Der in Berlin ansĂ€ssige Verein "Fist Club Europe e.V." hat den 5. Mai offiziell zum "Internationalen Tag des Fistens" erklĂ€rt, wie auf der Nachrichtenseite queer.de berichtet wurde. Die Initiative zielt darauf ab, mehr Sichtbarkeit, AufklĂ€rung und Akzeptanz fĂŒr diese sexuelle Praxis zu schaffen, die besonders in Teilen der queeren Community verbreitet ist.
AufklÀrung und Enttabuisierung im Fokus
"Fisting ist mehr als nur eine sexuelle Technik â es ist ein Ausdruck von IntimitĂ€t, Vertrauen und Freiheit. Der 5. Mai soll ein Tag sein, an dem wir diese Praxis mit Respekt, Stolz und AufklĂ€rung sichtbar machen", erklĂ€rte Balian Richter, Sprecher des Fist Club Europe. Die Praxis des Analfistings, bei der mehrere Finger bis hin zu einer oder mehreren HĂ€nden in den Anus eingefĂŒhrt werden, erfordere ein hohes MaĂ an Kommunikation, Einvernehmlichkeit und Vertrauen zwischen den Beteiligten.
Der Verein betont die Wichtigkeit fundierter AufklĂ€rung: "Wir sehen einen dringenden Bedarf, nicht nur die Sichtbarkeit zu erhöhen, sondern vor allem Mythen aktiv abzubauen und einen sachlichen, gesundheitsbewussten Diskurs ĂŒber Fisting zu ermöglichen, der auf Fakten basiert", so Richter weiter. Studien zeigen tatsĂ€chlich, dass es in der LGBTQ+-Community einen besonderen Bedarf an spezifischen Informationen zur sexuellen Gesundheit gibt, der oft nicht ausreichend gedeckt wird.
Symbolik und Geschichte hinter dem Datum
Die Wahl des 5. Mai als Internationalen Tag des Fistens erfolgte bewusst, da die Zahl 5 symbolisch fĂŒr die fĂŒnf Finger einer Hand steht. Der Fist Club Europe strebt an, diesen Tag weltweit als Symbol fĂŒr eine Form sexueller IntimitĂ€t zu etablieren, "die oft privat gelebt wird, aber in vielen queeren LebensrealitĂ€ten fest verankert ist".
Interessanterweise existiert bereits seit 2011 ein "International Fisting Day" am 21. Oktober, der in den USA ins Leben gerufen wurde. Dieser fokussiert sich jedoch hauptsÀchlich auf Fragen der Zensur und ReprÀsentation in der Pornografie. Der neue Aktionstag am 5. Mai hingegen legt den Schwerpunkt auf die gelebte Praxis innerhalb der weltweiten schwulen Community. "Unser Ziel ist nicht Konkurrenz, sondern ErgÀnzung", betont Richter.
Im Kontext der Berliner LGBTQ+-Geschichte
Die Initiative reiht sich ein in Berlins lange Tradition als Vorreiter fĂŒr LGBTQ+-Rechte und sexuelle Freiheit. Bereits in den 1920er Jahren war Berlin ein europĂ€isches Zentrum fĂŒr die homosexuelle Emanzipationsbewegung â mit dem Wissenschaftlich-HumanitĂ€ren Komitee, der weltweit ersten Organisation fĂŒr Homosexuellenrechte, die 1897 in Berlin gegrĂŒndet wurde. Nach den dunklen Jahren der NS-Verfolgung hat sich besonders seit den 1970er Jahren wieder eine lebendige und vielfĂ€ltige queere Kultur in der Hauptstadt entwickelt.
Der erst im MĂ€rz 2024 gegrĂŒndete Fist Club Europe plant, den neuen Aktionstag kĂŒnftig mit eigenen Informations- und AufklĂ€rungsangeboten zu begleiten. Teil der Vereinsarbeit soll auch die Errichtung einer "Fisting Schule" sein, die Wissen ĂŒber sichere Praktiken, Hygiene und Einvernehmlichkeit vermitteln will.
Sexuelle Gesundheit und AufklÀrung
Experten fĂŒr sexuelle Gesundheit unterstreichen die Wichtigkeit umfassender AufklĂ€rung ĂŒber alle Formen sexueller Praktiken. Die Bundeszentrale fĂŒr gesundheitliche AufklĂ€rung betont, dass sachliche Information ĂŒber verschiedene sexuelle Praktiken, ohne Tabuisierung, ein wichtiger Bestandteil prĂ€ventiver Gesundheitsarbeit ist. Bei Praktiken wie Fisting, die spezifische Risiken bergen können, ist fundiertes Wissen besonders wichtig, um Verletzungen oder Infektionen vorzubeugen.
In diesem Sinne kann die Initiative des Fist Club Europe als Beitrag zur Gesundheitsförderung in einem oft tabuisierten Bereich verstanden werden. "Wir schaffen einen Tag, der aus der Mitte der Community entsteht â sichtbar, offen, selbstbewusst und respektvoll", fasst Richter die Ziele zusammen.