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Bedrohliche Entwicklung in den USA: Trans* Gesundheitsversorgung unter massivem politischen Druck

In den Vereinigten Staaten spitzt sich die Lage für trans* Personen dramatisch zu. Wie die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) berichtet, steht die Gesundheitsversorgung für trans* Menschen in den USA vor einem möglichen landesweiten Stopp – eine Entwicklung, die auch in Deutschland mit großer Sorge beobachtet wird.

Die aktuellen Entwicklungen in den USA

In den Jahren 2023 und 2024 haben zahlreiche US-Bundesstaaten Gesetze erlassen, die den Zugang zu geschlechtsangleichenden Behandlungen drastisch einschränken oder komplett verbieten. Diese Verbote betreffen vor allem Jugendliche und umfassen lebenswichtige Behandlungen wie Pubertätsblocker, Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen. Die American Civil Liberties Union (ACLU) dokumentiert kontinuierlich diese besorgniserregenden Entwicklungen.

Besonders alarmierend ist, dass mittlerweile auch Bestrebungen existieren, die medizinische Versorgung für erwachsene trans* Personen einzuschränken – sei es durch erschwerte Genehmigungsverfahren oder durch Ausschluss bestimmter Leistungen aus staatlichen Krankenversicherungsprogrammen.

Politische Polarisierung mit fatalen Folgen

Die Gesundheitsversorgung für trans* Personen ist in den USA zum Spielball politischer Interessen geworden. Während konservativ regierte Bundesstaaten zunehmend restriktive Maßnahmen einführen, bemühen sich liberalere Staaten um den Schutz der Rechte von trans* Menschen. Diese Polarisierung führt zu einer gefährlichen geografischen Ungleichheit in der medizinischen Versorgung – ein Phänomen, das als "medizinischer Tourismus" bekannt ist, bei dem Betroffene gezwungen sind, für lebenswichtige Behandlungen in andere Bundesstaaten zu reisen.

Die Human Rights Campaign warnt vor den drastischen Auswirkungen dieser Entwicklung: Die politische Unsicherheit und der eingeschränkte Zugang zu medizinischer Versorgung führen nachweislich zu erhöhten Raten von Depressionen, Angstzuständen und Suizidgedanken in der trans* Community.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

Auch in Deutschland ist die Gesundheitsversorgung für trans* Personen nicht frei von Problemen. Trotz des im Mai 2023 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetzes kämpfen viele trans* Menschen hierzulande weiterhin mit bürokratischen Hürden bei der Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Maßnahmen durch die Krankenkassen. Anders als in den USA gibt es in Deutschland jedoch keine vergleichbaren Bestrebungen, diese Versorgung gesetzlich zu verbieten.

Die Bundesvereinigung Trans* (BVT*) setzt sich kontinuierlich für eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung ein und betont die Notwendigkeit, die Entwicklungen in den USA als Warnsignal zu verstehen.

Widerstand und Solidarität

Trotz der bedrohlichen Lage in den USA gibt es auch Zeichen der Hoffnung. Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen und medizinische Fachverbände stellen sich gegen die diskriminierenden Gesetzgebungen. In Deutschland wächst die Solidarität mit der amerikanischen trans* Community. Organisationen wie die dgti und der BVT* rufen zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit auf, um die Rechte von trans* Personen weltweit zu schützen.

Die deutsche Community kann aus den Entwicklungen in den USA wichtige Lehren ziehen: Der Schutz bereits erreichter Rechte muss kontinuierlich verteidigt werden, und internationale Solidarität ist wichtiger denn je.

Fazit: Wachsamkeit ist geboten

Die besorgniserregenden Entwicklungen in den USA zeigen, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder in Gefahr geraten können. Für die deutsche LGBTQ+ Community bedeutet dies, wachsam zu bleiben und sich weiterhin für eine umfassende und diskriminierungsfreie Gesundheitsversorgung einzusetzen. Die Bedrohung der trans* Gesundheitsversorgung in den USA ist nicht nur ein amerikanisches Problem – sie betrifft die globale LGBTQ+ Gemeinschaft und erfordert eine starke internationale Reaktion.


Trans-Rechte in Europa: Besorgniserregende Trendwende und die Rolle Deutschlands

Der neue "Trans Rights Index 2025" von Transgender Europe (TGEU) zeichnet ein alarmierendes Bild: Erstmals in der 13-jährigen Geschichte der Studie überwiegen die Rückschritte bei den Rechten von trans Personen in Europa und Zentralasien die Fortschritte. Diese Entwicklung markiert einen "neuen trans-politischen Wendepunkt" und spiegelt einen breiteren Angriff auf demokratische Grundwerte in der gesamten Region wider.

Besorgniserregende Rückschritte in mehreren Ländern

Besonders dramatisch ist die Situation in Ländern wie Georgien, Ungarn und Bosnien-Herzegowina. In Georgien wurde die rechtliche Anerkennung von Änderungen im Geschlechtseintrag vollständig verboten, während in Ungarn und Bosnien-Herzegowina Verfassungsänderungen vorgenommen wurden, die trans Personen systematisch diskriminieren. Auch im Vereinigten Königreich hat ein höchstrichterliches Urteil, das "Frausein" in einer wissenschaftlich überholten und transfeindlichen Weise definiert, bereits zu konkreten Ausschlüssen und Diskriminierungen geführt.

Richard Köhler von Transgender Europe betont die weitreichenden Folgen dieser Entwicklung: "Europa steht an einem Scheideweg. Hier geht es nicht nur um die Rechte von trans Personen – es ist ein fundamentaler Test für die Selbstbestimmung demokratischer Gesellschaften. Wie wir jetzt auf die Angriffe gegen die Zivilgesellschaft reagieren, entscheidet nicht nur über die Zukunft vulnerabler Communitys, sondern auch über die Seele Europas und seine globale Stellung."

Deutschland: Fortschritt mit Unsicherheiten

In Deutschland trat im November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das trans und nichtbinären Menschen mehr Autonomie bei der Festlegung ihres Geschlechts ermöglicht. Das Gesetz löst das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) ab und erlaubt es volljährigen Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern. Für Minderjährige zwischen 14 und 18 Jahren ist die Zustimmung der Eltern oder des Familiengerichts erforderlich.

Allerdings gibt der TGEU-Bericht auch für Deutschland Anlass zur Sorge: Die CDU und andere konservative Kräfte haben bereits angekündigt, das Gesetz überprüfen zu wollen. Laut Berichten des ZDF befürchtet die CDU negative Auswirkungen auf den Schutz von Frauen und Mädchen sowie eine mögliche Zunahme von Missbrauch – Argumentationsmuster, die in ganz Europa von Gegnern der Trans-Rechte verwendet werden.

Europäische Rechtsschutzmaßnahmen als Hoffnungsschimmer

Trotz der überwiegend negativen Entwicklungen gibt es auch positive Signale. Auf europäischer Ebene hat der Europäische Gerichtshof in mehreren Urteilen klargestellt, dass trans Personen unter dem EU-Recht ausdrücklich geschützt sind, etwa in Bezug auf die Anerkennung der Änderung von Geschlechtseinträgen und den Schutz vor Diskriminierung. Diese Rechtsprechung bietet zumindest in EU-Mitgliedstaaten einen gewissen Schutz gegen die nationalen Rückschritte.

Teil einer globalen anti-demokratischen Bewegung

Der TGEU-Bericht macht deutlich, dass die Angriffe auf die Rechte von trans Personen nicht isoliert zu betrachten sind. Sie sind Teil einer koordinierten Strategie eines globalen Netzwerks von rechten und illiberalen Kräften – von der amerikanischen Rechten um Trump bis hin zu Rechtspopulisten in Osteuropa und dem Kreml. Die Einschränkung der Rechte von trans Personen wird dabei oft als erster Schritt in einem breiteren Angriff auf die Rechte aller Minderheiten und demokratische Werte gesehen.

Diese Entwicklung zeigt, dass die Verteidigung der Rechte von trans Personen nicht nur eine Frage der Identitätspolitik ist, sondern eng mit dem Schutz demokratischer Grundwerte und Menschenrechte insgesamt verknüpft ist. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob Europa den Rückschritten entgegenwirken kann oder ob sich der negative Trend fortsetzt.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bedeutet dies, wachsam zu bleiben und die erkämpften Rechte aktiv zu verteidigen. Die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen, wie schnell vermeintlich gesicherte Rechte wieder in Frage gestellt werden können, wenn demokratische Kräfte nicht entschlossen gegensteuern.


Ermittlungserfolge nach CSD-Angriffen in Leipzig: Polizei führt Hausdurchsuchungen durch

Die Staatsanwaltschaft Leipzig informierte am Freitag in einer Pressemitteilung über Hausdurchsuchungen bei vier Personen, die im Verdacht stehen, vor einem Jahr Teilnehmer*innen des Christopher Street Days in Leipzig attackiert zu haben. Die Polizei führte die Durchsuchungen am Donnerstag durch und sicherte Beweismittel. Gegen die Beschuldigten wird wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzungen ermittelt.

Umfangreiche Ermittlungen gegen 29 Personen

Insgesamt gehen die Ermittlungsbehörden gegen 29 Leipziger*innen im Alter zwischen 19 und 35 Jahren vor. Neben den Hausdurchsuchungen wurden DNA-Tests durchgeführt, um die Tatbeteiligung nachzuweisen. Ein Schwerpunkt der Ermittlungen liegt auf den Ereignissen rund um das Sachsenpokal-Viertelfinale im März, bei dem Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig Anhänger*innen des BSG Chemie Leipzig angegriffen hatten. Ein 19-jähriger Lok-Fan befindet sich in Untersuchungshaft, da er wegen versuchten Totschlags verdächtigt wird.

Zunehmende rechtsextreme Mobilisierung gegen CSD-Veranstaltungen

Die Angriffe in Leipzig reihen sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung: Laut einer aktuellen Untersuchung des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) wurden 2024 bundesweit in 27 Städten rechtsextreme Mobilisierungen gegen Pride- und CSD-Veranstaltungen verzeichnet. Bereits 2023 kam es zu mehreren gewalttätigen Übergriffen auf CSD-Teilnehmende, bei denen mehrere Personen verletzt wurden.

Beim CSD Leipzig am 17. August 2024 versuchten mehrere hundert Neonazis, die queere Demonstration zu stören. Die Polizei reagierte mit einem Großaufgebot und hielt etwa 400 angereiste Neonazis im Hauptbahnhof fest, damit die Veranstaltung mit rund 20.000 Teilnehmenden ungestört stattfinden konnte. Eine für den gleichen Tag angemeldete Neonazi-Kundgebung wurde von den Behörden aufgelöst.

Neue Generation von Neonazis nutzt soziale Medien

Besonders beunruhigend ist die Strategie der neuen Generation von Neonazis. Diese nutzen verstärkt soziale Medien wie Instagram, WhatsApp und TikTok zur Rekrutierung und Organisation ihrer Aktionen. Die neonazistische Partei "Der III. Weg" versucht seit Frühjahr 2023 verstärkt, in Leipzig und Umgebung Fuß zu fassen, insbesondere in östlichen Stadtteilen und im nordsächsischen Taucha, wie aus Berichten des Vereins Engagierte Wissenschaft e.V. hervorgeht.

Anstieg rechtsextremer Gewalt in Sachsen

In Sachsen ist 2024 ein deutlicher Anstieg an rechtsextremen Angriffen im öffentlichen Raum im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Besonders beunruhigend ist die Zunahme von Angriffen im Umfeld von Demonstrationen, was mit den rechten Gegenprotesten zu den CSDs in Verbindung stehen könnte. Das antifaschistische Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" ruft dazu auf, den CSD und seine Teilnehmer*innen vor Neonazi-Übergriffen zu schützen.

Zivilgesellschaftliche Reaktionen

Trotz der zunehmenden Bedrohung durch rechtsextreme Gruppen wächst auch die Solidarität mit der LGBTQ+-Community. Bei den CSDs in Leipzig und anderen deutschen Städten beteiligten sich 2024 Rekordzahlen von Teilnehmenden. In Leipzig waren es rund 20.000 Menschen, die ein deutliches Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung setzten.

Die aktuellen Hausdurchsuchungen und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Leipzig senden ein wichtiges Signal: Angriffe auf die queere Community werden strafrechtlich verfolgt. Für die Betroffenen der Übergriffe ist dies ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung der erlebten Gewalt. Die Ermittlungen dauern an.


Erste weibliche Richterin des britischen Supreme Court kritisiert "Fehlinterpretation" des Transgender-Urteils - Ein Vergleich mit Deutschland

Die erste weibliche Richterin des britischen Supreme Court, Baroness Brenda Hale, hat öffentlich davor gewarnt, dass ein richtungsweisendes Urteil zur rechtlichen Definition von Frauen "fehlinterpretiert" wird. Das Urteil vom April 2024, über das PinkNews berichtete, sorgt für weitreichende Konsequenzen für die Transgender-Gemeinschaft im Vereinigten Königreich und wirft Fragen zur Interpretation von Gleichstellungsgesetzen auf, die auch für die deutsche LGBTQ+-Community relevant sind.

Die Kontroverse um das britische Urteil

Bei einer Diskussionsveranstaltung des Charleston-Literaturfestivals erklärte die 80-jährige ehemalige Präsidentin des Supreme Court, dass das Urteil vom April, welches die Definition einer "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz von 2010 auf "biologische Frauen" festlegte, in seinen Konsequenzen falsch ausgelegt werde. "Es gibt nichts in diesem Urteil, das besagt, dass man keine geschlechtsneutralen Toiletten haben kann", betonte Hale bei der Veranstaltung.

Das ursprüngliche Urteil, das vom Richter Lord Patrick Hodge verkündet wurde, hat zu weitreichenden Folgen geführt. Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) hat daraufhin Richtlinien erlassen, die Transgender-Personen den Zugang zu geschlechtsspezifischen Einrichtungen erschweren. Zudem wurden Trans-Frauen vom Frauenfußball und Cricket ausgeschlossen.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

Während im Vereinigten Königreich die Rechte von Transgender-Personen durch dieses Urteil unter Druck geraten, hat Deutschland kürzlich einen entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Im April 2024 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat.

Dieses Gesetz erlaubt es Trans- und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen - ohne die zuvor erforderlichen psychologischen Gutachten oder medizinischen Atteste. Das neue Gesetz ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980, das von vielen als diskriminierend und entwürdigend kritisiert wurde.

"Der deutsche Ansatz steht in deutlichem Kontrast zur britischen Entwicklung", erklärt Henny Engels vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Während Deutschland die Selbstbestimmung stärkt, scheint Großbritannien einen restriktiveren Kurs einzuschlagen."

Die Bedeutung für den Alltag von Transgender-Personen

Julia Hoggett, die Tochter von Baroness Hale und CEO der London Stock Exchange, nahm ebenfalls an der Podiumsdiskussion teil und betonte, dass es die "Pflicht der Gesellschaft" sei, einen respektvollen Dialog über das Urteil zu führen. Auf die Frage, ob Trans-Frauen bei Geschlechterquoten in Unternehmensvorständen berücksichtigt werden sollten, antwortete sie, dass sie es "herzzerreißend" finde, dass der Auslöser für diesen Fall die Frage war, ob Trans-Frauen bei der Vertretung von Frauen in Vorständen berücksichtigt werden sollten. Sie fügte hinzu, dass sie "gerne eine talentierte Trans-Frau in einem ihrer Vorstände sitzen" haben würde.

In Deutschland werden solche Fragen durch das neue Selbstbestimmungsgesetz teilweise geklärt, da es die rechtliche Anerkennung des gewählten Geschlechts stärkt. Dennoch bleiben auch hier praktische Herausforderungen im Alltag bestehen, wie die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) betont.

Wer ist Baroness Brenda Hale?

Brenda Marjorie Hale, Baroness Hale of Richmond, wurde am 31. Januar 1945 geboren und ist eine der einflussreichsten Juristinnen Großbritanniens. Von 2017 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2020 war sie Präsidentin des Obersten Gerichtshofs des Vereinigten Königreichs - die erste und bisher einzige Frau in dieser Position.

International bekannt wurde Hale besonders im Jahr 2019, als der Oberste Gerichtshof unter ihrer Leitung die von Premierminister Boris Johnson angeordnete Zwangspause des Parlaments für unrechtmäßig erklärte - eine Entscheidung, die als historischer Eingriff in die Machtbalance zwischen Regierung und Parlament gilt.

Ausblick und gesellschaftliche Debatte

Die unterschiedlichen Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien zeigen, wie verschieden die rechtliche und gesellschaftliche Behandlung von Transgender-Rechten in Europa derzeit verläuft. Während Deutschland mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz einen progressiven Weg einschlägt, führt das britische Urteil zu Besorgnis unter LGBTQ+-Aktivisten.

"Die Warnung von Baroness Hale vor Fehlinterpretationen des Urteils ist ein wichtiges Signal", sagt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans*. "Sie erinnert uns daran, dass Gerichtsurteile nicht missbraucht werden sollten, um die Rechte und den Alltag von Transgender-Personen weiter einzuschränken."

Für die deutsche LGBTQ+-Community bietet die Entwicklung in Großbritannien wichtige Lehren. Sie unterstreicht die Bedeutung klarer gesetzlicher Regelungen zum Schutz der Rechte von Transgender-Personen, wie sie mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland nun verankert wurden.


Alarmierender Trend: Hasskriminalität gegen queere Menschen in Mecklenburg-Vorpommern steigt um 44 Prozent

Die Zahl der Hassverbrechen gegen queere Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ist alarmierend gestiegen. Wie das Landeskriminalamt mitteilte, wurden im Jahr 2024 insgesamt 663 queerfeindliche Straftaten erfasst – ein Anstieg von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als 461 Fälle registriert wurden. Die Originalmeldung wurde von queer.de veröffentlicht.

Dramatischer Anstieg der Opferzahlen

Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung bei den Opferzahlen: Während 2023 noch 21 Personen als Opfer queerfeindlicher Straftaten gezählt wurden, stieg diese Zahl 2024 auf 61 – eine Verdreifachung innerhalb eines Jahres. Unter den Delikten finden sich neben Beleidigungen und Sachbeschädigungen auch schwerwiegende Gewaltverbrechen wie Körperverletzungen, ein besonders schwerer Fall des Landfriedensbruchs, räuberischer Diebstahl sowie zwei schwere Brandstiftungen.

Teil eines bundesweiten Trends

Die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern spiegelt einen bundesweiten Trend wider. Laut einem Lagebericht des Bundeskriminalamts (BKA) vom Dezember 2023 wurden bundesweit 17.007 Fälle von Hasskriminalität erfasst. Mehr als jeder zehnte dieser Fälle richtete sich gegen LGBTIQ*-Personen. Wie der LSVD (Lesben- und Schwulenverband in Deutschland) berichtet, hat sich die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 bundesweit nahezu verzehnfacht.

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gab bekannt, dass 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen verübt wurden – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Hohe Dunkelziffer vermutet

Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da viele Betroffene Übergriffe nicht zur Anzeige bringen. "Die offizielle Statistik bildet nur die Spitze des Eisbergs ab", erklärt Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD. "Viele Betroffene melden Vorfälle nicht, sei es aus Angst vor weiterer Diskriminierung, aus Scham oder weil sie kein Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden haben."

Maßnahmen der Landesregierung

Die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns hat die besorgniserregende Entwicklung erkannt und bemüht sich, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Wie aus einer Antwort auf eine Kleine Anfrage im Landtag hervorgeht, betrachtet die Landesregierung die gestiegenen Fallzahlen mit Sorge und verurteilt jegliche Gewalt gegen LSBTIQ*-Personen.

Im Oktober 2023 fand in Schwerin eine Fachkonferenz statt, um der Queerfeindlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern entgegenzuwirken. Die Landesregierung unterstützt zudem Initiativen und Beratungsstellen, die queere Menschen schützen und beraten.

Forderungen der Zivilgesellschaft

Organisationen wie der LSVD fordern angesichts der alarmierenden Zahlen verstärkte Maßnahmen zum Schutz von LGBTIQ*-Personen. "Die Bundesregierung muss sich durch Gesetzesanpassungen unmissverständlich für die Sicherheit und Menschenrechte von LSBTIQ* einsetzen", heißt es in einer Stellungnahme des Verbands.

Zu den geforderten Maßnahmen gehören eine bessere Aus- und Fortbildung von Polizei und Justiz im Umgang mit queerfeindlichen Straftaten, niedrigschwellige Meldemöglichkeiten für Betroffene sowie mehr Präventionsarbeit in Schulen und öffentlichen Einrichtungen.

Was können Betroffene tun?

Für Betroffene queerfeindlicher Gewalt gibt es verschiedene Anlaufstellen. In Mecklenburg-Vorpommern bieten unter anderem der LSVD Mecklenburg-Vorpommern und das Projekt Zeig sie an! Unterstützung und Beratung an. Betroffene werden ermutigt, Vorfälle zur Anzeige zu bringen, um die tatsächliche Dimension queerfeindlicher Gewalt sichtbar zu machen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Trotz aller Bemühungen bleibt die Bekämpfung queerfeindlicher Hasskriminalität eine große gesellschaftliche Herausforderung. Die steigenden Zahlen in Mecklenburg-Vorpommern und bundesweit machen deutlich, dass verstärkte Anstrengungen notwendig sind, um allen Menschen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität – ein sicheres und diskriminierungsfreies Leben zu ermöglichen.


Die organisierte Queerfeindlichkeit: Wie Rechtsextreme in Deutschland systematisch gegen LGBTQ+ mobilisieren

In Sachsen eskaliert der Hass von rechts zunehmend auf offener Straße – und richtet sich mit besonderer Wucht gegen queere Menschen. Das zeigt die neue Studie "Sachsen rechts unten 2025", die das Kulturbüro Sachsen kürzlich in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Antonio-Amadeo-Stiftung vorgestellt hat, wie queer.de berichtet. Die erschreckende Erkenntnis: Queerfeindlichkeit ist längst kein Randphänomen mehr im Rechtsextremismus, sondern fester Bestandteil einer durchdachten Strategie.

Eine bundesweite Entwicklung mit besonderem Fokus auf Sachsen

Was die Studie für Sachsen dokumentiert, ist leider Teil eines bundesweiten Trends. Laut Bundeskriminalamt stieg die Zahl der Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen im Jahr 2023 auf 1.785 Fälle – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Vorjahr. Zu den häufigsten Straftaten zählen Beleidigungen, körperliche Angriffe, Volksverhetzung sowie Nötigungen und Bedrohungen. Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich ein besorgniserregendes Muster: Die Angriffe werden zunehmend koordiniert und strategisch geplant.

Die Analyse zeichnet in sieben detaillierten Kapiteln ein beunruhigendes Bild: Rechtsextreme Akteure, darunter klassische Neonazis ebenso wie identitäre Gruppen, nutzen gezielt antifeministische und queerfeindliche Narrative, um Anschluss an gesellschaftliche Mittepositionen zu finden. Dabei werden queere Menschen zum Projektionsfeld für eine vermeintliche "Zersetzung der traditionellen Ordnung", wie es in rechtsextremen Milieus heißt.

CSDs als Hauptziel rechtsextremer Mobilisierung

"Ob in Dresden, Bautzen, Leipzig, Plauen, Zwickau, Döbeln, Freiberg oder Görlitz – überall dort, wo ein größerer CSD stattfand, versammelte sich die extreme Rechte zu Gegenprotesten", heißt es in der Studie. Diese Entwicklung ist kein sächsisches Einzelphänomen: Bundesweit wurden bei fast 40 Prozent aller CSDs und Pride-Veranstaltungen queerfeindliche Angriffe oder Störungen durch rechtsextreme Gruppen verzeichnet, wie eine Erhebung des LSVD zeigt.

Besonders dramatisch war die Situation beim CSD in Bautzen, wo rund 700 Neonazis einem friedlichen Umzug mit etwa 1.000 Teilnehmenden folgten. Die Bedrohungslage war so ernst, dass die Organisator*innen die geplante Abschlusskundgebung absagten. Ähnlich bedrohliche Szenen spielten sich in Döbeln, Freiberg, Leipzig und Zwickau ab, wo jeweils mehrere hundert Rechtsextreme auftauchten, um die Veranstaltungen zu stören oder einzuschüchtern.

Gezielte Rekrutierung junger Menschen

Besonders perfide: Diese Ideologie wird zunehmend an Jugendliche vermittelt – teils über TikTok und Telegram. Einige Gruppen, wie die im vergangenen Jahr gegründeten "Elblandrevolte" in Dresden oder "Urbs Turrium" in Bautzen, sprechen gezielt Jugendliche an. Die Autoren der Studie betonen, dass manche der Akteure erst 13 oder 14 Jahre alt sind. Diese frühe Rekrutierung ist Teil einer langfristigen Strategie, um rechtsextreme Ideologie in der nächsten Generation zu verankern.

Die Amadeu Antonio Stiftung warnt, dass rechtsextreme Gruppen in sozialen Medien gezielt Ästhetiken und Trends nutzen, die bei Jugendlichen beliebt sind, um ihre queerfeindlichen Botschaften zu verbreiten. Während der Corona-Pandemie konnte eine verstärkte Radikalisierung junger Menschen im Netz beobachtet werden, die nun auf die Straße getragen wird.

Diskursverschiebungen und gesellschaftliche Mitte

Die Studie zeigt, dass der Hass auf queere Menschen auf eine teilweise offene oder schweigende Zustimmung in der gesellschaftlichen Mitte trifft. Konservative und rechtspopulistische Akteure greifen ähnliche Argumentationsmuster auf – etwa wenn sie vor einer angeblichen "Frühsexualisierung" in Schulen warnen oder Genderpolitik als "Ideologie" diffamieren. Das verschiebt den Diskurs nachhaltig und schafft Raum für weitere Radikalisierung.

Diese Diskursverschiebung ist kein Zufall, sondern Teil einer bewussten Strategie. Der Verfassungsschutz beobachtet seit einigen Jahren, wie rechtsextreme Gruppen gezielt Anschluss an konservative Kreise suchen, indem sie vermeintlich "gemäßigtere" Positionen vertreten, die aber auf demselben queerfeindlichen Fundament aufbauen.

Koordinierte Kampagnen gegen queere Sichtbarkeit

Wie konkret sich dieser Hass äußert, zeigt ein Blick auf die Vorfälle rund um queere Veranstaltungen in Sachsen 2024. Die Studie belegt, dass es sich nicht um spontane Einzelaktionen handelt, sondern um koordinierte Kampagnen. Queere Sichtbarkeit soll aktiv aus dem öffentlichen Raum gedrängt werden. Diese Strategie reiht sich ein in eine größere ideologische Erzählung: Rechte Gruppierungen inszenieren sich als Verteidiger einer "natürlichen Ordnung", die sie durch queere Lebensrealitäten, feministische Errungenschaften und Gleichstellungspolitik bedroht sehen.

Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen betont in einem Interview mit dem MDR: "Queerfeindlichkeit ist ein erhebliches Mobilisierungspotenzial für die extreme Rechte." Dies zeige sich nicht erst seit den queerfeindlichen Aufmärschen zu den Christopher Street Days 2024 in Bautzen und Leipzig.

Gegenwehr und Solidarität

Doch es gibt auch Hoffnung: In Pirna beispielsweise konnte der lokale CSD weitgehend unbehelligt stattfinden – dank breiter zivilgesellschaftlicher Unterstützung. Solche Beispiele zeigen, dass Solidarität wirkt. Die Autor*innen der Studie rufen daher explizit dazu auf, sich rechtsextremer Hetze entschieden entgegenzustellen – sowohl auf der Straße als auch im Alltag.

Auch bundesweit formieren sich Bündnisse gegen die zunehmende Queerfeindlichkeit. Der Bundesverband QueerDenken hat gemeinsam mit anderen Organisationen eine Initiative gestartet, die Betroffene unterstützt und aufklärt. Die Aktivist*innen fordern strukturelle Verbesserungen für den Schutz vor queerfeindlicher Gewalt, wie beispielsweise eigene Fach- und Meldestellen in allen Bundesländern.

Die Studie "Sachsen rechts unten 2025" soll bald online zur Verfügung stehen, bis dahin kann man sie gedruckt gegen Portogebühr und sonst kostenfrei beim Kulturbüro Sachsen bestellen. Sie liefert nicht nur wichtige Erkenntnisse über die Mechanismen rechtsextremer Queerfeindlichkeit, sondern auch Handlungsstrategien für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft.


Übergriff bei MKK Pride: Unbekannte zerstören Trans-Fahne - Queerfeindliche Vorfälle in Deutschland nehmen zu

Beim ersten MKK Pride in Schlüchtern kam es am vergangenen Samstag zu einem queerfeindlichen Übergriff. Wie queer.de berichtet, wurde die Transgender-Fahne eines 20-jährigen Teilnehmers von zwei unbekannten Männern beschädigt. Der Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Straftaten in Deutschland ein.

Übergriff am Rande der Pride-Veranstaltung

Der aus Nordhessen stammende Mann war laut Polizei gegen 14:40 Uhr bereits auf dem Nachhauseweg von der Veranstaltung, als er in der Schloßstraße in Höhe des Lauter'schen Schlösschens von zwei Männern konfrontiert wurde. Einer der Unbekannten entriss ihm seine Trans-Fahne, zerbrach den Fahnenstock und warf ihn zu Boden, bevor beide Täter flüchteten. Die Polizei ermittelt nun wegen Sachbeschädigung und bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer (06661) 9610-0 zu melden.

Der vom Verein Queer* Main-Kinzig organisierte MKK Pride war die erste Pride-Veranstaltung in Schlüchtern. An der Demonstration durch die Innenstadt nahmen nach Behördenangaben etwa 220 Menschen teil. Die Veranstaltung begann mit einem Demonstrationszug in der Wassergasse und mündete in ein Straßenfest auf dem Stadtplatz mit Bühnenprogramm.

Queerfeindliche Straftaten nehmen bundesweit zu

Der Vorfall in Schlüchtern ist leider kein Einzelfall. Deutschlandweit steigt die Zahl queerfeindlicher Übergriffe besorgniserregend an. Nach Zahlen des Bundeskriminalamts für 2024 wurden 1.765 Straftaten im Bereich "sexuelle Orientierung" und 1.152 Fälle im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität" registriert. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 18 Prozent beziehungsweise 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Besonders alarmierend ist der deutliche Anstieg von körperlicher Gewalt gegen queere Menschen. Opferberatungsstellen verzeichneten einen Anstieg von queer- und transfeindlichen Gewalttaten um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Jahr 2024 wurden 354 Fälle dokumentiert, während es 2023 noch 245 Fälle waren. Expert*innen des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) betonen, dass LGBTIQ*-Feindlichkeit in extrem rechten und autoritären Ideologien eine besondere Scharnierfunktion hat.

Situation in Hessen

Auch in Hessen spiegelt sich dieser bundesweite Trend wider. In Frankfurt ist die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen queerfeindlicher Straftaten deutlich gestiegen. Während 2022 noch 26 Verfahren registriert wurden, waren es 2024 bereits 88. Im ersten Quartal 2025 kamen bereits 25 neue Fälle hinzu. Seit Ende 2023 gibt es in Hessen eine eigene Statistik (Verfahrensklasse Q), die Übergriffe wegen sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität erfasst, was zur besseren Sichtbarkeit des Problems beiträgt.

Der Main-Kinzig-Kreis zeigt mit Aktionen wie dem Hissen der Regenbogenfahne am Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen öffentlich Solidarität mit der LGBTQ+-Community. Dennoch machen Vorfälle wie der in Schlüchtern deutlich, dass Diskriminierung und Queerfeindlichkeit auch hier präsent sind.

Gründe für den Anstieg und Auswirkungen

Für den statistischen Anstieg queerfeindlicher Straftaten gibt es mehrere Erklärungsansätze. Neben einer tatsächlichen Zunahme solcher Delikte wird auch eine höhere Anzeigebereitschaft der Betroffenen und eine verbesserte Erfassung durch die Behörden als Grund genannt. Gleichzeitig warnen Expert*innen vor einer zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung und der Verbreitung queerfeindlicher Narrative in sozialen Medien und politischen Diskursen.

Die Auswirkungen auf Betroffene sind gravierend. Queerfeindliche Anfeindungen und Übergriffe können zu Traumatisierungen führen und haben besonders bei jungen LGBTQ+-Personen erhebliche negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Viele Betroffene berichten von einem Gefühl der Unsicherheit im öffentlichen Raum und passen ihr Verhalten entsprechend an.

Bedeutung von Pride-Veranstaltungen

Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung von Pride-Veranstaltungen wie dem MKK Pride in Schlüchtern besonders deutlich. Sie schaffen nicht nur Sichtbarkeit für die LGBTQ+-Community, sondern sind auch wichtige Orte der Solidarität und des Empowerments. Der erste CSD in Schlüchtern war trotz des bedauerlichen Vorfalls ein wichtiges Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz in einer eher ländlich geprägten Region.

Jörg Steen vom Verein Queer* Main-Kinzig betonte im Vorfeld der Veranstaltung: "Wir wollen mit dem MKK Pride ein klares Zeichen gegen Diskriminierung und für mehr Sichtbarkeit queerer Menschen im ländlichen Raum setzen." Der queerfeindliche Übergriff zeigt, wie notwendig dieses Engagement nach wie vor ist.


Transfeindlicher Angriff in Berlin: Die besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Gewalt

Am vergangenen Sonntagnachmittag wurde eine 29-jährige Frau in Berlin-Kreuzberg Opfer eines transfeindlichen Angriffs. Wie queer.de berichtet, wurde die Frau auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor zunächst von zwei Unbekannten beleidigt und anschließend mit Pfefferspray attackiert. Der Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie queerfeindlicher Übergriffe ein, die in ganz Deutschland und besonders in Berlin zunehmen.

Der Vorfall im Detail

Laut Polizeibericht war die 29-Jährige am Sonntag gegen 16 Uhr auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor unterwegs, als sie auf der Rolltreppe von der U-Bahnlinie U12 in Richtung U8 von zwei unbekannten Männern transfeindlich beleidigt wurde. Als sie die Rolltreppe verlassen hatte, liefen die Täter auf sie zu und sprühten ihr unvermittelt Pfefferspray ins Gesicht. Die Angreifer flüchteten anschließend in Richtung U8.

Die Frau erlitt Augen- sowie Atemwegsreizungen und musste von alarmierten Rettungskräften behandelt werden. Auch zwei weitere Zeuginnen erlitten durch den Angriff Atemwegsreizungen, lehnten jedoch eine ärztliche Behandlung ab. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin hat die Ermittlungen übernommen, wie es bei vermuteten Hassverbrechen üblich ist.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Gewalt

Dieser Vorfall ist leider kein Einzelfall. Nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) hat sich die Zahl der gemeldeten queerfeindlichen Straftaten in Deutschland seit 2010 nahezu verzehnfacht. Besonders besorgniserregend ist der jüngste Anstieg: Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Straftaten gegen LGBTQ-Personen erfasst, ein deutlicher Anstieg gegenüber 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Speziell die Gewalt gegen trans* Personen nimmt überproportional zu. Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnete 2023 insgesamt 854 Fälle im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität" – ein erschreckender Anstieg von 105 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die vorläufigen Zahlen für 2024 deuten auf eine weitere Verschärfung der Situation hin.

Berlin als Hotspot queerfeindlicher Angriffe

In der Hauptstadt ist die Situation besonders angespannt. Laut dem Berliner Monitoring "Trans- und homophobe Gewalt" wurden 2023 in Berlin 588 queerfeindliche Straftaten erfasst – ein neuer Höchststand. Diese Zahlen sind zwar auch auf eine verbesserte Erfassung und Sensibilisierung der Berliner Polizei zurückzuführen, spiegeln aber dennoch eine reale Zunahme der Gewalt wider.

"Berlin hat zwar eine lange Tradition als vielfältige und tolerante Stadt, aber auch hier erleben wir eine erschreckende Zunahme von Hasskriminalität gegen LGBTQ-Personen", erklärt Bastian Finke, Leiter von MANEO, dem schwulen Anti-Gewalt-Projekt in Berlin. "Besonders besorgniserregend ist die Zunahme der Gewalt gegen trans* Personen, die oft im öffentlichen Raum stattfindet."

Das Dunkelfeld bleibt groß

Trotz der alarmierenden offiziellen Zahlen gehen Expert*innen von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele Betroffene melden Übergriffe nicht, sei es aus Angst vor weiterer Diskriminierung, aufgrund von Misstrauen gegenüber Behörden oder weil sie befürchten, nicht ernst genommen zu werden.

"Die Dunkelziffer bei queerfeindlichen Übergriffen ist nach wie vor sehr hoch", bestätigt Alfonso Pantisano, Queerbeauftragter des Berliner Senats, gegenüber dem Tagesspiegel. "Viele Betroffene haben das Gefühl, dass eine Anzeige nichts bringt oder fürchten weitere Diskriminierungserfahrungen im Kontakt mit den Behörden."

Maßnahmen zur Bekämpfung queerfeindlicher Gewalt

Um der steigenden queerfeindlichen Gewalt entgegenzuwirken, haben Bund und Länder verschiedene Maßnahmen ergriffen. Das Bundesinnenministerium hat einen Arbeitskreis zur Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt eingerichtet und gemeinsam mit dem BKA einen umfassenden Lagebericht zur Sicherheit von LGBTQ-Personen veröffentlicht.

In Berlin gibt es seit Jahren spezielle Ansprechpersonen für LGBTQ-Personen bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Zudem arbeiten zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen wie MANEO, Lesbenberatung Berlin und TransInterQueer e.V. daran, Betroffene zu unterstützen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.

Besonders wichtig ist laut Expert*innen die konsequente strafrechtliche Verfolgung queerfeindlicher Hassverbrechen. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin, der auch im aktuellen Fall die Ermittlungen führt, ist auf solche Fälle spezialisiert.

Was tun bei queerfeindlichen Übergriffen?

Betroffene und Zeug*innen queerfeindlicher Übergriffe sollten diese nach Möglichkeit anzeigen. In Berlin können sie sich an die LSBTIQ*-Ansprechpersonen der Berliner Polizei wenden. Auch Beratungsstellen wie L-Support für lesbische, bisexuelle Frauen und trans Personen oder MANEO für schwule und bisexuelle Männer bieten Unterstützung.

Wichtig ist auch die gesellschaftliche Solidarität. "Wir alle sind gefordert, hinzuschauen und uns einzumischen, wenn wir Zeug*innen von Diskriminierung und Gewalt werden", betont Lena Herrmann von der Lesbenberatung Berlin. "Nur gemeinsam können wir ein Klima schaffen, in dem alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität sicher leben können."

Angesichts des aktuellen Vorfalls und der besorgniserregenden Zunahme queerfeindlicher Gewalt bleibt die Forderung nach mehr Schutz und Unterstützung für die LGBTQ-Community dringlicher denn je. Die Bekämpfung von Hassverbrechen ist nicht nur eine Aufgabe der Strafverfolgungsbehörden, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.


Bruder des Papstes teilt transfeindliche Botschaften auf Facebook – deutsche Katholiken reagieren betroffen

Der ältere Bruder von Papst Leo XIV. hat eine Geschichte der Verbreitung von transfeindlichen und rechtsgerichteten Inhalten in sozialen Medien, wie PinkNews berichtet. Louis Martin Prevost teilte unter anderem Beiträge, die Eltern von Transgender-Kindern als "beschissen" bezeichneten. Diese Entdeckung sorgt besonders in Deutschland für Diskussionen, wo die katholische Kirche einen vergleichsweise progressiveren Kurs in LGBTQ+-Fragen eingeschlagen hat.

Die Facebook-Beiträge von Louis Prevost sind nach der Wahl seines Bruders Robert zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche ins Rampenlicht gerückt. Nach dem Tod des 88-jährigen Papst Franziskus im April wurde Robert Prevost – der sowohl die amerikanische als auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt – nach einem zweitägigen Konklave zum ersten US-amerikanischen Papst gewählt.

Kontroverse Facebook-Posts

Die von Journalisten aufgedeckten Social-Media-Beiträge des älteren Prevost stehen im Widerspruch zu den politischen Positionen, die seinem Bruder Leo XIV. zugeschrieben werden. Ein Beitrag ist ein weitergeteiltes Video, das die demokratische Kongressabgeordnete und ehemalige US-Parlamentssprecherin Nancy Pelosi mit vulgären Ausdrücken beschimpft. Ein anderer ist ein LGBTQ+-feindliches Meme mit dem Text: "Dein Kind ist nicht trans, du bist nur ein beschissener Elternteil", wie The Guardian berichtete.

Ein dritter Beitrag beschuldigte den ehemaligen Präsidenten Barack Obama und die Demokraten, "die vollständige Zerstörung unserer Lebensweise anzustreben und dieses Land in eine Diktatur zu verwandeln, und noch dazu in eine rassistische".

Die Beiträge wurden angesichts der gestiegenen Aufmerksamkeit auf Prevosts Facebook-Konto offenbar privat gestellt, aber er bestätigte deren Existenz in mehreren Presseinterviews und betonte, dass es sich um seine eigenen Meinungen handle, nicht um die des neuen Papstes. Der Spiegel berichtete, dass Louis Prevost sich selbst als "MAGA-Typen" bezeichnet und einräumte, dass er seine Äußerungen möglicherweise "abschwächen" würde, da sein Bruder nun Papst ist.

Reaktionen aus Deutschland

In Deutschland, wo die katholische Kirche durch den Synodalen Weg einen Reformprozess eingeleitet hat, der auch LGBTQ+-Themen einschließt, haben die Äußerungen von Louis Prevost Besorgnis ausgelöst. Die deutsche Kirche gilt als eine der LGBTQ+-freundlichsten in Europa. So hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) erst kürzlich eine Handreichung für Seelsorger herausgegeben, die Segnungen für wiederverheiratete Geschiedene und homosexuelle Paare regelt.

"Solche transfeindlichen Äußerungen widersprechen dem Geist des Synodalen Weges, den wir in Deutschland gehen", erklärt OutInChurch, eine Initiative von queeren Mitarbeitenden in der katholischen Kirche. "Wir setzen uns für eine Kirche ohne Angst ein und fordern die Abschaffung veralteter Aussagen der kirchlichen Lehre in Bezug auf Sexualität und Geschlecht."

Der neue Papst und LGBTQ+-Rechte

Im Gegensatz zu seinem Bruder scheint Papst Leo XIV. nicht so fortschrittlich in Bezug auf LGBTQ+-Themen zu sein wie sein Vorgänger. Papst Franziskus hinterließ ein komplexes Erbe in Bezug auf die Unterstützung der Community, war aber bekannt dafür, die Sprache der Kirche gegenüber LGBTQ+-Personen zu mildern, wie mit seiner berühmten Aussage "Wer bin ich, zu urteilen?"

Nach Prevosts Wahl berichtete die New York Times, dass er 2012 Kritik an Unterhaltungsmedien geäußert hatte, da diese "Sympathie für Überzeugungen und Praktiken zeigten, die im Widerspruch zum Evangelium stehen", darunter der "homosexuelle Lebensstil" und "alternative Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Partnern und ihren adoptierten Kindern bestehen".

Trotz dieser Ansichten haben LGBTQ+-Katholiken die Hoffnung geäußert, dass sich seine "Meinungen und Ideen ändern können". Diese Hoffnung wird besonders in Deutschland geteilt, wo der Synodale Weg versucht, die Kirche für LGBTQ+-Personen inklusiver zu gestalten.

Kontrast zur deutschen katholischen Kirche

Die transfeindlichen Äußerungen von Louis Prevost stehen in starkem Kontrast zu den Bemühungen der deutschen katholischen Kirche, ihre Positionen zu LGBTQ+-Themen zu modernisieren. Im Rahmen des Synodalen Wegs wurden Vorschläge zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und zur Anerkennung von Trans*-Personen diskutiert.

"Die deutsche katholische Kirche hat sich auf den Weg gemacht, LGBTQ+-Personen stärker einzubeziehen und anzuerkennen", erklärt der Theologe Michael Brinkschröder vom Queerbeet-Gottesdienstkreis in München. "Die Äußerungen des Papst-Bruders erinnern uns daran, dass es innerhalb der Kirche weltweit sehr unterschiedliche Positionen gibt und wir in Deutschland noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen."

Die Situation verdeutlicht die Spannungen innerhalb der katholischen Kirche bezüglich LGBTQ+-Themen und wirft die Frage auf, welchen Kurs Papst Leo XIV. in seiner Amtszeit einschlagen wird. Für deutsche Katholiken, insbesondere für LGBTQ+-gläubige, ist dies eine Zeit der Ungewissheit, aber auch der Hoffnung auf Fortsetzung des Dialoges und der Öffnung, die unter Papst Franziskus begonnen hat.


Verbot von Pride in Ungarn: Eine fundamentale Bedrohung für die Demokratie in Europa und ihre Bedeutung für Deutschland

Das Verbot von Pride-Veranstaltungen in Ungarn stellt eine fundamentale Bedrohung für die Demokratie dar, zu der auch Deutschland nicht schweigen darf. Im ursprünglichen Artikel von ILGA-Europe wird aufgezeigt, wie das ungarische Vorgehen gegen die LGBTQ+-Community weitreichende Folgen für die demokratischen Grundwerte in der gesamten EU hat.

Ein demokratischer Albtraum im Herzen Europas

Stellen Sie sich vor: Der Christopher Street Day in Berlin, Köln oder München wird von der Bundesregierung verboten. Die Organisatoren werden strafrechtlich verfolgt. Gesichtserkennungssoftware identifiziert Teilnehmende, die trotzdem erscheinen, um sie zu registrieren und mit Bußgeldern zu belegen. Politiker schweigen weitgehend. Die Europäische Kommission äußert Bedenken, ergreift aber keine konkreten Maßnahmen.

Ein dystopisches Gedankenexperiment für Deutschland – aber in Ungarn bereits Realität. Ungarn ist das erste EU-Land, das faktisch einen Pride-Marsch verboten hat. Nicht aufgrund von Sicherheitsbedenken oder Gewaltrisiken, sondern weil die Regierung entschieden hat, dass LGBTQ+-Menschen nicht mehr friedlich durch die Straßen ihrer Hauptstadt marschieren dürfen.

Deutschlands besondere Verantwortung

Während in Deutschland 2024 zahlreiche Pride-Veranstaltungen stattfinden – vom Pride Month Berlin über den Christopher Street Day in unterschiedlichen Städten bis zum Pride Day Germany am 3. Juli – verschlechtert sich die Lage für die LGBTQ+-Community im EU-Nachbarland dramatisch. Deutschland hat sich bereits der EU-Klage gegen Ungarn angeschlossen, als es um das diskriminierende "Anti-LGBTQ-Propagandagesetz" ging, das 2021 verabschiedet wurde. Deutsche Fußballfans zeigten damals bei einem Spiel gegen Ungarn Regenbogenfahnen als Protest.

Angesichts des jüngsten Verbots von Pride-Veranstaltungen in Ungarn trägt Deutschland als einer der einflussreichsten EU-Mitgliedstaaten eine besondere Verantwortung, klare Konsequenzen zu fordern. Die historische Erfahrung mit dem Abbau demokratischer Rechte sollte Deutschland besonders sensibel für solche Entwicklungen machen.

Angriff auf die Zivilgesellschaft weitet sich aus

Der Raum für zivilgesellschaftliches Engagement in Ungarn schwindet in alarmierendem Tempo. Der neueste Gesetzentwurf mit dem Titel "Über Transparenz im öffentlichen Raum" würde es zivilgesellschaftlichen Organisationen, die die Regierung kritisieren oder sich für Frauen- und LGBTQ+-Rechte einsetzen, praktisch unmöglich machen, Unterstützung aus dem Ausland zu erhalten – einschließlich gezielter EU-Finanzierung durch das Programm "Bürger, Gleichheit, Rechte und Werte" (CERV).

Die Strategie wird immer deutlicher: Minderheiten instrumentalisieren, zivilgesellschaftliche Organisationen diskreditieren und entfinanzieren, die Demokratie abbauen. LGBTQ+-Menschen sind nur Bauern in diesem Zerstörungsspiel. Erst werden Transpersonen und Regenbogenfahnen dämonisiert, dann folgen Pressefreiheit, akademische Freiheit und unabhängige Gerichte.

Europäische Tendenzen und die deutsche Perspektive

Auch in anderen Teilen Europas testet die extreme Rechte die Grenzen aus. In Großbritannien hat der Oberste Gerichtshof Transpersonen den Rechtsschutz entzogen. In Georgien, einst ein EU-Beitrittshoffnungsträger, wurde ein drakonisches Gesetzespaket nach Moskauer Vorbild verabschiedet, um LGBTQ+-Äußerungen zu unterdrücken. In Bulgarien und Italien toben Debatten darüber, wer im öffentlichen Raum und in Schulbüchern existieren darf.

In Deutschland genießen LGBTQ+-Menschen vergleichsweise umfassende Rechte, doch anti-queere Ressentiments und Übergriffe nehmen zu. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) dokumentiert eine steigende Zahl von Hassverbrechen. Erst kürzlich befasste sich der Bundestag erstmals in einer Debatte explizit mit dem Thema "Queere Gewalt".

Das Schweigen der EU ist keine Neutralität, sondern Mittäterschaft

Und die Europäische Kommission? Sie beobachtet. Sie warnt. Aber sie handelt nicht entschlossen. Es wurde kein Vertragsverletzungsverfahren wegen des ungarischen Pride-Verbots eingeleitet. Es wurden keine politischen Kosten für die Kriminalisierung friedlicher Versammlungen auferlegt. Und während in Brüssel Erklärungen über "europäische Werte" abgegeben werden, kämpfen Aktivisten allein gegen Desinformation, Polizeieinschüchterung und öffentliche Feindseligkeit.

Seien wir deutlich: Wenn die Kommission beim Verbot von Pride in der EU wegschaut, ist das keine Neutralität, sondern Mittäterschaft.

Dieses Versagen trifft nicht nur LGBTQ+-Menschen. Es untergräbt das Fundament, auf dem die EU angeblich aufgebaut ist: Rechtsstaatlichkeit, Grundrechte, zivilgesellschaftlicher Raum. Zivilgesellschaftliche Gruppen, insbesondere solche, die LGBTQ+-Rechte verteidigen, werden durch rechtliche Schlupflöcher, feindliche Narrative und Finanzierungsbeschränkungen immer weiter eingeengt. An manchen Orten werden sie als "ausländische Agenten" oder "Feinde der Nation" gebrandmarkt.

Noch ist es nicht zu spät – Deutschlands Rolle

Es ist noch nicht zu spät, um das Blatt zu wenden. Deutschland sollte sich an die Spitze einer Bewegung stellen, die von der Europäischen Kommission fordert, nicht nur Erklärungen abzugeben, sondern Rechte zu verteidigen. Es ist Zeit, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn wegen des Verbots friedlicher Versammlungen in der EU einzuleiten. Es ist Zeit, zivilgesellschaftliche Gruppen zu unterstützen, die von Verleumdungskampagnen, restriktiven Gesetzen und Finanzierungsbedrohungen ins Visier genommen werden.

Deutschland, das mit seinem jährlichen Christopher Street Day in zahlreichen Städten eine lebendige Pride-Kultur feiert, muss deutlicher Position beziehen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat zwar die ungarische Gesetzgebung bereits kritisiert, doch braucht es nun konkretere Maßnahmen und Druck auf die EU-Kommission, um wirksame Schritte einzuleiten.

Es ist höchste Zeit, dass die Kommission aufhört, "soziale Fragen" von "Regierungsführung" zu trennen, denn wenn Regierungen LGBTQ+-Rechte beschneiden, untergraben sie auch verfassungsmäßige Garantien, richterliche Unabhängigkeit und die Integrität des Staates selbst. Alles hängt zusammen.

Vor allem ist es an der Zeit, LGBTQ+-Menschenrechte als das zu behandeln, was sie sind: ein Barometer für den Gesundheitszustand der Demokratie in der gesamten EU.

Fazit: Ein Weckruf für Deutschland und Europa

Während also am kommenden Wochenende Regenbogenfahnen in Berlin, Köln, München und anderen deutschen Städten wehen, wo EU-Bürger frei und friedlich an Pride-Veranstaltungen teilnehmen können – ohne Gesichtserkennung, ohne Bußgelder, ohne Kriminalisierung – fordern wir die deutschen und europäischen Führungspersönlichkeiten auf, nach Ungarn zu blicken und zu handeln. Man kann keine Union aufbauen, die auf Gleichheit basiert, und gleichzeitig zulassen, dass eines ihrer Mitglieder Pride kriminalisiert.

Denn wenn es mit dem Verbot eines Marsches beginnt – wo endet es dann? Diese Frage sollte uns alle, besonders in Deutschland mit seiner historischen Erfahrung, zutiefst beunruhigen und zum Handeln bewegen.


Polens Wahl: Zwischen LGBTQ+-Hoffnung und Rechtsruck - Was der Kampf um die Präsidentschaft für Deutschland bedeutet

In Polen steht eine richtungsweisende Entscheidung bevor: Am Sonntag wählt unser Nachbarland einen neuen Präsidenten. Mit Rafał Trzaskowski und Karol Nawrocki stehen sich ein queerfreundlicher Europäer und ein rechtspopulistischer Trump-Fan gegenüber. Wie queer.de berichtet, könnte diese Wahl nicht nur über die Zukunft Polens, sondern auch über die Rechte der LGBTQ+-Community im Land entscheiden.

Hoffnungsträger mit Einschränkungen

Rafał Trzaskowski, der liberale Bürgermeister von Warschau, führt die Umfragen mit etwa 34 Prozent an. Als sichtbarer Verbündeter der queeren Community hat er als Warschaus Bürgermeister eine Erklärung zum Schutz der LGBTQ+-Gemeinschaft unterzeichnet, regelmäßig an Pride-Veranstaltungen teilgenommen und setzt sich für die Rechte von Frauen ein. Doch seine Position ist nicht ohne Widersprüche: Trzaskowski lehnt das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ab – eine Haltung, die ihm Kritik von Organisationen wie "Miłość Nie Wyklucza" (Liebe schließt nicht aus) eingebracht hat.

Ähnliche Spannungen erleben wir auch in Deutschland: Während die Ampel-Koalition mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Meilenstein für trans* Personen erreicht hat, gibt es bei Themen wie dem Abstammungsrecht für lesbische Paare oder dem Schutz von LGBTQ+-Personen im Grundgesetz noch erheblichen Nachholbedarf. Der Vergleich zeigt: Auch progressive Politiker*innen haben oft Grenzen bei ihrer Unterstützung für vollständige Gleichberechtigung.

Der Trump-Bewunderer und die Gefahr eines Rechtsrucks

Trzaskowskis Hauptkonkurrent, der 42-jährige Historiker Karol Nawrocki, wird von der rechtsnationalistischen PiS unterstützt – jener Partei, die Polen von 2015 bis 2023 regierte und für ihre extrem queerfeindliche Politik bekannt wurde. Mit dem Wahlslogan "Polen zuerst" und seinem erklärten Vorbild Donald Trump verkörpert Nawrocki einen Rechtspopulismus, der auch in Deutschland bei der AfD zu beobachten ist.

In einer Fernsehdebatte warf Nawrocki seinem Kontrahenten vor, "die Regenbogenfahne über die polnische Flagge zu stellen" – eine Rhetorik, die an die deutsche AfD-Propaganda gegen vermeintliche "Genderpolitik" erinnert. Laut Human Rights Watch haben Rechte der LGBTQ+-Community in Polen unter der PiS-Regierung erheblich gelitten, mit sogenannten "LGBT-freien Zonen" und zunehmender Diskriminierung.

Bedeutung für Deutschland und Europa

Der Ausgang dieser Wahl hat direkte Auswirkungen auf Deutschland. Während Trzaskowski für enge europäische Zusammenarbeit steht, fordert Nawrocki von Berlin Kriegsreparationen in Höhe von 1,3 Billionen Euro und plant Grenzkontrollen zu Deutschland, um Migration zu begrenzen. Die deutsch-polnischen Beziehungen könnten bei einem Sieg Nawrockis erheblich belastet werden.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland, die eng mit polnischen Aktivist*innen vernetzt ist, bedeutet diese Wahl mehr als nur Politik im Nachbarland. Deutsche Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) beobachten die Entwicklungen in Polen genau, da Rückschritte dort auch den Diskurs in Deutschland beeinflussen können.

Eine geteilte Gesellschaft

Wie in Deutschland ist auch die polnische Gesellschaft bei Themen wie LGBTQ+-Rechten gespalten. Während jüngere, urbane Bevölkerungsgruppen mehrheitlich für mehr Akzeptanz eintreten, spielen konservative Werte und die katholische Kirche in ländlichen Gebieten eine dominante Rolle. Eine ähnliche Stadt-Land-Kluft erleben wir auch in Deutschland – wenn auch nicht so ausgeprägt wie im Nachbarland.

Die Zeit nach der PiS-Regierung unter Donald Tusk hat bereits zaghafte Verbesserungen für die queere Community gebracht. Ein Sieg Trzaskowskis könnte diesen Weg fortsetzen, während Nawrocki als Präsident mit seinem Vetorecht Reformen blockieren könnte – so wie es der scheidende Präsident Andrzej Duda getan hat, der 2020 mit einem offen queerfeindlichen Wahlkampf gegen Trzaskowski gewann.

Ausblick: Entscheidung in der Stichwahl

Mit 34 Prozent für Trzaskowski und 27 Prozent für Nawrocki in den Umfragen zeichnet sich ab, dass die Entscheidung erst in der Stichwahl am 1. Juni fallen wird. Für die LGBTQ+-Community in Polen steht viel auf dem Spiel – von der Einführung eingetragener Partnerschaften bis hin zum Schutz vor Diskriminierung.

Während Deutschland mit der Ehe für alle, dem Selbstbestimmungsgesetz und dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) bereits wichtige rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen hat, kämpft Polen noch um grundlegende Anerkennung. Diese Wahl könnte entscheiden, ob sich die Kluft zwischen beiden Ländern in Bezug auf LGBTQ+-Rechte weiter vergrößert oder verkleinert.

In beiden Ländern zeigt sich: Der Kampf für LGBTQ+-Rechte ist ein fortlaufender Prozess, der durch politische Machtwechsel beschleunigt oder zurückgeworfen werden kann. Die polnische Präsidentschaftswahl erinnert uns daran, wie wichtig politische Wachsamkeit für den Erhalt und Ausbau von Minderheitenrechten ist – in Polen ebenso wie in Deutschland.


ESC-Gewinner*in Nemo kritisiert Pride-Flaggen-Verbot – deutsche LGBTQ+-Community solidarisch

Die nicht-binäre ESC-Gewinner*in Nemo zeigt sich "traurig" und "verwirrt" über die Entscheidung der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Pride-Flaggen bei offiziellen Eurovision-Veranstaltungen zu verbieten. Wie PinkNews berichtet, kritisiert Nemo die EBU scharf und wirft ihr vor, ihre "Verantwortung" gegenüber der LGBTQ+-Community nicht ernst zu nehmen.

Neues Flaggen-Verbot löst Empörung aus

Im vergangenen Monat bestätigte die EBU, dass es Teilnehmer*innen des Eurovision Song Contest 2025 in Basel untersagt sein wird, andere Flaggen als die ihres teilnehmenden Landes zu offiziellen Eurovision-Veranstaltungen mitzubringen. Dies bedeutet, dass Pride-Flaggen auf der Hauptbühne der St. Jakobshalle, im Green Room, im Eurovision Village, bei der Flaggenparade oder auf dem Türkisfarbenen Teppich nicht mehr gezeigt werden dürfen.

Diese verschärfte Regelung kommt, nachdem Nemo – die geschichtsträchtige nicht-binäre Teilnehmer*in der Schweiz und spätere Gewinner*in des Wettbewerbs – im vergangenen Jahr eine nicht-binäre Flagge bei der Flaggenparade "einschmuggeln" musste.

Nemos persönliche Erfahrung

"An diesem Punkt bin ich sehr verwirrt", erklärte die 25-jährige Künstler*in gegenüber PinkNews. "Letztes Jahr bereitete ich meine nicht-binäre Flagge vor und dachte: 'OK, ich gehe mit der Schweizer Flagge und der nicht-binären Flagge' und dann sagte jemand: 'Oh, tut mir leid, du kannst das nicht mitnehmen, es ist auf der Bühne verboten'. Also habe ich einfach stillgehalten und sie irgendwo versteckt, wo niemand sie sehen konnte."

Nemo kritisierte auch die Doppelmoral der EBU, die nach dem Sieg Fotos von Nemo mit der nicht-binären Flagge in den sozialen Medien veröffentlichte, obwohl es zunächst verboten war. "Das ist so dumm. Und dann haben sie eine Erklärung abgegeben, dass es 'immer erlaubt' war. Ich dachte, gut, dann können wir jetzt weitermachen und das wird kein Problem mehr sein. Jetzt sagen sie aber aktiv, dass es nicht mehr erlaubt ist, obwohl die Schweiz kein Problem damit hätte."

Reaktionen in Deutschland

Auch in Deutschland hat das Flaggenverbot für Empörung gesorgt. SCHWULISSIMO berichtet, dass viele deutsche LGBTQ+-Vertreter*innen das Verbot als klaren Widerspruch zur traditionellen Rolle des ESC als Plattform für Vielfalt und Toleranz sehen. Der Bundesverband Lesben und Schwule in der Union (LSU) hat in einer Stellungnahme das Verbot als "rückschrittlich und enttäuschend" bezeichnet.

Isabell Barth, Vorsitzende des deutschen Eurovision-Fanclubs, erklärt: "Der ESC hat eine jahrzehntelange Tradition als sicherer Raum für die LGBTQ+-Community. Die Regenbogenfahne ist dabei kein politisches Symbol, sondern steht für Vielfalt und Akzeptanz – genau die Werte, für die der ESC eigentlich einsteht."

Widersprüchliche Regelungen

Die neue Flaggenpolitik der EBU sieht vor, dass Teilnehmer*innen nur ihre Landesflagge tragen dürfen, während Fans und Zuschauer*innen jede Art von Flagge mitbringen können, solange diese mit schweizerischem Recht konform ist und nicht diskriminierend ist oder zu Hass aufruft.

"Ich verstehe es einfach nicht. Ich bin verwirrt über den Entscheidungsprozess und die Absicht dahinter", sagte Nemo. "Es muss Sinn ergeben. Man kann nicht als queerstes Event Europas bekannt sein und dann sagen: 'Wir erlauben keine Pride-Flaggen.' Das ergibt einfach keinen Sinn für mich, besonders in dieser Zeit."

Kritik an der EBU

Nemo fordert die EBU auf, jetzt Stellung zu beziehen und Verantwortung zu übernehmen, da so viele queere Menschen am Eurovision teilnehmen, ihn anschauen und bei ihm auftreten. "Es macht mich einfach traurig, dass diese Verantwortung nicht wahrgenommen zu werden scheint."

Auch in deutschen Medien wird die Frage aufgeworfen, ob die EBU mit diesem Schritt ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Der SWR berichtet, dass viele deutsche Fans des Wettbewerbs enttäuscht sind und das Verbot als Widerspruch zum Selbstverständnis des ESC als Ort der Vielfalt und Akzeptanz sehen.

EBU rechtfertigt Entscheidung

In einer Stellungnahme an PinkNews erklärte ein EBU-Sprecher, dass die offiziellen Flaggenrichtlinien des Eurovision Song Contest 2025 vom Schweizer Gastgebersender SRG SSR mit Beiträgen der EBU entwickelt wurden, insbesondere für offizielle ESC-Räume, um Klarheit für Publikum und Delegationen zu schaffen.

"In Übereinstimmung mit anderen internationalen Wettbewerben können teilnehmende Sender in offiziellen Räumen – dazu gehören die Bühne, der Green Room, die Eurovision Village Bühne und der Türkisfarbene Teppich – nur eine Nationalflagge verwenden", heißt es in der Erklärung.

Ausblick auf den Wettbewerb

Das Halbfinale des Eurovision Song Contest findet am 15. Mai statt, das Finale am Samstag, den 17. Mai. Für Deutschland tritt Reagan James an, der sich bereits solidarisch mit Nemo gezeigt und Unverständnis über das Flaggenverbot geäußert hat.

Ob sich alle Teilnehmer*innen an die neuen Regeln halten werden, bleibt abzuwarten. Nemo selbst ist gespannt: "Mal sehen, ob sich dieses Jahr alle an die Regeln halten oder nicht. Ich bin gespannt auf weitere Entwicklungen."


"Ich bin keine Ausnahme": Homophober Angriff auf Hanauer Juso-Chef zeigt anhaltende Diskriminierung queerer Menschen in Deutschland

Ein homophober Übergriff auf den Hanauer Juso-Vorsitzenden Max Tischberger macht erneut auf die erschreckende Realität queerfeindlicher Gewalt in Deutschland aufmerksam. Wie queer.de berichtet, ereignete sich der Vorfall am vergangenen Samstag im Hanauer Stadtteil Großauheim, als Tischberger auf dem Heimweg vom Mainuferfest war.

Der Vorfall: Beleidigung und Nötigung

Laut Angaben der SPD-Jugendorganisation näherte sich ein alkoholisierter Jugendlicher aus einer Gruppe von vier bis fünf Personen dem Juso-Chef, packte ihn an den Handgelenken und hinderte ihn am Weitergehen. In aggressivem Ton fragte der Teenager: "Ich habe gehört, dass du eine Schwuchtel bist – stimmt das?" und fügte hinzu: "Eine Schwuchtel kann ich in Auheim nicht tolerieren."

Tischberger reagierte besonnen und konnte sich verbal aus der Situation befreien. Nachdem er außer Reichweite des Angreifers war, verständigte er den Notruf und erstattete Anzeige wegen Nötigung und Beleidigung.

"Queerfeindlichkeit ist bittere Realität"

"Ich habe mich entschieden, diesen Angriff öffentlich zu machen – weil ich keine Ausnahme bin, sondern Queerfeindlichkeit für viele Menschen bittere Realität ist", erklärte Tischberger nach dem Vorfall. "Als queerer Mensch erfahre ich immer wieder subtile wie offene Anfeindungen." Der seit 2023 als Juso-Vorsitzender aktive Politiker betonte, er wolle sich nicht einschüchtern lassen: "Wir müssen öffentlich über Vorfälle sprechen, damit sich die Täter nicht durch Schweigen bestätigt fühlen."

Ein Teil eines größeren Problems

Der Vorfall in Hanau steht beispielhaft für ein alarmierendes gesellschaftliches Problem in Deutschland. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der EU-Agentur für Grundrechte (FRA) vom Mai 2024 erfahren LGBTQ+-Personen trotz gestiegener gesellschaftlicher Akzeptanz weiterhin Gewalt, Belästigung und Diskriminierung.

Die Zahlen sind alarmierend: 16 Prozent der LGBTQ+-Personen in Deutschland berichten von Gewalterfahrungen, bei intergeschlechtlichen Menschen sind es sogar über ein Drittel. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) war bereits Belästigungen ausgesetzt.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Straftaten

Besonders besorgniserregend ist die Entwicklung der letzten Jahre: Der Lagebericht zur kriminalitätsbezogenen Sicherheit von LSBTIQ* verzeichnete für 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Jahr 2022. Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht.

Besonders junge LGBTQ+-Personen sind von Diskriminierung betroffen. Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) haben über 80 Prozent der befragten queeren Jugendlichen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Zugehörigkeit bereits Diskriminierung erfahren – am häufigsten in der Öffentlichkeit.

Aufruf zum Handeln

Sophie Seidel, Vizevorsitzende der Jusos in Hanau, unterstützt Tischbergers Entscheidung, den Vorfall öffentlich zu machen: "Es darf keine Normalität sein, als queere Person diskriminiert, angefeindet oder sogar angegriffen zu werden."

Der Fall zeigt, dass trotz gesetzlicher Fortschritte wie dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG), das Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbietet, noch viel zu tun bleibt. Experten fordern eine konsequentere Erfassung und Verfolgung queerfeindlicher Straftaten sowie mehr Präventions- und Aufklärungsarbeit.

Tischbergers mutige Haltung verdeutlicht, wie wichtig es ist, queerfeindliche Vorfälle sichtbar zu machen und nicht zu schweigen. "Ich bin überzeugt, dass Hanau bunt ist. Nur Einzelne erwecken mit ihrer Haltung den Anschein, als seien sie die Mitte der Gesellschaft", betont er. Eine Botschaft, die angesichts der besorgniserregenden Entwicklung queerfeindlicher Gewalt in Deutschland wichtiger ist denn je.


EU-weite Petition gegen Konversionstherapien: Über 960.000 Menschen fordern Schutz für LGBTQ+-Community

Eine europaweite Petition für ein rechtsverbindliches Verbot von Konversionstherapien hat kurz vor Ablauf der Frist bereits fast eine Million Unterschriften gesammelt. Die Initiative Act1 benötigt bis Samstag eine Million Unterstützer*innen, damit sich die EU-Kommission mit dem Anliegen befassen muss. Die Kampagne hat prominente Unterstützung und könnte ein wichtiger Schritt für den Schutz der LGBTQ+-Community in ganz Europa sein.

Europaweiter Schutz vor schädlichen Praktiken

Während in Deutschland seit 2020 zumindest für Minderjährige ein Verbot von Konversionstherapien gilt, sind diese sogenannten "Behandlungen" in 19 der 27 EU-Mitgliedsstaaten noch immer legal. Neben Deutschland haben bisher nur Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien, Griechenland, Zypern und Malta entsprechende Gesetze erlassen. Malta war dabei 2016 das erste europäische Land, das diese Praktiken vollständig verboten hat.

Der 21-jährige Student Mattéo Garguilo, einer der Initiatoren der Petition, hofft, dass die Bewegung tatsächlich eine Veränderung bewirken kann. Die breite Unterstützung durch Influencer*innen, Künstler*innen und Politiker*innen wie die belgische Sängerin Angèle und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik zeigt, dass das Thema in der Gesellschaft angekommen ist.

Gesundheitsrisiken durch "Konversionstherapien"

Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich einig: Konversionstherapien, die darauf abzielen, die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität eines Menschen zu ändern, sind nicht nur unwirksam, sondern können schwere psychische Schäden verursachen. Der Weltärztebund und zahlreiche medizinische Fachgesellschaften warnen eindringlich vor den Folgen wie Depressionen, Angststörungen und erhöhtem Suizidrisiko.

In Deutschland ist die Debatte um eine Ausweitung des Verbots auf Erwachsene im Gang. Kritiker*innen sehen in einem umfassenden Verbot einen Eingriff in die persönliche Freiheit, während Befürworter*innen betonen, dass der Schutz vor schädlichen Praktiken Vorrang haben müsse – insbesondere, da Konversionstherapien oft in einem Umfeld von sozialem oder religiösem Druck stattfinden.

Hoffnung auf EU-weite Regelung

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits im September 2023 die EU-Kommissarin Hadja Lahbib beauftragt, ein europaweites Verbot auszuarbeiten. Die aktuelle Petition könnte diesem Vorhaben nun zusätzlichen Schwung verleihen.

Der Erfolg der Petition wäre ein wichtiges Signal für die LGBTQ+-Community in Europa. Während in Ländern wie Frankreich bereits umfassende Verbote existieren, fehlt in vielen osteuropäischen Ländern jeglicher gesetzlicher Schutz vor diesen Praktiken, die fälschlicherweise den Eindruck vermitteln, Homosexualität oder Transidentität seien Krankheiten, die "geheilt" werden müssten.

Die deutsche LGBTQ+-Community blickt nun gespannt nach Brüssel. Ein EU-weites Verbot wäre nicht nur ein wichtiger Schutz für queere Menschen in Ländern ohne entsprechende Gesetzgebung, sondern könnte auch die bestehenden nationalen Regelungen stärken und vereinheitlichen.


Einschränkung am Reichstag: Klöckner lässt Regenbogenflagge nur noch am IDAHOBIT zu

Der Bundestag wird am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOBIT) an diesem Samstag die Regenbogenflagge hissen – am Christopher Street Day (CSD) soll das Symbol der queeren Community dagegen dort nicht mehr zu sehen sein. Diese Entscheidung teilte der Bundestag in einer offiziellen Mitteilung mit, wie queer.de berichtet.

Klöckners Begründung: CSD braucht keine institutionelle Unterstützung

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) begründet ihre Entscheidung damit, dass der 17. Mai entscheidend im Kampf "gegen Diskriminierung und für die Akzeptanz der Unterschiedlichkeit und Gleichwertigkeit aller Menschen" sei. An diesem Tag strich die Weltgesundheitsorganisation 1990 Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten – ein wichtiger Meilenstein für die LGBTQ+-Community.

Zum CSD rechtfertigt Klöckner ihre restriktive Haltung: "Ich habe zudem entschieden, dass dies der einzige Anlass sein wird und eine entsprechende Beflaggung sich nicht auch auf den Christopher-Street-Day erstreckt, der als Tag der Versammlung, des Protests und der Feier von seiner kraftvollen Präsenz auf den Straßen lebt." Die Regenbogenfahne werde zum CSD "zurecht auf vielfältige Weise durch die Menschen selbst getragen und verbreitet, nicht durch die Institution Bundestag." Außerdem stehe die schwarz-rot-goldene Fahne ja auch für "das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und gegen Diskriminierung".

Ein Schritt zurück in der Symbolpolitik

Diese Entscheidung markiert einen deutlichen Bruch mit der Praxis der vergangenen Jahre. Im Juli 2022 wurde unter der damaligen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zum ersten Mal in der Geschichte die Regenbogenflagge auf dem Reichstagsgebäude gehisst. Bas hatte damals erklärt, dass dies die Sichtbarkeit des Bekenntnisses zu Vielfalt und Diversität deutlich erhöhen würde. Die historisch bedeutsame Flagge wurde später dem Deutschen Historischen Museum übergeben.

Kritiker vermuten einen Zusammenhang mit der scharfen Kritik des Berliner CSD an der Politik der CDU im letzten Jahr. Der Regierende CDU-Bürgermeister Kai Wegner hielt deshalb nicht wie im Jahr zuvor eine Eröffnungsrede bei dem Event.

Klöckners problematische Vergangenheit bei LGBTQ+-Themen

Julia Klöckner gilt in der Community als Gegnerin von LGBTQ+-Rechten, die in der Vergangenheit auch populistisch gegen queere Menschen Stimmung machte. So bezeichnete sie 2022 einen Text über trans Menschen im "Regenbogenportal" der Bundesregierung als "irre", wie queer.de berichtete.

Die Entscheidung fügt sich in ein Muster von Symbolpolitik ein, bei dem die Sichtbarkeit queerer Themen in offiziellen Institutionen zunehmend infrage gestellt wird. Während in anderen Ländern wie Kanada, den USA oder Großbritannien das Hissen der Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden zu verschiedenen Anlässen üblich ist, zeigt sich in Deutschland eine Tendenz zur Einschränkung.

Die Bedeutung symbolischer Unterstützung für die Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland haben symbolische Gesten wie das Hissen der Regenbogenflagge am Reichstag eine besondere Bedeutung. Sie stehen für die Anerkennung nach Jahrzehnten der Verfolgung, insbesondere durch den Paragraphen 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte und erst 1994 vollständig abgeschafft wurde.

Während offizielle Symbole reduziert werden, bleibt die Straße als Ort des Protests und der Sichtbarkeit umso wichtiger. Der Christopher Street Day, der an die Stonewall-Aufstände von 1969 in New York erinnert, wird in diesem Jahr in Berlin und anderen deutschen Städten voraussichtlich besonders stark besucht werden – nicht zuletzt als Reaktion auf Rückschritte in der Symbolpolitik und als Zeichen gegen die zunehmende Queerfeindlichkeit in Teilen der Gesellschaft.

Die Diskussion um die Regenbogenflagge am Bundestag zeigt, dass der Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung der LGBTQ+-Community in Deutschland noch lange nicht abgeschlossen ist.


Angriff auf die Vielfalt: Regenbogen-Banner vor CSD in Flensburg zerstört

Kurz vor dem Christopher Street Day (CSD) in Flensburg haben Unbekannte zwei Regenbogen-Banner zerstört, die an Eisenbahnbrücken in der Innenstadt auf die anstehenden Rainbow Days und den CSD hinweisen sollten. Wie queer.de berichtet, wurden die Banner in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch demoliert. Die Hintergründe sind bislang unklar, der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Zunehmende Queerfeindlichkeit in Deutschland

Andreas Witolla, Leiter des queeren Zentrums Flensbunt, äußerte sich besorgt: "Obwohl wir von einem großen Bündnis aus verschiedenen Organisationen, Privatpersonen und der Stadt Flensburg unterstützt werden, wird der Ton rauer." In sozialen Medien gebe es neben Zuspruch auch "massive Ablehnung und Hasskommentare gegen die queere Community". Diese Gewalt sei "für uns unbegreiflich".

Der Vorfall in Flensburg reiht sich ein in eine besorgniserregende bundesweite Entwicklung. Laut Lagebericht des Bundeskriminalamts haben queerfeindliche Straftaten in Deutschland deutlich zugenommen. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Kein Einzelfall: Angriffe auf CSD-Veranstaltungen nehmen zu

Bundesweit häufen sich die Berichte über Vandalismus gegen Regenbogenflaggen und andere Symbole der queeren Community, besonders im Umfeld von CSD-Veranstaltungen. In Würzburg wurde kürzlich ein Pride-Zeichen mit einer Deutschlandflagge übermalt, in Brandenburg wurden queerfeindliche Graffiti am Startpunkt eines CSD gesprüht, und in Eisenhüttenstadt warfen Rechtsextreme sogar Schottersteine auf eine CSD-Demonstration.

Auch bei größeren Veranstaltungen wie dem CSD in Hannover kam es zu mehreren Gewalttaten, Beleidigungen und sexuellen Belästigungen. Viele dieser Fälle werden inzwischen vom Staatsschutz bearbeitet, da sie als politisch motivierte Hassverbrechen eingestuft werden.

"Hier & Queer – Jetzt erst recht"

Trotz der Angriffe bleibt die Flensburger Community kämpferisch. Witolla betont: "Wir lassen uns nicht unterkriegen und werden weiter für Akzeptanz, Anerkennung und gegen Gewalt einstehen und ganz nach dem diesjährigen Motto 'Hier & Queer – Jetzt erst recht'."

Der CSD in Flensburg findet wie geplant am Samstag statt. Die Polizei hat verstärkte Schutzmaßnahmen angekündigt. Bundesweit setzen viele Städte inzwischen auf erhöhte Polizeipräsenz bei Pride-Veranstaltungen, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten.

Hohe Dunkelziffer bei queerfeindlichen Straftaten

Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer bei queerfeindlichen Straftaten aus. Laut ZDF hat sich die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 nahezu verzehnfacht – ein alarmierender Trend, der die gestiegene gesellschaftliche Polarisierung widerspiegelt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, queere Menschen besser zu schützen und queerfeindliche Gewalt konsequent zu verfolgen. Der LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) fordert unterdessen mehr Prävention und bessere Unterstützung für Betroffene.

Die Sicherheitsorgane reagieren: Bei vielen CSD-Veranstaltungen in Deutschland wird die Polizeipräsenz inzwischen deutlich verstärkt, wie auch bei der anstehenden Veranstaltung in Flensburg der Fall sein wird.


Budapest Pride fordert EU-Sanktionen gegen Orban: Ein Kampf für Grundrechte mit Bedeutung für Deutschland

Die Organisator*innen der von einem Verbot bedrohten Budapester Pride-Parade haben europäische Sanktionen gegen den ungarischen Regierungschef Viktor Orban gefordert. Wie queer.de berichtet, bezeichnete die Präsidentin der Budapester CSD-Demonstration, Viktoria Radvanyi, Orbans LGBTI-feindliche Gesetze als "eine skandalöse Verletzung von Grundrechten" bei einer Veranstaltung im Europaparlament in Brüssel.

Das umstrittene Gesetz und seine Folgen

Im März 2025 verabschiedete das ungarische Parlament ein Gesetz, das als Grundlage für ein mögliches Verbot der Budapester Pride-Demonstration dient. Dieses Gesetz verbietet Versammlungen, die gegen das sogenannte "Kinderschutzgesetz" aus dem Jahr 2021 verstoßen. Letzteres schränkt das Informieren über Homosexualität und Geschlechtervielfalt für Minderjährige massiv ein und wurde international als "Anti-LGBTQ+-Propaganda-Gesetz" kritisiert.

Das neue Gesetz droht den Organisator*innen und Teilnehmer*innen der Pride-Parade mit Geldstrafen von bis zu 500 Euro. Trotz dieser Drohung planen die Organisator*innen, die Veranstaltung am 28. Juni durchzuführen. Die Budapest Pride ist eine der größten LGBTQ+-Veranstaltungen in Osteuropa und zieht seit Jahren regelmäßig mehrere zehntausend Teilnehmer*innen an.

Kritik an der EU-Kommission

"Trotz dieses brutalen, beispiellosen Gesetzes hat die Europäische Kommission in den letzten zwei Monaten leider keinerlei Maßnahmen ergriffen", beklagte Pride-Organisatorin Radvanyi. Der ungarische Aktivist Tamas Dombos bezeichnete Ungarn als "Vorreiter" bei Angriffen auf die Rechte von queeren Menschen und forderte "konkrete Maßnahmen" aus Brüssel.

Die für Gleichstellung zuständige EU-Kommissarin Hadja Lahbib versicherte den ungarischen Aktivist*innen: "Wenn nötig, wird die Kommission nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen." Konkrete Details nannte sie allerdings nicht. Die EU-Kommission hat bereits mehrere Milliarden Euro an Fördergeldern für Ungarn eingefroren, teilweise auch wegen des Vorgehens gegen LGBTI-Rechte. Kritisch sehen Aktivist*innen, dass ein Teil des Geldes im vergangenen Jahr wieder freigegeben wurde.

Deutschlands Position und Solidarität

Deutschland positioniert sich auf EU-Ebene klar gegen die Einschränkung der Rechte von LGBTIQ*-Personen in Ungarn. Die Bundesrepublik unterstützt die von der EU-Kommission eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen Ungarn, darunter die Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) wegen des "Kinderschutzgesetzes" von 2021. Zusammen mit anderen EU-Mitgliedstaaten hat sich Deutschland der Klage angeschlossen.

In Deutschland haben sich zahlreiche LGBTQ+-Organisationen solidarisch mit den ungarischen Aktivist*innen erklärt. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) sowie der CSD Deutschland e.V. haben ihre Unterstützung für die Budapest Pride bekundet und die Bemühungen ungarischer Aktivist*innen gewürdigt, trotz widriger Umstände für ihre Rechte einzustehen.

Proteste und Widerstand

In den vergangenen Monaten hatten bereits mehrfach tausende Menschen in der ungarischen Hauptstadt gegen das mögliche Pride-Verbot demonstriert. Die Proteste zeigen, dass trotz der restriktiven Politik der Orban-Regierung der Widerstand in der Zivilgesellschaft wächst.

Der Fall Ungarn wird zunehmend zu einem Präzedenzfall für den Umgang der EU mit Mitgliedstaaten, die systematisch Grundrechte aushöhlen. Die Entscheidung, wie die EU auf das drohende Verbot der Budapest Pride reagiert, könnte wegweisend für ähnliche Situationen in anderen EU-Ländern sein, in denen rechtspopulistische Regierungen an die Macht kommen.

Ausblick und europäische Bedeutung

Die Forderung nach EU-Sanktionen gegen die Orban-Regierung unterstreicht die europäische Dimension des Kampfes für LGBTQ+-Rechte. In einer Zeit, in der in mehreren europäischen Ländern rechtspopulistische Bewegungen an Einfluss gewinnen, hat der Umgang mit dem ungarischen Fall Signalwirkung für die gesamte EU.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist die Situation in Ungarn besonders alarmierend, da sie zeigt, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder eingeschränkt werden können. Die Solidarität mit den ungarischen Aktivist*innen ist daher nicht nur eine Frage der internationalen Zusammenarbeit, sondern auch ein wichtiges Signal für die Verteidigung der Rechte von LGBTQ+-Personen in ganz Europa.

Die geplante Budapest Pride am 28. Juni wird zeigen, ob der Widerstand gegen die repressive Politik der ungarischen Regierung erfolgreich sein kann. Für viele Aktivist*innen in Deutschland und der gesamten EU ist dieser Kampf zu einem Symbol für die Verteidigung europäischer Grundwerte geworden.


US-Militär unter Trump - Systematische Ausgrenzung von trans Personen im Vergleich zur inklusiven Haltung der Bundeswehr

Das US-Verteidigungsministerium hat unter der Trump-Administration aktiv daran gearbeitet, trans Menschen aus dem Militär auszuschließen, wie aus einem veröffentlichten "Leitfaden" hervorgeht, über den ursprünglich queer.de berichtete. Diese diskriminierende Politik steht in starkem Kontrast zur deutschen Bundeswehr, die einen inklusiven Ansatz verfolgt und als Vorreiter für trans Rechte im Arbeitsumfeld gilt.

Der US-Leitfaden: Ausschluss durch die Hintertür

Der Leitfaden des US-Verteidigungsministeriums legte trans Soldaten nahe, "freiwillig" ihren Dienst zu beenden, wenn sie "eine Diagnose oder Vorgeschichte von Geschlechtsdysphorie haben oder dazu passende Symptome aufweisen". Bei Weigerung drohten regelmäßige Gesundheitsbeurteilungen mit dem Ziel, sie zu identifizieren und mit geringerer Abfindung aus dem Militär zu entfernen. Bemerkenswert ist, dass das Ministerium in seiner Kommunikation den Begriff "trans Personen" vermied und stattdessen ein hochrangiger Beamter von einer "falschen Geschlechtsidentität" sprach.

Besonders problematisch: Diese Politik ignorierte bewusst die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die trans und geschlechtsdiverse Identitäten seit 2019 nicht mehr als psychische Erkrankungen einstuft.

Der politische Wandel unter Biden

Die gute Nachricht für trans Personen im US-Militär: Diese diskriminierende Politik wurde mittlerweile durch Präsident Biden rückgängig gemacht. Bereits im Januar 2021 hob Biden das Trump-Verbot per Exekutivanordnung auf. Die Biden-Administration betonte, dass alle qualifizierten Amerikaner*innen dienen sollten und dass Vielfalt eine Stärke des Militärs sei. Das Pentagon erließ daraufhin neue Richtlinien zur Unterstützung von trans Soldaten, einschließlich Regelungen für medizinische Versorgung.

Deutsche Bundeswehr als positives Gegenbeispiel

Im deutlichen Gegensatz zur Trump-Ära steht die Haltung der deutschen Bundeswehr. In Deutschland dürfen trans Personen ohne spezifische Einschränkungen im Militär dienen. Die Bundeswehr hat sich einer inklusiven Arbeitsumgebung verschrieben, in der alle Soldat*innen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität respektiert und unterstützt werden.

Laut Haufe.de gilt die Bundeswehr sogar als Vorreiter für den respektvollen Umgang mit Geschlechtsangleichungen im Arbeitsverhältnis. Die medizinische Versorgung im Zusammenhang mit Geschlechtsangleichung ist in der Regel durch die militärische Krankenversicherung abgedeckt - ein enormer Unterschied zur diskriminierenden Politik unter Trump.

Die gesellschaftliche Bedeutung

Der Umgang mit trans Personen im Militär spiegelt oft breitere gesellschaftliche Haltungen wider. Die Trump-Administration führte zahlreiche diskriminierende Maßnahmen gegen trans Menschen ein, nicht nur im Militär. Die damalige Begründung, trans Personen würden eine "zu hohe medizinische Belastung" darstellen, wurde von Expert*innen wiederholt widerlegt.

Die deutsche Position zeigt, dass Inklusion und militärische Effektivität Hand in Hand gehen können. Trans Personen bringen wie alle anderen Soldat*innen wertvolle Fähigkeiten und Perspektiven ein. Die Bundeswehr erkennt an, dass die Unterstützung der Identität aller Mitarbeitenden letztlich die Einsatzbereitschaft und Moral stärkt.

Fazit: Ein Kampf um Gleichberechtigung

Während trans Personen im US-Militär unter Trump aktiv ausgegrenzt wurden, zeigt die deutsche Praxis, dass ein inklusiver Ansatz möglich und vorteilhaft ist. Die Rücknahme des Verbots durch Biden ist ein wichtiger Schritt, doch bleibt die Sorge, dass bei einem erneuten politischen Wandel in den USA diese Rechte wieder in Gefahr geraten könnten.

Der Kampf um Gleichberechtigung für trans Personen im Militär ist somit Teil eines größeren Ringens um die Anerkennung der Menschenrechte und Würde aller LGBTQ+ Personen - ein Kampf, der auch in Deutschland trotz fortschrittlicherer Politik weitergeht.


Diversität oder Übernahme: US-Telekommunikationsriese Verizon opfert Inklusionsprogramme für Milliardendeal

Der US-Telekom-Riese Verizon hat die milliardenschwere Übernahme des Konkurrenten Frontier Communications erst nach dem vollständigen Verzicht auf Diversitäts-Initiativen bewilligt bekommen, wie queer.de berichtet. Dies zeigt, wie unter der Trump-Administration Gleichstellungsbemühungen zunehmend unter Druck geraten und wirtschaftliche Interessen über Inklusionsziele gestellt werden.

DEI-Programme als Hindernis für Milliardenübernahme

Verizon hatte zum insgesamt rund 20 Milliarden Dollar schweren Kauf des Konkurrenten Frontier Communications bereits im vergangenen September angesetzt. Der von Donald Trump eingesetzte Chef der US-Telekom-Aufsicht FCC, Brendan Carr, blockierte jedoch die Genehmigung mit der Begründung, Verizon würde seine DEI-Programme (Diversity, Equity and Inclusion) nicht entschieden genug abschaffen.

Am Donnerstag teilte Verizon der FCC (Federal Communications Commission) schließlich mit, dass alle Diversitäts-Programme sofort beendet würden. Diese Entscheidung umfasste laut Fox Business die Entfernung der "Diversity and Inclusion"-Website, die Streichung von DEI-Hinweisen aus Mitarbeiterschulungen sowie Änderungen bei der Personalbeschaffung, Karriereentwicklung, Lieferantenvielfalt und Unternehmenssponsoring. Schon am Freitag kam aus Washington grünes Licht für die Übernahme.

Donald Trumps Feldzug gegen Diversitäts-Initiativen

US-Präsident Donald Trump führt einen regelrechten Feldzug gegen Initiativen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. In den USA sind diese Programme unter der Abkürzung DEI bekannt. Mit ihnen sollen benachteiligte Personengruppen gefördert werden – der Präsident und seine Republikanische Partei behaupten jedoch, dass dadurch andere diskriminiert würden und die Kompetenz leide.

FCC-Chef Brendan Carr begrüßte die Entscheidung von Verizon und bezeichnete sie als "guten und wichtigen Schritt vorwärts, der Chancengleichheit, Nichtdiskriminierung und das öffentliche Interesse fördert" – eine Argumentation, die bei Bürgerrechtsgruppen auf scharfe Kritik stößt.

Parallelen zu T-Mobile US in Deutschland

Der Fall Verizon ist kein Einzelfall. Auch die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile US hatte ihre Diversitäts-Initiativen weitgehend gestrichen, um die Genehmigung für die angestrebte Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos zu erhalten. Nur einen Tag nach der Ankündigung, die DEI-Programme zu beenden, genehmigte die FCC die Übernahme.

Im Gegensatz zu den USA verfolgt Deutschland einen anderen Ansatz bezüglich Diversität in Unternehmen. Hier gibt es gesetzliche Vorgaben wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und Quotenregelungen für Frauen in Führungspositionen. Zudem haben viele deutsche Unternehmen, darunter die Deutsche Telekom selbst, eigene Diversitätsstrategien entwickelt, die sie als Wettbewerbsvorteil und wichtigen Teil ihrer Unternehmenskultur betrachten.

Besorgnis in LGBTQ+-Gemeinschaft

In der LGBTQ+-Gemeinschaft wächst die Sorge über die zunehmenden Angriffe auf Diversitätsinitiativen. Diese Programme bieten oft wichtige Schutz- und Unterstützungsmechanismen für queere Menschen am Arbeitsplatz. Der Verzicht auf solche Programme könnte nicht nur zu verstärkter Diskriminierung führen, sondern auch die jahrelangen Fortschritte bei der Gleichstellung im Berufsleben gefährden.

Für viele Beobachter:innen symbolisiert der Fall Verizon einen besorgniserregenden Trend: Wirtschaftliche Interessen werden über Gleichstellungsziele gestellt, und Unternehmen sind bereit, ihre Diversitätsbemühungen aufzugeben, wenn es finanziell vorteilhaft erscheint.

Warnsignal für Europa

Obwohl in Deutschland und Europa eine andere Rechtsgrundlage besteht, sehen Expert:innen den Fall als Warnsignal. IT-Branchenbeobachter weisen darauf hin, dass politische Strömungen auch in Europa vermehrt gegen Diversitätsinitiativen mobilisieren und ähnliche Entwicklungen wie in den USA anstreben könnten.

Die Situation bei Verizon zeigt deutlich, wie politischer Druck und wirtschaftliche Interessen Unternehmen dazu bringen können, von ihren selbst gesteckten Diversitätszielen abzurücken. Für die LGBTQ+-Community und andere marginalisierte Gruppen bedeutet dies, dass Errungenschaften im Bereich der Gleichstellung weiterhin aktiv verteidigt werden müssen – sowohl in den USA als auch in Deutschland.


Mpox in Deutschland: 232 Fälle in 2024 – Prävention bleibt wichtig für die queere Community

In Deutschland wurden in diesem Jahr bereits 232 Mpox-Infektionen registriert, wie aktuelle Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen. Dies berichtet queer.de unter Berufung auf Aussagen des RKI-Infektions-Experten Klaus Jansen. Damit nähert sich die Zahl der Fälle in diesem Jahr bereits der Gesamtzahl aus dem vergangenen Jahr (275 Fälle), bleibt aber deutlich unter dem Niveau des großen Ausbruchs von 2022 mit 3.672 Fällen.

Aktuelle Einschätzung der Lage

Trotz des Anstiegs betrachtet das RKI die Entwicklung nicht als besorgniserregend. "Insgesamt finden wir aktuell das Infektionsgeschehen nicht überraschend", erklärt Jansen. "Leichtere Anstiege und Abfälle von Infektionen, wie wir sie regional in den letzten Monaten gesehen haben, sind zu erwarten, da Mpox immer wieder in sexuellen Netzwerken auftreten kann, bei denen die Immunität geringer ausgeprägt ist." Das RKI schätzt die Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland weiterhin als gering ein.

Übertragungswege und Risikogruppen

Mpox wird hauptsächlich durch engen Körperkontakt übertragen, insbesondere beim Sex. Das Virus kann über kleinste Hautverletzungen, Schleimhäute und möglicherweise auch über die Atemwege in den Körper gelangen, wie das Bundesministerium für Gesundheit informiert. Die Infektion löst typischerweise Hautausschlag, Fieber und Muskelschmerzen aus.

Die bisherigen Fälle in Deutschland betreffen überwiegend Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Laut RKI gab es in Deutschland bisher "nur ganz, ganz wenige" Fälle bei Frauen oder Kindern, zumeist als Sekundärinfektionen im engeren sozialen Umfeld oder in der Familie. Auch unter Reiserückkehrer*innen sei bislang keine Häufung zu erkennen.

Impfempfehlungen und Prävention

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Mpox für Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko, insbesondere MSM mit häufig wechselnden Partner*innen, sowie für exponiertes Laborpersonal. In Deutschland stehen die Impfstoffe Imvanex® (in der EU zugelassen) und Jynneos® (in den USA zugelassen) zur Verfügung. Für eine Grundimmunisierung sind zwei Impfdosen im Abstand von mindestens 28 Tagen erforderlich, wie das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg mitteilt. Personen, die bereits in der Vergangenheit gegen Pocken geimpft wurden, benötigen nur eine einmalige Impfstoffdosis.

"Der Impfung als sehr gutem Präventionsinstrument kommt eine hohe Bedeutung zu", betont RKI-Experte Jansen. Die Schutzwirkung der Impfung ist sehr gut, und auch in bestimmten Situationen nach dem Kontakt mit Infizierten kann eine Impfung sinnvoll sein, um den Krankheitsverlauf zu mildern.

Regionale Unterschiede und besondere Aufmerksamkeit in Berlin

Berlin war im Jahr 2022 besonders stark von Mpox betroffen und bleibt auch jetzt ein Schwerpunkt, wie die Gelbe Liste berichtet. Ende März dieses Jahres warnte die Schwulenberatung Berlin vor einem Anstieg der Fallzahlen und forderte verstärkte Aufklärungsarbeit. Auch HIV-Beratungsstellen und LGBTQ+-Gesundheitszentren in anderen Großstädten bieten spezielle Informationen und Impfberatungen an.

Neue Virusvarianten im Blick

Seit Oktober des vergangenen Jahres wurden in Deutschland vereinzelt Fälle einer Mpox-Infektion durch die Klade Ib nachgewiesen, wie Infektionsschutz.de berichtet. Diese stehen im Zusammenhang mit im Ausland erworbenen Infektionen. Die Gesundheitsbehörden beobachten die Entwicklung neuer Varianten aufmerksam, bislang gibt es jedoch keine Hinweise auf eine erhöhte Gefährdung durch diese Varianten in Deutschland.

Ausblick auf die Festivalsaison

Mit Blick auf die beginnende Festivalsaison und Großveranstaltungen wie den Christopher Street Day (CSD) bleiben Gesundheitsexpert*innen wachsam. Allerdings habe man im vergangenen Jahr um solche Ereignisse keine starke Häufung von Infektionen feststellen können, so der RKI-Experte Jansen. Dennoch werden Community-Organisationen und Gesundheitsämter weiterhin Präventionsarbeit leisten und Informationen bereitstellen.

Personen mit Symptomen wie Hautausschlag, Fieber oder Lymphknotenschwellungen, besonders nach Risikokontakten, sollten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und vorab telefonisch auf den Verdacht hinweisen. Weitere Informationen und Beratungsangebote finden Betroffene bei ihrem lokalen Gesundheitsamt, der Deutschen Aidshilfe und spezialisierten LGBTQ+-Gesundheitszentren.


Alarmierender Anstieg: Über 50 Prozent mehr queerfeindliche Straftaten in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein ist eine besorgniserregende Zunahme von Hasskriminalität gegen queere Menschen zu verzeichnen. Wie queer.de berichtet, hat sich die Zahl der Straftaten, die sich gegen die sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität richten, innerhalb eines Jahres um mehr als 50 Prozent erhöht. Das Innenministerium des nördlichsten Bundeslandes erfasste für 2023 insgesamt 68 solcher Delikte, während es im Jahr 2022 noch 44 waren.

Teil eines bundesweiten Problems

Diese beunruhigende Entwicklung in Schleswig-Holstein steht im Einklang mit einem bundesweiten Trend. Laut einem Lagebericht des Bundeskriminalamts (BKA) vom Dezember 2023 wurden im vergangenen Jahr insgesamt 17.007 Fälle von Hasskriminalität in ganz Deutschland registriert. Besonders alarmierend: Mehr als jeder zehnte dieser Fälle richtete sich gegen queere Menschen. Die Statistik des BKA zeigt zudem, dass sich die Zahl der Straftaten in den Bereichen "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 nahezu verzehnfacht hat.

Vielfältige Delikte gegen queere Menschen

Die erfassten Straftaten in Schleswig-Holstein umfassen ein breites Spektrum an Delikten. Das Innenministerium nennt beispielsweise Beleidigungen und Diebstähle, aber auch Körperverletzungen. Diese Bandbreite verdeutlicht, dass queerfeindliche Gewalt unterschiedliche Formen annehmen kann – von verbalen Attacken bis hin zu physischen Übergriffen.

Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Untersuchungen der Tagesschau zeigen, dass viele Betroffene aus Scham, Angst vor weiterer Diskriminierung oder aufgrund mangelnden Vertrauens in die Behörden keine Anzeige erstatten. Die tatsächliche Zahl queerfeindlicher Vorfälle dürfte daher deutlich höher liegen als die offiziellen Statistiken vermuten lassen.

Ursachen für den Anstieg

Die Gründe für den Anstieg queerfeindlicher Straftaten sind vielschichtig. Zum einen lässt sich eine Zunahme von Hassrede in sozialen Medien beobachten, die reale Auswirkungen auf das Leben queerer Menschen hat. Zum anderen tragen politische Strömungen, die sich gegen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt positionieren, zu einem gesellschaftlichen Klima bei, in dem Diskriminierung und Gewalt gedeihen können.

"Wir sehen eine besorgniserregende Normalisierung queerfeindlicher Rhetorik in öffentlichen Debatten", erklärt Hanna Schmidt von der Beratungsstelle gegen Diskriminierung und Gewalt in Kiel. "Diese verbale Gewalt schafft den Nährboden für tatsächliche Übergriffe auf queere Menschen."

Schutzmaßnahmen und Unterstützungsangebote

Um dem Anstieg queerfeindlicher Gewalt entgegenzuwirken, sind verschiedene Ansätze notwendig. In Schleswig-Holstein gibt es bereits einige Initiativen, die Betroffene unterstützen und präventiv arbeiten. Dazu zählen spezialisierte Ansprechpersonen bei der Polizei sowie Beratungsstellen wie HAKI e.V. in Kiel oder die Beratungsstelle Lambda Nord.

Auch auf Bundesebene gibt es Bemühungen, den Schutz queerer Menschen zu verbessern. So werden Fortbildungen für Polizei und Justiz angeboten, um für queerfeindliche Hasskriminalität zu sensibilisieren. Zudem können Betroffene Vorfälle bei Meldestellen wie dem LSVD-Projekt "Report Homophobia" dokumentieren lassen, selbst wenn sie keine Anzeige erstatten möchten.

Zivilgesellschaftliches Engagement ist gefragt

Angesichts der steigenden Zahlen queerfeindlicher Straftaten ist auch zivilgesellschaftliches Engagement von großer Bedeutung. "Wir alle können dazu beitragen, ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, in dem Diskriminierung und Gewalt keinen Platz haben", betont Lars Thiemann vom CSD Schleswig-Holstein. "Das beginnt im Alltag – beim Einschreiten, wenn wir queerfeindliche Äußerungen mitbekommen, und reicht bis hin zur Unterstützung lokaler LGBTQ+-Organisationen."

Besonders wichtig ist laut Experten auch eine verstärkte Aufklärungsarbeit an Schulen und in Jugendeinrichtungen. Nur durch frühzeitige Sensibilisierung für Vielfalt kann langfristig ein respektvolles Miteinander gefördert werden.

Fazit: Wachsamkeit und Solidarität

Die steigenden Zahlen queerfeindlicher Straftaten in Schleswig-Holstein und bundesweit sind ein deutliches Warnsignal. Sie erfordern entschlossenes Handeln von Politik, Behörden und Zivilgesellschaft. Gleichzeitig sind sie ein Aufruf an alle, Solidarität mit queeren Menschen zu zeigen und für eine Gesellschaft einzutreten, in der jeder Mensch unabhängig von seiner sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität in Sicherheit und Würde leben kann.

Betroffene von queerfeindlicher Gewalt finden Unterstützung bei regionalen Beratungsstellen sowie überregionalen Angeboten wie der Queer Advice Helpline (Tel: 0800 7237538) oder der Beratungsstelle des Bundesverbandes Trans*.


Geldstrafe für Mostafa Mohamed: Wenn religiöse Überzeugungen auf LGBTQ+-Inklusionsbemühungen treffen

Der ägyptische Fußballprofi Mostafa Mohamed vom französischen Erstligisten FC Nantes verweigert erneut die Teilnahme an einem Spiel, das im Zeichen des Kampfes gegen Queerfeindlichkeit steht. Wie queer.de berichtet, hat sich der Stürmer geweigert, bei der Partie am Samstag gegen den HSC Montpellier aufzulaufen, die auf den internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHPOBIT) fällt.

Wiederkehrende Verweigerung und Begründung

Es ist nicht das erste Mal, dass der 27-jährige Ägypter bei Aktionen gegen Queerfeindlichkeit abseits steht. Bereits in den Jahren 2023 und 2024 hatte Mohamed Spiele verweigert, bei denen Trikots mit Regenbogen-Elementen getragen wurden. Der Spieler begründet seine Entscheidung mit seinen religiösen und kulturellen Überzeugungen: "Bestimmte tief verwurzelte Werte, die mit meiner Herkunft und meinem Glauben verbunden sind, machen es mir schwer, an dieser Initiative teilzunehmen", erklärte Mohamed in einem Social-Media-Post. Er betonte, dass seine Verweigerung "weder eine Ablehnung noch ein Urteil, sondern Ausdruck der Treue zu dem, was mich ausmacht" sei.

Konsequenzen vom Verein

Der FC Nantes hat für das Verhalten seines Spielers kein Verständnis gezeigt und Mohamed mit einer Geldstrafe belegt. Laut NDTV Sports wird die Strafe an eine Organisation gespendet, die sich gegen Diskriminierung einsetzt. Der Verein unterstreicht damit seine klare Haltung für Diversität und gegen Homophobie im Fußball.

Parallelen zu Homophobie im deutschen Fußball

Auch im deutschen Fußball ist Homophobie nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem. Obwohl die deutsche Gesellschaft als weitgehend tolerant gegenüber Homosexualität gilt, hat sich bislang kein aktiver männlicher Fußballspieler in der Bundesliga öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Ein anonymer Bundesliga-Spieler berichtete von Ausgrenzung und dem Druck, seine sexuelle Identität zu verbergen, um seine Karriere zu schützen.

Im Gegensatz zu Mohameds Verweigerung gibt es in Deutschland allerdings auch positive Entwicklungen: Der DFB unterstützt aktiv Kampagnen gegen Homophobie, und Vereine wie der TSG Hoffenheim und der FC St. Pauli nehmen eine Vorreiterrolle im Kampf gegen Diskriminierung ein. Besonders der FC St. Pauli setzt klare Zeichen mit Regenbogenflaggen im Stadion und eindeutigen Regeln gegen jede Form von Diskriminierung.

Initiative "Sports Free" als Hoffnungsträger

Eine wichtige Initiative zur Förderung von Inklusion im deutschen Fußball ist "Sports Free" von Marcus Urban, die von mehreren Bundesliga-Vereinen unterstützt wird. Das Projekt zielt darauf ab, ein Umfeld zu schaffen, in dem Sportler unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung akzeptiert werden und frei von Diskriminierung agieren können.

Der Fall Mostafa Mohamed wirft grundlegende Fragen auf: Inwieweit sollten persönliche oder religiöse Überzeugungen von Sportlern respektiert werden, wenn sie mit den Werten von Inklusion und Antidiskriminierung in Konflikt stehen? Und wie können Sportverbände und Vereine in Deutschland effektiver gegen Homophobie vorgehen, um ein wirklich inklusives Umfeld zu schaffen?

Während der französische Club eine klare Grenze gezogen hat, bleibt die Herausforderung bestehen, einen Weg zu finden, der sowohl religiöse Freiheit als auch die Rechte und die Würde der LGBTQ+-Gemeinschaft respektiert – eine Debatte, die auch in Deutschland weiterhin aktuell ist.


Ein letztes Zeichen für Vielfalt: Neubrandenburgs schwuler Oberbürgermeister hisst zum Abschied Regenbogenfahne

Der scheidende Oberbürgermeister von Neubrandenburg, Silvio Witt, setzte kurz vor seinem Amtsende noch einmal ein deutliches Zeichen für die Akzeptanz queerer Menschen. Wie queer.de berichtet, ließ der parteilose Politiker am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) drei Regenbogenfahnen vor dem Rathaus hissen – ein symbolischer Akt mit Vorgeschichte.

Flaggenstreit führte zum Rücktritt

Witts Entscheidung, sein Amt am 31. Mai niederzulegen, steht in direktem Zusammenhang mit einem Beschluss der Stadtvertretung, das Hissen der Regenbogenfahne auf dem Bahnhofsvorplatz zu verbieten. Dieser Vorgang, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte, war für den offen homosexuell lebenden Oberbürgermeister der ausschlaggebende Grund, seinen Rücktritt im Oktober letzten Jahres anzukündigen.

Bei der Flaggenhissung vor rund 70 Teilnehmer*innen kritisierte Witt die Doppelmoral in der öffentlichen Wahrnehmung: Während 340 Tage im Jahr verschiedene offizielle Flaggen vor dem Rathaus wehen, ohne dass jemand Notiz davon nimmt, sorgt ausgerechnet die Regenbogenfahne für Hass-Kommentare.

Symbol mit politischer Dimension

Das Hissen der Regenbogenfahne an öffentlichen Gebäuden ist in Deutschland nach wie vor ein politisch aufgeladenes Thema. In vielen Kommunen gibt es ähnliche Debatten wie in Neubrandenburg. Die Bundesstiftung Rosa Luxemburg betont die Bedeutung des IDAHOBIT als wichtigen Gedenktag, der auf die fortbestehende Diskriminierung und Gewalt gegen LGBTQ+ Personen aufmerksam macht.

Debatten wie in Neubrandenburg zeigen, dass die Unterstützung und Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in der deutschen Kommunalpolitik nicht selbstverständlich sind. Nach Informationen von Tag24 hatte es in der Vergangenheit bereits Kontroversen um das Thema gegeben, die zu erheblichem öffentlichen Druck führten.

Ungewisse Zukunft für LGBTQ+-Rechte in Neubrandenburg

Mit Witts Ausscheiden aus dem Amt stellt sich die Frage, wie sich die drittgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns künftig zu LGBTQ+-Themen positionieren wird. Am 25. Mai entscheidet eine Stichwahl über seine Nachfolge. Für die queere Community bleibt zu hoffen, dass auch die neue Stadtspitze ein Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung setzen wird.

Silvio Witts letzte Amtshandlung mit den Regenbogenfahnen kann als Vermächtnis verstanden werden: Niemand solle sich ausgegrenzt fühlen oder das Gefühl haben, nicht erwünscht zu sein, betonte er bei der Zeremonie – eine Botschaft, die über seine Amtszeit hinaus Bestand haben sollte.

Der Fall Neubrandenburg verdeutlicht exemplarisch die Herausforderungen, mit denen LGBTQ+-Personen in Deutschland noch immer konfrontiert sind. Während in Großstädten wie Berlin, Köln oder Hamburg Regenbogenfahnen längst zum selbstverständlichen Stadtbild gehören, werden sie in kleineren Städten und ländlichen Regionen teilweise noch als kontrovers wahrgenommen.


CSD in Gelsenkirchen abgesagt: Wenn Bedrohungen die Vielfalt einschränken

Der für den 17. Mai 2024 geplante Christopher Street Day (CSD) in Gelsenkirchen wurde kurzfristig wegen einer "abstrakten Bedrohungslage" abgesagt, wie queer.de berichtet. Die Entscheidung erfolgte nur eine Stunde vor dem geplanten Start der Veranstaltung, nachdem ein anonymer Hinweis auf eine mögliche Bedrohung bei der Polizei eingegangen war. Laut Angaben der Veranstalter*innen vom queeren Jugendzentrum "Together" war die Warnung nicht konkret auf Gelsenkirchen bezogen, sondern betraf einen CSD in Nordrhein-Westfalen.

Sicherheit hat oberste Priorität

"Eure Sicherheit steht über Allem", erklärten die Organisator*innen auf ihren sozialen Medien. Die Absage traf die Community besonders hart, da die Veranstaltung am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter*- und Trans*feindlichkeit (IDAHOBIT) stattfinden sollte. Statt der Demonstration wurden die Teilnehmenden ins Jugendzentrum eingeladen. Für die Demonstration waren bis zu 600 Teilnehmende angemeldet.

Die Entscheidung zur Absage wurde vom Veranstalter eigenständig getroffen, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Weitere Details zur Bedrohungslage konnten aufgrund laufender Ermittlungen nicht genannt werden.

Parallele Einschränkungen in Mönchengladbach

Es war nicht die einzige betroffene Veranstaltung an diesem Tag. Auch in Mönchengladbach wurde eine angemeldete Demonstration zum IDAHOBIT aus Sicherheitsgründen in eine stationäre Kundgebung umgewandelt. Laut WDR hatte die Polizei "Kenntnis von verdächtigen Äußerungen in Sozialen Medien erhalten, die sich allgemein gegen die Teilnehmenden der landesweit stattfindenden Kundgebungen richteten". Die Veranstaltung mit rund 100 Personen verlief ohne Zwischenfälle, nachdem die Polizei umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hatte.

Besorgniserregende Entwicklung für die LGBTQ+-Community

Diese Vorfälle reihen sich ein in eine zunehmende Zahl von Bedrohungen gegen queere Veranstaltungen in Deutschland. Sebastian Merkens, Landesgeschäftsführer und queerpolitischer Sprecher der Linken NRW, sprach von einer "dramatischen Zunahme queerfeindlicher Einstellungen, die viele queere Menschen auch in ihrem Alltag als Belästigung, Bedrohung und Gewalt erfahren". Er forderte die schwarz-grüne Landesregierung auf, "umgehend eine Strategie zu entwickeln, wie queeres Leben und queere Communities in NRW wirksam geschützt werden können".

Auch Huesmann Trulsen, Interims-Landesvorsitzende der NRWSPDqueer, äußerte sich bestürzt: "Dass in diesem Jahr ein friedlicher und bunter CSD in Gelsenkirchen nicht stattfinden kann, ist ein bitteres Zeichen – nicht nur für die queere Community, sondern für uns alle, die für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft einstehen."

Zunehmende Bedrohungen bei Pride-Veranstaltungen

Die Absage in Gelsenkirchen ist kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren haben Sicherheitsbedenken bei Pride-Veranstaltungen in Deutschland zugenommen. Wie das ZDF berichtet, wurden bereits andere CSDs aufgrund von Bedrohungen mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt.

Laut Erhebungen des Bundesverbands der Beratungsstellen für LGBTQ+-Personen hat die Zahl queerfeindlicher Übergriffe in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen – eine Entwicklung, die sich auch in der polizeilichen Kriminalstatistik widerspiegelt. Besonders alarmierend: Ein großer Teil der Vorfälle wird gar nicht zur Anzeige gebracht.

Ausblick für kommende Pride-Veranstaltungen

Die Pride-Saison 2024 hat gerade erst begonnen, und viele weitere Veranstaltungen stehen noch an. Die Vorfälle in Gelsenkirchen und Mönchengladbach werfen Fragen auf, wie die Sicherheit bei künftigen CSDs gewährleistet werden kann, ohne dass diese ganz abgesagt werden müssen.

Die LGBTQ+-Community und ihre Unterstützer*innen betonen, dass gerade in Zeiten zunehmender Anfeindungen die Sichtbarkeit durch Pride-Paraden und andere Veranstaltungen besonders wichtig ist. "Wir lassen uns nicht einschüchtern", so der Tenor vieler Statements aus der Community nach der Absage in Gelsenkirchen. Viele Aktivist*innen fordern nun verstärkte Schutzmaßnahmen, ohne dass die Veranstaltungen ihren offenen und einladenden Charakter verlieren.

Für den CSD Gelsenkirchen, der ursprünglich unter dem Motto "Bunte Einheit: Europas Vielfalt feiern!" stattfinden sollte, wird nun nach Möglichkeiten gesucht, die Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen – mit einem klaren Signal: Die Vielfalt lässt sich nicht unterdrücken.


Berlins Regierender Bürgermeister schneidet Regenbogentorte zum IDAHOBIT an - Ein Symbol der Solidarität im Kampf gegen Queerfeindlichkeit

Am Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHOBIT) setzte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ein deutliches Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Mit dem feierlichen Anschnitt einer Regenbogentorte im Roten Rathaus am vergangenen Freitag demonstrierte er seine Solidarität mit der LGBTQ+ Community, wie queer.de berichtete.

Symbolischer Akt im Herzen Berlins

„Mit dieser Zeremonie möchte ich ein Zeichen gegen Homophobie und für ein vielfältiges und tolerantes Berlin setzen", erklärte Wegner laut einer offiziellen Mitteilung. Bei der Veranstaltung waren auch Vertreter*innen der schwulen Anti-Gewalt-Initiative Maneo zugegen, die sich seit Jahren gegen queerfeindliche Gewalt in der Hauptstadt einsetzt.

Der bunte Kuchen ist Teil der bekannten Maneo-Kampagne „Kiss Kiss Berlin", die jährlich im Mai an verschiedenen Orten der Stadt für Sichtbarkeit sorgt. In den vergangenen Jahren wurde die symbolträchtige Torte bereits bei zahlreichen Institutionen angeschnitten, zuletzt auch bei der Berliner Polizei – ein wichtiges Signal der behördlichen Unterstützung für die Community.

Erschreckende Zahlen zur Queerfeindlichkeit

Die symbolische Aktion findet vor dem Hintergrund besorgniserregender Statistiken statt: Allein im Jahr 2024 hat Maneo bereits 738 Fälle und Hinweise auf Anfeindungen gegen queere Menschen in Berlin registriert. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz aller gesellschaftlichen Fortschritte queerfeindliche Diskriminierung und Gewalt in Deutschland nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem darstellen.

Der IDAHOBIT wird jährlich am 17. Mai begangen und erinnert an die Entscheidung der Weltgesundheitsorganisation von 1990, Homosexualität von der Liste der psychischen Krankheiten zu streichen. Deutschlandweit nutzen zahlreiche Städte und Kommunen diesen Tag, um Flagge zu zeigen und sich öffentlich gegen Diskriminierung auszusprechen.

Fortschritte und anhaltende Herausforderungen

„In den vergangenen Jahren ist viel erreicht worden, doch noch immer gibt es Diskriminierung und Gewalttaten gegen queere Menschen", betonte Wegner in seiner Ansprache. Diese Einschätzung deckt sich mit aktuellen Studien zur Situation von LGBTQ+ Personen in Deutschland, die trotz rechtlicher Verbesserungen von fortbestehenden Diskriminierungserfahrungen im Alltag, am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum berichten.

Die Berliner Initiative Maneo leistet mit ihrer Beratungsstelle für Opfer queerfeindlicher Gewalt und Diskriminierung einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Community. Durch Kampagnen wie „Kiss Kiss Berlin" wird zudem die Sichtbarkeit queerer Lebensweisen erhöht und das Bewusstsein für die anhaltenden Herausforderungen geschärft.

Die Regenbogentorte im Roten Rathaus steht somit nicht nur für ein buntes Berlin, sondern auch für die fortdauernde Verantwortung von Politik und Gesellschaft, sich aktiv gegen Diskriminierung einzusetzen und für eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen einzutreten – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität.


World Rainbow Dog Day: Kölner Initiative setzt Zeichen für queere Hundefreunde

Eine neu gegründete Kölner Initiative namens "DogRebels" möchte den 11. Juni als World Rainbow Dog Day etablieren, wie queer.de berichtet. Das Ziel: queere Hundehalter*innen sichtbar zu machen und die Hundegemeinschaft als Ort der Vielfalt zu feiern.

Eine Premiere für die Community

"Unsere Vision ist eine bunte, respektvolle Hundewelt, in der jeder so akzeptiert wird, wie er oder sie ist", erklärt Sascha Keys, Mitgründer von "DogRebels". Die Initiative, ein Zusammenschluss queerer Hundeliebhaber*innen, hat bereits die Aktionsseite dogrebels4u.com/worldrainbowdogday freigeschaltet und plant diverse Mitmach-Aktionen.

Der Rainbow Dog Day soll nach Angaben der Organisator*innen eine Lücke im Pride-Monat Juni schließen. Während es zahlreiche spezifische Pride-Veranstaltungen gibt, existierte bislang kein dedizierter Tag für queere Menschen mit Hunden - ein Umstand, den die DogRebels nun ändern möchten.

Vielfalt in der Hundeszene

Die Verbindung zwischen LGBTQ+-Personen und ihren Haustieren ist oft besonders innig. Studien zeigen, dass Haustiere in der queeren Community eine wichtige Rolle als emotionale Unterstützung spielen können. In einer deutschlandweiten Studie gaben LGBTQ+-Personen überdurchschnittlich oft an, dass ihre Haustiere ihnen in schwierigen Zeiten Halt geben.

Am 11. Juni lädt die Initiative zu gemeinsamen "Regenbogen-Gassirunden" in mehreren deutschen Städten ein. Hundebesitzer*innen werden ermutigt, unter dem Hashtag #WorldRainbowDogDay in sozialen Medien Flagge zu zeigen. Ausdrücklich sind auch Allies - also nicht-queere Hundefreund*innen - eingeladen, ihre Solidarität zu demonstrieren.

Langfristige Vision: Sichere Räume in der Hundewelt

Die Kölner Initiative DogRebels verfolgt ambitionierte Ziele: Neben der jährlichen Durchführung des World Rainbow Dog Day ab 2025 arbeiten sie am Aufbau eines bundesweiten Netzwerks, das regelmäßige Treffen und Austauschrunden für queere Hundehalter*innen ermöglichen soll.

Langfristig plant die Initiative, auch Dienstleister wie Tierärzt*innen und Hundeschulen für LGBTQ+-Themen zu sensibilisieren. Damit sollen mehr "sichere Räume" in allen Bereichen der Hundehaltung geschaffen werden - Orte, an denen queere Menschen mit ihren vierbeinigen Begleiter*innen frei von Diskriminierung sein können.

Ein wachsender Trend

Die Verbindung von Pride-Events mit Haustierfreundlichkeit ist international bereits zu beobachten. In Städten wie Berlin gibt es beispielsweise hundefreundliche Pride-Paraden, und in vielen deutschen Großstädten existieren spezielle Treffpunkte für queere Hundebesitzer*innen. Mit dem World Rainbow Dog Day erhält diese Bewegung nun einen eigenen, offiziellen Tag im Pride-Kalender.

Wer mitmachen möchte, kann sich über die Website der Initiative informieren oder direkt am 11. Juni mit dem eigenen Vierbeiner an einer der Regenbogen-Gassirunden teilnehmen. Auch das Teilen von Fotos unter dem Hashtag #WorldRainbowDogDay ist eine Möglichkeit, die Initiative zu unterstützen.


BBC-Kontroverse über "biologisches Geschlecht" wirft Fragen auf: Relevante Parallelen zur deutschen Transgender-Debatte

Die britische Rundfunkanstalt BBC hat kürzlich eine Beschwerde zurückgewiesen, die sich gegen einen Artikel richtete, in dem behauptet wurde, dass "biologisches Geschlecht nicht geändert werden kann". Wie PinkNews berichtet, verteidigte die BBC ihre Formulierung als notwendigen Kontext, um Lesern die Auswirkungen der Geschlechtsdatenerfassung im Gesundheitswesen zu verdeutlichen. Die Kontroverse wirft ein Schlaglicht auf ähnliche Debatten, die auch in Deutschland über Medienberichterstattung zu Transgender-Themen geführt werden.

Der BBC-Vorfall im Detail

Im März 2024 veröffentlichte die BBC einen Artikel über den Sullivan-Bericht, eine von der konservativen britischen Regierung in Auftrag gegebene Untersuchung zur Erfassung von Geschlechtsidentität in britischen Datensätzen. Der Bericht, geleitet von Soziologieprofessorin Alice Sullivan, empfahl, dass öffentliche Einrichtungen sich auf die Erfassung von "biologischem Geschlecht" konzentrieren sollten, um einen "weit verbreiteten Verlust von Daten über das Geschlecht" zu vermeiden.

In dem BBC-Artikel hieß es: "Obwohl Menschen rechtlich ihr Geschlecht ändern können, können sie ihr biologisches Geschlecht nicht ändern. Das bedeutet, dass eine Frau, die zu einem Mann wird, möglicherweise weiterhin Gebärmutterhalsuntersuchungen benötigt, und Transgender-Frauen möglicherweise Prostata-Untersuchungen benötigen." Diese Darstellung wurde von einem Leser als irreführend kritisiert, da sie eine komplexe wissenschaftliche Realität stark vereinfache.

Parallelen zur deutschen Medienlandschaft

In Deutschland hat die Berichterstattung über Transgender-Themen in den letzten Jahren erheblich zugenommen, insbesondere im Zusammenhang mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat. Dieses Gesetz, das das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 ersetzt, ermöglicht es trans* und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern.

Wie in Großbritannien gibt es auch in Deutschland unterschiedliche Ansichten darüber, wie Medien über Geschlechtsidentität berichten sollten. Forschungsergebnisse zeigen, dass trotz erhöhter Sichtbarkeit Themen der Geschlechtsidentität in der deutschen Berichterstattung oft entpolitisiert und an vorherrschende gesellschaftliche Normen angepasst werden.

Wissenschaftliche Perspektiven vs. vereinfachte Darstellungen

Der Vorwurf gegen die BBC-Berichterstattung betrifft die vereinfachte Darstellung des "biologischen Geschlechts" als unveränderbare Größe. Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass Geschlecht biologisch komplex ist und aus verschiedenen Komponenten besteht – darunter Chromosomen, Hormone, Gonaden und anatomische Merkmale – die sich teilweise durch medizinische Eingriffe und Hormonbehandlungen verändern lassen.

In Deutschland haben medizinische Einrichtungen wie die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität wiederholt auf die Komplexität des biologischen Geschlechts hingewiesen und davor gewarnt, vereinfachte Darstellungen zu verbreiten, die wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechen.

Politische Dimensionen der Debatte

Wie in Großbritannien ist auch in Deutschland die Transgender-Debatte stark politisiert. Während die Ampelkoalition das fortschrittliche Selbstbestimmungsgesetz verabschiedete, haben sich die AfD und Teile der CDU/CSU kritisch geäußert. CDU-Vorsitzender Friedrich Merz hat sogar angekündigt, das Gesetz rückgängig machen zu wollen, falls seine Partei die nächste Bundestagswahl gewinnt.

Diese politische Polarisierung spiegelt sich auch in der Medienberichterstattung wider. Ähnlich wie die BBC in Großbritannien sehen sich auch deutsche Medien dem Vorwurf ausgesetzt, komplexe Themen zu vereinfachen und dabei bestimmte politische Sichtweisen zu bevorzugen.

Bedeutung für die Medienverantwortung

Der Fall der BBC-Beschwerde unterstreicht die Verantwortung der Medien bei der Berichterstattung über komplexe wissenschaftliche und soziale Themen. In ihrer Antwort auf die Beschwerde räumte die BBC ein, dass Experten ihre Berichterstattung möglicherweise als "übermäßig reduzierend" empfinden könnten, betonte jedoch die Notwendigkeit, Inhalte für ein breites Publikum zugänglich zu machen.

Diese Spannung zwischen Genauigkeit und Zugänglichkeit stellt auch deutsche Medien vor Herausforderungen. Der anhaltende Diskurs über geschlechtsneutrale Sprache in Deutschland zeigt, wie Medien ständig zwischen wissenschaftlicher Präzision und allgemeiner Verständlichkeit abwägen müssen.

Fazit

Die BBC-Kontroverse spiegelt ähnliche Diskussionen wider, die auch in Deutschland geführt werden. Während das deutsche Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Fortschritt für die rechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität darstellt, bleibt die Medienberichterstattung über Transgender-Themen ein umstrittenes Feld.

Sowohl britische als auch deutsche Medienkonsumenten sind zunehmend kritisch gegenüber vereinfachten Darstellungen komplexer wissenschaftlicher Konzepte. Die Herausforderung für Medienorganisationen besteht darin, eine Balance zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und Zugänglichkeit zu finden, ohne dabei politische Voreingenommenheit zu zeigen oder marginalisierte Gruppen zu diskriminieren.

Für LGBTQ+-Gemeinschaften in beiden Ländern unterstreicht dieser Fall die Notwendigkeit, weiterhin für eine faire und wissenschaftlich fundierte Medienberichterstattung einzutreten, die der Komplexität menschlicher Geschlechtsidentität gerecht wird.


Britische Eliteuniversität in der Kritik wegen transfeindlicher Toiletten-Richtlinie

Die University of Warwick in Großbritannien steht derzeit unter heftiger Kritik, nachdem sie vorübergehend eine Richtlinie eingeführt hatte, die den Zugang zu Toiletten für Transgender-Personen einschränkt. Die ursprüngliche Nachricht wurde von PinkNews berichtet, während die Debatte über die Rechte von trans Personen auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Was ist an der University of Warwick passiert?

Die britische Universität hatte kurzzeitig ihren "Trans Inclusion Code of Conduct" aktualisiert und darin festgelegt, dass Transgender-Studierende und Mitarbeitende nur entweder geschlechtsneutrale Toiletten oder solche benutzen dürfen, die ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entsprechen. Nach heftigen Protesten befindet sich die Richtlinie nun "unter Überprüfung".

Die vorgeschlagene Regelung besagte wörtlich, dass trans Personen "Einrichtungen wie Toiletten und Umkleideräume nutzen dürfen, die (1) für das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht der trans Person bestimmt sind oder (2) die als geschlechtsneutral gekennzeichnet sind". Ausdrücklich verboten wurde die Nutzung von geschlechtsspezifischen Räumen, die nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entsprechen.

Reaktionen und Kritik

Studierende reagierten empört auf Reddit und warfen der Universität "Pink-Washing" vor – also das Vortäuschen von LGBTQ+-Freundlichkeit, während tatsächlich diskriminierende Maßnahmen ergriffen werden. Ein Nutzer fragte provokativ: "Ich möchte wissen, wo die Richtlinie für cis-Personen ist. Dürfen jetzt alle Toiletten benutzen, sofern sie nicht trans sind?"

Andere rieten betroffenen Studierenden, sich mit der University and College Union (UCU) in Verbindung zu setzen, die sich erst im April erneut zur Bekämpfung von Diskriminierung gegen LGBTQ+-Personen bekannt hatte.

Rechtlicher Hintergrund in Großbritannien

Die Universität beruft sich auf eine Handreichung der britischen Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC), die wiederum auf einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs basiert. Dieser hatte festgelegt, dass die Definition einer "Frau" im Gleichstellungsgesetz von 2010 nur für "biologische Frauen" gilt. Die Richtlinien der EHRC sind jedoch nicht rechtsverbindlich und können nicht gesetzlich durchgesetzt werden.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland verfolgen Universitäten einen deutlich anderen Ansatz. Viele deutsche Hochschulen haben in den letzten Jahren "All-Gender-Toiletten" eingerichtet, um einen diskriminierungsfreien Zugang für alle Geschlechtsidentitäten zu gewährleisten. Anders als in Großbritannien gibt es in Deutschland keine bundeseinheitlichen Regelungen zur Toilettennutzung für Transgender-Personen – die Verantwortung liegt bei den Bildungseinrichtungen selbst.

Die Universität Hamburg hat beispielsweise ein umfassendes Konzept für All-Gender-Toiletten entwickelt. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat bereits an 25 Standorten geschlechtsneutrale Toiletten eingerichtet, zusätzlich zu den bestehenden Toiletten für Frauen und Männer. Auch die Universität Greifswald führt im Sommersemester 2025 All-Gender-Toiletten ein.

Die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) betont, dass die Toilettenwahl für viele trans, inter und nicht-binäre Personen mit Ängsten verbunden ist. Diskriminierung und Belästigung beim Toilettengang können zu sozialer Isolation führen und stellen ein echtes Problem im Alltag dar.

Ein internationaler Vergleich

Während Großbritannien in den letzten Jahren eine zunehmend restriktive Haltung gegenüber Transgender-Rechten eingenommen hat, gilt Deutschland im internationalen Vergleich als vergleichsweise fortschrittlich – wenn auch mit Verbesserungspotenzial. Kanada hat 2017 den "Canadian Human Rights Act" geändert, um Geschlechtsidentität und -ausdruck explizit zu schützen, und seither müssen öffentliche Gebäude und Universitäten geschlechtsneutrale Toiletten anbieten. Schweden gilt als Vorreiter in Sachen Geschlechtergerechtigkeit und verfügt über zahlreiche geschlechtsneutrale Toiletten, besonders in Stockholm.

Fazit

Die Kontroverse an der University of Warwick zeigt exemplarisch, wie die Debatte um Transgender-Rechte auch im akademischen Umfeld geführt wird. Während in Großbritannien derzeit ein zunehmend restriktives Klima herrscht, setzen deutsche Hochschulen mehrheitlich auf Inklusion durch die Einrichtung von All-Gender-Toiletten. Die Erfahrungen aus Ländern wie Kanada und Schweden legen nahe, dass ein inklusiver Ansatz möglich ist, ohne die Sicherheit oder Privatsphäre anderer zu gefährden.

Für Betroffene und Interessierte in Deutschland bieten Organisationen wie das TransInterQueer e.V. Informationen und Beratung zum Thema diskriminierungsfreie Toilettennutzung.


Mpox-Fälle in Berlin auf Rekordkurs - Gesundheitsbehörden alarmiert

Die Zahl der Mpox-Infektionen (früher bekannt als Affenpocken) in Berlin steigt besorgniserregend an. Laut dem aktuellen Wochenbericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) wurden in diesem Jahr bereits 74 Infektionen registriert - mehr als im gesamten Vorjahr mit 67 Fällen.

Aktuelle Lage in Berlin

Bei allen bisher in diesem Jahr gemeldeten Fällen handelt es sich um Männer. Von den 66 Betroffenen, zu denen Informationen zum Impfstatus vorliegen, sind 30 mindestens einmal gegen Mpox geimpft. Bei 55 Männern wurden sexuelle Kontakte zu anderen Männern als Infektionsquelle identifiziert.

Der aktuelle Anstieg ist alarmierend, aber noch weit entfernt vom Höhepunkt der Verbreitung im Jahr 2022, als bis Mitte August mehr als 1.500 laborbestätigte Fälle in Berlin registriert wurden. Fast ein Drittel aller Mpox-Fälle in Deutschland wurden in diesem Jahr in Berlin gemeldet, was die Hauptstadt zum Hotspot macht.

Was ist Mpox und wie verbreitet es sich?

Mpox wird hauptsächlich durch engen Körperkontakt übertragen, insbesondere beim Sex. Das Virus verursacht typischerweise einen Hautausschlag mit Pusteln, kann aber auch Fieber und Muskelschmerzen auslösen. In Deutschland wurden bislang keine Todesfälle verzeichnet.

In Berlin zirkuliert laut Gesundheitsbehörden hauptsächlich die Mpox-Klade II. Diese Variante verbreitete sich seit Mai 2022 weltweit hauptsächlich durch engen Körperkontakt und Sexualkontakte. Das Berliner Gesundheitsamt beobachtet die Situation genau und empfiehlt Risikopersonen dringend eine Impfung.

Impfung als wichtigste Präventionsmaßnahme

Für bestimmte Risikogruppen, insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) und häufig Partner wechseln, wird eine Impfung gegen Mpox empfohlen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat entsprechende Empfehlungen ausgesprochen. Für eine Grundimmunisierung sind zwei Dosen im Abstand von mindestens 28 Tagen erforderlich.

Eine Studie der Charité Berlin hat kürzlich ergeben, dass bereits eine Dosis des Pocken-Impfstoffs Imvanex einen Schutz von 84 Prozent gegen Mpox verleihen kann. Bei Menschen mit HIV ist der Schutz nach einer Impfdosis jedoch unzureichend, weshalb allen Risikogruppen die empfohlene zweite Impfdosis dringend angeraten wird.

Wo kann man sich in Berlin impfen lassen?

In Berlin ist die Impfung in den meisten HIV-Schwerpunktpraxen verfügbar. Seit September 2024 können sich Interessenten laut Kassenärztlicher Vereinigung auch bei Haus- oder Fachärzt*­innen ihres Vertrauens gegen Mpox impfen lassen. Besonders erfreulich: Im Checkpoint BLN am Hermannplatz und im Zentrum für sexuelle Gesundheit Mitte können sich auch Personen ohne Krankenversicherung kostenlos impfen lassen, wie Rolf de Witt von der Berliner Schwulen­beratung mitteilte.

Das Schönberger Zentrum für sexuelle Gesundheit bietet ebenfalls kostenlose Impfungen für Personen ohne Krankenversicherung oder mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus an, wobei die Wartelisten derzeit allerdings sehr lang sein können.

Weitere Präventionsmaßnahmen

Neben der Impfung sind weitere Präventionsmaßnahmen wichtig, um die Ausbreitung von Mpox einzudämmen:

  • Reduzierung enger Körperkontakte, insbesondere beim Sex
  • Verwendung von Kondomen und andere Maßnahmen zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten
  • Regelmäßiges Händewaschen
  • Bei Verdacht auf Infektion: Isolation und umgehende ärztliche Beratung

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat angepasste risikoadaptierte Empfehlungen zur häuslichen Isolierung von Personen mit einer Mpox-Infektion herausgegeben und rät Betroffenen, engen Kontakt mit anderen zu vermeiden, bis der Hautausschlag vollständig abgeheilt ist.

Fazit: Wachsamkeit ist geboten

Der erneute Anstieg der Mpox-Fälle in Berlin zeigt, dass das Virus weiterhin zirkuliert und Wachsamkeit geboten ist. Die Gesundheitsbehörden betonen die Wichtigkeit der Impfung für Risikogruppen als effektivste Präventionsmaßnahme. Gleichzeitig ist eine umfassende Aufklärung über Ansteckungswege und Symptome entscheidend, um die weitere Ausbreitung einzudämmen.

Besorgniserregend ist, dass auch geimpfte Personen unter den Infizierten sind. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, neben der Impfung auch andere Schutzmaßnahmen zu beachten. Mit einer Kombination aus Impfung, Aufklärung und verantwortungsvollem Verhalten kann die Community gemeinsam dazu beitragen, die Verbreitung von Mpox einzudämmen.


Erneuter homophober Angriff am Hamburger Stadtpark - Teil eines besorgniserregenden Trends

Am Freitagabend wurde ein 36-jähriger Mann am Hamburger Stadtpark Opfer eines homophoben Angriffs. Wie queer.de berichtet, wurde der Mann an der Ecke Südring/Otto-Wels-Straße von einer Gruppe von etwa sechs Jugendlichen homophob beleidigt und anschließend mit Pfefferspray attackiert. Der Vorfall reiht sich ein in eine zunehmende Anzahl queerfeindlicher Übergriffe in Hamburg und ganz Deutschland.

Details zum Vorfall

Der betroffene 36-Jährige wurde nach dem Angriff von einer Rettungswagenbesatzung am Tatort versorgt. Die Täter, die als "mitteleuropäisch" und etwa 15 bis 18 Jahre alt beschrieben werden, konnten trotz sofort eingeleiteter Fahndung mit mehreren Polizeiautos und Zivilfahndern nicht identifiziert werden. Die Hamburger Polizei bittet Zeug*innen, sich unter der Telefonnummer 040/4286-56789 oder bei einer Polizeidienststelle zu melden.

Bereits im vergangenen Jahr wurden mehrfach queerfeindliche Angriffe von Jugendlichen im Bereich des Stadtparks gemeldet. Damals beschrieb die Polizei die Täter mit "deutschem Erscheinungsbild".

Zunehmende queerfeindliche Gewalt in Deutschland

Der aktuelle Vorfall steht im Kontext einer besorgniserregenden Entwicklung in ganz Deutschland. Laut Daten des Bundeskriminalamts (BKA) ist die Zahl queerfeindlicher Straftaten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Fälle erfasst – ein erheblicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Vorjahr. Besonders alarmierend ist, dass es sich hierbei nur um die offiziell gemeldeten Vorfälle handelt. Experten des LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Situation in Hamburg besonders angespannt

In Hamburg verzeichneten die Behörden in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg angezeigter Fälle queerfeindlicher Gewalt. Der Stadtpark wurde dabei wiederholt zum Schauplatz solcher Vorfälle. Die rot-grüne Regierung in Hamburg hat Maßnahmen angekündigt, um die Polizei stärker zu sensibilisieren und die Zusammenarbeit mit der LGBTQ+-Community zu verbessern.

Am gleichen Abend des homophoben Angriffs ereignete sich in Hamburg ein weiteres Hassverbrechen: Um 3 Uhr morgens wurde ein "augenscheinlich arabischstämmiger Mann" in einem Stadtbus der Linie 112 von einer Gruppe junger Männer rassistisch beleidigt. Die Täter wurden als 20- bis 25-jährige Männer mit blonden Haaren beschrieben und sprachen mit süddeutschem Dialekt.

Gründe für den Anstieg queerfeindlicher Gewalt

Für den Anstieg queerfeindlicher Gewalt gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) sieht unter anderem rechtsextreme Ideologien, verbreitete homophobe und transphobe Einstellungen sowie Desinformation und Hassreden in den Medien und im Internet als Faktoren, die zur Stigmatisierung queerer Menschen beitragen und die Gewaltbereitschaft erhöhen können.

Was können Betroffene tun?

Opfer queerfeindlicher Gewalt sollten die Vorfälle nach Möglichkeit anzeigen, um die Statistik zu verbessern und den Behörden ein realistischeres Bild vom Ausmaß des Problems zu vermitteln. In Hamburg und anderen deutschen Städten gibt es spezialisierte Beratungsstellen, die Betroffenen Unterstützung bieten. Bei akuten Notfällen sollte immer die Polizei unter 110 verständigt werden.

Der erneute Vorfall am Hamburger Stadtpark zeigt, dass trotz aller gesellschaftlichen Fortschritte im Bereich der LGBTQ+-Rechte die Sicherheit queerer Menschen im öffentlichen Raum weiterhin gefährdet ist und mehr Präventions- und Schutzmaßnahmen notwendig sind.


Spanischer Student Opfer homophober Gewalt in Dublin: Ein alarmierendes Problem auch in Deutschland

Ein 31-jähriger Mann wurde in Dublin zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem er einen spanischen Studenten in einem homophob motivierten Angriff schwer verletzt hatte. Wie GCN berichtet, ereignete sich der Vorfall am 19. September 2024 in Dublin, als Kevin Geraghty den 25-jährigen spanischen Studenten grundlos attackierte und ihm dabei den Kiefer brach.

Der Fall im Detail

Das Opfer, ein junger Mann aus Spanien, war erst kurz zuvor nach Irland gekommen, um Englisch zu studieren. In den frühen Morgenstunden stand er vor einer Bar und wartete auf einen Freund, als zwei Männer ihn ansprachen. Sie begannen, homophobe Beleidigungen zu rufen, bevor Geraghty ihn mehrfach ins Gesicht schlug.

Die Verletzungen waren so schwerwiegend, dass der Student operiert werden musste. Traumatisiert von diesem Erlebnis verließ er Irland nur wenige Wochen später – sein geplantes Auslandsjahr abrupt beendet. Richterin Melanie Greally betonte in ihrem Urteil die "deutlichen homophoben Untertöne" des Angriffs und die erheblichen psychischen und physischen Folgen für das Opfer.

Homophobe Gewalt: Ein wachsendes Problem in Deutschland

Der Fall in Dublin wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das auch in Deutschland immer besorgniserregender wird. Laut aktueller Statistiken des Bundeskriminalamts (BKA) wurden 2023 insgesamt 2.353 Straftaten im Bereich der sexuellen Orientierung und geschlechtsbezogenen Diversität erfasst – ein alarmierender Anstieg von etwa 65% im Vergleich zum Vorjahr. Darunter waren 405 Gewaltdelikte gegen LGBTQ+-Personen.

Besonders erschreckend: Die Dunkelziffer wird als extrem hoch eingeschätzt. Experten gehen davon aus, dass etwa 90% der Fälle nicht zur Anzeige gebracht werden. Hochgerechnet könnte es im Jahr 2023 rund 19.000 Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Menschen in Deutschland gegeben haben.

Ähnliche Fälle in deutschen Städten

Auch in Deutschland werden immer wieder internationale Studierende und Touristen Opfer homophober Gewalt. In Großstädten wie Berlin, Köln und Hamburg kommt es regelmäßig zu Übergriffen auf LGBTQ+-Personen im öffentlichen Raum. Der Berliner Bezirk Schöneberg, bekannt für seine queere Community, verzeichnet ebenso wie die Kölner Altstadt immer wieder solche Vorfälle.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte, dass queerfeindliche Gewalt klar benannt und gezielt verfolgt werden müsse. Insgesamt wurden laut BKA im Jahr 2023 mehr als 17.000 Fälle von Hasskriminalität erfasst, wobei mehr als jeder zehnte Fall sich gegen LGBTQ+-Personen richtete.

Zwischen Strafverfolgung und Prävention

Der Fall in Dublin zeigt Parallelen zu Delikten in Deutschland: Der Täter hatte auch hier bereits 70 Vorstrafen. Ähnlich wie in Irland betonen deutsche Gerichte zunehmend die gesellschaftlichen Auswirkungen solcher Hassverbrechen in ihren Urteilen.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) fordert seit langem eine Aufnahme des expliziten Schutzes vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität in Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. Eine Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) zeigt, dass viele LGBTQ+-Personen aus Angst vor Angriffen vermeiden, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten.

Beratungs- und Hilfsangebote

Für Betroffene von homophober Gewalt gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen. Die bundesweite Antidiskriminierungsstelle des Bundes berät ebenso wie lokale LGBTQ+-Organisationen. In Berlin bietet etwa MANEO als Anti-Gewalt-Projekt Unterstützung, in München das Sub und in Köln das Rubicon.

Der Dublin-Fall erinnert eindringlich daran, dass homophobe Gewalt ein internationales Problem bleibt, das entschlossene Maßnahmen erfordert – auch in Deutschland. Für Betroffene ist besonders wichtig zu wissen: Sie sind nicht allein, und es gibt Hilfe.


Pride-Verbot für Parteien in Großbritannien - Was können deutsche LGBTQ+-Organisationen daraus lernen?

Vier der größten britischen Pride-Organisationen haben am Montag (12. Mai) ein gemeinsames Schreiben veröffentlicht, in dem sie ankündigen, alle politischen Parteien von zukünftigen Pride-Märschen auszuschließen, bis ein "Mindestmaß" an Verbundenheit mit der LGBTQ+-Community gezeigt wird. Die Nachricht, ursprünglich veröffentlicht von PinkNews, hat in Großbritannien für Aufsehen gesorgt und wirft auch Fragen für die deutsche Pride-Bewegung auf.

Die Entscheidung der britischen Pride-Organisationen

Birmingham Pride, Brighton Pride, Pride in London und Manchester Pride haben in ihrem gemeinsamen Brief klare Forderungen an die politischen Parteien gestellt. Diese müssen konkrete Schritte zur Verbesserung ihrer Rhetorik und ihres Verhaltens gegenüber der Trans-Community unternehmen, einschließlich des Einsatzes für oder der Hilfe bei der Verabschiedung weiterer Schutzmaßnahmen für trans Personen.

Die Entscheidung folgt einem Aufruf des Trans Safety Network und über 140 LGBTQ+-Organisationen, die angesichts der zunehmenden "Transphobie" in der britischen Politik ein Verbot aller politischen Parteien bei Pride-Veranstaltungen forderten. Besonders verschärft hat sich die Situation nach einem Urteil des britischen Supreme Court vom 16. April 2025, das trans Frauen aus der Definition einer "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz von 2010 ausschließt.

Die Reaktion der Liberal Democrats

Besonders interessant ist die Reaktion der LGBTQ+-Gruppe der Liberal Democrats (LGBT+ Liberal Democrats), die sich als progressivste landesweite Partei Großbritanniens betrachtet. In einer Stellungnahme äußerte die Gruppe, sie sei "angewidert", mit anti-trans Parteien wie Labour und den Konservativen "in einen Topf geworfen zu werden". Die Gruppe betonte, dass die Liberal Democrats seit Jahren für LGBTQ+-Rechte kämpfen und argumentierte, dass sie ihre Präsenz bei Pride-Protesten "mehr als verdient" hätten.

Der Parteivorsitzende der Liberal Democrats, Ed Davey, hatte nach dem Supreme Court-Urteil eine eher vorsichtige Position eingenommen. Obwohl er das Urteil akzeptierte und die "Klarheit" begrüßte, die es seiner Meinung nach gebracht hat, forderte er weitere Leitlinien zur Umsetzung. Davey bekräftigte zwar seine Überzeugung, dass trans Frauen Frauen und trans Männer Männer sind, vermied es jedoch bisher, eindeutig das Recht von trans Personen zu unterstützen, Einrichtungen zu nutzen, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen.

Parallelen und Unterschiede zur Situation in Deutschland

In Deutschland stellt sich die rechtliche Situation für trans Personen deutlich anders dar. Seit dem 1. November 2024 ist das neue Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das es Personen über 18 Jahren ermöglicht, ihr rechtliches Geschlecht durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne medizinische Gutachten oder Gerichtsverfahren. Dieses Gesetz wurde von der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf den Weg gebracht und stärkt die Rechte von trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen erheblich.

Trotz dieser fortschrittlichen Gesetzgebung gibt es auch in Deutschland politische Kräfte, die gegen trans Rechte mobilisieren. Die AfD hat sich klar gegen das Selbstbestimmungsgesetz positioniert und auch innerhalb der CDU/CSU gibt es Stimmen, die das Gesetz rückgängig machen wollen, sollten sie wieder an die Macht kommen. Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, hat sich mehrfach kritisch zu trans Themen geäußert und signalisiert, dass seine Partei einen anderen Kurs einschlagen würde.

Was können deutsche Pride-Organisationen lernen?

Die Entscheidung der britischen Pride-Organisationen wirft die Frage auf, ob auch deutsche CSD-Veranstaltungen ähnliche Maßnahmen in Betracht ziehen sollten. Bislang sind bei deutschen Pride-Paraden alle demokratischen Parteien willkommen – von der CDU bis zur Linken. Nur die AfD wird aufgrund ihrer LGBTQ+-feindlichen Positionen meist ausgeschlossen.

Bastian Behrens, Vorstandsmitglied des CSD Berlin, erklärt im Gespräch mit Pride.Direct: "Wir beobachten die Entwicklungen in Großbritannien genau. In Deutschland haben wir momentan mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Erfolg für die trans Community erreicht. Dennoch müssen wir wachsam bleiben, wenn Parteien versuchen, diesen Fortschritt rückgängig zu machen."

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) betont, dass Pride-Veranstaltungen politische Demonstrationen sind und bleiben müssen. "Der Christopher Street Day erinnert an den Stonewall-Aufstand von 1969 und ist kein Partyfestival, sondern eine politische Demonstration für gleiche Rechte und Akzeptanz", sagt Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD.

Die Bedeutung klarer Forderungen

Was die deutschen Pride-Organisationen von ihren britischen Pendants lernen können, ist die Formulierung klarer Forderungen an politische Parteien. Die britischen Pride-Veranstalter haben konkrete Bedingungen gestellt: Politische Parteien sollen weitere Schutzmaßnahmen im Gleichstellungsgesetz verabschieden, den "zeitnahen" Zugang zur Gesundheitsversorgung für trans Personen im Rahmen des NHS verbessern, das Gesetz zur Anerkennung der Geschlechtszugehörigkeit reformieren und nachhaltige Finanzierung für von trans Personen geleitete Dienste bereitstellen.

In Deutschland könnten ähnliche Forderungen gestellt werden: Verbesserung der Gesundheitsversorgung für trans Personen, Stärkung des Diskriminierungsschutzes, mehr Ressourcen für LGBTQ+-Beratungsstellen und eine klare Positionierung gegen das Erstarken queerfeindlicher Bewegungen.

Fazit: Politische Teilhabe versus klare Kante

Die Debatte in Großbritannien zeigt ein Dilemma auf, mit dem auch deutsche LGBTQ+-Organisationen konfrontiert sind: Einerseits ist die Einbindung politischer Parteien wichtig, um Veränderungen im parlamentarischen System zu bewirken. Andererseits dürfen Pride-Veranstaltungen nicht zur Plattform für Parteien werden, die zwar mit Regenbogenfahnen winken, aber gleichzeitig die Rechte von trans Personen in Frage stellen.

Die britische Entscheidung ist ein radikaler Schritt, der sowohl Kritik als auch Zustimmung hervorgerufen hat. Für deutsche Pride-Organisationen könnte sie ein Anstoß sein, ihre eigenen Kriterien für die Teilnahme politischer Parteien zu überdenken und klare Erwartungen zu formulieren – nicht als Ausschluss, sondern als Anreiz für echte Verbundenheit mit der LGBTQ+-Community.

Wie die britische LGBTQ+-Organisation Stonewall nach dem Supreme Court-Urteil betonte: "Wir brauchen Politiker*innen, die verstehen, dass die Rechte einer marginalisierten Gruppe nicht gegen die einer anderen ausgespielt werden dürfen." Diese Erkenntnis gilt universell – auch für Deutschland.


Die wachsende Bedrohung: Warum Morddrohungen gegen queere Zentren in Deutschland zunehmen

Die Münchner Beratungsstelle "Strong!" hat in einer Pressekonferenz besorgniserregende Zahlen zu queerfeindlichen Vorfällen in Bayern vorgestellt. Mit 289 dokumentierten Fällen im Jahr 2024 verzeichnet die Einrichtung einen alarmierenden Anstieg: 26% mehr als im Vorjahr und sogar 82% mehr als 2022. Doch diese Zahlen spiegeln nur einen Bruchteil der Realität wider - Expert*innen schätzen die Dunkelziffer auf bis zu 80 Prozent.

Bundesweiter Trend der zunehmenden Gewalt

Was in München dokumentiert wurde, ist Teil eines bundesweiten Phänomens. Die Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) zeigen: Im Jahr 2023 wurden deutschlandweit 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ* Personen erfasst - ein Anstieg von etwa 50 Prozent im Vergleich zu 2022 mit 1.188 Fällen. Besonders alarmierend: Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht.

Zu den häufigsten gegen LSBTIQ* gerichteten Straftaten gehören Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen sowie Nötigungen und Bedrohungen. Besonders beunruhigend sind die zunehmenden "Botschaftstaten", wie die Morddrohungen an den Türen der Münchner queeren Zentren "Sub" und "LeZ". Diese Angriffe richten sich gegen die gesamte Community und sollen gezielt einschüchtern.

Trans und nicht-binäre Personen besonders betroffen

Laut "Strong!" richteten sich über 21 Prozent der queerfeindlichen Vorfälle explizit gegen trans, inter und nichtbinäre Personen - obwohl diese Gruppen einen deutlich kleineren Teil der queeren Community ausmachen. Sie sind überproportional von Diskriminierung und Gewalt betroffen. Besonders in Zeiten, in denen gesellschaftliche Debatten wie jene zum Selbstbestimmungsgesetz durch rechte Medien hochkochen, nimmt die Trans- und Interfeindlichkeit merklich zu.

Der Bayerische Rundfunk berichtete über transfeindliche Mordaufrufe an queeren Kulturzentren in München, die deutlich machen: Die Angriffe werden gezielter und radikaler.

Was steckt hinter dem Anstieg der Gewalt?

Expert*innen sehen mehrere Faktoren, die zur Zunahme queerfeindlicher Gewalt beitragen:

  • Die zunehmende Sichtbarkeit queerer Menschen führt paradoxerweise auch zu mehr Anfeindungen.
  • Rechtspopulistische, rechtsextreme und fundamentalistische Bewegungen nehmen verstärkt queerfeindliche Positionen ein und schaffen ein gesellschaftliches Klima, in dem Gewalt legitimiert erscheint.
  • Die von "Strong!" genannten "queerfeindlichen Narrative" nähren den Boden für Ausgrenzung und Gewalt - darunter Falschbehauptungen über angebliche "Frühsexualisierung" oder die Gefährdung von Kindern.
  • Die Verbreitung von Desinformation, besonders im Kontext des Selbstbestimmungsgesetzes, trägt zur Verschärfung der Stimmung bei.

Andreas Pretzel von der Initiative "Echte Vielfalt" erklärt: "Unsere Gesellschaft ist insgesamt toleranter geworden, aber gleichzeitig radikalisieren sich die Gegner*innen queerer Lebensweisen."

Stadt und Land: Unterschiede bei der Bedrohungslage

Die von "Strong!" dokumentierten Vorfälle konzentrieren sich mit 121 Fällen in der Landeshauptstadt München, während aus dem restlichen Bayern 89 Fälle gemeldet wurden. Dies liegt nicht unbedingt daran, dass in ländlichen Regionen weniger passiert. Vielmehr fühlen sich Betroffene dort oft isolierter und haben weniger Zugang zu Unterstützungsstrukturen.

Der MDR berichtete über die besondere Situation queerer Menschen auf dem Land, die oft mit Beleidigungen, tätlichen Angriffen und sogar Morddrohungen konfrontiert sind. Ohne queere Infrastruktur und Anlaufstellen fehlt ihnen häufig die Möglichkeit, Vorfälle zu melden oder Unterstützung zu erhalten.

Digitale Gewalt nimmt zu

Neben physischen Übergriffen nimmt auch die digitale Gewalt gegen LGBTIQ+ Menschen dramatisch zu. "Strong!" erfasste 61 Vorfälle von Hassrede und Beleidigungen online - ein Bruchteil der tatsächlichen Zahlen, da die Masse an Hasskommentaren kaum vollständig dokumentiert werden kann. Diese digitale Gewalt hat reale Auswirkungen: Betroffene leiden unter psychischen Belastungen und ziehen sich teilweise aus der Öffentlichkeit zurück.

Was kann getan werden?

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert, dass das Diskriminierungsverbot in Artikel 3,3 des Grundgesetzes queere Menschen explizit einschließen sollte. Darüber hinaus braucht es:

  • Mehr Bewusstsein, Sensibilität und Unterstützung für Betroffene
  • Klare Benennung und Verfolgung queerfeindlicher Gewalt durch Polizei und Staatsanwaltschaften
  • Bessere Unterstützung für queere Zentren und Beratungsstellen
  • Umsetzung von queeren Aktionsplänen auf Landes- und Bundesebene

In Bayern steht die Umsetzung eines queeren Aktionsplans auf der Kippe. "Sub"-Geschäftsführer Kai Kundrath zeigte sich auf der Pressekonferenz enttäuscht: "Wir gehen davon aus, dass da leider nicht mehr so viel rumkommen wird." Die Freien Wähler würden den mühsam erarbeiteten Plan mittlerweile ablehnen.

Solidarität ist gefragt

Die Expert*innen von "Strong!" und "Sub" appellieren an die Gesellschaft, sich mit Betroffenen zu solidarisieren: "Im Bewusstsein, dass diese gesellschaftlichen Entwicklungen nicht nur einzelne Gruppen betreffen, sondern am Ende uns alle."

Besonders besorgniserregend: Die Pressekonferenz selbst spiegelte die aktuelle Bedrohungslage wider. Die "Strong!"-Mitarbeiter*innen traten nicht mehr unter vollem Namen auf, nachdem die Fachstelle ins Visier rechter Medien geraten war. Eine Person, die aus der Betroffenenperspektive berichten sollte, sagte aus Sicherheitsbedenken kurzfristig ab.

Für die kommenden Monate, besonders rund um den IDAHOBIT und die CSDs in Bayern, rechnen die Expert*innen mit weiteren Übergriffen. Eine Entwicklung, die die gesamte Gesellschaft zum Handeln auffordert.


ESC-Sieger Nemo fordert Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest in Basel

Der nicht-binäre Eurovision Song Contest-Gewinner Nemo hat sich für einen Ausschluss Israels vom diesjährigen Wettbewerb in Basel ausgesprochen. Wie PinkNews berichtet, sagte der Schweizer Künstler: "Ich unterstütze die Forderung nach einem Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest. Israels Handlungen stehen grundlegend im Widerspruch zu den Werten, die der Eurovision zu vertreten behauptet – Frieden, Einheit und Respekt für die Menschenrechte."

Die Kontroverse um Israels Teilnahme

Nemo, der den ESC 2024 mit dem Song "The Code" für die Schweiz gewann und als erste nicht-binäre Person in der Geschichte des Wettbewerbs triumphierte, äußerte sich in einem Interview mit der britischen HuffPost deutlich zur israelischen Teilnahme: "Ich persönlich finde, dass es keinen Sinn macht, dass Israel im Moment Teil des Eurovision ist."

Die Forderung kommt vor dem Hintergrund des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und der Hamas. Seit dem Angriff der Hamas auf das Nova-Musikfestival am 7. Oktober 2023, bei dem 1.195 Menschen getötet wurden, hat Israels militärische Reaktion in Gaza laut Berichten mehr als 50.000 Palästinenser das Leben gekostet.

Gemischte Reaktionen in der Schweiz

In der Schweiz haben Nemos Äußerungen unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) zeigte sich überrascht und bedauernd über die Aussagen. Generalsekretär Jonathan Kreutner warnte davor, dass pauschale Forderungen nach einem Ausschluss Israels die ohnehin angespannte Stimmung weiter aufheizen könnten.

Besonders scharf fielen die Reaktionen aus dem politischen Lager aus. Einige Schweizer Politiker, vor allem aus der Schweizerischen Volkspartei (SVP), warfen Nemo Antisemitismus vor und forderten teilweise sogar die Aberkennung des ESC-Sieges. Sie solidarisierten sich mit der israelischen Teilnehmerin Yuval Raphael, die den Hamas-Terror beim Nova-Festival überlebt hat.

Offener Brief und Proteste

Nemo ist mit der Forderung nicht allein. Mehr als 70 ehemalige ESC-Teilnehmer:innen, darunter auch frühere Gewinner:innen, haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie den Ausschluss Israels vom diesjährigen Wettbewerb fordern. Die von der Gruppe "Artists for Palestine" initiierte Kampagne kritisiert, dass Israels Teilnahme den Wettbewerb im vergangenen Jahr zu einem der "politisiertesten" in der Geschichte gemacht habe.

In Basel, wo der ESC 2025 stattfindet, gab es bereits Demonstrationen gegen die Teilnahme Israels. Auch bei der Eröffnungszeremonie am Wochenende wurde die israelische Vertreterin Yuval Raphael von Protesten und Drohungen begleitet, als sie über den "türkisfarbenen Teppich" lief.

Die Position der EBU

Die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den ESC organisiert, lehnt einen Ausschluss Israels weiterhin ab. In einer offiziellen Stellungnahme betonte die EBU: "Wir verstehen die Bedenken und tief verwurzelten Ansichten zum aktuellen Konflikt im Nahen Osten. Die EBU ist nicht immun gegen globale Ereignisse, aber zusammen mit unseren Mitgliedern ist es unsere Aufgabe sicherzustellen, dass der Wettbewerb im Kern eine universelle Veranstaltung bleibt, die Verbindungen, Vielfalt und Integration durch Musik fördert."

Die Organisation bekräftigte zudem, dass der ESC ein "unpolitisches Ereignis" sei, das "allen offen steht". Dennoch hat der Wettbewerb in diesem Jahr bereits für Kontroversen gesorgt, als er im April entschied, dass Künstler:innen keine Pride-Flaggen auf die Bühne bringen dürfen – stattdessen sind nur die jeweiligen Landesflaggen erlaubt.

Ausblick auf den ESC 2025

Trotz der Kontroversen werden die Halbfinals des Eurovision Song Contest 2025 am 13. und 15. Mai in Basel stattfinden, das Finale folgt am 17. Mai. Mit 27.000 Besucher:innen allein am ersten Halbfinaltag im Eurovision Village zeigt sich, dass der Wettbewerb trotz aller Diskussionen weiterhin großes Interesse weckt.

Die Debatte um Nemos Aussagen unterstreicht einmal mehr, wie der Eurovision Song Contest – trotz des Anspruchs der EBU, unpolitisch zu sein – immer wieder zum Schauplatz gesellschaftlicher und politischer Diskussionen wird. Besonders für die LGBTQ+-Community, für die der ESC traditionell ein wichtiges kulturelles Ereignis darstellt, stellt sich die Frage, wie politische Konflikte und Menschenrechtsfragen mit dem Gedanken eines inklusiven Musikwettbewerbs in Einklang gebracht werden können.


Rainbow Map 2024: Deutschland klettert auf Platz 8 im europaweiten LGBTQ+-Ranking

Deutschland verbessert seine Position im europäischen Vergleich der Rechte für queere Menschen. Laut der am Mittwoch veröffentlichten Rainbow Map 2024 der Organisation ILGA-Europe ist die Bundesrepublik auf den achten Platz vorgerückt. Dies markiert einen deutlichen Aufstieg vom zehnten Platz im Vorjahr und sogar vom 15. Platz im Jahr 2023.

Was ist die Rainbow Map?

Die Rainbow Map ist ein jährliches Ranking, das seit nunmehr 15 Jahren von ILGA-Europe erstellt wird und die rechtliche Situation von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten in 49 europäischen Ländern vergleicht. Die Bewertung erfolgt anhand von 75 Kriterien in sieben Kategorien: Gleichheit und Nichtdiskriminierung, Familie, Hassverbrechen und Hassreden, rechtliche Anerkennung des Geschlechts, intersexuelle körperliche Integrität, zivilgesellschaftlicher Raum und Asyl.

Alle Länder erhalten zwischen null Punkten (totale Ungleichbehandlung) und 100 Punkten (volle Gleichstellung). Deutschland konnte seinen Wert auf 68,6 Punkte steigern, was einen Zuwachs von rund drei Punkten im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Warum der Aufstieg Deutschlands?

Der Aufstieg Deutschlands im Ranking ist vor allem dem Selbstbestimmungsgesetz zu verdanken, das am 1. November 2024 in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz ermöglicht es trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die bisher notwendigen psychologischen Gutachten und Gerichtsverfahren.

Neben Deutschland setzen in Europa derzeit nur elf weitere Länder auf Selbstbestimmung bei der Geschlechtsidentität: Belgien, Dänemark, Finnland, Island, Irland, Luxemburg, Malta, Norwegen, Portugal, die Schweiz und Spanien.

Weitere Faktoren für die Verbesserung Deutschlands waren:

  • Ein strengerer rechtlicher Rahmen im Bereich der Hasskriminalität, der Straftaten aufgrund sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität und Geschlechtsmerkmale als erschwerenden Faktor berücksichtigt
  • Der Abbau von Diskriminierungen bei der Blutspende für homo- und bisexuelle Männer sowie für Transpersonen

Die europäischen Spitzenreiter und Schlusslichter

Malta führt das Ranking bereits seit 2015 an und bleibt damit unangefochten auf Platz eins. Auf den weiteren Spitzenplätzen folgen Belgien, Island, Dänemark, Spanien, Finnland und Griechenland. Nach Deutschland komplettieren Norwegen und Luxemburg die Top Ten.

Auf den letzten drei Plätzen befinden sich wie im Vorjahr die Türkei, Aserbaidschan und Schlusslicht Russland.

Aufsteiger und Absteiger im europäischen Vergleich

Neben Deutschland konnten sich auch andere Länder verbessern: Lettland rückte nach der Einführung von eingetragenen Lebenspartnerschaften vier Plätze nach oben. Polen machte unter anderem wegen der Auflösung der sogenannten "LGBT-freien Zonen" drei Plätze gut.

Hingegen verzeichneten einige Länder deutliche Rückschritte: Ungarn fiel um zehn Punkte und sieben Plätze auf Rang 37 zurück – die schlechteste Platzierung des Landes in der Geschichte der Rainbow Map. Grund dafür sind mehrere queerfeindliche Gesetze, darunter das EU-weit einmalige CSD-Verbot. Georgien verschlechterte sich sogar um zwölf Punkte und sieben Plätze und landete mit dem 44. Rang auf seinem bislang schlechtesten Ergebnis.

Besonders bemerkenswert ist der Abstieg Großbritanniens: Das einst als sehr queerfreundlich geltende Land, das 2014 noch die Rainbow Map auf Platz eins angeführt hatte, erreichte mit dem 22. Platz sein bislang schlechtestes Ergebnis. Im Vorjahr lag die Insel noch auf Rang 16. Grund dafür war die Entscheidung des Höchstgerichts, das trans Frauen nicht als Frauen und trans Männer nicht als Männer anerkennt. Seither wurde trans Menschen der Zugang zu mehreren Bereichen, etwa Toiletten oder Sportvereinen, erheblich erschwert oder unmöglich gemacht.

Warnungen vor Rückschritten

Katrin Hugendubel, Kampagnenchefin von ILGA-Europe, warnt vor einer besorgniserregenden Entwicklung in ganz Europa: "Die großen Headlines kommen aus Großbritannien oder Ungarn, aber die Demokratie erodiert in ganz Europa leise durch eine Strategie der tausend Nadelstiche." Sie kritisiert, dass Parteien der Mitte und von Rechtsaußen in der EU Nichtregierungsorganisationen, die LGBTQ+-Rechte verteidigen, die Finanzierung kürzen, während auf nationaler Ebene Gesetze beschlossen werden, deren Ziel nicht die Lösung gesellschaftlicher Probleme ist, sondern die Marginalisierung bestimmter Gruppen.

Besonders die starken Wahlergebnisse von rechtsextremen Parteien würden die Atmosphäre vergiften – als Beispiele nannte sie Wahlen in Deutschland, Österreich, Belgien und den Niederlanden.

Reaktionen aus der deutschen Politik

Nyke Slawik, die neue queerpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, bezeichnete das bessere Ergebnis Deutschlands als "wichtiges Zeichen für die Gleichstellung von LSBTIQ*-Personen in unserem Land". Gleichzeitig rief sie die Bundesregierung auf, den von der Ampel-Regierung eingeschlagenen Reformweg fortzuführen. Sie kritisierte, dass sich die neue schwarz-rote Koalition derzeit in Schweigen hülle, ob der Aktionsplan "Queer leben" fortgesetzt werde.

Sven Lehmann, der ehemalige Queerbeauftragte der Bundesregierung, ergänzte: "Gleichstellung ist leider keine Selbstverständlichkeit. Europaweit erstarken rechtsextreme und antifeministische Bewegungen, die LSBTIQ*-Rechte gezielt angreifen." Unklar ist bislang, ob seine von der Bundesregierung 2022 eingeführte Position (Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt) im neuen Kabinett fortgeführt wird.

Weitere notwendige Reformen

Um in die Top 5 des Rankings aufzusteigen, müssten laut Experten noch weitere im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vereinbarte Vorhaben umgesetzt werden. Dazu gehören:

  • Die rechtliche Anerkennung von Regenbogenfamilien
  • Die Ergänzung von Artikel 3 des Grundgesetzes um den Diskriminierungsschutz für queere Menschen
  • Die Absicherung der Gesundheitsversorgung für trans-, inter- und nicht-binäre Personen
  • Die Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes sowie des Abstammungsrechts

Es bleibt abzuwarten, welche dieser Vorhaben von der neuen Bundesregierung weiterverfolgt werden und ob Deutschland seinen positiven Trend in den kommenden Jahren fortsetzen kann.


Trumps YMCA-Auftritt in Saudi-Arabien: Eine bizarre Dissonanz zwischen Musik und Politik

Donald Trump sorgte kürzlich für weltweites Aufsehen, als er seine Rede in Saudi-Arabien – einem Land, in dem Homosexualität mit dem Tod bestraft werden kann – mit dem als schwule Hymne bekannten Disco-Hit "YMCA" der Village People beendete. Wie PinkNews berichtet, ereignete sich dieser seltsame Moment während eines Investment-Forums in Riad, als der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman zu den Klängen des ikonischen Disco-Songs auf die Bühne kam, um Trump die Hand zu schütteln.

Schwule Hymne in einem streng homophoben Land

Der Kontrast könnte kaum größer sein: "YMCA", ein Song aus den 1970er Jahren, der aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und Popularität in LGBTQ+-Clubs als schwule Hymne gilt, ertönt in einem Land, dessen Gesetze zu den LGBTQ+-feindlichsten der Welt gehören. In Saudi-Arabien stehen auf homosexuelle Handlungen drakonische Strafen bis hin zur Todesstrafe. Zudem sind LGBTQ+-Themen zensiert, und das Scharia-Gesetz verbietet das sogenannte "Cross-Dressing", was die Existenz von Transgender-Personen praktisch illegalisiert.

Die Wahl des Songs ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass "YMCA" von Jacques Morali mitgeschrieben wurde, der selbst homosexuell war, ebenso wie mehrere Originalmitglieder der Band, darunter Felipe Rose und Randy Jones. Der Song wird bis heute bei Pride-Veranstaltungen weltweit gespielt und sein Text wird oft als verschlüsselte Anspielung auf schwules Cruising interpretiert. Sogar der Name "Village People" selbst bezieht sich auf das Greenwich Village in Manhattan, das als "Gayborhood" bekannt ist.

YMCA als fester Bestandteil von Trump-Rallyes

Trotz der offensichtlichen Verbindung zur LGBTQ+-Community hat sich "YMCA" in den letzten Jahren zu einem Standardsong bei Trump-Veranstaltungen entwickelt. Der Song wurde während seiner Wahlkampagne vor der Wiederwahl im November 2024 regelmäßig gespielt – eine Praxis, die angesichts der LGBTQ+-feindlichen Politik der Trump-Administration bereits damals für Verwunderung sorgte.

In Deutschland löste der Vorfall Diskussionen über den Umgang mit LGBTQ+-Rechten in der internationalen Politik aus. Während in Deutschland die Ehe für alle seit 2017 gesetzlich verankert ist und das Selbstbestimmungsgesetz im Jahr 2023 in Kraft trat, werden in anderen Teilen der Welt LGBTQ+-Personen weiterhin verfolgt und kriminalisiert.

Streit um die Bedeutung des Songs

Interessanterweise hat der Leadsänger der Village People, Victor Willis, der heterosexuell ist, wiederholt bestritten, dass der Song irgendwelche Verbindungen zur LGBTQ+-Community hat. In einem Facebook-Post im Dezember drohte Willis sogar damit, Nachrichtenorganisationen zu verklagen, die "YMCA" als schwule Hymne bezeichnen, da solche Annahmen "schädlich für den Song" seien.

"Es wurde viel darüber gesprochen, besonders in letzter Zeit, dass YMCA irgendwie eine schwule Hymne sei", schrieb Willis. "Wie ich schon oft gesagt habe, ist das eine falsche Annahme, die darauf basiert, dass mein Schreibpartner schwul war und einige (nicht alle) Village People schwul waren." Willis behauptet, der Song sei lediglich seinem Jugendzentrum gewidmet.

Die Village People traten im Januar auch bei Trumps Amtseinführung auf, was ihnen heftige Kritik aus der LGBTQ+-Community einbrachte. Die Gruppe verteidigte ihren Auftritt mit der Erklärung, dass "Musik ohne Rücksicht auf Politik aufgeführt werden sollte" und ihre Musik das Land "nach einem turbulenten und gespaltenen Wahlkampf" vereinen würde.

Reaktionen in den sozialen Medien

In den sozialen Medien löste die Performance bei Trumps Amtseinführung bereits heftige Reaktionen aus. "Es ist so bezeichnend, dass ihr eine Menge dieser Charakterkostüme von der queeren Community übernommen habt (besonders der Biker) und dann so etwas macht. Ihr habt euch wirklich verkauft", schrieb ein Nutzer. Ein anderer kommentierte: "Ich habe keinen Respekt mehr für eure Gruppe... Ich schäme mich und werde eure gesamte Musik wegwerfen."

Die jüngste Episode in Saudi-Arabien verstärkt nun die Diskussion um die Instrumentalisierung von LGBTQ+-Kulturgut in Kontexten, die der Community feindlich gegenüberstehen. Während in Deutschland die Akzeptanz von LGBTQ+-Personen in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen hat, zeigt dieser Vorfall, wie LGBTQ+-Symbole global in widersprüchlichen politischen Kontexten verwendet werden können.

Der saudi-arabische Blogger und LGBTQ+-Aktivist Alaa al-Faqir, der aus dem Land fliehen musste und mittlerweile in Berlin lebt, kommentierte gegenüber verschiedenen Medien den Vorfall als "absurdes Theater, das die Heuchelei der internationalen Beziehungen offenlegt, während LGBTQ+-Personen in Saudi-Arabien weiterhin in ständiger Angst leben müssen".


Neue Welle der Repression: Festnahmen in Russland wegen "LGBT-Propaganda" – Die Situation im Vergleich zu Deutschland

In Russland wurden mehrere Mitarbeitende des größten russischen Verlags Eksmo, darunter der Leiter des Vertriebs Anatoli Norowjatkin, wegen angeblicher Verbreitung von "LGBT-Propaganda" festgenommen. Das berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch, wie queer.de meldet. Die Festnahmen stehen im Zusammenhang mit Büchern des Verlags Popcorn Books, der sich auf Literatur für junge Erwachsene zu Themen wie Geschlechtsidentität, psychische Gesundheit und Rassismus spezialisiert hat.

Putins verschärfte Repressionen gegen die LGBTQ+-Community

Die jüngsten Festnahmen reihen sich ein in eine systematische Verfolgung von LGBTQ+-Personen und ihrer Unterstützer:innen in Russland. Das Gesetz gegen "Propaganda von Homosexualität unter Minderjährigen" wurde erstmals 2013 auf föderaler Ebene eingeführt und hat sich seitdem stetig verschärft. Im November 2022 weitete die russische Regierung das Gesetz drastisch aus – es gilt nun unabhängig vom Alter der Zielgruppe, was faktisch ein vollständiges Verbot jeglicher positiver Darstellung von LGBTQ+-Lebensweisen bedeutet, wie die Bundeszentrale für politische Bildung dokumentiert.

Im Jahr 2023 setzte der Kreml die "LGBT-Bewegung" auf eine Liste verbotener extremistischer Gruppen – ein weiterer Schritt, der die rechtliche Verfolgung erleichtert. Die Strafen für Verstöße gegen das "Propaganda"-Gesetz sind drastisch: Sie reichen von hohen Geldstrafen für Einzelpersonen bis zu existenzbedrohenden Bußgeldern für Organisationen und der Ausweisung ausländischer Staatsbürger.

Der Fall Popcorn Books – Literatur im Visier

Der nun betroffene Verlag Popcorn Books geriet bereits 2022 ins Visier der russischen Behörden, nachdem er den Bestseller "Sommer in einer Pionierkrawatte" (auf Deutsch erschienen als "Du und ich und der Sommer") veröffentlicht hatte. Der Roman, eine schwule Liebesgeschichte, die in einem sowjetischen Sommerlager spielt, wurde zum Bestseller – und zum Ziel staatlicher Repression, wie Fluter berichtet.

Als Reaktion wurde gegen den Verlag ein Verfahren wegen "LGBT-Propaganda" eingeleitet, und er wurde im Oktober 2022 als "ausländischer Agent" eingestuft – ein Label, das die Geschäftstätigkeit erheblich erschwert und stigmatisiert. Die jetzigen Festnahmen von Mitarbeitenden des Vertriebspartners Eksmo zeigen, dass die Verfolgung immer weitere Kreise zieht.

Situation in Deutschland – ein starker Kontrast

Der Umgang Russlands mit LGBTQ+-Themen steht in krassem Gegensatz zur Situation in Deutschland. Während Deutschland im ILGA-Ranking der LGBTQ+-freundlichsten Länder den 15. Platz belegt, gehört Russland zu den am schlechtesten bewerteten Ländern, wie Statista aufzeigt. In Deutschland ist die Ehe für alle seit 2017 legal, und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität.

Dennoch gibt es auch in Deutschland weiterhin Herausforderungen: Die Ergänzung des Gleichheitsartikels im Grundgesetz um das Merkmal "sexuelle Identität" steht noch aus, und laut dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) kommt es weiterhin zu Diskriminierung und Hassreden gegen LGBTQ+-Personen.

Internationaler Trend zur Repression?

Expert:innen sehen in Russlands Vorgehen nicht nur eine innenpolitische Maßnahme, sondern auch ein geopolitisches Signal. "Die Repression gegen LGBTQ+-Personen dient dem Putin-Regime als ideologisches Instrument, um sich vom 'dekadenten Westen' abzugrenzen und traditionelle Werte zu betonen", erklärt die Menschenrechtsorganisation Quarteera, die sich für russischsprachige LGBTQ+-Personen in Deutschland einsetzt.

Die Festnahmen der Verlagsmitarbeitenden zeigen, dass die Repressionen in Russland weiter zunehmen. Für die LGBTQ+-Community in Russland bedeutet dies eine weitere Verschlechterung ihrer ohnehin schon prekären Lage. Viele suchen Zuflucht im Ausland, auch in Deutschland, wo ihnen jedoch oft bürokratische Hürden im Asylverfahren begegnen.

Der Fall unterstreicht die Bedeutung internationaler Solidarität und die Notwendigkeit, in Deutschland erreichte LGBTQ+-Rechte zu verteidigen und weiter auszubauen – gerade in Zeiten, in denen in vielen Ländern weltweit diese Rechte unter Druck geraten.


Großbritannien stürzt bei LGBTQ+-Rechten ab – Deutschland klettert in europäischem Ranking nach oben

Großbritannien, einst Spitzenreiter in Europa für LGBTQ+-Rechte, ist im aktuellen ILGA-Europe Rainbow Index erneut abgestürzt. Die jüngsten Ergebnisse, veröffentlicht am 14. Mai 2025, zeigen das Vereinigte Königreich nur noch auf Platz 22 – ein dramatischer Absturz für ein Land, das noch vor zehn Jahren die Rangliste anführte. Während Großbritannien an Boden verliert, verbessert sich Deutschland und rückt in die Top 10 vor.

Vom Vorbild zum Nachzügler: Großbritanniens dramatischer Abstieg

Mit einer Gesamtbewertung von nur noch 46 Prozent ist das Vereinigte Königreich inzwischen das zweitschlechteste Land für LGBTQ+-Rechte in Westeuropa und Skandinavien – nur Italien schneidet noch schlechter ab. 2015 führte Großbritannien die Rangliste noch mit beeindruckenden 86 Prozent an. Der aktuelle Absturz um sieben Plätze im Vergleich zum Vorjahr resultiert hauptsächlich aus einem Urteil des Obersten Gerichtshofs, das die "geschützte Eigenschaft" des Geschlechts im Gleichstellungsgesetz von 2010 als "biologisch" definierte und trans Personen ausschloss.

Besonders alarmierend: Bei Gesetzen zur Anerkennung der Geschlechtsidentität von trans Personen rangiert Großbritannien nur noch auf Platz 45 von 49 europäischen Ländern. ILGA-Europe stuft das Urteil des Obersten Gerichtshofs als rechtliche Blockade für die wirksame Anerkennung der Identität von trans Menschen ein. Die einzigen anderen europäischen Länder in einer ähnlichen Position sind Bulgarien, Georgien, Ungarn und Russland.

Deutschland klettert in die Top 10

Im Gegensatz dazu hat sich Deutschland im Rainbow Index 2025 deutlich verbessert und liegt nun mit einer Bewertung von 69 Prozent auf Platz 8 der 49 untersuchten europäischen Länder. Dies bedeutet einen Aufstieg um drei Plätze im Vergleich zum Vorjahr. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärte, dass Deutschland "nach Jahren des Stillstandes bei der Gleichstellung von LSBTIQ* endlich zu den Top 10 in Europa gehört".

Die positive Entwicklung ist maßgeblich auf die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes zurückzuführen, das am 1. November 2024 in Kraft trat und die Rechte von trans, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen stärkt. Das Gesetz ermöglicht es Betroffenen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die zuvor erforderlichen psychiatrischen Gutachten und Gerichtsverfahren.

Malta führt, Großbritannien fällt

An der Spitze der Rangliste steht weiterhin Malta mit einer Bewertung von 89 Prozent, gefolgt von Belgien (85 Prozent), Island (84 Prozent), Dänemark (80 Prozent) und Spanien (78 Prozent). Andere Länder, die über Großbritannien rangieren, sind Finnland (70 Prozent), Irland (63 Prozent), Österreich (54 Prozent), Kroatien (49 Prozent) und Estland (46 Prozent).

Chaber, Geschäftsführer:in von ILGA-Europe, warnte: "Jetzt ist die Zeit, Widerstand zu leisten, bevor die gezielten Angriffe, die wir in Ländern wie Ungarn, Großbritannien und Georgien sehen, zur Norm statt zur Ausnahme werden. Politische Führungspersönlichkeiten müssen mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Worte in Taten umsetzen."

Warnung für Deutschland?

Obwohl Deutschland sich verbessert hat, sehen Expert:innen den Fall Großbritanniens als Warnung. Der britische Abstieg zeigt, wie schnell Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten zurückgedreht werden können. "Was in Großbritannien passiert, könnte überall passieren", warnt Henny Engels vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Wir beobachten auch in Deutschland zunehmend Angriffe auf die Rechte von trans Personen und müssen wachsam bleiben."

Die Situation in Großbritannien wird von ILGA-Europe als Teil einer allgemeinen Aushöhlung demokratischer Rechte in Europa gesehen. Die Organisation weist darauf hin, dass die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit beispielsweise bei Pride-Paraden in mindestens vierzehn Ländern für die LGBTQ+-Community eingeschränkt wird.

Vic Valentine von Scottish Trans fasste die Situation treffend zusammen: "Von außen betrachtet wird das Vereinigte Königreich als warnendes Beispiel dafür angesehen, wie Dinge rückwärts statt vorwärts gehen können. Aber nichts davon ist unvermeidlich."

Diese Erkenntnis gilt auch für Deutschland: Trotz positiver Entwicklungen zeigt der Fall Großbritannien, dass Fortschritte nicht selbstverständlich sind und kontinuierliches Engagement für die Rechte der LGBTQ+-Community notwendig bleibt.


Britische NatWest Bank weist Beschwerde gegen Pride-Dekorationen ab - Wie steht es um LGBTQ+-Sichtbarkeit in deutschen Banken?

Eine Beschwerde gegen Pride-Dekorationen in einer britischen NatWest-Filiale wurde abgewiesen, wobei dem Kunden geraten wurde, Online-Banking zu nutzen, wenn ihn die LGBTQ+-Symbole stören. Wie PinkNews berichtet, bezog sich der Fall auf einen Kunden (in Dokumenten nur als "Herr J" bezeichnet), der im Juli letzten Jahres versucht hatte, seine lokale Filiale zur Entfernung von Pride-Materialien zu bewegen, da diese ihm aufgrund seiner Religion und Behinderungen "emotionales Leid" zufügten.

Financial Ombudsman entscheidet zugunsten der Bank

Der Kunde eskalierte den Fall im November an den britischen Financial Ombudsman Service und behauptete, die Bank hätte gegen das Gleichstellungsgesetz von 2010 verstoßen, indem sie keine Anpassungen für ihn vornahm. Die Ombudsfrau Danielle Padden entschied jedoch zugunsten von NatWest und betonte, dass die Bank das Recht habe, pro-LGBTQ+ Materialien in ihren Filialen zu zeigen.

"NatWest ist eine Bank, die sich dafür entschieden hat, zu bestimmten Zeiten des Jahres Pride-Materialien zusammen mit anderen Dekorationen auszustellen," schrieb Padden in ihrem Urteil. "Als Dienstleister können wir ihnen nicht verbieten, dies zu tun, da sie berechtigt sind, die Gemeinschaften, denen sie dienen, zu feiern und für sie zu sensibilisieren."

Die Bank wies darauf hin, dass der Kunde "alternative Bankmethoden" wie Online-Banking, Geldautomaten oder die Post nutzen könne. Sollte er persönlich in die Filiale kommen müssen, könne er auch einen Dritten bevollmächtigen, dies für ihn zu erledigen.

LGBTQ+-Sichtbarkeit in deutschen Banken

Während dieser Fall aus Großbritannien stammt, stellt sich die Frage, wie deutsche Banken mit LGBTQ+-Sichtbarkeit und -Unterstützung umgehen. Anders als in Großbritannien, wo die Charity Stonewall jährlich die inklusivsten Arbeitgeber kürt (NatWest gehörte letztes Jahr zu den Spitzenreitern), gibt es in Deutschland keine vergleichbare umfassende Bewertung für den Bankensektor.

Die Deutsche Bank gehört jedoch zu den Vorreitern in diesem Bereich und unterstützt seit Jahren aktiv den Christopher Street Day in verschiedenen deutschen Städten. Auch die Commerzbank zeigt regelmäßig während des Pride-Monats ihre Unterstützung durch entsprechende Dekorationen und Aktionen. Die DKB wirbt ebenfalls mit ihrer Diversity-Politik, die LGBTQ+-Mitarbeitende explizit einschließt.

Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland

In Deutschland schützt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität. Es ist allerdings unklar, ob ein Fall wie bei NatWest hier ähnlich entschieden würde. Im Gegensatz zum britischen Fall müsste in Deutschland abgewogen werden, ob religiöse Überzeugungen eines Kunden schwerer wiegen als das Recht einer Bank, sich für Vielfalt und Inklusion einzusetzen.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) betont, dass visuelle Repräsentation von LGBTQ+-Themen in öffentlichen Räumen, einschließlich Banken, ein wichtiger Schritt zur gesellschaftlichen Akzeptanz sei. "Sichtbarkeit ist der erste Schritt zur Normalisierung", erklärt Alfonso Pantisano, Bundesvorstandsmitglied des LSVD gegenüber verschiedenen Medien.

Zwischen Marketing und authentischem Engagement

Kritiker werfen Unternehmen, einschließlich Banken, manchmal "Pinkwashing" vor – wenn sie sich während des Pride-Monats mit Regenbogen schmücken, ohne dass dahinter ein tieferes Engagement für LGBTQ+-Rechte steht. Authentische Unterstützung zeigt sich in der Einstellungspolitik, internen Diversitätsprogrammen und finanzieller Unterstützung von LGBTQ+-Organisationen.

Die Proud at Work Initiative, die sich für LGBTQ+-Rechte am Arbeitsplatz einsetzt, hat in den letzten Jahren zunehmend mit Finanzinstituten zusammengearbeitet. "Es geht nicht nur um Regenbogenflaggen im Juni, sondern um nachhaltige Unternehmenskultur", so ein Sprecher der Initiative.

Fazit

Der Fall aus Großbritannien zeigt, dass ein Bekenntnis zu Vielfalt und Inklusion auch rechtlich haltbar ist. Für deutsche Banken könnte dies ein positives Signal sein, ihre LGBTQ+-freundlichen Initiativen weiter auszubauen. Gleichzeitig sollte dieses Engagement über symbolische Gesten hinausgehen und sich in der Unternehmenskultur, den Dienstleistungen und dem gesellschaftlichen Engagement widerspiegeln.


Rückschritt für die Vielfalt: SAP kapituliert vor Trumps Diversity-Feldzug

Der deutsche Software-Riese SAP streicht Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtervielfalt und reagiert damit auf den politischen Druck der Trump-Administration in den USA. Wie das Handelsblatt berichtete, verzichtet der Konzern künftig auf das Ziel, einen Frauenanteil von 40 Prozent in der Belegschaft zu erreichen. Die Entscheidung reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung, bei der internationale Unternehmen ihre Diversity-Programme zurückfahren.

Konkrete Maßnahmen und strukturelle Veränderungen

SAP begründet diesen Schritt in einer internen Mail an die Belegschaft mit der Notwendigkeit, auf "externe Veränderungen, etwa auf aktuelle gesetzliche Entwicklungen" zu reagieren. Als "global agierendes Unternehmen mit einer starken Präsenz in den USA" sehe man sich gezwungen, Anpassungen im Bereich "Diversity & Inclusion" vorzunehmen. Laut Spiegel-Informationen beteuert der DAX-Konzern dennoch, dass eine "vielfältige Belegschaft und integrative Führung" weiterhin für eine leistungsfähige Organisation entscheidend seien.

Die Veränderungen bei SAP sind weitreichend: Neben dem Verzicht auf die angestrebte Frauenquote wird Geschlechtervielfalt künftig auch nicht mehr als Bewertungsmaßstab bei der Vergütung des Vorstands berücksichtigt. Bei der Quote für Frauen in Führungspositionen werden die USA komplett ausgeklammert. Besonders symbolträchtig ist die Zusammenlegung des bislang eigenständigen "Diversity & Inclusion Office" mit dem Bereich "Corporate Social Responsibility" – ein deutliches Zeichen für die Herabstufung der Thematik.

Trumps Kreuzzug gegen die "Woke-Kultur"

Der Rückzug von SAP ist kein Einzelfall, sondern spiegelt eine breitere Entwicklung wider, die durch die Politik von Donald Trump in den USA vorangetrieben wird. Gleich am Tag seines Amtsantritts im Januar unterzeichnete Trump ein Dekret, das US-Bundesbehörden den Einsatz von Programmen für Diversität, Gleichstellung und Inklusion (im Englischen als DEI abgekürzt) untersagt. Die Trump-Administration argumentiert, dass Einstellungen ausschließlich auf Verdienst basieren sollten und nicht auf vermeintlich "diskriminierenden Quoten".

Diese Politik übt immensen Druck auf Unternehmen mit US-Geschäft aus. Große Konzerne wie Google und Meta haben ihre Diversitätsprogramme bereits zurückgefahren. Laut Deutschlandfunk beenden immer mehr Unternehmen ihre DEI-Maßnahmen aus Angst vor rechtlichen und politischen Konsequenzen in den USA. Die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile USA verpflichtete sich ebenfalls, entsprechende Programme einzustellen.

Auswirkungen auf die deutsche LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bedeutet diese Entwicklung einen beunruhigenden Präzedenzfall. Wenn ein Schwergewicht wie SAP, das sich in der Vergangenheit als progressiver Arbeitgeber positioniert hatte, vor politischem Druck einknickt, könnte dies Signalwirkung für andere deutsche Unternehmen haben. Besonders bedenklich ist, dass der Abbau von Diversity-Programmen nicht auf sachlichen Argumenten basiert – es gibt keine Belege dafür, dass solche Initiativen zu Qualitätseinbußen führen, wie von Trump und seinen Unterstützern behauptet.

In Deutschland haben Unternehmen in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte im Bereich Diversity Management erzielt. Eine Studie von Total E-Quality zeigt, dass viele deutsche Firmen die Wichtigkeit kultureller Vielfalt erkannt haben und die Verantwortung dafür zunehmend auch beim Senior Management ansiedeln. Auch wirtschaftlich macht Vielfalt Sinn: Nach einer McKinsey-Untersuchung könnten durch mehr kulturelle Vielfalt bis zu 100 Milliarden Euro Wertschöpfung in Deutschland generiert werden.

Ein gefährlicher Domino-Effekt

Die Entscheidung von SAP könnte Teil eines größeren Domino-Effekts sein, der bereits andere Unternehmen erfasst hat. So haben Medienberichten zufolge auch Aldi Süd und Ford ihre Diversitätsprogramme eingeschränkt oder CSD-Sponsorings gekürzt. Dies ist besonders alarmierend, da Deutschland und Europa bislang als Gegengewicht zu den kulturellen Rückschritten in den USA galten.

Für die LGBTQ+-Community steht viel auf dem Spiel. Diversitätsprogramme wurden eingeführt, um historisch bedingte Benachteiligungen auszugleichen und gleiche Chancen für alle Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Herkunft zu schaffen. Wenn Unternehmen diese Programme als verzichtbaren Luxus betrachten, den man bei politischem Gegenwind schnell über Bord wirft, droht ein Rollback bei hart erkämpften Errungenschaften.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob weitere deutsche Unternehmen dem Beispiel von SAP folgen oder ob sie den Mut aufbringen, an ihren Werten festzuhalten – auch wenn dies bedeutet, sich dem politischen Druck aus den USA zu widersetzen. Für die LGBTQ+-Community bleibt es wichtig, wachsam zu bleiben und Unternehmen an ihre gesellschaftliche Verantwortung zu erinnern.


Neuer Papst Leo XIV: Bedenken über LGBTQ+-Ansichten in Deutschland und weltweit

Der neu gewählte Papst Robert Prevost, der den Namen Leo XIV. angenommen hat, steht wegen seiner früheren Äußerungen zu LGBTQ+-Themen in der Kritik. In einem Bericht von PinkNews werden diese Bedenken ausführlich dargelegt, während in Deutschland die Frage aufkommt, wie sich seine Wahl auf die fortschrittlichen Entwicklungen in der deutschen katholischen Kirche auswirken könnte.

Kontroverse Äußerungen des neuen Papstes

Der 69-jährige Amerikaner, der auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde am 8. Mai nach einem zweitägigen Konklave zum 267. Papst gewählt. Obwohl er als moderater Reformer gilt, der Papst Franziskus nahestand, berichtet die New York Times, dass Prevost 2012 Kritik an Unterhaltungsmedien äußerte, die "Sympathie für Überzeugungen und Praktiken zeigen, die im Widerspruch zum Evangelium stehen", darunter der "homosexuelle Lebensstil" und "alternative Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Partnern und ihren adoptierten Kindern bestehen".

Als Bischof von Chiclayo in Peru sprach sich Prevost zudem gegen inklusive Geschlechtererziehung aus und behauptete, dass die "Gender-Ideologie versucht, Geschlechter zu erschaffen, die nicht existieren", wie Newsweek berichtet.

Deutsche katholische Kirche im Spannungsfeld

Die Wahl von Papst Leo XIV. fällt in eine Zeit bedeutender Veränderungen in der deutschen katholischen Kirche. Der Synodale Weg, ein Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, hat in den letzten Jahren wichtige Empfehlungen zur Gleichstellung von LGBTQ+-Personen ausgesprochen, darunter die Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und die Forderung nach "konkreten Verbesserungen" der Beziehung der Kirche zur Transgender-Gemeinschaft.

Ein besonders bemerkenswerter Fortschritt war die Ernennung von Bischof Ludger Schepers zum ersten "Beauftragten für queere Seelsorge" durch die deutsche Bischofskonferenz im März 2024. Diese Ernennung wurde als wichtiges Signal für mehr Offenheit gegenüber queeren Themen in der katholischen Kirche in Deutschland gesehen.

Die #OutInChurch-Bewegung in Deutschland

Die deutsche katholische Kirche wurde 2023 durch die Kampagne #OutInChurch erschüttert, als sich 125 queere Gläubige öffentlich outeten. Eine Dokumentation mit Interviews von 100 queeren Katholik*innen über ihre Erfahrungen in der Kirche wurde im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und löste landesweit Diskussionen aus.

Diese Bewegung hat dazu beigetragen, dass die deutsche katholische Kirche eine Vorreiterrolle bei der Inklusion von LGBTQ+-Personen innerhalb der globalen katholischen Gemeinschaft eingenommen hat – eine Position, die nun durch die konservativeren Ansichten des neuen Papstes gefährdet sein könnte.

Reaktionen und Zukunftsaussichten

Kate Ellis, Präsidentin und CEO von GLAAD, hat den neuen Papst aufgefordert, "auf den Fortschritten aufzubauen", die sein Vorgänger gemacht hat. "Die römisch-katholische Kirche steht an der Schwelle zu einem hoffnungsvollen und inklusiven neuen Kapitel. Mit der Führung von Papst Leo XIV. besteht eine außerordentliche Chance, Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren und LGBTQ-Menschen mit Mitgefühl, Würde und Liebe noch stärker einzubeziehen", erklärte Ellis in einer Stellungnahme.

In seiner ersten Ansprache auf dem Petersplatz im Vatikan nach seiner Wahl sagte Prevost: "Ich möchte, dass dieser Friedensgruß alle eure Herzen und Familien... und Menschen auf der ganzen Welt erreicht. Friede sei mit euch."

Für LGBTQ+-Katholik*innen in Deutschland und weltweit bleibt abzuwarten, ob die Friedensworte des neuen Papstes auch für sie gelten werden. Angesichts der progressiven Entwicklungen in der deutschen katholischen Kirche befürchten viele, dass es zu einem Rückschritt kommen könnte, sollte Papst Leo XIV. eine konservativere Linie verfolgen als sein Vorgänger Franziskus.

Bedeutung für die deutsche LGBTQ+-Gemeinschaft

Für queere Katholik*innen in Deutschland, die in den letzten Jahren durch Initiativen wie den Synodalen Weg und #OutInChurch mehr Anerkennung erfahren haben, bedeutet die Wahl eines Papstes mit bekannten anti-LGBTQ+-Ansichten eine Zeit der Ungewissheit. Der Kontrast zwischen den fortschrittlichen Bemühungen der deutschen Kirche und den potenziell konservativen Ansichten des neuen Papstes könnte zu Spannungen innerhalb der katholischen Gemeinschaft in Deutschland führen.

Viele hoffen jedoch, dass Papst Leo XIV. in seiner neuen Rolle einen inklusiveren Ansatz verfolgen wird, ähnlich wie Papst Franziskus, der trotz Beibehaltung traditioneller Lehren der Kirche oft einen versöhnlicheren Ton gegenüber LGBTQ+-Personen anschlug.


Cis-Frau aus Boston-Hotel geworfen: Was solche Vorfälle für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Deutschland bedeuten

Eine erschütternde Geschichte aus Boston erreicht nun auch Deutschland: Zwei cisgeschlechtliche Frauen, Liz Victor und Ansley Baker, wurden aus dem Liberty Hotel in Boston geworfen, nachdem Baker gezwungen wurde, ihr Geschlecht zu "beweisen", als sie die Damentoilette benutzte. Der Vorfall, über den ursprünglich GCN berichtete, wirft wichtige Fragen zur Geschlechterpolizierung im öffentlichen Raum auf – ein Thema, das auch in Deutschland zunehmend Relevanz gewinnt.

Was geschah in Boston?

Das Paar besuchte eine Kentucky-Derby-Party im Liberty Hotel. Als Baker die Damentoilette benutzte, drang ein männlicher Sicherheitsbeamter in die Toilette ein und klopfte an die Kabinentüren. Er behauptete, Baker sei ein Mann. "Ich zog meine Shorts hoch. Ich hatte sie noch nicht einmal zugebunden. Einer der Sicherheitsbeamten war da und sagte mir, ich solle die Toilette verlassen, dass ich ein Mann in der Damentoilette sei", berichtete Baker gegenüber CBS.

Obwohl Baker ihren Ausweis vorlegte und damit ihr Geschlecht "bewies", wurde sie gezwungen, die Toilette zu verlassen. Das Paar wurde anschließend in die Lobby eskortiert und musste das Hotel verlassen. "Selbst nachdem bestätigt wurde, dass sie eine Frau ist, wurden wir beide komplett von der Veranstaltung verwiesen, erschüttert, weinend und öffentlich beschämt", erklärte Victor.

Kein Einzelfall: Geschlechterpolizierung auch in Deutschland

Solche Vorfälle sind leider keine Seltenheit – auch in Deutschland. Experten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes bestätigen, dass insbesondere maskulin wirkende Frauen immer wieder mit Diskriminierung in geschlechtergetrennten Räumen konfrontiert werden. Nina Selvaggio, Geschäftsführerin der Greater Boston PFLAG, brachte es auf den Punkt: "Für geschlechtsnonkonforme Lesben und Frauen im Allgemeinen ist Belästigung in öffentlichen Toiletten eine uralte Geschichte."

In Deutschland hat sich zwar mit dem Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes am 1. November 2024 die rechtliche Situation für trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen verbessert, doch die gesellschaftliche Realität hinkt hinterher. Laut der Bundesvereinigung Trans* kommt es regelmäßig zu Diskriminierung in Alltagssituationen, besonders in geschlechtergetrennten Räumen wie Toiletten oder Umkleidekabinen.

Rechtliche Situation in Deutschland

Im Gegensatz zu manchen US-Bundesstaaten gibt es in Deutschland keine sogenannten "Badezimmergesetze", die Menschen vorschreiben, welche Toiletten sie nutzen dürfen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet Diskriminierung aufgrund der "sexuellen Identität" beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen.

Dennoch zeigen Fälle wie ein Vorfall aus dem Mai 2024, bei dem eine Transfrau nicht in einem Frauenfitnessstudio trainieren durfte, dass die Durchsetzung dieser Rechte im Alltag oft schwierig ist. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bezeichnete solche Verweigerungen als "Persönlichkeitsverletzung".

Auswirkungen auf das Leben von LGBTQ+-Personen

"Solche Vorfälle haben weitreichende Konsequenzen", erklärt Petra Weitzel vom Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. (dgti). "Viele Betroffene meiden öffentliche Toiletten aus Angst vor Konfrontationen oder Gewalt. Das schränkt ihre Bewegungsfreiheit und Teilhabe am öffentlichen Leben massiv ein."

Besonders besorgniserregend: Die Zunahme transfeindlicher Rhetorik führt offenbar zu verstärkter Geschlechterpolizierung – wovon alle betroffen sein können, deren Erscheinungsbild nicht streng binären Geschlechterstereotypen entspricht. Dies trifft sowohl Transpersonen als auch cisgeschlechtliche Menschen mit nicht-normativer Geschlechtspräsentation.

Die Reaktion des Hotels und was wir daraus lernen können

Das Liberty Hotel in Boston reagierte auf den Vorfall, indem es den Sicherheitsbeamten suspendierte und ankündigte, dass er ein Inklusivitätstraining absolvieren müsse. Zudem versprach das Hotel eine Spende an eine lokale LGBTQ+-Organisation.

Für deutsche Unternehmen, Hotels und Veranstaltungsorte bietet dieser Fall wichtige Lehren: Klare Richtlinien für den respektvollen Umgang mit allen Gästen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität oder -präsentation, sowie regelmäßige Schulungen für das Personal sind unerlässlich.

Vorbildlich agieren in Deutschland bereits einige Unternehmen wie die Deutsche Bahn, die mit gezielten Diversity-Trainings und klaren Antidiskriminierungsrichtlinien vorangeht.

Fazit: Ein gesamtgesellschaftliches Problem

Der Vorfall in Boston zeigt deutlich: Die Polizierung von Geschlecht in öffentlichen Räumen ist ein globales Problem, das nicht nur Transpersonen betrifft. Es unterstreicht die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Umdenkens weg von starren Geschlechterstereotypen hin zu mehr Respekt für individuelle Ausdrucksformen.

In Deutschland bietet das neue Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen rechtlichen Rahmen – doch die gesellschaftliche Akzeptanz muss weiter gefördert werden. Fälle wie der aus Boston verdeutlichen: Es geht nicht um abstrakte Identitätspolitik, sondern um konkrete Auswirkungen auf das Leben realer Menschen und deren Würde im Alltag.

Letztlich sollte die Botschaft klar sein: Niemand sollte gezwungen sein, sein Geschlecht zu "beweisen", um grundlegende menschliche Bedürfnisse erfüllen zu können – weder in Boston noch in Berlin.


Disney plant Themenpark in den VAE, wo Homosexualität unter Strafe steht - Ein Dilemma zwischen wirtschaftlichen Interessen und Werten

Disney hat kürzlich bekanntgegeben, einen neuen Themenpark in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu eröffnen - einem Land, in dem Homosexualität illegal ist und mit Gefängnisstrafen bis hin zur Todesstrafe geahndet werden kann. Die ursprüngliche Meldung stammt von PinkNews, die am 8. Mai 2025 über diese Entwicklung berichtete.

Disneys neue Partnerschaft trotz problematischer Menschenrechtslage

In einer gemeinsamen Ankündigung am 7. Mai erklärten die lokale Miral Group und The Walt Disney Company ihre Absicht, einen "Landmark Disney Resort in Abu Dhabi" zu errichten. Der neue Themenpark soll auf Yas Island entstehen. Diese Ankündigung erfolgte kurz vor dem Besuch des US-Präsidenten Donald Trump in der Region.

Was auf den ersten Blick als wirtschaftliche Erfolgsgeschichte erscheint, wirft jedoch ernsthafte ethische Fragen auf. In den VAE ist Homosexualität sowohl für Männer als auch für Frauen strafbar. Die Strafen reichen von Gefängnisstrafen über chemische Kastration, Auspeitschen und Geldstrafen bis hin zur Abschiebung und in seltenen Fällen sogar zur Hinrichtung. Nach Artikel 80 des Strafgesetzbuchs von Abu Dhabi können "unnatürliche sexuelle Handlungen mit einer anderen Person" mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden, wie die Organisation Human Dignity Trust berichtet.

Kritische Reaktionen aus der Community

Die Ankündigung wurde in sozialen Medien kritisch aufgenommen. Ein Nutzer schrieb: "Wie soll das Disney-Magie sein? Ich hoffe, eure Partnerschaft hat ein Schlupfloch... denn das ist Unsinn." Ein anderer kommentierte: "Abu Dhabis Bilanz in Bezug auf Frauen- und LGBTQ-Rechte ist besorgniserregend. Eine interessante Wahl von Disney."

Trotz dieser Bedenken betonte Mohamed Khalifa al Mubarak, Vorsitzender von Miral: "Was wir mit Disney in Abu Dhabi erschaffen, ist eine völlig neue Welt der Fantasie, ein Erlebnis, das Generationen in der Region und weltweit inspirieren wird." Disney-CEO Bob Iger fügte hinzu, dass es sich um einen "aufregenden Moment" für das Unternehmen handele, einen Themenpark in Abu Dhabi zu bauen, "dessen Kultur reich an Wertschätzung für Kunst und Kreativität ist."

Deutsche Unternehmen vor ähnlichen Herausforderungen

Disneys Entscheidung spiegelt ein Dilemma wider, mit dem auch viele deutsche Unternehmen konfrontiert sind, die in Ländern mit restriktiven LGBTQ+-Gesetzen tätig sind. Konzerne wie Siemens, Volkswagen und die Deutsche Bank haben sich in Deutschland klar für Diversität und Inklusion positioniert, operieren aber gleichzeitig in Märkten, in denen LGBTQ+-Rechte stark eingeschränkt sind.

Der Deutschlandfunk berichtete in der Vergangenheit über die Herausforderungen deutscher Unternehmen, ihre Unternehmenswerte mit den lokalen Gesetzen und kulturellen Normen in Ländern mit problematischer Menschenrechtslage in Einklang zu bringen. Viele Unternehmen versuchen, einen Mittelweg zu finden, indem sie intern LGBTQ+-freundliche Richtlinien implementieren, während sie nach außen die lokalen Gesetze respektieren.

Die Wirtschaftsethik-Debatte in Deutschland

In Deutschland hat die Debatte über Wirtschaftsethik und Menschenrechte in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Das 2021 verabschiedete Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet deutsche Unternehmen, Menschenrechte entlang ihrer Lieferkette zu achten. LGBTQ+-Rechte werden jedoch in diesem Kontext oft nicht explizit adressiert.

"Unternehmen stehen vor dem Dilemma, entweder auf lukrative Märkte zu verzichten oder ihre eigenen Werte zu kompromittieren", erklärt Dr. Marina Schmidt vom Deutschen Institut für Menschenrechte in einem Interview. "Es gibt keine einfachen Lösungen, aber Unternehmen sollten transparenter darüber sein, wie sie mit diesen Widersprüchen umgehen und welche Maßnahmen sie ergreifen, um ihre LGBTQ+-Mitarbeiter*innen in allen Ländern zu schützen."

Die Verantwortung globaler Unternehmen

Disneys Entscheidung wirft die grundsätzliche Frage auf, inwieweit globale Unternehmen eine Verantwortung tragen, ihre Werte konsequent zu vertreten - auch wenn dies geschäftliche Nachteile mit sich bringen könnte. Das Unternehmen, das sich in den USA öffentlich für LGBTQ+-Rechte einsetzt und Pride-Veranstaltungen in seinen Themenparks organisiert, scheint in diesem Fall wirtschaftliche Interessen über diese Werte zu stellen.

Für deutsche Verbraucher*innen und Investor*innen stellt sich zunehmend die Frage, ob sie Unternehmen unterstützen wollen, die solche Kompromisse eingehen. Der BUND und andere Organisationen fordern seit langem, dass ethische Kriterien bei Investitionen stärker berücksichtigt werden sollten - einschließlich der Haltung von Unternehmen zu LGBTQ+-Rechten.

Während Disney mit seinem neuen Projekt in den VAE voranschreitet, bleibt abzuwarten, ob das Unternehmen Maßnahmen ergreifen wird, um seine LGBTQ+-freundlichen Werte auch in diesem Kontext zu vertreten oder ob es sich den lokalen Gegebenheiten vollständig anpassen wird. Die Entscheidung könnte richtungsweisend sein für andere westliche Unternehmen, die in Regionen mit restriktiven LGBTQ+-Gesetzen expandieren möchten.


Zwischen Feiern und Furcht: WorldPride 2025 in Washington unter dem Schatten der Trump-Politik

Bis zu drei Millionen Menschen werden erwartet, doch über dem WorldPride25-Festival in Washington liegt ein dunkler Schatten. Wie queer.de berichtet, findet das größte Event des Jahres für die LGBTQ+-Community zu einer Zeit statt, in der die Regierung von Präsident Donald Trump aggressive Maßnahmen gegen die sogenannte „Gender-Ideologie" ergreift und die Rechte von queeren Menschen systematisch beschneidet.

Zwischen Jubel und Absagen: Die zwiespältige Stimmung

Während die Organisatoren des am 17. Mai beginnenden Festivals optimistisch bleiben, haben laut der „Washington Post" bereits einige internationale Gruppen ihre Teilnahme abgesagt. Der Grund: Die feindselige Haltung der Trump-Regierung gegenüber Vielfalt, Integration und Gleichberechtigung sowie konkrete Angriffe auf die Rechte von trans Menschen. Per Dekret hat Trump verordnet, dass es nur zwei Geschlechter gibt und Pässe das „korrekte biologische Geschlecht" ausweisen müssen. Zudem werden trans Personen systematisch aus Sport und Militär verdrängt.

Ryan Bos, geschäftsführender Direktor der Capital Pride Alliance, zeigt Verständnis für die Skepsis: „Diese Menschen haben sehr berechtigte Bedenken und fragen sich zu Recht, wie sicher es für sie ist, in die USA zu reisen." Besonders Betroffene sind Menschen, die sich als trans identifizieren. Die Veranstalter haben bereits im vergangenen Monat vor spezifischen Reiserisiken gewarnt.

Deutsche Parallelen: Auch hier wächst der Druck

Die Situation in den USA wirft ein Schlaglicht auf ähnliche Entwicklungen in Deutschland. Auch hierzulande nehmen queerfeindliche Tendenzen zu, wie die Bundeszentrale für politische Bildung dokumentiert. Der Aufstieg populistischer und konservativer Kräfte hat zu verstärkten Debatten über traditionelle Familienbilder und die Akzeptanz sexueller Vielfalt geführt.

Während in Deutschland das Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Fortschritt darstellt, sehen sich queere Menschen dennoch mit zunehmender Diskriminierung konfrontiert. Laut aktuellen Statistiken des LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) haben queerfeindliche Übergriffe in den vergangenen Jahren zugenommen – eine Entwicklung, die Parallelen zur Situation in den USA aufweist.

Politik im Kulturzentrum: Symbolischer Umzug

Die politische Dimension des WorldPride wird besonders deutlich durch die Verlegung mehrerer Veranstaltungen, die ursprünglich im renommierten staatlichen Kennedy Center stattfinden sollten. Trump hatte das Kulturzentrum kurz nach seinem Amtsantritt unter seine Kontrolle gebracht und den Schritt unter anderem damit begründet, dass die Institution zu „woke" sei – ein Begriff, der inzwischen vor allem abwertend für vermeintlich überzogenes Engagement gegen Ungleichheit verwendet wird.

Diese Entwicklung erinnert an Debatten in Deutschland, wo der Begriff „Wokeness" ebenfalls zunehmend als politischer Kampfbegriff verwendet wird, um progressive Bemühungen um Gleichstellung und Antidiskriminierung zu diskreditieren.

WorldPride als Jubiläum und politisches Signal

Für Washington markiert die WorldPride25 ein besonderes Jubiläum: den 50. Jahrestag der ersten Pride-Veranstaltung in der amerikanischen Hauptstadt. Der geplante Freiheitsmarsch am 8. Juni, der vom Lincoln Memorial über das Weiße Haus bis zum Kapitol führen soll, wird nicht nur eine Feier der queeren Community sein, sondern auch ein politisches Statement in einer Zeit wachsender Feindseligkeit.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bietet das Event eine Gelegenheit zur internationalen Solidarität. Wie die Reuters berichtet, wird die WorldPride in Washington als wichtige Plattform dienen, um LGBTQ+-Rechte global zu fördern – ein Anliegen, das angesichts ähnlicher politischer Herausforderungen auch in Deutschland von Bedeutung ist.

Der Schatten, der über dem WorldPride-Festival liegt, ist somit nicht nur ein amerikanisches Phänomen, sondern spiegelt globale Tendenzen wider, die auch in Deutschland zu beobachten sind. In Zeiten, in denen hart erkämpfte Rechte wieder in Frage gestellt werden, gewinnen Veranstaltungen wie der WorldPride eine besondere politische Bedeutung – sowohl in den USA als auch für die deutsche LGBTQ+-Community.


Durchbruch nach 20 Jahren: Neue DNA-Spur im Mordfall des schwulen Barkeepers Tino Werner

Nach über 20 Jahren könnte ein ungeklärter Mordfall an einem schwulen Barkeeper in Bad Driburg endlich vor der Aufklärung stehen. Wie aus dem ursprünglichen Bericht von queer.de hervorgeht, haben Ermittler mithilfe modernster Technologie bislang unentdecktes DNA-Material an der Leiche von Tino Werner nachweisen können. Diese neue Spur weckt Hoffnung, einen der ungelösten LGBTQ+-bezogenen Mordfälle in Deutschland doch noch aufzuklären.

Der Fall Tino Werner

Der damals 29-jährige Tino Werner wurde im November 2003 tot in seiner Wohnung in Bad Driburg (Kreis Höxter) aufgefunden, nachdem er nicht zur Arbeit erschienen war. Eine Obduktion ergab, dass er erdrosselt wurde. Der Täter entwendete offenbar die Kellnergeldbörse des Opfers mit etwa 150 Euro. Ein Fall, der die ostwestfälische Gemeinde schockierte und seit zwei Jahrzehnten auf seine Aufklärung wartet.

Laut Markus Mertens, dem Leiter der Ermittlungsgruppe, gehen die Ermittler davon aus, dass Werner seinen Mörder kannte, da er ihn in seine Wohnung ließ. "Es kann sich um einen guten Bekannten, aber natürlich auch um einen flüchtigen Kontakt aus dem Internet gehandelt haben. Auch ein spontanes Kennenlernen an diesem Abend in der Bad Driburger Kneipenszene schließen wir nicht aus", erklärte Mertens. Bekannt ist, dass Werner über ein Dating-Portal Kontakte suchte.

Neue forensische Methoden führen zum Durchbruch

Nach Angaben der Polizei haben kleinteilige Untersuchungen nach neuesten forensischen Standards zum Nachweis von zuvor noch unentdecktem DNA-Material geführt. Die Spuren wurden zwar bereits bei den damaligen Ermittlungen an der Leiche gesichert, konnten aber erst jetzt mit moderner Technik analysiert werden. Ein Phänomen, das in den letzten Jahren in Deutschland und weltweit zu Durchbrüchen in zahlreichen Cold Cases geführt hat.

Wie der Stern und das Westfalen-Blatt berichten, setzen die Ermittler nun auf eine DNA-Reihenuntersuchung bei etwa 120 Personen aus dem erweiterten Bekanntenkreis des Getöteten.

Erneute DNA-Proben notwendig

Interessanterweise werden auch Kontaktpersonen, die bereits vor Jahren eine Probe abgaben, erneut um eine Speichelprobe gebeten. Dies liegt daran, dass gemäß gesetzlicher Vorgaben alle alten Proben vernichtet wurden – ein wichtiger Aspekt des Datenschutzes im deutschen Strafverfolgungssystem, der gerade in Fällen mit LGBTQ+-Bezug von besonderer Bedeutung ist.

Queere Opfer und Aufklärungsraten

Der Fall Tino Werner reiht sich ein in eine Reihe von Gewaltverbrechen gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland, die teilweise jahrelang ungelöst bleiben. Laut Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes werden Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen noch immer nicht mit der gleichen Intensität verfolgt wie andere Gewaltverbrechen. Die neuen Ermittlungsansätze im Fall Werner könnten ein Zeichen für einen Wandel sein.

Ähnliche Cold Cases, wie etwa der Fall des "Gay-Killers" in Hamburg, der erst nach Jahrzehnten aufgeklärt werden konnte, zeigen: Die Beharrlichkeit der Ermittler und neue forensische Methoden können auch bei lange zurückliegenden Fällen zum Erfolg führen.

Belohnung und Zeugenaufruf

Für Hinweise, die zur Ermittlung, Ergreifung und rechtskräftigen Verurteilung eines Tatverdächtigen führen, hat die Polizei eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. Die Ermittler hoffen auch, dass der Täter möglicherweise inzwischen sein Schweigen gebrochen und mit anderen Personen über die Tat gesprochen haben könnte.

Laut Radio Hochstift, das den Fall in seiner Reihe über Kriminalfälle aus Ostwestfalen-Lippe behandelt, bleibt der Fall in der Region bis heute präsent und beschäftigt viele Menschen auch über die LGBTQ+-Community hinaus.

Fazit: Hoffnung auf späte Gerechtigkeit

Während die Ermittlungen weitergehen, bleibt die Hoffnung, dass dieser Fall nach mehr als zwei Jahrzehnten endlich aufgeklärt werden kann. Für die Angehörigen von Tino Werner, aber auch für die LGBTQ+-Community, wäre dies ein wichtiges Signal, dass Verbrechen gegen queere Menschen nicht ungesühnt bleiben – unabhängig davon, wie viel Zeit vergeht.

Die DNA-Reihenuntersuchung und die neuen forensischen Erkenntnisse könnten nicht nur diesem speziellen Fall zu einem Durchbruch verhelfen, sondern auch Methoden etablieren, die bei ähnlichen ungelösten Fällen mit LGBTQ+-Bezug in Deutschland zum Einsatz kommen könnten.


US-Regierung stoppt Überwachung von Hasskriminalität gegen Trans-Personen – Deutschland geht anderen Weg

Die US-Regierung plant offenbar, die Erfassung von Gewalt gegen Transgender-Personen in offiziellen Statistiken zu beenden. Laut einem Bericht von PinkNews zeigen durchgesickerte Dokumente, dass das Bureau of Justice Statistics, eine Abteilung des US-Justizministeriums, Fragen zur Geschlechtsidentität aus bundesweiten Erhebungen über Gewaltverbrechen entfernt hat.

Systematische Löschung von Trans-Identitäten aus Bundesstatistiken

Die Änderungen betreffen mindestens vier wichtige Bundeserhebungen, darunter die "National Crime Victimization Survey" (NCVS), die "Survey on Sexual Victimization" (SSV) und die "Survey of Inmates in Local Jails" (SILJ). Eine Frage zum "bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht" wurde modifiziert, um trans-inklusive Formulierungen zu entfernen, während eine weitere Frage zur Geschlechtsidentität der Opfer komplett gestrichen wurde.

Diese Entscheidung folgt einer im Januar von US-Präsident Donald Trump unterzeichneten Exekutivanordnung, die erklärt, dass die US-Regierung nur "zwei Geschlechter - männlich und weiblich" anerkennt. Seither haben öffentliche Behörden in den USA begonnen, Richtlinien umzusetzen, die systematisch jegliche Erwähnung von Trans-Personen aus offiziellen Dokumenten oder öffentlichen Aufzeichnungen tilgen.

Auswirkungen auf besonders gefährdete Gruppen

Ilan Meyer vom Williams Institute der UCLA bezeichnete diese Entscheidung als "verheerend" für das "Verständnis der Gesundheit und des Wohlbefindens von LGBT-Bevölkerungsgruppen". Solche Daten seien entscheidend für die Festlegung politischer Ziele und Interventionsmaßnahmen.

Besonders problematisch ist die Situation für LGBTQ+-Jugendliche in Haftanstalten, die überproportional häufig Opfer von Gewalt und Missbrauch werden. Linda McFarlane, Geschäftsführerin von Just Detention International, erklärte gegenüber The Appeal, dass die bisher erhobenen Statistiken halfen, eine "formelle Aufzeichnung" zu erstellen, um das Ausmaß der Gewalt in den USA zu verstehen. "Jetzt kehrt die Regierung diesen Kindern den Rücken zu, und das unter dem Deckmantel der Dunkelheit, ohne jede Möglichkeit für öffentliche Kommentare", sagte sie.

Deutschland geht entgegengesetzten Weg

Im Gegensatz zu den USA hat Deutschland in den letzten Jahren seine Bemühungen verstärkt, Hasskriminalität gegen LGBTIQ*-Personen zu dokumentieren und zu bekämpfen. Seit 2019 ist es möglich, das Geschlecht "divers" im KPMD-PMK-System des Bundeskriminalamts zur Erfassung politisch motivierter Straftaten anzugeben, wie das Berlin Monitoring berichtet.

Seit 2023 gelten in Deutschland zudem härtere Strafen, wenn sich Straftaten gegen LGBTIQ+-Personen richten und durch Hass motiviert sind. Die Berliner Staatsanwaltschaft verfolgt grundsätzlich jede Beschwerde, da ein öffentliches Interesse an der Aufklärung und Verfolgung solcher Straftaten besteht, wie die Senatsverwaltung für Justiz mitteilt.

Alarmierende Zahlen in beiden Ländern

Die Statistiken in beiden Ländern zeigen, dass Trans-Personen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, Opfer von Gewalt zu werden. In den USA sind Transgender-Personen mehr als viermal so häufig von Gewaltverbrechen betroffen. Inhaftierte Trans-Personen erleben sexuelle Gewalt sogar mehr als zwölfmal so häufig wie andere Inhaftierte.

In Deutschland haben laut einer Erhebung zwei Drittel der befragten Trans*-Personen (66%) in den letzten fünf Jahren Gewalt erlebt, fast die Hälfte (48,2%) im letzten Jahr. Menschen, die von ihrem äußeren Erscheinungsbild als trans* erkannt werden, sind deutlich häufiger Gewalt ausgesetzt. In Berlin erreichte die Zahl der erfassten queerfeindlichen Delikte im Jahr 2023 mit 588 Fällen einen neuen Höchststand.

Bedeutung statistischer Erfassung für den Schutz

Die Entscheidung der US-Regierung steht im Widerspruch zu Empfehlungen von Menschenrechtsorganisationen und Forschungsinstituten. "Ohne genaue Daten können wir weder das Ausmaß der Gewalt gegen Transgender-Personen verstehen noch wirksame Schutzmaßnahmen entwickeln", erklärt Petra Köpping, Gleichstellungsministerin in Sachsen, gegenüber Pride.Direct.

Während Deutschland versucht, seine Datenerfassung zu verbessern und gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln, signalisiert die US-Entscheidung einen besorgniserregenden Rückschritt im Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt. Für die betroffenen Gemeinschaften in den USA bedeutet dies nicht nur einen symbolischen Akt der Ausgrenzung, sondern hat konkrete Auswirkungen auf ihre Sicherheit und ihren Zugang zu Schutz und Gerechtigkeit.


Kreativer Widerstand: Wie Salt Lake City das Verbot der Regenbogenflagge umgeht - und was Deutschland davon lernen kann

In einer bemerkenswerten Aktion des zivilen Widerstands hat Salt Lake City es geschafft, ein staatliches Verbot von Pride-Flaggen an öffentlichen Gebäuden zu umgehen. Kurz bevor im republikanisch regierten US-Bundesstaat Utah ein Gesetz in Kraft trat, das das Hissen von Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden verbietet, hat der Stadtrat von Salt Lake City einstimmig drei neue offizielle Stadtflaggen eingeführt - darunter Versionen, die der Regenbogenfahne, der Juneteenth-Flagge und der Trans-Flagge nachempfunden sind.

Ein kreatives Schlupfloch im Gesetz

Utah war der erste US-Bundesstaat, der Regenbogenflaggen in Regierungsgebäuden und Schulen offiziell verboten hat. Das Gesetz untersagt das Zeigen "inoffizieller Flaggen", doch die Stadtverwaltung von Salt Lake City fand einen eleganten Ausweg: Alle drei neuen Flaggen zeigen die weiße Lilie, die bereits das offizielle Stadtsymbol ist - jedoch in verschiedenen Farbkombinationen, die deutlich an die Pride-Flaggen erinnern. Durch die Umwandlung in offizielle Stadtsymbole konnte Salt Lake City die queerfeindliche Richtlinie des Bundesstaats legal umgehen.

"Als Bürgermeisterin habe ich die Pflicht, die Werte unserer Nation, unseres Staates und unserer Stadt aufrechtzuerhalten", erklärte Stadtchefin Erin Mendenhall zum einstimmigen Beschluss des Stadtrats. "Ich weiß, dass die Werte der Vielfalt, der Gleichberechtigung und der Inklusion nicht nur richtig und gerecht sind, sondern dass sie für Amerika von grundlegender Bedeutung sind, auch wenn es darum kämpft, sie aufrechtzuerhalten."

Kein Einzelfall: Auch andere Städte wehren sich

Salt Lake City steht mit dieser Strategie nicht allein da. Auch im benachbarten US-Bundesstaat Idaho, der im vergangenen Monat ein ähnliches Flaggenverbot erlassen hat, stimmte der Stadtrat von Boise am Dienstag für die Einführung des Pride-Banners als offizielle Stadtflagge. Diese koordinierte Reaktion mehrerer Städte zeigt, wie kommunale Verwaltungen kreativ gegen diskriminierende Staatsgesetze vorgehen können.

Salt Lake City hat trotz der konservativen Politik des Bundesstaats Utah eine lebendige LGBTQ+-Community und veranstaltet jährlich das Utah Pride Festival. Das Utah Pride Center setzt sich für eine Zukunft ohne Diskriminierung ein und bietet Schutzräume, Veranstaltungen und Programme für die LGBTQ+-Community.

Parallelen in Deutschland: Auch hier Debatten um die Regenbogenflagge

Während in Deutschland kein bundesweites Verbot von Regenbogenflaggen existiert, gibt es auch hierzulande immer wieder Debatten um das Zeigen der Pride-Symbole an öffentlichen Gebäuden. Ein bemerkenswerter Fall ereignete sich in Neubrandenburg, wo der Oberbürgermeister nach einem lokalen Verbot der Regenbogenflagge am Bahnhof zurücktrat.

Auch bei Großveranstaltungen wie dem Eurovision Song Contest (ESC) gab es Kontroversen um Flaggenverbote, die Regenbogenflaggen betrafen. Die Organisatoren argumentierten dabei, dass der ESC seine Verbundenheit mit der LGBTQ+-Gemeinschaft auch ohne spezifische Flaggen zeigen könne - eine Position, die von vielen Aktivist*innen kritisiert wurde.

Ein besonders widersprüchliches Beispiel lieferte die Berliner Polizei, die während der Fußball-Europameisterschaft ein Flaggenverbot für Beamte im Dienst aussprach, gleichzeitig aber die Regenbogenflagge vor dem Polizeipräsidium während der Pride-Week hisste.

Symbolik mit Bedeutung

Die Entscheidung von Salt Lake City zeigt, dass Symbole wie die Regenbogenflagge nach wie vor eine große Bedeutung haben - so groß, dass konservative Kräfte sie verbieten wollen und progressive Kräfte kreative Wege finden, sie dennoch zu zeigen. Die Flagge steht für Inklusion, Vielfalt und die Sichtbarkeit der LGBTQ+-Community.

Die deutsche LGBTQ+-Community könnte sich von der kreativen Hartnäckigkeit amerikanischer Städte wie Salt Lake City inspirieren lassen. Wenn auch bei uns Verbote oder Einschränkungen drohen, gibt es möglicherweise legale und kreative Wege, Pride-Symbole dennoch im öffentlichen Raum zu erhalten - sei es durch Neuinterpretation bestehender Symbole oder durch die offizielle Anerkennung als Teil kommunaler Identität.

Der Fall zeigt auch, wie wichtig es ist, auf kommunaler Ebene für LGBTQ+-Rechte einzustehen, selbst wenn übergeordnete Regierungsebenen eine gegenteilige Politik verfolgen. In Deutschland wie in den USA bleibt die Regenbogenflagge ein kraftvolles Symbol, dessen Präsenz im öffentlichen Raum weiterhin erkämpft werden muss.


Homophobie im Klassenzimmer: Der erschreckende Aufklärungsfilm "Christian und sein Briefmarkenfreund" als Zeitdokument

Vor 50 Jahren wurde Homosexualität in deutschen Schulen noch als "abartige Form sexuellen Verhaltens" dargestellt. Der Aufklärungsfilm "Christian und sein Briefmarkenfreund" aus dem Jahr 1975, über den queer.de berichtet, zeigt auf erschreckende Weise, wie Homosexualität damals mit Pädophilie und sexuellem Missbrauch gleichgesetzt wurde. Dieses Zeitdokument offenbart die gesellschaftliche Stigmatisierung, gegen die die LGBTQ+-Community jahrzehntelang ankämpfen musste.

Der Film und sein problematischer Inhalt

Der sechsminütige Film erzählt die Geschichte des zehnjährigen Christian, der von einem erwachsenen Mann namens Herrn Burckhart unter dem Vorwand des Briefmarkentauschs sexuell belästigt wird. Das Begleitheft zum Film, herausgegeben vom "Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht" (FWU), bezeichnete Homosexualität explizit als "neurotisch-krankhafte Triebrichtung" und stellte homosexuelle Männer auf eine Stufe mit "Triebverbrechern".

Besonders problematisch: Der Film traf keine Unterscheidung zwischen Homosexualität und Pädophilie. Vielmehr suggerierte er, dass homosexuelle Männer generell "häufig Kontakt zu Kindern und Jugendlichen" suchten - eine Darstellung, die zur weiteren Stigmatisierung der schwulen Community beitrug und deren Nachwirkungen teilweise bis heute spürbar sind.

Der gesellschaftliche Kontext der 1970er Jahre

Um den Film einordnen zu können, muss man die gesellschaftliche Situation homosexueller Menschen in den 1970er Jahren verstehen. Obwohl der berüchtigte Paragraph 175, der sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte, 1969 teilweise entschärft wurde, blieb Homosexualität weiterhin stark stigmatisiert und wurde erst 1994 vollständig entkriminalisiert. In den 1970er Jahren begann sich zwar langsam eine neue Schwulenbewegung zu formieren, aber die gesellschaftliche Akzeptanz war noch sehr gering.

In Schulbüchern und Lehrplänen dieser Zeit wurde Homosexualität häufig unter "abweichende Formen" sexuellen Verhaltens kategorisiert. In den Biologie-Rahmenplänen vieler Bundesländer wurde das Thema zusammen mit Exhibitionismus, Sodomie und Pädophilie behandelt, wie Forschungsarbeiten zur Geschichte der Sexualerziehung belegen.

Ähnliche Aufklärungsfilme der Zeit

"Christian und sein Briefmarkenfreund" war nicht der einzige problematische Aufklärungsfilm dieser Zeit. Der Artikel erwähnt auch "Die Pfütze" (1961) und "Augen auf, Peter!" (1961), die ähnliche Narrative verwendeten. Diese Filme wurden zum Teil noch bis in die 1970er Jahre hinein in Schulen gezeigt und prägten so das Bild, das junge Menschen von Homosexualität hatten.

Der Aufklärungsfilm "Kommst du mit?" (1973/1974) aus dem Kindermagazin "Denkste" des Senders Freies Berlin (SFB) versuchte zwar, Kinder vor den Gefahren des sogenannten "Mitschnackers" zu warnen, perpetuierte aber ebenfalls das Klischee vom fremden Mann als Hauptgefahr für Kinder.

Ein wichtiger Wendepunkt: "Taxi zum Klo"

Eine interessante Wendung nahm die Rezeption des Films "Christian und sein Briefmarkenfreund", als der schwule Regisseur Frank Ripploh 1980 etwa die Hälfte des Aufklärungsfilms in seinen autobiografischen Spielfilm "Taxi zum Klo" einbaute. Ripploh, selbst Lehrer, schuf durch die Parallel-Montage eine ironische Distanz zum Klischee des pädosexuellen Lehrers und stellte sich selbst als vorbildlichen Pädagogen dar.

Ripploh gehörte 1978 auch zu den 682 Männern, die sich für die "Stern"-Reportage "Ich bin schwul" porträtieren ließen - ein mutiger Schritt, der ihn später seine Beamtenstelle kostete. Dies zeigt die beruflichen Risiken, die mit einem offenen Bekenntnis zur Homosexualität verbunden waren.

Die Bedeutung für den heutigen Diskurs in Deutschland

Für die deutsche LGBTQ+-Community sind solche historischen Dokumente wichtig, um die lange Geschichte der Diskriminierung zu verstehen und aufzuarbeiten. Der Film und sein Begleitmaterial zeigen exemplarisch, wie institutionalisierte Homophobie in Bildungseinrichtungen verankert war und wie schwer der Kampf für Gleichberechtigung und Akzeptanz war.

Wie der Artikel hervorhebt, hat die 1978 gegründete Arbeitsgemeinschaft der schwulen Lehrer in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Darstellung von Homosexualität in Lehrplänen veränderte. So konnte 1979 in Berlin durchgesetzt werden, dass Homosexualität in den Rahmenlehrplänen nicht mehr mit negativen Bewertungen versehen wurde.

Fortschritte in der schulischen Aufklärung

Heute hat sich die schulische Aufklärung in Deutschland grundlegend verändert. Moderne Lehrpläne betonen die Vielfalt sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten und fördern Respekt und Akzeptanz. Dennoch gibt es nach wie vor Diskussionen darüber, wie und in welchem Umfang LGBTQ+-Themen im Schulunterricht behandelt werden sollten.

Organisationen wie SCHLAU bieten heute Workshops und Bildungsveranstaltungen an Schulen an, in denen junge LGBTQ+-Menschen als Bildungsreferent*innen fungieren und von ihren eigenen Erfahrungen berichten. So können Vorurteile abgebaut und ein differenzierteres Bild vermittelt werden.

Fazit: Ein wichtiges Zeitdokument

Der Film "Christian und sein Briefmarkenfreund" bleibt ein wichtiges, wenn auch verstörendes Zeitdokument. Er zeigt, wie tief homophobe Vorurteile in der deutschen Gesellschaft verankert waren und wie diese durch staatliche Institutionen wie Schulen reproduziert wurden. Die Tatsache, dass der Film bis in die 1980er Jahre hinein gezeigt wurde, verdeutlicht, wie langsam sich gesellschaftliche Einstellungen wandeln.

Rückblickend macht uns dieser Film bewusst, welche enormen Fortschritte in den letzten Jahrzehnten erzielt wurden - und wie wichtig es ist, weiterhin für eine inklusive Bildung zu kämpfen, die alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten respektiert und wertschätzt.

Der Artikel auf queer.de schließt mit den Worten: "Gerade angesichts von 'Christian und sein Briefmarkenfreund' wird deutlich, wie viel Aufklärungsarbeit in dieser Zeit notwendig war" - eine Erinnerung daran, dass der Kampf um Gleichberechtigung und Respekt niemals selbstverständlich war und ist.


US-Städte machen Pride-Flagge zum offiziellen Banner, um Verbote zu umgehen - Ein Vergleich zur deutschen Praxis

Zwei US-Städte haben kreative Wege gefunden, die Pride-Flagge trotz neuer Verbote an öffentlichen Gebäuden wehen zu lassen. Wie PinkNews berichtet, haben Salt Lake City in Utah und Boise in Idaho die Regenbogenflagge kurzerhand zu ihrem offiziellen Stadtbanner erklärt - eine Strategie, die auch in Deutschland für Diskussionen sorgen könnte.

Kreative Umgehung von Flaggenverboten

In Utah trat am Mittwoch (7. Mai) ein Gesetz in Kraft, das an Regierungsgebäuden und Schulen nur noch die US-Flagge und Militärflaggen erlaubt - ein direkter Schlag gegen die Pride- und Trans-Flaggen. Doch Salt Lake City war vorbereitet: Einen Tag vor Inkrafttreten des Verbots verabschiedete die Stadt offiziell vier neue Stadtflaggen, darunter modifizierte Versionen der Progress-Pride-Flagge und der Trans-Pride-Flagge. Der Clou: Jede dieser neuen Flaggen enthält ein Bild der Staatsblume Utahs, der Sego-Lilie.

Bürgermeisterin Erin Mendenhall betonte: "Meine aufrichtige Absicht ist nicht, zu provozieren oder Spaltung zu verursachen. Meine Absicht ist es, die Werte unserer Stadt zu repräsentieren und unsere vielfältigen Bewohner zu ehren, die diese wunderschöne Stadt ausmachen, sowie das Erbe von Schmerz und Fortschritt, das sie ertragen haben."

In Boise, Idaho, verfolgte Bürgermeisterin Lauren McLean eine ähnliche Strategie und erließ eine rückwirkende Proklamation, die die Pride-Flagge offiziell zur Stadtflagge erklärte.

Vergleich mit Deutschland: Andere Regelungen, ähnliche Debatten

In Deutschland ist die Situation anders, aber nicht weniger komplex. Während in den USA konservative Bundesstaaten versuchen, das Hissen der Pride-Flagge zu verbieten, hat die deutsche Innenministerin Nancy Faeser im April 2022 eine Sonderverordnung erlassen, die es erlaubt, zu bestimmten Anlässen die Pride-Flagge an Bundesgebäuden zu hissen.

Diese Erlaubnis ist allerdings an bestimmte Termine gebunden, wie Pride-Märsche oder den 28. Juni, den Jahrestag der Stonewall-Aufstände. Ein historischer Moment war 2022, als der Deutsche Bundestag zum ersten Mal in seiner Geschichte die Regenbogenflagge hisste.

Die Debatte um öffentliche LGBTQ+-Symbole wird auch in Deutschland geführt, wenn auch weniger polarisiert als in den USA. Bereits 1996 hissten drei Berliner Bezirke auf Initiative des "Lebens- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg" (LSVD) erstmals in Deutschland die Regenbogenflagge an offiziellen Gebäuden.

Politische Kontroverse in den USA

In den USA sorgen die Aktionen der Städte für erhitzte Debatten. Mike Schultz, republikanischer Sprecher des Repräsentantenhauses von Utah, kritisierte: "Dieses Gesetz soll öffentliche Räume neutral und für alle einladend halten. Salt Lake City sollte sich auf echte Probleme konzentrieren, nicht auf politisches Theater."

Die Kontroverse spiegelt die zunehmende Polarisierung in den USA wider, wo LGBTQ+-Rechte zu einem zentralen Kulturkampfthema geworden sind. In Deutschland hingegen scheint der Konsens über die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Symbolen im öffentlichen Raum breiter zu sein, obwohl auch hier immer wieder Diskussionen aufkommen.

Symbolpolitik mit realen Auswirkungen

Die Bedeutung dieser Flaggenstreits geht weit über Symbolpolitik hinaus. Für viele LGBTQ+-Menschen ist die Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Inklusion. Laut einer Umfrage des LSVD empfinden 78% der LGBTQ+-Personen in Deutschland das Hissen der Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden als positives Signal für gesellschaftliche Akzeptanz.

Die Entwicklungen in den USA zeigen, wie kreativ Kommunen sein können, um ihre Werte auch gegen Widerstände von höherer Ebene zu verteidigen - eine Lektion, die auch für deutsche Kommunalpolitik relevant sein könnte, sollte es hier ähnliche Einschränkungen geben.

Während in den USA der Streit um Flaggen ein Symptom tiefer gesellschaftlicher Spaltung ist, bleibt zu hoffen, dass in Deutschland der bisher beschrittene Weg der zunehmenden Akzeptanz von LGBTQ+-Symbolen im öffentlichen Raum fortgesetzt wird - als Ausdruck einer vielfältigen und inklusiven Gesellschaft.


Erfolg im Kampf um Identität: Trans-Aktivistin gewinnt Klage gegen Trump-Regierung

Trans-Aktivistin Zaya Perysian feiert einen bedeutenden rechtlichen Sieg im Kampf gegen die Trump-Administration bezüglich der Entfernung der 'X'-Geschlechtskennzeichnung in US-Pässen. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf den internationalen Kampf um die Anerkennung geschlechtlicher Identität in offiziellen Dokumenten – ein Thema, das auch in Deutschland intensiv diskutiert wird. Die ursprüngliche Meldung wurde von PinkNews veröffentlicht.

Rechtliche Auseinandersetzung in den USA

Im Januar unterzeichnete Präsident Trump eine Exekutivanordnung, die festlegte, dass die USA nur "zwei Geschlechter anerkennen" würden. Die Verordnung wies das Außenministerium und das Heimatschutzministerium an, dass staatlich ausgestellte Ausweisdokumente, einschließlich Pässe, Visa und Global Entry-Karten, nur das Geschlecht "bei der Empfängnis" widerspiegeln dürfen.

Diese politische Entscheidung bedeutet, dass nicht-binäre Personen nicht mehr die Möglichkeit haben, eine 'X'-Geschlechtsmarkierung zu beantragen. Trans-Frauen wie Perysian und das Model Alex Consani werden dadurch gezwungen, in ihren Dokumenten ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht anzugeben, anstatt ihre tatsächliche Geschlechtsidentität.

Die American Civil Liberties Union (ACLU) reichte im Namen von sieben Klägern, darunter Perysian, eine Klage ein. Sie argumentierten, dass die Anordnung "versucht, Diskriminierung gegen Transgender-Personen in der gesamten Bundesregierung und in Regierungsprogrammen zu verordnen."

Erste juristische Erfolge

In einer aktuellen Entwicklung hat ein Bundesrichter entschieden, dass die Anordnung "wahrscheinlich verfassungswidrig" ist. Das Gericht wies das Außenministerium an, den Klägern die korrekten Geschlechtsmarkierungen zu erlauben, während der Fall weiter verhandelt wird.

Perysian teilte diese Neuigkeit auf TikTok mit ihren Followern und erklärte, dass die einstweilige Verfügung vorerst nur für die Kläger im Fall gilt, nicht für die allgemeine Öffentlichkeit. "Obwohl tausende Menschen von dieser neuen Pass-Politik betroffen sind, werden zunächst nur die am Fall Beteiligten Erleichterung erfahren... aber der Fall ist noch nicht abgeschlossen, und die ACLU arbeitet daran. Sie werden definitiv Erleichterung für jede trans, nicht-binäre und intersexuelle Person anstreben, die in diesem Land betroffen ist."

Die Situation in Deutschland

Während in den USA Trans-Rechte unter der Trump-Administration zurückgedrängt werden, hat Deutschland in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei der Anerkennung diverser Geschlechtsidentitäten gemacht. Seit 2018 können Personen in Deutschland im Geburtenregister neben "männlich" und "weiblich" auch die Option "divers" eintragen lassen – eine Änderung, die nach einer wegweisenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eingeführt wurde.

Diese Entscheidung hat auch Auswirkungen auf die Ausstellung von Reisepässen. Personen mit dem Geschlechtseintrag "divers" haben in Deutschland das Recht, dass ihr Geschlecht im Reisepass korrekt angegeben wird. Die rechtliche Grundlage hierfür bildet §45b des Personenstandsgesetzes.

Trotz dieser Fortschritte bleibt der Prozess zur Änderung des Geschlechtseintrags in Deutschland weiterhin komplex. Das kürzlich verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft treten wird, stellt jedoch eine erhebliche Verbesserung dar, indem es den Prozess der Geschlechtsanpassung in offiziellen Dokumenten vereinfacht und die Würde von Transgender-Personen stärkt.

Internationale Auswirkungen

Der Fall von Zaya Perysian zeigt die weltweiten Unterschiede im Umgang mit Geschlechtsidentität in offiziellen Dokumenten. Während einige Länder wie Deutschland, Kanada und Australien bereits Fortschritte bei der Anerkennung nicht-binärer Identitäten gemacht haben, erleben andere, wie die USA unter bestimmten Administrationen, Rückschritte.

Diese unterschiedlichen Ansätze können erhebliche Auswirkungen auf das Leben von Trans- und nicht-binären Personen haben, insbesondere wenn es um internationale Reisen geht. Der kanadische Trans-Sänger Bells Larsen musste beispielsweise seine US-Tournee absagen, nachdem die amerikanische Musikergewerkschaft erklärte, dass er aufgrund der neuen Regelungen der Trump-Administration kein Visum mehr beantragen könne, das mit seinem Geschlecht übereinstimmt.

Ein wichtiger Schritt nach vorn

Obwohl der rechtliche Sieg von Perysian und den anderen Klägern zunächst nur begrenzte Auswirkungen hat, wird er als wichtiger Präzedenzfall angesehen. "Ich bin sehr glücklich und sehr geehrt, Teil davon zu sein – im Grunde Geschichte zu schreiben", sagte Perysian und fügte hinzu: "Das ist immer noch ein Sieg."

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland und weltweit stellt dieser Fall eine wichtige Erinnerung dar, dass der Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung ein fortlaufender Prozess ist, der sowohl Rückschläge als auch Siege umfasst. Die Entscheidungen, die in einem Land getroffen werden, können Auswirkungen auf die globale Bewegung für Transgender-Rechte haben und zeigen die Bedeutung internationaler Solidarität.


Homophobe Messerattacke in Kiel: Nach zwei Jahren konkrete Verdächtige ermittelt – Lackierte Fingernägel als Auslöser?

Mehr als zwei Jahre nach einem blutigen Überfall in der Kieler Innenstadt, bei dem mehrere Personen verletzt wurden, gibt es nun vier konkrete Tatverdächtige. Der ursprüngliche Vorfall im November 2022, bei dem laut queer.de lackierte Fingernägel eines Mannes der Auslöser des Angriffs gewesen sein könnten, wird nun intensiver untersucht. Bei Durchsuchungen der Wohnungen der Verdächtigen wurden Datenträger sichergestellt, die möglicherweise Aufschluss über ein homophobes Motiv geben könnten.

Der Fall und seine Vorgeschichte

In der ursprünglichen Auseinandersetzung im November 2022 vor dem Lokal "Mum & Dad" erlitt ein 23-Jähriger eine lebensbedrohliche Stichverletzung am Oberkörper, als er einen Streit zwischen zwei Männergruppen schlichten wollte. Zwei weitere Männer im Alter von 23 und 27 Jahren erlitten Schnittverletzungen an den Armen, während ein Dritter durch Schläge im Gesicht verletzt wurde. Nach der Tat flüchteten die Angreifer, eine Fahndung verlief damals erfolglos.

Laut dem Kieler Oberstaatsanwalt Michael Bimler sind die Ermittlungen besonders schwierig, da es keine Verbindung zwischen Opfern und Tätern gibt. "Was das Motiv angeht, sind wir noch nicht richtig weitergekommen", erklärte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Die Ermittler hoffen, durch die Auswertung der sichergestellten Datenträger klären zu können, "ob wirklich ein schwulenfeindlicher Hintergrund besteht oder ob das sozusagen nur ein Auslöser gewesen ist von Leuten, die sowieso Randale gesucht haben".

Ein vermutlich homophober Hintergrund

Nach Befragungen von Zeugen und Geschädigten deutet vieles darauf hin, dass die lackierten Fingernägel eines Mannes den Streit ausgelöst hatten. Der Mann sei zunächst beleidigt worden, bevor die Situation eskalierte und mindestens ein Angreifer mit einem Messer zustach. Diese Details lassen einen homophoben Hintergrund vermuten, auch wenn die Ermittler dies noch nicht abschließend bestätigen können.

Bereits im August 2023 hatte laut Leipziger Internet Zeitung ein Prozess gegen einen Hauptverdächtigen begonnen. Im November 2023 wurde dieser wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt, wie der NDR berichtete. Ein homophobes Motiv konnte damals jedoch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Solidarität mit der LGBTQ+-Community

Die Attacke löste damals eine Welle der Solidarität aus. Nur zwei Tage nach dem Vorfall demonstrierten 800 Menschen am Tatort – viele trugen aus Solidarität bunt lackierte Fingernägel. Alle demokratischen Fraktionen im Kieler Stadtrat erklärten im Anschluss ihre Solidarität mit der LGBTI-Community.

Die neuen Ermittlungen gegen die vier Tatverdächtigen könnten nun mehr Licht in den Fall bringen. Die Staatsanwaltschaft hatte zur Aufklärung der Tat bereits eine Belohnung von 2.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Täter führen.

Homophobe Gewalt in Deutschland

Der Fall in Kiel reiht sich leider in eine zunehmende Zahl von Übergriffen gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland ein. Nach Angaben des Bundesverbands der Lesben und Schwulen in Deutschland (LSVD) steigt die Zahl der gemeldeten queerfeindlichen Vorfälle seit Jahren kontinuierlich an. Besonders besorgniserregend ist, dass viele Opfer aus Angst oder fehlendem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten, wodurch eine hohe Dunkelziffer vermutet wird.

Die Aufklärung solcher Fälle ist daher nicht nur für die direkt Betroffenen von großer Bedeutung, sondern sendet auch ein wichtiges Signal an die gesamte LGBTQ+-Community: Queerfeindliche Gewalt wird in Deutschland ernst genommen und strafrechtlich verfolgt. Der Ausgang der aktuellen Ermittlungen in Kiel wird daher mit großem Interesse verfolgt.


Wegweisendes Urteil des Bundesarbeitsgerichts: HIV-positive Menschen erhalten umfassenden Diskriminierungsschutz am Arbeitsplatz

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat mit einem wegweisenden Urteil den Diskriminierungsschutz für HIV-positive Menschen am Arbeitsplatz deutlich gestärkt. Die Richter entschieden, dass eine HIV-Infektion auch bei Symptomfreiheit als Behinderung im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) anerkannt werden kann, wie aus der Pressemitteilung Nr. 22/23 des Bundesarbeitsgerichts hervorgeht.

Die rechtliche Grundlage des Urteils

Das am 29. August 2023 veröffentlichte Urteil basiert auf einer Interpretation der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Das Gericht stellte klar: Der entscheidende Faktor ist nicht, ob die HIV-Infektion tatsächlich körperliche Einschränkungen verursacht, sondern ob sie die Betroffenen an der gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsleben hindern kann. Dieser Ansatz berücksichtigt insbesondere die sozialen und gesellschaftlichen Barrieren, mit denen Menschen mit HIV konfrontiert sind.

Wie das Legal Tribune Online berichtet, stellt das Gericht damit klar, dass es nicht auf die tatsächlichen Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit ankommt, sondern auf mögliche Einschränkungen der gesellschaftlichen Teilhabe.

Bedeutung für die LGBTQ+ Community

Dieses Urteil ist besonders für die LGBTQ+ Community von großer Bedeutung. Obwohl HIV längst nicht mehr als "schwule Krankheit" betrachtet werden sollte, sind Männer, die Sex mit Männern haben, nach wie vor überproportional von HIV betroffen. Die Deutsche Aidshilfe schätzt, dass in Deutschland rund 90.000 Menschen mit HIV leben. Durch moderne Therapien können die meisten von ihnen ein nahezu normales Leben führen und sind bei erfolgreicher Behandlung nicht mehr infektiös.

Dennoch sind Stigmatisierung und Diskriminierung im Arbeitsumfeld nach wie vor eine Realität. Das BAG-Urteil gibt Betroffenen nun ein stärkeres rechtliches Instrument an die Hand, um gegen solche Diskriminierungen vorzugehen.

Praktische Auswirkungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber

Für HIV-positive Arbeitnehmer bedeutet das Urteil, dass sie sich bei Diskriminierungen auf den Schutz des AGG berufen können - unabhängig davon, ob sie Symptome zeigen oder in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt sind. Dies umfasst alle Bereiche des Arbeitslebens: von der Einstellung über Beförderungen bis hin zur Kündigung.

Arbeitgeber müssen gemäß dem MDR-Bericht sicherstellen, dass HIV-positive Mitarbeiter nicht benachteiligt werden. Dies erfordert möglicherweise eine Überprüfung bestehender Richtlinien und Praktiken sowie Sensibilisierungsmaßnahmen für Führungskräfte und Mitarbeiter.

Gesellschaftliche Perspektive

Das Urteil des BAG ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer inklusiveren Gesellschaft, die Menschen nicht aufgrund von Gesundheitszuständen marginalisiert. Es trägt dazu bei, das nach wie vor existierende Stigma um HIV abzubauen und fördert ein besseres Verständnis dafür, dass eine HIV-Infektion heute dank moderner Medikamente eine chronische, gut behandelbare Erkrankung ist.

Die Deutsche Aidshilfe und andere Organisationen begrüßen das Urteil als Signal gegen Diskriminierung und für mehr Aufklärung. Es unterstreicht, dass nicht die medizinische Diagnose allein ausschlaggebend ist, sondern die sozialen Barrieren, die durch Vorurteile und Unwissenheit entstehen können.

Fazit

Das BAG-Urteil markiert einen wichtigen Meilenstein im deutschen Arbeitsrecht und im Kampf gegen Diskriminierung aufgrund von HIV. Es verdeutlicht, dass der Diskriminierungsschutz nicht nur für Menschen mit sichtbaren oder funktionellen Einschränkungen gilt, sondern auch für diejenigen, die aufgrund von Stigmatisierung gesellschaftliche Nachteile erfahren können.

Für die LGBTQ+ Community und insbesondere für Menschen mit HIV bedeutet dieses Urteil eine rechtliche Stärkung ihrer Position und einen Schritt in Richtung einer gerechteren und vorurteilsfreieren Arbeitswelt. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Urteil auch zu einem gesellschaftlichen Umdenken beiträgt und das Bewusstsein dafür schärft, dass HIV im 21. Jahrhundert kein Grund für soziale Ausgrenzung sein darf.


US Supreme Court gibt grünes Licht für Trumps Trans-Verbot im Militär – Ein Kontrast zur inklusiven Politik der Bundeswehr

Der Oberste Gerichtshof der USA hat dem Antrag der Trump-Administration stattgegeben, ihr Verbot von Transgender-Personen im US-Militär sofort durchzusetzen. Wie GCN berichtet, hebt die am Dienstag, den 6. Mai, erlassene Entscheidung eine landesweite einstweilige Verfügung auf, die bisher verhinderte, dass die Exekutivanordnung in Kraft tritt.

Was bedeutet das Trans-Verbot in den USA?

Das Pentagon kann nun damit beginnen, Militärangehörige mit einer Diagnose oder Vorgeschichte von Geschlechtsdysphorie zu entlassen und Transgender-Personen die Einstellung zu verweigern. Die ursprüngliche Anordnung wurde von Donald Trump am 27. Januar unterzeichnet. Sie verpflichtete das Verteidigungsministerium, seine Anforderungen innerhalb von 60 Tagen zu aktualisieren und Transgender-Amerikaner:innen vom Militärdienst auszuschließen. Trump behauptete, die Streitkräfte seien "von radikaler Geschlechterideologie befallen, um Aktivist:innen zu besänftigen".

Im März blockierte die Bundesrichterin Ana Reyes in Washington, DC, die Anordnung vorübergehend mit der Begründung, sie verstoße wahrscheinlich gegen verfassungsmäßige Rechte. Die Trump-Administration reichte daraufhin einen Eilantrag beim US-Berufungsgericht für den Neunten Bezirk ein, der abgelehnt wurde. Anschließend legte die Regierung im April einen Notfallantrag beim Obersten Gerichtshof vor, was zu dieser jüngsten Entscheidung führte.

Reaktionen aus der LGBTQ+-Community

Sarah Kate Ellis, Präsidentin und CEO von GLAAD, erklärte zu der Situation: "Die heutige Nachricht ist eine Schande für alle Amerikaner:innen, besonders für Transgender-Militärangehörige, die seit vielen Jahren offen und ehrenhaft dienen. Die Durchsetzung dieses diskriminierenden Verbots steht im Widerspruch zu den Ansichten der amerikanischen Bevölkerung, beeinträchtigt die militärische Einsatzbereitschaft und wird Amerika weniger sicher machen."

Lambda Legal und die Human Rights Campaign Foundation, die an der Erwirkung einer einstweiligen Verfügung gegen das Verbot beteiligt waren, bezeichneten die Entscheidung gemeinsam als "verheerenden Schlag" für Transgender-Personen. "Indem das Gericht zulässt, dass diese diskriminierende Regelung in Kraft tritt, während unsere Anfechtung weitergeht, hat es vorübergehend eine Politik gebilligt, die nichts mit militärischer Einsatzbereitschaft und alles mit Vorurteilen zu tun hat."

Der deutsche Kontrast: Inklusion in der Bundeswehr

Im starken Kontrast zur US-Politik unter Trump steht der Ansatz Deutschlands. Die Bundeswehr erlaubt Transgender-Personen ausdrücklich, offen im Militär zu dienen, wie der Tagesspiegel berichtet. Es gibt keine spezifischen Einschränkungen oder Verbote, die sich auf Transgender-Personen beziehen – ein deutlicher Unterschied zur amerikanischen Politik.

Die Bundeswehr hat sich in den letzten Jahren verstärkt um Inklusion bemüht und betont die Gleichstellung aller Soldat:innen, unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Wie der Deutschlandfunk dokumentiert, haben Transgender-Soldat:innen in Deutschland die gleichen Rechte und Pflichten wie alle anderen Militärangehörigen.

Diese unterschiedlichen Ansätze spiegeln grundlegende gesellschaftliche und politische Unterschiede wider. Während die Trump-Regierung angebliche militärische Notwendigkeiten und potenzielle Kosten in den Vordergrund stellte, priorisiert Deutschland die Rechte und die Inklusion von Transgender-Personen.

Menschenrechtliche Bedenken

Expert:innen für Menschenrechte betonen, dass das US-Verbot nicht nur eine moralische Frage ist, sondern auch rechtliche Bedenken aufwirft. Die Befürworter:innen der Rechte von Transgender-Personen argumentieren, dass solche Verbote als verfassungswidrig angesehen werden sollten, da sie eine bestimmte Gruppe aufgrund ihrer Identität diskriminieren.

"Wir bleiben standhaft in unserer Überzeugung, dass dieses Verbot gegen verfassungsmäßige Garantien des gleichen Schutzes verstößt und letztendlich für ungültig erklärt werden wird", erklärten Lambda Legal und die Human Rights Campaign Foundation in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.

Die unterschiedlichen Politiken in Deutschland und den USA zeigen, wie unterschiedlich die gesellschaftlichen Einstellungen zu Geschlechteridentität und Gleichstellung sein können. Während Deutschland einen inklusiveren Ansatz verfolgt, der darauf abzielt, Diskriminierung abzubauen und Vielfalt zu fördern, bleibt die Situation in den USA weiterhin umstritten – ein Spiegel der breiteren Debatten über LGBTQ+-Rechte in der amerikanischen Gesellschaft.


Kardinal Pietro Parolin als möglicher Papst: Seine Haltung zu LGBTQ+-Rechten im deutschen Kontext

Nach Spekulationen über die Nachfolge von Papst Franziskus gilt der 70-jährige Kardinal Pietro Parolin als einer der Top-Favoriten für das Papstamt, wie PinkNews berichtet. Wettanbieter räumen ihm mit 11/4 Quoten (entspricht einer Wahrscheinlichkeit von 26,7 Prozent) die besten Chancen ein. Als derzeitiger Staatssekretär des Vatikans und enger Vertrauter von Papst Franziskus steht Parolin seit Jahren im diplomatischen Dienst der Kirche – doch wie steht es um seine Haltung zu LGBTQ+-Rechten, und welche Bedeutung hätte seine mögliche Wahl für die katholische Kirche in Deutschland?

Ein Diplomat mit konservativen Ansichten

Kardinal Pietro Parolin gilt als erfahrener Diplomat und Stratege mit weltweiten Verbindungen. Seit 2013 bekleidet er das Amt des Staatssekretärs des Vatikans – die zweithöchste Position nach dem Papst – und hat sich in dieser Rolle in verschiedenen internationalen Konflikten als Vermittler eingebracht. T-Online beschreibt ihn als "pragmatischen Strategen", der für Kontinuität und Stabilität innerhalb der Kirche stehen könnte.

In Bezug auf LGBTQ+-Themen zeigt sich Parolin jedoch deutlich konservativer. So bezeichnete er die Anerkennung von Transgender-Identitäten als "äußerst gefährlich" und kritisierte die Einführung der Ehe für alle in Irland im Jahr 2015 als "Niederlage für die Menschheit". Ähnlich wie Papst Franziskus hat er sich kritisch gegenüber der sogenannten "Gender-Ideologie" geäußert, die seiner Meinung nach "Unterschiede aufhebt und behauptet, alle gleich zu machen".

Andererseits hat Parolin differenziertere Positionen vertreten, die eine gewisse Offenheit erkennen lassen. So wies er 2023 entschieden den oft behaupteten Zusammenhang zwischen Homosexualität und sexuellem Missbrauch durch Kleriker zurück und bezeichnete eine solche Verbindung als "ernsthafte und wissenschaftlich unhaltbare Assoziation". Gay Express zitierte ihn mit den Worten: "Homosexuelle Orientierung kann weder als Ursache noch als typischer Aspekt des Missbrauchs betrachtet werden, umso mehr, wenn sie von der allgemeinen Persönlichkeitsstruktur entkoppelt ist."

Spannungsfeld in der deutschen Kirche

Die Frage nach dem Umgang mit LGBTQ+-Personen ist in der katholischen Kirche in Deutschland besonders brisant. Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Ludger Schepers, bat erst im Juni 2024 homosexuelle Männer um Vergebung für die Kriminalisierung durch die Kirche. Er betonte dabei, dass die Kirche eine falsche Haltung gegenüber homosexuellen Menschen gehabt habe und dass sexuelle Vielfalt Teil der Schöpfung sei.

Im Rahmen des deutschen "Synodalen Wegs" haben sich viele Kirchenvertreter für eine liberalere Haltung gegenüber LGBTQ+-Personen ausgesprochen. Kardinal Parolin hingegen sandte 2023 einen Brief an deutsche Kirchenführer, in dem er Bedenken gegen eine Liberalisierung der kirchlichen Lehre zur Homosexualität äußerte – ein Zeichen, dass er in dieser Hinsicht eher der traditionellen Linie des Vatikans folgt.

Was würde ein Papst Parolin für die LGBTQ+-Community bedeuten?

Sollte Pietro Parolin tatsächlich zum Papst gewählt werden, ist eine grundlegende Änderung der kirchlichen Lehre zu Homosexualität und Geschlechtsidentität unwahrscheinlich. Seine bisherigen Äußerungen deuten darauf hin, dass er in diesen Fragen eher konservative Positionen vertritt. Gleichzeitig ist er als Diplomat bekannt für seine Fähigkeit zum Dialog und zum Ausgleich verschiedener Interessen.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland könnte ein Papst Parolin bedeuten, dass die Spannungen zwischen den progressiveren Strömungen in der deutschen Kirche und dem Vatikan weiter bestehen bleiben. Die deutschen Bemühungen um mehr Akzeptanz und Inklusion könnten auf vatikanischen Widerstand stoßen, wie es bereits in der Vergangenheit der Fall war.

Anders als der in der ursprünglichen Meldung erwähnte Text suggeriert, ist Papst Franziskus übrigens nicht verstorben. Der 87-jährige Pontifex ist weiterhin im Amt, auch wenn aufgrund seines Alters und gelegentlicher gesundheitlicher Probleme immer wieder über seine mögliche Nachfolge spekuliert wird.

Fazit: Ein Papst der Kontinuität

Als möglicher Nachfolger von Papst Franziskus würde Kardinal Pietro Parolin vermutlich für Kontinuität in vielen Bereichen sorgen. In Bezug auf LGBTQ+-Rechte ist jedoch keine wesentliche Liberalisierung zu erwarten. Seine diplomatischen Fähigkeiten könnten allerdings dazu beitragen, dass Gespräche zwischen verschiedenen Flügeln der Kirche – auch mit den progressiveren Stimmen in Deutschland – fortgeführt werden.

Für die LGBTQ+-Community bleibt die katholische Kirche somit ein Ort voller Widersprüche: Einerseits gibt es, besonders in Deutschland, Bestrebungen für mehr Akzeptanz und Inklusion, andererseits hält der Vatikan unter seiner derzeitigen und vermutlich auch künftigen Führung an traditionellen Lehren fest, die homosexuelle Handlungen als "nicht in Ordnung" betrachten.


Gefährliche Dating-Falle: Überfallserie auf schwule Männer in Cuxhaven

Die Polizeiinspektion Cuxhaven warnt vor einer besorgniserregenden Überfallserie auf homosexuelle Männer in der Hafenstadt. Wie queer.de berichtet, wurden gezielt Nutzer von Dating-Plattformen zu Treffen gelockt, um sie anschließend zu bedrohen, zu beleidigen und auszurauben.

Systematisches Vorgehen der Täter

Nach Angaben der Polizei Cuxhaven nahmen die Täter – teils Jugendliche und junge Erwachsene – über Online-Dating-Portale gezielt Kontakt zu homosexuellen Männern auf. Bei den vereinbarten Treffen im Stadtgebiet kam es dann zu verbalen und körperlichen Übergriffen sowie zur Erpressung und zum Raub von Geld und Wertgegenständen.

Besonders beunruhigend: Die Polizei geht von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene keine Anzeige erstatten. Dies deckt sich mit bundesweiten Erfahrungen. Experten von Schwulissimo berichten, dass besonders nicht geoutete homosexuelle Männer aus Angst vor einem Zwangsouting oft schweigen und so zu bevorzugten Opfern werden.

Kein Einzelfall: Strukturelles Problem in Deutschland

Die Vorfälle in Cuxhaven reihen sich in ein bundesweites Muster ein. In den letzten Jahren haben Cyberkriminalität und gezielte Angriffe auf LGBTQ+-Personen über Dating-Plattformen deutlich zugenommen. Neben direkten körperlichen Übergriffen wie in Cuxhaven ist auch "Sextortion" ein wachsendes Problem: Dabei werden Opfer zu sexuellen Handlungen vor der Kamera verleitet und anschließend mit der Veröffentlichung der Aufnahmen erpresst.

Die Täter sind häufig organisiert und gehen mit erschreckender Systematik vor. Das Bundeskriminalamt warnt davor, dass Täter nach einer ersten Zahlung meist nicht aufhören, sondern ihre Forderungen weiter erhöhen.

Datensicherheit als zusätzliches Risiko

Ein weiteres Sicherheitsrisiko stellen Datenlecks bei LGBTQ+-Dating-Plattformen dar. So wurden beispielsweise bei einem Sicherheitsvorfall bei der Plattform "Gay Daddy" rund 50.000 Profile ungeschützt online gestellt – inklusive privater Fotos, Nachrichten, sexueller Vorlieben und sogar des HIV-Status der Nutzer. Solche Vorfälle machen betroffene Personen zusätzlich erpressbar, wie Schwulissimo berichtet.

Schutzmaßnahmen und Hilfsangebote

Die Polizei Cuxhaven appelliert an Betroffene: "Sollten Sie Opfer einer derartigen Straftat geworden sein, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an die Polizei, eine Dienststelle ihrer Nähe oder nutzen Sie die Online-Anzeige der Polizei Niedersachsen."

Experten empfehlen zudem folgende Sicherheitsmaßnahmen:

  • Erstes Treffen immer an öffentlichen Orten mit vielen Menschen planen
  • Einer vertrauten Person mitteilen, wohin man geht und mit wem man sich trifft
  • Vorsicht bei Profilen ohne Bilder oder mit sehr wenigen Informationen
  • Niemals intime Fotos mit Fremden teilen, bei denen das Gesicht erkennbar ist
  • Bei Erpressungsversuchen keine Zahlungen leisten, sondern sofort Anzeige erstatten

Neben der Polizei bieten auch LGBTQ+-Beratungsstellen wie das Projekt Queere Nothilfe vertrauliche Hilfe und Beratung für Betroffene an. Die Beratungsstellen können auch bei der Kommunikation mit den Behörden unterstützen und psychologische Betreuung vermitteln.

Die Community in Cuxhaven und Umgebung wird nun besonders zur Wachsamkeit aufgerufen. Auch Dating-Plattformen selbst haben inzwischen Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit ihrer Nutzer zu verbessern, darunter verbesserte Verifizierungssysteme und Einschränkungen bei Screenshots, um den Missbrauch von Bildmaterial zu erschweren.


Britische Soap Hollyoaks sendet Spezialfolge zur psychischen Gesundheit junger Trans-Menschen – Was Deutschland davon lernen kann

Die britische Soap-Serie Hollyoaks kündigte eine Spezialfolge zum Thema psychische Gesundheit junger Transgender-Menschen an, die während der britischen Mental Health Awareness Week (12. bis 18. Mai) ausgestrahlt wird. Wie PinkNews berichtet, soll die Episode auf Hilfsangebote für trans Jugendliche aufmerksam machen – ein Thema, das auch in Deutschland immer mehr Beachtung findet.

Hollyoaks zeigt reale Herausforderungen junger Trans-Menschen

In der angekündigten Folge erreicht der Charakter Ro Hutchinson (gespielt von Ava Webster), ein junger Trans-Mann, einen emotionalen Tiefpunkt und erwägt Suizid. In einer Schlüsselszene ruft Ro bei einer LGBTQ+-Hotline an und wird von einer Telefonberaterin davon abgehalten, sich etwas anzutun. Dadurch macht die Serie auf wichtige Unterstützungsangebote aufmerksam, die auch in Deutschland existieren.

Die Handlung folgt Ro, der im vergangenen Jahr mit Unterstützung seiner Eltern Tony und Diane begonnen hat, sozial zu transitionieren. Doch in den letzten Monaten kämpft der Jugendliche zunehmend mit dem Mangel an geschlechtsangleichenden Behandlungsmöglichkeiten aufgrund seines Alters – eine Problematik, die auch deutsche Trans-Jugendliche kennen.

Darüber hinaus erträgt Ro zunehmende transfeindliche Anfeindungen durch den Mobber Arlo, sowohl online als auch persönlich, der ihn sogar zum Suizid auffordert. Um die wachsenden Probleme zu bewältigen, greift der Jugendliche zu übermäßigem Alkoholkonsum.

Trans-Repräsentation im deutschen Fernsehen

Während Hollyoaks mit dieser Spezialfolge ein wichtiges Zeichen setzt, ist die Repräsentation von Trans-Personen im deutschen Fernsehen noch immer ausbaufähig. Laut dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sind in deutschen fiktionalen TV-Produktionen nur etwa 2% der Protagonist*innen homosexuell oder bisexuell lesbar – und die Darstellung von Trans-Personen fällt statistisch noch geringer aus.

In deutschen Seifenopern wie "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" gab es zwar vereinzelt LGBTQ+-Charaktere, aber tiefgründige Trans-Figuren, besonders Jugendliche, sind Mangelware. Hier könnte die deutsche Fernsehlandschaft von britischen Produktionen lernen, um mehr Sichtbarkeit und Aufklärung zu schaffen.

Psychische Gesundheit junger Trans-Menschen in Deutschland

Die in Hollyoaks thematisierte Problematik ist in Deutschland ebenso relevant. Studien zeigen, dass Trans-Jugendliche einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angstzustände und Suizidalität ausgesetzt sind – insbesondere, wenn sie Ablehnung erfahren oder keinen Zugang zu trans-spezifischer Gesundheitsversorgung haben.

"Wir wissen in Deutschland, dass Trans-Jugendliche, die Unterstützung erfahren und in ihrer Identität anerkannt werden, nicht stärker psychisch belastet sind als cis-geschlechtliche Jugendliche", erklärt der Bundesverband Trans*. Der Zugang zu trans-spezifischer Gesundheitsversorgung kann Suizidgedanken nachweislich verringern und das Wohlbefinden steigern.

Bestehende Hilfsangebote für deutsche Trans-Jugendliche

Ähnlich wie in der Hollyoaks-Episode dargestellt, gibt es auch in Deutschland wichtige Anlaufstellen für Trans-Jugendliche in Krisen:

Fazit: Mehr mediale Sichtbarkeit könnte Leben retten

Die Initiative von Hollyoaks, eine Trans-Figur und deren Kampf um psychische Gesundheit in den Mittelpunkt zu stellen, könnte als Vorbild für deutsche Produktionen dienen. Die britische Soap hebt nicht nur die Herausforderungen hervor, mit denen junge Trans-Menschen konfrontiert sind, sondern zeigt auch, dass es Hilfe und Hoffnung gibt.

Emma Frankland, selbst trans und Autorin der Episode, betont: "Wir wissen, welche Kraft ein Gespräch haben kann, um jemandes Lebensweg zu verändern." Diese Botschaft ist auch in Deutschland wichtig, wo trans Jugendliche immer noch mit Vorurteilen und Diskriminierung kämpfen.

In Zeiten, in denen die Rechte von Trans-Personen auch in Deutschland zunehmend in Frage gestellt werden, könnte mehr mediale Repräsentation und Aufklärung – wie sie Hollyoaks bietet – einen wertvollen Beitrag leisten, um Verständnis zu fördern und letztendlich Leben zu retten.


Lesbe aus Frauentoilette in Boston verwiesen – Ähnliche Diskriminierungsfälle auch in Deutschland

Eine lesbische Frau wurde aus der Damentoilette eines Luxushotels in Boston verwiesen, weil sie fälschlicherweise für einen "Mann" gehalten wurde. Wie PinkNews berichtet, ereignete sich der Vorfall im Liberty Hotel, als Sicherheitspersonal die cisgeschlechtliche Frau Ansley Baker aufforderte, ihre Geschlechtsidentität zu "beweisen" – ein diskriminierendes Szenario, das auch in Deutschland nicht unbekannt ist.

Der Vorfall in Boston

Baker und ihre Freundin Liz Victor waren am 3. Mai 2025 Gäste einer Kentucky-Derby-Party im Liberty Hotel im gehobenen Viertel Beacon Hill in Boston. Als Baker die Damentoilette benutzte, begann ein männlicher Sicherheitsbeamter gegen die Türen der Kabinen zu klopfen und forderte sie auf, die Toilette zu verlassen, da sie "ein Mann in der Damentoilette" sei.

"Ich wurde aus der Toilette geworfen, bevor ich überhaupt meine Shorts fertig zubinden konnte, was unglaublich demütigend war", berichtete Baker. Während sie durch die Schlange wartender Frauen geführt wurde, soll jemand gerufen haben: "Schafft ihn raus... er ist ein Perverser", wobei die Person sich auf Baker bezog.

Das Hotel, das zur Marriott Bonvoy-Gruppe gehört, behauptete zunächst, das Paar hätte sich eine Kabine geteilt, was nicht erlaubt sei. Nach interner Untersuchung wurde der Sicherheitsbeamte suspendiert und das Hotel kündigte eine Spende an eine lokale LGBTQ+-Organisation an.

Ein Problem auch in Deutschland

Solche Vorfälle sind leider keine Seltenheit – auch in Deutschland. Laut dem Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung e.V. (BUG) stellt die Nutzung öffentlicher Toiletten für viele lesbische Frauen mit nicht-traditionell weiblichem Erscheinungsbild, sowie für trans*, inter* und nicht-binäre Personen ein erhebliches Problem dar.

Die binäre Geschlechterordnung in öffentlichen Sanitärräumen kann zu Beschimpfungen, Bedrohungen und körperlichen Angriffen führen, wenn das äußere Erscheinungsbild einer Person nicht den gängigen Geschlechterbildern entspricht. Viele Betroffene meiden deshalb öffentliche Toiletten, was zu gesundheitlichen Problemen und sozialer Isolation führen kann.

Zunehmende Queerfeindlichkeit in Deutschland

Das Bundeskriminalamt (BKA) verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Straftaten gegen LGBTQ+-Personen erfasst. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Betroffene zu schützen.

Nina Selvaggio, die Geschäftsführerin von Greater Boston PFLAG, sieht im Fall des Liberty Hotels einen beunruhigenden Trend: "Für gender-nonkonforme Lesben und Frauen im Allgemeinen ist Belästigung in öffentlichen Toiletten ein uraltes Problem. Die Zunahme antiqueerer Rhetorik trägt zu einer verstärkten Kontrolle von Frauenkörpern und ihrem Geschlechtsausdruck bei."

Betroffene in Politik und Gesellschaft

Die Parallelen zu Deutschland sind offensichtlich. Trotz des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), das Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbietet, erleben viele queere Menschen im Alltag Diskriminierung.

Studien des Deutschen Jugendinstituts zeigen, dass ein Großteil der queeren Menschen bereits Diskriminierung erfahren hat – von verbalen Beschimpfungen bis hin zu körperlichen Übergriffen. Besonders maskulin erscheinende Lesben berichten regelmäßig von Vorfällen in geschlechtergetrennten Räumen wie Toiletten oder Umkleidekabinen.

Lösungsansätze

Einige deutsche Städte und Institutionen haben auf diese Problematik reagiert und bieten mittlerweile Unisex-Toiletten oder "Toiletten für alle Geschlechter" an. Die Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung Berlin empfiehlt die einfache Beschriftung "WC für alle Geschlechter" oder nur "WC".

Der Fall aus Boston macht deutlich, wie wichtig Sensibilisierung und Schulungen für Sicherheitspersonal und Servicekräfte sind – ein Aspekt, den auch das Liberty Hotel nach dem Vorfall erkannt hat. Die Situation zeigt zudem, wie schnell auch cisgeschlechtliche Personen zur Zielscheibe von Diskriminierung werden können, wenn sie nicht dem normativen Erscheinungsbild entsprechen.

Liz Victor, die Partnerin der betroffenen Frau, brachte es auf den Punkt: "Die Situation war sehr beängstigend für uns – und trans Frauen erleben das jeden Tag in den USA und weltweit." Ein Hinweis auf eine traurige Realität, die auch in Deutschland nicht fremd ist.


Queerfeindliche Übergriffe in Berlin: Prenzlauer Berg erneut Schauplatz von Hass und Solidarität

Erneut erschüttert ein queerfeindlicher Vorfall die queere Community in Berlin. Der Staatsschutz des Landeskriminalamts Berlin ermittelt nach einem Angriff am späten Dienstagabend in Prenzlauer Berg. Laut dem Originalbericht von queer.de wurden zwei 21-jährige Personen gegen 22:30 Uhr aus einer 15 bis 20 Personen großen Gruppe heraus queerfeindlich beleidigt und mit Gegenständen beworfen.

Eine Serie von Angriffen in kurzer Zeit

Der jüngste Vorfall reiht sich in eine besorgniserregende Serie von Übergriffen ein. Erst am Wochenende zuvor hatten Unbekannte eine Regenbogenflagge an der queeren Tipsy Bear Bar in Prenzlauer Berg angezündet. Augenzeugen berichteten, wie eine vierköpfige Gruppe die Flagge heruntergerissen, an der Kreuzung Eberswalder Straße Ecke Schönhauser Allee in Brand gesetzt und anschließend darauf herumgetrampelt hatte – begleitet von beleidigenden Ausrufen, wie das Mannschaft Magazin berichtete.

Die Tipsy Bear Bar, ein bekannter LGBTQIA+-Treffpunkt im Kiez, war bereits im Juni 2022 Ziel eines homophoben Angriffs geworden, bei dem Gäste mit Reizgas verletzt wurden. Das zeigt, dass die queere Einrichtung wiederholt ins Visier queerfeindlicher Täter gerät.

Solidarität als Antwort auf Hass

Als Reaktion auf den Angriff auf die Regenbogenflagge fand am Dienstag eine Solidaritätskundgebung vor der Tipsy Bear Bar statt. Auch der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano (SPD) nahm an der Kundgebung teil, um ein deutliches Zeichen gegen Queerfeindlichkeit zu setzen. In sozialen Medien wurde die Veranstaltung unter den Hashtags #gegenhass, #queer, #trans, #inter und #tipsybear geteilt.

"Diese wiederholten Angriffe zeigen, dass wir nicht nachlassen dürfen in unserem Kampf gegen Queerfeindlichkeit", erklärte ein Teilnehmer der Kundgebung gegenüber anwesenden Pressevertreter*innen. "Die Community steht zusammen, und wir lassen uns nicht einschüchtern."

Alarmierende Zahlen zu queerfeindlichen Übergriffen

Die Häufung der Übergriffe spiegelt sich auch in den Statistiken wider. Erst am Montag meldete das schwule Überfalltelefon Maneo, dass es im vergangenen Jahr 738 Fälle und Hinweise auf Anfeindungen gegen queere Menschen in Berlin registriert habe – mehr als je zuvor. Laut einem Bericht von rbb24 ereigneten sich 165 dieser Vorfälle im öffentlichen Raum.

Dass Berlin häufig über LGBTI-feindliche Übergriffe berichtet, liegt auch daran, dass die Landespolizei mögliche Hassverbrechen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gezielt publik macht und systematisch erfasst. Dies führt zu einer höheren Sichtbarkeit dieser Vorfälle in der Öffentlichkeit, was sowohl Bewusstsein schafft als auch die tatsächliche Dimension des Problems verdeutlicht.

Spezielle Unterstützung für Betroffene

Die Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft haben eigene Ansprechpartner*innen für queere Menschen eingerichtet, um die Hemmschwelle für Anzeigen zu senken und eine sensible Bearbeitung der Fälle zu gewährleisten. Betroffene können sich direkt an diese spezialisierten Stellen wenden oder auch online über die Internetwache der Polizei Berlin Anzeige erstatten.

Neben staatlichen Stellen bietet auch das Projekt Maneo Unterstützung für Betroffene queerfeindlicher Gewalt an. Das älteste Anti-Gewalt-Projekt für schwule und bisexuelle Männer in Deutschland berät, dokumentiert Vorfälle und leistet wichtige Sensibilisierungsarbeit.

Prenzlauer Berg als Brennpunkt?

Auffällig ist, dass sich mehrere Vorfälle in kurzer Zeit im Ortsteil Prenzlauer Berg ereigneten. Der Bezirk, der lange als liberal und weltoffen galt, zeigt sich offenbar nicht immun gegen die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft. Expert*innen warnen vor einem gesellschaftlichen Klima, in dem queerfeindliche Einstellungen wieder salonfähiger werden und die Hemmschwelle für Übergriffe sinkt.

"Die Zunahme queerfeindlicher Vorfälle ist alarmierend und spiegelt leider einen gesamtgesellschaftlichen Trend wider", betont der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Hier müssen Politik und Sicherheitsbehörden entschlossen gegensteuern und klare Grenzen setzen."

Die Ermittlungen zu den jüngsten Vorfällen dauern an. Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise zu den Tätern geben können, sich zu melden. Gleichzeitig zeigt die schnelle Reaktion der Community, dass queerfeindliche Angriffe nicht unbeantwortet bleiben und Solidarität ein wichtiges Mittel im Kampf gegen Diskriminierung ist.


Ein Triumph für Vielfalt: Templins schwuler SPD-Bürgermeister gewinnt gegen AfD

Die brandenburgische Stadt Templin erlebt einen historischen Moment: Christian Hartphiel (SPD), ein offen schwuler Politiker, hat die Stichwahl um das Bürgermeisteramt gegen den AfD-Kandidaten Christian Bork gewonnen. Der ursprüngliche Bericht von queer.de zeigt, dass der 46-jährige Regionalgeschäftsführer Nordost der SPD Brandenburg sich mit 53,8 Prozent der Stimmen durchsetzen konnte – in einem Wahlkampf, der deutschlandweit Aufmerksamkeit erregte.

Eine Wahl mit Signalwirkung

Die Bedeutung dieser Wahl reicht weit über die Grenzen der kleinen Kurstadt hinaus. Templin, bekannt als Heimatstadt von Altkanzlerin Angela Merkel, wäre bei einem Sieg Borks die zweite Stadt Brandenburgs mit einem hauptamtlichen AfD-Bürgermeister geworden. Im ersten Wahlgang hatte der AfD-Kandidat noch mit 31,4 Prozent die Nase vorn. Der Erfolg Hartphiels sendet nun ein kraftvolles Signal für Toleranz und Weltoffenheit in einer Zeit, in der auch in Brandenburg queerfeindliche Straftaten zunehmen – von 27 im Jahr 2022 auf 84 im vergangenen Jahr, wie das Innenministerium auf Anfrage mitteilte.

Ein Leben im Einsatz für die LGBTQ+ Community

Hartphiel ist kein Unbekannter in der Region. Als Gründer des Vereins "UM Queer" setzt er sich seit Jahren für die Rechte und Sichtbarkeit queerer Menschen in der Uckermark ein. Sein eigenes Coming-out hatte er bereits in der achten Klasse – ein mutiger Schritt im ländlichen Brandenburg. Mit seinem Verein kämpft er nicht nur gegen Diskriminierung, sondern auch gegen die Landflucht von Schwulen und Lesben, die oft in Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Köln ziehen. "Ein wachsendes Gemeinschaftsgefühl soll Homosexuellen Mut zum offenen Umgang mit ihrer Neigung machen", erklärte Hartphiel einmal seine Mission.

Die Landesregierung Brandenburg unterstützt solche Initiativen durch den Aktionsplan Queeres Brandenburg, der die Akzeptanz queerer Lebensweisen fördern und Antidiskriminierung vorantreiben soll. Projekte wie die "LesBI*Schwule T*our", die jährlich in verschiedenen brandenburgischen Städten Station macht, tragen zur Sichtbarkeit der Community bei – auch in Templin und Umgebung.

Mut trotz Anfeindungen

Hartphiels Engagement blieb nicht ohne Konsequenzen. Als er während der Flüchtlingskrise 2015 vier Geflüchtete bei sich aufnahm, wurde er zur Zielscheibe von Hass und Gewalt. Unbekannte beschmierten sein Auto mit Kot, sprengten seinen Briefkasten und bedrohten ihn sogar mit dem Tod. Besonders erschütternd war die Erfahrung auf dem örtlichen Weinfest, als ein Mann ihn mit den Worten ansprach: "Na, für solche wie dich heißt es auch bald: Ab in den Zug nach Krakau!" – eine unmissverständliche Anspielung auf die NS-Deportationen ins Konzentrationslager Auschwitz.

Trotz dieser traumatischen Erfahrungen bleibt Hartphiel seiner inklusiven Haltung treu. Gegenüber der Märkischen Oderzeitung betonte er nach seinem Wahlsieg: "Menschen, die die AfD gewählt haben, werden dafür ihre Gründe haben. Die muss ich akzeptieren und werde den Auftrag, den man als Bürgermeister hat, ernst nehmen, dass man für alle Bürger da ist. Deshalb steht meine Tür für jeden Menschen offen, egal, wen er jetzt gewählt hat."

Parallelen in ganz Deutschland

Hartphiels Wahlsieg in Templin ist Teil eines größeren Bildes. In mehreren deutschen Kommunen haben sich in den vergangenen Jahren offen queere Kandidat:innen gegen rechtspopulistische Gegner:innen durchgesetzt. So wurde beispielsweise in Hannover mit Belit Onay 2019 erstmals ein offen homosexueller Politiker türkischer Herkunft zum Oberbürgermeister einer Landeshauptstadt gewählt. Auch Thomas Eiskirch, der offen schwule Oberbürgermeister von Bochum, oder Sven Lehmann, der erste Queer-Beauftragte der Bundesregierung, zeigen, dass LGBTQ+-Politiker:innen zunehmend in Ämter gewählt werden.

Die steigende Zahl queerfeindlicher Straftaten in vielen Bundesländern – nicht nur in Brandenburg – macht jedoch deutlich, dass der Kampf für Akzeptanz noch lange nicht gewonnen ist. Gerade in ländlichen Regionen, wo queere Strukturen oft weniger sichtbar sind, braucht es Vorbilder wie Christian Hartphiel, die Mut machen und zeigen: Vielfalt ist auch abseits der Großstädte möglich und kann sogar an der Wahlurne überzeugen.

Blick nach vorne

Mit seinem klaren Bekenntnis "Templin wird weiterhin eine gastfreundliche, weltoffene und tolerante Kurstadt bleiben!" hat Christian Hartphiel nach seinem Wahlsieg ein Versprechen abgegeben, an dem er sich messen lassen muss. Als Kreistagsabgeordneter in seiner dritten Wahlperiode und Fraktionsvorsitzender im Kreistag bringt er bereits umfangreiche politische Erfahrung mit.

Die Herausforderung wird nun sein, in einer gespaltenen Stadtgesellschaft – immerhin stimmten 46,2 Prozent für seinen AfD-Gegenkandidaten – Brücken zu bauen und gleichzeitig seinen Werten treu zu bleiben. Mit seiner Doppelrolle als Bürgermeister für alle Bürger:innen und gleichzeitig Vertreter der LGBTQ+ Community wird Hartphiel zu einem wichtigen Symbol dafür, dass demokratische Werte und queere Sichtbarkeit auch in strukturschwachen Regionen eine Zukunft haben können.


Britische Abgeordnete bekämpfen "zutiefst beunruhigende" Änderungen am Datengesetz, die Trans-Personen zwangsouten könnten

Eine parteiübergreifende Gruppe britischer Abgeordneter hat sich gegen vorgeschlagene Änderungen am britischen Datengesetz (Data Use and Access Bill) ausgesprochen, die zu einem Zwangsouting von Transgender-Personen führen könnten. Die Entwicklung zeigt einen deutlichen Kontrast zur rechtlichen Situation in Deutschland, wo kürzlich das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft getreten ist. Die ursprüngliche Meldung wurde von PinkNews veröffentlicht.

Was bedeuten die Gesetzesänderungen im Vereinigten Königreich?

Die vom konservativen Abgeordneten Ben Spencer vorgeschlagenen Änderungen würden öffentliche Behörden zwingen, Daten ausschließlich auf Grundlage des "Geburtsgeschlechts" zu erfassen – unabhängig davon, ob eine Person bereits rechtlich ihr Geschlecht durch ein Gender Recognition Certificate (GRC) hat ändern lassen. Dies würde bedeuten, dass Institutionen wie der Nationale Gesundheitsdienst NHS und die Führerscheinbehörde DVLA gezwungen wären, ihre Aufzeichnungen zu ändern und dabei die aktuell rechtlich anerkannte Geschlechtsidentität der Betroffenen zu ignorieren.

Die Folgen könnten gravierend sein: Jede trans Person in öffentlichen Registern könnte zwangsgeoutet werden, während gleichzeitig wichtige persönliche Daten gelöscht oder als "ungenau" eingestuft werden könnten. Dies könnte zu erheblichen gesundheitlichen und rechtlichen Problemen führen, etwa wenn lebenswichtige geschlechtsspezifische Vorsorgeuntersuchungen verweigert werden.

Scharfe Kritik von Abgeordneten

Vor der für Mittwoch (7. Mai) angesetzten Abstimmung haben Abgeordnete der Grünen und der Labour-Partei die vorgeschlagenen Änderungen verurteilt. Labour-Hinterbänkler Clive Lewis erklärte gegenüber der HuffPost UK, dass die Idee einen gefährlichen Präzedenzfall für die Datenerfassung im Vereinigten Königreich darstelle: "Wenn der Staat Ihre rechtliche Identität außer Kraft setzen, Sie als etwas registrieren kann, was Sie nicht sind, und das über jedes öffentliche System teilen kann, dann sind die Rechte niemandes sicher."

Siân Berry, Abgeordnete der Grünen, bezeichnete die Änderungsanträge als "zutiefst beunruhigend" und betonte, dass die Daten von Transgender-Personen von "denjenigen, die die Macht haben, neue Gesetze zu erlassen" geschützt werden müssten. Die Änderungen wären "eine grobe Verletzung des Rechts von Trans-Personen auf Privatsphäre" und würden "das Risiko eines massenhaften Outings von Trans-Personen im gesamten Vereinigten Königreich" mit sich bringen.

Kontrast zu deutschen Entwicklungen

Die vorgeschlagenen Änderungen im Vereinigten Königreich stehen in starkem Kontrast zur Entwicklung in Deutschland, wo am 1. November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft getreten ist. Dieses Gesetz erleichtert es Transgender-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft oder gewöhnlichem Aufenthalt in Deutschland, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen im Standesamt zu ändern.

Das deutsche Gesetz stellt eine progressive Alternative zum britischen Ansatz dar, indem es Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt. Menschen ab 14 Jahren können selbst eine Erklärung zur Änderung ihres Geschlechtseintrags abgeben, wobei Minderjährige die Zustimmung ihrer Erziehungsberechtigten benötigen.

Unterschiedliche Richtungen in der Transgender-Politik

Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Schritt in Richtung größerer Freiheit und Selbstbestimmung für trans Personen macht, zeigen die britischen Gesetzesvorschläge eine gegenläufige Tendenz. Diese gegensätzlichen Entwicklungen spiegeln die unterschiedlichen politischen Strömungen in Europa wider, wenn es um die Rechte von Transgender-Personen geht.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) haben das Selbstbestimmungsgesetz als wichtigen Fortschritt begrüßt, betonen jedoch, dass weitere Schritte notwendig sind, um die volle Gleichstellung zu erreichen.

In Deutschland beobachten Menschenrechtsorganisationen und LGBTQ+-Verbände die Entwicklungen im Vereinigten Königreich mit Sorge. Sie befürchten, dass restriktive Politiken auch in anderen Ländern Nachahmer finden könnten und setzen sich für einen europaweiten Schutz der Rechte von Transgender-Personen ein.

Ausblick

Angesichts der Labour-Mehrheit im britischen Unterhaus ist es unwahrscheinlich, dass die umstrittenen Änderungsanträge angenommen werden. Dennoch zeigt die Debatte, wie verletzlich die Rechte von Transgender-Personen sein können und wie wichtig es ist, wachsam zu bleiben.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bietet diese Entwicklung Anlass, die Fortschritte im eigenen Land wertzuschätzen und gleichzeitig die internationale Solidarität mit Transgender-Personen in Ländern zu stärken, in denen ihre Rechte bedroht sind.


Positive Überraschung: Neue Bundesregierung behält Amt des Queerbeauftragten bei

Die neue Bundesregierung unter Führung von Friedrich Merz hält offenbar am Amt des Queerbeauftragten fest, wie queer.de berichtet. In einer umfassenden Streichliste, über die unter anderem der "Focus" berichtet, sollen 25 Beauftragte, Sonderbeauftragte und Koordinator*innen in der neuen Regierung wegfallen - jedoch nicht die Position des Beauftragten für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.

Queerbeauftragter bleibt - trotz Rotstift bei Regierungsposten

Das 2022 von der Ampel-Regierung geschaffene Amt bleibt demnach erhalten, während insgesamt 13 Posten ersatzlos gestrichen werden sollen. Zu den wegfallenden Positionen gehören unter anderem die Botschafterin für feministische Außenpolitik, der Beauftragte zur Planung der sogenannten Zeitenwende oder der Radverkehrsbeauftragte. Weitere zwölf Posten sollen abgeschafft, aber von den Ministerien weitergeführt werden - darunter ironischerweise der Koordinator für Bürokratieabbau.

Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD die "Halbierung der Beauftragten des Bundes" beschlossen. Von den derzeit mehr als 60 Beauftragtenposten sollen demnach 25 gestrichen werden. Dass der Queerbeauftragte nicht auf der Streichliste steht, kann als positive Überraschung gewertet werden, da die CDU/CSU in der Vergangenheit queerpolitischen Themen oft kritisch gegenüberstand.

Sven Lehmann und sein Engagement für LGBTIQ*-Rechte

Anfang 2022 wurde der Grünenpolitiker Sven Lehmann zum ersten Queerbeauftragten der Bundesregierung ernannt. In seiner Rolle setzte er sich engagiert für die Rechte und den Schutz von LGBTIQ*-Personen ein. Er war maßgeblich an der Umsetzung des Bundesaktionsplans "Queer leben" beteiligt, der darauf abzielt, Queerfeindlichkeit zu bekämpfen und die Lebensrealität von queeren Menschen zu verbessern.

In den letzten Monaten äußerte sich Lehmann wiederholt kritisch zur queerpolitischen Ausrichtung der designierten Bundesregierung unter Friedrich Merz. Er warnte vor möglichen Rückschritten und bezeichnete Äußerungen einiger CDU-Politiker zu LGBTIQ*-Themen als "billigen Populismus" auf dem Rücken von transgeschlechtlichen Menschen.

Unsichere Zukunft für das Selbstbestimmungsgesetz?

Obwohl das Amt des Queerbeauftragten erhalten bleibt, herrscht Unsicherheit über die Zukunft wichtiger queerpolitischer Errungenschaften. Besonders das am 1. November 2024 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz ist umstritten. Friedrich Merz hat sich in der Vergangenheit kritisch zu diesem Gesetz geäußert und angedeutet, dass er es in seiner jetzigen Form nicht für haltbar hält.

Das Selbstbestimmungsgesetz ermöglicht es trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern - ohne das zuvor notwendige langwierige gerichtliche Verfahren mit Sachverständigengutachten.

Karin Prien als künftige Familienministerin

Der Posten des Queerbeauftragten ist im Bundesfamilienministerium angesiedelt, dass künftig von der schleswig-holsteinischen CDU-Politikerin Karin Prien geleitet werden soll. Prien gilt innerhalb der CDU als vergleichsweise moderat, hat sich jedoch bislang nicht ausführlich zu queerpolitischen Themen positioniert.

In Fachkreisen wird mit Spannung erwartet, wer künftig das Amt des Queerbeauftragten übernehmen wird. Bislang ist völlig unklar, welche Person die neue Regierung für diese Position nominieren wird und wie engagiert der Einsatz für LGBTIQ*-Rechte ausfallen wird.

Zunehmende Queerfeindlichkeit als Herausforderung

Die Beibehaltung des Amtes des Queerbeauftragten ist vor dem Hintergrund zunehmender Queerfeindlichkeit in Deutschland besonders bedeutsam. Statistiken zeigen, dass die Zahl queerfeindlicher Übergriffe in den letzten Jahren gestiegen ist. Rechtsextreme Gruppen agitieren immer offener gegen LGBTIQ*-Personen, und täglich werden mehrere queerfeindliche Angriffe registriert.

Vor diesem Hintergrund ist ein starkes politisches Engagement für die Rechte und den Schutz von queeren Menschen essenziell. Der Queerbeauftragte kann hier eine wichtige Rolle spielen, um die Sichtbarkeit der Themen zu erhöhen und politische Maßnahmen zum Schutz der Community zu koordinieren.

Ausblick: Was bedeutet dies für die deutsche LGBTIQ*-Community?

Für die LGBTIQ*-Community in Deutschland sendet die Beibehaltung des Amtes des Queerbeauftragten ein positives Signal. Es zeigt, dass die neue Regierung - trotz der konservativeren Ausrichtung - die Bedeutung von LGBTIQ*-Themen anerkennt und ihnen einen festen Platz in der Regierungsarbeit einräumt.

Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die Queerpolitik der neuen Bundesregierung konkret gestalten wird. Schlüsselfragen sind, ob der Bundesaktionsplan "Queer leben" mit ausreichenden Mitteln fortgeführt wird, wie die neue Regierung zum Selbstbestimmungsgesetz steht und welche weiteren Maßnahmen zum Schutz vor Diskriminierung und Gewalt umgesetzt werden.

Die LGBTIQ*-Community und Verbände wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) werden die Entwicklungen genau beobachten und sich weiterhin für die Gleichstellung und den Schutz von queeren Menschen einsetzen.


Furry in Adelaide attackiert: Diskriminierung und Gewalt gegen Subkulturen auch in Deutschland ein Problem

Ein Mann in einem Furry-Kostüm wurde in der australischen Stadt Adelaide ohne Grund attackiert und als "Pädophiler" beschimpft. Der Vorfall, über den PinkNews berichtet, wirft ein Schlaglicht auf die Diskriminierung, mit der sich Angehörige dieser Subkultur weltweit – auch in Deutschland – konfrontiert sehen.

Der Vorfall in Adelaide

Der 21-jährige Dennis Gunn stand am 3. Mai in einem Furry-Kostüm – einer anthropomorphen Tierfigur – in der Rundle Mall in Adelaide. Er hielt ein Schild mit der Aufschrift "Vote 1 Furry Party", um im Rahmen der australischen Bundeswahlen für seine Interessen zu werben. Plötzlich wurde er von drei Männern angegriffen, die ihn mit Tritten und Schlägen attackierten und als "Pädophilen" beschimpften.

Gegenüber dem Sender 7News erklärte Gunn nach dem Angriff: "Wir waren einfach nur da, haben in Kostümen performt, mit der Öffentlichkeit interagiert und Fotos mit Menschen gemacht. Wir wollten nur Positivität verbreiten." Die südaustralische Polizei bestätigte, dass der Vorfall untersucht wird.

Die Situation in Deutschland

Auch in Deutschland sind Furries – Menschen, die sich mit anthropomorphen Tierfiguren identifizieren und teilweise in aufwendigen Ganzkörperkostümen (Fursuits) auftreten – mit ähnlichen Vorurteilen konfrontiert. Die Initiative "Furries sind bunt!" setzt sich aktiv gegen Diskriminierung und Queerfeindlichkeit innerhalb und außerhalb der deutschen Furry-Community ein.

Aus Eilenburg wurde im Juli 2024 berichtet, dass Furries regelmäßig von Jugendlichen beschimpft werden. Sowohl in sozialen Medien als auch im realen Leben sind sie vielfach mit falschen Unterstellungen und Hetze konfrontiert. Ein verbreitetes Vorurteil ist, dass Furries eine sexuelle Vorliebe für Tiere hätten – eine unbegründete Behauptung, die jedoch häufig zu Anfeindungen führt.

Kultur der Diskriminierung

Der Vorfall in Adelaide zeigt ein bekanntes Muster: Wie bei anderen Minderheiten und Subkulturen werden Furries oft zum Ziel von Hasskommentaren und sogar körperlichen Angriffen. In konservativen Kreisen werden sie, ähnlich wie LGBTQ+-Personen, für Kulturkämpfe instrumentalisiert. So wurde beispielsweise in den USA 2022 ein republikanischer Abgeordneter in die Schlagzeilen gerückt, nachdem er fälschlicherweise behauptet hatte, Schulen würden Katzenklos für Schüler aufstellen, die sich als Furries identifizieren.

In Deutschland gibt es seit den 1990er Jahren eine aktive Furry-Community. Mit der Eurofurence, die jährlich in Berlin stattfindet, beherbergt Deutschland sogar eine der größten Furry-Conventions Europas, die tausende Teilnehmer anzieht.

Sicherer Raum und Gemeinschaft

Für viele Furries bietet die Gemeinschaft einen sicheren Raum, um ihre Identität auszudrücken und soziale Kontakte zu knüpfen. Eine Studie von Furscience aus dem Jahr 2020 zeigt, dass ein großer Teil der Furry-Community sich als LGBTQ+ identifiziert und die Subkultur als Möglichkeit sieht, Akzeptanz zu finden.

Rechtlich gesehen ist es in Deutschland selbstverständlich legal, ein Furry zu sein. Probleme können jedoch in bestimmten öffentlichen Situationen auftreten, etwa beim Betreten einer Bank mit Maske, wo die Identifikation wichtig ist.

Aufklärung tut not

Fälle wie der in Adelaide unterstreichen die Notwendigkeit, Vorurteile abzubauen und über Subkulturen aufzuklären. Während in den sozialen Medien oft negative Bilder verbreitet werden, bemühen sich zahlreiche Furries um Öffentlichkeitsarbeit. Das Format "reporter" des MDR hat 2022 beispielsweise eine Reportage veröffentlicht, die Einblicke in die deutsche Furry-Kultur gibt und mit Mythen aufräumt.

Die südaustralische Polizei bittet Zeugen des Vorfalls in Adelaide, sich zu melden, um bei der Aufklärung zu helfen. Dennis Gunn wurde von Sanitätern untersucht, benötigte jedoch keine medizinische Behandlung.


Kontroverse um "The Telegraph"-Billboard: Transphobie auf dem Prüfstand und Parallelen zur deutschen Debatte

Die britische Zeitung "The Telegraph" steht aktuell in der Kritik wegen einer kontroversen Plakatwerbung, die von Aktivisten als transfeindlich bezeichnet wird, wie PinkNews berichtet. Das Billboard, das in mehreren Orten Großbritanniens, unter anderem in Worthing, West Sussex, aufgestellt wurde, zeigt die provokante Frage: "Sollten als Männer geborene Athleten sich in den Frauensport drängen?" Die Wortwahl "muscling in" (sich eindrängen) wird dabei besonders kritisiert.

Die Kontroverse im Detail

Das Trans Advocacy and Complaints Collective (TACC) hat bei der britischen Werbeaufsichtsbehörde ASA Beschwerde eingereicht. Sie bezeichnen die Plakatwerbung als "gezielte, feindselige Botschaft" gegenüber der Trans-Community. Die Organisation argumentiert, dass die Formulierung "muscling in" bewusst gewählt wurde, um trans Frauen als "aggressive Eindringlinge" darzustellen - eine Rhetorik, die historisch genutzt wurde, um Ausgrenzung, Gewalt und moralische Panik zu rechtfertigen.

The Telegraph ist in Großbritannien bekannt für seine zunehmend kritische Berichterstattung über Trans-Themen. Eine Studie aus dem Jahr 2023 ergab, dass die Zeitung allein im Januar 2023 in ihren gedruckten Ausgaben 75 Artikel veröffentlichte, die sich auf Trans-Personen bezogen - verglichen mit nur 12 im Vorjahr. Von diesen 75 Artikeln wurden 73 als negativ eingestuft.

Die deutsche Transgender-Debatte im Sport

Auch in Deutschland ist die Teilnahme von trans Athlet*innen im Sport ein viel diskutiertes Thema, das durch das im November 2024 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz neue Aktualität gewonnen hat. Das Gesetz erleichtert die Änderung des Geschlechtseintrags für trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen, wirft aber gleichzeitig Fragen für den nach Geschlechtern getrennten Sportbereich auf.

Während sich die Debatte in Deutschland oft sachlicher gestaltet als in Großbritannien, ist auch hier die Balance zwischen Inklusion und fairem Wettbewerb Gegenstand kontroverser Diskussionen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Rahmenrichtlinien veröffentlicht, die Fairness, Menschenrechte und Diversität berücksichtigen sollen, überlässt die konkreten Entscheidungen aber den internationalen Sportverbänden.

Mediale Verantwortung und öffentlicher Diskurs

Die Kontroverse um die Telegraph-Werbung wirft wichtige Fragen zur medialen Verantwortung im öffentlichen Diskurs auf. In Deutschland bemühen sich LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) um eine differenzierte und respektvolle Debatte zu Transgender-Themen, die wissenschaftliche Erkenntnisse einbezieht.

Die Telegraph-Werbung nutzt den Slogan "We speak your mind" (Wir sprechen aus, was du denkst), was laut TACC irreführend sei, da es eine einseitige, feindselige Ansicht als gesellschaftlichen Konsens darstelle. In Deutschland gibt es ähnliche Diskussionen über die Verantwortung von Medien bei der Darstellung von Minderheiten.

Wissenschaftliche Perspektiven

Die Debatte um trans Athlet*innen ist komplex und sollte nicht auf vereinfachende Schlagzeilen reduziert werden. Zahlreiche wissenschaftliche Studien befassen sich mit den physiologischen Veränderungen durch Hormontherapien und deren Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit. In Deutschland ist eine geschlechtsangleichende Hormontherapie mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten in der Regel ab etwa 16 Jahren möglich.

Während einige Sportverbände, wie etwa der Schach-Weltverband FIDE, trans Frauen von internationalen Frauenwettbewerben ausgeschlossen haben, setzen andere auf differenzierte Regelungen, die Hormonwerte und Transitionszeiträume berücksichtigen.

Fazit: Dialog statt Spaltung

Die Kontroverse um das Telegraph-Billboard zeigt, wie wichtig ein respektvoller und differenzierter Umgang mit Trans-Themen in der Öffentlichkeit ist. In Deutschland hat die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes die Chance eröffnet, die Debatte über die Teilhabe von trans Personen in allen Lebensbereichen, einschließlich des Sports, konstruktiv zu führen.

Statt polarisierender Schlagzeilen und suggestiver Fragen braucht es einen Dialog, der sowohl die Rechte und Würde von trans Personen als auch sportethische Fragen berücksichtigt. Die britische Kontroverse kann dabei als Mahnung dienen, wie schnell mediale Darstellungen zur Stigmatisierung einer ohnehin vulnerablen Gruppe beitragen können.


Alarmierende Gewalt in Leverkusen: Schwules Paar brutal angegriffen - Teil einer besorgniserregenden Entwicklung in Deutschland

In Leverkusen-Opladen kam es am frühen Sonntagmorgen zu einem brutalen homophoben Angriff auf zwei 23 und 25 Jahre alte Männer, wie die Kölner Polizei am Montag meldete. Dieser Vorfall reiht sich in eine zunehmende Zahl queerfeindlicher Gewalttaten in Deutschland ein, die immer mehr Besorgnis auslösen. Die Tat, die auf der Webseite von queer.de detailliert berichtet wurde, ereignete sich gegen 6:25 Uhr in der Fußgängerzone der Kölner Straße.

Der Übergriff in Leverkusen

Nach Polizeiangaben wurde das schwule Paar zunächst von einer sechsköpfigen Männergruppe verbal beleidigt. Anschließend gingen zwei Männer aus der Gruppe mit Faustschlägen ins Gesicht und Tritten gegen den Körper auf die beiden jungen Männer los. Die Opfer erlitten Gesichtsverletzungen und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Tätergruppe flüchtete in Richtung Bahnhof Leverkusen-Opladen.

Die Polizei Köln hat inzwischen Personenbeschreibungen der beiden Haupttäter veröffentlicht und bittet Zeugen um Hinweise. Die Ermittlungen werden vom polizeilichen Staatsschutz geführt, was darauf hindeutet, dass die Behörden von einem politisch motivierten Hassverbrechen ausgehen.

Alarmierende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland

Der Vorfall in Leverkusen ist kein Einzelfall. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) und des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) hat sich die Zahl queerfeindlicher Straftaten in Deutschland in den letzten Jahren dramatisch erhöht. Im Jahr 2023 wurden 1.785 Fälle von Hasskriminalität gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Besonders erschreckend: Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich seit 2010 nahezu verzehnfacht, wie ZDFheute berichtet. Zu den häufigsten Delikten zählen Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen.

Dunkelziffer vermutlich weit höher

Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. "Viele Betroffene zeigen erlebte Übergriffe nicht an – aus Scham, aus Angst vor einem unfreundlichen Empfang bei der Polizei oder weil sie befürchten, dass ihre sexuelle Identität dadurch ungewollt öffentlich wird", erklärt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) auf seiner Webseite.

Der LSVD führt eine Chronik von Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen, die die tagtäglichen Anfeindungen, Bedrohungen und Angriffe dokumentiert. Die Organisation fordert eine Verbesserung des Rechtsschutzes für queere Menschen und die Einsetzung einer unabhängigen Expert*innen-Kommission, die eine systematische Bestandsaufnahme aller Erscheinungsformen von LSBTIQ*-Feindlichkeit erarbeitet.

Gesellschaftliche Ursachen

Die Täter homophober Gewalt sind oft Vertreter der Heteronormativität, des Heterosexismus oder eines religiösen Fundamentalismus, die eine davon abweichende sexuelle Orientierung und/oder eine nichtbinäre Geschlechtsidentität ablehnen. Experten sehen einen Zusammenhang zwischen zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und dem Anstieg queerfeindlicher Straftaten.

"In Zeiten gesellschaftlicher Krisen und politischer Polarisierung werden oft Minderheiten zu Sündenböcken gemacht", erklärt die Sozialwissenschaftlerin Dr. Maria Schmidt, die zu Hassverbrechen forscht. "Die zunehmende Sichtbarkeit queerer Menschen in der Gesellschaft führt einerseits zu mehr Akzeptanz, provoziert andererseits aber auch Gegenreaktionen bei denjenigen, die sich von gesellschaftlichen Veränderungen bedroht fühlen."

Was tun bei queerfeindlichen Übergriffen?

Die Polizei und Beratungsstellen für LSBTIQ*-Personen empfehlen, jeden Übergriff anzuzeigen. In vielen deutschen Städten gibt es inzwischen spezielle Ansprechpersonen für queere Menschen bei der Polizei. Zudem bieten Organisationen wie der LSVD Beratung und Unterstützung für Betroffene an.

Der Vorfall in Leverkusen zeigt einmal mehr, dass der Kampf gegen Queerfeindlichkeit trotz aller rechtlichen und gesellschaftlichen Fortschritte der letzten Jahrzehnte noch lange nicht gewonnen ist. Er mahnt uns, wachsam zu bleiben und gemeinsam für eine Gesellschaft einzutreten, in der alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität frei und sicher leben können.


Maine gewinnt gegen Trump: Gouverneurin schützt Rechte von Transgender-Athleten – Was Deutschland daraus lernen kann

In einem bemerkenswerten Rechtsstreit hat die US-amerikanische Bundesstaatin Maine unter Führung der demokratischen Gouverneurin Janet Mills einen wichtigen Sieg für die Rechte von Transgender-Athleten errungen. Wie PinkNews berichtet, konnte Mills erfolgreich gegen Trumps Exekutivanordnung vorgehen, die Transgender-Athletinnen von Frauensportwettbewerben ausschließen sollte.

Der Konflikt begann im Februar, als Trump bei einem Treffen im Weißen Haus drohte, Maine Bundesgelder zu entziehen, nachdem Mills signalisiert hatte, sie würde seiner Exekutivanordnung mit dem Titel "Männer aus dem Frauensport heraushalten" nicht nachkommen. Diese Anordnung sah vor, Bildungseinrichtungen die finanzielle Unterstützung zu entziehen, wenn sie Transgender-Frauen die Teilnahme an Frauensportwettbewerben erlauben.

Ein Triumph für Menschenrechte und staatliche Autonomie

"Es ist gut, einen solchen Sieg zu spüren. Wir haben ihn vor Gericht gebracht und gewonnen", erklärte Mills nach dem Urteil. Die Trump-Administration muss nun die eingefrorenen Mittel für Maines Kinderernährungsprogramme freigeben und hat zugesagt, nicht weiter in den Zugang des Bundesstaates zu Mitteln des Landwirtschaftsministeriums einzugreifen.

Mills bezeichnete die Drohung, kritische Finanzmittel für Schulernährungsprogramme zu blockieren, als "eklatant illegal". Ihr Einsatz für die Rechte von Transgender-Personen hatte dazu geführt, dass Trump ihre Karriere bedrohte – eine Einschüchterungstaktik, die nun durch das Gericht gestoppt wurde.

Die Situation in Deutschland: Ein anderer Ansatz

Während in den USA solche Konflikte oft auf juristischer Ebene ausgetragen werden, verfolgt Deutschland einen differenzierteren Ansatz bei der Inklusion von Transgender-Athleten im Sport. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) orientiert sich an den Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die keine geschlechtsangleichenden Operationen vorschreiben, sondern hauptsächlich auf den Testosteronwert der Athleten abstellen.

Transgender-Frauen müssen in Deutschland ihren Testosteronwert für mindestens zwölf Monate unter 10 nmol/L halten, um an Wettbewerben teilnehmen zu dürfen. Diese Regelung wird zwar von einigen als diskriminierend kritisiert, aber vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) als notwendig erachtet, um Chancengleichheit im Frauensport zu gewährleisten.

Mit dem seit 1. November 2023 geltenden Selbstbestimmungsgesetz hat Deutschland einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Rechte von Transgender-Personen gemacht. Die Änderung des Geschlechtseintrags kann nun durch eine einfache Erklärung gegenüber dem Standesamt vorgenommen werden, was auch Auswirkungen auf die Sportpraxis haben könnte.

Vorbildliche Initiativen auf lokaler Ebene

In Deutschland gibt es bereits mehrere positive Beispiele für die Inklusion von Transgender-Athleten. So hat der Berliner Fußball-Verband 2020 eine wegweisende Regelung eingeführt, nach der Trans- und Intergeschlechtliche Menschen in den Teams ihrer Wahl spielen dürfen. Dieses "Berliner Modell" wurde inzwischen von mehreren Landesverbänden übernommen.

Auch der Deutsche Hockey-Bund (DHB) hat eine Richtlinie zur Vergabe des Spielrechts für Trans*- und Inter*-Menschen in seiner Spielordnung verankert. Diese fortschrittlichen Ansätze zeigen, dass Deutschland in manchen Bereichen bereits inklusivere Wege geht als die von Trumps Politik beeinflussten US-amerikanischen Sportverbände.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat gemeinsam mit dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) das Projekt "Team out and proud" ins Leben gerufen, um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußball zu fördern. Zudem unterstreicht der DOSB durch die Mitveranstaltung der BundesNetzwerktagung des queeren Sports (BuNT) die Bedeutung von LGBTIQ*-Themen im deutschen Sport.

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz der positiven Entwicklungen stehen Transgender-Athleten in Deutschland weiterhin vor Herausforderungen. Die Überprüfung und eventuelle Anpassung des Wettkampfsystems stellt eine große Aufgabe dar, da traditionelle Strukturen im Leistungsport und den Fachverbänden tief verwurzelt sind.

Transgender-Frauen stoßen auch in Deutschland oft auf Widerstand und Vorurteile. Trotz bestehender Regelungen ist es für Trans*- und Intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen oft schwierig, ihre sportlichen Aktivitäten im Verein fortzusetzen.

Der Fall aus Maine könnte auch für Deutschland ein wichtiges Signal sein: Diskriminierende Maßnahmen gegen Transgender-Athleten sind nicht nur ethisch problematisch, sondern können auch rechtlich anfechtbar sein. Das Urteil zeigt, dass der Schutz der Rechte von Transgender-Personen auch im Sportkontext von entscheidender Bedeutung ist.

Fazit: Ein gemeinsamer Weg nach vorn

Der Sieg von Janet Mills gegen die Trump-Administration verdeutlicht die Bedeutung des rechtlichen Schutzes für Transgender-Athleten. In Deutschland gibt es bereits vielversprechende Ansätze zur Inklusion, aber auch hier besteht weiterhin Handlungsbedarf.

Die "Bremer Erklärung" der Sportministerkonferenz hat beschlossen, dass der Sport in Deutschland inklusiv sein soll und die Teilhabe aller Menschen am aktiven Sport und sportlichen Veranstaltungen gewährleisten soll. Um dieses Ziel zu erreichen, sind jedoch weitere Anstrengungen erforderlich.

Der Fall aus Maine zeigt, dass politischer Wille und juristisches Engagement erforderlich sind, um die Rechte von Transgender-Athleten zu schützen. Deutschland könnte von diesem Beispiel lernen und seine eigenen Bemühungen zur Förderung eines inklusiven Sports verstärken, der die Rechte und Würde aller Menschen respektiert – unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.


"Ich werde Transmenschen bis zum Ende schützen" - Chefin britischer Supermarktkette Co-op setzt starkes Zeichen für Trans-Inklusion

Die Geschäftsführerin der britischen Supermarktkette Co-op, Shirine Khoury-Haq, hat ihre Unterstützung für Transmenschen bekräftigt und versprochen, sie "bis zum Ende zu schützen". Wie PinkNews berichtet, reagierte sie damit auf eine jüngste Entscheidung des obersten britischen Gerichts, die für Unruhe in der LGBTQ+-Gemeinschaft Großbritanniens sorgt.

Klare Haltung trotz zunehmender Transphobie in Großbritannien

In einem Schreiben an die rund 54.000 Mitarbeitenden, von denen etwa 1.000 als trans oder nicht-binär identifiziert sind, betonte Khoury-Haq: "Es gibt hochtalentierte Menschen, die, wenn sie sich geliebt fühlen, wenn sie sich wertgeschätzt fühlen, wenn sie ihr ganzes Selbst zur Arbeit bringen können, einen immensen Beitrag leisten."

Die Geschäftsführerin der Genossenschaft, die über 4.000 Lebensmittelgeschäfte in Großbritannien betreibt, reagierte damit auf eine kontroverse Entscheidung des britischen Supreme Court vom 16. April. Das Gericht hatte die Definition von "Frau" und "Geschlecht" im Gleichstellungsgesetz von 2010 als ausschließlich auf "biologische Frauen" und "biologisches Geschlecht" bezogen ausgelegt. Premierminister Keir Starmer erklärte daraufhin, er glaube nicht mehr, dass "Transfrauen Frauen sind".

Besonders besorgniserregend: Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) veröffentlichte im Anschluss eine Richtlinie, die Arbeitgebern nahelegt, Transmenschen den Zugang zu geschlechtsspezifischen Einrichtungen wie Toiletten und Umkleidekabinen zu verweigern. Während diese Richtlinie nicht rechtsverbindlich ist, könnte sie als Rechtfertigung für diskriminierende Maßnahmen dienen.

Deutsche Unternehmen: Vorbilder für Trans-Inklusion?

In Deutschland ist die rechtliche Lage für transgeschlechtliche Arbeitnehmende besser abgesichert. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet ausdrücklich die Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität und verpflichtet Unternehmen, Transmitarbeitende nicht nur formal zu schützen, sondern auch aktiv zu fördern.

Viele deutsche Großunternehmen haben in den letzten Jahren umfassende Diversity-Programme eingerichtet, die auch transgeschlechtliche Mitarbeitende einschließen. Sie unterstützen aktiv die Rechte und das Wohlbefinden von LGBTQ+-Personen am Arbeitsplatz durch Spendenaktionen, umfassende Sozialleistungen und die Schaffung sicherer Räume.

So haben einige Unternehmen LGBTQ+ Mitarbeitenden-Netzwerke etabliert, die Veranstaltungen organisieren und bei strategischen Initiativen zur LGBTQ+-Inklusion mitwirken. Zu den konkreten Maßnahmen gehören die Teilnahme an Pride-Paraden und die Unterstützung der UN-Standards gegen die Diskriminierung von LGBTQ+-Personen.

Anhaltende Herausforderungen für Transmenschen im Berufsleben

Trotz dieser positiven Entwicklungen in Deutschland sind Transmenschen im Berufsleben nach wie vor mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti e.V.) erleben viele Transmitarbeitende Diskriminierung bei der Jobsuche sowie Mikroaggressionen und offene Diskriminierung am Arbeitsplatz.

Der Transitionsprozess im Arbeitsverhältnis kann besonders belastend sein, wenn Unternehmen keine klaren Unterstützungsmaßnahmen anbieten. Viele transgeschlechtliche Menschen leben in ständiger Angst vor einem unfreiwilligen Outing, was zu erheblichen psychischen Belastungen führen kann.

Best Practices für Trans-Inklusion am Arbeitsplatz

Experten empfehlen Unternehmen eine Reihe von Maßnahmen, um einen inklusiven Arbeitsplatz für Transmenschen zu schaffen:

  • Inklusive Personalpolitik, die Geschlechtsvielfalt respektiert und schützt
  • Verwendung geschlechtsneutraler Sprache in der Unternehmenskommunikation
  • Konkrete Unterstützung bei der Transition, einschließlich flexibler Arbeitsregelungen
  • Bereitstellung geschlechtsneutraler Sanitäranlagen
  • Schulungen zum Thema Geschlechtsidentität für alle Mitarbeitenden
  • Klare Richtlinien gegen Diskriminierung mit konsequenter Umsetzung

Die klare Haltung der Co-op-Chefin Khoury-Haq könnte auch deutschen Unternehmen als Vorbild dienen. "Wenn das 'woke' ist, dann ist mir das recht", betonte sie. "Auf persönlicher Ebene muss ich mich um meine Trans-Kollegen kümmern. Das werde ich immer tun, und solange ich da bin, werden sie geschützt sein. Ich werde diese Menschen bis zum Ende schützen."

In einer Zeit, in der die Rechte von Transmenschen in vielen Ländern unter Druck geraten, sind solche klaren Bekenntnisse von Wirtschaftsführern besonders wichtig. Sie zeigen, dass Inklusion nicht nur ein gesellschaftliches Anliegen ist, sondern auch wirtschaftlichen Wert schafft, indem Unternehmen das volle Potenzial aller Mitarbeitenden nutzen können.


Homophobes Cybermobbing bestraft: Französisches Gericht verhängt Bewährungsstrafen nach Anfeindungen gegen Thomas Jolly

Ein französisches Gericht hat ein wichtiges Zeichen gegen Hassrede im Internet gesetzt: Sieben Personen wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt, nachdem sie den künstlerischen Direktor der Pariser Olympia-Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, online massiv angefeindet hatten. Die ursprüngliche Nachricht wurde von queer.de berichtet.

Die Verurteilungen im Detail

Die Angeklagten im Alter zwischen 22 und 79 Jahren wurden wegen Cybermobbings und schwerer Beleidigung schuldig gesprochen. Drei von ihnen erhielten Geldstrafen auf Bewährung zwischen 2.000 und 3.000 Euro, während vier weitere zu Haftstrafen zwischen zwei und vier Monaten auf Bewährung verurteilt wurden. Besonders schwerwiegend: Einer der Täter hatte sogar Todesdrohungen gegen den offen schwulen Künstler ausgesprochen.

Die Staatsanwältin betonte während des Verfahrens, dass den Angeklagten ein Gefühl der Straffreiheit vorgeworfen werden müsse. "Dabei wissen wir, dass solche Äußerungen andere zu Taten aufhetzen können", wurde sie zitiert – ein wichtiger Hinweis auf die gesellschaftlichen Folgen von Hassrede.

Kunst als Angriffsfläche

Thomas Jolly hatte mit seiner kreativen Vision für die Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele 2024 weltweit Anerkennung gefunden. Doch einige Elemente seiner Show, besonders eine Szene mit einem Bankett griechischer Götter, dargestellt von Dragqueens, lösten heftige Reaktionen in katholischen und rechten Kreisen aus. Die Kritiker sahen darin fälschlicherweise einen Bezug zum Abendmahl von Leonardo da Vinci, obwohl die Show keinen direkten Bezug dazu herstellte.

Der 43-jährige Künstler berichtete später, wie sehr ihn die Angriffe belastet haben: "Dass ich zur Zielscheibe von Hass, Drohungen und Beleidigungen geworden bin, hat mich destabilisiert." Neben homophoben Attacken sah sich Jolly auch antisemitischen Angriffen ausgesetzt, obwohl er explizit klarstellte, dass er weder jüdisch sei noch Verbindungen zu Israel habe.

Internationale Dimension der Hasskampagne

Bemerkenswert ist, dass viele der Angriffe offenbar aus den USA kamen, nachdem der damalige Präsidentschaftskandidat Donald Trump die Eröffnungsfeier als "Schande" bezeichnet hatte. Dies unterstreicht, wie schnell lokale Ereignisse durch soziale Medien zu internationalen Konfliktherden werden können und wie politische Äußerungen Hass verstärken können.

Rechtslage in Deutschland: Vergleichbare Schutzmaßnahmen

Auch in Deutschland ist Cybermobbing strafbar. Nach § 238a StGB (Nachstellung) können wiederholte und belästigende Handlungen, die das Opfer erheblich beeinträchtigen, bestraft werden. Hassreden gegen bestimmte Gruppen fallen unter § 130 StGB (Volksverhetzung), was auch homophobe Äußerungen einschließt, wenn sie den öffentlichen Frieden stören können. Somit sind in Deutschland ähnliche Schutzmaßnahmen wie in Frankreich vorhanden, um gegen digitale Hassattacken vorzugehen.

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet in Deutschland zudem explizit Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung. Diese Gesetzgebung bildet einen wichtigen Rahmen für den Schutz von LGBTQ+-Personen vor Diskriminierung und Hassrede, sowohl online als auch offline.

Eine Erinnerung an die Verantwortung im digitalen Raum

Der Fall Thomas Jolly erinnert eindringlich daran, dass der digitale Raum kein rechtsfreier Raum ist. Die Verteidiger der Angeklagten argumentierten zwar, ihre Mandanten hätten "das Recht, schockiert zu sein" und nicht alle Menschen in Frankreich seien städtische Theaterbesucher, sondern auch Familien auf dem Land. Diese Argumentation ignoriert jedoch den Unterschied zwischen Kritik und hetzerischen Angriffen auf die Person und sexuelle Identität eines Künstlers.

In Deutschland wie in Frankreich zeigt sich: Der Rechtsstaat verfügt über Instrumente, um gegen digitale Hassrede vorzugehen. Die Bewährungsstrafen gegen die Cybermobber von Thomas Jolly senden ein klares Signal, dass homophobe Hassrede auch im Internet Konsequenzen hat.


Sexhandel-Skandal bei Abercrombie & Fitch: Ehemaliger CEO Jeffries zu krank für Verhandlung

Der frühere Vorstandsvorsitzende der US-amerikanischen Modekette Abercrombie & Fitch, Mike Jeffries, muss sich vorerst nicht vor Gericht verantworten. Eine New Yorker Richterin hat entschieden, dass der 80-jährige aufgrund einer spätbeginnenden Alzheimer-Demenz derzeit verhandlungsunfähig ist. Jeffries war im Oktober 2023 wegen des Vorwurfs des Sexhandels mit männlichen Models festgenommen worden, wie queer.de berichtete.

Die schwerwiegenden Vorwürfe gegen Jeffries

Mike Jeffries, der Abercrombie & Fitch von 1992 bis 2014 leitete, wird vorgeworfen, gemeinsam mit seinem britischen Lebenspartner Matthew Smith und einem Vermittler namens James Jacobson ein ausgeklügeltes System organisiert zu haben, bei dem junge männliche Models zu Sexpartys rund um die Welt geschickt wurden. Die Anklage umfasst den Zeitraum von 2008 bis 2015, wobei die Staatsanwaltschaft vermutet, dass bereits seit 1992 zahlreiche Männer betroffen waren.

Bei diesen Events sollen die Männer laut Staatsanwaltschaft "invasiven sexuellen und gewalttätigen Kontakten" ausgesetzt gewesen sein. Die Vorwürfe kamen 2023 erstmals in einer BBC-Dokumentation ans Licht, in der mehrere Männer erklärten, von Jeffries ausgebeutet oder misshandelt worden zu sein.

Gesundheitszustand verzögert Verfahren

Richterin Nusrat Choudhury erklärte, Jeffries müsse nun bis zu vier Monate in einem Krankenhaus behandelt werden. In dieser Zeit soll festgestellt werden, ob er wieder verhandlungsfähig wird. Die Anwälte des ehemaligen Modechefs hatten erklärt, dass sich seine Krankheit "mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verschlimmern" werde.

Sollte keine Verbesserung eintreten, hat die Staatsanwaltschaft mehrere Möglichkeiten: Sie könnte die strafrechtlichen Anklagepunkte gegen Jeffries fallenlassen oder Hausarrest anordnen. Alle drei Beschuldigten – Jeffries, Smith und Jacobson – haben bislang auf nicht schuldig plädiert.

Abercrombie & Fitch distanziert sich

Abercrombie & Fitch hat sich öffentlich entsetzt und angewidert über die Vorwürfe gegen ihren ehemaligen CEO geäußert. Das Unternehmen hat einen Teil der jährlichen Rentenzahlungen an Jeffries ausgesetzt und eine unabhängige Untersuchung durch eine externe Anwaltskanzlei eingeleitet, wie Business Insider berichtet.

Die Modekette, die unter Jeffries' Führung für ihr kontroverses Marketingkonzept bekannt war, das fast ausschließlich junge, durchtrainierte und weiße Models in den Mittelpunkt stellte, bemüht sich seit Jahren um ein inklusiveres Image. Dabei hat das Unternehmen verstärkt die LGBTQ+-Community unterstützt.

Wandel bei Abercrombie & Fitch

Während Jeffries als Firmenchef in der Vergangenheit mit Aussagen für Kontroversen sorgte, wonach er nur "coole, gut aussehende Leute" als Kunden wolle, hat sich das Unternehmen in den letzten Jahren stark gewandelt. Seit 17 Jahren erhält Abercrombie & Fitch eine Top-Bewertung im Corporate Equality Index der Human Rights Campaign, einer bedeutenden US-amerikanischen LGBTQ+-Organisation.

Das Unternehmen bietet mittlerweile eine ganzjährige Pride-Kollektion an und hat Partnerschaften mit Organisationen wie The Trevor Project und GLSEN geschlossen – beides Organisationen, die sich für LGBTQ+-Jugendliche einsetzen.

Auswirkungen auf die Modeindustrie in Deutschland

Der Fall Jeffries wird auch in der deutschen Modebranche diskutiert. Ähnlich wie in den USA stehen hierzulande Fragen nach Machtmissbrauch und Ausbeutung im Vordergrund. Der Deutsche Moderat und die Initiative #FashionistDiversity haben in den letzten Jahren verstärkt auf bessere Arbeitsbedingungen und ethische Standards in der Modebranche gedrängt.

In Deutschland betreibt Abercrombie & Fitch mehrere Filialen, unter anderem in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und München. Das Unternehmen hat auch hier seine Marketingstrategie grundlegend verändert und setzt auf Diversität und Inklusion statt auf das frühere exklusive Image.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland ist der Fall besonders beunruhigend. Einerseits hatte Abercrombie & Fitch unter Jeffries' Führung in der schwulen Community eine große Anhängerschaft. Andererseits werfen die Missbrauchsvorwürfe ein düsteres Licht auf die Ausbeutung junger Männer unter dem Deckmantel der Modeindustrie.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) betonen, wie wichtig es ist, Machtstrukturen zu hinterfragen und gegen jede Form von Missbrauch vorzugehen – unabhängig von der sexuellen Orientierung der Beteiligten.

Der Aufstieg und Fall von Abercrombie & Fitch unter Jeffries war bereits 2022 Gegenstand einer Netflix-Dokumentation. Die aktuellen Entwicklungen geben diesem Fall eine neue, noch gravierendere Dimension und verdeutlichen, wie weit der Schatten der Vergangenheit reichen kann.


Erfolg für nichtbinäre Reisende: Ryanair führt geschlechtsneutrale Anredeoption ein

In einem bedeutenden Schritt für die Anerkennung nichtbinärer Identitäten hat die irische Fluggesellschaft Ryanair eine geschlechtsneutrale Anredeoption auf ihrer Website eingeführt. Seit dem 5. Mai können Reisende nun die Option "Mx (Mixter)" wählen, wie queer.de berichtet. Diese Änderung ist das Ergebnis einer erfolgreichen Klage vor dem Berliner Landgericht und markiert einen wichtigen Meilenstein in der Gleichstellungsarbeit für nichtbinäre Menschen in Deutschland.

Eine Klage gegen Diskriminierung

Die Einführung der geschlechtsneutralen Anrede geht auf eine Klage von René_ Rain Hornstein zurück, einer Person, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnet. Als Hornstein 2021 ein Flugticket nach Gran Canaria buchen wollte, bot die Buchungsmaske nur die Optionen "Herr", "Frau" und "Fräulein" an. Dies empfand Hornstein als Verletzung des Persönlichkeitsrechts und berief sich auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verbietet Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Obwohl ursprünglich zum Schutz von Frauen und Männern konzipiert, argumentieren Juristen zunehmend, dass es auch nichtbinäre Personen vor Diskriminierung schützen muss, da die Geschlechtsidentität unter den Schutzbereich des Gesetzes fällt.

Außergerichtliche Einigung als Vorbild

Nach einer mündlichen Verhandlung am 19. März kam es zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen Ryanair und der klagenden Person. Die Fluggesellschaft reagierte mit einem Vergleichsvorschlag und verpflichtete sich, die Webseite innerhalb kurzer Zeit anzupassen. Mit der Einführung der Option "Mx (Mixter)" erfüllte Ryanair diese Zusage.

"Heute ist ein guter Tag für nichtbinäre Menschen in Deutschland", kommentierte René_ Rain Hornstein das Ergebnis. "Die Anpassung der Webseite von Ryanair zeigt, dass die notwendige technische Änderung in überschaubarer Zeit und mit überschaubarem Aufwand bewerkstelligt werden kann."

Begleitet wurde die Klage vom Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung e.V. (BUG) und der tin Rechtshilfe. Hornsteins Anwältin Friederike Boll betonte die Bedeutung dieser Änderung: "Nichtbinäre Personen müssen sich nun bei Ryanair nicht mehr durch fehlende Auswahloptionen beim Ticket-Kauf zur Lüge und Verleugnung über ihr Geschlecht zwingen lassen."

Geschlechtsneutrale Anreden in Deutschland

Die Anrede "Mx" stammt aus dem englischen Sprachraum und wird dort als geschlechtsneutrale Alternative zu "Mr." oder "Mrs." verwendet. In Deutschland ist diese Anrede noch nicht offiziell anerkannt, wird aber von immer mehr Unternehmen und Institutionen verwendet, um der Vielfalt ihrer Kundschaft und Mitarbeitenden gerecht zu werden.

Seit einem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Oktober 2017 ist es in Deutschland möglich, im Geburtenregister den Eintrag "divers" zu wählen oder den Geschlechtseintrag offen zu lassen. Diese rechtliche Anerkennung hat zu einer breiteren Debatte über die Notwendigkeit geschlechtsneutraler Anreden im Alltag geführt.

Precedenzfall für andere Unternehmen

Der Fall Ryanair reiht sich in eine wachsende Zahl von rechtlichen Erfolgen für nichtbinäre Menschen ein. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bahn eine ähnliche Klage vor dem Bundesgerichtshof verloren und musste ihre Anredepraxis ändern. Demnach darf das Unternehmen in der Kommunikation zur Bahncard oder bei Fahrkartenbuchungen nichtbinäre Personen nicht mehr ausschließlich mit "Herr" oder "Frau" ansprechen.

Die Umsetzung geschlechtsneutraler Anreden bei Unternehmen in Deutschland ist allerdings noch uneinheitlich. Oft scheitert sie an technischen oder vermeintlich rechtlichen Hürden. Der Fall Ryanair zeigt jedoch, dass die notwendigen Anpassungen mit überschaubarem Aufwand umgesetzt werden können.

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz dieser positiven Entwicklung bleiben Herausforderungen bestehen. Internationale Standards und behördliche Vorgaben verlangen oft weiterhin eine binäre Geschlechtsangabe, was zu Problemen führen kann, wenn die Reisedokumente nicht mit den bei der Buchung gemachten Angaben übereinstimmen.

Für nichtbinäre Menschen in Deutschland bedeutet der Erfolg bei Ryanair dennoch einen wichtigen Schritt in Richtung gesellschaftlicher Anerkennung und Gleichbehandlung. Die kontinuierliche Sensibilisierung und Schulung von Mitarbeitenden in Unternehmen und Behörden wird entscheidend sein, um Diskriminierung zu vermeiden und eine inklusive Umgebung für alle Menschen zu schaffen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.


Besorgniserregende Allianz: Österreichische Islamische Glaubensgemeinschaft kooperiert mit türkischem Queerfeind

Der Präsident der staatlich-türkischen Religionsbehörde Diyanet, Ali Erbaş, hat kürzlich Wien besucht, um ein Kooperationsabkommen mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) zu unterzeichnen. Dies berichtet queer.de in einem aktuellen Artikel. Der Besuch und die Vereinbarung werfen beunruhigende Fragen auf, da Erbaş für seine offen homophoben Äußerungen bekannt ist, die sowohl in der Türkei als auch international für Empörung sorgten.

Hassreden mit staatlicher Rückendeckung

Erbaş hatte in der Vergangenheit mehrfach mit queerfeindlichen Aussagen für Schlagzeilen gesorgt. In einer Predigt behauptete er, dass der Sinn von Homosexualität sei, "Krankheiten zu verbreiten und Generationen verfaulen zu lassen". Er rief Gläubige dazu auf, gemeinsam gegen Menschen vorzugehen, die er als "Arten des Bösen" bezeichnete. Bei einer anderen Gelegenheit nannte er den CSD "Ketzerei" und forderte, Kinder und Jugendliche vor "abartigen Konzepten" zu schützen.

Statt einer Distanzierung der türkischen Regierung erhielt Erbaş Unterstützung vom höchsten Niveau. Präsident Recep Tayyip Erdoğan stellte sich demonstrativ hinter den Religionsführer und erklärte dessen Aussagen für "absolut richtig". Erdoğan ging sogar so weit zu behaupten, ein Angriff auf den Diyanet-Chef sei "ein Angriff auf den Staat", wie The Times of Israel berichtete.

Besorgniserregende Kooperation mit weitreichenden Folgen

Die nun unterzeichnete Vereinbarung zwischen IGGÖ und Diyanet soll laut offizieller Mitteilung die "Grundlage für eine verstärkte bilaterale Zusammenarbeit" bilden. Besonders brisant ist dabei der geplante Ausbau der Kooperation in den Bereichen "wissenschaftlicher Forschung" und "theologischer Ausbildung". Die IGGÖ vertritt alle in Österreich lebenden Muslime – über 700.000 Menschen – und ist unter anderem für den Islamunterricht an österreichischen Schulen sowie die Ausbildung von Islamlehrer*innen zuständig.

Besonders in Wien hat diese Entscheidung weitreichende Konsequenzen: Laut Daten der Stadt Wien gehören mittlerweile 41,2 Prozent der Kinder in den Volks- und Mittelschulen dem Islam an – mehr als jenen mit christlichem Glauben (34,5 Prozent). Die Einflussnahme einer Institution, deren Leiter offen queerfeindliche Positionen vertritt, auf die religiöse Bildung ist daher höchst problematisch.

Parallelen und Reaktionen in Deutschland

Auch in Deutschland haben die homophoben Äußerungen von Ali Erbaş für Besorgnis gesorgt. Deutsche Politiker kritisierten den türkischen Geistlichen scharf und betonten, dass die Situation für LGBTIQ+-Personen in der Türkei zunehmend gefährlich werde. Von den in Deutschland tätigen DİTİB-Imamen – die ebenfalls dem türkischen Diyanet unterstehen – wurde explizit eingefordert, sich an die Grundwerte von Freiheit und Toleranz zu halten.

Im Gegensatz zur Situation in Österreich gibt es in Deutschland mit der Ibn-Rushd-Goethe Moschee in Berlin eine bekannte queerfreundliche muslimische Einrichtung. Sie steht für einen modernen und liberalen Islam und bietet einen spirituellen Safe Space für queere Muslim*innen. 2022 hisste die Moschee als erste weltweit die Regenbogenfahne – ein Zeichen, das in Österreich bislang fehlt. Alle Versuche, eine ähnliche Einrichtung in Österreich zu etablieren, sind bisher gescheitert.

Fragwürdige Distanzierung

Auf die Kritik an der Kooperation reagierte die IGGÖ gegenüber der Zeitung "Der Standard" mit einer lauen Erklärung: Die Kooperationspartner seien "eigenständige Institutionen" und für ihre Äußerungen "selbst verantwortlich". Nicht jede Aussage oder Position werde von der IGGÖ geteilt oder kommentiert. Man distanziere sich von "pauschalisierenden, diskriminierenden oder menschenverachtenden Aussagen".

Diese allgemeine Distanzierung wirft jedoch Fragen auf: Wie kann eine enge Zusammenarbeit in Bereichen wie theologischer Bildung gelingen, wenn fundamentale Wertevorstellungen zu Menschenrechten und Gleichberechtigung so weit auseinanderklaffen? Die IGGÖ trägt als verantwortliche Institution für die religiöse Bildung muslimischer Kinder und Jugendlicher in Österreich eine besondere Verantwortung.

Für die LGBTIQ+-Community in Österreich sendet diese Kooperation ein beunruhigendes Signal. In einem Land, in dem es noch immer keine queerfreundliche Moschee gibt, verstärkt die Partnerschaft mit einem bekannten Verfechter homophober Ansichten die Isolation queerer Muslim*innen und erschwert die Entwicklung eines inklusiveren religiösen Umfelds.


Alarmierender Trend: Queerfeindliche Gewalt in Berlin erreicht neuen Höchststand – Teil eines bundesweiten Problems

Das 1990 gegründete schwule Anti-Gewalt-Projekt MANEO hat im vergangenen Jahr 738 Fälle und Hinweise auf Anfeindungen gegen queere Menschen in der Bundeshauptstadt Berlin registriert – so viele wie nie zuvor. Im Vergleich zu 2023 habe es einen Anstieg um acht Prozent gegeben, teilte die Beratungsstelle mit, wie queer.de berichtet. Diese beunruhigende Entwicklung ist jedoch kein isoliertes Berliner Phänomen, sondern spiegelt einen bundesweiten Trend wider.

Besorgniserregende bundesweite Statistiken

Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) wurden 2023 deutschlandweit insgesamt 1.785 Fälle von Hasskriminalität gegen LSBTIQ*-Personen registriert. Dies entspricht einem erschreckenden Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem 1.188 Fälle erfasst wurden. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, queerfeindliche Gewalt klar zu benennen und gezielt zu verfolgen.

Besonders alarmierend: Die polizeilich erfassten Zahlen bilden vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. MANEO schätzt, dass in Berlin etwa 80 bis 90 Prozent der queerfeindlichen Übergriffe gar nicht zur Anzeige gebracht werden. Die Gründe dafür sind vielfältig: Viele Betroffene haben negative Erfahrungen mit Behörden gemacht, sind skeptisch gegenüber Strafverfolgungsbehörden oder befürchten weitere Diskriminierung im Anzeigeprozess.

Öffentlicher Raum als Gefahrenzone

Allein 165 der in Berlin gemeldeten Vorfälle ereigneten sich an öffentlichen Orten oder in Bussen und Bahnen. "Die Sichtbarkeit schwuler und bisexueller Männer, Lesben sowie Trans* und nicht-binärer Personen im öffentlichen Raum birgt ein hohes Risiko, allein deshalb beleidigt, gedemütigt oder körperlich angegriffen zu werden", erklärt MANEO. Ein konkretes Beispiel: Zwei schwule Männer wurden nach einem Kuss im Volkspark Friedrichshain von drei Männern verprügelt – allein aufgrund ihrer sichtbaren Zuneigung zueinander.

Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik hatte bereits vergangenes Jahr jüdischen und homosexuellen Menschen geraten, in bestimmten Teilen der Bundeshauptstadt besondere Vorsicht walten zu lassen. Sie würde "Menschen, die Kippa tragen oder offen schwul oder lesbisch sind, raten, aufmerksamer zu sein".

Zunehmende Angriffe auf queere Einrichtungen und Gedenkorte

Besonders beunruhigend ist die stark gestiegene Zahl der Übergriffe auf queere Einrichtungen und Gedenkorte. MANEO registrierte 62 solcher Fälle – ein Anstieg von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Darunter fallen Angriffe auf das Denkmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus, aber auch Sachbeschädigungen an queeren Einrichtungen, die mit Eiern, Getränkedosen und Steinen beworfen wurden. Zudem wurden Anschläge angedroht und Schaufenster beschädigt.

Laut dem Berliner Monitoring wurden 2023 insgesamt 588 queerfeindliche Straftaten polizeilich erfasst, was ebenfalls einen neuen Höchststand darstellt. Auch die Zahl der Gewaltdelikte war mit 127 Fällen auf einem deutlich erhöhten Niveau.

Anstieg von Dating-App-Fallen

Eine besonders perfide Form queerfeindlicher Angriffe findet über Dating-Portale statt. MANEO berichtet, dass Täter gezielt in Dating-Apps eindringen, um potenzielle Opfer in Fallen zu locken. Die Absicht: Schwule und bisexuelle Männer auszurauben und ihnen Verletzungen zuzufügen. Diese Form der gezielten Gewalt zeigt, wie systematisch manche Tätergruppen vorgehen und welche Risiken für queere Menschen auch im digitalen Raum bestehen.

Gesellschaftliches Klima verschärft sich

Experten sehen eine Verschärfung des gesellschaftlichen Klimas gegenüber queeren Menschen. Mara Geri vom Lesben- und Schwulenverband (LSVD) betont, dass sich die Situation im vergangenen Jahr noch einmal deutlich verschlechtert habe. Als Ursache identifiziert sie vor allem rechtsextreme Stimmungsmache und Desinformation, die zur Dämonisierung von LSBTIQ*-Personen beitragen.

Der LSVD fordert die Bundesregierung auf, durch Gesetzesanpassungen unmissverständlich für die Sicherheit und Menschenrechte von LSBTIQ*-Personen einzutreten. Gleichzeitig ist es wichtig, Betroffenen niedrigschwellige Unterstützungs- und Beratungsangebote zur Verfügung zu stellen.

Besonders gefährdet: Trans* Personen

Während die Mehrheit der erfassten Opfer queerfeindlicher Gewalt männlich ist, nehmen trans*feindliche Straftaten einen besonderen Stellenwert ein. Trans* Personen sind oft besonders sichtbar und damit verwundbarer im öffentlichen Raum. Die zunehmende Polarisierung der gesellschaftlichen Debatte um Trans*-Rechte scheint diese Tendenz zu verstärken.

Was getan werden muss

MANEO fordert den Erhalt und Ausbau von Opferberatungsangeboten sowie einen besseren Schutz für Personen und Einrichtungen der queeren Szene. Die Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft haben zwar bereits eigene Ansprechpartner*innen für queere Menschen etabliert, doch reicht dies offensichtlich nicht aus, um das Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden zu stärken und die Anzeigebereitschaft zu erhöhen.

Um queerfeindliche Gewalt effektiv zu bekämpfen, braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz: Sensibilisierung in Bildungseinrichtungen, konsequente Strafverfolgung, niedrigschwellige Hilfsangebote für Betroffene und ein klares politisches Bekenntnis zu den Rechten und der Sicherheit queerer Menschen. Die alarmierenden Zahlen machen deutlich, dass Handlungsbedarf besteht – in Berlin und in ganz Deutschland.


Kritische Betrachtung einer Gewalttat in München: Über Verantwortungsvolle Kriminalberichterstattung

Die Nachricht über eine Gewalttat in einem Münchner Bordell wurde kürzlich von mehreren Medien aufgegriffen. Wie queer.de berichtet, kam es zu einer gefährlichen Auseinandersetzung, bei der ein 33-jähriger Mann eine Stichverletzung im Rückenbereich erlitt und eine 41-jährige Person, die in dem Etablissement arbeitete, festgenommen wurde.

Die Fakten zum Vorfall

Laut Polizeibericht ereignete sich der Vorfall am Sonntagabend in einem Münchner Bordell. Nach einer verbalen Auseinandersetzung zwischen den beteiligten Personen kam es zu der Gewalttat. Das Opfer brach später auf offener Straße zusammen und wurde von Zeug*innen entdeckt, die den Rettungsdienst alarmierten. Die mutmaßliche Tatwaffe wurde sichergestellt, zudem wurden im Bordell Drogen gefunden und beschlagnahmt. Die festgenommene Person sollte einem Haftrichter vorgeführt werden.

Über die Hintergründe und Motive der Auseinandersetzung liegen derzeit keine gesicherten Informationen vor. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.

Kritische Reflexion zur Berichterstattung

Auffällig an der Berichterstattung zu diesem Vorfall ist die prominente Hervorhebung der Geschlechtsidentität einer beteiligten Person bereits in der Überschrift. Dies wirft wichtige Fragen zur medialen Darstellung von trans Personen auf. In der journalistischen Ethik gilt grundsätzlich, dass persönliche Merkmale wie Geschlechtsidentität, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft oder Religion nur dann erwähnt werden sollten, wenn sie für das Verständnis des Geschehens relevant sind.

Der Deutsche Pressekodex betont in Ziffer 12, dass bei der Berichterstattung über Straftaten die Zugehörigkeit der Verdächtigen zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt werden soll, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht. Diese Richtlinie lässt sich sinngemäß auch auf die Geschlechtsidentität anwenden.

Kontext in Deutschland

In Deutschland werden Straftaten von und gegen LGBTQ+ Personen seit 2020 in der polizeilichen Kriminalstatistik gesondert erfasst. Nach Angaben des Bundeskriminalamts handelt es sich dabei überwiegend um Hasskriminalität gegen queere Menschen, nicht um Straftaten, die von LGBTQ+ Personen begangen werden.

Die Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) und andere Organisationen wie TransInterQueer e.V. weisen regelmäßig darauf hin, dass trans Personen in den Medien oft verzerrt dargestellt werden und Einzelfälle dazu beitragen können, negative Stereotype zu verstärken.

Verantwortungsvolle Kriminalberichterstattung

Eine differenzierte Kriminalberichterstattung sollte den Fokus auf die Tat und ihre Umstände legen, nicht auf unveränderliche Merkmale der beteiligten Personen, wenn diese für den Tathergang nicht relevant sind. Dies gilt insbesondere bei der Berichterstattung über marginalisierte Gruppen, die ohnehin mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert sind.

Straftaten sollten grundsätzlich als individuelle Handlungen betrachtet werden und nicht als repräsentativ für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet hierzu umfassende Materialien zur Medienethik und verantwortungsvollen Berichterstattung an.

Fazit

Während die Gewalttat an sich selbstverständlich verurteilt werden muss und die juristischen Konsequenzen ihren Lauf nehmen sollten, ist eine kritische Reflexion der medialen Darstellung solcher Vorfälle unerlässlich. Eine verantwortungsvolle Berichterstattung trägt dazu bei, Stigmatisierung zu vermeiden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Wir bei Pride.Direct setzen uns für eine differenzierte und respektvolle Darstellung aller Menschen ein und appellieren an Medienschaffende, bei der Berichterstattung über Straftaten die relevanten ethischen Grundsätze zu beachten.


Abschluss eines Skandals: Jussie Smollett und die Lehren aus vorgetäuschten Hassverbrechen

Der Fall des offen schwulen US-Schauspielers Jussie Smollett scheint nach mehr als sechs Jahren seinen Abschluss zu finden. Wie queer.de berichtet, hat sich der ehemalige "Empire"-Star vergangene Woche mit der Stadt Chicago auf die Zahlung einer Geldstrafe geeinigt. Laut n-tv beläuft sich die Summe auf 25.000 Dollar – ein vergleichsweise geringer Betrag, wenn man bedenkt, dass die Stadt ursprünglich 130.000 Dollar für die Kosten der Ermittlungen gefordert hatte.

Die Chronologie eines vorgetäuschten Hassverbrechens

Die Affäre begann im Januar 2019, als Smollett behauptete, in Chicago nachts auf offener Straße von zwei maskierten Männern angegriffen worden zu sein. Er schilderte, dass die Angreifer ihn rassistisch und homophob beleidigt und ihm einen Strick um den Hals gelegt hätten. Der vermeintliche Vorfall löste eine Welle der Solidarität aus und machte weltweit Schlagzeilen.

Doch schon bald kamen Zweifel an Smolletts Darstellung auf. Die Ermittlungen der Chicagoer Polizei ergaben, dass der Schauspieler zwei Bekannte bezahlt hatte, um den Angriff zu inszenieren. Im Dezember 2021 wurde er wegen Vortäuschung einer Straftat schuldig gesprochen und zu 150 Tagen Haft verurteilt, von denen er aufgrund eines Berufungsantrags nur sechs Tage verbüßte. Bemerkenswert ist, dass die Verurteilung im November 2024 wegen Verfahrensfehlern aufgehoben wurde.

Falsche Anschuldigungen und ihre Folgen für die LGBTQ+-Gemeinschaft

Der Fall Smollett hat weit über die USA hinaus Diskussionen über die Glaubwürdigkeit von Hassverbrechensberichten ausgelöst. Für die LGBTQ+-Community sind solche Vorfälle besonders problematisch, da sie echten Opfern von Hassverbrechen schaden können. Wenn Menschen, die tatsächlich Opfer homophober oder transphober Gewalt werden, nicht mehr ernst genommen werden, hat dies schwerwiegende Folgen.

Auch in Deutschland sind vorgetäuschte Straftaten ein Thema, wenngleich nicht in der medialen Dimension des Smollett-Falls. Der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) betont die Wichtigkeit, dass Betroffene von LGBTQ+-feindlicher Gewalt Vorfälle melden und Hilfe in Anspruch nehmen, damit ein realistisches Bild über das Ausmaß homophober und transphober Gewalt entsteht.

Deutsche Parallelen und rechtliche Konsequenzen

In Deutschland ist das Vortäuschen einer Straftat nach §145d des Strafgesetzbuchs strafbar und kann mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe geahndet werden. Dies gilt auch für vorgetäuschte Hassverbrechen. Im Vergleich zum US-Rechtssystem sind die Verfahren in Deutschland jedoch oft weniger öffentlichkeitswirksam.

Die deutsche Polizei erfasst seit 2017 systematisch LGBTQ+-feindliche Straftaten als Teil politisch motivierter Kriminalität. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums ist die Zahl dieser Delikte in den letzten Jahren gestiegen – ein Umstand, der die Bedeutung authentischer Berichterstattung und ernsthafter Auseinandersetzung mit tatsächlichen Hassverbrechen unterstreicht.

Lehren aus dem Fall Smollett

Der Fall Jussie Smollett zeigt, wie wichtig verantwortungsvoller Journalismus und kritisches Denken sind. Vorschnelle Urteile und Sensationsgier können sowohl den Beschuldigten als auch gesellschaftliche Gruppen nachhaltig schädigen. Gleichzeitig darf der Fall nicht dazu führen, dass legitime Berichte über Hassverbrechen generell in Zweifel gezogen werden.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland und weltweit bleibt es wichtig, ein Gleichgewicht zu finden: Einerseits müssen Betroffene von Hassverbrechen ernstgenommen und unterstützt werden, andererseits müssen Anschuldigungen sorgfältig geprüft werden. Organisationen wie Maneo in Berlin, die größte deutsche Beratungsstelle für schwule und bisexuelle Männer, bieten wichtige Anlaufstellen für Opfer homophober Gewalt und tragen zur sachlichen Dokumentation bei.

Smollett selbst hat trotz der Einigung mit der Stadt Chicago weiterhin seine Unschuld beteuert. Für seine Karriere hatte der Skandal verheerende Folgen – er wurde aus der Serie "Empire" entfernt und erhielt kaum neue Rollenangebote. Ob die jetzige Einigung ihm einen Neuanfang ermöglichen wird, bleibt abzuwarten.


Rückschritt bei LGBTQ+ Repräsentation: Deutsches Fernsehen fällt bei Diversität zurück

Eine neue Untersuchung des Medienprojekts QUEERmdb zeigt einen besorgniserregenden Trend: Die Sichtbarkeit queerer Inhalte im deutschen Fernsehen ist erstmals seit Jahren rückläufig. Der jährlich durchgeführte "LGBTVscan 2024" offenbart, dass von über 15.000 untersuchten Filmen und Serienepisoden lediglich 740 eine für die Handlung relevante LGBTQ+-Figur enthielten – ein Rückgang von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Öffentlich-rechtliche Sender bleiben Vorreiter – mit Einschränkungen

Nach wie vor zeigt sich eine deutliche Kluft zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Während 540 der 740 Filme mit queeren Inhalten auf öffentlich-rechtlichen Kanälen liefen, waren es bei den Privatsendern nur 200. Besonders auffällig ist der starke Rückgang beim RBB, der 34 Prozent weniger Filme mit queerem Bezug ausstrahlte. Erfreulich ist hingegen, dass ZDF, HR, ZDFneo, WDR und SWR leichte Steigerungen verzeichneten, während BR, 3sat und MDR sogar zwischen 20 und 30 Prozent mehr queere Inhalte zeigten.

Der Vergleich mit anderen Medienplattformen unterstreicht die Problematik: Während im Kino (10,4%), auf DVD/Blu-ray (9,3%), bei Netflix (8,9%) und Amazon Prime (8,2%) deutlich mehr queere Inhalte zu finden sind, bleibt das deutsche Fernsehen mit 4,9% das mit Abstand am wenigsten diverse Medium für Langfilme.

Privatsender: Gemischte Entwicklung mit bedenklichen Trends

Bei den Privatsendern zeigt sich ein uneinheitliches Bild: Sechs von elf kommerziellen Sendern strahlten im vergangenen Jahr weniger Produktionen mit queerem Bezug aus. Besonders negativ fiel Tele 5 mit einem Rückgang von 30,6 Prozent auf. Andererseits konnte sixx seinen Anteil steigern, und SuperRTL zeigte sogar mehr als doppelt so viele queere Sendungen wie im Vorjahr. Die Schlusslichter bilden Pro7MAXX und RTL mit erschreckend niedrigen Zahlen.

Bedenklich ist auch, dass zur Primetime zwischen 20:15 und 22:00 Uhr nach wie vor kaum queere Filme gezeigt werden. Diese Randplatzierung trägt laut QUEERmdb zur "Marginalisierung von queeren Menschen bei und verringert ihre Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit". In Zeiten zunehmender Trans- und Homofeindlichkeit sei dies "Teil des Problems".

Die #ActOut-Bewegung und der Kampf um Sichtbarkeit

Der aktuelle Rückgang steht im Kontrast zu den Bemühungen der ActOut-Bewegung, die sich für mehr LGBTQ+-Repräsentation vor und hinter der Kamera einsetzt. Im Februar 2021 outeten sich 185 deutschsprachige Schauspieler*innen gemeinsam in der Süddeutschen Zeitung, um auf die mangelnde Sichtbarkeit und Diskriminierung in der Branche aufmerksam zu machen. Diese Initiative hatte zunächst positive Impulse gesetzt, die nun durch die aktuellen Zahlen gedämpft werden.

Deutschland im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich zeigt sich ein widersprüchliches Bild: Einerseits weist Deutschland eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz von LGBTQ+-Personen auf – laut einer Studie des Pew Research Center halten 87 Prozent der Deutschen Homosexualität für akzeptabel. Andererseits spiegelt sich diese Akzeptanz nicht angemessen in der medialen Repräsentation wider, wie die aktuelle Untersuchung zeigt.

Qualität statt Quantität?

Neben der reinen Anzahl queerer Inhalte bleibt auch die Frage nach der Qualität der Darstellung relevant. Von den 740 Filmen mit queerem Bezug hatten nur 110 eine "LGBT-Hauptthematik" – das entspricht gerade einmal 0,7 Prozent aller ausgestrahlten Filme. Zudem bestanden über drei Viertel (76,4 Prozent) der gezeigten queeren Sendungen aus Wiederholungen. Nur 26 der gesamten 740 Filme waren tatsächliche TV-Premieren – davon lief genau einer auf einem privaten Sender (SuperRTL).

Bemerkenswert ist dabei die Rolle der Filmreihen "RBB Queer", "BR Queer" und "WDR Queer", die für 11 der 26 Erstausstrahlungen verantwortlich waren und damit eine wichtige Plattform für neue queere Filme bieten.

Fazit: Ein Weckruf für die deutsche Medienlandschaft

Die aktuellen Zahlen des "LGBTVscan 2024" sollten als Weckruf für die deutsche Fernsehlandschaft verstanden werden. In einer Zeit, in der weltweit und auch in Deutschland Angriffe auf die LGBTQ+-Community zunehmen, ist eine angemessene mediale Repräsentation unverzichtbar. Die deutsche Fernsehlandschaft steht vor der Herausforderung, den erkennbaren Rückschritt zu überwinden und vielfältigere Inhalte anzubieten – nicht nur in Nischenprogrammen, sondern gerade auch zur Primetime.

Dass das Interesse an queeren Inhalten grundsätzlich vorhanden ist, zeigen die höheren Anteile bei Streaming-Diensten, im Kino und auf dem DVD/Blu-ray-Markt. Die Fernsehsender – insbesondere die privaten – sind nun gefordert, dieser Nachfrage gerecht zu werden und ihren Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz und Normalität von LGBTQ+-Lebensrealitäten zu leisten.


Gericht kritisiert dreiwöchige Mpox-Quarantäne: Eine Frage der Verhältnismäßigkeit

Ein 39-jähriger Münchner hat teilweise erfolgreich gegen eine dreiwöchige Zwangs-Quarantäne geklagt, die ihm nach einer Mpox-Infektion auferlegt wurde. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, entschied das Verwaltungsgericht München, dass die Dauer der angeordneten Isolation in diesem Fall "unverhältnismäßig" gewesen sei.

Der Fall im Detail

Das Gesundheitsamt hatte 2022 verfügt, dass der Betroffene vom 30. Juni bis 13. Juli seine Wohnung nicht verlassen dürfe. Der Kläger war jedoch bereits ab dem 22. Juni freiwillig acht Tage zu Hause geblieben, nachdem er bei sich Mpox-Symptome festgestellt hatte. Am 8. Juli teilte er dem Gesundheitsreferat mit, dass er keine Symptome mehr habe – der Quarantänebescheid wurde dennoch nicht aufgehoben.

"Ich durfte nicht mal draußen spazieren gehen. Das kann ich bis heute nicht nachvollziehen", sagte der 39-Jährige während der Verhandlung am Mittwoch. "Denn wie hätte ich jemanden anstecken sollen?" Tatsächlich werden Mpox-Infektionen hauptsächlich durch engen Körperkontakt übertragen, wie auch das Robert Koch-Institut (RKI) bestätigt.

Das Urteil und seine Bedeutung

Das Verwaltungsgericht München befand, dass grundsätzlich nichts gegen die "angeordnete Absonderung" einzuwenden sei, kritisierte jedoch die Dauer der Maßnahme als unverhältnismäßig. Nach Ansicht des Gerichts hätte man die Quarantäne aufheben können, nachdem die Symptome abgeklungen waren. Beanstandet wurde außerdem die Androhung eines Zwangsgelds durch das Gesundheitsamt – stattdessen wäre allenfalls "die Absonderung in einem Krankenhaus" in Frage gekommen.

Das Urteil könnte wegweisend für den Umgang mit Mpox-Infektionen sein, da es die Verhältnismäßigkeit behördlicher Maßnahmen in den Fokus rückt. Laut den aktuellen RKI-Richtlinien kann die Isolierung beendet werden, wenn keine Allgemeinsymptome mehr bestehen und nicht-abdeckbare Hautläsionen verheilt sind.

Mpox in Deutschland

In Deutschland wurden seit Mai 2022 Mpox-Fälle verzeichnet, vorwiegend bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM). Die Deutsche Aidshilfe empfiehlt daher eine Impfung für Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko. Das RKI schätzt die Gefährdung für die breite Bevölkerung derzeit als gering ein, beobachtet aber die Situation weiterhin genau.

Seit Oktober 2023 werden in Deutschland vereinzelt Fälle einer Mpox-Infektion durch Klade Ib nachgewiesen, die meist mit im Ausland erworbenen Infektionen zusammenhängen. Experten gehen davon aus, dass die verfügbaren Impfstoffe auch gegen diese Variante wirksam sind.

Prävention und Schutz

Das RKI und die Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen die Impfung für Menschen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko, insbesondere für Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Eine Impfung ist auch bis zu 14 Tage nach Kontakt zu infizierten Personen sinnvoll.

Kondome können das Infektionsrisiko verringern, aber nicht vollständig verhindern. Solange ein Übertragungsrisiko besteht, sollten Personen mit Mpox und deren Partner auf jeglichen Sex, Berührungen und Küsse verzichten.

Im Falle des Münchner Klägers müssen laut Urteil der Betroffene und die Stadt die Kosten des Verfahrens je zur Hälfte tragen – ein Kompromiss, der die teilweise erfolgreiche Klage widerspiegelt.


Finanzierungskrise beim CSD Berlin: US-Unternehmen ziehen sich zurück – „Nie wieder still" trotz Geldsorgen

Der Berliner CSD-Verein schlägt Alarm: Kurz vor Beginn des Pride-Sommers fehlen rund 200.000 Euro an geplanten Einnahmen, da mehrere internationale Unternehmen ihr Engagement zurückgefahren haben. Wie queer.de berichtet, stellt dies eine "existenzielle Herausforderung" für die Veranstaltung dar. Als Reaktion haben die Organisator*innen eine Spendenkampagne ins Leben gerufen.

Politischer Gegenwind aus den USA

Die Finanzierungskrise beim Berliner CSD steht nicht allein. Auch der CSD Köln meldete vor wenigen Tagen, dass sich mehrere amerikanische Sponsor*innen zurückgezogen haben. Der Grund für diesen Trend scheint klar: Laut Recherchen des Mannschaft Magazins gibt es verstärkten politischen Druck auf US-Unternehmen, sich von LGBTQ+-Themen zu distanzieren. Besonders im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen scheinen Diversity, Equity & Inclusion (DEI)-Programme bei vielen Konzernen auf dem Prüfstand zu stehen.

Thomas Hoffmann vom CSD-Vorstand erklärt die prekäre Situation: "Wir können den CSD in diesem Jahr irgendwie finanzieren – aber langfristig wird das nicht reichen. Ohne zusätzliche Unterstützung geraten gerade jene Angebote unter Druck, die den CSD wirklich für alle zugänglich machen oder zum Kern unserer politischen Arbeit gehören: Barrierearme Maßnahmen, Angebote auf der Abschlusskundgebung, wirksame politische Kampagnen und Veranstaltungen im Pride Month."

Wirtschaftliche Faktoren verschärfen die Lage

Neben dem politischen Klima in den USA spielt auch die angespannte wirtschaftliche Situation in Deutschland eine Rolle. In Zeiten knapper Budgets streichen viele Unternehmen zuerst bei Diversity-Initiativen, wie der Kölner Express berichtet. Diese doppelte Belastung trifft Pride-Veranstaltungen in ganz Deutschland, wobei Berlin und Köln als größte Events besonders betroffen sind.

Der Rückzug internationaler Sponsoren wirft grundsätzliche Fragen zur Finanzierung von Pride-Veranstaltungen auf. Während das Corporate Sponsoring in den letzten Jahren stark zugenommen hatte, wird nun deutlich, wie anfällig dieses Modell für politische und wirtschaftliche Schwankungen ist.

"Nie wieder still" – trotz finanzieller Sorgen

Trotz der finanziellen Herausforderungen bekräftigt der CSD Berlin seine Entschlossenheit, an dem diesjährigen Motto "Nie wieder still" festzuhalten. Dieses wird von bundesweit 45 Prides verwendet und soll ein klares Zeichen setzen, dass die Community nicht schweigen wird, "wenn unsere Rechte zu bloßer Verhandlungsmasse degradiert werden".

Marcel Voges vom CSD-Berlin-Vorstand betont: "Unsere Gegner*innen mögen hoffen, dass wir kleiner, leiser oder gar unsichtbar werden. Das Gegenteil wird passieren. Gerade jetzt ist es wichtiger denn je, Präsenz zu zeigen. Deshalb wird es auch immer einen Berliner CSD geben."

Community-Unterstützung als neues Fundament?

Als Reaktion auf die Finanzierungslücke setzt der CSD Berlin verstärkt auf Unterstützung aus der Community. Die gestartete Spendenkampagne soll nicht nur kurzfristig das finanzielle Loch stopfen, sondern langfristig zu einer diverseren Finanzierungsbasis beitragen. Ähnliche Ansätze werden auch bei anderen Pride-Veranstaltungen diskutiert, um unabhängiger von einzelnen Großsponsoren zu werden.

Diese Entwicklung könnte zu einer Neuausrichtung der Pride-Bewegung in Deutschland führen. Während in den vergangenen Jahren die kommerzielle Seite der Events oft kritisiert wurde, könnte die aktuelle Krise paradoxerweise zu einer Rückbesinnung auf die politischen Wurzeln der Bewegung führen – mit stärkerer Einbindung der Community nicht nur als Teilnehmende, sondern auch als finanzielle Träger*innen.

Ausblick: Solidarität in unsicheren Zeiten

Die Situation beim CSD Berlin ist symptomatisch für eine größere Entwicklung: In Zeiten zunehmender politischer Polarisierung werden LGBTQ+-Rechte wieder verstärkt zum Spielball politischer Interessen. Die finanzielle Unsicherheit bei Pride-Veranstaltungen spiegelt diese gesellschaftliche Dynamik wider.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bedeutet dies, dass Solidarität und eigenes Engagement wieder stärker gefragt sind. Ob der CSD Berlin sein finanzielles Ziel durch Spenden erreichen kann, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Klar ist jedoch: Die Community lässt sich nicht zum Schweigen bringen – ganz im Sinne des Mottos "Nie wieder still".


Trump-Regierung fördert Trans-"Konversionstherapie" - Deutsche Gesetze bieten nur unzureichenden Schutz

Das amerikanische Gesundheitsministerium hat am Donnerstag einen 400-seitigen Bericht veröffentlicht, der trans Menschen statt medizinischer Geschlechtsangleichung eine sogenannte "explorative Therapie" empfiehlt – ein Euphemismus für Konversionstherapie. Diese Entwicklung wirft auch in Deutschland Fragen zum Schutz von trans Personen auf, wo seit 2020 lediglich ein Teilverbot dieser umstrittenen Praxis besteht.

Orwellsche Umdeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse

Die Trump-Administration behauptet, es gäbe "immer mehr wissenschaftliche Beweise" für die Risiken geschlechtsangleichender Maßnahmen – obwohl der Bericht selbst einräumt, dass Beweise "dünn und uneindeutig" seien. LGBTI-Organisationen bezeichnen diese Kommunikation als "orwellsch" und als gefährliche Leugnung jahrzehntelanger Forschung. Shannon Minter vom "National Center for Lesbian Rights" kritisiert: "Der neue Bericht missachtet Jahrzehnte von wissenschaftlichen Erkenntnissen und ersetzt diese durch Propaganda."

Die Realität sieht anders aus: Eine Studie der Princeton-Universität von 2023 belegt, dass 96 Prozent der trans Menschen geschlechtsanpassende Maßnahmen in ihrer Jugend nicht bereuten – eine höhere Zufriedenheitsrate als bei vielen anderen medizinischen Eingriffen wie Knieoperationen, die etwa 20 Prozent der Patienten später bereuen.

Deutschland: Lückenhaftes Verbot mit Schlupflöchern

Die Situation in Deutschland unterscheidet sich zwar von den USA, weist jedoch beunruhigende Parallelen auf. Das 2020 eingeführte Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen (KonvBehSchG) verbietet diese Praktiken nur bei Minderjährigen vollständig. Bei Erwachsenen sind sie nur verboten, wenn die Einwilligung durch Zwang, Drohung oder Täuschung zustande kommt. Selbst Jugendliche können unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin solchen "Therapien" unterzogen werden.

LGBTI-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland fordern seit langem die Beseitigung dieser Ausnahmeregelungen und ein umfassendes Verbot ohne Schlupflöcher. Die aktuelle Diskussion in den USA könnte den Druck auf die deutsche Bundesregierung erhöhen, diese Forderungen endlich umzusetzen.

Globaler Konsens gegen "Konversionstherapien"

Der Weltärztebund stellte erst 2023 klar, dass Konversionstherapien eine "Bedrohung für die Gesundheit und die Menschenrechte" darstellen und zu schwerwiegenden Folgen wie Angstzuständen, Depressionen und erhöhtem Suizidrisiko führen können. Auch die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung lehnt solche Praktiken entschieden ab und betont, dass Transgeschlechtlichkeit keine Krankheit ist, die "geheilt" werden müsste.

Der Vorstoß der Trump-Administration steht im krassen Gegensatz zu dieser wissenschaftlichen Einschätzung und reiht sich in eine Serie von Maßnahmen ein, mit denen die Rechte von trans Menschen in den USA systematisch beschnitten werden – vom Militärdienstverbot bis hin zu Einschränkungen im Sportbereich.

Anonyme Autoren – legitime Fachexpertise?

Besonders beunruhigend: Die Autoren des umstrittenen Berichts bleiben anonym – angeblich um die "Integrität des Prozesses" zu schützen. Dies weckt Zweifel an ihrer Fachkompetenz und möglichen Interessenkonflikten. In Deutschland wäre eine solche Geheimhaltung in einem vergleichbaren offiziellen Dokument kaum denkbar und würde vermutlich auf entschiedenen Widerstand stoßen.

Die jüngste Entwicklung in den USA macht deutlich, wie fragil die Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten sein können und wie wichtig ein umfassender gesetzlicher Schutz ist. Für Deutschland bedeutet dies: Das bestehende Teilverbot von Konversionstherapien reicht nicht aus. Eine umfassende Reform, die den Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts zur Geschlechtsidentität gerecht wird und trans Menschen vollständig vor schädlichen Praktiken schützt, ist überfällig.


Alarmierende Bilanz: 40% aller Pride-Veranstaltungen in Deutschland 2024 angegriffen

Das Autor*innenkollektiv Feministische Intervention (AK Fe.In) hat in einem aktuellen Bericht erstmals ein umfassendes Bild der Mobilisierungen gegen CSD-Veranstaltungen in Deutschland erstellt. Die Ergebnisse sind alarmierend: Nur 60 Prozent aller 209 analysierten Pride-Events im Jahr 2024 verliefen störungsfrei.

Die erschreckenden Zahlen hinter den Angriffen

Die Analyse des AK Fe.In deckt sich mit weiteren Untersuchungen wie jener des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), das zwischen Juni und September 2024 bundesweit in 27 Städten rechtsextreme Mobilisierungen gegen CSD-Veranstaltungen verzeichnete. Das Bundesinnenministerium zählte für denselben Zeitraum 22 organisierte Proteste gegen Pride-Events.

NSU Watch berichtet, dass 40% der CSDs und Pride-Veranstaltungen bundesweit auf unterschiedliche Weise angegriffen wurden. Bei 32,5% der Veranstaltungen kam es zu Störungen, Sachbeschädigungen, verbalen und/oder körperlichen Angriffen auf Teilnehmende. Besonders besorgniserregend: Laut AK Fe.In handelt es sich dabei nur um das "Hellfeld" - es muss davon ausgegangen werden, dass viele Anfeindungen nicht öffentlich gemacht wurden.

Kein neues Phänomen, aber eine neue Dimension

Die Autor*innen des Berichts betonen, dass Mobilisierungen gegen Prides kein neues Phänomen sind. "Extrem rechte Akteur*innen hetzen seit langer Zeit gegen queere Personen und Pride-Veranstaltungen", heißt es im Bericht. So versuchte beispielsweise die neonazistische Kleinpartei "Der III. Weg" bereits 2021, gegen CSDs zu mobilisieren.

Neu hingegen ist das Ausmaß und die Intensität der Angriffe. Die Aktivitäten waren dezentral organisiert, erreichten aber in der Summe die größte rechtsextreme Mobilisierung der letzten Jahre. Besonders in Sachsen waren die Mobilisierungen stark ausgeprägt - in Bautzen demonstrierten etwa 700 Neonazis gegen 1.000 CSD-Teilnehmer*innen.

Die Akteure hinter den Angriffen

An den Anti-Pride-Demonstrationen beteiligten sich sowohl Anhänger der etablierten Neonazi-Szene als auch Mitglieder neuer rechtsextremer Jugendbewegungen. Viele dieser neuen Gruppen haben laut CeMAS erst durch die Teilnahme an Anti-CSD-Demonstrationen an Zugkraft gewonnen. Sie sind oft jung, online aktiv und gewaltbereiter als ältere rechtsextreme Gruppierungen.

Die rechtsextremen Teilnehmer brachten ihre Queerfeindlichkeit durch eine Mischung aus hasserfüllter Rhetorik, Einschüchterungen und (versuchten) Gewalttaten zum Ausdruck. Neben den physischen Angriffen beobachteten die Forscher*innen auch digitale Gewalt in Form von Anfeindungen, Hate Speech und Shitstorms gegen CSDs, Organisator*innen, Teilnehmende und queere Personen in sozialen Medien.

Regionale Schwerpunkte

Sachsen bildete einen Schwerpunkt der rechtsextremen Mobilisierungen. In Brandenburg wurden 9 von 14 CSDs gestört, jedoch nur bei einer angemeldeten rechten Demo. In Leipzig konnten größere Ausschreitungen nur dadurch verhindert werden, dass die Polizei etwa 400 Neonazis am Bahnhof festhielt und nicht zur CSD-Route ließ.

Fast alle Anti-CSD-Demonstrationen wurden von einer starken Polizeipräsenz begleitet, um die Pride-Teilnehmer*innen zu schützen. In einigen Fällen mussten Teile von Veranstaltungen aufgrund des Gefahrenpotentials abgesagt werden.

Lehren für die Zukunft

Die ausführlichen und flächendeckenden Erkenntnisse des AK Fe.in bieten eine wichtige Grundlage, um sich auf die Pride-Saison 2025 vorzubereiten. Diese ist in Schönebeck bereits mit Anfeindungen gestartet.

Die Autor*innen betonen, wie wichtig es sei, sich trotz der besorgniserregenden Entwicklungen nicht einschüchtern zu lassen: "Die Erfahrungen der letzten Jahre beispielsweise in Polen, wo CSDs mittlerweile einer umfassenden Diskriminierung und in Ungarn sogar einem Komplettverbot ausgesetzt sind, zeigen, wohin die Entwicklung gehen kann, wenn nicht eine ausreichend breite gesellschaftliche Front sich gegen die Naziangriffe stellt."

Für die kommende Pride-Saison wird es entscheidend sein, breite Bündnisse zu schmieden und Solidarität zu zeigen. Zivilgesellschaftliche Organisationen wie der LSVD rufen dazu auf, queerfeindliche Vorfälle konsequent zu melden und sich gemeinsam gegen Hass und Hetze zu positionieren.


Verbrennung einer "Regenbogenpuppe" in Hamburg: Tradition oder Queerfeindlichkeit?

In Hamburg-Blankenese sorgt ein Vorfall beim traditionellen Osterfeuer für Diskussion: Eine Strohpuppe mit regenbogenfarbenen Haaren wurde am Karsamstag vor jubelndem Publikum verbrannt. Wie queer.de berichtet, deuteten einige Besucher*innen dies als queerfeindliche Geste, während die Organisatoren alle Vorwürfe zurückweisen.

Traditionen und Symbole im Konflikt

Die Osterfeuer haben in Hamburg, besonders im wohlhabenden Stadtteil Blankenese, eine lange Tradition. Jährlich werden Strohpuppen verbrannt, die den Winter oder böse Geister symbolisieren sollen. Doch die diesjährige Gestaltung der Puppe mit ihren auffälligen Regenbogenhaaren – international als Symbol der LGBTQ+-Community bekannt – löste bei Besucher*innen wie Julius B. Unbehagen aus. In der taz wird der Vorfall als "makaber" und "seltsam" beschrieben, besonders vor dem Hintergrund zunehmender queerfeindlicher Straftaten in Deutschland.

Nach Angaben der Bundesregierung wurden 2023 insgesamt 1.758 Straftaten gegen LGBTQ+-Personen registriert – eine besorgniserregende Zahl, die den Kontext für die Kritik an der Veranstaltung bildet.

Absicht oder Zufall?

Die "Feuermacher", eine informelle Gruppe von Anwohner*innen, die das Feuer organisieren, weisen jede diskriminierende Absicht entschieden zurück. Laut ihrer Aussage hätten Kinder die Puppe gebastelt und sie "möglichst bunt gestaltet", damit sie "lustig aussieht". Man versuche jedes Jahr, das Feuer "neutral" zu gestalten.

Auch Vertreter*innen des Bezirksamts Altona, die während der Veranstaltung anwesend waren, erkannten keine queerfeindlichen Intentionen. Dennoch wurde für zukünftige Veranstaltungen ein "sensiblerer und bewussterer Umgang" angekündigt.

Keine Einzelfälle in Europa

Der Hamburger Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Liste ähnlicher Ereignisse in Europa ein. Besonders in Kroatien kam es mehrfach zu gezielten Verbrennungen queerer Symbole: Beim Karneval im kroatischen Imotski wurden 2020 Puppen verbrannt, die einem bekannten schwulen Aktivistenpaar nachempfunden waren. Zwei Jahre zuvor hatten Erwachsene beim Kinderkarneval in der kroatischen Kleinstadt Kaštela eine Plakatwand mit Darstellungen von Regenbogenfamilien verbrannt.

Auch in der Schweiz sorgte 2022 die Gemeinde Bassersdorf für Schlagzeilen, als eine Figur mit Brüsten, Penis und Regenbogen-Rock öffentlich verbrannt wurde.

Kulturelle Sensibilisierung notwendig

Die Kontroverse in Hamburg-Blankenese wirft wichtige Fragen über die Grenzen zwischen Brauchtum und Diskriminierung auf. Wie bei vielen traditionellen Festen und Bräuchen in Deutschland steht die Gesellschaft vor der Herausforderung, kulturelles Erbe zu bewahren und gleichzeitig für die Symbolik und potenzielle Verletzungen marginalisierter Gruppen sensibel zu sein.

Während die Verantwortlichen in Blankenese jede queerfeindliche Absicht abstreiten, bleibt die Frage, ob es nicht einer bewussteren Auseinandersetzung mit der Gestaltung solcher Traditionen bedarf – besonders in Zeiten, in denen die Rechte und die Sicherheit der LGBTQ+-Community zunehmend unter Druck geraten.

Brauchtum kann und sollte ohne diskriminierende Elemente auskommen. Der Fall zeigt, dass auch vermeintlich harmlose oder unbeabsichtigte Darstellungen in einem größeren gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden müssen, in dem Symbole wie der Regenbogen eine klare Bedeutung haben und ihre Verbrennung daher nicht als neutral betrachtet werden kann.


Mark Carneys Position zu LGBTQ+-Rechten - Kanadas liberaler Wahlsieg und die Folgen für Deutschland

Die liberale Partei Kanadas hat gestern (28. April) überraschend die Wahlen gewonnen, was bedeutet, dass Parteichef Mark Carney seine Rolle als Premierminister behalten wird. Der Sieg kommt nach einem drastischen Umschwung in den Umfragen und wirft die Frage auf, was dies für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Kanada und weltweit bedeutet. Die ursprüngliche Berichterstattung über dieses Thema stammt von PinkNews.

Laut BBC wird sogar erwartet, dass der Vorsitzende der Konservativen Partei, Pierre Poilievre – der bis vor kurzem als wahrscheinlicher neuer Premierminister galt – seinen Sitz in Carleton, Ontario, verlieren wird, was als "undenkbare Wendung" beschrieben wird. Die Mitte-Links-Liberale Partei lag in den Umfragen bis vor kurzem zweistellig zurück, geführt vom ehemaligen Banker Mark Carney, der am 14. März 2025 als Nachfolger von Justin Trudeau als Premierminister vereidigt wurde.

Mark Carneys Position zu LGBTQ+-Rechten

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Justin Trudeau, der sich lautstark für LGBTQ+-Rechte einsetzte, hat Mark Carney sich zu diesem Thema bisher eher zurückhaltend geäußert. Am 9. April 2025 hielt er jedoch eine Rede, in der er die Rechte von LGBTQ+-Kanadiern ansprach – das erste Mal während des Wahlkampfs.

Auf die Frage, ob seine Regierung den Zugang zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung im Rahmen des kanadischen Gesundheitsgesetzes schützen würde, antwortete Carney: "Wir sind alle Kanadier, aber wir haben alle unterschiedliche Identitäten und Unterschiede, und es ist eine der großen Stärken dieses Landes, anzuerkennen, dass Menschen sein können, wer sie sind, sie können lieben, wen sie lieben, und sie können leben, wo sie leben, und es ist von grundlegender Bedeutung, dass die Bundesregierung der Verteidiger dieser Rechte ist, Verteidiger der Charta der Rechte und Freiheiten." Er fügte hinzu, dass "der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Kanada kein Geschäft, sondern ein grundlegendes Recht für alle Kanadier ohne Ausnahme ist."

Die Liberale Partei und LGBTQ+-Rechte

Obwohl Carney selbst sich bisher nicht oft zu LGBTQ+-Themen geäußert hat, steht die Liberale Partei für eine starke Bilanz beim Schutz queerer Rechte. Auf der Website der Partei wird unter der Überschrift "Eine stolze Bilanz im Kampf für 2SLGBTQI+-Rechte" detailliert beschrieben, wie sie sich für die Community eingesetzt haben, darunter die Einführung einer Bundesgesetzgebung zum Schutz der Rechte von Transgender-Personen und zur Verhinderung von Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität und des Geschlechtsausdrucks im Jahr 2016.

Trudeau war außerdem der erste kanadische Premierminister, der an einer LGBTQ+-Pride-Parade teilnahm – ebenfalls 2016. Er marschierte auch 2017 wieder mit. Im selben Jahr posierte er für das Cover des schwulen Magazins Attitude. 2022 schrieb Trudeau Geschichte, als er der erste Weltführer wurde, der in einer Episode der Drag Race-Franchise auftrat: Er besuchte das Drag Race Canada Werk Room.

Parallelen zu Deutschland

Ähnlich wie Kanada hat auch Deutschland in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte bei den LGBTQ+-Rechten gemacht. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist in Deutschland seit 2017 legal, etwa zur gleichen Zeit, als Justin Trudeau in Kanada für LGBTQ+-Rechte eintrat. Beide Länder gehören zu den fortschrittlichsten Nationen in Bezug auf den Schutz und die Förderung von LGBTQ+-Rechten weltweit.

In Deutschland ist die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität landesweit verboten, ähnlich wie in Kanada, wo die Liberale Partei Gesetze zum Schutz vor Diskriminierung und Hassverbrechen aufgrund der Geschlechtsidentität oder des Geschlechtsausdrucks eingeführt hat. Beide Länder haben auch Fortschritte bei der Anerkennung nicht-binärer Identitäten gemacht – Deutschland mit der Einführung der "divers"-Option für das Geschlecht in offiziellen Dokumenten und Kanada mit der Einführung einer "X"-Option für das Geschlecht in Bundesausweisen.

Ausblick für die LGBTQ+-Community unter Carney

Der Wahlsieg der Liberalen Partei unter Carney wird von vielen in der LGBTQ+-Gemeinschaft mit Erleichterung aufgenommen, insbesondere angesichts der besorgniserregenden Positionen des konservativen Führers Pierre Poilievre. Dieser hatte sich offen gegen Transgender-Rechte ausgesprochen und wurde im Juli 2023 kritisiert, nachdem er mit einem Mann fotografiert wurde, der ein T-Shirt mit der Aufschrift "Danke einer heterosexuellen Person für deine Existenz" und "Straight Pride" trug.

Poilievre hatte sich auch gegen Trans-Frauen in Frauenräumen ausgesprochen und sich gegen geschlechtsangleichende Gesundheitsversorgung für Transgender-Jugendliche positioniert. Sein Verlust bei der Wahl wird daher von vielen Mitgliedern der kanadischen Transgender- und Two-Spirit-Gemeinschaft mit großer Erleichterung aufgenommen.

Obwohl Mark Carney sich bisher nicht so lautstark für LGBTQ+-Rechte eingesetzt hat wie sein Vorgänger Justin Trudeau, deuten seine wenigen Äußerungen zu diesem Thema und die Tradition seiner Partei darauf hin, dass er die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft in Kanada weiterhin verteidigen wird. Für die deutsche LGBTQ+-Community bedeutet dies, dass Kanada weiterhin ein wichtiger internationaler Verbündeter im Kampf für globale LGBTQ+-Rechte bleibt.

Die kanadischen Wahlen zeigen auch, dass progressive Politik, die die Rechte marginalisierter Gruppen verteidigt, nach wie vor eine starke Resonanz bei den Wählern findet – eine Botschaft, die auch für deutsche Politiker von Bedeutung sein könnte, insbesondere in Zeiten, in denen rechtsextreme Bewegungen in Europa an Dynamik gewinnen.


Erneut rechte Attacken beim CSD Schönebeck: Polizei ermittelt wegen Hitlergrüßen

Der Christopher Street Day (CSD) in Schönebeck (Sachsen-Anhalt) wurde kürzlich durch Ordnungsamt und Polizei abgebrochen. Wie queer.de berichtet, laufen nun weitere Ermittlungen: Laut Angaben des "Spiegel" sollen zwei Personen vor dem Abbruch der Demonstration einen Hitlergruß in Richtung der LGBTQ+-Veranstaltung gezeigt haben. Zusätzlich wird gegen einen betrunkenen Fahrradfahrer wegen Beleidigung ermittelt.

Wiederkehrende rechtsextreme Bedrohungen in Sachsen-Anhalt

Dies ist leider kein Einzelfall. Bereits in den vergangenen Jahren waren CSDs in Sachsen-Anhalt, insbesondere in Schönebeck, Ziel rechtsextremer Aufmärsche und Bedrohungen. Im September 2023 kam es zu einem ähnlichen Vorfall, bei dem laut MDR-Berichten der CSD in Schönebeck ebenfalls vorzeitig beendet werden musste, nachdem ein Mann mehrfach den Hitlergruß gezeigt hatte. Die Vorfälle wurden damals vom Staatsschutz untersucht.

Die wiederholten Angriffe auf Pride-Veranstaltungen in der Region sind Teil eines besorgniserregenden Trends, der schon 2023 im Landtag von Sachsen-Anhalt thematisiert wurde. Die Linke kritisierte damals, dass die Polizei die Demonstrationen nicht ausreichend schütze.

Umstrittener Abbruch der Demonstration

Besonders kontrovers ist die Begründung für den aktuellen Abbruch der Demonstration. Während die Stadt offiziell Sicherheitsbedenken anführt, sollen Mitarbeitende des Ordnungsamts zuvor einen ganz anderen Grund genannt haben: Die Veranstaltung sei "nicht politisch genug" gewesen, unter anderem weil ein Liebeslied gespielt werden sollte. Der CSD-Verein spricht von "Schikane und Willkür".

Diese widersprüchlichen Begründungen haben inzwischen rechtliche Konsequenzen: Sowohl Organisator*innen als auch eine Moderatorin des CSD haben Strafanzeige gegen Mitarbeitende der Stadt gestellt und eine Fachaufsichtsbeschwerde gegen die Ordnungsbehörden eingereicht. Der Verein CSD Deutschland fordert: "Sollte sich der Anfangsverdacht des Amtsdelikts bestätigen, fordern wir sowohl strafrechtliche als auch politische Konsequenzen".

Politische Aufarbeitung gefordert

Die Landtagsabgeordnete Susan Sziborra-Seidlitz (Grüne), die als einzige Abgeordnete am CSD in der 30.000 Einwohner*innen zählenden Stadt teilgenommen hatte, kündigte an, eine Anfrage an die regierende Deutschland-Koalition zu stellen, um die Vorgänge aufzuklären.

Die Vorfälle in Schönebeck reihen sich ein in eine bundesweite Zunahme von Angriffen auf queere Veranstaltungen. Insbesondere in ostdeutschen Bundesländern berichten Organisator*innen von Pride-Veranstaltungen immer wieder von rechtsextremen Störaktionen und mangelndem Schutz durch Behörden. Expert*innen sehen darin einen Ausdruck des erstarkenden Rechtsextremismus und einer zunehmenden LGBTQ+-Feindlichkeit in Deutschland.

Die Entwicklungen in Schönebeck werfen grundlegende Fragen auf: Wie kann der Schutz von LGBTQ+-Veranstaltungen verbessert werden? Und warum werden ausgerechnet Betroffene rechter Gewalt durch behördliche Maßnahmen eingeschränkt, anstatt gegen die eigentlichen Störer vorzugehen? Die queere Community fordert klare Antworten und ein konsequentes Vorgehen gegen rechte Gewalt.


Hollywoodstar Robert De Niros Tochter Airyn outet sich als trans – Ein wichtiger Schritt für internationale Sichtbarkeit

Airyn De Niro, die 29-jährige Tochter von Hollywoodlegende Robert De Niro, hat sich kürzlich als transgeschlechtlich geoutet. In einem bemerkenswerten Interview mit dem LGBTQ+-Magazin "Them" teilte sie mit, dass sie im November letzten Jahres beschlossen habe, eine Hormontherapie zu beginnen. Die Original-Nachricht wurde zuerst von queer.de in Deutschland aufgegriffen.

Ein persönlicher Weg zur Selbstfindung

Für Airyn De Niro waren es besonders prominente trans Persönlichkeiten wie Laverne Cox und Michaela Jaé Rodriguez, die ihr den Mut gegeben haben, ihren eigenen Weg zu gehen. "Wenn trans Frauen ehrlich und offen sind, vor allem in öffentlichen Räumen wie den sozialen Medien, und wenn man sie in ihrem Erfolg sieht… dann denke ich: Weißt du was? Vielleicht ist es für mich noch nicht zu spät", erklärt sie zu ihrem Coming-out-Prozess.

Obwohl sie sich ihrer Identität nun näher fühlt, äußerte Airyn auch Bedenken bezüglich ihrer familiären Beziehungen. Sie befürchtet, dass ihre Familie sie "vielleicht immer noch als die Person ansieht, die ich vor der Transition war". Eine Sorge, die viele trans Menschen in Deutschland und weltweit teilen.

Perspektive aus Deutschland

Das Coming-out von Prominenten wie Airyn De Niro hat auch in Deutschland Bedeutung, wo die trans Community in den letzten Jahren mehr Sichtbarkeit erlangt hat. Während in den USA Persönlichkeiten wie Laverne Cox Pionierarbeit geleistet haben, haben wir in Deutschland eigene Vorbilder, die den Weg für mehr Akzeptanz ebnen.

So gehören Tessa Ganserer und Nyke Slawik zu den ersten offen transgeschlechtlichen Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Ihr politisches Engagement hat wesentlich dazu beigetragen, dass das lange umstrittene Selbstbestimmungsgesetz im Mai 2023 in Kraft treten konnte, das es trans Personen ermöglicht, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen ohne psychiatrische Gutachten zu ändern.

Kindheit im Schatten des Ruhms

Airyn, die Tochter von Robert De Niro und dem afroamerikanischen Model Toukie Smith, spricht in dem Interview auch über die Herausforderungen ihrer Kindheit. Entgegen der oft vorherrschenden Meinung über "Nepo Babies" (Kinder berühmter Eltern) betont sie: "Ich bin nicht damit aufgewachsen, eine Nebenrolle in einem von Papas Filmen zu haben, zu Geschäftstreffen zu gehen oder Premieren zu besuchen. Mein Vater war sehr darauf bedacht, dass wir unseren eigenen Weg finden."

Sie hatte sich bereits während ihrer Highschool-Zeit als schwuler Mann geoutet, bevor sie ihre Identität als trans Frau erkannte. In dieser Zeit fühlte sie sich oft ausgeschlossen, da sie dem vorherrschenden Schönheitsideal nicht entsprach: "Zu korpulent, nicht dünn genug. Nicht schwarz genug, nicht weiß genug. Zu feminin, nicht maskulin genug."

Bedeutung für die Community

Das Coming-out von Persönlichkeiten wie Airyn De Niro hat eine große Bedeutung für die LGBTQ+-Community, sowohl in den USA als auch in Deutschland. Laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) kann die Sichtbarkeit prominenter trans Personen dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und gesellschaftliche Akzeptanz zu fördern.

Während in Deutschland durch das neue Selbstbestimmungsgesetz rechtliche Fortschritte erzielt wurden, bleibt die gesellschaftliche Akzeptanz ein fortlaufender Prozess. In diesem Kontext können internationale Vorbilder wie Airyn De Niro eine wichtige Brücke schlagen und den kulturellen Austausch fördern.

Robert De Niros Familienleben

Robert De Niro, inzwischen 81 Jahre alt, ist Vater von sieben Kindern aus verschiedenen Beziehungen. Airyn hat einen Zwillingsbruder und fünf weitere Geschwister. Bereits 2019 hatte der Oscarpreisträger öffentlich erklärt, er habe einen schwulen Sohn und sei besorgt gewesen, dass dieser unter der Trump-Regierung Diskriminierung erfahren könnte – ein Zeichen seiner unterstützenden Haltung gegenüber der LGBTQ+-Community.

Ob und wie sich der berühmte Vater bisher zum Coming-out seiner Tochter geäußert hat, ist noch nicht bekannt. In Deutschland wird die Unterstützung durch Familienmitglieder als einer der wichtigsten Faktoren für ein gesundes Coming-out angesehen. Organisationen wie Bundesverband der Eltern, Freunde und Angehörigen von Homosexuellen (BEFAH) bieten hier Unterstützung für Angehörige an.

Airyns Mut, öffentlich zu ihrer Identität zu stehen, kann für viele junge trans Menschen in Deutschland und weltweit ein wichtiges Signal sein: Es ist nie zu spät, authentisch zu leben und den eigenen Weg zu finden.


Vertragsende nach homophobem Vorfall: Behrens muss Wolfsburg verlassen - Ein Alarmzeichen für LGBTQ+ im Profifußball

Der VfL Wolfsburg hat entschieden: Kevin Behrens muss den Verein nach dieser Saison verlassen. Wie queer.de berichtet, wird der Vertrag des 34-jährigen Stürmers nicht verlängert. Diese Entscheidung kommt nur wenige Monate nach einem homophoben Vorfall, bei dem sich Behrens geweigert hatte, ein Trikot in Regenbogenfarben zu unterschreiben – mit den Worten: "So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht."

Der Vorfall und seine Folgen

Behrens, der erst im Januar 2024 von Union Berlin nach Wolfsburg wechselte und zuvor sein Debüt in der deutschen Nationalmannschaft gegeben hatte, konnte sich beim VfL nie einen Stammplatz erarbeiten. Doch es war vor allem sein homophober Ausbruch bei einer internen Veranstaltung im Herbst 2023, der für Schlagzeilen sorgte.

Nach dem Vorfall musste Behrens eine vereinsinterne Geldstrafe zahlen und entschuldigte sich in einem Interview mit der "Sport Bild". Allerdings betonte er gleichzeitig, dass er nicht weiter über den Vorfall sprechen wolle: "Ich bitte um Verständnis, dass ich mich dazu nicht weiter äußern möchte" – eine Haltung, die von vielen als halbherzige Entschuldigung kritisiert wurde.

Symptom eines größeren Problems

Der Fall Behrens ist leider kein Einzelfall. Er reiht sich ein in eine Serie von homophoben Vorfällen im deutschen Profifußball. Am Internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie (IDAHOBIT) im Mai 2023 sorgte bereits eine ähnliche Situation für Aufsehen, als Spieler sich weigerten, Regenbogen-Trikots zu tragen, wie die Sportschau berichtete.

Corny Littmann, queerer Aktivist und ehemaliger Präsident des FC St. Pauli, erklärte im März 2024 in einem Podcast, dass Behrens' Verhalten ein deutliches Indiz dafür sei, dass die Akzeptanz unter Profi-Fußballern noch immer mangelhaft ist. Er empfahl homosexuellen Fußball-Profis sogar, ihre sexuelle Orientierung weiterhin zu verstecken – eine erschreckende Einschätzung im Jahr 2024.

Wolfsburg bemüht um Schadensbegrenzung

Der VfL Wolfsburg gilt eigentlich als queerfreundlicher Verein. 2017 trug Nilla Fischer als VfL-Kapitänin erstmals in der Fußball-Bundesliga eine Regenbogenbinde am Arm, und ein Jahr später folgten die Männer diesem Beispiel. Die Nicht-Verlängerung von Behrens' Vertrag könnte daher auch als Signal verstanden werden, dass homophobes Verhalten nicht mit den Werten des Vereins vereinbar ist.

Dennoch bleibt der Nachgeschmack, dass der Verein den Vorfall zunächst mit einer internen Geldstrafe als erledigt betrachtete und erst jetzt, zum Saisonende, Konsequenzen folgen. Ob die Entscheidung gegen eine Vertragsverlängerung tatsächlich mit dem homophoben Vorfall zusammenhängt oder rein sportliche Gründe hat, lässt der Verein offen.

LGBTQ+ im deutschen Profifußball: Ein weiter Weg

Laut queer.de zeigt der Fall deutlich, wie weit Homosexuellenfeindlichkeit in der deutschen Bundesliga noch verbreitet ist. Während sich viele Vereine offiziell für Vielfalt und Inklusion einsetzen, scheint die Realität in Kabinen und auf dem Platz oft eine andere zu sein.

Marcus Urban, ehemaliger Profi-Fußballer und heute als Berater für Diversität tätig, erklärte in einem früheren Interview: "Die Fußballwelt ist noch immer von toxischer Männlichkeit geprägt. Junge Spieler wachsen in einem Umfeld auf, in dem homophobe Sprüche als normal gelten. Hier muss Bildungsarbeit ansetzen."

Was muss sich ändern?

Der Fall Behrens zeigt, dass symbolische Aktionen wie das Tragen von Regenbogenbinden allein nicht ausreichen. Es braucht tiefgreifende, strukturelle Veränderungen:

  • Verbindliche Anti-Diskriminierungs-Schulungen für alle Profis und Vereinsmitarbeiter
  • Konsequente Ahndung von homophoben Äußerungen und Verhaltensweisen
  • Mehr Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen in Führungspositionen des deutschen Fußballs
  • Kontinuierliche Aufklärungsarbeit, besonders in Nachwuchsleistungszentren

Bis ein Coming-out im deutschen Profifußball keine Sensation mehr ist, sondern Normalität, haben wir als Gesellschaft und hat der Fußball im Besonderen noch einen weiten Weg vor sich. Der Fall Behrens sollte als Weckruf verstanden werden – es reicht nicht, Regenbogenfahnen zu schwenken, wenn im Verborgenen homophobe Einstellungen weiter gedeihen.

Die Entscheidung des VfL Wolfsburg, Behrens' Vertrag nicht zu verlängern, könnte ein kleines, aber wichtiges Signal sein, dass homophobes Verhalten im modernen Fußball keinen Platz mehr haben sollte. Ob diese Botschaft in der Bundesliga wirklich ankommt, wird sich zeigen müssen.


Dreifache Olympiasiegerin Martina Sáblíková outet sich – Ein Meilenstein für LGBTQ+ Sichtbarkeit im Spitzensport

Die erfolgreiche tschechische Eisschnellläuferin Martina Sáblíková hat am Montag auf Instagram ihre langjährige Beziehung mit ihrer Teamkollegin Nikola Zdráhalová öffentlich gemacht. Die ursprüngliche Nachricht finden Sie bei queer.de. Die 37-jährige dreifache Olympiasiegerin entschloss sich zu diesem Schritt, nachdem sie das Gefühl hatte, dass andere in ihrem Namen sprechen wollten.

Unfreiwilliges Coming-out

Zu einem Foto, auf dem Sáblíková von ihrer Partnerin von hinten umarmt wird, schrieb die Sportlerin: "Ihr wisst, dass ich mein Privatleben immer geschützt habe und das werde ich auch weiterhin tun, weil es für mich sehr wichtig ist. Aber in letzter Zeit hatte ich das Gefühl, dass einige Leute versucht haben, in meinem Namen zu sprechen, und das wurde mir ein bisschen zu viel." Ohne zu konkretisieren, wer hinter ihrem Rücken über sie spricht, machte sie ihre Beziehung öffentlich: "Hier ist er also, direkt von mir: Niky Zdráhalová und ich sind ein Paar. Sie ist mein Fels in der Brandung, wir sind glücklich, und wir teilen seit mehr als zwölf Jahren unser schönes Leben miteinander."

Eine der erfolgreichsten Sportlerinnen Tschechiens

Martina Sáblíková zählt zu den herausragendsten Athletinnen in der Geschichte des tschechischen Sports. Zwischen 2010 und 2022 gewann sie in verschiedenen Streckenlängen insgesamt drei olympische Goldmedaillen sowie je zwei Silber- und Bronzemedaillen. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver war sie die erste tschechische Sportlerin, die zwei Goldmedaillen bei denselben Winterspielen errang. Ihre Erfolgsgeschichte umfasst zudem beeindruckende 21 Weltmeistertitel. Zuletzt holte sie bei den Eisschnelllauf-Einzelstreckenweltmeisterschaften im März 2025 im norwegischen Hamar eine Silbermedaille über 3000 Meter.

Auch ihre Partnerin Nikola Zdráhalová ist eine erfolgreiche Eisschnellläuferin, die Tschechien bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang 2018 und Peking 2022 vertrat. Beide Sportlerinnen werden vom ehemaligen tschechoslowakischen Eisschnellläufer Petr Novák trainiert. Interessanterweise hatten die beiden bereits in den vergangenen Jahren gemeinsame Bilder in sozialen Medien geteilt, beispielsweise von Radtouren, diese aber mit Hashtags wie #friends versehen.

LGBTQ+ im deutschen Spitzensport

Das Coming-out von Sáblíková reiht sich in eine wachsende Zahl von Bekenntnissen prominenter Sportler*innen ein. Auch in Deutschland wird das Thema LGBTQ+ im Spitzensport zunehmend sichtbarer. Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 waren über 150 lesbische, bisexuelle und queere Sportlerinnen am Start, darunter zehn aus Deutschland, wie die Sportschau berichtete.

Dennoch ist Deutschland von einer vollständigen Akzeptanz noch entfernt. Eine Studie der Sporthochschule Köln ergab, dass 20 Prozent der LGBTQ+ Befragten in Deutschland ihre Sportarten nicht ausüben – aus Angst vor Diskriminierung, Ausschluss oder negativen Kommentaren. Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der sich 2014 nach seinem Karriereende als homosexuell outete, war der erste prominente deutsche Profifußballer, der diesen Schritt wagte. Seine Entscheidung hat jedoch nicht zu einer Welle von Coming-outs im deutschen Männerfußball geführt.

Tschechiens LGBTQ+ Sportler*innen zunehmend sichtbar

In Tschechien sorgte bereits 2023 ein Coming-out im Spitzensport für Aufsehen: Damals machte Fußball-Nationalspieler Jakub Jankto seine Homosexualität öffentlich. Der Mittelfeldspieler, der inzwischen beim italienischen Verein Cagliari Calcio unter Vertrag steht, erklärte damals in einem Video: "Ich bin homosexuell und ich will nicht länger mich verstecken." Mit Sáblíková und Jankto haben nun zwei der bekanntesten tschechischen Sportpersönlichkeiten ihre sexuelle Orientierung öffentlich gemacht.

Das tschechische olympische Team und zahlreiche Kolleg*innen reagierten auf den Instagram-Eintrag von Sáblíková mit unterstützenden Kommentaren und Herzchen-Emojis – ein Zeichen dafür, dass sich die Akzeptanz im Spitzensport langsam verbessert. Dennoch bleibt die Entscheidung für ein Coming-out für viele Athlet*innen eine schwierige persönliche Abwägung zwischen Privatsphäre und authentischem Leben in der Öffentlichkeit.


Sicherheitskonzept beim ESC in Basel: 24-Stunden-Hotline für LGBTQ+-Personen und Schutz vor Queerfeindlichkeit

Die Veranstalter des Eurovision Song Contest (ESC) in Basel setzen auf ein umfassendes Sicherheitskonzept zum Schutz vor Queerfeindlichkeit und anderen Formen der Diskriminierung während des Musikwettbewerbs. Wie queer.de berichtet, steht für Opfer von Diskriminierung und Gewalt rund um die Uhr eine Hotline zur Verfügung, über die sofort professionelle Hilfe organisiert werden kann.

Dreistufiges Unterstützungssystem für einen sicheren Eurovision

Die Basler Stadtverwaltung hat sich für ihr Sicherheitskonzept vom Projekt "nachtsam" aus Baden-Württemberg inspirieren lassen. Im Zentrum steht ein dreistufiges Unterstützungssystem, das Betroffenen schnelle Hilfe garantieren soll. Bei Fällen von sexualisierter Gewalt, Queerfeindlichkeit, Rassismus oder Antisemitismus können Betroffene die rund um die Uhr besetzte Hotline unter +41 58 105 17 17 oder per E-Mail über safer@eurovision-basel.ch kontaktieren.

"Niemand soll sich alleingelassen fühlen, wenn Grenzen überschritten werden", betonte Regierungsrätin Stephanie Eymann bei der Vorstellung des Konzepts. Neben der Hotline wurden vier besondere Schutzzonen eingerichtet. Außerdem sind mobile Teams mit lilafarbenen Westen im Einsatz, die jederzeit angesprochen werden können.

Großflächige Schulungen für Sicherheitspersonal und Dienstleister

Laut SWI swissinfo.ch werden bis zum Start des ESC am 10. Mai voraussichtlich 2.000 bis 2.500 Personen geschult, darunter Polizeikräfte, Gastronomiepersonal und medizinische Dienste. Das Kern-Awareness-Team umfasst rund 130 speziell geschulte Personen, die für die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Gäste verantwortlich sind.

Speziell für den Schutz vor Übergriffen wurden sogenannte "Safer Spaces" in der St. Jakobshalle, in Halle 5 der Messe Basel und auf dem Barfüsserplatz eingerichtet. Diese bieten geschützte Räume für Personen, die Hilfe benötigen oder sich zurückziehen möchten.

Inspiriert vom "nachtsam"-Projekt aus Baden-Württemberg

Das Projekt "nachtsam" aus Baden-Württemberg hat in Deutschland bereits viel positive Resonanz erfahren. Es schult Beschäftigte in der Gastronomie, Nachtclubs und Festveranstalter*innen, um ein sicheres Feiern zu gewährleisten. Mit Plakaten und Handlungsleitfäden werden konkrete Hilfestellungen gegeben, um übergriffigem Verhalten vorzubeugen oder in akuten Situationen einzuschreiten.

Die Übertragung dieses Konzepts auf den ESC in Basel zeigt die zunehmende Vernetzung von Sicherheitskonzepten in der Veranstaltungsbranche über Landesgrenzen hinweg. Auch in Deutschland gibt es bei großen LGBTQ+-Events wie dem Cologne Pride oder der Berliner CSD-Parade inzwischen ähnliche Awareness-Teams.

Inklusion als zentrales Element des ESC

Der ESC gilt traditionell als eines der inklusivsten und diversesten Musikevents weltweit. Die Organisatoren in Basel legen besonderen Wert darauf, dass der Wettbewerb ein "Fest für alle" wird, unabhängig von körperlichen, sensorischen oder geschlechtlichen Bedürfnissen. Neben den Schutzmaßnahmen gegen Diskriminierung wurden auch barrierefreie Veranstaltungsorte für Rollstuhlfahrer, spezielle Angebote für Menschen mit sensorischen Beeinträchtigungen und All-Gender-Toiletten eingeplant.

Die Hotline und die weiteren Schutzmaßnahmen sollen dazu beitragen, dass der Eurovision Song Contest in Basel seinem Ruf als weltoffenes und inklusives Event gerecht wird und allen Besuchenden ein sicheres und freudvolles Erlebnis ermöglicht.


Internationaler Tag der Regenbogenfamilien 2025: Bundesweite Proteste für ein modernes Abstammungsrecht

Der International Family Equality Day wird auch in diesem Jahr am ersten Sonntag im Mai begangen, diesmal unter dem politischen Motto "Wir lassen uns nicht abspeisen – neues Abstammungsrecht jetzt!". Regenbogenfamilien und ihre Unterstützer:innen planen deutschlandweit verschiedene Veranstaltungen, darunter Proteste vor dem Stuttgarter Landtag und ein politisches Picknick am Kanzleramt in Berlin, um auf die anhaltende rechtliche Diskriminierung queerer Eltern aufmerksam zu machen.

Warum das Abstammungsrecht dringend reformiert werden muss

"Noch immer werden queere Eltern rechtlich benachteiligt. Kinder aus Regenbogenfamilien verdienen von Geburt an zwei rechtlich anerkannte Elternteile – ohne Wenn und Aber", erklärt Katharina Binder, Leitung der Beratungsstelle für Regenbogenfamilien (BerTA) Stuttgart. Die aktuelle Rechtslage stellt viele Familien vor große Hürden: In einer lesbischen Ehe muss beispielsweise die nicht-gebärende Mutter ihr eigenes Kind durch ein aufwändiges Adoptionsverfahren erst rechtlich anerkennen lassen, während bei heterosexuellen Paaren der Ehemann automatisch als rechtlicher Vater gilt.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) fordert seit langem eine grundlegende Reform des Abstammungsrechts. Trotz wiederholter Ankündigungen wurde diese Reform auf Bundesebene bisher verschleppt – im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD ist sie sogar gänzlich unerwähnt geblieben.

Geplante Veranstaltungen am 4. Mai 2025

Die Bundesinteressengemeinschaft Regenbogenfamilien-Fachkräfte (BIG) ruft am 4. Mai 2025 zu verschiedenen Veranstaltungen unter dem politischen Motto auf. Hier eine Übersicht der bisher bekannten Termine:

  • Berlin: Politisches Picknick von 14-16 Uhr auf der Wiese des Skulpturenparks neben dem Kanzleramt
  • Erlangen: Familienpicknick von 15-17 Uhr auf dem Bohlenplatz (Anmeldung erwünscht)
  • Münster: NRW-weite Veranstaltung von 11-17 Uhr im Schlossgarten
  • Stuttgart: Kundgebung von 12-13 Uhr vor dem Landtag
  • München: Grußworte, Infostände und Programm von 14-17.30 Uhr am südlichen Ende des Deidesheimer Anger am Spielplatz

Die erhoffte Reform des Abstammungsrechts

Das Bundesministerium der Justiz arbeitet derzeit an einer Reform des Abstammungsrechts, die voraussichtlich 2025 in Kraft treten soll. Die wichtigsten geplanten Änderungen betreffen unter anderem:

  • Die automatische rechtliche Elternschaft beider Mütter bei der Geburt eines Kindes in einer gleichgeschlechtlichen Ehe
  • Bessere rechtliche Absicherung für soziale Eltern, die faktisch Verantwortung für ein Kind übernehmen
  • Klare Regelungen bei Samenspenden, um die Rechte und Pflichten aller Beteiligten zu definieren

Seit der Einführung der "Ehe für alle" im Jahr 2017 haben gleichgeschlechtliche Paare zwar formal die gleichen Rechte und Pflichten wie heterosexuelle Ehepaare erhalten, doch im Abstammungs- und Familienrecht bestehen nach wie vor erhebliche Ungleichheiten, die im Alltag zu großen Belastungen führen können.

Vielfalt von Familienmodellen anerkennen

Der International Family Equality Day setzt sich weltweit für die Gleichstellung aller Familienmodelle ein. In Deutschland leben nach Schätzungen tausende Kinder in Regenbogenfamilien. Diese Familien sind vielfältig: von gleichgeschlechtlichen Paaren mit Kindern über Patchworkfamilien mit LGBTQ+-Eltern bis hin zu Familien mit transgeschlechtlichen Elternteilen.

"Die Reform des Abstammungsrechts ist längst überfällig", betont die BIG. "Es geht um die rechtliche Absicherung von Kindern und um die Anerkennung der Lebenswirklichkeit von Regenbogenfamilien. Jedes Kind hat das Recht auf rechtliche Absicherung durch seine Eltern von Geburt an."

Familien und Interessierte, die an den Veranstaltungen teilnehmen möchten, können weitere Informationen auf den Webseiten der lokalen LGBTQ+-Organisationen finden oder direkt mit den Veranstalter:innen Kontakt aufnehmen. Für viele Familien ist der Tag nicht nur ein politisches Statement, sondern auch eine Gelegenheit, sich mit anderen Regenbogenfamilien zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.


EHRC-Richtlinien zu Unisex-Räumen: Was die britische Entscheidung für trans Menschen bedeutet - und wie anders Deutschland ist

Neue Richtlinien des britischen Gleichstellungs- und Menschenrechtsausschusses (EHRC) zu geschlechtsspezifischen Räumen haben in Großbritannien für große Besorgnis in der LGBTQ+-Community gesorgt. Die nicht-gesetzlichen Richtlinien, die auf PinkNews ausführlich diskutiert wurden, sorgen für erhebliche Kontroversen und werfen die Frage auf, welche Auswirkungen sie auf die Rechte von transgender Personen haben könnten.

Was besagt die EHRC-Richtlinie tatsächlich?

Die neuen Richtlinien wurden am 25. April veröffentlicht und folgten einem Urteil des britischen Supreme Court vom 16. April, das festlegte, dass die rechtliche Definition einer "Frau" im britischen Gleichstellungsgesetz von 2010 (Equality Act) sich ausschließlich auf "biologische" Frauen bezieht und damit trans Frauen ausschließt.

Die wohl beunruhigendste Empfehlung der EHRC-Richtlinien besagt, dass trans Frauen keine Fraueneinrichtungen und trans Männer keine Männereinrichtungen nutzen sollten. Noch problematischer ist jedoch, dass die Richtlinien auch empfehlen, dass trans Frauen unter "bestimmten Umständen" auch von Männereinrichtungen ausgeschlossen werden sollten – und trans Männer von Fraueneinrichtungen. Dies führt im Extremfall dazu, dass trans Personen nur noch Unisex-Toiletten nutzen könnten.

Gleichzeitig argumentiert die EHRC, dass es nicht unbedingt notwendig sei, geschlechtsneutrale Einrichtungen überhaupt bereitzustellen. Dies könnte dazu führen, dass trans Menschen in manchen Situationen überhaupt keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen hätten – eine Form der Diskriminierung, die viele als inakzeptabel ansehen.

Deutschland geht einen völlig anderen Weg

Im direkten Gegensatz zu dieser Entwicklung in Großbritannien hat Deutschland erst kürzlich einen bedeutenden Schritt in die entgegengesetzte Richtung unternommen. Im April 2024 verabschiedete der Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz, das im August 2024 in Kraft treten wird.

Dieses Gesetz ersetzt das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 und ermöglicht es trans und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen – ohne "Expertengutachten" oder medizinische Atteste vorlegen zu müssen, wie es bisher der Fall war.

"Deutschland hat damit einen wichtigen Schritt gemacht, um trans Personen mehr Selbstbestimmung zu ermöglichen und ihre Menschenwürde zu respektieren", erklärt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans*. "Die Entwicklung in Großbritannien zeigt leider, dass Rechte von trans Personen auch wieder eingeschränkt werden können."

Unterschiedliche Entwicklungen in Europa

Die gegensätzlichen Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien sind symptomatisch für eine zunehmende Polarisierung in Europa, was die Rechte von trans Personen betrifft. Laut der Trans Rights Map 2024 der Organisation Transgender Europe (TGEU) gibt es in Europa immer größere Unterschiede bei der rechtlichen Anerkennung und dem Schutz von trans Personen.

Während Länder wie Deutschland, Spanien und die skandinavischen Staaten ihre Gesetze liberalisieren und den Zugang zu rechtlicher Anerkennung vereinfachen, gibt es in anderen Ländern wie Großbritannien, Ungarn und Teilen Osteuropas Rückschritte oder Stillstand.

Welche Auswirkungen haben die britischen Richtlinien?

Es ist wichtig zu betonen, dass die EHRC-Richtlinien nicht rechtlich bindend sind. Das britische Gleichstellungsgesetz von 2010 bietet nach wie vor Schutz vor Diskriminierung – auch für trans Personen. Die Organisation TransActual hat einen ausführlichen Leitfaden veröffentlicht, der die weiterhin geltenden Schutzrechte erklärt.

Dennoch könnten die Richtlinien als Grundlage für künftige gesetzliche Änderungen dienen. Der britische Premierminister Keir Starmer und Gesundheitsminister Wes Streeting haben bereits ihre Unterstützung für mögliche Gesetzesänderungen signalisiert.

Für trans Personen in Deutschland ist diese Entwicklung trotz der positiven Gesetzeslage hierzulande beunruhigend. "Was in anderen Ländern passiert, hat auch Auswirkungen auf den Diskurs in Deutschland", erklärt Tessa Ganserer, trans Bundestagsabgeordnete der Grünen. "Wir müssen wachsam bleiben und dürfen Errungenschaften nicht als selbstverständlich ansehen."

Die gesellschaftliche Debatte

Die britischen EHRC-Richtlinien sind Teil einer breiteren gesellschaftlichen Debatte über die Rechte von trans Personen, die auch in Deutschland geführt wird – wenn auch mit deutlich anderen Vorzeichen. Während das Selbstbestimmungsgesetz in Deutschland von einer breiten parlamentarischen Mehrheit getragen wurde, gibt es auch hier Stimmen, die eine restriktivere Politik fordern.

Die deutschen medizinischen Fachverbände haben inzwischen klargestellt, dass sie geschlechtsangleichende Maßnahmen weiterhin anbieten werden, unabhängig vom rechtlichen Geschlechtseintrag – ein wichtiger Unterschied zur britischen Situation, wo auch der medizinische Zugang zu Behandlungen zunehmend erschwert wird.

Für trans Personen in Deutschland bleibt die Situation also deutlich besser als in Großbritannien. Dennoch sind die Ereignisse im Vereinigten Königreich eine Mahnung, dass Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten nie als selbstverständlich angesehen werden sollten.


Der Trump-Effekt in Köln: US-Sponsor*innen ziehen sich vom CSD zurück - Ein Alarmzeichen für die deutsche LGBTQ+-Community?

Mehrere amerikanische Unternehmen haben ihre finanzielle Unterstützung für den Kölner Christopher Street Day (CSD) beendet, wie kürzlich vom Vorstand des Cologne Pride bekanntgegeben wurde. Die Ursprungsmeldung findet sich bei queer.de, wo berichtet wird, dass diese Entscheidung eine direkte Reaktion auf das veränderte politische Klima in den USA darstellt. Besonders besorgniserregend: Einige dieser Unternehmen hatten sich zuvor seit Jahrzehnten für die Ziele des CSD engagiert.

Die Trump-Politik als Auslöser

Der Hintergrund dieser Entwicklung ist ein besorgniserregender Trend in den USA unter der Regierung von Donald Trump. Die politische Landschaft in den Vereinigten Staaten hat sich deutlich zum Nachteil der LGBTQ+-Community verändert. Laut Kölnischer Rundschau umfassen diese Maßnahmen unter anderem die Nichtanerkennung von mehr als zwei Geschlechtern, ein Verbot für Transsexuelle in den Streitkräften und die Streichung von Schutzmaßnahmen für queere Menschen bei Bundesaufträgen. Zudem wurden diverse Programme zur Förderung von Vielfalt, Inklusion und Gleichstellung eingestellt.

Die Konsequenzen dieser Politik sind nun auch in Deutschland spürbar. Hugo Winkels, Vorstandsmitglied von Cologne Pride, warnte im WDR-Interview: "Europa darf nun nicht auch noch den Weg der USA gehen, wo die Rechte von Menschen aus der LGBTI-Community massiv eingeschränkt werden."

Parallelen in Deutschland?

Die Entwicklung in Köln wirft ein Schlaglicht auf mögliche Parallelen in Deutschland. "Leider erleben wir aber in Deutschland auch schon eine gesellschaftliche Stimmung, die zivilgesellschaftliches Engagement und Spendenbereitschaft einschränkt", so Winkels in einer Stellungnahme, die von MOPO zitiert wurde.

Diese Bedenken kommen zu einer Zeit, in der auch in Deutschland zunehmend rechtspopulistische Stimmen an Einfluss gewinnen und traditionelle Werte sowie Geschlechterrollen wieder stärker betont werden. Experten und Aktivist*innen beobachten mit Sorge, dass das gesellschaftliche Klima auch hierzulande rauer werden könnte.

Auswirkungen auf den Kölner CSD

Der Kölner CSD ist eine der größten Pride-Veranstaltungen Europas. Im vergangenen Jahr zog die Parade laut tagesschau.de rund 1,2 Millionen Besucher*innen an, mit 65.000 Teilnehmer*innen und 250 Gruppen, darunter 90 Festwagen. Die finanzielle Unterstützung durch Unternehmen ist daher für die Organisation einer solchen Großveranstaltung von enormer Bedeutung.

Winkels betont, dass die Existenz des CSD im Jahr 2025 trotz des Sponsorenrückzugs nicht gefährdet sei. Dennoch mache ihm die Entwicklung mittelfristig Sorgen. Die Freien Wähler haben inzwischen gefordert, die Namen der abgesprungenen Sponsor*innen offenzulegen, damit die Community wisse, "wer den CSD noch unterstützt und wer sich davon distanziert", wie Radio Köln berichtet.

Ein globaler Trend mit lokalen Auswirkungen

Der Rückzug von US-Sponsoren vom Kölner CSD verdeutlicht, wie sehr globale politische Entwicklungen lokale LGBTQ+-Veranstaltungen beeinflussen können. Es zeigt auch, dass Unternehmen, die ihr Engagement für Vielfalt und Inklusion oft als Teil ihrer Unternehmenskultur betonen, dieses unter politischem Druck überdenken.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist dies ein Alarmzeichen. Es unterstreicht die Notwendigkeit, Errungenschaften im Bereich der Gleichstellung und Akzeptanz aktiv zu verteidigen und lokale Unterstützungsnetzwerke zu stärken. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob es sich um eine vorübergehende Entwicklung handelt oder ob die Community langfristige Strategien entwickeln muss, um ihre Veranstaltungen und Strukturen auch mit weniger Unternehmensunterstützung aufrechtzuerhalten.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Kölner CSD ein wichtiges Symbol für Vielfalt und Inklusion in Deutschland - und ein Zeichen dafür, dass die Community auch in schwierigen Zeiten zusammensteht.


Transfeindliche Gewalt in Los Angeles: 61-jährige Frau brutal angegriffen - Täter auf der Flucht

Die Los Angeles Police Department (LAPD) hat Überwachungsbilder von drei Männern veröffentlicht, die verdächtigt werden, eine 61-jährige Transgender-Frau angegriffen zu haben. Wie PinkNews berichtet, ereignete sich der Vorfall am 8. April, während das Opfer in ihrem Geschäft im Stadtteil Westlake war. Diese brutale Tat reiht sich in eine besorgniserregende globale Zunahme transfeindlicher Gewalt ein - ein Phänomen, das auch in Deutschland zu beobachten ist.

Brutale Angriffsserie mit transfeindlichem Motiv

Laut Polizeibericht betrat einer der Verdächtigen zunächst das Geschäft der Frau und begann, mit ihr zu flirten. Nachdem sie seine Annäherungsversuche zurückgewiesen hatte, verließ er den Laden, kehrte jedoch später zurück und stieß sie zu Boden. Der Täter soll sie sexuell belästigt haben, bis er bemerkte, dass sie transgender ist.

Was folgte, war eine erschreckende Eskalation der Gewalt: Der Hauptverdächtige drohte, die Frau zu töten, und kehrte in den folgenden Tagen mehrmals mit zwei Komplizen zurück. In separaten Vorfällen wurde das Opfer mit einem Skateboard geschlagen, mit Pfefferspray attackiert, mit einer unbekannten Flüssigkeit übergossen und mit einem Taser bedroht.

Parallele Entwicklungen in Deutschland

Diese Form von Hassverbrechen ist leider auch in Deutschland keine Seltenheit. Laut Daten des Berliner Anti-Gewalt-Projekts MANEO hat die Zahl der polizeilich registrierten queerfeindlichen Straftaten in der Hauptstadt im Jahr 2023 mit 588 Fällen einen traurigen Höchststand erreicht. Bundesweit registrierte die Polizei im Jahr 2022 über 1.400 Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen, wie das Bundesinnenministerium mitteilte.

Besonders besorgniserregend: Studien der EU-Grundrechteagentur zeigen, dass Transgender-Personen noch stärker von Gewalt betroffen sind als andere Gruppen innerhalb der LGBTQ+-Community. 14% der LGBTI-Personen in Deutschland gaben an, in den fünf Jahren vor der Umfrage körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt zu haben - eine Zunahme im Vergleich zu früheren Erhebungen.

Rechtlicher Schutz - Fortschritte und Herausforderungen

Deutschland hat im April 2024 mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Meilenstein im Schutz der Rechte von Transgender-Personen erreicht. Das am 1. November in Kraft getretene Gesetz ermöglicht es trans- und nicht-binären Menschen, ihre Geschlechtsidentität und ihren Vornamen durch ein vereinfachtes Verwaltungsverfahren zu ändern, ohne wie bisher psychiatrische Gutachten vorlegen zu müssen.

"Trotz der rechtlichen Fortschritte sehen wir eine besorgniserregende Zunahme von Hassverbrechen", erklärt Henny Engels vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Der Fall aus Los Angeles zeigt ein erschreckendes Muster, das wir auch in Deutschland beobachten: Diskriminierung, die in Belästigung und schließlich in körperliche Gewalt umschlägt."

Community-Unterstützung und Prävention

In Deutschland bieten zahlreiche Organisationen Unterstützung für Betroffene transfeindlicher Gewalt an. Dazu gehören spezialisierte Beratungsstellen wie TransInterQueer e.V. in Berlin oder das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen", das auch für Transgender-Frauen zugänglich ist.

Die Berliner Polizei hat außerdem mit der Einrichtung spezieller Ansprechpersonen für LGBTQ+-Angelegenheiten einen wichtigen Schritt zur besseren Erfassung und Verfolgung queerfeindlicher Straftaten unternommen. Dennoch bleiben die Dunkelziffern hoch, da viele Betroffene aus Angst oder mangelndem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten.

Handlungsbedarf bleibt bestehen

Der Fall aus Los Angeles macht deutlich, dass trotz rechtlicher Fortschritte noch viel zu tun bleibt, um transfeindliche Gewalt einzudämmen - sowohl in den USA als auch in Deutschland. Expertinnen und Experten fordern eine verbesserte Erfassung von Hassverbrechen, mehr Sensibilisierung bei Polizei und Justizbehörden sowie gezielte Präventionsmaßnahmen.

Die LAPD bittet derweil die Öffentlichkeit um Mithilfe bei der Identifizierung der Verdächtigen. Personen mit Informationen werden gebeten, sich an die zuständige Polizeidienststelle zu wenden. Für deutsche Betroffene transfeindlicher Gewalt stehen neben den Polizeibehörden auch spezialisierte Beratungsstellen zur Verfügung, die vertrauliche Unterstützung bieten.


Die Top-Kandidaten für das Papstamt und ihre Positionen zu LGBTQ+-Rechten

Einige Kardinäle vertreten deutlich progressivere Ansichten als andere – ein Überblick nach dem Tod von Papst Franziskus. Basierend auf einem Bericht von Pink News zeigen wir, welche Auswirkungen die Wahl des nächsten Papstes auf die LGBTQ+-Community haben könnte.

Nach dem Tod von Papst Franziskus am 21. April werden mehrere Namen als mögliche Nachfolger für das Oberhaupt der katholischen Kirche genannt. Obwohl der 88-jährige Franziskus, der 2013 nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. Papst wurde, seit einiger Zeit krank war, schien er auf dem Weg der Besserung zu sein und spendete sogar am Ostersonntag trotz seiner Gebrechlichkeit den Segen vom Petersdom in Rom.

Die Trauer in der katholischen Welt ist groß. Das Begräbnis wurde für Samstag, den 26. April, angesetzt. Theoretisch kann jeder getaufte katholische Mann zum Papst gewählt werden. Doch seit Jahrhunderten wird der Papst aus dem Kreis der Kardinäle gewählt, die bei einem Konklave über den nächsten Pontifex abstimmen werden.

Das Wahlverfahren des neuen Papstes

Zur Wahl eines neuen Papstes wird von jedem Kardinal unter 80 Jahren erwartet, nach Rom zu reisen. In der Sixtinischen Kapelle schreiben die Kardinäle den Namen ihres gewählten Kandidaten auf einen Stimmzettel, der in einen Kelch gelegt wird. Täglich werden vier Wahlgänge durchgeführt, bis ein Kandidat zwei Drittel der Stimmen erhält. Die Öffentlichkeit darf die Abstimmung nicht mitverfolgen, wird aber durch weißen Rauch aus dem Schornstein des Vatikans über die endgültige Entscheidung informiert.

Während in Deutschland die katholische Kirche als eine der LGBTQ+-freundlichsten in Europa gilt, könnte die Wahl des nächsten Papstes weitreichende Folgen für die Haltung der weltweiten Kirche zu LGBTQ+-Themen haben. Im November 2022 reformierte die deutsche Kirche ihr Arbeitsrecht, sodass niemand mehr aufgrund von Homosexualität, Bisexualität oder Transgeschlechtlichkeit entlassen werden darf. Doch wie stehen die möglichen Papst-Kandidaten zu diesen Themen?

Die wichtigsten Kandidaten und ihre LGBTQ+-Positionen

Pietro Parolin gilt als relativ liberal und diplomatisch, obwohl seine Bilanz in LGBTQ+-Fragen nicht unproblematisch ist. Am 5. April 2019 stimmte er als Staatssekretär des Vatikans einem Treffen mit internationalen Anwälten und Vertretern der Zivilgesellschaft zu, um deren Forderung nach einer päpstlichen Stellungnahme gegen Konversionstherapien anzuhören. Allerdings erneuerte er nicht die Verurteilung der Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen durch den Heiligen Stuhl.

Parolin hat sich negativ über "Gender-Ideologie" geäußert und sie als "äußerst gefährlich" bezeichnet, "weil sie Unterschiede in ihrem Anspruch, alle gleich zu machen, zunichte macht." Andererseits hat er den Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch durch Geistliche und Homosexualität zurückgewiesen und ihn als "schwerwiegende und wissenschaftlich unhaltbare Verbindung" bezeichnet. In Deutschland wurde er bei Buchmachern als Favorit für die Nachfolge gehandelt.

Luis Antonio Tagle wird von vielen als ähnlich in seinen Ansichten wie der verstorbene Papst Franziskus angesehen. Wie Franziskus unterstützt er einen mitfühlenden Umgang mit marginalisierten Gruppen wie Migranten und Flüchtlingen, obwohl er die Ablehnung der Kirche gegenüber gleichgeschlechtlicher Ehe, Abtreibung und Verhütung unterstützt.

Dennoch scheint er eine relativ mitfühlende Sicht auf LGBTQ+-Menschen zu haben. Bei einer katholischen Jugendkonferenz in London im Jahr 2015 sagte Tagle: "Die harten Worte, die in der Vergangenheit verwendet wurden, um Schwule, Geschiedene und Getrennte, unverheiratete Mütter usw. zu bezeichnen, waren früher ziemlich streng." 2017 leitete er in den Philippinen eine Social-Media-Initiative namens "Lazarus-Projekt", die zur Akzeptanz von LGBTQ+-Menschen in Kirchen aufrief, und 2019 forderte er die katholische Jugend auf, LGBTQ+-Menschen nicht zu diskriminieren.

Peter Turkson vertritt trotz seiner Herkunft aus Ghana, einem Land mit äußerst negativen Ansichten über LGBTQ+-Menschen, die Meinung, dass Homosexualität kein kriminelles Vergehen sein sollte. Gegenüber der BBC erklärte er: "LGBT-Menschen dürfen nicht kriminalisiert werden, weil sie kein Verbrechen begangen haben. Es ist an der Zeit, mit der Aufklärung zu beginnen, um den Menschen zu helfen, diese Realität, dieses Phänomen zu verstehen. Wir brauchen viel Bildung, um den Menschen zu helfen, einen Unterschied zwischen Verbrechen und Nicht-Verbrechen zu machen."

Der Kardinal verwies auch darauf, dass es in einer der ghanaischen Sprachen, Akan, einen Ausdruck für "Männer, die sich wie Frauen verhalten, und Frauen, die sich wie Männer verhalten" gibt. Dies zeige, dass Homosexualität keine Übernahme aus dem Westen sei. Seine Ansichten stehen im Widerspruch zu denen römisch-katholischer Bischöfe in Ghana, die Homosexualität als "verabscheuungswürdig" bezeichnen.

Péter Erdő gilt als einer der konservativsten Anwärter auf das Papstamt. Er lehnt es ab, dass wiederverheiratete Katholiken die Heilige Kommunion empfangen – es sei denn, sie verzichten auf Sex. Er ist auch entschieden gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Zudem hat er sich für die Regierung des rechten, homophoben ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán ausgesprochen. Ungarn machte kürzlich Schlagzeilen mit dem Verbot von LGBTQ+-Pride-Märschen, was in Deutschland auf scharfe Kritik stieß.

Matteo Zuppi ist eine sehr liberale Figur. Der Kardinal verteidigte entschieden die Linie von Papst Franziskus zu Fiducia Supplicans, die es katholischen Priestern erlaubt, Paare in unregelmäßigen Situationen, einschließlich gleichgeschlechtlicher Paare, zu segnen. Er sagte, das Dokument zeige "den liebevollen Blick der Kirche auf alle Kinder Gottes, ohne die Lehren des Lehramtes zu untergraben." Bereits 18 Monate zuvor hatte Zuppi die kirchliche Segnung eines männlichen Paares in seiner Erzdiözese erlaubt.

José Tolentino Calaça de Mendonça ist Dichter, Bibelwissenschaftler und Pädagoge in seinem Heimatland Portugal und ein Prälat, der laut dem Kardinalskollegium eindeutig auf der "progressiven" Seite steht. Sein Ansatz besteht darin, "Hass abzulehnen", und er "bemüht sich, gleichgeschlechtlich orientierte Menschen, Geschiedene und zivilrechtlich 'Wiederverheiratete' einzubeziehen und sich mit Muslimen, Juden und den Anliegen von Migranten auseinanderzusetzen", so das Kollegium.

Mario Grech, der Generalsekretär der Bischofssynode, ist ein weiterer Kandidat, der LGBTQ+-Menschen positiv gegenübersteht und sich bereits für eine größere Akzeptanz von LGBTQ+-Mitgliedern in der Kirche eingesetzt hat.

Pierbattista Pizzaballa, von Newsweek als "weicher Konservativer" beschrieben, hat sich kaum öffentlich zu LGBTQ+-Rechten geäußert. Das Kardinalskollegium beschreibt seine Ansichten in sehr traditioneller Sprache und betont seinen Glauben an "die Zentralität Christi in der Eucharistie, seine inbrünstige marianische Hingabe und seinen starken Glauben an den Weg der Heiligung durch Trübsal in diesem großen Schmelztiegel des Leidens, der der Nahe Osten ist."

Robert Sarah ist wahrscheinlich der offenste LGBTQ+-Gegner auf dieser Liste. Er hat sich gegen die Fiducia Supplicans ausgesprochen, die Vatikanische Erklärung, die es Geistlichen erlaubt, gleichgeschlechtliche Paare in bestimmten Szenarien zu segnen, und hat sich gegen Versuche gewandt, Schwulen und Lesben rechtliche Anerkennung zu verschaffen. Er ist auch vehement gegen "Gender-Ideologie" und bezeichnet sie und den Islamischen Staat (ISIS) als "zwei Radikalisierungen", die die Familie bedrohen.

Bedeutung für die deutsche katholische Kirche

Für die katholische Kirche in Deutschland, die in den letzten Jahren wichtige Schritte zur Akzeptanz von LGBTQ+-Menschen unternommen hat, könnte die Wahl des nächsten Papstes entscheidend sein. Die deutsche Kirche hat 2022 ihr Arbeitsrecht reformiert, um Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität zu verhindern, und gilt als eine der LGBTQ+-freundlichsten in Europa.

Während Papst Franziskus 2023 die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubte und betonte, dass Homosexualität kein Verbrechen sei, könnte ein konservativerer Nachfolger wie Kardinal Sarah oder Erdő diese Fortschritte gefährden. Andererseits könnten progressive Kandidaten wie Zuppi oder Grech den Weg für eine noch inklusivere Kirche ebnen.

Das Ergebnis des Konklaves wird daher auch in Deutschland mit Spannung erwartet, wo die Debatte über die Rolle der Kirche in der modernen Gesellschaft und ihre Haltung zu LGBTQ+-Themen besonders intensiv geführt wird.


Polen schafft letzte "LGBT-freie Zone" ab - Wichtiger Meilenstein für die queere Community

Polen hat offiziell seine letzte "LGBT-freie Zone" abgeschafft, wie zuerst von PinkNews berichtet wurde. Der Gemeinderat von Łańcut, einer Stadt im Südosten des Landes, stimmte am 24. April 2025 für die Aufhebung der diskriminierenden Regelung. Dies markiert das Ende einer sechs Jahre währenden Politik, die europaweit für Kritik und Empörung sorgte.

Das Ende einer diskriminierenden Ära

Im Jahr 2019 erklärten sich etwa 100 polnische Gemeinden und Landkreise zu "LGBT-freien Zonen". Diese Resolutionen, eingeführt unter der damaligen rechtskonservativen Regierung der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS), verpflichteten die lokalen Behörden, "LGBT-Ideologie" zu bekämpfen und Toleranz nicht zu fördern. Für Nichtregierungsorganisationen, die sich für Gleichberechtigung einsetzten, wurden Fördergelder gestrichen.

Die Europäische Kommission reagierte mit harten Maßnahmen und fror EU-Fördergelder für diese Regionen ein. Das Europäische Parlament verurteilte die Zonen in einer Resolution als Teil eines "breiteren Kontexts von Angriffen gegen die LGBTI-Gemeinschaft in Polen". Der Oberste Verwaltungsgerichtshof Polens (NSA) urteilte 2022, dass diese Resolutionen gegen "die Würde, Ehre, den guten Namen und das damit eng verbundene Privatleben einer bestimmten Gruppe von Einwohnern" verstießen und erklärte sie für verfassungswidrig.

Deutschland und Polen im Vergleich

Der Fall der "LGBT-freien Zonen" in Polen verdeutlicht die nach wie vor bestehenden Unterschiede zwischen Deutschland und seinem östlichen Nachbarn in Bezug auf LGBTQ+-Rechte. Während in Deutschland seit 2017 die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt ist und queere Menschen durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung geschützt sind, fehlen in Polen entsprechende Gesetze.

Homosexualität wurde in Polen zwar bereits 1932 entkriminalisiert – früher als in vielen anderen europäischen Ländern – doch die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften steht bis heute aus. Die polnische Verfassung definiert die Ehe ausschließlich als Verbindung zwischen Mann und Frau.

Aktuelle politische Entwicklungen

Der politische Wandel in Polen nach der Abwahl der PiS-Regierung im Jahr 2023 hat zu ersten Fortschritten geführt. Dennoch hat der polnische Präsident Andrzej Duda kürzlich einen Gesetzentwurf gegen LGBTQ+-feindliche Hassrede an das Verfassungsgericht überwiesen, mit der Begründung, dass er das verfassungsmäßige Recht auf freie Meinungsäußerung verletzen könnte.

Der Gesetzentwurf hätte die bestehenden Hassrede-Gesetze Polens, die bereits "öffentliche Beleidigung aufgrund nationaler, ethnischer, rassistischer oder religiöser Zugehörigkeit" unter Strafe stellen, um die Kategorien sexuelle Orientierung, Geschlecht, Alter und Behinderung erweitert. Bei Verstoß drohen bis zu drei Jahre Haft.

Gesellschaftliche Akzeptanz im Wandel

Laut einer aktuellen Studie von Ipsos ist die Akzeptanz von LGBTQ+-Personen in Deutschland generell hoch, jedoch gibt es auch hier Anzeichen für zunehmend queerfeindliche Ansichten, besonders unter jungen Männern. In Polen ist die gesellschaftliche Akzeptanz deutlich geringer, was teilweise auf den starken Einfluss der katholischen Kirche zurückzuführen ist.

Trotz dieser Herausforderungen gibt es in Polen eine aktive LGBTQ+-Bewegung, die unermüdlich für Gleichberechtigung kämpft. Die Abschaffung der letzten "LGBT-freien Zone" ist ein symbolisch wichtiger Sieg, der Hoffnung auf weitere Fortschritte macht.

Blick in die Zukunft

Die Friedrich Naumann Stiftung betont, dass in Polen noch viel Arbeit bevorsteht, um LGBTQ+-Rechte auf das Niveau westeuropäischer Länder zu bringen. Die Einführung einer eingetragenen Partnerschaft wäre ein erster wichtiger Schritt. Ermutigend ist jedoch, dass die aktuelle polnische Regierung unter Ministerpräsident Donald Tusk bereits signalisiert hat, sich für die Verbesserung der Situation einsetzen zu wollen.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist die Entwicklung in Polen ein Anlass, die Solidarität mit polnischen Aktivisten zu stärken und den grenzüberschreitenden Dialog zu fördern. Initiativen wie der deutsch-polnische LGBTQ+-Dialog tragen dazu bei, Brücken zu bauen und gemeinsame Strategien für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung zu entwickeln.

Die Abschaffung der letzten "LGBT-freien Zone" in Polen markiert nicht das Ende, sondern vielmehr einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu vollständiger Gleichstellung und Akzeptanz der LGBTQ+-Community in ganz Europa.


Neuer Meilenstein für sexuelle Aufklärung: 5. Mai wird zum Internationalen Tag des Fistens erklärt

Der in Berlin ansässige Verein "Fist Club Europe e.V." hat den 5. Mai offiziell zum "Internationalen Tag des Fistens" erklärt, wie auf der Nachrichtenseite queer.de berichtet wurde. Die Initiative zielt darauf ab, mehr Sichtbarkeit, Aufklärung und Akzeptanz für diese sexuelle Praxis zu schaffen, die besonders in Teilen der queeren Community verbreitet ist.

Aufklärung und Enttabuisierung im Fokus

"Fisting ist mehr als nur eine sexuelle Technik – es ist ein Ausdruck von Intimität, Vertrauen und Freiheit. Der 5. Mai soll ein Tag sein, an dem wir diese Praxis mit Respekt, Stolz und Aufklärung sichtbar machen", erklärte Balian Richter, Sprecher des Fist Club Europe. Die Praxis des Analfistings, bei der mehrere Finger bis hin zu einer oder mehreren Händen in den Anus eingeführt werden, erfordere ein hohes Maß an Kommunikation, Einvernehmlichkeit und Vertrauen zwischen den Beteiligten.

Der Verein betont die Wichtigkeit fundierter Aufklärung: "Wir sehen einen dringenden Bedarf, nicht nur die Sichtbarkeit zu erhöhen, sondern vor allem Mythen aktiv abzubauen und einen sachlichen, gesundheitsbewussten Diskurs über Fisting zu ermöglichen, der auf Fakten basiert", so Richter weiter. Studien zeigen tatsächlich, dass es in der LGBTQ+-Community einen besonderen Bedarf an spezifischen Informationen zur sexuellen Gesundheit gibt, der oft nicht ausreichend gedeckt wird.

Symbolik und Geschichte hinter dem Datum

Die Wahl des 5. Mai als Internationalen Tag des Fistens erfolgte bewusst, da die Zahl 5 symbolisch für die fünf Finger einer Hand steht. Der Fist Club Europe strebt an, diesen Tag weltweit als Symbol für eine Form sexueller Intimität zu etablieren, "die oft privat gelebt wird, aber in vielen queeren Lebensrealitäten fest verankert ist".

Interessanterweise existiert bereits seit 2011 ein "International Fisting Day" am 21. Oktober, der in den USA ins Leben gerufen wurde. Dieser fokussiert sich jedoch hauptsächlich auf Fragen der Zensur und Repräsentation in der Pornografie. Der neue Aktionstag am 5. Mai hingegen legt den Schwerpunkt auf die gelebte Praxis innerhalb der weltweiten schwulen Community. "Unser Ziel ist nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung", betont Richter.

Im Kontext der Berliner LGBTQ+-Geschichte

Die Initiative reiht sich ein in Berlins lange Tradition als Vorreiter für LGBTQ+-Rechte und sexuelle Freiheit. Bereits in den 1920er Jahren war Berlin ein europäisches Zentrum für die homosexuelle Emanzipationsbewegung – mit dem Wissenschaftlich-Humanitären Komitee, der weltweit ersten Organisation für Homosexuellenrechte, die 1897 in Berlin gegründet wurde. Nach den dunklen Jahren der NS-Verfolgung hat sich besonders seit den 1970er Jahren wieder eine lebendige und vielfältige queere Kultur in der Hauptstadt entwickelt.

Der erst im März 2024 gegründete Fist Club Europe plant, den neuen Aktionstag künftig mit eigenen Informations- und Aufklärungsangeboten zu begleiten. Teil der Vereinsarbeit soll auch die Errichtung einer "Fisting Schule" sein, die Wissen über sichere Praktiken, Hygiene und Einvernehmlichkeit vermitteln will.

Sexuelle Gesundheit und Aufklärung

Experten für sexuelle Gesundheit unterstreichen die Wichtigkeit umfassender Aufklärung über alle Formen sexueller Praktiken. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betont, dass sachliche Information über verschiedene sexuelle Praktiken, ohne Tabuisierung, ein wichtiger Bestandteil präventiver Gesundheitsarbeit ist. Bei Praktiken wie Fisting, die spezifische Risiken bergen können, ist fundiertes Wissen besonders wichtig, um Verletzungen oder Infektionen vorzubeugen.

In diesem Sinne kann die Initiative des Fist Club Europe als Beitrag zur Gesundheitsförderung in einem oft tabuisierten Bereich verstanden werden. "Wir schaffen einen Tag, der aus der Mitte der Community entsteht – sichtbar, offen, selbstbewusst und respektvoll", fasst Richter die Ziele zusammen.


Kulturpolitischer Rückschritt? Wolfram Weimer und die LGBTQ+-Feindlichkeit im designierten Kulturressort

CDU-Chef Friedrich Merz hat den konservativen Journalisten und Medienunternehmer Wolfram Weimer als neuen Kulturstaatsminister vorgestellt, was in der deutschen Kulturszene bereits massive Kritik hervorruft. Wie queer.de berichtet, haben innerhalb von 24 Stunden bereits mehr als 10.000 Menschen eine Online-Petition unterzeichnet, die vor einer "konservativen Verengung" im Kulturbereich warnt.

LGBTQ+-feindliche Äußerungen in Weimers Schriften

Besonders problematisch erscheinen Weimers Äußerungen zu queeren Menschen in seinem 2018 erschienenen Buch "Das konservative Manifest: Zehn Gebote der neuen Bürgerlichkeit". Darin kritisiert der "Cicero"-Gründer offen, dass Menschen ihre Homosexualität heute nicht mehr wie früher verstecken. Coming-outs bezeichnet er neben anderen "Trends" abwertend als "diskursive Proletarisierung" und "Enttabuisierung".

In seinem Werk nutzt Weimer wiederholt das Schlagwort "Gender-Ideologie" als Codewort für seine Ablehnung gegenüber der LGBTQ+-Community. Der 60-jährige Christdemokrat behauptet, diese leugne "den Unterschied und die natürliche Aufeinander-Bezogenheit von Mann und Frau". Stattdessen preist er die heterosexuelle Familie als "Bastion gegen die modernistische Kultur des Provisorischen".

Konservative Kulturpolitik als Bedrohung für Vielfalt?

Recherchen zeigen, dass Weimers Ernennung in der deutschen Kulturszene überwiegend auf Skepsis und Ablehnung stößt. Kritiker befürchten, dass unter seiner Leitung popkulturelle, emanzipative und progressive Ansätze unter Druck geraten könnten. Seine Ernennung wird von vielen als politisches Signal gegen die notwendige Vielfalt in der Kulturbranche verstanden.

Weimers konservative Positionen sind keine Einzelfälle im designierten Kabinett von Friedrich Merz. Mit Katherina Reiche hat Merz zudem eine Parteifreundin zur Wirtschaftsministerin nominiert, die ebenfalls durch homo- und transfeindliche Äußerungen aufgefallen ist. Die brandenburgische CDU-Politikerin hatte in der Vergangenheit queere Paare als "nicht normal" bezeichnet und behauptet, gleichgeschlechtliche Eheschließungen würden "unendliches Leid" verursachen.

Parallelen zu anderen europäischen Ländern

Der kulturpolitische Rechtsruck in Deutschland reiht sich in eine besorgniserregende europäische Entwicklung ein. In Ländern wie Ungarn und Polen haben rechtspopulistische Regierungen in den vergangenen Jahren systematisch kulturelle Einrichtungen umgebaut und queere Rechte beschnitten. Auch in Italien hat die Regierung unter Giorgia Meloni Kulturinstitutionen mit konservativen Vertreter:innen besetzt.

In Deutschland sorgen sich nun viele Kulturschaffende, dass öffentliche Kulturförderung künftig stärker an konservative Wertvorstellungen geknüpft werden könnte. Als Kulturstaatsminister wäre Weimer auch für die Deutsche Welle zuständig – was Kritiker als Interessenkonflikt sehen, da er selbst Medienunternehmer ist.

Breiter Widerstand formiert sich

Die Opposition gegen Weimers Ernennung wächst. Neben der bereits erwähnten Petition organisieren sich Kulturschaffende, queere Verbände und zivilgesellschaftliche Organisationen, um gegen die drohende konservative Ausrichtung der Kulturpolitik zu protestieren. Besonders in den urbanen Zentren Berlin, Hamburg und Köln, wo große queere Communities beheimatet sind, regt sich Widerstand.

Ob Weimer als Kulturstaatsminister tatsächlich seine konservativen Ansichten in konkrete Politik umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Für die LGBTQ+-Community in Deutschland stehen jedenfalls unruhige Zeiten bevor. Nach Jahren des gesellschaftlichen Fortschritts könnte die geplante konservative Wende im Kulturressort wichtige Errungenschaften gefährden.


Jens Spahn und das Sterbehilfe-Urteil: Ein kontroverser Aspekt seiner politischen Karriere

In der Debatte um Jens Spahns mögliche neue Rolle als Unionsfraktionschef wird oft übersehen, dass seine Amtszeit als Gesundheitsminister nicht nur durch die Corona-Pandemie geprägt war, sondern auch durch seinen umstrittenen Umgang mit dem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe im Februar 2020.

Das Urteil und Spahns Reaktion

Am 26. Februar 2020 erklärte das Bundesverfassungsgericht das Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung (§ 217 StGB) für verfassungswidrig. Die Richter betonten, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht auch das Recht auf selbstbestimmtes Sterben umfasst – einschließlich der Freiheit, Suizidhilfe in Anspruch zu nehmen.

Doch Spahn, damals amtierender Bundesgesundheitsminister, zeigte sich zurückhaltend bei der Umsetzung dieses Urteils. Er positionierte sich deutlich als Vertreter einer konservativen Haltung, die den Schutz des Lebens als vorrangig gegenüber einer pragmatischen Umsetzung des Richterspruchs betrachtete.

Zögerliche Umsetzung und Hindernisse

Konkret blockierte Spahns Ministerium nach dem Urteil zunächst Anträge auf tödliche Medikamente für den assistierten Suizid. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das dem Gesundheitsministerium untersteht, wurde angewiesen, entsprechende Anträge nicht zu genehmigen. Dies führte zu erheblicher Kritik von Patientenrechtsorganisationen und liberalen Politikern, die darin eine Missachtung des höchstrichterlichen Urteils sahen.

In einer Stellungnahme begründete Spahn seine Haltung damit, dass es zunächst eine umfassende gesellschaftliche Debatte und eine gesetzliche Neuregulierung geben müsse, bevor tödliche Medikamente für Suizidwillige freigegeben werden könnten. Er betonte die Notwendigkeit, einen Ausgleich zwischen dem Recht auf Selbstbestimmung und dem Schutz vor Missbrauch zu finden.

Verschiedene Perspektiven auf Spahns Haltung

Für Befürworter eines konservativen Ansatzes in der Sterbehilfe-Debatte war Spahns Vorgehen ein wichtiges Signal. Sie sahen darin den Versuch, einer "Normalisierung" des assistierten Suizids entgegenzuwirken und vulnerable Personen zu schützen. Aus dieser Perspektive handelte Spahn verantwortungsbewusst, indem er auf eine sorgfältige Regulierung drängte.

Kritiker hingegen warfen dem damaligen Gesundheitsminister vor, sich über ein höchstrichterliches Urteil hinwegzusetzen und leidenden Menschen ihr verfassungsmäßiges Recht auf einen selbstbestimmten Tod zu verwehren. Das Verwaltungsgericht Köln gab dieser Sichtweise teilweise Recht, als es die pauschale Ablehnung von Anträgen auf tödliche Medikamente durch das BfArM für rechtswidrig erklärte.

Die aktuelle Situation

Bis heute, mehr als vier Jahre nach dem Urteil, gibt es keine klare gesetzliche Regulierung der Sterbehilfe in Deutschland. Im Bundestag wurden verschiedene Gesetzentwürfe diskutiert, aber keiner konnte bisher eine Mehrheit finden. Diese rechtliche Grauzone führt weiterhin zu Unsicherheiten bei Ärzten, Betroffenen und ihren Angehörigen.

Für Jens Spahn könnte seine Position in der Sterbehilfe-Debatte nun, da er als potenzieller Fraktionschef der Union im Gespräch ist, erneut in den Fokus rücken. Seine damalige Haltung zeigt exemplarisch, wie er als Politiker agiert: prinzipientreu aus konservativer Sicht, aber auch bereit, kontroverse Positionen zu vertreten – selbst wenn dies bedeutet, sich dem Zeitgeist entgegenzustellen.

Ein Ausblick

Sollte Spahn tatsächlich Unionsfraktionschef werden, dürfte seine Position zum Thema Sterbehilfe weiterhin von Bedeutung sein – nicht nur für die inhaltliche Ausrichtung der Union, sondern auch für mögliche zukünftige Gesetzesinitiativen in diesem Bereich. Seine Haltung in dieser ethisch komplexen Frage verdeutlicht, dass er trotz seiner Modernität in manchen gesellschaftspolitischen Fragen in anderen Bereichen fest in der konservativen Tradition seiner Partei verankert ist.

Diese Vielschichtigkeit macht Spahn zu einer interessanten politischen Figur, die sich nicht leicht in einfache Kategorien einordnen lässt – eine Eigenschaft, die ihm in seiner möglichen neuen Rolle als Fraktionschef sowohl nutzen als auch Herausforderungen bereiten könnte.


Grundrechte unter Beschuss: CSD Schönebeck vorzeitig aufgelöst – Ein Warnsignal für die queere Community

Am vergangenen Samstag erlebte die queere Community in Schönebeck einen beunruhigenden Eingriff in ihre Grundrechte: Der Christopher Street Day (CSD) wurde vorzeitig durch behördliche Anordnung beendet, wie queer.de berichtet. Die Veranstalter*innen sprechen von "Schikane und Willkür" und haben mittlerweile rechtliche Schritte eingeleitet. Dieser Vorfall wirft ernste Fragen zur Versammlungsfreiheit und zum Schutz queerer Veranstaltungen in Deutschland auf.

Chronologie eines umstrittenen Behördeneingriffs

Der CSD Schönebeck sollte eigentlich bis 22 Uhr dauern, wurde jedoch bereits zwischen 18 und 20 Uhr durch Polizei und Ordnungsamt aufgelöst. Als offizielle Begründung wurden zunächst Unstimmigkeiten mit dem Sicherheitspersonal angeführt. Laut MDR-Berichten hätten die Behörden hauptamtliche Sicherheitskräfte für einen Bereich mit Imbissbuden der Freiwilligen Feuerwehr verlangt – die Veranstalter*innen konnten jedoch nur ehrenamtliche Helfer*innen stellen.

Die Organisator*innen berichten jedoch von weiteren problematischen Details: So sei ihnen vom Ordnungsamt vorgeworfen worden, dass eine Rede "nicht politisch genug" gewesen sei und ein Liebeslied gespielt wurde. Der Veranstalter Falko Jentsch wurde laut eigener Aussage vom Ordnungsamt ermahnt: "Herr Jentsch, achten Sie auf ihren politischen Inhalt." Er beklagte gegenüber Queer4Mat: "Es wird nach den kleinsten Dingen gesucht, es irgendwie zu verhindern."

Ein verfassungsrechtlicher Skandal?

Der Vorfall hat in der queeren Community und bei Jurist*innen für Empörung gesorgt. Rechtsexpert*innen sehen hier einen klaren Verstoß gegen die im Grundgesetz verankerte Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG) und den Anspruch auf effektiven Rechtsschutz (Art. 19 Abs. 4 GG). Die vorzeitige Auflösung eines angemeldeten CSD ohne konkrete Gefährdungslage stellt einen schwerwiegenden Eingriff in verfassungsmäßig garantierte Grundrechte dar.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft SPDqueer hat in einer Stellungnahme am Montag betont: "Die vorzeitige Auflösung eines CSD durch Polizei und Ordnungsbehörden stellt einen gravierenden Eingriff dar, der queere Menschen massiv verunsichert und alte Ängste wachruft." Auch die Linke queer bezeichnet den Vorfall als "vollkommen inakzeptablen Eingriff in Grund- und Freiheitsrechte" und fordert personelle Konsequenzen im Ordnungsamt Schönebeck.

Ähnliche Vorfälle in Deutschland

Leider steht der Vorfall in Schönebeck nicht isoliert da. In den vergangenen Jahren haben sich die Angriffe auf queere Veranstaltungen in Deutschland gehäuft. In verschiedenen Bundesländern mussten Pride-Veranstaltungen verstärkt Polizeischutz anfordern, nachdem es zu Bedrohungen und tätlichen Angriffen gekommen war. Der Anstieg queerfeindlicher Gewalt ist dabei eng mit dem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte verbunden, die LGBTQ+-Rechte offen infrage stellen.

Besonders besorgniserregend ist, dass solche behördlichen Eingriffe in Nachbarländern wie Ungarn bereits zum System geworden sind. Dort hatte die Regierung erst im vergangenen Monat mehrere CSD-Veranstaltungen komplett verboten – ein Umstand, der in den sozialen Medien zu besorgten Vergleichen führte. Ein Nutzer kommentierte den Vorfall in Schönebeck mit den Worten: "Ungarn kommt nach Sachsen-Anhalt."

Kampf um Aufklärung und rechtliche Konsequenzen

Die Veranstalter*innen des CSD Schönebeck lassen sich nicht einschüchtern. Am Montagmorgen teilten sie auf Instagram mit, dass sie beim Landrat offiziell die "Herausgabe der relevanten Bescheide" beantragt haben. Bislang lägen ihnen "lediglich zwei Protokolle aus Kooperationsgesprächen sowie einige E-Mails vor – konkrete Genehmigungen oder Auflagen fehlen bislang."

In ihrer Stellungnahme betonen sie: "Eine friedliche Demo für Liebe und Vielfalt wurde von Behörden unterdrückt – ohne Vorwarnung, ohne Respekt für unsere Grundrechte. Wir wollten feiern, sichtbar sein, füreinander da sein – und wurden stattdessen mit Schikane und Willkür konfrontiert. Unsere Versammlungsfreiheit wurde mit Füßen getreten. Unsere Stimmen wurden ignoriert." Dennoch wollen sie weiterkämpfen.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Der Fall Schönebeck zeigt exemplarisch, wie fragil die Errungenschaften der LGBTQ+-Bewegung sein können und wie wichtig die konsequente Verteidigung von Grundrechten ist. Die SPDqueer fordert daher "eine offene Aufarbeitung durch Veranstalter*innen, Polizei und Behörden" und stellt die zentrale Frage, "wie CSDs auch in Zukunft sicher und ungestört stattfinden können."

Für die queere Community in Deutschland ist der Vorfall ein Weckruf: Die Versammlungsfreiheit und das Recht auf öffentliche Sichtbarkeit müssen aktiv verteidigt werden. Umso wichtiger ist es, dass Betroffene wie die Organisator*innen des CSD Schönebeck rechtliche Schritte einleiten und öffentlich Widerspruch einlegen.

Mit Spannung wird nun die juristische Aufarbeitung des Falls beobachtet. Sollten Gerichte feststellen, dass die Behörden rechtswidrig gehandelt haben, könnte dies ein wichtiges Signal für die Stärkung der Rechte aller Demonstrierenden sein – und ein klares Zeichen, dass der Staat seine Schutzpflicht für Minderheiten ernst nehmen muss.


Homophobe Äußerungen in der Vergangenheit: Katherina Reiche soll Bundeswirtschaftsministerin werden

Die CDU hat am Montagmorgen ihr siebenköpfiges Personal für die Kabinettsposten in der neuen Koalition unter Friedrich Merz vorgestellt. Dabei soll nach Willen der Partei mit Katherina Reiche eine Politikerin zurückkehren, die in der Vergangenheit durch homophobe Äußerungen aufgefallen ist. Die Nachricht wurde zuerst von queer.de berichtet und löst besonders in der LGBTQ+-Community Besorgnis aus.

Reiche und ihre umstrittenen Aussagen zur Homosexualität

Die 51-jährige Katherina Reiche, die von 1998 bis 2015 Mitglied des Deutschen Bundestages war, hat in der Vergangenheit mehrfach mit ihren kontroversen Ansichten über Homosexualität für Aufsehen gesorgt. Im Jahr 2011 bezeichnete sie in einer Talkshow gleichgeschlechtliche Paare als "nicht normal" und suggerierte, dass sie automatisch schlechtere Eltern seien.

Besonders heftig kritisiert wurde ihre Aussage aus einem Interview mit der "Bild"-Zeitung im Jahr 2012: "Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften. Neben der Euro-Krise ist die demografische Entwicklung die größte Bedrohung unseres Wohlstands." Diese Äußerung stellte homosexuelle Beziehungen faktisch als Gefahr für Deutschland dar, was auch innerhalb der CDU zu scharfer Kritik führte und einen Shitstorm in sozialen Medien auslöste.

Auf Kritik an ihrer Position reagierte Reiche damals mit dem Vorwurf, dass diejenigen, "die am lautesten nach Toleranz rufen, selbst offenbar am wenigsten davon besitzen". Später behauptete sie sogar, dass die gleichgeschlechtliche Ehe "unendliches Leid" verursachen würde und warf Schwulen und Lesben "Hedonismus" vor.

Vom Bundestag in die Wirtschaft und zurück ins Kabinett

Nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag 2015 wechselte Reiche in die Wirtschaft. Zunächst war sie Hauptgeschäftsführerin beim Verband kommunaler Unternehmen (VKU), bevor sie 2019 einen Vorstandsposten bei einem Tochterunternehmen des Energiekonzerns E.ON übernahm. Seit 2020 ist sie Vorsitzende der Geschäftsführung von Westenergie und leitet den Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung.

Interessanterweise fiel E.ON nach ihrem Eintritt durch "Queerwashing" auf, während der Konzern im "LGBT+ Diversity Index" 2020 als schlechtester DAX-Arbeitgeber für queere Menschen eingestuft wurde.

Die LGBTQ+-Bilanz der designierten Ministerriege

Reiche ist nicht das einzige CDU-Kabinettsmitglied mit problematischen Positionen zu LGBTQ+-Themen. Der designierte Kanzleramtschef Thorsten Frei hat sich gegen den Schutz queerer Menschen im Grundgesetz und gegen das Selbstbestimmungsgesetz positioniert. Die vorgesehene Bildungsministerin Karin Prien versuchte sich mit einem Genderverbot bei Rechtsaußen zu profilieren, hat sich allerdings zuletzt gemäßigter geäußert und vor einem Kulturkampf gewarnt.

Während sich andere designierte Minister wie Karsten Wildberger (Digitalisierung), Nina Warken (Gesundheit) oder Patrick Schnieder (Verkehr) bisher kaum zu LGBTQ+-Rechten geäußert haben, ist bekannt, dass Schnieder 2017 gegen die Ehe für alle gestimmt hat. Der vorgesehene Außenminister Johann David Wadephul hingegen gehörte zu dem Viertel der Unionsfraktion, das damals für die Gleichbehandlung von gleichgeschlechtlichen Paaren im Eherecht stimmte.

CSU-Minister durchweg gegen LGBTQ+-Gleichstellung

Auch bei den von der CSU benannten Ministern zeigt sich eine klare Tendenz gegen die Gleichbehandlung von LGBTQ+-Menschen. Alle drei designierten CSU-Minister – Dorothee Bär (Forschung), Alois Rainer (Landwirtschaft) und Alexander Dobrindt (Inneres) – stimmten 2017 gegen die Ehe für alle. Dorothee Bär fiel zudem 2023 durch ein Treffen mit dem für seine queerfeindlichen Positionen bekannten Florida-Gouverneur Ron DeSantis auf.

Ein Zeichen der Polarisierung in der deutschen Politik

Die Nominierung von Reiche und anderen Politikern mit queerfeindlichen Positionen für wichtige Regierungsämter steht im starken Kontrast zu den Fortschritten, die Deutschland in den letzten Jahren bei LGBTQ+-Rechten gemacht hat, wie die Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes unter der Ampel-Koalition. Die Errungenschaften der letzten Jahre könnten nun auf dem Prüfstand stehen.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bedeutet die Rückkehr dieser Politiker in Machtpositionen eine Zeit der Unsicherheit. Ob und inwieweit die designierten Minister ihre früheren Positionen geändert haben, bleibt offen. Der offen schwule CDU-Abgeordnete Jens Spahn, der als möglicher Unionsfraktionschef gehandelt wird, könnte möglicherweise ein Gegengewicht innerhalb der Partei bilden.

Am 6. Mai soll Friedrich Merz zum zehnten Kanzler der Bundesrepublik gewählt werden – vorausgesetzt, die SPD-Mitglieder stimmen dem Koalitionsvertrag zu. Die Abstimmung läuft noch bis Dienstag.


Betrug in Tuntenhausen: Wenn Gastfreundschaft ausgenutzt wird – Ein Warnruf für die queere Community

Ein Gastgeber in Tuntenhausen wurde durch einen Mann, den er über eine schwule Dating-Plattform kennenlernte und aus humanitären Gründen bei sich aufnahm, um Wertgegenstände bestohlen. Wie queer.de berichtet, verurteilte das Amtsgericht Rosenheim den 34-jährigen Täter zu einer Gefängnisstrafe von 20 Monaten. Der Fall zeigt beispielhaft, wie Vertrauen und Hilfsbereitschaft in der LGBTQ+-Community ausgenutzt werden können.

Der Fall im Detail

Im Februar 2024 suchte der 34-jährige gelernte Koch und Friseur über eine schwule Dating-Plattform nach einer kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit. Ein 49-jähriger Geschäftsführer aus Tuntenhausen nahm den angeblich obdachlosen Mann bei sich auf. Die Gastfreundschaft wurde jedoch schon am zweiten Tag bitter belohnt: Der Gast verschwand plötzlich – und mit ihm eine wertvolle Münzsammlung im Wert von rund 8.000 Euro.

Vor Gericht gab der Angeklagte die Tat zwar zu, versuchte sie jedoch als Racheakt darzustellen. Er behauptete, der Gastgeber habe ihn sexuell bedrängt und sogar eingesperrt. Das Opfer wies diese Behauptungen entschieden zurück und erklärte, er lebe mit seinem Lebenspartner zusammen und habe keinerlei Interesse daran gehabt, fremdzugehen.

Richterin Isabella Hubert sah es als erwiesen an, dass die Gutmütigkeit des Gastgebers ausgenutzt wurde. Aufgrund zahlreicher Vorstrafen in Deutschland und Österreich sowie der kurzen Zeit seit der letzten Haftentlassung kam eine Bewährungsstrafe nicht in Betracht.

Kein Einzelfall: Betrugsmaschen auf Dating-Plattformen

Der Fall in Tuntenhausen reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung von Betrugsdelikten, die über Dating-Plattformen begangen werden. Insbesondere LGBTQ+-Personen werden immer wieder Opfer von Diebstahl, Betrug oder sogar Gewalt, nachdem sie über Dating-Apps in Fallen gelockt wurden.

Zu den häufigsten Betrugsmaschen in Deutschland gehört das sogenannte Love Scamming oder Romance Scamming, bei dem Betrüger emotionale Bindungen aufbauen, um später finanzielle Vorteile zu erlangen. Eine neuere Variante ist der Tinder-Trading-Scam, bei dem Opfer überredet werden, in angebliche Kryptowährungen zu investieren.

Besonders alarmierend: Im Januar 2023 nahm die Polizei im hessischen Main-Taunus-Kreis mehrere Jugendliche fest, die systematisch queere Personen über Dating-Portale in Hinterhalte lockten und ausraubten. In einem weiteren Fall in Wiesbaden wurde ein 56-jähriger Mann über eine schwule Dating-Plattform Opfer eines Raubes und einer Entführung.

Sicherheitstipps für die Community

Um sich vor solchen Vorfällen zu schützen, raten Experten zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

  • Führen Sie Gespräche so lange wie möglich innerhalb der Dating-App, bevor Sie persönliche Kontaktdaten weitergeben
  • Seien Sie grundsätzlich misstrauisch bei ungewöhnlichen Anfragen oder Hilfsgesuchen
  • Vereinbaren Sie erste Treffen immer an öffentlichen Orten
  • Informieren Sie eine Vertrauensperson über Ihre Treffen
  • Geben Sie keine sensiblen persönlichen Daten oder Wertgegenstände preis
  • Nutzen Sie spezielle LGBTQ+-freundliche Plattformen, die erweiterte Sicherheitsfunktionen bieten

Manche Dating-Apps, wie Tinder, bieten inzwischen spezielle Sicherheitsfunktionen für LGBTQ+-Nutzer an. Alternative Plattformen wie Gleichklang.de und Lesarion legen besonderen Wert auf sichere Umgebungen für queere Menschen.

Anlaufstellen für Betroffene

Sollten Sie selbst Opfer eines Betrugs oder einer Straftat über Dating-Plattformen geworden sein, gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen: Neben der Polizei, die mittlerweile in vielen Präsidien spezielle Ansprechpersonen für LGBTQ+-Personen hat, bieten auch die Landeskoordination "Vielfalt statt Gewalt" psychosoziale Beratung an.

Der Fall aus Tuntenhausen mahnt zur Vorsicht, ohne dass die grundsätzliche Hilfsbereitschaft untereinander verloren gehen sollte. Gerade in der LGBTQ+-Community, in der gegenseitige Unterstützung oft eine wichtige Rolle spielt, ist es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Vertrauen und Selbstschutz zu finden.


Betrug in Tuntenhausen: Wenn Gastfreundschaft ausgenutzt wird – Ein Warnruf für die queere Community

Ein Gastgeber in Tuntenhausen wurde durch einen Mann, den er über eine schwule Dating-Plattform kennenlernte und aus humanitären Gründen bei sich aufnahm, um Wertgegenstände bestohlen. Wie queer.de berichtet, verurteilte das Amtsgericht Rosenheim den 34-jährigen Täter zu einer Gefängnisstrafe von 20 Monaten. Der Fall zeigt beispielhaft, wie Vertrauen und Hilfsbereitschaft in der LGBTQ+-Community ausgenutzt werden können.

Der Fall im Detail

Im Februar 2024 suchte der 34-jährige gelernte Koch und Friseur über eine schwule Dating-Plattform nach einer kostenlosen Übernachtungsmöglichkeit. Ein 49-jähriger Geschäftsführer aus Tuntenhausen nahm den angeblich obdachlosen Mann bei sich auf. Die Gastfreundschaft wurde jedoch schon am zweiten Tag bitter belohnt: Der Gast verschwand plötzlich – und mit ihm eine wertvolle Münzsammlung im Wert von rund 8.000 Euro.

Vor Gericht gab der Angeklagte die Tat zwar zu, versuchte sie jedoch als Racheakt darzustellen. Er behauptete, der Gastgeber habe ihn sexuell bedrängt und sogar eingesperrt. Das Opfer wies diese Behauptungen entschieden zurück und erklärte, er lebe mit seinem Lebenspartner zusammen und habe keinerlei Interesse daran gehabt, fremdzugehen.

Richterin Isabella Hubert sah es als erwiesen an, dass die Gutmütigkeit des Gastgebers ausgenutzt wurde. Aufgrund zahlreicher Vorstrafen in Deutschland und Österreich sowie der kurzen Zeit seit der letzten Haftentlassung kam eine Bewährungsstrafe nicht in Betracht.

Kein Einzelfall: Betrugsmaschen auf Dating-Plattformen

Der Fall in Tuntenhausen reiht sich ein in eine besorgniserregende Entwicklung von Betrugsdelikten, die über Dating-Plattformen begangen werden. Insbesondere LGBTQ+-Personen werden immer wieder Opfer von Diebstahl, Betrug oder sogar Gewalt, nachdem sie über Dating-Apps in Fallen gelockt wurden.

Zu den häufigsten Betrugsmaschen in Deutschland gehört das sogenannte Love Scamming oder Romance Scamming, bei dem Betrüger emotionale Bindungen aufbauen, um später finanzielle Vorteile zu erlangen. Eine neuere Variante ist der Tinder-Trading-Scam, bei dem Opfer überredet werden, in angebliche Kryptowährungen zu investieren.

Besonders alarmierend: Im Januar 2023 nahm die Polizei im hessischen Main-Taunus-Kreis mehrere Jugendliche fest, die systematisch queere Personen über Dating-Portale in Hinterhalte lockten und ausraubten. In einem weiteren Fall in Wiesbaden wurde ein 56-jähriger Mann über eine schwule Dating-Plattform Opfer eines Raubes und einer Entführung.

Sicherheitstipps für die Community

Um sich vor solchen Vorfällen zu schützen, raten Experten zu folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

  • Führen Sie Gespräche so lange wie möglich innerhalb der Dating-App, bevor Sie persönliche Kontaktdaten weitergeben
  • Seien Sie grundsätzlich misstrauisch bei ungewöhnlichen Anfragen oder Hilfsgesuchen
  • Vereinbaren Sie erste Treffen immer an öffentlichen Orten
  • Informieren Sie eine Vertrauensperson über Ihre Treffen
  • Geben Sie keine sensiblen persönlichen Daten oder Wertgegenstände preis
  • Nutzen Sie spezielle LGBTQ+-freundliche Plattformen, die erweiterte Sicherheitsfunktionen bieten

Manche Dating-Apps, wie Tinder, bieten inzwischen spezielle Sicherheitsfunktionen für LGBTQ+-Nutzer an. Alternative Plattformen wie Gleichklang.de und Lesarion legen besonderen Wert auf sichere Umgebungen für queere Menschen.

Anlaufstellen für Betroffene

Sollten Sie selbst Opfer eines Betrugs oder einer Straftat über Dating-Plattformen geworden sein, gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen: Neben der Polizei, die mittlerweile in vielen Präsidien spezielle Ansprechpersonen für LGBTQ+-Personen hat, bieten auch die Landeskoordination "Vielfalt statt Gewalt" psychosoziale Beratung an.

Der Fall aus Tuntenhausen mahnt zur Vorsicht, ohne dass die grundsätzliche Hilfsbereitschaft untereinander verloren gehen sollte. Gerade in der LGBTQ+-Community, in der gegenseitige Unterstützung oft eine wichtige Rolle spielt, ist es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Vertrauen und Selbstschutz zu finden.


Toilettenverbote für trans Menschen in Großbritannien: Ein Rückschritt im Vergleich zum deutschen Selbstbestimmungsrecht

Trans Menschen in Großbritannien sollen künftig nicht mehr die Toiletten, Duschen und Umkleiden ihres erlebten Geschlechts nutzen dürfen, wie eine vorläufige Richtlinie der britischen Kommission für Gleichstellung und Menschenrechte (EHRC) jetzt festlegt. Diese Regelung stellt einen dramatischen Gegensatz zur aktuellen Entwicklung in Deutschland dar, wo das Selbstbestimmungsgesetz die Rechte von trans Personen stärkt.

Das Supreme Court Urteil und seine Folgen

Die britische Kommission für Gleichstellung und Menschenrechte reagiert mit ihrer Richtlinie auf ein wegweisendes Urteil des Supreme Court, das festlegte, dass "Frauen" im Sinne des britischen Gleichstellungsgesetzes ausschließlich cis Frauen sind. Dieses Urteil hat weitreichende Konsequenzen für trans Menschen in Großbritannien.

Nach der neuen Richtlinie müssen Arbeitsstätten zwingend nach Frauen und Männern getrennte Toiletten und gegebenenfalls Wasch- und Umkleideräume zur Verfügung stellen. Bei öffentlich zugänglichen Orten ist diese Trennung zwar nicht zwingend vorgeschrieben, die EHRC warnt jedoch, dass der ausschließliche Einsatz gemischtgeschlechtlicher Einrichtungen für Frauen diskriminierend sein könnte.

Die politische Führung in Großbritannien unterstützt diesen Kurs. Premierminister Keir Starmer begrüßte das Urteil des Obersten Gerichtshofs und forderte, dass "alle Richtlinien dem Urteil entsprechen" müssen. Das Kabinettsmitglied Pat McFadden versicherte in einem BBC-Interview, dass es zwar "keine Toiletten-Polizei" geben werde, jedoch die Richtlinien die "logische Schlussfolgerung aus dem Urteil des Supreme Courts" seien.

Deutschland: Ein anderer Weg mit dem Selbstbestimmungsgesetz

Im starken Kontrast zu dieser Entwicklung steht Deutschland mit seinem im April 2024 verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat. Dieses Gesetz erlaubt es trans und nicht-binären Personen, ihr Geschlecht und ihren Vornamen in offiziellen Dokumenten durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne medizinische Gutachten oder gerichtliche Genehmigungen.

Diese Reform löste das seit 1980 geltende Transsexuellengesetz ab, das von trans Personen verlangte, zwei psychologische Gutachten einzuholen und eine gerichtliche Genehmigung zu beantragen, um ihr Geschlecht rechtlich ändern zu können. Das Bundesverfassungsgericht hatte bereits zuvor mehrfach Teile dieses Gesetzes für verfassungswidrig erklärt, etwa die ehemals geforderten operativen Eingriffe.

Deutschland verfügt seit 2006 zudem über ein Antidiskriminierungsgesetz, das Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität in Beschäftigung und bei der Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen verbietet. Diese gesetzliche Grundlage bietet trans Menschen einen wichtigen Schutz im Alltag – auch beim Zugang zu Toiletten und anderen geschlechtsspezifischen Einrichtungen.

Sorgen in der britischen trans Community

Die britische trans Community und Menschenrechtsorganisationen zeigen sich tief besorgt über die neuen Richtlinien. Stonewall, eine führende LGBTQ+-Organisation in Großbritannien, warnt, dass die Richtlinien zu vermehrter Diskriminierung führen könnten. Es wird befürchtet, dass trans Menschen in der Öffentlichkeit verstärkt hinterfragt und belästigt werden könnten.

Die EHRC versucht, diese Bedenken abzumildern, indem sie betont, dass es "keine Situation entstehen dürfe, in der trans Menschen keine Option mehr hätten". So empfiehlt die Kommission, neben nach Frauen und Männern getrennten Einrichtungen auch solche für den gemeinsamen Gebrauch zu schaffen. Die praktische Umsetzung bleibt jedoch unklar.

Europäischer Vergleich

Die gegensätzlichen Entwicklungen in Deutschland und Großbritannien spiegeln einen breiteren Trend in Europa wider. Während Länder wie Irland, Spanien und Portugal in den letzten Jahren Gesetze zur Selbstbestimmung eingeführt haben, zeigen sich in anderen Ländern wie Ungarn und Polen restriktivere Tendenzen gegenüber LGBTQ+-Rechten.

Im europäischen Kontext steht Deutschland mit seinem Selbstbestimmungsgesetz für einen progressiven Ansatz, während Großbritannien mit seinen neuen Richtlinien einen Weg einschlägt, der von vielen Beobachtern als Rückschritt in der Anerkennung und Akzeptanz von trans Menschen betrachtet wird.

Auswirkungen auf trans Menschen im Alltag

Für trans Menschen in Großbritannien bedeuten die neuen Richtlinien eine zusätzliche Hürde im Alltag. Die Sorge vor Diskriminierung und Konfrontationen bei der Benutzung öffentlicher Toiletten könnte dazu führen, dass viele trans Personen diese Orte meiden – mit entsprechenden Folgen für ihre gesellschaftliche Teilhabe und ihr Wohlbefinden.

In Deutschland hingegen geht die Entwicklung in Richtung einer verstärkten rechtlichen Anerkennung des selbstbestimmten Geschlechts. Während es keine spezifischen bundesweiten Regelungen zu Toilettennutzungen gibt, bietet das Antidiskriminierungsgesetz eine Grundlage für den gleichberechtigten Zugang zu geschlechtsspezifischen Einrichtungen.

Die unterschiedlichen Wege, die Deutschland und Großbritannien einschlagen, verdeutlichen, wie nationale Politik das tägliche Leben von trans Menschen direkt beeinflusst – und welche Bedeutung progressive Gesetzgebung für den Schutz der Rechte marginalisierter Gruppen hat.


Queerfeindliche Gewalt in Frankfurt nimmt zu: Zwei Männer bei nächtlichem Angriff verletzt

In der Nacht zu Sonntag wurden zwei Männer aus der queeren Community in Frankfurt am Main von zwei Unbekannten angegriffen und einer von ihnen verletzt. Die Polizei stufte den Vorfall als queerfeindlichen Übergriff ein, wie queer.de berichtet. Der Angriff reiht sich in eine besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland ein, die auch vor der Mainmetropole nicht Halt macht.

Der Vorfall in der Frankfurter Innenstadt

Nach Polizeiangaben waren die beiden 28 und 26 Jahre alten Männer gegen ein Uhr nachts in der Großen Friedberger Straße zu Fuß unterwegs, als ein Unbekannter sie beleidigte. Der verbale Angriff eskalierte schnell: Der Täter schlug und trat den 28-Jährigen und ging anschließend auch den jüngeren Mann an, als dieser zu schlichten versuchte. Ein zweiter Täter, der auf einem Fahrrad vorbeifuhr, schlug dem Älteren zusätzlich mit der Hand ins Gesicht. Der 28-Jährige wurde bei dem Angriff leicht verletzt. Beide Täter flüchteten nach der Tat.

Die Polizei hat folgende Täterbeschreibungen veröffentlicht:

  • Täter 1: Männlich, ca. 180 cm groß, ca. 25-30 Jahre alt, schwarze kurze Haare, trug eine weiß-beige Jacke von The North Face, eine schwarze Hose sowie eine schwarze Basecap.
  • Täter 2 (Fahrradfahrer): Männlich, bekleidet mit einem gelb-beigen Hoodie, einer grauen Jogginghose, trug weiße Sneaker und einen grauen Rucksack. Er war auf einem weißen Mountainbike mit blauen Applikationen unterwegs.

Die Polizei bittet Zeugen, die sachdienliche Hinweise zu den Tätern geben können, sich unter der Rufnummer (069) 755 10100 zu melden.

Alarmierende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland

Der Vorfall in Frankfurt steht beispielhaft für einen bundesweiten Trend steigender queerfeindlicher Gewalt. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ* erfasst – ein alarmierender Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mehr als jeder zehnte Fall von Hasskriminalität in Deutschland richtet sich inzwischen gegen queere Menschen.

Besonders besorgniserregend ist die Zunahme der Gewaltdelikte. Laut Daten des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) sind die registrierten Fälle queerfeindlicher Gewalt seit 2018 kontinuierlich angestiegen. Im Jahr 2022 wurden 288 Gewaltdelikte und 449 Beleidigungen mit queerfeindlichem Hintergrund registriert. Expertinnen und Experten gehen zudem von einem erheblichen Dunkelfeld aus, da viele Betroffene keine Anzeige erstatten.

Frankfurt im Fokus

Auch in Frankfurt häufen sich die Berichte über queerfeindliche Übergriffe. Erst im Oktober 2023 kam es zu einem Angriff mit Pfefferspray in einer Bar im queeren Viertel, bei dem 15 Gäste attackiert und zwei Menschen verletzt wurden. Die Polizei reagierte darauf mit erhöhter Präsenz, um der queerfeindlichen Gewalt im Viertel zu begegnen.

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Hessen kritisierte allerdings, dass eine erhöhte Polizeipräsenz allein nicht ausreiche. „Was wir brauchen, ist eine bessere Schulung und Sensibilisierung der Polizei für Hasskriminalität", forderte ein Sprecher des Verbands. „Queerfeindliche Gewalt muss klar benannt und gezielt verfolgt werden."

Hintergründe der queerfeindlichen Gewalt

Die Gründe für den Anstieg queerfeindlicher Gewalt sind vielschichtig. Nach Einschätzung der Expertin Fiona Kalkstein vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft sehen sich viele Täter als „Vollstrecker eines von ihnen fantasierten Mehrheitswillens". Queere Menschen würden von ihnen als minderwertig betrachtet und daher angegriffen.

Der LSVD verweist zudem auf den zunehmenden Einfluss antidemokratischer Kräfte. In ihrem Bericht zur queerfeindlichen Hasskriminalität stellt der Verband fest: „Wenn eine Minderheit wie LSBTIQ* verbal und physisch immer öfter angegriffen wird, ist die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Gefahr."

Besonders alarmierend: Im Jahr 2023 wurden vermehrt Angriffe gewaltorientierter Rechtsextremisten auf queere Veranstaltungen verzeichnet, insbesondere in Sachsen und Sachsen-Anhalt, wie die Statistik des Bundeskriminalamts zeigt.

Maßnahmen und Forderungen

Um die queerfeindliche Gewalt wirksam zu bekämpfen, fordern LGBTQ+-Verbände verschiedene Maßnahmen:

  • Die explizite Aufnahme von queeren Menschen in das Diskriminierungsverbot des Grundgesetzes (Artikel 3, Absatz 3)
  • Eine bessere Schulung und Sensibilisierung der Polizei für Hasskriminalität
  • Verstärkte Präventionsarbeit in Schulen und öffentlichen Einrichtungen
  • Niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote für Betroffene

Bund und Länder haben mittlerweile reagiert und eine virtuelle Landkarte für polizeiliche Anlaufstellen und Beratungsangebote für Betroffene eingerichtet. Der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, betonte jedoch: „Es reicht nicht, Betroffene zu unterstützen – wir müssen queerfeindliche Gewalt an der Wurzel bekämpfen."

Solidarität in der Community

In Frankfurt und anderen deutschen Städten haben sich nach wiederholten Angriffen Solidaritätsnetzwerke gebildet. Lokale LGBTQ+-Organisationen bieten Begleitservices für den nächtlichen Heimweg an und organisieren Selbstverteidigungskurse.

Der aktuelle Vorfall in Frankfurt zeigt einmal mehr: Trotz aller rechtlichen und gesellschaftlichen Fortschritte bleibt die Sicherheit queerer Menschen in Deutschland ein drängendes Problem. Es bedarf einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, um queerfeindlicher Gewalt entgegenzutreten und ein Klima der Akzeptanz und Wertschätzung zu schaffen.