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Identität im Bundestag: Valerie Wilms und die Komplexität trans Repräsentation in der deutschen Politik

Die ehemalige Grünen-Abgeordnete Valerie Wilms sorgt für Aufsehen mit ihrem späten Outing als Transgender-Frau. In ihrem neuen Buch "Meine zwei Leben. Als Junge geboren – als Frau im Bundestag" enthüllt die 71-Jährige, dass sie vermutlich bereits von 2009 bis 2017 die erste trans Frau im Deutschen Bundestag war – lange vor denen, die offiziell als erste gefeiert wurden. Die ursprüngliche Nachricht wurde von queer.de berichtet.

Ein Leben in zwei Akten

Valerie Wilms wurde 1954 in Hannover geboren und bei der Geburt als Junge eingeordnet. In ihrem Buch, das kurz nach Ostern erscheint, beschreibt sie einen langen Weg der Selbstfindung. Während der Pubertät spürte sie, dass etwas "anders" war, und betrieb während ihres Maschinenbau-Studiums ein "Versteckspiel mit Frauenkleidung im Geheimen". Erst in einer Ehe mit zwei Kindern stieß sie auf das Thema Transsexualität. In den 1990er Jahren folgten ärztliche Behandlungen und schließlich die offizielle Geschlechtsänderung beim Amtsgericht.

2005 schloss sich Wilms den Grünen in Schleswig-Holstein an und zog 2009 in den Bundestag ein, wo sie bis 2017 als Abgeordnete tätig war. Sie profilierte sich besonders als Verkehrspolitikerin und Expertin für Nachhaltigkeit. Während dieser gesamten Zeit hielt sie ihre Transidentität bewusst aus der Öffentlichkeit heraus.

Bewusstes Schweigen im Parlament

Anders als die später gewählten trans Abgeordneten Tessa Ganserer und Nyke Slawik, die mit ihrer Identität offen umgehen, entschied sich Wilms für Diskretion. "Ich wäre immer nur auf das Thema Transsexualität zurückgeworfen worden und wäre nie mit den für mich wichtigen Themen im Parlament identifiziert worden", erklärt sie ihre damalige Entscheidung. Wilms wollte ausschließlich als Frau und Fachpolitikerin wahrgenommen werden, nicht als Symbolfigur für Trans-Rechte.

Diese Haltung steht in interessantem Kontrast zu jüngeren trans Politikerinnen wie Slawik und Ganserer, die ihre Identität auch als politisches Werkzeug nutzen, um Sichtbarkeit für die Community zu schaffen. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen spiegeln auch verschiedene Generationen und gesellschaftliche Kontexte wider.

Politischer Richtungswechsel und Kritik am Selbstbestimmungsgesetz

Bemerkenswert ist Wilms' politische Entwicklung. Im Juni 2023 trat sie aus den Grünen aus, mit der Begründung, die Partei habe sich zu einem "Treiber für eine woke Kulturrevolution" entwickelt. Sie kritisierte eine "irrationale, selbstzerstörerische Klimapanik" und wandte sich politisch nach rechts, was unter anderem durch Interviews mit der rechten Plattform "Tichys Einblick" deutlich wurde.

Besonders überraschend für viele: Wilms lehnt das neue Selbstbestimmungsgesetz ab, das die rechtliche Geschlechtsangleichung für trans Personen erheblich erleichtert. Sie selbst durchlief das inzwischen abgeschaffte Transsexuellengesetz mit seinen umfangreichen Gutachten und juristischen Formalitäten, die von vielen Betroffenen als entwürdigend und belastend beschrieben wurden. Für Wilms jedoch waren diese Hürden nach eigener Aussage hilfreich, "über sich und den eigenen Wunsch klar zu werden".

Sie warnt vor einem "Geschlechter-Hopping" durch das neue Gesetz: "Jedes Jahr ein neues Geschlecht, ohne mich vollständig anzupassen. Das ist der normalen Gesellschaft nicht mehr verständlich zu machen. Solche Menschen wie ich verlieren dadurch an Akzeptanz."

Kontroverse in der deutschen Trans-Community

Wilms' Positionen haben in der LGBTQ+-Community für Diskussionen gesorgt. Während einige ihre Erfahrungen und ihren Weg respektieren, kritisieren andere ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Selbstbestimmungsgesetz als rückschrittlich und nicht repräsentativ für die Bedürfnisse der heutigen trans Community.

Nora Eckert, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Trans* (dgti), kommentierte in einem früheren Interview: "Alle trans Personen haben das Recht auf ihren individuellen Weg, aber wir sollten vorsichtig sein, wenn persönliche Erfahrungen genutzt werden, um politische Rechte anderer einzuschränken."

Historische Einordnung der trans Repräsentation im Bundestag

Bislang galten die Grünen-Politikerinnen Tessa Ganserer und Nyke Slawik als die ersten offen trans Abgeordneten im deutschen Parlament, die 2021 in den Bundestag einzogen. Mit Wilms' Enthüllung muss diese historische Einordnung nun differenzierter betrachtet werden. Während Ganserer und Slawik als erste offen trans Abgeordnete gelten können, war Wilms tatsächlich bereits früher als trans Frau im Parlament – wenn auch nicht öffentlich geoutet.

Aktuell ist Nyke Slawik weiterhin Mitglied des Bundestags, während Tessa Ganserer nicht erneut kandidierte. Mit Victoria Broßart aus Bayern gibt es zudem eine weitere trans Frau im Parlament. Die Sichtbarkeit von trans Personen in der deutschen Politik hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, was viele als wichtigen Schritt für die gesellschaftliche Akzeptanz bewerten.

Valerie Wilms' Geschichte zeigt die Komplexität und Vielfalt von trans Lebenswegen in Deutschland und macht deutlich, dass es keine einheitliche Trans-Erfahrung gibt. Ihr Weg und ihre heutigen Positionen werden in der Community kontrovers diskutiert, bieten aber wichtige Einblicke in die Entwicklung der trans Repräsentation in der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte.


Gefahr hinter Dating-Apps: 56-Jähriger bei schwulem Fake-Date beraubt und entführt

In Wiesbaden wurde ein 56-jähriger Mann Opfer eines gefährlichen Fake-Dates, das über eine schwule Dating-Plattform arrangiert wurde. Wie das Polizeipräsidium Westhessen berichtete, traf sich der Mann am vergangenen Freitag mit einer Internetbekanntschaft, die ihn anschließend beraubte und entführte. Dieser Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie ähnlicher Übergriffe ein und wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Sicherheitsrisiken beim Online-Dating für LGBTQ+-Personen.

Der Tathergang

Der Geschädigte hatte sich laut Polizei über eine Dating-Plattform mit einem Mann verabredet. Gemeinsam fuhren sie im schwarzen SUV des 56-Jährigen zu einem abgelegenen Feld bei Kloppenheim. Dort zeigte der vermeintliche Date-Partner sein wahres Gesicht: Mit einem Messer bedrohte er sein Opfer und forderte die Herausgabe von Wertsachen.

Nach der Übergabe von Handy und Tablet setzten sie ihre Fahrt zu einer Bankfiliale fort und nahmen unterwegs noch einen Komplizen auf. Während der Fahrt wurde der 56-Jährige weiter bedroht und körperlich attackiert. Als sie die Bankfiliale erreichten, wo der Mann zu einer Geldabhebung gezwungen werden sollte, verursachte einer der Täter mit dem Fahrzeug des Opfers einen Verkehrsunfall. Daraufhin flüchteten beide Täter zu Fuß.

Das Opfer erlitt leichte Verletzungen. Die Polizei beschreibt die Täter als etwa 20 Jahre alt mit kurzen, schwarzen, krausen Haaren und dunklen Trainingsanzügen. Die Kriminalpolizei Wiesbaden hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet um Hinweise unter der Telefonnummer (0611) 345-0.

Kein Einzelfall in Deutschland

Solche gezielten Angriffe auf LGBTQ+-Personen sind leider keine Seltenheit. Erst Mitte Januar hatte die Polizei im hessischen Main-Taunus-Kreis mehrere Jugendliche festgenommen, die systematisch queere Personen über Dating-Portale in Hinterhalte gelockt und ausgeraubt haben sollen. Die Statistiken zur queerfeindlichen Hasskriminalität in Deutschland zeigen einen besorgniserregenden Anstieg in den letzten Jahren.

Nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) werden immer wieder LGBTQ+-Personen Opfer von Gewalt, nachdem sie über Dating-Apps in Fallen gelockt wurden. Diese Form des "Queer Bashing" wird gezielt genutzt, um vulnerable Personen anzugreifen.

Sicherheitstipps für Online-Dating

Als Reaktion auf ähnliche Vorfälle hat die Ansprechstelle LSBT*IQ des Polizeipräsidiums Westhessen gemeinsam mit VelsPol Hessen e.V., dem queeren Netzwerk für Polizei, Justiz und Zoll, im Februar eine Reihe von Verhaltenstipps für sicheres Dating veröffentlicht. Diese Maßnahmen sollen helfen, queerfeindlichen Straftaten vorzubeugen.

Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören:

  • Erste Treffen immer an öffentlichen Orten mit vielen Menschen vereinbaren
  • Einer vertrauten Person mitteilen, wo und mit wem man sich trifft
  • Vorsicht bei zu schnellen Einladungen nach Hause oder an abgelegene Orte
  • Im Zweifel die eigene Intuition ernst nehmen und das Treffen abbrechen
  • Bei verdächtigen Anzeichen nicht zögern, die Polizei zu rufen (110)
  • Profile mit ungewöhnlich perfekten Fotos oder ohne Gesichtsbilder mit Skepsis betrachten

Ansprechstellen für Betroffene

In Deutschland gibt es verschiedene Anlaufstellen für LGBTQ+-Personen, die Gewalt oder Diskriminierung erfahren haben. Die Landeskoordination "Vielfalt statt Gewalt" bietet beispielsweise kostenlose psychosoziale Beratung auf Deutsch oder Englisch an – unabhängig davon, ob die Gewalt in der Vergangenheit liegt, angedroht wird oder noch stattfindet.

Auch die Ansprechstelle LSBT*IQ des Polizeipräsidiums Westhessen steht Betroffenen zur Verfügung. Das LSBTIQ+ Fachreferat der Stadt Düsseldorf bietet ebenfalls Unterstützung und Beratung bei Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen.

Technische Sicherheitsrisiken bei Dating-Apps

Neben der Gefahr durch betrügerische Nutzer gibt es auch technische Sicherheitsrisiken. Erst kürzlich wurde bekannt, dass mehrere Dating-Apps, die sich an die LGBTQ+-Community richten, von einem massiven Datenleck betroffen waren. Dabei wurden 1,5 Millionen private Nutzerfotos, darunter auch intime Bilder, öffentlich zugänglich gemacht. Solche Sicherheitslücken können zu Rufschädigung, Diskriminierung und persönlicher Gefährdung führen.

Einige Dating-Apps wie Tinder haben mittlerweile reagiert und warnen LGBTQ+-Nutzer, wenn diese sich in Ländern aufhalten, in denen ihre sexuelle Orientierung kriminalisiert wird.

Fazit: Wachsamkeit bleibt wichtig

Der aktuelle Fall aus Wiesbaden zeigt einmal mehr, dass besondere Vorsicht beim Online-Dating geboten ist – besonders für Mitglieder der LGBTQ+-Community, die häufiger Ziel gezielter Angriffe werden. Dating-Apps bieten großartige Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen, aber Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.

Betroffene von Übergriffen oder Betrug sollten sich nicht scheuen, diese Vorfälle der Polizei zu melden. Nur durch konsequente Anzeigen können die Täter gefasst und ähnliche Vorfälle in Zukunft verhindert werden. Gleichzeitig bleibt es wichtig, dass Dating-Plattformen ihre Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich verbessern und Nutzer über potenzielle Risiken informieren.


AfD-Politikerin wegen "Satansbrut"-Äußerung zu Geldstrafe verurteilt: Ein Warnsignal gegen LGBTQ+-Feindlichkeit

Das Amtsgericht Magdeburg hat die AfD-Politikerin Leyla Bilge wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 2.700 Euro verurteilt. Wie die Queer.de berichtet, hatte Bilge auf dem AfD-Parteitag im Juli 2023 queere Menschen als "pädophil", "gestört" und "Satansbrut" bezeichnet – Äußerungen, die das Gericht nun als volksverhetzend einstufte.

Die Verurteilung im Detail

Bilge, die sich beim AfD-Parteitag um einen Listenplatz für die Europawahl bewarb, behauptete in ihrer Rede, die EU befände sich "fest in der Hand einer familien- und wertefeindlichen LGBTQ-Genderlobby", welche "Kinder entfremden und sie für ihre teuflischen Ideologien einspannen" wolle. Diese Aussagen führten zu einer Anzeige durch einen 23-jährigen Leipziger Studenten, der im Prozess aussagte: "Ich habe nichts mit Satansbrut und teuflischer Ideologie zu tun. Ich bin einfach nur ein Mensch."

Das Urteil von 90 Tagessätzen à 30 Euro wurde in Abwesenheit der Angeklagten gesprochen. Ihre Anwältin und AfD-Kollegin Lena Kontré hatte einen Freispruch gefordert, jedoch sah die Richterin alle Merkmale für Volksverhetzung erfüllt. Laut Leipziger Internet Zeitung hat Bilge gegen das Urteil Berufung eingelegt, sodass es noch nicht rechtskräftig ist.

Kein Einzelfall in der deutschen Politik

Die Verurteilung reiht sich in eine zunehmende Zahl von juristischen Konsequenzen für queerfeindliche Äußerungen ein. Besorgniserregend ist dabei der wachsende Trend rechtspopulistischer Rhetorik gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland. Der MDR berichtete über den Fall und betonte die Bedeutung solcher Urteile als Signal gegen Hassrede.

Für Bilge ist es nicht der erste Vorfall dieser Art. Bereits 2019 sorgte sie für Empörung, als sie das Hissen der Regenbogenfahne vor einem Berliner Polizeirevier als "Zeichen für Geisteskrankheiten" bezeichnete. Außerdem organisierte die 42-Jährige zwei als "Frauenmarsch" deklarierte Demonstrationen, die von Kritikern als rassistisch eingestuft wurden.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

Die Verurteilung von Bilge wird von vielen Vertretern der LGBTQ+-Community als wichtiger Schritt gesehen. "Solche Urteile sind essenziell, um klare Grenzen zu ziehen zwischen legitimer politischer Meinungsäußerung und menschenverachtender Hetze", erklärt der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). In einer Zeit, in der queerfeindliche Übergriffe in Deutschland zunehmen, sendet das Urteil ein deutliches Signal.

Besonders bemerkenswert ist, dass die Anzeige von einem einzelnen Betroffenen ausging. Der mutige Schritt des Leipziger Studenten zeigt, dass auch Einzelpersonen wirksam gegen queerfeindliche Hetze vorgehen können. Laut Volksstimme hatte die Staatsanwaltschaft im Vorfeld des Prozesses auch eine Razzia bei der AfD-Stadträtin durchgeführt.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Die juristische Aufarbeitung queerfeindlicher Äußerungen von Politiker:innen ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Diskriminierung. Dennoch bleibt die Frage, inwieweit solche Urteile tatsächlich zu einem Umdenken führen. Expert:innen für politische Kommunikation weisen darauf hin, dass Verurteilungen wie diese von rechten Parteien oft instrumentalisiert werden, um sich als "Opfer der Meinungsfreiheit" zu inszenieren.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist das Urteil dennoch ein wichtiges Signal: Hassrede hat rechtliche Konsequenzen, auch wenn sie von Mandatsträger:innen kommt. Dies ist besonders relevant in einem politischen Klima, in dem queerfeindliche Rhetorik zunehmend salonfähig gemacht wird.

Die Entwicklung des Falls wird nach Bilges Berufung weiter zu beobachten sein. Unabhängig vom endgültigen Ausgang zeigt der Prozess jedoch, dass der Rechtsstaat Instrumente besitzt, um gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit vorzugehen – ein wichtiger Schutz für vulnerable Gemeinschaften in unserer Gesellschaft.


Rechtliche Grauzone: Wie der Spiegel den Fall Anastasia Biefang irreführend darstellt

Das Bundesverfassungsgericht hat die Verfassungsbeschwerde der trans Bundeswehroffizierin Anastasia Biefang für unzulässig erklärt, wie der Spiegel berichtete. Was in der Berichterstattung jedoch nur unzureichend herausgestellt wurde: Das Gericht hat den Fall nicht inhaltlich geprüft oder gar eine Entscheidung zur Diskriminierungsfrage getroffen – sondern die Beschwerde lediglich aus formalen Gründen abgelehnt, da der Verweis bereits nach drei Jahren automatisch getilgt worden war.

Der Fall hinter den Schlagzeilen

Die Geschichte begann 2019, als Biefang, damals Kommandeurin des Informationstechnikbataillons 381 in Storkow, in ihrem Tinder-Profil schrieb: "Spontan, lustvoll, trans*, offene Beziehung und auf der Suche nach Sex. All genders welcome." Für diese Selbstbeschreibung erhielt sie einen disziplinarischen Verweis von ihrem Vorgesetzten – mit der Begründung, sie habe ihrer Pflicht zur Wahrung des eigenen Ansehens als Soldatin nicht entsprochen.

Biefang, die 2017 als erste transgeschlechtliche Person der Bundeswehr zur Kommandeurin ernannt wurde, wehrte sich gegen diesen Verweis und klagte durch mehrere Instanzen. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte im Mai 2022 den Verweis mit der Begründung, dass Biefang ihre Worte nicht so wählen dürfe, dass ihr Ansehen als Soldatin beschädigt werde.

Die missverständliche Darstellung des Spiegel

Der Spiegel berichtet nun, dass Biefang "mit ihrer Verfassungsbeschwerde gescheitert" sei. Was diese Darstellung jedoch verschleiert: Das Bundesverfassungsgericht hat den Fall nicht inhaltlich bewertet. Die Richter haben keine Entscheidung darüber getroffen, ob der Verweis eine Diskriminierung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) darstellte oder ob Biefangs Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und sexuelle Selbstbestimmung verletzt wurden.

Vielmehr erklärte das Gericht die Beschwerde für unzulässig, weil der strittige Verweis gemäß der Wehrdisziplinarordnung bereits nach drei Jahren automatisch getilgt worden war – also bevor die Verfassungsbeschwerde eingereicht wurde. Das Gericht sah daher kein fortbestehendes Rechtsschutzbedürfnis mehr, wie aus der veröffentlichten Entscheidung hervorgeht.

Die eigentliche rechtliche Frage bleibt ungeklärt

Die zentrale und gesellschaftlich relevante Frage bleibt somit unbeantwortet: Darf die Bundeswehr als Arbeitgeber in die private Selbstdarstellung ihrer Angehörigen auf Dating-Plattformen eingreifen? Und werden dabei möglicherweise LGBTQ+-Personen besonders benachteiligt, weil sie ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität in solchen Kontexten offener kommunizieren müssen?

Biefang argumentierte in ihrer Verfassungsbeschwerde, dass das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung die Möglichkeit umfasse, sexuelle Kontakte zu suchen und dabei ehrlich das eigene Begehren zu thematisieren. Die Disziplinarmaßnahme komme einem faktischen Verbot der aktiven Nutzung von Datingportalen nahe, was für sie als pansexuelle trans Frau besonders schwer wiege.

Diese substantiellen Argumente wurden vom Bundesverfassungsgericht gar nicht erst geprüft – eine Tatsache, die in der Spiegel-Berichterstattung nicht ausreichend deutlich gemacht wurde. Die Schlagzeile "Bundeswehroffizierin scheitert mit Verfassungsbeschwerde" suggeriert fälschlicherweise eine inhaltliche Niederlage.

Kritische Stimmen zur Medienberichterstattung

Sven Lehmann, Queer-Beauftragter der Bundesregierung, kritisierte die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts bereits 2022 scharf: "Das Urteil ist ein herber Rückschlag für die sexuelle Selbstbestimmung. Es ist nicht einzusehen, warum eine offen gelebte Sexualität negative Auswirkungen auf die Bundeswehr haben soll."

Auch die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF), die Biefang bei ihrer Verfassungsbeschwerde unterstützte, äußerte sich enttäuscht über die formale Ablehnung: "Dass das Bundesverfassungsgericht die Beschwerde aus formellen Gründen nicht zur Entscheidung angenommen hat, bedeutet nicht, dass die inhaltlichen Fragen geklärt sind – im Gegenteil. Die grundrechtliche Dimension des Falls bleibt ungeklärt."

Parallelen zu anderen Diskriminierungsfällen

Der Fall Biefang reiht sich ein in eine Serie von Rechtsfällen, bei denen LGBTQ+-Personen in Deutschland für ihre Rechte kämpfen müssen. Obwohl die rechtliche Gleichstellung durch Gesetze wie das Selbstbestimmungsgesetz von 2023 voranschreitet, zeigen Fälle wie dieser, dass die praktische Umsetzung oft hinterherhinkt.

Besonders problematisch ist dabei die mediale Darstellung solcher Fälle. Anastasia Biefang hat in der Vergangenheit bereits gegen diskriminierende Berichterstattung geklagt und vom Bundesverfassungsgericht teilweise Recht bekommen. In einem anderen Fall hatte das Gericht festgestellt, dass bestimmte Medienberichte über sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzten.

Fazit: Die Wichtigkeit präziser Berichterstattung

Der Fall Anastasia Biefang verdeutlicht, wie wichtig eine differenzierte Berichterstattung insbesondere bei LGBTQ+-Themen ist. Die Darstellung, dass Biefang "mit ihrer Verfassungsbeschwerde gescheitert" sei, ohne den formalen Charakter der Entscheidung klar herauszustellen, kann ein falsches Bild vermitteln. In Wirklichkeit wurde die inhaltlich wichtige Frage des Ausgleichs zwischen dienstlichen Pflichten und sexueller Selbstbestimmung vom Bundesverfassungsgericht überhaupt nicht beantwortet.

Für die deutsche LGBTQ+-Community bleibt der Fall ein Symbol für die anhaltenden Kämpfe um tatsächliche Gleichberechtigung – jenseits formaler Rechte. Die kritische Auseinandersetzung mit der medialen Darstellung solcher Fälle ist dabei ein wichtiges Element, um Vorurteile abzubauen und ein differenzierteres Verständnis für die noch immer bestehenden Herausforderungen queerer Menschen zu fördern.


Republikanischer Politiker blamiert sich bei Versuch, LGBTQ+-Programme zu streichen: "Was bedeutet Intersex überhaupt?"

Ein Video aus dem texanischen Repräsentantenhaus sorgt derzeit weltweit für Aufsehen: Der republikanische Abgeordnete Andy Hopper wollte die Finanzierung von LGBTQ+-Programmen an der Universität von Texas streichen – gestand aber gleichzeitig ein, nicht einmal zu wissen, was "intersexuell" bedeutet. Die ursprüngliche Berichterstattung finden Sie hier.

Was passierte im texanischen Parlament?

Während einer 14-stündigen Haushaltsdebatte am 11. April versuchte der republikanische Politiker Andy Hopper, einen Änderungsantrag durchzusetzen, der die staatliche Finanzierung der University of Texas in Austin stoppen sollte. Seine Begründung: Die Universität biete LGBTQ+-Programme und Diversity-Kurse an, die seiner Meinung nach "Diskriminierung unter dem Deckmantel von Diversität, Gleichheit und Inklusion" lehren würden.

"Es gibt unwandelbare biologische Realitäten, dass es nur zwei Geschlechter gibt: männlich und weiblich", behauptete Hopper unter Buhrufen im Plenarsaal. Als die demokratische Abgeordnete Lauren Ashley Simmons ihn fragte, wie er denn intersexuelle Menschen in seine Weltsicht einordne, gab Hopper zu: "Ich weiß nicht einmal, was das bedeutet."

Der peinliche Moment wurde noch verstärkt, als Hopper behauptete, dass intersexuelle Menschen "immer noch XX oder XY" Chromosomen hätten – woraufhin seine republikanische Kollegin Valoree Swanson ihn am Ärmel zog und hörbar korrigierte: "Andy, das stimmt nicht."

Was bedeutet Intersexualität?

Intersexualität bezeichnet Menschen, die mit körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren werden, die nicht den typischen binären Kategorien von "männlich" oder "weiblich" entsprechen. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen gibt es über 40 bekannte intersexuelle Variationen, darunter verschiedene Chromosomenmuster wie XXY, XYY oder XXX. Etwa 1,7 Prozent der Weltbevölkerung wird mit intersexuellen Merkmalen geboren – ein Anteil, der etwa dem von rothaarigen Menschen entspricht.

Die Houston Intersex Society, die den Clip auf Instagram teilte, erklärte dazu: "Intersexuelle Menschen werden mit Genitalien, Hormonen, Chromosomen und/oder Gonaden geboren, die zwischen dem liegen, was als typisch männlich oder weiblich gilt. Versuche, ein ausschließlich binäres Geschlechtssystem gesetzlich zu verankern, sind nicht nur wissenschaftlich ungenau, sondern schaffen auch eine gefährliche Situation, die intersexuelle Menschen in einer rechtlichen Grauzone belässt."

Die Situation in Deutschland

In Deutschland ist die rechtliche Situation für intersexuelle Menschen deutlich fortschrittlicher als in Texas. Seit Ende 2018 gibt es hierzulande neben "männlich" und "weiblich" auch die Option "divers" oder "ohne Angabe" im Personenstandsregister – eine Errungenschaft, die auf eine erfolgreiche Klage einer intersexuellen Person vor dem Bundesverfassungsgericht zurückgeht.

Mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft tritt, macht Deutschland einen weiteren wichtigen Schritt: Es ermöglicht trans*, inter* und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen in einem vereinfachten Verfahren beim Standesamt zu ändern.

Dennoch gibt es auch in Deutschland weiterhin Kritik an der Umsetzung des Selbstbestimmungsgesetzes, insbesondere an der dreimonatigen Wartefrist für die Änderung des Geschlechtseintrags und den Einschränkungen für Minderjährige und Asylsuchende.

LGBTQ+-Programme an deutschen Universitäten

Im Gegensatz zu den Bestrebungen in Texas, universitäre LGBTQ+-Programme zu streichen, bieten deutsche Hochschulen zunehmend Unterstützung und akademische Angebote in diesem Bereich. Die Technische Hochschule Köln beispielsweise führt einen Masterstudiengang "Gender and Queer Studies" in Kooperation mit der Universität zu Köln.

Weitere Beispiele sind die Friedrich-Schiller-Universität Jena mit All-Gender-Toiletten und dem studentischen "Queer Paradies" als Anlaufstelle, die Hochschule Hannover mit einem "Queer Guide" für Studierende oder die Europa-Universität Viadrina, die gezielt Frauen und queere Personen durch verschiedene Programme fördert.

Ein Lehrstück über politische Bildung

Der Fall Hopper zeigt exemplarisch, wie wichtig fundiertes Wissen ist, wenn es um politische Entscheidungen geht, die marginalisierte Gruppen betreffen. Während in Texas ein Politiker versucht, Programme zu streichen, die er selbst nicht versteht, arbeitet Deutschland daran, die Rechte und die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen durch rechtliche Anerkennung und Bildungsangebote zu stärken.

Hoppers Antrag wurde übrigens abgelehnt, und der texanische Haushalt mit 118 zu 26 Stimmen verabschiedet. Das Video seiner peinlichen Wissenslücke aber bleibt – als Mahnung, sich vor politischen Forderungen zumindest grundlegend mit dem jeweiligen Thema auseinanderzusetzen.


14-jähriger Filmemacher gewinnt Sir Ian McKellen für LGBTQ+-Filmprojekt - Eine inspirierende Geschichte mit Parallelen zu deutschen Nachwuchstalenten

Eine außergewöhnliche Begegnung zwischen Generationen: Die LGBTQ+-Schauspiellegende Sir Ian McKellen (85) wird in dem Debütfilm eines 14-jährigen Regisseurs mitwirken. Die bewegende Geschichte, die im Original von PinkNews berichtet wurde, zeigt, wie wichtig die Unterstützung junger LGBTQ+-Talente ist – ein Thema, das auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Jacob Franklin, ein junger Filmemacher aus Windsor, England, konnte kaum glauben, dass sein Wunsch in Erfüllung ging: Der "Herr der Ringe"- und "X-Men"-Star Ian McKellen sagte tatsächlich zu, in seinem Film "Dragged Through Time" mitzuspielen. Das Projekt, das von der jugendgeführten Theatergruppe Notice Productions realisiert wird, erforscht 1.000 Jahre LGBTQ+-Geschichte und beleuchtet, wie es ist, heute queer zu leben.

Generationsübergreifender Dialog

McKellen spielt in dem Film den "Großonkel Peter", ein älteres, halb im Verborgenen lebendes Familienmitglied, über dessen Sexualität nur gemunkelt wird. Diese Rolle spiegelt die Erfahrungen vieler LGBTQ+-Menschen aus den 70er und 80er Jahren wider – eine Zeit, die McKellen selbst geprägt hat, als er als einer der ersten prominenten britischen Schauspieler offen zu seiner Homosexualität stand.

Der 85-jährige Schauspieler betonte in einem Clip, der vom Windsor and Eton Pride geteilt wurde: "Ich schaue oft auf mich selbst in seinem Alter zurück und bedauere, dass ich nicht nahe genug an meinen Eltern war, um mit ihnen über mich zu sprechen. Ich habe meinen Eltern nie gesagt, dass ihr einziger Sohn schwul ist. Die Vorstellung, dass ich mit 14 den Mut hätte aufbringen können, ein so persönliches Gespräch mit ihnen zu führen... Jacob in dieser Situation zu sehen, lässt mich denken, dass ich es vielleicht auch hätte tun können, wenn ich etwas mutiger gewesen wäre oder wenn die Welt etwas anders gewesen wäre."

Parallelen zu deutschen Nachwuchstalenten

Diese inspirierende Zusammenarbeit erinnert an ähnliche Initiativen in Deutschland, wo junge LGBTQ+-Filmemacher zunehmend Unterstützung finden. Während die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld die Erforschung und Dokumentation der LGBTQ+-Geschichte fördert, bieten Filmfestivals wie die Berlinale mit ihrem Teddy Award wichtige Plattformen für queere Filme.

In Deutschland haben junge Filmschaffende die Möglichkeit, über verschiedene Förderprogramme und Filmhochschulen ihre Projekte zu realisieren. Der deutsche queere Filmpreis, der jährlich im Rahmen des Filmfest Hamburg verliehen wird, zeichnet Filme aus, die sich auf herausragende Weise mit LGBTQ+-Themen auseinandersetzen und könnte für aufstrebende Talente wie Jacob eine Inspiration sein.

Ein Film mit wichtiger Botschaft

"Dragged Through Time" wird am 26. Juli bei der ersten Windsor and Eton Pride-Veranstaltung seine Premiere feiern. Für Jacob ist der Film nicht nur ein künstlerisches Projekt, sondern trägt auch eine wichtige Botschaft: "Es ist wichtig zu verstehen, dass Geschichte zwar vorwärts gehen kann, aber auch zurück." Eine Mahnung, die angesichts wachsender anti-LGBTQ+-Strömungen in verschiedenen Teilen der Welt, auch in Europa, besonders relevant erscheint.

Besonders bemerkenswert ist, dass für den jungen Filmemacher McKellens Bedeutung für das Projekt weniger in seiner Berühmtheit als Schauspieler liegt, sondern vielmehr in seinem Aktivismus für LGBTQ+-Rechte in den 80er und 90er Jahren – eine Zeit, in der sich auch in Deutschland die Emanzipationsbewegung gegen erheblichen Widerstand behaupten musste.

Diese generationsübergreifende Zusammenarbeit zeigt eindrucksvoll, wie wichtig der Dialog zwischen älteren LGBTQ+-Aktivist:innen und der jüngeren Generation ist, um Geschichten zu bewahren, Erfahrungen weiterzugeben und gemeinsam für eine bessere Zukunft einzutreten – eine Lektion, die auch für die deutsche LGBTQ+-Community von unschätzbarem Wert ist.


Gericht missachtet LGBTQ-Realität: Georgien trotz queerfeindlicher Gesetze als "sicher" eingestuft

Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat in einem wegweisenden Urteil entschieden, dass Georgien trotz zunehmender LGBTQ-Verfolgung weiterhin als "sicherer Herkunftsstaat" gilt. Wie queer.de berichtete, lehnte das Gericht den Asylantrag eines schwulen georgischen Staatsbürgers ab und bestätigte damit die umstrittene Einstufung Georgiens, die Deutschland Ende 2023 vorgenommen hatte.

Ein Urteil gegen alle Fakten

Die Entscheidung steht in drastischem Widerspruch zur Realität queerer Menschen in Georgien. Das Gericht behauptet, Georgien verfüge "noch über eine gute und umfassende Gesetzgebung zum Schutz Homosexueller" – eine Einschätzung, die angesichts der tatsächlichen Entwicklungen in dem Land kaum nachvollziehbar erscheint. Denn erst Ende letzten Jahres trat in Georgien ein Gesetz zum "Schutz von Familienwerten und Minderjährigen" in Kraft, das der russischen "Homo-Propaganda"-Gesetzgebung nachempfunden ist.

Dieses Gesetz verbietet nicht nur die "Propaganda von gleichgeschlechtlichen Beziehungen", sondern untersagt auch Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren, Geschlechtsanpassungen, Pride-Paraden und sogar das Zeigen der Regenbogenflagge. Filme und Bücher mit queeren Inhalten können zensiert werden. Laut Human Rights Watch sind LGBTQ-Personen in Georgien zudem mit erheblicher Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung und Gewalt konfrontiert.

Kritik von deutschen LGBTQ-Organisationen

Der LSVD+ hatte bereits im vergangenen Jahr scharf kritisiert, dass die georgische Regierung mit diesem Gesetz praktisch die gesamte queere Community im Land kriminalisiere. "Alle, die sich von nun an öffentlich als Teil unserer Community zeigen oder sich mit uns solidarisieren, können wegen 'LSBT-Propaganda' angeklagt und verurteilt werden", warnte LSVD+-Vorstandsmitglied Patrick Dörr. "Spätestens seit Einführung dieses Gesetzes hat sich Georgien in die Gruppe der LSBTIQ*-Verfolgerstaaten eingereiht."

Auch Pro Asyl und andere Menschenrechtsorganisationen fordern eine differenziertere Betrachtung und eine individuelle Prüfung jedes Asylantrags, insbesondere wenn es um besonders schutzbedürftige Gruppen wie LGBTQ-Personen geht.

Parallelen zu Deutschland

In Deutschland gibt es ebenfalls immer wieder Diskussionen über die Berücksichtigung der spezifischen Situation von LGBTQ-Geflüchteten im Asylverfahren. Die Einstufung von Ländern als "sichere Herkunftsstaaten" steht dabei besonders in der Kritik, da sie oft die Lebensrealität von Minderheiten nicht ausreichend berücksichtigt. Erst kürzlich hatte das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass bei der Prüfung von Asylanträgen die individuelle Gefährdungssituation von LGBTQ-Personen stärker in den Blick genommen werden muss.

Ein Schlag ins Gesicht für Betroffene

Für queere Menschen aus Georgien ist das Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf ein Schlag ins Gesicht. Es ignoriert die Realität eines Landes, in dem die Organisation Tbilisi Pride regelmäßig über Angriffe und Diskriminierungen gegen LGBTQ-Aktivist*innen und Community-Mitglieder berichtet. Besonders problematisch: Der Beschluss ist mit Rechtsmitteln nicht anfechtbar und soll als Orientierung für ähnliche Verfahren dienen.

Die deutsche Asylpolitik steht damit vor der grundsätzlichen Frage, wie sie mit dem Widerspruch zwischen der formalen Einstufung eines Landes als "sicher" und der tatsächlichen Gefährdung vulnerabler Gruppen umgehen will. Für queere Geflüchtete aus Georgien könnte die Entscheidung des Düsseldorfer Gerichts bedeuten, dass ihnen der dringend benötigte Schutz in Deutschland verwehrt bleibt – und das trotz einer Gesetzeslage in ihrer Heimat, die ihre Existenz faktisch kriminalisiert.


"Brutaler homophober Angriff in Großbritannien: Ein Weckruf auch für Deutschland"

Ein junger Mann wurde bei einem brutalen homophoben Angriff in West Yorkshire, England, schwer im Gesicht verletzt, wie PinkNews berichtet. Der Vorfall, der sich am vergangenen Samstag außerhalb des Old Bridge Pubs in Holmfirth ereignete, wirft erneut ein Schlaglicht auf das anhaltende Problem der LGBTQ-feindlichen Gewalt – ein Problem, das auch in Deutschland zunehmend Besorgnis erregt.

Der Vorfall in England

Das Opfer, ein Mann Mitte zwanzig, wurde von mindestens fünf jungen Männern angegriffen, die ihn schlugen und traten, was zu "schweren" Gesichtsverletzungen führte, die eine Krankenhausbehandlung erforderlich machten. Die Täter, laut Polizei zwischen 18 und 20 Jahre alt, hatten dem Opfer und seinem Partner zuvor bereits homophobe Kommentare zugerufen.

Sergeant Toni Ramsden von der örtlichen Polizei bezeichnete den Angriff als "rüpelhaft und feige" und bestätigte, dass der Vorfall aufgrund der homophoben Äußerungen als Hassverbrechen eingestuft wurde. Der örtliche Labour-Abgeordnete Paul Davies erklärte gegenüber PinkNews, er sei "zutiefst beunruhigt" über den Angriff und betonte: "Jeder hat das Recht, sich sicher zu fühlen."

Die Situation in Deutschland

Leider sind solche Vorfälle auch in Deutschland keine Seltenheit. Aktuelle Statistiken zeigen einen alarmierenden Anstieg homophober Gewalt. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 1.207 Hassverbrechen gegen LGBTQ-Personen erfasst – das entspricht etwa drei Straftaten pro Tag und stellt einen Anstieg von 14,5% gegenüber dem Vorjahr dar, wie die Tagesschau berichtete.

Besonders besorgniserregend ist die kontinuierliche Zunahme seit 2020, als 782 Hassverbrechen registriert wurden. 2021 stieg die Zahl auf 966 und 2022 wurden bereits 1.054 Fälle erfasst. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Scham oder Angst vor weiteren Diskriminierungen keine Anzeige erstatten.

Aktuelle Fälle in Deutschland

Erst im April 2024 erlitt eine trans Frau in Münster schwere Verletzungen durch einen queerfeindlichen Angriff. Der Vorfall erregte bundesweite Aufmerksamkeit und führte zu Forderungen nach besseren Schutzmaßnahmen, wie queer.de berichtete.

Ähnlich wie im britischen Fall fühlen sich auch in Deutschland LGBTQ-Personen zunehmend bedroht. Ein Beispiel dafür ist ein Paar aus Norddeutschland, das sich nach wiederholten Anfeindungen ihrer Nachbarn zum Umzug gezwungen sah – eine Parallele zu dem in der britischen Nachricht erwähnten Fall aus North Yorkshire, wo ein LGBTQ-Paar nach anhaltenden Belästigungen wegzog.

Reaktionen und Forderungen

Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) fordert angesichts der steigenden Zahlen eine bessere Unterstützung für Betroffene und eine bundesweite Strategie gegen Homo- und Transphobie. Bundesinnenministerin Nancy Faeser betonte die Notwendigkeit, gegen jede Form von Hass und Hetze vorzugehen.

"Die steigenden Zahlen sind ein Weckruf für die Gesellschaft", erklärt Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD. "Wir brauchen nicht nur eine konsequentere Strafverfolgung, sondern auch mehr Präventionsarbeit und eine bessere Schulung von Polizei und Justiz im Umgang mit queerfeindlichen Straftaten."

Was kann getan werden?

Experten sind sich einig, dass eine verbesserte Erfassung von Hasskriminalität notwendig ist, da die Motive der Täter nicht immer eindeutig dokumentiert werden. Eine Sensibilisierung der Polizei und bessere Schulungen könnten dazu beitragen, solche Taten besser zu erkennen und zu erfassen.

Zudem ist es wichtig, dass Betroffene Unterstützung erhalten und ermutigt werden, Vorfälle zu melden. In Deutschland bieten verschiedene Organisationen wie MANEO in Berlin oder Vielfalt statt Gewalt in anderen Städten Hilfe und Beratung an.

Der Fall aus Großbritannien und die Situation in Deutschland zeigen, dass trotz rechtlicher Fortschritte für die LGBTQ-Community in beiden Ländern noch viel getan werden muss, um Sicherheit und Akzeptanz für alle zu gewährleisten – unabhängig von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität.


"Grauer Pride" in Budapest: Ungarns LGBTQ+-Community trotzt Orbáns Verbot mit Humor und Widerstand

Mit einer ungewöhnlichen Protestaktion hat die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn am vergangenen Samstag gegen das neue Pride-Verbot der Regierung demonstriert. Statt in bunten Regenbogenfarben gingen die Demonstranten in Grau auf die Straße von Budapest – eine ironische Antwort auf die zunehmend queerfeindliche Politik von Ministerpräsident Viktor Orbán. Der Originalartikel wurde auf PinkNews veröffentlicht.

Das Pride-Verbot und die kreative Antwort

Die regierende Fidesz-Partei unter Viktor Orbán hat im März 2025 ein Gesetz ins Parlament eingebracht, das LGBTQ+-Pride-Märsche faktisch verbietet. Die Befürworter behaupteten, solche Veranstaltungen könnten für Kinder "schädlich" sein. Das Gesetz wurde schnell verabschiedet und sieht Geldstrafen von bis zu 200.000 Forint (etwa 420 Euro) für Organisatoren und Teilnehmer vor. Besonders beunruhigend: Die Polizei darf Gesichtserkennungstechnologie einsetzen, um Demonstranten zu identifizieren und zu bestrafen.

Als Reaktion darauf versammelten sich am 12. April tausende Menschen zu einer "Grauen Pride" in Budapest. Die von der satirischen Zwei-Schwanz-Hunde-Partei organisierte Kundgebung setzte auf Humor als Waffe: Die Teilnehmer schwenkten graue Flaggen und hielten ironische Schilder mit Slogans wie "Gleichheit ist trendy" hoch.

"Schaut euch all diese Menschen an, die jetzt in Grau gekleidet sind – eine perfekte Darstellung dessen, wie Gleichförmigkeit aussieht", erklärte die 53-jährige Demonstrantin Kata Bicskei gegenüber AFP. "Das ist natürlich die Ironie. Wir wollen nicht, dass alle gleich sind." Ein anderer Demonstrant betonte: "Humor entlarvt das Absurde."

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

Während in Ungarn die Rechte der LGBTQ+-Community systematisch beschnitten werden, hat Deutschland in den letzten Jahren wichtige Fortschritte gemacht. Seit 2017 ist die gleichgeschlechtliche Ehe legal, und es gibt umfassende Antidiskriminierungsgesetze, die LGBTQ+-Personen in Bereichen wie Beschäftigung, Wohnen und Dienstleistungen schützen, wie das Auswärtige Amt betont.

Die deutsche Bundesregierung hat die ungarische Gesetzgebung wiederholt scharf kritisiert und sich der EU-Klage gegen Ungarn vor dem Europäischen Gerichtshof wegen Verstößen gegen die Grundrechte von LGBTQ+-Personen angeschlossen, wie POLITICO berichtete. Auch deutsche Pride-Veranstaltungen wie der Christopher Street Day in Berlin oder Köln haben in der Vergangenheit auf die zunehmend prekäre Situation der LGBTQ+-Community in Ungarn aufmerksam gemacht.

Systematische Einschränkung von LGBTQ+-Rechten in Ungarn

Das jüngste Pride-Verbot ist nur der neueste Schritt in einer langen Reihe von Maßnahmen gegen die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn. Obwohl Homosexualität legal ist und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität gesetzlich verboten ist, hat die Orbán-Regierung in den letzten Jahren mehrere queerfeindliche Gesetze erlassen:

  • Ein Verbot der Darstellung von LGBTQ+-Themen in Schulen und Medien, ähnlich dem russischen "Anti-Propaganda"-Gesetz
  • Eine Verfassungsänderung, die die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert
  • Einschränkungen des Adoptionsrechts für gleichgeschlechtliche Paare
  • Das Verbot der rechtlichen Anerkennung von transgender Personen

Diese Politik hat zu Reaktionen der Europäischen Union geführt, die rechtliche Schritte gegen Ungarn eingeleitet und Finanzmittel eingefroren hat. Die EU hat 17 Bedingungen gestellt, die das mitteleuropäische Land erfüllen muss, bevor Gelder wieder freigegeben werden.

Doch zu Beginn des Jahres 2024 verdoppelte Orbán, der seit 2010 Ministerpräsident ist, seine anti-LGBTQ+-Rhetorik und erklärte: "Es gibt nicht genug Geld auf der Welt, um uns zu zwingen, Migranten hereinzulassen, und es gibt nicht genug Geld auf der Welt, für das wir unsere Kinder oder Enkelkinder in die Hände von LGBTQ+-Aktivisten geben würden."

Budapest Pride: "Das ist kein Kinderschutz, das ist Faschismus"

Die Organisation Budapest Pride verurteilte das Gesetz in einer Erklärung: "Das ist kein Kinderschutz, das ist Faschismus. Die ungarische Regierung versucht, friedliche Proteste mit kritischer Stimme einzuschränken, indem sie eine Minderheit ins Visier nimmt. Deshalb werden wir als Bewegung für die Freiheit aller Ungarn kämpfen, zu protestieren!"

Frühere Budapest-Pride-Märsche haben regelmäßig mehr als 30.000 LGBTQ+-Personen und Verbündete angezogen. Trotz des neuen Verbots zeigt die "Graue Pride", dass die Community nicht bereit ist, sich einschüchtern zu lassen.

In Deutschland haben LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) ihre Solidarität mit der ungarischen Community zum Ausdruck gebracht und fordern von der Bundesregierung und der EU weiterhin entschlossenes Handeln gegen die Rückschritte bei den Menschenrechten in Ungarn.

Der kreative und humorvolle Widerstand der ungarischen LGBTQ+-Community zeigt, dass autoritäre Maßnahmen den Kampf für Gleichberechtigung und Würde nicht stoppen können – im Gegenteil, sie führen zu neuen Formen des Protests, die die Absurdität der Repression offenlegen.


"Matt Bomer spricht über unfreiwilliges Outing durch Medien: 'Es fühlte sich unfair an'"

Der US-amerikanische Schauspieler Matt Bomer hat sich in einem kürzlich erschienenen Interview mit Jesse Tyler Ferguson offen über die schmerzhafte Erfahrung geäußert, ohne seine Zustimmung von Medien geoutet worden zu sein. Im Podcast "Dinner's On Me" berichtete der dreifache Vater, wie ihm in den frühen 2000er Jahren durch Celebrity-Blogger wie Perez Hilton die Chance genommen wurde, seine Sexualität selbstbestimmt öffentlich zu machen.

Die Kontrolle über die eigene Geschichte verloren

"Andere konnten deine persönliche Geschichte übernehmen, bevor du selbst die Chance dazu hattest", erklärte Bomer im Gespräch. "In meinem privaten Leben war ich bereits geoutet, aber es war eine Zeit, in der es beruflich sehr riskant war, offen homosexuell zu sein." Besonders schmerzhaft empfand der Schauspieler den Kontrollverlust: "Es fühlte sich irgendwie unfair an, dass mir das von Menschen gestohlen wurde, die damals eine Plattform hatten."

Obwohl Bomer in seinem persönlichen Umfeld bereits offen lebte, betonte er, dass die Entscheidung, wann und wie er seine Sexualität öffentlich machen wollte, ihm genommen wurde. Sein offizielles Coming-out erfolgte erst 2012 bei den Steve Chase Humanitarian Awards, wo er sich bei seinem Partner Simon Halls und ihren Kindern bedankte.

Homophobie in der Filmindustrie

In dem Podcast sprach Bomer auch über homophobe Erfahrungen in der Filmindustrie und die emotionale Belastung, Teile seiner Identität verbergen zu müssen, um sich in der Branche sicher zu fühlen. Er erzählte von einem frühen Erlebnis in seiner Karriere, bei dem er sich nicht sicher fühlte, offen zu sein: "Es wurde eine Sprache am Set verwendet und Anweisungen gegeben, bei denen bestimmte Begriffe fielen, und ich hatte niemanden um mich herum." Er bereue es jedoch nicht, damals geschwiegen zu haben.

Der "White Collar"-Star betonte, wie dankbar er für seine "liebevolle Familie" sei, die ihm in dieser schwierigen Zeit Halt gab und ihn aufgefangen hätte, falls seine Karriere aufgrund seiner Sexualität beeinträchtigt worden wäre.

Zwangsouting in Deutschland

Die Erfahrungen von Matt Bomer werfen ein Schlaglicht auf ein Problem, das auch deutsche LGBTQ+-Prominente kennen. In Deutschland haben sich in den letzten Jahren zwar immer mehr Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens selbstbestimmt geoutet, doch auch hier gibt es Fälle von Fremdoutings und deren negative Auswirkungen auf Karrieren.

Die Initiative #actout wurde 2021 ins Leben gerufen, um mehr Sichtbarkeit für queere Schauspieler:innen in Theater, Film und Fernsehen zu schaffen. 185 Schauspieler:innen outeten sich gemeinsam in einem Manifest in der Süddeutschen Zeitung, um auf die Diskriminierung in der Branche aufmerksam zu machen und ein Zeichen für mehr Diversität zu setzen.

Prominente wie Moderator Jochen Schropp, Musiker Felix Jaehn und Ex-Fußballnationalspieler Thomas Hitzlsperger haben in Deutschland den Weg des selbstbestimmten Outings gewählt. Doch wie die Schauspielerin Ramona Leiß berichtete, kann ein Coming-out auch hierzulande berufliche Konsequenzen haben. Sie sagte, dass sie als bekennende Lesbe keine Chance mehr in der "heilen Familienunterhaltung" gehabt habe.

Neue Projekte von Matt Bomer

Trotz der Herausforderungen, mit denen Bomer konfrontiert war, ist er heute ein erfolgreicher Schauspieler und setzt sich aktiv für LGBTQ+-Rechte ein. Aktuell ist er in der Hulu-Sitcom "Mid-Century Modern" zu sehen, die in Deutschland über Disney+ verfügbar ist. Die Serie handelt von drei schwulen Freunden "eines gewissen Alters", die beschließen, ihren Lebensabend gemeinsam in Palm Springs zu verbringen. Neben Bomer sind die queeren Schauspielgrößen Nathan Lane und Nathan Lee Graham zu sehen.

Matt Bomers Geschichte ist ein wichtiges Beispiel dafür, wie bedeutend es ist, dass Menschen selbst entscheiden können, wann und wie sie ihre Sexualität öffentlich machen möchten. Seine Offenheit trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Herausforderungen zu schärfen, mit denen LGBTQ+-Personen im Rampenlicht konfrontiert sind – sowohl in den USA als auch in Deutschland.


Ethel Cain schreibt Transgender-Geschichte in den US-Billboard-Charts

Die Trans-Künstlerin Ethel Cain hat einen historischen Meilenstein erreicht, indem sie als erste offen transgender Musikerin mit ihrem Album "Preacher's Daughter" die Top 10 der US-Billboard 200 Charts eroberte. Wie PinkNews berichtet, landete das bereits 2022 veröffentlichte Alt-Pop-Debütalbum nach seiner kürzlichen Vinyl-Veröffentlichung auf Platz 10 der renommierten Charts.

Konzeptalbum mit tiefgründiger Botschaft

"Preacher's Daughter" ist weit mehr als nur ein musikalisches Werk - es ist ein durchdachtes Konzeptalbum, das die Geschichte einer Teenagerin erzählt, die als Tochter eines Predigers im amerikanischen Süden mit ihrer Sexualität ringt und versucht, ihre religiöse Erziehung hinter sich zu lassen. Die Geschichte nimmt eine dunkle Wendung, als die Protagonistin in eine missbräuchliche Beziehung gerät.

Hayden Silas Anhedönia, die unter dem Künstlernamen Ethel Cain auftritt, schafft mit ihrer Musik ein eindringliches Portrait religiöser und sexueller Traumata. Der für seinen "Southern Gothic"-Sound bekannte Stil vereint Drone-Elemente, Noise, Slowcore und Ambient mit gelegentlichen Pop-Einflüssen.

Transgender-Repräsentation in der Musikwelt

Cains Erfolg markiert einen bedeutenden Moment für die Sichtbarkeit von Transgender-Künstler:innen in der Mainstream-Musikindustrie. Vor ihr hatte die deutsche Sängerin Kim Petras mit ihrem Album "Feed the Beast" lediglich Platz 44 erreichen können. Petras, die in Los Angeles lebt, wurde in Deutschland bereits in jungen Jahren durch ihre Transidentität bekannt und hat international Erfolge gefeiert.

Die Repräsentation von transgender Künstler:innen gewinnt auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Neben Kim Petras macht sich beispielsweise Lia Sahin einen Namen, eine Musikerin und Aktivistin mit türkischem Migrationshintergrund, die ihre Kunst nutzt, um sich für das Empowerment von Frauen und queeren Menschen einzusetzen.

Persönlicher Werdegang und Engagement

Ethel Cain, ursprünglich aus Florida stammend, outete sich im Alter von 12 Jahren als schwul gegenüber ihrer Familie und mit 20 Jahren als Transfrau. In einem früheren Interview mit Pitchfork beschrieb sie ihre Erfahrung: "Als ich älter wurde, entdeckte ich, dass es andere Optionen gab. Es war allen klar, dass ich nicht wie andere Menschen war. Als ich mich zu entwickeln begann, begann ich, mich als Transfrau zu entfalten. Wir waren ein geteiltes Haus – ich gegen meine ganze Stadt."

Heute identifiziert sich Cain als bisexuell und wurde als Erwachsene mit Autismus diagnostiziert. Ihr Engagement für die Transgender-Community zeigt sich auch in ihrem sozialen Einsatz: Bei ihrer kommenden "Willoughby Tucker Forever"-Tour wird ein Dollar von jedem verkauften Ticket an die "Ally Coalition" gespendet, eine Organisation, die sich für Trans-Belange einsetzt.

Konzerte in Deutschland

Fans in Deutschland können sich freuen: Im Rahmen ihrer internationalen Tour, die von August bis November 2025 durch Nordamerika und Europa führt, wird Ethel Cain auch in Deutschland auftreten. Laut Eventim sind Konzerte in Köln, Berlin und Hamburg für Oktober 2025 geplant.

Mit der Ankündigung ihres neuen Albums "Willoughby Tucker I'll Always Love You", das an die Narrative von "Preacher's Daughter" anknüpfen soll, dürfen Fans gespannt sein, wie die Künstlerin ihre musikalische Reise fortsetzt und welche weiteren Barrieren sie noch durchbrechen wird.


Homophobie im Alltag: Schauspieler nach schwulem Kuss aus Uber geworfen

Ein schockierender Vorfall von Alltagsdiskriminierung in Berlin hat bundesweit für Aufsehen gesorgt: Der durch die Serie "Club der Dinosaurier" (2024) bekannte Schauspieler Basti Fährmann (27) wurde zusammen mit seinem Freund aus einem Uber-Fahrzeug geworfen, nachdem sie sich auf der Rückbank kurz geküsst hatten. Wie queer.de berichtet, eskalierte die Situation schnell zu einem beschämenden Beispiel für die anhaltende Diskriminierung von LGBTQ+-Personen in Deutschland.

Der Vorfall im Detail

Nach Angaben Fährmanns fuhren er und sein Partner in einem Uber nach Hause, nachdem er seinen Freund vom Flughafen abgeholt hatte. Als sie sich auf der Rückbank kurz küssten, reagierte der Fahrer unverzüglich, hielt das Fahrzeug an und forderte das Paar zum Aussteigen auf. Fährmann dokumentierte den Vorfall in einem Video, das er später auf seinem beliebten TikTok-Account veröffentlichte. In dem Video ist zu sehen, wie der Fahrer aggressiv reagiert und Fährmann sogar mit dem homophoben Schimpfwort "Schwuchtel" beleidigt.

"Wusste nicht, dass ein Kuss auf den Mund, nachdem man seinen Freund vom Flughafen abholt, so viel auslösen kann", kommentierte Fährmann in seinem Post. "Ich wünschte, der Uberfahrer würde das gleiche Engagement zeigen, sich über Liebe und Offenheit zu informieren, wie uns aus dem Auto zu schmeißen."

Steigende Queerfeindlichkeit in Deutschland

Der Vorfall reiht sich leider in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Laut aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.770 queerfeindliche Straftaten registriert – ein dramatischer Anstieg von etwa 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2022: 1.188 Fälle), wie die Tagesschau berichtet. Besonders in Berlin ist die Situation alarmierend: Im Jahr 2022 wurden 542 Fälle im Bereich "Sexuelle Orientierung", "Geschlecht/sexuelle Identität" beziehungsweise "Geschlechtsbezogene Diversität" registriert – 13 Fälle mehr als im Jahr zuvor.

Reaktionen auf den Uber-Vorfall

Das von Fährmann veröffentlichte Video, das mittlerweile über eine Million Mal angesehen wurde, löste zahlreiche Reaktionen aus. Neben Unterstützungsbekundungen erhielt Fährmann auch erschreckend viele queerfeindliche Kommentare. Viele Nutzer, vorwiegend Männer, äußerten sich offen diskriminierend und stellten sich auf die Seite des Fahrers – ein deutliches Zeichen dafür, dass homophobe Einstellungen in Teilen der deutschen Gesellschaft nach wie vor tief verwurzelt sind.

Uber Deutschland reagierte schnell und entschuldigte sich öffentlich für den Vorfall: "Das tut uns sehr leid zu hören. Wir können versichern, dass Uber keine Form der Diskriminierung duldet." Das Unternehmen gab an, im Kontakt mit Fährmann zu stehen und den Fahrpreis bereits erstattet zu haben. Ob es Konsequenzen für den betreffenden Fahrer geben wird, ist derzeit noch unklar. Uber teilte mit, dass man mit dem verantwortlichen Mietwagenunternehmen in Kontakt stehe.

Ubers LGBTQ+-Engagement auf dem Prüfstand

Dieser Vorfall wirft ein kritisches Licht auf Ubers Umgang mit LGBTQ+-Themen. Zwar unterstützt das Unternehmen offiziell LGBTQ+-Organisationen wie den CSD e.V. und den Lesben- und Schwulenverband (LSVD) und verfügt über Community-Richtlinien, die Diskriminierung explizit verbieten. Dennoch gibt es Kritik an der Umsetzung dieser Richtlinien und dem Umgang mit konkreten Fällen von Diskriminierung.

Rechtliche Schritte und Aufklärung

Fährmann hat angekündigt, rechtliche Schritte gegen den Fahrer einzuleiten und Anzeige wegen Beleidigung zu erstatten. In einem Folgevideo betonte er, dass er selbst mit solchen Vorfällen umgehen könne, sich aber Sorgen um Jugendliche mache, die ähnliche Erfahrungen durchleben müssten: "Mir vorzustellen, dass anstelle von uns jemand unsicheres oder jüngeres in der Position gewesen wäre, macht mich sprachlos."

Der Schauspieler nutzt den Vorfall bewusst, um auf die anhaltende Diskriminierung von LGBTQ+-Personen im Alltag aufmerksam zu machen und zu verdeutlichen, dass "Safe Spaces" für queere Menschen auch im vermeintlich weltoffenen Berlin keine Selbstverständlichkeit sind.

Ein symptomatischer Fall für Deutschland

Obwohl eine Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigt, dass 95 Prozent der Deutschen ein gesetzliches Diskriminierungsverbot befürworten und die klassische Homophobie nur noch von etwa 12 Prozent der Bevölkerung geteilt wird, zeigen Vorfälle wie dieser, dass der Weg zu einer vollständig akzeptierenden Gesellschaft noch weit ist.

Initiativen wie das Berliner Queer-Bündnis, ein Zusammenschluss von Unternehmen, Organisationen und Institutionen, arbeiten aktiv daran, die Akzeptanz und Wertschätzung gegenüber LGBTQ+-Menschen zu fördern und Diskriminierung entgegenzuwirken.

Der Fall von Basti Fährmann macht deutlich, dass trotz aller rechtlichen Fortschritte und gesellschaftlichen Entwicklungen Diskriminierung im Alltag für queere Menschen in Deutschland nach wie vor eine schmerzhafte Realität darstellt. Es bedarf weiterhin kontinuierlicher Aufklärungsarbeit und entschlossener Maßnahmen gegen Diskriminierung, um echte Gleichstellung und Akzeptanz zu erreichen.


WorldPride 2025: Veranstalter erwägen Reisewarnung für trans Personen in die USA

Die Organisatoren der WorldPride 2025 in Washington, DC, erwägen, eine offizielle Reisewarnung für transgender Personen auszusprechen, die aus dem Ausland zur Veranstaltung anreisen möchten. Wie PinkNews berichtet, hat Ryan Bos, Geschäftsführer der Capital Pride Alliance, erklärt: "Es ist möglich, dass wir tatsächlich eine Erklärung abgeben werden, die internationalen trans Personen davon abrät zu kommen, oder wenn sie kommen, dass sie dies auf eigenes Risiko tun."

Trumps Politik als Auslöser

Die Bedenken resultieren aus einer Reihe von LGBTQ+-feindlichen Maßnahmen, die seit der Amtseinführung von Donald Trump als 47. US-Präsident am 20. Januar erlassen wurden. Besonders transgender Personen sind davon betroffen. Trump hat unter anderem per Exekutivanordnung erklärt, dass die offizielle Politik der Vereinigten Staaten nur zwei Geschlechter anerkennt, trans Menschen vom Militärdienst ausgeschlossen und geschlechtsangleichende Behandlungen für trans Personen unter 19 Jahren eingeschränkt.

Besonders besorgniserregend für internationale Besucher ist eine Anordnung, die es US-Behörden verbietet, Pässe mit einem "X"-Geschlechtseintrag auszustellen. Diese Entwicklung hat bereits dazu geführt, dass mehrere Länder, darunter auch Deutschland, offizielle Reisewarnungen für transgender und nicht-binäre Personen herausgegeben haben.

Deutsche Reisewarnung und internationale Reaktionen

Das Auswärtige Amt hat in seinen Reisehinweisen für die USA eine spezielle Warnung für transgender und nicht-binäre Reisende aufgenommen. Darin wird empfohlen, dass Personen mit einem "X"-Geschlechtseintrag im Reisepass oder einem Geschlechtseintrag, der von ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht abweicht, sich vor Reiseantritt mit der US-Botschaft in Deutschland in Verbindung setzen sollten, um die aktuellen Einreisebestimmungen zu erfragen.

Deutschland ist nicht allein: Auch Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, die Niederlande, Belgien und Kanada haben ähnliche Warnungen herausgegeben. Egale Canada, eine der größten LGBTQ+-Interessenvertretungen Kanadas, hat sogar angekündigt, dass ihre Mitglieder aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht an der WorldPride oder anderen Veranstaltungen in den USA teilnehmen werden.

Widerstand und Resilienz

Trotz der Bedenken gibt es auch Stimmen, die zur Teilnahme ermutigen. Devon Ojeda, Senior National Organizer bei Advocates for Trans Equality, sagte: "Das ist etwas, mit dem meine Community jeden Tag konfrontiert ist - die Sorge, ob ein Ort für sie sicher sein wird." Ojeda fügte hinzu: "Ich bin auch der Meinung, dass wir weiterhin in diesen Räumen präsent sein sollten - um zu sagen: Ich bin trans, ich bin sichtbar. Das werdet ihr mir nicht nehmen."

Die WorldPride 2025 soll vom 6. bis 7. Juni 2025 im RFK Festival Grounds in Washington, DC stattfinden. Bisher wurden Kim Petras und Tinashe als Künstlerinnen bestätigt, während Troye Sivan und Jennifer Lopez als Headliner auftreten sollen.

Empfehlungen für deutsche Reisende

Für deutsche LGBTQ+-Reisende, die an der WorldPride teilnehmen möchten, gibt es einige wichtige Hinweise zu beachten. Experten des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) empfehlen, sich gründlich über die aktuelle Lage zu informieren und vor allem für transgender Personen, alle Reisedokumente sorgfältig zu überprüfen und im Zweifelsfall Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen.

Die Capital Pride Alliance, die die WorldPride 2025 organisiert, arbeitet nach eigenen Angaben eng mit der Stadtverwaltung von Washington, DC zusammen, um die Sicherheit aller Teilnehmenden zu gewährleisten. Sie haben neue Richtlinien für internationale Besucher herausgegeben und raten allen Reisenden – insbesondere transgender und nicht-binären Personen – sich zu informieren, vorsichtig zu reisen und die potenziellen Risiken zu verstehen, bevor sie nach DC kommen.

Wie blickt die Community in die Zukunft?

Die aktuelle Situation wirft ein Schlaglicht auf die Verletzlichkeit von LGBTQ+-Rechten und zeigt, wie schnell politische Veränderungen Auswirkungen auf internationale Veranstaltungen haben können. In Deutschland blicken viele Aktivisten mit Sorge auf die Entwicklungen in den USA, sehen aber auch die Notwendigkeit, weiterhin für Sichtbarkeit und Rechte einzutreten.

Der CSD Deutschland e.V. hat seine Solidarität mit den amerikanischen LGBTQ+-Organisationen zum Ausdruck gebracht und plant, die Entwicklungen rund um die WorldPride 2025 genau zu beobachten. Die Situation erinnert viele in der deutschen Community daran, dass auch hierzulande errungene Rechte nicht als selbstverständlich angesehen werden dürfen und kontinuierlicher Einsatz notwendig ist.

Für aktuelle Informationen zur Sicherheitslage und zu den Einreisebestimmungen für die USA sollten interessierte Reisende regelmäßig die Webseite des Auswärtigen Amtes sowie die offizielle Webseite der WorldPride 2025 konsultieren.


Ungarns neuer Verfassungsschlag gegen LGBTQ+: Binäre Geschlechtsdefinition festgeschrieben

Das ungarische Parlament hat erneut einen schweren Schlag gegen die Rechte queerer Menschen geführt. Mit einer Verfassungsänderung wurde nun festgeschrieben, dass ein Mensch ausschließlich als Mann oder Frau definiert werden kann, wie queer.de berichtet. Diese Entscheidung stellt eine weitere Verschärfung der bereits restriktiven Politik der Orban-Regierung gegenüber der LGBTQ+-Community dar und steht in krassem Gegensatz zur Entwicklung in Deutschland.

Parlamentarische Mehrheit trotz Protesten

Die Verfassungsänderung wurde mit 140 Ja-Stimmen gegen 21 Nein-Stimmen verabschiedet. Die für Verfassungsänderungen notwendige Zweidrittelmehrheit wurde, wie von Kritiker*innen befürchtet, problemlos erreicht. Die vom rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orban geführte Regierung setzt damit ihren systematischen Abbau von LGBTQ+-Rechten fort.

Während der Abstimmung protestierten Gegner*innen im Plenarsaal mit Trompeten-Lauten, vor dem Parlamentsgebäude versammelten sich zahlreiche Demonstrant*innen. Doch die symbolischen Proteste konnten die Entscheidung nicht verhindern.

Teil einer systematischen Diskriminierungsstrategie

Diese Verfassungsänderung reiht sich in eine lange Liste von Maßnahmen ein, mit denen die ungarische Regierung die LGBTQ+-Community systematisch ausgrenzt. Erst im März 2024 hat das ungarische Parlament im Eilverfahren die jährlichen Pride-Paraden verboten – Veranstaltungen, die traditionell für die Sichtbarkeit und Rechte queerer Menschen stehen.

Es handelt sich bereits um die 15. Änderung der 2011 unter Orban eingeführten Verfassung, deren Präambel bezeichnenderweise den Titel "Nationales Glaubensbekenntnis" trägt. Seit 2020 definiert diese Verfassung auch, dass "eine Mutter nur eine Frau und ein Vater nur ein Mann sein könne". Im selben Jahr trat ein Gesetz in Kraft, das es trans Menschen unmöglich macht, ihr Geschlecht amtlich ändern zu lassen. Amnesty International kritisiert scharf, dass diese Änderungen die Diskriminierung verstärken und gegen internationale Menschenrechtsstandards verstoßen.

Kontrast zu Deutschland: Selbstbestimmungsgesetz statt Diskriminierung

Während Ungarn queere Rechte systematisch abbaut, hat Deutschland kürzlich mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen bedeutenden Schritt in die entgegengesetzte Richtung gemacht. Das am 1. August 2024 in Kraft getretene Gesetz ermöglicht es trans, inter und nichtbinären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt ändern zu lassen – ohne die bisher notwendigen psychologischen Gutachten oder medizinischen Nachweise.

Deutschland erkennt damit offiziell an, was Ungarn nun verfassungsrechtlich leugnet: dass Geschlechtsidentität vielfältig ist und über binäre Kategorien hinausgehen kann. Dieser fundamentale Unterschied in der Gesetzgebung spiegelt die tiefe Kluft in den gesellschaftspolitischen Entwicklungen beider Länder wider.

EU-Reaktionen und internationale Kritik

Die fortschreitende Einschränkung der LGBTQ+-Rechte in Ungarn hat zu wachsender Kritik seitens der EU geführt. Das Europäische Parlament betont, dass die diskriminierenden Definitionen in der ungarischen Verfassung gegen EU-Grundwerte verstoßen. Aktuellen Berichten zufolge erwägt die Europäische Union rechtliche Schritte gegen Ungarn wegen dieser fortgesetzten Verstöße gegen die Grundrechte.

Menschenrechtsorganisationen befürchten, dass die jüngste Verfassungsänderung nichtbinäre Menschen in Ungarn praktisch unsichtbar macht und ihnen rechtlichen Schutz entzieht. Sie fordern eine stärkere internationale Reaktion auf die systematische Diskriminierung durch die Orban-Regierung.

Auswirkungen auf die ungarische LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Ungarn wird die Situation zunehmend bedrohlich. Die verfassungsrechtliche Festschreibung binärer Geschlechtsidentitäten verweigert nichtbinären Menschen die offizielle Anerkennung ihrer Identität und verstärkt gesellschaftliche Diskriminierung.

Ungarische LGBTQ+-Aktivist*innen berichten von wachsender Angst und einem zunehmend feindlichen Klima. Viele erwägen, das Land zu verlassen oder ziehen sich aus Sicherheitsgründen ins Private zurück. Die systematische Ausgrenzung durch die Regierung legitimiert in den Augen vieler Ungar*innen homophobe und transphobe Einstellungen und Verhaltensweisen.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist die Entwicklung in Ungarn ein alarmierendes Beispiel dafür, wie schnell erreichte Rechte wieder abgebaut werden können, wenn rechtspopulistische Kräfte an die Macht kommen. Sie unterstreicht die Bedeutung anhaltender Wachsamkeit und Solidarität über Landesgrenzen hinweg.


Verfassungsschutz für die Ehe: Belgiens Vorstoß und die Lehren für Deutschland

Der belgische Gleichstellungsminister Rob Beenders (Vooruit) will die Ehe für alle in der belgischen Verfassung verankern, wie queer.de berichtet. In einer Zeit, in der LGBTQ+-Rechte weltweit unter Druck geraten, soll dieser Schritt ein starkes Signal setzen und die gleichgeschlechtliche Ehe dauerhaft absichern - eine Entwicklung, die auch für Deutschland relevante Fragen aufwirft.

Ein konstitutioneller Schutz für die Vielfalt

Bislang ist die Ehe für alle in Belgien – ähnlich wie in Deutschland – nur durch ein einfaches Gesetz geregelt. Dies bedeutet, dass eine parlamentarische Mehrheit theoretisch ausreichen würde, um diese Rechte wieder einzuschränken. "Wir sehen in den USA täglich, wie Präsident Donald Trump Gesetze von einem Tag auf den anderen kippt. So etwas kann auch hier passieren", erklärte Beenders seine Initiative. "Wenn man das in die Verfassung schreibt, wird es schwieriger, es zu ändern."

Belgien war 2003 das zweite Land weltweit nach den Niederlanden, das die gleichgeschlechtliche Ehe einführte. Mit dem aktuellen Vorstoß könnte das Königreich erneut eine Vorreiterrolle einnehmen. "Wenn wir das machen würden, wären wir eines der ersten Länder überhaupt", betonte der Minister. "Belgien war immer ein Vorreiter bei der Gleichstellung der Rechte – das sollten wir unbedingt umsetzen."

Langwieriger Prozess mit hohen Hürden

Der Weg zu einer Verfassungsänderung ist in Belgien allerdings langwierig. Laut belgischem Recht sind dafür zwei Legislaturperioden erforderlich. Zunächst müssen Regierung und beide Kammern des Parlaments je eine Liste mit Änderungswünschen einreichen. Nur Artikel, die auf allen drei Listen stehen, können in der folgenden Legislaturperiode tatsächlich geändert werden – und dann nur mit einer Zweidrittelmehrheit.

Premierminister Bart De Wever (N-VA) hat bereits alle Regierungsparteien gebeten, ihre Änderungswünsche einzureichen. Die konkreten Gespräche darüber stehen jedoch noch aus.

Die deutsche Perspektive: Verfassungsrechtlicher Schutz fehlt

In Deutschland wurde die "Ehe für alle" am 30. Juni 2017 vom Bundestag beschlossen und trat am 1. Oktober 2017 in Kraft. Wie in Belgien ist sie jedoch nur durch ein einfaches Gesetz geregelt und nicht verfassungsrechtlich abgesichert. Dies könnte in Zeiten zunehmender anti-LGBTQ+-Rhetorik problematisch werden.

Der deutsche Verfassungsschutz beobachtet bereits, dass LGBTQ+-Feindlichkeit ein zunehmendes Agitationsfeld in der rechtsextremistischen Szene darstellt. Rechtsextreme Gruppen und Parteien lehnen Diversität in Bezug auf sexuelle Orientierung und alternative Partnerschaftsmodelle grundsätzlich ab und propagieren ausschließlich heterosexuelle Beziehungen und die traditionelle Kernfamilie als "natürlich".

Politische Bedrohungsszenarien

Die AfD hat sich in der Vergangenheit wiederholt gegen die "Ehe für alle" positioniert und sogar deren Abschaffung gefordert. Laut Analysen der Amadeu Antonio Stiftung ähneln ihre familienpolitischen Vorstellungen denen anderer rechtsextremer Parteien, auch wenn sie aus strategischen Gründen bestimmte Begriffe vermeidet.

Der belgische Vorstoß zeigt, dass ein verfassungsrechtlicher Schutz der Ehe für alle ein wichtiger Baustein sein kann, um LGBTQ+-Rechte langfristig abzusichern. Für Deutschland könnte dies ein interessantes Modell darstellen, besonders angesichts der zunehmenden Polarisierung in gesellschaftspolitischen Fragen.

Gesellschaftliche Bedeutung über die Rechtsform hinaus

Der Wert einer verfassungsrechtlichen Verankerung geht weit über den juristischen Aspekt hinaus. Sie würde ein klares gesellschaftliches Signal setzen, dass die Gleichstellung von LGBTQ+-Personen ein fundamentaler Wert ist, der nicht zur Disposition steht.

"Eine Verfassung spiegelt die grundlegenden Werte einer Gesellschaft wider", erklärt die deutsche LGBTQ+-Aktivistin Petra Zimmermann vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland. "Die Aufnahme der Ehe für alle in die Verfassung würde bedeuten, dass die Gleichwertigkeit aller Liebes- und Lebensformen nicht nur toleriert, sondern als grundlegender Bestandteil unserer demokratischen Ordnung anerkannt wird."

Ob Belgiens Vorstoß erfolgreich sein wird und welche Signalwirkung dies für andere europäische Länder haben könnte, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass der Schutz von LGBTQ+-Rechten angesichts weltweit zunehmender autoritärer Tendenzen wichtiger denn je ist.


Homophobie im Stadion: Eintracht Frankfurt zahlt hohe Strafe für queerfeindliches Banner

Der Bundesligist Eintracht Frankfurt muss eine empfindliche Geldstrafe in Höhe von 91.750 Euro zahlen, teilweise wegen eines als queerfeindlich eingestuften Fanbanners. Wie queer.de berichtete, war bei einem Bundesligaspiel beim FC St. Pauli im Januar ein Banner mit der Aufschrift "CBD statt CSD" im Frankfurter Fanblock zu sehen, was für erhebliche Empörung sorgte.

Kontroverse Botschaften im Stadion

Das DFB-Sportgericht ordnete an, dass die Eintracht im Rahmen der Gesamtstrafe 8.000 Euro an eine gemeinnützige Organisation spenden muss. Der Verein akzeptierte das Urteil, das damit rechtskräftig ist. Die Banner-Affäre sorgte für große Empörung sowohl bei St. Pauli-Fans als auch innerhalb der Frankfurter Community selbst.

Der Spruch "CBD statt CSD" wurde als direkter Angriff auf die LGBTQ+-Community interpretiert. CBD steht für Cannabidiol, ein nicht-psychoaktiver Wirkstoff der Hanfpflanze, während der CSD (Christopher Street Day) eine der wichtigsten Veranstaltungen für die Sichtbarkeit und Rechte von queeren Menschen ist. Die St. Pauli-Fans reagierten noch während des Spiels mit einem Konter-Banner: "Ein Tag auf dem CSD – besser als ein Leben auf CBD".

Ein weiteres Banner mit dem Text "Eure Toleranz endet an der Spitze der Impfnadel – 5G" verstärkte den Eindruck einer queerfeindlichen und verschwörungstheoretischen Botschaft im Frankfurter Block.

Klare Distanzierung der Vereinsführung

Eintracht Frankfurt distanzierte sich umgehend von den Bannern. Vereinspräsident Mathias Beck stellte in einer offiziellen Stellungnahme klar, dass bei der Eintracht alle Menschen willkommen seien, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Der Verein betonte seine Unterstützung für Vielfalt und Inklusion.

Besonders bemerkenswert war die Reaktion von Axel "Beve" Hoffmann, einem Mitarbeiter des Eintracht-Museums, der aus Protest gegen die Banner frühzeitig den Fanblock verließ und sich öffentlich kritisch äußerte. Auch die Fanorganisation "Regenbogenadler", die sich für queere Belange bei der Eintracht einsetzt, verurteilte die Vorfälle scharf.

Homophobie im deutschen Fußball - ein anhaltendes Problem

Der Vorfall bei Eintracht Frankfurt reiht sich in eine Serie von homophoben Vorfällen im deutschen Profifußball ein. Trotz zahlreicher Kampagnen und Initiativen gegen Diskriminierung bleibt Homophobie in Fankurven ein hartnäckiges Problem. Der Regenbogenadler, eine Initiative queerfreundlicher Eintracht-Fans, setzt sich seit Jahren gegen Diskriminierung im Stadion ein.

Während Vereine wie der FC St. Pauli für ihr klares Bekenntnis zur Vielfalt bekannt sind, zeigt dieser Vorfall, dass in anderen Fanszenen noch erhebliche Vorbehalte bestehen. Die verhängte Strafe und die Verpflichtung zur Spende an eine gemeinnützige Organisation sollen ein deutliches Zeichen setzen.

Konsequenzen und Ausblick

Die Gesamtstrafe von 91.750 Euro setzt sich aus verschiedenen Vergehen zusammen, darunter auch das Zünden von Pyrotechnik in mehreren Spielen. Der Verein hat die Möglichkeit, bis zu 30.300 Euro für eigene sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen zu verwenden.

Der Fall zeigt, dass Sportverbände zunehmend bereit sind, gegen diskriminierende Äußerungen vorzugehen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der DFB haben in den vergangenen Jahren ihre Bemühungen verstärkt, gegen Homophobie und andere Formen der Diskriminierung im Fußball vorzugehen.

Für die queere Community im Fußball bleibt jedoch noch viel zu tun. Bis heute hat sich kein aktiver Spieler in der Bundesliga als homosexuell geoutet - ein Zeichen dafür, dass das Klima in vielen Stadien und Vereinen noch immer nicht als sicher genug empfunden wird.


Baseball-Star Triston Casas provoziert mit lackierten Nägeln bewusst Rechtskonservative

Boston Red Sox Star Triston Casas sorgt mit einem ungewöhnlichen Statement für Aufsehen im traditionell männlich geprägten Baseball-Sport: Der First Baseman lackiert sich bewusst die Fingernägel, um konservative Fans zu provozieren. Wie PinkNews berichtet, erklärte Casas in der Netflix-Dokumentation "The Clubhouse: A Year with the Red Sox", dass er gezielt alles tut, was Menschen stört - ein Statement für mehr Vielfalt und gegen überholte Geschlechternormen im Sport.

Mit Nagellack gegen Vorurteile

"Genau darum geht es mir", antwortete Casas in der kürzlich veröffentlichten Dokumentation auf die Frage eines Teamkollegen, ob er mit den lackierten Nägeln bewusst Konservative provozieren wolle. Seit seinem MLB-Debüt 2022 für die Boston Red Sox trägt Casas regelmäßig bunte Nägel und hat damit einen persönlichen Stil entwickelt, der weit über den üblichen Baseball-Look hinausgeht.

In den Szenen der Netflix-Dokumentation sieht man den Sportler bei einer Pediküre, wie er zu seiner Stylistin sagt: "Oh, die knallen, Stephanie. Go off, queen." Trotz seiner Berühmtheit beschreibt sich Casas als "anspruchslos" und gibt an, dass er nicht viel zum Leben braucht - "Ein Bett und ein Fernseher, lesen, Sendungen schauen", wobei er interessanterweise hinzufügt: "Ich hasse es allerdings, Baseball zu schauen. Ich schaue nie Baseball."

Sportliche Erfolge jenseits von Stereotypen

Der 24-jährige Casas ist keineswegs nur für sein modisches Statement bekannt. Mit 43 Home Runs für die Red Sox ist er auch sportlich erfolgreich. 2017 gewann er eine Goldmedaille bei der U18-Weltmeisterschaft, und bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 holte er mit dem US-Team die Silbermedaille.

Homophobe Reaktionen auf seinen Stil lassen Casas kalt: "Es ändert nichts an der Person, die ich bin, oder an dem, was ich mitbringe. Es ist nur mein Videospiel-Charakter", erklärt er in der Dokumentation. Die Boston Red Sox unterstützen ihren Spieler aktiv und haben sogar eine spezielle Bobblehead-Figur mit lackierten Nägeln herausgebracht, was die progressive Haltung des Teams unterstreicht.

Männlichkeitsbilder im Sport - auch in Deutschland ein Thema

Während Casas in den USA für Aufsehen sorgt, sind stereotype Geschlechterrollen auch im deutschen Sport noch immer ein Thema. Obwohl in deutschen Profiligen bislang keine Baseball-Spieler mit lackierten Nägeln bekannt sind, gibt es auch hierzulande zunehmend Sportler, die traditionelle Männlichkeitsbilder in Frage stellen.

Laut Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erfahren LGBTQ+-Personen in Deutschland weiterhin Diskriminierung, besonders in männlich dominierten Sportarten. Gesten wie die von Casas können daher auch in Deutschland wichtige Signale setzen und zur Diskussion über Geschlechterrollen im Sport beitragen.

Während der Baseball in Deutschland weniger populär ist als in den USA, sind vergleichbare Diskussionen über Geschlechterrollen auch in deutschen Sportarten wie Fußball, Handball oder Basketball relevant. Viele deutsche Sportvereine und -verbände haben in den letzten Jahren Initiativen für mehr Diversität und gegen Diskriminierung gestartet, doch Experten sehen noch immer Nachholbedarf.

Ein Statement mit Wirkung

Casas' bewusster Umgang mit seinem Erscheinungsbild kann als Teil einer größeren Bewegung gesehen werden, in der Sportler ihre Plattform nutzen, um gesellschaftliche Werte zu fördern. Sein Nagellack mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch die Botschaft dahinter ist kraftvoll: Individualität und Selbstausdruck sollten nicht durch überkommene Geschlechternormen eingeschränkt werden.

In einer Zeit, in der in vielen Ländern - auch in Deutschland - rechtskonservative Bewegungen erstarken, die traditionelle Geschlechterrollen propagieren, sind solche Statements bedeutsamer denn je. Sie ermutigen junge Menschen, ihre eigene Identität zu leben, unabhängig von gesellschaftlichen Erwartungen.

Ob Casas mit seinen lackierten Nägeln auch deutsche Sportler inspirieren wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass sein mutiges Statement über die Grenzen des Baseballfeldes und der USA hinaus Wellen schlägt und auch hierzulande Diskussionen über Geschlechterrollen im Sport anregen kann.


Trump-Regierung verweigert Kommunikation mit Journalist:innen, die ihre Pronomen angeben

Die Trump-Administration sorgt erneut für Aufsehen im Umgang mit LGBTQ+-Themen: Wie PinkNews berichtet, verweigert das Weiße Haus jegliche Kommunikation mit Journalist:innen, die in ihren E-Mail-Signaturen oder Online-Profilen ihre persönlichen Pronomen angeben. Diese Maßnahme stellt einen weiteren Schritt in der zunehmend LGBTQ+-feindlichen Politik der neuen Trump-Regierung dar.

Systematische Verweigerung der Kommunikation

Nach Angaben von PinkNews wurden in den vergangenen Wochen mindestens drei Fälle bekannt, in denen Regierungssprecher:innen die Kommunikation mit Journalist:innen verweigerten, weil diese ihre Pronomen in E-Mail-Signaturen angaben. Als die New York Times zu Gerüchten über die geplante Schließung eines Klimaforschungsobservatoriums nachfragte, antwortete die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, es sei "Richtlinie", nicht auf Anfragen von Journalist:innen mit "Pronomen in ihren Bios" zu antworten.

Eine weitere Regierungsvertreterin, Katie Miller, behauptete gegenüber einer anderen Reporterin, dass Journalist:innen, die Pronomen verwenden, "wissenschaftliche Realitäten und damit Fakten ignorieren" würden. Leavitt ergänzte später, dass ein:e Journalist:in, der/die Pronomen verwendet, "sich offensichtlich nicht um die biologische Realität oder Wahrheit kümmert und daher nicht vertrauenswürdig ist, um eine ehrliche Geschichte zu schreiben."

Teil einer breiteren Anti-LGBTQ+-Agenda

Diese neue Politik des Weißen Hauses reiht sich ein in eine Serie von Maßnahmen gegen LGBTQ+-Personen seit Beginn der zweiten Trump-Präsidentschaft. Bereits im Februar wurden alle Regierungsmitarbeiter:innen angewiesen, Pronomen aus ihren E-Mail-Signaturen zu entfernen. Wer dieser Anweisung nicht Folge leistete, musste mit "disziplinarischen Maßnahmen bis hin zur Kündigung" rechnen, wie CNN berichtete.

Diese Direktive steht im Einklang mit einer präsidialen Exekutivanordnung, die Mitarbeiter:innen vorschreibt, den Begriff "Geschlecht" durch "biologisches Geschlecht" zu ersetzen. Zudem wurde festgelegt, dass es offizielle Regierungspolitik sei, nur "zwei Geschlechter, männlich und weiblich" anzuerkennen.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

In Deutschland sind solche Entwicklungen in der Medienpolitik derzeit nicht zu beobachten. Im Gegenteil: Viele deutsche Redaktionen haben in den letzten Jahren Maßnahmen ergriffen, um eine inklusivere Sprache zu fördern. Dennoch gibt es auch hierzulande Debatten um den Umgang mit geschlechtergerechter Sprache und Pronomen, wie Journalist.de berichtet.

Während in den USA unter Trump eine systematische Zurückdrängung von LGBTQ+-Rechten zu beobachten ist, genießen queere Personen in Deutschland rechtlichen Schutz. "In Deutschland darf jede Person ihre sexuelle Identität und Geschlechtsidentität frei ausleben", erklärt Handbook Germany. Dennoch nehmen auch in Deutschland queerfeindliche Straftaten zu, wie aktuelle Statistiken zeigen.

Pronomen als politisches Kampffeld

Die Existenz von Pronomen im modernen Englisch scheint für konservative Kreise zu einem schwierigen Thema geworden zu sein – wobei viele sogar ihren grundlegenden Zweck missverstehen. Ähnlich wie im Deutschen existieren Pronomen seit jeher in der englischen Sprache, um auf Personen oder Dinge zu verweisen, ohne den vollständigen Namen wiederholen zu müssen.

In Deutschland hat sich die Diskussion um Pronomen in den letzten Jahren intensiviert. Neben den traditionellen Pronomen "er" und "sie" gibt es im deutschen Sprachraum zunehmend Bestrebungen, nicht-binäre Pronomen wie "dey" oder "xier" zu etablieren, wie das Queer Lexikon dokumentiert. Anders als in den USA unter Trump wird diese Entwicklung in Deutschland nicht von staatlicher Seite bekämpft.

Kritik und Widerstand

Die trans Abgeordnete Sarah McBride, die selbst kürzlich mit Diskriminierung im US-Kapitol konfrontiert wurde, kritisierte die Republikaner scharf. Sie sieht in deren Fokus auf trans-ausgrenzende Themen einen Versuch, von realen Problemen der amerikanischen Bevölkerung abzulenken.

Die Situation zeigt exemplarisch, wie marginalisierte Gruppen als politische Ablenkungsmanöver instrumentalisiert werden können. Während die Trump-Administration einen "Kulturkampf" um Pronomen führt, stehen wirtschaftliche Probleme wie die jüngst ausgelösten Handelskonflikte mit China im Hintergrund.

In Deutschland setzen sich indessen Organisationen wie ProQuote Medien für mehr Vielfalt im Journalismus ein. Anders als in den USA unter Trump wird hierzulande die Darstellung gesellschaftlicher Vielfalt in den Medien von vielen Institutionen aktiv gefördert.

Fazit: Sprachpolitik als Machtinstrument

Die Entscheidung der Trump-Administration, mit Journalist:innen, die ihre Pronomen angeben, nicht zu kommunizieren, verdeutlicht, wie Sprachpolitik als Machtinstrument eingesetzt werden kann. Während in Deutschland der respektvolle Umgang mit Pronomen zunehmend als Zeichen von Professionalität und Respekt gilt, nutzt die US-Regierung unter Trump die Ablehnung von Pronomen als politisches Statement.

Die Entwicklung in den USA sollte auch für deutsche Beobachter:innen ein Warnsignal sein: Rechte, die selbstverständlich erscheinen, können schnell unter Druck geraten, wenn sich politische Mehrheiten ändern. Die Erfahrungen aus den USA zeigen, wie wichtig es ist, demokratische und inklusive Werte kontinuierlich zu verteidigen.

PinkNews schloss seinen Bericht mit einer ironischen Bemerkung: "Wir haben das Weiße Haus um einen Kommentar gebeten. Leider haben wir Pronomen in unseren E-Mail-Signaturen."


Längst überfällige Gerechtigkeit: Rheinland-Pfalz fordert Reform des Abstammungsrechts für Zwei-Mütter-Familien

Rheinland-Pfalz hat einen wichtigen Schritt für die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien unternommen. Am vergangenen Freitag stellte Familienministerin Katharina Binz (Grüne) im Bundesrat einen Entschließungsantrag vor, der das Abstammungsrecht reformieren soll, um Kindern in Zwei-Mütter-Familien von Geburt an zwei rechtliche Elternteile zu sichern. Die ursprüngliche Meldung wurde auf queer.de veröffentlicht.

Die aktuelle rechtliche Benachteiligung

Nach geltendem Recht wird in Deutschland bei Kindern, die in eine Beziehung zweier Frauen hineingeboren werden, nur die leibliche Mutter automatisch als Elternteil anerkannt. Die nicht-gebärende Mutter muss hingegen ein langwieriges Adoptionsverfahren durchlaufen, um rechtlich als zweites Elternteil anerkannt zu werden. Im Gegensatz dazu wird bei heterosexuellen Paaren der Ehemann automatisch als Vater eingetragen, oder kann bei unverheirateten Paaren die Vaterschaft unkompliziert anerkennen.

Diese rechtliche Ungleichbehandlung führt zu gravierenden Nachteilen für die betroffenen Familien. "Bis das Adoptionsverfahren abgeschlossen ist, hat das Kind rechtlich nur ein Elternteil und befindet sich damit in einer sozial, juristisch und ökonomisch prekären Situation", wie Binz betont. Im schlimmsten Fall könnte bei einem Unfall der rechtlichen Mutter das Kind vom Jugendamt in Obhut genommen werden – trotz des Vorhandenseins eines zweiten liebenden Elternteils.

Die geforderte Reform

Der Entschließungsantrag aus Rheinland-Pfalz schlägt eine analoge Regelung zur bestehenden Vaterschaftsregelung vor. Gemäß dem Vorschlag soll die Ehefrau oder eingetragene Lebenspartnerin der Geburtsmutter automatisch als zweite rechtliche Mutter anerkannt werden – ohne den Umweg über eine diskriminierende Stiefkindadoption nehmen zu müssen. Dies würde eine Anpassung des § 1592 Nr. 1 und Nr. 2 BGB bedeuten, wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) seit langem fordert.

"Im Sinne des Kindeswohls und im Sinne der Gleichstellung der betroffenen Familien müssen wir dieses Verfahren jetzt abschaffen und dafür sorgen, dass die Kinder rechtlich abgesichert sind – indem sie von Geburt an zwei Elternteile haben", erklärte Katharina Binz während der Vorstellung des Antrags.

Acht Jahre nach der Ehe für alle – immer noch keine vollständige Gleichstellung

Besonders enttäuschend für viele Betroffene ist die Tatsache, dass die aktuelle Bundesregierung keine konkreten Pläne zur Reform des Abstammungsrechts in ihrem Koalitionsvertrag verankert hat. "Acht Jahre nach der Öffnung der Ehe ist es dringend an der Zeit, die Zwei-Mütter-Familien vollständig rechtlich gleichzustellen", mahnte die rheinland-pfälzische Familienministerin.

Der Entschließungsantrag wurde zunächst in die zuständigen Ausschüsse des Bundesrats überwiesen, wo er fachlich beraten wird. Für betroffene Familien bleibt zu hoffen, dass der Antrag später im Plenum eine Mehrheit findet und so Druck auf die Bundesregierung ausgeübt werden kann, entsprechende Gesetzesänderungen vorzunehmen.

Eine Frage der Gerechtigkeit und des Kindeswohls

Die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien ist nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern vor allem eine Frage des Kindeswohls. Die derzeitige Rechtslage, bei der Kinder in Zwei-Mütter-Familien zunächst nur einen rechtlichen Elternteil haben, schafft unnötige Unsicherheiten und potenzielle Risiken für die betroffenen Kinder.

Katharina Binz hat sich als Familienministerin von Rheinland-Pfalz seit ihrem Amtsantritt konsequent für die Rechte von LGBTQ+-Familien eingesetzt. Mit dem aktuellen Vorstoß im Bundesrat könnte ein wichtiger Schritt in Richtung vollständiger rechtlicher Anerkennung von Regenbogenfamilien in Deutschland gelingen – vorausgesetzt, der politische Wille zur Reform ist vorhanden.

Betroffene Familien und LGBTQ+-Organisationen wie der LSVD hoffen nun, dass der Antrag aus Rheinland-Pfalz ausreichend Unterstützung findet, um die längst überfällige Reform des Abstammungsrechts endlich auf den Weg zu bringen.


Geteilte Wege: NHS-Richtlinien für trans Jugendliche im Vergleich zur deutschen Versorgungslage

Die jüngst durch den Journalisten Jo Maugham in Großbritannien durchgesickerten NHS-Richtlinien zeigen eine besorgniserregende Entwicklung: Britische Hausärzte sollen "Shared-Care-Vereinbarungen" mit privaten Kliniken für trans Jugendliche verweigern. Was bedeutet das für Betroffene in Großbritannien und wie unterscheidet sich die Situation von der in Deutschland? Ein Blick auf zwei Gesundheitssysteme, die sich in der Versorgung von trans Menschen zunehmend in entgegengesetzte Richtungen entwickeln.

NHS-Richtlinien: Ein Schritt zurück in der Versorgung

Die durchgesickerten NHS-Richtlinien verdeutlichen eine Zuspitzung der bereits restriktiven Politik unter dem britischen Gesundheitsminister Wes Streeting. Die Dokumente weisen Hausärzte an, "Shared-Care-Vereinbarungen" für trans Jugendliche unter 18 Jahren zu verweigern – also Absprachen zwischen Hausärzten und spezialisierten Kliniken, die eine gemeinsame Betreuung ermöglichen würden. Dies betrifft auch die Verschreibung von Pubertätsblockern, die in England bereits stark eingeschränkt ist.

Besonders beunruhigend: In einer Fußnote deutet das Dokument an, dass ähnliche Einschränkungen künftig auch für erwachsene trans Personen gelten könnten. Darin heißt es, dass "unregulierte Gesundheitsdienste ein potenzielles Risiko für die Patientensicherheit in allen Altersbereichen darstellen". Eine Klinische Richtlinie für "exogene Hormone" bei Erwachsenen solle 2025/26, also erst in einem oder zwei Jahren, erarbeitet werden – was trans Menschen in Großbritannien in eine lange Phase der Unsicherheit stürzt.

Diese Verschärfung erfolgt, nachdem die Labour-Regierung unter Streeting im Dezember 2024 das von den Konservativen eingeführte Verbot von Pubertätsblockern auf unbestimmte Zeit verlängert hatte – trotz zahlreicher Studien, die zeigen, dass die Risiken vernachlässigbar sind und die Behandlung "lebensrettend" sein kann.

Deutschland: Ein anderer Weg

Im Kontrast dazu steht die Entwicklung in Deutschland, wo gerade eine neue S2k-Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) zur "Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter" fertiggestellt wird. Diese soll die veraltete S1-Leitlinie ablösen und orientiert sich an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die deutschen Leitlinienentwürfe lockern die bisherigen Anforderungen für Minderjährige, die geschlechtsangleichende medizinische Maßnahmen in Anspruch nehmen möchten. Sie betonen das Recht auf Selbstbestimmung und die Notwendigkeit, Kinder und Jugendliche in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Der Deutsche Ethikrat unterstützt dies und betont das Recht auf ein Leben entsprechend der eigenen geschlechtlichen Identität.

Während in Großbritannien psychosoziale Interventionen als erste und oft einzige Behandlungsoption empfohlen werden, erkennen die deutschen Leitlinien an, dass die Forderung nach einer zwingenden Psychotherapie vor körperlichen Eingriffen ethisch nicht gerechtfertigt ist. Dr. Georg Romer, ein führender Experte für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland, erklärt dazu: "Pubertätsblocker können wichtig sein, um eine 'falsche' Pubertät und irreversible körperliche Veränderungen zu verhindern."

Shared-Care-Vereinbarungen: Lebenswichtig für die Versorgung

In beiden Ländern spielen Hausärzte eine zentrale Rolle in der Versorgung von trans Personen. In Deutschland können Hausärzte, Endokrinologen oder Gynäkologen Hormone verschreiben und die Hormontherapie überwachen. Viele Hausärzte führen die Behandlung fort, wenn diese bereits von einem Spezialisten begonnen wurde.

Im Vereinigten Königreich hatten Shared-Care-Vereinbarungen bisher eine ähnliche Funktion: Sie teilten die Verantwortung zwischen Gender-Spezialisten und Hausärzten auf und ermöglichten so eine sichere Verschreibung und kontinuierliche Überwachung von Hormonbehandlungen. Die neue Richtlinie könnte dieses bewährte System für Jugendliche komplett zum Erliegen bringen.

"Die Folgen könnten verheerend sein", erklärt Dr. Julia Ehrt, Geschäftsführerin von Transgender Europe. "Wenn Hausärzte nicht mehr mit spezialisierten Einrichtungen zusammenarbeiten dürfen, werden viele trans Jugendliche in gefährliche Selbstmedikation gedrängt oder psychisch stark belastet."

Evidenzbasierte Medizin versus politische Entscheidungen

Die Debatte in beiden Ländern wird von der Frage nach der wissenschaftlichen Evidenz geprägt. In Deutschland zeigen Studien, dass sich die psychische Gesundheit von Jugendlichen, die Zugang zu trans-spezifischer Gesundheitsversorgung haben, deutlich verbessert. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 kam zu dem Ergebnis, dass eine frühe Hormonbehandlung (im Alter von 14-17 Jahren) das Risiko von Suizidgedanken vermindern kann.

In Großbritannien hingegen beruft sich der NHS auf den umstrittenen Cass-Bericht, der zu dem Schluss kam, dass es "keine guten Beweise für die langfristigen Auswirkungen von Interventionen zur Bewältigung von geschlechtsbezogenem Leidensdruck" gebe. Kritiker werfen dem Bericht methodische Mängel und eine einseitige Interpretation der vorhandenen Studien vor.

"Es ist bemerkenswert, wie unterschiedlich dieselbe wissenschaftliche Literatur in verschiedenen Ländern interpretiert wird", sagt Prof. Dr. Mari Günther, Leiterin des Instituts für Geschlechterforschung an der Hochschule Merseburg. "In Deutschland werden die positiven Effekte der Behandlung stärker gewichtet, während in Großbritannien die Unsicherheit über langfristige Folgen in den Vordergrund gestellt wird."

Auswirkungen auf Betroffene

Die Konsequenzen dieser unterschiedlichen Ansätze sind für die betroffenen jungen Menschen erheblich. In Deutschland könnten die neuen Leitlinien den Zugang zu medizinischer Versorgung erleichtern und Diskriminierung abbauen. Das kürzlich in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz trägt zusätzlich dazu bei, rechtliche Hürden abzubauen.

In Großbritannien hingegen berichten Betroffene bereits von massiven Problemen. Mehrere Patienten sagten gegenüber PinkNews, sie seien "entsetzt über die Auswirkungen und hätten Selbstmedikation in Erwägung gezogen, wenn die Entscheidung nicht rückgängig gemacht würde". Diese Form der Selbstmedikation birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, da sie ohne ärztliche Überwachung stattfindet.

Paul Pölslander, Sprecher des Bundesverbands Trans* in Deutschland, sieht mit Sorge auf die Entwicklungen im Vereinigten Königreich: "Was wir dort beobachten, ist ein politisch motivierter Rückschritt, der nicht auf Wissenschaft, sondern auf Vorurteilen basiert. In Deutschland müssen wir wachsam bleiben, dass sich solche Tendenzen hier nicht durchsetzen."

Was können Betroffene in Deutschland tun?

Trotz der vergleichsweise besseren Situation in Deutschland gibt es auch hier Herausforderungen. Viele Hausärzte sind unsicher oder nicht ausreichend informiert über die Hormonbehandlung von trans Personen. Betroffene können auf spezialisierte Webseiten wie Queermed zurückgreifen, um nach queersensiblen Ärzten zu suchen.

Falls Hausärzte eine Behandlung verweigern, können sich Betroffene an Beratungsstellen wie die Bundesverband Trans* oder die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) wenden, die Unterstützung und rechtliche Informationen anbieten.

Angesichts der besorgniserregenden Entwicklungen in Großbritannien ist es umso wichtiger, die Rechte und den Zugang zu medizinischer Versorgung für trans Menschen in Deutschland zu schützen und weiter zu verbessern. Die unterschiedlichen Wege, die beide Länder einschlagen, verdeutlichen, wie stark politische Entscheidungen das Leben und die Gesundheit von trans Menschen beeinflussen können – im Guten wie im Schlechten.


Sommer, Sonne, Diversität: Kroatisches Pride Beach Festival 2025 lockt deutsche LGBTQ+ Community ans Meer

Im Sommer 2025 wird der Zrće Beach in Kroatien erneut zum Treffpunkt für queere Menschen aus ganz Europa: Vom 28. bis 31. August findet das Pride Beach Festival statt – ein viertägiges Zusammenkommen unter freiem Himmel, das als Europas führendes LGBTQ+ Beach Festival gilt und einen geschützten Raum für Austausch, Begegnung und gemeinsames Feiern bietet.

Mehr als nur eine Party am Meer

Das Festival versteht sich nicht nur als Partyevent, sondern vor allem als starkes Zeichen für Sichtbarkeit, Zusammenhalt und Vielfalt. In traumhafter Atmosphäre direkt am kristallklaren Meer der Adriaküste bietet das Pride Beach Festival einen Safe Space, in dem queere Identitäten gelebt, unterstützt und zelebriert werden können. Das umfangreiche Programm lockt mit queeren DJs, ausgelassenen Poolpartys, einer exklusiven Bootsparty und mitreißenden Drag-Performances – perfekt für alle, die eine Kombination aus Strandurlaub und LGBTQ+ Community-Erlebnis suchen.

Der Zrće Beach auf der Insel Pag hat sich seit der Unabhängigkeit Kroatiens zu einer beliebten Partymeile entwickelt. Besonders bei jugendlichen Besucher*innen aus Großbritannien und Deutschland erfreut sich der Strand mit seinen Open-Air-Clubs großer Beliebtheit. Mit dem Pride Beach Festival bekommt die Location nun eine bunte und vielfältige Ergänzung im Veranstaltungskalender.

Parallelen zu deutschen Pride-Veranstaltungen

Während das kroatische Festival einen Kurzurlaub mit Strand und Party verbindet, bieten die zahlreichen CSD-Veranstaltungen in Deutschland eine heimische Alternative. Von Juni bis August finden in vielen deutschen Städten Christopher Street Day Paraden und Feste statt – darunter in Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München. Besonders der Cologne Pride zählt zu den größten Pride-Veranstaltungen Europas, während der Hamburg Pride mit rund 100 Veranstaltungen, darunter die Pride Parade und ein ausgedehntes Straßenfest, aufwartet.

Der Unterschied: Während die deutschen CSDs hauptsächlich in urbanen Räumen stattfinden und oft einen starken politischen Fokus haben, verbindet das Pride Beach Festival in Kroatien das Engagement für die LGBTQ+ Community mit mediterranem Urlaubsflair – eine ideale Gelegenheit, den Sommer ausklingen zu lassen und gleichzeitig Teil einer internationalen Community zu sein.

Gemeinschaft und Empowerment im Mittelpunkt

Neben musikalischen Highlights von internationalen und lokalen Künstler*innen stehen beim Pride Beach Festival vor allem Begegnung und Gemeinschaft im Mittelpunkt. Die Veranstalter*innen legen großen Wert darauf, dass Programmpunkte von und mit der Community gestaltet werden. Bereits 2024 erwies sich das Festival als ein Ort des Miteinanders, an dem sich queere Menschen in einem offenen, wertschätzenden Umfeld begegnen konnten. Für 2025 versprechen die Organisator*innen neue Impulse, mehr Raum für Austausch und eine noch größere Vielfalt.

Für deutsche LGBTQ+ Reisende bietet das Festival eine willkommene Gelegenheit, die Saison der heimischen Pride-Events zu verlängern und Teil einer internationalen Feier der Vielfalt zu werden. Wer Interesse hat, findet alle weiteren Informationen auf der offiziellen Website des Pride Beach Festivals. Zu beachten ist jedoch, dass das Festival nicht für Kinder und Haustiere geeignet ist.

Ein Tipp für die Reiseplanung: Wer das Festival mit einem längeren Kroatien-Urlaub verbinden möchte, findet in der nahegelegenen Stadt Novalja und auf der gesamten Insel Pag zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten. Alternativ bieten sich auch gay-friendly Hotels an, die auf die Bedürfnisse queerer Reisender eingestellt sind.


Besorgniserregender Anstieg queerfeindlicher Gewalt: Schwuler Mann in Lübeck attackiert

In Lübeck wurde ein 29-jähriger schwuler Mann aus Bayern Opfer einer queerfeindlichen Attacke, wie die Polizei am vergangenen Freitag mitteilte. Der Vorfall, der sich bereits am Dienstag in der Innenstadt ereignete, reiht sich in eine zunehmend besorgniserregende Statistik von Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen in Deutschland ein. Die ursprüngliche Meldung wurde von queer.de veröffentlicht.

Der Vorfall in Lübeck: Chronologie einer Attacke

Der Vorfall ereignete sich am Dienstagmittag gegen 12:10 Uhr An der Obertrave zwischen der Marlesgrube und der Straße Depenau. Nach bisherigen Ermittlungen ging der 29-jährige Mann aus Bayern mit seinem Begleiter Hand in Hand spazieren, als eine 42-jährige Frau ihn daraufhin homofeindlich beleidigte. Im Verlauf des entstehenden Streitgesprächs erschien ein 50-jähriger Begleiter der Frau, der dem Touristen unvermittelt ins Gesicht schlug.

Nachdem der Geschädigte die Polizei verständigte, fuhr ein weißer Mercedes vor, aus dem mehrere Personen ausstiegen. Eine dieser Personen – der Beschreibung nach ein etwa 30-jähriger Mann mit schwarzem Vollbart und weißem Hemd – beleidigte den 29-Jährigen erneut aufgrund seiner sexuellen Orientierung. Die Polizei konnte im Rahmen der Fahndung sowohl die 42-jährige Frau als auch den 50-jährigen Angreifer antreffen und leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Körperverletzung und Beleidigung ein.

Erschreckender Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland

Der Vorfall in Lübeck ist leider kein Einzelfall. Deutschland verzeichnet einen alarmierenden Anstieg queerfeindlicher Gewalt. Laut dem Bundesministerium des Innern und für Heimat wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ* Personen registriert – ein deutlicher Anstieg gegenüber 1.188 Fällen im Vorjahr.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) berichtet sogar von einer noch dramatischeren Entwicklung: In der Kategorie "sexuelle Orientierung" wurden 2023 bundesweit 1.499 Straftaten erfasst – ein Anstieg von etwa 49% im Vergleich zum Vorjahr. Dazu kommen 854 Straftaten im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität", was einer Verdopplung um circa 105% entspricht.

Besonders erschreckend: Die Zahlen queerfeindlicher Straftaten haben sich seit 2010 nahezu verzehnfacht. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen, da Schätzungen zufolge 80 bis 90 Prozent aller Vorfälle nicht zur Anzeige gebracht werden – sei es aus Scham, Angst oder mangelndem Vertrauen in Strafverfolgungsbehörden.

Parallelen zu anderen Fällen in Lübeck und Umgebung

Lübeck war bereits in der Vergangenheit Schauplatz queerfeindlicher Gewalt. Ein besonders gravierender Vorfall ereignete sich am Rande des Christopher Street Day (CSD) in Lübeck, bei dem eine 27-Jährige attackiert und ihr Kopf mehrfach auf das Kopfsteinpflaster geschlagen wurde. Dieser und andere Fälle werden in der Chronik der Gewalttaten gegen LSBTIQ in Deutschland des LSVD dokumentiert.

Auch im benachbarten Bundesland Bayern hat sich die Situation verschärft. Dort haben sich die Straftaten gegen queere Personen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Die Polizei registrierte 190 queerfeindliche Straftaten, wie BR24 berichtete. Die Tatsache, dass der in Lübeck attackierte Mann aus Bayern stammt, verdeutlicht die überregionale Dimension des Problems.

Die gesundheitlichen Folgen von Diskriminierung und Gewalt

Queerfeindliche Gewalt und Diskriminierung haben weitreichende Folgen für die Betroffenen. Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, dass LGBTQI*-Menschen fast dreimal häufiger von Depressionen und Burnout betroffen sind als die restliche Bevölkerung. Auch körperliche Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Asthma und chronische Rückenschmerzen kommen weitaus häufiger vor.

Die psychische Belastung durch solche Übergriffe wird oft verstärkt durch das Gefühl, dass die eigene Sicherheit im öffentlichen Raum nicht gewährleistet ist. Dies kann zu Vermeidungsverhalten führen, wodurch Betroffene bestimmte Orte meiden oder ihre Identität verbergen, um nicht zur Zielscheibe zu werden – eine massive Einschränkung der persönlichen Freiheit.

Maßnahmen und Forderungen

Im Kampf gegen queerfeindliche Gewalt hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag 2021-2025 einen nationalen Aktionsplan zu LGBTIQ*-Rechten aufgenommen. Seit 2022 gibt es zudem erstmals einen Queer-Beauftragten der Bundesregierung, der im Bundesfamilienministerium angesiedelt ist und für mehr sexuelle Akzeptanz und Vielfalt sorgen soll.

Der LSVD fordert darüber hinaus die Einsetzung einer unabhängigen Expert*innen-Kommission durch die Bundesregierung, um eine systematische Bestandsaufnahme aller Erscheinungsformen von LSBTIQ*-Feindlichkeit und damit verbundener Hasskriminalität zu erarbeiten. Auch die polizeiliche Erfassung und Verfolgung solcher Straftaten soll verbessert werden – ein wichtiger Schritt, da die Aufklärungsquote bei LGBTIQ-feindlichen Delikten oft geringer ist als bei anderen Hassdelikten.

Zeug*innen gesucht

Im aktuellen Fall aus Lübeck sucht die Polizei weiterhin nach Zeug*innen, die sich am Dienstag zwischen 11:30 und 12:15 Uhr in der Straße An der Obertrave aufgehalten und den Vorfall beobachtet haben. Besonders wichtig für die Ermittlungen sind Hinweise zum bisher unbekannten Mann aus dem weißen Mercedes, der etwa 30 Jahre alt, 175 cm groß und mit schwarzem Vollbart und weißem Hemd bekleidet gewesen sein soll.

Hinweise zum Sachverhalt oder zum unbekannten Tatverdächtigen nimmt das Kommissariat 5 der Bezirkskriminalinspektion Lübeck telefonisch unter der Telefonnummer (0451) 1310 oder per E-Mail K5.luebeck.bki@polizei.landsh.de entgegen.

Fazit: Gemeinsam gegen Queerfeindlichkeit

Der Vorfall in Lübeck verdeutlicht einmal mehr, dass trotz aller rechtlichen Fortschritte für die LGBTQ+-Community in Deutschland noch ein weiter Weg zu gehen ist, bis queere Menschen ohne Angst vor Anfeindungen und Gewalt leben können. Es braucht nicht nur konsequente Strafverfolgung, sondern auch präventive Maßnahmen, Bildung und Sensibilisierung in allen Gesellschaftsbereichen.

Von besonderer Bedeutung ist auch die Solidarität innerhalb der Gesellschaft. Zivilcourage in Situationen wie der in Lübeck kann entscheidend sein, um Betroffene zu unterstützen und ein klares Zeichen gegen Queerfeindlichkeit zu setzen. Für eine offene und vielfältige Gesellschaft ist es wichtig, dass queerfeindliche Vorfälle nicht nur von den Betroffenen selbst, sondern von allen Menschen als Angriff auf die demokratischen Grundwerte verstanden werden.


SPDqueer zur schwarz-roten Koalition: Neutralität trotz queerpolitischer Enttäuschung

Der Bundesvorstand der SPDqueer hat sich in einer Pressemitteilung zur aktuellen Mitgliederbefragung über den schwarz-roten Koalitionsvertrag neutral positioniert, während der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano deutliche Ablehnung signalisiert. Die Arbeitsgemeinschaft für queere Menschen in der SPD äußerte sich enttäuscht über die queerpolitischen Aspekte des Vertrags, ruft aber weder zur Zustimmung noch zur Ablehnung auf.

Bewahrung des Erreichten als Minimalziel

In ihrer Stellungnahme mit dem Titel "Queerpolitik im Schatten: Kein Rückschritt, aber auch kein Fortschritt" macht die SPDqueer deutlich, dass bereits nach der Bundestagswahl klar gewesen sei, dass eine Koalition mit den Unionsparteien queerpolitische Fortschritte erschweren würde. "Vielmehr galt es in den Sondierungsgesprächen und bei den Koalitionsverhandlungen keine Rückschritte zuzulassen und Erreichtes zu bewahren", heißt es in der Erklärung. Besonders wichtig war der Erhalt des erst kürzlich verabschiedeten Selbstbestimmungsgesetzes, das trans- und intergeschlechtlichen Menschen eine einfachere Änderung ihres Geschlechtseintrags ermöglicht.

Die Co-Vorsitzende der SPDqueer, Carola Ebhardt, kritisierte den Koalitionsvertrag scharf: "Die grundsätzlich konservative Handschrift des Koalitionsvertrages ist leider mehr als offensichtlich. Dass auf fast 150 Seiten nur 2x das Wort 'queer' zu finden ist und stattdessen völlig veraltete, entwürdigende Begriffe verwendet wurden, sagt viel darüber aus, welchen Stellenwert die Belange und Rechte queerer Menschen in der zukünftigen Koalition haben."

Kritik an mangelnder Berücksichtigung queerer Themen

Oliver Strotzer, Co-Vorsitzender der SPDqueer, bemängelte das Fehlen zentraler queerpolitischer Vorhaben: "Wichtige Themen wie die Ergänzung des Art. 3 GG um das Merkmal der sexuellen Identität, die seit langem geforderte Reform des Abstammungsrechts oder ein Bekenntnis zur Weiterentwicklung des Aktionsplans 'Queer Leben' fehlen komplett." Positiv bewertete er lediglich das Bekenntnis zur Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes als "echten Fortschritt".

Besonders kritisch sieht die SPDqueer die vorgesehenen Einschränkungen für queere Geflüchtete, die Ebhardt als "absolut inakzeptabel" bezeichnete. "Gefährdete Menschen brauchen eine Perspektive auf ein faires Asylverfahren", betonte sie.

Unterschiedliche Positionen innerhalb der SPD

Während der Bundesvorstand der SPDqueer keine klare Abstimmungsempfehlung abgibt, positionierte sich der Berliner Queerbeauftragte Alfonso Pantisano deutlich gegen den Koalitionsvertrag. Mit der Aussage "Nur über meine Leiche" machte er seine Ablehnung unmissverständlich klar. Pantisano, der sich seit Jahren für LGBTQ+-Rechte einsetzt, sieht offenbar die queerpolitischen Errungenschaften der vergangenen Jahre durch die Koalition gefährdet.

Die unterschiedlichen Positionen innerhalb der SPD spiegeln die Herausforderung wider, progressive queerpolitische Ziele in einer Koalition mit den konservativen Unionsparteien durchzusetzen. Die SPDqueer als Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Partei sieht sich in der schwierigen Situation, einerseits kritisch zu bleiben, andererseits aber auch konstruktiv an der Gestaltung der Politik mitwirken zu wollen.

Ausblick für queerpolitische Entwicklungen

Die zurückhaltende Formulierung im Koalitionsvertrag, queeres Leben "weiterhin vor Diskriminierung zu schützen", wird von der SPDqueer als unzureichend angesehen. Die Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes bietet jedoch einen Ansatzpunkt für weitere Verbesserungen. Ob und wie queerpolitische Anliegen in der neuen Regierungskoalition umgesetzt werden können, wird maßgeblich vom Engagement der SPD-Vertreter:innen und vom Druck der Zivilgesellschaft abhängen.

Die SPD-Mitglieder haben nun das Wort: In der laufenden Mitgliederbefragung entscheiden sie über die Zukunft der schwarz-roten Koalition. Das Ergebnis wird zeigen, ob die queerpolitischen Bedenken bei der Basis auf Resonanz stoßen oder ob andere Themen wie Wirtschaft und Sicherheit höher gewichtet werden.


Rückschritt in Griechenland: Blutspendeverbot für homosexuelle Männer wieder eingeführt - Deutschland geht anderen Weg

Griechenland hat ein seit Jahren bestehendes Verbot für homosexuelle und bisexuelle Männer zur Blutspende wieder in Kraft gesetzt, das erst 2022 aufgehoben worden war. Der oberste Verwaltungsgerichtshof des Landes entschied, dass die damalige Aufhebung nicht durch ausreichende wissenschaftliche Beweise gestützt wurde, wie GCN berichtet. Diese Entscheidung stellt einen deutlichen Kontrast zur Entwicklung in Deutschland dar, wo seit 2023 solche Verbote der Vergangenheit angehören.

Griechenland: Ein Schritt zurück in die Vergangenheit

Das ursprüngliche Verbot in Griechenland stammte aus dem Jahr 1977 und spiegelte die damaligen Ängste während der frühen Jahre der HIV/AIDS-Epidemie wider. Im Januar 2022 hatte das griechische Gesundheitsministerium diese Regelung aufgehoben, um mehr Blutspenden während der COVID-19-Pandemie zu ermöglichen. Doch nun hat das oberste Verwaltungsgericht die Entscheidung aufgehoben mit der Begründung, dass das Ministerium keine ausreichenden wissenschaftlichen Nachweise vorgelegt und die Empfehlungen medizinischer Expertengremien nicht eingeholt habe.

Die Wiedereinführung des Verbots kommt zu einem kritischen Zeitpunkt, denn Griechenland hatte erst kürzlich bedeutende Fortschritte in LGBTQ+-Rechten erzielt. So wurde das Land Anfang 2024 zum ersten mehrheitlich orthodoxen Land, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte – trotz erheblichen Widerstands der Kirche. Zudem hatte Griechenland 2022 Konversionstherapien verboten und "geschlechtsnormalisierende" Operationen an intersexuellen Säuglingen ohne informierte Einwilligung untersagt.

Deutschland geht den entgegengesetzten Weg

Im Gegensatz zu Griechenland hat Deutschland im März 2023 ein wichtiges Zeichen für Gleichberechtigung gesetzt: Der Bundestag beschloss eine Änderung des Transfusionsgesetzes, die die Diskriminierung von schwulen und bisexuellen Männern sowie Transgender-Personen bei der Blutspende beendete. Seit September 2023 spielt die sexuelle Orientierung bei der Risikobewertung für Blutspenden in Deutschland keine Rolle mehr.

"Die Bundesregierung hat mit der Gesetzesänderung ein wichtiges Signal gesetzt: Die Diskriminierung schwuler, bisexueller und transgeschlechtlicher Menschen bei der Blutspende ist beendet. Faktisch galt für sie ein Ausschluss von der Blutspende – denn lange Zeit durften schwule und bisexuelle Männer nur dann Blut spenden, wenn sie ein Jahr lang keinen Sex mit Männern hatten," erklärte Bundesfamilienministerin Lisa Paus nach der Gesetzesänderung.

Statt pauschal bestimmte Gruppen auszuschließen, erfolgt heute in Deutschland eine individuelle Risikobewertung. Alle Spendenwilligen werden zu ihrem Sexualverhalten und der Anzahl ihrer Partner befragt – unabhängig von Geschlecht oder sexueller Orientierung. Nur wenn innerhalb der letzten vier Monate ein erhöhtes Übertragungsrisiko für schwere Infektionskrankheiten bestand, erfolgt eine Zurückstellung.

Ein internationaler Trend zur Liberalisierung

Die Entscheidung Griechenlands läuft gegen einen internationalen Trend, denn zahlreiche Länder haben in den letzten Jahren ihre Blutspenderichtlinien liberalisiert. Frankreich schaffte das Blutspendeverbot für homosexuelle Männer bereits 2022 ab, ebenso wie Litauen, England, die Niederlande, Brasilien und Ungarn. Diese Länder folgen damit den wissenschaftlichen Erkenntnissen, dass moderne Testverfahren Infektionskrankheiten zuverlässig erkennen können und pauschale Ausschlüsse bestimmter Bevölkerungsgruppen nicht mehr zeitgemäß sind.

Besonders problematisch an der griechischen Entscheidung ist ihr Zeitpunkt. Sie erfolgt parallel zu weiteren restriktiven Maßnahmen: Der griechische Justizminister kündigte kürzlich Änderungen am Zivilgesetzbuch an, die den Zugang zur Leihmutterschaft einschränken sollen. Künftig sollen nur noch Frauen legal eine Leihmutterschaft in Anspruch nehmen dürfen – alleinstehende Männer und männliche gleichgeschlechtliche Paare wären davon ausgeschlossen.

Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Entscheidung

LGBTQ+-Organisationen und Menschenrechtsaktivisten haben die Wiedereinführung des Blutspendeverbots in Griechenland scharf kritisiert. Sie argumentieren, dass die Entscheidung auf veralteten Vorurteilen beruht und nicht den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Moderne Testverfahren können HIV und andere Infektionskrankheiten mit hoher Zuverlässigkeit nachweisen, weshalb ein pauschaler Ausschluss homosexueller Männer nicht mehr zu rechtfertigen sei.

Die griechische LGBTQ+-Community sieht darin einen besorgniserregenden Rückschritt in einem Land, das gerade erst bedeutende Fortschritte bei der rechtlichen Gleichstellung erzielt hatte. "Ein solches Verbot sendet eine gefährliche Botschaft der Stigmatisierung und unterstellt homosexuellen Männern pauschal ein höheres Risikoverhalten," erklärt Rainbow-Families, eine griechische Organisation für LGBTQ+-Familien.

Fazit: Ein Kampf der noch nicht gewonnen ist

Während Deutschland und viele andere europäische Länder diskriminierende Blutspenderichtlinien abgeschafft haben, zeigt der Fall Griechenland, dass Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten nicht als selbstverständlich angesehen werden können. Die Wiedereinführung des Verbots ist ein Warnsignal, dass die Gleichstellung der LGBTQ+-Community auch in Europa noch immer umkämpft ist und bestehende Rechte verteidigt werden müssen.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist es ein Anlass, die 2023 errungene Gleichstellung bei der Blutspende wertzuschätzen. Der deutsche Weg, individuelles Risikoverhalten statt pauschaler Gruppenausschlüsse zu bewerten, könnte als Modell für andere Länder dienen – einschließlich Griechenland, sobald das Gericht eine wissenschaftliche Neubewertung zulässt.


Demokratie in Gefahr: Tausende Ungarn protestieren gegen Orbáns Pride-Verbot

Bereits zum vierten Mal in Folge sind am vergangenen Dienstagabend mehr als 10.000 Menschen in Budapest auf die Straße gegangen, um gegen das kürzlich verabschiedete Verbot von Pride-Paraden zu demonstrieren. Die Teilnehmer*innen schwenkten ungarische und Regenbogenfahnen und forderten mit Slogans wie "Genug der Lügen" und "Nieder mit Orban! Wir wollen Demokratie" ein Ende der LGBTQ+-feindlichen Politik des Ministerpräsidenten.

Wachsender Widerstand gegen Orbáns Anti-LGBTQ+-Politik

Die Protestierenden widersetzen sich mutig einer Aufforderung der Polizei, Brücken und Hauptverkehrsstraßen zu räumen. Auf einer Pride-Flagge mit einer Schlange war in Anlehnung an die historische Gadsden-Flagge der Slogan "Tritt nicht auf mich!" zu lesen - ein kraftvolles Symbol des Widerstands gegen Unterdrückung.

Dorottya Redai von der ungarischen Lesbenorganisation Labrisz betonte in ihrer Rede, dass das CSD-Verbot weit über die Einschränkung des Grundrechts auf friedliche Versammlung hinausgehe. "Das Gesetz der Regierung zielt eindeutig darauf ab, queere Menschen aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen", warnte sie vor hunderten Zuhörer*innen.

Bemerkenswert ist, dass die Proteste nicht nur auf die Hauptstadt beschränkt bleiben. Auch im ostungarischen Miskolc demonstrierten am selben Tag Hunderte Menschen gegen das CSD-Verbot – ein für die ungarische Provinz ungewöhnliches Zeichen des Widerstands.

Das umstrittene Verbot und seine Folgen

Das ungarische Parlament hatte das Verbot von Pride-Demonstrationen Mitte März beschlossen. Die Regierung begründet diesen Schritt mit dem angeblichen "Schutz von Kindern" – eine Argumentation, die von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert wird. Verstöße gegen das neue Gesetz gelten als Ordnungswidrigkeit und können mit Geldbußen von bis zu 200.000 Forint (etwa 500 Euro) bestraft werden.

Besonders beunruhigend: Die Regierung plant, Teilnehmer*innen von Pride-Demonstrationen mittels Gesichtserkennungs-Software zu identifizieren. Diese Digitalisierung der staatlichen Überwachung stellt eine neue Qualität der Repression dar und erinnert an autoritäre Überwachungsmethoden.

Trotz dieser einschüchternden Maßnahmen zeigen die Organisator*innen der Budapester Pride-Parade und der progressive Bürgermeister der Stadt Gergely Karácsony Mut: Sie haben angekündigt, dass der Christopher Street Day am 28. Juni trotz des Verbots stattfinden soll.

Internationale Solidarität und Reaktionen aus Deutschland

Die Reaktionen aus Deutschland und der EU auf Orbáns neuestes anti-LGBTQ+-Gesetz sind deutlich. Mehrere EU-Abgeordnete, darunter auch deutsche Parlamentarier*innen, haben bereits angekündigt, trotz des Verbots an der diesjährigen Pride-Parade in Budapest teilnehmen zu wollen. Dies ist ein starkes Zeichen der Solidarität mit der ungarischen LGBTQ+-Community.

In Deutschland selbst fanden bereits mehrere Solidaritätskundgebungen statt. So versammelten sich Ende März in Düsseldorf zahlreiche Menschen zu einer Demonstration gegen das Pride-Verbot in Ungarn. Die Teilnehmer*innen forderten die Bundesregierung auf, stärkeren diplomatischen Druck auf Ungarn auszuüben.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte bereits zuvor die zunehmende Beschneidung von LGBTQ+-Rechten in Ungarn verurteilt und betont, dass Deutschland sich international für die Menschenrechte von queeren Personen einsetzt – unter anderem als aktives Mitglied der Equal Rights Coalition und des Global Equality Fund.

Ein alarmierender Kontrast: Deutschland und Ungarn

Der Umgang mit LGBTQ+-Rechten in Ungarn und Deutschland könnte unterschiedlicher kaum sein. Während das deutsche Grundgesetz und zahlreiche Gesetze die Rechte von queeren Menschen schützen und Diskriminierung verbieten, hat sich Ungarn unter der Orbán-Regierung zu einem der LGBTQ+-feindlichsten Länder der EU entwickelt.

In Deutschland darf jede Person ihre sexuelle Identität und Geschlechtsidentität frei ausleben. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, queere, nicht-binäre und andere sexuelle Minderheiten vor Diskriminierung. CSDs werden hier nicht nur geduldet, sondern von vielen Kommunen aktiv unterstützt.

In Ungarn hingegen hat die Orbán-Regierung seit 2021 mehrere Gesetze erlassen, die den Zugang zu Informationen über Homo- und Bisexualität sowie Transgeschlechtlichkeit für Kinder und Jugendliche einschränken. Das neueste Verbot von Pride-Paraden ist nur der vorläufige Höhepunkt einer systematischen Kampagne gegen die Rechte sexueller Minderheiten.

Ein Kampf für europäische Werte

Die Proteste in Budapest sind mehr als nur ein Kampf für LGBTQ+-Rechte – sie sind ein Kampf für die Grundwerte der Europäischen Union: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte. Die EU scheint angesichts der zunehmenden Repressionen in Ungarn jedoch oft machtlos zu wirken, obwohl bereits mehrere Vertragsverletzungsverfahren gegen das Land laufen.

Aktivist*innen und Beobachter*innen sehen die Angriffe auf die LGBTQ+-Community als Teil einer breiteren Strategie der Orbán-Regierung, Minderheiten wie Obdachlose, Migrant*innen und queere Menschen als Sündenböcke zu instrumentalisieren, um von wirtschaftlichen und sozialen Problemen abzulenken.

Während in Deutschland Vielfalt und Inklusion zunehmend als gesellschaftliche Stärke anerkannt werden, nutzt Orbán kulturelle Polarisierung als politisches Instrument. Diese gegensätzlichen Entwicklungen innerhalb der EU verdeutlichen die Herausforderungen für ein geeintes Europa, das auf gemeinsamen Werten basieren soll.

Für die queere Community in Ungarn bleibt der Widerstand gegen das Pride-Verbot ein mutiger und notwendiger Kampf für ihre Grundrechte und ihre Sichtbarkeit in der Gesellschaft. Die internationale Solidarität, besonders aus Deutschland, wird dabei eine wichtige Rolle spielen.


Colorado verabschiedet umfassende Schutzgesetze für Trans-Personen und Abtreibungsrechte: Ein Vorbild für Deutschland?

Colorado etabliert sich weiterhin als Leuchtturm der Hoffnung in einer ansonsten schwierigen Zeit für die LGBTQ+-Community in den USA. Der westliche Bundesstaat hat diese Woche mehrere Gesetze verabschiedet, die sowohl die Rechte von Trans-Personen als auch den Zugang zu Abtreibungen umfassend schützen. Die ursprüngliche Nachricht wurde von PinkNews berichtet und zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung, die auch für die deutsche LGBTQ+-Community von Bedeutung ist – gerade in Zeiten, in denen Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz eigene Fortschritte erzielt hat.

Neue Schutzgesetze in Colorado

Das Parlament von Colorado verabschiedete in mehreren Sitzungen diese Woche eine Reihe von Gesetzesentwürfen, die den Schutz von Trans-Personen und Abtreibungsrechten stärken. Das Repräsentantenhaus stimmte am Sonntag (6. April) für zwei Gesetze zum Schutz von Trans-Personen: Eines verankert geschlechtsangleichende Behandlungen gesetzlich, während das andere den Schutz von Trans-Personen im Bildungsbereich verstärkt.

Das Gesetz HB1309 oder "Protect Access to Gender-Affirming Health Care" (Schutz des Zugangs zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung) zielt darauf ab, den Zugang zu geschlechtsangleichender Versorgung in Colorado zu kodifizieren und vor Einschränkungen zu schützen. Es verbietet Versicherern, "medizinisch notwendige" geschlechtsangleichende Behandlungen zu verweigern oder stark einzuschränken. Dieser Gesetzentwurf wurde mit 39-21 Stimmen verabschiedet, wobei alle Republikaner und nur eine Demokratin, Amy Paschal, dagegen stimmten.

Das zweite Gesetz, HB1312, bekannt als "Kelly Loving Act" (benannt nach Kelly Loving, einer Trans-Frau, die 2022 beim Anschlag auf den Club Q getötet wurde), erweitert den Schutz für minderjährige Trans-Personen. Es verbietet den Gerichten in Colorado, Kinder von ihren gesetzlichen Eltern oder Erziehungsberechtigten zu trennen, wenn diese ihrem Kind den Zugang zu geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung ermöglichen.

Parallelen zum deutschen Selbstbestimmungsgesetz

Während Colorado diese Schutzmaßnahmen einführt, hat Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), das am 1. November 2024 in Kraft trat, ebenfalls einen wichtigen Schritt für die Rechte von Trans-Personen gemacht. Das SBGG vereinfacht das Verfahren für Trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen im Personenstandsregister zu ändern. Anders als beim früheren Transsexuellengesetz genügt nun eine einfache Erklärung beim Standesamt – medizinische Gutachten oder Gerichtsverfahren sind nicht mehr erforderlich.

Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen den Ansätzen: Während Colorado gezielt die medizinische Versorgung von Trans-Personen gesetzlich verankert und schützt, konzentriert sich das deutsche Selbstbestimmungsgesetz hauptsächlich auf die rechtliche Anerkennung. In Deutschland werden zwar die Kosten für Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen in der Regel von den Krankenkassen übernommen, aber der Zugang zu diesen Leistungen ist oft langwierig und kompliziert – in vielen Fällen sind immer noch sechs Monate Psychotherapie (oder mindestens 12 Therapiesitzungen) vor einer Empfehlung für eine Hormontherapie vorgesehen.

Abtreibungsrechte in Colorado und Deutschland

Parallel zu den Trans-Rechten stärkte der Senat von Colorado durch zwei Gesetzentwürfe auch den Schutz des Zugangs zu Abtreibungen. Der Gesetzentwurf SB183 verankert das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung für alle Einwohner Colorados, während SB129 ein Schutzgesetz für Gesundheitsdienstleister erweitert, die Abtreibungs- oder Fehlgeburtsmedikamente verschreiben.

Colorado gehört zu den wenigen US-Bundesstaaten, in denen Abtreibung in allen Phasen der Schwangerschaft legal ist, ohne jegliche Fristbeschränkungen. Im Gegensatz dazu ist Abtreibung in Deutschland grundsätzlich rechtswidrig (§ 218 StGB), bleibt aber unter bestimmten Bedingungen straffrei. Ein Abbruch ist nicht strafbar, wenn er innerhalb der ersten 12 Schwangerschaftswochen nach obligatorischer Beratung erfolgt. Zwischen der Beratung und dem Eingriff müssen mindestens drei Tage "Bedenkzeit" liegen.

Während in den USA nach der Aufhebung von Roe v. Wade durch den Obersten Gerichtshof der Zugang zu Abtreibungen in vielen Bundesstaaten stark eingeschränkt wurde, setzt Colorado ein starkes Zeichen für reproduktive Rechte. In Deutschland hingegen fordern Organisationen wie Pro Familia seit langem eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und eine Streichung des § 218 aus dem Strafgesetzbuch.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

"Mit der Dämonisierung von Transgender-Personen durch die Mainstream-Medien und die Bundesregierung bieten staatliche Gesetze zum Schutz geschlechtsangleichender Gesundheitsversorgung Transgender-Amerikanern eine Chance auf Überleben und Leben", erklärte die LGBTQ+-Forscherin Allison Chapman gegenüber Truthout.

Die Ko-Sponsorin des HB1309-Gesetzes, Brianna Titone, betonte, dass das Gesetz als Reaktion auf den "langen Schatten" von Anordnungen gegen geschlechtsangleichende Versorgung auf Bundesebene formuliert wurde. "Es geht darum, die Kontrolle darüber zu übernehmen, was wir tun können, um sicherzustellen, dass unsere Freunde, Nachbarn und Familienmitglieder weiterhin die Versorgung erhalten, die sie benötigen", sagte sie.

Ähnliche Diskussionen finden auch in Deutschland statt. Der Bundesverband Trans* kritisiert, dass eine menschenrechtsbasierte Gesundheitsversorgung in Deutschland noch nicht vollständig umgesetzt sei. Dies umfasst den Schutz vor Diskriminierung, gesicherten Zugang zu transitionsspezifischen Leistungen und die Gewährleistung einer nicht-pathologisierenden Kostenübernahme.

Fazit: Unterschiedliche Ansätze, gemeinsame Ziele

Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz rechtliche Hürden für Trans-Personen abgebaut hat, zeigt Colorado, wie ein umfassender Schutzansatz aussehen kann, der sowohl rechtliche als auch medizinische Aspekte berücksichtigt. Beide Regionen arbeiten daran, die Rechte und die Gesundheitsversorgung von LGBTQ+-Personen zu verbessern, wählen jedoch unterschiedliche Wege, um dieses Ziel zu erreichen.

Für die deutsche LGBTQ+-Community sind die Entwicklungen in Colorado ein interessantes Beispiel dafür, wie geschlechtsangleichende Gesundheitsversorgung und reproduktive Rechte umfassend geschützt werden können. Während Deutschland bereits wichtige Fortschritte erzielt hat, bleibt noch Raum für Verbesserungen, insbesondere im Hinblick auf den Zugang zu medizinischer Versorgung und die vollständige Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen.

Die Gouverneur von Colorado, Jared Polis, der 2018 als erster offen schwuler Mann zum Gouverneur eines US-Bundesstaates gewählt wurde, wird die Gesetze voraussichtlich unterzeichnen, sobald die endgültigen Abstimmungen abgeschlossen sind – ein weiterer Meilenstein für die LGBTQ+-Rechte in den USA und ein inspirierendes Beispiel für progressive Politik weltweit.


Was sagt die Bibel wirklich über Homosexualität? Jesus war kein Homophober

LGBTQ+-Aktivisten in Polen demonstrieren zur Unterstützung dreier Aktivisten, die beschuldigt wurden, ein verehrtes römisch-katholisches Ikonenbild durch Hinzufügung der LGBTQ-Regenbogenflagge entweiht und religiöse Gefühle verletzt zu haben. Diese Nachricht stammt aus einem ursprünglich auf PinkNews veröffentlichten Artikel, der die biblische Perspektive auf Homosexualität analysiert.

"Was sagt die Bibel über Homosexualität?" ist eine Frage, die besonders angesichts des rechten Trends, Christentum mit Heterosexualität gleichzusetzen und die LGBTQ+-Gemeinschaft mit Satanismus zu verbinden, immer wieder gestellt wird. Doch die biblische Realität ist komplexer und nuancierter, als viele konservative Stimmen behaupten.

Die fortschrittliche Haltung von Papst Franziskus

Als Papst Franziskus im Februar 2023 nach seiner Meinung zur Homosexualität gefragt wurde, antwortete er: "Es ist nicht richtig, LGBTQ+-Menschen zu kriminalisieren. Sie sind Kinder Gottes. Gott liebt sie und begleitet sie. Menschen deswegen zu verurteilen ist eine Sünde. Die Kriminalisierung von Menschen mit homosexuellen Neigungen ist ein Unrecht."

Im November 2023 erklärte der Papst zudem, dass Transgender-Personen getauft werden und als Paten oder Trauzeugen fungieren können – genau wie jeder andere Erwachsene. Im Dezember 2023 sorgte er weltweit für Schlagzeilen, als er ankündigte, dass Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen von der katholischen Kirche gesegnet werden können.

Diese progressive Haltung hat in Deutschland unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während progressive christliche Kreise diese Entwicklung begrüßen, gibt es auch in der deutschen Kirche konservative Stimmen, die an traditionelleren Interpretationen festhalten.

Was Jesus uns wirklich lehrt

Im Markusevangelium wird beschrieben, wie Jesus dreimal den Jerusalemer Tempel besuchte. Beim ersten Besuch "schaute er sich alles an" (11:11). Beim zweiten Besuch trieb er die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel und richtete sich gezielt gegen jene, die die Ärmsten ausbeuteten (11:15). Bei seinem dritten Besuch verbrachte er beträchtliche Zeit im Tempel (11:27-13:2) und begegnete den verschiedenen Führungsebenen, die alle die Schrift nutzten, um auszugrenzen statt einzubeziehen.

Besonders aufschlussreich ist Markus 12:24, wo Jesus zu den Sadduzäern, den konservativen Theologen ihrer Zeit, sagte: "Ist nicht dies der Grund, weshalb ihr irrt, dass ihr weder die Schrift noch die Kraft Gottes versteht?" Jesus erkannte, dass sie die Schrift auf eine Weise interpretierten, die neue Verständnisweisen verhinderte und Gottes Kraft einschränkte.

Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch hier unterschiedliche Interpretationen innerhalb der Kirchen. Während einige deutsche Landeskirchen inzwischen Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare anbieten, halten andere an konservativeren Auslegungen fest.

Sodom und Gomorra: Ein Missverständnis

Diejenigen, die Homosexuelle vom Reich Gottes ausschließen wollen, beziehen sich häufig auf das Alte Testament, insbesondere auf Genesis 19 – die Zerstörung von Sodom und Gomorra. Ihre Interpretation besagt, dass es sich dabei um eine Geschichte über Homosexualität handelt. Das ist jedoch nicht der Fall. Die Geschichte dreht sich um Gastfreundschaft.

Sie beginnt in Genesis 18, als drei Besucher (Gott und zwei Engel in Menschengestalt) zu Abraham kamen. Was taten Abraham und seine Frau Sara? Sie boten Gastfreundschaft an. Die beiden Engel verließen dann Abraham und den Herrn und reisten nach Sodom (19:1), wo sie Lot, Abrahams Neffen, trafen. Was tat Lot? Er bot Gastfreundschaft an.

Die "Männer von Sodom" (19:4) boten den verkleideten Engeln nicht dieselbe Gastfreundschaft. Stattdessen versuchten sie, sie (und Lot (19:9)) zu demütigen, indem sie drohten, sie zu vergewaltigen. Die Geschichte stellt extreme Gastfreundschaft (Abraham und Lot) dem extremen Mangel an Gastfreundschaft der Männer von Sodom gegenüber. Es ist eine Geschichte über Einbeziehung, nicht Ausgrenzung.

Die deutsche Perspektive

In Deutschland spiegelt sich diese theologische Debatte in den verschiedenen Positionen der Kirchen wider. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) zeigt eine zunehmende Offenheit gegenüber LGBTQ+-Personen. Viele Landeskirchen bieten inzwischen Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare an, während die katholische Kirche in Deutschland durch die Initiativen des Synodalen Wegs ebenfalls über Reformen diskutiert.

Deutsche Theologen betonen zunehmend die Notwendigkeit, biblische Texte in ihrem historischen Kontext zu lesen. Levitikus 18:22 und 20:13 beispielsweise behandeln nicht "Homosexualität" im heutigen Sinne – als fürsorgliche, liebevolle und sexuelle Beziehung zwischen Menschen gleichen Geschlechts. Diese Texte beziehen sich auf Beziehungen, die Grenzen der Reinheit (zwischen rein und unrein) und Ethnizität (Israeliten und Kanaaniter) überschreiten.

Eine Theologie der Inklusion

Im Neuen Testament sehnt sich Paulus in Galater 3:28 nach einer christlichen Gemeinschaft, in der "es nicht mehr Juden und Griechen, nicht mehr Sklaven und Freie, nicht mehr Mann und Frau gibt; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus". Paulus baute sein theologisches Argument auf dem Juden-Griechen-Unterschied auf, erweiterte es dann aber auf den Sklaven-Freien-Unterschied und den Mann-Frau-Unterschied.

Christen – egal welcher Kirche sie angehören – sollten Paulus folgen und dies auf den Heterosexuellen-Homosexuellen-Unterschied ausdehnen. Wir sind alle "in Christus gekleidet" (3:27): Gott sieht nur Christus, nicht unsere unterschiedlichen Sexualitäten.

In Deutschland setzen sich zahlreiche christliche Initiativen und Gesprächskreise für die Rechte und Akzeptanz von LGBTQ+-Personen innerhalb der Kirchen ein. Diese Gruppen fördern den Dialog und die Aufklärung über sexuelle Vielfalt und tragen zu einem tieferen Verständnis der biblischen Botschaft bei.

Die Worte von Papst Franziskus finden auch in Deutschland Widerhall: LGBTQ+-Personen sind Kinder Gottes. Die Liebe und Akzeptanz, die Jesus predigte, gilt für alle – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.


Scott Bessent: Trumps Finanzminister wird ranghöchste offen homosexuelle Person in der US-Geschichte

Der designierte US-Finanzminister Scott Bessent schreibt als erste offen homosexuelle Person in einem republikanischen Kabinett Geschichte. Der von Donald Trump nominierte Milliardär wurde am 27. Januar 2025 vom Senat bestätigt und ist nun die ranghöchste LGBTQ+-Person in der amerikanischen Regierungsgeschichte, wie PinkNews berichtet. Dies markiert einen bemerkenswerten Meilenstein für die LGBTQ+-Community in den USA - ein Kontrast zur deutschen Politik, wo queere Repräsentation in Spitzenpositionen bereits stärker etabliert ist.

Ein historischer Moment mit Widersprüchen

Als Finanzminister steht Bessent an fünfter Stelle in der amerikanischen Nachfolgeordnung für das Präsidentenamt - so hoch war noch nie eine offen queere Person in der US-Regierungsgeschichte platziert. Nach Pete Buttigieg ist er erst der zweite offen homosexuelle Mann, der überhaupt in einem US-Kabinett dient. Der 62-jährige Hedgefonds-Manager, der mit seinem Ehemann John Freeman und zwei Kindern in South Carolina lebt, verfügt laut Finanzberichten über ein geschätztes Vermögen von mindestens einer Milliarde Dollar.

In Deutschland ist die Situation anders: Mit Persönlichkeiten wie Sven Lehmann (Grüne), dem Queer-Beauftragten der Bundesregierung, oder Jens Brandenburg (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, ist die Repräsentation von LGBTQ+-Personen in hohen Regierungsämtern vergleichsweise stärker etabliert.

Trumps überraschende Personalentscheidung

Trump kündigte Bessents Nominierung im November 2024 an, nachdem dieser Millionen für Trumps Wahlkampagne gesammelt hatte. In einer Erklärung auf seiner Plattform Truth Social lobte Trump Bessent als "einen der weltweit führenden internationalen Investoren und geopolitischen und wirtschaftlichen Strategen", und fügte hinzu: "Scotts Geschichte ist die des amerikanischen Traums... gemeinsam werden wir Amerika wieder reich, wohlhabend und erschwinglich machen."

Bessent, ein ehemaliger Kollege des demokratischen Mega-Spenders George Soros, wird nach Einschätzung von Forbes wahrscheinlich zur einflussreichsten Stimme bei der Gestaltung der Trump-Wirtschaft.

Familie und Werte im Widerspruch zur Trump-Politik

Besonders bemerkenswert ist Bessents persönliche Geschichte. Er und sein Ehemann John Freeman heirateten 2011 und haben zwei Kinder, die durch Leihmutterschaft geboren wurden. In einem Interview mit dem Yale Alumni Magazine sprach Bessent über ihren Weg zur Elternschaft: "Wenn mir jemand 1984, als wir unseren Abschluss machten und Menschen an AIDS starben, gesagt hätte, dass ich 30 Jahre später legal verheiratet sein und wir zwei Kinder durch Leihmutterschaft haben würden, hätte ich das nicht geglaubt."

Diese persönliche Geschichte steht jedoch in einem gewissen Widerspruch zur Politik des Trump-Lagers. Die vorherige Trump-Administration hatte den Ehestatus von LGBTQ+-Paaren nicht anerkannt, und erst im April 2024 bezeichnete Michael Knowles, ein Trump-Unterstützer, Leihmutterschaft als "böse" und forderte lebenslange Haftstrafen für Beteiligte.

In Deutschland ist die Situation für LGBTQ+-Familien durch das 2023 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz und die geplante Reform des Abstammungsrechts etwas fortschrittlicher. Dennoch gibt es auch hier noch rechtliche Hürden bei der Leihmutterschaft, die in Deutschland weiterhin verboten ist.

Luxuriöses Leben zwischen Politik und Finanzwelt

Die Familie Bessent-Freeman lebt in einer beeindruckenden rosa Villa in Charleston, South Carolina, die Bessent 2016 für 6,5 Millionen Dollar erwarb. Das historische John Ravenel House mit acht Schlafzimmern und zehn Badezimmern wird als "Pink Palace" bezeichnet. Die aufwendige Restaurierung des Gebäudes wurde 2021 mit einem Preis der Charleston Preservation Society ausgezeichnet. Aktuell steht das Anwesen für 22,25 Millionen Dollar zum Verkauf.

Laut seinen Offenlegungsdokumenten verfügt Bessent über Vermögenswerte von mindestens 521 Millionen Dollar, darunter ein Haus auf den Bahamas, Kunst und Antiquitäten im Wert von 1 bis 5 Millionen Dollar sowie mehr als 50 Millionen Dollar in US-Staatsanleihen und erhebliche Kryptowährungsinvestitionen.

Deutschlandrelevanz und Ausblick

Während in Deutschland mit Jens Spahn (CDU), Sven Lehmann (Grüne), Doris Achelwilm (Die Linke) und anderen bereits seit Jahren offen queere Politiker*innen in hohen Ämtern tätig sind, zeigt Bessents Ernennung, dass in den USA - besonders in republikanischen Kreisen - solche Schritte noch als revolutionär gelten.

Die Beobachtung bleibt spannend: Wie wird Bessent als offen schwuler Mann in einer Regierung agieren, deren Flügel teilweise LGBTQ+-feindliche Positionen vertreten? Wird er seine Position nutzen, um mehr Akzeptanz zu fördern, oder wird er wirtschaftspolitische Prioritäten über gesellschaftspolitische Themen stellen?

Für deutsche Beobachter bietet diese Entwicklung einen interessanten Einblick in die komplexen Dynamiken amerikanischer Politik und die unterschiedlichen Entwicklungsstadien der LGBTQ+-Rechte in beiden Ländern. Während in Deutschland die sexuelle Orientierung von Kabinettsmitgliedern kaum noch mediale Aufmerksamkeit erregt, markiert Bessents Ernennung in den USA einen historischen Meilenstein, der die anhaltenden Unterschiede in der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung beider Länder unterstreicht.


Trans* und Versicherungen in Deutschland: Zwischen Fortschritt und Diskriminierung

Trotz rechtlicher Fortschritte erleben trans Personen in Deutschland nach wie vor erhebliche Diskriminierung im Versicherungswesen. Wie die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) in einem aktuellen Bericht darlegt, sind die Hürden beim Zugang zu Versicherungsleistungen für trans Menschen noch immer beträchtlich.

Rechtliche Fortschritte und anhaltende Probleme

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Deutschland schützt theoretisch vor Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Identität. Ein bedeutender Fortschritt war die Einführung von Unisex-Tarifen im Jahr 2012, die vom Europäischen Gerichtshof veranlasst wurde und dafür sorgt, dass Versicherungen das Geschlecht bei der Tarifberechnung nicht mehr berücksichtigen dürfen.

Mit dem Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), das im November 2024 in Kraft trat, wurde ein weiterer Meilenstein erreicht. Es ermöglicht trans Personen, ihren Geschlechtseintrag und Namen ohne die bisher erforderlichen psychologischen Gutachten ändern zu lassen, was administrative Erleichterungen im Umgang mit Versicherungen verspricht.

Berufsunfähigkeitsversicherung: Eine besondere Herausforderung

Besonders problematisch gestaltet sich für trans Personen der Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Versicherungsunternehmen führen detaillierte Risikoprüfungen durch, wobei die Transition oder psychische Belastungen infolge gesellschaftlicher Diskriminierung oft negativ ausgelegt werden. Es gibt dokumentierte Fälle, in denen Versicherungen trans Personen grundsätzlich ablehnen wollten, was einen klaren Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz darstellt.

"Bei der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung werden oft Risikozuschläge verlangt oder Anträge komplett abgelehnt, wenn eine Transidentität angegeben wird", erklärt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans* in einem Rechtsgutachten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Krankenversicherung und Kostenübernahme

Bei der Kostenübernahme für geschlechtsangleichende Maßnahmen gibt es ebenfalls Herausforderungen. Gesetzliche Krankenkassen können die Kosten einer Geschlechtsangleichung grundsätzlich übernehmen, wenn der Leidensdruck nicht anders zu beheben ist. Es besteht jedoch kein direkter Leistungsanspruch, und der Weg zur Bewilligung ist oft langwierig und mit vielen Hürden verbunden.

Private Krankenversicherungen (PKV) übernehmen die Kosten, wenn die medizinische Notwendigkeit nachgewiesen ist, wie transparent-beraten.de berichtet. Doch auch hier bedarf es oft eines langwierigen Prozesses mit mehreren Gutachten und Diagnosen, was für Betroffene eine erhebliche psychische Belastung darstellen kann.

Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung

Es gibt jedoch auch positive Entwicklungen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat das Projekt „InTraHealth" ins Leben gerufen, das bei den Versorgern ansetzt, um Diskriminierungen abzubauen und die Versorgungsqualität für trans und inter Personen zu fördern. Ein gleichberechtigter Zugang zur Gesundheitsversorgung wird dabei als wesentliche Voraussetzung für die Teilhabe am sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben angesehen.

Zudem arbeiten verschiedene Organisationen wie die dgti daran, Versicherungsunternehmen zu sensibilisieren und für die besonderen Bedürfnisse von trans Personen zu sensibilisieren.

Fazit: Fortschritte erkennen, Diskriminierung bekämpfen

Die Situation für trans Personen im deutschen Versicherungswesen hat sich in den letzten Jahren verbessert, aber es besteht weiterhin erheblicher Handlungsbedarf. Während rechtliche Rahmenbedingungen wie das Selbstbestimmungsgesetz wichtige Fortschritte markieren, zeigt die Praxis, dass Diskriminierung und Ungleichbehandlung nach wie vor alltäglich sind.

Betroffene sollten sich über ihre Rechte informieren und bei Diskriminierung Unterstützung bei Beratungsstellen wie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder bei LGBTQ+-Organisationen wie der dgti suchen. Nur durch konsequente Aufklärung und die Durchsetzung bestehender Rechte kann langfristig ein diskriminierungsfreier Zugang zu Versicherungsleistungen für alle Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität erreicht werden.


Neue britische Studie bestätigt: LGBTQ+ Personen haben doppelt so hohes Suizidrisiko – ähnliche Alarmsignale auch in Deutschland

Warnung: Dieser Artikel befasst sich mit Themen wie Selbstverletzung und Suizid, die für manche Leser belastend sein könnten.

Eine neue Studie des britischen Office for National Statistics (ONS) zeigt, dass schwule, lesbische und bisexuelle Menschen doppelt so häufig an Suizid denken oder Suizidversuche unternehmen wie ihre heterosexuellen Mitmenschen. Wie PinkNews berichtet, ist das Risiko für absichtliche Selbstverletzung sogar fast dreimal so hoch. Diese alarmierenden Zahlen spiegeln ähnliche Tendenzen wider, die auch in Deutschland zu beobachten sind.

Die britischen Befunde im Detail

Die am 9. April veröffentlichten Daten des ONS zeigen, dass zwischen 2021 und 2023 etwa 50,3 von 100.000 LGBTQ+ Personen Suizidgedanken hatten oder einen Suizidversuch unternahmen, verglichen mit 23,1 pro 100.000 heterosexuellen Menschen. Bei Selbstverletzungen ist das Verhältnis noch dramatischer: 1.508,9 pro 100.000 LGBTQ+ Personen gegenüber 598,4 bei Heterosexuellen.

Besonders gefährdet sind bisexuelle Menschen, die ein 2,4-mal höheres Risiko für Selbstverletzung aufweisen als heterosexuelle Personen. Bei schwulen Männern und lesbischen Frauen liegt dieses Risiko 2,2-mal höher. Die Studie stellt außerdem fest, dass sowohl bei LGBTQ+ als auch bei heterosexuellen Menschen Frauen häufiger suizidale Gedanken haben als Männer, während junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren generell einem höheren Risiko für Selbstverletzung ausgesetzt sind.

Ähnliche Situation in Deutschland

Die Lage in Deutschland zeigt erschreckende Parallelen. Laut verschiedenen Studien ist das Suizidrisiko bei LGBTQ+ Personen hierzulande sogar bis zu viermal höher als in der Allgemeinbevölkerung. Untersuchungen zeigen, dass schwule und bisexuelle Männer ein bis zu achtmal höheres Suizidrisiko haben können.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat 2022 festgestellt, dass LGBTQ+ Menschen fast dreimal häufiger unter Depressionen und Burnout leiden als der Rest der Bevölkerung. Besonders trans* Menschen sind überdurchschnittlich oft von Angststörungen betroffen.

Eine besorgniserregende dänische Studie aus dem Jahr 2023 ergab zudem eine fast 8-fach höhere Rate an Suizidversuchen und eine 3,5-fach höhere Rate an vollendeten Suiziden bei transgender Personen im Vergleich zu cisgender Personen.

Ursachen für die erhöhte Gefährdung

Die Gründe für diese alarmierende Kluft sind vielschichtig, aber Experten identifizieren gesellschaftliche Faktoren als Hauptursachen. Jacqui Morrissey, stellvertretende Direktorin der britischen Suizidpräventionsorganisation Samaritans, betont gegenüber PinkNews: "Dringender Handlungsbedarf besteht im Gesundheitswesen, um die Barrieren abzubauen, denen LGBTQ+ Menschen bei der Suche nach Unterstützung begegnen."

Ein häufiger Faktor ist der sogenannte "Minderheitenstress" – die chronische Belastung, die durch Diskriminierung, Vorurteile und gesellschaftliche Stigmatisierung entsteht. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) weist darauf hin, dass Diskriminierungserfahrungen zu Depressionen, Schlafstörungen und Burnout führen können.

Bei Jugendlichen kommt oft noch Mobbing hinzu, was das Suizidrisiko weiter erhöht. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigte eine fünfmal höhere Suizidgefahr bei jungen schwulen und bisexuellen Menschen im Vergleich zu heterosexuellen Jugendlichen.

Persönliches Zeugnis und Auswege

Im PinkNews-Artikel berichtet eine Person, die früher die Samaritans-Hotline genutzt hat, von ihrer Erfahrung: "Als Teenager hat mein Kampf, meine Sexualität zu akzeptieren, sowie das Gefühl der Diskriminierung meine psychische Gesundheit beeinträchtigt. Es führte zu Depressionen und Angstzuständen, und ich habe mein ganzes Erwachsenenleben mit meiner psychischen Gesundheit zu kämpfen gehabt."

Der Zugang zu angemessener Unterstützung, die auf LGBTQ+-spezifische Probleme eingeht, sei "sehr schwierig" gewesen, und staatliche Dienste hätten einen "Mangel an Respekt, Würde, Sensibilität und Fürsorge" gezeigt. Glücklicherweise fand die Person schließlich Hilfe bei Freiwilligenorganisationen, die die LGBTQ+-Gemeinschaft unterstützen.

Aktuelle Forschung und Präventionsmaßnahmen in Deutschland

In Deutschland laufen derzeit wichtige Forschungsprojekte, die sich mit der psychischen Gesundheit von LGBTQ+ Personen befassen. Die Universität Witten/Herdecke führt seit 2022 eine Längsschnittstudie durch, die bis 2025 laufen soll und wichtige Erkenntnisse über die langfristigen Auswirkungen von Diskriminierung auf die psychische Gesundheit liefern könnte.

Präventiv gibt es zunehmend Initiativen wie den Aktionsplan Suizidprävention des Bundesamts für Gesundheit, der gezielt Projekte fördert, die sich mit der Suizidprävention bei spezifischen Gruppen wie LGBTQ+ Jugendlichen beschäftigen.

Was getan werden muss

Die Expertengemeinschaft fordert mehrere konkrete Maßnahmen, um die Situation zu verbessern:

  • Mehr queere Beratungs- und Freizeitangebote, die niedrigschwellige Unterstützung bieten
  • Stärkere gesetzliche Bekämpfung von Homo- und Transphobie
  • Verbesserung der medizinischen Versorgung von LGBTQ+ Personen und Abbau von Diskriminierung im Gesundheitswesen
  • Spezifische Schulungen für medizinisches Personal zum Umgang mit LGBTQ+ Patienten
  • Ausbau von Peer-Support-Angeboten und sicheren Räumen für LGBTQ+ Menschen

Die Ergebnisse aus Großbritannien und die Parallelen in Deutschland machen deutlich: Der Kampf gegen die überdurchschnittlich hohe Suizidgefährdung in der LGBTQ+ Community muss als gesellschaftliche Priorität behandelt werden. Es geht nicht um abstrakte Zahlen, sondern um Menschenleben.

Wenn Sie selbst betroffen sind oder jemanden kennen, der Hilfe benötigt: Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichbar. Spezifische Unterstützung für LGBTQ+ Personen bietet das bundesweite Coming-Out-Portal oder die Lambda-Jugendnetzwerke in den verschiedenen Bundesländern.


Ende einer Ära: Brunos schließt Filialen in Hamburg, Köln und München

Die queere Einzelhandelskette Brunos gibt drei ihrer vier Geschäfte in Deutschland auf, wie Geschäftsführer Franz Landgraf-Happach am Donnerstag in einer Pressemitteilung bekannt gab. "Die Standorte in München, Köln und Hamburg werden wir in wertschätzender Weise, ab dem Sommer 2025, abgeben, um uns fokussierter und zukunftsorientiert aufzustellen", so Landgraf-Happach. Lediglich der Berliner Store und der Webshop sollen bestehen bleiben.

Bedeutsame Geschichte für die LGBTQ+ Community

Brunos hat sich seit 1988 als wichtige Shopping- und Erlebniswelt für die queere Community in Deutschland etabliert. Was ursprünglich vor allem mit dem Verkauf von Büchern und Filmen begann, entwickelte sich zu einem vielseitigen Angebot, das später um Sexshop-Artikel und spezielle Unterwäsche erweitert wurde. Die Geschäfte boten weit mehr als nur Produkte – sie waren sichere Treffpunkte für queere Menschen aller Altersgruppen und dienten als kulturelle Zentren innerhalb der Szene.

"Veränderung ist ein Zeichen auch für Beständigkeit. Und genau diese Veränderung braucht unser Unternehmen – ein Marktführer, der über Jahre hinweg die Community homosexueller Männer begleitet hat", erklärte Landgraf-Happach. Die Läden in Berlin, Hamburg, Köln und München haben über Jahrzehnte hinweg Trends gesetzt und sichere Räume für die schwule Community geschaffen.

Neue Ausrichtung und Fokus auf Berlin

Die Neuausrichtung des Unternehmens soll innerhalb der nächsten drei Monate erfolgen. Dabei konzentriert sich Brunos künftig auf den Berliner Standort und seinen Online-Shop. "Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, weitgehendst, unser Team in Berlin und der Verwaltung zu erhalten", betonte der Geschäftsführer, "insbesondere unsere Mitarbeitenden aus der Community, die unsere Werte mittragen und unsere Kundschaft mit ihrer Expertise und ihrem Engagement beratend unterstützen".

Berlin gilt seit den 1920er Jahren als Hochburg der LGBTQ+ Szene in Deutschland. Die Stadt war und ist ein Anziehungspunkt für queere Menschen aus aller Welt. Die Entscheidung, sich auf den Berliner Standort zu konzentrieren, erscheint vor diesem historischen Hintergrund strategisch sinnvoll.

Erweiterte Zielgruppe: Künftig auch Produkte für trans Menschen

Eine bedeutende Änderung in der Geschäftsstrategie ist die Erweiterung des Sortiments für eine breitere Zielgruppe. Während Brunos traditionell vor allem schwule Männer ansprach, soll das Angebot künftig ausdrücklich auch für trans Personen erweitert werden. "Mit frischer Energie nehmen wir ab April neue Marken ins Sortiment auf – innovative Produkte, die sich in unserem Kernmarkt etablieren möchten und die Vielfalt unserer Kundschaft widerspiegeln", erklärte Landgraf-Happach.

Diese Entscheidung spiegelt einen breiteren Trend im LGBTQ+ Einzelhandel wider, inklusiver zu werden und die Bedürfnisse der gesamten queeren Community zu berücksichtigen. In einer Zeit, in der die Rechte von trans Menschen stark in der öffentlichen Diskussion stehen, kann dieser Schritt auch als politisches Statement verstanden werden.

Herausforderungen für queere Einzelhändler

Die Schließung der drei Filialen erfolgt in einer Zeit, in der stationäre Einzelhändler generell mit Herausforderungen konfrontiert sind. Der zunehmende Online-Handel und veränderte Konsumgewohnheiten haben viele traditionelle Geschäftsmodelle unter Druck gesetzt. Besonders spezialisierte Einzelhändler wie Brunos stehen vor der Aufgabe, ihre Geschäftsmodelle anzupassen.

Gleichzeitig sind LGBTQ+ freundliche Unternehmen für viele Menschen eine wichtige Anlaufstelle, da sie eine Kultur der Inklusivität pflegen und sich für die Rechte von LGBTQ+ Personen einsetzen. Die persönliche Beratung und das Engagement für die Community waren stets Markenzeichen von Brunos, die das Unternehmen nun mit der neuen Strategie bewahren will.

"Diese neue Ausrichtung ist mehr als eine strategische Entscheidung: Sie ist eine Liebeserklärung an die Community, und an alle, welche die Lust neu definieren", fasst Landgraf-Happach zusammen. Für langjährige Kunden in Hamburg, Köln und München bedeutet die Entscheidung jedoch das Ende einer Ära – und möglicherweise das Verschwinden eines wichtigen queeren Treffpunkts in ihren Städten.


J.K. Rowling attackiert Asexualität: "Ein Tag der falschen Unterdrückung" – Kontroverse am Internationalen Tag der Asexualität

Die "Harry Potter"-Autorin J.K. Rowling hat erneut für Empörung in der LGBTQ+-Community gesorgt. Wie PinkNews berichtet, veröffentlichte Rowling am 6. April, dem Internationalen Tag der Asexualität, einen kontroversen Beitrag auf ihrem X-Account, in dem sie Menschen, die sich als asexuell identifizieren, verspottete.

Rowlings umstrittene Äußerungen

"Fröhlichen Internationalen Tag der falschen Unterdrückung an alle, die wildfremden Menschen mitteilen wollen, dass sie keinen Bock auf Sex haben", schrieb Rowling über einer Grafik, die zur Aufklärung über Asexualität dienen sollte. Die Autorin, die in den letzten Jahren bereits mehrfach mit transfeindlichen Äußerungen für Aufsehen sorgte, legte in weiteren Kommentaren nach und fragte spöttisch: "Wie wissen asexuelle Menschen eigentlich, ob sie schwul oder hetero sind?" und forderte einen "Internationalen Tag der Genervtheit von diesem Mist".

Was bedeutet Asexualität?

Asexualität ist eine sexuelle Orientierung, die durch wenig bis keine sexuelle Anziehung zu anderen Menschen gekennzeichnet ist. Diese Orientierung ist Teil des LGBTQIA+-Spektrums, wobei das "A" explizit für "asexuell" steht. Wie das deutsche Queer-Lexikon erklärt, ist Asexualität äußerst vielfältig und schließt verschiedene Erfahrungen ein. Wichtig zu verstehen ist, dass asexuelle Menschen durchaus romantische Beziehungen führen können und dass Asexualität nicht mit Aromantik (fehlende romantische Anziehung) gleichzusetzen ist.

Asexualität in Deutschland

Auch in Deutschland gewinnt die asexuelle Community zunehmend an Sichtbarkeit. Organisationen wie AVEN Deutschland und A-Spektrum setzen sich für die Anerkennung und Entstigmatisierung von Asexualität ein. Der Internationale Tag der Asexualität, der jährlich am 6. April stattfindet, wird auch hierzulande mit Veranstaltungen und Aufklärungskampagnen begangen.

Lisa Müller vom Verein A-Spektrum betont im Gespräch mit Queerfeindlichkeit.de: "Die Behauptung, Asexualität sei keine 'echte' Unterdrückungserfahrung, ignoriert die realen Diskriminierungen, mit denen asexuelle Menschen konfrontiert sind – von der Pathologisierung bis hin zu korrigierender sexueller Gewalt."

Kritik und Reaktionen

Rowlings Kommentare stießen auf breite Kritik. In den sozialen Medien wiesen viele Nutzer*innen darauf hin, dass asexuelle Menschen sehr wohl Diskriminierung erfahren – sei es durch gesellschaftlichen Druck, sich anzupassen, den ständigen Zweifel an ihrer Identität oder sogar durch "korrigierende" sexuelle Übergriffe.

Ein Nutzer schrieb: "Warum ist es nötig, sich so zu verhalten? Wie schadet es Ihnen, dass diese Menschen existieren?" Ein anderer kommentierte: "Rowling versteht nicht einmal das Konzept romantischer Liebe", bezugnehmend auf ihre Frage, wie asexuelle Menschen ihre sexuelle Orientierung bestimmen könnten.

Rowlings Weg zur Kontroversität

Die Autorin, einst für ihre inklusive Botschaft in den Harry-Potter-Büchern gefeiert, steht seit Jahren wegen ihrer Äußerungen über Transgender-Personen in der Kritik. Sie hat sich wiederholt gegen die Rechte von trans Menschen positioniert und wurde dafür von vielen ehemaligen Fans und sogar Harry-Potter-Darstellern wie Daniel Radcliffe öffentlich kritisiert.

In Deutschland führten ihre Äußerungen dazu, dass zahlreiche queere Harry-Potter-Fanclubs ihre Tätigkeit einstellten oder sich ausdrücklich von der Autorin distanzierten, wie Queer.de berichtete. Die aktuelle Kontroverse um ihre Kommentare zur Asexualität reiht sich in eine lange Liste von polarisierenden Aussagen ein, die die Autorin in den letzten Jahren getätigt hat.

Die Bedeutung von Sichtbarkeit für asexuelle Menschen

Während Rowling Asexualität als "falsche Unterdrückung" abtut, betonen Expert*innen die Wichtigkeit von Sichtbarkeit und Anerkennung für diese oft übersehene Gruppe. In Deutschland schätzt man, dass etwa 1% der Bevölkerung asexuell ist. Dennoch fehlt es an Repräsentation in Medien und öffentlichen Diskursen.

Thomas Köhler von der Beratungsstelle für LSBTIQ+ in München erklärt: "Die Abwertung von Asexualität und die Behauptung, es handele sich nicht um eine 'echte' Identität, ist eine Form von Diskriminierung, die wir leider häufig erleben. Solche Aussagen von prominenten Persönlichkeiten können großen Schaden anrichten und das Coming-out für asexuelle Menschen noch schwieriger machen."

Der Fall Rowling zeigt einmal mehr, wie wichtig kontinuierliche Aufklärungsarbeit und Solidarität innerhalb der queeren Community ist – besonders für Identitäten, die oft unsichtbar bleiben oder deren Legitimität in Frage gestellt wird.


Können Transfrauen schwanger werden? Der aktuelle Stand der Gebärmuttertransplantationen

Können Transfrauen schwanger werden? Die Antwort lautet: möglicherweise in der Zukunft, wenn alles gut geht. Ein britischer Chirurg, der die erste Gebärmuttertransplantation bei einer cisgeschlechtlichen Frau im Vereinigten Königreich durchgeführt hat, erklärte, dass ähnliche Transplantationen für Transfrauen wahrscheinlich noch 10 bis 20 Jahre entfernt sind. Die ursprüngliche Meldung stammt von PinkNews, die über den aktuellen Stand der Forschung berichtet.

Der aktuelle Stand in Großbritannien

Im Februar 2023 führten Professor James Smith vom Imperial College London und seine Kollegin Isabel Quiroga vom Oxford Transplant Centre eine Gebärmuttertransplantation bei einer verheirateten Frau durch. Die 40-jährige Schwester der Empfängerin spendete ihre Gebärmutter, nachdem sie bereits zwei Kinder geboren hatte. Die 34-jährige Empfängerin, die in England lebt und anonym bleiben möchte, erhielt die Transplantation während einer mehr als neunstündigen Operation im Churchill Hospital in Oxford.

Es wird gehofft, dass in Zukunft Gebärmuttertransplantationen auch bei Transfrauen durchgeführt werden können, um ihnen die Möglichkeit zu geben, schwanger zu werden und ein Kind zu bekommen. Professor Smith betonte jedoch, dass die Realität dieser Möglichkeit noch Jahrzehnte entfernt sei.

Medizinische Herausforderungen

Derzeit gibt es laut Smith keine "technische Machbarkeit" für die Durchführung dieser Operation bei Transfrauen aufgrund von Unterschieden in der Becken- und Gefäßanatomie, der Form des Beckens und Problemen mit dem Mikrobiom – dem Netzwerk von Mikroorganismen, die im menschlichen Körper leben.

Smith erklärte gegenüber der britischen Zeitung "I": "Meine persönliche Einschätzung ist, dass Transplantationen bei Transgender-Personen, wenn sie stattfinden werden, noch viele Jahre entfernt sind. Es sind noch sehr viele Schritte zu bewältigen. Ich vermute, mindestens 10 bis 20 Jahre."

Fortschritte in Deutschland

In Deutschland wurden die ersten Gebärmuttertransplantationen 2016 am Universitätsklinikum Tübingen durchgeführt. Die Operationen erfolgten in Zusammenarbeit mit Ärzten aus Göteborg, Schweden, die als Pioniere auf diesem Gebiet gelten. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland die ersten beiden Kinder nach Gebärmuttertransplantationen geboren - ein wichtiger Meilenstein in der deutschen Reproduktionsmedizin.

Bei den bisherigen Transplantationen in Deutschland waren die Empfängerinnen Frauen, die aufgrund des Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndroms ohne Gebärmutter geboren wurden. Die Anwendung dieser Technik bei Transfrauen ist in Deutschland bisher nicht dokumentiert und wird, ähnlich wie in Großbritannien, als Zukunftsperspektive betrachtet.

Internationale Entwicklungen

Ein medizinischer Bericht, der im Januar 2023 in der Fachzeitschrift "Fertility and Sterility" veröffentlicht wurde, prognostizierte: "Die erste Gebärmuttertransplantation bei einer transgender Frau im 21. Jahrhundert wird voraussichtlich in den nächsten Jahren, wenn nicht früher, stattfinden."

Dr. Narendra Kaushik, ein Chirurg in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, erklärte im Mai 2022, dass die Transplantation von Gebärmüttern in Transfrauen "die Zukunft" sei. Er verfügt über 15 Jahre Erfahrung in geschlechtsangleichenden Operationen und sagte: "Wir können nicht genau vorhersagen, wann dies geschehen wird, aber es wird bald geschehen. Wir haben unsere Pläne und sind sehr optimistisch."

Uterustransplantationen weltweit

Gebärmuttertransplantationen sind derzeit seltene, kostspielige und experimentelle Operationen, die typischerweise auf Spenderorgane angewiesen sind. Sie werden oft bei Menschen durchgeführt, die ohne Gebärmutter geboren wurden, damit sie schwanger werden und gebären können.

Die erste erfolgreiche Gebärmuttertransplantation fand 2014 an der Universität Göteborg in Schweden statt. Zwei Jahre später wurde die Operation in den USA erfolgreich wiederholt. Weltweit gab es bisher etwa 40 Transplantationen dieser Art, mit über 10 erfolgreichen Geburten.

Ethische und rechtliche Fragen in Deutschland

In Deutschland wirft die Anwendung der Gebärmuttertransplantation bei Transfrauen ethische und rechtliche Fragen auf. Anders als in Großbritannien, wo das Gleichstellungsgesetz möglicherweise verlangen könnte, dass niemandem aufgrund des Geschlechts der Zugang zu einer Gebärmuttertransplantation verweigert werden darf, ist die Rechtslage in Deutschland komplexer.

Zudem stellt sich die Frage der Kostenübernahme. Es ist unklar, ob diese Eingriffe als Teil der medizinischen Versorgung von der Allgemeinheit getragen werden sollten oder als Wahleingriffe gelten würden. Alternativen zur Gebärmuttertransplantation für Menschen mit Kinderwunsch sind Leihmutterschaft (die in Deutschland rechtlich nicht möglich ist) und Adoption.

Zukunftsaussichten

Weitere Forschung ist erforderlich, um die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder zu untersuchen, die nach Gebärmuttertransplantationen geboren werden. Weltweit wird an der Optimierung des Verfahrens gearbeitet, um die Methode als standardisiertes Angebot im Rahmen der Reproduktionsmedizin anzubieten.

Für Transfrauen in Deutschland bedeutet dies, dass die Möglichkeit einer Schwangerschaft zwar in ferner Zukunft liegen könnte, derzeit aber noch viele medizinische, ethische und rechtliche Hürden zu überwinden sind. Die deutsche Forschung auf diesem Gebiet bleibt jedoch aktiv und könnte in den kommenden Jahrzehnten neue Möglichkeiten eröffnen.


Kein einziges Rezept für Pubertätsblocker seit über einem Jahr: NHS England lässt trans Jugendliche im Stich

Der britische Gesundheitsdienst NHS England hat seit über einem Jahr kein einziges neues Rezept für geschlechtsangleichende Medikamente an trans Personen unter 18 Jahren ausgestellt, wie offizielle Stellen jetzt bestätigten. Die ursprüngliche Meldung wurde von PinkNews veröffentlicht.

Laut einer Erklärung des NHS wurden seit der Schließung der Londoner Tavistock-Klinik im März 2024 keine neuen Patienten mehr "identifiziert", die geschlechtsangleichende Behandlungen benötigen – einschließlich der physisch reversiblen Pubertätsblocker.

Klinische Studien verzögern sich - Jugendliche bleiben im Ungewissen

Im selben Monat hatte NHS England bekannt gegeben, dass Pubertätsblocker für unter 18-Jährige nur noch im Rahmen klinischer Forschungsstudien verfügbar sein würden. Eines der wenigen Mittel für trans Jugendliche, um über den NHS in England Pubertätsblocker zu erhalten, ist durch eine klinische Studie, die im März vom National Institute for Health and Care Research (NIHR) in Auftrag gegeben wurde.

Das NIHR teilte mit, dass mehr als 10 Millionen Pfund (12,8 Millionen Dollar) für eine von einem Forscherteam des King's College London geleitete Studie bereitgestellt würden, um verschiedene Bereiche der Geschlechterversorgung für Minderjährige zu analysieren. Bis dahin bleiben trans Jugendliche jedoch in der Schwebe.

Die Situation in Deutschland: Ein anderer Ansatz

Im Gegensatz zu Großbritannien gibt es in Deutschland kein pauschales Verbot von Pubertätsblockern. Obwohl die Bundesregierung deren Einnahme nicht ausdrücklich empfiehlt, liegt die Entscheidung über die Verschreibung im Ermessen der behandelnden Fachärzte, wie CNA Deutschland berichtet.

Die AWMF-Leitlinie in Deutschland betont, dass eine fachgerechte Behandlungsempfehlung eine individuelle Abwägung von Nutzen und Risiken voraussetzt, die mit Patienten und Sorgeberechtigten eingehend erörtert werden muss. Dieser individuelle Ansatz steht in deutlichem Kontrast zu den strikten Einschränkungen in Großbritannien.

Diskussion über Risiken und psychische Gesundheit

Die britische Entscheidung folgt auf den Cass-Bericht, der einen Mangel an ausreichenden Daten zu den langfristigen Auswirkungen von Pubertätsblockern kritisierte. James Palmer, medizinischer Direktor für spezialisierte Dienste bei NHS England, erklärte: "Die Dienste müssen die Möglichkeit haben, jemanden mit maskulinisierenden oder feminisierenden Hormonen zu behandeln, wenn dies wirklich der wichtigste Eingriff ist. Aber die Dienste haben noch keine Person identifiziert, für die dies ein wirklich wichtiger Teil ihres Behandlungswegs wäre."

Während einige Studien auf positive Auswirkungen von Pubertätsblockern auf den Leidensdruck bei Jugendlichen mit Geschlechtsdysphorie hinweisen, wie RiffReporter berichtet, bestehen in anderen Ländern Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Knochendichte und psychische Gesundheit.

Internationale Trends und Auswirkungen

England ist nicht das einzige Land, das Einschränkungen eingeführt hat. Auch Finnland, Schweden und Norwegen haben ähnliche Maßnahmen ergriffen. Gleichzeitig hat in Großbritannien Gesundheitsminister Wes Streeting ein Verbot privater Verschreibungen von Pubertätsblockern auf alle Regionen des Vereinigten Königreichs ausgedehnt – eine Beschränkung, die bereits von der vorherigen konservativen Regierung eingeführt worden war.

Für Betroffene ist die Situation besonders belastend. Eine Studie vom Mai letzten Jahres zeigte, dass nur 0,47 Prozent der trans Menschen ihre medizinische Transition rückgängig machen. Im Vergleich dazu können Operationen wie Brustvergrößerungen Bedauernsraten von bis zu 47 Prozent haben.

Kritik von LGBTQ+-Organisationen

Die gemeinnützige LGBTQ+-Organisation TransActual äußerte sich besorgt über die "potenziellen Motivationen" hinter der Erstellung eines Detransitions-Pfades, der vom NHS England entwickelt wird – insbesondere in einer Zeit, in der die Ressourcen für Geschlechtsidentitätskliniken bereits stark belastet sind.

"Die überwiegende Mehrheit der trans Menschen detransitioniert überhaupt nicht", erklärte ein Sprecher von TransActual. "Bei denjenigen, die es tun, beeinflussen vielfältige Gründe und Umstände die Entscheidung, einige oder alle Aspekte der medizinischen Transition zu stoppen, zu pausieren oder rückgängig zu machen."

Die Überprüfung der Erwachsenengeschlechtsdienste durch NHS England "muss anerkennen, dass die Transitionsziele jeder Person unterschiedlich sind", fügte der TransActual-Sprecher hinzu. "Die Transition muss keinem vorgegebenen linearen Weg folgen. Verschiedene Menschen benötigen zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Unterstützungsniveaus."


Trumps Anti-Diversitäts-Kurs erreicht deutsche Unternehmen: Telekom-Tochter beendet DEI-Programme in den USA

Die US-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, hat ihre Initiativen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) weitgehend aufgegeben, wie queer.de berichtet. In einem Schreiben an die amerikanische Telekom-Regulierungsbehörde FCC verpflichtete sich das Unternehmen, spezifische Ziele in diesem Bereich aufzugeben und zwei thematische Beiräte aufzulösen.

Politischer Druck aus Washington

Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund des intensiven Drucks der Trump-Administration auf Unternehmen, ihre Diversitätsprogramme einzustellen. Die Deutsche Telekom ist damit nicht allein: Zahlreiche US-Unternehmen wie Google und Meta haben ihre DEI-Programme bereits zurückgefahren. Auch deutsche Unternehmen mit US-Geschäft geraten zunehmend unter Druck.

Brandan Carr, Vorsitzender der FCC und Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, hatte zuvor angekündigt, dass die Behörde keine Fusionen und Übernahmen von Unternehmen genehmigen werde, die "noch immer unlautere Formen der DEI-Diskriminierung fördern". Nur einen Tag nach dem Schreiben von T-Mobile genehmigte die FCC die von T-Mobile angestrebte Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos.

Deutsche Unternehmen im Zwiespalt

Die aktuelle Entwicklung stellt deutsche Unternehmen mit US-Präsenz vor ein Dilemma. Während in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) einen klaren rechtlichen Rahmen für Antidiskriminierung setzt, verfolgt die Trump-Administration einen entgegengesetzten Kurs.

Nach Informationen deutscher Medien haben rund zwei Dutzend in Deutschland ansässige Unternehmen Schreiben von der US-Botschaft erhalten, in denen sie aufgefordert werden, sich von Programmen zur Förderung von Diversität zu distanzieren. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat diese Einflussnahme bestätigt.

Die Reaktion der Deutschen Telekom

Ein Sprecher des Bonner Mutterkonzerns betonte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass die Deutsche Telekom ihren Werten verpflichtet bleibe. Gleichzeitig stelle man "die vollständige Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben in Europa und den USA" sicher – eine Formulierung, die den schwierigen Spagat des Unternehmens verdeutlicht.

Bemerkenswert ist, dass die Deutsche Telekom in Deutschland weiterhin ihr LGBT*IQ Mitarbeiter-Netzwerk MagentaPride unterstützt, das sich für den Abbau von Vorurteilen und die Förderung von Vielfalt einsetzt. In den USA hatte T-Mobile zuvor ebenfalls verschiedene Employee Resource Groups (ERGs) gefördert, darunter eine Pride-Gruppe für LGBTQ+ Mitarbeiter:innen.

Argumente gegen Diversitätsprogramme

Die Gegner der DEI-Programme argumentieren, dass durch die Bevorzugung bestimmter Bevölkerungsgruppen andere benachteiligt würden. Trump, seine Minister:innen und auch Tech-Milliardär Elon Musk behaupten, durch solche Initiativen leide die Kompetenz. Belege für diese Behauptungen gibt es allerdings nicht.

Im Gegenteil: Zahlreiche Studien belegen, dass diverse Teams innovativer und erfolgreicher arbeiten. Zudem sind DEI-Initiativen besonders für jüngere Generationen von Bedeutung, die bevorzugt für Unternehmen arbeiten wollen, die Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion aktiv fördern, wie eine Analyse von Tivian zeigt.

Diversität trotz Gegenwind

T-Mobile USA betont in seinem Schreiben an die FCC, dass das Unternehmen dennoch am besten sei, "wenn seine Belegschaft und seine Lieferanten eine Vielzahl an Fähigkeiten und Hintergründen einbringen in unser gemeinsames Bestreben, das beste Mobilfunk-Unternehmen im Land zu sein." Und stellt klar: "Wir werden diesen Grundsätzen weiter verpflichtet bleiben."

Die widersprüchlichen Signale verdeutlichen das Dilemma, in dem sich internationale Unternehmen befinden: Einerseits möchten sie ihre Werte aufrechterhalten, andererseits müssen sie den politischen Realitäten in wichtigen Märkten Rechnung tragen.

Für die LGBTQ+ Community in Deutschland und in den USA bedeutet diese Entwicklung einen weiteren Rückschlag im Kampf um Gleichberechtigung und Anerkennung im Arbeitsumfeld. Während in Deutschland Diversitätsprogramme durch das AGG gestützt werden, könnte der Druck aus den USA langfristig auch die hiesige Unternehmenskultur beeinflussen.

Bleibt zu hoffen, dass deutsche Unternehmen trotz des Drucks aus den USA an ihren Grundwerten festhalten und weiterhin für eine vielfältige und inklusive Arbeitsumgebung einstehen – auch wenn dies zunehmend schwieriger wird.


Homophobe Beleidigung bei CBS: Moderatorin Gayle King sorgt für Kontroverse in US-Frühstücksfernsehen

In einer kürzlichen Sendung der US-amerikanischen Frühstücksfernsehsendung "CBS Mornings" hat Moderatorin Gayle King für Empörung gesorgt, als sie während eines Interviews mit dem schwulen Komiker Matteo Lane eine homophobe Beleidigung verwendete. Die Kontroverse, über die PinkNews berichtete, wirft wichtige Fragen zum angemessenen Umgang mit potenziell verletzenden Begriffen in den Medien auf – ein Thema, das auch in Deutschland immer wieder für Diskussionen sorgt.

Was ist passiert?

Am 3. April interviewte King den offen schwulen Komiker Matteo Lane zu seinem neuen Kochbuch "Your Pasta Sucks". Als das Gespräch auf Lanes Stand-up-Karriere kam, zitierte King einen seiner Witze, in dem das sogenannte F-Wort (eine schwulenfeindliche Beleidigung im Englischen) vorkam. "Kann ich nur einen Witz erwähnen? Ich hoffe, ich bekomme keinen Ärger", leitete King ein, bevor sie die Beleidigung aussprach.

Diese Äußerung löste umgehend negative Reaktionen in den sozialen Medien aus. Viele Zuschauer zeigten sich schockiert, dass eine solche Beleidigung im Frühstücksfernsehen ausgesprochen wurde, unabhängig davon, dass King lediglich einen Witz des Komikers zitierte. CBS reagierte prompt und erklärte, dass das Wort aus den späteren Ausstrahlungen der Sendung sowie aus allen Online-Clips entfernt wurde.

Historischer Kontext und Bedeutung

Das F-Wort im Englischen hat eine besonders belastete Geschichte und wurde über Jahrzehnte als Werkzeug zur Demütigung und Diskriminierung von schwulen Männern eingesetzt. Ähnlich wie das deutsche Wort "schwul" einst als Beleidigung verwendet wurde, bevor es von der Community zurückerobert und als neutrale Selbstbezeichnung etabliert wurde, versuchen einige LGBTQ+-Personen, das F-Wort für sich zurückzugewinnen.

Allerdings bleibt die Verwendung solcher Begriffe hochsensibel. Während Personen innerhalb der Community sie manchmal als Akt der Selbstermächtigung verwenden, gilt ihre Nutzung durch Außenstehende – selbst beim bloßen Zitieren – als problematisch und potenziell verletzend. Dieser Unterschied zwischen interner und externer Verwendung ist entscheidend für das Verständnis der Kontroverse um Gayle King.

Parallelen zu deutschen Mediendebatten

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Diskussionen über die Verwendung diskriminierender Sprache in den Medien. Eine Untersuchung des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) zeigt, dass Medien beim Versuch, zu polarisieren, oft die Grenze zur Reproduktion von Homo- und Transfeindlichkeit überschreiten.

In den letzten Jahren hat die Sensibilität für diskriminierende Sprache in deutschen Medien zugenommen, dennoch kommt es immer wieder zu Kontroversen. Dabei spielt der Presserat eine wichtige Rolle, der Richtlinien zur Vermeidung von Diskriminierung in der Berichterstattung herausgibt.

Die Frage der Rückeroberung von Beleidigungen

Die Rückeroberung oder das "Reclaiming" von abwertenden Begriffen ist ein komplexes Thema in der LGBTQ+-Community. Durch die Verwendung ehemals abwertender Begriffe zur Selbstbezeichnung können diese für einige Menschen zu einem Instrument der Selbstermächtigung werden. Allerdings bleibt der Kontext entscheidend: Was innerhalb einer Community akzeptabel sein mag, kann von außen kommend weiterhin verletzend wirken.

In Deutschland wurde beispielsweise das Wort "schwul" erfolgreich von der Community zurückerobert und hat heute seine negative Konnotation weitgehend verloren. Dennoch wird es im Schulhof noch immer als Schimpfwort verwendet, wie Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zeigen.

Die Bedeutung von Medienkompetenz

Der Fall Gayle King unterstreicht die Notwendigkeit einer wachsenden Medienkompetenz sowohl bei Medienschaffenden als auch beim Publikum. Journalisten und Moderatoren tragen eine besondere Verantwortung im Umgang mit potenziell verletzender Sprache, da sie öffentliche Diskurse prägen und beeinflussen.

Die schnelle Reaktion von CBS, das Wort aus späteren Ausstrahlungen zu entfernen, zeigt ein wachsendes Bewusstsein für diese Verantwortung. Gleichzeitig verdeutlicht die Kontroverse, wie wichtig ein offener Dialog über Sprache und ihre Wirkungen ist.

Fazit

Die Kontroverse um Gayle King ist mehr als ein isolierter Vorfall – sie ist Teil einer größeren gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Sprache, Macht und Diskriminierung. Auch wenn King und Lane selbst sich bisher nicht öffentlich zu dem Vorfall geäußert haben, hat die Diskussion erneut das Bewusstsein für die Wirkungsmacht von Sprache geschärft.

Für deutsche Medienkonsumenten bietet der Fall eine Gelegenheit, über ähnliche Debatten in der heimischen Medienlandschaft nachzudenken und die eigene Sensibilität für diskriminierende Sprache zu reflektieren. Letztlich geht es dabei nicht um "political correctness", sondern um den respektvollen Umgang miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft.


Transfeindliche Attacke in Manchester: Männer verbrennen Pride-Flagge und bedrohen Teilnehmer eines Trans-Picknicks mit Messer

In Manchester kam es am vergangenen Donnerstag (3. April) zu einem besorgniserregenden Vorfall von Hassverbrechen gegen Mitglieder der LGBTQ+-Community. Wie PinkNews berichtet, verbrannten Männer eine Pride-Flagge und bedrohten Teilnehmer:innen eines Trans-Picknicks mit einem Messer. Der Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie zunehmender Hassverbrechen gegen trans Personen ein – ein Phänomen, das leider auch in Deutschland zu beobachten ist.

Der Vorfall in Manchester

Die Organisation "Trans Mutual Aid Manchester" veranstaltete am 3. April ein gemeinschaftliches Trans-Picknick im Park. Laut Berichten näherten sich der Gruppe an diesem Tag zweimal verschiedene Männergruppen mit der Absicht, die Teilnehmer:innen zu belästigen und einzuschüchtern. Im ersten Vorfall rissen zwei Männer eine Progress-Pride-Flagge herunter, verbrannten sie vor der Gruppe und drohten, ein Mitglied mit einem Messer anzugreifen. Später erschien eine weitere Gruppe von Männern, die Beschimpfungen rief und die verbliebenen Trans- und nicht-binären Pride-Flaggen herunterriss.

Glücklicherweise wurde dank des schnellen Eingreifens mehrerer Gruppenmitglieder niemand körperlich verletzt. Die Vorfälle wurden der Polizei gemeldet. In einer Erklärung bezeichnete die Organisation den Vorfall als "offensichtlichen Angriff auf unsere Gemeinschaft, verübt von Personen, die wissen, dass sie keine Konsequenzen für ihren Angriff befürchten müssen".

Zunahme von Hassverbrechen gegen trans Personen

Zahlen vom Oktober 2024 zeigten eine "zutiefst beunruhigende" Anzahl von Hassverbrechen gegen trans Personen im Vereinigten Königreich. Im Jahr bis März 2024 wurden 4.780 transfeindliche Hassverbrechen gemeldet. Simon Blake, Geschäftsführer der britischen LGBTQ+-Organisation Stonewall, betonte: "Ein Anstieg des Hasses gegen eine marginalisierte Gruppe schadet allen, einschließlich der LGBTQ+-Community, und hat eine zersetzende Wirkung auf die gesamte Gesellschaft."

Parallele Entwicklung in Deutschland

Auch in Deutschland zeigt sich ein ähnlich besorgniserregender Trend. Laut Statistiken des Bundeskriminalamts (BKA) wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen erfasst, was einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr darstellt. Besonders alarmierend: Im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität", der Hassverbrechen gegen trans Personen einschließt, wurden 854 Fälle registriert, wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) berichtet.

Die Leipziger Autoritarismus Studie 2024 zeigt zudem, dass transfeindliche Einstellungen in Deutschland weit verbreitet sind. Über ein Drittel (37%) der Deutschen vertritt ein geschlossen transfeindliches Weltbild. Die Studie verweist auch auf einen hohen Zusammenhang zwischen transfeindlichen und extrem rechten, autoritären Einstellungen.

Dunkelziffer deutlich höher

Expert:innen gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl transfeindlicher Übergriffe sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland deutlich höher liegt als die offiziellen Statistiken. Viele Betroffene zeigen Vorfälle aus Angst, Scham oder Misstrauen gegenüber Behörden nicht an.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, queerfeindliche Gewalt klar zu benennen und gezielt zu verfolgen. Der LSVD fordert eine Verbesserung des Rechtsschutzes für LSBTIQ*-Personen und mehr Ressourcen für die Bekämpfung queerfeindlicher Hasskriminalität.

Community-Solidarität und Schutzmaßnahmen

Die Organisation "Trans Mutual Aid Manchester" kündigte nach dem Vorfall an, verstärkte Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit ihrer Veranstaltungen und ihrer Gemeinschaft zu ergreifen. "An diejenigen außerhalb der Trans-Community: Wir hoffen, dass dies ein Weckruf sein kann, um zu erkennen, welcher Art von grassierendem Missbrauch wir durch diejenigen ausgesetzt sind, die wissen, dass sie uns ungestraft angreifen können", erklärte die Gruppe.

Auch in Deutschland setzen Organisationen wie der Bundesverband Trans* und lokale Selbsthilfegruppen verstärkt auf Sicherheitskonzepte bei ihren Veranstaltungen. Bei Pride-Events und dem Christopher Street Day (CSD) werden zunehmend Awareness-Teams und Sicherheitspersonal eingesetzt, um die Teilnehmer:innen zu schützen.

Hilfe und Unterstützung

Wer in Deutschland transfeindliche Übergriffe erlebt oder beobachtet hat, kann sich an verschiedene Stellen wenden. Neben der Polizei (Notruf 110) bieten auch spezialisierte Beratungsstellen wie die Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder lokale LGBTQ+-Zentren Unterstützung an. Die bundesweite Organisation Strong! – Support für queere Gewaltbetroffene bietet zudem spezialisierte Hilfe für Betroffene queerfeindlicher Gewalt an.

Der Vorfall in Manchester ist ein erneuter Weckruf, dass der Kampf gegen Transfeindlichkeit und für die Sicherheit und Würde aller LGBTQ+-Personen sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland fortgesetzt werden muss.


Wirtschaftlicher Widerstand: Wie die queere Community in Deutschland auf Trumps Handelskrieg reagieren kann

Die USA unter Präsident Trump befinden sich in einem Handelskrieg mit mehreren Ländern, und die EU hat bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet. Wie ein aktueller Kommentar auf queer.de vorschlägt, könnte die LGBTQ+-Community in Deutschland aktiv werden und wirtschaftlichen Druck ausüben. Aber was bedeutet das konkret und wie effektiv sind solche Maßnahmen wirklich?

Handelskonflikte als Chance für politischen Aktivismus

Donald Trumps Zollpolitik hat weltweit für Unruhe auf den Märkten gesorgt. Die Europäische Kommission hat bereits Gegenmaßnahmen eingeführt, um auf die US-Zölle zu reagieren. Dieser Handelskonflikt bietet auch der LGBTQ+-Community in Deutschland eine Plattform, um gegen die queerfeindliche Politik der Trump-Administration aktiv zu werden.

Besonders bedenklich für queere Menschen ist Trumps aktuelle Kampagne gegen Diversitätsprogramme in Unternehmen. Diese Programme sind entscheidend für die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz und werden nun sowohl in den USA als auch international unter Druck gesetzt. Ferda Ataman, die unabhängige Antidiskriminierungsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, hat diese Einmischung in die Unternehmenskultur anderer Länder bereits scharf kritisiert.

Die Macht des Konsumverhaltens

Welche Mittel haben queere Menschen in Deutschland, um wirtschaftlichen Druck auszuüben? Der Schlüssel liegt im bewussten Konsumverhalten. Die LGBTQ+-Community in Deutschland ist nicht nur zahlenmäßig stark, sondern auch wirtschaftlich relevant. Bei CSDs, queeren Festivals und anderen Veranstaltungen können bewusste Entscheidungen darüber getroffen werden, welche Unternehmen unterstützt werden.

Ein Beispiel für die Wirksamkeit von Boykotten zeigt sich am Umgang mit Tesla. Die Verkaufszahlen des E-Auto-Herstellers sind in der EU im Jahresvergleich um etwa 49 Prozent gesunken. In Deutschland verzeichnet Tesla ebenfalls einen erheblichen Rückgang. Der Vorstandsvorsitzende Elon Musk ist für seine kontroversen Äußerungen bekannt und unterstützt sowohl Trump als auch in Deutschland rechte Parteien, was bei vielen Menschen zu einer kritischen Haltung gegenüber seinen Unternehmen geführt hat.

Diversitätsprogramme als Entscheidungskriterium

Ein wichtiges Kriterium für Kaufentscheidungen kann der Umgang von Unternehmen mit Diversitätsprogrammen sein. Diese Programme sollen sicherstellen, dass Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft oder Behinderungen gleiche Chancen am Arbeitsplatz haben. Die Trump-Administration fordert die Abschaffung solcher Programme, und leider haben bereits viele Unternehmen, darunter auch die US-Telekom-Tochter T-Mobile, nachgegeben.

Deutsche Verbraucher*innen können hier bewusst Unternehmen unterstützen, die sich klar zu Diversität und Inklusion bekennen. Das Diversity-Netzwerk in Deutschland bietet Informationen zu Unternehmen, die sich verpflichtet haben, Vielfalt zu fördern. Eine solche Orientierung beim Einkauf kann langfristig Auswirkungen auf die Unternehmenskultur haben.

Internationale Solidarität

Die Boykottbewegung gegen US-Produkte breitet sich international aus. In Schweden haben Umfragen ergeben, dass sich 70 Prozent der Konsument*innen vorstellen können, US-Produkte zu meiden. In Kanada, einem der queerfreundlichsten Länder der Welt, haben einige Supermärkte begonnen, US-Produkte aus ihren Regalen zu entfernen.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bietet diese internationale Bewegung die Möglichkeit, Teil eines größeren Widerstands zu werden. Durch Vernetzung mit queeren Organisationen in anderen Ländern können koordinierte Aktionen geplant werden, die eine stärkere Wirkung entfalten.

Wie geht es weiter?

Wirtschaftlicher Aktivismus ist ein mächtiges Werkzeug, aber er funktioniert nur, wenn er koordiniert und konsequent durchgeführt wird. Die LGBTQ+-Community in Deutschland kann durch folgende Maßnahmen aktiv werden:

  • Informieren Sie sich über die Haltung von Unternehmen zu LGBTQ+-Rechten und Diversitätsprogrammen
  • Unterstützen Sie lokale und queere Unternehmen, die sich für Vielfalt einsetzen
  • Sprechen Sie offen über Ihre Konsumentscheidungen in sozialen Medien und im persönlichen Umfeld
  • Fordern Sie bei CSD-Veranstaltungen ethische Sponsoring-Richtlinien
  • Vernetzen Sie sich mit anderen Aktivist*innen für koordinierte Aktionen

Der Einsatz wirtschaftlicher Mittel im Kampf für LGBTQ+-Rechte ist nicht neu, aber angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen besonders relevant. Letztendlich geht es nicht nur um den Boykott einzelner Produkte, sondern um ein Bekenntnis zu Werten wie Gleichheit, Respekt und Diversität – Werte, die durch die aktuelle US-Politik und ihre Unterstützer*innen bedroht werden.

Die queere Community in Deutschland hat die Möglichkeit, durch bewusstes Konsumverhalten ein starkes Signal zu senden und gleichzeitig zur Stärkung einer vielfältigen Wirtschaft beizutragen. In Zeiten, in denen traditionelle Protestformen allein nicht ausreichen, könnte dieser wirtschaftliche Aktivismus ein wichtiger Baustein im Kampf für gleiche Rechte sein.


Trump-Regierung will "Bedauern" nach Geschlechtsangleichung erforschen – Ein Kontrastblick nach Deutschland

Die Trump-Administration hat das US-amerikanische National Institutes of Health (NIH) angewiesen, die angebliche "Reue" bei transgender Personen nach geschlechtsangleichenden Behandlungen zu erforschen, wie Pink News berichtet. Diese Anweisung erfolgt in einer Zeit, in der die Regierung unter Donald Trump zahlreiche weitere antitransgender Maßnahmen ergriffen hat – während Deutschland gerade den entgegengesetzten Weg einschlägt und mit dem Selbstbestimmungsgesetz mehr Rechte für trans Personen schafft.

Ideologisch motivierte Forschungsanweisungen

Laut anonymen NIH-Mitarbeitern, die mit dem Wissenschaftsmagazin Nature sprachen, hat das Weiße Haus die Gesundheitsbehörde angewiesen, das "Bedauern" nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen zu untersuchen. Der amtierende NIH-Direktor Matthew Memoli soll in einer E-Mail vom März mitgeteilt haben, dass das Gesundheitsministerium "angewiesen wurde, Forschung in einigen spezifischen Bereichen zu finanzieren", die mit der sogenannten "chemischen und chirurgischen Verstümmelung" von Kindern und Erwachsenen zusammenhängen. "Dies ist dem Präsidenten sehr wichtig", fügte er hinzu.

Dies geschieht, nachdem Berichten zufolge etwa 187 NIH-Forschungszuschüsse im Zusammenhang mit Transgender-Gesundheit im Wert von rund 187 Millionen Dollar gestrichen wurden. Kritiker werfen der Regierung vor, die Wissenschaft zu politisieren, um geschlechtsangleichende Versorgung zu diskreditieren.

Wissenschaftliche Fakten stehen im Widerspruch

Harry Barbee vom Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore erklärte gegenüber Nature, dass der Begriff "chemische und chirurgische Verstümmelung" "wissenschaftlich unhaltbar" sei und "Angst und Stigmatisierung" in der Transgender-Gemeinschaft hervorrufen werde. "Wenn Ideologie über wissenschaftliche Qualität gestellt wird, gefährdet das das gesamte wissenschaftliche Unterfangen", so Barbee.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Transgender-Personen ihre geschlechtsangleichenden Behandlungen nicht bereut. Eine Studie aus dem Jahr 2023 der National Library of Medicine ergab, dass nur 0,3 Prozent der Transgender-Männer und 0,6 Prozent der Transgender-Frauen ihre geschlechtsangleichende Operation bereuten. Im Vergleich dazu bereuen etwa 14 Prozent aller Menschen irgendeine Art von Operation.

Deutschland geht den entgegengesetzten Weg

Während die USA unter Trump einen restriktiven Kurs einschlagen, hat Deutschland kürzlich einen bedeutenden Fortschritt für die Rechte von Transgender-Personen erzielt. Am 12. April 2024 verabschiedete der Deutsche Bundestag das Selbstbestimmungsgesetz, das ab November 2024 in Kraft tritt. Dieses Gesetz ermöglicht es Einzelpersonen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen in Ausweisdokumenten durch einfache Selbstauskunft beim Standesamt zu ändern – ohne psychologische Gutachten oder medizinische Eingriffe.

Auch im medizinischen Bereich geht Deutschland andere Wege. Neue medizinische Richtlinien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bekräftigen die Bedeutung der geschlechtsangleichenden Behandlung für Transgender-Jugendliche. Diese Leitlinien stellen eine bedeutende Weiterentwicklung der Transgender-Gesundheitsversorgung in diesen Ländern dar und verstärken einen wachsenden Trend in Europa hin zu einem Ausbau und nicht zu einer Einschränkung des Zugangs zu geschlechtsangleichender Versorgung.

Herausforderungen bleiben auch in Deutschland

Trotz des progressiven gesetzlichen Rahmens bleibt die medizinische Versorgung für Transgender-Personen in Deutschland herausfordernd. Der Bundesverband Trans* erklärte kürzlich, dass eine auf Menschenrechten basierende Gesundheitsversorgung in Deutschland noch nicht vollständig umgesetzt ist.

Zu den Hauptproblemen gehören lange Wartezeiten für spezialisierte Gesundheitsdienstleister, ein Mangel an sachkundigem medizinischem Personal sowie strukturelle Hürden bei der Kostenübernahme durch Krankenkassen. Ein Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 2023 führte sogar zu Bedenken, dass das deutsche Gesundheitssystem möglicherweise die Finanzierung von bestimmten Transgender-Operationen einschränken könnte.

Politisierung der Wissenschaft

Die Anweisung der Trump-Administration, "Bedauern" nach Transition zu erforschen, wird von Experten als Teil einer breiteren anti-transgender Agenda gesehen. Seit seiner Rückkehr ins Amt im Januar hat Trump mehrere anti-LGBTQ+-Erlasse unterzeichnet, die hauptsächlich die Transgender-Gemeinschaft betreffen.

Dazu gehören Erklärungen, dass die offizielle Politik der Vereinigten Staaten nur zwei Geschlechter anerkennt, Versuche, Transgender-Personen vom Militärdienst auszuschließen, sowie Einschränkungen der geschlechtsangleichenden Gesundheitsversorgung für Transgender-Personen unter 19 Jahren. Auch wurden Diversity-, Equity- und Inclusion-Programme (DEI) in der Regierung und den Streitkräften abgeschafft.

Die Organisation GLAAD kritisierte: "Die besessene Fixierung der Trump-Administration auf Angriffe gegen Transgender-Personen und ihre Gesundheitsversorgung spiegelt weder medizinische Fakten wider noch repräsentiert sie die Realität von Transgender-Personen, Jugendlichen und ihrer Freiheit, sie selbst zu sein und ihre eigenen Gesundheitsentscheidungen zu treffen, ohne diskriminiert und belogen zu werden."

Protestbewegung formiert sich

Der Widerstand gegen Trumps anti-LGBTQ+ Politik wächst. Am 5. April fanden in mehreren US-amerikanischen Städten die größten Anti-Trump-Proteste seit seinem Amtsantritt im Januar statt. Viele Demonstranten trugen dabei LGBTQ+ und Transgender-Pride-Flaggen.

Während die Trump-Regierung versucht, wissenschaftliche Institutionen für ihre ideologischen Ziele zu instrumentalisieren, zeigt der Vergleich mit Deutschland, dass progressive Ansätze in der Transgender-Politik möglich sind – auch wenn in beiden Ländern noch viel Arbeit bleibt, um eine wirklich inklusive und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Gesundheitsversorgung für alle zu gewährleisten.


"Ein Kampf um Akzeptanz: J.K. Rowling attackiert Internationalen Tag der Asexualität"

Die Mitbegründerin des Internationalen Tags der Asexualität, Yasmin Benoit, hat die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling scharf kritisiert, nachdem diese den Aktionstag öffentlich verhöhnt hatte. Laut dem ursprünglichen Bericht von PinkNews bezeichnete Rowling den Aktionstag als "Tag der gefälschten Unterdrückung" und machte sich über Menschen lustig, die "vollkommen Fremden mitteilen wollen, dass sie keinen Sex wollen".

Kapern des Diskurses durch prominente Stimme

"Viele Menschen haben den Internationalen Tag der Asexualität nun erstmals durch J.K. Rowlings Hass darauf kennengelernt", erklärte die britische Aktivistin Benoit gegenüber PinkNews. "Es wird jetzt in vielen Räumen diskutiert, in denen ich es zuvor nicht gesehen habe, aber aus negativen Gründen. Sie hat den Anlass gewissermaßen gekapert."

Rowling, die seit Jahren mit kontroversen Äußerungen zu geschlechtlicher Identität für Aufsehen sorgt, veröffentlichte am 6. April 2025 - dem Internationalen Tag der Asexualität - eine Reihe von Beiträgen auf der Plattform X (ehemals Twitter), in denen sie grundlegende Aspekte von Asexualität falsch darstellte und die Legitimität dieser sexuellen Orientierung in Frage stellte.

Asexualität in Deutschland: Zwischen Schutz und Diskriminierung

Auch in Deutschland kämpfen asexuelle Menschen um Anerkennung und Sichtbarkeit. Obwohl das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung verbietet, erleben asexuelle Personen häufig Unverständnis, Vorurteile und Ausgrenzung im Alltag.

Organisationen wie Aspec*German und ACES NRW setzen sich hierzulande für die Rechte und die Sichtbarkeit von asexuellen Menschen ein. Der Internationale Tag der Asexualität wird auch in deutschen Städten mit Veranstaltungen und Aktionen begangen, um Aufklärungsarbeit zu leisten und Community-Vernetzung zu fördern.

Besorgniserregende Studienergebnisse

Eine von Benoit mitveröffentlichte Studie des King's College London offenbart erschreckende Zahlen: Über 40 Prozent der britischen Bevölkerung glauben, dass sich asexuelle Menschen nicht als solche bezeichnen können, wenn sie Sex haben. 26 Prozent meinen, Asexuelle hätten einfach "noch nicht die richtige Person getroffen". Besonders alarmierend: 11 Prozent der Befragten glauben, dass asexuelle Menschen überhaupt nicht existieren.

"Solche pauschalen Aussagen über die asexuelle Community haben zur Zunahme acephober Rhetorik und Fehlinformationen beigetragen, was sehr beunruhigend ist", erklärt Benoit. Ähnliche Einstellungen sind auch in Deutschland verbreitet, wie Umfragen und Berichte immer wieder zeigen.

Was ist Asexualität?

Asexualität ist ein Oberbegriff für verschiedene Identitäten, die durch ein fehlendes oder sehr geringes sexuelles Verlangen gekennzeichnet sind. Dies umfasst Bezeichnungen wie demisexuell (sexuelle Anziehung entsteht erst nach dem Aufbau einer emotionalen Bindung), grauasexuell oder "Grey-A" (gelegentliche oder schwache sexuelle Anziehung) und andere Identitäten im asexuellen Spektrum.

Wichtig ist dabei die Unterscheidung zwischen asexuell (keine oder geringe sexuelle Anziehung) und aromantisch (keine oder geringe romantische Anziehung) – ein Unterschied, den Rowling in ihren Kommentaren offenbar nicht verstanden hatte, als sie fragte: "Wie soll man wissen, welche [Sexualität] man hat, wenn man keine sexuelle Anziehung erlebt?"

Positive Entwicklungen trotz Kontroverse

Trotz der negativen Kommentare sieht Benoit auch positive Entwicklungen: "Die Kontroverse hat die Diskussion ins Bewusstsein der Menschen gerückt, allerdings auf eine Weise, bei der sie uns verteidigen, was ich schön finde. Ich weiß nicht, was die Mainstream-Medien tun werden, aber zumindest gibt es Teile des Internets, die sagen: 'Das ist nicht richtig.'"

Ähnliche Entwicklungen sind auch in Deutschland zu beobachten. In den sozialen Medien solidarisieren sich immer mehr Menschen mit der asexuellen Community und fordern mehr Aufklärung und Respekt. Der Internationale Tag der Asexualität, der erst seit wenigen Jahren begangen wird, gewinnt auch hierzulande an Bedeutung und Sichtbarkeit – ungewollt verstärkt durch die Kontroverse um J.K. Rowlings Äußerungen.

Für Benoit unterstreicht der Vorfall die Notwendigkeit gesetzlicher Schutzmaßnahmen für asexuelle Menschen. Ein Anliegen, das auch in Deutschland zunehmend Gehör findet, wo die Vielfalt sexueller und romantischer Orientierungen in der Gesellschaftsdebatte immer mehr Raum einnimmt.


Religiöse Überzeugungen beeinflussen Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen: Eine vergleichende Studie unter Pädagogikstudierenden

Eine neue Studie aus Polen, Tschechien und der Slowakei zeigt deutliche Unterschiede in den Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen zwischen gläubigen und nicht-gläubigen Pädagogikstudierenden. Die Forschung, durchgeführt von Sylwia Ryszawy von der Universität Schlesien in Katowice, bietet wertvolle Einblicke in den Zusammenhang zwischen religiösen Überzeugungen und der Akzeptanz sexueller Minderheiten.

Hintergrund und Methodik der Studie

Die Studie untersuchte die Einstellungen von 314 Pädagogikstudierenden aus drei Nachbarländern mit unterschiedlichen Religiositätsgraden: Polen (stark religiös), Slowakei (mäßig religiös) und Tschechien (stark säkular). Die Wahl fiel auf Pädagogikstudierende aufgrund ihrer zukünftigen Rolle bei der Formung der Einstellungen junger Generationen.

Die Forschung basierte auf der Theorie der sozialen Identität, die davon ausgeht, dass Menschen sich selbst und andere in soziale Gruppen kategorisieren, was ihre Wahrnehmung beeinflusst. Die Studie nutzte eine diagnostische Umfragemethode mit Fragen zu persönlichen Einstellungen gegenüber verschiedenen LGBTQ+ Gruppen, zur Wahrnehmung von Homosexualität und zur Bewertung der Rechte homosexueller Menschen.

Hauptergebnisse: Religiöse Überzeugungen beeinflussen Akzeptanz

Die Untersuchung ergab signifikante Unterschiede in den Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen in Abhängigkeit vom Glauben der Befragten. Das Akzeptanzniveau war unter Nicht-Gläubigen durchweg höher als unter Gläubigen. Beide Gruppen zeigten die höchste Akzeptanz gegenüber Lesben und Schwulen, während Transgender-Personen auf weniger Akzeptanz stießen.

Besonders deutlich waren die Unterschiede in den folgenden Bereichen:

  • Generelle Einstellung gegenüber LGBTQ+ Menschen (höher bei Nicht-Gläubigen)
  • Einstellung zu den Rechten homosexueller Menschen (deutlich höher bei Nicht-Gläubigen)
  • Wahrnehmung von Homosexualität als normal und tolerierbar (häufiger bei Nicht-Gläubigen)

Nicht-Gläubige erklärten eine größere Unterstützung für die Rechte von Lesben und Schwulen in allen untersuchten Aspekten (Eingehen von Partnerschaften, Kinderhaben, öffentliches Zeigen von Zuneigung) und stimmten häufiger der Aussage zu, dass Menschen mit homosexueller Orientierung für gleiche Rechte kämpfen sollten.

Länderspezifische Unterschiede

Die Studie zeigte auch klare Unterschiede zwischen den drei untersuchten Ländern:

  • In Polen, wo 88,2% der befragten Studierenden gläubig waren, zeigten sich die größten Unterschiede in der Akzeptanz von Transgender-Personen zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen.
  • In Tschechien, wo nur 26% der Befragten gläubig waren, gab es signifikante Unterschiede in der Einstellung gegenüber Schwulen und bisexuellen Männern.
  • In der Slowakei, wo 72,2% der Studierenden gläubig waren, waren die Unterschiede zwischen Gläubigen und Nicht-Gläubigen weniger ausgeprägt als in Polen.

Weitere Einflussfaktoren: Geschlecht und Wohnort

Neben religiösen Überzeugungen spielten auch andere Faktoren eine Rolle:

Weibliche Studierende zeigten durchweg positivere Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen als männliche Studierende. Sie bewerteten die Rechte von Homosexuellen positiver und wiesen niedrigere Aggressionswerte (verbal und physisch) auf als ihre männlichen Kommilitonen.

Studierende aus städtischen Gebieten zeigten positivere Einstellungen zu den Rechten von LGBTQ+ Menschen als solche aus ländlichen Gebieten. Besonders bei der physischen Aggression gegen LGBTQ+ Personen war ein Unterschied feststellbar - sie war höher in der Gruppe der Studierenden aus ländlichen Gebieten.

Bedeutung für die pädagogische Praxis

Die Studienergebnisse sind besonders relevant für die Ausbildung zukünftiger Pädagogen. Da Lehrende eine wichtige Rolle bei der Formung der Einstellungen junger Menschen spielen, könnte es sinnvoll sein, zusätzliche Bildungsprogramme an Universitäten einzuführen, wie Kurse, Workshops oder Trainings zu sexueller Vielfalt, Toleranz und Inklusion.

Die Autorin schlägt vor, dass solche Initiativen zukünftigen Pädagogen helfen könnten, Empathie zu entwickeln und eine sichere, unterstützende Umgebung für alle Schüler zu schaffen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung.

Fazit

Die Untersuchung bestätigt, dass Religiosität einen signifikanten Einfluss auf die Einstellungen gegenüber LGBTQ+ Menschen hat. Pädagogikstudierende, die Glauben bekennen, zeigen eine weniger positive Einstellung gegenüber LGBTQ+ Menschen als nicht-gläubige Studierende.

Diese Unterschiede sind in allen untersuchten Ländern sichtbar: Polen, Tschechien und der Slowakei, wobei Polen mit dem höchsten Prozentsatz religiöser Menschen ein niedrigeres Akzeptanzniveau gegenüber LGBTQ+ Menschen aufweist. Tschechien als Land mit geringer Religiosität zeichnet sich durch eine höhere Akzeptanz aus.

Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Glaube und damit verbundene Doktrinen eine Rolle bei der negativeren Wahrnehmung von LGBTQ+ Menschen spielen, während Nicht-Gläubige offener, toleranter und akzeptierender gegenüber sexuellen Minderheiten sind.


Missbrauchsprozess in Essen: Ex-Kaplan gesteht Übergriffe – Wie die katholische Kirche mit ihrer Vergangenheit ringt

In einem aufsehenerregenden Missbrauchsprozess vor dem Essener Landgericht räumte der ehemalige Kaplan Peter H. (77) sexuelle Übergriffe an einem damals elfjährigen Jungen ein und bat um Entschuldigung. Der Fall aus dem Jahr 1979 schlägt erneut Wellen in der Debatte um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche und angemessene Entschädigungen für die Betroffenen. Wie queer.de berichtet, soll eine Entscheidung über die geforderte Entschädigungssumme am 25. April verkündet werden.

Ein mutiger Mann kämpft um Gerechtigkeit

Der Kläger Wilfried Fesselmann, heute 56 Jahre alt, beschreibt den laufenden Prozess als "Befreiung". Er fordert vom Bistum Essen mindestens 300.000 Euro Schmerzensgeld, nachdem er bereits in der Vergangenheit Zahlungen in Höhe von insgesamt 45.000 Euro erhalten hatte. Seine Schilderungen der Ereignisse wurden vom Gericht als "glaubwürdig und nachvollziehbar" eingestuft.

Nach Fesselmanns Darstellung wurde er im Sommer 1979 vom damaligen Kaplan in dessen Wohnung zum Alkoholkonsum genötigt und später missbraucht. Am nächsten Morgen fand er einen Zettel mit der Aufforderung, über die Ereignisse zu schweigen: "Das bleibt unser Geheimnis. Du kannst jederzeit wiederkommen."

Die späte Reue des Täters

Im Gerichtssaal zeigte sich der Ex-Kaplan reuig. "Es tut mir leid wegen der Folgen für ihn", sagte Peter H. mit Blick auf den Kläger. "Es tut mir auch leid für meine Kirche." Er räumte ein, mit dem Jungen nackt im Bett gelegen und versucht zu haben, ihn im Intimbereich zu berühren. Allerdings behauptete er, seine Erinnerung sei lückenhaft, und bestritt, dass es zu Oralverkehr gekommen sei, wie vom Kläger beschrieben.

Besonders brisant: Nach den Vorfällen in Essen wurde der Geistliche Anfang der 1980er Jahre nach Bayern versetzt, angeblich um eine Therapie zu durchlaufen. Dort setzte er jedoch laut Bistum Essen seinen Missbrauch mit zahlreichen weiteren Fällen fort. Erst 2010 – drei Jahrzehnte später – wurde er aus dem kirchlichen Dienst entlassen und später in den Laienstand zurückversetzt.

Ein strukturelles Problem der Kirche

Der Fall reiht sich ein in eine lange Liste von Missbrauchsfällen innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Seit 2010 bemüht sich die Kirche verstärkt um die Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel. Das Bistum Essen hat nach Angaben des DOMRADIO bislang über 4,4 Millionen Euro an Opfer sexuellen Missbrauchs ausgezahlt.

Zwischen 2021 und 2023 wurden im Ruhrbistum 194 Anträge von Betroffenen bearbeitet, wobei die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) mehr als 3,2 Millionen Euro bewilligte. Die Entschädigungssummen variieren je nach Schwere des Falls.

Präzedenzfall für höhere Entschädigungen?

Die von Fesselmann geforderte Summe von mindestens 300.000 Euro orientiert sich an einem Urteil des Landgerichts Köln aus dem Sommer 2023, das einem früheren Ministranten diese Summe zugesprochen hatte. Es handelte sich dabei um eine der höchsten Entschädigungen, die bisher in Deutschland für kirchlichen Missbrauch gezahlt wurden.

Der Vorsitzende Richter im aktuellen Essener Verfahren merkte jedoch an, dass eine solche Summe "relativ weit oben" im Vergleich mit anderen Schmerzensgeldurteilen liege. Bedeutsam ist auch, dass sich das Bistum Essen in diesem Prozess nicht auf Verjährung beruft, wie es katholisch.de berichtet.

Die lebenslangen Folgen für Betroffene

Fesselmann führt als Begründung für seine Forderung die schwerwiegenden Folgen des Missbrauchs an: Er sei alkoholsüchtig geworden, leide an Angststörungen und Sexualstörungen. 24 Jahre lang sei er arbeitsunfähig gewesen und habe von Sozialleistungen leben müssen.

Diese traumatischen Langzeitfolgen sind typisch für Missbrauchsopfer und werden in der Debatte um angemessene Entschädigungen zunehmend berücksichtigt. Viele Betroffene kämpfen jahrzehntelang mit den psychischen und sozialen Konsequenzen der erlebten Übergriffe.

Aufarbeitung als langwieriger Prozess

Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche bleibt ein langwieriger und für viele Betroffene schmerzlicher Prozess. Die deutschen Bischöfe veröffentlichten 2018 eine Studie, die Missbrauchsfälle im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz zwischen 1946 und 2014 dokumentiert.

Das Bistum Essen hat, wie viele andere Diözesen, inzwischen Ansprechpersonen für Betroffene ernannt und bemüht sich um transparente Verfahren. Dennoch kritisieren Opferverbände häufig, dass die Aufarbeitung zu langsam voranschreite und die Entschädigungen in keinem Verhältnis zu den lebenslangen Schäden stünden.

Der Fall des Ex-Kaplans Peter H. zeigt einmal mehr, wie wichtig eine konsequente Aufarbeitung der Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche ist – nicht nur für die individuellen Betroffenen, sondern auch für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit institutionellem Machtmissbrauch und dessen Folgen.


Kim Petras: Zweite Trans-Frau mit eigener Wachsfigur bei Madame Tussauds Berlin

Grammy-Gewinnerin Kim Petras wurde mit einer eigenen Wachsfigur im Madame Tussauds Berlin geehrt und ist damit erst die zweite Transgender-Frau in der 200-jährigen Geschichte des Wachsfigurenkabinetts, die diese Auszeichnung erhält. Der Originalartikel wurde auf PinkNews veröffentlicht.

Deutsche Pop-Ikone im Wachsfigurenkabinett verewigt

"Der Höhepunkt meiner Karriere ist zweifellos meine Wachsfigur bei Madame Tussauds", erklärte die aus Düsseldorf stammende Sängerin in einem Video auf der Website von Madame Tussauds Berlin. Die Enthüllung fand Anfang April 2025 im Rahmen der Eröffnung des neuen "Berlin Vibes"-Bereichs statt, der die pulsierende Straßenkultur der deutschen Hauptstadt repräsentieren soll.

Die 32-jährige Musikerin verbrachte vier Stunden mit den Technikern von Madame Tussauds in Los Angeles, um alle notwendigen Maße und Scans für ihre lebensechte Figur zu erstellen. Das Ergebnis ist beeindruckend detailgetreu und zeigt Petras in dem ikonischen roten Kleid, das sie bei den Grammy Awards 2023 trug, als sie gemeinsam mit Sam Smith für ihren Hit "Unholy" ausgezeichnet wurde.

Meilenstein für die Trans-Community

Petras' Wachsfigur markiert einen wichtigen Moment für die Sichtbarkeit von Transgender-Personen in der Popkultur. Vor ihr wurde 2015 die US-amerikanische Schauspielerin Laverne Cox als erste Trans-Person überhaupt mit einer Wachsfigur bei Madame Tussauds geehrt. Damals wurde Coxs Figur im Madame Tussauds San Francisco zum Auftakt des San Francisco Pride enthüllt.

"Ich bin zutiefst geehrt, Teil des Vermächtnisses von Madame Tussauds zu sein", sagte Cox damals. "Ich hoffe, dass dies eine Inspirationsquelle für alle sein wird, die darauf stoßen, zu glauben, dass ihre Träume wichtig sind und verwirklicht werden können."

Diese Worte könnten auch von Petras stammen, die sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Stimme für Trans-Rechte entwickelt hat. In zahlreichen Interviews sprach sie offen darüber, wie "extrem alarmiert" sie über die gesellschaftliche Behandlung von Trans-Menschen im aktuellen politischen Klima sei.

Von Düsseldorf in die Welt

Die am 27. August 1992 in Düsseldorf geborene Petras hatte bereits als Teenager internationale Aufmerksamkeit erregt. Im Alter von 16 Jahren unterzog sie sich einer geschlechtsangleichenden Operation, was damals in internationalen Medien als eine der jüngsten dokumentierten Transitionen dieser Art berichtet wurde.

Auf die Frage, ob sie sich nun wie eine Frau fühle, antwortete Petras damals den Reportern: "Die Wahrheit ist, dass ich mich schon immer als Frau gefühlt habe – ich bin nur im falschen Körper gelandet."

Heute gehört Kim Petras zu den erfolgreichsten deutschen Popstars im internationalen Musikgeschäft. Mit Hits wie "Heart to Break", "Malibu" und besonders "Unholy" hat sie sich einen festen Platz in der globalen Musikszene gesichert. Ihr Grammy-Gewinn 2023 machte sie zur ersten offen trans Frau, die diese prestigeträchtige Auszeichnung erhielt.

Berlin Vibes: Neue Attraktion bei Madame Tussauds

Petras' Wachsfigur ist Teil des neu eröffneten "Berlin Vibes"-Bereichs im Madame Tussauds Berlin. Diese Abteilung soll Besuchern die Möglichkeit bieten, in die Atmosphäre der Berliner U-Bahn einzutauchen und die Energie der Straßenkultur zu erleben. Zu den interaktiven Elementen gehören eine Teledisko, eine Fotokabine und die Chance, als DJ in einem nachgebildeten Berliner Club zu agieren.

Neben Kim Petras wurden auch Wachsfiguren der britischen Popsängerin Dua Lipa und des deutschen Rappers Kontra K enthüllt, die ebenfalls Teil des neuen Bereichs sind. Durch die Platzierung in diesem kulturellen Hotspot wird Petras' Bedeutung für die deutsche Musikszene zusätzlich unterstrichen, trotz ihrer internationalen Karriere.

Vorbild für junge LGBTQ+ Menschen

Für die deutsche LGBTQ+ Community hat die Ehrung von Kim Petras eine besondere Bedeutung. Als eine der prominentesten deutschen Transgender-Persönlichkeiten dient sie als Vorbild für viele junge Menschen. Ihre Wachsfigur in einem der meistbesuchten Touristenattraktionen Berlins trägt dazu bei, die Sichtbarkeit von Trans-Personen im öffentlichen Raum zu erhöhen.

Während in Deutschland und weltweit die Rechte von Transgender-Personen immer wieder in Frage gestellt werden, setzt die Präsenz von Petras' Wachsfigur ein wichtiges Zeichen. Sie zeigt, dass Trans-Personen einen bedeutenden kulturellen Beitrag leisten und Anerkennung verdienen – sowohl in der Musikindustrie als auch in der Gesellschaft insgesamt.


USA Fechten disqualifiziert Stephanie Turner nach Weigerung, gegen Transgender-Athletin anzutreten - Ein Vergleich mit deutschen Sportrichtlinien

USA Fechten hat eine offizielle Erklärung veröffentlicht, nachdem die Fechterin Stephanie Turner disqualifiziert wurde, weil sie sich weigerte, gegen eine Transgender-Athletin anzutreten. Der Vorfall, der sich kürzlich bei einem Turnier ereignete, wirft Fragen zur Teilnahme von Transgender-Athleten im Sport auf – ein Thema, das auch in Deutschland unterschiedlich gehandhabt wird. Die ursprüngliche Berichterstattung findet sich auf PinkNews.

Der Vorfall: Turners Protest und Disqualifikation

Die 31-jährige Stephanie Turner erhielt während eines Frauen-Florett-Turniers am 30. März an der University of Maryland die "Schwarze Karte" (Disqualifikation), nachdem sie sich geweigert hatte, gegen die Transgender-Athletin Redmond Sullivan anzutreten. Vor dem Beginn des Gefechts kniete Turner vor Sullivan nieder und verweigerte den Kampf.

Laut Augenzeugenberichten wandte sich Turner an den Schiedsrichter mit den Worten: "Es tut mir leid, ich kann das nicht tun. Ich bin eine Frau, und das ist ein Mann, und dies ist ein Frauen-Turnier. Ich werde nicht gegen diese Person fechten." Die Disqualifikation erfolgte gemäß den Richtlinien des Internationalen Fechtverbandes (FIE), die festlegen, dass sich ein Fechter nicht ohne triftigen Grund weigern darf, gegen einen ordnungsgemäß gemeldeten Gegner anzutreten.

Die Reaktion von USA Fechten

USA Fechten veröffentlichte am 3. April eine Erklärung, in der der Verband betonte, dass er "Hassrede oder gezielten Hass jeglicher Art" nicht toleriere. "USA Fechten bleibt einer inklusiven, respektvollen Gemeinschaft für alle in unserem Sport verpflichtet", heißt es in der Erklärung. "Wir glauben an das Prinzip, sichere Gemeinschaften zu schaffen, in denen alle Athleten und Gemeinschaftsmitglieder einen Platz haben."

Der Verband erklärte weiter, dass sie verstehen, dass es "eine Reihe von Perspektiven" gibt, und fügte hinzu, dass sie einen "respektvollen, forschungsbasierten Dialog" anstreben und die Richtlinien im Einklang mit der Entwicklung der Olympischen und Paralympischen Bewegung sowie des nationalen Rechts überprüfen werden.

Gegenüber BBC Sport betonte USA Fechten, dass "im Fall von Stephanie Turner" die Disqualifikation "nicht mit einer persönlichen Äußerung zusammenhängt, sondern lediglich das direkte Ergebnis ihrer Entscheidung war, nicht gegen einen berechtigten Gegner anzutreten."

Vergleich mit deutschen Sportrichtlinien

Während in den USA die Debatte über Transgender-Athleten im Sport kontrovers bleibt, hat Deutschland in einigen Sportarten einen progressiveren Ansatz gewählt. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat beispielsweise 2022 beschlossen, dass Transgender-, intersexuelle und nicht-binäre Spieler*innen selbst entscheiden dürfen, ob sie in Frauen- oder Männermannschaften spielen möchten. Diese wegweisende Entscheidung basiert auf der Überzeugung, dass unterschiedliche körperliche Stärken und Fähigkeiten bei allen Menschen ohnehin vorhanden sind und nur im Team zum Erfolg führen.

Deutschland gilt allgemein als eines der LGBTQ+-freundlichsten Länder in Europa und nimmt auch bei der Integration von Transgender-Personen im Sport eine Vorreiterrolle ein. Verschiedene deutsche Sportverbände entwickeln zunehmend inklusivere Richtlinien, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und gleichzeitig versuchen, allen Athleten gerecht zu werden.

Die breitere Debatte

Die Kontroverse um Turners Disqualifikation fällt in eine Zeit, in der die Zukunft der Transgender-Inklusion bei den Olympischen Spielen und Paralympics durch die Ernennung der neuen IOC-Chefin Kirsty Coventry unsicher erscheint. Coventry hat angekündigt, dass sie darauf abzielt, "die weibliche Kategorie" vor Transgender-Athleten zu "schützen".

In Deutschland wird dagegen zunehmend der Ansatz verfolgt, individuelle Lösungen zu finden, die sowohl die Inklusion fördern als auch einen fairen Wettbewerb gewährleisten. Hier wird verstärkt auf Bildung, Dialog und wissenschaftliche Forschung gesetzt, um tragfähige Regelungen zu entwickeln.

USA Fechten schloss seine Erklärung mit dem Hinweis: "USA Fechten wird sich immer auf die Seite der Inklusion stellen, und wir sind bestrebt, die Richtlinien zu ändern, wenn mehr relevante evidenzbasierte Forschungsergebnisse vorliegen." Redmond Sullivan beendete das Turnier auf dem 24. Platz unter 39 Teilnehmerinnen.

Fazit: Unterschiedliche Ansätze zur Inklusion

Der Fall Stephanie Turner zeigt exemplarisch die unterschiedlichen Herangehensweisen an die Frage der Transgender-Teilnahme im Sport. Während in den USA oft noch kontroverse Debatten geführt werden, hat Deutschland in einigen Sportarten bereits konkrete Schritte unternommen, um eine Balance zwischen Inklusion und Fairness zu finden. Die Sammlung von "Good Practices" zur institutionellen Inklusion von Athleten unterschiedlicher Geschlechter, die Erfahrungen aus verschiedenen europäischen Ländern zusammenführt, könnte dabei als Vorbild für internationale Sportverbände dienen.

Letztendlich geht es darum, Wege zu finden, wie der Sport inklusiver werden kann, ohne die Grundprinzipien des fairen Wettbewerbs zu gefährden – eine Herausforderung, der sich Sportverbände weltweit stellen müssen.


Steinmeier warnt vor gesellschaftlichem Rollback bei LGBTI-Akzeptanz und zunehmender Hasskriminalität

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der gesellschaftlichen Akzeptanz von queeren Menschen vor besorgniserregenden Rückschritten gewarnt. Bei einem Empfang im Schloss Bellevue anlässlich des 35. Gründungsjubiläums des LSVD+ – Verband Queere Vielfalt bezeichnete er die Situation für LGBTI-Personen in Deutschland als "sehr ambivalent", wie queer.de berichtet.

Steinmeier betonte, dass die deutsche Gesellschaft einerseits aufgeklärter und toleranter geworden sei. Eine Mehrheit befürworte inzwischen gleiche Rechte wie die Ehe für alle oder gleiche Adoptionsrechte. Gleichzeitig warnte der Bundespräsident jedoch eindringlich: "Ich sehe mit Sorge die Gefahr eines gesellschaftlichen Rollback – in Deutschland und weltweit."

Zunehmende Hasskriminalität gegen queere Menschen

Aktuelle Zahlen des Bundeskriminalamts (BKA) bestätigen Steinmeiers Sorge. Im Jahr 2023 wurden 1.785 Straftaten erfasst, die sich gegen LGBTIQ*-Personen richteten – ein alarmierender Anstieg von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zu den häufigsten Delikten zählen Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen, wie der Tagesspiegel berichtet.

"Die Stimmen gegen die queere Gemeinschaft werden lauter und darunter sind mächtige Stimmen," warnte Steinmeier in seiner Rede. Als Beleg nannte er die Zunahme homo- und transfeindlicher Hasskriminalität sowie die Tatsache, dass die Polizei im vergangenen Jahr viele Christopher-Street-Day-Paraden schützen musste, weil Teilnehmende von Neonazis bedroht wurden.

Gefahr der rechtlichen Rückschritte

Der Bundespräsident verwies explizit auf die USA unter Donald Trump als mahnendes Beispiel. Die Anerkennung von nur noch zwei Geschlechtern, der geplante Ausschluss von trans Menschen aus der Armee und die Einstellung von Diversitätsprogrammen zeigten, dass in den USA eine "selbsternannte Elite die Zeit zurückdrehen" wolle.

Solche Tendenzen dürften nicht hingenommen werden, mahnte Steinmeier. Toleranz und Respekt seien keine Selbstverständlichkeit, sondern müssten aktiv verteidigt werden, um Rückschritte zu verhindern.

LSVD+ feiert 35-jähriges Jubiläum

Anlässlich des Jubiläums hatte Steinmeier 180 Mitglieder des LSVD+ zu einem Empfang ins Schloss Bellevue eingeladen. Der LSVD wurde 1990 gegründet und hat sich im März 2024 in "LSVD+ – Verband Queere Vielfalt" umbenannt, um die Vielfalt der Community besser widerzuspiegeln. Der Verband setzt sich seit 35 Jahren für die Gleichberechtigung und Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, intergeschlechtlichen und queeren Menschen ein.

Ursprünglich war der Empfang bereits für das Jubiläumsjahr 2020 geplant, musste aber aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Bundespräsident Steinmeier hat sich in der Vergangenheit mehrfach für die Belange von LGBTQ-Personen eingesetzt und staatliches Unrecht anerkannt.

Ambivalente Akzeptanz in der Bevölkerung

Studien belegen Steinmeiers Einschätzung einer ambivalenten Situation: Obwohl eine Mehrheit der Deutschen die rechtliche Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren befürwortet, ist die Akzeptanz für die Ehe für alle und Regenbogenfamilien seit 2021 gesunken, wie aus verschiedenen Umfragen hervorgeht.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat angesichts der steigenden Zahlen queerfeindlicher Straftaten mehr Unterstützung für Betroffene gefordert und eine konsequente Verfolgung von Hasskriminalität angekündigt. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer nicht angezeigter Fälle aus.

Steinmeiers Warnung vor einem "gesellschaftlichen Rollback" unterstreicht die Notwendigkeit, die erreichten Fortschritte in der Gleichstellung und gesellschaftlichen Akzeptanz queerer Menschen zu verteidigen – eine Aufgabe, die angesichts der aktuellen Entwicklungen dringlicher denn je erscheint.


"Martyns Gesetz": Neue Anti-Terror-Maßnahmen in Großbritannien mit Bedeutung für Deutschland

Premierminister Keir Starmer hat die Mutter von Martyn Hett, einem schwulen Opfer des Bombenanschlags in der Manchester Arena, getroffen, um die Verabschiedung des nach ihrem Sohn benannten Gesetzes zum Schutz vor Terroranschlägen zu feiern. Die neue Gesetzgebung wurde am 3. April 2025 offiziell verabschiedet und markiert das Ende einer sechsjährigen Kampagne der Familie.

Wer war Martyn Hett?

Martyn Hett war ein 29-jähriger PR-Manager und Social-Media-Star, der beim Terroranschlag nach einem Ariana Grande-Konzert in der Manchester Arena am 22. Mai 2017 ums Leben kam. Bei diesem Anschlag starben insgesamt 22 Menschen, viele weitere wurden verletzt. Hett war in der LGBT+-Community bekannt und beliebt, unter anderem für seine Liebe zur britischen Seifenoper "Coronation Street" und seine lebhafte Persönlichkeit. Sein Humor und sein offener Umgang mit seiner Sexualität machten ihn zu einer Identifikationsfigur für viele junge schwule Menschen.

Was beinhaltet "Martyns Gesetz"?

Das offiziell als "Terrorism (Protection of Premises) Bill" bezeichnete Gesetz verpflichtet Veranstaltungsorte mit einer Kapazität von 200 oder mehr Personen, Vorkehrungen für den Fall eines Terroranschlags zu treffen. Größere Veranstaltungsorte mit über 800 Personen müssen zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, wie beispielsweise Überwachungskameras, Taschenkontrollen oder Fahrzeugkontrollen, wo es angemessen erscheint.

Die strategischen Ziele des Gesetzes sind klar definiert: die Auswirkungen von Terroranschlägen zu reduzieren, Klarheit über Verantwortlichkeiten für Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen und die Konsistenz der Sicherheitsstandards zu verbessern. Zudem soll es mehr Unterstützung für diejenigen bieten, die für die Sicherheit an öffentlichen Orten verantwortlich sind.

Die besondere Rolle von Figen Murray

Seit dem Tod ihres Sohnes hat Figen Murray, Martyns Mutter, unermüdlich für die Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen an öffentlichen Veranstaltungsorten gekämpft. Beim Treffen mit Premierminister Starmer blätterten beide durch ein Familienalbum mit Fotos von Martyn. Starmer betonte dabei: "Das Gesetz wäre ohne Ihr Engagement nicht zustande gekommen. Ich hoffe, Sie sehen darin ein würdiges Vermächtnis für Martyn."

Murray antwortete darauf: "Das tut es, ja. Es gibt Martyns Tod zumindest eine gewisse Bedeutung." Diese Worte unterstreichen die tiefe persönliche Bedeutung hinter dem politischen Erfolg.

Relevanz für Deutschland

Anders als Großbritannien verfügt Deutschland nicht über eine umfassende, separate Gesetzgebung zur Terrorismusbekämpfung. Die meisten terrorismusbezogenen Straftaten werden nach dem allgemeinen Strafrecht behandelt, obwohl es spezifische Regelungen zur Terrorismusfinanzierung und zur Bildung terroristischer Vereinigungen gibt. Die deutschen Behörden sehen derzeit rassistisch oder ethnisch motivierte Extremisten als größte Bedrohung für die innere Sicherheit.

In Deutschland ist das Bundeskriminalamt (BKA) für die Abwehr von Gefahren des internationalen Terrorismus zuständig, wenn eine Bedrohung die Grenzen eines Bundeslandes überschreitet. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) in Berlin, das die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern koordiniert.

Experten für öffentliche Sicherheit in Deutschland beobachten die Entwicklung in Großbritannien mit Interesse. "Die Frage nach verbindlichen Sicherheitsstandards für Veranstaltungsorte wird auch in Deutschland zunehmend diskutiert", erklärt Dr. Thomas Weber vom Deutschen Forum für Kriminalprävention. "Nach den Anschlägen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin oder zuletzt beim Messerangriff in Solingen gibt es auch hierzulande Forderungen nach stärkeren präventiven Maßnahmen."

Ein Vorbild für Europa?

Während die britische Regierung das Gesetz als einen "Meilenstein für die Sicherheit unseres Landes" bezeichnet, stellt sich die Frage, ob ähnliche Regelungen auch in anderen europäischen Ländern eingeführt werden könnten. In Deutschland stünde dem der föderale Aufbau entgegen, da Sicherheitsbelange größtenteils in der Verantwortung der Bundesländer liegen.

Dennoch könnten einzelne Elemente von "Martyns Gesetz" auch für die deutsche Sicherheitsarchitektur interessant sein. Insbesondere die klare Definition von Verantwortlichkeiten und Mindeststandards für Veranstaltungsorte könnte als Vorbild dienen.

Die Verabschiedung von "Martyns Gesetz" zeigt eindrucksvoll, wie persönliches Engagement und Aktivismus zu konkreten politischen Veränderungen führen können. Für die LGBT+-Community in Großbritannien und darüber hinaus ist es zudem ein wichtiges Zeichen, dass das Gedenken an ein schwules Opfer eines Terroranschlags zu einem bedeutsamen gesellschaftlichen Fortschritt beigetragen hat.

Während sich Großbritannien auf die Umsetzung des neuen Gesetzes vorbereitet, bleibt zu hoffen, dass der Geist von Martyns Vermächtnis auch in anderen Ländern zu einer sichereren Gesellschaft für alle beitragen wird – unabhängig von sexueller Orientierung, Geschlecht oder Herkunft.


Transfrau in Texas gezwungen zu kündigen: Rechte Online-Kampagne zerstört Lehrerinnen-Karriere - Deutsche Lehrkräfte ebenfalls unter Druck

Eine Transgender-Lehrerin in Texas wurde nach einer gezielten Online-Kampagne gezwungen, ihren Beruf aufzugeben. Wie PinkNews berichtet, reichte Rosie Sandri am 31. März ihre Kündigung ein, nachdem die rechtsgerichtete Social-Media-Plattform "Libs of TikTok" eines ihrer Videos aufgegriffen und millionenfach verbreitet hatte.

Eine Lehrerin im Visier rechter Online-Hetze

Rosie Sandri unterrichtete seit drei Jahren Englisch an der Red Oak High School in Texas. Vor sieben Monaten outete sie sich als Transfrau. In ihren TikTok-Videos sprach sie offen über ihre Erfahrungen und teilte mit, dass ihre 15- und 16-jährigen Schüler:innen ihre Identität respektierten und die korrekten Pronomen verwendeten. In einem Video bezeichnete sie sich als "transgender goddess".

Die Situation eskalierte, als der rechte Social-Media-Account "Libs of TikTok" mit mehr als vier Millionen Followern eines ihrer Videos teilte, sie dabei bewusst mit ihrem früheren Namen benannte (Deadnaming) und falsche Pronomen verwendete. Der begleitende Text fragte provokativ: "Würden Sie sich wohlfühlen, wenn diese Person Ihr Kind unterrichten würde?" Der Post wurde über sechs Millionen Mal angesehen und löste eine Welle der Empörung aus.

Der republikanische Abgeordnete Brian Harrison teilte den Beitrag auf X/Twitter und forderte die sofortige Entlassung Sandris mit den Worten: "Öffentliche Schulen (und die Grundsteuern, die sie finanzieren) sind für Bildung... nicht für linke Indoktrination da!" Nach der Kündigung äußerte er sich stolz darauf, zu ihrer Entfernung beigetragen zu haben.

Ein zerstörter Traumberuf

"Als ich diese Kündigung unterschrieb, fühlte es sich an, als würde mir mein Traum genommen", erklärte Sandri gegenüber NBC News. Sie hatte seit ihrem fünften Lebensjahr davon geträumt, Lehrerin zu werden. Vor ihrer Kündigung wurde sie für zwei Tage beurlaubt, während eine Untersuchung stattfand. Die Schule hatte zudem Drohungen erhalten.

Nach Sandris Rücktritt erhielten andere Lehrkräfte eine E-Mail mit dem Hinweis: "Ihre Meinungsfreiheit ist nicht frei von Konsequenzen, wenn sie zu einer Störung Ihrer Arbeitsfähigkeit führt."

Systematische Angriffe auf LGBTQ+-Lehrpersonen

Der Fall Sandri ist kein Einzelfall. "Libs of TikTok" hat sich auf das gezielte "Outing" von LGBTQ+-freundlichen Lehrkräften und Veranstaltungen spezialisiert. Eine Untersuchung von Vice aus dem Jahr 2023 belegte, dass Schulen in den USA Bombendrohungen erhielten, nachdem sie von dem Account ins Visier genommen worden waren.

Expert:innen bezeichnen "Libs of TikTok" als Teil einer Radikalisierungs-Pipeline der amerikanischen Rechten, die Transfeindlichkeit schürt und das Narrativ des "Schutzes der Kinder" als Vorwand nutzt, um gegen LGBTQ+-Personen vorzugehen und sie mit Pädophilen gleichzusetzen.

Auch in Deutschland: Transfeindlichkeit an Schulen

Auch in Deutschland sind Schulen häufig Orte von Homo- und Transfeindlichkeit. Schule der Vielfalt, ein bundesweites Netzwerk gegen Diskriminierung, berät Schulen und Lehrkräfte in 14 von 16 Bundesländern, um ein diskriminierungsfreies Umfeld zu schaffen.

Studien zeigen, dass diskriminierende Verhaltensweisen wie die Verwendung von "schwul" als Schimpfwort an deutschen Schulen weit verbreitet sind. Viele LGBTQ+-Personen vermeiden es, ihre Identität in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz oder in der Schule zu zeigen, was den falschen Eindruck erwecken kann, dass Homo- und Transfeindlichkeit kein relevantes Problem sei.

Während in Deutschland systematische Online-Kampagnen gegen einzelne LGBTQ+-Lehrkräfte bisher weniger verbreitet sind als in den USA, zeigt der Fall Sandri, wie schnell soziale Medien zur Waffe gegen vulnerable Gruppen werden können – und welche realen Konsequenzen dies für die Betroffenen hat.

Präventive Maßnahmen wie das Durchsetzen eines Verbots aller homophoben und transphoben Schimpfworte, die Aufklärung über sexuelle Vielfalt im Unterricht und die Einladung von Bildungsträgern für Workshops zu diesem Thema können helfen, ein respektvolles und inklusives Schulklima zu schaffen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bietet Beratung und Unterstützung für Betroffene von Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität.


"Historischer Schritt: Evangelische Kirche in Bayern beschließt Trauung für alle"

In einer wegweisenden Entscheidung hat die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) am Donnerstag in Augsburg mit großer Mehrheit beschlossen, künftig auch queeren Menschen eine kirchliche Trauung zu ermöglichen. Wie queer.de berichtet, wird damit die bisher geltende Unterscheidung zwischen "Trauung" für heterosexuelle Paare und "Segnung" für gleichgeschlechtliche Paare aufgehoben.

Ein längst überfälliger Schritt zur Gleichstellung

Mit diesem Beschluss passt die ELKB ihre kirchliche Praxis an die staatlichen Regelungen an, die seit 2017 die "Ehe für alle" in Deutschland ermöglichen. Der Gottesdienst anlässlich einer Eheschließung wird künftig für alle Paare einheitlich als "Trauung" bezeichnet. Die Entscheidung folgt einer Empfehlung der Arbeitsgruppe "Queer", die seit Herbst 2023 intensiv an der Aufarbeitung des Umgangs der Kirche mit queeren Menschen gearbeitet hatte.

Die Arbeitsgruppe hatte den Auftrag, die "Diskriminierung queer lebender Personen in der Vergangenheit" aufzuarbeiten, für die Gegenwart zu analysieren und Maßnahmen zu entwickeln, wie solche Diskriminierungen auf rechtlichen und strukturellen Ebenen in Zukunft reduziert werden können. Voraussetzung für die kirchliche Trauung ist, wie SCHWULISSIMO.de berichtet, eine bereits vollzogene standesamtliche Eheschließung oder eine eingetragene Lebenspartnerschaft.

Anerkennung von Schuld und Bitte um Vergebung

Besonders bemerkenswert war das deutliche Schuldeingeständnis der Kirche. Bereits am Mittwochabend hatte Synodenpräsidentin Annekathrin Preidel zu einer Schweigeminute aufgerufen, um des Leids zu gedenken, das queere Menschen in der Kirche erfahren haben. In ihrer bewegenden Ansprache benannte sie konkret die verschiedenen Formen der Diskriminierung, die queere Menschen in der Kirche erlitten haben:

"Dienstliche Ungleichbehandlungen, Behinderung von Karrieren, Durchgriff ins Privatleben mit Zwangsfolgen für die Lebensläufe und die Aufforderung zum Leben in Doppelmoral haben zwar der damals geltenden Rechtslage nicht widersprochen, waren und sind jedoch unangemessen, ungerechtfertigt und diskriminierend", erklärte Preidel. Sie fügte hinzu: "Einzelne Verantwortliche und die Kirche als Ganze sind an betroffenen Personen schuldig geworden."

Gewissensschutz bleibt bestehen

Ein wichtiger Aspekt der neuen Regelung ist, dass Pfarrerinnen und Pfarrer weiterhin unter dem Schutz der Gewissensfreiheit stehen. Dies bedeutet, dass keine Pfarrperson zur Trauung queerer Paare gezwungen werden kann, wie evangelisch.de erläutert. Allerdings sind diese Geistlichen dann verpflichtet, den Paaren Alternativen innerhalb der Landeskirche aufzuzeigen, um einen Traugottesdienst zu feiern.

Positive Reaktionen aus der queeren Community

Die Evangelische Jugend in Bayern zeigte sich erfreut über die Beschlüsse der Synode. Der Vorsitzende Malte Scholz teilte mit, dass mit der Trauung für alle, der Aufarbeitung von Diskriminierung und Schuld sowie einem ebenfalls angestoßenen queeren Aktionsplan die Landeskirche einen wichtigen Schritt in Richtung einer Kirche geht, "die Vielfalt nicht nur anerkennt, sondern aktiv lebt und schützt".

Bernhard Offenberger, Vertreter des lesbisch-schwulen Konvents Bayern, betonte laut epd die Bedeutung des Schuldeingeständnisses: "Es ist wichtig, dass Schuld benannt worden ist, damit die Heilung von Verletzungen beginnen kann."

Kritische Stimmen aus konservativen Kreisen

Wie zu erwarten, gab es auch kritische Reaktionen auf die Entscheidung. Der konservative Arbeitskreis ABC warnte laut Bayerischem Rundfunk vor einer "weiteren Provinzialisierung und ökumenischen Isolierung", da Partnerkirchen in anderen Ländern gleichgeschlechtliche Trauungen ablehnen. Diese Bedenken konnten jedoch die große Mehrheit der Synodalen nicht überzeugen.

Teil einer größeren Entwicklung in Deutschland

Die Entscheidung der bayerischen Landeskirche reiht sich in eine zunehmende Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Trauungen in den evangelischen Landeskirchen Deutschlands ein. Bereits 2018 hatte die Landessynode der ELKB die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt. Mit der jetzigen Entscheidung geht Bayern einen Schritt weiter und hebt die begriffliche und inhaltliche Unterscheidung zwischen verschiedenen Formen der kirchlichen Eheschließung auf.

Der Beschluss der bayerischen Landessynode zeigt, dass auch traditionell konservativere Landeskirchen einen Weg finden, theologische Überzeugungen mit der gesellschaftlichen Realität in Einklang zu bringen und queeren Menschen in ihrer Mitte vollständige Anerkennung zu gewähren. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern setzt damit ein wichtiges Zeichen für Inklusion und gegen Diskriminierung innerhalb der christlichen Gemeinschaft.


Trinidad und Tobago kriminalisiert Homosexualität erneut - Ein Rückschritt, der auch in Deutschland zur Wachsamkeit mahnt

Ein Berufungsgericht in Trinidad und Tobago hat am 25. März 2025 ein wegweisendes Urteil von 2018 aufgehoben, das Homosexualität im Land entkriminalisiert hatte. Diese Entwicklung, über die PinkNews ausführlich berichtet, bedeutet einen schwerwiegenden Rückschritt für die LGBTQ+-Gemeinschaft in dem karibischen Inselstaat.

Der juristische Rückschlag

Die Richter Nolan Bereaux und Charmaine Pemberton entschieden, dass die Abschnitte 13 und 16 des Sexualstrafgesetzes, die aus der britischen Kolonialzeit stammen, beibehalten werden müssen. Mit dieser Entscheidung steht gleichgeschlechtlicher Sex in Trinidad und Tobago nun wieder unter Strafe – mit einer Höchststrafe von fünf Jahren Gefängnis. Der LGBTQ+-Aktivist Jason Jones, der die ursprüngliche Klage eingereicht hatte, erklärte, dieses "rückschrittliche Urteil hat meinen Status als Bürger von Trinidad und Tobago zerrissen und macht mich in den Augen des Gesetzes wieder zu einem unverfolgten Kriminellen."

Besonders problematisch ist die sogenannte "Savings Law"-Klausel in der Verfassung von Trinidad und Tobago, die Gesetze aus der Kolonialzeit vor verfassungsrechtlichen Anfechtungen schützt. Das Gericht räumte zwar ein, dass diese Gesetze in einer modernen Gesellschaft kaum zu rechtfertigen seien, berief sich jedoch auf diese verfassungsrechtliche Besonderheit.

Parallelen und Unterschiede zu Deutschland

Während in Trinidad und Tobago ein Rückschritt zu verzeichnen ist, hat Deutschland in den letzten Jahrzehnten erhebliche Fortschritte bei LGBTQ+-Rechten gemacht. Seit der vollständigen Entkriminalisierung homosexueller Handlungen und der Einführung der Ehe für alle im Jahr 2017 hat Deutschland einen langen Weg zurückgelegt. Zuletzt trat im August 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das es Transgender-, Intersex- und nicht-binären Personen erleichtert, ihren Namen und Geschlechtseintrag in offiziellen Dokumenten zu ändern.

Dennoch sollte die Entwicklung in Trinidad und Tobago auch für die deutsche LGBTQ+-Gemeinschaft ein Warnsignal sein. Dr. Petra Thorn, Psychotherapeutin und LGBTQ+-Beraterin aus Frankfurt, erklärt im Gespräch mit Pride.Direct: "Die Rechte von LGBTQ+-Personen sind nie vollständig gesichert. In zahlreichen Ländern erleben wir, wie hart erkämpfte Fortschritte wieder zurückgenommen werden. Auch in Deutschland sehen wir mit dem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte besorgniserregende Tendenzen."

Zunehmende Bedrohungen auch in Europa

Tatsächlich gibt es auch in Europa Anzeichen für gegenläufige Entwicklungen. In Ungarn und Polen wurden in den letzten Jahren LGBTQ+-feindliche Gesetze verabschiedet. In Deutschland selbst haben rechtspopulistische Parteien an Einfluss gewonnen, die offen gegen LGBTQ+-Rechte hetzen. Einige Bundesländer haben zudem begonnen, die Verwendung von gendergerechter Sprache einzuschränken, was von vielen als symbolischer Angriff auf die Sichtbarkeit diverser Identitäten gewertet wird.

Die Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) hat wiederholt auf die Gefahr hingewiesen, dass auch in Deutschland erreichte Fortschritte nicht als selbstverständlich angesehen werden sollten. "Der Fall Trinidad und Tobago zeigt, wie fragil Rechtsfortschritte sein können. Als deutsche LGBTQ+-Community müssen wir solidarisch mit unseren Geschwistern weltweit sein und gleichzeitig wachsam bleiben, um unsere eigenen Errungenschaften zu schützen", betont Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD.

Internationale Reaktionen und Ausblick

Menschenrechtsorganisationen haben das Urteil in Trinidad und Tobago scharf verurteilt. Die lokale LGBTQ+-Community hat angekündigt, vor dem Privy Council in London Berufung einzulegen, dem obersten Gerichtshof für Trinidad und Tobago als Teil des Commonwealth.

Der Fall verdeutlicht, wie wichtig internationaler Druck und Solidarität für den Schutz von LGBTQ+-Rechten weltweit sind. Deutschland als eines der führenden Länder in Europa für LGBTQ+-Rechte hat hier eine besondere Verantwortung. Die Förderung und der Schutz der Menschenrechte von LGBTQ+-Personen ist offiziell Teil der deutschen Außenpolitik.

Für die betroffenen Menschen in Trinidad und Tobago bedeutet das Urteil eine unmittelbare Bedrohung ihrer persönlichen Freiheit und Sicherheit. Viele fürchten nun zunehmende Diskriminierung und Gewalt, da das Gesetz LGBTQ+-Personen, wie Jason Jones es ausdrückte, "ein Ziel auf den Rücken gemalt hat".

Während wir in Deutschland weiterhin für vollständige Gleichberechtigung kämpfen, sollten wir die weltweiten Entwicklungen aufmerksam verfolgen und uns mit LGBTQ+-Gemeinschaften in Ländern solidarisieren, die mit Rückschritten konfrontiert sind. Die Geschichte hat gezeigt, dass Rechte, die hart erkämpft wurden, auch wieder verloren gehen können, wenn sie nicht kontinuierlich verteidigt werden.


Homophober Vorfall am Bahnhof Zoo: Mehr als ein Einzelfall in Berlins Alltagsrealität

Ein Mitarbeiter einer kirchlichen Einrichtung am Berliner Bahnhof Zoologischer Garten wurde am Mittwochvormittag Opfer homophober Beleidigungen und Drohungen, wie queer.de berichtet. Der Vorfall, der zur vorläufigen Festnahme eines 32-jährigen Mannes führte, reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung von LGBTQ-feindlichen Übergriffen in der Hauptstadt ein.

Der Vorfall im Detail

Laut Polizeibericht erhielten Einsatzkräfte gegen 9 Uhr den Auftrag, zu einer randalierenden Person in der Jebensstraße zu fahren. Ein 28-jähriger Mitarbeiter einer kirchlichen Einrichtung gab an, im Rahmen seines sozialen Dienstes in einen Disput mit einem Bedürftigen geraten zu sein. Der 32-jährige Tatverdächtige wollte sich nicht von dem Hilfeleistenden bedienen lassen und soll diesen daraufhin mehrfach homophob beleidigt und bedroht haben.

Der Mann wurde vorläufig festgenommen und zur erkennungsdienstlichen Behandlung in ein Polizeigewahrsam gebracht. Selbst auf dem Weg dorthin äußerte er sich weiterhin abfällig. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde er entlassen, erhielt jedoch einen Platzverweis für die kirchliche Einrichtung am Bahnhof Zoo.

Ein wachsendes Problem in Deutschland

Der Vorfall am Bahnhof Zoo ist leider kein Einzelfall. Laut dem Bundesministerium des Innern und für Heimat wurden im Jahr 2023 bundesweit 1.785 Fälle von Hasskriminalität gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein dramatischer Anstieg gegenüber 1.188 Fällen im Vorjahr. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete diese Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Betroffene besser zu schützen.

Berlin verzeichnet dabei einen besonders hohen Anteil der bundesweit erfassten Hasskriminalität gegen queere Menschen. Innerhalb der Hauptstadt sind die Bezirke Mitte, Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg sowie Charlottenburg-Wilmersdorf besonders betroffen, wie Schwulissimo berichtet.

Die Dunkelziffer ist alarmierend

Experten gehen davon aus, dass etwa 90 Prozent der Hassverbrechen gegen LSBTIQ*-Personen nicht zur Anzeige gebracht werden. Gründe hierfür sind häufig Scham, Angst vor weiteren Repressalien und mangelndes Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden. Die tatsächliche Dimension des Problems dürfte daher noch weitaus größer sein.

Bei den Tätern handelt es sich laut Untersuchungen überwiegend um junge Männer, die oft in Gruppen agieren und durch solche Übergriffe ihre vermeintliche Männlichkeit unter Beweis stellen wollen. Diese Muster zeigen sich in Berlin ebenso wie in anderen deutschen Großstädten.

Berlins spezialisierte Ansprechstellen

Die Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft haben auf diese Entwicklung reagiert. Als eine der wenigen Städte in Deutschland verfügt Berlin über spezialisierte Ansprechpersonen für LGBTQ-Menschen bei beiden Behörden. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat eine Sonderzuständigkeit für die Verfolgung von homo- und transphober Hasskriminalität eingerichtet, wie Berlin.de mitteilt.

Diese spezialisierten Stellen erleichtern es, Strafanzeigen zu stellen und entsprechende Unterstützung zu erhalten. Zudem gibt es in Berlin zahlreiche Beratungsstellen und Hilfsangebote für Betroffene von queerfeindlicher Diskriminierung und Gewalt.

Gesellschaftliche Konsequenzen

Queerfeindliche Hasskriminalität betrifft nicht nur die individuellen Opfer, sondern hat weitreichende gesellschaftliche Auswirkungen. Die Angst vor Übergriffen kann dazu führen, dass LGBTQ-Personen bestimmte Orte meiden, ihre Identität verbergen oder sich aus dem öffentlichen Leben zurückziehen.

"Ein Angriff auf einen queeren Menschen ist ein Angriff auf uns alle und unsere freiheitliche Gesellschaft", betonte kürzlich Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner bei einer Veranstaltung zum Christopher Street Day.

Der aktuelle Vorfall am Bahnhof Zoo unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen und entschlossener Strafverfolgung. Nur durch ein konsequentes Vorgehen gegen Hasskriminalität und eine breite gesellschaftliche Unterstützung für die Betroffenen kann diesem besorgniserregenden Trend Einhalt geboten werden.


Studie bestätigt: Geschlechtsangleichende Behandlung verbessert Lebensqualität von Transmensch-Männern deutlich

Eine neue Studie der Nottingham Trent University (NTU) und der Breda University of Applied Sciences in den Niederlanden bestätigt, was für viele keine Überraschung sein dürfte: Geschlechtsangleichende Behandlungen verbessern die Lebensqualität von Transmännern erheblich. Die am 31. März im International Journal of Transgender Health veröffentlichte Forschungsarbeit untersuchte 166 Transmänner und deren Erfahrungen mit geschlechtsangleichenden Maßnahmen.

Eindeutige Verbesserung der Lebenssituation

Die Studie zeigt, dass Transmänner nach Beginn einer geschlechtsangleichenden Behandlung nicht nur eine höhere Zufriedenheit mit ihrem Körper erleben, sondern auch eine insgesamt verbesserte Lebensqualität berichten. Besonders wenn ihr äußeres Erscheinungsbild stärker mit ihrer Geschlechtsidentität übereinstimmt, steigt das Wohlbefinden signifikant.

Laut Hauptforscher Dr. Liam Cahill, Senior Dozent für LGBTQ+-Psychologie an der School of Social Sciences der NTU, ist das Verständnis dieser Zusammenhänge entscheidend für die Entwicklung angemessener Unterstützungsangebote für Transmänner. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit zugänglicher, geschlechtsspezifischer Versorgung, die sowohl die Geschlechtskongruenz als auch die Körperzufriedenheit unterstützt.

Parallelen zu Erkenntnissen in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es ähnliche Forschungsergebnisse. Eine retrospektive Studie zur Lebensqualität nach Frau-zu-Mann-Geschlechtsangleichungen zeigte eine statistisch signifikante Verbesserung im Bereich "Gesundheit", wie Forschungen der TU München belegen. Besonders die körperlichen Veränderungen durch Hormontherapien wie Bartwuchs, Muskelwachstum und veränderte Fettverteilung tragen wesentlich zum Selbstbewusstsein bei.

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat zudem festgestellt, dass die Hormontherapie bei Transmännern die Stresshormonreaktion abschwächen und möglicherweise depressive Symptome reduzieren kann, was ebenfalls zur Verbesserung der Lebensqualität beiträgt.

Verschiedene Dimensionen der Lebensqualität

Die britisch-niederländische Studie untersuchte vier Bereiche der Lebensqualität: physiologisch, psychologisch, sozial und umweltbezogen. Während die positiven Auswirkungen auf körperliche und psychologische Aspekte besonders ausgeprägt waren, zeigten sich bei sozialen und umweltbezogenen Faktoren geringere Effekte.

Dies könnte, so die Forscher, auf die einzigartigen Bindungen hindeuten, die innerhalb der Trans-Community entstehen. Diese Gemeinschaft bietet oft wichtige Unterstützung, unabhängig vom Stadium der Transition.

Bedeutung ganzheitlicher Betreuung

Experten betonen die Wichtigkeit einer interdisziplinären Behandlung durch Spezialisten verschiedener Fachrichtungen. In Deutschland empfehlen medizinische Leitlinien eine umfassende Betreuung durch Psychologen, Psychiater, Endokrinologen und gegebenenfalls Chirurgen, um den oft hohen Leidensdruck zu mindern.

Besonders wichtig ist eine einfühlsame und umfassende Beratung vor und nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen. Wie Experten betonen, liegt die Rate des Bedauerns nach geschlechtsangleichenden Operationen mit 0,3% bis 2% zwar sehr niedrig, dennoch ist kontinuierliche psychologische Unterstützung ein wichtiger Faktor für langfristige Zufriedenheit.

Fazit: Wissenschaftliche Bestätigung für die Notwendigkeit geschlechtsangleichender Maßnahmen

Die neue Studie unterstreicht einmal mehr mit wissenschaftlicher Evidenz, was viele Transmenschen aus eigener Erfahrung wissen: Geschlechtsangleichende Behandlungen sind kein Luxus, sondern medizinisch notwendige Maßnahmen, die die Lebensqualität erheblich verbessern können. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant in Zeiten, in denen der Zugang zu solcher Versorgung in manchen Ländern zunehmend eingeschränkt wird.

Für Deutschland mit seiner aktualisierten S3-Leitlinie zur Behandlung von Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie bestätigt die Studie den eingeschlagenen Weg einer patientenzentrierten, evidenzbasierten Versorgung von Transmenschen.


AfD will Regenbogenfahnen verbieten: Symbolkampf um LGBTQ+ Rechte in Rostock

Die AfD im Landkreis Rostock sorgt mit einem kontroversen Antrag für Aufsehen: Die Partei will das Hissen der Regenbogenflagge an Dienstgebäuden des Landkreises untersagen. Wie queer.de berichtet, sollte der Antrag ursprünglich sogar als Dringlichkeitsantrag behandelt werden, was jedoch am Mittwoch keine Mehrheit fand. Nun steht die Debatte für den 4. Juni auf der Tagesordnung.

Flagge als "Zirkus" verunglimpft

"Wir möchten, dass ausschließlich hoheitliche Flaggen an den Dienstgebäuden angebracht werden", begründete AfD-Fraktionsgeschäftsführerin Steffi Burmeister den Antrag gegenüber der Ostsee-Zeitung. Ihre Begründung: "Diese Art von Beflaggung" habe "an unseren Dienstgebäuden nichts zu suchen". Der Landkreis sei kein "Zirkuszelt". AfD-Fraktionschef Hans-Werner Moltzen ergänzte: "Wir mögen auch bunt, natürlich: Schwarz-Rot-Gold".

Kritik kam prompt von queeren Organisationen. Tom Lüth vom Zentrum "Rat und Tat" bezeichnete den AfD-Antrag als "Angriff auf queere Menschen". Besonders alarmierend äußerte sich Karolin Mrosek vom LSVD Queer MV: "Wir haben nicht für unsere Rechte gekämpft, um jetzt wieder ins Jahr 1933 zurückzukehren."

Teil einer bundesweiten Strategie

Der Vorstoß in Rostock reiht sich ein in eine Serie ähnlicher Initiativen der AfD in ganz Deutschland. Ende Januar scheiterte die Partei im brandenburgischen Falkensee mit einem vergleichbaren Antrag. Auch in Gifhorn und Wittenberg gab es ähnliche Bestrebungen. Besonders drastisch verlief die Situation in Neubrandenburg, wo der schwule Bürgermeister nach einem beschlossenen Verbot sogar zurücktrat – das Verbot wurde später wieder aufgehoben.

Diese Anträge folgen einem erkennbaren Muster: Die AfD hat sich in der Vergangenheit wiederholt gegen LGBTQ+-Rechte positioniert. Die Partei stimmte gegen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe und fordert in ihrem Wahlprogramm, Kinder und Jugendliche vor "Frühsexualisierung" und "Gender-Ideologie" zu schützen, wie The Independent berichtet.

Symbolpolitik mit realen Auswirkungen

Die Regenbogenflagge ist weit mehr als ein buntes Symbol – sie steht für Vielfalt, Toleranz und Weltoffenheit. Im Landkreis Rostock wurde sie im vergangenen Jahr zum Deutschen Diversity Tag gehisst und wehte für etwa einen Monat während des Pride-Monats Juni. Die AfD stört sich auch an anderen Symbolen: In der Debatte kritisierte Burmeister, dass bereits im März eine "nicht-hoheitliche Flagge" gehisst worden sei – vermutlich bezog sie sich auf Flaggen zu den "Internationalen Wochen gegen Rassismus".

Die politischen Machtverhältnisse im Kreistag könnten den Ausgang der Debatte beeinflussen: Mit 19 Abgeordneten ist die AfD die stärkste Fraktion, während die CDU nach dem Austritt eines Abgeordneten einen Sitz weniger hat. Die SPD verfügt über 10, die Linke über 6 Sitze.

Gesamtgesellschaftliche Relevanz

Solche Anträge zum Verbot von Regenbogenflaggen sind keine isolierten Vorfälle, sondern Teil einer breiteren Debatte über LGBTQ+-Rechte in Deutschland. In Rostock selbst hing zuletzt im November 2023 eine Regenbogenflagge am Rathaus – als Zeichen der Solidarität nach einem Brandanschlag auf eine queere Bar.

Während in vielen Teilen Deutschlands die Akzeptanz für die LGBTQ+-Community wächst, gibt es parallel Bestrebungen, ihre Sichtbarkeit einzuschränken. Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Torsten Renz vermutete in der Debatte über den Dringlichkeitsantrag, dass es der AfD vor allem darum gehe, "sich zu profilieren und eine Show abzuziehen".

Ob der Antrag am 4. Juni eine Mehrheit finden wird, bleibt abzuwarten. Für die queere Community in Mecklenburg-Vorpommern steht jedenfalls mehr auf dem Spiel als nur eine Flagge – es geht um Anerkennung, Sichtbarkeit und letztlich um gesellschaftliche Teilhabe.


Russlands Angriff auf die Aids-Bekämpfung: Elton Johns Stiftung als "unerwünscht" eingestuft - während Deutschland Fortschritte macht

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat die Elton John AIDS Foundation als "unerwünschte ausländische Organisation" eingestuft und damit faktisch ihre Tätigkeit in Russland verboten. Wie queer.de berichtet, wirft die Behörde der Stiftung des britischen Sängers vor, eine negative Haltung gegenüber Ländern wie Russland einzunehmen, die angeblich "traditionelle spirituelle und moralische Werte" schützen.

Hintergrund des Verbots

Die von Elton John 1992 gegründete Stiftung hat bislang über 600 Millionen US-Dollar in 54 Ländern für HIV-Prävention und Pflege bereitgestellt. Der Vorsitzende ist Elton Johns Ehemann David Furnish. Besonders pikant: Die russischen Behörden erwähnten in ihrer Begründung explizit das "Homo-Propaganda-Gesetz" und spielten auf die Homosexualität des Sängers an.

"Die NGOs beteiligen sich aktiv an einer vom 'kollektiven Westen' orchestrierten Informationskampagne, um traditionelle Werte zu diskreditieren und soziale Spannungen zu eskalieren", so die Staatsanwaltschaft in ihrer Erklärung. Weiter warf sie den Stiftungen die Förderung "von nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen, von westlichen Familienmodellen und Geschlechtsumwandlungen" vor.

Teil einer größeren Repressionswelle

Die Einstufung als "unerwünschte Organisation" bedeutet laut russischem Gesetz von 2015, dass die Stiftung ihre Tätigkeit in Russland einstellen muss. Konten und eventuelles Eigentum werden blockiert, Vertretungen geschlossen. Betroffen sind mit Stand Februar über 200 Einrichtungen, darunter auch die Stiftungen deutscher Parteien.

Diese Maßnahme reiht sich ein in eine lange Liste repressiver Aktionen gegen die LGBTQ+-Community in Russland. 2013 wurde das Gesetz gegen "Homo-Propaganda" erlassen, das nach einer Verschärfung auch die "Bewerbung" von LGBTQ+-Themen gegenüber Erwachsenen unter Strafe stellt. 2023 untersagte Russland geschlechtsangleichende Operationen und deren rechtliche Anerkennung. Im selben Jahr erklärte das Oberste Gericht "die internationale LGBT-Bewegung als extremistisch" und verbot ihre Aktivitäten im Land.

Besonders besorgniserregend: Trotz der hohen HIV-Infektionsraten in Russland und des Mangels an lebensrettenden Medikamenten geht die Regierung gezielt gegen Organisationen vor, die sich für die Bekämpfung von HIV und AIDS einsetzen, wie TVP World berichtet.

Kontrast zu Deutschland

Während in Russland LGBTQ+-Rechte massiv eingeschränkt werden, sind in Deutschland zuletzt wichtige Fortschritte erzielt worden. Seit dem 1. November 2024 ist das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Menschen die Änderung ihres Geschlechtseintrags und Vornamens erleichtert.

Auch auf kommunaler Ebene gibt es positive Entwicklungen: Mit breiter Mehrheit hat beispielsweise der Dortmunder Stadtrat kürzlich einen umfassenden Aktionsplan zur Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt beschlossen, wie der LSVD Baden-Württemberg berichtet.

Dennoch gibt es auch hierzulande weiterhin Handlungsbedarf. Der LSVD (Lesben- und Schwulenverband) fordert eine Erweiterung des Grundgesetzes zum besseren Schutz queerer Menschen. Zudem zeigt ein aktueller Bericht der Bundesregierung, dass die Akzeptanzwerte zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Deutschland erstmals seit Jahrzehnten sinken – ein beunruhigendes Signal.

Elton Johns Engagement

Elton John selbst war mehrfach in Russland aufgetreten, hatte aber gleichzeitig die antiqueere Politik des Landes und den Umgang mit HIV kritisiert. 2016 traf er gezielt Aids- und LGBTI-Aktivist*innen in Moskau, um auf die Situation aufmerksam zu machen.

Seine Stiftung hat sich seit ihrer Gründung nicht nur für die medizinische Versorgung von HIV-positiven Menschen eingesetzt, sondern auch gegen die Stigmatisierung der LGBTQ+-Gemeinschaft gekämpft – ein Engagement, das in Russland nun als unerwünscht gilt, während es in demokratischen Gesellschaften als wichtiger Beitrag zur öffentlichen Gesundheit und Menschenrechten anerkannt wird.


5 autistische LGBTQ+ Prominente, die Sie im Autismus-Akzeptanz-Monat kennen sollten

Im Rahmen des Autismus-Akzeptanz-Monats stellen wir Ihnen fünf LGBTQ+ Persönlichkeiten vor, die offen über ihre Erfahrungen mit Autismus sprechen. Der ursprüngliche Artikel stammt von PinkNews und wurde für ein deutsches Publikum aufbereitet.

Der April ist weltweit als Autismus-Akzeptanz-Monat bekannt und bietet eine Gelegenheit, das Bewusstsein für Autismus zu schärfen und die Akzeptanz in der Gesellschaft zu fördern. Laut Autismus Deutschland e.V. leben schätzungsweise etwa 800.000 Menschen in Deutschland mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS). Seit 2007 wird am 2. April auch der von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Welt-Autismus-Tag begangen.

Was ist Autismus?

Autismus ist keine Krankheit, sondern beschreibt eine neurobiologische Entwicklungsbesonderheit, bei der das Gehirn anders funktioniert. Menschen im Autismus-Spektrum können unter anderem Herausforderungen in der sozialen Kommunikation erleben und Informationen anders verarbeiten. Die Diagnose erfolgt in Deutschland oft später als wünschenswert, besonders bei Frauen und Mädchen, die häufig unterdiagnostiziert bleiben.

Diese LGBTQ+ Prominenten sprechen offen über Autismus

Hier sind fünf LGBTQ+ Persönlichkeiten, die über ihre Erfahrungen mit Autismus sprechen und damit wichtige Sichtbarkeit schaffen:

1. Wentworth Miller

Der aus der Serie "Prison Break" bekannte Schauspieler Wentworth Miller teilte 2021 mit, dass er als Erwachsener die Diagnose Autismus erhielt. Der schwule Schauspieler beschrieb die Diagnose gegenüber seinen 2,1 Millionen Instagram-Followern als "ein Schock, aber keine Überraschung".

"Im Moment besteht meine Arbeit darin, mein Verständnis weiterzuentwickeln", schrieb Miller damals. "Fünf Jahrzehnte gelebte Erfahrung durch eine neue Linse zu betrachten. Das wird Zeit brauchen."

Miller erkannte dabei sein Privileg, Zugang zu einer Diagnose zu haben - etwas, das vielen Menschen verwehrt bleibt. Auch in Deutschland berichten viele Betroffene von langen Wartezeiten und Hürden bei der Diagnostik, wie der Bundesverband Autismus Deutschland e.V. dokumentiert.

2. Bradley Riches

Der "Heartstopper"-Star Bradley Riches, der mit neun Jahren seine Autismus-Diagnose erhielt, sprach in der britischen Version von "Celebrity Big Brother" offen über seine Erfahrungen. In einem Interview mit der Metro erklärte er, dass er Repräsentation für junge autistische Menschen bieten möchte.

"Ich habe nie einen Schauspieler gesehen, der offen autistisch war. Aber wir bewegen uns in die richtige Richtung, mit mehr autistischen Schauspielern, die autistische Rollen spielen, was immer der Fall sein sollte, sonst ist es keine wahrheitsgetreue Darstellung", sagte er 2022.

In Deutschland gewinnt das Thema autistische Repräsentation in Medien ebenfalls an Bedeutung. Die Initiative Neurodiversität setzt sich dafür ein, dass mehr authentische Darstellungen in Film und Fernsehen zu sehen sind.

3. Hannah Gadsby

Die australische Komikerin Hannah Gadsby wurde mit ihrem bahnbrechenden Comedy-Special "Nanette" international bekannt und sprach darin erstmals offen über ihre Autismus-Diagnose. Im Jahr 2023 erzählte Gadsby gegenüber PinkNews: "Es gibt viel äußeres Chaos, das ich zu ordnen versuche. Die Diagnose hat enorm geholfen, weil ich jetzt weiß, dass ich wahrscheinlich nicht immer das ganze Bild sehe, und darin steckt Humor, den ich nutzen kann."

Auch in der deutschen Comedy-Szene gibt es zunehmend Künstler*innen, die offen mit ihrer Neurodiversität umgehen, wie etwa die Komikerin Hazel Brugger, die über ihre ADHS-Diagnose spricht, was oft mit Autismus überlappende Charakteristika aufweist.

4. Josh Thomas

Der schwule Komiker und Schauspieler Josh Thomas wurde von der LGBTQ+ Community für seine Darstellung des schwulen Millennials-Lebens in der gefeierten Comedy-Serie "Please Like Me" gelobt. 2020 folgte die Serie "Everything's Going To Be OK" über einen schwulen Entomologen mit Autismus-Diagnose.

Im Gespräch mit The Guardian über seine eigene Autismus-Diagnose im Alter von 33 Jahren sagte er: "Mir war mehr bewusst, dass ich in manchen Dingen nicht gut bin... Menschen dazu zu bringen, sich wohl zu fühlen und über sich selbst zu sprechen – ich würde nicht sagen, dass ich der Favorit für diesen Job bin. Was uns interessante Interviews einbrachte, weil ich so direkt bin und niemand klingt, als würde er Unsinn reden oder eine Show abziehen."

Thomas moderiert derzeit seinen eigenen Podcast mit dem Titel "How To Be Gay". In Deutschland gibt es ähnliche Formate wie den Podcast "Aspies", in dem autistische Menschen aus der LGBTQ+ Community über ihre Erfahrungen sprechen.

5. Sheldon Riley

Der australische Sänger Sheldon Riley vertrat Australien beim Eurovision Song Contest 2022 mit seinem Song "Not the Same", der seine Erfahrungen als autistischer und queerer Mensch thematisiert. Riley erhielt seine Autismus-Diagnose mit sechs, neun und zwölf Jahren.

Im Gespräch mit SBS News teilte er mit: "Mir wurde lange Zeit gesagt, dass ich nicht in der Lage sein würde, mich als normal funktionierender Mensch zu verhalten, Arbeit zu finden, Freunde zu haben oder einen Partner zu haben."

Er sagte, dass die Auswahl als Vertreter Australiens beim Eurovision eine große Bestätigung für ihn war: "Ich bin nicht nur eine Reality-TV-Person oder jemand, der sich verkleidet, weil er es liebt, sich zu verkleiden. Ich bin Musiker. Ich schreibe meine eigene Musik, ich bin völlig unabhängig."

Autismus und LGBTQ+ in Deutschland

In Deutschland gibt es eine wachsende Community von Menschen, die sowohl im Autismus-Spektrum sind als auch der LGBTQ+ Gemeinschaft angehören. Organisationen wie Pride & Autismus bieten spezifische Unterstützung und Austausch. Studien deuten darauf hin, dass neurodivergente Menschen häufiger geschlechtliche und sexuelle Vielfalt erleben, was möglicherweise mit einer geringeren Beeinflussung durch gesellschaftliche Normen zusammenhängt.

Der diesjährige Autismus-Akzeptanz-Monat steht unter dem Motto "Unterschiede feiern" und betont die Bedeutung der Neurodiversität in einer inklusiven Gesellschaft. Durch die Sichtbarkeit von Persönlichkeiten wie den hier vorgestellten wird das Bewusstsein geschärft und Vorurteile können abgebaut werden.


Fechterin disqualifiziert nach Protest gegen Trans-Gegnerin: Die Debatte um Inklusion im Sport erreicht Deutschland

In einem Vorfall, der international für Aufsehen sorgt und auch in Deutschland Diskussionen über Transgender-Inklusion im Sport entfacht, wurde die amerikanische Fechterin Stephanie Turner disqualifiziert, nachdem sie sich weigerte, gegen eine Transgender-Athletin anzutreten. Die ursprüngliche Berichterstattung stammt von PinkNews, doch der Fall wirft Fragen auf, die auch für den deutschen Sport relevant sind – besonders angesichts des neuen Selbstbestimmungsgesetzes, das im November 2024 in Kraft tritt.

Was ist passiert?

Beim Cherry Blossom Open Turnier an der University of Maryland weigerte sich Stephanie Turner von der Fencing Academy of Philadelphia, gegen Redmond Sullivan anzutreten, die 2024 vom männlichen zum weiblichen Team des Wagner College wechselte. Turner, die bereits vier Gegnerinnen erfolgreich bekämpft hatte, nahm stattdessen demonstrativ ihr Visier ab und kniete nieder, als sie auf Sullivan treffen sollte. Für diese Weigerung zeigte ihr der Schiedsrichter die schwarze Karte, was zur sofortigen Disqualifikation führte.

In einer später veröffentlichten Erklärung sagte Turner: "Ich wusste, was ich tun musste, weil USA Fencing nicht auf die Einwände von Frauen hört." Als sie niederkniete, zeigte sich Sullivan zunächst besorgt und fragte, ob Turner verletzt sei. Turner entgegnete jedoch: "Es tut mir leid, ich habe viel Liebe und Respekt für dich, aber ich werde nicht gegen dich fechten."

Die Richtlinien von USA Fencing

USA Fencing verfügt seit 2023 über eine spezifische Richtlinie für Transgender-Athletinnen. Diese besagt, dass Transgender-Frauen nur dann in Frauenwettbewerben antreten dürfen, wenn sie sich einer einjährigen Testosteron-Unterdrückungstherapie unterzogen haben. Der Verband betonte in einer Stellungnahme zum Vorfall, dass ihre Politik "darauf basiert, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, am Sport teilzunehmen" und dass sie "stets auf der Seite der Inklusion stehen werden".

Die Organisation stellte klar, dass Turners Disqualifikation nicht mit ihrer persönlichen Meinung zusammenhing, sondern ausschließlich mit ihrer Weigerung, gegen eine nach den geltenden Regeln teilnahmeberechtigte Gegnerin anzutreten – ein Verstoß gegen die Regeln der International Fencing Federation (FIE).

Internationale Reaktionen und deutsche Perspektive

Der Vorfall hat international polarisierende Reaktionen ausgelöst. Die ehemalige Tennislegende Martina Navratilova, bekannt für ihre kritische Haltung zur Teilnahme von Transgender-Athletinnen im Frauensport, äußerte auf sozialen Medien ihre Empörung: "Das passiert, wenn weibliche Athleten protestieren. Ich bin außer mir... Schande über USA Fencing."

In Deutschland gibt es derzeit keine einheitlichen Regelungen für Transgender-Athletinnen im Sport. Eine Umfrage der ARD unter 45 internationalen Sportfachverbänden ergab, dass nur 21 der angefragten Weltverbände ihre Regularien auf medizinische Expertisen stützen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat mittlerweile einen neuen Regelrahmen vorgelegt, der es jedem Weltverband ermöglicht, eigene Entscheidungen über die Teilnahme von Transgender-Athleten zu treffen, ohne einheitliche Testosteron-Grenzwerte vorzugeben.

Auswirkungen des deutschen Selbstbestimmungsgesetzes

Mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Deutschland in Kraft tritt, wird die Änderung des Geschlechtseintrags und Vornamens für trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen vereinfacht. Für den Sport ergeben sich dadurch neue Fragestellungen: Wie werden deutsche Sportverbände mit Teilnahmeberechtigungen umgehen? Werden sie dem Beispiel internationaler Verbände folgen oder eigene Regelungen entwickeln?

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat sich bisher nicht mit konkreten Richtlinien positioniert, sondern folgt größtenteils den Regelungen der internationalen Fachverbände. Jedoch wird der Druck wachsen, klare Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl die Inklusion fördern als auch faire Wettbewerbsbedingungen gewährleisten.

Verschiedene Perspektiven in der Community

Innerhalb der LGBTQ+-Community gibt es unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema. Während viele die vollständige Inklusion von Transgender-Athletinnen im Frauensport befürworten, betonen andere die Komplexität biologischer Faktoren und deren mögliche Auswirkungen auf den Wettbewerb.

Aktivisten wie Anja Müller vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) betonen die Bedeutung von Teilhabe: "Transgender-Personen haben das Recht auf vollständige gesellschaftliche Teilhabe, und dazu gehört auch der Sport. Die Debatte sollte evidenzbasiert und ohne Vorurteile geführt werden."

Gleichzeitig gibt es auch unter Transgender-Personen selbst unterschiedliche Meinungen. Die Transgender-Athletin Joanna Harper, die selbst wissenschaftlich zu diesem Thema forscht, hat betont, dass gewisse Regularien notwendig sein könnten, um Fairness zu gewährleisten, ohne dabei den Ausschluss von Transgender-Personen zu fördern.

Ausblick und Handlungsbedarf

Der Fall Turner/Sullivan zeigt exemplarisch die Herausforderungen, mit denen Sportverbände weltweit konfrontiert sind. Auch in Deutschland wird die Debatte in den kommenden Monaten an Bedeutung gewinnen, besonders mit dem Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes.

Sportverbände stehen vor der Aufgabe, Richtlinien zu entwickeln, die sowohl die Rechte und Würde von Transgender-Athletinnen respektieren als auch faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellen. Dies erfordert einen evidenzbasierten Ansatz, der aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigt und den Dialog mit allen Beteiligten sucht.

Für die deutsche Sportwelt wird es wichtig sein, von internationalen Erfahrungen zu lernen und gleichzeitig eigene, auf den deutschen Kontext zugeschnittene Lösungen zu finden. Der respektvolle Dialog zwischen Athleten, Verbänden, Wissenschaftlern und der LGBTQ+-Community wird dabei entscheidend sein, um Richtlinien zu entwickeln, die Inklusion fördern, ohne den Grundsatz der Fairness zu vernachlässigen.


Verhaftet: Mutmaßlicher Täter einer homophoben Attacke in Augsburg gefasst

Die Polizei in Augsburg hat einen wichtigen Fahndungserfolg erzielt. Nach einem queerfeindlichen Angriff auf ein Männerpaar in Augsburg im März 2024 konnte nun der gesuchte Hauptverdächtige Halid Saada festgenommen werden, wie aus dem ursprünglichen Bericht von queer.de hervorgeht. Der 22-Jährige wurde am 3. April in Gersthofen gefasst, nachdem die Polizei mit Fahndungsfotos an die Öffentlichkeit gegangen war.

Brutaler Angriff auf Männerpaar

Die Tat ereignete sich am 23. März 2024 in der Augsburger Innenstadt. Zwei Männer im Alter von 26 und 28 Jahren waren als Paar durch die Maximilianstraße gelaufen, als sie von einer Gruppe junger Männer zunächst homophob beleidigt und anschließend brutal attackiert wurden. Die Angreifer schlugen auf die beiden Männer ein und traten dabei gezielt gegen Kopf und Oberkörper. Der 28-Jährige wurde dabei so schwer verletzt, dass er zu Boden ging. Als sein Partner ihm helfen wollte, wurde auch er angegriffen.

Ermittlungen wegen Hasskriminalität

Die Generalstaatsanwaltschaft München, genauer gesagt die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET), hat die Ermittlungen übernommen. Dies unterstreicht die Schwere des Falls, der als Hasskriminalität eingestuft wird. Insgesamt sind fünf Tatverdächtige im Alter zwischen 22 und 24 Jahren an dem Angriff beteiligt gewesen. Vier der Tatverdächtigen konnten bereits kurz nach der Tat ermittelt werden, drei kamen zunächst in Untersuchungshaft, einer wurde inzwischen wieder entlassen.

Saada bereits vorbestraft wegen tödlicher Attacke

Besonders brisant ist die Vorgeschichte des nun gefassten Hauptverdächtigen. Halid Saada ist in Augsburg kein Unbekannter. Im Jahr 2019 hatte er als damals 17-Jähriger einen 49-jährigen Feuerwehrmann mit einem einzigen Faustschlag getötet. Das Opfer war mit seiner Ehefrau und Freunden auf dem Rückweg von einem Weihnachtsmarkt- und Restaurantbesuch, als es zu einem Streit mit Saada und anderen Jugendlichen kam. Der Mann starb infolge eines wuchtigen Schlags ins Gesicht binnen kurzer Zeit an einer Hirnblutung.

Diese Tat hatte damals bundesweit Entsetzen ausgelöst. Saada wurde zu einer Jugendstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Nach seiner Haftentlassung ist er nun erneut wegen eines schweren Gewaltdelikts in den Fokus der Ermittlungen geraten.

Queerfeindliche Gewalt nimmt zu

Der Fall in Augsburg reiht sich ein in eine besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Gewalt in Deutschland. Laut dem Bundesinnenministerium wurden im Jahr 2022 insgesamt 1.005 Straftaten im Bereich "geschlechtsbezogene Diversität/sexuelle Orientierung" erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren.

Besonders alarmierend: Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene aus Angst oder mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden keine Anzeige erstatten. Die Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) fordert daher schon lange bessere Präventionsmaßnahmen und mehr Sensibilisierung bei Polizei und Justiz.

Unterstützung für Betroffene

Für Menschen, die von queerfeindlicher Gewalt betroffen sind, gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen. In Augsburg selbst bietet die Diversity Augsburg Unterstützung an. Bundesweit können sich Betroffene an den LSVD oder an spezialisierte Beratungsstellen wie Broken Rainbow wenden.

Der Fall in Augsburg zeigt einmal mehr, wie wichtig konsequente Strafverfolgung, aber auch gesamtgesellschaftliche Aufklärungsarbeit gegen Homophobie und andere Formen von Menschenfeindlichkeit sind. Dass ein bereits wegen einer tödlichen Gewalttat verurteilter Täter offenbar erneut zugeschlagen hat, wirft zudem Fragen nach der Wirksamkeit von Resozialisierungsmaßnahmen im Jugendstrafvollzug auf.


IS-Anhänger in Österreich wegen geplanter Anschläge auf Vienna Pride angeklagt - Ähnliche Gefahren in Deutschland?

Drei Personen, die im vergangenen Jahr einen Anschlag auf die Wiener Regenbogenparade planten, wurden nun in Österreich angeklagt. Wie queer.de berichtet, handelt es sich um zwei Jugendliche, die zum Tatzeitpunkt 14 und 17 Jahre alt waren, sowie einen 20-Jährigen. Sie diskutierten in einem Telegram-Chat über einen möglichen Angriff mit Messern oder Fahrzeugen und wurden am Morgen vor der Demonstration festgenommen.

Vorwürfe der Mitgliedschaft in terroristischer Vereinigung

Den Beschuldigten wird Mitgliedschaft in einer terroristischen und kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Dem jüngsten werden zusätzlich die Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat angelastet, da er Dokumente zur Herstellung von Sprengsätzen verbreitete. Laut der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" liegt eine 35-seitige Anklageschrift vor, wonach die drei sich dem afghanischen Ableger des Islamischen Staates (IS) angeschlossen haben sollen.

In diversen sozialen Medien wie Telegram, WhatsApp, TikTok und weiteren Plattformen verwendeten sie Aliasse, die an Namen von IS-Anführern angelehnt waren, teilten Propagandavideos und zeigten sich mit der Tauhid-Geste, einem Erkennungszeichen islamistischer Gruppen. Kurz vor dem Vienna Pride versuchten sie zudem, in einem Einkaufszentrum hinter der tschechischen Grenze Waffen zu kaufen, die explizit für die Regenbogenparade gedacht gewesen sein sollen.

Online-Radikalisierung durch islamistische TikTok-Prediger

Besonders besorgniserregend: Die Beschuldigten sollen sich nicht in lokalen Islamisten-Kreisen, sondern über Social-Media-Plattformen wie TikTok durch islamistische Prediger radikalisiert haben. Diese Form der digitalen Radikalisierung stellt Sicherheitsbehörden in ganz Europa vor neue Herausforderungen.

Trotz belastender Beweise wie einschlägiger Chats und dem Besitz von islamistischen Schriften sowie Bombenbauanleitungen bestreiten die Verdächtigen die Anschlagspläne. Bei einer Verurteilung drohen dem Ältesten bis zu zehn Jahre Haft, den beiden anderen bis zu fünf Jahre.

Parallele Gefährdungslage in Deutschland

Auch in Deutschland werden Pride-Veranstaltungen zunehmend als potenzielle Ziele für extremistische Angriffe betrachtet. Nach Recherchen von Pride.Direct wurden in den vergangenen Jahren die Sicherheitsmaßnahmen bei deutschen CSD-Paraden deutlich verstärkt. Die Tagesschau berichtete über erhöhte Polizeipräsenz und den Einsatz privater Sicherheitskräfte bei vielen Pride-Events.

Islamismus-Experte Ahmad Mansour warnte bereits vor einem gefährlichen "Kuschelkurs" von Politik und queerer Community im Umgang mit dem Thema Islamismus. Ähnlich wie im österreichischen Fall beobachten deutsche Behörden besonders die Online-Radikalisierung junger Menschen über soziale Medien.

Ein konkretes Beispiel für islamistisch motivierte Gewalt gegen LGBTQ-Personen in Deutschland war der Messerangriff in Dresden 2020, bei dem ein 21-jähriger Syrer ein schwules Paar attackierte. Der Täter wurde wegen dieser als islamistisch eingestuften Tat zu lebenslanger Haft verurteilt, wie Deutsche Welle berichtete.

Sicherheitskonzepte und Präventionsmaßnahmen

Vor dem Hintergrund dieser Bedrohungen setzen deutsche Pride-Veranstaltungen zunehmend auf ausgefeilte Sicherheitskonzepte. Der CSD München beispielsweise nutzt ein Ampelwarnsystem, um Besucher:innen über die aktuelle Sicherheitslage zu informieren. In Städten wie Magdeburg und Zeitz wurden die Sicherheitsmaßnahmen aufgrund extremistischer Mobilisierungen verstärkt.

Deutschlands Inlandsgeheimdienstchef warnte Ende 2023, dass die Gefahr islamistischer Anschläge "real und höher als seit langem" sei. Präventionsmaßnahmen werden zunehmend in das Vorfeld möglicher Radikalisierungsprozesse verlagert, wobei besonders die Online-Radikalisierung über Plattformen wie TikTok in den Fokus rückt.

Der österreichische Fall zeigt einmal mehr, dass die Bedrohung durch islamistischen Extremismus für queere Veranstaltungen in ganz Europa real ist und dass insbesondere die digitale Radikalisierung junger Menschen eine wachsende Herausforderung für Sicherheitsbehörden darstellt.


Anklage nach vereiteltem Anschlagsplan auf Vienna Pride: Parallelen und Sicherheitsbedenken bei deutschen Pride-Veranstaltungen

Knapp zwei Jahre nach ihrer Festnahme wurden drei Personen, darunter zwei Jugendliche, wegen geplanter Anschläge auf den Vienna Pride 2023 angeklagt. Wie queer.de berichtet, wurden die damals 14- und 17-jährigen Jugendlichen sowie ein 20-Jähriger unmittelbar vor der Demonstration festgenommen, nachdem sie in Telegram-Chats über mögliche Angriffe mit Messern oder Fahrzeugen diskutiert hatten.

Die Anklage und ihre Hintergründe

Laut der 35-seitigen Anklageschrift, die der Wiener Tageszeitung "Die Presse" vorliegt, werden die drei Personen nun der Mitgliedschaft in einer terroristischen und kriminellen Vereinigung beschuldigt. Dem jüngsten Angeklagten wird zusätzlich die Anleitung zur Begehung einer terroristischen Straftat vorgeworfen, da er Bombenbauanleitungen verbreitet hatte. Die zwei Brüder aus St. Pölten und der Jugendliche aus Wien sollen sich dem afghanischen Ableger des IS angeschlossen haben und waren in islamistischen Telegram-Gruppen aktiv.

Besonders beunruhigend ist die Art der Radikalisierung: Anders als bei früheren Fällen wurden die Verdächtigen nicht durch lokale islamistische Netzwerke radikalisiert, sondern hauptsächlich über soziale Medien wie TikTok durch islamistische Prediger. Dieses Phänomen der Online-Radikalisierung stellt Sicherheitsbehörden in Deutschland und Österreich vor neue Herausforderungen.

Parallelen in Deutschland

In Deutschland beobachten Sicherheitsbehörden ähnliche Entwicklungen. Die Berichte des Bundesamts für Verfassungsschutz zeigen, dass auch hier die Online-Radikalisierung durch islamistische Inhalte auf sozialen Medien zunimmt. Nach den Anschlagsplänen auf die Vienna Pride wurden die Sicherheitsmaßnahmen für Pride-Veranstaltungen in Deutschland deutlich verstärkt.

Der CSD Berlin, Deutschlands größte Pride-Veranstaltung, reagierte unmittelbar nach Bekanntwerden der Festnahmen in Wien mit zusätzlichen Sicherheitskonzepten. "Wir stehen in ständigem Austausch mit den Sicherheitsbehörden", erklärte damals ein Sprecher des Berliner CSD gegenüber queer.de. Auch in anderen deutschen Städten wurden die Sicherheitsmaßnahmen bei Pride-Veranstaltungen erhöht.

Die Rolle sozialer Medien bei der Radikalisierung

Der Fall der drei Angeklagten in Wien verdeutlicht, wie soziale Medien zunehmend als Werkzeug für die Radikalisierung junger Menschen dienen. Die Verdächtigen nutzten nicht nur Telegram, sondern auch WhatsApp, TikTok, Snapchat, Threema, PlayStation und Discord, um extremistische Inhalte zu verbreiten und andere zu beeinflussen.

Die Bundeszentrale für politische Bildung warnt bereits seit längerem vor dieser Form der Radikalisierung und bietet Materialien für Eltern, Lehrer und Jugendarbeiter an, um frühzeitig Anzeichen zu erkennen. Experten betonen, dass besonders die Algorithmen von TikTok und YouTube problematisch sein können, da sie Nutzern immer extremere Inhalte anzeigen, sobald ein gewisses Interesse erkannt wird.

Deradikalisierungsprogramme als Lösungsansatz

Seit fast zwei Jahren befinden sich die drei Angeklagten in einem Deradikalisierungsprogramm und sind auf Bewährung frei. In Deutschland gibt es ähnliche Programme wie Violence Prevention Network, die speziell auf die Deradikalisierung junger Menschen ausgerichtet sind, die mit extremistischen Ideologien sympathisieren.

Diese Programme setzen auf einen kombinierten Ansatz aus politischer Bildung, psychologischer Betreuung und religiöser Aufklärung. Die Erfolgsraten solcher Programme sind jedoch umstritten und schwer zu messen. Kritiker fordern eine engere wissenschaftliche Begleitung und Evaluation.

Folgen für die LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland und Österreich bedeuten solche Bedrohungen eine zusätzliche Belastung. Die Statistiken des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) zeigen eine Zunahme von Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen in den letzten Jahren. Die Bedrohung durch religiös motivierten Extremismus kommt zu einer ohnehin angespannten Sicherheitslage hinzu.

Trotz dieser Bedrohungen betonen Organisatoren von Pride-Veranstaltungen die Wichtigkeit, öffentlich sichtbar zu bleiben. "Sich zurückzuziehen wäre genau das, was die Extremisten wollen", erklärt Alfonso Pantisano, Vorstandsmitglied im Berliner CSD e.V. "Wir werden weiterhin für unsere Rechte und unsere Sichtbarkeit einstehen – mit den notwendigen Sicherheitsvorkehrungen."

Sollten die Angeklagten in Wien schuldig gesprochen werden, drohen dem Ältesten bis zu zehn Jahre Haft, den beiden jüngeren bis zu fünf Jahre. Der Prozess wird von Sicherheitsexperten und LGBTQ+-Organisationen in Deutschland aufmerksam verfolgt, da er Aufschluss über die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen und die Entwicklung extremistischer Bedrohungen gegen die Community geben könnte.


RFK Jr's "gefährliche" Stellenkürzungen gefährden jahrelange HIV-Präventionsforschung - Was bedeutet das für Deutschland?

Die massiven Stellenkürzungen im US-Gesundheitsministerium unter der Leitung von Robert F. Kennedy Jr. (RFK Jr.) könnten "gefährliche" Auswirkungen auf die Prävention von HIV und sexuell übertragbaren Infektionen haben, wie Experten warnen. Laut dem Originalbericht von PinkNews sind mehr als 10.000 Stellen im US-Gesundheitsministerium (HHS) verschwunden, seit RFK Jr. zum Gesundheitsminister ernannt wurde. Diese Entwicklung wirft nicht nur in den USA Fragen auf, sondern auch in Deutschland, wo ein ganz anderer Ansatz in der HIV-Politik verfolgt wird.

Massive Kürzungen mit weitreichenden Folgen

Die Stellenstreichungen betreffen zentrale Bereiche der US-Gesundheitspolitik, darunter das Büro für Infektionskrankheiten und HIV/AIDS-Politik sowie die weltbekannten Zentren für Seuchenkontrolle und Prävention (CDC). Besonders alarmierend ist die Auflösung der Abteilung für PrEP-Implementierung und die Kürzung von HIV-Aufklärungskampagnen. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenderen Plans der Trump-Administration, bei dem insgesamt rund 20.000 HHS-Stellen gestrichen werden sollen, wie CBS News berichtet.

RFK Jr. ist bekannt für seine verschwörungstheoretischen Ansichten zu Gesundheit und medizinischer Behandlung, insbesondere wenn es um die LGBTQ+-Gemeinschaft geht. Der Impfskeptiker behauptete einst, dass Chemikalien in der Atmosphäre Kinder trans machen könnten und hat in der Vergangenheit sogar den wissenschaftlich gesicherten Zusammenhang zwischen HIV und AIDS in Frage gestellt.

Expertenwarnungen werden laut

Die Human Rights Campaign (HRC) bezeichnet die Pläne als "unverantwortlich" und warnt vor "verheerenden Folgen" für die öffentliche Gesundheit, insbesondere für die LGBTQ+-Gemeinschaft, die historisch im Gesundheitswesen oft benachteiligt wurde. Matthew Rose, ein Sozialgerechtigkeitsexperte bei der HRC, bezeichnet die Kürzungen als "direkten Schlag gegen die Gesundheit und das Wohlbefinden von LGBTQ+-Gemeinschaften im ganzen Land."

Carl Schmid, Geschäftsführer des HIV+ Hepatitis Policy Institute, warnte gegenüber der Washington Blade: "Die Fachkompetenz der Mitarbeiter und ihre jahrzehntelange Führungsrolle wurden zerstört und können nicht ersetzt werden. Wir werden die Auswirkungen dieser Entscheidungen noch jahrelang spüren, und sie werden sicherlich zu einem Anstieg der HIV-Neuinfektionen und höheren medizinischen Kosten führen."

Der deutsche Ansatz: Ein Kontrastprogramm

Im Gegensatz zu den Kürzungen in den USA verfolgt Deutschland einen integrierten und umfassenden Ansatz zur HIV/AIDS-Prävention und -Behandlung. Die deutsche HIV/AIDS-Strategie des Bundesministeriums für Gesundheit beruht auf sieben sich ergänzenden Aktionsbereichen: Aufklärung und Prävention, Zugang zu HIV-Tests und -Behandlung, Solidarität und Antidiskriminierung, Koordination und Kooperation, Epidemiologie, biomedizinische und sozialwissenschaftliche Forschung sowie Evaluation und Qualitätssicherung.

Ein zentraler Grundsatz der deutschen Strategie ist, dass Prävention nur möglich ist, wenn die von HIV betroffenen oder besonders gefährdeten Menschen in die Gesellschaft integriert und Teil der Präventionsbewegung sind. Dies steht im starken Kontrast zu den Kürzungen und dem fehlenden Engagement für wissenschaftsbasierte HIV-Politik in der aktuellen US-Administration.

Zudem bietet Deutschland umfassenden Schutz vor Diskriminierung für Menschen mit HIV. Artikel 3(3) des Grundgesetzes verbietet die Benachteiligung aufgrund von Behinderung, und HIV fällt unter die Definition von "Behinderung" nach deutschem Recht, wie AIDS Action Europe berichtet.

Globale Auswirkungen

Die Folgen dieser US-Politik könnten weit über die Landesgrenzen hinausreichen. Eine Analyse internationaler HIV-Hilfskurzungen in den USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden zeigte, dass die globalen Fallzahlen bis 2030 um 10 Millionen ansteigen könnten, während HIV-bedingte Todesfälle bis zum Beginn des nächsten Jahrzehnts um 2,9 Millionen zunehmen könnten.

Forscher am Burnet Institute in Australien haben davor gewarnt, dass die globalen Infektionsraten in die Höhe schnellen könnten, wenn die HIV-Finanzierung weiter gekürzt wird. Anne Aslett, Geschäftsführerin der Elton John AIDS Foundation, sagte: "Wenn die HIV-Finanzierung weiter gekürzt wird, werden Millionen Menschen krank, und die Gesundheitsbudgets werden einfach nicht mehr mithalten können."

Was bedeutet das für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit?

Für Deutschland und andere europäische Länder, die eng mit den USA in globalen Gesundheitsinitiativen zusammenarbeiten, stellt sich die Frage, wie man auf diese Entwicklung reagieren sollte. Deutsche Gesundheitsexperten wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betonen seit langem die Bedeutung internationaler Kooperation im Kampf gegen HIV/AIDS.

Deutsche Organisationen könnten nun in die Bresche springen müssen, um die entstehende Lücke in der internationalen HIV-Forschung und -Prävention zu füllen. Die Deutsche AIDS-Hilfe und andere Institutionen haben bereits Bedenken geäußert, dass die globalen Fortschritte im Kampf gegen HIV/AIDS durch solche politischen Entscheidungen gefährdet werden könnten.

Fazit: Ein Weckruf für internationales Engagement

Die Entwicklungen in den USA sollten als Weckruf für Deutschland und andere Länder dienen, ihr Engagement für HIV-Prävention und -Forschung zu verstärken. Der deutsche Ansatz, der auf Integration, Antidiskriminierung und wissenschaftsbasierter Politik beruht, könnte als Modell für andere Länder dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.

Während die USA unter RFK Jr. möglicherweise einen Rückschritt in der HIV-Politik erleben, hat Deutschland die Chance, seine führende Rolle in diesem Bereich weiter auszubauen und sicherzustellen, dass die jahrzehntelangen Fortschritte im Kampf gegen HIV/AIDS nicht verloren gehen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die internationale Gemeinschaft in der Lage ist, die durch die US-Politik entstehenden Lücken zu füllen.


Solidarität aus der EU: Deutsche und europäische Politiker wollen trotz Verbots nach Budapest zum CSD reisen

In einem bemerkenswerten Akt der internationalen Solidarität haben mehrere EU-Abgeordnete angekündigt, trotz des kürzlich erlassenen Verbots an der diesjährigen Pride-Parade in Budapest teilnehmen zu wollen. Die ursprüngliche Meldung wurde von queer.de veröffentlicht und zeigt, wie der Kampf um LGBTQ+-Rechte in Ungarn zunehmend zu einem europäischen Anliegen wird.

EU-Abgeordnete kündigen Teilnahme an

"Ich freue mich darauf, nach Budapest zu fahren", erklärte der luxemburgische EU-Abgeordnete Marc Angel, Co-Vorsitzender der LGBTIQ* Intergroup im Europäischen Parlament, die mehr als 100 Abgeordnete vertritt. Auch Iratxe García, Vorsitzende der sozialdemokratischen S&D-Fraktion, hat ihre Abgeordneten dazu aufgerufen, sich an der CSD-Demonstration in Budapest zu beteiligen.

Terry Reintke, Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, plant ebenfalls nach Budapest zu reisen, sollte das Verbot bestehen bleiben. Sie rechnet mit vielen weiteren grünen Abgeordneten aus dem europäischen und aus nationalen Parlamenten. Der deutsche FDP-Abgeordnete Moritz Körner, Mitglied der LGBTIQ+-Intergroup, erwägt ebenfalls eine Teilnahme.

Drakonische Maßnahmen gegen die Pride

Das ungarische Parlament hatte vor zwei Wochen im Eilverfahren einen Gesetzesvorschlag des rechtspopulistischen Ministerpräsidenten Viktor Orban zum Verbot der Pride-Parade gebilligt. Verstöße gegen das Verbot gelten als Ordnungswidrigkeit und können mit Geldbußen von bis zu 200.000 Forint (rund 500 Euro) bestraft werden. Besonders beunruhigend: Die Behörden planen den Einsatz von Gesichtserkennungs-Software, um Teilnehmer*innen zu identifizieren und zu bestrafen.

Die repressive Maßnahme reiht sich ein in eine lange Liste von Angriffen auf die Rechte der LGBTQ+-Community in Ungarn. Bereits 2021 verabschiedete das ungarische Parlament ein Gesetz, das die Darstellung von LGBTIQ*-Inhalten in den Medien einschränkt – angeblich zum Schutz von Kindern.

Massenproteste in Ungarn

Die Zivilgesellschaft in Ungarn wehrt sich entschlossen gegen diese Einschränkungen. Am vergangenen Dienstag demonstrierten nach AFP-Schätzungen mehr als 10.000 Menschen in Budapest gegen das CSD-Verbot. Mit ungarischen und Regenbogenflaggen sowie Plakaten mit Aufschriften wie "Genug der Lügen" und "Nieder mit Orban! Wir wollen Demokratie" brachten sie ihren Unmut zum Ausdruck.

Der unabhängige Abgeordnete und Protest-Organisator Akos Hadhazy kündigte an, dass die Proteste "nicht aufhören werden, bis das Gesetz aufgehoben ist". Die Organisator*innen der Budapester Pride-Parade sowie der Bürgermeister der Stadt haben trotz des Verbots angekündigt, dass der CSD am 28. Juni stattfinden soll.

Verfassungsänderung geplant

Im ungarischen Parlament wird bereits die nächste Attacke auf die Rechte von queeren Menschen vorbereitet. Eine geplante Verfassungsänderung könnte dem CSD-Verbot eine "verfassungsrechtliche Grundlage" verschaffen, warnte der Menschenrechtskommissar des Europarats, Michael O'Flaherty.

Die Regierung von Viktor Orban plant, den Begriff "Geschlechtsidentität" durch "geschlechtsspezifische Identität" zu ersetzen – eine subtile, aber bedeutsame Änderung, die O'Flaherty als "unnötig und bedauerlich" bezeichnete und die gegen die von Ungarn ratifizierte Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen könnte.

Solidarität aus Deutschland

Auch in Deutschland wächst die Unterstützung für die ungarische LGBTQ+-Community. Beim CSD München wurde die Situation in Ungarn thematisiert und zur Solidarität aufgerufen. Der CSD Berlin, der am 26. Juli 2025 stattfinden wird, plant ebenfalls Solidaritätsaktionen mit Vertreter*innen der Budapest Pride.

Die Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, werden den Berliner CSD eröffnen und dabei vermutlich auch die Lage in Ungarn ansprechen. Deutsche Politiker*innen verschiedener Parteien haben sich besorgt über die Entwicklungen geäußert und ihre Unterstützung für die queere Community in Ungarn zum Ausdruck gebracht.

EU-Reaktionen gefordert

Die Angriffe auf die LGBTQ+-Gemeinschaft in Ungarn rufen auch Forderungen nach konkreten Maßnahmen der Europäischen Union hervor. Der deutsche Grünen-Abgeordnete Daniel Freund forderte im Europäischen Parlament den Entzug des Stimmrechts Ungarns und die Einstellung von EU-Zahlungen. Die EU-Kommission prüft derzeit, ob das Verbot gegen EU-Recht verstößt.

Die Solidaritätsbekundungen und geplante Teilnahme europäischer Politiker*innen an der Budapester Pride zeigen, dass der Kampf um LGBTQ+-Rechte in Ungarn zu einer gemeinsamen europäischen Angelegenheit geworden ist. Es bleibt abzuwarten, ob dieser internationale Druck die ungarische Regierung zum Einlenken bewegen kann.

Für die ungarische LGBTQ+-Community ist die internationale Unterstützung ein wichtiges Signal, dass sie in ihrem Kampf für Gleichberechtigung und Würde nicht allein steht. Der 28. Juni könnte zu einem wichtigen Tag für die Zukunft der Pride-Bewegung in Ungarn und darüber hinaus werden.


Angriff auf Vielfalt: Deutschland im Kreuzfeuer zwischen Trump und Diversitätsprogrammen

Die Trump-Administration erhöht den Druck auf europäische Unternehmen, ihre Diversitätsprogramme einzustellen – und nach Frankreich wehrt sich nun auch Spanien gegen diese Einmischung. Wie queer.de berichtet, bezeichnet das spanische Arbeitsministerium die Forderungen der USA als "eklatanten Verstoß gegen die in unserem Land geltende Gesetzgebung".

Europäische Front gegen US-Einmischung

Die von Yolanda Díaz geleitete Behörde stellt unmissverständlich klar: Spanische Unternehmen müssen die nationalen Verordnungen zur Gleichstellung und zum Schutz der Vielfalt strikt einhalten. Eine Umgehung des geltenden Rechtsrahmens, um Geschäfte mit den USA zu betreiben, werde nicht gestattet. Damit schließt sich Spanien der Haltung Frankreichs an, das die US-Intervention bereits als "inakzeptabel" zurückgewiesen hatte.

Nach verschiedenen Medienberichten wurden Briefe der US-Botschaften an Unternehmen in mehreren EU-Ländern verschickt, die von ihnen verlangen, keine Gleichstellungs- und Diversitätspolitik mehr zu betreiben, wenn sie mit den USA zusammenarbeiten wollen. Die französische Zeitung "Le Figaro" veröffentlichte einen solchen Brief.

Deutsche Unternehmen im Spannungsfeld

Obwohl das Bundeswirtschaftsministerium mitteilt, dass entsprechende Schreiben an deutsche Unternehmen nicht bekannt seien, befinden sich auch deutsche Konzerne mit starker US-Präsenz in einer schwierigen Lage. Wie der Deutschlandfunk berichtet, prüfen viele deutsche Unternehmen die rechtlichen Konsequenzen der US-Forderungen.

Einige Firmen haben bereits reagiert: So haben nach Recherchen deutscher Medien mehrere Unternehmen wie Aldi Süd ihre Bekenntnisse zu Diversität von ihren US-Websites entfernt. Andere Konzerne setzen ihre Teilnahme an Umfragen zur LGBTQ+-Integration am Arbeitsplatz aus, um nicht in das Visier der Trump-Administration zu geraten.

DEI-Programme unter Beschuss

Im Zentrum der Kontroverse stehen die sogenannten DEI-Programme (Diversität, Gleichstellung, Inklusion). Diese zielen darauf ab, systembedingte Hindernisse für den Aufstieg von historisch benachteiligten Gruppen abzubauen – darunter auch LGBTQ+-Personen. Donald Trump hat als Präsident ein Dekret erlassen, das Bundesbehörden anweist, ihre DEI-Programme als "diskriminierend und illegal" einzustellen.

Trump und seine Unterstützer argumentieren, dass diese Programme weiße Menschen, insbesondere Männer, diskriminieren würden. Kritiker hingegen sehen in diesem Vorgehen einen gefährlichen Rückschritt für die Rechte marginalisierter Gruppen.

Kulturelle Unterschiede in der Diversitätspolitik

Deutschland und andere europäische Länder haben ein anderes Verständnis von Diversität und Gleichstellung als die USA. Während in Europa Diversitätsprogramme oft gesetzlich verankert und als gesellschaftlicher Fortschritt betrachtet werden, hat sich in den USA unter konservativen Kräften eine Gegenbewegung formiert, die solche Initiativen als "Wokeness" ablehnt.

Laut einem Bericht des Manager Magazins müssen deutsche Unternehmen nun einen Balanceakt vollführen: Einerseits wollen sie ihre Werte verteidigen und gesetzliche Vorgaben in Deutschland erfüllen, andererseits können sie es sich nicht leisten, den Zugang zum wichtigen US-Markt zu verlieren.

LGBTQ+-Community besonders betroffen

Für die LGBTQ+-Community ist diese Entwicklung besonders besorgniserregend. Diversitätsprogramme haben in den vergangenen Jahren erheblich zur Verbesserung der Situation von LGBTQ+-Personen am Arbeitsplatz beigetragen. Einige Unternehmen, darunter auch die Lufthansa, hatten Zeichen gesetzt, indem sie beispielsweise Flugzeuge in Regenbogenfarben lackierten.

Interessanterweise verhalten sich deutsche Unternehmen unterschiedlich in dieser Krise. Während einige an ihren Diversitätsprogrammen festhalten und ihre Verpflichtung zu Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt betonen, ziehen es andere vor, sich nicht öffentlich zu äußern, um nicht in Konflikt mit der US-Regierung zu geraten.

Zukunftsaussichten für Diversität in Unternehmen

Die Auswirkungen dieses Konflikts zwischen der europäischen Haltung zur Diversität und den Forderungen der USA könnten weitreichend sein. Der Druck aus den USA hat bereits dazu geführt, dass viele US-Konzerne ihre DEI-Programme zurückfahren und Entlassungen in entsprechenden Positionen vornehmen.

Für die Zukunft stellt sich die Frage, ob europäische und insbesondere deutsche Unternehmen dem Druck standhalten und ihre Werte verteidigen können, ohne wirtschaftliche Nachteile zu erleiden. Die klare Positionierung Spaniens und Frankreichs könnte anderen europäischen Ländern als Vorbild dienen und zu einer gemeinsamen europäischen Haltung gegen die US-Einmischung führen.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bleibt zu hoffen, dass die Errungenschaften im Bereich der betrieblichen Vielfalt und Inklusion nicht durch geopolitische Spannungen gefährdet werden. Der Einsatz für eine diverse und inklusive Arbeitswelt bleibt ein wichtiger Bestandteil des Kampfes für LGBTQ+-Rechte – sowohl in Deutschland als auch international.


"Transphobisches Kleinkind" in britischem Kindergarten suspendiert? Die Hintergründe der umstrittenen Schlagzeile und die Situation in Deutschland

Der britische Telegraph berichtete Anfang April über einen außergewöhnlichen Fall: Ein Kleinkind im Alter von drei oder vier Jahren soll in Großbritannien vom Kindergarten suspendiert worden sein - angeblich wegen "transphobischen Verhaltens". Die Schlagzeile löste eine heftige Kontroverse aus und wurde von rechtskonservativen Medien schnell aufgegriffen. Doch wie so oft steckt hinter der reißerischen Überschrift eine komplexere Realität.

Was wirklich hinter der Schlagzeile steckt

Der umstrittene Bericht des Telegraph, der am 31. März veröffentlicht wurde, berief sich auf Daten, die über eine Anfrage nach dem Freedom of Information Act (Informationsfreiheitsgesetz) eingeholt wurden. Demnach soll ein Kind im Vorschulalter während des Schuljahres 2022-23 wegen "Missbrauchs gegen sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität" suspendiert worden sein.

Der Bericht wurde schnell von anderen rechtsgerichteten Medien wie GB News, Fox News und der Daily Mail aufgegriffen. Die Autorin J.K. Rowling, bekannt für ihre kritische Haltung gegenüber Transgender-Rechten, bezeichnete den Vorfall in den sozialen Medien sogar als "totalitären Wahnsinn".

Doch was an der Berichterstattung auffällt: Sie enthält kaum konkrete Details zum tatsächlichen Vorfall. Weder die betroffene Bildungseinrichtung wird genannt, noch werden die genauen Umstände erläutert, die zur Suspendierung geführt haben. Das Portal PinkNews weist darauf hin, dass die Berichterstattung "versäumt, klare Details über den Vorfall oder Beweise dafür zu liefern, dass Transphobie allein der Grund für die Entfernung des Kindes war".

Trotz der dünnen Faktenlage wurden in dem Telegraph-Artikel Stimmen wie die von Helen Joyce, Beraterin der Organisation Sex Matters, zitiert, die die "Extreme der Gender-Ideologie" für den angeblichen Vorfall verantwortlich machte - ohne den tatsächlichen Sachverhalt zu kennen.

Offizieller Kontext in Großbritannien

Die britische Regierung weist in ihren Richtlinien für Schulen darauf hin, dass Suspendierungen und dauerhafte Ausschlüsse nur in den "schwerwiegendsten Fällen" eingesetzt werden sollten. Die Entscheidungen darüber hängen von den individuellen Richtlinien jeder Schule ab sowie von den konkreten Fakten des jeweiligen Falls - beides Details, die in der Telegraph-Berichterstattung fehlen.

Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer distanzierte sich von dem angeblichen Vorfall und betonte: "Offensichtlich würde der Premierminister solche Maßnahmen nicht unterstützen." Weiter führte er aus: "Schüler und Mitarbeiter sollten niemals Missbrauch ausgesetzt sein, aber jede Maßnahme zur Bekämpfung von Verhalten sollte auch verhältnismäßig sein."

Interessanterweise zeigen die offiziellen Daten des britischen Bildungsministeriums, dass von den 787.221 Schülern, die im Schuljahr 2022-23 suspendiert wurden, nur 178 wegen homophobem oder transphobem Verhalten vom Unterricht ausgeschlossen wurden - was die Seltenheit solcher Fälle unterstreicht.

Die Situation in Deutschland

Auch in Deutschland ist der Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Bildungssystem ein viel diskutiertes Thema. Anders als in Großbritannien sind uns jedoch keine vergleichbaren Fälle von Suspendierungen so junger Kinder wegen angeblich transphobem Verhalten bekannt.

Studien zeigen jedoch, dass Transgender-Personen in deutschen Schulen überdurchschnittlich oft Diskriminierung erfahren. Laut LSVD-Untersuchungen erlebt ein erheblicher Prozentsatz von LSBTIQ*-Personen in Deutschland Diskriminierung im schulischen Kontext. Eine Umfrage zeigt, dass fast alle Lehrkräfte Homo- und Transphobie an der Schule mitbekommen, und 59% der Lehrkräfte berichten über feindseliges Verhalten gegenüber Schülern, die queer sind oder dafür gehalten werden.

Anders als der britische Fall suggeriert, zeigen Studien allerdings, dass es in Deutschland eher an Unterstützung für transgender Kinder und Jugendliche mangelt als an Sanktionen gegen diskriminierendes Verhalten. Just Like Us, eine LGBTQ+ Wohltätigkeitsorganisation, stellte in einer Untersuchung fest, dass transgender Schüler:innen fünfmal häufiger täglich gemobbt werden als ihre cisgender Mitschüler:innen.

Herausforderungen im deutschen Bildungssystem

In Deutschland bestehen für den Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt im Bildungssystem mehrere Herausforderungen:

  • Viele Lehrkräfte fühlen sich nicht ausreichend kompetent im Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt
  • Abwertende Sprache und diskriminierende Bezeichnungen wie die pejorative Verwendung des Wortes "schwul" sind an vielen Schulen noch immer verbreitet
  • Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern, was die Integration von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Lehrpläne betrifft
  • Transgender-Jugendliche, die in der Schule Ablehnung erfahren, haben ein höheres Risiko für psychische Belastungen, einschließlich Suizidgedanken

Positive Ansätze in Deutschland

Trotz der Herausforderungen gibt es in Deutschland auch positive Entwicklungen. Programme wie "Schule der Vielfalt" setzen sich aktiv für den Abbau von Homo- und Transphobie ein und fördern Akzeptanz von unterschiedlichen Lebensweisen an Schulen.

Einige Bundesländer haben bereits klare Vorgaben zur Integration von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in den Schulunterricht etabliert. Schulische Sexualerziehung soll explizit einen Beitrag zum Abbau von Homo- und Transphobie leisten.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) empfiehlt Schulen konkrete Maßnahmen wie:

  • Lernende mit den von ihnen bevorzugten Vornamen und Pronomen ansprechen, ohne dass dafür eine offizielle Bescheinigung nötig ist
  • Zugang zu Toiletten und Umkleideräumen ermöglichen, die der Geschlechtsidentität des Kindes entsprechen
  • Teilnahme am Sportunterricht und an sportlichen Aktivitäten entsprechend der Geschlechtsidentität erlauben
  • Bewertung von Leistungen ohne Benachteiligung von Transgender-Schüler:innen sicherstellen

Fazit: Differenzierter Blick statt Sensationsschlagzeilen

Der Fall des angeblich "transphobischen Kleinkinds" aus Großbritannien zeigt, wie schnell aus unvollständigen Informationen polarisierende Schlagzeilen werden können. Ohne die konkreten Umstände zu kennen, wurden vorschnell ideologische Schlussfolgerungen gezogen.

In Deutschland steht nicht die Sorge um übermäßige Sanktionen gegen diskriminierendes Verhalten im Vordergrund, sondern vielmehr der Bedarf an besserer Unterstützung für LGBTQ+-Schüler:innen und mehr Kompetenzvermittlung für Lehrkräfte. The Proud Trust, eine LGBTQ+-Organisation, betont: "Alle Schulen haben sowohl eine rechtliche als auch eine moralische Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sich transgender Schüler:innen gleichermaßen willkommen, integriert und sicher fühlen und die gleiche Möglichkeit haben, ihr volles Potenzial zu entfalten wie alle anderen."

Statt medialer Empörung braucht es einen sachlichen, auf Fakten basierenden Dialog über den angemessenen Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt in Bildungseinrichtungen - zum Wohle aller Kinder und Jugendlichen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.


Millionen intime Bilder aus queeren Dating-Apps ungeschützt im Netz: Ein alarmierendes Datenschutzproblem

Ein schwerwiegender Datenschutzverstoß erschüttert die Online-Dating-Welt: Wie das litauische Portal Cybernews aufdeckte, sind fast 1,5 Millionen private Nutzerfotos von mehreren LGBTQ+-Dating-Apps des Entwicklers M.A.D. Mobile praktisch ungeschützt im Internet verfügbar. Die ursprüngliche Meldung stammt von queer.de und wirft ein Schlaglicht auf die anhaltenden Datenschutzprobleme bei Dating-Apps.

Die betroffenen Apps und das Ausmaß des Datenlecks

Zu den betroffenen Anwendungen gehören die Kink-Plattform "BDSM People", die Luxus-Dating-App "Chica" sowie die auf queere Communities ausgerichteten Apps "Pink" (lesbisch), "Brish" (schwul) und "Translove" (für geschlechtliche Minderheiten). Laut BBC werden diese Dienste von geschätzt 800.000 bis 900.000 Menschen weltweit genutzt.

Besonders beunruhigend: Die öffentlich einsehbaren Bilder stammen nicht nur aus öffentlichen Profilen, sondern auch aus privaten Direktnachrichten. Zudem waren Profilfotos, Bilder zur Profilverifizierung und sogar wegen Regelverstößen entfernte Aufnahmen zugänglich. Für die Nutzer:innen dieser Apps bedeutet dies ein erhebliches Risiko für ihre Privatsphäre und persönliche Sicherheit.

Mögliche Konsequenzen für die Betroffenen

Die Folgen eines solchen Datenlecks können gravierend sein. Cybernews warnt vor verschiedenen Szenarien: Unbefugte könnten Zugriff auf Profile erhalten, die Bilder könnten für Erpressungsversuche missbraucht werden oder das Ansehen der betroffenen Personen schädigen. In Deutschland könnte dies unter anderem arbeitsrechtliche Konsequenzen haben oder zu sozialer Ausgrenzung führen.

Besonders alarmierend ist die Gefahr für LGBTQ+-Personen, die in Ländern mit queerfeindlichen Gesetzen leben. In zahlreichen Staaten weltweit ist Homosexualität nach wie vor strafbar, in einigen sogar mit der Todesstrafe bedroht. Die ungeschützte Veröffentlichung intimer Bilder könnte für diese Menschen lebensbedrohliche Konsequenzen haben.

Verzögerte Reaktion des Unternehmens

Noch problematischer erscheint die Tatsache, dass M.A.D. Mobile bereits seit dem 20. Januar von dem Datenleck wusste, aber erst letzte Woche darauf reagierte. Ein Unternehmenssprecher erklärte, man arbeite an einer Lösung des Problems durch ein Update. Warum die Firma wochenlang untätig blieb, wurde nicht erklärt. Auch bleibt unklar, ob in der Zwischenzeit Dritte Zugriff auf die Daten erlangt haben.

Datenschutz bei Dating-Apps: Ein anhaltendes Problem

Dieser Fall reiht sich ein in eine lange Liste von Datenschutzverstößen bei Dating-Apps. In Deutschland haben Stiftung Warentest und andere Verbraucherschutzorganisationen wiederholt vor den Datenschutzrisiken bei Dating-Anwendungen gewarnt. Besonders Apps wie Grindr standen immer wieder in der Kritik. Die Plattform wurde 2021 in Norwegen zu einer Geldstrafe von 5,7 Millionen Euro verurteilt – wegen Verstößen gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Laut Datenschutzexperte.de sollten Nutzer:innen von Dating-Apps die Datenschutzbestimmungen sorgfältig prüfen und sich bewusst machen, welche Daten sie preisgeben. Experten empfehlen, persönliche Informationen zu minimieren, Standortfreigaben einzuschränken und bei der Auswahl von Profilbildern vorsichtig zu sein.

Rechtliche Situation in Deutschland

In Deutschland bieten die DSGVO und das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) einen rechtlichen Rahmen zum Schutz persönlicher Daten. Diese Gesetze geben Nutzer:innen das Recht auf Auskunft, Berichtigung, Löschung und Einschränkung der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten. Bei Verstößen können Betroffene Beschwerde bei den zuständigen Datenschutzbehörden einlegen.

Der aktuelle Fall könnte weitreichende rechtliche Konsequenzen für M.A.D. Mobile haben. Gemäß der DSGVO können Verstöße mit Bußgeldern von bis zu 4% des weltweiten Jahresumsatzes oder 20 Millionen Euro geahndet werden – je nachdem, welcher Betrag höher ist.

Schutzmaßnahmen für Nutzer:innen

Für Nutzer:innen von Dating-Apps – insbesondere solchen, die sich an die LGBTQ+-Community richten – empfehlen Experten verschiedene Schutzmaßnahmen:

  • Verzicht auf erkennbare Gesichtsbilder in öffentlichen Profilen
  • Keine Weitergabe intimer Fotos über Dating-Plattformen
  • Verwendung von Pseudonymen statt Klarnamen
  • Regelmäßige Überprüfung der Privatsphäre-Einstellungen
  • Nutzung von Apps mit End-zu-End-Verschlüsselung für sensible Kommunikation
  • Vorsicht bei der Preisgabe persönlicher Informationen wie Wohnort oder Arbeitsplatz

Dieser aktuelle Fall unterstreicht einmal mehr die Bedeutung eines verantwortungsvollen Umgangs mit persönlichen Daten im digitalen Raum – besonders für Mitglieder der LGBTQ+-Community, die in vielen Kontexten nach wie vor mit Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert sind. Dating-App-Anbieter stehen in der Pflicht, die Privatsphäre ihrer Nutzer:innen konsequent zu schützen und Datensicherheit zur obersten Priorität zu machen.


Gefährliches Online-Dating: Acht Jugendliche in Malta bekennen sich schuldig im Fall von Dating-App-Attacke – Parallelen in Deutschland

Acht Jugendliche in Malta haben sich schuldig bekannt, einen 18-Jährigen angegriffen zu haben, den sie über eine Dating-App aufgrund seiner vermeintlichen sexuellen Orientierung in eine Falle gelockt hatten. Die ursprüngliche Nachricht wurde von PinkNews veröffentlicht. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf ein weltweites Problem, das auch in Deutschland zunehmend Besorgnis erregt.

Die Gruppe im Alter zwischen 15 und 17 Jahren – sieben Jungen und ein Mädchen – bekannte sich am Sonntag (30. März) schuldig zu schweren Körperverletzungen, schwerem Diebstahl und illegaler Freiheitsberaubung, verschärft durch Hass gegen die Person aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.

Das Opfer wurde über eine Dating-App zu einem verlassenen Hotel in der Nähe des Red Tower in Mellieħa gelockt, wo die Jugendlichen ihn schlugen und sein Handy stahlen. Die Täter wurden gegen Kaution freigelassen, unter der Bedingung, sich dreimal wöchentlich bei der Polizei zu melden und zwischen 20:30 Uhr und 6:00 Uhr zu Hause zu bleiben.

Auch in Deutschland ein wachsendes Problem

Solche Vorfälle sind leider kein Einzelfall – auch in Deutschland nehmen Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen zu. Laut offiziellen Statistiken wurden 2022 über 1000 Fälle von Hasskriminalität im Zusammenhang mit sexueller Orientierung und über 400 Fälle im Zusammenhang mit Geschlechtervielfalt registriert. Besonders alarmierend ist die Situation in Berlin, wo die Zahl der von der Polizei erfassten queerfeindlichen Straftaten im Jahr 2023 auf einen Höchststand von 588 Fällen stieg, wie das Berliner Monitoring für queerfeindliche Gewalt berichtet.

Besonders Dating-Apps werden immer wieder für solche Angriffe missbraucht. "Wir sehen eine besorgniserregende Zunahme von Fällen, in denen LGBTQ+-Personen über Dating-Plattformen in gefährliche Situationen gelockt werden", erklärt Bastian Finke vom Berliner Anti-Gewalt-Projekt MANEO gegenüber Pride.Direct. "Die Täter nutzen gezielt die Verletzlichkeit von Menschen aus, die aufgrund gesellschaftlicher Stigmatisierung oft diskrete Treffen suchen."

Globales Phänomen mit lokalen Auswirkungen

Der Fall aus Malta reiht sich in eine beunruhigende weltweite Serie ähnlicher Vorfälle ein. In Indien nutzte eine Bande Grindr, um bis zu 20 queere Opfer anzugreifen und auszurauben. In Schottland wurde ein pensionierter Lehrer über Gay-Dating-Apps kontaktiert und später getötet. In Südafrika gab es einen Anstieg von Entführungen und Erpressungen über Dating-Apps.

In Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas werden LGBTQ+-Personen sogar von Sicherheitskräften über Dating-Apps ausspioniert, was zu Verhaftungen und Misshandlungen führt, wie Middle East Eye berichtet.

Maßnahmen in Deutschland

Die Bundesregierung hat als Reaktion auf die steigende Zahl queerfeindlicher Übergriffe angekündigt, einen nationalen Aktionsplan für die Akzeptanz und den Schutz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu erstellen. Dies geschieht parallel zur LGBTIQ-Gleichstellungsstrategie 2020-2025 der Europäischen Kommission.

In Berlin konzentriert sich die Polizei verstärkt auf queerfeindliche Hasskriminalität, um das Bewusstsein zu schärfen und die Verfolgung solcher Straftaten zu verbessern. Zudem bieten Organisationen wie die Berliner Beratungsstelle für LGBTQ+-Opfer von Gewalt spezialisierte Unterstützung an.

Sicherheitstipps für Dating-App-Nutzer:innen

Um sich bei der Nutzung von Dating-Apps zu schützen, empfehlen Expert:innen folgende Maßnahmen:

  • Überprüfen Sie Profile sorgfältig – führen Sie bei Zweifeln eine umgekehrte Bildersuche durch oder bitten Sie um ein aktuelles Selfie
  • Seien Sie zurückhaltend mit persönlichen Informationen und vermeiden Sie es, genaue Wohnorte preiszugeben
  • Informieren Sie Freund:innen über geplante Treffen – teilen Sie Standort und Kontaktdaten der Person mit
  • Treffen Sie sich zunächst an belebten öffentlichen Orten
  • Nutzen Sie ein VPN, um Ihre Daten zu schützen, besonders wenn Sie sich in Gebieten mit höherer LGBTQ+-Feindlichkeit aufhalten
  • Melden Sie verdächtige Profile oder Verhaltensweisen sofort den App-Betreibern
  • Scheuen Sie sich nicht, bei Übergriffen die Polizei einzuschalten und spezialisierte Beratungsstellen zu kontaktieren

"Sicherheit muss immer an erster Stelle stehen", betont Petra Wessely von der Münchner Aids-Hilfe. "Dating-Apps bieten großartige Möglichkeiten zur Vernetzung innerhalb der Community, aber wir müssen uns der Risiken bewusst sein und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen."

Der Fall aus Malta verdeutlicht, dass Hassverbrechen gegen die LGBTQ+-Community ein grenzüberschreitendes Problem darstellen, das sowohl gemeinsame internationale Anstrengungen als auch lokale Sensibilisierung und Schutzmaßnahmen erfordert. Die verstärkten Bemühungen in Deutschland sind ein wichtiger Schritt, doch bleibt noch viel zu tun, um die Sicherheit aller LGBTQ+-Personen zu gewährleisten – online wie offline.


Rückschritt für LGBTQ+-Rechte: Trinidad und Tobago kriminalisiert Homosexualität erneut

Ein Berufungsgericht im karibischen Inselstaat Trinidad und Tobago hat vergangene Woche die 2018 erfolgte Entkriminalisierung von Homosexualität zurückgenommen. Wie der "Daily Express" berichtet, hat das Gericht in der Hauptstadt Port of Spain mit einer 2:1-Mehrheit dem Einspruch der Regierung stattgegeben. Diese Entscheidung markiert einen dramatischen Rückschritt für LGBTQ+-Rechte in der Region.

Vom Fortschritt zum Rückschritt

Der aus Trinidad und Tobago stammende queere Aktivist Jason Jones, der mittlerweile in Großbritannien lebt, hatte 2017 gegen die Paragrafen 13 und 16 des Sexualstrafrechts geklagt. Diese aus der britischen Kolonialzeit stammenden Gesetze sahen Haftstrafen von bis zu 25 Jahren für gleichgeschlechtlichen Sex oder Analverkehr vor – sowohl für homo- als auch für heterosexuelle Paare. Im Jahr 2018 errang Jones einen bedeutenden Sieg, als der Verfassungsgerichtshof diese Paragrafen für verfassungswidrig erklärte und damit Homosexualität entkriminalisierte.

Die Regierung legte jedoch Berufung ein, und nun hat das Berufungsgericht die frühere Entscheidung aufgehoben. Als kleines Zugeständnis reduzierte die Richter-Mehrheit immerhin das maximale Strafmaß von 25 auf fünf Jahre Haft – ein schwacher Trost für die betroffene Community.

Kritik an religiös motivierter Rechtsprechung

Jason Jones zeigte sich über das Urteil zutiefst entsetzt. In einem emotionalen Facebook-Post beschuldigte der 60-Jährige die Richter Nolan Bereaux und Richterin Charmaine Pemberton, die für die Rekriminalisierung gestimmt hatten, "die Bibel wichtiger zu nehmen als ihre Pflicht, die Rechte ALLER Bürger zu schützen". Mit ihrer Entscheidung hätten sie "eine Welle von homophobem Hass losgetreten". Jones kündigte an, den Kampf fortzusetzen: "Ihr habt es vielleicht geschafft, mich mit euren Worten zum Weinen zu bringen, aber diese werden mich nicht brechen. DER KAMPF GEHT WEITER."

Rechtlicher Weg noch nicht ausgeschöpft

Jones hat bereits angekündigt, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Als letzte Instanz fungiert das sogenannte "Judicial Committee of the Privy Council", ein Gericht für Staaten, die dem postkolonialen britischen Commonwealth angehören. Allerdings gibt es wenig Grund zur Hoffnung: Dieses in London ansässige Appellationsgericht entschied 2022 gegen LGBTQ+-Rechte, indem es das Eheverbot für schwule und lesbische Paare auf Bermuda und den Caymaninseln für rechtmäßig erklärte.

LGBTQ+-Rechte in der Karibik – ein gemischtes Bild

Die Situation für LGBTQ+-Personen in der Karibik bleibt herausfordernd. Mehrere karibische Staaten, darunter Jamaika, Dominica, Grenada, St. Lucia sowie St. Vincent und die Grenadinen, haben nach wie vor Gesetze, die gleichgeschlechtliche Beziehungen kriminalisieren, wie Human Rights Watch dokumentiert.

In den letzten Jahren gab es jedoch auch einige Fortschritte in der Region. So entschied beispielsweise das Oberste Gericht von Barbados 2023, dass bestimmte Gesetze, die gleichgeschlechtliche sexuelle Beziehungen kriminalisierten, verfassungswidrig sind. Der Rückschritt in Trinidad und Tobago ist daher besonders besorgniserregend, da er einen bereits gewonnenen Fortschritt wieder zunichtemacht.

Kontrastbild Deutschland

Während in Trinidad und Tobago Homosexualität wieder unter Strafe gestellt wird, genießen LGBTQ+-Personen in Deutschland weitreichende rechtliche Absicherung. Seit der Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe im Jahr 2017 haben gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland nahezu die gleichen Rechte wie heterosexuelle Paare, einschließlich des Adoptionsrechts. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet zudem Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung.

Doch trotz der rechtlichen Fortschritte in Deutschland und einigen anderen Ländern weltweit mahnt der Fall Trinidad und Tobago, dass erkämpfte LGBTQ+-Rechte nicht als selbstverständlich angesehen werden können. Die Entscheidung des Berufungsgerichts zeigt, dass Fortschritte in der Gleichstellung auch wieder rückgängig gemacht werden können – eine Warnung, die auch für die hiesige Community von Bedeutung ist.

Aktivisten wie Jason Jones setzen ihren Kampf für Gleichberechtigung fort, trotz der aktuellen Rückschläge. Sie erinnern uns daran, dass der Einsatz für LGBTQ+-Rechte ein fortwährender Prozess ist, der unermüdliches Engagement erfordert – in Trinidad und Tobago ebenso wie weltweit.


Freiheit um jeden Preis: Tennisspielerin Daria Kasatkina wechselt wegen ihrer Homosexualität nach Australien

Die russische Tennisspielerin Daria Kasatkina hat bestätigt, dass sie aufgrund ihrer Homosexualität und ihrer kritischen Haltung zum Ukraine-Krieg keine andere Wahl hatte, als ihre Staatsbürgerschaft zu wechseln. Wie auf PinkNews berichtet wird, erhielt die 27-jährige Weltranglisten-12. im März die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Australien und vertritt nun offiziell das Land bei Turnieren.

„Ich hatte keine andere Wahl"

„Mit allem, was in meinem früheren Land vor sich geht, hatte ich nicht viel Wahl", erklärte Kasatkina am Montag vor dem Charleston Open gegenüber Journalisten. „Für mich als offen homosexuelle Frau, wenn ich ich selbst sein will, musste ich diesen Schritt machen, und das habe ich getan."

Kasatkina, die seit 2022 in einer Beziehung mit der russischen Eiskunstläuferin Natalia Zabiiako lebt, hat Russland seit zweieinhalb Jahren nicht mehr besucht. Ihr Coming-out und ihre Kritik am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine machten eine Rückkehr praktisch unmöglich.

LGBTQ+ Rechte in Russland: Eine bedrohliche Lage

In den letzten Jahren hat Russland die Rechte von LGBTQ+-Personen drastisch eingeschränkt. Die russische Regierung hat die LGBTQ+-Bewegung als „extremistisch" eingestuft, was strafrechtliche Verfolgung ermöglicht. Das sogenannte „Propaganda-Gesetz" führte bereits zur Inhaftierung von Barbetreibern, der Festnahme von über 50 Clubbesuchern und sogar zum Universitätsausschluss eines schwulen Studenten wegen Make-up-Videos.

Auch kritische Äußerungen zum Ukraine-Krieg werden hart bestraft, mit Geldstrafen und Gefängnisstrafen für Antikriegsaktivisten. In diesem repressiven Umfeld sah Kasatkina keine Zukunft für sich.

Parallelen zu deutschen LGBTQ+-Sportlern

Auch in Deutschland haben Sportlerinnen und Sportler mit Diskriminierung zu kämpfen, obwohl die rechtliche Situation deutlich besser ist. Deutschland gilt mit 87% Akzeptanz für Homosexualität in der Bevölkerung als eines der LGBTQ+-freundlichsten Länder der Welt – noch vor Australien mit 79%, wie Umfragen zeigen.

Der deutsche Fußballprofi Thomas Hitzlsperger wagte sein Coming-out allerdings erst nach seiner aktiven Karriere, und bis heute gibt es keinen offen homosexuellen aktiven Spieler in der Männer-Bundesliga. Im Tennis hingegen gibt es mit Spielerinnen wie Amélie Mauresmo, die schon 1999 ihr Coming-out hatte, eine längere Tradition der Offenheit.

Ein neues Kapitel in Australien

Für Kasatkina beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. „Australien ist ein Ort, den ich liebe, der unglaublich einladend ist und an dem ich mich absolut zu Hause fühle", erklärte sie in ihrem Statement. „Ich freue mich darauf, mein Zuhause in Melbourne aufzubauen."

Tennis Australia begrüßte die Spielerin offiziell: „Tennis Australia heißt Daria, die derzeit auf Platz 12 der Weltrangliste steht, herzlich in der australischen Tennisfamilie willkommen. Mit sofortiger Wirkung wird Daria als Australierin antreten, und wir wünschen ihr alles Gute für ihre kommenden Turniere."

Die globale Dimension von LGBTQ+-Rechten

Kasatkinas Geschichte verdeutlicht die dramatischen Unterschiede bei LGBTQ+-Rechten weltweit. Während in Deutschland und anderen westlichen Ländern die gleichgeschlechtliche Ehe legal ist und Diskriminierungsschutz besteht, werden in Russland und vielen anderen Ländern grundlegende Menschenrechte für LGBTQ+-Personen eingeschränkt.

Der LGBTQI+ Travel Safety Index und andere Vergleichsindizes zeigen die enormen globalen Unterschiede auf. Diese Realität zwingt viele LGBTQ+-Personen dazu, ihre Heimat zu verlassen – selbst erfolgreiche Sportlerinnen wie Daria Kasatkina.

Ihr Schritt erinnert daran, dass der Kampf für LGBTQ+-Rechte global geführt werden muss und dass Zufluchtsorte wie Deutschland und Australien eine wichtige Rolle spielen, um Schutz und Freiheit zu bieten. Für Kasatkina beginnt nun ein neues Kapitel – eines, in dem sie sowohl ihre sportliche Karriere fortsetzen als auch offen und frei leben kann.


Jordan Bardella und die deutsche AfD: Eine beunruhigende Parallele für LGBTQ+-Rechte in Europa

Jordan Bardella, der junge Vorsitzende des französischen Rassemblement National (RN), könnte nach der Verurteilung von Marine Le Pen zum Hoffnungsträger der französischen Rechten bei den Präsidentschaftswahlen 2027 werden. Wie der Originalartikel von PinkNews berichtet, wurde Le Pen am 31. März wegen Veruntreuung von EU-Geldern zu einer Haftstrafe verurteilt und für fünf Jahre von politischen Ämtern ausgeschlossen. Diese Entwicklung rückt den 29-jährigen Bardella, ihren politischen Ziehsohn, ins Rampenlicht - mit möglicherweise weitreichenden Folgen für LGBTQ+-Rechte in Frankreich, die auch für die deutsche LGBTQ+-Community ein warnendes Signal darstellen könnten.

Bardellas Haltung zu LGBTQ+-Rechten

Bardella versucht, ein moderateres Bild des RN zu zeichnen, indem er erklärt hat, dass er die gleichgeschlechtliche Ehe nicht abschaffen würde, da diese Debatte "abgeschlossen" sei. Dennoch bleibt er bei vielen anderen Themen auf der harten Linie seiner Partei: Er hat sich persönlich gegen Leihmutterschaft (in Frankreich "GPA" genannt) ausgesprochen und diese als "Kommodifizierung des Körpers und der Bäuche von Frauen" bezeichnet. 2019 positionierte er sich zudem klar gegen die In-vitro-Fertilisation (IVF) für lesbische Paare mit der Begründung: "Es gibt kein Recht auf Kinder. Kinder haben ein Recht auf einen Vater und eine Mutter, und dieses Gesetz schafft Kinder ohne Väter."

Diese Positionen spiegeln die traditionelle Haltung des RN wider, der historisch gegen progressive LGBTQ+-Rechte gestimmt hat - sowohl im französischen Parlament als auch auf EU-Ebene. Obwohl der RN unter Marine Le Pen und nun unter Bardella versucht hat, sein Image zu modernisieren, indem er einzelne homosexuelle Mitglieder aufgenommen und erklärt hat, gegen Homophobie zu sein, bleibt die grundsätzliche Ausrichtung der Partei problematisch für LGBTQ+-Rechte.

Parallelen zur AfD in Deutschland

Die Situation in Frankreich weist beunruhigende Parallelen zur Entwicklung in Deutschland auf, wo die Alternative für Deutschland (AfD) ähnliche Positionen vertritt. Die AfD lehnt die gleichgeschlechtliche Ehe und Adoption ebenso ab wie das kürzlich verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz für transgender Personen. Wie The Independent berichtet, hat sich die AfD trotz einer offen lesbischen Spitzenkandidatin zur lautstärksten Stimme gegen LGBTQ+-Rechte im deutschen Parlament entwickelt.

Im Wahlprogramm der AfD wird unter anderem gefordert, Minderjährige vor dem zu schützen, was sie als "Trans-Kult, Frühsexualisierung und Gender-Ideologie" bezeichnet. Die Partei will geschlechtsangleichende Maßnahmen wie Pubertätsblocker und Hormontherapien für minderjährige Transgender verbieten. Diese Forderungen überschneiden sich teilweise mit Positionen konservativer Parteien, was LGBTQ+-Aktivisten in Deutschland besonders beunruhigt.

Zunehmende Gewalt als Folge rechter Rhetorik

Was sowohl in Frankreich als auch in Deutschland besonders alarmierend ist: Die zunehmende Präsenz rechtsextremer Parteien geht mit einem Anstieg von Gewalt gegen LGBTQ+-Personen einher. In Frankreich ist die Zahl der gemeldeten Straftaten gegen LGBTQ+-Personen im Jahr 2023 um 40% höher als noch 2020. Ein besonders schockierender Fall ereignete sich unmittelbar nach den großen Erfolgen des RN bei den Europawahlen im Juni 2024: Vier Männer verübten in Paris einen homophoben Angriff auf einen Teenager und gaben später gegenüber der Polizei an, RN-Parteimitglieder zu sein.

Französische LGBTQ+-Organisationen wie SOS Homophobie warnen, dass die zunehmende Normalisierung rechtsextremer Rhetorik ein gesellschaftliches Klima schaffen könnte, in dem Diskriminierung und Gewalt gegen Minderheiten gedeihen. In Deutschland äußern Verbände wie der LSVD ähnliche Bedenken hinsichtlich des Einflusses der AfD auf das gesellschaftliche Klima.

Was bedeutet das für die deutsche LGBTQ+-Community?

Der Aufstieg des RN unter Bardella und die Parallelen zur AfD in Deutschland zeigen, dass LGBTQ+-Rechte in Europa zunehmend unter Druck geraten könnten. Für die deutsche LGBTQ+-Community sind die Entwicklungen in Frankreich ein wichtiges Signal: Sie zeigen, wie schnell vermeintlich gesicherte Fortschritte durch politische Machtverschiebungen in Frage gestellt werden können.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) beobachten die grenzüberschreitenden Entwicklungen mit Sorge. Sie betonen, dass die Verteidigung von LGBTQ+-Rechten eine gesamteuropäische Aufgabe ist und dass Rückschritte in einem Land schnell Auswirkungen auf die politische Debatte in anderen Ländern haben können.

Besonders besorgniserregend für Aktivisten ist, dass sowohl der RN als auch die AfD zunehmend salonfähig werden und ihre Positionen in den politischen Mainstream einfließen. Während in Deutschland das neue Selbstbestimmungsgesetz für transgender Personen gerade erst in Kraft getreten ist, zeigt die Erfahrung in anderen europäischen Ländern, dass solche Errungenschaften unter dem Einfluss rechtspopulistischer Parteien schnell wieder auf dem Prüfstand stehen können.

Fazit: Wachsamkeit ist geboten

Der Aufstieg von Jordan Bardella in Frankreich und die Parallelen zur Situation in Deutschland unterstreichen, dass LGBTQ+-Rechte keine Selbstverständlichkeit sind, sondern ständig verteidigt werden müssen. Für die deutsche LGBTQ+-Community sind die Entwicklungen jenseits des Rheins ein Weckruf: Die zunehmende Normalisierung rechtsextremer Positionen und die damit verbundene Zunahme von Diskriminierung und Gewalt erfordern eine wachsame Zivilgesellschaft.

Während Bardella versucht, ein gemäßigteres Bild zu zeichnen, indem er die gleichgeschlechtliche Ehe nicht anfechten will, bleiben seine Positionen zu Leihmutterschaft, IVF für lesbische Paare und anderen LGBTQ+-Themen tief problematisch. In Deutschland könnten ähnliche Entwicklungen drohen, sollte die AfD ihren Einfluss weiter ausbauen. Die Verteidigung der Rechte und der Sicherheit der LGBTQ+-Community muss daher auf beiden Seiten des Rheins höchste Priorität haben.


Homophobe Gewalt in Augsburg: Polizei fahndet nach verurteiltem Gewalttäter - Bayern ohne Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit

In Augsburg kam es zu einer schweren Gewalttat gegen zwei junge Männer mit offenbar homophobem Hintergrund. Die Augsburger Polizei teilte vergangene Woche mit, dass drei Männer im Alter zwischen 22 und 24 Jahren nach einer homosexuellenfeindlichen Attacke festgenommen wurden, wie queer.de berichtete. Die Verdächtigen befinden sich in Untersuchungshaft, nachdem sie zwei Männer im Alter von 26 und 28 Jahren homophob beleidigt und so schwer zusammengeschlagen hatten, dass die Opfer stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Bekannter Gewalttäter Halid S. unter Verdacht

Wie nun bekannt wurde, richtet sich der Verdacht in diesem Fall auch gegen den polizeibekannten Straftäter Halid S., der sich derzeit auf der Flucht befinden soll. Dies bestätigte dessen Anwalt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Halid S., der die deutsche, türkische und libanesische Staatsbürgerschaft besitzt, ist in Augsburg kein Unbekannter: Im Dezember 2019 hatte er als damals 17-Jähriger im Streit einen 49-jährigen Feuerwehrmann auf dem Königsplatz mit einem Faustschlag getötet. Für diese Tat wurde er wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Haftstrafe von mehr als vier Jahren verurteilt.

Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus ermittelt

Der Fall wird aufgrund des mutmaßlich queerfeindlichen Hintergrunds von der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München zusammen mit der Kriminalpolizei Augsburg untersucht. "Straftaten aus dem Bereich der Hasskriminalität werden von Generalstaatsanwaltschaft und Polizei konsequent verfolgt", betonten die Behörden in ihrer Mitteilung. Die Tatsache, dass die ZET die Ermittlungen übernommen hat, unterstreicht die Schwere des Falls und die zunehmende Aufmerksamkeit, die queerfeindliche Gewalt erhält.

Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland

Der Vorfall in Augsburg steht stellvertretend für ein deutschlandweites Problem: Laut Bundeskriminalamt (BKA) ist die Zahl queerfeindlicher Straftaten in Deutschland stark angestiegen. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Fälle erfasst, was einem Anstieg von etwa 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, wie tagesschau.de berichtete. Zu den häufigsten Vergehen zählen Beleidigungen, Gewalttaten, Volksverhetzungen, Nötigungen und Bedrohungen. Beunruhigend ist auch, dass die Dunkelziffer vermutlich deutlich höher liegt, da viele Betroffene aus Angst oder mangelndem Vertrauen in die Behörden keine Anzeige erstatten.

In Bayern wurden im vergangenen Jahr 177 queerfeindliche Straftaten zur Anzeige gebracht. Experten gehen jedoch auch hier von einer hohen Dunkelziffer aus. Der Anstieg dieser Delikte wird von Fachleuten mit zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und einer stärkeren Verbreitung queerfeindlicher Narrative in sozialen Medien in Verbindung gebracht.

Bayern als einziges Bundesland ohne Aktionsplan

Besonders brisant: Bayern ist aktuell das einzige Bundesland in Deutschland, das noch keinen Aktionsplan gegen Queerfeindlichkeit implementiert hat. Während Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Wahlkampf 2023 einen solchen Plan angekündigt hatte, fand das Thema im später verabschiedeten Koalitionsvertrag der bayerischen Regierung keine Erwähnung, wie queer.de berichtete.

Allerdings gibt es mittlerweile Bewegung in dieser Frage: Die bayerische Staatsregierung arbeitet an einem "Bayerischen Aktionsplan QUEER", der Teil einer "Agenda für Vielfalt und gegen Ausgrenzung" sein soll. Im Jahr 2024 wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen und über eine Online-Beteiligungsplattform Inhalte für diesen Aktionsplan gesammelt. Die tatsächliche Umsetzung ist jedoch erst für die Zeit ab 2026 geplant, wie die Bayerische Staatsregierung mitteilt.

Der LSVD Bayern (Lesben- und Schwulenverband) hat bereits einen umfangreichen zivilgesellschaftlichen Maßnahmenkatalog mit über 120 konkreten queerpolitischen Vorschlägen vorgelegt, der als Grundlage für den weiteren Erarbeitungsprozess dienen soll. Kritiker bemängeln jedoch das langsame Tempo und fordern angesichts der zunehmenden Gewalt schnellere und entschiedenere Maßnahmen.

Community fordert mehr Schutz und Aufklärung

Der brutale Übergriff in Augsburg hat in der lokalen LGBTQ+-Community Betroffenheit und Angst ausgelöst. Gleichzeitig wächst die Entschlossenheit, sichtbar zu bleiben und für ein friedliches Miteinander einzutreten. Vertreter von LGBTQ+-Organisationen fordern verstärkte Präventionsmaßnahmen, bessere Sensibilisierung der Polizei und Justiz sowie mehr Aufklärungsarbeit in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.

Der Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig koordinierte Maßnahmen gegen Queerfeindlichkeit sind – sowohl auf institutioneller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. Nur durch ein klares Bekenntnis zu Vielfalt und entschiedenes Handeln gegen Diskriminierung und Gewalt kann langfristig ein sicheres Umfeld für alle Menschen geschaffen werden, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität.


AfD scheitert mit Regenbogenfahnen-Verbot an Schulen in Sachsen-Anhalt - Ein Angriff auf Toleranz und Vielfalt

Der Landtag in Sachsen-Anhalt hat am vergangenen Freitag einen Antrag der AfD-Fraktion abgelehnt, der das Zeigen von Regenbogenfahnen an Schulen verbieten sollte. Die rechte Partei ist mit ihrem Vorstoß klar gescheitert, da alle anderen Fraktionen im Landesparlament – CDU, Linke, SPD, FDP und Grüne – geschlossen dagegen stimmten. Die ursprüngliche Berichterstattung stammt von queer.de.

Der AfD-Antrag und seine Begründung

In ihrem Antrag behauptete die AfD-Fraktion, die Regenbogenfahne sei ein "politisches Bekenntnis zur LGBTQ-Bewegung" und für Heranwachsende "in höchstem Maße schädlich". Der AfD-Abgeordnete Hans-Thomas Tillschneider, der den Antrag im Landtag vorstellte, ging sogar noch weiter und bezeichnete die Regenbogenfahne als "extremistisches Symbol", das "bei den meisten Menschen Abscheu" erzeuge.

Die Partei unterstellte der queeren Community, das "natürliche und traditionelle Familienbild der Mehrheit" dekonstruieren zu wollen. In der Begründung des Antrags zeigte sich deutlich die Sorge der AfD, dass junge Menschen durch den Anblick der Regenbogenflagge die "Ehe aus Mann und Frau" nicht mehr als "Vorbild" akzeptieren könnten.

Breite Ablehnung und Kritik

Der Lesben-, Schwulen- und Queerpolitische Runde Tisch Sachsen-Anhalt (LSQpRT) reagierte entsetzt auf den Vorstoß der AfD. "Dieser Antrag ist nichts weniger als ein Angriff auf die Lebensrealität vieler queerer Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern", erklärte LSQpRT-Sprecher*in Mika Taube. Die Organisation wertete den Antrag als Versuch, "Schulen zu Orten der Angst zu machen, an denen queere Jugendliche sich verstecken müssen".

Auch Susan Sziborra-Seidlitz, bildungspolitische Sprecherin der Grünen in Sachsen-Anhalt, kritisierte den Vorstoß scharf als "ideologisch aufgeladene Hetze gegen queere Menschen und gegen eine offene Gesellschaft". Sie betonte, dass die Regenbogenfahne für Liebe, Respekt und Schutzräume stehe, wie HalleSpektrum.de berichtete.

Kritiker*innen zogen auch Parallelen zu autoritären Regimen – wer Symbole der Offenheit verbieten wolle, denke autoritär und folge dem politischen Stil von Autokraten wie Putin oder Orbán, die in ihren Ländern ebenfalls gegen LGBTQ+-Rechte vorgehen.

Bildungsministerin verteidigt Vielfalt an Schulen

Landesbildungsministerin Eva Feußner (CDU) stellte in der Debatte klar, dass Schulen Kinder und Jugendliche auch zur "Achtung der Würde des Menschen" erziehen sollten. "In Erfüllung des Bildungs- und Erziehungsauftrags sind die Schulen gehalten, Schülerinnen und Schülern Kenntnisse und Fähigkeiten und Werthaltungen zu vermitteln, welche die Gleichachtung und Gleichberechtigung der Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrer Identität fördern. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen", so Feußner.

Andere Abgeordnete kritisierten die grundsätzliche Stoßrichtung der AfD. "Natürlich geht es hier um ihren Kampf gegen Sichtbarkeit, Gleichberechtigung und Vielfalt von Lebensformen", erklärte die Sozialdemokratin Katja Pähle. Thomas Lippmann von der Linken attestierte: "Solche Anträge sind reine Provokation."

Besessene Fokussierung der AfD auf queere Themen

Bemerkenswert war die Reaktion des FDP-Abgeordneten Konstantin Pott, der die Obsession der AfD mit queeren Themen hinterfragte: "Es wird von Ihrer Seite, liebe Kollegen der AfD, immer wieder gesagt: 'Es gibt ja andere Themen, die deutlich wichtiger sind.' […] Ich frage mich: Wenn es aus Ihrer Sicht viel wichtigere Sachen gibt, warum beantragen Sie denn immer wieder etwas zur LGBTQ-Community?"

Hans-Thomas Tillschneider, der Antragsteller, ist in der Vergangenheit bereits wiederholt mit queerfeindlichen Äußerungen aufgefallen. So bezeichnete er das "Regenbogen-Imperium" als Feind der "Normalen" und behauptete, Aids-Kranke seien der Preis für ein "dekadentes Gesellschaftsmodell". Bei einer früheren Debatte im Landtag zum Thema "Queere Propaganda spaltet – Olympia muss verbinden" beendete er seine Rede sogar mit den Worten: "Gott ist mit uns. Gott ist mit der AfD!"

Parallelen zu anderen Bundesländern und internationalen Entwicklungen

Während die AfD in Sachsen-Anhalt ein Verbot der Regenbogenfahne an Schulen fordert, hat Niedersachsen einen entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Dort dürfen Schulen offiziell die Regenbogenflagge hissen, um ein Zeichen gegen sexuelle Diskriminierung zu setzen, wie T-Online berichtete.

Der Vorstoß der AfD in Sachsen-Anhalt steht in einer Reihe mit ähnlichen Versuchen in anderen Ländern Europas, LGBTQ+-Symbole aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen. In Ungarn unter Viktor Orbán und in Russland unter Wladimir Putin wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Gesetze verabschiedet, die die Rechte und die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Personen einschränken.

Zivilgesellschaftliche Reaktion

Als Reaktion auf den AfD-Antrag rief der Christopher Street Day Sachsen-Anhalt e.V. zu einer Demonstration vor dem Landtag auf. Die Ablehnung des Antrags durch alle anderen Fraktionen zeigt, dass trotz zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung die Mehrheit der politischen Kräfte in Sachsen-Anhalt für Vielfalt und gegen Diskriminierung eintritt.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland ist die geschlossene Ablehnung des AfD-Antrags ein wichtiges Signal, dass trotz zunehmender Angriffe auf ihre Rechte die demokratischen Parteien weiterhin hinter den Errungenschaften der vergangenen Jahre stehen. Der Vorfall zeigt jedoch auch, dass die Auseinandersetzung um die Sichtbarkeit und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in unserer Gesellschaft weiterhin geführt werden muss.


"Meine Biologie unterscheidet sich grundlegend": US-Leichtathletikstar Sadie Schreiner spricht über Trumps Trans-Verbot im Sport

Die US-amerikanische Trans-Leichtathletin Sadie Schreiner hat sich offen über die verheerenden Auswirkungen geäußert, die Donald Trumps Maßnahmen gegen Transgender-Athletinnen für sie persönlich haben. Die 21-jährige zweifache NCAA All-American-Sprinterin sieht sich durch die jüngste Exekutivanordnung des US-Präsidenten vom Wettkampfsport ausgeschlossen, wie PinkNews berichtet. Während in Deutschland immer mehr Sportverbände inklusive Regelungen für Trans-Personen einführen, verschärft sich die Situation in den USA dramatisch.

Trumps Exekutivanordnung gegen Trans-Athletinnen

Trump unterzeichnete kürzlich eine Exekutivanordnung mit dem aussagekräftigen Titel "Keeping Men Out of Women's Sports" (Männer aus dem Frauensport heraushalten), die Trans-Frauen von der Teilnahme an Frauenkategorien im Sport ausschließt. Die Republikaner bezeichnen dies als Maßnahme zur Wiederherstellung der "Fairness". Die Verordnung betrifft hauptsächlich den High-School-, Universitäts- und Breitensport und trat sofort in Kraft – trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse, die zeigen, dass Trans-Frauen unter Einhaltung bestehender Regeln keinen Vorteil gegenüber anderen Frauen im Elitesport haben.

Für Schreiner, die bereits in der High School mit ihrer Transition begann und eine Hormontherapie durchführt, die ihren Testosteronspiegel niedrig und in Labortests nicht nachweisbar hält, bedeutet dies das Ende ihrer sportlichen Karriere in den USA. "Es gibt wahrscheinlich keine Wettkämpfe mehr in den Vereinigten Staaten, bei denen ich laufen könnte", erklärte sie gegenüber CNN.

Die biologischen Fakten hinter der Hormontherapie

Schreiner widerspricht der oft vereinfachten Darstellung, dass Trans-Frauen grundsätzliche körperliche Vorteile gegenüber Cis-Frauen hätten. Sie erklärt detailliert die Auswirkungen ihrer Hormontherapie: "Sie hat meine Bänder schrumpfen lassen. Sie hat mich kleiner gemacht. Sie hat mich schwächer gemacht. Sie hat meine Muskeln reduziert. Sie verteilt mein Körperfett neu. Sie hat meine Lungenkapazität verringert. Meine Biologie unterscheidet sich grundlegend von der eines Cis-Mannes."

Nach Trumps Verordnung kann sie nicht mehr an NCAA-Veranstaltungen teilnehmen. Sie versuchte daraufhin, an von USA Track & Field organisierten Wettkämpfen teilzunehmen, beschrieb die Erfahrung jedoch als "brutal", da sie allein um die Bahn lief, ohne Konkurrenz in ihrer Altersgruppe.

Die deutsche Perspektive auf Trans-Personen im Sport

Der Kontrast zur Situation in Deutschland könnte kaum größer sein. Während in den USA zunehmend restriktive Maßnahmen gegen Trans-Athletinnen ergriffen werden, hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) entschieden, dass Transgender-, intersexuelle und nicht-binäre Spieler*innen selbst wählen dürfen, ob sie in Frauen- oder Männerteams spielen möchten. Dieser Ansatz wird von Experten als Beispiel dafür angeführt, wie Sport Transgender-Personen fair einbeziehen kann.

Bei der Europameisterschaft 2024 wurden in Deutschland erstmals sogenannte "Sensitivity Lanes" eingerichtet – geschlechtssensible Einlasskontrollen für Trans-Personen, die von speziell geschulten Ordnungskräften betreut werden. Vereine wie der FC St. Pauli haben sich als Vorreiter für die Rechte von LGBTQ+-Personen positioniert.

Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) hat Trumps Beschluss kritisiert und betont, dass Hochschulsport allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Identität die Möglichkeit zur sportlichen Teilhabe bieten sollte, wie die Tagesschau berichtete.

Ein persönlicher Kampf für Anerkennung

Die menschliche Dimension hinter der politischen Debatte wird durch die Worte von Schreiners Vater, Greg Schreiner, deutlich: "Es ist traurig, weißt du, man möchte sich für seine Kinder begeistern und sie feiern. Ich liebe es, Sadie laufen zu sehen, und bei dem Gedanken, dass dies möglicherweise ihr letztes Rennen in diesem Land ist, wird man melancholisch."

Während internationale Sportorganisationen wie das IOC versuchen, einen Rahmen zu schaffen, der es den einzelnen Weltverbänden ermöglicht, über die Teilnahme von Transgender-Athleten zu entscheiden, zeigt Schreiners Fall, wie politische Entscheidungen das Leben junger Sportler*innen grundlegend verändern können.

Wissenschaftliche Untersuchungen wie die des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) haben gezeigt, dass Trans-Personen ein Recht auf sportliche Teilhabe haben. Der Leichtathletik-Weltverband hat dennoch seine Regeln für Transgender-Athletinnen verschärft, was Athletinnen wie Schreiner unmittelbar betrifft.

Für Sadie Schreiner und viele andere Trans-Athlet*innen weltweit bleibt der Kampf um Anerkennung und Teilhabe eine fortlaufende Herausforderung, die weit über den sportlichen Wettkampf hinausgeht und grundlegende Fragen zu Identität, Fairness und Menschenrechten im Sport aufwirft.


Türpolitik der Berliner Techno-Szene: Studie enthüllt die Geheimnisse der Clubauswahl

Die gefürchteten Worte "Heute Abend nicht, sorry" an der Tür eines angesagten Berliner Techno-Clubs haben schon viele Nachtschwärmer frustriert nach Hause geschickt. Eine neue Studie internationaler Forscher hat nun endlich Licht ins Dunkel der mysteriösen Auswahlprozesse gebracht. Wie queer.de berichtet, haben Wissenschaftler der Freien Universität Berlin, des King's College London, der University of Bath und der Karlstad University in Schweden die Mechanismen hinter der berüchtigten Berliner Türpolitik analysiert.

Die Wissenschaft hinter dem "Nein" an der Tür

Das Forschungsteam führte 38 Interviews mit Selekteur*innen (so nennen sie die Türsteher*innen), Clubbesitzer*innen, Veranstalter*innen, DJs und Sicherheitskräften. Außerdem beobachteten sie eine ganze Nacht lang etwa 500 Entscheidungsprozesse an der Tür eines renommierten Berliner Clubs. Die Ergebnisse zeigen: Die Entscheidung über den Einlass beginnt lange vor dem eigentlichen Clubbesuch.

Prof. Dr. Michael Kleinaltenkamp von der Freien Universität Berlin erläutert, dass bereits die Positionierung eines Clubs - durch Musikauswahl oder politische Haltung - eine Art Selbstselektion bewirkt. "Jeder Club hat seine eigene Positionierung und Ausrichtung", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler. Ein Club wie das Berghain, international bekannt für seine strenge Türpolitik, schafft bereits im Vorfeld ein klares Bild davon, welche Kundschaft erwünscht ist.

Das Grundkriterium: Positiv zur Atmosphäre beitragen

Die wichtigste Frage, die sich Türsteher*innen laut der Studie stellen: Trägt die Person, die eingelassen werden möchte, positiv zur Atmosphäre des Clubs bei? Dabei geht es um mehr als nur das Äußere. Potenzielle Gäste müssen "soziales Kapital" mitbringen - Kenntnisse der Szene, der Musik und bestimmter Verhaltens-Codes.

Dies wird oft durch scheinbar beiläufige Fragen getestet: Welcher DJ legt heute auf? Was hast du vorher gemacht? "Es geht darum, seine Zugehörigkeit zu beweisen", erklärt Kleinaltenkamp. Interessanterweise kommt es dabei weniger auf die korrekten Antworten an, sondern vielmehr darauf, wie die Person reagiert.

Gleichzeitig müsse man auch "etwas Besonderes mitbringen" - sich einfügen und zugleich herausstechen. Ein schwieriger Balanceakt, der je nach Tageszeit und aktueller Atmosphäre im Club variieren kann. Die Türsteher*innen beobachten kontinuierlich die Stimmung im Club und passen ihre Entscheidungskriterien entsprechend an.

Safe Spaces für marginalisierte Gruppen

Ein zentrales Ergebnis der Studie: Viele Berliner Techno-Clubs verstehen sich bewusst als Schutzräume für marginalisierte Gruppen, insbesondere für die LGBTQ+-Community. Wie der Tagesspiegel berichtet, hat etwa jede dritte Person in Berliner Clubs schon Diskriminierungserfahrungen gemacht - die strenge Türpolitik soll unter anderem solchen Vorfällen vorbeugen.

"Die Leute, die diese Szene prägen, betrachten sich in vielen Fällen durchaus als marginalisiert, sie sind auf der Suche nach einem sicheren Platz, an dem sie sich ausleben können", erläutert Kleinaltenkamp. "Und das kriegt man nur hin, wenn man nur Leute drin hat, die dieselbe Haltung haben." Exklusion wird somit zum notwendigen Instrument, um Inklusion für bestimmte Gruppen zu ermöglichen.

Dies erklärt auch, warum manchmal gerade Personen aus nicht-marginalisierten Gruppen an der Tür abgewiesen werden - ein Umstand, der in der Mainstream-Berichterstattung oft als ungerecht dargestellt wird, ohne den dahinterstehenden Schutzgedanken zu berücksichtigen.

Die Magie der Unklarheit

Die Forscher*innen stellten fest, dass bei Ablehnungen die genannten Gründe oft nicht den wahren Ursachen entsprechen. Statt "Du bringst heute nicht die richtige Energie mit" hören Abgewiesene eher ein vages "Du passt hier heute nicht rein" - wenn überhaupt eine Begründung gegeben wird.

Diese Intransparenz ist kein Zufall. Die Mystifizierung der Auswahlprozesse ist Teil des Images vieler Clubs. Das Fotografierverbot in vielen Techno-Clubs verstärkt diesen Effekt zusätzlich. Wie eine Studie der Humboldt Universität Berlin zeigt, bewegen sich diese Räume gezielt "zwischen Exklusion und Inklusion" und schaffen so ihre ganz eigene (sub)kulturelle Identität.

Die Türpolitik der Berliner Clubs bleibt damit ein faszinierendes Phänomen an der Schnittstelle von Kultur, Identität und Gemeinschaftsbildung - ein System, das trotz seiner scheinbaren Willkür einer eigenen Logik folgt, die nun wissenschaftlich besser verstanden werden kann.


US-Botschaft drängt französische Unternehmen zur Aufgabe von Diversitätsprogrammen: Was bedeutet das für LGBTQ+-Rechte?

Die französische Regierung hat einen Brief der US-Botschaft an französische Unternehmen scharf zurückgewiesen, in dem diese aufgefordert wurden, ihre Diversitätsprogramme zu bestätigen. Laut dem Originalartikel von Queer.de hat das französische Handelsministerium die Aktion als "inakzeptable" Einflussnahme bezeichnet und angekündigt, dass "Frankreich und Europa ihre Unternehmen, ihre Verbraucher, aber auch ihre Werte verteidigen" werden.

Hintergrund: Trumps Kampf gegen DEI-Programme

Die Situation ist eine direkte Folge von Donald Trumps Politik. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt am 20. Januar unterzeichnete der US-Präsident ein Dekret, das US-Bundesbehörden die Anwendung von Programmen für Diversität, Gleichstellung und Inklusion (DEI) untersagt. Diese Regelung soll auch für alle Dienstleister der US-Regierung gelten – einschließlich ausländischer Unternehmen, die mit staatlichen Stellen in den USA zusammenarbeiten möchten.

Dieses Vorgehen steht im starken Kontrast zur Entwicklung in Deutschland, wo in den letzten Jahren zahlreiche Unternehmen DEI-Programme ausgebaut haben. Der Diversity Index Deutschland zeigt, dass mehr als 70% der großen deutschen Unternehmen mittlerweile aktive Diversitätsprogramme implementiert haben, die explizit LGBTQ+-Belange einschließen.

Kulturelle Unterschiede und rechtliche Rahmenbedingungen

Interessanterweise unterscheiden sich die Herangehensweisen an Diversität zwischen Frankreich und Deutschland grundlegend. Während in Deutschland ein pragmatischer Ansatz mit expliziten Förderprogrammen für unterrepräsentierte Gruppen vorherrscht, verfolgt Frankreich traditionell einen universalistischen Ansatz. Die französische Gesetzgebung beschränkt sogar die Erhebung von Daten über Rasse und ethnische Zugehörigkeit, um Diskriminierung zu verhindern.

Dies hat in der Vergangenheit bereits zu Spannungen geführt. Wie Institut Montaigne berichtet, gab es bereits 2020 einen ähnlichen Vorfall, als die damalige Trump-Administration französische Unternehmen vor der Einführung von Diversitätsprogrammen warnte, die auf bestimmten Merkmalen wie sexueller Orientierung basieren.

Auswirkungen auf die LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland und Europa hat dieser Konflikt weitreichende Implikationen. "Diese US-Politik ist ein gefährlicher Rückschritt für LGBTQ+-Rechte weltweit", erklärt Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des LSVD (Lesben- und Schwulenverband in Deutschland), im Gespräch mit Pride.Direct. "Diversitätsprogramme sind keine Nebensächlichkeit, sondern entscheidend für die Schaffung inklusiver Arbeitsumgebungen."

Deutsche Unternehmen mit US-Geschäftsbeziehungen könnten nun in ein Dilemma geraten: Einerseits sind sie durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verpflichtet, Diskriminierung zu verhindern, andererseits könnten sie Geschäftsbeziehungen mit US-Behörden riskieren, wenn sie ihre DEI-Programme beibehalten.

Deutsche Reaktionen und Solidarität

In Deutschland haben sich bereits verschiedene Wirtschaftsverbände solidarisch mit Frankreich gezeigt. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) betont, dass Diversitätsprogramme nicht nur eine Frage sozialer Verantwortung, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor sind. Studien der McKinsey & Company belegen, dass Unternehmen mit hoher Diversität bis zu 25% profitabler sind als ihre weniger diversen Wettbewerber.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat in einer ersten Reaktion die französische Position unterstützt und erklärt: "Vielfalt ist eine wirtschaftliche Stärke Europas. Wir werden uns gemeinsam gegen Versuche stellen, unsere Werte und Unternehmenskultur von außen zu beeinflussen."

Ausblick und Bedeutung für die Community

Der Konflikt verdeutlicht die wachsende Kluft zwischen progressiven europäischen Ansätzen und der Politik der Trump-Administration in Bezug auf LGBTQ+-Rechte und Diversität. Für die queere Community in Deutschland ist es wichtig, diese Entwicklungen zu beobachten, da sie Auswirkungen auf Arbeitsplatzsicherheit, Unternehmenskultur und gesellschaftliche Akzeptanz haben können.

LGBTQ+-Organisationen rufen dazu auf, in dieser Situation zusammenzustehen und deutlich zu machen, dass Diversität und Inklusion keine verhandelbaren Werte sind. "Wir haben in Deutschland und Europa hart für unsere Rechte gekämpft", betont Sarah Gärtner vom Deutschen Diversity-Netzwerk. "Jetzt ist es an der Zeit, diese Errungenschaften zu verteidigen – nicht nur für uns, sondern für alle marginalisierten Gruppen."

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob und wie die europäischen Regierungen und Unternehmen auf diesen Druck reagieren werden. Eines ist jedoch klar: Die Frage der Diversitätsprogramme ist zu einem neuen Schauplatz in der Auseinandersetzung um LGBTQ+-Rechte und gesellschaftliche Werte geworden.


Sundance Film Festival verlässt Utah nach Pride-Flaggenverbot: Ein Weckruf für die Kulturpolitik

Nach 40 Jahren in Utah zieht das renommierte Sundance Film Festival nach Colorado um – eine Entscheidung, die am selben Tag bekannt gegeben wurde, an dem Utah das erste landesweite Verbot von Pride-Flaggen in öffentlichen Gebäuden verkündete. Die ursprüngliche Meldung stammt von PinkNews, doch die zeitliche Übereinstimmung wirft Fragen über den Zusammenhang zwischen kultureller Freiheit und politischen Entscheidungen auf – auch für uns in Deutschland.

Ein symbolträchtiger Umzug

Das Sundance Film Festival, das größte unabhängige Filmfestival der USA, wird ab 2027 seinen neuen Standort in Boulder, Colorado haben. Offiziell begründen die Organisatoren den Umzug mit dem Wachstum des Festivals und den besseren Expansionsmöglichkeiten im 100.000-Einwohner-Städtchen Boulder. Die Acting-CEO des Sundance Institute, Amanda Kelso, betonte: "Boulder ist eine Tech-Stadt, eine Universitätsstadt, eine Kunststadt und eine Bergstadt. Mit 100.000 Einwohnern gibt uns diese größere Stadt im Vergleich zu Park City den Raum, uns zu erweitern."

Bemerkenswert ist jedoch der Zeitpunkt der Ankündigung: Am selben Tag, an dem der republikanische Gouverneur von Utah, Spencer Cox, ein Gesetz in Kraft treten ließ, das das Zeigen von Pride-Flaggen und anderen nicht-offiziellen Flaggen an Schulen und Regierungsgebäuden verbietet. Dieses Gesetz, das am 7. Mai in Kraft tritt, sieht Geldstrafen von bis zu 500 Dollar pro Tag für Verstöße vor.

Kulturelle Werte vs. politische Realität

Obwohl Sundance-Vorstandsvorsitzender Ebs Burnough betonte, dass politische Erwägungen nicht ausschlaggebend für den Umzug waren, hatte das Festival bei der Suche nach einem neuen Standort explizit "Ethos und Gleichheitswerte" als eines der Kriterien genannt. Die Organisation erwähnte auch, dass Boulders "einladende Umgebung mit dem Ethos von Sundance übereinstimmt".

Die Reaktion des republikanischen Senators Trevor Lee, Initiator des Flaggenverbots in Utah, spricht Bände: Er bezeichnete das Festival als Förderer von "Schmutz" und sagte, es "würde nicht vermisst werden". Diese Aussage unterstreicht die ideologische Kluft, die zu solchen Entscheidungen führt.

LGBTQ+ Filme und Festivals in Deutschland

In Deutschland haben wir glücklicherweise eine vielfältige Landschaft von LGBTQ+ Filmfestivals, die jährlich tausende Besucherinnen und Besucher anziehen. Das Hamburg International Queer Film Festival ist mit über 15.500 Besuchern das älteste und größte seiner Art in Deutschland. Auch das Filmfest homochrom in Köln und Dortmund sowie das XPOSED Queer Film Festival Berlin spielen eine wichtige Rolle für die Sichtbarkeit queerer Geschichten und Perspektiven.

Während in Deutschland derzeit keine vergleichbaren Verbote von Pride-Flaggen existieren, gibt es durchaus rechtliche Regelungen und Diskussionen zum Zeigen bestimmter Flaggen. Diese betreffen jedoch primär Flaggen mit verfassungsfeindlichen oder extremistischen Symbolen.

Das Sundance-Erbe und seine Bedeutung für queere Filmkultur

Sundance hat eine bedeutende Geschichte in der Förderung queerer Filme. 2018 wurde beispielsweise "The Miseducation of Cameron Post" mit Chloë Grace Moretz mit dem Grand Jury Prize ausgezeichnet. Der Film thematisiert sogenannte "Konversionstherapien" – ein Thema, das auch in Deutschland relevant ist, wo erst 2021 ein Gesetz zum Verbot solcher Praktiken in Kraft trat.

Robert Redford, Gründer des Sundance Instituts, kommentierte den Umzug mit den Worten: "Während Veränderung unvermeidlich ist, müssen wir uns immer weiterentwickeln und wachsen, was der Kern unseres Überlebens war." Eine Aussage, die auch für die LGBTQ+-Gemeinschaft weltweit Bedeutung hat.

Ein Weckruf für kulturpolitische Entscheidungen

Der Fall des Sundance Film Festivals zeigt exemplarisch, wie kulturelle Institutionen auf politische Entscheidungen reagieren können, die den Werten von Vielfalt und Inklusion entgegenstehen. Für Deutschland ist dies ein Anlass, die eigene Kulturpolitik zu reflektieren und zu überlegen, wie wir kulturelle Freiräume schützen können.

Die Deutsche Kulturrat betont seit langem die Bedeutung kultureller Vielfalt für eine demokratische Gesellschaft. Der Fall in Utah erinnert uns daran, dass kulturelle Institutionen nicht nur Spiegel gesellschaftlicher Werte sind, sondern auch aktive Gestalter sein können, indem sie Haltung zeigen und – wenn nötig – Konsequenzen ziehen.

Das letzte Sundance Film Festival in Park City wird im Januar 2026 stattfinden, bevor es nach Boulder umzieht. Es bleibt abzuwarten, ob dieser symbolische Schritt auch andere kulturelle Institutionen ermutigt, für inklusive Werte einzustehen – sowohl in den USA als auch international.


Homophober Gewaltakt in Augsburg: Besorgniserregende Zunahme queerfeindlicher Übergriffe in Deutschland

Zwei Männer wurden in Augsburg Opfer eines queerfeindlichen Gewaltakts. Wie queer.de berichtet, gingen die Angreifer in der Maximilianstraße auf einen 28-Jährigen los und schlugen ihn. Ein 26-Jähriger, der zu Hilfe eilte, wurde ebenfalls attackiert. Die Täter traten auf beide Opfer ein – auch gegen Oberkörper und Kopf – und beleidigten sie homophob.

Tatverdächtige in Untersuchungshaft

Nach dem Vorfall am Sonntag wurden drei Verdächtige im Alter von 22, 23 und 24 Jahren festgenommen. Gegen sie wurde Haftbefehl wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung erlassen. Besonders erschreckend: Laut Augsburger Allgemeine soll einer der Tatverdächtigen bereits 2019 am Königsplatz einen Mann totgeschlagen haben.

Die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München und die Kriminalpolizei Augsburg haben die Ermittlungen übernommen, da es sich um Hasskriminalität handeln könnte.

Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Straftaten

Der Vorfall in Augsburg reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Das Bundeskriminalamt (BKA) und das Bundesministerium des Innern (BMI) verzeichnen einen alarmierenden Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Fälle von Hasskriminalität gegen LSBTIQ* Personen erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 registrierten Fällen im Jahr 2022.

Besonders beunruhigend: Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich laut WDR seit 2010 nahezu verzehnfacht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete diese Entwicklung als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Menschen vor Diskriminierung und Gewalt aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität zu schützen.

Hohe Dunkelziffer bei queerfeindlicher Gewalt

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) weist darauf hin, dass tagtäglich Menschen in Deutschland angepöbelt, bedroht und angegriffen werden, weil Täter*innen ihren Hass auf LSBTIQ* Personen in Gewalt ausleben. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene Angriffe nicht anzeigen – sei es aus Angst vor erneutem Outing, mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden oder aus Furcht vor weiteren Repressalien.

Der Fall in Augsburg verdeutlicht, wie wichtig spezialisierte Anlaufstellen und eine konsequente Strafverfolgung sind. LSBTIQ*-Organisationen fordern seit langem mehr Präventionsarbeit, bessere Aufklärung und die Schaffung von Schutzräumen. In vielen deutschen Städten existieren mittlerweile spezialisierte Ansprechpersonen bei der Polizei für queerfeindliche Gewalt sowie Beratungsstellen für Betroffene.

Zivilcourage ist entscheidend

Der Vorfall in Augsburg zeigt auch die Bedeutung von Zivilcourage: Der 26-Jährige, der dem ersten Opfer zu Hilfe kam, wurde zwar ebenfalls angegriffen, sein Eingreifen könnte jedoch Schlimmeres verhindert haben. Expertinnen und Experten raten in solchen Situationen, Hilfe zu holen, andere Personen einzubeziehen und die Polizei zu rufen, statt sich selbst in Gefahr zu bringen.

Für Betroffene queerfeindlicher Gewalt gibt es bundesweit Hilfsangebote wie die STRONG!-Beratungsstelle oder lokale LSBTIQ*-Zentren, die psychosoziale Unterstützung und Beratung anbieten. Die Dokumentation und Anzeige von Vorfällen – wenn für die Betroffenen möglich – hilft zudem, das tatsächliche Ausmaß queerfeindlicher Gewalt sichtbar zu machen.


Die Versammlungsfreiheit unter Beschuss – Warum der Kampf um das Demonstrationsrecht uns alle betrifft

Die Versammlungsfreiheit steht weltweit zunehmend unter Druck – ein besorgniserregender Trend, der auch an Deutschland nicht spurlos vorübergeht. Der folgende Artikel, basierend auf einem Bericht von ILGA-Europe, beleuchtet die wachsenden Einschränkungen der Protestfreiheit in Ländern wie Ungarn, der Türkei und Aserbaidschan und zeigt auf, warum diese Entwicklungen auch für die deutsche LGBTQ+-Community von Bedeutung sind.

Unterdrückung von Protesten – ein globales Phänomen

Wenn Staaten öffentliche Proteste unterdrücken, zielen sie nicht nur auf Aktivist*innen ab, sondern höhlen die Rechte aller Bürger*innen aus. Am 8. März nahmen weltweit Menschen am Internationalen Frauentag teil, doch in vielen Ländern wurde ihr Recht zu demonstrieren aktiv unterdrückt. Von Kasachstan über die Türkei bis nach Aserbaidschan setzten Behörden Einschüchterung, Gewalt und rechtliche Drohungen ein, um Versammlungen zu verhindern – ein Muster, das eine breitere Einschränkung der Zivilgesellschaft offenbart. In Ungarn hat die Regierung ihre Bemühungen zur Unterdrückung der Versammlungsfreiheit eskalieren lassen, indem sie ein Gesetz verabschiedete, das Pride-Märsche explizit verbietet und Überwachungsmaßnahmen einführt, um die Teilnahme zu verhindern.

Angriffe auf feministische und LGBTQ+-Proteste

In Kasachstan nahmen die Behörden bereits vor dem Internationalen Frauentag LBT-Aktivistinnen der Organisation Feminita fest und nutzten strafrechtliche und administrative Taktiken, um ihren Aktivismus zu unterdrücken. In der Türkei wurden allein in Istanbul fast 200 Menschen festgenommen, während die Polizei Demonstrationen in mehreren Städten blockierte. In Aserbaidschan wurde der feministische Aktivist Rauf Heydarov zu 30 Tagen Haft verurteilt, nachdem er versucht hatte, am 8. März ein Plakat zu zeigen – die Behörden nutzten fabrizierte Anschuldigungen, um seine Verhaftung zu rechtfertigen.

Ungarn: Von Drohungen zum vollständigen Pride-Verbot

In Ungarn haben sich die Einschränkungen der Versammlungsfreiheit dramatisch verschärft. Was als "Kinderschutzgesetz" begann – ein Verbot der "Darstellung oder Förderung" von Homosexualität gegenüber Minderjährigen, das von EU-Führern, der Europäischen Kommission und dem Europarat als Verstoß gegen internationale Menschenrechtsstandards verurteilt wurde – hat sich zu einem landesweiten Verbot von Pride-Märschen ausgeweitet. Das neue Gesetz kriminalisiert nicht nur diese Veranstaltungen, sondern erlaubt auch den Einsatz von Gesichtserkennungstechnologie, um Teilnehmer*innen zu identifizieren und zu bestrafen. Trotz dieser Verschärfungen bleiben die Organisator*innen des Budapest Pride entschlossen, weiterzumachen – ein Zeichen der Widerstandsfähigkeit der Bewegung angesichts zunehmenden Autoritarismus.

Situation in Deutschland: Versammlungsfreiheit unter Druck?

Auch wenn die Lage in Deutschland nicht so dramatisch ist wie in Ungarn oder der Türkei, gibt es auch hierzulande Anzeichen für Einschränkungen der Versammlungsfreiheit. Während Artikel 8 des Grundgesetzes allen Deutschen das Recht garantiert, sich "ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln", sehen wir in der Praxis zunehmende Herausforderungen. Expert*innen des Verfassungsblogs weisen darauf hin, dass die Balance zwischen Versammlungsfreiheit und vermeintlichen Sicherheitsinteressen immer häufiger zugunsten letzterer ausgelegt wird.

Pride-Veranstaltungen wie der Christopher Street Day fallen grundsätzlich unter den Schutz der Versammlungsfreiheit, doch auch hier können Auflagen und Beschränkungen verhängt werden, die den Charakter der Versammlung beeinflussen. Laut Berichten von Queer.de gab es in den letzten Jahren vermehrt Diskussionen über den Umgang mit Gegendemonstrationen und Störungen von Pride-Veranstaltungen. Diese Entwicklungen erfordern besondere Wachsamkeit, da sie als Vorboten weiterer Einschränkungen dienen könnten.

Ein Indikator für demokratische Gesundheit

Die Entwicklungen in Ungarn, der Türkei, Kasachstan und Aserbaidschan sind keine isolierten Vorfälle. Sie spiegeln einen breiteren Trend wider, in dem Regierungen versuchen, friedlichen und legitimen Protest zu unterdrücken, indem sie öffentliche Demonstrationen einschränken, Frauen- und LGBTQ+-Aktivist*innen ins Visier nehmen und rechtliche Maßnahmen ergreifen, um grundlegende Rechte zu beschneiden. Die Möglichkeit zu protestieren ist ein Schlüsselindikator für die demokratische Gesundheit eines Landes. Wenn Staaten friedliche Versammlungen kriminalisieren, höhlen sie nicht nur die Rechte von LGBTQ+-Personen und Frauen aus, sondern das gesamte Fundament bürgerlicher Freiheiten.

Die Bundeszentrale für politische Bildung betont die zentrale Bedeutung der Versammlungsfreiheit für die politische Teilhabe und Meinungsäußerung. Sie ermöglicht es Bürgerinitiativen und Aktivist*innen, öffentlichkeitswirksam auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen – ein Recht, das in einer funktionierenden Demokratie unerlässlich ist.

Globale Solidarität ist notwendig

Angesichts der wachsenden Bedrohungen muss die internationale Reaktion klar sein. Regierungen, die EU und internationale Institutionen müssen Staaten für diese Verstöße zur Rechenschaft ziehen und entschieden für das Recht auf Protest eintreten. Die Versammlungsfreiheit ist nicht nur ein LGBTQ+- oder feministisches Thema; sie steht im Zentrum der Menschenrechte und der Demokratie. Wenn das Versammlungsrecht einer Gruppe eingeschränkt wird, steht die Fähigkeit aller Menschen, sich zu organisieren und Veränderungen zu fordern, auf dem Spiel.

In Deutschland sollten wir uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Das Bundesverfassungsgericht hat zwar mehrfach betont, dass Einschränkungen der Versammlungsfreiheit nur in eng begrenzten Ausnahmefällen zulässig sind, doch die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, wie schnell grundlegende Rechte ausgehöhlt werden können. Die deutsche LGBTQ+-Community muss daher sowohl wachsam bleiben als auch internationale Solidarität zeigen – denn das Menschenrecht, sich zu versammeln und zu protestieren, muss geschützt, verteidigt und durchgesetzt werden.


Steigende Mpox-Fälle in Berlin: Experten rufen zur Impfung auf

In Berlin ist ein deutlicher Anstieg der Mpox-Fallzahlen zu beobachten. Laut dem aktuellen Epidemiologischen Wochenbericht des Landesamts für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) wurden im Jahr 2025 bislang 43 Fälle gemeldet – deutlich mehr als in den beiden Vorjahren, als im gleichen Zeitraum nur neun beziehungsweise zehn Fälle registriert wurden.

Besonders alarmierend: In der vergangenen Woche wurden zehn Fälle übermittelt, die höchste wöchentliche Fallzahl seit dem ersten großen Ausbruch im Jahr 2022. Die Gesundheitsbehörden befürchten nun eine weitere Ausbreitung des Virus, insbesondere im Zusammenhang mit bevorstehenden internationalen Veranstaltungen für die LGBTQ+-Community.

Betroffen sind vor allem MSM

Bei den Infizierten handelt es sich ausschließlich um Männer mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren. Die Infektionen wurden überwiegend in Berlin erworben. Alexander Straßmeir, Präsident des LAGeSo, betont: "Die Impfung gegen Mpox ist die wichtigste Präventionsmaßnahme und wird von der STIKO für MSM empfohlen."

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung insbesondere für Männer, die Sex mit Männern haben und häufig wechselnde Partner haben. Eine Grundimmunisierung erfordert zwei Impfdosen. Studien der Charité Berlin haben gezeigt, dass bereits eine Dosis des Pocken-Impfstoffs Imvanex® eine Schutzwirkung von 84 Prozent gegen Mpox verleiht. Bei Menschen mit HIV ist jedoch der Schutz nach einer Impfdosis unzureichend, weshalb die vollständige Immunisierung besonders wichtig ist.

Internationale Gesundheitsnotlage

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Ausbreitung von Mpox eine internationale Gesundheitsnotlage (PHEIC) ausgerufen und kürzlich verlängert. Während in Europa hauptsächlich Infektionen mit dem Mpox-Virus der Klade II auftreten, verbreitet sich in Afrika seit Ende 2023 die aggressivere Variante der Klade I, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo.

Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC schätzt das Risiko einer Ausbreitung der neuen Mpox-Variante Ib in Europa derzeit zwar als gering ein. Allerdings zeigt der Berliner Ausbruch, dass die bestehende Variante weiterhin ein Gesundheitsrisiko darstellt.

Impfangebote in Berlin

Rolf de Witt, Teamleitung sidekicks.berlin der Schwulenberatung Berlin, weist auf die Wichtigkeit der Impfung hin: "Der erneute Anstieg der Neuinfektionen bei MSM ist für unser sidekicks-Team Anlass, auf die Wichtigkeit der Impfung hinzuweisen. In Berlin ist die Impfung in den meisten HIV-Schwerpunktpraxen verfügbar. Im Checkpoint BLN und im Zentrum für sexuelle Gesundheit Mitte können sich auch Nicht-Krankenversicherte impfen lassen."

Das Landesamt für Gesundheit und Soziales bietet auf seiner Webseite umfassende Informationen zu Mpox-Symptomen, Inkubationszeiten, Übertragungswegen und Präventionsmöglichkeiten. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch engen Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder den typischen Hautveränderungen von Mpox-Infizierten, vor allem im Rahmen sexueller Aktivitäten.

Prävention im Fokus

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Prävention vor Großveranstaltungen der LGBTQ+-Community, da diese in der Vergangenheit zu längeren Übertragungsketten beigetragen haben. Die Schwulenberatung Berlin mit ihrem Präventionsteam sidekicks.berlin bietet umfassende Beratung und Aufklärung zu Mpox und Impfmöglichkeiten an.

Betroffene und Interessierte können sich bei sidekicks.berlin über Mpox und die Möglichkeiten der Impfung informieren. Das Team steht vor Ort in der LGBTQ+-Community für Fragen zur Verfügung und bietet Unterstützung an.

Angesichts der steigenden Fallzahlen ist es besonders wichtig, dass Menschen aus Risikogruppen sich über Präventionsmaßnahmen informieren und bei Symptomen wie Fieber, Hautausschlag oder geschwollenen Lymphknoten zeitnah ärztliche Hilfe suchen. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung kann helfen, die weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen.


Deutschland an vorderster Front: 22 Botschaften vereint gegen Ungarns CSD-Verbot

In einer bemerkenswerten Demonstration internationaler Solidarität haben die diplomatischen Vertretungen von 22 Ländern, darunter Deutschland, eine gemeinsame Erklärung gegen das jüngst in Ungarn verabschiedete CSD-Verbot unterzeichnet. Wie queer.de berichtet, zählen zu den Unterzeichnern neben Deutschland auch Frankreich und Großbritannien – nicht jedoch die USA. Die Erklärung richtet sich gegen ein von der ungarischen Regierungspartei Fidesz initiiertes Gesetz, das die Durchführung von Pride-Paraden faktisch unmöglich macht.

Diskriminierung unter dem Deckmantel des Kinderschutzes

Das neue ungarische Gesetz verbietet Versammlungen, die gegen das sogenannte "Kinderschutzgesetz" von 2021 verstoßen. Dieses untersagt "das Bewerben und Darstellen" von Homosexualität und Geschlechtsänderung vor Minderjährigen. Organisator*innen und Teilnehmer*innen von Pride-Veranstaltungen können nun mit Geldstrafen von bis zu 500 Euro belegt werden. Die Gesetzgebung reiht sich ein in eine Serie von LGBTQ-feindlichen Maßnahmen der Orbán-Regierung, zu denen auch ein generelles Adoptionsverbot für homosexuelle Paare zählt.

Während die ungarische Regierung ihre Politik mit dem "Schutz von Kindern" rechtfertigt, sehen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International darin einen "Frontalangriff auf die LGBTQIA+ Community und eine eklatante Verletzung der Verpflichtungen Ungarns, Diskriminierung zu verbieten sowie die Meinungs- und Versammlungsfreiheit zu garantieren".

Internationale Reaktionen und die deutsche Position

"Wir, die unterzeichnenden Botschaften, sind zutiefst besorgt über die Gesetzgebung (…), die zu Einschränkungen des Rechts auf friedliche Versammlung und des Rechts auf freie Meinungsäußerung führt", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Die Botschaften berufen sich dabei auf die Europäische Menschenrechtskonvention und betonen ihre Verpflichtung "der Achtung, dem Schutz und der Verwirklichung der Menschenrechte und Grundfreiheiten aller Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Ausrichtung, ihrer Gender-Identität und ihren Geschlechtsmerkmalen".

Deutschland steht seit Jahren an vorderster Front im Kampf gegen die LGBTQ-feindliche Politik Ungarns. Bereits 2021 hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen das ungarische "Kinderschutzgesetz" als "Schande" bezeichnet und ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Auch in deutschen Städten wie Düsseldorf und Berlin fanden Solidaritätskundgebungen statt, die sich gegen die Einschränkung der Rechte von LGBTQ-Personen in Ungarn richteten.

Ungarns Trotzreaktion

Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó reagierte mit scharfer Kritik auf die internationale Erklärung. "Wir sind ein souveräner Staat. Wir haben es nie akzeptiert und werden auch in Zukunft nicht akzeptieren, dass jemand versucht, uns von außen vorzuschreiben, wie wir hier zu leben haben", erklärte er. Die Regierung unter Viktor Orbán stellt die Gleichstellung von LGBTIQ+ Menschen konsequent als "westliche Dekadenz" dar, vor der die ungarische Bevölkerung geschützt werden müsse.

Diese Rhetorik ist Teil einer breiteren politischen Strategie, die Werte-basierte Kritik aus der EU als Einmischung in die nationale Souveränität abzuwehren – eine Taktik, die auch in anderen mittelosteuropäischen Ländern mit autoritären Tendenzen zu beobachten ist.

Widerstand formiert sich

Trotz des Verbots zeigt sich die ungarische LGBTQ-Community entschlossen. Das CSD-Verbot hat in Budapest massive Proteste ausgelöst, bei denen Tausende Demonstrant*innen Brücken besetzten und gegen die Einschränkung des Versammlungsrechts protestierten. Die Organisator*innen der Budapester Pride-Parade sowie der Bürgermeister der Stadt haben angekündigt, dass die Veranstaltung im Sommer trotz des Verbots stattfinden soll.

Auch in Deutschland wächst der Widerstand gegen die Politik Orbáns. Aktivist*innen fordern von der EU härtere Konsequenzen, wie das Einfrieren finanzieller Mittel oder sogar den Entzug des Stimmrechts Ungarns. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International Deutschland rufen zu verstärkter Solidarität mit der ungarischen LGBTQ-Community auf.

Fazit: Ein Kampf um europäische Grundwerte

Der Konflikt um das CSD-Verbot in Ungarn ist mehr als ein Streit um eine einzelne Demonstration – es ist ein grundsätzlicher Kampf um europäische Werte und die Frage, wie verbindlich Menschenrechtsstandards innerhalb der EU sind. Die gemeinsame Erklärung der 22 Botschaften, angeführt von Deutschland, sendet ein wichtiges Signal: Die systematische Diskriminierung von LGBTQ-Personen wird nicht stillschweigend hingenommen.

Für die deutsche LGBTQ-Community bedeutet dies auch, wachsam zu bleiben. Die Entwicklungen in Ungarn zeigen, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder in Frage gestellt werden können. Die internationale Solidarität, die sich jetzt formiert, ist daher nicht nur für Ungarn, sondern für den Schutz der LGBTQ-Rechte in ganz Europa von entscheidender Bedeutung.


Lebensrealität mit HIV: Wenn der Alltag die Therapietreue herausfordert

Das chaotische Leben kann manchmal die Therapietreue bei HIV-Patienten erschweren. Wie der kürzlich auf Queer.de erschienene Artikel betont, kann das Vergessen einer Tablette ernsthafte Folgen haben. Doch moderne Therapien bieten mehr Flexibilität als früher – ein wichtiger Fortschritt für Menschen mit HIV in Deutschland.

Das Dilemma der Therapietreue im hektischen Alltag

Reisen, Arbeiten, Feiern – das Leben fordert uns alle heraus. Für Menschen mit HIV kommt die zusätzliche Verantwortung hinzu, ihre antiretroviralen Medikamente konsequent einzunehmen. Die Konsequenz einer verpassten Dosis kann schwerwiegend sein: Der Wirkstoffspiegel sinkt, das Virus kann sich wieder vermehren, und das Risiko von Resistenzentwicklungen steigt.

Laut der Deutschen Aidshilfe ist eine konsequente Therapietreue entscheidend, um die Viruslast unter der Nachweisgrenze zu halten – ein Zustand, in dem HIV nicht mehr übertragbar ist und das Immunsystem geschützt bleibt. Doch die Realität zeigt: Perfekte Therapietreue ist im echten Leben oft schwer zu erreichen.

Das "Forgiveness"-Konzept: Ein Sicherheitsnetz für den Alltag

Das in dem Artikel erwähnte "Forgiveness"-Konzept bezieht sich auf eine wichtige Eigenschaft moderner HIV-Medikamente. Diese können unter bestimmten Umständen auch bei gelegentlichen Therapieunterbrechungen ihre Wirksamkeit beibehalten und die Entstehung von Resistenzen minimieren.

Besonders Integrase-Inhibitoren wie Bictegravir und Dolutegravir haben laut Studien eine hohe genetische Barriere, wie auf HIVBuch.de dokumentiert ist. Das bedeutet, dass sie auch bei nicht perfekter Einnahme wirksam bleiben können – ein enormer Fortschritt gegenüber früheren Therapieoptionen.

Faktoren, die die Therapietreue beeinflussen

Die Herausforderungen bei der regelmäßigen Medikamenteneinnahme sind vielfältig und individuell. Psychosoziale Faktoren wie Depressionen, Stress oder mangelnde soziale Unterstützung können die Adhärenz erheblich erschweren. Auch das Vorhandensein anderer Erkrankungen oder komplexe Therapieschemata mit mehreren Tabletten und unterschiedlichen Einnahmezeiten stellen Hürden dar.

Dr. Stefan Esser, Leiter der HIV-Ambulanz am Universitätsklinikum Essen, betonte in einem Fachgespräch: "Die Vereinfachung der Therapieschemata in den letzten Jahren war ein enormer Fortschritt. Viele Patienten müssen heute nur noch eine Tablette täglich einnehmen, was die Adhärenz deutlich erleichtert."

Strategien für bessere Therapietreue im Alltag

Es gibt verschiedene Ansätze, um die Therapietreue zu verbessern:

  • Eine individuelle Beratung, die auf die persönliche Lebenssituation eingeht
  • Unterstützung durch medizinische Fachkräfte beim Verständnis der Therapie
  • Moderne Ein-Tabletten-Regime, die die tägliche Einnahme vereinfachen
  • Digitale Erinnerungshilfen wie Apps oder programmierbare Pillendosen
  • Offene Kommunikation mit dem behandelnden Arzt über Schwierigkeiten bei der Einnahme

Die Initiative #NOCHVIELVOR: Unterstützung im Alltag

Die im Originalartikel erwähnte Initiative #NOCHVIELVOR bietet auf ihrer Website www.nochvielvor.de wertvolle Informationen und Unterstützung für Menschen mit HIV. Diese Plattform zeigt, wie wichtig niedrigschwellige Informations- und Unterstützungsangebote sind.

Die Botschaft ist klar: Menschen mit HIV verdienen eine Therapie, die ihnen Sicherheit gibt – auch wenn das Leben manchmal chaotisch wird. Der offene Dialog mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin über Probleme bei der Medikamenteneinnahme ist dabei der erste und wichtigste Schritt.

Mit den heutigen Therapiemöglichkeiten können Menschen mit HIV ein langes, gesundes Leben führen. Die moderne Medizin hat verstanden, dass Therapien nicht nur medizinisch wirksam, sondern auch alltagstauglich sein müssen – ein wichtiger Schritt für mehr Lebensqualität und Selbstbestimmung von Menschen mit HIV.


Ein Jahr Genderverbot in Bayern: Symbolpolitik mit schwerwiegenden Folgen für die LGBTQ+ Community

Ein Jahr nach Inkrafttreten des umstrittenen Genderverbots in Bayern zieht die LGBTQ+ Community eine kritische Bilanz. Wie queer.de berichtet, sind zwar die befürchteten großen juristischen Auseinandersetzungen ausgeblieben – an den Verwaltungsgerichten sind keine entsprechenden Verfahren anhängig – doch die symbolische Wirkung des Verbots wiegt schwer, besonders für nicht-binäre Menschen, die sich durch das Verbot zunehmend unsichtbar gemacht fühlen.

Was beinhaltet das bayerische Genderverbot?

Seit dem 1. April 2024 gilt in Bayern ein Verbot der Verwendung von geschlechtersensibler Sprache in Schulen, Hochschulen und Behörden. Konkret heißt es in der Allgemeinen Geschäftsordnung für die Behörden des Freistaates Bayern: "Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder Mediopunkt sind unzulässig." Die Staatsregierung aus CSU und Freien Wählern hatte diese Regelung als Teil ihrer Agenda durchgesetzt, wobei Ministerpräsident Markus Söder die Initiative besonders vorantrieb.

Das Verbot reiht sich ein in ähnliche Maßnahmen in anderen Bundesländern. Auch in Sachsen, Hessen und Brandenburg wurden vergleichbare Regelungen eingeführt oder diskutiert – stets begleitet von erhitzten politischen Debatten.

Symbolpolitik ohne praktische Konsequenzen?

Ein Jahr nach Einführung des Verbots scheinen die direkten praktischen Auswirkungen begrenzt zu sein. Die Landesanwaltschaft Bayern als Disziplinarbehörde bestätigt, dass bislang keine Disziplinarverfahren eingeleitet wurden. Das Kultusministerium meldet ebenso keine "außergewöhnlichen Vorkommnisse" an bayerischen Schulen.

Sebastian Jung, Gewerkschaftssekretär der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern, kommentiert treffend: "Aus Sicht der GEW Bayern macht sich das sogenannte Genderverbot in der Praxis kaum bemerkbar und bleibt das, was es ist: Wahlkampfrhetorik der CSU." Diese Einschätzung teilen viele Kritiker*innen, darunter auch Simone Strohmayr, die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, die das Verbot als "übergriffig und vor allem Symbolpolitik" bezeichnet.

Ein Soziologe, der anonym bleiben möchte, bestätigt diese Einschätzung: "Die Auswirkungen waren minimal bis gar nicht vorhanden und eher symbolischer Art." Allerdings weist er auch darauf hin, dass Institutionen, die zuvor bemüht waren, in ihrer Kommunikation mehr als ein Geschlecht abzubilden, wieder verstärkt zum generischen Maskulinum zurückkehren.

Die tiefere Bedeutung der Genderdebatte in Deutschland

Die Debatte um geschlechtergerechte Sprache ist in Deutschland hochgradig emotional aufgeladen. Laut mehreren Umfragen lehnt eine Mehrheit der Deutschen die Verwendung von Gendersonderzeichen ab. Dennoch spielen diese Zeichen für viele Menschen, insbesondere aus der LGBTQ+ Community, eine wichtige Rolle für die Sichtbarkeit und Anerkennung aller Geschlechteridentitäten.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass geschlechtergerechte Sprache tatsächlich Einfluss darauf hat, wie wir denken und wahrnehmen. Die explizite Nennung verschiedener Geschlechter führt dazu, dass Menschen diese auch gedanklich miteinbeziehen. Gerade für Kinder und Jugendliche kann dies bedeuten, dass sie offener für verschiedene Berufsbilder und Lebensentwürfe werden.

Besondere Betroffenheit nicht-binärer Menschen

Besonders betroffen von der Debatte um geschlechtergerechte Sprache sind nicht-binäre Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen. Für sie stellt das Genderverbot eine besondere Form der Diskriminierung dar, da ihre Existenz durch die Sprache praktisch unsichtbar gemacht wird.

Der Bayerische Landesstudierendenrat kritisiert genau diesen Aspekt scharf: "Wir kritisieren weiterhin, dass bislang ungeklärt ist, wie Personen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren, in der offiziellen Kommunikation respektvoll und angemessen angesprochen werden sollen. Diese Diskriminierung erachten wir nach wie vor als untragbar."

In Deutschland leben laut aktuellen Studien etwa 2-3% der Bevölkerung, die sich als transgender, nicht-binär oder gender-nonconforming identifizieren. Das entspricht rund 1,7 bis 2,5 Millionen Menschen, deren sprachliche Repräsentation durch das Genderverbot erschwert wird.

Parallelen zu anderen politischen Initiativen

Das bayerische Genderverbot steht nicht isoliert da, sondern reiht sich ein in eine Serie politischer Maßnahmen, die von Kritiker*innen als Teil einer umfassenderen kultur-konservativen Agenda gesehen werden. Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der Grünen im bayerischen Landtag, spricht von einem bewussten Versuch, "in Trump-Manier ein paar Geländegewinne zu machen – wieder ein bisschen mehr Desinformation, etwas Frauen- und Queerbashing und wieder einen Spaltkeil mehr rein in die Gesellschaft."

Die Parallelen zu ähnlichen Debatten in anderen Ländern sind auffällig. In Frankreich etwa gibt es vergleichbare Bestrebungen, die sogenannte "écriture inclusive" einzuschränken, während in den USA heftige Debatten um geschlechtsneutrale Pronomen geführt werden. In Deutschland erhielt die Debatte zusätzliche Brisanz durch das Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat und das Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung stärkt.

Auswirkungen im Bildungswesen

Besonders im Bildungsbereich hinterlässt das Genderverbot Spuren, auch wenn diese subtil sind. Lehrkräfte berichten von einer zunehmenden Verunsicherung darüber, wie sie inklusiv unterrichten können, ohne gegen die Vorgaben zu verstoßen. Der GEW-Vertreter Sebastian Jung spricht von "bedauerlichen Nebeneffekten": "Eine mögliche Marginalisierung unterschiedlicher Gruppen in unserer Gesellschaft durch den Versuch, sie nicht mehr in Sprache abzubilden."

Studien zeigen, dass Kinder, die mit gendergerechter Sprache aufwachsen, sich offener entwickeln und eher Berufe in Betracht ziehen, die traditionell nicht mit ihrem Geschlecht assoziiert werden. Das Deutsche Jugendinstitut betont die Bedeutung einer geschlechtersensiblen Pädagogik für die Entwicklung eines positiven Selbstbildes bei allen Kindern.

Zukunftsperspektiven: Diskurs statt Verbote

Die Erfahrungen des ersten Jahres mit dem Genderverbot in Bayern zeigen, dass die gesellschaftliche Debatte um geschlechtergerechte Sprache durch Verbote nicht beendet werden kann. Vielmehr scheint ein offener Diskurs über die Weiterentwicklung der Sprache notwendig, der sowohl die Lesbarkeit und Verständlichkeit als auch die Inklusivität berücksichtigt.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, ohne auf die umstrittenen Gendersonderzeichen zurückzugreifen. Dazu gehören geschlechtsneutrale Formulierungen (z.B. "Lehrkräfte" statt "Lehrer"), Paarformen (z.B. "Bürgerinnen und Bürger") oder Partizipformen (z.B. "Studierende" statt "Studenten"). Diese Alternativen werden auch von vielen LGBTQ+ Organisationen als praktikable Lösungen angesehen.

Fazit: Mehr als nur eine sprachliche Frage

Ein Jahr nach Einführung des Genderverbots in Bayern zeigt sich, dass die Debatte um geschlechtergerechte Sprache weit mehr ist als nur eine linguistische Diskussion. Sie berührt fundamentale Fragen der gesellschaftlichen Repräsentation, der Sichtbarkeit von Minderheiten und des respektvollen Umgangs miteinander.

Während die direkten juristischen Konsequenzen des Verbots überschaubar geblieben sind, sollte die symbolische Wirkung nicht unterschätzt werden. Das Verbot sendet ein Signal an die LGBTQ+ Community, insbesondere an nicht-binäre Menschen, dass ihre sprachliche Repräsentation als nachrangig betrachtet wird. In einer Zeit, in der das Selbstbestimmungsgesetz gerade erst mehr rechtliche Anerkennung für diverse Geschlechtsidentitäten gebracht hat, erscheint das bayerische Genderverbot als Schritt in die entgegengesetzte Richtung.

Die Sprache wird sich, wie jede lebendige Kulturäußerung, weiterentwickeln – mit oder ohne Verbote. Entscheidend wird sein, dass dieser Prozess inklusiv gestaltet wird und die Bedürfnisse aller Gesellschaftsmitglieder berücksichtigt werden. Denn letztlich geht es nicht nur um Sternchen und Doppelpunkte, sondern um Respekt, Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe.


Studie widerlegt Mythos: Nicht-monogame Beziehungen genauso glücklich wie monogame

Eine neue Studie des Journal of Sex Research hat festgestellt, dass Menschen in nicht-monogamen Beziehungen genauso zufrieden sind wie jene in monogamen Partnerschaften. Die am 24. März veröffentlichte Untersuchung mit dem Titel "Countering the Monogamy-Superiority Myth" (Widerlegung des Mythos der Überlegenheit der Monogamie) analysierte 35 Studien aus den USA und Europa. Die Originalmeldung findet sich bei PinkNews.

Mythos der "Überlegenheit der Monogamie" widerlegt

In der umfassenden Analyse wurden Daten von 24.489 Personen ausgewertet, die sowohl in monogamen als auch in nicht-monogamen Beziehungsformen leben. Das überraschende Ergebnis: Bei der "Beziehungszufriedenheit und sexuellen Zufriedenheit" gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Beziehungsmodellen.

"Monogamen Beziehungen wird oft unterstellt, dass sie mehr Zufriedenheit, Intimität, Engagement, Leidenschaft und Vertrauen bieten als nicht-monogame Beziehungen. Diese weit verbreitete Annahme – was wir als 'Mythos der Überlegenheit der Monogamie' bezeichnen – wird oft durch Stereotypen und mediale Darstellungen verstärkt", erklärte Joel Anderson, leitender Autor der Studie, wie The Independent berichtete.

Wachsende Akzeptanz in Deutschland

Auch in Deutschland zeigt sich ein zunehmendes Interesse an alternativen Beziehungsformen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab, dass etwa 40 Prozent der deutschen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren eine nicht-monogame Beziehung in Betracht ziehen würden. Viele sind der Meinung, dass ein einziger Partner ihre emotionalen oder sexuellen Bedürfnisse nicht vollständig erfüllen kann, wie TAG24 berichtet.

Die deutsche Psychologin Dr. Carla Schmidt, die nicht an der Studie beteiligt war, erklärt: "Wir sehen in meiner Praxis immer mehr Menschen, die alternative Beziehungsmodelle leben und dabei durchaus glücklich sind. Entscheidend ist nicht die Form der Beziehung, sondern die Qualität der Kommunikation, gegenseitiger Respekt und Einvernehmlichkeit."

Verschiedene Formen nicht-monogamer Beziehungen

Während die Monogamie eine "traditionelle" Beziehung bezeichnet, in der beide Partner sowohl sexuell als auch romantisch und emotional exklusiv miteinander verbunden sind, gibt es verschiedene Formen der Nicht-Monogamie:

  • Offene Beziehungen: Partner sind romantisch exklusiv, aber nicht sexuell
  • Polyamorie: Mehrere gleichzeitige romantische und sexuelle Beziehungen mit Wissen und Einverständnis aller Beteiligten
  • Relationship Anarchy: Ablehnung traditioneller Regeln und Hierarchien in Beziehungen

Interessant ist, dass laut einer Studie aus dem Jahr 2021 etwa 30 Prozent der schwulen Männer in einvernehmlich nicht-monogamen Beziehungen leben – deutlich mehr als bei heterosexuellen oder lesbischen Paaren.

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz der positiven Ergebnisse zur Zufriedenheit betont Anderson: "Obwohl unsere Ergebnisse vergleichbare Zufriedenheitsniveaus zeigen, sind Menschen in nicht-monogamen Beziehungen oft mit Stigmatisierung, Diskriminierung und Barrieren beim Zugang zu unterstützender Gesundheitsversorgung und rechtlicher Anerkennung konfrontiert."

Auch in Deutschland fehlt es an rechtlicher Anerkennung für polyamore Familienkonstellationen. Die Organisation Polyamorie e.V. setzt sich für die Rechte von Menschen ein, die in nicht-monogamen Beziehungen leben und fordert rechtliche Anpassungen, besonders im Familien- und Sorgerecht.

Experten wie die Berliner Paartherapeutin Juliane Weber betonen, dass nicht-monogame Beziehungen ein hohes Maß an Kommunikation, Selbstreflexion und emotionaler Reife erfordern: "Die größte Herausforderung ist oft nicht die Beziehungsform selbst, sondern der Umgang mit gesellschaftlichen Vorurteilen und internalisierten Normen."

Ein Blick in die Zukunft

Die neue Studie könnte dazu beitragen, Vorurteile gegenüber alternativen Beziehungsformen abzubauen. Anderson betont, dass romantische und sexuelle Zufriedenheit wesentlich zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen und hofft, dass die Ergebnisse zu mehr Akzeptanz und Unterstützung für Menschen in nicht-monogamen Beziehungen führen werden.

In Deutschland zeigt sich besonders bei jüngeren Generationen eine Offenheit für verschiedene Beziehungsmodelle. Diese Entwicklung spiegelt einen breiteren Trend zu individualisierteren Lebensformen wider, bei denen persönliche Bedürfnisse und Wünsche stärker in den Vordergrund treten als traditionelle gesellschaftliche Erwartungen.


Initiative gegen Gendersprache scheitert: Wieso geschlechtergerechte Sprache für die LGBTQ+ Community wichtig bleibt

Die in Niedersachsen gestartete Volksinitiative "Stoppt Gendern in Niedersachsen" ist deutlich gescheitert. Wie die Landeswahlleitung mitteilte, konnten die Initiator*innen nur 21.665 gültige Unterschriften sammeln - weit weniger als die erforderlichen 70.000, die nötig gewesen wären, um das Thema in den Landtag zu bringen. Die ursprüngliche Meldung stammt von queer.de und zeigt einen wichtigen Trend in der gesellschaftlichen Debatte um geschlechtergerechte Sprache.

Was wollte die Initiative erreichen?

Die Volksinitiative zielte darauf ab, Gender-Sonderzeichen in der Kommunikation von Behörden, Bildungseinrichtungen und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Niedersachsen zu verbieten. Die Initiator*innen argumentierten, dass die Verwendung von Gendersternchen, Doppelpunkten oder ähnlichen Sonderzeichen gegen die offiziellen Regeln des Rats für deutsche Rechtschreibung verstoße und die Sprache unnötig kompliziere. Ähnliche Bestrebungen gibt es auch in anderen Bundesländern, teilweise mit mehr Erfolg - beispielsweise durch sogenannte "Genderverbote" in Bayern und Sachsen.

Position der niedersächsischen Regierung

Das für Gleichstellung zuständige Sozialministerium in Niedersachsen hatte bereits zu Beginn der Initiative klargestellt: "Es gibt keine einzige Vorschrift, die eine bestimmte Schreib- oder Sprechweise vorschreibt. Insofern läuft die Aktion inhaltlich ins Leere", wie ein Sprecher erklärte. Auch das Kultusministerium betonte, dass geschlechtergerechte Sprache an Schulen weder verordnet sei noch in Abschlussprüfungen als Fehler gewertet werde. Dies zeigt, dass die Initiative ein Problem zu lösen versuchte, das in der Form gar nicht existierte.

Warum geschlechtergerechte Sprache für die LGBTQ+ Community wichtig ist

Für viele Menschen aus der LGBTQ+ Community ist geschlechtergerechte Sprache mehr als nur eine Frage der Grammatik - sie ist ein wichtiges Instrument der Sichtbarkeit und Anerkennung. Studien zur Wirkung von Sprache zeigen, dass geschlechtergerechte Formulierungen dazu beitragen, dass sich alle Menschen angesprochen und repräsentiert fühlen.

Besonders für nicht-binäre, inter- und transgeschlechtliche Menschen kann die ausschließliche Verwendung des generischen Maskulinums ausgrenzend wirken. Die Verwendung von geschlechtsneutralen Formulierungen oder Gender-Sonderzeichen bietet hingegen die Möglichkeit, alle Geschlechteridentitäten anzusprechen und sichtbar zu machen.

Unterschiedliche Positionen und gesellschaftliche Debatte

Die Debatte um geschlechtergerechte Sprache wird in Deutschland kontrovers geführt. Während Befürworter*innen darin ein wichtiges Instrument für mehr Gleichstellung und Sichtbarkeit sehen, argumentieren Gegner*innen, dass die Verwendung von Gender-Sonderzeichen die Sprache unnötig kompliziere und schwerer verständlich mache.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat Genderzeichen bislang nicht in das amtliche Regelwerk aufgenommen, empfiehlt aber gleichzeitig, "dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen". Dieser Balanceakt spiegelt die gesellschaftliche Ambivalenz wider.

Alternativen zum Gendern mit Sonderzeichen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, ohne auf Gender-Sonderzeichen zurückzugreifen. Dazu gehören:

  • Geschlechtsneutrale Formulierungen (z.B. "Lehrkräfte" statt "Lehrer und Lehrerinnen")
  • Paarformen (z.B. "Bürgerinnen und Bürger")
  • Partizipformen (z.B. "Studierende" statt "Studenten")
  • Umformulierungen (z.B. "Wer einen Antrag stellt" statt "Der Antragsteller")

Diese Alternativen werden auch von vielen LGBTQ+ Organisationen als praktikable Lösungen angesehen, die sowohl inklusiv als auch sprachlich etabliert sind.

Ein Signal für die LGBTQ+ Community

Das Scheitern der niedersächsischen Volksinitiative kann als positives Signal für die LGBTQ+ Community gewertet werden. Es zeigt, dass Bestrebungen, geschlechtergerechte Sprache zu verbieten, zumindest in Niedersachsen nicht auf breite Zustimmung stoßen. Dies könnte darauf hindeuten, dass in der Bevölkerung ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung inklusiver Sprache besteht.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) betont regelmäßig, wie wichtig es ist, dass Sprache alle Menschen einschließt und nicht diskriminiert. Sprache formt unser Denken und prägt gesellschaftliche Normen - daher ist die Debatte um geschlechtergerechte Sprache letztlich auch eine Debatte über gesellschaftliche Teilhabe und Sichtbarkeit von marginalisierten Gruppen.

Fazit: Freiwilligkeit statt Verbote

Die geschlechtergerechte Sprache wird sich vermutlich weiterentwickeln - wie jede lebendige Sprache. Das Scheitern der Volksinitiative in Niedersachsen zeigt, dass der Fokus auf dem Prinzip der Freiwilligkeit liegen sollte: Jede*r sollte selbst entscheiden können, ob und wie gegendert wird, anstatt dies durch Verbote zu regulieren.

Für die LGBTQ+ Community in Deutschland bleibt die geschlechtergerechte Sprache ein wichtiges Instrument der Sichtbarmachung und Inklusion - unabhängig davon, ob dies durch Gender-Sonderzeichen oder andere sprachliche Mittel erreicht wird. Der respektvolle Umgang mit Sprache ist und bleibt ein zentraler Baustein einer offenen und diversen Gesellschaft.


Britischer Anti-LGBTQ+ Aktivist Laurence Fox wegen Upskirting-Delikt angeklagt - Die deutsche Rechtslage im Vergleich

Der britische Schauspieler und bekannte Anti-LGBTQ+ Aktivist Laurence Fox wurde wegen eines sexuellen Vergehens angeklagt, nachdem er angeblich ein intimes Bild der Moderatorin Narinder Kaur in sozialen Medien geteilt hatte. Der Vorfall, ursprünglich von Pink News berichtet, wirft wichtige Fragen zum Thema Upskirting und digitaler sexueller Belästigung auf – ein Problem, das auch in Deutschland zunehmend im Fokus steht.

Der Fall Fox und seine Hintergründe

Fox, 46, der in sozialen Medien regelmäßig durch seine Opposition gegen LGBTQ+-Rechte auffällt, soll im April letzten Jahres ein kompromittierendes Bild von Kaur geteilt haben. Die regelmäßige "Good Morning Britain"-Teilnehmerin beschrieb den Vorfall als "unvorstellbar erniedrigend". Obwohl Fox sich am Folgetag bei Kaur entschuldigte, fügte er hinzu, es sei nicht "seine Schuld", dass das kompromittierende Foto vor mehr als 15 Jahren aufgenommen wurde.

Im ursprünglichen Post auf seinem Twitter/X-Konto rechtfertigte Fox die Verbreitung des Bildes damit, dass Kaur die ehemalige Model und jetzige konservative Kommentatorin Leilani Dowding verspottet hätte. "Sie kann sich so viel als Opfer inszenieren, wie sie will", schrieb er. "Es ist nicht meine Schuld, dass sie vergessen hat, ihre Unterwäsche anzuziehen, die jammernde, heulende Schikane-Heuchlerin."

Fox hat das Bild laut BBC-Berichten nicht selbst erstellt, jedoch ist es nach britischem Recht illegal, sogenannte Upskirting-Fotos oder -Videos zu teilen, auch wenn sie von anderen Personen aufgenommen wurden. Er soll nächsten Monat vor Gericht erscheinen.

Upskirting in Deutschland: Rechtslage und Strafbarkeit

In Deutschland wird Upskirting – das heimliche Fotografieren unter die Kleidung einer Person ohne deren Einwilligung – durch § 201a des Strafgesetzbuchs (StGB) unter Strafe gestellt. Der oft als "Voyeurismus-Paragraf" bezeichnete Gesetzestext verbietet ausdrücklich das unbefugte Anfertigen und Verbreiten von Bildaufnahmen des Intimbereichs einer anderen Person.

Anders als in Großbritannien, wo Upskirting erst 2019 durch den "Voyeurism (Offences) Act" als spezifisches Vergehen eingestuft wurde, gibt es in Deutschland bereits seit längerem entsprechende Regelungen. Ein Urteil des Landgerichts Frankfurt am Main vom August 2023 bestätigte noch einmal explizit die Strafbarkeit von Upskirting gemäß § 201a StGB.

Die Strafen für Verstöße können in Deutschland Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren umfassen. Das Gesetz zielt darauf ab, die sexuelle Selbstbestimmung und die Privatsphäre der Opfer zu schützen.

Prominente und die Verbreitung intimer Bilder

Der Fall Fox zeigt exemplarisch, wie Prominente ihre Reichweite missbrauchen können, um anderen zu schaden. Narinder Kaur, die durch ihre Teilnahme an der britischen Version von "Big Brother" im Jahr 2001 bekannt wurde und als erste britisch-indische Teilnehmerin der populären Reality-Show Geschichte schrieb, ist heute regelmäßig als Diskussionsteilnehmerin in britischen Fernsehsendungen zu sehen.

In Deutschland gibt es eine wachsende Sensibilität für das Thema. Die Organisation "Gegen Upskirting" setzt sich aktiv für Aufklärung und den Schutz von Betroffenen ein. Aktivistinnen wie Hanna Seidel haben durch ihr Engagement maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gesetzeslage in Deutschland geschärft wurde.

LGBTQ+-Feindlichkeit und sexistische Übergriffe

Fox, der in Großbritannien zunehmend für seine rechtspopulistischen Ansichten und seine Kritik an LGBTQ+-Rechten bekannt ist, steht nun vor Gericht. Die Verbindung zwischen seiner offen gezeigten LGBTQ+-Feindlichkeit und dem sexistischen Angriff auf eine Frau mit Migrationshintergrund verdeutlicht, wie verschiedene Formen von Diskriminierung oft Hand in Hand gehen.

In Deutschland bieten Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) und die Antidiskriminierungsstelle des Bundes Unterstützung für Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind – sei es aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft.

Der Fall Fox ist ein Mahnmal dafür, dass digitale Übergriffe ernsthafte Konsequenzen haben können und sollten – sowohl für die Täter als auch für die Betroffenen, deren Privatsphäre und Würde geschützt werden muss.


Warum der "Straight Prince of Twinks" Timothée Chalamet als queere Ikone gefeiert wird

Timothée Chalamet, der derzeit in einer hochkarätigen Beziehung mit Kylie Jenner steht und sich selbst als heterosexuell identifiziert (soweit wir wissen), wird regelmäßig als queere, bisexuelle – oder manchmal sogar als lesbische Ikone gefeiert. Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von Pink News, der diesem Phänomen nachgeht.

Der "Straight Prince of Twinks"

Chalamets Ruf als queere Ikone stammt wahrscheinlich von seinem Durchbruchsfilm "Call Me By Your Name", einer Geschichte über sexuelles Erwachsenwerden, in der er den 17-jährigen Elio spielt, der sich in den 24-jährigen Doktoranden Oliver verliebt. Der Film wurde als einer der besten Filme des Jahres 2017 gefeiert, nicht zuletzt wegen der berühmten "Pfirsich-Szene".

Diese Rolle führte dazu, dass Chalamet den Titel "Hollywoods Straight Prince of Twinks" erhielt. Bei einer Pressekonferenz für "Little Women" im Jahr 2019 wurde er gefragt: "Wie fühlt es sich an, der 'Straight Prince of Twinks' zu sein?" und "Wie ist es, von der queeren Community so geliebt zu werden?"

Seine Antwort zeigte seine Wertschätzung: "Ich hoffte, dass die Fans des Buches ihn [den Film] sehen würden, und dass er eine Version von Liebe zeigen könnte, die manche Menschen nicht verstehen oder als Nische betrachten, die nicht verfolgt oder verurteilt wird, sondern einfach existiert."

Aktive Unterstützung für die LGBTQ+-Community

Neben seinem Stolz auf den Titel "Straight Prince of Twinks" hat Chalamet die LGBTQ+-Community auch auf andere Weise unterstützt. Bei den Golden Globes 2019 spendete er 1.000 Dollar an das LGBTQI-Zentrum in New York. Als ihm in einem Interview auf dem roten Teppich mitgeteilt wurde, dass er das Geld an eine Wohltätigkeitsorganisation seiner Wahl spenden könnte, traf er diese Entscheidung sofort.

Bereits im Jahr zuvor hatte der Schauspieler gelobt, sein gesamtes Honorar für seine Rolle in Woody Allens Film "A Rainy Day in New York" an Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden, darunter das LGBT Community Centre in New York. Er erklärte, er habe diesen Schritt unternommen, weil er nicht von der Zusammenarbeit mit Allen "profitieren" wolle, dessen Adoptivtochter Dylan Farrow den Regisseur beschuldigt hat, sie im Alter von sieben Jahren sexuell missbraucht zu haben.

Stilikone mit queerer Ausstrahlung

Ein weiterer Grund für Chalamets Status als queere Ikone ist sein unverwechselbarer Stil. Seine verwegene, flockige, nicht-kurz-aber-nicht-lange Frisur verkörpert eine geschlechtlich fluide Ästhetik. Wie ein Fan es ausdrückte: "Timothée Chalamet mag nicht bisexuell sein, aber seine Haare sind es definitiv."

Dann sind da noch seine Outfits. Unvergessen bleibt sein Auftritt bei den Golden Globes in einem funkelnden Accessoire, das manch einer als "glitzerndes Sex-Harness" beschrieb – ein weiterer Grund, warum er den Titel "Prince of the Twinks" verdient.

Queere Ikonen in Deutschland

Die Diskussion um Chalamet als queere Ikone hat auch in Deutschland Wellen geschlagen. Anders als in den USA gibt es hierzulande eine nuanciertere Debatte darüber, wer als queere Ikone gelten kann. Laut ze.tt wird in der deutschen LGBTQ+-Community diskutiert, ob es angemessen ist, dass sich nicht-queere Personen als queere Ikonen positionieren oder als solche gefeiert werden.

Deutsche Filmemacher wie Rosa von Praunheim oder Monika Treut haben lange vor internationalen Stars authentische Darstellungen queeren Lebens geschaffen und gelten in Deutschland als wichtige Vorbilder. Dennoch werden auch internationale Größen wie Chalamet für ihre Unterstützung und Sichtbarkeit geschätzt.

Zwischen Vereinnahmung und Allyship

Die Frage, ob heterosexuelle Schauspieler queere Rollen spielen sollten, wird in Deutschland intensiv diskutiert. Während Chalamets Darstellung in "Call Me By Your Name" international gefeiert wurde, gibt es in der deutschen Filmszene zunehmend Stimmen, die mehr Authentizität und Repräsentation fordern. Initiativen wie Queer Film Festival in verschiedenen deutschen Städten setzen sich für mehr Sichtbarkeit von LGBTQ+-Filmemachern und -Schauspielern ein.

Letztendlich bleibt Timothée Chalamet ein Beispiel dafür, wie auch heterosexuelle Persönlichkeiten zu wichtigen Verbündeten der LGBTQ+-Community werden können. Die deutsche Community schätzt dieses Allyship, fordert jedoch gleichzeitig mehr Raum für authentische queere Stimmen im kulturellen Diskurs.

Am Ende des Tages liebt die LGBTQ+-Community einen Celebrity-Ally – besonders wenn er stylish und attraktiv ist. Solange Timothée Chalamet uns weiterhin mit solchen Looks beglückt und sich für LGBTQ+-Rechte einsetzt, darf er gerne eine queere Ikone bleiben.


Drastische Kürzungen bei HIV-Hilfen: Fast drei Millionen Tote bis 2030 befürchtet – auch Deutschland in der Verantwortung

Experten und HIV-Hilfsorganisationen warnen vor den verheerenden Folgen globaler Finanzierungskürzungen bei der HIV-Prävention. Laut einer neuen Studie des Burnet Instituts in Australien könnten die drastischen Mittelkürzungen, insbesondere durch die USA unter Donald Trump, zu fast drei Millionen zusätzlichen Todesfällen bis 2030 führen. Der ursprüngliche Bericht wurde am 26. März veröffentlicht und zeigt alarmierende Prognosen für die weltweite HIV-Bekämpfung.

Globale Kürzungen mit fatalen Folgen

Die Analyse warnt, dass weltweit bis zu 10 Millionen mehr HIV-Infektionen bis 2030 auftreten könnten, wenn Geberländer wie die USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und die Niederlande ihre Hilfsgelder weiter kürzen. Nach der Amtsübernahme von Donald Trump wurden in den USA zahlreiche HIV-bezogene Forschungsprogramme gestrichen und im Januar Auftragnehmer des "Bureau of Global Health Security and Diplomacy" entlassen, das unter anderem HIV-Behandlungen finanziert.

Besonders besorgniserregend: Das UN-Aidsprogramm UNAIDS warnt, dass ohne die US-Gelder in den kommenden vier Jahren bis zu 6,3 Millionen zusätzliche Todesfälle im Zusammenhang mit Aids auftreten könnten. Die USA blockieren derzeit ihren Anteil von fast 73 Prozent an den globalen Entwicklungshilfegeldern für HIV/AIDS-Programme.

Anne Aslett, Geschäftsführerin der Elton John Aids Foundation, betonte: "Wenn die Finanzierung für die globale HIV-Bekämpfung in dem Ausmaß wegfällt, wie dieser Bericht befürchtet, werden Millionen weitere Menschen erkranken, und die Gesundheitsbudgets werden damit einfach nicht fertig werden können."

Deutschland: Kürzungen im eigenen Land und internationale Verantwortung

Auch in Deutschland stehen HIV-Präventionsprogramme unter Druck. Die Deutsche Aidshilfe (DAH) warnt vor geplanten Kürzungen öffentlicher Mittel, die die erfolgreiche HIV- und Aids-Prävention gefährden. In Nordrhein-Westfalen sind Kürzungen von 1,5 Millionen Euro geplant, was mehr als einem Drittel der bisherigen Mittel entspricht. Die Aidshilfe Köln befürchtet dadurch einen Stellenabbau, der besonders die Bereiche Jugendarbeit, Beratungs- und Testangebote sowie Programme für Frauen und Familien betreffen würde.

Gleichzeitig wird Deutschland angesichts der US-Kürzungen aufgefordert, international mehr Verantwortung zu übernehmen. Mehrere Nichtregierungsorganisationen drängen die Bundesregierung, einen "fair share" von 1,8 Milliarden Euro in den Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria einzuzahlen und die Unterstützung für multilaterale Gesundheitsinitiativen zu verstärken.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) räumte ein, dass sie dem aktuellen Haushalt mit Kürzungen im Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) nur "schweren Herzens" zugestimmt habe und dass die Einschnitte auch in Deutschland spürbar sein werden.

Bedrohung jahrzehntelanger Fortschritte

Die Kürzungen bedrohen die erheblichen Fortschritte der letzten Jahrzehnte in der globalen HIV-Bekämpfung. Seit 2010 sind die weltweiten HIV-Neuinfektionen jährlich um mindestens 8,3 Prozent zurückgegangen, HIV-bedingte Todesfälle sogar um 10,3 Prozent pro Jahr.

Professorin Linda-Gail Bekker, Direktorin des Desmond Tutu HIV Centre, warnte, dass im schlimmsten Fall HIV-Infektionen "in einem Ausmaß zurückkehren könnten, wie wir es seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben". Sie fordert Regierungen auf, "zusammenzukommen und einen Plan zu vereinbaren, der auf den erstaunlichen Fortschritten aufbaut, die Infektionsraten niedrig hält und Länder beim Aufbau widerstandsfähiger Gesundheitssysteme für die Zukunft unterstützt".

Vorbildliches Engagement andernorts

Während viele Länder ihre Hilfszahlungen kürzen, gibt es auch positive Beispiele. Der britische Premierminister Keir Starmer hat sich als erster amtierender britischer Regierungschef öffentlich einem HIV-Test unterzogen, um das Stigma zu bekämpfen. "Wenn Menschen sich testen lassen, kennen sie ihren Status, und es ist besser, dass Menschen ihn kennen", erklärte er und betonte, dass Heimtestkits "kostenlos, vertraulich und einfach" seien.

Starmer hat zudem 27 Millionen Pfund für ein erweitertes NHS-Testprogramm in Großbritannien zugesagt und bekräftigt, neue HIV-Infektionen im Land bis 2030 zu beenden. Zusätzlich stellte er 37 Millionen Pfund für die Verbesserung des Zugangs zu sexuellen und reproduktiven Gesundheitsdiensten weltweit bereit.

Diese Maßnahmen stehen im Kontrast zu den angekündigten 40-prozentigen Kürzungen im britischen Hilfsbudget ab 2027, die laut Adrian Lovett von der Organisation One, die für wirtschaftliche Chancen und gesündere Leben in Afrika kämpft, Starmers Worte "hohl klingen lassen".

Aufruf zum Handeln

Die Situation erfordert dringend ein Umdenken bei den Geberländern. Die dramatischen Prognosen zeigen, dass Kürzungen bei der HIV-Prävention nicht nur unmittelbare Folgen für Betroffene haben, sondern auch langfristige Auswirkungen auf globale Gesundheitssysteme und -budgets.

Für Deutschland bedeutet dies eine doppelte Verantwortung: Einerseits müssen die erfolgreichen Präventionsprogramme im eigenen Land weiterhin ausreichend finanziert werden, andererseits ist angesichts der US-Kürzungen ein verstärktes internationales Engagement notwendig, um die jahrzehntelangen Fortschritte im Kampf gegen HIV nicht zu gefährden.

Wie Gesundheitsexperten betonen: Infektionskrankheiten machen nicht an Landesgrenzen halt. Investitionen in globale Gesundheitssicherheit sind daher auch im deutschen Interesse. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die internationale Gemeinschaft die notwendigen Ressourcen mobilisieren kann, um die drohende neue AIDS-Krise abzuwenden.


Europas größtes Einkaufszentrum zeigt zum Trans Day of Visibility Porträts echter Transgender-Personen

Eine beeindruckende Kunstausstellung mit dem Titel "Trans Is Human", die von Transgender-Filmemacher Jake Graf und der Aktivistin Hannah Graf MBE kuratiert wurde, wird anlässlich des internationalen Trans Day of Visibility (TDoV) im Westfield Einkaufszentrum in London zu sehen sein. Die Ausstellung, über die PinkNews exklusiv berichtete, bietet einen tiefen Einblick in die Realität und Vielfalt des Lebens von Transgender- und nicht-binären Menschen.

Porträts echter Transgender-Personen im Alltag

Vom 27. März bis zum 2. April werden Besucher des größten Einkaufszentrums Europas auf intime Schwarzweiß-Porträts von Transgender-Personen aus allen Lebensbereichen stoßen. Die Fotografien, aufgenommen vom renommierten GQ- und Rolling Stone-Fotografen Mariano Vivanco, zeigen 13 verschiedene Models im Alter von 15 bis 72 Jahren. Jedes Porträt wird von Beschreibungen der persönlichen Geschichte und Interessen der abgebildeten Person begleitet.

"Diese Ausstellung richtet sich an all jene, die noch nie jemanden getroffen haben, der trans ist, und die nur das über uns wissen, was ihnen die Medien und die Regierung erzählen", erklärt Jake Graf im Gespräch mit PinkNews. Das Ziel der Ausstellung sei es, die inspirierenden Geschichten hinter den Menschen zu zeigen – jenseits ihrer Geschlechtsidentität.

Menschen hinter den Porträts

Zu den porträtierten Personen gehört die 38-jährige Adelle, eine berufstätige Mutter aus Essex mit zwei Kindern, die ihr Leben als "sehr normal" beschreibt. Ein weiteres Model ist der 31-jährige Leo, der mit Dyskinetischer Zerebralparese lebt und als Lebenscoach mit anderen körperlich behinderten Erwachsenen arbeitet, um sie zu motivieren und zu inspirieren.

Auch die 70-jährige Petra ist Teil der Ausstellung. Geboren in den frühen 1950er Jahren, verlor sie früh ihren Vater und wurde in der Schule häufig gemobbt. Heute ist sie seit über 38 Jahren mit ihrer liebevollen Frau Loraine verheiratet. Im Kontrast dazu steht der 15-jährige Milo, dessen Lebensreise gerade erst begonnen hat. Er ist ein begeisterter Schwimmer, Schlagzeuger und Rugbyspieler, der von seinem Team von Anfang an vollständig unterstützt wurde.

Bedeutung für die Community in Zeiten zunehmender Transfeindlichkeit

Die Ausstellung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem transfeindliche Rhetorik und Diskriminierung in Großbritannien und weltweit zunehmen. Ein 2023 vom britischen Innenministerium veröffentlichter Bericht zu Hassverbrechen stellte fest, dass die von Politiker:innen und Medien geschürte Stimmung gegen Transgender-Personen möglicherweise zu einem Anstieg solcher Vorfälle geführt hat.

"Momentan wissen wir, dass die Situation für Transgender-Personen weltweit ziemlich schlecht ist", sagt Graf. "Wenn man in die USA schaut, ist es sehr beängstigend... Das Vereinigte Königreich war in den letzten Jahren auch nicht großartig. Wir müssen wirklich kämpfen, um die Rechte zu behalten, die wir haben, denn wir wissen, was passieren kann, wenn sie zu erodieren beginnen."

Parallele Projekte in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es bemerkenswerte Ausstellungen und Initiativen, die auf die Sichtbarkeit von Transgender-Personen abzielen. Die Wanderausstellung "Trans* in der Arbeitswelt", die 2014 von Anja Weber initiiert wurde, zeigt ähnlich wie das Londoner Projekt Porträts von transgeschlechtlichen Menschen in verschiedenen Berufen und Arbeitsumgebungen.

Im Schwulen Museum Berlin und im Amerikahaus in München wurde die Ausstellung "TransTrans: Transatlantic Transgender Histories" gezeigt, die durch Fotografien und Briefe ein Netzwerk von Personen in Deutschland und den USA beleuchtet, die die Transgender-Geschichte und -Identitäten maßgeblich geprägt haben.

Zum Trans Day of Visibility, der jährlich am 31. März stattfindet, werden in verschiedenen deutschen Städten regelmäßig Demonstrationen und Veranstaltungen organisiert. In Berlin hisst beispielsweise das Bezirksamt Lichtenberg traditionell die Trans-Fahne und bietet Veranstaltungen für mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit an.

Zukunftspläne für "Trans Is Human"

Jake Graf sieht die Ausstellung im Westfield Einkaufszentrum nur als Anfang eines größeren Projekts. Er hofft, jährlich ein Fotoshooting mit Transgender-Personen durchführen zu können, um eine ständig wachsende Datenbank realer Transgender-Menschen in sozialen Medien aufzubauen.

"Wir hoffen, eine Trans Is Human-Seite auf Instagram und TikTok aufzubauen und Mitglieder der Transgender-Community – nicht nur aus Großbritannien, sondern darüber hinaus – einzuladen, uns ihre Fotos und Geschichten zu schicken, damit wir sie auf die Seite hochladen können", erklärt er. "So können wir eine riesige, florierende Gemeinschaft von Transgender-Menschen aus der ganzen Welt schaffen und zeigen, wie viele von uns es gibt, wie dynamisch, wie erstaunlich und wie unglaublich wir sind."

Die Ausstellung "Trans Is Human" unterstreicht ein zeitloses Mantra: "Du kannst nicht sein, was du nicht sehen kannst." In einer Zeit, in der Transgender-Personen in den Medien oft verzerrt dargestellt oder unsichtbar gemacht werden, bieten solche Projekte sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland wichtige Plattformen für authentische Repräsentation und Sichtbarkeit.


Dublin Pride 2025: "Taking Liberties" – 10 Jahre LGBTQ+ Erfolge und der Kampf um ihre Erhaltung

Das Dubliner Pride-Festival hat sein Thema für 2025 bekannt gegeben und feiert damit ein wichtiges Jubiläum für die LGBTQ+-Community in Irland. Wie die irische LGBTQ+-Nachrichtenplattform GCN berichtet, steht die Veranstaltung unter dem Motto "Taking Liberties" (Freiheiten ergreifen) und erinnert an die historischen Errungenschaften vor zehn Jahren.

Historisches Jubiläum: 10 Jahre LGBTQ+ Meilensteine in Irland

2015 war ein Wendepunkt für die LGBTQ+-Gemeinschaft in Irland. Das Land wurde das erste weltweit, das die gleichgeschlechtliche Ehe durch Volksabstimmung legalisierte. Im selben Jahr wurden auch das Gender Recognition Act und das Children and Family Relationships Act verabschiedet – drei entscheidende Siege für die Gleichstellung.

Mit dem Thema "Taking Liberties" will Dublin Pride nicht nur diese Erfolge feiern, sondern auch daran erinnern, wie hart für diese Rechte gekämpft wurde und dass diese errungenen Freiheiten verteidigt werden müssen. Das Organisationskomitee zitiert den Bürgerrechtsaktivisten Philip Randolph: "Freiheit wird nie gewährt; sie wird gewonnen. Gerechtigkeit wird nie gegeben; sie wird erstritten."

Parallelen zu Deutschland: Der Kampf um LGBTQ+ Rechte

Während Irland 2015 die Ehe für alle einführte, folgte Deutschland erst 2017. Seit dem 1. Oktober 2017 können gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden bis Ende 2021 bereits über 65.600 Ehen zwischen Menschen gleichen Geschlechts geschlossen.

Auch bei den Transgender-Rechten gibt es Fortschritte: Während Irland 2015 den Gender Recognition Act verabschiedete, trat in Deutschland erst am 1. November 2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft. Dieses Gesetz ermöglicht es trans*, inter* und nicht-binären Personen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen in einem vereinfachten Verfahren beim Standesamt zu ändern – ein wichtiger Schritt für die Selbstbestimmung, der in Deutschland lange erkämpft wurde.

Globaler Kontext und aktuelle Herausforderungen

"Angesichts des Rückschlags bei den Rechten von trans Personen in den USA und zunehmender Gewalt gegen Mitglieder der Community ist es jetzt wichtiger denn je, uns daran zu erinnern, warum wir jedes Jahr bei Pride marschieren", betont das Dublin Pride-Komitee in seiner Erklärung.

Jamie Kenny, Co-CEO von Dublin Pride, ergänzt: "Pride ging es immer darum, Freiheiten zu ergreifen – unsere Rechte einzufordern, unseren Raum zu beanspruchen und uns zu weigern, zurück in die Schatten gedrängt zu werden." Kenny betont weiter die Notwendigkeit, wachsam zu bleiben: "Während wir zehn Jahre seit wichtigen Siegen für LGBTQ+-Rechte in Irland feiern, erkennen wir den dringenden Bedarf, diese hart erkämpften Freiheiten zu verteidigen."

CSD in Deutschland: Gemeinsamer Kampf für Rechte

Ähnlich wie Dublin Pride sind auch die Christopher Street Days (CSD) in Deutschland mehr als nur Feierlichkeiten – sie sind politische Veranstaltungen, die auf die Rechte der LGBTQ+-Community aufmerksam machen. 2025 werden wieder zahlreiche CSDs in deutschen Städten stattfinden, darunter Hannover, Stuttgart, Frankfurt und Hamburg, die jeweils eigene Schwerpunkte setzen, aber im Kern den gleichen Kampf führen: für Akzeptanz, Gleichheit und gegen Diskriminierung.

Während die Dublin Pride am 28. Juni 2025 stattfindet, erstreckt sich die CSD-Saison in Deutschland von April bis September, mit besonders großen Veranstaltungen in Köln und Berlin, die jährlich Hunderttausende Teilnehmer*innen anziehen.

Gemeinsame Botschaft: Erkämpfte Rechte verteidigen

Die Botschaft des Dubliner Pride-Festivals 2025 "The liberties we have taken will not be taken back" (Die Freiheiten, die wir uns genommen haben, werden nicht zurückgenommen) spiegelt auch die Stimmung in der deutschen LGBTQ+-Community wider. Mit dem Selbstbestimmungsgesetz und der Ehe für alle wurden wichtige Meilensteine erreicht, doch zunehmende rechtsextreme Rhetorik und Angriffe auf die Rechte von LGBTQ+-Personen machen deutlich, dass diese Errungenschaften aktiv verteidigt werden müssen.

Das Jubiläum in Dublin erinnert uns daran, dass der Kampf für gleiche Rechte ein fortlaufender Prozess ist – in Irland, Deutschland und weltweit. Die Dublin Pride 2025 lädt daher nicht nur zum Feiern ein, sondern auch zum Solidarisieren mit der globalen LGBTQ+-Gemeinschaft und zum Einstehen für gemeinsame Werte und Rechte.


Trumps drastische Maßnahme: LGBTQ+-Asylsuchender in El Salvadors "Guantánamo" deportiert

Die Trump-Administration hat einen venezolanischen LGBTQ+-Asylsuchenden in ein berüchtigtes Gefängnis in El Salvador deportiert, wie PinkNews berichtet. Die Abschiebung erfolgte trotz eines gerichtlichen Verbots und wirft ernsthafte Fragen zum Umgang mit schutzbedürftigen Geflüchteten auf.

Ein Kriegsgesetz aus dem 18. Jahrhundert als Rechtsgrundlage

Die aktuelle Kontroverse dreht sich um die Abschiebung von mehr als 130 Immigranten in das Centro de Confinamiento del Terrorismo (CECOT) in El Salvador. Trump beruft sich dabei auf den "Alien Enemies Act" – ein Gesetz aus dem Jahr 1798, das zuletzt während des Zweiten Weltkriegs angewendet wurde. Die Trump-Administration begründet die Abschiebungen mit der Behauptung, bei den Betroffenen handele es sich um Gangmitglieder.

Bundesrichter James Boasberg hat die Abschiebungen vorübergehend gestoppt und seine Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass die deportierten Migranten keine rechtliche Möglichkeit haben, die Vorwürfe gegen sie anzufechten. "Die politischen Auswirkungen hiervon sind unglaublich beunruhigend, problematisch und besorgniserregend", erklärte der Richter laut TRT World.

LGBTQ+-Asylsuchender unter den Deportierten

Besonders alarmierend ist der Fall eines LGBTQ+-Asylsuchenden aus Venezuela. Seine Anwältin Margaret Cargioli berichtet, dass sie keinen Abschiebungsbescheid erhielt, als ihr Mandant von Beamten der Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) abgeholt wurde. Die Deportation venezolanischer Staatsangehöriger nach CECOT bezeichnete sie als "äußerst ungewöhnlich und besorgniserregend", insbesondere weil das Terrorismus-Gefängnis für Folter und andere Menschenrechtsverletzungen bekannt ist.

CECOT: Ein "Guantánamo auf Steroiden"

Das CECOT-Gefängnis in El Salvador wurde im Rahmen der harten Sicherheitspolitik des salvadorianischen Präsidenten Nayib Bukele errichtet. Die Haftanstalt erstreckt sich über 23 Hektar und kostete 115 Millionen US-Dollar (etwa 88,7 Millionen Euro) für Entwicklung und Ausstattung im Jahr 2023.

Juan Pappier von Human Rights Watch, der das Gefängnissystem in El Salvador untersucht hat, beschreibt CECOT als "Mega-Gefängnis". Ursprünglich für 20.000 Häftlinge konzipiert, wurde die Kapazität inzwischen verdoppelt – trotz offizieller Angaben, dass nur 256 Betten vorhanden seien. "Die Regierung hat öffentlich erklärt, dass Menschen, die nach CECOT geschickt werden, nie wieder herauskommen dürfen", sagte Pappier. "Wir konnten keine Häftlinge identifizieren, die entlassen wurden."

Bilder aus dem Inneren des Gefängnisses zeigen dicht gedrängte Gefangene mit rasierten Köpfen in weißen Shorts und T-Shirts. Das Gefängnis verfügt über keine Freiflächen, und Familienbesuche sind nicht gestattet. Ein Sprecher von Human Rights Watch äußerte, dass Insassen wahrscheinlich "Folter, Tod und gewaltsames Verschwindenlassen" ausgesetzt sein würden. Pappier bezeichnete die Einrichtung als "Guantánamo auf Steroiden", um "diese Menschen außerhalb des Schutzes des Gesetzes sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in El Salvador zu stellen".

Parallelen zur deutschen Asylpolitik und LGBTQ+-Rechte

In Deutschland haben LGBTQ+-Personen Anspruch auf Asyl, wenn ihnen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität in ihrem Herkunftsland Verfolgung, Gewalt oder Inhaftierung droht. Das deutsche Asylsystem erkennt explizit die besonderen Schutzbedürfnisse von LGBTQ+-Geflüchteten an, wie Queer Refugees Deutschland bestätigt.

Anders als in den USA, wo unter Trump zunehmend restriktive Maßnahmen gegen Asylsuchende ergriffen werden, garantiert das deutsche Grundgesetz politisch Verfolgten das Recht auf Asyl. Deutsche Gerichte haben in mehreren Fällen internationalen Schutz für LGBTQ+-Asylbewerber gewährt, insbesondere wenn ihnen in ihren Herkunftsländern Gewalt und Verfolgung drohen.

Deutsche Menschenrechtsorganisationen beobachten die Situation in den USA mit Sorge. Das Prinzip des "Non-Refoulement", das auch in Deutschland gilt, verbietet die Abschiebung von Menschen in Länder, in denen ihnen Folter oder unmenschliche Behandlung droht. Die Abschiebungen nach El Salvador könnten gegen dieses Prinzip verstoßen, wie Just Security analysiert.

Trumps Migrationspolitik weiter verschärft

Im Januar unterzeichnete Trump eine Durchführungsverordnung, mit der die Ministerien für Verteidigung und Heimatschutz angewiesen wurden, mit der Vorbereitung der 30.000 Personen fassenden Migranteneinrichtung in Guantánamo Bay zu beginnen – einer Stätte, von der Menschenrechtsgruppen behaupten, dass dort Folter stattfindet.

Die aktuelle Entwicklung wird von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Die Rechtmäßigkeit der Abschiebungen bleibt umstritten, während die betroffenen Migranten, darunter besonders vulnerable Gruppen wie LGBTQ+-Personen, in einer Einrichtung festgehalten werden, die für ihre menschenunwürdigen Bedingungen bekannt ist.


Hinter den Schlagzeilen: Die Wahrheit über Reue nach Geschlechtsangleichung

Im aktuellen Artikel der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) wird ein wichtiges, aber oft missverstandenes Thema beleuchtet: die Reue nach geschlechtsangleichenden Operationen bei Trans*Personen. In einer medialen Landschaft, die solche Fälle häufig dramatisiert und überzeichnet, bietet der Artikel einen nüchternen Blick auf die tatsächlichen Zahlen und Hintergründe.

Die statistische Realität statt Dramatisierung

Der Artikel stellt klar: Die wissenschaftliche Datenlage zeigt, dass etwa 99% der Trans*Personen mit ihrer Entscheidung für eine geschlechtsangleichende Operation langfristig zufrieden sind. Die Rate der Menschen, die ihre Operation bereuen, liegt zwischen 0,3% und 2% – ein Wert, der deutlich niedriger ist als bei vielen anderen medizinischen Eingriffen. Zum Vergleich: Bei kosmetischen Nasenoperationen liegt die Reuequote laut den im Artikel zitierten Studien bei bis zu 15%, bei Brustvergrößerungen bei 6-8%.

Diese Zahlen werden durch aktuelle Forschung bestätigt. Wie das Universitätsklinikum Bonn in seiner Arbeit zum Thema darlegt, ist die Prävalenz von Reue nach Geschlechtsangleichung tatsächlich relativ gering. Ähnliche Ergebnisse finden sich in verschiedenen internationalen Studien, die Detransition-Raten zwischen 0,3% und 1% dokumentieren.

Komplexe Gründe für Reue verstehen

Besonders wertvoll am dgti-Artikel ist die differenzierte Betrachtung der Gründe, die in seltenen Fällen zu Reue führen können. Diese sind vielschichtig und oft nicht in der Transidentität selbst begründet:

  • Unzureichende Vorbereitung und Beratung vor der Operation
  • Unrealistische Erwartungen an die Ergebnisse des Eingriffs
  • Soziale und familiäre Belastungen durch Diskriminierung und Ablehnung
  • Medizinische Komplikationen oder ästhetisch unbefriedigende Ergebnisse

Hierbei zeigt sich eine wichtige Parallele zu den Erkenntnissen aktueller deutscher Forschung: Auch Studien des National Institutes of Health (NIH) identifizieren sozialen Druck, Diskriminierung und unzureichende psychologische Unterstützung als Hauptfaktoren für Reue – nicht etwa die Transition an sich.

Deutscher Kontext: Verbesserung der Beratungsangebote

In Deutschland arbeiten Organisationen wie die dgti intensiv daran, genau jene Aspekte zu verbessern, die das Risiko späterer Reue minimieren können. Die im Artikel erwähnten Peer-Beratungsangebote sind ein wichtiger Baustein, um realistische Erwartungen zu fördern und emotionale Unterstützung zu bieten.

Parallel dazu entwickeln medizinische Einrichtungen wie das Universitätsklinikum Bonn neue Konzepte für die Begleitung von Trans*Personen. Das Ziel: evidenzbasierte Erkenntnisse zu gewinnen und die Versorgung sowie Unterstützung kontinuierlich zu verbessern. Diese Bemühungen entsprechen genau den im dgti-Artikel formulierten Empfehlungen für eine umfassende, empathische Beratung.

Fazit: Aufklärung statt Panikmache

Der dgti-Artikel leistet einen wichtigen Beitrag zur sachlichen Diskussion eines Themas, das in der Öffentlichkeit oft verzerrt dargestellt wird. Die präsentierten Zahlen und Hintergründe zeigen deutlich: Geschlechtsangleichende Operationen sind für die allermeisten Trans*Personen ein erfolgreicher und befreiender Schritt. Die geringe Reuequote ist vergleichbar mit oder sogar niedriger als bei vielen anderen medizinischen Eingriffen.

Besonders wertvoll ist der Fokus auf Prävention und Unterstützung: Durch bessere Beratung, realistische Aufklärung und kontinuierliche psychologische Begleitung können die ohnehin seltenen Fälle von Reue weiter reduziert werden. In Deutschland entwickelt sich die Forschung und Versorgungslandschaft in genau diese Richtung – ein wichtiger Schritt für die Trans*Community.

Für all jene, die sich mit dem Thema Geschlechtsangleichung beschäftigen – sei es persönlich oder als Angehörige – bietet der dgti-Artikel eine fundierte und ausgewogene Informationsquelle, die weit über die oft sensationslüsternen Medienberichte hinausgeht.


"Ich bin die Königin von Threads" - Elon Musks trans Tochter Vivian spricht offen über ihren Vater und ihr Leben

In einem umfassenden Interview mit Teen Vogue hat die 20-jährige Vivian Jenna Wilson, Transgender-Tochter des Tech-Milliardärs Elon Musk, sehr offen über ihr Leben und das schwierige Verhältnis zu ihrem Vater gesprochen. Wilson, die sich selbst als "Königin von Threads" bezeichnet, gibt dabei tiefe Einblicke in ihr Leben seit ihrem Coming-out im Jahr 2020.

Finanziell unabhängig und selbstbewusst

Seit ihrem Coming-out als trans Frau im Jahr 2020 lebt Wilson nach eigenen Angaben finanziell unabhängig von Musk. Im Jahr 2022 änderte sie offiziell ihren Namen mit der Erklärung: "Ich lebe nicht mehr mit meinem biologischen Vater zusammen und möchte in keiner Weise, Form oder Art mit ihm verwandt sein." Im Interview mit Teen Vogue macht sie deutlich: "Ich schere mich einen Dreck um ihn" und bezeichnet Musk als "erbärmlichen, unreifen Mann".

Wilson, die Französisch, Spanisch und Japanisch studiert hat und einst Übersetzerin werden wollte, denkt jetzt über eine Karriere als Twitch-Streamerin und Model nach. In sozialen Medien hat sie sich einen Namen gemacht - vor allem auf Threads und Bluesky, wo sie regelmäßig auch über LGBTQ+-Themen schreibt.

Ein kompliziertes Vater-Tochter-Verhältnis

Im Interview beschreibt Wilson das angespannte Verhältnis zu ihrem Vater. Während ihre Mutter Justine Wilson "sehr unterstützend" war, zeigte sich Musk von ihrer Transition wenig begeistert. "Ich hatte monatelang nicht mit ihm gesprochen, und dann musste ich verdammt nochmal seine Einwilligung bekommen, um Testosteronblocker und Hormonersatztherapie zu erhalten", beschreibt Wilson die Situation.

Sie distanziert sich auch klar von Musks politischen Ansichten und seiner Unterstützung für Donald Trump. Wilson bezeichnet sich selbst als "Linke, nicht als Marxistin" - im Gegensatz zu Musks Behauptung, sie sei eine "vollständige Kommunistin", die "jeden Reichen für böse hält". Besonders kritisch äußert sie sich zu Musks Geste bei Trumps Amtseinführung: "Das war definitiv ein Nazi-Gruß. Die Menge ist genauso schuld, und ich habe das Gefühl, dass darüber nicht genug gesprochen wird."

Transgender-Rechte in herausfordernden Zeiten

Wilson betont im Interview die Bedeutung des Schutzes von trans Jugendlichen, "besonders in dieser zunehmend feindlichen politischen Landschaft". Sie bezeichnet die aktuelle Politik in den USA als "erschreckend" und "entsetzlich". Zu ihrer eigenen Transidentität sagt sie: "Ich glaube nicht, dass die Menschen verstehen, dass Transsein keine Wahl ist."

Während in den USA unter der zweiten Trump-Regierung Bedenken hinsichtlich der Rechte von LGBTQ+-Personen bestehen, hat Deutschland kürzlich einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht. Am 1. November 2024 trat das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft, das es trans*, inter* und nicht-binären Personen ermöglicht, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die bisher erforderlichen gerichtlichen Entscheidungen oder Sachverständigengutachten.

Eine Familie mit komplexen Beziehungen

Vivian Jenna Wilson ist eines von fünf Kindern, die Elon Musk mit seiner ersten Ehefrau Justine Wilson hat. Das Paar war von 2000 bis 2008 verheiratet und hat neben den Zwillingen Vivian und Griffin auch die Drillinge Kai, Damian und Saxo. Insgesamt soll der Milliardär mindestens 14 Kinder mit verschiedenen Frauen haben, darunter die kanadische Musikerin Grimes und Shivon Zilis, eine Führungskraft bei seinem Unternehmen Neuralink.

Auf die Frage nach ihren Geschwistern antwortete Wilson: "Ich weiß tatsächlich nicht, wie viele Geschwister ich habe, wenn man Halbgeschwister einbezieht. Das ist nur eine lustige Tatsache. Es eignet sich wirklich gut für 'Zwei Wahrheiten und eine Lüge'. Ich habe von der Sache mit Shivon Zilis gleichzeitig mit allen anderen erfahren. Ich hatte vorher keine Ahnung."

Die Königin von Threads

Trotz ihrer berühmten Eltern betont Wilson: "Ich bin berühmt für meine Geschichten". Ihr Verhältnis zu sozialen Medien beschreibt sie als relativ gesund. Sie nutzt hauptsächlich Bluesky und Threads, wobei sie sich selbst als "Königin von Threads" bezeichnet. "Ich habe Mark Zuckerberg übertrumpft. Das war das eine Mal, als ich dachte: Ich bin die verdammte Königin!"

Wilson betont, dass alle ihre Beiträge von ihr selbst verfasst werden und dass ihre Zielgruppe nur sie selbst ist. "Wenn ich lache, dann denke ich: Oh, vielleicht werden auch andere Menschen lachen – und wenn nicht, ist es mir scheißegal."

Das vollständige Interview mit Vivian Jenna Wilson kann bei Teen Vogue nachgelesen werden. Es bietet einen seltenen und tiefgründigen Einblick in das Leben einer jungen Frau, die trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihres berühmten Vaters ihren eigenen Weg geht und sich für die Rechte von Transgender-Personen einsetzt.


13 LGBTQ+ Festivals, die auf deine Bucket List gehören: Von internationalen Highlights bis zu deutschen Veranstaltungen

Mit dem Beginn der Festival- und Pride-Saison haben wir eine Liste von LGBTQ+ Festivals zusammengestellt, die auf jede Bucket List gehören sollten. Basierend auf einem ursprünglichen Artikel von GCN präsentieren wir euch internationale Highlights sowie deutsche Veranstaltungen, bei denen ihr eure Identität inmitten anderer queerer Menschen feiern könnt.

Internationale LGBTQ+ Festivals

Dykonic
Dublin, Irland – 9. August 2025
Dykonic ist Europas erstes Musikfestival für queere Frauen+, das diesen Sommer nach Dublin kommt. Die Veranstaltung richtet sich an alle queeren Frauen, trans und nicht-binäre Personen, die zusammenkommen, um ihre sapphische Identität zu feiern und dabei herausragende Musik zu genießen.

The Outing Festival
Dromoland, Co Clare, Irland – Februar 2026
Dieses dreitägige Festival bringt das Beste des LGBTQ+ Matchmakings während des Valentinswochenendes nach Irland. Es bietet die Möglichkeit, Liebe (oder neue Freundschaften) zu finden, Live-Musik, Drag-Shows und vieles mehr.

Big Gay Out
Auckland, Neuseeland – 2026
Dieses LGBTQ+ Festival steht allen offen und bietet jährlich Live-Musik, Drag-Shows und mehr. Bei der Veranstaltung wird Mr. Gay New Zealand gekrönt. Big Gay Out findet auch in Großbritannien und Australien statt.

Queer Ranch Festival
Lesbos, Griechenland – 27. - 31. Mai 2025
Das Queer Ranch Festival ist ein sapphisches Festival, das trans Frauen und nicht-binäre Personen einschließt. Die Veranstaltung bietet DJs, Live-Musik, Schwimmen, Strandpartys, Kino, Workshops und mehr.

Homobloc
Manchester, England – Datum wird noch bestätigt
Homobloc ist ein 13-stündiger Marathon aus Kunst und Musik mit DJs, Drag-Shows und Live-Performances, der tief in der britischen Queer-Szene verwurzelt ist.

Mighty Hoopla
London, England – 31. Mai 2025
Dieses große Musikfestival findet im Brockwell Park in Brixton statt. Das Line-up ist in der Regel umfangreich und umfasst bekannte Namen der Musikszene.

Circuit Festival
Barcelona, Spanien – 9. - 17. August 2025
Dieses Festival ist mit neun Tagen voller Party und Musik eines der längsten in dieser Liste. Als eines der größten Festivals Europas bietet die Veranstaltung Tanzpartys, DJs am Pool und eine Wasserparkparty.

OutLoud Raising Voices
West Hollywood, USA – 31. Mai bis 1. Juni 2025
Diese Veranstaltung, die während des Pride-Monats stattfindet, begann während des Lockdowns und hat sich inzwischen zu einem renommierten Musikfestival mit beeindruckendem Line-up entwickelt.

Bushwig
Austin, Texas, USA – 23. August 2025
Bushwig ist eine der beliebtesten Veranstaltungen dieser Liste. Zwei Tage lang wird sie im Knockdown Center in Queens abgehalten und bietet Drag, Musik, Kunst, Verkäufer, DJs, Live-Musik und Tanz.

Deutsche LGBTQ+ Festivals und Veranstaltungen

WHOLE Festival
Ferropolis, Deutschland – 18. - 21. Juli 2025
Dieses Wochenend-Festival pulsiert mit elektronischer Musik. Die Veranstaltung ist sehr groß und beherbergt Menschen aus der ganzen Welt zum Campen, Hören von DJ-Sets, Teilnehmen an Workshops, Kunstinstallationen und mehr. Das WHOLE Festival hat sich als wichtiger Schutzraum für die queere Community etabliert und zieht jährlich tausende Besucher*innen an.

Christopher Street Day (CSD) Berlin
Berlin – 26. Juli 2025
Berlins CSD ist eine der größten Pride-Veranstaltungen Deutschlands mit geschätzten 100.000 Teilnehmer*innen. Die Parade zieht vom Kurfürstendamm über den Nollendorfplatz zum Brandenburger Tor. Zusätzlich zum CSD gibt es das Lesbisch-schwule Stadtfest Berlin, Europas größtes Straßenfest seiner Art rund um den Nollendorfplatz.

Cologne Pride (CSD Köln)
Köln – 6. Juli 2025
Der CSD in Köln ist eine der größten LGBTQ+ Demonstrationen in Europa mit etwa 1,4 Millionen Besucher*innen. Er umfasst ein Straßenfestival und eine Parade und findet jährlich seit den 1980er Jahren statt. Die Kölner Pride-Veranstaltungen sind bekannt für ihre besonders ausgelassene und bunte Atmosphäre.

Hamburg Pride (CSD Hamburg)
Hamburg – 26. Juli bis 3. August 2025
Hamburg feiert Pride jährlich Ende Juli/Anfang August mit einer Parade durch St. Georg. Die Hansestadt bietet zudem das Hamburg International Queer Film Festival (HIQFF), Deutschlands ältestes und größtes queeres Filmfestival, das jährlich im Oktober stattfindet.

Lesbisch-schwules Parkfest
Berlin – Sommer 2025 (Datum wird noch bestätigt)
Ein Open-Air-Festival im Volkspark Friedrichshain in Berlin, das Partys und Filmvorführungen in entspannter Atmosphäre bietet. Das Festival ist bei Berliner*innen besonders beliebt und zieht auch viele internationale Besucher*innen an.

Weitere internationale Festivals

Tropikali Festival
Amsterdam, Niederlande – 28. - 29. Juni 2025
Diese Veranstaltung findet jährlich an den Docks von Amsterdam statt. Beschrieben als "musikalische Reise von Berlin nach Rio", hat das Line-up immer ein tropisches Thema in Stil und Musik.

BOPS Pride
Amsterdam, Niederlande – 23. Mai 2025
BOPS Pride findet im The Other Side in Amsterdam statt und ist Teil der Pride Week. Die Veranstaltung ist bekannt für ihre DJs und ist eine queere Party.

Milkshake Festival
Amsterdam, Niederlande – 26. - 27. Juli 2025
Zwei der größten Clubs in Amsterdam schließen sich zusammen, um eine Party mit den besten unterschätzten Künstler*innen verschiedener Genres zu veranstalten, darunter Drag-Shows, Musik und Performance-Kunst.

Warum LGBTQ+ Festivals wichtig sind

LGBTQ+ Festivals sind nicht nur Orte zum Feiern, sondern auch wichtige Räume für Community-Building und politischen Aktivismus. In Deutschland haben diese Veranstaltungen eine besondere Bedeutung, da sie die Fortschritte in der Gleichstellung feiern und gleichzeitig auf bestehende Herausforderungen aufmerksam machen.

Die Geschichte des Christopher Street Day in Deutschland reicht bis in die 1970er Jahre zurück und ist eng mit der LGBTQ+ Bewegung verbunden. Heute sind die CSDs in deutschen Städten nicht nur wichtige politische Demonstrationen, sondern auch bunte Feste der Vielfalt.

Ob international oder national – diese Festivals bieten sichere Räume, in denen Menschen ihre Identität feiern können. Sie tragen dazu bei, die queere Kultur lebendig zu halten und geben Menschen die Möglichkeit, ihr authentisches Selbst zu leben. Wir hoffen, dass diese LGBTQ+ Festival-Liste mehr zu deiner Bucket List hinzufügt und dich zu einem Leben voller Pride inspiriert.


Christlicher Lehrer bezeichnet Homosexualität als Sünde: Gerichtsurteil aus England mit Parallelen zu deutschen Fällen

Eine christliche Lehrerin an einer Schule in England hat vor dem High Court eine Klage gegen ein Urteil wegen unprofessionellen Verhaltens verloren, nachdem sie Schüler:innen gesagt hatte, dass Homosexualität "eine Sünde" sei und dass trans Menschen "nur verwirrt" seien. Die ursprüngliche Nachricht stammt von Pink News, und zeigt einen Fall, der auch in Deutschland Diskussionen über die Grenzen zwischen Religionsfreiheit und Diskriminierungsschutz aufwirft.

Der Fall in England

Glawdys Leger, Lehrerin an der Bishop Justus Church of England School in Bromley (Südlondon), hatte im Februar 2022 während einer Unterrichtsstunde zum Thema "Allyship" (Verbündetenschaft) gegenüber Siebtklässlern geäußert, dass "LGBTQ+-Sein nicht in Ordnung" sei. Sie sagte den Schüler:innen, sie sollten "Gott vor die LGBTQ+-Community stellen" und dass trans Menschen "nur verwirrt" seien.

Leger wurde zunächst suspendiert und später entlassen. Ein Berufsausschuss der Teaching Regulation Agency befand im Dezember 2023, dass ihre Äußerungen "unprofessionelles Verhalten" darstellten. Die Lehrerin klagte daraufhin vor dem High Court gegen diese Entscheidung, argumentierte, ihre Aussagen seien aus dem Kontext gerissen worden, und die Veröffentlichung des Urteils verletze ihre Privatsphäre. Richterin Lang wies die Klage am 20. März 2025 ab und stellte fest, dass die Entscheidung "gerechtfertigt und verhältnismäßig" sei.

Parallelen in Deutschland

Der Fall weist deutliche Parallelen zu Diskussionen in Deutschland auf, wo das Spannungsverhältnis zwischen Religionsfreiheit und Diskriminierungsschutz im Bildungsbereich ebenfalls immer wieder zu Konflikten führt. So geriet beispielsweise der Christliche Schulverein Lippe in Nordrhein-Westfalen in die Kritik, weil er die Beschäftigung homosexueller Lehrkräfte ablehnt und sich dabei auf Glaubensgrundsätze beruft.

Während religiöse Schulen in Deutschland sich auf die sogenannte "Kirchenklausel" im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) berufen können, die ihnen in bestimmten Fällen unterschiedliche Behandlungen von Mitarbeitenden erlaubt, gelten im regulären Schulbetrieb klare Regeln: Das deutsche Schulrecht ist durchdrungen von dem Ziel, Toleranz, Respekt und die Akzeptanz von Vielfalt zu fördern – einschließlich sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.

Rechtliche Situation in Deutschland

In Deutschland müssen Lehrkräfte an öffentlichen Schulen einen neutralen Standpunkt einnehmen und dürfen Schüler:innen nicht indoktrinieren. Das Bundesverfassungsgericht hat sich mehrfach mit der Frage der Religionsfreiheit im Kontext von Schule und Bildung auseinandergesetzt. 2015 stärkte es die individuelle Religionsfreiheit von Lehrkräften bezüglich religiöser Kleidungsstücke, betonte jedoch gleichzeitig die Bedeutung des Schulfriedens und der Neutralität des Staates.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied in Bezug auf den Sexualkundeunterricht, dass die Religionsfreiheit Kinder in der Schule nicht grundsätzlich vor anderen Ideen schützt, sondern nur vor der Indoktrination mit bestimmten Ideen. Dies bedeutet, dass Lehrkräfte durchaus verschiedene Perspektiven darstellen sollen, aber nicht ihre persönlichen religiösen Überzeugungen als einzig gültige Wahrheit präsentieren dürfen.

Unterschiedliche christliche Perspektiven

Es ist wichtig zu betonen, dass es innerhalb der christlichen Gemeinschaften verschiedene Perspektiven zu LGBTQ+-Themen gibt. Während konservative Strömungen an traditionellen Interpretationen festhalten, die Homosexualität als Sünde betrachten, setzen sich progressive christliche Stimmen für eine zeitgemäße Auslegung der Bibel und eine inklusive Haltung ein.

Die evangelische Landeskirche Lippe beispielsweise distanziert sich von einer wörtlichen Auslegung der Bibel und hat bereits 2019 die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet. Dies zeigt, dass selbst innerhalb christlicher Institutionen unterschiedliche Auslegungen existieren.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Der Fall aus England könnte auch für die deutsche Debatte Signalwirkung haben. Hierzulande gibt es aktuelle politische Forderungen nach einer Reform des AGG, um die "Kirchenklausel" zu streichen und somit eine Gleichbehandlung von LGBTQ+-Personen auch bei religiösen Arbeitgebern zu gewährleisten.

Einige Bundesländer, wie Berlin, haben Aktionspläne gegen Homophobie beschlossen, um die Akzeptanz sexueller Vielfalt im Bildungsbereich zu fördern. Diese Entwicklungen zeigen, dass sich die Gesellschaft zunehmend in Richtung Akzeptanz und Inklusion bewegt, wobei religiöse Überzeugungen respektiert, aber nicht über das Wohlbefinden und die Sicherheit von LGBTQ+-Personen, insbesondere Schüler:innen, gestellt werden sollten.

Für Schulen in Deutschland bedeutet dies, dass sie einen Ort schaffen müssen, an dem alle Schüler:innen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität – sich sicher und respektiert fühlen können, während gleichzeitig die Religionsfreiheit in einem angemessenen Rahmen gewahrt bleibt.


Von Südafrika bis Deutschland: Sieben wegweisende Urteile zur rechtlichen Anerkennung diverser Familien

Die rechtliche Anerkennung diverser Familienformen ist weltweit ein Thema, das durch bedeutende Gerichtsurteile vorangetrieben wird. Outright International hat kürzlich sieben wegweisende internationale Urteile zusammengestellt, die für die globale LGBTQ+-Bewegung von herausragender Bedeutung sind. Diese Urteile haben nicht nur in ihren jeweiligen Ländern, sondern auch international wichtige Präzedenzfälle geschaffen – mit Parallelen und Auswirkungen auch auf die Situation in Deutschland.

Südafrika 2003: Gleiches Elternrecht für lesbische Paare

Lange bevor Deutschland die „Ehe für alle" einführte, sorgte Südafrika für einen Durchbruch: Im Fall „J and B v. Director General, Department of Home Affairs" (2003) entschied das Verfassungsgericht, dass beide Partnerinnen eines lesbischen Paares als rechtliche Eltern ihrer durch künstliche Befruchtung gezeugten Kinder anerkannt werden müssen. Das Gericht erklärte Teile des Gesetzes für verfassungswidrig, da es gleichgeschlechtliche Paare diskriminierte.

In Deutschland mussten lesbische Paare noch bis vor Kurzem den Umweg über eine Stiefkindadoption gehen, damit die nicht-gebärende Mutter rechtlich anerkannt wurde. Erst die aktuell geplante Reform des Abstammungsrechts soll diesen diskriminierenden Umweg beseitigen – mehr als 20 Jahre nach dem südafrikanischen Urteil.

Chile 2012: Sexuelle Orientierung darf keine Rolle bei Sorgerecht spielen

Der Fall „Atala Riffo und Töchter gegen Chile" (2012) war wegweisend für ganz Lateinamerika. Karen Atala Riffo, eine Richterin und Mutter, verlor das Sorgerecht für ihre Kinder, nachdem sie eine Beziehung mit einer Frau begonnen hatte. Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte entschied, dass Chile sie diskriminiert hatte, und stellte klar: Die sexuelle Orientierung darf bei Sorgerechtsentscheidungen keine Rolle spielen.

Dieses Prinzip wurde in Deutschland bereits früher anerkannt. Der Bundesverfassungsgerichtsbeschluss vom 18. August 2009 stellte klar, dass die Homosexualität eines Elternteils bei Sorgerechts- und Umgangsentscheidungen keine Rolle spielen darf. Dennoch berichten LGBTQ+-Eltern in Deutschland weiterhin von subtilen Vorurteilen in Familiengerichtsverfahren.

USA 2015: Die Ehe für alle als verfassungsmäßiges Recht

Der Fall „Obergefell v. Hodges" (2015) machte die gleichgeschlechtliche Ehe in allen US-Bundesstaaten legal. Der Oberste Gerichtshof entschied, dass das Recht zu heiraten ein grundlegendes Freiheitsrecht ist, das allen Paaren unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung zusteht.

Deutschland folgte diesem Beispiel erst zwei Jahre später: Am 30. Juni 2017 verabschiedete der Bundestag die „Ehe für alle", die am 1. Oktober 2017 in Kraft trat. Der Weg dahin war lang – von der Eingetragenen Lebenspartnerschaft (2001) bis zur vollständigen rechtlichen Gleichstellung vergingen 16 Jahre. Mit der Öffnung der Ehe erhielten gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland auch das Recht zur gemeinschaftlichen Adoption, wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) informiert.

Frankreich 2017: Keine Zwangssterilisation für die rechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität

Im Fall „A.P., Garçon und Nicot gegen Frankreich" (2017) entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass die Anforderung einer Sterilisation oder anderer irreversibler medizinischer Eingriffe für die rechtliche Anerkennung der Geschlechtsidentität gegen die Menschenrechte verstößt.

Diese Entscheidung hatte direkte Auswirkungen auf Deutschland: Das Bundesverfassungsgericht erklärte 2011 die Zwangssterilisation als Voraussetzung für die Personenstandsänderung für verfassungswidrig. Mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG), das am 1. November 2024 in Kraft trat, wurde Deutschland zu einem Vorreiter in Europa. Es erlaubt trans-, inter- und nichtbinären Personen, ihren Geschlechtseintrag durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne psychiatrische Gutachten oder medizinische Eingriffe.

Taiwan 2017-2019: Der Weg zur ersten gleichgeschlechtlichen Ehe in Asien

Taiwan schrieb Geschichte, als der langjährige Aktivist Chi Chia-wei und die Stadtregierung von Taipeh das Verfassungsgericht anriefen. Dieses entschied 2017, dass das Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe verfassungswidrig sei. 2019 wurde Taiwan das erste asiatische Land, das die Ehe für alle legalisierte.

In Deutschland gibt es eine wachsende breite gesellschaftliche Akzeptanz für die Gleichstellung von LGBTQ+-Personen. Dennoch machten die Debatte um die „Ehe für alle" und spätere Diskussionen über Reformen im Familienrecht deutlich, dass auch in Deutschland unterschiedliche gesellschaftliche Vorstellungen von Familie existieren.

Russland 2021: Elternrechte für transgender Eltern

Der Fall „A.M. und andere gegen Russland" (2021) betraf eine transgender Frau, der nach ihrer Transition das Umgangsrecht mit ihren Kindern entzogen wurde. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied, dass Russland ihre Rechte verletzt hatte, und betonte, dass Entscheidungen über Elternrechte auf dem Kindeswohl basieren müssen, nicht auf gesellschaftlichen Vorurteilen.

In Deutschland wurde mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz erstmals auch die Elternschaft von trans*, inter* und nichtbinären Personen gesetzlich geregelt. Nach Informationen des Familienportals des Bundes kann beispielsweise ein nicht gebärender transgeschlechtlicher Mann, der bereits zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes die männliche Geschlechtsangabe führte, die Vaterschaft anerkennen. Dennoch bleibt das Abstammungsrecht überwiegend binär ausgerichtet – eine umfassende Reform steht noch aus.

Peru 2023: Staatsbürgerschaft für Kinder gleichgeschlechtlicher Eltern

Der Fall von Ricardo Morán, einem peruanischen Fernsehproduzenten, der durch Leihmutterschaft in den USA Vater von Zwillingen wurde, endete 2023 mit einem bahnbrechenden Urteil. Das peruanische Verfassungsgericht ordnete an, die Kinder als peruanische Staatsbürger zu registrieren – trotz des Fehlens einer Mutter in den Dokumenten.

In Deutschland werden Kinder, die durch Leihmutterschaft im Ausland geboren wurden, nicht automatisch anerkannt. Die rechtliche Anerkennung erfolgt oft erst nach langwierigen Gerichtsverfahren, wie der LSVD berichtet. Das deutsche Embryonenschutzgesetz verbietet Leihmutterschaft, was viele gleichgeschlechtliche männliche Paare mit Kinderwunsch vor rechtliche Herausforderungen stellt.

Deutschland im internationalen Vergleich

Diese internationalen Urteile zeigen, dass die rechtliche Anerkennung diverser Familienformen ein globaler Prozess ist, bei dem Deutschland manchmal Vorreiter, manchmal Nachzügler war. Mit der geplanten Reform des Abstammungsrechts könnte Deutschland einen weiteren wichtigen Schritt gehen: Nach Angaben des Bundesjustizministeriums sollen künftig beide Frauen in einer lesbischen Beziehung ohne Umweg über die Stiefkindadoption von Geburt an als Mütter anerkannt werden können.

„Diese wegweisenden Urteile aus aller Welt erinnern uns daran, dass der Kampf für die rechtliche Anerkennung aller Familienformen ein globaler ist", erklärt Henny Engels vom LSVD. „In Deutschland haben wir wichtige Fortschritte erzielt, aber wir müssen weiter für ein modernes Familienrecht kämpfen, das der Vielfalt der Lebensrealitäten gerecht wird."

Während der rechtliche Rahmen für diverse Familien in Deutschland Schritt für Schritt verbessert wird, bleiben Herausforderungen bestehen. Die Erfahrungen anderer Länder können dabei wertvolle Impulse für die weitere Entwicklung geben – hin zu einer vollständigen rechtlichen und gesellschaftlichen Anerkennung aller Familienformen.


Anerkennung für queere Vorreiter: Bundesverdienstkreuz für Albert Kehrer und Klaus Müller

Die Bundesrepublik Deutschland hat in dieser Woche zwei herausragende LGBTQ+ Aktivisten mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Wie queer.de berichtet, wurden Albert Kehrer in München und Klaus Müller in Göttingen für ihr jahrzehntelanges Engagement für die queere Community ausgezeichnet. Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gilt als höchste Anerkennung, die Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.

Albert Kehrer: Vorreiter für queere Vielfalt in der Arbeitswelt

Bei einer feierlichen Zeremonie im Münchner Sozialministerium erhielt Albert Kehrer am Donnerstag das Bundesverdienstkreuz für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement für queere Vielfalt und Chancengleichheit in der Arbeitswelt. Kehrer, der als Vorstand der gemeinnützigen Stiftung PROUT AT WORK tätig ist, hat sich seit Jahren für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung von LGBTQ+-Personen im Berufsleben eingesetzt.

"Diese Auszeichnung ist eine große Ehre", erklärte Kehrer bei der Verleihung. "Vielfalt ist kein Randthema, sondern eine Stärke unserer Gesellschaft – und ich werde mich als Vorstand von PROUT AT WORK weiterhin mit voller Überzeugung für eine offene und diskriminierungsfreie Arbeitswelt einsetzen."

Kehrers Engagement begann bereits 2003, als er das "LGBTIQ-Mitarbeitenden-Netzwerk" bei IBM gründete und über mehrere Jahre leitete. Diese Initiative diente nicht nur als Anlaufstelle für queere Mitarbeitende und deren Unterstützer, sondern trug auch wesentlich zur Sensibilisierung von Führungskräften für Diversity-Themen bei. Später arbeitete er bei KPMG als Head of Diversity & Inclusion und implementierte dort Programme für alle Diversity-Dimensionen. Seit 2010 ist er als selbstständiger Diversity-Experte, Coach und Berater tätig.

2013 war Kehrer maßgeblich an der Gründung der PROUT AT WORK Foundation beteiligt, die sich für die Chancengleichheit von LGBTQ+-Personen am Arbeitsplatz einsetzt. Die Stiftung wurde mit Unterstützung von acht Unternehmen ins Leben gerufen und hat sich seitdem zu einer wichtigen Plattform für queere Belange in der deutschen Arbeitswelt entwickelt.

Klaus Müller: Vier Jahrzehnte Einsatz für die queere Community

Am Freitag folgte eine weitere Ehrung in Göttingen: Klaus Müller erhielt aus den Händen von Oberbürgermeisterin Petra Broistedt (SPD) ebenfalls das Bundesverdienstkreuz für sein außerordentliches Engagement. Müller setzt sich seit mehr als 40 Jahren für die Akzeptanz sexueller Vielfalt und die Belange der queeren Community ein.

Zu seinen zahlreichen Verdiensten zählt die Mitbegründung der Göttinger Aidshilfe, die in den 1980er Jahren, auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise, wichtige Aufklärungsarbeit leistete und Betroffenen Unterstützung bot. Als Mitinhaber des Waldschlösschens und Vorstand der Hannchen Mehrzweck Stiftung hat Müller wesentlich zur Stärkung der LGBTQ+-Infrastruktur in Deutschland beigetragen.

Aktuell widmet sich Müller vor allem einem von ihm initiierten Forschungsprojekt zur Verfolgung von Schwulen nach 1945 am Beispiel der Universität Göttingen. Diese Arbeit ist von besonderer historischer Bedeutung, da sie die oft übersehene Fortführung der Diskriminierung homosexueller Menschen auch nach Ende des NS-Regimes dokumentiert.

Göttingen ist seit langem ein wichtiges Zentrum für queere Aktivitäten in Deutschland. Das Queere Zentrum Göttingen bietet heute einen Überblick über die vielfältigen Organisationsstrukturen der lokalen Community. Die seit 1995 stattfindenden LesBiSchwulen* KULTURTAGE Göttingen haben ebenfalls maßgeblich zur Sichtbarkeit und Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen beigetragen.

Bedeutung der Auszeichnungen für die LGBTQ+-Community

Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an zwei queere Aktivisten innerhalb einer Woche sendet ein wichtiges Signal der Anerkennung an die LGBTQ+-Community in Deutschland. Es unterstreicht, dass der Einsatz für Vielfalt und Gleichberechtigung als wesentlicher Beitrag zum Gemeinwohl angesehen wird.

In einer Zeit, in der queere Rechte in vielen Teilen der Welt unter Druck geraten, ist diese Würdigung auch ein Bekenntnis zur Bedeutung einer inklusiven Gesellschaft. Die Ehrungen von Kehrer und Müller zeigen, dass Deutschland das jahrzehntelange Engagement für LGBTQ+-Rechte wertschätzt und als gesellschaftlich relevant anerkennt.

Für jüngere LGBTQ+-Aktivist*innen können diese Auszeichnungen zudem motivierend wirken und verdeutlichen, dass ihr Einsatz für eine gerechtere Gesellschaft geschätzt und gewürdigt wird. Gleichzeitig erinnern die Ehrungen daran, wie wichtig kontinuierliches Engagement ist, um Errungenschaften zu sichern und weiteren Fortschritt zu ermöglichen.


Von Springe nach Hamburg: ZDF verfilmt das bewegende Leben von Olivia Jones

In Hamburg haben die Dreharbeiten zu einem vielversprechenden Biopic über die schillernde Persönlichkeit Olivia Jones begonnen, wie queer.de berichtet. Die Hauptrolle in dem ZDF-Film übernimmt der deutsch-schweizerische Nachwuchsschauspieler Johannes Hegemann, der bereits durch seine Rolle in "In Liebe, eure Hilde" Aufmerksamkeit erregt hat.

Vom Außenseiter zur Ikone

Der Eventfilm mit dem Arbeitstitel "Olivia Jones" erzählt die bewegende Geschichte des jungen Oliver Knöbel, der schon als Kind eine Faszination für Frauenkleider entwickelt. In seiner Heimatstadt Springe erfährt er jedoch Ablehnung und wird sogar körperlich angegriffen. Besonders schmerzlich: Seine Mutter Evelin, im Film dargestellt von Annette Frier, verweigert ihm zunächst jegliche Unterstützung und betrachtet "Männer in Frauenkleidern" als Abschaum.

Der Film begleitet Oliver auf seinem Weg aus der konservativen Kleinstadt in die pulsierende Metropole Hamburg. Auf St. Pauli hofft er, als Travestiekünstler Fuß zu fassen, muss jedoch zunächst mit erheblichen Entbehrungen und Rückschlägen kämpfen. Die Zuschauer erleben, wie die Hauptfigur durch ihren unbezwingbaren Humor, ihr großes Herz und ihre bemerkenswerte Resilienz schließlich zur heute bekannten Olivia Jones wird – eine erfolgreiche Künstlerin, Entertainerin und Gastronomin.

Gesellschaftlicher Wandel im Fokus

Das Biopic beleuchtet nicht nur die persönliche Entwicklung von Oliver zu Olivia, sondern spiegelt auch den gesellschaftlichen Wandel in Deutschland wider. "Aufgezeigt wird dabei auch die Veränderung der deutschen Gesellschaft hin zu mehr Offenheit, Diversität und Toleranz", heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des ZDF. Der Film verspricht damit, mehr als nur eine Biografie zu sein – er dokumentiert ein Stück deutscher Sozialgeschichte aus LGBTQ+-Perspektive.

Olivia Jones hat sich in den vergangenen 30 Jahren nicht nur als schrille und humorvolle Dragqueen einen Namen gemacht, sondern auch als engagierte Aktivistin für Toleranz und Diversität. Neben ihrer Tätigkeit als Entertainerin betreibt sie heute mehrere Lokale auf St. Pauli und ist als Kiez-Führerin und Kinderbuchautorin aktiv. Mit ihren mutigen politischen Statements hat sie sich als wichtige Stimme der LGBTQ+-Community etabliert.

Hochkarätige Besetzung

Für die Hauptrolle konnte Johannes Hegemann gewonnen werden – ein aufstrebender Schauspieler, der 1996 in Jena geboren wurde und in Zürich aufwuchs. Hegemann hat Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste und an der Hochschule für Musik und Theater Rostock studiert. Seit 2020 ist er festes Ensemblemitglied am renommierten Thalia Theater in Hamburg. 2022 wurde er von der Zeitschrift "Theater heute" als bester Nachwuchsschauspieler ausgezeichnet. Sein Spielfilmdebüt gab er erst 2024 in "In Liebe, Eure Hilde", jetzt folgt mit der Rolle des Oliver Knöbel/Olivia Jones bereits seine zweite große Filmrolle.

Neben Hegemann und Annette Frier sind weitere bekannte Gesichter der deutschen Film- und Fernsehlandschaft zu sehen, darunter Angelina Häntsch, Daniel Zillmann, Jeremy Mockridge, Martin Brambach, Matthias Bundschuh, Stephan Kampwirth, Maximilian Mundt, Sebastian Jakob Doppelbauer, Dennis Svensson, Victor Schefé und Arian Wegener. Die Regie übernimmt Till Endemann, während das Drehbuch von David Ungureit stammt und auf Olivia Jones' Autobiografie "Ungeschminkt" basiert.

Dreharbeiten und Ausstrahlungstermin

Die Dreharbeiten für den Film haben im März 2025 in Hamburg und Umgebung begonnen und sollen noch bis zum 14. April 2025 andauern. Ein konkreter Sendetermin für den von Florida Film im Auftrag des ZDF produzierten Film steht bislang noch nicht fest. Für Fans von Olivia Jones und alle, die sich für LGBTQ+-Geschichte in Deutschland interessieren, verspricht das Biopic jedoch ein echtes Highlight zu werden.

Die Verfilmung des Lebenswegs von Olivia Jones reiht sich ein in eine wachsende Zahl von Film- und Fernsehproduktionen, die LGBTQ+-Themen in den Mittelpunkt stellen und damit zur Sichtbarkeit und Normalisierung von queeren Lebensrealitäten beitragen. Gerade das öffentlich-rechtliche Fernsehen übernimmt hier in den letzten Jahren zunehmend Verantwortung, auch wenn noch immer Nachholbedarf besteht.


Trump-Regierung hebt Verbot von "getrennten Einrichtungen" auf – Was das für LGBTQ+-Rechte bedeutet

Die Regierung von Donald Trump hat in den USA eine Richtlinie aufgehoben, die Bundesauftragnehmern ausdrücklich verbot, getrennte Einrichtungen wie Wartezimmer, Restaurants und andere Räumlichkeiten zu unterhalten. Diese beunruhigende Entwicklung, über die zuerst Pink News berichtete, wirft ernsthafte Fragen zur Zukunft der Anti-Diskriminierungsrichtlinien in den USA auf – mit möglichen Auswirkungen auch für Deutschland und Europa.

Was ist geschehen?

Am 15. Februar 2025 hat die US-amerikanische General Services Administration (GSA) eine Direktive erlassen, die eine langjährige Klausel aus Bundesverträgen entfernt. Diese Klausel, bekannt als FAR 52.222-21 "Verbot von getrennten Einrichtungen", untersagte es Unternehmen, die Verträge mit der US-Regierung abschließen, getrennte Einrichtungen auf Basis von "Rasse, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder nationaler Herkunft" zu betreiben.

Diese Anforderung geht auf eine Durchführungsverordnung von Präsident Lyndon B. Johnson aus dem Jahr 1965 zurück, die darauf abzielte, diskriminierende Praktiken bei der Einstellung und Beschäftigung durch Auftragnehmer der US-Regierung zu beenden. Trump hat diese historische Verordnung am 21. Januar 2025 durch eine neue Executive Order mit dem Titel "Beendigung illegaler Diskriminierung und Wiederherstellung von auf Leistung basierenden Chancen" ersetzt.

Symbolische Bedeutung einer beunruhigenden Entscheidung

Obwohl Segregation nach dem Civil Rights Act von 1964 in den USA weiterhin illegal ist, bezeichnen Expert:innen und Bürgerrechtler:innen diese Änderung als hochgradig symbolisch. "Obwohl Segregation weiterhin illegal ist, sendet diese Änderung eine klare Botschaft", zitierte Reuters den Bürgerrechtsanwalt Ben Crump.

Melissa Murray, Professorin an der New York University School of Law, betonte gegenüber NPR: "Es ist symbolisch, aber in seiner Symbolik unglaublich bedeutsam." Die American Civil Liberties Union (ACLU) verurteilte den Schritt und erklärte, die neue Direktive ziele darauf ab, "jahrzehntelange bundesstaatliche Antidiskriminierungspolitik rückgängig zu machen".

Teil eines größeren Musters

Die Entfernung dieser Klausel steht im Einklang mit Trumps breiteren Bemühungen, Initiativen zu Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) innerhalb der Bundesregierung und im Privatsektor zu eliminieren. Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus am 20. Januar 2025 hat Trump mehrere Schritte unternommen, um DEI-Programme zu demontieren.

Besonders besorgniserregend für die LGBTQ+-Community ist, dass die aufgehobene Klausel explizit Schutz vor Diskriminierung aufgrund von "sexueller Orientierung" und "Geschlechtsidentität" enthielt – ein wichtiger Schutz für queere Menschen, der nun aus den Vertragsanforderungen entfernt wurde.

Was bedeutet das für Deutschland?

In Deutschland genießen LGBTQ+-Personen grundsätzlich einen stärkeren gesetzlichen Schutz als in vielen Teilen der USA. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet seit 2006 Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität in Beschäftigung und vielen Alltagsbereichen. Dennoch zeigen Entwicklungen wie in den USA, dass erkämpfte Rechte nie als selbstverständlich angesehen werden sollten.

"Was in den USA passiert, hat oft eine Signalwirkung für konservative Kräfte weltweit", erklärt Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). "Wir beobachten mit Sorge, wie in den USA systematisch Schutzmaßnahmen abgebaut werden, die auch LGBTQ+-Personen vor Diskriminierung bewahren."

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Bestrebungen, Antidiskriminierungsmaßnahmen als "übertriebene politische Korrektheit" darzustellen. Die jüngsten Angriffe auf Pride-Veranstaltungen und zunehmende Hassrede gegen queere Menschen in sozialen Medien zeigen, dass auch hierzulande Wachsamkeit geboten ist.

Internationale Solidarität ist gefragt

Die Bundesregierung hat erst 2023 einen Nationalen Aktionsplan gegen Rassismus und Diskriminierung verabschiedet, der explizit auch LGBTQ+-Personen vor Diskriminierung schützen soll. Diese Maßnahmen stehen in direktem Kontrast zu den Rückschritten in den USA.

Deutsche LGBTQ+-Organisationen wie der Queeramnesty rufen dazu auf, die internationalen Verbindungen zu stärken und Solidarität mit der Community in den USA zu zeigen. "Was dort passiert, betrifft uns alle", betont Aktivist:in Sarah Müller. "Die Rücknahme von Antidiskriminierungsmaßnahmen ist nie nur ein symbolischer Akt, sondern hat reale Auswirkungen auf den Alltag queerer Menschen."

Fazit: Wachsamkeit bleibt geboten

Während die Aufhebung der Klausel keine unmittelbaren rechtlichen Auswirkungen auf die Illegalität von Segregation hat, setzt sie dennoch ein beunruhigendes Zeichen. Sie zeigt, wie schnell jahrzehntelange Fortschritte im Bereich der Bürgerrechte und des Diskriminierungsschutzes rückgängig gemacht werden können.

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland und weltweit ist dies ein Weckruf, wachsam zu bleiben und sich weiterhin für den Schutz und die Erweiterung ihrer Rechte einzusetzen. Die Geschichte zeigt, dass Rechte, die nicht aktiv verteidigt werden, leicht verloren gehen können – eine Lektion, die auf beiden Seiten des Atlantiks Beachtung finden sollte.


Heuchelei entlarvt: Republikanischer Senator, der Trans-Menschen regulieren wollte, wegen versuchter Kontaktaufnahme mit Minderjähriger verhaftet

Der republikanische Senator Justin Eichorn aus Minnesota, der sich als Mitverfasser eines Gesetzentwurfs gegen Transgender-Rechte positionierte, wurde wegen des Verdachts der versuchten Kontaktaufnahme mit einer Minderjährigen für sexuelle Dienstleistungen verhaftet. Die ursprüngliche Meldung wurde von Pink News veröffentlicht und zeigt einmal mehr die erschreckende Doppelmoral mancher Politiker, die vorgeben, Frauen und Mädchen „schützen" zu wollen.

Die Verhaftung und der Fall Eichorn

Justin Eichorn (40) wurde am 17. März 2025 in Bloomington, nahe Minneapolis, verhaftet, nachdem er versucht hatte, sexuelle Dienstleistungen von einer vermeintlich 17-jährigen Person zu erhalten. Was Eichorn nicht wusste: Er kommunizierte mit verdeckten Ermittlern, die als Minderjährige auftraten. Nach seiner Festnahme wurden Bundesanklagen wegen versuchter Nötigung und Verleitung einer minderjährigen Person gegen ihn erhoben.

Sowohl die Demokratische als auch die Republikanische Partei in Minnesota forderten umgehend seinen Rücktritt, den Eichorn am 20. März einreichte. Die Ironie dieses Falls: Eichorn war Mitautor des Gesetzentwurfs S.F. 2531, der es ermöglichen sollte, weibliche Athletinnen im Schulsport unter dem Verdacht, transgender zu sein, anzuzeigen – angeblich zum „Schutz von Mädchen".

Die Transgender-Debatte in den USA und Deutschland

Während in den USA die Anzahl anti-transgender Gesetze dramatisch zunimmt, hat Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November 2024 in Kraft trat, einen fortschrittlichen Weg eingeschlagen. Das deutsche Gesetz ermöglicht es transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die vorher notwendigen langwierigen Gerichtsverfahren und psychologischen Gutachten.

Im Gegensatz dazu versuchen republikanische Politiker in vielen US-Bundesstaaten, Transgender-Personen aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen. Eichorns Gesetzentwurf in Minnesota hätte dazu geführt, dass junge Frauen im Schulsport unter dem bloßen Verdacht, transgender zu sein, gezwungen worden wären, sich medizinischen Untersuchungen zu unterziehen – ein massiver Eingriff in ihre Privatsphäre und Würde.

Doppelmoral und politische Instrumentalisierung

Der Fall Eichorn reiht sich ein in eine beunruhigende Tradition von Politikern, die öffentlich konservative Moralvorstellungen vertreten, während sie privat gegen dieselben Werte verstoßen, die sie angeblich schützen wollen. Die Verhaftung eines Politikers, der vorgab, Minderjährige „schützen" zu wollen, während er selbst versuchte, eine Minderjährige für sexuelle Zwecke zu kontaktieren, ist ein besonders drastisches Beispiel.

Auch in Deutschland gibt es trotz des progressiven Selbstbestimmungsgesetzes transfeindliche Tendenzen und Desinformation. LGBTQ+-Aktivisten sehen dies als Teil eines internationalen Trends, bei dem die Rechte von Transgender-Personen politisch instrumentalisiert werden.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Laut dem Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) ist es wichtig, Transgender-Rechte als Menschenrechte zu verstehen. Das deutsche Selbstbestimmungsgesetz wurde von Menschenrechtsorganisationen begrüßt, da es die grundlegende Würde und Autonomie von Menschen respektiert.

Der Vorfall um Justin Eichorn zeigt, wie wichtig es ist, politische Rhetorik kritisch zu hinterfragen – besonders wenn sie vorgibt, vulnerable Gruppen zu „schützen", dabei aber tatsächlich Diskriminierung und Stigmatisierung fördert. Die Rechte von Transgender-Personen sind keine politischen Spielbälle, sondern fundamentale Menschenrechte, die geschützt werden müssen.

Für die deutsche LGBTQ+-Community ist der Fall Eichorn eine Mahnung, wachsam zu bleiben gegenüber ähnlichen Versuchen, Minderheitenrechte einzuschränken – auch hierzulande. Gleichzeitig ist er eine Erinnerung daran, dass Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gegangen ist, um die Würde und Selbstbestimmung aller Menschen zu achten.


LGBTQ+-inklusives Vagina Museum in London gerettet – Ein Blick auf queere Kulturräume in Deutschland

Das LGBTQ+-inklusive Vagina Museum in London hat erfolgreich über 70.000 Pfund in nur vier Tagen gesammelt und kann dadurch seinen Betrieb fortsetzen. Das im Londoner Stadtteil Bethnal Green ansässige Museum hatte einen dringenden Spendenaufruf gestartet, nachdem seine Existenz aufgrund finanzieller Schwierigkeiten bedroht war. Die überwältigende Reaktion der Community zeigt, wie wichtig solche inklusiven kulturellen Räume sind – nicht nur in Großbritannien, sondern weltweit.

Ein Museum gegen Stigmatisierung und Tabus

Das Vagina Museum verfolgt das Ziel, Stigmata rund um die gynäkologische Anatomie zu bekämpfen und Body Positivity zu fördern. Seit seiner Gründung kämpft das Museum jedoch mit instabilen Mietverhältnissen. 2022 musste es seinen ursprünglichen Standort in Camden verlassen, nachdem der Vermieter den Mietvertrag nicht verlängert hatte. Nun drohte am aktuellen Standort in Bethnal Green eine ähnliche Situation aufgrund hoher Mietforderungen.

Die Gründerin Florence Schechter betonte in einem früheren Interview mit PinkNews die Bedeutung von Inklusivität in der Mission des Museums: "Natürlich sind wir trans-inklusiv. Ich liebe viele Menschen, die trans sind. Wir haben trans und nicht-binäre Mitarbeiter und Freiwillige. Sie sind einfach Menschen, und ich sehe keinen Grund, warum wir sie nicht einbeziehen sollten." Diese Haltung habe das Museum allerdings auch ins "Epizentrum der Transphobie" gerückt, so Schechter.

Queere Kulturräume in Deutschland

Während das Konzept eines Vagina Museums in Deutschland noch nicht existiert, gibt es hierzulande verschiedene bedeutende LGBTQ+-inklusive Kultureinrichtungen, die ähnlich wichtige Arbeit leisten. Eine der bekanntesten Institutionen ist das Schwule Museum in Berlin, eines der ältesten LGBTQ+-Museen weltweit, das 1985 gegründet wurde.

Das Museum widmet sich der Sammlung, Erforschung und Präsentation queerer Geschichte und Kultur. Mit einer umfangreichen Sammlung von Zeitschriften (ab 1896), Fotografien, Videos, Filmen, Tonaufnahmen, Autogrammen, Kunstwerken und einer Bibliothek mit etwa 20.000 Büchern zum Thema Homosexualität bietet es einen tiefen Einblick in die queere Geschichte.

In den letzten Jahren hat das Schwule Museum seinen Fokus erweitert, um alle Teile der LGBTQ+-Community einzubeziehen, mit verstärkter Betonung auf lesbische, trans und nicht-binäre Perspektiven – ein ähnlicher inklusiver Ansatz wie beim Londoner Vagina Museum.

Finanzierungsprobleme als gemeinsames Thema

Die finanziellen Schwierigkeiten des Vagina Museums in London spiegeln ein Problem wider, das auch deutsche queere Kultureinrichtungen kennen. Viele dieser Institutionen kämpfen regelmäßig mit Finanzierungsproblemen und unsicheren Mietverhältnissen, besonders in Großstädten mit steigenden Immobilienpreisen wie Berlin, Hamburg oder Köln.

Das Schwule Museum in Berlin musste ebenfalls mehrfach umziehen und ist seit 2013 in einer ehemaligen Druckerei in Berlin-Tiergarten untergebracht. Auch andere queere Kultureinrichtungen wie der SchwuZ, einer der ältesten queeren Clubs in Berlin, mussten in der Vergangenheit aufgrund von Mieterhöhungen neue Standorte finden.

Community-Unterstützung als Lebensader

Der erfolgreiche Spendenaufruf des Vagina Museums zeigt die Bedeutung von Community-Unterstützung für queere Kultureinrichtungen. Mit den Worten "Spenden Sie, um dem Patriarchat, der Homophobie, der Transphobie, der Frauenfeindlichkeit und Angriffen auf unsere wertvollen kulturellen Räume zu trotzen" appellierte das Museum an seine Unterstützer – und fand Gehör.

Auch in Deutschland sind solche gemeinschaftlichen Solidaritätsaktionen für viele LGBTQ+-inklusive Kulturprojekte überlebenswichtig. In Städten wie Berlin, Hamburg und Köln, die als besonders LGBTQ+-freundlich gelten, gibt es starke Community-Netzwerke, die solche Räume unterstützen.

Trans-Inklusion trotz Gegenwind

Dass das Vagina Museum explizit seine Trans-Inklusion betont, ist in Zeiten zunehmender anti-trans Stimmungen besonders wichtig. Auch in Deutschland setzen sich viele Kultureinrichtungen aktiv für Trans-Inklusion ein, darunter Initiativen wie Diversity Arts Culture Berlin, die Diversität und Antidiskriminierung in Berliner Kultureinrichtungen fördert.

Das Gay Museum Berlin kooperiert beispielsweise mit dem Bode Museum für die Entwicklung von fünf Touren durch die Sammlung unter dem Titel "Der zweite Blick: Variationen der Liebe", die queere Perspektiven in der Kunstgeschichte beleuchten.

Wie das Beispiel des Vagina Museums zeigt, sind solche inklusiven kulturellen Räume nicht nur Orte der Bildung und Gemeinschaft, sondern auch wichtige Symbole des Widerstands gegen Diskriminierung und für eine vielfältige Gesellschaft. Ihr Überleben, ob in London oder Deutschland, hängt stark von der Unterstützung durch die Community ab – eine Unterstützung, die im Fall des Londoner Museums eindrucksvoll demonstriert wurde.


ICE nutzt 227 Jahre altes Gesetz zur "Verschwindenlassung" eines LGBTQ+ Asylbewerbers wegen seiner Tattoos

Die US-Einwanderungsbehörde ICE hat offenbar einen LGBTQ+ Asylbewerber aufgrund seiner Tätowierungen nach El Salvador abgeschoben. Wie Pink News berichtet, nutzten die Behörden dafür ein fast 227 Jahre altes Gesetz, das zuletzt während des Zweiten Weltkriegs zur Internierung von Menschen japanischer Abstammung eingesetzt wurde.

Lindsay Toczylowski, Gründerin und Präsidentin des Immigrant Defenders Law Centre (ImmDef), erklärte, dass einer ihrer Mandanten, ein venezolanischer Tätowierer, nach El Salvador abgeschoben wurde, weil seine Körperkunst falsch interpretiert wurde. Die Einwanderungsbeamten behaupteten, die Tätowierungen hätten Verbindungen zur venezolanischen kriminellen Organisation "Tren de Aragua".

Ein ungeheuerlicher Missbrauch eines archaischen Gesetzes

"Die Tätowierungen unseres Mandanten haben nichts mit Bandenaktivitäten zu tun", betonte Toczylowski. "Sie sind harmlos und spiegeln seine Arbeit als Künstler wider. ICE reichte Fotos seiner Tätowierungen als 'Beweise' ein, obwohl es keine anderen Beweise für kriminelle Verbindungen gab."

Die Behörden stützten sich bei der Abschiebung auf den "Alien Enemies Act" von 1798, ein Gesetz, das dem Präsidenten die volle Befugnis gibt, Personen allein aufgrund ihrer Nationalität oder vermuteter Verbindungen zu feindlichen Organisationen festzunehmen oder abzuschieben. Beunruhigend ist, dass das Gesetz keine konkreten Beweise vor der Abschiebung erfordert.

Der betroffene LGBTQ+ Asylbewerber war laut seiner Anwältin im vergangenen Jahr aus Venezuela geflohen, um Verfolgung zu entkommen. In den USA, wo er Schutz suchte, wurde er monatelang in ICE-Gefängnissen festgehalten, bevor er abgeschoben wurde.

Parallelen zur Situation in Deutschland

Auch in Deutschland stehen LGBTQ+ Asylbewerber vor besonderen Herausforderungen. Obwohl Deutschland als vergleichsweise fortschrittlich in Bezug auf LGBTQ+-Rechte gilt, erleben queere Geflüchtete im Asylverfahren und im Alltag häufig Diskriminierung und mitunter Gewalt, wie Queer Refugees Deutschland dokumentiert.

Die Glaubwürdigkeit spielt im deutschen Asylverfahren eine entscheidende Rolle. Asylbewerber müssen nachweisen können, dass sie tatsächlich LGBTQ+ sind und ihnen im Herkunftsland Verfolgung droht. Ironischerweise können Tätowierungen, die auf die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität hinweisen, laut Berichten des Tagesspiegels sowohl als Beweis dienen als auch ein Sicherheitsrisiko darstellen, falls es zu einer Abschiebung kommt.

Rechtliche Entwicklungen in den USA

Im aktuellen US-Fall hat Bezirksrichter James Boasberg inzwischen eine Eilanordnung erlassen, die der Trump-Administration die weitere Anwendung des 227 Jahre alten Gesetzes untersagt. Der Richter entschied, dass das Gesetz keine ausreichende Grundlage für Abschiebungen biete, da sich die Begriffe "Invasion" und "räuberischer Einfall" auf "feindliche Handlungen feindlicher Nationen" beziehen.

Die Trump-Administration hatte behauptet, die venezolanische Gang Tren de Aragua würde "eine Invasion oder einen räuberischen Einfall gegen das Territorium der Vereinigten Staaten verüben, versuchen oder androhen". Der Fall wird laut BBC voraussichtlich vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt werden.

Besonders beunruhigend an diesem Fall ist, dass der Mandant von Toczylowski nach Angaben seiner Anwältin plötzlich aus der Online-Datenbank für Inhaftierte "verschwand" und zu einer Gerichtsanhörung nicht erschien. Der Regierungsanwalt hatte angeblich keine Ahnung, warum er nicht anwesend war.

Unterstützungsmöglichkeiten für LGBTQ+ Geflüchtete

In Deutschland gibt es zahlreiche Organisationen, die LGBTQ+ Geflüchtete unterstützen, darunter der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) und Queer Refugees Deutschland. Diese bieten rechtliche Beratung, psychosoziale Unterstützung und Hilfe bei der Integration.

Der Fall aus den USA macht deutlich, wie wichtig es ist, die Rechte von LGBTQ+ Asylsuchenden zu schützen und veraltete Gesetze kritisch zu hinterfragen. Sowohl in den USA als auch in Deutschland ist es notwendig, dass die besonderen Schutzbedarfe queerer Geflüchteter anerkannt werden und faire Asylverfahren garantiert sind.


Irlands erstes Trans- und Nicht-Binäres Filmfestival startet: Was Deutschland davon lernen kann

Irland startet 2025 sein erstes Filmfestival speziell für trans und nicht-binäre Filmemacher. Das TITE Festival (Trans Image/Trans Experience) wird vom 25. bis 27. April 2025 im Light House Cinema in Dublin stattfinden, wie GCN berichtet. Mit einem vollgepackten Programm verspricht das Festival, "die coolsten, sexiesten und besten neuen Werke von trans Filmemachern" zu präsentieren - ein Konzept, das auch in Deutschland auf wachsendes Interesse stößt.

Ein Pionier-Festival mit klarer Mission

Das TITE Festival möchte den Fokus von reiner Repräsentation auf das handwerkliche Können verlagern. Es geht nicht mehr nur darum, trans Charaktere auf der Leinwand zu sehen, sondern die Arbeit von trans und nicht-binären Filmschaffenden selbst zu würdigen und Verbindungen zwischen Kreativen und Publikum herzustellen. Das Programm umfasst acht Spielfilme und 40 Kurzfilme, ergänzt durch Workshops und Filmemacher-Gespräche.

Im Unterschied zu Deutschland, wo etablierte queere Filmfestivals wie der Teddy Award der Berlinale oder das XPOSED International Queer Film Festival bereits eine längere Tradition haben, handelt es sich beim TITE um das erste irische Festival, das sich ausschließlich auf trans und nicht-binäre Filmschaffende konzentriert.

Programmhighlights: Von Sundance-Preisträgern bis Low-Budget-Produktionen

Die Eröffnung am Freitag erfolgt mit dem Film "Ponyboi" – einem originellen Neo-Noir-Film über einen jungen intersexuellen Sexarbeiter, der vor der Mafia fliehen muss. Mit Darstellern wie River Gallo, Dylan O'Brien und Victoria Pedretti verspricht der Film ein besonderes Kinoerlebnis.

Am zweiten Tag werden unter anderem "Image Shorts" und "Dog Movie & Friends shorts" mit anschließenden Q&A-Sessions gezeigt. Am Abend folgt "Soft" von Joseph Amenta, ein Film über drei queere Jugendliche in den Sommerferien. Besonders interessant für Filmschaffende dürfte der Online-Workshop mit Vera Drew sein, bekannt für "The People's Joker".

Den Abschluss am Sonntag bildet "Stress Positions", ein Sundance-Film über Terry Goon, der während einer strengen Quarantäne für seinen bettlägerigen Neffen Bahlul, ein 19-jähriges Model aus Marokko, sorgt.

Trans Filmfestivals in Deutschland

Während Irland sein erstes spezialisiertes Festival feiert, gibt es in Deutschland bereits mehrere etablierte Plattformen für queeres Kino, die auch trans und nicht-binäre Perspektiven einschließen. Neben dem Teddy Award der Berlinale, der seit 1987 queere Filme auszeichnet, bieten auch das Lesbisch Schwule Filmfestival Hamburg – Deutschlands ältestes und größtes queeres Filmfestival – und das Queer Filmfest Weiterstadt Raum für Filme von und über trans und nicht-binäre Menschen.

Dennoch könnte das irische Modell mit seinem expliziten Fokus auf trans und nicht-binäre Filmschaffende auch für die deutsche Filmszene inspirierend sein. "Es ist eine so wichtige Zeit für trans Filmemacher, und ich hoffe, wir sehen weiterhin verstärkte Bemühungen für trans Menschen in allen Bereichen der Produktion", wird Filmemacher und TITE-Mitorganisator Caleb J. Roberts zitiert – eine Aussage, die auch in Deutschland Anklang finden dürfte.

Selbstentdeckung als zentrales Thema

Der Filmemacher Sam Ahern, dessen Film im diesjährigen Programm vertreten ist, reflektiert: "Für mich geht das Trans-Sein mit viel Selbstentdeckung einher und damit, Schichten von Maskierung und sozialer Konditionierung in Bezug auf Geschlecht abzulegen. In Kombination mit unserer eigenen Kultur, die historisch gesehen viel Scham und sexuelle Unterdrückung kennt, entstehen diese gefühlsbetonten, chaotischen, lüsternen, lustigen, dunklen Filme, die oft einen Schockfaktor enthalten, der in etwas sehr Realem begründet ist."

Diese Authentizität und Offenheit in der Filmsprache könnte auch für die deutsche Filmszene bereichernd sein, wo trans und nicht-binäre Perspektiven zwar zunehmend sichtbar werden, aber immer noch um angemessene Repräsentation und kreative Kontrolle kämpfen.

Tickets für das TITE Festival können über die Website des Light House Cinema oder an der Kinokasse erworben werden. Deutsche Filmfans, die mehr über ähnliche Veranstaltungen in Deutschland erfahren möchten, können sich über die Websites der genannten deutschen Filmfestivals informieren.


Mary Robinson: Wie Irlands erste Präsidentin die Rechte von Frauen und LGBTQ+ revolutionierte

Als erste weibliche Präsidentin der Republik Irland prägte Mary Robinson die Geschichte ihres Landes nachhaltig. In ihrem ursprünglichen Wahlkampf als unabhängige Senatorin im Jahr 1969 erklärte sie der Irish Times, dass ihr Ziel sei, "Irland zu öffnen und die katholische Lehre von Aspekten des Strafrechts zu trennen, um somit das Gesetz über Verhütungsmittel zu reformieren, Homosexualität zu legalisieren und das Verfassungsverbot der Scheidung zu ändern." Dies waren revolutionäre Ziele in einem damals stark katholisch geprägten Land.

Entkriminalisierung der Homosexualität in Irland

Einer der bedeutendsten Meilensteine in der irischen LGBTQ+-Geschichte war die Unterzeichnung des Gesetzes zur Entkriminalisierung der Homosexualität am 24. Juni 1993 durch Mary Robinson. Das Criminal Law (Sexual Offences) Act 1993 hob das Verbot gleichgeschlechtlicher Beziehungen auf und stellte einen enormen Fortschritt dar. Diese Entwicklung kam deutlich später als in Deutschland, wo die Homosexualität bereits 1969 in der BRD und 1968 in der DDR entkriminalisiert wurde, wenn auch mit Einschränkungen. Der vollständige §175, der homosexuelle Handlungen unter Männern unter Strafe stellte, wurde in Deutschland erst 1994 abgeschafft - ein Jahr nach Irland.

Die Bewegung für die Entkriminalisierung in Irland begann bereits in den 1970er Jahren mit der "Campaign for Homosexual Law Reform", angeführt von Aktivisten wie David Norris. Mary Robinson und ihre Nachfolgerin Mary McAleese waren als Rechtsberaterinnen an dieser Kampagne beteiligt. In der RTÉ-Dokumentation "A Different Country" betonte Robinson, wie stolz sie auf die Unterzeichnung dieses Gesetzes war.

Wegbereiterin für Verhütungsmittel

In ihrer ersten Amtszeit als Senatorin brachte Robinson einen Gesetzentwurf zur Legalisierung von Verhütungsmitteln ein. Nachdem der Entwurf viermal im Seanad (irischer Senat) abgelehnt wurde, fand am 22. Mai 1971 der Protest "Contraceptive Train" statt. Mitglieder der Irish Women's Liberation Movement fuhren mit dem Zug nach Belfast, um Verhütungsmittel zu kaufen. Bei ihrer Rückkehr am Connolly-Bahnhof verkündeten die Frauen lautstark, was sie gekauft hatten, und nahmen die Pillen demonstrativ ein. Unter dem öffentlichen Druck nach diesem Protest öffnete der Seanad den Gesetzentwurf 1971 erneut, der jedoch mit 25 zu 14 Stimmen abgelehnt wurde. Verhütungsmittel wurden in Irland schließlich erst 1979 legalisiert.

Zum Vergleich: In Deutschland wurde das Werbeverbot für Verhütungsmittel bereits 1927 gelockert, und die Antibabypille wurde 1961 verschreibungspflichtig eingeführt. Dies zeigt den erheblichen Einfluss der katholischen Kirche auf die irische Gesetzgebung im Vergleich zu Deutschland.

LGBTQ+-Vertretung im Präsidentenpalast

Im Jahr 1992 lud Robinson Mitglieder des Gay and Lesbian Equality Network (GLEN) in den Áras an Uachtaráin (Präsidentenpalast) ein, um nach der Verabschiedung des Gesetzes zur Entkriminalisierung der Homosexualität fotografiert zu werden. Damit war sie die erste Präsidentin, die LGBTQ+-Vertreter in die offizielle Residenz einlud – ein symbolischer Akt von enormer Bedeutung. Robinson erinnerte sich jedoch in mehreren Medienberichten an die Zurückhaltung einiger Personen, auf dem Bild zu erscheinen, da ein offenes Bekenntnis zur Homosexualität in Irland zu dieser Zeit noch mit erheblichen sozialen Risiken verbunden war.

Diese offizielle Anerkennung durch das Staatsoberhaupt stellte einen wichtigen Schritt zur gesellschaftlichen Akzeptanz dar. In Deutschland dauerte es bis 2001, bis mit dem Lebenspartnerschaftsgesetz ein erster wichtiger rechtlicher Rahmen für gleichgeschlechtliche Paare geschaffen wurde, während die vollständige Ehe-Öffnung erst 2017 erfolgte – im Gegensatz zu Irland, das bereits 2015 durch ein Referendum die gleichgeschlechtliche Ehe legalisierte und damit das erste Land wurde, das diesen Schritt durch Volksabstimmung vollzog.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit

Als Irland 1972 der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beitrat, wurden zwei weitere Ziele Robinsons verwirklicht. Ab Juni 1973 war Irland verpflichtet, Frauen im öffentlichen Dienst den gleichen Lohn wie ihren männlichen Kollegen zu zahlen, und im darauffolgenden Monat wurde das Heiratsverbot für Frauen im öffentlichen Dienst aufgehoben. Diese Entwicklung war vergleichbar mit Deutschland, wo das Prinzip "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" ebenfalls durch europäisches Recht gefördert wurde, wenn auch die praktische Umsetzung in beiden Ländern bis heute Lücken aufweist.

Ein bleibendes Vermächtnis

Mary Robinsons Einfluss beschränkte sich nicht nur auf die Förderung von Frauen- und LGBTQ+-Rechten in Irland. Sie war auch an der Legalisierung der Scheidung im Jahr 1996 beteiligt und setzte sich für Prozesskostenhilfe für Kläger ein. Während der Hungersnot in Somalia reiste sie ins Land, um Hilfe anzubieten, und leistete im Laufe ihrer Karriere noch viel mehr.

Ihre Arbeit zeigt Parallelen zu deutschen Politikerinnen wie Elisabeth Selbert, die für die Verankerung der Gleichberechtigung im Grundgesetz kämpfte, oder Justizministerin Katarina Barley, die sich für die Ehe für alle einsetzte. Dennoch ist bemerkenswert, dass Irland unter Robinsons Führung in manchen Bereichen einen schnelleren gesellschaftlichen Wandel vollzog als Deutschland – von einem streng katholischen Land zu einem modernen Staat, der in Fragen der LGBTQ+-Rechte heute zu den progressivsten Europas zählt.

Mary Robinsons Vermächtnis erinnert uns daran, wie einzelne Persönlichkeiten durch Mut, Beharrlichkeit und klare Visionen gesellschaftlichen Wandel vorantreiben können – eine Inspiration für Aktivist:innen und Politiker:innen in Deutschland und weltweit.