Ein US-Berufungsgericht hat entschieden, dass eine Trans-Lehrerin in Florida sich selbst während des Unterrichts falsch gendern muss – ein erschreckender Rückschlag für die Trans-Rechte in den USA. Die Entscheidung wirft wichtige Fragen über die Rechte von Trans-Lehrkräften auf, die auch in Deutschland relevant sind.
Der Fall Katie Wood: Wenn Gerichte die Identität verleugnen
Katie Wood, eine Lehrerin aus Florida, kämpft für das Recht, sich selbst mit den korrekten Pronomen anzusprechen. Ein geteiltes Berufungsgericht entschied mit 2:1 Stimmen, dass sie während des Unterrichts nicht "sie/ihr" verwenden darf. Die Richter argumentierten, dass sie als "Regierungsangestellte" spreche, nicht als Privatperson. Diese Logik würde bedeuten, dass der Staat Lehrkräfte dazu zwingen könnte, ihre grundlegendste Identität zu verleugnen.
Richter Adalberto Jordan widersprach in seinem Minderheitsvotum scharf: "Wenn die Mehrheitsmeinung richtig ist – und das denke ich nicht – könnte Florida verheiratete Lehrerinnen dazu zwingen, den Nachnamen ihres Mannes zu verwenden, auch wenn sie sich entschieden haben, ihren Mädchennamen zu behalten."
Deutschland: Ein anderer Weg beim Umgang mit Trans-Lehrkräften
Im Gegensatz zu den USA schützt Deutschland Trans-Lehrkräfte durch das Selbstbestimmungsgesetz, das seit November 2024 in Kraft ist. Trans-Personen können nun ohne gerichtliche Entscheidung oder Gutachten ihren Geschlechtseintrag und Vornamen ändern. Besonders wichtig: Schulen benötigen keine Bescheinigung, um die Anrede zu ändern.
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt Trans-Lehrkräfte vor Diskriminierung am Arbeitsplatz. Dennoch zeigen Studien der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, dass LSBTIQ*-Lehrkräfte auch in Deutschland mit Diskriminierung konfrontiert sind.
Die Realität deutscher Trans-Lehrkräfte
Trans-Lehrkräfte in Deutschland berichten von gemischten Erfahrungen. Ein Lehrer erzählt: "Jeden Tag mit dem falschen Namen angesprochen zu werden – das geht nicht!" Gleichzeitig zeigen Beispiele, wie eine offene Schule das Leben von Trans-Personen positiv verändern kann.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) betont, dass ein unterstĂĽtzendes Umfeld entscheidend ist. Sie empfiehlt Schulen, Antidiskriminierungspolitik zu implementieren und Schulungen zur Transgender-Sensibilisierung durchzufĂĽhren.
Warum diese Entscheidung auch uns betrifft
Die Entscheidung aus Florida ist ein Warnzeichen für die gesamte LGBTQ+-Community weltweit. Sie zeigt, wie schnell hart erkämpfte Rechte wieder rückgängig gemacht werden können. In Deutschland haben wir zwar einen rechtlichen Schutz, aber gesellschaftliche Akzeptanz ist nicht selbstverständlich.
Homo- und Trans*phobie sind auch an deutschen Schulen weit verbreitet. Deadnaming – das Verwenden des alten Namens einer Trans-Person – kann seelische Verletzungen verursachen und die Akzeptanz durch Mitschüler*innen beeinträchtigen.
Ein Blick nach vorn
Während in den USA Trans-Lehrkräfte um ihr Recht kämpfen, sich selbst zu sein, haben wir in Deutschland die Chance, ein Vorbild zu werden. Das Selbstbestimmungsgesetz ist ein wichtiger Schritt, aber der Kampf für echte Gleichberechtigung ist noch nicht vorbei.
Katie Woods Kampf erinnert uns daran, dass die Würde jeder Person – auch die einer Trans-Lehrerin – nicht verhandelbar ist. Ihre Geschichte sollte uns motivieren, in Deutschland für eine Schullandschaft zu kämpfen, in der alle Lehrkräfte authentisch leben können.