Schwuler Priester initiiert Petition zur Absetzung von Kardinal Woelki - Bereits über 53.000 Unterschriften

Der schwule katholische Priester Wolfgang F. Rothe hat gemeinsam mit elf weiteren katholischen Persönlichkeiten eine Petition zur Absetzung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki an den neuen Papst Leo XIV. gerichtet. Die Initiative hat bereits über 53.000 Unterschriften gesammelt und fordert Konsequenzen trotz der Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen den umstrittenen Kirchenmann.

Hintergrund der Petition

Im Zentrum der Kritik steht Woelkis Umgang mit Missbrauchsvorwürfen in der Erzdiözese Köln. Obwohl die Staatsanwaltschaft Köln Anfang Mai ihr Ermittlungsverfahren gegen den Kardinal einstellte, nachdem dieser eine auferlegte Geldzahlung in Höhe von 26.000 Euro geleistet hatte, ist die Sache für viele Gläubige nicht erledigt. Die Ermittlungsbehörde betonte ausdrücklich, dass die Untersuchungen "durchaus den für eine Anklageerhebung erforderlichen Verdacht ergeben hätten", dass Woelki fahrlässig eine falsche Versicherung an Eides Statt und einen fahrlässigen Falscheid abgelegt habe.

Konkret ging es dabei um die entscheidende Frage, zu welchem Zeitpunkt der Kardinal über Missbrauchsvorwürfe gegen Priester in seinem Verantwortungsbereich informiert war. Diese Intransparenz beim Umgang mit Missbrauchsfällen hat Woelki selbst als Fehler eingeräumt, jedoch reicht dies für die Initiatoren der Petition nicht aus.

Wolfgang Rothe als Stimme für Veränderung

Besondere Aufmerksamkeit erhält die Petition durch die Beteiligung von Wolfgang F. Rothe, einem katholischen Priester, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat. Rothe hat sich in der Vergangenheit wiederholt für die Akzeptanz von LGBTQ+-Personen in der katholischen Kirche eingesetzt und zeigt mit seinem Engagement, dass auch innerhalb der Kirchenstrukturen der Ruf nach Veränderung und Erneuerung immer lauter wird.

In einem Interview mit Katholisch.de hatte Rothe erklärt: "Ich will nicht länger lügen" - eine mutige Position, die ihm in der LGBTQ+-Community sowie bei progressiven Katholik:innen viel Respekt eingebracht hat. Seine Beteiligung an der Petition gegen Woelki unterstreicht die wachsende Bereitschaft, auch in der Kirchenhierarchie Missstände offen anzusprechen.

Deutliche Worte in der Petition

"Kardinal Woelki ist nicht länger tragbar", heißt es unmissverständlich in der an Papst Leo XIV. gerichteten Petition. Die Unterzeichnenden argumentieren, dass Woelki trotz der formalen Einstellung des Verfahrens durch die Ermittlungsergebnisse "vollständig korrumpiert" sei. Der Kölner Erzbischof habe "jede Glaubwürdigkeit verloren, und zwar in der Öffentlichkeit ebenso wie innerhalb der Erzdiözese Köln und der katholischen Kirche in Deutschland".

Die hohe Anzahl an Unterschriften – bereits über 53.000 – zeigt, wie tief die Vertrauenskrise in der katholischen Kirche in Deutschland ist. Besonders im Erzbistum Köln hat der Umgang mit den Missbrauchsfällen zu einer beispiellosen Austrittswelle geführt.

Bedeutung für die LGBTQ+-Community

Für die LGBTQ+-Community in Deutschland hat dieser Fall eine besondere Bedeutung. Die katholische Kirche steht traditionell für eine konservative Haltung gegenüber Homosexualität, weshalb das Engagement eines offen schwulen Priesters gegen einen hochrangigen Kirchenvertreter bemerkenswert ist. Die Initiative zeigt exemplarisch, wie queere Katholik:innen nicht nur für ihre eigene Anerkennung kämpfen, sondern auch für grundlegende ethische Prinzipien und Transparenz innerhalb der Kirche eintreten.

Ob die Petition Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Die katholische Kirche ist bekannt für ihre langsamen Entscheidungsprozesse, besonders wenn es um hochrangige Personalfragen geht. Dennoch ist die breite Unterstützung für diese Initiative ein deutliches Signal an den Vatikan, dass die Geduld vieler Gläubiger erschöpft ist und Veränderungen gefordert werden.

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