Mehr als zwei Wochen nach dem brutalen Angriff auf das "Fest der Vielfalt" in Bad Freienwalde verdichten sich die Hinweise auf einen gezielten rechtsextremistischen Anschlag. Wie queer.de berichtet, bestĂ€tigt Brandenburgs Innenminister RenĂ© Wilke neue Details ĂŒber die Attacke, die die beunruhigende RealitĂ€t rechter Gewalt gegen LGBTQ+-Veranstaltungen in Deutschland offenlegt.
Organisierte Gewalt mit klarer Botschaft
Die Ermittlungen zeichnen das Bild eines geplanten Angriffs: Vermummte TĂ€ter mit "martialischem Auftreten" riefen laut Zeugenaussagen Parolen des "nationalen Widerstands" und trugen nach taz-Berichten Markierungen der neonazistischen Partei "Der Dritte Weg". Diese Organisation vertritt offen queer- und migrationsfeindliche Positionen und steht fĂŒr eine besonders aggressive Form des Rechtsextremismus.
Minister Wilke beschreibt eine neue QualitĂ€t der Gewalt: "Die hatten Sturmhauben auf, die waren bis zu den HĂ€nden auch komplett vermummt und hatten zum Teil auch martialisches Auftreten." Die Angreifer fĂŒhrten Instrumente mit sich, die "möglicherweise auch Personen damit zu attackieren und Gewalt auszuĂŒben" geeignet waren. Das AktionsbĂŒndnis Brandenburg berichtet von schlagverstĂ€rkten Handschuhen und Teleskopschlagstöcken.
Wenn Familienfest zur Bedrohung wird
Besonders erschĂŒtternd: Der Angriff traf eine Veranstaltung, die explizit als familienfreundliches Fest fĂŒr Vielfalt und Toleranz konzipiert war. Wie der Volksverpetzer dokumentiert, organisierte das BĂŒndnis "Bad Freienwalde ist bunt" bereits zum fĂŒnften Mal dieses Fest gegen Queerfeindlichkeit und Hass. "Es gab Erwachsene, die dachten, sie mĂŒssen Kinder schĂŒtzen vor vermummten Angreifern", schildert Minister Wilke die traumatische Situation.
Diese Dimension macht den Angriff besonders perfide: Rechtsextremisten attackierten bewusst einen Ort, an dem Familien mit Kindern Vielfalt feiern wollten. Die Botschaft ist klar - niemand soll sich sicher fĂŒhlen, der fĂŒr Toleranz und Akzeptanz eintritt.
AfD relativiert - Innenminister widerspricht scharf
WĂ€hrend die Beweislage eindeutig ist, sorgte AfD-Landtagsabgeordnete Lena KotrĂ© mit ihrer Verharmlosung fĂŒr Empörung. Sie bezeichnete den Vorfall als "aufgebauscht" und sprach von einer "einfachen Auseinandersetzung" - obwohl Videoaufnahmen und Zeugenaussagen das Gegenteil belegen. Correctiv-Recherchen verbinden KotrĂ© mit einem Treffen mit Neonazis in der Schweiz.
Minister Wilke warf der AfD-Politikerin "SchönfÀrberei und Verfremdung" vor. SPD-Abgeordneter Andreas Noack nannte sie schlicht "verlogen". Diese Reaktion zeigt ein Muster: WÀhrend rechtsextreme Gewalt eskaliert, relativieren AfD-Politiker systematisch die Bedrohung.
Ein Angriff auf unsere Demokratie
Der Anschlag von Bad Freienwalde reiht sich in eine beunruhigende Serie rechtsextremer Angriffe auf LGBTQ+-Veranstaltungen ein. Wie Pride.Direct analysiert, zeigt sich hier ein systematisches Vorgehen gegen demokratische MeinungsĂ€uĂerung und gesellschaftliche Vielfalt.
BundesprĂ€sident Frank-Walter Steinmeier betonte nach dem Angriff die Bedeutung gesellschaftlichen Austauschs auch bei unterschiedlichen Ansichten. Seine Mahnung, solche VorfĂ€lle dĂŒrften sich nicht wiederholen, erhĂ€lt angesichts der neuen Erkenntnisse ĂŒber die ProfessionalitĂ€t der TĂ€ter besondere Dringlichkeit.
Die Ermittlungen gegen den 21-jÀhrigen HauptverdÀchtigen aus der rechtsextremen Szene laufen weiter. Doch bereits jetzt ist klar: Dies war kein spontaner Gewaltausbruch, sondern ein gezielter Anschlag auf die Grundwerte unserer Gesellschaft. Wie die FDP MÀrkisch-Oderland betont, haben Hass, Intoleranz und Gewalt keinen Platz in unserer Demokratie.
Bad Freienwalde steht stellvertretend fĂŒr alle Orte, an denen Menschen fĂŒr Vielfalt und Toleranz einstehen. Der Angriff zeigt: Diese Werte mĂŒssen jeden Tag neu verteidigt werden - gegen diejenigen, die sie mit Gewalt beseitigen wollen.