Schwuler GB News-Moderator Alex Armstrong: "Wir brauchen keinen Pride Month mehr"

Der offen homosexuelle Moderator des britischen Nachrichtensenders GB News, Alex Armstrong, hat sich vehement gegen den Pride Month ausgesprochen. In einer Debattensendung mit dem Titel "Brauchen wir den Pride Month?", deren Ausschnitte spĂ€ter in seinen sozialen Medien geteilt wurden, behauptete Armstrong, dass Pride-Veranstaltungen "genau das Gegenteil" von dem bewirken wĂŒrden, was sie eigentlich sollen. Statt Homophobie zu bekĂ€mpfen, wĂŒrden sie Menschen eher abschrecken, so der Moderator. Die ursprĂŒngliche Meldung stammt von PinkNews.

Kritik an Pride-Veranstaltungen

"Was ich bei einigen Pride-Veranstaltungen sehe, sind Fetische, die auf der Straße zur Schau gestellt werden, MĂ€nner, die nackt herumlaufen und denken, das sei akzeptabel, wenn Kinder in der NĂ€he sind", erklĂ€rte Armstrong in der Sendung. "Das zeigt nichts Gutes ĂŒber die schwule Community. Es stereotypisiert sie, und es gibt Millionen von schwulen MĂ€nnern, Tausende, die heute Abend zuschauen, die sagen werden: 'Eigentlich will ich nicht, dass das uns reprĂ€sentiert'."

Armstrong behauptete weiter, dass die LGBTQ+-Community einer "Gegenreaktion" ausgesetzt sei, gab aber "linksextremen Institutionen" die Schuld, die "die Agenda zu weit vorangetrieben haben". Er kritisierte besonders die BefĂŒrwortung von PubertĂ€tsblockern fĂŒr Kinder und argumentierte, dass die Gesellschaft in den 2000er Jahren die Schwulenrechte bereits "relativ akzeptiert" habe und "weitergezogen" sei.

Polarisierte Reaktionen in Deutschland

Die Debatte um die Notwendigkeit von Pride-Veranstaltungen wird auch in Deutschland gefĂŒhrt, wo der Christopher Street Day (CSD) seit ĂŒber 25 Jahren fester Bestandteil des gesellschaftlichen Kalenders ist. WĂ€hrend BefĂŒrworter darauf hinweisen, dass trotz rechtlicher Fortschritte Diskriminierung und Anfeindungen gegen LGBTQ+-Personen weiterhin alltĂ€glich sind, gibt es auch hierzulande kritische Stimmen.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) betont regelmĂ€ĂŸig die anhaltende Notwendigkeit von Pride-Veranstaltungen: "Sie machen sichtbar, dass LGBTQ+-Personen Teil der Gesellschaft sind und schaffen einen Raum fĂŒr Gemeinschaft und SolidaritĂ€t." Zudem gehe es bei Pride nicht nur um Feiern, sondern auch um die Erinnerung an historische KĂ€mpfe und den Einsatz fĂŒr noch nicht erreichte Rechte.

Skandale bei GB News

Die Äußerungen von Armstrong reihen sich in eine Serie kontroverser Inhalte des britischen Nachrichtensenders GB News ein. Erst Anfang des Jahres hatte der Sender fĂŒr Empörung gesorgt, als der politische Kommentator und Comedian Josh Howie alle LGBTQ+-Personen mit PĂ€dophilen verglich, was zu mehr als 50.000 Beschwerden bei der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom fĂŒhrte.

Howie hatte wĂ€hrend einer Sendung, in der ĂŒber die Bischöfin Mariann Budde berichtet wurde, die US-PrĂ€sident Donald Trump aufgefordert hatte, "Barmherzigkeit gegenĂŒber queeren Menschen zu zeigen", gesagt: "Ich möchte nur sagen, dass das auch PĂ€dos einschließt." SpĂ€ter behauptete er in den sozialen Medien, dies sei "nur ein Witz" gewesen.

Pride in Deutschland – weiterhin notwendig?

In Deutschland findet der Pride Month jedes Jahr im Juni statt und erinnert an den Stonewall-Aufstand von 1969 in New York, der als Wendepunkt in der LGBTQ+-Rechtsbewegung gilt. In vielen deutschen StÀdten werden im Sommer CSD-Veranstaltungen organisiert, die sowohl Feiern als auch politische Demonstrationen umfassen.

Trotz rechtlicher Erfolge wie der "Ehe fĂŒr alle" und des Selbstbestimmungsgesetzes gibt es in Deutschland weiterhin Diskriminierung von LGBTQ+-Personen. LGBTQ+-Organisationen berichten von zunehmender Sorge vor RĂŒckschritten, insbesondere angesichts des Erstarkens konservativer und rechtspopulistischer KrĂ€fte. Der Bundesverband Trans* verzeichnet beispielsweise eine Zunahme transfeindlicher Übergriffe und Hassrede.

Armstrong vertritt mit seiner Position die sogenannte "Assimilationstheorie" – die Idee, dass LGBTQ+-Personen vollstĂ€ndig in die Gesellschaft integriert werden sollten, ohne besondere Sichtbarkeit zu beanspruchen. "Willst du Teil der Gesellschaft sein, oder willst du, dass die Gesellschaft dich anschaut und denkt, du bist anders?", fragte er rhetorisch in der Sendung.

Diese Position steht im Kontrast zum SelbstverstÀndnis vieler LGBTQ+-Aktivisten in Deutschland und weltweit, die betonen, dass Sichtbarkeit und der offene Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt essenziell sind, um Diskriminierung abzubauen und jungen LGBTQ+-Personen positive Vorbilder zu bieten.

Verschiedene Stimmen in der Community

Die Kontroverse um Armstrongs Äußerungen verdeutlicht die Vielfalt der Meinungen innerhalb der LGBTQ+-Community selbst. WĂ€hrend einige seiner Kritik an bestimmten Aspekten von Pride-Veranstaltungen zustimmen mögen, betonen andere die anhaltende Bedeutung dieser Sichtbarkeit fĂŒr marginalisierte Gruppen.

In Deutschland weisen Organisationen wie der deutsche Ableger von Amnesty International darauf hin, dass in ĂŒber 70 LĂ€ndern weltweit gleichgeschlechtliche Beziehungen noch immer kriminalisiert werden und selbst in vermeintlich progressiven LĂ€ndern wie Deutschland LGBTQ+-Personen weiterhin mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert sind.

UnabhĂ€ngig von der Debatte um die Form und Ausgestaltung von Pride-Veranstaltungen bleibt die Kernfrage: Solange LGBTQ+-Personen nicht vollstĂ€ndig gleichberechtigt und akzeptiert sind, haben Sichtbarkeit und gemeinschaftlicher Protest weiterhin ihre Berechtigung – auch wenn ĂŒber die Art und Weise, wie diese gestaltet werden sollten, unterschiedliche Ansichten bestehen.

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