Trumps Amerika vs. deutsches Selbstbestimmungsgesetz: Zwei Welten fĂŒr trans Personen

WĂ€hrend in den USA unter Donald Trump die Rechte von trans Personen systematisch eingeschrĂ€nkt werden, wie im kĂŒrzlich erschienenen Artikel auf queer.de berichtet, hat Deutschland mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz einen komplett anderen Weg eingeschlagen. Diese gegenlĂ€ufigen Entwicklungen zeigen die tiefe Kluft im Umgang mit GeschlechtsidentitĂ€t in westlichen Demokratien.

ReisepÀsse als Symbol der IdentitÀtsanerkennung

FĂŒr den 55-jĂ€hrigen trans Mann Elijah Nicholas aus den USA bedeutet die aktuelle Politik, dass er nach 2030 keinen Pass mehr bekommen wird, der sein tatsĂ€chliches Geschlecht widerspiegelt. In Deutschland hingegen können trans Personen seit dem 1. November 2024 durch das neue Selbstbestimmungsgesetz ihren Geschlechtseintrag und ihre Vornamen durch ein einfaches Verfahren beim Standesamt Ă€ndern lassen.

"In den USA werden trans Menschen durch die Trumpsche Politik delegitimiert und einem Sicherheitsrisiko ausgesetzt, wĂ€hrend Deutschland endlich das alte, diskriminierende Transsexuellengesetz abgeschafft hat", erklĂ€rt Dr. Julia Weber vom Deutschen Institut fĂŒr Menschenrechte. Das deutsche Gesetz ersetzt das seit 1980 geltende Transsexuellengesetz (TSG), das aufwendige Gutachterverfahren und eine gerichtliche Anerkennung erforderte.

Psychische Gesundheit unter Druck

Sharon Horne von der University of Massachusetts Boston warnt vor den psychischen Folgen der amerikanischen Politik: "Diese Anordnung löscht im Wesentlichen die eigene GeschlechtsidentitÀt aus." Studien belegen diesen Zusammenhang: Eine 2020 im Fachblatt "The Lancet Public Health" veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass schwere psychische Belastungen sowie Suizidgedanken deutlich weniger verbreitet sind unter Menschen, deren IdentitÀtsdokumente ihre GeschlechtsidentitÀt korrekt widerspiegeln.

In Deutschland setzt man auf einen anderen Ansatz. "Mit dem Selbstbestimmungsgesetz stĂ€rken wir die Rechte von trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binĂ€ren Menschen im Rahmen der vom Grundgesetz geschĂŒtzten Persönlichkeitsrechte", betont der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD). Experten erwarten positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Betroffenen.

Sport, MilitÀr, Ausweisdokumente: Trumps umfassende EinschrÀnkungen

Trumps Politik gegen trans Menschen beschrĂ€nkt sich nicht nur auf Ausweisdokumente. Ein weitreichendes Dekret schließt trans Frauen vom Frauensport aus, insbesondere an öffentlichen Schulen und Hochschulen. Zudem treibt das US-Verteidigungsministerium den Ausschluss von trans Personen aus dem MilitĂ€r voran.

In Deutschland gibt es solche EinschrĂ€nkungen nicht. Der Deutsche Olympische Sportbund arbeitet an inklusiven Richtlinien, und die Bundeswehr erlaubt trans Personen den Dienst. "Wir sehen hier zwei völlig unterschiedliche gesellschaftliche Modelle", erklĂ€rt Dr. Thomas Schmidt von der Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin. "WĂ€hrend die USA unter Trump zu einem binĂ€ren, biologistischen Geschlechtermodell zurĂŒckkehren, bewegt sich Deutschland in Richtung Selbstbestimmung und Anerkennung vielfĂ€ltiger GeschlechtsidentitĂ€ten."

Pride als Widerstand

In Washington steht der WorldPride 2025 im Zeichen des Widerstands. "Es bedeutet Widerstand", sagt Nicholas ĂŒber die Bedeutung von Pride-Veranstaltungen in den aktuellen Zeiten. "Wir feiern und leisten gleichzeitig Widerstand, um sicherzustellen, dass wir einen Platz haben und gleiche Rechte bekommen."

Auch in Deutschland haben Pride-Veranstaltungen in den letzten Jahren neuen Zulauf bekommen. Der Kampf gegen trans-feindliche Politik wird zunehmend als globale Herausforderung verstanden. "Was in den USA passiert, könnte auch hier geschehen, wenn wir nicht wachsam bleiben", warnt Marie SchĂ€fer vom Bundesverband Trans*. "Die Fortschritte, die wir mit dem Selbstbestimmungsgesetz erreicht haben, mĂŒssen verteidigt werden."

Internationaler Vergleich: Deutschland und USA driften auseinander

WĂ€hrend Nicholas und andere trans Aktivisten in den USA befĂŒrchten, dass ihre Existenz "ausgelöscht" werden soll, zeigt Deutschland, dass ein anderer Weg möglich ist. Das Selbstbestimmungsgesetz wird international als Vorbild gesehen. Die Änderung des Geschlechtseintrags muss lediglich drei Monate vorher beim Standesamt angemeldet werden – ein deutlicher Kontrast zur US-Politik.

Besonders besorgniserregend ist die Situation fĂŒr junge trans Menschen in den USA. In mehreren Bundesstaaten wurden Gesetze erlassen, die geschlechtsangleichende Behandlungen fĂŒr Transgender-Jugendliche verbieten. Human Rights Watch spricht von "verheerenden" Folgen fĂŒr die betroffenen Jugendlichen und ihre Familien.

Zukunftsaussichten

FĂŒr Elijah Nicholas und andere trans Personen in den USA bleibt die Zukunft ungewiss. Der trans Aktivist will mit dem Nationalen Marsch fĂŒr die Sichtbarkeit von trans Personen ein Zeichen setzen: "Washington, D.C., und der Welt zeigen, dass man trans Menschen nicht auslöschen kann und wird."

In Deutschland hingegen können trans Personen mit mehr Rechtssicherheit in die Zukunft blicken. Das Selbstbestimmungsgesetz wird als wichtiger Meilenstein gefeiert, auch wenn Aktivist*innen betonen, dass noch weitere Schritte fĂŒr vollstĂ€ndige Gleichberechtigung nötig sind. Die kontrĂ€ren Entwicklungen in Deutschland und den USA verdeutlichen, wie stark politische Entscheidungen das Leben von trans Menschen beeinflussen – und dass der Kampf um Gleichberechtigung ein internationaler ist.

Terug naar blog