Ein aktueller YouGov-Poll zeigt einen schockierenden Trend: Reform UK würde bei einer Neuwahl die meisten Sitze im britischen Parlament gewinnen. Die rechtspopulistische Partei von Nigel Farage, die sich aus der Brexit-Bewegung entwickelt hat, könnte 271 Sitze erringen – mehr als jede andere Partei. Diese Entwicklung wirft ernste Fragen über die Zukunft der LGBTQ+ Rechte in Großbritannien auf.
Eine beunruhigende Agenda gegen LGBTQ+ Rechte
Reform UKs Wahlprogramm liest sich wie ein Frontalangriff auf die Rechte von LGBTQ+ Menschen, insbesondere gegen trans Personen. Die Partei bezeichnet "Transgender-Indoktrination" als schädlich für Kinder und verspricht, die sogenannte "Transgender-Ideologie" in Grund- und weiterführenden Schulen zu verbieten. Konkret bedeutet das: Keine Diskussionen über Geschlechtsidentität, keine sozialen Transitionen, keine Pronomen-Verwendung, die vom Geburtsgeschlecht abweicht.
Besonders perfide ist die Forderung nach Informationspflicht: Eltern von unter 16-Jährigen sollen über alle "Lebensentscheidungen" ihrer Kinder informiert werden – ein Codewort für das Zwangsouting von LGBTQ+ Jugendlichen gegenüber möglicherweise nicht unterstützenden Familien.
Beunruhigende Parallelen zur deutschen AfD
Die Agenda von Reform UK erinnert stark an die Politik der deutschen AfD. Auch die AfD spricht von "Trans-Kult, Frühsexualisierung und Gender-Ideologie" und fordert ein Verbot von geschlechtsangleichenden Behandlungen für Transgender-Minderjährige. Beide Parteien nutzen ähnliche Strategien: Sie instrumentalisieren Sorgen um Kinder, um diskriminierende Politik zu rechtfertigen.
Während die AfD in Deutschland bereits in mehreren Landesparlamenten sitzt und erfolglos versuchte, das Selbstbestimmungsgesetz anzufechten, könnte Reform UK nun auf nationaler Ebene Macht erlangen. Die Ironie: Während AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel offen lesbisch ist, vertritt ihre Partei eine homophobe Agenda – ein Beispiel für die Instrumentalisierung einzelner LGBTQ+ Personen zur Legitimierung diskriminierender Politik.
Farage's persönliche Bilanz: Eine Geschichte der Diskriminierung
Nigel Farages eigene Vergangenheit zeigt ein erschreckendes Muster. 2013 verteidigte er UKIP-Mitglieder, die Homosexualität als "widerlich" bezeichneten. 2014 sprach er sich gegen die Ehe für alle aus und behauptete 2019, Menschen mit HIV sollten keinen Zutritt nach Großbritannien erhalten – eine medizinisch völlig unhaltbare Position, die gefährliche Stigmata verstärkt.
Besonders zynisch war seine Verteidigung von Margaret Thatchers Section 28, dem berüchtigten Gesetz, das "die Förderung von Homosexualität" in Schulen verbot. Farage bezeichnete diese diskriminierende Gesetzgebung als Schutz vor "extremen linken Elementen" – eine Verzerrung der Geschichte, die das Leid von LGBTQ+ Menschen ignoriert.
Ein gespaltenes Wählerbild
Interessant ist die Diskrepanz in den Einstellungen von Reform UK-Wählern selbst: Während 69 Prozent gegen die rechtliche Geschlechtsanerkennung für trans Personen sind, unterstützen 65 Prozent die Ehe für alle. Diese Spaltung zeigt, wie gezielt transfeindliche Rhetorik eingesetzt wird, um Wähler zu mobilisieren, ohne die breitere LGBTQ+ Community direkt anzugreifen.
Symbolpolitik mit ernsten Konsequenzen
Reform UKs Verbot der Pride-Flagge in den zehn Gemeinden, die sie kontrolliert, mag symbolisch erscheinen, sendet aber eine klare Botschaft: LGBTQ+ Menschen sind nicht willkommen. Ein Reform-Mitglied, das die Pride-Flagge auf einem Polizeifahrzeug als "verdammte degenerierte Flagge" bezeichnete, zeigt die wahre Gesinnung hinter der vermeintlich gemäßigten Fassade.
Die Gefahr für Deutschland
Was in Großbritannien geschieht, sollte Deutschland als Warnung dienen. Die AfD verwendet ähnliche Rhetorik wie Reform UK und könnte bei den kommenden Wahlen weiter erstarken. Bereits jetzt fordert sie die Abschaffung des Selbstbestimmungsgesetzes und will "Gender-Ideologie" aus den Schulen verbannen.
Der Erfolg von Reform UK zeigt, wie schnell sich die politische Landschaft ändern kann. Was als Protest-Bewegung begann, könnte bald über das Schicksal von Millionen LGBTQ+ Menschen entscheiden. Es ist ein Weckruf für alle, die für Gleichberechtigung und Menschenwürde einstehen – der Kampf um LGBTQ+ Rechte ist noch lange nicht gewonnen.