Der ältere Bruder von Papst Leo XIV. hat eine Geschichte der Verbreitung von transfeindlichen und rechtsgerichteten Inhalten in sozialen Medien, wie PinkNews berichtet. Louis Martin Prevost teilte unter anderem Beiträge, die Eltern von Transgender-Kindern als "beschissen" bezeichneten. Diese Entdeckung sorgt besonders in Deutschland für Diskussionen, wo die katholische Kirche einen vergleichsweise progressiveren Kurs in LGBTQ+-Fragen eingeschlagen hat.
Die Facebook-Beiträge von Louis Prevost sind nach der Wahl seines Bruders Robert zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche ins Rampenlicht gerückt. Nach dem Tod des 88-jährigen Papst Franziskus im April wurde Robert Prevost – der sowohl die amerikanische als auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt – nach einem zweitägigen Konklave zum ersten US-amerikanischen Papst gewählt.
Kontroverse Facebook-Posts
Die von Journalisten aufgedeckten Social-Media-Beiträge des älteren Prevost stehen im Widerspruch zu den politischen Positionen, die seinem Bruder Leo XIV. zugeschrieben werden. Ein Beitrag ist ein weitergeteiltes Video, das die demokratische Kongressabgeordnete und ehemalige US-Parlamentssprecherin Nancy Pelosi mit vulgären Ausdrücken beschimpft. Ein anderer ist ein LGBTQ+-feindliches Meme mit dem Text: "Dein Kind ist nicht trans, du bist nur ein beschissener Elternteil", wie The Guardian berichtete.
Ein dritter Beitrag beschuldigte den ehemaligen Präsidenten Barack Obama und die Demokraten, "die vollständige Zerstörung unserer Lebensweise anzustreben und dieses Land in eine Diktatur zu verwandeln, und noch dazu in eine rassistische".
Die Beiträge wurden angesichts der gestiegenen Aufmerksamkeit auf Prevosts Facebook-Konto offenbar privat gestellt, aber er bestätigte deren Existenz in mehreren Presseinterviews und betonte, dass es sich um seine eigenen Meinungen handle, nicht um die des neuen Papstes. Der Spiegel berichtete, dass Louis Prevost sich selbst als "MAGA-Typen" bezeichnet und einräumte, dass er seine Äußerungen möglicherweise "abschwächen" würde, da sein Bruder nun Papst ist.
Reaktionen aus Deutschland
In Deutschland, wo die katholische Kirche durch den Synodalen Weg einen Reformprozess eingeleitet hat, der auch LGBTQ+-Themen einschließt, haben die Äußerungen von Louis Prevost Besorgnis ausgelöst. Die deutsche Kirche gilt als eine der LGBTQ+-freundlichsten in Europa. So hat die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) erst kürzlich eine Handreichung für Seelsorger herausgegeben, die Segnungen für wiederverheiratete Geschiedene und homosexuelle Paare regelt.
"Solche transfeindlichen Äußerungen widersprechen dem Geist des Synodalen Weges, den wir in Deutschland gehen", erklärt OutInChurch, eine Initiative von queeren Mitarbeitenden in der katholischen Kirche. "Wir setzen uns für eine Kirche ohne Angst ein und fordern die Abschaffung veralteter Aussagen der kirchlichen Lehre in Bezug auf Sexualität und Geschlecht."
Der neue Papst und LGBTQ+-Rechte
Im Gegensatz zu seinem Bruder scheint Papst Leo XIV. nicht so fortschrittlich in Bezug auf LGBTQ+-Themen zu sein wie sein Vorgänger. Papst Franziskus hinterließ ein komplexes Erbe in Bezug auf die Unterstützung der Community, war aber bekannt dafür, die Sprache der Kirche gegenüber LGBTQ+-Personen zu mildern, wie mit seiner berühmten Aussage "Wer bin ich, zu urteilen?"
Nach Prevosts Wahl berichtete die New York Times, dass er 2012 Kritik an Unterhaltungsmedien geäußert hatte, da diese "Sympathie für Überzeugungen und Praktiken zeigten, die im Widerspruch zum Evangelium stehen", darunter der "homosexuelle Lebensstil" und "alternative Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Partnern und ihren adoptierten Kindern bestehen".
Trotz dieser Ansichten haben LGBTQ+-Katholiken die Hoffnung geäußert, dass sich seine "Meinungen und Ideen ändern können". Diese Hoffnung wird besonders in Deutschland geteilt, wo der Synodale Weg versucht, die Kirche für LGBTQ+-Personen inklusiver zu gestalten.
Kontrast zur deutschen katholischen Kirche
Die transfeindlichen Äußerungen von Louis Prevost stehen in starkem Kontrast zu den Bemühungen der deutschen katholischen Kirche, ihre Positionen zu LGBTQ+-Themen zu modernisieren. Im Rahmen des Synodalen Wegs wurden Vorschläge zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und zur Anerkennung von Trans*-Personen diskutiert.
"Die deutsche katholische Kirche hat sich auf den Weg gemacht, LGBTQ+-Personen stärker einzubeziehen und anzuerkennen", erklärt der Theologe Michael Brinkschröder vom Queerbeet-Gottesdienstkreis in München. "Die Äußerungen des Papst-Bruders erinnern uns daran, dass es innerhalb der Kirche weltweit sehr unterschiedliche Positionen gibt und wir in Deutschland noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen."
Die Situation verdeutlicht die Spannungen innerhalb der katholischen Kirche bezüglich LGBTQ+-Themen und wirft die Frage auf, welchen Kurs Papst Leo XIV. in seiner Amtszeit einschlagen wird. Für deutsche Katholiken, insbesondere für LGBTQ+-gläubige, ist dies eine Zeit der Ungewissheit, aber auch der Hoffnung auf Fortsetzung des Dialoges und der Öffnung, die unter Papst Franziskus begonnen hat.