"Warum Pride auch 2025 unverzichtbar ist – Ein Aufruf aus dem britischen Parlament"

Der britische Labour-Abgeordnete Sir Chris Bryant hat in einer eindrucksvollen Rede vor dem britischen Parlament erklärt, warum Pride-Veranstaltungen auch heute noch unverzichtbar sind. Seine Worte treffen den Nerv der Zeit – nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Deutschland, wo die LGBTQ+-Community weiterhin mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert ist.

Eine Geschichte des Widerstands und der Notwendigkeit

Bryant, der seit 2001 als einer der wenigen offen schwulen Politiker im britischen Parlament sitzt, räumte in seiner Rede am 23. Juni mit dem Mythos auf, Pride sei nicht mehr nötig. "Wir haben Pride schon immer gebraucht", erklärte er eindringlich. "Wir brauchten es, als Menschen faulweise annahmen, dass ein kurzer Haarschnitt bedeutete, du seist eine Lesbe, oder ein Lispeln bedeutete, du seist schwul."

Seine bewegenden Worte über die Vergangenheit – als Polizisten Gummihandschuhe trugen, um LGBTQ+-Personen zu verhaften, aus Angst vor HIV, als Menschen in der Schule als "queer" und "fa**ot" beschimpft wurden – zeigen auf, wie tief verwurzelt Diskriminierung noch immer ist.

Deutschlands eigene Pride-Realität

Bryants Worte finden auch in Deutschland starken Widerhall. Wie Recherchen zeigen, steht die deutsche LGBTQ+-Community vor ähnlichen Herausforderungen. Das Zentrum für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) dokumentierte 2025 eine beunruhigende Zunahme extremistischer Mobilisierungen gegen Pride-Veranstaltungen in 27 deutschen Städten.

Die Situation in Deutschland spiegelt Bryants Bedenken wider: Kinder werden noch immer gemobbt, weil sie "tuntig oder butch" sind, Familien verstoßen ihre LGBTQ+-Kinder, und viele sind von Missbrauch so zermürbt, dass sie sich das Leben nehmen. Das Bundesamt für Diskriminierung warnt vor den Auswirkungen von "Gender-Verboten" in mehreren Bundesländern, die die Rechte von Frauen, intersexuellen und nicht-binären Menschen beeinträchtigen könnten.

Politische Spannungen und RĂĽckschritte

Bryant kritisierte in seiner Rede auch internationale Entwicklungen, insbesondere die Unterdrückung in Ungarn unter Viktor Orbán, wo LGBTQ+-Märsche verboten wurden. Diese Parallele trifft auch auf Deutschland zu, wo trotz des Aktionsplans "Queer Leben" der Bundesregierung wichtige Reformen noch ausstehen.

Besonders besorgniserregend: Deutschland blockiert weiterhin die Annahme der EU-Antidiskriminierungsrichtlinie, obwohl die Bundesregierung eine Reform des nationalen Antidiskriminierungsgesetzes versprochen hat. Dies zeigt, wie weit der Weg zu echter Gleichberechtigung noch ist.

Pride als Kraftquelle und politisches Statement

Bryant machte deutlich, dass Pride mehr ist als eine Party: "Wir brauchen es jetzt, wenn Kinder immer noch gemobbt werden, weil sie tuntig oder butch sind, wenn Familien ihre LGBT-Kinder noch immer aus dem Haus werfen, wenn viele von Missbrauch so zermĂĽrbt sind, dass sie sich das Leben nehmen."

In Deutschland finden jährlich hunderte von Pride-Veranstaltungen statt, vom ColognePride, der als eine der größten Pride-Veranstaltungen Europas etwa 1,4 Millionen Menschen anzieht, bis hin zu kleineren lokalen CSDs. Diese Veranstaltungen sind nicht nur Ausdruck der Freude und des Stolzes, sondern auch politische Statements für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung.

Eine gemeinsame Zukunft gestalten

Bryants Rede erinnert uns daran, dass der Kampf um LGBTQ+-Rechte noch lange nicht vorbei ist. Sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland zeigen aktuelle Entwicklungen, dass Errungenschaften nicht selbstverständlich sind und ständig verteidigt werden müssen.

Die zivilgesellschaftlichen Organisationen in Deutschland, von LSVD ĂĽber Amnesty International bis hin zur evangelischen Jugend, die zu einer klaren Haltung gegen Queerfeindlichkeit aufruft, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie erinnern uns daran, dass Pride nicht nur eine Feier ist, sondern ein Werkzeug des sozialen Wandels.

Bryants kraftvolle Worte aus dem britischen Parlament sollten uns alle ermutigen: Solange Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung existieren, bleibt Pride unverzichtbar – als Zeichen des Widerstands, der Hoffnung und der unerschütterlichen Entschlossenheit, für eine gerechtere Welt zu kämpfen.

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