Der französische Präsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte haben eine bemerkenswerte Verleumdungsklage gegen die rechte US-Influencerin Candace Owens eingereicht, die belegt, wie Desinformation über Transidentität als politische Waffe eingesetzt wird. Wie queer.de berichtet, klagt das Präsidentenpaar im US-Bundesstaat Delaware gegen Owens' falsche Behauptung, Brigitte Macron sei als Mann geboren worden.
Das perfide System der Desinformation
Die Klage deckt ein systematisches Vorgehen auf: Owens habe wissentlich Falschbehauptungen verbreitet, "weil sie gewusst habe, dass der Schockwert ihre Sichtbarkeit erhöhen werde". Neben den Trans-Gerüchten verbreitete sie weitere Verschwörungstheorien – etwa dass die Macrons miteinander verwandt seien oder Emmanuel Macron durch ein CIA-Programm Präsident geworden sei.
Diese Strategie ist nicht neu. Faktenchecker wie Mimikama dokumentieren seit Jahren, wie gezielt Transgender-Gerüchte über prominente Frauen gestreut werden, um sie zu diskreditieren. Was bei Brigitte Macron geschieht, zeigt exemplarisch die Gefährlichkeit solcher Kampagnen.
Ein Muster mit deutscher Relevanz
Auch in Deutschland sind ähnliche Mechanismen zu beobachten. Trans-feindliche Desinformation wird zunehmend als Mittel politischer Diskreditierung eingesetzt. Deutsche Medien berichten regelmäßig über solche Kampagnen, die sich gegen politische Gegnerinnen, aber auch gegen Trans-Personen selbst richten.
Die Macron-Klage umfasst 22 Anklagepunkte und bezeichnet die Kampagne als "invasiv, entmenschlichend und zutiefst unfair". Diese Wortwahl trifft den Kern des Problems: Solche Falschbehauptungen zielen darauf ab, Menschen zu entmenschlichen – ein Mechanismus, der Trans-Personen täglich betrifft.
Candace Owens: Plattform für Hass
Die 36-jährige Owens verfügt über eine massive Reichweite: 4,4 Millionen YouTube-Abonnent*innen und fast 7 Millionen Follower auf X. Diese Plattform nutzt sie systematisch für queerfeindliche Propaganda. 2022 beschuldigte sie Disney, aus "Pädokriminellen und Pädophilen" zu bestehen, weil das Unternehmen sich gegen das "Don't Say Gay"-Gesetz engagierte.
Die LGBTI-Organisation GLAAD dokumentiert Owens' transfeindliche Äußerungen ausführlich. Sie diffamierte Trans-Organisationen als "satanisch" – eine Rhetorik, die international von rechtsextremen Gruppen übernommen wird und auch in Deutschland zu beobachten ist.
Rechtliche Gegenwehr nimmt zu
Bemerkenswert ist, dass auch in Frankreich selbst rechtliche Schritte unternommen werden. Brigitte Macron geht gegen zwei YouTuberinnen vor, die ähnliche Falschbehauptungen verbreitet hatten. Ein Berufungsgericht sprach die beiden zwar frei, doch die Signalwirkung bleibt: Opfer von Desinformation wehren sich zunehmend juristisch.
Die internationale Dimension des Falls – eine US-Influencerin wird von einem französischen Präsidentenpaar verklagt – zeigt die globale Vernetzung von Hassnetzwerken auf. Gleichzeitig demonstriert sie aber auch, dass rechtliche Gegenwehr möglich ist, selbst über Ländergrenzen hinweg.
Auswirkungen auf die LGBTQ+-Community
Für die Trans-Community sind solche Kampagnen besonders verheerend. Sie verstärken Vorurteile und schaffen ein Klima, in dem Transidentität als etwas Skandalöses oder Bedrohliches dargestellt wird. Wenn schon die falsche Behauptung, trans zu sein, als Verleumdung gilt, sendet das problematische Signale.
Umso wichtiger ist es, dass in der Berichterstattung und der rechtlichen Aufarbeitung klar zwischen der Verwerflichkeit von Falschbehauptungen und der Tatsache unterschieden wird, dass Transidentität an sich nichts Negatives ist. Die Macron-Klage richtet sich zu Recht gegen die Lügen und die systematische Kampagne – nicht gegen Trans-Personen.
Ein Wendepunkt?
Der Fall könnte einen Wendepunkt markieren. Dass hochrangige politische Figuren international gegen Desinformation vorgehen, macht Mut. 2024 verweigerte bereits die australische Regierung Owens die Einreise wegen ihrer Verbreitung von Falschbehauptungen über Holocaust und Muslime.
Für die deutsche LGBTQ+-Community zeigt der Fall, wie wichtig es ist, sowohl präventiv als auch reaktiv gegen Hassnetzwerke vorzugehen. Die Macrons haben ein Jahr lang versucht, Owens zur Rücknahme ihrer Behauptungen zu bewegen – vergeblich. Erst rechtliche Schritte zeigten Wirkung. Eine Lektion, die auch hierzulande Beachtung verdient.
