndividualitĂ€t und Selbstausdruck sollten nicht durch ĂŒberkommene Geschlechternormen eingeschrĂ€nkt werden.

In einer Zeit, in der in vielen LÀndern - auch in Deutschland - rechtskonservative Bewegungen erstarken, die traditionelle Geschlechterrollen propagieren, sind solche Statements bedeutsamer denn je. Sie ermutigen junge Menschen, ihre eigene IdentitÀt zu leben, unabhÀngig von gesellschaftlichen Erwartungen.

Ob Casas mit seinen lackierten NĂ€geln auch deutsche Sportler inspirieren wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass sein mutiges Statement ĂŒber die Grenzen des Baseballfeldes und der USA hinaus Wellen schlĂ€gt und auch hierzulande Diskussionen ĂŒber Geschlechterrollen im Sport anregen kann.


Trump-Regierung verweigert Kommunikation mit Journalist:innen, die ihre Pronomen angeben

Die Trump-Administration sorgt erneut fĂŒr Aufsehen im Umgang mit LGBTQ+-Themen: Wie PinkNews berichtet, verweigert das Weiße Haus jegliche Kommunikation mit Journalist:innen, die in ihren E-Mail-Signaturen oder Online-Profilen ihre persönlichen Pronomen angeben. Diese Maßnahme stellt einen weiteren Schritt in der zunehmend LGBTQ+-feindlichen Politik der neuen Trump-Regierung dar.

Systematische Verweigerung der Kommunikation

Nach Angaben von PinkNews wurden in den vergangenen Wochen mindestens drei FĂ€lle bekannt, in denen Regierungssprecher:innen die Kommunikation mit Journalist:innen verweigerten, weil diese ihre Pronomen in E-Mail-Signaturen angaben. Als die New York Times zu GerĂŒchten ĂŒber die geplante Schließung eines Klimaforschungsobservatoriums nachfragte, antwortete die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, es sei "Richtlinie", nicht auf Anfragen von Journalist:innen mit "Pronomen in ihren Bios" zu antworten.

Eine weitere Regierungsvertreterin, Katie Miller, behauptete gegenĂŒber einer anderen Reporterin, dass Journalist:innen, die Pronomen verwenden, "wissenschaftliche RealitĂ€ten und damit Fakten ignorieren" wĂŒrden. Leavitt ergĂ€nzte spĂ€ter, dass ein:e Journalist:in, der/die Pronomen verwendet, "sich offensichtlich nicht um die biologische RealitĂ€t oder Wahrheit kĂŒmmert und daher nicht vertrauenswĂŒrdig ist, um eine ehrliche Geschichte zu schreiben."

Teil einer breiteren Anti-LGBTQ+-Agenda

Diese neue Politik des Weißen Hauses reiht sich ein in eine Serie von Maßnahmen gegen LGBTQ+-Personen seit Beginn der zweiten Trump-PrĂ€sidentschaft. Bereits im Februar wurden alle Regierungsmitarbeiter:innen angewiesen, Pronomen aus ihren E-Mail-Signaturen zu entfernen. Wer dieser Anweisung nicht Folge leistete, musste mit "disziplinarischen Maßnahmen bis hin zur KĂŒndigung" rechnen, wie CNN berichtete.

Diese Direktive steht im Einklang mit einer prÀsidialen Exekutivanordnung, die Mitarbeiter:innen vorschreibt, den Begriff "Geschlecht" durch "biologisches Geschlecht" zu ersetzen. Zudem wurde festgelegt, dass es offizielle Regierungspolitik sei, nur "zwei Geschlechter, mÀnnlich und weiblich" anzuerkennen.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

In Deutschland sind solche Entwicklungen in der Medienpolitik derzeit nicht zu beobachten. Im Gegenteil: Viele deutsche Redaktionen haben in den letzten Jahren Maßnahmen ergriffen, um eine inklusivere Sprache zu fördern. Dennoch gibt es auch hierzulande Debatten um den Umgang mit geschlechtergerechter Sprache und Pronomen, wie Journalist.de berichtet.

WĂ€hrend in den USA unter Trump eine systematische ZurĂŒckdrĂ€ngung von LGBTQ+-Rechten zu beobachten ist, genießen queere Personen in Deutschland rechtlichen Schutz. "In Deutschland darf jede Person ihre sexuelle IdentitĂ€t und GeschlechtsidentitĂ€t frei ausleben", erklĂ€rt Handbook Germany. Dennoch nehmen auch in Deutschland queerfeindliche Straftaten zu, wie aktuelle Statistiken zeigen.

Pronomen als politisches Kampffeld

Die Existenz von Pronomen im modernen Englisch scheint fĂŒr konservative Kreise zu einem schwierigen Thema geworden zu sein – wobei viele sogar ihren grundlegenden Zweck missverstehen. Ähnlich wie im Deutschen existieren Pronomen seit jeher in der englischen Sprache, um auf Personen oder Dinge zu verweisen, ohne den vollstĂ€ndigen Namen wiederholen zu mĂŒssen.

In Deutschland hat sich die Diskussion um Pronomen in den letzten Jahren intensiviert. Neben den traditionellen Pronomen "er" und "sie" gibt es im deutschen Sprachraum zunehmend Bestrebungen, nicht-binÀre Pronomen wie "dey" oder "xier" zu etablieren, wie das Queer Lexikon dokumentiert. Anders als in den USA unter Trump wird diese Entwicklung in Deutschland nicht von staatlicher Seite bekÀmpft.

Kritik und Widerstand

Die trans Abgeordnete Sarah McBride, die selbst kĂŒrzlich mit Diskriminierung im US-Kapitol konfrontiert wurde, kritisierte die Republikaner scharf. Sie sieht in deren Fokus auf trans-ausgrenzende Themen einen Versuch, von realen Problemen der amerikanischen Bevölkerung abzulenken.

Die Situation zeigt exemplarisch, wie marginalisierte Gruppen als politische Ablenkungsmanöver instrumentalisiert werden können. WĂ€hrend die Trump-Administration einen "Kulturkampf" um Pronomen fĂŒhrt, stehen wirtschaftliche Probleme wie die jĂŒngst ausgelösten Handelskonflikte mit China im Hintergrund.

In Deutschland setzen sich indessen Organisationen wie ProQuote Medien fĂŒr mehr Vielfalt im Journalismus ein. Anders als in den USA unter Trump wird hierzulande die Darstellung gesellschaftlicher Vielfalt in den Medien von vielen Institutionen aktiv gefördert.

Fazit: Sprachpolitik als Machtinstrument

Die Entscheidung der Trump-Administration, mit Journalist:innen, die ihre Pronomen angeben, nicht zu kommunizieren, verdeutlicht, wie Sprachpolitik als Machtinstrument eingesetzt werden kann. WÀhrend in Deutschland der respektvolle Umgang mit Pronomen zunehmend als Zeichen von ProfessionalitÀt und Respekt gilt, nutzt die US-Regierung unter Trump die Ablehnung von Pronomen als politisches Statement.

Die Entwicklung in den USA sollte auch fĂŒr deutsche Beobachter:innen ein Warnsignal sein: Rechte, die selbstverstĂ€ndlich erscheinen, können schnell unter Druck geraten, wenn sich politische Mehrheiten Ă€ndern. Die Erfahrungen aus den USA zeigen, wie wichtig es ist, demokratische und inklusive Werte kontinuierlich zu verteidigen.

PinkNews schloss seinen Bericht mit einer ironischen Bemerkung: "Wir haben das Weiße Haus um einen Kommentar gebeten. Leider haben wir Pronomen in unseren E-Mail-Signaturen."


LĂ€ngst ĂŒberfĂ€llige Gerechtigkeit: Rheinland-Pfalz fordert Reform des Abstammungsrechts fĂŒr Zwei-MĂŒtter-Familien

Rheinland-Pfalz hat einen wichtigen Schritt fĂŒr die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien unternommen. Am vergangenen Freitag stellte Familienministerin Katharina Binz (GrĂŒne) im Bundesrat einen Entschließungsantrag vor, der das Abstammungsrecht reformieren soll, um Kindern in Zwei-MĂŒtter-Familien von Geburt an zwei rechtliche Elternteile zu sichern. Die ursprĂŒngliche Meldung wurde auf queer.de veröffentlicht.

Die aktuelle rechtliche Benachteiligung

Nach geltendem Recht wird in Deutschland bei Kindern, die in eine Beziehung zweier Frauen hineingeboren werden, nur die leibliche Mutter automatisch als Elternteil anerkannt. Die nicht-gebÀrende Mutter muss hingegen ein langwieriges Adoptionsverfahren durchlaufen, um rechtlich als zweites Elternteil anerkannt zu werden. Im Gegensatz dazu wird bei heterosexuellen Paaren der Ehemann automatisch als Vater eingetragen, oder kann bei unverheirateten Paaren die Vaterschaft unkompliziert anerkennen.

Diese rechtliche Ungleichbehandlung fĂŒhrt zu gravierenden Nachteilen fĂŒr die betroffenen Familien. "Bis das Adoptionsverfahren abgeschlossen ist, hat das Kind rechtlich nur ein Elternteil und befindet sich damit in einer sozial, juristisch und ökonomisch prekĂ€ren Situation", wie Binz betont. Im schlimmsten Fall könnte bei einem Unfall der rechtlichen Mutter das Kind vom Jugendamt in Obhut genommen werden – trotz des Vorhandenseins eines zweiten liebenden Elternteils.

Die geforderte Reform

Der Entschließungsantrag aus Rheinland-Pfalz schlĂ€gt eine analoge Regelung zur bestehenden Vaterschaftsregelung vor. GemĂ€ĂŸ dem Vorschlag soll die Ehefrau oder eingetragene Lebenspartnerin der Geburtsmutter automatisch als zweite rechtliche Mutter anerkannt werden – ohne den Umweg ĂŒber eine diskriminierende Stiefkindadoption nehmen zu mĂŒssen. Dies wĂŒrde eine Anpassung des § 1592 Nr. 1 und Nr. 2 BGB bedeuten, wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) seit langem fordert.

"Im Sinne des Kindeswohls und im Sinne der Gleichstellung der betroffenen Familien mĂŒssen wir dieses Verfahren jetzt abschaffen und dafĂŒr sorgen, dass die Kinder rechtlich abgesichert sind – indem sie von Geburt an zwei Elternteile haben", erklĂ€rte Katharina Binz wĂ€hrend der Vorstellung des Antrags.

Acht Jahre nach der Ehe fĂŒr alle – immer noch keine vollstĂ€ndige Gleichstellung

Besonders enttĂ€uschend fĂŒr viele Betroffene ist die Tatsache, dass die aktuelle Bundesregierung keine konkreten PlĂ€ne zur Reform des Abstammungsrechts in ihrem Koalitionsvertrag verankert hat. "Acht Jahre nach der Öffnung der Ehe ist es dringend an der Zeit, die Zwei-MĂŒtter-Familien vollstĂ€ndig rechtlich gleichzustellen", mahnte die rheinland-pfĂ€lzische Familienministerin.

Der Entschließungsantrag wurde zunĂ€chst in die zustĂ€ndigen AusschĂŒsse des Bundesrats ĂŒberwiesen, wo er fachlich beraten wird. FĂŒr betroffene Familien bleibt zu hoffen, dass der Antrag spĂ€ter im Plenum eine Mehrheit findet und so Druck auf die Bundesregierung ausgeĂŒbt werden kann, entsprechende GesetzesĂ€nderungen vorzunehmen.

Eine Frage der Gerechtigkeit und des Kindeswohls

Die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern vor allem eine Frage des Kindeswohls. Die derzeitige Rechtslage, bei der Kinder in Zwei-MĂŒtter-Familien zunĂ€chst nur einen rechtlichen Elternteil haben, schafft unnötige Unsicherheiten und potenzielle Risiken fĂŒr die betroffenen Kinder.

Katharina Binz hat sich als Familienministerin von Rheinland-Pfalz seit ihrem Amtsantritt konsequent fĂŒr die Rechte von LGBTQ+-Familien eingesetzt. Mit dem aktuellen Vorstoß im Bundesrat könnte ein wichtiger Schritt in Richtung vollstĂ€ndiger rechtlicher Anerkennung von Regenbogenfamilien in Deutschland gelingen – vorausgesetzt, der politische Wille zur Reform ist vorhanden.

Betroffene Familien und LGBTQ+-Organisationen wie der LSVD hoffen nun, dass der Antrag aus Rheinland-Pfalz ausreichend UnterstĂŒtzung findet, um die lĂ€ngst ĂŒberfĂ€llige Reform des Abstammungsrechts endlich auf den Weg zu bringen.


Geteilte Wege: NHS-Richtlinien fĂŒr trans Jugendliche im Vergleich zur deutschen Versorgungslage

Die jĂŒngst durch den Journalisten Jo Maugham in Großbritannien durchgesickerten NHS-Richtlinien zeigen eine besorgniserregende Entwicklung: Britische HausĂ€rzte sollen "Shared-Care-Vereinbarungen" mit privaten Kliniken fĂŒr trans Jugendliche verweigern. Was bedeutet das fĂŒr Betroffene in Großbritannien und wie unterscheidet sich die Situation von der in Deutschland? Ein Blick auf zwei Gesundheitssysteme, die sich in der Versorgung von trans Menschen zunehmend in entgegengesetzte Richtungen entwickeln.

NHS-Richtlinien: Ein Schritt zurĂŒck in der Versorgung

Die durchgesickerten NHS-Richtlinien verdeutlichen eine Zuspitzung der bereits restriktiven Politik unter dem britischen Gesundheitsminister Wes Streeting. Die Dokumente weisen HausĂ€rzte an, "Shared-Care-Vereinbarungen" fĂŒr trans Jugendliche unter 18 Jahren zu verweigern – also Absprachen zwischen HausĂ€rzten und spezialisierten Kliniken, die eine gemeinsame Betreuung ermöglichen wĂŒrden. Dies betrifft auch die Verschreibung von PubertĂ€tsblockern, die in England bereits stark eingeschrĂ€nkt ist.

Besonders beunruhigend: In einer Fußnote deutet das Dokument an, dass Ă€hnliche EinschrĂ€nkungen kĂŒnftig auch fĂŒr erwachsene trans Personen gelten könnten. Darin heißt es, dass "unregulierte Gesundheitsdienste ein potenzielles Risiko fĂŒr die Patientensicherheit in allen Altersbereichen darstellen". Eine Klinische Richtlinie fĂŒr "exogene Hormone" bei Erwachsenen solle 2025/26, also erst in einem oder zwei Jahren, erarbeitet werden – was trans Menschen in Großbritannien in eine lange Phase der Unsicherheit stĂŒrzt.

Diese VerschĂ€rfung erfolgt, nachdem die Labour-Regierung unter Streeting im Dezember 2024 das von den Konservativen eingefĂŒhrte Verbot von PubertĂ€tsblockern auf unbestimmte Zeit verlĂ€ngert hatte – trotz zahlreicher Studien, die zeigen, dass die Risiken vernachlĂ€ssigbar sind und die Behandlung "lebensrettend" sein kann.

Deutschland: Ein anderer Weg

Im Kontrast dazu steht die Entwicklung in Deutschland, wo gerade eine neue S2k-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) zur "Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter" fertiggestellt wird. Diese soll die veraltete S1-Leitlinie ablösen und orientiert sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die deutschen LeitlinienentwĂŒrfe lockern die bisherigen Anforderungen fĂŒr MinderjĂ€hrige, die geschlechtsangleichende medizinische Maßnahmen in Anspruch nehmen möchten. Sie betonen das Recht auf Selbstbestimmung und die Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Der Deutsche Ethikrat unterstĂŒtzt dies und betont das Recht auf ein Leben entsprechend der eigenen geschlechtlichen IdentitĂ€t.

WĂ€hrend in Großbritannien psychosoziale Interventionen als erste und oft einzige Behandlungsoption empfohlen werden, erkennen die deutschen Leitlinien an, dass die Forderung nach einer zwingenden Psychotherapie vor körperlichen Eingriffen ethisch nicht gerechtfertigt ist. Dr. Georg Romer, ein fĂŒhrender Experte fĂŒr Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland, erklĂ€rt dazu: "PubertĂ€tsblocker können wichtig sein, um eine 'falsche' PubertĂ€t und irreversible körperliche VerĂ€nderungen zu verhindern."

Shared-Care-Vereinbarungen: Lebenswichtig fĂŒr die Versorgung

In beiden LĂ€ndern spielen HausĂ€rzte eine zentrale Rolle in der Versorgung von trans Personen. In Deutschland können HausĂ€rzte, Endokrinologen oder GynĂ€kologen Hormone verschreiben und die Hormontherapie ĂŒberwachen. Viele HausĂ€rzte fĂŒhren die Behandlung fort, wenn diese bereits von einem Spezialisten begonnen wurde.

Im Vereinigten Königreich hatten Shared-Care-Vereinbarungen bisher eine Ă€hnliche Funktion: Sie teilten die Verantwortung zwischen Gender-Spezialisten und HausĂ€rzten auf und ermöglichten so eine sichere Verschreibung und kontinuierliche Überwachung von Hormonbehandlungen. Die neue Richtlinie könnte dieses bewĂ€hrte System fĂŒr Jugendliche komplett zum Erliegen bringen.

"Die Folgen könnten verheerend sein", erklĂ€rt Dr. Julia Ehrt, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin von Transgender Europe. "Wenn HausĂ€rzte nicht mehr mit spezialisierten Einrichtungen zusammenarbeiten dĂŒrfen, werden viele trans Jugendliche in gefĂ€hrliche Selbstmedikation gedrĂ€ngt oder psychisch stark belastet."

Evidenzbasierte Medizin versus politische Entscheidungen

Die Debatte in beiden LĂ€ndern wird von der Frage nach der wissenschaftlichen Evidenz geprĂ€gt. In Deutschland zeigen Studien, dass sich die psychische Gesundheit von Jugendlichen, die Zugang zu trans-spezifischer Gesundheitsversorgung haben, deutlich verbessert. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 kam zu dem Ergebnis, dass eine frĂŒhe Hormonbehandlung (im Alter von 14-17 Jahren) das Risiko von Suizidgedanken vermindern kann.

In Großbritannien hingegen beruft sich der NHS auf den umstrittenen Cass-Bericht, der zu dem Schluss kam, dass es "keine guten Beweise fĂŒr die langfristigen Auswirkungen von Interventionen zur BewĂ€ltigung von geschlechtsbezogenem Leidensdruck" gebe. Kritiker werfen dem Bericht methodische MĂ€ngel und eine einseitige Interpretation der vorhandenen Studien vor.

"Es ist bemerkenswert, wie unterschiedlich dieselbe wissenschaftliche Literatur in verschiedenen LĂ€ndern interpretiert wird", sagt Prof. Dr. Mari GĂŒnther, Leiterin des Instituts fĂŒr Geschlechterforschung an der Hochschule Merseburg. "In Deutschland werden die positiven Effekte der Behandlung stĂ€rker gewichtet, wĂ€hrend in Großbritannien die Unsicherheit ĂŒber langfristige Folgen in den Vordergrund gestellt wird."

Auswirkungen auf Betroffene

Die Konsequenzen dieser unterschiedlichen AnsĂ€tze sind fĂŒr die betroffenen jungen Menschen erheblich. In Deutschland könnten die neuen Leitlinien den Zugang zu medizinischer Versorgung erleichtern und Diskriminierung abbauen. Das kĂŒrzlich in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz trĂ€gt zusĂ€tzlich dazu bei, rechtliche HĂŒrden abzubauen.

In Großbritannien hingegen berichten Betroffene bereits von massiven Problemen. Mehrere Patienten sagten gegenĂŒber PinkNews, sie seien "entsetzt ĂŒber die Auswirkungen und hĂ€tten Selbstmedikation in ErwĂ€gung gezogen, wenn die Entscheidung nicht rĂŒckgĂ€ngig gemacht wĂŒrde". Diese Form der Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, da sie ohne Ă€rztliche Überwachung stattfindet.

Paul Pölslander, Sprecher des Bundesverbands Trans* in Deutschland, sieht mit Sorge auf die Entwicklungen im Vereinigten Königreich: "Was wir dort beobachten, ist ein politisch motivierter RĂŒckschritt, der nicht auf Wissenschaft, sondern auf Vorurteilen basiert. In Deutschland mĂŒssen wir wachsam bleiben, dass sich solche Tendenzen hier nicht durchsetzen."

Was können Betroffene in Deutschland tun?

Trotz der vergleichsweise besseren Situation in Deutschland gibt es auch hier Herausforderungen. Viele HausĂ€rzte sind unsicher oder nicht ausreichend informiert ĂŒber die Hormonbehandlung von trans Personen. Betroffene können auf spezialisierte Webseiten wie Queermed zurĂŒckgreifen, um nach queersensiblen Ärzten zu suchen.

Falls HausĂ€rzte eine Behandlung verweigern, können sich Betroffene an Beratungsstellen wie die Bundesverband Trans* oder die Deutsche Gesellschaft fĂŒr TransidentitĂ€t und IntersexualitĂ€t (dgti) wenden, die UnterstĂŒtzung und rechtliche Informationen anbieten.

Angesichts der besorgniserregenden Entwicklungen in Großbritannien ist es umso wichtiger, die Rechte und den Zugang zu medizinischer Versorgung fĂŒr trans Menschen in Deutschland zu schĂŒtzen und weiter zu verbessern. Die unterschiedlichen Wege, die beide LĂ€nder einschlagen, verdeutlichen, wie stark politische Entscheidungen das Leben und die Gesundheit von trans Menschen beeinflussen können – im Guten wie im Schlechten.


Sommer, Sonne, DiversitÀt: Kroatisches Pride Beach Festival 2025 lockt deutsche LGBTQ+ Community ans Meer

Im Sommer 2025 wird der Zrće Beach in Kroatien erneut zum Treffpunkt fĂŒr queere Menschen aus ganz Europa: Vom 28. bis 31. August findet das Pride Beach Festival statt – ein viertĂ€giges Zusammenkommen unter freiem Himmel, das als Europas fĂŒhrendes LGBTQ+ Beach Festival gilt und einen geschĂŒtzten Raum fĂŒr Austausch, Begegnung und gemeinsames Feiern bietet.

Mehr als nur eine Party am Meer

Das Festival versteht sich nicht nur als Partyevent, sondern vor allem als starkes Zeichen fĂŒr Sichtbarkeit, Zusammenhalt und Vielfalt. In traumhafter AtmosphĂ€re direkt am kristallklaren Meer der AdriakĂŒste bietet das Pride Beach Festival einen Safe Space, in dem queere IdentitĂ€ten gelebt, unterstĂŒtzt und zelebriert werden können. Das umfangreiche Programm lockt mit queeren DJs, ausgelassenen Poolpartys, einer exklusiven Bootsparty und mitreißenden Drag-Performances – perfekt fĂŒr alle, die eine Kombination aus Strandurlaub und LGBTQ+ Community-Erlebnis suchen.

Der Zrće Beach auf der Insel Pag hat sich seit der UnabhĂ€ngigkeit Kroatiens zu einer beliebten Partymeile entwickelt. Besonders bei jugendlichen Besucher*innen aus Großbritannien und Deutschland erfreut sich der Strand mit seinen Open-Air-Clubs großer Beliebtheit. Mit dem Pride Beach Festival bekommt die Location nun eine bunte und vielfĂ€ltige ErgĂ€nzung im Veranstaltungskalender.

Parallelen zu deutschen Pride-Veranstaltungen

WĂ€hrend das kroatische Festival einen Kurzurlaub mit Strand und Party verbindet, bieten die zahlreichen CSD-Veranstaltungen in Deutschland eine heimische Alternative. Von Juni bis August finden in vielen deutschen StĂ€dten Christopher Street Day Paraden und Feste statt – darunter in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart und MĂŒnchen. Besonders der Cologne Pride zĂ€hlt zu den grĂ¶ĂŸten Pride-Veranstaltungen Europas, wĂ€hrend der Hamburg Pride mit rund 100 Veranstaltungen, darunter die Pride Parade und ein ausgedehntes Straßenfest, aufwartet.

Der Unterschied: WĂ€hrend die deutschen CSDs hauptsĂ€chlich in urbanen RĂ€umen stattfinden und oft einen starken politischen Fokus haben, verbindet das Pride Beach Festival in Kroatien das Engagement fĂŒr die LGBTQ+ Community mit mediterranem Urlaubsflair – eine ideale Gelegenheit, den Sommer ausklingen zu lassen und gleichzeitig Teil einer internationalen Community zu sein.

Gemeinschaft und Empowerment im Mittelpunkt

Neben musikalischen Highlights von internationalen und lokalen KĂŒnstler*innen stehen beim Pride Beach Festival vor allem Begegnung und Gemeinschaft im Mittelpunkt. Die Veranstalter*innen legen großen Wert darauf, dass Programmpunkte von und mit der Community gestaltet werden. Bereits 2024 erwies sich das Festival als ein Ort des Miteinanders, an dem sich queere Menschen in einem offenen, wertschĂ€tzenden Umfeld begegnen konnten. FĂŒr 2025 versprechen die Organisator*innen neue Impulse, mehr Raum fĂŒr Austausch und eine noch grĂ¶ĂŸere Vielfalt.

FĂŒr deutsche LGBTQ+ Reisende bietet das Festival eine willkommene Gelegenheit, die Saison der heimischen Pride-Events zu verlĂ€ngern und Teil einer internationalen Feier der Vielfalt zu werden. Wer Interesse hat, findet alle weiteren Informationen auf der offiziellen Website des Pride Beach Festivals. Zu beachten ist jedoch, dass das Festival nicht fĂŒr Kinder und Haustiere geeignet ist.

Ein Tipp fĂŒr die Reiseplanung: Wer das Festival mit einem lĂ€ngeren Kroatien-Urlaub verbinden möchte, findet in der nahegelegenen Stadt Novalja und auf der gesamten Insel Pag zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten. Alternativ bieten sich auch gay-friendly Hotels an, die auf die BedĂŒrfnisse queerer Reisender eingestellt sind.


Besorgniserregender Anstieg queerfeindlicher Gewalt: Schwuler Mann in LĂŒbeck attackiert

In LĂŒbeck wurde ein 29-jĂ€hriger schwuler Mann aus Bayern Opfer einer queerfeindlichen Attacke, wie die Polizei am vergangenen Freitag mitteilte. Der Vorfall, der sich bereits am Dienstag in der Innenstadt ereignete, reiht sich in eine zunehmend besorgniserregende Statistik von Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland ein. Die ursprĂŒngliche Meldung wurde von queer.de veröffentlicht.

Der Vorfall in LĂŒbeck: Chronologie einer Attacke

Der Vorfall ereignete sich am Dienstagmittag gegen 12:10 Uhr An der Obertrave zwischen der Marlesgrube und der Straße Depenau. Nach bisherigen Ermittlungen ging der 29-jĂ€hrige Mann aus Bayern mit seinem Begleiter Hand in Hand spazieren, als eine 42-jĂ€hrige Frau ihn daraufhin homofeindlich beleidigte. Im Verlauf des entstehenden StreitgesprĂ€chs erschien ein 50-jĂ€hriger Begleiter der Frau, der dem Touristen unvermittelt ins Gesicht schlug.

Nachdem der GeschĂ€digte die Polizei verstĂ€ndigte, fuhr ein weißer Mercedes vor, aus dem mehrere Personen ausstiegen. Eine dieser Personen – der Beschreibung nach ein etwa 30-jĂ€hriger Mann mit schwarzem Vollbart und weißem Hemd – beleidigte den 29-JĂ€hrigen erneut aufgrund seiner sexuellen Orientierung. Die Polizei konnte im Rahmen der Fahndung sowohl die 42-jĂ€hrige Frau als auch den 50-jĂ€hrigen Angreifer antreffen und leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung und Beleidigung ein.

Erschreckender Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland

Der Vorfall in LĂŒbeck ist leider kein Einzelfall. Deutschland verzeichnet einen alarmierenden Anstieg queerfeindlicher Gewalt. Laut dem Bundesministerium des Innern und fĂŒr Heimat wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ* Personen registriert – ein deutlicher Anstieg gegenĂŒber 1.188 FĂ€llen im Vorjahr.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) berichtet sogar von einer noch dramatischeren Entwicklung: In der Kategorie "sexuelle Orientierung" wurden 2023 bundesweit 1.499 Straftaten erfasst – ein Anstieg von etwa 49% im Vergleich zum Vorjahr. Dazu kommen 854 Straftaten im Bereich "geschlechtsbezogene DiversitĂ€t", was einer Verdopplung um circa 105% entspricht.

Besonders erschreckend: Die Zahlen queerfeindlicher Straftaten haben sich seit 2010 nahezu verzehnfacht. Die Dunkelziffer dĂŒrfte noch deutlich höher liegen, da SchĂ€tzungen zufolge 80 bis 90 Prozent aller VorfĂ€lle nicht zur Anzeige gebracht werden – sei es aus Scham, Angst oder mangelndem Vertrauen in Strafverfolgungsbehörden.

Parallelen zu anderen FĂ€llen in LĂŒbeck und Umgebung

LĂŒbeck war bereits in der Vergangenheit Schauplatz queerfeindlicher Gewalt. Ein besonders gravierender Vorfall ereignete sich am Rande des Christopher Street Day (CSD) in LĂŒbeck, bei dem eine 27-JĂ€hrige attackiert und ihr Kopf mehrfach auf das Kopfsteinpflaster geschlagen wurde. Dieser und andere FĂ€lle werden in der Chronik der Gewalttaten gegen LSBTIQ in Deutschland des LSVD dokumentiert.

Auch im benachbarten Bundesland Bayern hat sich die Situation verschĂ€rft. Dort haben sich die Straftaten gegen queere Personen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Die Polizei registrierte 190 queerfeindliche Straftaten, wie BR24 berichtete. Die Tatsache, dass der in LĂŒbeck attackierte Mann aus Bayern stammt, verdeutlicht die ĂŒberregionale Dimension des Problems.

Die gesundheitlichen Folgen von Diskriminierung und Gewalt

Queerfeindliche Gewalt und Diskriminierung haben weitreichende Folgen fĂŒr die Betroffenen. Studien des Deutschen Instituts fĂŒr Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, dass LGBTQI*-Menschen fast dreimal hĂ€ufiger von Depressionen und Burnout betroffen sind als die restliche Bevölkerung. Auch körperliche Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Asthma und chronische RĂŒckenschmerzen kommen weitaus hĂ€ufiger vor.

Die psychische Belastung durch solche Übergriffe wird oft verstĂ€rkt durch das GefĂŒhl, dass die eigene Sicherheit im öffentlichen Raum nicht gewĂ€hrleistet ist. Dies kann zu Vermeidungsverhalten fĂŒhren, wodurch Betroffene bestimmte Orte meiden oder ihre IdentitĂ€t verbergen, um nicht zur Zielscheibe zu werden – eine massive EinschrĂ€nkung der persönlichen Freiheit.

Maßnahmen und Forderungen

Im Kampf gegen queerfeindliche Gewalt hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag 2021-2025 einen nationalen Aktionsplan zu LGBTIQ*-Rechten aufgenommen. Seit 2022 gibt es zudem erstmals einen Queer-Beauftragten der Bundesregierung, der im Bundesfamilienministerium angesiedelt ist und fĂŒr mehr sexuelle Akzeptanz und Vielfalt sorgen soll.

Der LSVD fordert darĂŒber hinaus die Einsetzung einer unabhĂ€ngigen Expert*innen-Kommission durch die Bundesregierung, um eine systematische Bestandsaufnahme aller Erscheinungsformen von LSBTIQ*-Feindlichkeit und damit verbundener HasskriminalitĂ€t zu erarbeiten. Auch die polizeiliche Erfassung und Verfolgung solcher Straftaten soll verbessert werden – ein wichtiger Schritt, da die AufklĂ€rungsquote bei LGBTIQ-feindlichen Delikten oft geringer ist als bei anderen Hassdelikten.

Zeug*innen gesucht

Im aktuellen Fall aus LĂŒbeck sucht die Polizei weiterhin nach Zeug*innen, die sich am Dienstag zwischen 11:30 und 12:15 Uhr in der Straße An der Obertrave aufgehalten und den Vorfall beobachtet haben. Besonders wichtig fĂŒr die Ermittlungen sind Hinweise zum bisher unbekannten Mann aus dem weißen Mercedes, der etwa 30 Jahre alt, 175 cm groß und mit schwarzem Vollbart und weißem Hemd bekleidet gewesen sein soll.

Hinweise zum Sachverhalt oder zum unbekannten TatverdĂ€chtigen nimmt das Kommissariat 5 der Bezirkskriminalinspektion LĂŒbeck telefonisch unter der Telefonnummer (0451) 1310 oder per E-Mail K5.luebeck.bki@polizei.landsh.de entgegen.

Fazit: Gemeinsam gegen Queerfeindlichkeit

Der Vorfall in LĂŒbeck verdeutlicht einmal mehr, dass trotz aller rechtlichen Fortschritte fĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland noch ein weiter Weg zu gehen ist, bis queere Menschen ohne Angst vor Anfeindungen und Gewalt leben können. Es braucht nicht nur konsequente Strafverfolgung, sondern auch prĂ€ventive Maßnahmen, Bildung und Sensibilisierung in allen Gesellschaftsbereichen.

Von besonderer Bedeutung ist auch die SolidaritĂ€t innerhalb der Gesellschaft. Zivilcourage in Situationen wie der in LĂŒbeck kann entscheidend sein, um Betroffene zu unterstĂŒtzen und ein klares Zeichen gegen Queerfeindlichkeit zu setzen. FĂŒr eine offene und vielfĂ€ltige Gesellschaft ist es wichtig, dass queerfeindliche VorfĂ€lle nicht nur von den Betroffenen selbst, sondern von allen Menschen als Angriff auf die demokratischen Grundwerte verstanden werden.


SPDqueer zur schwarz-roten Koalition: NeutralitÀt trotz queerpolitischer EnttÀuschung

Der Bundesvorstand der SPDqueer hat sich in einer Pressemitteilung zur aktuellen Mitgliederbefragung ĂŒber den schwarz-roten Koalitionsvertrag neutral positioniert, wĂ€hrend der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano deutliche Ablehnung signalisiert. Die Arbeitsgemeinschaft fĂŒr queere Menschen in der SPD Ă€ußerte sich enttĂ€uscht ĂŒber die queerpolitischen Aspekte des Vertrags, ruft aber weder zur Zustimmung noch zur Ablehnung auf.

Bewahrung des Erreichten als Minimalziel

In ihrer Stellungnahme mit dem Titel "Queerpolitik im Schatten: Kein RĂŒckschritt, aber auch kein Fortschritt" macht die SPDqueer deutlich, dass bereits nach der Bundestagswahl klar gewesen sei, dass eine Koalition mit den Unionsparteien queerpolitische Fortschritte erschweren wĂŒrde. "Vielmehr galt es in den SondierungsgesprĂ€chen und bei den Koalitionsverhandlungen keine RĂŒckschritte zuzulassen und Erreichtes zu bewahren", heißt es in der ErklĂ€rung. Besonders wichtig war der Erhalt des erst kĂŒrzlich verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetzes, das trans- und intergeschlechtlichen Menschen eine einfachere Änderung ihres Geschlechtseintrags ermöglicht.

Die Co-Vorsitzende der SPDqueer, Carola Ebhardt, kritisierte den Koalitionsvertrag scharf: "Die grundsĂ€tzlich konservative Handschrift des Koalitionsvertrages ist leider mehr als offensichtlich. Dass auf fast 150 Seiten nur 2x das Wort 'queer' zu finden ist und stattdessen völlig veraltete, entwĂŒrdigende Begriffe verwendet wurden, sagt viel darĂŒber aus, welchen Stellenwert die Belange und Rechte queerer Menschen in der zukĂŒnftigen Koalition haben."

Kritik an mangelnder BerĂŒcksichtigung queerer Themen

Oliver Strotzer, Co-Vorsitzender der SPDqueer, bemÀngelte das Fehlen zentraler queerpolitischer Vorhaben: "Wichtige Themen wie die ErgÀnzung des Art. 3 GG um das Merkmal der sexuellen IdentitÀt, die seit langem geforderte Reform des Abstammungsrechts oder ein Bekenntnis zur Weiterentwicklung des Aktionsplans 'Queer Leben' fehlen komplett." Positiv bewertete er lediglich das Bekenntnis zur Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes als "echten Fortschritt".

Besonders kritisch sieht die SPDqueer die vorgesehenen EinschrĂ€nkungen fĂŒr queere GeflĂŒchtete, die Ebhardt als "absolut inakzeptabel" bezeichnete. "GefĂ€hrdete Menschen brauchen eine Perspektive auf ein faires Asylverfahren", betonte sie.

Unterschiedliche Positionen innerhalb der SPD

WĂ€hrend der Bundesvorstand der SPDqueer keine klare Abstimmungsempfehlung abgibt, positionierte sich der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano deutlich gegen den Koalitionsvertrag. Mit der Aussage "Nur ĂŒber meine Leiche" machte er seine Ablehnung unmissverstĂ€ndlich klar. Pantisano, der sich seit Jahren fĂŒr LGBTQ+-Rechte einsetzt, sieht offenbar die queerpolitischen Errungenschaften der vergangenen Jahre durch die Koalition gefĂ€hrdet.

Die unterschiedlichen Positionen innerhalb der SPD spiegeln die Herausforderung wider, progressive queerpolitische Ziele in einer Koalition mit den konservativen Unionsparteien durchzusetzen. Die SPDqueer als Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Partei sieht sich in der schwierigen Situation, einerseits kritisch zu bleiben, andererseits aber auch konstruktiv an der Gestaltung der Politik mitwirken zu wollen.

Ausblick fĂŒr queerpolitische Entwicklungen

Die zurĂŒckhaltende Formulierung im Koalitionsvertrag, queeres Leben "weiterhin vor Diskriminierung zu schĂŒtzen", wird von der SPDqueer als unzureichend angesehen. Die Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes bietet jedoch einen Ansatzpunkt fĂŒr weitere Verbesserungen. Ob und wie queerpolitische Anliegen in der neuen Regierungskoalition umgesetzt werden können, wird maßgeblich vom Engagement der SPD-Vertreter:innen und vom Druck der Zivilgesellschaft abhĂ€ngen.

Die SPD-Mitglieder haben nun das Wort: In der laufenden Mitgliederbefragung entscheiden sie ĂŒber die Zukunft der schwarz-roten Koalition. Das Ergebnis wird zeigen, ob die queerpolitischen Bedenken bei der Basis auf Resonanz stoßen oder ob andere Themen wie Wirtschaft und Sicherheit höher gewichtet werden.


RĂŒckschritt in Griechenland: Blutspendeverbot fĂŒr homosexuelle MĂ€nner wieder eingefĂŒhrt - Deutschland geht anderen Weg

Griechenland hat ein seit Jahren bestehendes Verbot fĂŒr homosexuelle und bisexuelle MĂ€nner zur Blutspende wieder in Kraft gesetzt, das erst 2022 aufgehoben worden war. Der oberste Verwaltungsgerichtshof des Landes entschied, dass die damalige Aufhebung nicht durch ausreichende wissenschaftliche Beweise gestĂŒtzt wurde, wie GCN berichtet. Diese Entscheidung stellt einen deutlichen Kontrast zur Entwicklung in Deutschland dar, wo seit 2023 solche Verbote der Vergangenheit angehören.

Griechenland: Ein Schritt zurĂŒck in die Vergangenheit

Das ursprĂŒngliche Verbot in Griechenland stammte aus dem Jahr 1977 und spiegelte die damaligen Ängste wĂ€hrend der frĂŒhen Jahre der HIV/AIDS-Epidemie wider. Im Januar 2022 hatte das griechische Gesundheitsministerium diese Regelung aufgehoben, um mehr Blutspenden wĂ€hrend der COVID-19-Pandemie zu ermöglichen. Doch nun hat das oberste Verwaltungsgericht die Entscheidung aufgehoben mit der BegrĂŒndung, dass das Ministerium keine ausreichenden wissenschaftlichen Nachweise vorgelegt und die Empfehlungen medizinischer Expertengremien nicht eingeholt habe.

Die WiedereinfĂŒhrung des Verbots kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn Griechenland hatte erst kĂŒrzlich bedeutende Fortschritte in LGBTQ+-Rechten erzielt. So wurde das Land Anfang 2024 zum ersten mehrheitlich orthodoxen Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte – trotz erheblichen Widerstands der Kirche. Zudem hatte Griechenland 2022 Konversionstherapien verboten und "geschlechtsnormalisierende" Operationen an intersexuellen SĂ€uglingen ohne informierte Einwilligung untersagt.

Deutschland geht den entgegengesetzten Weg

Im Gegensatz zu Griechenland hat Deutschland im MĂ€rz 2023 ein wichtiges Zeichen fĂŒr Gleichberechtigung gesetzt: Der Bundestag beschloss eine Änderung des Transfusionsgesetzes, die die Diskriminierung von schwulen und bisexuellen MĂ€nnern sowie Transgender-Personen bei der Blutspende beendete. Seit September 2023 spielt die sexuelle Orientierung bei der Risikobewertung fĂŒr Blutspenden in Deutschland keine Rolle mehr.

"Die Bundesregierung hat mit der GesetzesĂ€nderung ein wichtiges Signal gesetzt: Die Diskriminierung schwuler, bisexueller und transgeschlechtlicher Menschen bei der Blutspende ist beendet. Faktisch galt fĂŒr sie ein Ausschluss von der Blutspende – denn lange Zeit durften schwule und bisexuelle MĂ€nner nur dann Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang keinen Sex mit MĂ€nnern hatten," erklĂ€rte Bundesfamilienministerin Lisa Paus nach der GesetzesĂ€nderung.

Statt pauschal bestimmte Gruppen auszuschließen, erfolgt heute in Deutschland eine individuelle Risikobewertung. Alle Spendenwilligen werden zu ihrem Sexualverhalten und der Anzahl ihrer Partner befragt – unabhĂ€ngig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Nur wenn innerhalb der letzten vier Monate ein erhöhtes Übertragungsrisiko fĂŒr schwere Infektionskrankheiten bestand, erfolgt eine ZurĂŒckstellung.

Ein internationaler Trend zur Liberalisierung

Die Entscheidung Griechenlands lĂ€uft gegen einen internationalen Trend, denn zahlreiche LĂ€nder haben in den letzten Jahren ihre Blutspenderichtlinien liberalisiert. Frankreich schaffte das Blutspendeverbot fĂŒr homosexuelle MĂ€nner bereits 2022 ab, ebenso wie Litauen, England, die Niederlande, Brasilien und Ungarn. Diese LĂ€nder folgen damit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass moderne Testverfahren Infektionskrankheiten zuverlĂ€ssig erkennen können und pauschale AusschlĂŒsse bestimmter Bevölkerungsgruppen nicht mehr zeitgemĂ€ĂŸ sind.

Besonders problematisch an der griechischen Entscheidung ist ihr Zeitpunkt. Sie erfolgt parallel zu weiteren restriktiven Maßnahmen: Der griechische Justizminister kĂŒndigte kĂŒrzlich Änderungen am Zivilgesetzbuch an, die den Zugang zur Leihmutterschaft einschrĂ€nken sollen. KĂŒnftig sollen nur noch Frauen legal eine Leihmutterschaft in Anspruch nehmen dĂŒrfen – alleinstehende MĂ€nner und mĂ€nnliche gleichgeschlechtliche Paare wĂ€ren davon ausgeschlossen.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Entscheidung

LGBTQ+-Organisationen und Menschenrechtsaktivisten haben die WiedereinfĂŒhrung des Blutspendeverbots in Griechenland scharf kritisiert. Sie argumentieren, dass die Entscheidung auf veralteten Vorurteilen beruht und nicht den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Moderne Testverfahren können HIV und andere Infektionskrankheiten mit hoher ZuverlĂ€ssigkeit nachweisen, weshalb ein pauschaler Ausschluss homosexueller MĂ€nner nicht mehr zu rechtfertigen sei.

Die griechische LGBTQ+-Community sieht darin einen besorgniserregenden RĂŒckschritt in einem Land, das gerade erst bedeutende Fortschritte bei der rechtlichen Gleichstellung erzielt hatte. "Ein solches Verbot sendet eine gefĂ€hrliche Botschaft der Stigmatisierung und unterstellt homosexuellen MĂ€nnern pauschal ein höheres Risikoverhalten," erklĂ€rt Rainbow-Families, eine griechische Organisation fĂŒr LGBTQ+-Familien.

Fazit: Ein Kampf der noch nicht gewonnen ist

WĂ€hrend Deutschland und viele andere europĂ€ische LĂ€nder diskriminierende Blutspenderichtlinien abgeschafft haben, zeigt der Fall Griechenland, dass Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten nicht als selbstverstĂ€ndlich angesehen werden können. Die WiedereinfĂŒhrung des Verbots ist ein Warnsignal, dass die Gleichstellung der LGBTQ+-Community auch in Europa noch immer umkĂ€mpft ist und bestehende Rechte verteidigt werden mĂŒssen.

FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community ist es ein Anlass, die 2023 errungene Gleichstellung bei der Blutspende wertzuschĂ€tzen. Der deutsche Weg, individuelles Risikoverhalten statt pauschaler GruppenausschlĂŒsse zu bewerten, könnte als Modell fĂŒr andere LĂ€nder dienen – einschließlich Griechenland, sobald das Gericht eine wissenschaftliche Neubewertung zulĂ€sst.


Demokratie in Gefahr: Tausende Ungarn protestieren gegen OrbĂĄns Pride-Verbot

Bereits zum vierten Mal in Folge sind am vergangenen Dienstagabend mehr als 10.000 Menschen in Budapest auf die Straße gegangen, um gegen das kĂŒrzlich verabschiedete Verbot von Pride-Paraden zu demonstrieren. Die Teilnehmer*innen schwenkten ungarische und Regenbogenfahnen und forderten mit Slogans wie "Genug der LĂŒgen" und "Nieder mit Orban! Wir wollen Demokratie" ein Ende der LGBTQ+-feindlichen Politik des MinisterprĂ€sidenten.

Wachsender Widerstand gegen OrbĂĄns Anti-LGBTQ+-Politik

Die Protestierenden widersetzen sich mutig einer Aufforderung der Polizei, BrĂŒcken und Hauptverkehrsstraßen zu rĂ€umen. Auf einer Pride-Flagge mit einer Schlange war in Anlehnung an die historische Gadsden-Flagge der Slogan "Tritt nicht auf mich!" zu lesen - ein kraftvolles Symbol des Widerstands gegen UnterdrĂŒckung.

Dorottya Redai von der ungarischen Lesbenorganisation Labrisz betonte in ihrer Rede, dass das CSD-Verbot weit ĂŒber die EinschrĂ€nkung des Grundrechts auf friedliche Versammlung hinausgehe. "Das Gesetz der Regierung zielt eindeutig darauf ab, queere Menschen aus dem öffentlichen Leben zu verdrĂ€ngen", warnte sie vor hunderten Zuhörer*innen.

Bemerkenswert ist, dass die Proteste nicht nur auf die Hauptstadt beschrĂ€nkt bleiben. Auch im ostungarischen Miskolc demonstrierten am selben Tag Hunderte Menschen gegen das CSD-Verbot – ein fĂŒr die ungarische Provinz ungewöhnliches Zeichen des Widerstands.

Das umstrittene Verbot und seine Folgen

Das ungarische Parlament hatte das Verbot von Pride-Demonstrationen Mitte MĂ€rz beschlossen. Die Regierung begrĂŒndet diesen Schritt mit dem angeblichen "Schutz von Kindern" – eine Argumentation, die von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert wird. VerstĂ¶ĂŸe gegen das neue Gesetz gelten als Ordnungswidrigkeit und können mit Geldbußen von bis zu 200.000 Forint (etwa 500 Euro) bestraft werden.

Besonders beunruhigend: Die Regierung plant, Teilnehmer*innen von Pride-Demonstrationen mittels Gesichtserkennungs-Software zu identifizieren. Diese Digitalisierung der staatlichen Überwachung stellt eine neue QualitĂ€t der Repression dar und erinnert an autoritĂ€re Überwachungsmethoden.

Trotz dieser einschĂŒchternden Maßnahmen zeigen die Organisator*innen der Budapester Pride-Parade und der progressive BĂŒrgermeister der Stadt Gergely KarĂĄcsony Mut: Sie haben angekĂŒndigt, dass der Christopher Street Day am 28. Juni trotz des Verbots stattfinden soll.

Internationale SolidaritÀt und Reaktionen aus Deutschland

Die Reaktionen aus Deutschland und der EU auf OrbĂĄns neuestes anti-LGBTQ+-Gesetz sind deutlich. Mehrere EU-Abgeordnete, darunter auch deutsche Parlamentarier*innen, haben bereits angekĂŒndigt, trotz des Verbots an der diesjĂ€hrigen Pride-Parade in Budapest teilnehmen zu wollen. Dies ist ein starkes Zeichen der SolidaritĂ€t mit der ungarischen LGBTQ+-Community.

In Deutschland selbst fanden bereits mehrere SolidaritĂ€tskundgebungen statt. So versammelten sich Ende MĂ€rz in DĂŒsseldorf zahlreiche Menschen zu einer Demonstration gegen das Pride-Verbot in Ungarn. Die Teilnehmer*innen forderten die Bundesregierung auf, stĂ€rkeren diplomatischen Druck auf Ungarn auszuĂŒben.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte bereits zuvor die zunehmende Beschneidung von LGBTQ+-Rechten in Ungarn verurteilt und betont, dass Deutschland sich international fĂŒr die Menschenrechte von queeren Personen einsetzt – unter anderem als aktives Mitglied der Equal Rights Coalition und des Global Equality Fund.

Ein alarmierender Kontrast: Deutschland und Ungarn

Der Umgang mit LGBTQ+-Rechten in Ungarn und Deutschland könnte unterschiedlicher kaum sein. WĂ€hrend das deutsche Grundgesetz und zahlreiche Gesetze die Rechte von queeren Menschen schĂŒtzen und Diskriminierung verbieten, hat sich Ungarn unter der OrbĂĄn-Regierung zu einem der LGBTQ+-feindlichsten LĂ€nder der EU entwickelt.

In Deutschland darf jede Person ihre sexuelle IdentitĂ€t und GeschlechtsidentitĂ€t frei ausleben. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schĂŒtzt lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, queere, nicht-binĂ€re und andere sexuelle Minderheiten vor Diskriminierung. CSDs werden hier nicht nur geduldet, sondern von vielen Kommunen aktiv unterstĂŒtzt.

In Ungarn hingegen hat die OrbĂĄn-Regierung seit 2021 mehrere Gesetze erlassen, die den Zugang zu Informationen ĂŒber Homo- und BisexualitĂ€t sowie Transgeschlechtlichkeit fĂŒr Kinder und Jugendliche einschrĂ€nken. Das neueste Verbot von Pride-Paraden ist nur der vorlĂ€ufige Höhepunkt einer systematischen Kampagne gegen die Rechte sexueller Minderheiten.

Ein Kampf fĂŒr europĂ€ische Werte

Die Proteste in Budapest sind mehr als nur ein Kampf fĂŒr LGBTQ+-Rechte – sie sind ein Kampf fĂŒr die Grundwerte der EuropĂ€ischen Union: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte. Die EU scheint angesichts der zunehmenden Repressionen in Ungarn jedoch oft machtlos zu wirken, obwohl bereits mehrere Vertragsverletzungsverfahren gegen das Land laufen.

Aktivist*innen und Beobachter*innen sehen die Angriffe auf die LGBTQ+-Community als Teil einer breiteren Strategie der OrbĂĄn-Regierung, Minderheiten wie Obdachlose, Migrant*innen und queere Menschen als SĂŒndenböcke zu instrumentalisieren, um von wirtschaftlichen und sozialen Problemen abzulenken.

WĂ€hrend in Deutschland Vielfalt und Inklusion zunehmend als gesellschaftliche StĂ€rke anerkannt werden, nutzt OrbĂĄn kulturelle Polarisierung als politisches Instrument. Diese gegensĂ€tzlichen Entwicklungen innerhalb der EU verdeutlichen die Herausforderungen fĂŒr ein geeintes Europa, das auf gemeinsamen Werten basieren soll.

FĂŒr die queere Community in Ungarn bleibt der Widerstand gegen das Pride-Verbot ein mutiger und notwendiger Kampf fĂŒr ihre Grundrechte und ihre Sichtbarkeit in der Gesellschaft. Die internationale SolidaritĂ€t, besonders aus Deutschland, wird dabei eine wichtige Rolle spielen.


Colorado verabschiedet umfassende Schutzgesetze fĂŒr Trans-Personen und Abtreibungsrechte: Ein Vorbild fĂŒr Deutschland?

Colorado etabliert sich weiterhin als Leuchtturm der Hoffnung in einer ansonsten schwierigen Zeit fĂŒr die LGBTQ+-Community in den USA. Der westliche Bundesstaat hat diese Woche mehrere Gesetze verabschiedet, die sowohl die Rechte von Trans-Personen als auch den Zugang zu Abtreibungen umfassend schĂŒtzen. Die ursprĂŒngliche Nachricht wurde von PinkNews berichtet und zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung, die auch fĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community von Bedeutung ist – gerade in Zeiten, in denen Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz eigene Fortschritte erzielt hat.

Neue Schutzgesetze in Colorado

Das Parlament von Colorado verabschiedete in mehreren Sitzungen diese Woche eine Reihe von GesetzesentwĂŒrfen, die den Schutz von Trans-Personen und Abtreibungsrechten stĂ€rken. Das ReprĂ€sentantenhaus stimmte am Sonntag (6. April) fĂŒr zwei Gesetze zum Schutz von Trans-Personen: Eines verankert geschlechtsangleichende Behandlungen gesetzlich, wĂ€hrend das andere den Schutz von Trans-Personen im Bildungsbereich verstĂ€rkt.

Das Gesetz HB1309 oder "Protect Access to Gender-Affirming Health Care" (Schutz des Zugangs zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung) zielt darauf ab, den Zugang zu geschlechtsangleichender Versorgung in Colorado zu kodifizieren und vor EinschrĂ€nkungen zu schĂŒtzen. Es verbietet Versicherern, "medizinisch notwendige" geschlechtsangleichende Behandlungen zu verweigern oder stark einzuschrĂ€nken. Dieser Gesetzentwurf wurde mit 39-21 Stimmen verabschiedet, wobei alle Republikaner und nur eine Demokratin, Amy Paschal, dagegen stimmten.

Das zweite Gesetz, HB1312, bekannt als "Kelly Loving Act" (benannt nach Kelly Loving, einer Trans-Frau, die 2022 beim Anschlag auf den Club Q getötet wurde), erweitert den Schutz fĂŒr minderjĂ€hrige Trans-Personen. Es verbietet den Gerichten in Colorado, Kinder von ihren gesetzlichen Eltern oder Erziehungsberechtigten zu trennen, wenn diese ihrem Kind den Zugang zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung ermöglichen.

Parallelen zum deutschen Selbstbestimmungsgesetz

WĂ€hrend Colorado diese Schutzmaßnahmen einfĂŒhrt, hat Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), das am 1. November 2024 in Kraft trat, ebenfalls einen wichtigen Schritt fĂŒr die Rechte von Trans-Personen gemacht. Das SBGG vereinfacht das Verfahren fĂŒr Trans-, intergeschlechtliche und nicht-binĂ€re Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen im Personenstandsregister zu Ă€ndern. Anders als beim frĂŒheren Transsexuellengesetz genĂŒgt nun eine einfache ErklĂ€rung beim Standesamt – medizinische Gutachten oder Gerichtsverfahren sind nicht mehr erforderlich.

Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen den AnsĂ€tzen: WĂ€hrend Colorado gezielt die medizinische Versorgung von Trans-Personen gesetzlich verankert und schĂŒtzt, konzentriert sich das deutsche Selbstbestimmungsgesetz hauptsĂ€chlich auf die rechtliche Anerkennung. In Deutschland werden zwar die Kosten fĂŒr Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen in der Regel von den Krankenkassen ĂŒbernommen, aber der Zugang zu diesen Leistungen ist oft langwierig und kompliziert – in vielen FĂ€llen sind immer noch sechs Monate Psychotherapie (oder mindestens 12 Therapiesitzungen) vor einer Empfehlung fĂŒr eine Hormontherapie vorgesehen.

Abtreibungsrechte in Colorado und Deutschland

Parallel zu den Trans-Rechten stĂ€rkte der Senat von Colorado durch zwei GesetzentwĂŒrfe auch den Schutz des Zugangs zu Abtreibungen. Der Gesetzentwurf SB183 verankert das verfassungsmĂ€ĂŸige Recht auf Abtreibung fĂŒr alle Einwohner Colorados, wĂ€hrend SB129 ein Schutzgesetz fĂŒr Gesundheitsdienstleister erweitert, die Abtreibungs- oder Fehlgeburtsmedikamente verschreiben.

Colorado gehört zu den wenigen US-Bundesstaaten, in denen Abtreibung in allen Phasen der Schwangerschaft legal ist, ohne jegliche FristbeschrĂ€nkungen. Im Gegensatz dazu ist Abtreibung in Deutschland grundsĂ€tzlich rechtswidrig (§ 218 StGB), bleibt aber unter bestimmten Bedingungen straffrei. Ein Abbruch ist nicht strafbar, wenn er innerhalb der ersten 12 Schwangerschaftswochen nach obligatorischer Beratung erfolgt. Zwischen der Beratung und dem Eingriff mĂŒssen mindestens drei Tage "Bedenkzeit" liegen.

WĂ€hrend in den USA nach der Aufhebung von Roe v. Wade durch den Obersten Gerichtshof der Zugang zu Abtreibungen in vielen Bundesstaaten stark eingeschrĂ€nkt wurde, setzt Colorado ein starkes Zeichen fĂŒr reproduktive Rechte. In Deutschland hingegen fordern Organisationen wie Pro Familia seit langem eine Entkriminalisierung von SchwangerschaftsabbrĂŒchen und eine Streichung des § 218 aus dem Strafgesetzbuch.

Bedeutung fĂŒr die LGBTQ+-Community

"Mit der DĂ€monisierung von Transgender-Personen durch die Mainstream-Medien und die Bundesregierung bieten staatliche Gesetze zum Schutz geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung Transgender-Amerikanern eine Chance auf Überleben und Leben", erklĂ€rte die LGBTQ+-Forscherin Allison Chapman gegenĂŒber Truthout.

Die Ko-Sponsorin des HB1309-Gesetzes, Brianna Titone, betonte, dass das Gesetz als Reaktion auf den "langen Schatten" von Anordnungen gegen geschlechtsangleichende Versorgung auf Bundesebene formuliert wurde. "Es geht darum, die Kontrolle darĂŒber zu ĂŒbernehmen, was wir tun können, um sicherzustellen, dass unsere Freunde, Nachbarn und Familienmitglieder weiterhin die Versorgung erhalten, die sie benötigen", sagte sie.

Ähnliche Diskussionen finden auch in Deutschland statt. Der Bundesverband Trans* kritisiert, dass eine menschenrechtsbasierte Gesundheitsversorgung in Deutschland noch nicht vollstĂ€ndig umgesetzt sei. Dies umfasst den Schutz vor Diskriminierung, gesicherten Zugang zu transitionsspezifischen Leistungen und die GewĂ€hrleistung einer nicht-pathologisierenden KostenĂŒbernahme.

Fazit: Unterschiedliche AnsÀtze, gemeinsame Ziele

WĂ€hrend Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz rechtliche HĂŒrden fĂŒr Trans-Personen abgebaut hat, zeigt Colorado, wie ein umfassender Schutzansatz aussehen kann, der sowohl rechtliche als auch medizinische Aspekte berĂŒcksichtigt. Beide Regionen arbeiten daran, die Rechte und die Gesundheitsversorgung von LGBTQ+-Personen zu verbessern, wĂ€hlen jedoch unterschiedliche Wege, um dieses Ziel zu erreichen.

FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community sind die Entwicklungen in Colorado ein interessantes Beispiel dafĂŒr, wie geschlechtsangleichende Gesundheitsversorgung und reproduktive Rechte umfassend geschĂŒtzt werden können. WĂ€hrend Deutschland bereits wichtige Fortschritte erzielt hat, bleibt noch Raum fĂŒr Verbesserungen, insbesondere im Hinblick auf den Zugang zu medizinischer Versorgung und die vollstĂ€ndige Entkriminalisierung von SchwangerschaftsabbrĂŒchen.

Die Gouverneur von Colorado, Jared Polis, der 2018 als erster offen schwuler Mann zum Gouverneur eines US-Bundesstaates gewĂ€hlt wurde, wird die Gesetze voraussichtlich unterzeichnen, sobald die endgĂŒltigen Abstimmungen abgeschlossen sind – ein weiterer Meilenstein fĂŒr die LGBTQ+-Rechte in den USA und ein inspirierendes Beispiel fĂŒr progressive Politik weltweit.


Was sagt die Bibel wirklich ĂŒber HomosexualitĂ€t? Jesus war kein Homophober

LGBTQ+-Aktivisten in Polen demonstrieren zur UnterstĂŒtzung dreier Aktivisten, die beschuldigt wurden, ein verehrtes römisch-katholisches Ikonenbild durch HinzufĂŒgung der LGBTQ-Regenbogenflagge entweiht und religiöse GefĂŒhle verletzt zu haben. Diese Nachricht stammt aus einem ursprĂŒnglich auf PinkNews veröffentlichten Artikel, der die biblische Perspektive auf HomosexualitĂ€t analysiert.

"Was sagt die Bibel ĂŒber HomosexualitĂ€t?" ist eine Frage, die besonders angesichts des rechten Trends, Christentum mit HeterosexualitĂ€t gleichzusetzen und die LGBTQ+-Gemeinschaft mit Satanismus zu verbinden, immer wieder gestellt wird. Doch die biblische RealitĂ€t ist komplexer und nuancierter, als viele konservative Stimmen behaupten.

Die fortschrittliche Haltung von Papst Franziskus

Als Papst Franziskus im Februar 2023 nach seiner Meinung zur HomosexualitĂ€t gefragt wurde, antwortete er: "Es ist nicht richtig, LGBTQ+-Menschen zu kriminalisieren. Sie sind Kinder Gottes. Gott liebt sie und begleitet sie. Menschen deswegen zu verurteilen ist eine SĂŒnde. Die Kriminalisierung von Menschen mit homosexuellen Neigungen ist ein Unrecht."

Im November 2023 erklĂ€rte der Papst zudem, dass Transgender-Personen getauft werden und als Paten oder Trauzeugen fungieren können – genau wie jeder andere Erwachsene. Im Dezember 2023 sorgte er weltweit fĂŒr Schlagzeilen, als er ankĂŒndigte, dass Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen von der katholischen Kirche gesegnet werden können.

Diese progressive Haltung hat in Deutschland unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. WĂ€hrend progressive christliche Kreise diese Entwicklung begrĂŒĂŸen, gibt es auch in der deutschen Kirche konservative Stimmen, die an traditionelleren Interpretationen festhalten.

Was Jesus uns wirklich lehrt

Im Markusevangelium wird beschrieben, wie Jesus dreimal den Jerusalemer Tempel besuchte. Beim ersten Besuch "schaute er sich alles an" (11:11). Beim zweiten Besuch trieb er die HĂ€ndler und Geldwechsler aus dem Tempel und richtete sich gezielt gegen jene, die die Ärmsten ausbeuteten (11:15). Bei seinem dritten Besuch verbrachte er betrĂ€chtliche Zeit im Tempel (11:27-13:2) und begegnete den verschiedenen FĂŒhrungsebenen, die alle die Schrift nutzten, um auszugrenzen statt einzubeziehen.

Besonders aufschlussreich ist Markus 12:24, wo Jesus zu den SadduzÀern, den konservativen Theologen ihrer Zeit, sagte: "Ist nicht dies der Grund, weshalb ihr irrt, dass ihr weder die Schrift noch die Kraft Gottes versteht?" Jesus erkannte, dass sie die Schrift auf eine Weise interpretierten, die neue VerstÀndnisweisen verhinderte und Gottes Kraft einschrÀnkte.

Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch hier unterschiedliche Interpretationen innerhalb der Kirchen. WĂ€hrend einige deutsche Landeskirchen inzwischen Segnungsgottesdienste fĂŒr gleichgeschlechtliche Paare anbieten, halten andere an konservativeren Auslegungen fest.

Sodom und Gomorra: Ein MissverstÀndnis

Diejenigen, die Homosexuelle vom Reich Gottes ausschließen wollen, beziehen sich hĂ€ufig auf das Alte Testament, insbesondere auf Genesis 19 – die Zerstörung von Sodom und Gomorra. Ihre Interpretation besagt, dass es sich dabei um eine Geschichte ĂŒber HomosexualitĂ€t handelt. Das ist jedoch nicht der Fall. Die Geschichte dreht sich um Gastfreundschaft.

Sie beginnt in Genesis 18, als drei Besucher (Gott und zwei Engel in Menschengestalt) zu Abraham kamen. Was taten Abraham und seine Frau Sara? Sie boten Gastfreundschaft an. Die beiden Engel verließen dann Abraham und den Herrn und reisten nach Sodom (19:1), wo sie Lot, Abrahams Neffen, trafen. Was tat Lot? Er bot Gastfreundschaft an.

Die "MĂ€nner von Sodom" (19:4) boten den verkleideten Engeln nicht dieselbe Gastfreundschaft. Stattdessen versuchten sie, sie (und Lot (19:9)) zu demĂŒtigen, indem sie drohten, sie zu vergewaltigen. Die Geschichte stellt extreme Gastfreundschaft (Abraham und Lot) dem extremen Mangel an Gastfreundschaft der MĂ€nner von Sodom gegenĂŒber. Es ist eine Geschichte ĂŒber Einbeziehung, nicht Ausgrenzung.

Die deutsche Perspektive

In Deutschland spiegelt sich diese theologische Debatte in den verschiedenen Positionen der Kirchen wider. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zeigt eine zunehmende Offenheit gegenĂŒber LGBTQ+-Personen. Viele Landeskirchen bieten inzwischen Segnungen fĂŒr gleichgeschlechtliche Paare an, wĂ€hrend die katholische Kirche in Deutschland durch die Initiativen des Synodalen Wegs ebenfalls ĂŒber Reformen diskutiert.

Deutsche Theologen betonen zunehmend die Notwendigkeit, biblische Texte in ihrem historischen Kontext zu lesen. Levitikus 18:22 und 20:13 beispielsweise behandeln nicht "HomosexualitĂ€t" im heutigen Sinne – als fĂŒrsorgliche, liebevolle und sexuelle Beziehung zwischen Menschen gleichen Geschlechts. Diese Texte beziehen sich auf Beziehungen, die Grenzen der Reinheit (zwischen rein und unrein) und EthnizitĂ€t (Israeliten und Kanaaniter) ĂŒberschreiten.

Eine Theologie der Inklusion

Im Neuen Testament sehnt sich Paulus in Galater 3:28 nach einer christlichen Gemeinschaft, in der "es nicht mehr Juden und Griechen, nicht mehr Sklaven und Freie, nicht mehr Mann und Frau gibt; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus". Paulus baute sein theologisches Argument auf dem Juden-Griechen-Unterschied auf, erweiterte es dann aber auf den Sklaven-Freien-Unterschied und den Mann-Frau-Unterschied.

Christen – egal welcher Kirche sie angehören – sollten Paulus folgen und dies auf den Heterosexuellen-Homosexuellen-Unterschied ausdehnen. Wir sind alle "in Christus gekleidet" (3:27): Gott sieht nur Christus, nicht unsere unterschiedlichen SexualitĂ€ten.

In Deutschland setzen sich zahlreiche christliche Initiativen und GesprĂ€chskreise fĂŒr die Rechte und Akzeptanz von LGBTQ+-Personen innerhalb der Kirchen ein. Diese Gruppen fördern den Dialog und die AufklĂ€rung ĂŒber sexuelle Vielfalt und tragen zu einem tieferen VerstĂ€ndnis der biblischen Botschaft bei.

Die Worte von Papst Franziskus finden auch in Deutschland Widerhall: LGBTQ+-Personen sind Kinder Gottes. Die Liebe und Akzeptanz, die Jesus predigte, gilt fĂŒr alle – unabhĂ€ngig von ihrer sexuellen Orientierung oder GeschlechtsidentitĂ€t.


Scott Bessent: Trumps Finanzminister wird ranghöchste offen homosexuelle Person in der US-Geschichte

Der designierte US-Finanzminister Scott Bessent schreibt als erste offen homosexuelle Person in einem republikanischen Kabinett Geschichte. Der von Donald Trump nominierte MilliardĂ€r wurde am 27. Januar 2025 vom Senat bestĂ€tigt und ist nun die ranghöchste LGBTQ+-Person in der amerikanischen Regierungsgeschichte, wie PinkNews berichtet. Dies markiert einen bemerkenswerten Meilenstein fĂŒr die LGBTQ+-Community in den USA - ein Kontrast zur deutschen Politik, wo queere ReprĂ€sentation in Spitzenpositionen bereits stĂ€rker etabliert ist.

Ein historischer Moment mit WidersprĂŒchen

Als Finanzminister steht Bessent an fĂŒnfter Stelle in der amerikanischen Nachfolgeordnung fĂŒr das PrĂ€sidentenamt - so hoch war noch nie eine offen queere Person in der US-Regierungsgeschichte platziert. Nach Pete Buttigieg ist er erst der zweite offen homosexuelle Mann, der ĂŒberhaupt in einem US-Kabinett dient. Der 62-jĂ€hrige Hedgefonds-Manager, der mit seinem Ehemann John Freeman und zwei Kindern in South Carolina lebt, verfĂŒgt laut Finanzberichten ĂŒber ein geschĂ€tztes Vermögen von mindestens einer Milliarde Dollar.

In Deutschland ist die Situation anders: Mit Persönlichkeiten wie Sven Lehmann (GrĂŒne), dem Queer-Beauftragten der Bundesregierung, oder Jens Brandenburg (FDP), Parlamentarischer StaatssekretĂ€r im Bundesbildungsministerium, ist die ReprĂ€sentation von LGBTQ+-Personen in hohen RegierungsĂ€mtern vergleichsweise stĂ€rker etabliert.

Trumps ĂŒberraschende Personalentscheidung

Trump kĂŒndigte Bessents Nominierung im November 2024 an, nachdem dieser Millionen fĂŒr Trumps Wahlkampagne gesammelt hatte. In einer ErklĂ€rung auf seiner Plattform Truth Social lobte Trump Bessent als "einen der weltweit fĂŒhrenden internationalen Investoren und geopolitischen und wirtschaftlichen Strategen", und fĂŒgte hinzu: "Scotts Geschichte ist die des amerikanischen Traums... gemeinsam werden wir Amerika wieder reich, wohlhabend und erschwinglich machen."

Bessent, ein ehemaliger Kollege des demokratischen Mega-Spenders George Soros, wird nach EinschÀtzung von Forbes wahrscheinlich zur einflussreichsten Stimme bei der Gestaltung der Trump-Wirtschaft.

Familie und Werte im Widerspruch zur Trump-Politik

Besonders bemerkenswert ist Bessents persönliche Geschichte. Er und sein Ehemann John Freeman heirateten 2011 und haben zwei Kinder, die durch Leihmutterschaft geboren wurden. In einem Interview mit dem Yale Alumni Magazine sprach Bessent ĂŒber ihren Weg zur Elternschaft: "Wenn mir jemand 1984, als wir unseren Abschluss machten und Menschen an AIDS starben, gesagt hĂ€tte, dass ich 30 Jahre spĂ€ter legal verheiratet sein und wir zwei Kinder durch Leihmutterschaft haben wĂŒrden, hĂ€tte ich das nicht geglaubt."

Diese persönliche Geschichte steht jedoch in einem gewissen Widerspruch zur Politik des Trump-Lagers. Die vorherige Trump-Administration hatte den Ehestatus von LGBTQ+-Paaren nicht anerkannt, und erst im April 2024 bezeichnete Michael Knowles, ein Trump-UnterstĂŒtzer, Leihmutterschaft als "böse" und forderte lebenslange Haftstrafen fĂŒr Beteiligte.

In Deutschland ist die Situation fĂŒr LGBTQ+-Familien durch das 2023 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz und die geplante Reform des Abstammungsrechts etwas fortschrittlicher. Dennoch gibt es auch hier noch rechtliche HĂŒrden bei der Leihmutterschaft, die in Deutschland weiterhin verboten ist.

Luxuriöses Leben zwischen Politik und Finanzwelt

Die Familie Bessent-Freeman lebt in einer beeindruckenden rosa Villa in Charleston, South Carolina, die Bessent 2016 fĂŒr 6,5 Millionen Dollar erwarb. Das historische John Ravenel House mit acht Schlafzimmern und zehn Badezimmern wird als "Pink Palace" bezeichnet. Die aufwendige Restaurierung des GebĂ€udes wurde 2021 mit einem Preis der Charleston Preservation Society ausgezeichnet. Aktuell steht das Anwesen fĂŒr 22,25 Millionen Dollar zum Verkauf.

Laut seinen Offenlegungsdokumenten verfĂŒgt Bessent ĂŒber Vermögenswerte von mindestens 521 Millionen Dollar, darunter ein Haus auf den Bahamas, Kunst und AntiquitĂ€ten im Wert von 1 bis 5 Millionen Dollar sowie mehr als 50 Millionen Dollar in US-Staatsanleihen und erhebliche KryptowĂ€hrungsinvestitionen.

Deutschlandrelevanz und Ausblick

WĂ€hrend in Deutschland mit Jens Spahn (CDU), Sven Lehmann (GrĂŒne), Doris Achelwilm (Die Linke) und anderen bereits seit Jahren offen queere Politiker*innen in hohen Ämtern tĂ€tig sind, zeigt Bessents Ernennung, dass in den USA - besonders in republikanischen Kreisen - solche Schritte noch als revolutionĂ€r gelten.

Die Beobachtung bleibt spannend: Wie wird Bessent als offen schwuler Mann in einer Regierung agieren, deren FlĂŒgel teilweise LGBTQ+-feindliche Positionen vertreten? Wird er seine Position nutzen, um mehr Akzeptanz zu fördern, oder wird er wirtschaftspolitische PrioritĂ€ten ĂŒber gesellschaftspolitische Themen stellen?

FĂŒr deutsche Beobachter bietet diese Entwicklung einen interessanten Einblick in die komplexen Dynamiken amerikanischer Politik und die unterschiedlichen Entwicklungsstadien der LGBTQ+-Rechte in beiden LĂ€ndern. WĂ€hrend in Deutschland die sexuelle Orientierung von Kabinettsmitgliedern kaum noch mediale Aufmerksamkeit erregt, markiert Bessents Ernennung in den USA einen historischen Meilenstein, der die anhaltenden Unterschiede in der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung beider LĂ€nder unterstreicht.


Trans* und Versicherungen in Deutschland: Zwischen Fortschritt und Diskriminierung

Trotz rechtlicher Fortschritte erleben trans Personen in Deutschland nach wie vor erhebliche Diskriminierung im Versicherungswesen. Wie die Deutsche Gesellschaft fĂŒr TransidentitĂ€t und IntersexualitĂ€t (dgti) in einem aktuellen Bericht darlegt, sind die HĂŒrden beim Zugang zu Versicherungsleistungen fĂŒr trans Menschen noch immer betrĂ€chtlich.

Rechtliche Fortschritte und anhaltende Probleme

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Deutschland schĂŒtzt theoretisch vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen IdentitĂ€t. Ein bedeutender Fortschritt war die EinfĂŒhrung von Unisex-Tarifen im Jahr 2012, die vom EuropĂ€ischen Gerichtshof veranlasst wurde und dafĂŒr sorgt, dass Versicherungen das Geschlecht bei der Tarifberechnung nicht mehr berĂŒcksichtigen dĂŒrfen.

Mit dem Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), das im November 2024 in Kraft trat, wurde ein weiterer Meilenstein erreicht. Es ermöglicht trans Personen, ihren Geschlechtseintrag und Namen ohne die bisher erforderlichen psychologischen Gutachten Àndern zu lassen, was administrative Erleichterungen im Umgang mit Versicherungen verspricht.

BerufsunfÀhigkeitsversicherung: Eine besondere Herausforderung

Besonders problematisch gestaltet sich fĂŒr trans Personen der Abschluss einer BerufsunfĂ€higkeitsversicherung (BU). Versicherungsunternehmen fĂŒhren detaillierte RisikoprĂŒfungen durch, wobei die Transition oder psychische Belastungen infolge gesellschaftlicher Diskriminierung oft negativ ausgelegt werden. Es gibt dokumentierte FĂ€lle, in denen Versicherungen trans Personen grundsĂ€tzlich ablehnen wollten, was einen klaren Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz darstellt.

"Bei der Beantragung einer BerufsunfĂ€higkeitsversicherung werden oft RisikozuschlĂ€ge verlangt oder AntrĂ€ge komplett abgelehnt, wenn eine TransidentitĂ€t angegeben wird", erklĂ€rt Kalle HĂŒmpfner vom Bundesverband Trans* in einem Rechtsgutachten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Krankenversicherung und KostenĂŒbernahme

Bei der KostenĂŒbernahme fĂŒr geschlechtsangleichende Maßnahmen gibt es ebenfalls Herausforderungen. Gesetzliche Krankenkassen können die Kosten einer Geschlechtsangleichung grundsĂ€tzlich ĂŒbernehmen, wenn der Leidensdruck nicht anders zu beheben ist. Es besteht jedoch kein direkter Leistungsanspruch, und der Weg zur Bewilligung ist oft langwierig und mit vielen HĂŒrden verbunden.

Private Krankenversicherungen (PKV) ĂŒbernehmen die Kosten, wenn die medizinische Notwendigkeit nachgewiesen ist, wie transparent-beraten.de berichtet. Doch auch hier bedarf es oft eines langwierigen Prozesses mit mehreren Gutachten und Diagnosen, was fĂŒr Betroffene eine erhebliche psychische Belastung darstellen kann.

Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung

Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen. Das Bundesministerium fĂŒr Gesundheit hat das Projekt „InTraHealth" ins Leben gerufen, das bei den Versorgern ansetzt, um Diskriminierungen abzubauen und die VersorgungsqualitĂ€t fĂŒr trans und inter Personen zu fördern. Ein gleichberechtigter Zugang zur Gesundheitsversorgung wird dabei als wesentliche Voraussetzung fĂŒr die Teilhabe am sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben angesehen.

Zudem arbeiten verschiedene Organisationen wie die dgti daran, Versicherungsunternehmen zu sensibilisieren und fĂŒr die besonderen BedĂŒrfnisse von trans Personen zu sensibilisieren.

Fazit: Fortschritte erkennen, Diskriminierung bekÀmpfen

Die Situation fĂŒr trans Personen im deutschen Versicherungswesen hat sich in den letzten Jahren verbessert, aber es besteht weiterhin erheblicher Handlungsbedarf. WĂ€hrend rechtliche Rahmenbedingungen wie das Selbstbestimmungsgesetz wichtige Fortschritte markieren, zeigt die Praxis, dass Diskriminierung und Ungleichbehandlung nach wie vor alltĂ€glich sind.

Betroffene sollten sich ĂŒber ihre Rechte informieren und bei Diskriminierung UnterstĂŒtzung bei Beratungsstellen wie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder bei LGBTQ+-Organisationen wie der dgti suchen. Nur durch konsequente AufklĂ€rung und die Durchsetzung bestehender Rechte kann langfristig ein diskriminierungsfreier Zugang zu Versicherungsleistungen fĂŒr alle Menschen unabhĂ€ngig von ihrer GeschlechtsidentitĂ€t erreicht werden.


Neue britische Studie bestĂ€tigt: LGBTQ+ Personen haben doppelt so hohes Suizidrisiko – Ă€hnliche Alarmsignale auch in Deutschland

Warnung: Dieser Artikel befasst sich mit Themen wie Selbstverletzung und Suizid, die fĂŒr manche Leser belastend sein könnten.

Eine neue Studie des britischen Office for National Statistics (ONS) zeigt, dass schwule, lesbische und bisexuelle Menschen doppelt so hĂ€ufig an Suizid denken oder Suizidversuche unternehmen wie ihre heterosexuellen Mitmenschen. Wie PinkNews berichtet, ist das Risiko fĂŒr absichtliche Selbstverletzung sogar fast dreimal so hoch. Diese alarmierenden Zahlen spiegeln Ă€hnliche Tendenzen wider, die auch in Deutschland zu beobachten sind.

Die britischen Befunde im Detail

Die am 9. April veröffentlichten Daten des ONS zeigen, dass zwischen 2021 und 2023 etwa 50,3 von 100.000 LGBTQ+ Personen Suizidgedanken hatten oder einen Suizidversuch unternahmen, verglichen mit 23,1 pro 100.000 heterosexuellen Menschen. Bei Selbstverletzungen ist das VerhĂ€ltnis noch dramatischer: 1.508,9 pro 100.000 LGBTQ+ Personen gegenĂŒber 598,4 bei Heterosexuellen.

Besonders gefĂ€hrdet sind bisexuelle Menschen, die ein 2,4-mal höheres Risiko fĂŒr Selbstverletzung aufweisen als heterosexuelle Personen. Bei schwulen MĂ€nnern und lesbischen Frauen liegt dieses Risiko 2,2-mal höher. Die Studie stellt außerdem fest, dass sowohl bei LGBTQ+ als auch bei heterosexuellen Menschen Frauen hĂ€ufiger suizidale Gedanken haben als MĂ€nner, wĂ€hrend junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren generell einem höheren Risiko fĂŒr Selbstverletzung ausgesetzt sind.

Ähnliche Situation in Deutschland

Die Lage in Deutschland zeigt erschreckende Parallelen. Laut verschiedenen Studien ist das Suizidrisiko bei LGBTQ+ Personen hierzulande sogar bis zu viermal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Untersuchungen zeigen, dass schwule und bisexuelle MÀnner ein bis zu achtmal höheres Suizidrisiko haben können.

Das Deutsche Institut fĂŒr Wirtschaftsforschung (DIW) hat 2022 festgestellt, dass LGBTQ+ Menschen fast dreimal hĂ€ufiger unter Depressionen und Burnout leiden als der Rest der Bevölkerung. Besonders trans* Menschen sind ĂŒberdurchschnittlich oft von Angststörungen betroffen.

Eine besorgniserregende dÀnische Studie aus dem Jahr 2023 ergab zudem eine fast 8-fach höhere Rate an Suizidversuchen und eine 3,5-fach höhere Rate an vollendeten Suiziden bei transgender Personen im Vergleich zu cisgender Personen.

Ursachen fĂŒr die erhöhte GefĂ€hrdung

Die GrĂŒnde fĂŒr diese alarmierende Kluft sind vielschichtig, aber Experten identifizieren gesellschaftliche Faktoren als Hauptursachen. Jacqui Morrissey, stellvertretende Direktorin der britischen SuizidprĂ€ventionsorganisation Samaritans, betont gegenĂŒber PinkNews: "Dringender Handlungsbedarf besteht im Gesundheitswesen, um die Barrieren abzubauen, denen LGBTQ+ Menschen bei der Suche nach UnterstĂŒtzung begegnen."

Ein hĂ€ufiger Faktor ist der sogenannte "Minderheitenstress" – die chronische Belastung, die durch Diskriminierung, Vorurteile und gesellschaftliche Stigmatisierung entsteht. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) weist darauf hin, dass Diskriminierungserfahrungen zu Depressionen, Schlafstörungen und Burnout fĂŒhren können.

Bei Jugendlichen kommt oft noch Mobbing hinzu, was das Suizidrisiko weiter erhöht. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigte eine fĂŒnfmal höhere Suizidgefahr bei jungen schwulen und bisexuellen Menschen im Vergleich zu heterosexuellen Jugendlichen.

Persönliches Zeugnis und Auswege

Im PinkNews-Artikel berichtet eine Person, die frĂŒher die Samaritans-Hotline genutzt hat, von ihrer Erfahrung: "Als Teenager hat mein Kampf, meine SexualitĂ€t zu akzeptieren, sowie das GefĂŒhl der Diskriminierung meine psychische Gesundheit beeintrĂ€chtigt. Es fĂŒhrte zu Depressionen und AngstzustĂ€nden, und ich habe mein ganzes Erwachsenenleben mit meiner psychischen Gesundheit zu kĂ€mpfen gehabt."

Der Zugang zu angemessener UnterstĂŒtzung, die auf LGBTQ+-spezifische Probleme eingeht, sei "sehr schwierig" gewesen, und staatliche Dienste hĂ€tten einen "Mangel an Respekt, WĂŒrde, SensibilitĂ€t und FĂŒrsorge" gezeigt. GlĂŒcklicherweise fand die Person schließlich Hilfe bei Freiwilligenorganisationen, die die LGBTQ+-Gemeinschaft unterstĂŒtzen.

Aktuelle Forschung und PrĂ€ventionsmaßnahmen in Deutschland

In Deutschland laufen derzeit wichtige Forschungsprojekte, die sich mit der psychischen Gesundheit von LGBTQ+ Personen befassen. Die UniversitĂ€t Witten/Herdecke fĂŒhrt seit 2022 eine LĂ€ngsschnittstudie durch, die bis 2025 laufen soll und wichtige Erkenntnisse ĂŒber die langfristigen Auswirkungen von Diskriminierung auf die psychische Gesundheit liefern könnte.

PrĂ€ventiv gibt es zunehmend Initiativen wie den Aktionsplan SuizidprĂ€vention des Bundesamts fĂŒr Gesundheit, der gezielt Projekte fördert, die sich mit der SuizidprĂ€vention bei spezifischen Gruppen wie LGBTQ+ Jugendlichen beschĂ€ftigen.

Was getan werden muss

Die Expertengemeinschaft fordert mehrere konkrete Maßnahmen, um die Situation zu verbessern:

  • Mehr queere Beratungs- und Freizeitangebote, die niedrigschwellige UnterstĂŒtzung bieten
  • StĂ€rkere gesetzliche BekĂ€mpfung von Homo- und Transphobie
  • Verbesserung der medizinischen Versorgung von LGBTQ+ Personen und Abbau von Diskriminierung im Gesundheitswesen
  • Spezifische Schulungen fĂŒr medizinisches Personal zum Umgang mit LGBTQ+ Patienten
  • Ausbau von Peer-Support-Angeboten und sicheren RĂ€umen fĂŒr LGBTQ+ Menschen

Die Ergebnisse aus Großbritannien und die Parallelen in Deutschland machen deutlich: Der Kampf gegen die ĂŒberdurchschnittlich hohe SuizidgefĂ€hrdung in der LGBTQ+ Community muss als gesellschaftliche PrioritĂ€t behandelt werden. Es geht nicht um abstrakte Zahlen, sondern um Menschenleben.

Wenn Sie selbst betroffen sind oder jemanden kennen, der Hilfe benötigt: Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar. Spezifische UnterstĂŒtzung fĂŒr LGBTQ+ Personen bietet das bundesweite Coming-Out-Portal oder die Lambda-Jugendnetzwerke in den verschiedenen BundeslĂ€ndern.


Ende einer Ära: Brunos schließt Filialen in Hamburg, Köln und MĂŒnchen

Die queere Einzelhandelskette Brunos gibt drei ihrer vier GeschĂ€fte in Deutschland auf, wie GeschĂ€ftsfĂŒhrer Franz Landgraf-Happach am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt gab. "Die Standorte in MĂŒnchen, Köln und Hamburg werden wir in wertschĂ€tzender Weise, ab dem Sommer 2025, abgeben, um uns fokussierter und zukunftsorientiert aufzustellen", so Landgraf-Happach. Lediglich der Berliner Store und der Webshop sollen bestehen bleiben.

Bedeutsame Geschichte fĂŒr die LGBTQ+ Community

Brunos hat sich seit 1988 als wichtige Shopping- und Erlebniswelt fĂŒr die queere Community in Deutschland etabliert. Was ursprĂŒnglich vor allem mit dem Verkauf von BĂŒchern und Filmen begann, entwickelte sich zu einem vielseitigen Angebot, das spĂ€ter um Sexshop-Artikel und spezielle UnterwĂ€sche erweitert wurde. Die GeschĂ€fte boten weit mehr als nur Produkte – sie waren sichere Treffpunkte fĂŒr queere Menschen aller Altersgruppen und dienten als kulturelle Zentren innerhalb der Szene.

"VerĂ€nderung ist ein Zeichen auch fĂŒr BestĂ€ndigkeit. Und genau diese VerĂ€nderung braucht unser Unternehmen – ein MarktfĂŒhrer, der ĂŒber Jahre hinweg die Community homosexueller MĂ€nner begleitet hat", erklĂ€rte Landgraf-Happach. Die LĂ€den in Berlin, Hamburg, Köln und MĂŒnchen haben ĂŒber Jahrzehnte hinweg Trends gesetzt und sichere RĂ€ume fĂŒr die schwule Community geschaffen.

Neue Ausrichtung und Fokus auf Berlin

Die Neuausrichtung des Unternehmens soll innerhalb der nĂ€chsten drei Monate erfolgen. Dabei konzentriert sich Brunos kĂŒnftig auf den Berliner Standort und seinen Online-Shop. "Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, weitgehendst, unser Team in Berlin und der Verwaltung zu erhalten", betonte der GeschĂ€ftsfĂŒhrer, "insbesondere unsere Mitarbeitenden aus der Community, die unsere Werte mittragen und unsere Kundschaft mit ihrer Expertise und ihrem Engagement beratend unterstĂŒtzen".

Berlin gilt seit den 1920er Jahren als Hochburg der LGBTQ+ Szene in Deutschland. Die Stadt war und ist ein Anziehungspunkt fĂŒr queere Menschen aus aller Welt. Die Entscheidung, sich auf den Berliner Standort zu konzentrieren, erscheint vor diesem historischen Hintergrund strategisch sinnvoll.

Erweiterte Zielgruppe: KĂŒnftig auch Produkte fĂŒr trans Menschen

Eine bedeutende Änderung in der GeschĂ€ftsstrategie ist die Erweiterung des Sortiments fĂŒr eine breitere Zielgruppe. WĂ€hrend Brunos traditionell vor allem schwule MĂ€nner ansprach, soll das Angebot kĂŒnftig ausdrĂŒcklich auch fĂŒr trans Personen erweitert werden. "Mit frischer Energie nehmen wir ab April neue Marken ins Sortiment auf – innovative Produkte, die sich in unserem Kernmarkt etablieren möchten und die Vielfalt unserer Kundschaft widerspiegeln", erklĂ€rte Landgraf-Happach.

Diese Entscheidung spiegelt einen breiteren Trend im LGBTQ+ Einzelhandel wider, inklusiver zu werden und die BedĂŒrfnisse der gesamten queeren Community zu berĂŒcksichtigen. In einer Zeit, in der die Rechte von trans Menschen stark in der öffentlichen Diskussion stehen, kann dieser Schritt auch als politisches Statement verstanden werden.

Herausforderungen fĂŒr queere EinzelhĂ€ndler

Die Schließung der drei Filialen erfolgt in einer Zeit, in der stationĂ€re EinzelhĂ€ndler generell mit Herausforderungen konfrontiert sind. Der zunehmende Online-Handel und verĂ€nderte Konsumgewohnheiten haben viele traditionelle GeschĂ€ftsmodelle unter Druck gesetzt. Besonders spezialisierte EinzelhĂ€ndler wie Brunos stehen vor der Aufgabe, ihre GeschĂ€ftsmodelle anzupassen.

Gleichzeitig sind LGBTQ+ freundliche Unternehmen fĂŒr viele Menschen eine wichtige Anlaufstelle, da sie eine Kultur der InklusivitĂ€t pflegen und sich fĂŒr die Rechte von LGBTQ+ Personen einsetzen. Die persönliche Beratung und das Engagement fĂŒr die Community waren stets Markenzeichen von Brunos, die das Unternehmen nun mit der neuen Strategie bewahren will.

"Diese neue Ausrichtung ist mehr als eine strategische Entscheidung: Sie ist eine LiebeserklĂ€rung an die Community, und an alle, welche die Lust neu definieren", fasst Landgraf-Happach zusammen. FĂŒr langjĂ€hrige Kunden in Hamburg, Köln und MĂŒnchen bedeutet die Entscheidung jedoch das Ende einer Ära – und möglicherweise das Verschwinden eines wichtigen queeren Treffpunkts in ihren StĂ€dten.


J.K. Rowling attackiert AsexualitĂ€t: "Ein Tag der falschen UnterdrĂŒckung" – Kontroverse am Internationalen Tag der AsexualitĂ€t

Die "Harry Potter"-Autorin J.K. Rowling hat erneut fĂŒr Empörung in der LGBTQ+-Community gesorgt. Wie PinkNews berichtet, veröffentlichte Rowling am 6. April, dem Internationalen Tag der AsexualitĂ€t, einen kontroversen Beitrag auf ihrem X-Account, in dem sie Menschen, die sich als asexuell identifizieren, verspottete.

Rowlings umstrittene Äußerungen

"Fröhlichen Internationalen Tag der falschen UnterdrĂŒckung an alle, die wildfremden Menschen mitteilen wollen, dass sie keinen Bock auf Sex haben", schrieb Rowling ĂŒber einer Grafik, die zur AufklĂ€rung ĂŒber AsexualitĂ€t dienen sollte. Die Autorin, die in den letzten Jahren bereits mehrfach mit transfeindlichen Äußerungen fĂŒr Aufsehen sorgte, legte in weiteren Kommentaren nach und fragte spöttisch: "Wie wissen asexuelle Menschen eigentlich, ob sie schwul oder hetero sind?" und forderte einen "Internationalen Tag der Genervtheit von diesem Mist".

Was bedeutet AsexualitÀt?

AsexualitĂ€t ist eine sexuelle Orientierung, die durch wenig bis keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen gekennzeichnet ist. Diese Orientierung ist Teil des LGBTQIA+-Spektrums, wobei das "A" explizit fĂŒr "asexuell" steht. Wie das deutsche Queer-Lexikon erklĂ€rt, ist AsexualitĂ€t Ă€ußerst vielfĂ€ltig und schließt verschiedene Erfahrungen ein. Wichtig zu verstehen ist, dass asexuelle Menschen durchaus romantische Beziehungen fĂŒhren können und dass AsexualitĂ€t nicht mit Aromantik (fehlende romantische Anziehung) gleichzusetzen ist.

AsexualitÀt in Deutschland

Auch in Deutschland gewinnt die asexuelle Community zunehmend an Sichtbarkeit. Organisationen wie AVEN Deutschland und A-Spektrum setzen sich fĂŒr die Anerkennung und Entstigmatisierung von AsexualitĂ€t ein. Der Internationale Tag der AsexualitĂ€t, der jĂ€hrlich am 6. April stattfindet, wird auch hierzulande mit Veranstaltungen und AufklĂ€rungskampagnen begangen.

Lisa MĂŒller vom Verein A-Spektrum betont im GesprĂ€ch mit Queerfeindlichkeit.de: "Die Behauptung, AsexualitĂ€t sei keine 'echte' UnterdrĂŒckungserfahrung, ignoriert die realen Diskriminierungen, mit denen asexuelle Menschen konfrontiert sind – von der Pathologisierung bis hin zu korrigierender sexueller Gewalt."

Kritik und Reaktionen

Rowlings Kommentare stießen auf breite Kritik. In den sozialen Medien wiesen viele Nutzer*innen darauf hin, dass asexuelle Menschen sehr wohl Diskriminierung erfahren – sei es durch gesellschaftlichen Druck, sich anzupassen, den stĂ€ndigen Zweifel an ihrer IdentitĂ€t oder sogar durch "korrigierende" sexuelle Übergriffe.

Ein Nutzer schrieb: "Warum ist es nötig, sich so zu verhalten? Wie schadet es Ihnen, dass diese Menschen existieren?" Ein anderer kommentierte: "Rowling versteht nicht einmal das Konzept romantischer Liebe", bezugnehmend auf ihre Frage, wie asexuelle Menschen ihre sexuelle Orientierung bestimmen könnten.

Rowlings Weg zur KontroversitÀt

Die Autorin, einst fĂŒr ihre inklusive Botschaft in den Harry-Potter-BĂŒchern gefeiert, steht seit Jahren wegen ihrer Äußerungen ĂŒber Transgender-Personen in der Kritik. Sie hat sich wiederholt gegen die Rechte von trans Menschen positioniert und wurde dafĂŒr von vielen ehemaligen Fans und sogar Harry-Potter-Darstellern wie Daniel Radcliffe öffentlich kritisiert.

In Deutschland fĂŒhrten ihre Äußerungen dazu, dass zahlreiche queere Harry-Potter-Fanclubs ihre TĂ€tigkeit einstellten oder sich ausdrĂŒcklich von der Autorin distanzierten, wie Queer.de berichtete. Die aktuelle Kontroverse um ihre Kommentare zur AsexualitĂ€t reiht sich in eine lange Liste von polarisierenden Aussagen ein, die die Autorin in den letzten Jahren getĂ€tigt hat.

Die Bedeutung von Sichtbarkeit fĂŒr asexuelle Menschen

WĂ€hrend Rowling AsexualitĂ€t als "falsche UnterdrĂŒckung" abtut, betonen Expert*innen die Wichtigkeit von Sichtbarkeit und Anerkennung fĂŒr diese oft ĂŒbersehene Gruppe. In Deutschland schĂ€tzt man, dass etwa 1% der Bevölkerung asexuell ist. Dennoch fehlt es an ReprĂ€sentation in Medien und öffentlichen Diskursen.

Thomas Köhler von der Beratungsstelle fĂŒr LSBTIQ+ in MĂŒnchen erklĂ€rt: "Die Abwertung von AsexualitĂ€t und die Behauptung, es handele sich nicht um eine 'echte' IdentitĂ€t, ist eine Form von Diskriminierung, die wir leider hĂ€ufig erleben. Solche Aussagen von prominenten Persönlichkeiten können großen Schaden anrichten und das Coming-out fĂŒr asexuelle Menschen noch schwieriger machen."

Der Fall Rowling zeigt einmal mehr, wie wichtig kontinuierliche AufklĂ€rungsarbeit und SolidaritĂ€t innerhalb der queeren Community ist – besonders fĂŒr IdentitĂ€ten, die oft unsichtbar bleiben oder deren LegitimitĂ€t in Frage gestellt wird.


Können Transfrauen schwanger werden? Der aktuelle Stand der GebÀrmuttertransplantationen

Können Transfrauen schwanger werden? Die Antwort lautet: möglicherweise in der Zukunft, wenn alles gut geht. Ein britischer Chirurg, der die erste GebĂ€rmuttertransplantation bei einer cisgeschlechtlichen Frau im Vereinigten Königreich durchgefĂŒhrt hat, erklĂ€rte, dass Ă€hnliche Transplantationen fĂŒr Transfrauen wahrscheinlich noch 10 bis 20 Jahre entfernt sind. Die ursprĂŒngliche Meldung stammt von PinkNews, die ĂŒber den aktuellen Stand der Forschung berichtet.

Der aktuelle Stand in Großbritannien

Im Februar 2023 fĂŒhrten Professor James Smith vom Imperial College London und seine Kollegin Isabel Quiroga vom Oxford Transplant Centre eine GebĂ€rmuttertransplantation bei einer verheirateten Frau durch. Die 40-jĂ€hrige Schwester der EmpfĂ€ngerin spendete ihre GebĂ€rmutter, nachdem sie bereits zwei Kinder geboren hatte. Die 34-jĂ€hrige EmpfĂ€ngerin, die in England lebt und anonym bleiben möchte, erhielt die Transplantation wĂ€hrend einer mehr als neunstĂŒndigen Operation im Churchill Hospital in Oxford.

Es wird gehofft, dass in Zukunft GebĂ€rmuttertransplantationen auch bei Transfrauen durchgefĂŒhrt werden können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, schwanger zu werden und ein Kind zu bekommen. Professor Smith betonte jedoch, dass die RealitĂ€t dieser Möglichkeit noch Jahrzehnte entfernt sei.

Medizinische Herausforderungen

Derzeit gibt es laut Smith keine "technische Machbarkeit" fĂŒr die DurchfĂŒhrung dieser Operation bei Transfrauen aufgrund von Unterschieden in der Becken- und GefĂ€ĂŸanatomie, der Form des Beckens und Problemen mit dem Mikrobiom – dem Netzwerk von Mikroorganismen, die im menschlichen Körper leben.

Smith erklĂ€rte gegenĂŒber der britischen Zeitung "I": "Meine persönliche EinschĂ€tzung ist, dass Transplantationen bei Transgender-Personen, wenn sie stattfinden werden, noch viele Jahre entfernt sind. Es sind noch sehr viele Schritte zu bewĂ€ltigen. Ich vermute, mindestens 10 bis 20 Jahre."

Fortschritte in Deutschland

In Deutschland wurden die ersten GebĂ€rmuttertransplantationen 2016 am UniversitĂ€tsklinikum TĂŒbingen durchgefĂŒhrt. Die Operationen erfolgten in Zusammenarbeit mit Ärzten aus Göteborg, Schweden, die als Pioniere auf diesem Gebiet gelten. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland die ersten beiden Kinder nach GebĂ€rmuttertransplantationen geboren - ein wichtiger Meilenstein in der deutschen Reproduktionsmedizin.

Bei den bisherigen Transplantationen in Deutschland waren die EmpfĂ€ngerinnen Frauen, die aufgrund des Mayer-Rokitansky-KĂŒster-Hauser-Syndroms ohne GebĂ€rmutter geboren wurden. Die Anwendung dieser Technik bei Transfrauen ist in Deutschland bisher nicht dokumentiert und wird, Ă€hnlich wie in Großbritannien, als Zukunftsperspektive betrachtet.

Internationale Entwicklungen

Ein medizinischer Bericht, der im Januar 2023 in der Fachzeitschrift "Fertility and Sterility" veröffentlicht wurde, prognostizierte: "Die erste GebĂ€rmuttertransplantation bei einer transgender Frau im 21. Jahrhundert wird voraussichtlich in den nĂ€chsten Jahren, wenn nicht frĂŒher, stattfinden."

Dr. Narendra Kaushik, ein Chirurg in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, erklĂ€rte im Mai 2022, dass die Transplantation von GebĂ€rmĂŒttern in Transfrauen "die Zukunft" sei. Er verfĂŒgt ĂŒber 15 Jahre Erfahrung in geschlechtsangleichenden Operationen und sagte: "Wir können nicht genau vorhersagen, wann dies geschehen wird, aber es wird bald geschehen. Wir haben unsere PlĂ€ne und sind sehr optimistisch."

Uterustransplantationen weltweit

GebĂ€rmuttertransplantationen sind derzeit seltene, kostspielige und experimentelle Operationen, die typischerweise auf Spenderorgane angewiesen sind. Sie werden oft bei Menschen durchgefĂŒhrt, die ohne GebĂ€rmutter geboren wurden, damit sie schwanger werden und gebĂ€ren können.

Die erste erfolgreiche GebĂ€rmuttertransplantation fand 2014 an der UniversitĂ€t Göteborg in Schweden statt. Zwei Jahre spĂ€ter wurde die Operation in den USA erfolgreich wiederholt. Weltweit gab es bisher etwa 40 Transplantationen dieser Art, mit ĂŒber 10 erfolgreichen Geburten.

Ethische und rechtliche Fragen in Deutschland

In Deutschland wirft die Anwendung der GebĂ€rmuttertransplantation bei Transfrauen ethische und rechtliche Fragen auf. Anders als in Großbritannien, wo das Gleichstellungsgesetz möglicherweise verlangen könnte, dass niemandem aufgrund des Geschlechts der Zugang zu einer GebĂ€rmuttertransplantation verweigert werden darf, ist die Rechtslage in Deutschland komplexer.

Zudem stellt sich die Frage der KostenĂŒbernahme. Es ist unklar, ob diese Eingriffe als Teil der medizinischen Versorgung von der Allgemeinheit getragen werden sollten oder als Wahleingriffe gelten wĂŒrden. Alternativen zur GebĂ€rmuttertransplantation fĂŒr Menschen mit Kinderwunsch sind Leihmutterschaft (die in Deutschland rechtlich nicht möglich ist) und Adoption.

Zukunftsaussichten

Weitere Forschung ist erforderlich, um die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder zu untersuchen, die nach GebÀrmuttertransplantationen geboren werden. Weltweit wird an der Optimierung des Verfahrens gearbeitet, um die Methode als standardisiertes Angebot im Rahmen der Reproduktionsmedizin anzubieten.

FĂŒr Transfrauen in Deutschland bedeutet dies, dass die Möglichkeit einer Schwangerschaft zwar in ferner Zukunft liegen könnte, derzeit aber noch viele medizinische, ethische und rechtliche HĂŒrden zu ĂŒberwinden sind. Die deutsche Forschung auf diesem Gebiet bleibt jedoch aktiv und könnte in den kommenden Jahrzehnten neue Möglichkeiten eröffnen.


Kein einziges Rezept fĂŒr PubertĂ€tsblocker seit ĂŒber einem Jahr: NHS England lĂ€sst trans Jugendliche im Stich

Der britische Gesundheitsdienst NHS England hat seit ĂŒber einem Jahr kein einziges neues Rezept fĂŒr geschlechtsangleichende Medikamente an trans Personen unter 18 Jahren ausgestellt, wie offizielle Stellen jetzt bestĂ€tigten. Die ursprĂŒngliche Meldung wurde von PinkNews veröffentlicht.

Laut einer ErklĂ€rung des NHS wurden seit der Schließung der Londoner Tavistock-Klinik im MĂ€rz 2024 keine neuen Patienten mehr "identifiziert", die geschlechtsangleichende Behandlungen benötigen – einschließlich der physisch reversiblen PubertĂ€tsblocker.

Klinische Studien verzögern sich - Jugendliche bleiben im Ungewissen

Im selben Monat hatte NHS England bekannt gegeben, dass PubertĂ€tsblocker fĂŒr unter 18-JĂ€hrige nur noch im Rahmen klinischer Forschungsstudien verfĂŒgbar sein wĂŒrden. Eines der wenigen Mittel fĂŒr trans Jugendliche, um ĂŒber den NHS in England PubertĂ€tsblocker zu erhalten, ist durch eine klinische Studie, die im MĂ€rz vom National Institute for Health and Care Research (NIHR) in Auftrag gegeben wurde.

Das NIHR teilte mit, dass mehr als 10 Millionen Pfund (12,8 Millionen Dollar) fĂŒr eine von einem Forscherteam des King's College London geleitete Studie bereitgestellt wĂŒrden, um verschiedene Bereiche der Geschlechterversorgung fĂŒr MinderjĂ€hrige zu analysieren. Bis dahin bleiben trans Jugendliche jedoch in der Schwebe.

Die Situation in Deutschland: Ein anderer Ansatz

Im Gegensatz zu Großbritannien gibt es in Deutschland kein pauschales Verbot von PubertĂ€tsblockern. Obwohl die Bundesregierung deren Einnahme nicht ausdrĂŒcklich empfiehlt, liegt die Entscheidung ĂŒber die Verschreibung im Ermessen der behandelnden FachĂ€rzte, wie CNA Deutschland berichtet.

Die AWMF-Leitlinie in Deutschland betont, dass eine fachgerechte Behandlungsempfehlung eine individuelle AbwĂ€gung von Nutzen und Risiken voraussetzt, die mit Patienten und Sorgeberechtigten eingehend erörtert werden muss. Dieser individuelle Ansatz steht in deutlichem Kontrast zu den strikten EinschrĂ€nkungen in Großbritannien.

Diskussion ĂŒber Risiken und psychische Gesundheit

Die britische Entscheidung folgt auf den Cass-Bericht, der einen Mangel an ausreichenden Daten zu den langfristigen Auswirkungen von PubertĂ€tsblockern kritisierte. James Palmer, medizinischer Direktor fĂŒr spezialisierte Dienste bei NHS England, erklĂ€rte: "Die Dienste mĂŒssen die Möglichkeit haben, jemanden mit maskulinisierenden oder feminisierenden Hormonen zu behandeln, wenn dies wirklich der wichtigste Eingriff ist. Aber die Dienste haben noch keine Person identifiziert, fĂŒr die dies ein wirklich wichtiger Teil ihres Behandlungswegs wĂ€re."

WÀhrend einige Studien auf positive Auswirkungen von PubertÀtsblockern auf den Leidensdruck bei Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie hinweisen, wie RiffReporter berichtet, bestehen in anderen LÀndern Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Knochendichte und psychische Gesundheit.

Internationale Trends und Auswirkungen

England ist nicht das einzige Land, das EinschrĂ€nkungen eingefĂŒhrt hat. Auch Finnland, Schweden und Norwegen haben Ă€hnliche Maßnahmen ergriffen. Gleichzeitig hat in Großbritannien Gesundheitsminister Wes Streeting ein Verbot privater Verschreibungen von PubertĂ€tsblockern auf alle Regionen des Vereinigten Königreichs ausgedehnt – eine BeschrĂ€nkung, die bereits von der vorherigen konservativen Regierung eingefĂŒhrt worden war.

FĂŒr Betroffene ist die Situation besonders belastend. Eine Studie vom Mai letzten Jahres zeigte, dass nur 0,47 Prozent der trans Menschen ihre medizinische Transition rĂŒckgĂ€ngig machen. Im Vergleich dazu können Operationen wie BrustvergrĂ¶ĂŸerungen Bedauernsraten von bis zu 47 Prozent haben.

Kritik von LGBTQ+-Organisationen

Die gemeinnĂŒtzige LGBTQ+-Organisation TransActual Ă€ußerte sich besorgt ĂŒber die "potenziellen Motivationen" hinter der Erstellung eines Detransitions-Pfades, der vom NHS England entwickelt wird – insbesondere in einer Zeit, in der die Ressourcen fĂŒr GeschlechtsidentitĂ€tskliniken bereits stark belastet sind.

"Die ĂŒberwiegende Mehrheit der trans Menschen detransitioniert ĂŒberhaupt nicht", erklĂ€rte ein Sprecher von TransActual. "Bei denjenigen, die es tun, beeinflussen vielfĂ€ltige GrĂŒnde und UmstĂ€nde die Entscheidung, einige oder alle Aspekte der medizinischen Transition zu stoppen, zu pausieren oder rĂŒckgĂ€ngig zu machen."

Die ÜberprĂŒfung der Erwachsenengeschlechtsdienste durch NHS England "muss anerkennen, dass die Transitionsziele jeder Person unterschiedlich sind", fĂŒgte der TransActual-Sprecher hinzu. "Die Transition muss keinem vorgegebenen linearen Weg folgen. Verschiedene Menschen benötigen zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche UnterstĂŒtzungsniveaus."


Trumps Anti-DiversitÀts-Kurs erreicht deutsche Unternehmen: Telekom-Tochter beendet DEI-Programme in den USA

Die US-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, hat ihre Initiativen fĂŒr DiversitĂ€t, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) weitgehend aufgegeben, wie queer.de berichtet. In einem Schreiben an die amerikanische Telekom-Regulierungsbehörde FCC verpflichtete sich das Unternehmen, spezifische Ziele in diesem Bereich aufzugeben und zwei thematische BeirĂ€te aufzulösen.

Politischer Druck aus Washington

Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund des intensiven Drucks der Trump-Administration auf Unternehmen, ihre DiversitĂ€tsprogramme einzustellen. Die Deutsche Telekom ist damit nicht allein: Zahlreiche US-Unternehmen wie Google und Meta haben ihre DEI-Programme bereits zurĂŒckgefahren. Auch deutsche Unternehmen mit US-GeschĂ€ft geraten zunehmend unter Druck.

Brandan Carr, Vorsitzender der FCC und Vertrauter von US-PrĂ€sident Donald Trump, hatte zuvor angekĂŒndigt, dass die Behörde keine Fusionen und Übernahmen von Unternehmen genehmigen werde, die "noch immer unlautere Formen der DEI-Diskriminierung fördern". Nur einen Tag nach dem Schreiben von T-Mobile genehmigte die FCC die von T-Mobile angestrebte Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos.

Deutsche Unternehmen im Zwiespalt

Die aktuelle Entwicklung stellt deutsche Unternehmen mit US-PrĂ€senz vor ein Dilemma. WĂ€hrend in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) einen klaren rechtlichen Rahmen fĂŒr Antidiskriminierung setzt, verfolgt die Trump-Administration einen entgegengesetzten Kurs.

Nach Informationen deutscher Medien haben rund zwei Dutzend in Deutschland ansÀssige Unternehmen Schreiben von der US-Botschaft erhalten, in denen sie aufgefordert werden, sich von Programmen zur Förderung von DiversitÀt zu distanzieren. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat diese Einflussnahme bestÀtigt.

Die Reaktion der Deutschen Telekom

Ein Sprecher des Bonner Mutterkonzerns betonte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass die Deutsche Telekom ihren Werten verpflichtet bleibe. Gleichzeitig stelle man "die vollstĂ€ndige Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben in Europa und den USA" sicher – eine Formulierung, die den schwierigen Spagat des Unternehmens verdeutlicht.

Bemerkenswert ist, dass die Deutsche Telekom in Deutschland weiterhin ihr LGBT*IQ Mitarbeiter-Netzwerk MagentaPride unterstĂŒtzt, das sich fĂŒr den Abbau von Vorurteilen und die Förderung von Vielfalt einsetzt. In den USA hatte T-Mobile zuvor ebenfalls verschiedene Employee Resource Groups (ERGs) gefördert, darunter eine Pride-Gruppe fĂŒr LGBTQ+ Mitarbeiter:innen.

Argumente gegen DiversitÀtsprogramme

Die Gegner der DEI-Programme argumentieren, dass durch die Bevorzugung bestimmter Bevölkerungsgruppen andere benachteiligt wĂŒrden. Trump, seine Minister:innen und auch Tech-MilliardĂ€r Elon Musk behaupten, durch solche Initiativen leide die Kompetenz. Belege fĂŒr diese Behauptungen gibt es allerdings nicht.

Im Gegenteil: Zahlreiche Studien belegen, dass diverse Teams innovativer und erfolgreicher arbeiten. Zudem sind DEI-Initiativen besonders fĂŒr jĂŒngere Generationen von Bedeutung, die bevorzugt fĂŒr Unternehmen arbeiten wollen, die Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion aktiv fördern, wie eine Analyse von Tivian zeigt.

DiversitÀt trotz Gegenwind

T-Mobile USA betont in seinem Schreiben an die FCC, dass das Unternehmen dennoch am besten sei, "wenn seine Belegschaft und seine Lieferanten eine Vielzahl an FĂ€higkeiten und HintergrĂŒnden einbringen in unser gemeinsames Bestreben, das beste Mobilfunk-Unternehmen im Land zu sein." Und stellt klar: "Wir werden diesen GrundsĂ€tzen weiter verpflichtet bleiben."

Die widersprĂŒchlichen Signale verdeutlichen das Dilemma, in dem sich internationale Unternehmen befinden: Einerseits möchten sie ihre Werte aufrechterhalten, andererseits mĂŒssen sie den politischen RealitĂ€ten in wichtigen MĂ€rkten Rechnung tragen.

FĂŒr die LGBTQ+ Community in Deutschland und in den USA bedeutet diese Entwicklung einen weiteren RĂŒckschlag im Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung im Arbeitsumfeld. WĂ€hrend in Deutschland DiversitĂ€tsprogramme durch das AGG gestĂŒtzt werden, könnte der Druck aus den USA langfristig auch die hiesige Unternehmenskultur beeinflussen.

Bleibt zu hoffen, dass deutsche Unternehmen trotz des Drucks aus den USA an ihren Grundwerten festhalten und weiterhin fĂŒr eine vielfĂ€ltige und inklusive Arbeitsumgebung einstehen – auch wenn dies zunehmend schwieriger wird.


Homophobe Beleidigung bei CBS: Moderatorin Gayle King sorgt fĂŒr Kontroverse in US-FrĂŒhstĂŒcksfernsehen

In einer kĂŒrzlichen Sendung der US-amerikanischen FrĂŒhstĂŒcksfernsehsendung "CBS Mornings" hat Moderatorin Gayle King fĂŒr Empörung gesorgt, als sie wĂ€hrend eines Interviews mit dem schwulen Komiker Matteo Lane eine homophobe Beleidigung verwendete. Die Kontroverse, ĂŒber die PinkNews berichtete, wirft wichtige Fragen zum angemessenen Umgang mit potenziell verletzenden Begriffen in den Medien auf – ein Thema, das auch in Deutschland immer wieder fĂŒr Diskussionen sorgt.

Was ist passiert?

Am 3. April interviewte King den offen schwulen Komiker Matteo Lane zu seinem neuen Kochbuch "Your Pasta Sucks". Als das GesprĂ€ch auf Lanes Stand-up-Karriere kam, zitierte King einen seiner Witze, in dem das sogenannte F-Wort (eine schwulenfeindliche Beleidigung im Englischen) vorkam. "Kann ich nur einen Witz erwĂ€hnen? Ich hoffe, ich bekomme keinen Ärger", leitete King ein, bevor sie die Beleidigung aussprach.

Diese Äußerung löste umgehend negative Reaktionen in den sozialen Medien aus. Viele Zuschauer zeigten sich schockiert, dass eine solche Beleidigung im FrĂŒhstĂŒcksfernsehen ausgesprochen wurde, unabhĂ€ngig davon, dass King lediglich einen Witz des Komikers zitierte. CBS reagierte prompt und erklĂ€rte, dass das Wort aus den spĂ€teren Ausstrahlungen der Sendung sowie aus allen Online-Clips entfernt wurde.

Historischer Kontext und Bedeutung

Das F-Wort im Englischen hat eine besonders belastete Geschichte und wurde ĂŒber Jahrzehnte als Werkzeug zur DemĂŒtigung und Diskriminierung von schwulen MĂ€nnern eingesetzt. Ähnlich wie das deutsche Wort "schwul" einst als Beleidigung verwendet wurde, bevor es von der Community zurĂŒckerobert und als neutrale Selbstbezeichnung etabliert wurde, versuchen einige LGBTQ+-Personen, das F-Wort fĂŒr sich zurĂŒckzugewinnen.

Allerdings bleibt die Verwendung solcher Begriffe hochsensibel. WĂ€hrend Personen innerhalb der Community sie manchmal als Akt der SelbstermĂ€chtigung verwenden, gilt ihre Nutzung durch Außenstehende – selbst beim bloßen Zitieren – als problematisch und potenziell verletzend. Dieser Unterschied zwischen interner und externer Verwendung ist entscheidend fĂŒr das VerstĂ€ndnis der Kontroverse um Gayle King.

Parallelen zu deutschen Mediendebatten

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Diskussionen ĂŒber die Verwendung diskriminierender Sprache in den Medien. Eine Untersuchung des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) zeigt, dass Medien beim Versuch, zu polarisieren, oft die Grenze zur Reproduktion von Homo- und Transfeindlichkeit ĂŒberschreiten.

In den letzten Jahren hat die SensibilitĂ€t fĂŒr diskriminierende Sprache in deutschen Medien zugenommen, dennoch kommt es immer wieder zu Kontroversen. Dabei spielt der Presserat eine wichtige Rolle, der Richtlinien zur Vermeidung von Diskriminierung in der Berichterstattung herausgibt.

Die Frage der RĂŒckeroberung von Beleidigungen

Die RĂŒckeroberung oder das "Reclaiming" von abwertenden Begriffen ist ein komplexes Thema in der LGBTQ+-Community. Durch die Verwendung ehemals abwertender Begriffe zur Selbstbezeichnung können diese fĂŒr einige Menschen zu einem Instrument der SelbstermĂ€chtigung werden. Allerdings bleibt der Kontext entscheidend: Was innerhalb einer Community akzeptabel sein mag, kann von außen kommend weiterhin verletzend wirken.

In Deutschland wurde beispielsweise das Wort "schwul" erfolgreich von der Community zurĂŒckerobert und hat heute seine negative Konnotation weitgehend verloren. Dennoch wird es im Schulhof noch immer als Schimpfwort verwendet, wie Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigen.

Die Bedeutung von Medienkompetenz

Der Fall Gayle King unterstreicht die Notwendigkeit einer wachsenden Medienkompetenz sowohl bei Medienschaffenden als auch beim Publikum. Journalisten und Moderatoren tragen eine besondere Verantwortung im Umgang mit potenziell verletzender Sprache, da sie öffentliche Diskurse prÀgen und beeinflussen.

Die schnelle Reaktion von CBS, das Wort aus spĂ€teren Ausstrahlungen zu entfernen, zeigt ein wachsendes Bewusstsein fĂŒr diese Verantwortung. Gleichzeitig verdeutlicht die Kontroverse, wie wichtig ein offener Dialog ĂŒber Sprache und ihre Wirkungen ist.

Fazit

Die Kontroverse um Gayle King ist mehr als ein isolierter Vorfall – sie ist Teil einer grĂ¶ĂŸeren gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Sprache, Macht und Diskriminierung. Auch wenn King und Lane selbst sich bisher nicht öffentlich zu dem Vorfall geĂ€ußert haben, hat die Diskussion erneut das Bewusstsein fĂŒr die Wirkungsmacht von Sprache geschĂ€rft.

FĂŒr deutsche Medienkonsumenten bietet der Fall eine Gelegenheit, ĂŒber Ă€hnliche Debatten in der heimischen Medienlandschaft nachzudenken und die eigene SensibilitĂ€t fĂŒr diskriminierende Sprache zu reflektieren. Letztlich geht es dabei nicht um "political correctness", sondern um den respektvollen Umgang miteinander in einer vielfĂ€ltigen Gesellschaft.


Transfeindliche Attacke in Manchester: MĂ€nner verbrennen Pride-Flagge und bedrohen Teilnehmer eines Trans-Picknicks mit Messer

In Manchester kam es am vergangenen Donnerstag (3. April) zu einem besorgniserregenden Vorfall von Hassverbrechen gegen Mitglieder der LGBTQ+-Community. Wie PinkNews berichtet, verbrannten MĂ€nner eine Pride-Flagge und bedrohten Teilnehmer:innen eines Trans-Picknicks mit einem Messer. Der Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie zunehmender Hassverbrechen gegen trans Personen ein – ein PhĂ€nomen, das leider auch in Deutschland zu beobachten ist.

Der Vorfall in Manchester

Die Organisation "Trans Mutual Aid Manchester" veranstaltete am 3. April ein gemeinschaftliches Trans-Picknick im Park. Laut Berichten nĂ€herten sich der Gruppe an diesem Tag zweimal verschiedene MĂ€nnergruppen mit der Absicht, die Teilnehmer:innen zu belĂ€stigen und einzuschĂŒchtern. Im ersten Vorfall rissen zwei MĂ€nner eine Progress-Pride-Flagge herunter, verbrannten sie vor der Gruppe und drohten, ein Mitglied mit einem Messer anzugreifen. SpĂ€ter erschien eine weitere Gruppe von MĂ€nnern, die Beschimpfungen rief und die verbliebenen Trans- und nicht-binĂ€ren Pride-Flaggen herunterriss.

GlĂŒcklicherweise wurde dank des schnellen Eingreifens mehrerer Gruppenmitglieder niemand körperlich verletzt. Die VorfĂ€lle wurden der Polizei gemeldet. In einer ErklĂ€rung bezeichnete die Organisation den Vorfall als "offensichtlichen Angriff auf unsere Gemeinschaft, verĂŒbt von Personen, die wissen, dass sie keine Konsequenzen fĂŒr ihren Angriff befĂŒrchten mĂŒssen".

Zunahme von Hassverbrechen gegen trans Personen

Zahlen vom Oktober 2024 zeigten eine "zutiefst beunruhigende" Anzahl von Hassverbrechen gegen trans Personen im Vereinigten Königreich. Im Jahr bis MĂ€rz 2024 wurden 4.780 transfeindliche Hassverbrechen gemeldet. Simon Blake, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der britischen LGBTQ+-Organisation Stonewall, betonte: "Ein Anstieg des Hasses gegen eine marginalisierte Gruppe schadet allen, einschließlich der LGBTQ+-Community, und hat eine zersetzende Wirkung auf die gesamte Gesellschaft."

Parallele Entwicklung in Deutschland

Auch in Deutschland zeigt sich ein Ă€hnlich besorgniserregender Trend. Laut Statistiken des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen erfasst, was einen deutlichen Anstieg gegenĂŒber dem Vorjahr darstellt. Besonders alarmierend: Im Bereich "geschlechtsbezogene DiversitĂ€t", der Hassverbrechen gegen trans Personen einschließt, wurden 854 FĂ€lle registriert, wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) berichtet.

Die Leipziger Autoritarismus Studie 2024 zeigt zudem, dass transfeindliche Einstellungen in Deutschland weit verbreitet sind. Über ein Drittel (37%) der Deutschen vertritt ein geschlossen transfeindliches Weltbild. Die Studie verweist auch auf einen hohen Zusammenhang zwischen transfeindlichen und extrem rechten, autoritĂ€ren Einstellungen.

Dunkelziffer deutlich höher

Expert:innen gehen davon aus, dass die tatsĂ€chliche Zahl transfeindlicher Übergriffe sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland deutlich höher liegt als die offiziellen Statistiken. Viele Betroffene zeigen VorfĂ€lle aus Angst, Scham oder Misstrauen gegenĂŒber Behörden nicht an.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, queerfeindliche Gewalt klar zu benennen und gezielt zu verfolgen. Der LSVD fordert eine Verbesserung des Rechtsschutzes fĂŒr LSBTIQ*-Personen und mehr Ressourcen fĂŒr die BekĂ€mpfung queerfeindlicher HasskriminalitĂ€t.

Community-SolidaritĂ€t und Schutzmaßnahmen

Die Organisation "Trans Mutual Aid Manchester" kĂŒndigte nach dem Vorfall an, verstĂ€rkte Maßnahmen zur GewĂ€hrleistung der Sicherheit ihrer Veranstaltungen und ihrer Gemeinschaft zu ergreifen. "An diejenigen außerhalb der Trans-Community: Wir hoffen, dass dies ein Weckruf sein kann, um zu erkennen, welcher Art von grassierendem Missbrauch wir durch diejenigen ausgesetzt sind, die wissen, dass sie uns ungestraft angreifen können", erklĂ€rte die Gruppe.

Auch in Deutschland setzen Organisationen wie der Bundesverband Trans* und lokale Selbsthilfegruppen verstĂ€rkt auf Sicherheitskonzepte bei ihren Veranstaltungen. Bei Pride-Events und dem Christopher Street Day (CSD) werden zunehmend Awareness-Teams und Sicherheitspersonal eingesetzt, um die Teilnehmer:innen zu schĂŒtzen.

Hilfe und UnterstĂŒtzung

Wer in Deutschland transfeindliche Übergriffe erlebt oder beobachtet hat, kann sich an verschiedene Stellen wenden. Neben der Polizei (Notruf 110) bieten auch spezialisierte Beratungsstellen wie die Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder lokale LGBTQ+-Zentren UnterstĂŒtzung an. Die bundesweite Organisation Strong! – Support fĂŒr queere Gewaltbetroffene bietet zudem spezialisierte Hilfe fĂŒr Betroffene queerfeindlicher Gewalt an.

Der Vorfall in Manchester ist ein erneuter Weckruf, dass der Kampf gegen Transfeindlichkeit und fĂŒr die Sicherheit und WĂŒrde aller LGBTQ+-Personen sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland fortgesetzt werden muss.


Wirtschaftlicher Widerstand: Wie die queere Community in Deutschland auf Trumps Handelskrieg reagieren kann

Die USA unter PrĂ€sident Trump befinden sich in einem Handelskrieg mit mehreren LĂ€ndern, und die EU hat bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet. Wie ein aktueller Kommentar auf queer.de vorschlĂ€gt, könnte die LGBTQ+-Community in Deutschland aktiv werden und wirtschaftlichen Druck ausĂŒben. Aber was bedeutet das konkret und wie effektiv sind solche Maßnahmen wirklich?

Handelskonflikte als Chance fĂŒr politischen Aktivismus

Donald Trumps Zollpolitik hat weltweit fĂŒr Unruhe auf den MĂ€rkten gesorgt. Die EuropĂ€ische Kommission hat bereits Gegenmaßnahmen eingefĂŒhrt, um auf die US-Zölle zu reagieren. Dieser Handelskonflikt bietet auch der LGBTQ+-Community in Deutschland eine Plattform, um gegen die queerfeindliche Politik der Trump-Administration aktiv zu werden.

Besonders bedenklich fĂŒr queere Menschen ist Trumps aktuelle Kampagne gegen DiversitĂ€tsprogramme in Unternehmen. Diese Programme sind entscheidend fĂŒr die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz und werden nun sowohl in den USA als auch international unter Druck gesetzt. Ferda Ataman, die unabhĂ€ngige Antidiskriminierungsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, hat diese Einmischung in die Unternehmenskultur anderer LĂ€nder bereits scharf kritisiert.

Die Macht des Konsumverhaltens

Welche Mittel haben queere Menschen in Deutschland, um wirtschaftlichen Druck auszuĂŒben? Der SchlĂŒssel liegt im bewussten Konsumverhalten. Die LGBTQ+-Community in Deutschland ist nicht nur zahlenmĂ€ĂŸig stark, sondern auch wirtschaftlich relevant. Bei CSDs, queeren Festivals und anderen Veranstaltungen können bewusste Entscheidungen darĂŒber getroffen werden, welche Unternehmen unterstĂŒtzt werden.

Ein Beispiel fĂŒr die Wirksamkeit von Boykotten zeigt sich am Umgang mit Tesla. Die Verkaufszahlen des E-Auto-Herstellers sind in der EU im Jahresvergleich um etwa 49 Prozent gesunken. In Deutschland verzeichnet Tesla ebenfalls einen erheblichen RĂŒckgang. Der Vorstandsvorsitzende Elon Musk ist fĂŒr seine kontroversen Äußerungen bekannt und unterstĂŒtzt sowohl Trump als auch in Deutschland rechte Parteien, was bei vielen Menschen zu einer kritischen Haltung gegenĂŒber seinen Unternehmen gefĂŒhrt hat.

DiversitÀtsprogramme als Entscheidungskriterium

Ein wichtiges Kriterium fĂŒr Kaufentscheidungen kann der Umgang von Unternehmen mit DiversitĂ€tsprogrammen sein. Diese Programme sollen sicherstellen, dass Menschen unabhĂ€ngig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft oder Behinderungen gleiche Chancen am Arbeitsplatz haben. Die Trump-Administration fordert die Abschaffung solcher Programme, und leider haben bereits viele Unternehmen, darunter auch die US-Telekom-Tochter T-Mobile, nachgegeben.

Deutsche Verbraucher*innen können hier bewusst Unternehmen unterstĂŒtzen, die sich klar zu DiversitĂ€t und Inklusion bekennen. Das Diversity-Netzwerk in Deutschland bietet Informationen zu Unternehmen, die sich verpflichtet haben, Vielfalt zu fördern. Eine solche Orientierung beim Einkauf kann langfristig Auswirkungen auf die Unternehmenskultur haben.

Internationale SolidaritÀt

Die Boykottbewegung gegen US-Produkte breitet sich international aus. In Schweden haben Umfragen ergeben, dass sich 70 Prozent der Konsument*innen vorstellen können, US-Produkte zu meiden. In Kanada, einem der queerfreundlichsten LÀnder der Welt, haben einige SupermÀrkte begonnen, US-Produkte aus ihren Regalen zu entfernen.

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland bietet diese internationale Bewegung die Möglichkeit, Teil eines grĂ¶ĂŸeren Widerstands zu werden. Durch Vernetzung mit queeren Organisationen in anderen LĂ€ndern können koordinierte Aktionen geplant werden, die eine stĂ€rkere Wirkung entfalten.

Wie geht es weiter?

Wirtschaftlicher Aktivismus ist ein mĂ€chtiges Werkzeug, aber er funktioniert nur, wenn er koordiniert und konsequent durchgefĂŒhrt wird. Die LGBTQ+-Community in Deutschland kann durch folgende Maßnahmen aktiv werden:

  • Informieren Sie sich ĂŒber die Haltung von Unternehmen zu LGBTQ+-Rechten und DiversitĂ€tsprogrammen
  • UnterstĂŒtzen Sie lokale und queere Unternehmen, die sich fĂŒr Vielfalt einsetzen
  • Sprechen Sie offen ĂŒber Ihre Konsumentscheidungen in sozialen Medien und im persönlichen Umfeld
  • Fordern Sie bei CSD-Veranstaltungen ethische Sponsoring-Richtlinien
  • Vernetzen Sie sich mit anderen Aktivist*innen fĂŒr koordinierte Aktionen

Der Einsatz wirtschaftlicher Mittel im Kampf fĂŒr LGBTQ+-Rechte ist nicht neu, aber angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen besonders relevant. Letztendlich geht es nicht nur um den Boykott einzelner Produkte, sondern um ein Bekenntnis zu Werten wie Gleichheit, Respekt und DiversitĂ€t – Werte, die durch die aktuelle US-Politik und ihre UnterstĂŒtzer*innen bedroht werden.

Die queere Community in Deutschland hat die Möglichkeit, durch bewusstes Konsumverhalten ein starkes Signal zu senden und gleichzeitig zur StĂ€rkung einer vielfĂ€ltigen Wirtschaft beizutragen. In Zeiten, in denen traditionelle Protestformen allein nicht ausreichen, könnte dieser wirtschaftliche Aktivismus ein wichtiger Baustein im Kampf fĂŒr gleiche Rechte sein.


Trump-Regierung will "Bedauern" nach Geschlechtsangleichung erforschen – Ein Kontrastblick nach Deutschland

Die Trump-Administration hat das US-amerikanische National Institutes of Health (NIH) angewiesen, die angebliche "Reue" bei transgender Personen nach geschlechtsangleichenden Behandlungen zu erforschen, wie Pink News berichtet. Diese Anweisung erfolgt in einer Zeit, in der die Regierung unter Donald Trump zahlreiche weitere antitransgender Maßnahmen ergriffen hat – wĂ€hrend Deutschland gerade den entgegengesetzten Weg einschlĂ€gt und mit dem Selbstbestimmungsgesetz mehr Rechte fĂŒr trans Personen schafft.

Ideologisch motivierte Forschungsanweisungen

Laut anonymen NIH-Mitarbeitern, die mit dem Wissenschaftsmagazin Nature sprachen, hat das Weiße Haus die Gesundheitsbehörde angewiesen, das "Bedauern" nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen zu untersuchen. Der amtierende NIH-Direktor Matthew Memoli soll in einer E-Mail vom MĂ€rz mitgeteilt haben, dass das Gesundheitsministerium "angewiesen wurde, Forschung in einigen spezifischen Bereichen zu finanzieren", die mit der sogenannten "chemischen und chirurgischen VerstĂŒmmelung" von Kindern und Erwachsenen zusammenhĂ€ngen. "Dies ist dem PrĂ€sidenten sehr wichtig", fĂŒgte er hinzu.

Dies geschieht, nachdem Berichten zufolge etwa 187 NIH-ForschungszuschĂŒsse im Zusammenhang mit Transgender-Gesundheit im Wert von rund 187 Millionen Dollar gestrichen wurden. Kritiker werfen der Regierung vor, die Wissenschaft zu politisieren, um geschlechtsangleichende Versorgung zu diskreditieren.

Wissenschaftliche Fakten stehen im Widerspruch

Harry Barbee vom Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore erklĂ€rte gegenĂŒber Nature, dass der Begriff "chemische und chirurgische VerstĂŒmmelung" "wissenschaftlich unhaltbar" sei und "Angst und Stigmatisierung" in der Transgender-Gemeinschaft hervorrufen werde. "Wenn Ideologie ĂŒber wissenschaftliche QualitĂ€t gestellt wird, gefĂ€hrdet das das gesamte wissenschaftliche Unterfangen", so Barbee.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die ĂŒberwiegende Mehrheit der Transgender-Personen ihre geschlechtsangleichenden Behandlungen nicht bereut. Eine Studie aus dem Jahr 2023 der National Library of Medicine ergab, dass nur 0,3 Prozent der Transgender-MĂ€nner und 0,6 Prozent der Transgender-Frauen ihre geschlechtsangleichende Operation bereuten. Im Vergleich dazu bereuen etwa 14 Prozent aller Menschen irgendeine Art von Operation.

Deutschland geht den entgegengesetzten Weg

WĂ€hrend die USA unter Trump einen restriktiven Kurs einschlagen, hat Deutschland kĂŒrzlich einen bedeutenden Fortschritt fĂŒr die Rechte von Transgender-Personen erzielt. Am 12. April 2024 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz, das ab November 2024 in Kraft tritt. Dieses Gesetz ermöglicht es Einzelpersonen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen in Ausweisdokumenten durch einfache Selbstauskunft beim Standesamt zu Ă€ndern – ohne psychologische Gutachten oder medizinische Eingriffe.

Auch im medizinischen Bereich geht Deutschland andere Wege. Neue medizinische Richtlinien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bekrĂ€ftigen die Bedeutung der geschlechtsangleichenden Behandlung fĂŒr Transgender-Jugendliche. Diese Leitlinien stellen eine bedeutende Weiterentwicklung der Transgender-Gesundheitsversorgung in diesen LĂ€ndern dar und verstĂ€rken einen wachsenden Trend in Europa hin zu einem Ausbau und nicht zu einer EinschrĂ€nkung des Zugangs zu geschlechtsangleichender Versorgung.

Herausforderungen bleiben auch in Deutschland

Trotz des progressiven gesetzlichen Rahmens bleibt die medizinische Versorgung fĂŒr Transgender-Personen in Deutschland herausfordernd. Der Bundesverband Trans* erklĂ€rte kĂŒrzlich, dass eine auf Menschenrechten basierende Gesundheitsversorgung in Deutschland noch nicht vollstĂ€ndig umgesetzt ist.

Zu den Hauptproblemen gehören lange Wartezeiten fĂŒr spezialisierte Gesundheitsdienstleister, ein Mangel an sachkundigem medizinischem Personal sowie strukturelle HĂŒrden bei der KostenĂŒbernahme durch Krankenkassen. Ein Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2023 fĂŒhrte sogar zu Bedenken, dass das deutsche Gesundheitssystem möglicherweise die Finanzierung von bestimmten Transgender-Operationen einschrĂ€nken könnte.

Politisierung der Wissenschaft

Die Anweisung der Trump-Administration, "Bedauern" nach Transition zu erforschen, wird von Experten als Teil einer breiteren anti-transgender Agenda gesehen. Seit seiner RĂŒckkehr ins Amt im Januar hat Trump mehrere anti-LGBTQ+-Erlasse unterzeichnet, die hauptsĂ€chlich die Transgender-Gemeinschaft betreffen.

Dazu gehören ErklĂ€rungen, dass die offizielle Politik der Vereinigten Staaten nur zwei Geschlechter anerkennt, Versuche, Transgender-Personen vom MilitĂ€rdienst auszuschließen, sowie EinschrĂ€nkungen der geschlechtsangleichenden Gesundheitsversorgung fĂŒr Transgender-Personen unter 19 Jahren. Auch wurden Diversity-, Equity- und Inclusion-Programme (DEI) in der Regierung und den StreitkrĂ€ften abgeschafft.

Die Organisation GLAAD kritisierte: "Die besessene Fixierung der Trump-Administration auf Angriffe gegen Transgender-Personen und ihre Gesundheitsversorgung spiegelt weder medizinische Fakten wider noch reprÀsentiert sie die RealitÀt von Transgender-Personen, Jugendlichen und ihrer Freiheit, sie selbst zu sein und ihre eigenen Gesundheitsentscheidungen zu treffen, ohne diskriminiert und belogen zu werden."

Protestbewegung formiert sich

Der Widerstand gegen Trumps anti-LGBTQ+ Politik wĂ€chst. Am 5. April fanden in mehreren US-amerikanischen StĂ€dten die grĂ¶ĂŸten Anti-Trump-Proteste seit seinem Amtsantritt im Januar statt. Viele Demonstranten trugen dabei LGBTQ+ und Transgender-Pride-Flaggen.

WĂ€hrend die Trump-Regierung versucht, wissenschaftliche Institutionen fĂŒr ihre ideologischen Ziele zu instrumentalisieren, zeigt der Vergleich mit Deutschland, dass progressive AnsĂ€tze in der Transgender-Politik möglich sind – auch wenn in beiden LĂ€ndern noch viel Arbeit bleibt, um eine wirklich inklusive und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Gesundheitsversorgung fĂŒr alle zu gewĂ€hrleisten.


"Ein Kampf um Akzeptanz: J.K. Rowling attackiert Internationalen Tag der AsexualitÀt"

Die MitbegrĂŒnderin des Internationalen Tags der AsexualitĂ€t, Yasmin Benoit, hat die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling scharf kritisiert, nachdem diese den Aktionstag öffentlich verhöhnt hatte. Laut dem ursprĂŒnglichen Bericht von PinkNews bezeichnete Rowling den Aktionstag als "Tag der gefĂ€lschten UnterdrĂŒckung" und machte sich ĂŒber Menschen lustig, die "vollkommen Fremden mitteilen wollen, dass sie keinen Sex wollen".

Kapern des Diskurses durch prominente Stimme

"Viele Menschen haben den Internationalen Tag der AsexualitĂ€t nun erstmals durch J.K. Rowlings Hass darauf kennengelernt", erklĂ€rte die britische Aktivistin Benoit gegenĂŒber PinkNews. "Es wird jetzt in vielen RĂ€umen diskutiert, in denen ich es zuvor nicht gesehen habe, aber aus negativen GrĂŒnden. Sie hat den Anlass gewissermaßen gekapert."

Rowling, die seit Jahren mit kontroversen Äußerungen zu geschlechtlicher IdentitĂ€t fĂŒr Aufsehen sorgt, veröffentlichte am 6. April 2025 - dem Internationalen Tag der AsexualitĂ€t - eine Reihe von BeitrĂ€gen auf der Plattform X (ehemals Twitter), in denen sie grundlegende Aspekte von AsexualitĂ€t falsch darstellte und die LegitimitĂ€t dieser sexuellen Orientierung in Frage stellte.

AsexualitÀt in Deutschland: Zwischen Schutz und Diskriminierung

Auch in Deutschland kÀmpfen asexuelle Menschen um Anerkennung und Sichtbarkeit. Obwohl das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verbietet, erleben asexuelle Personen hÀufig UnverstÀndnis, Vorurteile und Ausgrenzung im Alltag.

Organisationen wie Aspec*German und ACES NRW setzen sich hierzulande fĂŒr die Rechte und die Sichtbarkeit von asexuellen Menschen ein. Der Internationale Tag der AsexualitĂ€t wird auch in deutschen StĂ€dten mit Veranstaltungen und Aktionen begangen, um AufklĂ€rungsarbeit zu leisten und Community-Vernetzung zu fördern.

Besorgniserregende Studienergebnisse

Eine von Benoit mitveröffentlichte Studie des King's College London offenbart erschreckende Zahlen: Über 40 Prozent der britischen Bevölkerung glauben, dass sich asexuelle Menschen nicht als solche bezeichnen können, wenn sie Sex haben. 26 Prozent meinen, Asexuelle hĂ€tten einfach "noch nicht die richtige Person getroffen". Besonders alarmierend: 11 Prozent der Befragten glauben, dass asexuelle Menschen ĂŒberhaupt nicht existieren.

"Solche pauschalen Aussagen ĂŒber die asexuelle Community haben zur Zunahme acephober Rhetorik und Fehlinformationen beigetragen, was sehr beunruhigend ist", erklĂ€rt Benoit. Ähnliche Einstellungen sind auch in Deutschland verbreitet, wie Umfragen und Berichte immer wieder zeigen.

Was ist AsexualitÀt?

AsexualitĂ€t ist ein Oberbegriff fĂŒr verschiedene IdentitĂ€ten, die durch ein fehlendes oder sehr geringes sexuelles Verlangen gekennzeichnet sind. Dies umfasst Bezeichnungen wie demisexuell (sexuelle Anziehung entsteht erst nach dem Aufbau einer emotionalen Bindung), grauasexuell oder "Grey-A" (gelegentliche oder schwache sexuelle Anziehung) und andere IdentitĂ€ten im asexuellen Spektrum.

Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen asexuell (keine oder geringe sexuelle Anziehung) und aromantisch (keine oder geringe romantische Anziehung) – ein Unterschied, den Rowling in ihren Kommentaren offenbar nicht verstanden hatte, als sie fragte: "Wie soll man wissen, welche [SexualitĂ€t] man hat, wenn man keine sexuelle Anziehung erlebt?"

Positive Entwicklungen trotz Kontroverse

Trotz der negativen Kommentare sieht Benoit auch positive Entwicklungen: "Die Kontroverse hat die Diskussion ins Bewusstsein der Menschen gerĂŒckt, allerdings auf eine Weise, bei der sie uns verteidigen, was ich schön finde. Ich weiß nicht, was die Mainstream-Medien tun werden, aber zumindest gibt es Teile des Internets, die sagen: 'Das ist nicht richtig.'"

Ähnliche Entwicklungen sind auch in Deutschland zu beobachten. In den sozialen Medien solidarisieren sich immer mehr Menschen mit der asexuellen Community und fordern mehr AufklĂ€rung und Respekt. Der Internationale Tag der AsexualitĂ€t, der erst seit wenigen Jahren begangen wird, gewinnt auch hierzulande an Bedeutung und Sichtbarkeit – ungewollt verstĂ€rkt durch die Kontroverse um J.K. Rowlings Äußerungen.

FĂŒr Benoit unterstreicht der Vorfall die Notwendigkeit gesetzlicher Schutzmaßnahmen fĂŒr asexuelle Menschen. Ein Anliegen, das auch in Deutschland zunehmend Gehör findet, wo die Vielfalt sexueller und romantischer Orientierungen in der Gesellschaftsdebatte immer mehr Raum einnimmt.


Religiöse Überzeugungen beeinflussen Einstellungen gegenĂŒber LGBTQ+ Menschen: Eine vergleichende Studie unter PĂ€dagogikstudierenden

Eine neue Studie aus Polen, Tschechien und der Slowakei zeigt deutliche Unterschiede in den Einstellungen gegenĂŒber LGBTQ+ Menschen zwischen glĂ€ubigen und nicht-glĂ€ubigen PĂ€dagogikstudierenden. Die Forschung, durchgefĂŒhrt von Sylwia Ryszawy von der UniversitĂ€t Schlesien in Katowice, bietet wertvolle Einblicke in den Zusammenhang zwischen religiösen Überzeugungen und der Akzeptanz sexueller Minderheiten.

Hintergrund und Methodik der Studie

Die Studie untersuchte die Einstellungen von 314 PĂ€dagogikstudierenden aus drei NachbarlĂ€ndern mit unterschiedlichen ReligiositĂ€tsgraden: Polen (stark religiös), Slowakei (mĂ€ĂŸig religiös) und Tschechien (stark sĂ€kular). Die Wahl fiel auf PĂ€dagogikstudierende aufgrund ihrer zukĂŒnftigen Rolle bei der Formung der Einstellungen junger Generationen.

Die Forschung basierte auf der Theorie der sozialen IdentitĂ€t, die davon ausgeht, dass Menschen sich selbst und andere in soziale Gruppen kategorisieren, was ihre Wahrnehmung beeinflusst. Die Studie nutzte eine diagnostische Umfragemethode mit Fragen zu persönlichen Einstellungen gegenĂŒber verschiedenen LGBTQ+ Gruppen, zur Wahrnehmung von HomosexualitĂ€t und zur Bewertung der Rechte homosexueller Menschen.

Hauptergebnisse: Religiöse Überzeugungen beeinflussen Akzeptanz

Die Untersuchung ergab signifikante Unterschiede in den Einstellungen gegenĂŒber LGBTQ+ Menschen in AbhĂ€ngigkeit vom Glauben der Befragten. Das Akzeptanzniveau war unter Nicht-GlĂ€ubigen durchweg höher als unter GlĂ€ubigen. Beide Gruppen zeigten die höchste Akzeptanz gegenĂŒber Lesben und Schwulen, wĂ€hrend Transgender-Personen auf weniger Akzeptanz stießen.

Besonders deutlich waren die Unterschiede in den folgenden Bereichen:

  • Generelle Einstellung gegenĂŒber LGBTQ+ Menschen (höher bei Nicht-GlĂ€ubigen)
  • Einstellung zu den Rechten homosexueller Menschen (deutlich höher bei Nicht-GlĂ€ubigen)
  • Wahrnehmung von HomosexualitĂ€t als normal und tolerierbar (hĂ€ufiger bei Nicht-GlĂ€ubigen)

Nicht-GlĂ€ubige erklĂ€rten eine grĂ¶ĂŸere UnterstĂŒtzung fĂŒr die Rechte von Lesben und Schwulen in allen untersuchten Aspekten (Eingehen von Partnerschaften, Kinderhaben, öffentliches Zeigen von Zuneigung) und stimmten hĂ€ufiger der Aussage zu, dass Menschen mit homosexueller Orientierung fĂŒr gleiche Rechte kĂ€mpfen sollten.

LĂ€nderspezifische Unterschiede

Die Studie zeigte auch klare Unterschiede zwischen den drei untersuchten LĂ€ndern:

  • In Polen, wo 88,2% der befragten Studierenden glĂ€ubig waren, zeigten sich die grĂ¶ĂŸten Unterschiede in der Akzeptanz von Transgender-Personen zwischen GlĂ€ubigen und Nicht-GlĂ€ubigen.
  • In Tschechien, wo nur 26% der Befragten glĂ€ubig waren, gab es signifikante Unterschiede in der Einstellung gegenĂŒber Schwulen und bisexuellen MĂ€nnern.
  • In der Slowakei, wo 72,2% der Studierenden glĂ€ubig waren, waren die Unterschiede zwischen GlĂ€ubigen und Nicht-GlĂ€ubigen weniger ausgeprĂ€gt als in Polen.

Weitere Einflussfaktoren: Geschlecht und Wohnort

Neben religiösen Überzeugungen spielten auch andere Faktoren eine Rolle:

Weibliche Studierende zeigten durchweg positivere Einstellungen gegenĂŒber LGBTQ+ Menschen als mĂ€nnliche Studierende. Sie bewerteten die Rechte von Homosexuellen positiver und wiesen niedrigere Aggressionswerte (verbal und physisch) auf als ihre mĂ€nnlichen Kommilitonen.

Studierende aus stÀdtischen Gebieten zeigten positivere Einstellungen zu den Rechten von LGBTQ+ Menschen als solche aus lÀndlichen Gebieten. Besonders bei der physischen Aggression gegen LGBTQ+ Personen war ein Unterschied feststellbar - sie war höher in der Gruppe der Studierenden aus lÀndlichen Gebieten.

Bedeutung fĂŒr die pĂ€dagogische Praxis

Die Studienergebnisse sind besonders relevant fĂŒr die Ausbildung zukĂŒnftiger PĂ€dagogen. Da Lehrende eine wichtige Rolle bei der Formung der Einstellungen junger Menschen spielen, könnte es sinnvoll sein, zusĂ€tzliche Bildungsprogramme an UniversitĂ€ten einzufĂŒhren, wie Kurse, Workshops oder Trainings zu sexueller Vielfalt, Toleranz und Inklusion.

Die Autorin schlĂ€gt vor, dass solche Initiativen zukĂŒnftigen PĂ€dagogen helfen könnten, Empathie zu entwickeln und eine sichere, unterstĂŒtzende Umgebung fĂŒr alle SchĂŒler zu schaffen, unabhĂ€ngig von ihrer sexuellen Orientierung.

Fazit

Die Untersuchung bestĂ€tigt, dass ReligiositĂ€t einen signifikanten Einfluss auf die Einstellungen gegenĂŒber LGBTQ+ Menschen hat. PĂ€dagogikstudierende, die Glauben bekennen, zeigen eine weniger positive Einstellung gegenĂŒber LGBTQ+ Menschen als nicht-glĂ€ubige Studierende.

Diese Unterschiede sind in allen untersuchten LĂ€ndern sichtbar: Polen, Tschechien und der Slowakei, wobei Polen mit dem höchsten Prozentsatz religiöser Menschen ein niedrigeres Akzeptanzniveau gegenĂŒber LGBTQ+ Menschen aufweist. Tschechien als Land mit geringer ReligiositĂ€t zeichnet sich durch eine höhere Akzeptanz aus.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Glaube und damit verbundene Doktrinen eine Rolle bei der negativeren Wahrnehmung von LGBTQ+ Menschen spielen, wĂ€hrend Nicht-GlĂ€ubige offener, toleranter und akzeptierender gegenĂŒber sexuellen Minderheiten sind.


Missbrauchsprozess in Essen: Ex-Kaplan gesteht Übergriffe – Wie die katholische Kirche mit ihrer Vergangenheit ringt

In einem aufsehenerregenden Missbrauchsprozess vor dem Essener Landgericht rĂ€umte der ehemalige Kaplan Peter H. (77) sexuelle Übergriffe an einem damals elfjĂ€hrigen Jungen ein und bat um Entschuldigung. Der Fall aus dem Jahr 1979 schlĂ€gt erneut Wellen in der Debatte um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche und angemessene EntschĂ€digungen fĂŒr die Betroffenen. Wie queer.de berichtet, soll eine Entscheidung ĂŒber die geforderte EntschĂ€digungssumme am 25. April verkĂŒndet werden.

Ein mutiger Mann kÀmpft um Gerechtigkeit

Der KlĂ€ger Wilfried Fesselmann, heute 56 Jahre alt, beschreibt den laufenden Prozess als "Befreiung". Er fordert vom Bistum Essen mindestens 300.000 Euro Schmerzensgeld, nachdem er bereits in der Vergangenheit Zahlungen in Höhe von insgesamt 45.000 Euro erhalten hatte. Seine Schilderungen der Ereignisse wurden vom Gericht als "glaubwĂŒrdig und nachvollziehbar" eingestuft.

Nach Fesselmanns Darstellung wurde er im Sommer 1979 vom damaligen Kaplan in dessen Wohnung zum Alkoholkonsum genötigt und spĂ€ter missbraucht. Am nĂ€chsten Morgen fand er einen Zettel mit der Aufforderung, ĂŒber die Ereignisse zu schweigen: "Das bleibt unser Geheimnis. Du kannst jederzeit wiederkommen."

Die spÀte Reue des TÀters

Im Gerichtssaal zeigte sich der Ex-Kaplan reuig. "Es tut mir leid wegen der Folgen fĂŒr ihn", sagte Peter H. mit Blick auf den KlĂ€ger. "Es tut mir auch leid fĂŒr meine Kirche." Er rĂ€umte ein, mit dem Jungen nackt im Bett gelegen und versucht zu haben, ihn im Intimbereich zu berĂŒhren. Allerdings behauptete er, seine Erinnerung sei lĂŒckenhaft, und bestritt, dass es zu Oralverkehr gekommen sei, wie vom KlĂ€ger beschrieben.

Besonders brisant: Nach den VorfĂ€llen in Essen wurde der Geistliche Anfang der 1980er Jahre nach Bayern versetzt, angeblich um eine Therapie zu durchlaufen. Dort setzte er jedoch laut Bistum Essen seinen Missbrauch mit zahlreichen weiteren FĂ€llen fort. Erst 2010 – drei Jahrzehnte spĂ€ter – wurde er aus dem kirchlichen Dienst entlassen und spĂ€ter in den Laienstand zurĂŒckversetzt.

Ein strukturelles Problem der Kirche

Der Fall reiht sich ein in eine lange Liste von MissbrauchsfĂ€llen innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Seit 2010 bemĂŒht sich die Kirche verstĂ€rkt um die Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel. Das Bistum Essen hat nach Angaben des DOMRADIO bislang ĂŒber 4,4 Millionen Euro an Opfer sexuellen Missbrauchs ausgezahlt.

Zwischen 2021 und 2023 wurden im Ruhrbistum 194 AntrĂ€ge von Betroffenen bearbeitet, wobei die UnabhĂ€ngige Kommission fĂŒr Anerkennungsleistungen (UKA) mehr als 3,2 Millionen Euro bewilligte. Die EntschĂ€digungssummen variieren je nach Schwere des Falls.

PrĂ€zedenzfall fĂŒr höhere EntschĂ€digungen?

Die von Fesselmann geforderte Summe von mindestens 300.000 Euro orientiert sich an einem Urteil des Landgerichts Köln aus dem Sommer 2023, das einem frĂŒheren Ministranten diese Summe zugesprochen hatte. Es handelte sich dabei um eine der höchsten EntschĂ€digungen, die bisher in Deutschland fĂŒr kirchlichen Missbrauch gezahlt wurden.

Der Vorsitzende Richter im aktuellen Essener Verfahren merkte jedoch an, dass eine solche Summe "relativ weit oben" im Vergleich mit anderen Schmerzensgeldurteilen liege. Bedeutsam ist auch, dass sich das Bistum Essen in diesem Prozess nicht auf VerjÀhrung beruft, wie es katholisch.de berichtet.

Die lebenslangen Folgen fĂŒr Betroffene

Fesselmann fĂŒhrt als BegrĂŒndung fĂŒr seine Forderung die schwerwiegenden Folgen des Missbrauchs an: Er sei alkoholsĂŒchtig geworden, leide an Angststörungen und Sexualstörungen. 24 Jahre lang sei er arbeitsunfĂ€hig gewesen und habe von Sozialleistungen leben mĂŒssen.

Diese traumatischen Langzeitfolgen sind typisch fĂŒr Missbrauchsopfer und werden in der Debatte um angemessene EntschĂ€digungen zunehmend berĂŒcksichtigt. Viele Betroffene kĂ€mpfen jahrzehntelang mit den psychischen und sozialen Konsequenzen der erlebten Übergriffe.

Aufarbeitung als langwieriger Prozess

Die Aufarbeitung von MissbrauchsfĂ€llen in der katholischen Kirche bleibt ein langwieriger und fĂŒr viele Betroffene schmerzlicher Prozess. Die deutschen Bischöfe veröffentlichten 2018 eine Studie, die MissbrauchsfĂ€lle im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz zwischen 1946 und 2014 dokumentiert.

Das Bistum Essen hat, wie viele andere Diözesen, inzwischen Ansprechpersonen fĂŒr Betroffene ernannt und bemĂŒht sich um transparente Verfahren. Dennoch kritisieren OpferverbĂ€nde hĂ€ufig, dass die Aufarbeitung zu langsam voranschreite und die EntschĂ€digungen in keinem VerhĂ€ltnis zu den lebenslangen SchĂ€den stĂŒnden.

Der Fall des Ex-Kaplans Peter H. zeigt einmal mehr, wie wichtig eine konsequente Aufarbeitung der MissbrauchsfĂ€lle innerhalb der katholischen Kirche ist – nicht nur fĂŒr die individuellen Betroffenen, sondern auch fĂŒr die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit institutionellem Machtmissbrauch und dessen Folgen.


Kim Petras: Zweite Trans-Frau mit eigener Wachsfigur bei Madame Tussauds Berlin

Grammy-Gewinnerin Kim Petras wurde mit einer eigenen Wachsfigur im Madame Tussauds Berlin geehrt und ist damit erst die zweite Transgender-Frau in der 200-jÀhrigen Geschichte des Wachsfigurenkabinetts, die diese Auszeichnung erhÀlt. Der Originalartikel wurde auf PinkNews veröffentlicht.

Deutsche Pop-Ikone im Wachsfigurenkabinett verewigt

"Der Höhepunkt meiner Karriere ist zweifellos meine Wachsfigur bei Madame Tussauds", erklĂ€rte die aus DĂŒsseldorf stammende SĂ€ngerin in einem Video auf der Website von Madame Tussauds Berlin. Die EnthĂŒllung fand Anfang April 2025 im Rahmen der Eröffnung des neuen "Berlin Vibes"-Bereichs statt, der die pulsierende Straßenkultur der deutschen Hauptstadt reprĂ€sentieren soll.

Die 32-jĂ€hrige Musikerin verbrachte vier Stunden mit den Technikern von Madame Tussauds in Los Angeles, um alle notwendigen Maße und Scans fĂŒr ihre lebensechte Figur zu erstellen. Das Ergebnis ist beeindruckend detailgetreu und zeigt Petras in dem ikonischen roten Kleid, das sie bei den Grammy Awards 2023 trug, als sie gemeinsam mit Sam Smith fĂŒr ihren Hit "Unholy" ausgezeichnet wurde.

Meilenstein fĂŒr die Trans-Community

Petras' Wachsfigur markiert einen wichtigen Moment fĂŒr die Sichtbarkeit von Transgender-Personen in der Popkultur. Vor ihr wurde 2015 die US-amerikanische Schauspielerin Laverne Cox als erste Trans-Person ĂŒberhaupt mit einer Wachsfigur bei Madame Tussauds geehrt. Damals wurde Coxs Figur im Madame Tussauds San Francisco zum Auftakt des San Francisco Pride enthĂŒllt.

"Ich bin zutiefst geehrt, Teil des VermĂ€chtnisses von Madame Tussauds zu sein", sagte Cox damals. "Ich hoffe, dass dies eine Inspirationsquelle fĂŒr alle sein wird, die darauf stoßen, zu glauben, dass ihre TrĂ€ume wichtig sind und verwirklicht werden können."

Diese Worte könnten auch von Petras stammen, die sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Stimme fĂŒr Trans-Rechte entwickelt hat. In zahlreichen Interviews sprach sie offen darĂŒber, wie "extrem alarmiert" sie ĂŒber die gesellschaftliche Behandlung von Trans-Menschen im aktuellen politischen Klima sei.

Von DĂŒsseldorf in die Welt

Die am 27. August 1992 in DĂŒsseldorf geborene Petras hatte bereits als Teenager internationale Aufmerksamkeit erregt. Im Alter von 16 Jahren unterzog sie sich einer geschlechtsangleichenden Operation, was damals in internationalen Medien als eine der jĂŒngsten dokumentierten Transitionen dieser Art berichtet wurde.

Auf die Frage, ob sie sich nun wie eine Frau fĂŒhle, antwortete Petras damals den Reportern: "Die Wahrheit ist, dass ich mich schon immer als Frau gefĂŒhlt habe – ich bin nur im falschen Körper gelandet."

Heute gehört Kim Petras zu den erfolgreichsten deutschen Popstars im internationalen MusikgeschÀft. Mit Hits wie "Heart to Break", "Malibu" und besonders "Unholy" hat sie sich einen festen Platz in der globalen Musikszene gesichert. Ihr Grammy-Gewinn 2023 machte sie zur ersten offen trans Frau, die diese prestigetrÀchtige Auszeichnung erhielt.

Berlin Vibes: Neue Attraktion bei Madame Tussauds

Petras' Wachsfigur ist Teil des neu eröffneten "Berlin Vibes"-Bereichs im Madame Tussauds Berlin. Diese Abteilung soll Besuchern die Möglichkeit bieten, in die AtmosphĂ€re der Berliner U-Bahn einzutauchen und die Energie der Straßenkultur zu erleben. Zu den interaktiven Elementen gehören eine Teledisko, eine Fotokabine und die Chance, als DJ in einem nachgebildeten Berliner Club zu agieren.

Neben Kim Petras wurden auch Wachsfiguren der britischen PopsĂ€ngerin Dua Lipa und des deutschen Rappers Kontra K enthĂŒllt, die ebenfalls Teil des neuen Bereichs sind. Durch die Platzierung in diesem kulturellen Hotspot wird Petras' Bedeutung fĂŒr die deutsche Musikszene zusĂ€tzlich unterstrichen, trotz ihrer internationalen Karriere.

Vorbild fĂŒr junge LGBTQ+ Menschen

FĂŒr die deutsche LGBTQ+ Community hat die Ehrung von Kim Petras eine besondere Bedeutung. Als eine der prominentesten deutschen Transgender-Persönlichkeiten dient sie als Vorbild fĂŒr viele junge Menschen. Ihre Wachsfigur in einem der meistbesuchten Touristenattraktionen Berlins trĂ€gt dazu bei, die Sichtbarkeit von Trans-Personen im öffentlichen Raum zu erhöhen.

WĂ€hrend in Deutschland und weltweit die Rechte von Transgender-Personen immer wieder in Frage gestellt werden, setzt die PrĂ€senz von Petras' Wachsfigur ein wichtiges Zeichen. Sie zeigt, dass Trans-Personen einen bedeutenden kulturellen Beitrag leisten und Anerkennung verdienen – sowohl in der Musikindustrie als auch in der Gesellschaft insgesamt.


USA Fechten disqualifiziert Stephanie Turner nach Weigerung, gegen Transgender-Athletin anzutreten - Ein Vergleich mit deutschen Sportrichtlinien

USA Fechten hat eine offizielle ErklĂ€rung veröffentlicht, nachdem die Fechterin Stephanie Turner disqualifiziert wurde, weil sie sich weigerte, gegen eine Transgender-Athletin anzutreten. Der Vorfall, der sich kĂŒrzlich bei einem Turnier ereignete, wirft Fragen zur Teilnahme von Transgender-Athleten im Sport auf – ein Thema, das auch in Deutschland unterschiedlich gehandhabt wird. Die ursprĂŒngliche Berichterstattung findet sich auf PinkNews.

Der Vorfall: Turners Protest und Disqualifikation

Die 31-jÀhrige Stephanie Turner erhielt wÀhrend eines Frauen-Florett-Turniers am 30. MÀrz an der University of Maryland die "Schwarze Karte" (Disqualifikation), nachdem sie sich geweigert hatte, gegen die Transgender-Athletin Redmond Sullivan anzutreten. Vor dem Beginn des Gefechts kniete Turner vor Sullivan nieder und verweigerte den Kampf.

Laut Augenzeugenberichten wandte sich Turner an den Schiedsrichter mit den Worten: "Es tut mir leid, ich kann das nicht tun. Ich bin eine Frau, und das ist ein Mann, und dies ist ein Frauen-Turnier. Ich werde nicht gegen diese Person fechten." Die Disqualifikation erfolgte gemĂ€ĂŸ den Richtlinien des Internationalen Fechtverbandes (FIE), die festlegen, dass sich ein Fechter nicht ohne triftigen Grund weigern darf, gegen einen ordnungsgemĂ€ĂŸ gemeldeten Gegner anzutreten.

Die Reaktion von USA Fechten

USA Fechten veröffentlichte am 3. April eine ErklĂ€rung, in der der Verband betonte, dass er "Hassrede oder gezielten Hass jeglicher Art" nicht toleriere. "USA Fechten bleibt einer inklusiven, respektvollen Gemeinschaft fĂŒr alle in unserem Sport verpflichtet", heißt es in der ErklĂ€rung. "Wir glauben an das Prinzip, sichere Gemeinschaften zu schaffen, in denen alle Athleten und Gemeinschaftsmitglieder einen Platz haben."

Der Verband erklĂ€rte weiter, dass sie verstehen, dass es "eine Reihe von Perspektiven" gibt, und fĂŒgte hinzu, dass sie einen "respektvollen, forschungsbasierten Dialog" anstreben und die Richtlinien im Einklang mit der Entwicklung der Olympischen und Paralympischen Bewegung sowie des nationalen Rechts ĂŒberprĂŒfen werden.

GegenĂŒber BBC Sport betonte USA Fechten, dass "im Fall von Stephanie Turner" die Disqualifikation "nicht mit einer persönlichen Äußerung zusammenhĂ€ngt, sondern lediglich das direkte Ergebnis ihrer Entscheidung war, nicht gegen einen berechtigten Gegner anzutreten."

Vergleich mit deutschen Sportrichtlinien

WĂ€hrend in den USA die Debatte ĂŒber Transgender-Athleten im Sport kontrovers bleibt, hat Deutschland in einigen Sportarten einen progressiveren Ansatz gewĂ€hlt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat beispielsweise 2022 beschlossen, dass Transgender-, intersexuelle und nicht-binĂ€re Spieler*innen selbst entscheiden dĂŒrfen, ob sie in Frauen- oder MĂ€nnermannschaften spielen möchten. Diese wegweisende Entscheidung basiert auf der Überzeugung, dass unterschiedliche körperliche StĂ€rken und FĂ€higkeiten bei allen Menschen ohnehin vorhanden sind und nur im Team zum Erfolg fĂŒhren.

Deutschland gilt allgemein als eines der LGBTQ+-freundlichsten LÀnder in Europa und nimmt auch bei der Integration von Transgender-Personen im Sport eine Vorreiterrolle ein. Verschiedene deutsche SportverbÀnde entwickeln zunehmend inklusivere Richtlinien, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und gleichzeitig versuchen, allen Athleten gerecht zu werden.

Die breitere Debatte

Die Kontroverse um Turners Disqualifikation fĂ€llt in eine Zeit, in der die Zukunft der Transgender-Inklusion bei den Olympischen Spielen und Paralympics durch die Ernennung der neuen IOC-Chefin Kirsty Coventry unsicher erscheint. Coventry hat angekĂŒndigt, dass sie darauf abzielt, "die weibliche Kategorie" vor Transgender-Athleten zu "schĂŒtzen".

In Deutschland wird dagegen zunehmend der Ansatz verfolgt, individuelle Lösungen zu finden, die sowohl die Inklusion fördern als auch einen fairen Wettbewerb gewÀhrleisten. Hier wird verstÀrkt auf Bildung, Dialog und wissenschaftliche Forschung gesetzt, um tragfÀhige Regelungen zu entwickeln.

USA Fechten schloss seine ErklÀrung mit dem Hinweis: "USA Fechten wird sich immer auf die Seite der Inklusion stellen, und wir sind bestrebt, die Richtlinien zu Àndern, wenn mehr relevante evidenzbasierte Forschungsergebnisse vorliegen." Redmond Sullivan beendete das Turnier auf dem 24. Platz unter 39 Teilnehmerinnen.

Fazit: Unterschiedliche AnsÀtze zur Inklusion

Der Fall Stephanie Turner zeigt exemplarisch die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Frage der Transgender-Teilnahme im Sport. WĂ€hrend in den USA oft noch kontroverse Debatten gefĂŒhrt werden, hat Deutschland in einigen Sportarten bereits konkrete Schritte unternommen, um eine Balance zwischen Inklusion und Fairness zu finden. Die Sammlung von "Good Practices" zur institutionellen Inklusion von Athleten unterschiedlicher Geschlechter, die Erfahrungen aus verschiedenen europĂ€ischen LĂ€ndern zusammenfĂŒhrt, könnte dabei als Vorbild fĂŒr internationale SportverbĂ€nde dienen.

Letztendlich geht es darum, Wege zu finden, wie der Sport inklusiver werden kann, ohne die Grundprinzipien des fairen Wettbewerbs zu gefĂ€hrden – eine Herausforderung, der sich SportverbĂ€nde weltweit stellen mĂŒssen.


Steinmeier warnt vor gesellschaftlichem Rollback bei LGBTI-Akzeptanz und zunehmender HasskriminalitÀt

BundesprĂ€sident Frank-Walter Steinmeier hat bei der gesellschaftlichen Akzeptanz von queeren Menschen vor besorgniserregenden RĂŒckschritten gewarnt. Bei einem Empfang im Schloss Bellevue anlĂ€sslich des 35. GrĂŒndungsjubilĂ€ums des LSVD+ – Verband Queere Vielfalt bezeichnete er die Situation fĂŒr LGBTI-Personen in Deutschland als "sehr ambivalent", wie queer.de berichtet.

Steinmeier betonte, dass die deutsche Gesellschaft einerseits aufgeklĂ€rter und toleranter geworden sei. Eine Mehrheit befĂŒrworte inzwischen gleiche Rechte wie die Ehe fĂŒr alle oder gleiche Adoptionsrechte. Gleichzeitig warnte der BundesprĂ€sident jedoch eindringlich: "Ich sehe mit Sorge die Gefahr eines gesellschaftlichen Rollback – in Deutschland und weltweit."

Zunehmende HasskriminalitÀt gegen queere Menschen

Aktuelle Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) bestĂ€tigen Steinmeiers Sorge. Im Jahr 2023 wurden 1.785 Straftaten erfasst, die sich gegen LGBTIQ*-Personen richteten – ein alarmierender Anstieg von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu den hĂ€ufigsten Delikten zĂ€hlen Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen, wie der Tagesspiegel berichtet.

"Die Stimmen gegen die queere Gemeinschaft werden lauter und darunter sind mĂ€chtige Stimmen," warnte Steinmeier in seiner Rede. Als Beleg nannte er die Zunahme homo- und transfeindlicher HasskriminalitĂ€t sowie die Tatsache, dass die Polizei im vergangenen Jahr viele Christopher-Street-Day-Paraden schĂŒtzen musste, weil Teilnehmende von Neonazis bedroht wurden.

Gefahr der rechtlichen RĂŒckschritte

Der BundesprĂ€sident verwies explizit auf die USA unter Donald Trump als mahnendes Beispiel. Die Anerkennung von nur noch zwei Geschlechtern, der geplante Ausschluss von trans Menschen aus der Armee und die Einstellung von DiversitĂ€tsprogrammen zeigten, dass in den USA eine "selbsternannte Elite die Zeit zurĂŒckdrehen" wolle.

Solche Tendenzen dĂŒrften nicht hingenommen werden, mahnte Steinmeier. Toleranz und Respekt seien keine SelbstverstĂ€ndlichkeit, sondern mĂŒssten aktiv verteidigt werden, um RĂŒckschritte zu verhindern.

LSVD+ feiert 35-jÀhriges JubilÀum

AnlĂ€sslich des JubilĂ€ums hatte Steinmeier 180 Mitglieder des LSVD+ zu einem Empfang ins Schloss Bellevue eingeladen. Der LSVD wurde 1990 gegrĂŒndet und hat sich im MĂ€rz 2024 in "LSVD+ – Verband Queere Vielfalt" umbenannt, um die Vielfalt der Community besser widerzuspiegeln. Der Verband setzt sich seit 35 Jahren fĂŒr die Gleichberechtigung und Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, intergeschlechtlichen und queeren Menschen ein.

UrsprĂŒnglich war der Empfang bereits fĂŒr das JubilĂ€umsjahr 2020 geplant, musste aber aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. BundesprĂ€sident Steinmeier hat sich in der Vergangenheit mehrfach fĂŒr die Belange von LGBTQ-Personen eingesetzt und staatliches Unrecht anerkannt.

Ambivalente Akzeptanz in der Bevölkerung

Studien belegen Steinmeiers EinschĂ€tzung einer ambivalenten Situation: Obwohl eine Mehrheit der Deutschen die rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren befĂŒrwortet, ist die Akzeptanz fĂŒr die Ehe fĂŒr alle und Regenbogenfamilien seit 2021 gesunken, wie aus verschiedenen Umfragen hervorgeht.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat angesichts der steigenden Zahlen queerfeindlicher Straftaten mehr UnterstĂŒtzung fĂŒr Betroffene gefordert und eine konsequente Verfolgung von HasskriminalitĂ€t angekĂŒndigt. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer nicht angezeigter FĂ€lle aus.

Steinmeiers Warnung vor einem "gesellschaftlichen Rollback" unterstreicht die Notwendigkeit, die erreichten Fortschritte in der Gleichstellung und gesellschaftlichen Akzeptanz queerer Menschen zu verteidigen – eine Aufgabe, die angesichts der aktuellen Entwicklungen dringlicher denn je erscheint.


"Martyns Gesetz": Neue Anti-Terror-Maßnahmen in Großbritannien mit Bedeutung fĂŒr Deutschland

Premierminister Keir Starmer hat die Mutter von Martyn Hett, einem schwulen Opfer des Bombenanschlags in der Manchester Arena, getroffen, um die Verabschiedung des nach ihrem Sohn benannten Gesetzes zum Schutz vor TerroranschlÀgen zu feiern. Die neue Gesetzgebung wurde am 3. April 2025 offiziell verabschiedet und markiert das Ende einer sechsjÀhrigen Kampagne der Familie.

Wer war Martyn Hett?

Martyn Hett war ein 29-jĂ€hriger PR-Manager und Social-Media-Star, der beim Terroranschlag nach einem Ariana Grande-Konzert in der Manchester Arena am 22. Mai 2017 ums Leben kam. Bei diesem Anschlag starben insgesamt 22 Menschen, viele weitere wurden verletzt. Hett war in der LGBT+-Community bekannt und beliebt, unter anderem fĂŒr seine Liebe zur britischen Seifenoper "Coronation Street" und seine lebhafte Persönlichkeit. Sein Humor und sein offener Umgang mit seiner SexualitĂ€t machten ihn zu einer Identifikationsfigur fĂŒr viele junge schwule Menschen.

Was beinhaltet "Martyns Gesetz"?

Das offiziell als "Terrorism (Protection of Premises) Bill" bezeichnete Gesetz verpflichtet Veranstaltungsorte mit einer KapazitĂ€t von 200 oder mehr Personen, Vorkehrungen fĂŒr den Fall eines Terroranschlags zu treffen. GrĂ¶ĂŸere Veranstaltungsorte mit ĂŒber 800 Personen mĂŒssen zusĂ€tzliche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, wie beispielsweise Überwachungskameras, Taschenkontrollen oder Fahrzeugkontrollen, wo es angemessen erscheint.

Die strategischen Ziele des Gesetzes sind klar definiert: die Auswirkungen von TerroranschlĂ€gen zu reduzieren, Klarheit ĂŒber Verantwortlichkeiten fĂŒr Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen und die Konsistenz der Sicherheitsstandards zu verbessern. Zudem soll es mehr UnterstĂŒtzung fĂŒr diejenigen bieten, die fĂŒr die Sicherheit an öffentlichen Orten verantwortlich sind.

Die besondere Rolle von Figen Murray

Seit dem Tod ihres Sohnes hat Figen Murray, Martyns Mutter, unermĂŒdlich fĂŒr die Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen an öffentlichen Veranstaltungsorten gekĂ€mpft. Beim Treffen mit Premierminister Starmer blĂ€tterten beide durch ein Familienalbum mit Fotos von Martyn. Starmer betonte dabei: "Das Gesetz wĂ€re ohne Ihr Engagement nicht zustande gekommen. Ich hoffe, Sie sehen darin ein wĂŒrdiges VermĂ€chtnis fĂŒr Martyn."

Murray antwortete darauf: "Das tut es, ja. Es gibt Martyns Tod zumindest eine gewisse Bedeutung." Diese Worte unterstreichen die tiefe persönliche Bedeutung hinter dem politischen Erfolg.

Relevanz fĂŒr Deutschland

Anders als Großbritannien verfĂŒgt Deutschland nicht ĂŒber eine umfassende, separate Gesetzgebung zur TerrorismusbekĂ€mpfung. Die meisten terrorismusbezogenen Straftaten werden nach dem allgemeinen Strafrecht behandelt, obwohl es spezifische Regelungen zur Terrorismusfinanzierung und zur Bildung terroristischer Vereinigungen gibt. Die deutschen Behörden sehen derzeit rassistisch oder ethnisch motivierte Extremisten als grĂ¶ĂŸte Bedrohung fĂŒr die innere Sicherheit.

In Deutschland ist das Bundeskriminalamt (BKA) fĂŒr die Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus zustĂ€ndig, wenn eine Bedrohung die Grenzen eines Bundeslandes ĂŒberschreitet. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) in Berlin, das die Zusammenarbeit zwischen Bund und LĂ€ndern koordiniert.

Experten fĂŒr öffentliche Sicherheit in Deutschland beobachten die Entwicklung in Großbritannien mit Interesse. "Die Frage nach verbindlichen Sicherheitsstandards fĂŒr Veranstaltungsorte wird auch in Deutschland zunehmend diskutiert", erklĂ€rt Dr. Thomas Weber vom Deutschen Forum fĂŒr KriminalprĂ€vention. "Nach den AnschlĂ€gen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin oder zuletzt beim Messerangriff in Solingen gibt es auch hierzulande Forderungen nach stĂ€rkeren prĂ€ventiven Maßnahmen."

Ein Vorbild fĂŒr Europa?

WĂ€hrend die britische Regierung das Gesetz als einen "Meilenstein fĂŒr die Sicherheit unseres Landes" bezeichnet, stellt sich die Frage, ob Ă€hnliche Regelungen auch in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern eingefĂŒhrt werden könnten. In Deutschland stĂŒnde dem der föderale Aufbau entgegen, da Sicherheitsbelange grĂ¶ĂŸtenteils in der Verantwortung der BundeslĂ€nder liegen.

Dennoch könnten einzelne Elemente von "Martyns Gesetz" auch fĂŒr die deutsche Sicherheitsarchitektur interessant sein. Insbesondere die klare Definition von Verantwortlichkeiten und Mindeststandards fĂŒr Veranstaltungsorte könnte als Vorbild dienen.

Die Verabschiedung von "Martyns Gesetz" zeigt eindrucksvoll, wie persönliches Engagement und Aktivismus zu konkreten politischen VerĂ€nderungen fĂŒhren können. FĂŒr die LGBT+-Community in Großbritannien und darĂŒber hinaus ist es zudem ein wichtiges Zeichen, dass das Gedenken an ein schwules Opfer eines Terroranschlags zu einem bedeutsamen gesellschaftlichen Fortschritt beigetragen hat.

WĂ€hrend sich Großbritannien auf die Umsetzung des neuen Gesetzes vorbereitet, bleibt zu hoffen, dass der Geist von Martyns VermĂ€chtnis auch in anderen LĂ€ndern zu einer sichereren Gesellschaft fĂŒr alle beitragen wird – unabhĂ€ngig von sexueller Orientierung, Geschlecht oder Herkunft.


Transfrau in Texas gezwungen zu kĂŒndigen: Rechte Online-Kampagne zerstört Lehrerinnen-Karriere - Deutsche LehrkrĂ€fte ebenfalls unter Druck

Eine Transgender-Lehrerin in Texas wurde nach einer gezielten Online-Kampagne gezwungen, ihren Beruf aufzugeben. Wie PinkNews berichtet, reichte Rosie Sandri am 31. MĂ€rz ihre KĂŒndigung ein, nachdem die rechtsgerichtete Social-Media-Plattform "Libs of TikTok" eines ihrer Videos aufgegriffen und millionenfach verbreitet hatte.

Eine Lehrerin im Visier rechter Online-Hetze

Rosie Sandri unterrichtete seit drei Jahren Englisch an der Red Oak High School in Texas. Vor sieben Monaten outete sie sich als Transfrau. In ihren TikTok-Videos sprach sie offen ĂŒber ihre Erfahrungen und teilte mit, dass ihre 15- und 16-jĂ€hrigen SchĂŒler:innen ihre IdentitĂ€t respektierten und die korrekten Pronomen verwendeten. In einem Video bezeichnete sie sich als "transgender goddess".

Die Situation eskalierte, als der rechte Social-Media-Account "Libs of TikTok" mit mehr als vier Millionen Followern eines ihrer Videos teilte, sie dabei bewusst mit ihrem frĂŒheren Namen benannte (Deadnaming) und falsche Pronomen verwendete. Der begleitende Text fragte provokativ: "WĂŒrden Sie sich wohlfĂŒhlen, wenn diese Person Ihr Kind unterrichten wĂŒrde?" Der Post wurde ĂŒber sechs Millionen Mal angesehen und löste eine Welle der Empörung aus.

Der republikanische Abgeordnete Brian Harrison teilte den Beitrag auf X/Twitter und forderte die sofortige Entlassung Sandris mit den Worten: "Öffentliche Schulen (und die Grundsteuern, die sie finanzieren) sind fĂŒr Bildung... nicht fĂŒr linke Indoktrination da!" Nach der KĂŒndigung Ă€ußerte er sich stolz darauf, zu ihrer Entfernung beigetragen zu haben.

Ein zerstörter Traumberuf

"Als ich diese KĂŒndigung unterschrieb, fĂŒhlte es sich an, als wĂŒrde mir mein Traum genommen", erklĂ€rte Sandri gegenĂŒber NBC News. Sie hatte seit ihrem fĂŒnften Lebensjahr davon getrĂ€umt, Lehrerin zu werden. Vor ihrer KĂŒndigung wurde sie fĂŒr zwei Tage beurlaubt, wĂ€hrend eine Untersuchung stattfand. Die Schule hatte zudem Drohungen erhalten.

Nach Sandris RĂŒcktritt erhielten andere LehrkrĂ€fte eine E-Mail mit dem Hinweis: "Ihre Meinungsfreiheit ist nicht frei von Konsequenzen, wenn sie zu einer Störung Ihrer ArbeitsfĂ€higkeit fĂŒhrt."

Systematische Angriffe auf LGBTQ+-Lehrpersonen

Der Fall Sandri ist kein Einzelfall. "Libs of TikTok" hat sich auf das gezielte "Outing" von LGBTQ+-freundlichen LehrkrÀften und Veranstaltungen spezialisiert. Eine Untersuchung von Vice aus dem Jahr 2023 belegte, dass Schulen in den USA Bombendrohungen erhielten, nachdem sie von dem Account ins Visier genommen worden waren.

Expert:innen bezeichnen "Libs of TikTok" als Teil einer Radikalisierungs-Pipeline der amerikanischen Rechten, die Transfeindlichkeit schĂŒrt und das Narrativ des "Schutzes der Kinder" als Vorwand nutzt, um gegen LGBTQ+-Personen vorzugehen und sie mit PĂ€dophilen gleichzusetzen.

Auch in Deutschland: Transfeindlichkeit an Schulen

Auch in Deutschland sind Schulen hÀufig Orte von Homo- und Transfeindlichkeit. Schule der Vielfalt, ein bundesweites Netzwerk gegen Diskriminierung, berÀt Schulen und LehrkrÀfte in 14 von 16 BundeslÀndern, um ein diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen.

Studien zeigen, dass diskriminierende Verhaltensweisen wie die Verwendung von "schwul" als Schimpfwort an deutschen Schulen weit verbreitet sind. Viele LGBTQ+-Personen vermeiden es, ihre IdentitĂ€t in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz oder in der Schule zu zeigen, was den falschen Eindruck erwecken kann, dass Homo- und Transfeindlichkeit kein relevantes Problem sei.

WĂ€hrend in Deutschland systematische Online-Kampagnen gegen einzelne LGBTQ+-LehrkrĂ€fte bisher weniger verbreitet sind als in den USA, zeigt der Fall Sandri, wie schnell soziale Medien zur Waffe gegen vulnerable Gruppen werden können – und welche realen Konsequenzen dies fĂŒr die Betroffenen hat.

PrĂ€ventive Maßnahmen wie das Durchsetzen eines Verbots aller homophoben und transphoben Schimpfworte, die AufklĂ€rung ĂŒber sexuelle Vielfalt im Unterricht und die Einladung von BildungstrĂ€gern fĂŒr Workshops zu diesem Thema können helfen, ein respektvolles und inklusives Schulklima zu schaffen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bietet Beratung und UnterstĂŒtzung fĂŒr Betroffene von Diskriminierung aufgrund der sexuellen IdentitĂ€t.


"Historischer Schritt: Evangelische Kirche in Bayern beschließt Trauung fĂŒr alle"

In einer wegweisenden Entscheidung hat die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) am Donnerstag in Augsburg mit großer Mehrheit beschlossen, kĂŒnftig auch queeren Menschen eine kirchliche Trauung zu ermöglichen. Wie queer.de berichtet, wird damit die bisher geltende Unterscheidung zwischen "Trauung" fĂŒr heterosexuelle Paare und "Segnung" fĂŒr gleichgeschlechtliche Paare aufgehoben.

Ein lĂ€ngst ĂŒberfĂ€lliger Schritt zur Gleichstellung

Mit diesem Beschluss passt die ELKB ihre kirchliche Praxis an die staatlichen Regelungen an, die seit 2017 die "Ehe fĂŒr alle" in Deutschland ermöglichen. Der Gottesdienst anlĂ€sslich einer Eheschließung wird kĂŒnftig fĂŒr alle Paare einheitlich als "Trauung" bezeichnet. Die Entscheidung folgt einer Empfehlung der Arbeitsgruppe "Queer", die seit Herbst 2023 intensiv an der Aufarbeitung des Umgangs der Kirche mit queeren Menschen gearbeitet hatte.

Die Arbeitsgruppe hatte den Auftrag, die "Diskriminierung queer lebender Personen in der Vergangenheit" aufzuarbeiten, fĂŒr die Gegenwart zu analysieren und Maßnahmen zu entwickeln, wie solche Diskriminierungen auf rechtlichen und strukturellen Ebenen in Zukunft reduziert werden können. Voraussetzung fĂŒr die kirchliche Trauung ist, wie SCHWULISSIMO.de berichtet, eine bereits vollzogene standesamtliche Eheschließung oder eine eingetragene Lebenspartnerschaft.

Anerkennung von Schuld und Bitte um Vergebung

Besonders bemerkenswert war das deutliche SchuldeingestÀndnis der Kirche. Bereits am Mittwochabend hatte SynodenprÀsidentin Annekathrin Preidel zu einer Schweigeminute aufgerufen, um des Leids zu gedenken, das queere Menschen in der Kirche erfahren haben. In ihrer bewegenden Ansprache benannte sie konkret die verschiedenen Formen der Diskriminierung, die queere Menschen in der Kirche erlitten haben:

"Dienstliche Ungleichbehandlungen, Behinderung von Karrieren, Durchgriff ins Privatleben mit Zwangsfolgen fĂŒr die LebenslĂ€ufe und die Aufforderung zum Leben in Doppelmoral haben zwar der damals geltenden Rechtslage nicht widersprochen, waren und sind jedoch unangemessen, ungerechtfertigt und diskriminierend", erklĂ€rte Preidel. Sie fĂŒgte hinzu: "Einzelne Verantwortliche und die Kirche als Ganze sind an betroffenen Personen schuldig geworden."

Gewissensschutz bleibt bestehen

Ein wichtiger Aspekt der neuen Regelung ist, dass Pfarrerinnen und Pfarrer weiterhin unter dem Schutz der Gewissensfreiheit stehen. Dies bedeutet, dass keine Pfarrperson zur Trauung queerer Paare gezwungen werden kann, wie evangelisch.de erlÀutert. Allerdings sind diese Geistlichen dann verpflichtet, den Paaren Alternativen innerhalb der Landeskirche aufzuzeigen, um einen Traugottesdienst zu feiern.

Positive Reaktionen aus der queeren Community

Die Evangelische Jugend in Bayern zeigte sich erfreut ĂŒber die BeschlĂŒsse der Synode. Der Vorsitzende Malte Scholz teilte mit, dass mit der Trauung fĂŒr alle, der Aufarbeitung von Diskriminierung und Schuld sowie einem ebenfalls angestoßenen queeren Aktionsplan die Landeskirche einen wichtigen Schritt in Richtung einer Kirche geht, "die Vielfalt nicht nur anerkennt, sondern aktiv lebt und schĂŒtzt".

Bernhard Offenberger, Vertreter des lesbisch-schwulen Konvents Bayern, betonte laut epd die Bedeutung des SchuldeingestÀndnisses: "Es ist wichtig, dass Schuld benannt worden ist, damit die Heilung von Verletzungen beginnen kann."

Kritische Stimmen aus konservativen Kreisen

Wie zu erwarten, gab es auch kritische Reaktionen auf die Entscheidung. Der konservative Arbeitskreis ABC warnte laut Bayerischem Rundfunk vor einer "weiteren Provinzialisierung und ökumenischen Isolierung", da Partnerkirchen in anderen LĂ€ndern gleichgeschlechtliche Trauungen ablehnen. Diese Bedenken konnten jedoch die große Mehrheit der Synodalen nicht ĂŒberzeugen.

Teil einer grĂ¶ĂŸeren Entwicklung in Deutschland

Die Entscheidung der bayerischen Landeskirche reiht sich in eine zunehmende Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Trauungen in den evangelischen Landeskirchen Deutschlands ein. Bereits 2018 hatte die Landessynode der ELKB die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt. Mit der jetzigen Entscheidung geht Bayern einen Schritt weiter und hebt die begriffliche und inhaltliche Unterscheidung zwischen verschiedenen Formen der kirchlichen Eheschließung auf.

Der Beschluss der bayerischen Landessynode zeigt, dass auch traditionell konservativere Landeskirchen einen Weg finden, theologische Überzeugungen mit der gesellschaftlichen RealitĂ€t in Einklang zu bringen und queeren Menschen in ihrer Mitte vollstĂ€ndige Anerkennung zu gewĂ€hren. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern setzt damit ein wichtiges Zeichen fĂŒr Inklusion und gegen Diskriminierung innerhalb der christlichen Gemeinschaft.


Trinidad und Tobago kriminalisiert HomosexualitĂ€t erneut - Ein RĂŒckschritt, der auch in Deutschland zur Wachsamkeit mahnt

Ein Berufungsgericht in Trinidad und Tobago hat am 25. MĂ€rz 2025 ein wegweisendes Urteil von 2018 aufgehoben, das HomosexualitĂ€t im Land entkriminalisiert hatte. Diese Entwicklung, ĂŒber die PinkNews ausfĂŒhrlich berichtet, bedeutet einen schwerwiegenden RĂŒckschritt fĂŒr die LGBTQ+-Gemeinschaft in dem karibischen Inselstaat.

Der juristische RĂŒckschlag

Die Richter Nolan Bereaux und Charmaine Pemberton entschieden, dass die Abschnitte 13 und 16 des Sexualstrafgesetzes, die aus der britischen Kolonialzeit stammen, beibehalten werden mĂŒssen. Mit dieser Entscheidung steht gleichgeschlechtlicher Sex in Trinidad und Tobago nun wieder unter Strafe – mit einer Höchststrafe von fĂŒnf Jahren GefĂ€ngnis. Der LGBTQ+-Aktivist Jason Jones, der die ursprĂŒngliche Klage eingereicht hatte, erklĂ€rte, dieses "rĂŒckschrittliche Urteil hat meinen Status als BĂŒrger von Trinidad und Tobago zerrissen und macht mich in den Augen des Gesetzes wieder zu einem unverfolgten Kriminellen."

Besonders problematisch ist die sogenannte "Savings Law"-Klausel in der Verfassung von Trinidad und Tobago, die Gesetze aus der Kolonialzeit vor verfassungsrechtlichen Anfechtungen schĂŒtzt. Das Gericht rĂ€umte zwar ein, dass diese Gesetze in einer modernen Gesellschaft kaum zu rechtfertigen seien, berief sich jedoch auf diese verfassungsrechtliche Besonderheit.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

WĂ€hrend in Trinidad und Tobago ein RĂŒckschritt zu verzeichnen ist, hat Deutschland in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten gemacht. Seit der vollstĂ€ndigen Entkriminalisierung homosexueller Handlungen und der EinfĂŒhrung der Ehe fĂŒr alle im Jahr 2017 hat Deutschland einen langen Weg zurĂŒckgelegt. Zuletzt trat im August 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das es Transgender-, Intersex- und nicht-binĂ€ren Personen erleichtert, ihren Namen und Geschlechtseintrag in offiziellen Dokumenten zu Ă€ndern.

Dennoch sollte die Entwicklung in Trinidad und Tobago auch fĂŒr die deutsche LGBTQ+-Gemeinschaft ein Warnsignal sein. Dr. Petra Thorn, Psychotherapeutin und LGBTQ+-Beraterin aus Frankfurt, erklĂ€rt im GesprĂ€ch mit Pride.Direct: "Die Rechte von LGBTQ+-Personen sind nie vollstĂ€ndig gesichert. In zahlreichen LĂ€ndern erleben wir, wie hart erkĂ€mpfte Fortschritte wieder zurĂŒckgenommen werden. Auch in Deutschland sehen wir mit dem Erstarken rechtspopulistischer KrĂ€fte besorgniserregende Tendenzen."

Zunehmende Bedrohungen auch in Europa

TatsĂ€chlich gibt es auch in Europa Anzeichen fĂŒr gegenlĂ€ufige Entwicklungen. In Ungarn und Polen wurden in den letzten Jahren LGBTQ+-feindliche Gesetze verabschiedet. In Deutschland selbst haben rechtspopulistische Parteien an Einfluss gewonnen, die offen gegen LGBTQ+-Rechte hetzen. Einige BundeslĂ€nder haben zudem begonnen, die Verwendung von gendergerechter Sprache einzuschrĂ€nken, was von vielen als symbolischer Angriff auf die Sichtbarkeit diverser IdentitĂ€ten gewertet wird.

Die Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) hat wiederholt auf die Gefahr hingewiesen, dass auch in Deutschland erreichte Fortschritte nicht als selbstverstĂ€ndlich angesehen werden sollten. "Der Fall Trinidad und Tobago zeigt, wie fragil Rechtsfortschritte sein können. Als deutsche LGBTQ+-Community mĂŒssen wir solidarisch mit unseren Geschwistern weltweit sein und gleichzeitig wachsam bleiben, um unsere eigenen Errungenschaften zu schĂŒtzen", betont Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD.

Internationale Reaktionen und Ausblick

Menschenrechtsorganisationen haben das Urteil in Trinidad und Tobago scharf verurteilt. Die lokale LGBTQ+-Community hat angekĂŒndigt, vor dem Privy Council in London Berufung einzulegen, dem obersten Gerichtshof fĂŒr Trinidad und Tobago als Teil des Commonwealth.

Der Fall verdeutlicht, wie wichtig internationaler Druck und SolidaritĂ€t fĂŒr den Schutz von LGBTQ+-Rechten weltweit sind. Deutschland als eines der fĂŒhrenden LĂ€nder in Europa fĂŒr LGBTQ+-Rechte hat hier eine besondere Verantwortung. Die Förderung und der Schutz der Menschenrechte von LGBTQ+-Personen ist offiziell Teil der deutschen Außenpolitik.

FĂŒr die betroffenen Menschen in Trinidad und Tobago bedeutet das Urteil eine unmittelbare Bedrohung ihrer persönlichen Freiheit und Sicherheit. Viele fĂŒrchten nun zunehmende Diskriminierung und Gewalt, da das Gesetz LGBTQ+-Personen, wie Jason Jones es ausdrĂŒckte, "ein Ziel auf den RĂŒcken gemalt hat".

WĂ€hrend wir in Deutschland weiterhin fĂŒr vollstĂ€ndige Gleichberechtigung kĂ€mpfen, sollten wir die weltweiten Entwicklungen aufmerksam verfolgen und uns mit LGBTQ+-Gemeinschaften in LĂ€ndern solidarisieren, die mit RĂŒckschritten konfrontiert sind. Die Geschichte hat gezeigt, dass Rechte, die hart erkĂ€mpft wurden, auch wieder verloren gehen können, wenn sie nicht kontinuierlich verteidigt werden.


Homophober Vorfall am Bahnhof Zoo: Mehr als ein Einzelfall in Berlins AlltagsrealitÀt

Ein Mitarbeiter einer kirchlichen Einrichtung am Berliner Bahnhof Zoologischer Garten wurde am Mittwochvormittag Opfer homophober Beleidigungen und Drohungen, wie queer.de berichtet. Der Vorfall, der zur vorlĂ€ufigen Festnahme eines 32-jĂ€hrigen Mannes fĂŒhrte, reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung von LGBTQ-feindlichen Übergriffen in der Hauptstadt ein.

Der Vorfall im Detail

Laut Polizeibericht erhielten EinsatzkrĂ€fte gegen 9 Uhr den Auftrag, zu einer randalierenden Person in der Jebensstraße zu fahren. Ein 28-jĂ€hriger Mitarbeiter einer kirchlichen Einrichtung gab an, im Rahmen seines sozialen Dienstes in einen Disput mit einem BedĂŒrftigen geraten zu sein. Der 32-jĂ€hrige TatverdĂ€chtige wollte sich nicht von dem Hilfeleistenden bedienen lassen und soll diesen daraufhin mehrfach homophob beleidigt und bedroht haben.

Der Mann wurde vorlĂ€ufig festgenommen und zur erkennungsdienstlichen Behandlung in ein Polizeigewahrsam gebracht. Selbst auf dem Weg dorthin Ă€ußerte er sich weiterhin abfĂ€llig. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde er entlassen, erhielt jedoch einen Platzverweis fĂŒr die kirchliche Einrichtung am Bahnhof Zoo.

Ein wachsendes Problem in Deutschland

Der Vorfall am Bahnhof Zoo ist leider kein Einzelfall. Laut dem Bundesministerium des Innern und fĂŒr Heimat wurden im Jahr 2023 bundesweit 1.785 FĂ€lle von HasskriminalitĂ€t gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein dramatischer Anstieg gegenĂŒber 1.188 FĂ€llen im Vorjahr. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Betroffene besser zu schĂŒtzen.

Berlin verzeichnet dabei einen besonders hohen Anteil der bundesweit erfassten HasskriminalitÀt gegen queere Menschen. Innerhalb der Hauptstadt sind die Bezirke Mitte, Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg sowie Charlottenburg-Wilmersdorf besonders betroffen, wie Schwulissimo berichtet.

Die Dunkelziffer ist alarmierend

Experten gehen davon aus, dass etwa 90 Prozent der Hassverbrechen gegen LSBTIQ*-Personen nicht zur Anzeige gebracht werden. GrĂŒnde hierfĂŒr sind hĂ€ufig Scham, Angst vor weiteren Repressalien und mangelndes Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden. Die tatsĂ€chliche Dimension des Problems dĂŒrfte daher noch weitaus grĂ¶ĂŸer sein.

Bei den TĂ€tern handelt es sich laut Untersuchungen ĂŒberwiegend um junge MĂ€nner, die oft in Gruppen agieren und durch solche Übergriffe ihre vermeintliche MĂ€nnlichkeit unter Beweis stellen wollen. Diese Muster zeigen sich in Berlin ebenso wie in anderen deutschen GroßstĂ€dten.

Berlins spezialisierte Ansprechstellen

Die Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft haben auf diese Entwicklung reagiert. Als eine der wenigen StĂ€dte in Deutschland verfĂŒgt Berlin ĂŒber spezialisierte Ansprechpersonen fĂŒr LGBTQ-Menschen bei beiden Behörden. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat eine SonderzustĂ€ndigkeit fĂŒr die Verfolgung von homo- und transphober HasskriminalitĂ€t eingerichtet, wie Berlin.de mitteilt.

Diese spezialisierten Stellen erleichtern es, Strafanzeigen zu stellen und entsprechende UnterstĂŒtzung zu erhalten. Zudem gibt es in Berlin zahlreiche Beratungsstellen und Hilfsangebote fĂŒr Betroffene von queerfeindlicher Diskriminierung und Gewalt.

Gesellschaftliche Konsequenzen

Queerfeindliche HasskriminalitĂ€t betrifft nicht nur die individuellen Opfer, sondern hat weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen. Die Angst vor Übergriffen kann dazu fĂŒhren, dass LGBTQ-Personen bestimmte Orte meiden, ihre IdentitĂ€t verbergen oder sich aus dem öffentlichen Leben zurĂŒckziehen.

"Ein Angriff auf einen queeren Menschen ist ein Angriff auf uns alle und unsere freiheitliche Gesellschaft", betonte kĂŒrzlich Berlins Regierender BĂŒrgermeister Kai Wegner bei einer Veranstaltung zum Christopher Street Day.

Der aktuelle Vorfall am Bahnhof Zoo unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit prĂ€ventiver Maßnahmen und entschlossener Strafverfolgung. Nur durch ein konsequentes Vorgehen gegen HasskriminalitĂ€t und eine breite gesellschaftliche UnterstĂŒtzung fĂŒr die Betroffenen kann diesem besorgniserregenden Trend Einhalt geboten werden.


Studie bestÀtigt: Geschlechtsangleichende Behandlung verbessert LebensqualitÀt von Transmensch-MÀnnern deutlich

Eine neue Studie der Nottingham Trent University (NTU) und der Breda University of Applied Sciences in den Niederlanden bestĂ€tigt, was fĂŒr viele keine Überraschung sein dĂŒrfte: Geschlechtsangleichende Behandlungen verbessern die LebensqualitĂ€t von TransmĂ€nnern erheblich. Die am 31. MĂ€rz im International Journal of Transgender Health veröffentlichte Forschungsarbeit untersuchte 166 TransmĂ€nner und deren Erfahrungen mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen.

Eindeutige Verbesserung der Lebenssituation

Die Studie zeigt, dass TransmĂ€nner nach Beginn einer geschlechtsangleichenden Behandlung nicht nur eine höhere Zufriedenheit mit ihrem Körper erleben, sondern auch eine insgesamt verbesserte LebensqualitĂ€t berichten. Besonders wenn ihr Ă€ußeres Erscheinungsbild stĂ€rker mit ihrer GeschlechtsidentitĂ€t ĂŒbereinstimmt, steigt das Wohlbefinden signifikant.

Laut Hauptforscher Dr. Liam Cahill, Senior Dozent fĂŒr LGBTQ+-Psychologie an der School of Social Sciences der NTU, ist das VerstĂ€ndnis dieser ZusammenhĂ€nge entscheidend fĂŒr die Entwicklung angemessener UnterstĂŒtzungsangebote fĂŒr TransmĂ€nner. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit zugĂ€nglicher, geschlechtsspezifischer Versorgung, die sowohl die Geschlechtskongruenz als auch die Körperzufriedenheit unterstĂŒtzt.

Parallelen zu Erkenntnissen in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es Ă€hnliche Forschungsergebnisse. Eine retrospektive Studie zur LebensqualitĂ€t nach Frau-zu-Mann-Geschlechtsangleichungen zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung im Bereich "Gesundheit", wie Forschungen der TU MĂŒnchen belegen. Besonders die körperlichen VerĂ€nderungen durch Hormontherapien wie Bartwuchs, Muskelwachstum und verĂ€nderte Fettverteilung tragen wesentlich zum Selbstbewusstsein bei.

Das UniversitÀtsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat zudem festgestellt, dass die Hormontherapie bei TransmÀnnern die Stresshormonreaktion abschwÀchen und möglicherweise depressive Symptome reduzieren kann, was ebenfalls zur Verbesserung der LebensqualitÀt beitrÀgt.

Verschiedene Dimensionen der LebensqualitÀt

Die britisch-niederlÀndische Studie untersuchte vier Bereiche der LebensqualitÀt: physiologisch, psychologisch, sozial und umweltbezogen. WÀhrend die positiven Auswirkungen auf körperliche und psychologische Aspekte besonders ausgeprÀgt waren, zeigten sich bei sozialen und umweltbezogenen Faktoren geringere Effekte.

Dies könnte, so die Forscher, auf die einzigartigen Bindungen hindeuten, die innerhalb der Trans-Community entstehen. Diese Gemeinschaft bietet oft wichtige UnterstĂŒtzung, unabhĂ€ngig vom Stadium der Transition.

Bedeutung ganzheitlicher Betreuung

Experten betonen die Wichtigkeit einer interdisziplinÀren Behandlung durch Spezialisten verschiedener Fachrichtungen. In Deutschland empfehlen medizinische Leitlinien eine umfassende Betreuung durch Psychologen, Psychiater, Endokrinologen und gegebenenfalls Chirurgen, um den oft hohen Leidensdruck zu mindern.

Besonders wichtig ist eine einfĂŒhlsame und umfassende Beratung vor und nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Wie Experten betonen, liegt die Rate des Bedauerns nach geschlechtsangleichenden Operationen mit 0,3% bis 2% zwar sehr niedrig, dennoch ist kontinuierliche psychologische UnterstĂŒtzung ein wichtiger Faktor fĂŒr langfristige Zufriedenheit.

Fazit: Wissenschaftliche BestĂ€tigung fĂŒr die Notwendigkeit geschlechtsangleichender Maßnahmen

Die neue Studie unterstreicht einmal mehr mit wissenschaftlicher Evidenz, was viele Transmenschen aus eigener Erfahrung wissen: Geschlechtsangleichende Behandlungen sind kein Luxus, sondern medizinisch notwendige Maßnahmen, die die LebensqualitĂ€t erheblich verbessern können. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant in Zeiten, in denen der Zugang zu solcher Versorgung in manchen LĂ€ndern zunehmend eingeschrĂ€nkt wird.

FĂŒr Deutschland mit seiner aktualisierten S3-Leitlinie zur Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie bestĂ€tigt die Studie den eingeschlagenen Weg einer patientenzentrierten, evidenzbasierten Versorgung von Transmenschen.


AfD will Regenbogenfahnen verbieten: Symbolkampf um LGBTQ+ Rechte in Rostock

Die AfD im Landkreis Rostock sorgt mit einem kontroversen Antrag fĂŒr Aufsehen: Die Partei will das Hissen der Regenbogenflagge an DienstgebĂ€uden des Landkreises untersagen. Wie queer.de berichtet, sollte der Antrag ursprĂŒnglich sogar als Dringlichkeitsantrag behandelt werden, was jedoch am Mittwoch keine Mehrheit fand. Nun steht die Debatte fĂŒr den 4. Juni auf der Tagesordnung.

Flagge als "Zirkus" verunglimpft

"Wir möchten, dass ausschließlich hoheitliche Flaggen an den DienstgebĂ€uden angebracht werden", begrĂŒndete AfD-FraktionsgeschĂ€ftsfĂŒhrerin Steffi Burmeister den Antrag gegenĂŒber der Ostsee-Zeitung. Ihre BegrĂŒndung: "Diese Art von Beflaggung" habe "an unseren DienstgebĂ€uden nichts zu suchen". Der Landkreis sei kein "Zirkuszelt". AfD-Fraktionschef Hans-Werner Moltzen ergĂ€nzte: "Wir mögen auch bunt, natĂŒrlich: Schwarz-Rot-Gold".

Kritik kam prompt von queeren Organisationen. Tom LĂŒth vom Zentrum "Rat und Tat" bezeichnete den AfD-Antrag als "Angriff auf queere Menschen". Besonders alarmierend Ă€ußerte sich Karolin Mrosek vom LSVD Queer MV: "Wir haben nicht fĂŒr unsere Rechte gekĂ€mpft, um jetzt wieder ins Jahr 1933 zurĂŒckzukehren."

Teil einer bundesweiten Strategie

Der Vorstoß in Rostock reiht sich ein in eine Serie Ă€hnlicher Initiativen der AfD in ganz Deutschland. Ende Januar scheiterte die Partei im brandenburgischen Falkensee mit einem vergleichbaren Antrag. Auch in Gifhorn und Wittenberg gab es Ă€hnliche Bestrebungen. Besonders drastisch verlief die Situation in Neubrandenburg, wo der schwule BĂŒrgermeister nach einem beschlossenen Verbot sogar zurĂŒcktrat – das Verbot wurde spĂ€ter wieder aufgehoben.

Diese AntrĂ€ge folgen einem erkennbaren Muster: Die AfD hat sich in der Vergangenheit wiederholt gegen LGBTQ+-Rechte positioniert. Die Partei stimmte gegen die EinfĂŒhrung der gleichgeschlechtlichen Ehe und fordert in ihrem Wahlprogramm, Kinder und Jugendliche vor "FrĂŒhsexualisierung" und "Gender-Ideologie" zu schĂŒtzen, wie The Independent berichtet.

Symbolpolitik mit realen Auswirkungen

Die Regenbogenflagge ist weit mehr als ein buntes Symbol – sie steht fĂŒr Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit. Im Landkreis Rostock wurde sie im vergangenen Jahr zum Deutschen Diversity Tag gehisst und wehte fĂŒr etwa einen Monat wĂ€hrend des Pride-Monats Juni. Die AfD stört sich auch an anderen Symbolen: In der Debatte kritisierte Burmeister, dass bereits im MĂ€rz eine "nicht-hoheitliche Flagge" gehisst worden sei – vermutlich bezog sie sich auf Flaggen zu den "Internationalen Wochen gegen Rassismus".

Die politischen MachtverhĂ€ltnisse im Kreistag könnten den Ausgang der Debatte beeinflussen: Mit 19 Abgeordneten ist die AfD die stĂ€rkste Fraktion, wĂ€hrend die CDU nach dem Austritt eines Abgeordneten einen Sitz weniger hat. Die SPD verfĂŒgt ĂŒber 10, die Linke ĂŒber 6 Sitze.

Gesamtgesellschaftliche Relevanz

Solche AntrĂ€ge zum Verbot von Regenbogenflaggen sind keine isolierten VorfĂ€lle, sondern Teil einer breiteren Debatte ĂŒber LGBTQ+-Rechte in Deutschland. In Rostock selbst hing zuletzt im November 2023 eine Regenbogenflagge am Rathaus – als Zeichen der SolidaritĂ€t nach einem Brandanschlag auf eine queere Bar.

WĂ€hrend in vielen Teilen Deutschlands die Akzeptanz fĂŒr die LGBTQ+-Community wĂ€chst, gibt es parallel Bestrebungen, ihre Sichtbarkeit einzuschrĂ€nken. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Torsten Renz vermutete in der Debatte ĂŒber den Dringlichkeitsantrag, dass es der AfD vor allem darum gehe, "sich zu profilieren und eine Show abzuziehen".

Ob der Antrag am 4. Juni eine Mehrheit finden wird, bleibt abzuwarten. FĂŒr die queere Community in Mecklenburg-Vorpommern steht jedenfalls mehr auf dem Spiel als nur eine Flagge – es geht um Anerkennung, Sichtbarkeit und letztlich um gesellschaftliche Teilhabe.


Russlands Angriff auf die Aids-BekĂ€mpfung: Elton Johns Stiftung als "unerwĂŒnscht" eingestuft - wĂ€hrend Deutschland Fortschritte macht

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat die Elton John AIDS Foundation als "unerwĂŒnschte auslĂ€ndische Organisation" eingestuft und damit faktisch ihre TĂ€tigkeit in Russland verboten. Wie queer.de berichtet, wirft die Behörde der Stiftung des britischen SĂ€ngers vor, eine negative Haltung gegenĂŒber LĂ€ndern wie Russland einzunehmen, die angeblich "traditionelle spirituelle und moralische Werte" schĂŒtzen.

Hintergrund des Verbots

Die von Elton John 1992 gegrĂŒndete Stiftung hat bislang ĂŒber 600 Millionen US-Dollar in 54 LĂ€ndern fĂŒr HIV-PrĂ€vention und Pflege bereitgestellt. Der Vorsitzende ist Elton Johns Ehemann David Furnish. Besonders pikant: Die russischen Behörden erwĂ€hnten in ihrer BegrĂŒndung explizit das "Homo-Propaganda-Gesetz" und spielten auf die HomosexualitĂ€t des SĂ€ngers an.

"Die NGOs beteiligen sich aktiv an einer vom 'kollektiven Westen' orchestrierten Informationskampagne, um traditionelle Werte zu diskreditieren und soziale Spannungen zu eskalieren", so die Staatsanwaltschaft in ihrer ErklÀrung. Weiter warf sie den Stiftungen die Förderung "von nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen, von westlichen Familienmodellen und Geschlechtsumwandlungen" vor.

Teil einer grĂ¶ĂŸeren Repressionswelle

Die Einstufung als "unerwĂŒnschte Organisation" bedeutet laut russischem Gesetz von 2015, dass die Stiftung ihre TĂ€tigkeit in Russland einstellen muss. Konten und eventuelles Eigentum werden blockiert, Vertretungen geschlossen. Betroffen sind mit Stand Februar ĂŒber 200 Einrichtungen, darunter auch die Stiftungen deutscher Parteien.

Diese Maßnahme reiht sich ein in eine lange Liste repressiver Aktionen gegen die LGBTQ+-Community in Russland. 2013 wurde das Gesetz gegen "Homo-Propaganda" erlassen, das nach einer VerschĂ€rfung auch die "Bewerbung" von LGBTQ+-Themen gegenĂŒber Erwachsenen unter Strafe stellt. 2023 untersagte Russland geschlechtsangleichende Operationen und deren rechtliche Anerkennung. Im selben Jahr erklĂ€rte das Oberste Gericht "die internationale LGBT-Bewegung als extremistisch" und verbot ihre AktivitĂ€ten im Land.

Besonders besorgniserregend: Trotz der hohen HIV-Infektionsraten in Russland und des Mangels an lebensrettenden Medikamenten geht die Regierung gezielt gegen Organisationen vor, die sich fĂŒr die BekĂ€mpfung von HIV und AIDS einsetzen, wie TVP World berichtet.

Kontrast zu Deutschland

WĂ€hrend in Russland LGBTQ+-Rechte massiv eingeschrĂ€nkt werden, sind in Deutschland zuletzt wichtige Fortschritte erzielt worden. Seit dem 1. November 2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinĂ€ren Menschen die Änderung ihres Geschlechtseintrags und Vornamens erleichtert.

Auch auf kommunaler Ebene gibt es positive Entwicklungen: Mit breiter Mehrheit hat beispielsweise der Dortmunder Stadtrat kĂŒrzlich einen umfassenden Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt beschlossen, wie der LSVD Baden-WĂŒrttemberg berichtet.

Dennoch gibt es auch hierzulande weiterhin Handlungsbedarf. Der LSVD (Lesben- und Schwulenverband) fordert eine Erweiterung des Grundgesetzes zum besseren Schutz queerer Menschen. Zudem zeigt ein aktueller Bericht der Bundesregierung, dass die Akzeptanzwerte zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Deutschland erstmals seit Jahrzehnten sinken – ein beunruhigendes Signal.

Elton Johns Engagement

Elton John selbst war mehrfach in Russland aufgetreten, hatte aber gleichzeitig die antiqueere Politik des Landes und den Umgang mit HIV kritisiert. 2016 traf er gezielt Aids- und LGBTI-Aktivist*innen in Moskau, um auf die Situation aufmerksam zu machen.

Seine Stiftung hat sich seit ihrer GrĂŒndung nicht nur fĂŒr die medizinische Versorgung von HIV-positiven Menschen eingesetzt, sondern auch gegen die Stigmatisierung der LGBTQ+-Gemeinschaft gekĂ€mpft – ein Engagement, das in Russland nun als unerwĂŒnscht gilt, wĂ€hrend es in demokratischen Gesellschaften als wichtiger Beitrag zur öffentlichen Gesundheit und Menschenrechten anerkannt wird.


5 autistische LGBTQ+ Prominente, die Sie im Autismus-Akzeptanz-Monat kennen sollten

Im Rahmen des Autismus-Akzeptanz-Monats stellen wir Ihnen fĂŒnf LGBTQ+ Persönlichkeiten vor, die offen ĂŒber ihre Erfahrungen mit Autismus sprechen. Der ursprĂŒngliche Artikel stammt von PinkNews und wurde fĂŒr ein deutsches Publikum aufbereitet.

Der April ist weltweit als Autismus-Akzeptanz-Monat bekannt und bietet eine Gelegenheit, das Bewusstsein fĂŒr Autismus zu schĂ€rfen und die Akzeptanz in der Gesellschaft zu fördern. Laut Autismus Deutschland e.V. leben schĂ€tzungsweise etwa 800.000 Menschen in Deutschland mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Seit 2007 wird am 2. April auch der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Welt-Autismus-Tag begangen.

Was ist Autismus?

Autismus ist keine Krankheit, sondern beschreibt eine neurobiologische Entwicklungsbesonderheit, bei der das Gehirn anders funktioniert. Menschen im Autismus-Spektrum können unter anderem Herausforderungen in der sozialen Kommunikation erleben und Informationen anders verarbeiten. Die Diagnose erfolgt in Deutschland oft spĂ€ter als wĂŒnschenswert, besonders bei Frauen und MĂ€dchen, die hĂ€ufig unterdiagnostiziert bleiben.

Diese LGBTQ+ Prominenten sprechen offen ĂŒber Autismus

Hier sind fĂŒnf LGBTQ+ Persönlichkeiten, die ĂŒber ihre Erfahrungen mit Autismus sprechen und damit wichtige Sichtbarkeit schaffen:

1. Wentworth Miller

Der aus der Serie "Prison Break" bekannte Schauspieler Wentworth Miller teilte 2021 mit, dass er als Erwachsener die Diagnose Autismus erhielt. Der schwule Schauspieler beschrieb die Diagnose gegenĂŒber seinen 2,1 Millionen Instagram-Followern als "ein Schock, aber keine Überraschung".

"Im Moment besteht meine Arbeit darin, mein VerstĂ€ndnis weiterzuentwickeln", schrieb Miller damals. "FĂŒnf Jahrzehnte gelebte Erfahrung durch eine neue Linse zu betrachten. Das wird Zeit brauchen."

Miller erkannte dabei sein Privileg, Zugang zu einer Diagnose zu haben - etwas, das vielen Menschen verwehrt bleibt. Auch in Deutschland berichten viele Betroffene von langen Wartezeiten und HĂŒrden bei der Diagnostik, wie der Bundesverband Autismus Deutschland e.V. dokumentiert.

2. Bradley Riches

Der "Heartstopper"-Star Bradley Riches, der mit neun Jahren seine Autismus-Diagnose erhielt, sprach in der britischen Version von "Celebrity Big Brother" offen ĂŒber seine Erfahrungen. In einem Interview mit der Metro erklĂ€rte er, dass er ReprĂ€sentation fĂŒr junge autistische Menschen bieten möchte.

"Ich habe nie einen Schauspieler gesehen, der offen autistisch war. Aber wir bewegen uns in die richtige Richtung, mit mehr autistischen Schauspielern, die autistische Rollen spielen, was immer der Fall sein sollte, sonst ist es keine wahrheitsgetreue Darstellung", sagte er 2022.

In Deutschland gewinnt das Thema autistische ReprĂ€sentation in Medien ebenfalls an Bedeutung. Die Initiative NeurodiversitĂ€t setzt sich dafĂŒr ein, dass mehr authentische Darstellungen in Film und Fernsehen zu sehen sind.

3. Hannah Gadsby

Die australische Komikerin Hannah Gadsby wurde mit ihrem bahnbrechenden Comedy-Special "Nanette" international bekannt und sprach darin erstmals offen ĂŒber ihre Autismus-Diagnose. Im Jahr 2023 erzĂ€hlte Gadsby gegenĂŒber PinkNews: "Es gibt viel Ă€ußeres Chaos, das ich zu ordnen versuche. Die Diagnose hat enorm geholfen, weil ich jetzt weiß, dass ich wahrscheinlich nicht immer das ganze Bild sehe, und darin steckt Humor, den ich nutzen kann."

Auch in der deutschen Comedy-Szene gibt es zunehmend KĂŒnstler*innen, die offen mit ihrer NeurodiversitĂ€t umgehen, wie etwa die Komikerin Hazel Brugger, die ĂŒber ihre ADHS-Diagnose spricht, was oft mit Autismus ĂŒberlappende Charakteristika aufweist.

4. Josh Thomas

Der schwule Komiker und Schauspieler Josh Thomas wurde von der LGBTQ+ Community fĂŒr seine Darstellung des schwulen Millennials-Lebens in der gefeierten Comedy-Serie "Please Like Me" gelobt. 2020 folgte die Serie "Everything's Going To Be OK" ĂŒber einen schwulen Entomologen mit Autismus-Diagnose.

Im GesprĂ€ch mit The Guardian ĂŒber seine eigene Autismus-Diagnose im Alter von 33 Jahren sagte er: "Mir war mehr bewusst, dass ich in manchen Dingen nicht gut bin... Menschen dazu zu bringen, sich wohl zu fĂŒhlen und ĂŒber sich selbst zu sprechen – ich wĂŒrde nicht sagen, dass ich der Favorit fĂŒr diesen Job bin. Was uns interessante Interviews einbrachte, weil ich so direkt bin und niemand klingt, als wĂŒrde er Unsinn reden oder eine Show abziehen."

Thomas moderiert derzeit seinen eigenen Podcast mit dem Titel "How To Be Gay". In Deutschland gibt es Ă€hnliche Formate wie den Podcast "Aspies", in dem autistische Menschen aus der LGBTQ+ Community ĂŒber ihre Erfahrungen sprechen.

5. Sheldon Riley

Der australische SÀnger Sheldon Riley vertrat Australien beim Eurovision Song Contest 2022 mit seinem Song "Not the Same", der seine Erfahrungen als autistischer und queerer Mensch thematisiert. Riley erhielt seine Autismus-Diagnose mit sechs, neun und zwölf Jahren.

Im GesprĂ€ch mit SBS News teilte er mit: "Mir wurde lange Zeit gesagt, dass ich nicht in der Lage sein wĂŒrde, mich als normal funktionierender Mensch zu verhalten, Arbeit zu finden, Freunde zu haben oder einen Partner zu haben."

Er sagte, dass die Auswahl als Vertreter Australiens beim Eurovision eine große BestĂ€tigung fĂŒr ihn war: "Ich bin nicht nur eine Reality-TV-Person oder jemand, der sich verkleidet, weil er es liebt, sich zu verkleiden. Ich bin Musiker. Ich schreibe meine eigene Musik, ich bin völlig unabhĂ€ngig."

Autismus und LGBTQ+ in Deutschland

In Deutschland gibt es eine wachsende Community von Menschen, die sowohl im Autismus-Spektrum sind als auch der LGBTQ+ Gemeinschaft angehören. Organisationen wie Pride & Autismus bieten spezifische UnterstĂŒtzung und Austausch. Studien deuten darauf hin, dass neurodivergente Menschen hĂ€ufiger geschlechtliche und sexuelle Vielfalt erleben, was möglicherweise mit einer geringeren Beeinflussung durch gesellschaftliche Normen zusammenhĂ€ngt.

Der diesjÀhrige Autismus-Akzeptanz-Monat steht unter dem Motto "Unterschiede feiern" und betont die Bedeutung der NeurodiversitÀt in einer inklusiven Gesellschaft. Durch die Sichtbarkeit von Persönlichkeiten wie den hier vorgestellten wird das Bewusstsein geschÀrft und Vorurteile können abgebaut werden.


Fechterin disqualifiziert nach Protest gegen Trans-Gegnerin: Die Debatte um Inklusion im Sport erreicht Deutschland

In einem Vorfall, der international fĂŒr Aufsehen sorgt und auch in Deutschland Diskussionen ĂŒber Transgender-Inklusion im Sport entfacht, wurde die amerikanische Fechterin Stephanie Turner disqualifiziert, nachdem sie sich weigerte, gegen eine Transgender-Athletin anzutreten. Die ursprĂŒngliche Berichterstattung stammt von PinkNews, doch der Fall wirft Fragen auf, die auch fĂŒr den deutschen Sport relevant sind – besonders angesichts des neuen Selbstbestimmungsgesetzes, das im November 2024 in Kraft tritt.

Was ist passiert?

Beim Cherry Blossom Open Turnier an der University of Maryland weigerte sich Stephanie Turner von der Fencing Academy of Philadelphia, gegen Redmond Sullivan anzutreten, die 2024 vom mĂ€nnlichen zum weiblichen Team des Wagner College wechselte. Turner, die bereits vier Gegnerinnen erfolgreich bekĂ€mpft hatte, nahm stattdessen demonstrativ ihr Visier ab und kniete nieder, als sie auf Sullivan treffen sollte. FĂŒr diese Weigerung zeigte ihr der Schiedsrichter die schwarze Karte, was zur sofortigen Disqualifikation fĂŒhrte.

In einer spĂ€ter veröffentlichten ErklĂ€rung sagte Turner: "Ich wusste, was ich tun musste, weil USA Fencing nicht auf die EinwĂ€nde von Frauen hört." Als sie niederkniete, zeigte sich Sullivan zunĂ€chst besorgt und fragte, ob Turner verletzt sei. Turner entgegnete jedoch: "Es tut mir leid, ich habe viel Liebe und Respekt fĂŒr dich, aber ich werde nicht gegen dich fechten."

Die Richtlinien von USA Fencing

USA Fencing verfĂŒgt seit 2023 ĂŒber eine spezifische Richtlinie fĂŒr Transgender-Athletinnen. Diese besagt, dass Transgender-Frauen nur dann in Frauenwettbewerben antreten dĂŒrfen, wenn sie sich einer einjĂ€hrigen Testosteron-UnterdrĂŒckungstherapie unterzogen haben. Der Verband betonte in einer Stellungnahme zum Vorfall, dass ihre Politik "darauf basiert, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, am Sport teilzunehmen" und dass sie "stets auf der Seite der Inklusion stehen werden".

Die Organisation stellte klar, dass Turners Disqualifikation nicht mit ihrer persönlichen Meinung zusammenhing, sondern ausschließlich mit ihrer Weigerung, gegen eine nach den geltenden Regeln teilnahmeberechtigte Gegnerin anzutreten – ein Verstoß gegen die Regeln der International Fencing Federation (FIE).

Internationale Reaktionen und deutsche Perspektive

Der Vorfall hat international polarisierende Reaktionen ausgelöst. Die ehemalige Tennislegende Martina Navratilova, bekannt fĂŒr ihre kritische Haltung zur Teilnahme von Transgender-Athletinnen im Frauensport, Ă€ußerte auf sozialen Medien ihre Empörung: "Das passiert, wenn weibliche Athleten protestieren. Ich bin außer mir... Schande ĂŒber USA Fencing."

In Deutschland gibt es derzeit keine einheitlichen Regelungen fĂŒr Transgender-Athletinnen im Sport. Eine Umfrage der ARD unter 45 internationalen SportfachverbĂ€nden ergab, dass nur 21 der angefragten WeltverbĂ€nde ihre Regularien auf medizinische Expertisen stĂŒtzen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat mittlerweile einen neuen Regelrahmen vorgelegt, der es jedem Weltverband ermöglicht, eigene Entscheidungen ĂŒber die Teilnahme von Transgender-Athleten zu treffen, ohne einheitliche Testosteron-Grenzwerte vorzugeben.

Auswirkungen des deutschen Selbstbestimmungsgesetzes

Mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Deutschland in Kraft tritt, wird die Änderung des Geschlechtseintrags und Vornamens fĂŒr trans-, intergeschlechtliche und nicht-binĂ€re Personen vereinfacht. FĂŒr den Sport ergeben sich dadurch neue Fragestellungen: Wie werden deutsche SportverbĂ€nde mit Teilnahmeberechtigungen umgehen? Werden sie dem Beispiel internationaler VerbĂ€nde folgen oder eigene Regelungen entwickeln?

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich bisher nicht mit konkreten Richtlinien positioniert, sondern folgt grĂ¶ĂŸtenteils den Regelungen der internationalen FachverbĂ€nde. Jedoch wird der Druck wachsen, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl die Inklusion fördern als auch faire Wettbewerbsbedingungen gewĂ€hrleisten.

Verschiedene Perspektiven in der Community

Innerhalb der LGBTQ+-Community gibt es unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema. WĂ€hrend viele die vollstĂ€ndige Inklusion von Transgender-Athletinnen im Frauensport befĂŒrworten, betonen andere die KomplexitĂ€t biologischer Faktoren und deren mögliche Auswirkungen auf den Wettbewerb.

Aktivisten wie Anja MĂŒller vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) betonen die Bedeutung von Teilhabe: "Transgender-Personen haben das Recht auf vollstĂ€ndige gesellschaftliche Teilhabe, und dazu gehört auch der Sport. Die Debatte sollte evidenzbasiert und ohne Vorurteile gefĂŒhrt werden."

Gleichzeitig gibt es auch unter Transgender-Personen selbst unterschiedliche Meinungen. Die Transgender-Athletin Joanna Harper, die selbst wissenschaftlich zu diesem Thema forscht, hat betont, dass gewisse Regularien notwendig sein könnten, um Fairness zu gewÀhrleisten, ohne dabei den Ausschluss von Transgender-Personen zu fördern.

Ausblick und Handlungsbedarf

Der Fall Turner/Sullivan zeigt exemplarisch die Herausforderungen, mit denen SportverbÀnde weltweit konfrontiert sind. Auch in Deutschland wird die Debatte in den kommenden Monaten an Bedeutung gewinnen, besonders mit dem Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes.

SportverbĂ€nde stehen vor der Aufgabe, Richtlinien zu entwickeln, die sowohl die Rechte und WĂŒrde von Transgender-Athletinnen respektieren als auch faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellen. Dies erfordert einen evidenzbasierten Ansatz, der aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berĂŒcksichtigt und den Dialog mit allen Beteiligten sucht.

FĂŒr die deutsche Sportwelt wird es wichtig sein, von internationalen Erfahrungen zu lernen und gleichzeitig eigene, auf den deutschen Kontext zugeschnittene Lösungen zu finden. Der respektvolle Dialog zwischen Athleten, VerbĂ€nden, Wissenschaftlern und der LGBTQ+-Community wird dabei entscheidend sein, um Richtlinien zu entwickeln, die Inklusion fördern, ohne den Grundsatz der Fairness zu vernachlĂ€ssigen.


Verhaftet: Mutmaßlicher TĂ€ter einer homophoben Attacke in Augsburg gefasst

Die Polizei in Augsburg hat einen wichtigen Fahndungserfolg erzielt. Nach einem queerfeindlichen Angriff auf ein MĂ€nnerpaar in Augsburg im MĂ€rz 2024 konnte nun der gesuchte HauptverdĂ€chtige Halid Saada festgenommen werden, wie aus dem ursprĂŒnglichen Bericht von queer.de hervorgeht. Der 22-JĂ€hrige wurde am 3. April in Gersthofen gefasst, nachdem die Polizei mit Fahndungsfotos an die Öffentlichkeit gegangen war.

Brutaler Angriff auf MĂ€nnerpaar

Die Tat ereignete sich am 23. MĂ€rz 2024 in der Augsburger Innenstadt. Zwei MĂ€nner im Alter von 26 und 28 Jahren waren als Paar durch die Maximilianstraße gelaufen, als sie von einer Gruppe junger MĂ€nner zunĂ€chst homophob beleidigt und anschließend brutal attackiert wurden. Die Angreifer schlugen auf die beiden MĂ€nner ein und traten dabei gezielt gegen Kopf und Oberkörper. Der 28-JĂ€hrige wurde dabei so schwer verletzt, dass er zu Boden ging. Als sein Partner ihm helfen wollte, wurde auch er angegriffen.

Ermittlungen wegen HasskriminalitÀt

Die Generalstaatsanwaltschaft MĂŒnchen, genauer gesagt die Zentralstelle zur BekĂ€mpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET), hat die Ermittlungen ĂŒbernommen. Dies unterstreicht die Schwere des Falls, der als HasskriminalitĂ€t eingestuft wird. Insgesamt sind fĂŒnf TatverdĂ€chtige im Alter zwischen 22 und 24 Jahren an dem Angriff beteiligt gewesen. Vier der TatverdĂ€chtigen konnten bereits kurz nach der Tat ermittelt werden, drei kamen zunĂ€chst in Untersuchungshaft, einer wurde inzwischen wieder entlassen.

Saada bereits vorbestraft wegen tödlicher Attacke

Besonders brisant ist die Vorgeschichte des nun gefassten HauptverdĂ€chtigen. Halid Saada ist in Augsburg kein Unbekannter. Im Jahr 2019 hatte er als damals 17-JĂ€hriger einen 49-jĂ€hrigen Feuerwehrmann mit einem einzigen Faustschlag getötet. Das Opfer war mit seiner Ehefrau und Freunden auf dem RĂŒckweg von einem Weihnachtsmarkt- und Restaurantbesuch, als es zu einem Streit mit Saada und anderen Jugendlichen kam. Der Mann starb infolge eines wuchtigen Schlags ins Gesicht binnen kurzer Zeit an einer Hirnblutung.

Diese Tat hatte damals bundesweit Entsetzen ausgelöst. Saada wurde zu einer Jugendstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Nach seiner Haftentlassung ist er nun erneut wegen eines schweren Gewaltdelikts in den Fokus der Ermittlungen geraten.

Queerfeindliche Gewalt nimmt zu

Der Fall in Augsburg reiht sich ein in eine besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland. Laut dem Bundesinnenministerium wurden im Jahr 2022 insgesamt 1.005 Straftaten im Bereich "geschlechtsbezogene DiversitĂ€t/sexuelle Orientierung" erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenĂŒber den Vorjahren.

Besonders alarmierend: Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Angst oder mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden keine Anzeige erstatten. Die Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) fordert daher schon lange bessere PrĂ€ventionsmaßnahmen und mehr Sensibilisierung bei Polizei und Justiz.

UnterstĂŒtzung fĂŒr Betroffene

FĂŒr Menschen, die von queerfeindlicher Gewalt betroffen sind, gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen. In Augsburg selbst bietet die Diversity Augsburg UnterstĂŒtzung an. Bundesweit können sich Betroffene an den LSVD oder an spezialisierte Beratungsstellen wie Broken Rainbow wenden.

Der Fall in Augsburg zeigt einmal mehr, wie wichtig konsequente Strafverfolgung, aber auch gesamtgesellschaftliche AufklĂ€rungsarbeit gegen Homophobie und andere Formen von Menschenfeindlichkeit sind. Dass ein bereits wegen einer tödlichen Gewalttat verurteilter TĂ€ter offenbar erneut zugeschlagen hat, wirft zudem Fragen nach der Wirksamkeit von Resozialisierungsmaßnahmen im Jugendstrafvollzug auf.


IS-AnhĂ€nger in Österreich wegen geplanter AnschlĂ€ge auf Vienna Pride angeklagt - Ähnliche Gefahren in Deutschland?

Drei Personen, die im vergangenen Jahr einen Anschlag auf die Wiener Regenbogenparade planten, wurden nun in Österreich angeklagt. Wie queer.de berichtet, handelt es sich um zwei Jugendliche, die zum Tatzeitpunkt 14 und 17 Jahre alt waren, sowie einen 20-JĂ€hrigen. Sie diskutierten in einem Telegram-Chat ĂŒber einen möglichen Angriff mit Messern oder Fahrzeugen und wurden am Morgen vor der Demonstration festgenommen.

VorwĂŒrfe der Mitgliedschaft in terroristischer Vereinigung

Den Beschuldigten wird Mitgliedschaft in einer terroristischen und kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Dem jĂŒngsten werden zusĂ€tzlich die Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat angelastet, da er Dokumente zur Herstellung von SprengsĂ€tzen verbreitete. Laut der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" liegt eine 35-seitige Anklageschrift vor, wonach die drei sich dem afghanischen Ableger des Islamischen Staates (IS) angeschlossen haben sollen.

In diversen sozialen Medien wie Telegram, WhatsApp, TikTok und weiteren Plattformen verwendeten sie Aliasse, die an Namen von IS-AnfĂŒhrern angelehnt waren, teilten Propagandavideos und zeigten sich mit der Tauhid-Geste, einem Erkennungszeichen islamistischer Gruppen. Kurz vor dem Vienna Pride versuchten sie zudem, in einem Einkaufszentrum hinter der tschechischen Grenze Waffen zu kaufen, die explizit fĂŒr die Regenbogenparade gedacht gewesen sein sollen.

Online-Radikalisierung durch islamistische TikTok-Prediger

Besonders besorgniserregend: Die Beschuldigten sollen sich nicht in lokalen Islamisten-Kreisen, sondern ĂŒber Social-Media-Plattformen wie TikTok durch islamistische Prediger radikalisiert haben. Diese Form der digitalen Radikalisierung stellt Sicherheitsbehörden in ganz Europa vor neue Herausforderungen.

Trotz belastender Beweise wie einschlĂ€giger Chats und dem Besitz von islamistischen Schriften sowie Bombenbauanleitungen bestreiten die VerdĂ€chtigen die AnschlagsplĂ€ne. Bei einer Verurteilung drohen dem Ältesten bis zu zehn Jahre Haft, den beiden anderen bis zu fĂŒnf Jahre.

Parallele GefÀhrdungslage in Deutschland

Auch in Deutschland werden Pride-Veranstaltungen zunehmend als potenzielle Ziele fĂŒr extremistische Angriffe betrachtet. Nach Recherchen von Pride.Direct wurden in den vergangenen Jahren die Sicherheitsmaßnahmen bei deutschen CSD-Paraden deutlich verstĂ€rkt. Die Tagesschau berichtete ĂŒber erhöhte PolizeiprĂ€senz und den Einsatz privater SicherheitskrĂ€fte bei vielen Pride-Events.

Islamismus-Experte Ahmad Mansour warnte bereits vor einem gefĂ€hrlichen "Kuschelkurs" von Politik und queerer Community im Umgang mit dem Thema Islamismus. Ähnlich wie im österreichischen Fall beobachten deutsche Behörden besonders die Online-Radikalisierung junger Menschen ĂŒber soziale Medien.

Ein konkretes Beispiel fĂŒr islamistisch motivierte Gewalt gegen LGBTQ-Personen in Deutschland war der Messerangriff in Dresden 2020, bei dem ein 21-jĂ€hriger Syrer ein schwules Paar attackierte. Der TĂ€ter wurde wegen dieser als islamistisch eingestuften Tat zu lebenslanger Haft verurteilt, wie Deutsche Welle berichtete.

Sicherheitskonzepte und PrĂ€ventionsmaßnahmen

Vor dem Hintergrund dieser Bedrohungen setzen deutsche Pride-Veranstaltungen zunehmend auf ausgefeilte Sicherheitskonzepte. Der CSD MĂŒnchen beispielsweise nutzt ein Ampelwarnsystem, um Besucher:innen ĂŒber die aktuelle Sicherheitslage zu informieren. In StĂ€dten wie Magdeburg und Zeitz wurden die Sicherheitsmaßnahmen aufgrund extremistischer Mobilisierungen verstĂ€rkt.

Deutschlands Inlandsgeheimdienstchef warnte Ende 2023, dass die Gefahr islamistischer AnschlĂ€ge "real und höher als seit langem" sei. PrĂ€ventionsmaßnahmen werden zunehmend in das Vorfeld möglicher Radikalisierungsprozesse verlagert, wobei besonders die Online-Radikalisierung ĂŒber Plattformen wie TikTok in den Fokus rĂŒckt.

Der österreichische Fall zeigt einmal mehr, dass die Bedrohung durch islamistischen Extremismus fĂŒr queere Veranstaltungen in ganz Europa real ist und dass insbesondere die digitale Radikalisierung junger Menschen eine wachsende Herausforderung fĂŒr Sicherheitsbehörden darstellt.


Anklage nach vereiteltem Anschlagsplan auf Vienna Pride: Parallelen und Sicherheitsbedenken bei deutschen Pride-Veranstaltungen

Knapp zwei Jahre nach ihrer Festnahme wurden drei Personen, darunter zwei Jugendliche, wegen geplanter AnschlĂ€ge auf den Vienna Pride 2023 angeklagt. Wie queer.de berichtet, wurden die damals 14- und 17-jĂ€hrigen Jugendlichen sowie ein 20-JĂ€hriger unmittelbar vor der Demonstration festgenommen, nachdem sie in Telegram-Chats ĂŒber mögliche Angriffe mit Messern oder Fahrzeugen diskutiert hatten.

Die Anklage und ihre HintergrĂŒnde

Laut der 35-seitigen Anklageschrift, die der Wiener Tageszeitung "Die Presse" vorliegt, werden die drei Personen nun der Mitgliedschaft in einer terroristischen und kriminellen Vereinigung beschuldigt. Dem jĂŒngsten Angeklagten wird zusĂ€tzlich die Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat vorgeworfen, da er Bombenbauanleitungen verbreitet hatte. Die zwei BrĂŒder aus St. Pölten und der Jugendliche aus Wien sollen sich dem afghanischen Ableger des IS angeschlossen haben und waren in islamistischen Telegram-Gruppen aktiv.

Besonders beunruhigend ist die Art der Radikalisierung: Anders als bei frĂŒheren FĂ€llen wurden die VerdĂ€chtigen nicht durch lokale islamistische Netzwerke radikalisiert, sondern hauptsĂ€chlich ĂŒber soziale Medien wie TikTok durch islamistische Prediger. Dieses PhĂ€nomen der Online-Radikalisierung stellt Sicherheitsbehörden in Deutschland und Österreich vor neue Herausforderungen.

Parallelen in Deutschland

In Deutschland beobachten Sicherheitsbehörden Ă€hnliche Entwicklungen. Die Berichte des Bundesamts fĂŒr Verfassungsschutz zeigen, dass auch hier die Online-Radikalisierung durch islamistische Inhalte auf sozialen Medien zunimmt. Nach den AnschlagsplĂ€nen auf die Vienna Pride wurden die Sicherheitsmaßnahmen fĂŒr Pride-Veranstaltungen in Deutschland deutlich verstĂ€rkt.

Der CSD Berlin, Deutschlands grĂ¶ĂŸte Pride-Veranstaltung, reagierte unmittelbar nach Bekanntwerden der Festnahmen in Wien mit zusĂ€tzlichen Sicherheitskonzepten. "Wir stehen in stĂ€ndigem Austausch mit den Sicherheitsbehörden", erklĂ€rte damals ein Sprecher des Berliner CSD gegenĂŒber queer.de. Auch in anderen deutschen StĂ€dten wurden die Sicherheitsmaßnahmen bei Pride-Veranstaltungen erhöht.

Die Rolle sozialer Medien bei der Radikalisierung

Der Fall der drei Angeklagten in Wien verdeutlicht, wie soziale Medien zunehmend als Werkzeug fĂŒr die Radikalisierung junger Menschen dienen. Die VerdĂ€chtigen nutzten nicht nur Telegram, sondern auch WhatsApp, TikTok, Snapchat, Threema, PlayStation und Discord, um extremistische Inhalte zu verbreiten und andere zu beeinflussen.

Die Bundeszentrale fĂŒr politische Bildung warnt bereits seit lĂ€ngerem vor dieser Form der Radikalisierung und bietet Materialien fĂŒr Eltern, Lehrer und Jugendarbeiter an, um frĂŒhzeitig Anzeichen zu erkennen. Experten betonen, dass besonders die Algorithmen von TikTok und YouTube problematisch sein können, da sie Nutzern immer extremere Inhalte anzeigen, sobald ein gewisses Interesse erkannt wird.

Deradikalisierungsprogramme als Lösungsansatz

Seit fast zwei Jahren befinden sich die drei Angeklagten in einem Deradikalisierungsprogramm und sind auf BewÀhrung frei. In Deutschland gibt es Àhnliche Programme wie Violence Prevention Network, die speziell auf die Deradikalisierung junger Menschen ausgerichtet sind, die mit extremistischen Ideologien sympathisieren.

Diese Programme setzen auf einen kombinierten Ansatz aus politischer Bildung, psychologischer Betreuung und religiöser AufklÀrung. Die Erfolgsraten solcher Programme sind jedoch umstritten und schwer zu messen. Kritiker fordern eine engere wissenschaftliche Begleitung und Evaluation.

Folgen fĂŒr die LGBTQ+-Community

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland und Österreich bedeuten solche Bedrohungen eine zusĂ€tzliche Belastung. Die Statistiken des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) zeigen eine Zunahme von Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen in den letzten Jahren. Die Bedrohung durch religiös motivierten Extremismus kommt zu einer ohnehin angespannten Sicherheitslage hinzu.

Trotz dieser Bedrohungen betonen Organisatoren von Pride-Veranstaltungen die Wichtigkeit, öffentlich sichtbar zu bleiben. "Sich zurĂŒckzuziehen wĂ€re genau das, was die Extremisten wollen", erklĂ€rt Alfonso Pantisano, Vorstandsmitglied im Berliner CSD e.V. "Wir werden weiterhin fĂŒr unsere Rechte und unsere Sichtbarkeit einstehen – mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen."

Sollten die Angeklagten in Wien schuldig gesprochen werden, drohen dem Ältesten bis zu zehn Jahre Haft, den beiden jĂŒngeren bis zu fĂŒnf Jahre. Der Prozess wird von Sicherheitsexperten und LGBTQ+-Organisationen in Deutschland aufmerksam verfolgt, da er Aufschluss ĂŒber die Wirksamkeit prĂ€ventiver Maßnahmen und die Entwicklung extremistischer Bedrohungen gegen die Community geben könnte.


RFK Jr's "gefĂ€hrliche" StellenkĂŒrzungen gefĂ€hrden jahrelange HIV-PrĂ€ventionsforschung - Was bedeutet das fĂŒr Deutschland?

Die massiven StellenkĂŒrzungen im US-Gesundheitsministerium unter der Leitung von Robert F. Kennedy Jr. (RFK Jr.) könnten "gefĂ€hrliche" Auswirkungen auf die PrĂ€vention von HIV und sexuell ĂŒbertragbaren Infektionen haben, wie Experten warnen. Laut dem Originalbericht von PinkNews sind mehr als 10.000 Stellen im US-Gesundheitsministerium (HHS) verschwunden, seit RFK Jr. zum Gesundheitsminister ernannt wurde. Diese Entwicklung wirft nicht nur in den USA Fragen auf, sondern auch in Deutschland, wo ein ganz anderer Ansatz in der HIV-Politik verfolgt wird.

Massive KĂŒrzungen mit weitreichenden Folgen

Die Stellenstreichungen betreffen zentrale Bereiche der US-Gesundheitspolitik, darunter das BĂŒro fĂŒr Infektionskrankheiten und HIV/AIDS-Politik sowie die weltbekannten Zentren fĂŒr Seuchenkontrolle und PrĂ€vention (CDC). Besonders alarmierend ist die Auflösung der Abteilung fĂŒr PrEP-Implementierung und die KĂŒrzung von HIV-AufklĂ€rungskampagnen. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenderen Plans der Trump-Administration, bei dem insgesamt rund 20.000 HHS-Stellen gestrichen werden sollen, wie CBS News berichtet.

RFK Jr. ist bekannt fĂŒr seine verschwörungstheoretischen Ansichten zu Gesundheit und medizinischer Behandlung, insbesondere wenn es um die LGBTQ+-Gemeinschaft geht. Der Impfskeptiker behauptete einst, dass Chemikalien in der AtmosphĂ€re Kinder trans machen könnten und hat in der Vergangenheit sogar den wissenschaftlich gesicherten Zusammenhang zwischen HIV und AIDS in Frage gestellt.

Expertenwarnungen werden laut

Die Human Rights Campaign (HRC) bezeichnet die PlĂ€ne als "unverantwortlich" und warnt vor "verheerenden Folgen" fĂŒr die öffentliche Gesundheit, insbesondere fĂŒr die LGBTQ+-Gemeinschaft, die historisch im Gesundheitswesen oft benachteiligt wurde. Matthew Rose, ein Sozialgerechtigkeitsexperte bei der HRC, bezeichnet die KĂŒrzungen als "direkten Schlag gegen die Gesundheit und das Wohlbefinden von LGBTQ+-Gemeinschaften im ganzen Land."

Carl Schmid, GeschĂ€ftsfĂŒhrer des HIV+ Hepatitis Policy Institute, warnte gegenĂŒber der Washington Blade: "Die Fachkompetenz der Mitarbeiter und ihre jahrzehntelange FĂŒhrungsrolle wurden zerstört und können nicht ersetzt werden. Wir werden die Auswirkungen dieser Entscheidungen noch jahrelang spĂŒren, und sie werden sicherlich zu einem Anstieg der HIV-Neuinfektionen und höheren medizinischen Kosten fĂŒhren."

Der deutsche Ansatz: Ein Kontrastprogramm

Im Gegensatz zu den KĂŒrzungen in den USA verfolgt Deutschland einen integrierten und umfassenden Ansatz zur HIV/AIDS-PrĂ€vention und -Behandlung. Die deutsche HIV/AIDS-Strategie des Bundesministeriums fĂŒr Gesundheit beruht auf sieben sich ergĂ€nzenden Aktionsbereichen: AufklĂ€rung und PrĂ€vention, Zugang zu HIV-Tests und -Behandlung, SolidaritĂ€t und Antidiskriminierung, Koordination und Kooperation, Epidemiologie, biomedizinische und sozialwissenschaftliche Forschung sowie Evaluation und QualitĂ€tssicherung.

Ein zentraler Grundsatz der deutschen Strategie ist, dass PrĂ€vention nur möglich ist, wenn die von HIV betroffenen oder besonders gefĂ€hrdeten Menschen in die Gesellschaft integriert und Teil der PrĂ€ventionsbewegung sind. Dies steht im starken Kontrast zu den KĂŒrzungen und dem fehlenden Engagement fĂŒr wissenschaftsbasierte HIV-Politik in der aktuellen US-Administration.

Zudem bietet Deutschland umfassenden Schutz vor Diskriminierung fĂŒr Menschen mit HIV. Artikel 3(3) des Grundgesetzes verbietet die Benachteiligung aufgrund von Behinderung, und HIV fĂ€llt unter die Definition von "Behinderung" nach deutschem Recht, wie AIDS Action Europe berichtet.

Globale Auswirkungen

Die Folgen dieser US-Politik könnten weit ĂŒber die Landesgrenzen hinausreichen. Eine Analyse internationaler HIV-Hilfskurzungen in den USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden zeigte, dass die globalen Fallzahlen bis 2030 um 10 Millionen ansteigen könnten, wĂ€hrend HIV-bedingte TodesfĂ€lle bis zum Beginn des nĂ€chsten Jahrzehnts um 2,9 Millionen zunehmen könnten.

Forscher am Burnet Institute in Australien haben davor gewarnt, dass die globalen Infektionsraten in die Höhe schnellen könnten, wenn die HIV-Finanzierung weiter gekĂŒrzt wird. Anne Aslett, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin der Elton John AIDS Foundation, sagte: "Wenn die HIV-Finanzierung weiter gekĂŒrzt wird, werden Millionen Menschen krank, und die Gesundheitsbudgets werden einfach nicht mehr mithalten können."

Was bedeutet das fĂŒr die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit?

FĂŒr Deutschland und andere europĂ€ische LĂ€nder, die eng mit den USA in globalen Gesundheitsinitiativen zusammenarbeiten, stellt sich die Frage, wie man auf diese Entwicklung reagieren sollte. Deutsche Gesundheitsexperten wie die Bundeszentrale fĂŒr gesundheitliche AufklĂ€rung betonen seit langem die Bedeutung internationaler Kooperation im Kampf gegen HIV/AIDS.

Deutsche Organisationen könnten nun in die Bresche springen mĂŒssen, um die entstehende LĂŒcke in der internationalen HIV-Forschung und -PrĂ€vention zu fĂŒllen. Die Deutsche AIDS-Hilfe und andere Institutionen haben bereits Bedenken geĂ€ußert, dass die globalen Fortschritte im Kampf gegen HIV/AIDS durch solche politischen Entscheidungen gefĂ€hrdet werden könnten.

Fazit: Ein Weckruf fĂŒr internationales Engagement

Die Entwicklungen in den USA sollten als Weckruf fĂŒr Deutschland und andere LĂ€nder dienen, ihr Engagement fĂŒr HIV-PrĂ€vention und -Forschung zu verstĂ€rken. Der deutsche Ansatz, der auf Integration, Antidiskriminierung und wissenschaftsbasierter Politik beruht, könnte als Modell fĂŒr andere LĂ€nder dienen, die mit Ă€hnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.

WĂ€hrend die USA unter RFK Jr. möglicherweise einen RĂŒckschritt in der HIV-Politik erleben, hat Deutschland die Chance, seine fĂŒhrende Rolle in diesem Bereich weiter auszubauen und sicherzustellen, dass die jahrzehntelangen Fortschritte im Kampf gegen HIV/AIDS nicht verloren gehen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die internationale Gemeinschaft in der Lage ist, die durch die US-Politik entstehenden LĂŒcken zu fĂŒllen.


SolidaritÀt aus der EU: Deutsche und europÀische Politiker wollen trotz Verbots nach Budapest zum CSD reisen

In einem bemerkenswerten Akt der internationalen SolidaritĂ€t haben mehrere EU-Abgeordnete angekĂŒndigt, trotz des kĂŒrzlich erlassenen Verbots an der diesjĂ€hrigen Pride-Parade in Budapest teilnehmen zu wollen. Die ursprĂŒngliche Meldung wurde von queer.de veröffentlicht und zeigt, wie der Kampf um LGBTQ+-Rechte in Ungarn zunehmend zu einem europĂ€ischen Anliegen wird.

EU-Abgeordnete kĂŒndigen Teilnahme an

"Ich freue mich darauf, nach Budapest zu fahren", erklÀrte der luxemburgische EU-Abgeordnete Marc Angel, Co-Vorsitzender der LGBTIQ* Intergroup im EuropÀischen Parlament, die mehr als 100 Abgeordnete vertritt. Auch Iratxe García, Vorsitzende der sozialdemokratischen S&D-Fraktion, hat ihre Abgeordneten dazu aufgerufen, sich an der CSD-Demonstration in Budapest zu beteiligen.

Terry Reintke, Co-Fraktionsvorsitzende der GrĂŒnen im Europaparlament, plant ebenfalls nach Budapest zu reisen, sollte das Verbot bestehen bleiben. Sie rechnet mit vielen weiteren grĂŒnen Abgeordneten aus dem europĂ€ischen und aus nationalen Parlamenten. Der deutsche FDP-Abgeordnete Moritz Körner, Mitglied der LGBTIQ+-Intergroup, erwĂ€gt ebenfalls eine Teilnahme.

Drakonische Maßnahmen gegen die Pride

Das ungarische Parlament hatte vor zwei Wochen im Eilverfahren einen Gesetzesvorschlag des rechtspopulistischen MinisterprĂ€sidenten Viktor Orban zum Verbot der Pride-Parade gebilligt. VerstĂ¶ĂŸe gegen das Verbot gelten als Ordnungswidrigkeit und können mit Geldbußen von bis zu 200.000 Forint (rund 500 Euro) bestraft werden. Besonders beunruhigend: Die Behörden planen den Einsatz von Gesichtserkennungs-Software, um Teilnehmer*innen zu identifizieren und zu bestrafen.

Die repressive Maßnahme reiht sich ein in eine lange Liste von Angriffen auf die Rechte der LGBTQ+-Community in Ungarn. Bereits 2021 verabschiedete das ungarische Parlament ein Gesetz, das die Darstellung von LGBTIQ*-Inhalten in den Medien einschrĂ€nkt – angeblich zum Schutz von Kindern.

Massenproteste in Ungarn

Die Zivilgesellschaft in Ungarn wehrt sich entschlossen gegen diese EinschrĂ€nkungen. Am vergangenen Dienstag demonstrierten nach AFP-SchĂ€tzungen mehr als 10.000 Menschen in Budapest gegen das CSD-Verbot. Mit ungarischen und Regenbogenflaggen sowie Plakaten mit Aufschriften wie "Genug der LĂŒgen" und "Nieder mit Orban! Wir wollen Demokratie" brachten sie ihren Unmut zum Ausdruck.

Der unabhĂ€ngige Abgeordnete und Protest-Organisator Akos Hadhazy kĂŒndigte an, dass die Proteste "nicht aufhören werden, bis das Gesetz aufgehoben ist". Die Organisator*innen der Budapester Pride-Parade sowie der BĂŒrgermeister der Stadt haben trotz des Verbots angekĂŒndigt, dass der CSD am 28. Juni stattfinden soll.

VerfassungsÀnderung geplant

Im ungarischen Parlament wird bereits die nÀchste Attacke auf die Rechte von queeren Menschen vorbereitet. Eine geplante VerfassungsÀnderung könnte dem CSD-Verbot eine "verfassungsrechtliche Grundlage" verschaffen, warnte der Menschenrechtskommissar des Europarats, Michael O'Flaherty.

Die Regierung von Viktor Orban plant, den Begriff "GeschlechtsidentitĂ€t" durch "geschlechtsspezifische IdentitĂ€t" zu ersetzen – eine subtile, aber bedeutsame Änderung, die O'Flaherty als "unnötig und bedauerlich" bezeichnete und die gegen die von Ungarn ratifizierte EuropĂ€ische Menschenrechtskonvention verstoßen könnte.

SolidaritÀt aus Deutschland

Auch in Deutschland wĂ€chst die UnterstĂŒtzung fĂŒr die ungarische LGBTQ+-Community. Beim CSD MĂŒnchen wurde die Situation in Ungarn thematisiert und zur SolidaritĂ€t aufgerufen. Der CSD Berlin, der am 26. Juli 2025 stattfinden wird, plant ebenfalls SolidaritĂ€tsaktionen mit Vertreter*innen der Budapest Pride.

Die BundestagsprĂ€sidentin BĂ€rbel Bas und der Regierende BĂŒrgermeister von Berlin, Kai Wegner, werden den Berliner CSD eröffnen und dabei vermutlich auch die Lage in Ungarn ansprechen. Deutsche Politiker*innen verschiedener Parteien haben sich besorgt ĂŒber die Entwicklungen geĂ€ußert und ihre UnterstĂŒtzung fĂŒr die queere Community in Ungarn zum Ausdruck gebracht.

EU-Reaktionen gefordert

Die Angriffe auf die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn rufen auch Forderungen nach konkreten Maßnahmen der EuropĂ€ischen Union hervor. Der deutsche GrĂŒnen-Abgeordnete Daniel Freund forderte im EuropĂ€ischen Parlament den Entzug des Stimmrechts Ungarns und die Einstellung von EU-Zahlungen. Die EU-Kommission prĂŒft derzeit, ob das Verbot gegen EU-Recht verstĂ¶ĂŸt.

Die SolidaritÀtsbekundungen und geplante Teilnahme europÀischer Politiker*innen an der Budapester Pride zeigen, dass der Kampf um LGBTQ+-Rechte in Ungarn zu einer gemeinsamen europÀischen Angelegenheit geworden ist. Es bleibt abzuwarten, ob dieser internationale Druck die ungarische Regierung zum Einlenken bewegen kann.

FĂŒr die ungarische LGBTQ+-Community ist die internationale UnterstĂŒtzung ein wichtiges Signal, dass sie in ihrem Kampf fĂŒr Gleichberechtigung und WĂŒrde nicht allein steht. Der 28. Juni könnte zu einem wichtigen Tag fĂŒr die Zukunft der Pride-Bewegung in Ungarn und darĂŒber hinaus werden.


Angriff auf Vielfalt: Deutschland im Kreuzfeuer zwischen Trump und DiversitÀtsprogrammen

Die Trump-Administration erhöht den Druck auf europĂ€ische Unternehmen, ihre DiversitĂ€tsprogramme einzustellen – und nach Frankreich wehrt sich nun auch Spanien gegen diese Einmischung. Wie queer.de berichtet, bezeichnet das spanische Arbeitsministerium die Forderungen der USA als "eklatanten Verstoß gegen die in unserem Land geltende Gesetzgebung".

EuropÀische Front gegen US-Einmischung

Die von Yolanda DĂ­az geleitete Behörde stellt unmissverstĂ€ndlich klar: Spanische Unternehmen mĂŒssen die nationalen Verordnungen zur Gleichstellung und zum Schutz der Vielfalt strikt einhalten. Eine Umgehung des geltenden Rechtsrahmens, um GeschĂ€fte mit den USA zu betreiben, werde nicht gestattet. Damit schließt sich Spanien der Haltung Frankreichs an, das die US-Intervention bereits als "inakzeptabel" zurĂŒckgewiesen hatte.

Nach verschiedenen Medienberichten wurden Briefe der US-Botschaften an Unternehmen in mehreren EU-LÀndern verschickt, die von ihnen verlangen, keine Gleichstellungs- und DiversitÀtspolitik mehr zu betreiben, wenn sie mit den USA zusammenarbeiten wollen. Die französische Zeitung "Le Figaro" veröffentlichte einen solchen Brief.

Deutsche Unternehmen im Spannungsfeld

Obwohl das Bundeswirtschaftsministerium mitteilt, dass entsprechende Schreiben an deutsche Unternehmen nicht bekannt seien, befinden sich auch deutsche Konzerne mit starker US-PrĂ€senz in einer schwierigen Lage. Wie der Deutschlandfunk berichtet, prĂŒfen viele deutsche Unternehmen die rechtlichen Konsequenzen der US-Forderungen.

Einige Firmen haben bereits reagiert: So haben nach Recherchen deutscher Medien mehrere Unternehmen wie Aldi SĂŒd ihre Bekenntnisse zu DiversitĂ€t von ihren US-Websites entfernt. Andere Konzerne setzen ihre Teilnahme an Umfragen zur LGBTQ+-Integration am Arbeitsplatz aus, um nicht in das Visier der Trump-Administration zu geraten.

DEI-Programme unter Beschuss

Im Zentrum der Kontroverse stehen die sogenannten DEI-Programme (DiversitĂ€t, Gleichstellung, Inklusion). Diese zielen darauf ab, systembedingte Hindernisse fĂŒr den Aufstieg von historisch benachteiligten Gruppen abzubauen – darunter auch LGBTQ+-Personen. Donald Trump hat als PrĂ€sident ein Dekret erlassen, das Bundesbehörden anweist, ihre DEI-Programme als "diskriminierend und illegal" einzustellen.

Trump und seine UnterstĂŒtzer argumentieren, dass diese Programme weiße Menschen, insbesondere MĂ€nner, diskriminieren wĂŒrden. Kritiker hingegen sehen in diesem Vorgehen einen gefĂ€hrlichen RĂŒckschritt fĂŒr die Rechte marginalisierter Gruppen.

Kulturelle Unterschiede in der DiversitÀtspolitik

Deutschland und andere europÀische LÀnder haben ein anderes VerstÀndnis von DiversitÀt und Gleichstellung als die USA. WÀhrend in Europa DiversitÀtsprogramme oft gesetzlich verankert und als gesellschaftlicher Fortschritt betrachtet werden, hat sich in den USA unter konservativen KrÀften eine Gegenbewegung formiert, die solche Initiativen als "Wokeness" ablehnt.

Laut einem Bericht des Manager Magazins mĂŒssen deutsche Unternehmen nun einen Balanceakt vollfĂŒhren: Einerseits wollen sie ihre Werte verteidigen und gesetzliche Vorgaben in Deutschland erfĂŒllen, andererseits können sie es sich nicht leisten, den Zugang zum wichtigen US-Markt zu verlieren.

LGBTQ+-Community besonders betroffen

FĂŒr die LGBTQ+-Community ist diese Entwicklung besonders besorgniserregend. DiversitĂ€tsprogramme haben in den vergangenen Jahren erheblich zur Verbesserung der Situation von LGBTQ+-Personen am Arbeitsplatz beigetragen. Einige Unternehmen, darunter auch die Lufthansa, hatten Zeichen gesetzt, indem sie beispielsweise Flugzeuge in Regenbogenfarben lackierten.

Interessanterweise verhalten sich deutsche Unternehmen unterschiedlich in dieser Krise. WĂ€hrend einige an ihren DiversitĂ€tsprogrammen festhalten und ihre Verpflichtung zu Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt betonen, ziehen es andere vor, sich nicht öffentlich zu Ă€ußern, um nicht in Konflikt mit der US-Regierung zu geraten.

Zukunftsaussichten fĂŒr DiversitĂ€t in Unternehmen

Die Auswirkungen dieses Konflikts zwischen der europĂ€ischen Haltung zur DiversitĂ€t und den Forderungen der USA könnten weitreichend sein. Der Druck aus den USA hat bereits dazu gefĂŒhrt, dass viele US-Konzerne ihre DEI-Programme zurĂŒckfahren und Entlassungen in entsprechenden Positionen vornehmen.

FĂŒr die Zukunft stellt sich die Frage, ob europĂ€ische und insbesondere deutsche Unternehmen dem Druck standhalten und ihre Werte verteidigen können, ohne wirtschaftliche Nachteile zu erleiden. Die klare Positionierung Spaniens und Frankreichs könnte anderen europĂ€ischen LĂ€ndern als Vorbild dienen und zu einer gemeinsamen europĂ€ischen Haltung gegen die US-Einmischung fĂŒhren.

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland bleibt zu hoffen, dass die Errungenschaften im Bereich der betrieblichen Vielfalt und Inklusion nicht durch geopolitische Spannungen gefĂ€hrdet werden. Der Einsatz fĂŒr eine diverse und inklusive Arbeitswelt bleibt ein wichtiger Bestandteil des Kampfes fĂŒr LGBTQ+-Rechte – sowohl in Deutschland als auch international.


"Transphobisches Kleinkind" in britischem Kindergarten suspendiert? Die HintergrĂŒnde der umstrittenen Schlagzeile und die Situation in Deutschland

Der britische Telegraph berichtete Anfang April ĂŒber einen außergewöhnlichen Fall: Ein Kleinkind im Alter von drei oder vier Jahren soll in Großbritannien vom Kindergarten suspendiert worden sein - angeblich wegen "transphobischen Verhaltens". Die Schlagzeile löste eine heftige Kontroverse aus und wurde von rechtskonservativen Medien schnell aufgegriffen. Doch wie so oft steckt hinter der reißerischen Überschrift eine komplexere RealitĂ€t.

Was wirklich hinter der Schlagzeile steckt

Der umstrittene Bericht des Telegraph, der am 31. MĂ€rz veröffentlicht wurde, berief sich auf Daten, die ĂŒber eine Anfrage nach dem Freedom of Information Act (Informationsfreiheitsgesetz) eingeholt wurden. Demnach soll ein Kind im Vorschulalter wĂ€hrend des Schuljahres 2022-23 wegen "Missbrauchs gegen sexuelle Orientierung und GeschlechtsidentitĂ€t" suspendiert worden sein.

Der Bericht wurde schnell von anderen rechtsgerichteten Medien wie GB News, Fox News und der Daily Mail aufgegriffen. Die Autorin J.K. Rowling, bekannt fĂŒr ihre kritische Haltung gegenĂŒber Transgender-Rechten, bezeichnete den Vorfall in den sozialen Medien sogar als "totalitĂ€ren Wahnsinn".

Doch was an der Berichterstattung auffĂ€llt: Sie enthĂ€lt kaum konkrete Details zum tatsĂ€chlichen Vorfall. Weder die betroffene Bildungseinrichtung wird genannt, noch werden die genauen UmstĂ€nde erlĂ€utert, die zur Suspendierung gefĂŒhrt haben. Das Portal PinkNews weist darauf hin, dass die Berichterstattung "versĂ€umt, klare Details ĂŒber den Vorfall oder Beweise dafĂŒr zu liefern, dass Transphobie allein der Grund fĂŒr die Entfernung des Kindes war".

Trotz der dĂŒnnen Faktenlage wurden in dem Telegraph-Artikel Stimmen wie die von Helen Joyce, Beraterin der Organisation Sex Matters, zitiert, die die "Extreme der Gender-Ideologie" fĂŒr den angeblichen Vorfall verantwortlich machte - ohne den tatsĂ€chlichen Sachverhalt zu kennen.

Offizieller Kontext in Großbritannien

Die britische Regierung weist in ihren Richtlinien fĂŒr Schulen darauf hin, dass Suspendierungen und dauerhafte AusschlĂŒsse nur in den "schwerwiegendsten FĂ€llen" eingesetzt werden sollten. Die Entscheidungen darĂŒber hĂ€ngen von den individuellen Richtlinien jeder Schule ab sowie von den konkreten Fakten des jeweiligen Falls - beides Details, die in der Telegraph-Berichterstattung fehlen.

Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer distanzierte sich von dem angeblichen Vorfall und betonte: "Offensichtlich wĂŒrde der Premierminister solche Maßnahmen nicht unterstĂŒtzen." Weiter fĂŒhrte er aus: "SchĂŒler und Mitarbeiter sollten niemals Missbrauch ausgesetzt sein, aber jede Maßnahme zur BekĂ€mpfung von Verhalten sollte auch verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig sein."

Interessanterweise zeigen die offiziellen Daten des britischen Bildungsministeriums, dass von den 787.221 SchĂŒlern, die im Schuljahr 2022-23 suspendiert wurden, nur 178 wegen homophobem oder transphobem Verhalten vom Unterricht ausgeschlossen wurden - was die Seltenheit solcher FĂ€lle unterstreicht.

Die Situation in Deutschland

Auch in Deutschland ist der Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Bildungssystem ein viel diskutiertes Thema. Anders als in Großbritannien sind uns jedoch keine vergleichbaren FĂ€lle von Suspendierungen so junger Kinder wegen angeblich transphobem Verhalten bekannt.

Studien zeigen jedoch, dass Transgender-Personen in deutschen Schulen ĂŒberdurchschnittlich oft Diskriminierung erfahren. Laut LSVD-Untersuchungen erlebt ein erheblicher Prozentsatz von LSBTIQ*-Personen in Deutschland Diskriminierung im schulischen Kontext. Eine Umfrage zeigt, dass fast alle LehrkrĂ€fte Homo- und Transphobie an der Schule mitbekommen, und 59% der LehrkrĂ€fte berichten ĂŒber feindseliges Verhalten gegenĂŒber SchĂŒlern, die queer sind oder dafĂŒr gehalten werden.

Anders als der britische Fall suggeriert, zeigen Studien allerdings, dass es in Deutschland eher an UnterstĂŒtzung fĂŒr transgender Kinder und Jugendliche mangelt als an Sanktionen gegen diskriminierendes Verhalten. Just Like Us, eine LGBTQ+ WohltĂ€tigkeitsorganisation, stellte in einer Untersuchung fest, dass transgender SchĂŒler:innen fĂŒnfmal hĂ€ufiger tĂ€glich gemobbt werden als ihre cisgender MitschĂŒler:innen.

Herausforderungen im deutschen Bildungssystem

In Deutschland bestehen fĂŒr den Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt im Bildungssystem mehrere Herausforderungen:

  • Viele LehrkrĂ€fte fĂŒhlen sich nicht ausreichend kompetent im Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt
  • Abwertende Sprache und diskriminierende Bezeichnungen wie die pejorative Verwendung des Wortes "schwul" sind an vielen Schulen noch immer verbreitet
  • Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den BundeslĂ€ndern, was die Integration von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in LehrplĂ€ne betrifft
  • Transgender-Jugendliche, die in der Schule Ablehnung erfahren, haben ein höheres Risiko fĂŒr psychische Belastungen, einschließlich Suizidgedanken

Positive AnsÀtze in Deutschland

Trotz der Herausforderungen gibt es in Deutschland auch positive Entwicklungen. Programme wie "Schule der Vielfalt" setzen sich aktiv fĂŒr den Abbau von Homo- und Transphobie ein und fördern Akzeptanz von unterschiedlichen Lebensweisen an Schulen.

Einige BundeslÀnder haben bereits klare Vorgaben zur Integration von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Schulunterricht etabliert. Schulische Sexualerziehung soll explizit einen Beitrag zum Abbau von Homo- und Transphobie leisten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) empfiehlt Schulen konkrete Maßnahmen wie:

  • Lernende mit den von ihnen bevorzugten Vornamen und Pronomen ansprechen, ohne dass dafĂŒr eine offizielle Bescheinigung nötig ist
  • Zugang zu Toiletten und UmkleiderĂ€umen ermöglichen, die der GeschlechtsidentitĂ€t des Kindes entsprechen
  • Teilnahme am Sportunterricht und an sportlichen AktivitĂ€ten entsprechend der GeschlechtsidentitĂ€t erlauben
  • Bewertung von Leistungen ohne Benachteiligung von Transgender-SchĂŒler:innen sicherstellen

Fazit: Differenzierter Blick statt Sensationsschlagzeilen

Der Fall des angeblich "transphobischen Kleinkinds" aus Großbritannien zeigt, wie schnell aus unvollstĂ€ndigen Informationen polarisierende Schlagzeilen werden können. Ohne die konkreten UmstĂ€nde zu kennen, wurden vorschnell ideologische Schlussfolgerungen gezogen.

In Deutschland steht nicht die Sorge um ĂŒbermĂ€ĂŸige Sanktionen gegen diskriminierendes Verhalten im Vordergrund, sondern vielmehr der Bedarf an besserer UnterstĂŒtzung fĂŒr LGBTQ+-SchĂŒler:innen und mehr Kompetenzvermittlung fĂŒr LehrkrĂ€fte. The Proud Trust, eine LGBTQ+-Organisation, betont: "Alle Schulen haben sowohl eine rechtliche als auch eine moralische Verantwortung, dafĂŒr zu sorgen, dass sich transgender SchĂŒler:innen gleichermaßen willkommen, integriert und sicher fĂŒhlen und die gleiche Möglichkeit haben, ihr volles Potenzial zu entfalten wie alle anderen."

Statt medialer Empörung braucht es einen sachlichen, auf Fakten basierenden Dialog ĂŒber den angemessenen Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt in Bildungseinrichtungen - zum Wohle aller Kinder und Jugendlichen, unabhĂ€ngig von ihrer GeschlechtsidentitĂ€t.


Millionen intime Bilder aus queeren Dating-Apps ungeschĂŒtzt im Netz: Ein alarmierendes Datenschutzproblem

Ein schwerwiegender Datenschutzverstoß erschĂŒttert die Online-Dating-Welt: Wie das litauische Portal Cybernews aufdeckte, sind fast 1,5 Millionen private Nutzerfotos von mehreren LGBTQ+-Dating-Apps des Entwicklers M.A.D. Mobile praktisch ungeschĂŒtzt im Internet verfĂŒgbar. Die ursprĂŒngliche Meldung stammt von queer.de und wirft ein Schlaglicht auf die anhaltenden Datenschutzprobleme bei Dating-Apps.

Die betroffenen Apps und das Ausmaß des Datenlecks

Zu den betroffenen Anwendungen gehören die Kink-Plattform "BDSM People", die Luxus-Dating-App "Chica" sowie die auf queere Communities ausgerichteten Apps "Pink" (lesbisch), "Brish" (schwul) und "Translove" (fĂŒr geschlechtliche Minderheiten). Laut BBC werden diese Dienste von geschĂ€tzt 800.000 bis 900.000 Menschen weltweit genutzt.

Besonders beunruhigend: Die öffentlich einsehbaren Bilder stammen nicht nur aus öffentlichen Profilen, sondern auch aus privaten Direktnachrichten. Zudem waren Profilfotos, Bilder zur Profilverifizierung und sogar wegen RegelverstĂ¶ĂŸen entfernte Aufnahmen zugĂ€nglich. FĂŒr die Nutzer:innen dieser Apps bedeutet dies ein erhebliches Risiko fĂŒr ihre PrivatsphĂ€re und persönliche Sicherheit.

Mögliche Konsequenzen fĂŒr die Betroffenen

Die Folgen eines solchen Datenlecks können gravierend sein. Cybernews warnt vor verschiedenen Szenarien: Unbefugte könnten Zugriff auf Profile erhalten, die Bilder könnten fĂŒr Erpressungsversuche missbraucht werden oder das Ansehen der betroffenen Personen schĂ€digen. In Deutschland könnte dies unter anderem arbeitsrechtliche Konsequenzen haben oder zu sozialer Ausgrenzung fĂŒhren.

Besonders alarmierend ist die Gefahr fĂŒr LGBTQ+-Personen, die in LĂ€ndern mit queerfeindlichen Gesetzen leben. In zahlreichen Staaten weltweit ist HomosexualitĂ€t nach wie vor strafbar, in einigen sogar mit der Todesstrafe bedroht. Die ungeschĂŒtzte Veröffentlichung intimer Bilder könnte fĂŒr diese Menschen lebensbedrohliche Konsequenzen haben.

Verzögerte Reaktion des Unternehmens

Noch problematischer erscheint die Tatsache, dass M.A.D. Mobile bereits seit dem 20. Januar von dem Datenleck wusste, aber erst letzte Woche darauf reagierte. Ein Unternehmenssprecher erklÀrte, man arbeite an einer Lösung des Problems durch ein Update. Warum die Firma wochenlang untÀtig blieb, wurde nicht erklÀrt. Auch bleibt unklar, ob in der Zwischenzeit Dritte Zugriff auf die Daten erlangt haben.

Datenschutz bei Dating-Apps: Ein anhaltendes Problem

Dieser Fall reiht sich ein in eine lange Liste von DatenschutzverstĂ¶ĂŸen bei Dating-Apps. In Deutschland haben Stiftung Warentest und andere Verbraucherschutzorganisationen wiederholt vor den Datenschutzrisiken bei Dating-Anwendungen gewarnt. Besonders Apps wie Grindr standen immer wieder in der Kritik. Die Plattform wurde 2021 in Norwegen zu einer Geldstrafe von 5,7 Millionen Euro verurteilt – wegen VerstĂ¶ĂŸen gegen die europĂ€ische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Laut Datenschutzexperte.de sollten Nutzer:innen von Dating-Apps die Datenschutzbestimmungen sorgfĂ€ltig prĂŒfen und sich bewusst machen, welche Daten sie preisgeben. Experten empfehlen, persönliche Informationen zu minimieren, Standortfreigaben einzuschrĂ€nken und bei der Auswahl von Profilbildern vorsichtig zu sein.

Rechtliche Situation in Deutschland

In Deutschland bieten die DSGVO und das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) einen rechtlichen Rahmen zum Schutz persönlicher Daten. Diese Gesetze geben Nutzer:innen das Recht auf Auskunft, Berichtigung, Löschung und EinschrĂ€nkung der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten. Bei VerstĂ¶ĂŸen können Betroffene Beschwerde bei den zustĂ€ndigen Datenschutzbehörden einlegen.

Der aktuelle Fall könnte weitreichende rechtliche Konsequenzen fĂŒr M.A.D. Mobile haben. GemĂ€ĂŸ der DSGVO können VerstĂ¶ĂŸe mit Bußgeldern von bis zu 4% des weltweiten Jahresumsatzes oder 20 Millionen Euro geahndet werden – je nachdem, welcher Betrag höher ist.

Schutzmaßnahmen fĂŒr Nutzer:innen

FĂŒr Nutzer:innen von Dating-Apps – insbesondere solchen, die sich an die LGBTQ+-Community richten – empfehlen Experten verschiedene Schutzmaßnahmen:

  • Verzicht auf erkennbare Gesichtsbilder in öffentlichen Profilen
  • Keine Weitergabe intimer Fotos ĂŒber Dating-Plattformen
  • Verwendung von Pseudonymen statt Klarnamen
  • RegelmĂ€ĂŸige ÜberprĂŒfung der PrivatsphĂ€re-Einstellungen
  • Nutzung von Apps mit End-zu-End-VerschlĂŒsselung fĂŒr sensible Kommunikation
  • Vorsicht bei der Preisgabe persönlicher Informationen wie Wohnort oder Arbeitsplatz

Dieser aktuelle Fall unterstreicht einmal mehr die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit persönlichen Daten im digitalen Raum – besonders fĂŒr Mitglieder der LGBTQ+-Community, die in vielen Kontexten nach wie vor mit Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert sind. Dating-App-Anbieter stehen in der Pflicht, die PrivatsphĂ€re ihrer Nutzer:innen konsequent zu schĂŒtzen und Datensicherheit zur obersten PrioritĂ€t zu machen.


GefĂ€hrliches Online-Dating: Acht Jugendliche in Malta bekennen sich schuldig im Fall von Dating-App-Attacke – Parallelen in Deutschland

Acht Jugendliche in Malta haben sich schuldig bekannt, einen 18-JĂ€hrigen angegriffen zu haben, den sie ĂŒber eine Dating-App aufgrund seiner vermeintlichen sexuellen Orientierung in eine Falle gelockt hatten. Die ursprĂŒngliche Nachricht wurde von PinkNews veröffentlicht. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf ein weltweites Problem, das auch in Deutschland zunehmend Besorgnis erregt.

Die Gruppe im Alter zwischen 15 und 17 Jahren – sieben Jungen und ein MĂ€dchen – bekannte sich am Sonntag (30. MĂ€rz) schuldig zu schweren Körperverletzungen, schwerem Diebstahl und illegaler Freiheitsberaubung, verschĂ€rft durch Hass gegen die Person aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.

Das Opfer wurde ĂŒber eine Dating-App zu einem verlassenen Hotel in der NĂ€he des Red Tower in Mellieħa gelockt, wo die Jugendlichen ihn schlugen und sein Handy stahlen. Die TĂ€ter wurden gegen Kaution freigelassen, unter der Bedingung, sich dreimal wöchentlich bei der Polizei zu melden und zwischen 20:30 Uhr und 6:00 Uhr zu Hause zu bleiben.

Auch in Deutschland ein wachsendes Problem

Solche VorfĂ€lle sind leider kein Einzelfall – auch in Deutschland nehmen Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen zu. Laut offiziellen Statistiken wurden 2022 ĂŒber 1000 FĂ€lle von HasskriminalitĂ€t im Zusammenhang mit sexueller Orientierung und ĂŒber 400 FĂ€lle im Zusammenhang mit Geschlechtervielfalt registriert. Besonders alarmierend ist die Situation in Berlin, wo die Zahl der von der Polizei erfassten queerfeindlichen Straftaten im Jahr 2023 auf einen Höchststand von 588 FĂ€llen stieg, wie das Berliner Monitoring fĂŒr queerfeindliche Gewalt berichtet.

Besonders Dating-Apps werden immer wieder fĂŒr solche Angriffe missbraucht. "Wir sehen eine besorgniserregende Zunahme von FĂ€llen, in denen LGBTQ+-Personen ĂŒber Dating-Plattformen in gefĂ€hrliche Situationen gelockt werden", erklĂ€rt Bastian Finke vom Berliner Anti-Gewalt-Projekt MANEO gegenĂŒber Pride.Direct. "Die TĂ€ter nutzen gezielt die Verletzlichkeit von Menschen aus, die aufgrund gesellschaftlicher Stigmatisierung oft diskrete Treffen suchen."

Globales PhÀnomen mit lokalen Auswirkungen

Der Fall aus Malta reiht sich in eine beunruhigende weltweite Serie Ă€hnlicher VorfĂ€lle ein. In Indien nutzte eine Bande Grindr, um bis zu 20 queere Opfer anzugreifen und auszurauben. In Schottland wurde ein pensionierter Lehrer ĂŒber Gay-Dating-Apps kontaktiert und spĂ€ter getötet. In SĂŒdafrika gab es einen Anstieg von EntfĂŒhrungen und Erpressungen ĂŒber Dating-Apps.

In LĂ€ndern des Nahen Ostens und Nordafrikas werden LGBTQ+-Personen sogar von SicherheitskrĂ€ften ĂŒber Dating-Apps ausspioniert, was zu Verhaftungen und Misshandlungen fĂŒhrt, wie Middle East Eye berichtet.

Maßnahmen in Deutschland

Die Bundesregierung hat als Reaktion auf die steigende Zahl queerfeindlicher Übergriffe angekĂŒndigt, einen nationalen Aktionsplan fĂŒr die Akzeptanz und den Schutz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu erstellen. Dies geschieht parallel zur LGBTIQ-Gleichstellungsstrategie 2020-2025 der EuropĂ€ischen Kommission.

In Berlin konzentriert sich die Polizei verstĂ€rkt auf queerfeindliche HasskriminalitĂ€t, um das Bewusstsein zu schĂ€rfen und die Verfolgung solcher Straftaten zu verbessern. Zudem bieten Organisationen wie die Berliner Beratungsstelle fĂŒr LGBTQ+-Opfer von Gewalt spezialisierte UnterstĂŒtzung an.

Sicherheitstipps fĂŒr Dating-App-Nutzer:innen

Um sich bei der Nutzung von Dating-Apps zu schĂŒtzen, empfehlen Expert:innen folgende Maßnahmen:

  • ÜberprĂŒfen Sie Profile sorgfĂ€ltig – fĂŒhren Sie bei Zweifeln eine umgekehrte Bildersuche durch oder bitten Sie um ein aktuelles Selfie
  • Seien Sie zurĂŒckhaltend mit persönlichen Informationen und vermeiden Sie es, genaue Wohnorte preiszugeben
  • Informieren Sie Freund:innen ĂŒber geplante Treffen – teilen Sie Standort und Kontaktdaten der Person mit
  • Treffen Sie sich zunĂ€chst an belebten öffentlichen Orten
  • Nutzen Sie ein VPN, um Ihre Daten zu schĂŒtzen, besonders wenn Sie sich in Gebieten mit höherer LGBTQ+-Feindlichkeit aufhalten
  • Melden Sie verdĂ€chtige Profile oder Verhaltensweisen sofort den App-Betreibern
  • Scheuen Sie sich nicht, bei Übergriffen die Polizei einzuschalten und spezialisierte Beratungsstellen zu kontaktieren

"Sicherheit muss immer an erster Stelle stehen", betont Petra Wessely von der MĂŒnchner Aids-Hilfe. "Dating-Apps bieten großartige Möglichkeiten zur Vernetzung innerhalb der Community, aber wir mĂŒssen uns der Risiken bewusst sein und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen."

Der Fall aus Malta verdeutlicht, dass Hassverbrechen gegen die LGBTQ+-Community ein grenzĂŒberschreitendes Problem darstellen, das sowohl gemeinsame internationale Anstrengungen als auch lokale Sensibilisierung und Schutzmaßnahmen erfordert. Die verstĂ€rkten BemĂŒhungen in Deutschland sind ein wichtiger Schritt, doch bleibt noch viel zu tun, um die Sicherheit aller LGBTQ+-Personen zu gewĂ€hrleisten – online wie offline.


RĂŒckschritt fĂŒr LGBTQ+-Rechte: Trinidad und Tobago kriminalisiert HomosexualitĂ€t erneut

Ein Berufungsgericht im karibischen Inselstaat Trinidad und Tobago hat vergangene Woche die 2018 erfolgte Entkriminalisierung von HomosexualitĂ€t zurĂŒckgenommen. Wie der "Daily Express" berichtet, hat das Gericht in der Hauptstadt Port of Spain mit einer 2:1-Mehrheit dem Einspruch der Regierung stattgegeben. Diese Entscheidung markiert einen dramatischen RĂŒckschritt fĂŒr LGBTQ+-Rechte in der Region.

Vom Fortschritt zum RĂŒckschritt

Der aus Trinidad und Tobago stammende queere Aktivist Jason Jones, der mittlerweile in Großbritannien lebt, hatte 2017 gegen die Paragrafen 13 und 16 des Sexualstrafrechts geklagt. Diese aus der britischen Kolonialzeit stammenden Gesetze sahen Haftstrafen von bis zu 25 Jahren fĂŒr gleichgeschlechtlichen Sex oder Analverkehr vor – sowohl fĂŒr homo- als auch fĂŒr heterosexuelle Paare. Im Jahr 2018 errang Jones einen bedeutenden Sieg, als der Verfassungsgerichtshof diese Paragrafen fĂŒr verfassungswidrig erklĂ€rte und damit HomosexualitĂ€t entkriminalisierte.

Die Regierung legte jedoch Berufung ein, und nun hat das Berufungsgericht die frĂŒhere Entscheidung aufgehoben. Als kleines ZugestĂ€ndnis reduzierte die Richter-Mehrheit immerhin das maximale Strafmaß von 25 auf fĂŒnf Jahre Haft – ein schwacher Trost fĂŒr die betroffene Community.

Kritik an religiös motivierter Rechtsprechung

Jason Jones zeigte sich ĂŒber das Urteil zutiefst entsetzt. In einem emotionalen Facebook-Post beschuldigte der 60-JĂ€hrige die Richter Nolan Bereaux und Richterin Charmaine Pemberton, die fĂŒr die Rekriminalisierung gestimmt hatten, "die Bibel wichtiger zu nehmen als ihre Pflicht, die Rechte ALLER BĂŒrger zu schĂŒtzen". Mit ihrer Entscheidung hĂ€tten sie "eine Welle von homophobem Hass losgetreten". Jones kĂŒndigte an, den Kampf fortzusetzen: "Ihr habt es vielleicht geschafft, mich mit euren Worten zum Weinen zu bringen, aber diese werden mich nicht brechen. DER KAMPF GEHT WEITER."

Rechtlicher Weg noch nicht ausgeschöpft

Jones hat bereits angekĂŒndigt, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Als letzte Instanz fungiert das sogenannte "Judicial Committee of the Privy Council", ein Gericht fĂŒr Staaten, die dem postkolonialen britischen Commonwealth angehören. Allerdings gibt es wenig Grund zur Hoffnung: Dieses in London ansĂ€ssige Appellationsgericht entschied 2022 gegen LGBTQ+-Rechte, indem es das Eheverbot fĂŒr schwule und lesbische Paare auf Bermuda und den Caymaninseln fĂŒr rechtmĂ€ĂŸig erklĂ€rte.

LGBTQ+-Rechte in der Karibik – ein gemischtes Bild

Die Situation fĂŒr LGBTQ+-Personen in der Karibik bleibt herausfordernd. Mehrere karibische Staaten, darunter Jamaika, Dominica, Grenada, St. Lucia sowie St. Vincent und die Grenadinen, haben nach wie vor Gesetze, die gleichgeschlechtliche Beziehungen kriminalisieren, wie Human Rights Watch dokumentiert.

In den letzten Jahren gab es jedoch auch einige Fortschritte in der Region. So entschied beispielsweise das Oberste Gericht von Barbados 2023, dass bestimmte Gesetze, die gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen kriminalisierten, verfassungswidrig sind. Der RĂŒckschritt in Trinidad und Tobago ist daher besonders besorgniserregend, da er einen bereits gewonnenen Fortschritt wieder zunichtemacht.

Kontrastbild Deutschland

WĂ€hrend in Trinidad und Tobago HomosexualitĂ€t wieder unter Strafe gestellt wird, genießen LGBTQ+-Personen in Deutschland weitreichende rechtliche Absicherung. Seit der EinfĂŒhrung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Jahr 2017 haben gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland nahezu die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare, einschließlich des Adoptionsrechts. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet zudem Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung.

Doch trotz der rechtlichen Fortschritte in Deutschland und einigen anderen LĂ€ndern weltweit mahnt der Fall Trinidad und Tobago, dass erkĂ€mpfte LGBTQ+-Rechte nicht als selbstverstĂ€ndlich angesehen werden können. Die Entscheidung des Berufungsgerichts zeigt, dass Fortschritte in der Gleichstellung auch wieder rĂŒckgĂ€ngig gemacht werden können – eine Warnung, die auch fĂŒr die hiesige Community von Bedeutung ist.

Aktivisten wie Jason Jones setzen ihren Kampf fĂŒr Gleichberechtigung fort, trotz der aktuellen RĂŒckschlĂ€ge. Sie erinnern uns daran, dass der Einsatz fĂŒr LGBTQ+-Rechte ein fortwĂ€hrender Prozess ist, der unermĂŒdliches Engagement erfordert – in Trinidad und Tobago ebenso wie weltweit.


Freiheit um jeden Preis: Tennisspielerin Daria Kasatkina wechselt wegen ihrer HomosexualitÀt nach Australien

Die russische Tennisspielerin Daria Kasatkina hat bestĂ€tigt, dass sie aufgrund ihrer HomosexualitĂ€t und ihrer kritischen Haltung zum Ukraine-Krieg keine andere Wahl hatte, als ihre StaatsbĂŒrgerschaft zu wechseln. Wie auf PinkNews berichtet wird, erhielt die 27-jĂ€hrige Weltranglisten-12. im MĂ€rz die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Australien und vertritt nun offiziell das Land bei Turnieren.

„Ich hatte keine andere Wahl"

„Mit allem, was in meinem frĂŒheren Land vor sich geht, hatte ich nicht viel Wahl", erklĂ€rte Kasatkina am Montag vor dem Charleston Open gegenĂŒber Journalisten. „FĂŒr mich als offen homosexuelle Frau, wenn ich ich selbst sein will, musste ich diesen Schritt machen, und das habe ich getan."

Kasatkina, die seit 2022 in einer Beziehung mit der russischen EiskunstlĂ€uferin Natalia Zabiiako lebt, hat Russland seit zweieinhalb Jahren nicht mehr besucht. Ihr Coming-out und ihre Kritik am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine machten eine RĂŒckkehr praktisch unmöglich.

LGBTQ+ Rechte in Russland: Eine bedrohliche Lage

In den letzten Jahren hat Russland die Rechte von LGBTQ+-Personen drastisch eingeschrĂ€nkt. Die russische Regierung hat die LGBTQ+-Bewegung als „extremistisch" eingestuft, was strafrechtliche Verfolgung ermöglicht. Das sogenannte „Propaganda-Gesetz" fĂŒhrte bereits zur Inhaftierung von Barbetreibern, der Festnahme von ĂŒber 50 Clubbesuchern und sogar zum UniversitĂ€tsausschluss eines schwulen Studenten wegen Make-up-Videos.

Auch kritische Äußerungen zum Ukraine-Krieg werden hart bestraft, mit Geldstrafen und GefĂ€ngnisstrafen fĂŒr Antikriegsaktivisten. In diesem repressiven Umfeld sah Kasatkina keine Zukunft fĂŒr sich.

Parallelen zu deutschen LGBTQ+-Sportlern

Auch in Deutschland haben Sportlerinnen und Sportler mit Diskriminierung zu kĂ€mpfen, obwohl die rechtliche Situation deutlich besser ist. Deutschland gilt mit 87% Akzeptanz fĂŒr HomosexualitĂ€t in der Bevölkerung als eines der LGBTQ+-freundlichsten LĂ€nder der Welt – noch vor Australien mit 79%, wie Umfragen zeigen.

Der deutsche Fußballprofi Thomas Hitzlsperger wagte sein Coming-out allerdings erst nach seiner aktiven Karriere, und bis heute gibt es keinen offen homosexuellen aktiven Spieler in der MĂ€nner-Bundesliga. Im Tennis hingegen gibt es mit Spielerinnen wie AmĂ©lie Mauresmo, die schon 1999 ihr Coming-out hatte, eine lĂ€ngere Tradition der Offenheit.

Ein neues Kapitel in Australien

FĂŒr Kasatkina beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. „Australien ist ein Ort, den ich liebe, der unglaublich einladend ist und an dem ich mich absolut zu Hause fĂŒhle", erklĂ€rte sie in ihrem Statement. „Ich freue mich darauf, mein Zuhause in Melbourne aufzubauen."

Tennis Australia begrĂŒĂŸte die Spielerin offiziell: „Tennis Australia heißt Daria, die derzeit auf Platz 12 der Weltrangliste steht, herzlich in der australischen Tennisfamilie willkommen. Mit sofortiger Wirkung wird Daria als Australierin antreten, und wir wĂŒnschen ihr alles Gute fĂŒr ihre kommenden Turniere."

Die globale Dimension von LGBTQ+-Rechten

Kasatkinas Geschichte verdeutlicht die dramatischen Unterschiede bei LGBTQ+-Rechten weltweit. WĂ€hrend in Deutschland und anderen westlichen LĂ€ndern die gleichgeschlechtliche Ehe legal ist und Diskriminierungsschutz besteht, werden in Russland und vielen anderen LĂ€ndern grundlegende Menschenrechte fĂŒr LGBTQ+-Personen eingeschrĂ€nkt.

Der LGBTQI+ Travel Safety Index und andere Vergleichsindizes zeigen die enormen globalen Unterschiede auf. Diese RealitĂ€t zwingt viele LGBTQ+-Personen dazu, ihre Heimat zu verlassen – selbst erfolgreiche Sportlerinnen wie Daria Kasatkina.

Ihr Schritt erinnert daran, dass der Kampf fĂŒr LGBTQ+-Rechte global gefĂŒhrt werden muss und dass Zufluchtsorte wie Deutschland und Australien eine wichtige Rolle spielen, um Schutz und Freiheit zu bieten. FĂŒr Kasatkina beginnt nun ein neues Kapitel – eines, in dem sie sowohl ihre sportliche Karriere fortsetzen als auch offen und frei leben kann.


Jordan Bardella und die deutsche AfD: Eine beunruhigende Parallele fĂŒr LGBTQ+-Rechte in Europa

Jordan Bardella, der junge Vorsitzende des französischen Rassemblement National (RN), könnte nach der Verurteilung von Marine Le Pen zum HoffnungstrĂ€ger der französischen Rechten bei den PrĂ€sidentschaftswahlen 2027 werden. Wie der Originalartikel von PinkNews berichtet, wurde Le Pen am 31. MĂ€rz wegen Veruntreuung von EU-Geldern zu einer Haftstrafe verurteilt und fĂŒr fĂŒnf Jahre von politischen Ämtern ausgeschlossen. Diese Entwicklung rĂŒckt den 29-jĂ€hrigen Bardella, ihren politischen Ziehsohn, ins Rampenlicht - mit möglicherweise weitreichenden Folgen fĂŒr LGBTQ+-Rechte in Frankreich, die auch fĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community ein warnendes Signal darstellen könnten.

Bardellas Haltung zu LGBTQ+-Rechten

Bardella versucht, ein moderateres Bild des RN zu zeichnen, indem er erklĂ€rt hat, dass er die gleichgeschlechtliche Ehe nicht abschaffen wĂŒrde, da diese Debatte "abgeschlossen" sei. Dennoch bleibt er bei vielen anderen Themen auf der harten Linie seiner Partei: Er hat sich persönlich gegen Leihmutterschaft (in Frankreich "GPA" genannt) ausgesprochen und diese als "Kommodifizierung des Körpers und der BĂ€uche von Frauen" bezeichnet. 2019 positionierte er sich zudem klar gegen die In-vitro-Fertilisation (IVF) fĂŒr lesbische Paare mit der BegrĂŒndung: "Es gibt kein Recht auf Kinder. Kinder haben ein Recht auf einen Vater und eine Mutter, und dieses Gesetz schafft Kinder ohne VĂ€ter."

Diese Positionen spiegeln die traditionelle Haltung des RN wider, der historisch gegen progressive LGBTQ+-Rechte gestimmt hat - sowohl im französischen Parlament als auch auf EU-Ebene. Obwohl der RN unter Marine Le Pen und nun unter Bardella versucht hat, sein Image zu modernisieren, indem er einzelne homosexuelle Mitglieder aufgenommen und erklĂ€rt hat, gegen Homophobie zu sein, bleibt die grundsĂ€tzliche Ausrichtung der Partei problematisch fĂŒr LGBTQ+-Rechte.

Parallelen zur AfD in Deutschland

Die Situation in Frankreich weist beunruhigende Parallelen zur Entwicklung in Deutschland auf, wo die Alternative fĂŒr Deutschland (AfD) Ă€hnliche Positionen vertritt. Die AfD lehnt die gleichgeschlechtliche Ehe und Adoption ebenso ab wie das kĂŒrzlich verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz fĂŒr transgender Personen. Wie The Independent berichtet, hat sich die AfD trotz einer offen lesbischen Spitzenkandidatin zur lautstĂ€rksten Stimme gegen LGBTQ+-Rechte im deutschen Parlament entwickelt.

Im Wahlprogramm der AfD wird unter anderem gefordert, MinderjĂ€hrige vor dem zu schĂŒtzen, was sie als "Trans-Kult, FrĂŒhsexualisierung und Gender-Ideologie" bezeichnet. Die Partei will geschlechtsangleichende Maßnahmen wie PubertĂ€tsblocker und Hormontherapien fĂŒr minderjĂ€hrige Transgender verbieten. Diese Forderungen ĂŒberschneiden sich teilweise mit Positionen konservativer Parteien, was LGBTQ+-Aktivisten in Deutschland besonders beunruhigt.

Zunehmende Gewalt als Folge rechter Rhetorik

Was sowohl in Frankreich als auch in Deutschland besonders alarmierend ist: Die zunehmende PrĂ€senz rechtsextremer Parteien geht mit einem Anstieg von Gewalt gegen LGBTQ+-Personen einher. In Frankreich ist die Zahl der gemeldeten Straftaten gegen LGBTQ+-Personen im Jahr 2023 um 40% höher als noch 2020. Ein besonders schockierender Fall ereignete sich unmittelbar nach den großen Erfolgen des RN bei den Europawahlen im Juni 2024: Vier MĂ€nner verĂŒbten in Paris einen homophoben Angriff auf einen Teenager und gaben spĂ€ter gegenĂŒber der Polizei an, RN-Parteimitglieder zu sein.

Französische LGBTQ+-Organisationen wie SOS Homophobie warnen, dass die zunehmende Normalisierung rechtsextremer Rhetorik ein gesellschaftliches Klima schaffen könnte, in dem Diskriminierung und Gewalt gegen Minderheiten gedeihen. In Deutschland Ă€ußern VerbĂ€nde wie der LSVD Ă€hnliche Bedenken hinsichtlich des Einflusses der AfD auf das gesellschaftliche Klima.

Was bedeutet das fĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community?

Der Aufstieg des RN unter Bardella und die Parallelen zur AfD in Deutschland zeigen, dass LGBTQ+-Rechte in Europa zunehmend unter Druck geraten könnten. FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community sind die Entwicklungen in Frankreich ein wichtiges Signal: Sie zeigen, wie schnell vermeintlich gesicherte Fortschritte durch politische Machtverschiebungen in Frage gestellt werden können.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) beobachten die grenzĂŒberschreitenden Entwicklungen mit Sorge. Sie betonen, dass die Verteidigung von LGBTQ+-Rechten eine gesamteuropĂ€ische Aufgabe ist und dass RĂŒckschritte in einem Land schnell Auswirkungen auf die politische Debatte in anderen LĂ€ndern haben können.

Besonders besorgniserregend fĂŒr Aktivisten ist, dass sowohl der RN als auch die AfD zunehmend salonfĂ€hig werden und ihre Positionen in den politischen Mainstream einfließen. WĂ€hrend in Deutschland das neue Selbstbestimmungsgesetz fĂŒr transgender Personen gerade erst in Kraft getreten ist, zeigt die Erfahrung in anderen europĂ€ischen LĂ€ndern, dass solche Errungenschaften unter dem Einfluss rechtspopulistischer Parteien schnell wieder auf dem PrĂŒfstand stehen können.

Fazit: Wachsamkeit ist geboten

Der Aufstieg von Jordan Bardella in Frankreich und die Parallelen zur Situation in Deutschland unterstreichen, dass LGBTQ+-Rechte keine SelbstverstĂ€ndlichkeit sind, sondern stĂ€ndig verteidigt werden mĂŒssen. FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community sind die Entwicklungen jenseits des Rheins ein Weckruf: Die zunehmende Normalisierung rechtsextremer Positionen und die damit verbundene Zunahme von Diskriminierung und Gewalt erfordern eine wachsame Zivilgesellschaft.

WĂ€hrend Bardella versucht, ein gemĂ€ĂŸigteres Bild zu zeichnen, indem er die gleichgeschlechtliche Ehe nicht anfechten will, bleiben seine Positionen zu Leihmutterschaft, IVF fĂŒr lesbische Paare und anderen LGBTQ+-Themen tief problematisch. In Deutschland könnten Ă€hnliche Entwicklungen drohen, sollte die AfD ihren Einfluss weiter ausbauen. Die Verteidigung der Rechte und der Sicherheit der LGBTQ+-Community muss daher auf beiden Seiten des Rheins höchste PrioritĂ€t haben.


Homophobe Gewalt in Augsburg: Polizei fahndet nach verurteiltem GewalttÀter - Bayern ohne Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit

In Augsburg kam es zu einer schweren Gewalttat gegen zwei junge MÀnner mit offenbar homophobem Hintergrund. Die Augsburger Polizei teilte vergangene Woche mit, dass drei MÀnner im Alter zwischen 22 und 24 Jahren nach einer homosexuellenfeindlichen Attacke festgenommen wurden, wie queer.de berichtete. Die VerdÀchtigen befinden sich in Untersuchungshaft, nachdem sie zwei MÀnner im Alter von 26 und 28 Jahren homophob beleidigt und so schwer zusammengeschlagen hatten, dass die Opfer stationÀr im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Bekannter GewalttÀter Halid S. unter Verdacht

Wie nun bekannt wurde, richtet sich der Verdacht in diesem Fall auch gegen den polizeibekannten StraftĂ€ter Halid S., der sich derzeit auf der Flucht befinden soll. Dies bestĂ€tigte dessen Anwalt gegenĂŒber dem Bayerischen Rundfunk. Halid S., der die deutsche, tĂŒrkische und libanesische StaatsbĂŒrgerschaft besitzt, ist in Augsburg kein Unbekannter: Im Dezember 2019 hatte er als damals 17-JĂ€hriger im Streit einen 49-jĂ€hrigen Feuerwehrmann auf dem Königsplatz mit einem Faustschlag getötet. FĂŒr diese Tat wurde er wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Haftstrafe von mehr als vier Jahren verurteilt.

Zentralstelle zur BekÀmpfung von Extremismus ermittelt

Der Fall wird aufgrund des mutmaßlich queerfeindlichen Hintergrunds von der Bayerischen Zentralstelle zur BekĂ€mpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft MĂŒnchen zusammen mit der Kriminalpolizei Augsburg untersucht. "Straftaten aus dem Bereich der HasskriminalitĂ€t werden von Generalstaatsanwaltschaft und Polizei konsequent verfolgt", betonten die Behörden in ihrer Mitteilung. Die Tatsache, dass die ZET die Ermittlungen ĂŒbernommen hat, unterstreicht die Schwere des Falls und die zunehmende Aufmerksamkeit, die queerfeindliche Gewalt erhĂ€lt.

Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland

Der Vorfall in Augsburg steht stellvertretend fĂŒr ein deutschlandweites Problem: Laut Bundeskriminalamt (BKA) ist die Zahl queerfeindlicher Straftaten in Deutschland stark angestiegen. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 FĂ€lle erfasst, was einem Anstieg von etwa 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, wie tagesschau.de berichtete. Zu den hĂ€ufigsten Vergehen zĂ€hlen Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen. Beunruhigend ist auch, dass die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher liegt, da viele Betroffene aus Angst oder mangelndem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten.

In Bayern wurden im vergangenen Jahr 177 queerfeindliche Straftaten zur Anzeige gebracht. Experten gehen jedoch auch hier von einer hohen Dunkelziffer aus. Der Anstieg dieser Delikte wird von Fachleuten mit zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und einer stÀrkeren Verbreitung queerfeindlicher Narrative in sozialen Medien in Verbindung gebracht.

Bayern als einziges Bundesland ohne Aktionsplan

Besonders brisant: Bayern ist aktuell das einzige Bundesland in Deutschland, das noch keinen Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit implementiert hat. WĂ€hrend MinisterprĂ€sident Markus Söder (CSU) im Wahlkampf 2023 einen solchen Plan angekĂŒndigt hatte, fand das Thema im spĂ€ter verabschiedeten Koalitionsvertrag der bayerischen Regierung keine ErwĂ€hnung, wie queer.de berichtete.

Allerdings gibt es mittlerweile Bewegung in dieser Frage: Die bayerische Staatsregierung arbeitet an einem "Bayerischen Aktionsplan QUEER", der Teil einer "Agenda fĂŒr Vielfalt und gegen Ausgrenzung" sein soll. Im Jahr 2024 wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen und ĂŒber eine Online-Beteiligungsplattform Inhalte fĂŒr diesen Aktionsplan gesammelt. Die tatsĂ€chliche Umsetzung ist jedoch erst fĂŒr die Zeit ab 2026 geplant, wie die Bayerische Staatsregierung mitteilt.

Der LSVD Bayern (Lesben- und Schwulenverband) hat bereits einen umfangreichen zivilgesellschaftlichen Maßnahmenkatalog mit ĂŒber 120 konkreten queerpolitischen VorschlĂ€gen vorgelegt, der als Grundlage fĂŒr den weiteren Erarbeitungsprozess dienen soll. Kritiker bemĂ€ngeln jedoch das langsame Tempo und fordern angesichts der zunehmenden Gewalt schnellere und entschiedenere Maßnahmen.

Community fordert mehr Schutz und AufklÀrung

Der brutale Übergriff in Augsburg hat in der lokalen LGBTQ+-Community Betroffenheit und Angst ausgelöst. Gleichzeitig wĂ€chst die Entschlossenheit, sichtbar zu bleiben und fĂŒr ein friedliches Miteinander einzutreten. Vertreter von LGBTQ+-Organisationen fordern verstĂ€rkte PrĂ€ventionsmaßnahmen, bessere Sensibilisierung der Polizei und Justiz sowie mehr AufklĂ€rungsarbeit in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Der Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig koordinierte Maßnahmen gegen Queerfeindlichkeit sind – sowohl auf institutioneller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Nur durch ein klares Bekenntnis zu Vielfalt und entschiedenes Handeln gegen Diskriminierung und Gewalt kann langfristig ein sicheres Umfeld fĂŒr alle Menschen geschaffen werden, unabhĂ€ngig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen IdentitĂ€t.


AfD scheitert mit Regenbogenfahnen-Verbot an Schulen in Sachsen-Anhalt - Ein Angriff auf Toleranz und Vielfalt

Der Landtag in Sachsen-Anhalt hat am vergangenen Freitag einen Antrag der AfD-Fraktion abgelehnt, der das Zeigen von Regenbogenfahnen an Schulen verbieten sollte. Die rechte Partei ist mit ihrem Vorstoß klar gescheitert, da alle anderen Fraktionen im Landesparlament – CDU, Linke, SPD, FDP und GrĂŒne – geschlossen dagegen stimmten. Die ursprĂŒngliche Berichterstattung stammt von queer.de.

Der AfD-Antrag und seine BegrĂŒndung

In ihrem Antrag behauptete die AfD-Fraktion, die Regenbogenfahne sei ein "politisches Bekenntnis zur LGBTQ-Bewegung" und fĂŒr Heranwachsende "in höchstem Maße schĂ€dlich". Der AfD-Abgeordnete Hans-Thomas Tillschneider, der den Antrag im Landtag vorstellte, ging sogar noch weiter und bezeichnete die Regenbogenfahne als "extremistisches Symbol", das "bei den meisten Menschen Abscheu" erzeuge.

Die Partei unterstellte der queeren Community, das "natĂŒrliche und traditionelle Familienbild der Mehrheit" dekonstruieren zu wollen. In der BegrĂŒndung des Antrags zeigte sich deutlich die Sorge der AfD, dass junge Menschen durch den Anblick der Regenbogenflagge die "Ehe aus Mann und Frau" nicht mehr als "Vorbild" akzeptieren könnten.

Breite Ablehnung und Kritik

Der Lesben-, Schwulen- und Queerpolitische Runde Tisch Sachsen-Anhalt (LSQpRT) reagierte entsetzt auf den Vorstoß der AfD. "Dieser Antrag ist nichts weniger als ein Angriff auf die LebensrealitĂ€t vieler queerer SchĂŒler*innen, LehrkrĂ€fte und Eltern", erklĂ€rte LSQpRT-Sprecher*in Mika Taube. Die Organisation wertete den Antrag als Versuch, "Schulen zu Orten der Angst zu machen, an denen queere Jugendliche sich verstecken mĂŒssen".

Auch Susan Sziborra-Seidlitz, bildungspolitische Sprecherin der GrĂŒnen in Sachsen-Anhalt, kritisierte den Vorstoß scharf als "ideologisch aufgeladene Hetze gegen queere Menschen und gegen eine offene Gesellschaft". Sie betonte, dass die Regenbogenfahne fĂŒr Liebe, Respekt und SchutzrĂ€ume stehe, wie HalleSpektrum.de berichtete.

Kritiker*innen zogen auch Parallelen zu autoritĂ€ren Regimen – wer Symbole der Offenheit verbieten wolle, denke autoritĂ€r und folge dem politischen Stil von Autokraten wie Putin oder OrbĂĄn, die in ihren LĂ€ndern ebenfalls gegen LGBTQ+-Rechte vorgehen.

Bildungsministerin verteidigt Vielfalt an Schulen

Landesbildungsministerin Eva Feußner (CDU) stellte in der Debatte klar, dass Schulen Kinder und Jugendliche auch zur "Achtung der WĂŒrde des Menschen" erziehen sollten. "In ErfĂŒllung des Bildungs- und Erziehungsauftrags sind die Schulen gehalten, SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern Kenntnisse und FĂ€higkeiten und Werthaltungen zu vermitteln, welche die Gleichachtung und Gleichberechtigung der Menschen unabhĂ€ngig von ihrem Geschlecht und ihrer IdentitĂ€t fördern. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", so Feußner.

Andere Abgeordnete kritisierten die grundsĂ€tzliche Stoßrichtung der AfD. "NatĂŒrlich geht es hier um ihren Kampf gegen Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und Vielfalt von Lebensformen", erklĂ€rte die Sozialdemokratin Katja PĂ€hle. Thomas Lippmann von der Linken attestierte: "Solche AntrĂ€ge sind reine Provokation."

Besessene Fokussierung der AfD auf queere Themen

Bemerkenswert war die Reaktion des FDP-Abgeordneten Konstantin Pott, der die Obsession der AfD mit queeren Themen hinterfragte: "Es wird von Ihrer Seite, liebe Kollegen der AfD, immer wieder gesagt: 'Es gibt ja andere Themen, die deutlich wichtiger sind.' [
] Ich frage mich: Wenn es aus Ihrer Sicht viel wichtigere Sachen gibt, warum beantragen Sie denn immer wieder etwas zur LGBTQ-Community?"

Hans-Thomas Tillschneider, der Antragsteller, ist in der Vergangenheit bereits wiederholt mit queerfeindlichen Äußerungen aufgefallen. So bezeichnete er das "Regenbogen-Imperium" als Feind der "Normalen" und behauptete, Aids-Kranke seien der Preis fĂŒr ein "dekadentes Gesellschaftsmodell". Bei einer frĂŒheren Debatte im Landtag zum Thema "Queere Propaganda spaltet – Olympia muss verbinden" beendete er seine Rede sogar mit den Worten: "Gott ist mit uns. Gott ist mit der AfD!"

Parallelen zu anderen BundeslÀndern und internationalen Entwicklungen

WĂ€hrend die AfD in Sachsen-Anhalt ein Verbot der Regenbogenfahne an Schulen fordert, hat Niedersachsen einen entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Dort dĂŒrfen Schulen offiziell die Regenbogenflagge hissen, um ein Zeichen gegen sexuelle Diskriminierung zu setzen, wie T-Online berichtete.

Der Vorstoß der AfD in Sachsen-Anhalt steht in einer Reihe mit Ă€hnlichen Versuchen in anderen LĂ€ndern Europas, LGBTQ+-Symbole aus dem öffentlichen Raum zu verdrĂ€ngen. In Ungarn unter Viktor OrbĂĄn und in Russland unter Wladimir Putin wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Gesetze verabschiedet, die die Rechte und die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen einschrĂ€nken.

Zivilgesellschaftliche Reaktion

Als Reaktion auf den AfD-Antrag rief der Christopher Street Day Sachsen-Anhalt e.V. zu einer Demonstration vor dem Landtag auf. Die Ablehnung des Antrags durch alle anderen Fraktionen zeigt, dass trotz zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung die Mehrheit der politischen KrĂ€fte in Sachsen-Anhalt fĂŒr Vielfalt und gegen Diskriminierung eintritt.

FĂŒr die LGBTQ+-Community in Deutschland ist die geschlossene Ablehnung des AfD-Antrags ein wichtiges Signal, dass trotz zunehmender Angriffe auf ihre Rechte die demokratischen Parteien weiterhin hinter den Errungenschaften der vergangenen Jahre stehen. Der Vorfall zeigt jedoch auch, dass die Auseinandersetzung um die Sichtbarkeit und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in unserer Gesellschaft weiterhin gefĂŒhrt werden muss.