Mehr Vielfalt im Sport: Queeres Netzwerk NRW und Landessportbund NRW starten wegweisendes Projekt fĂŒr LSBTIQ*-Inklusion

Das Queere Netzwerk NRW und der Landessportbund NRW haben eine bedeutende Kooperation gestartet: Das Projekt "LSBTIQ* im Sport", das die Akzeptanz und ReprĂ€sentation von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Sportbereich fördern soll. Wie queer.de berichtet, reagieren die Organisationen damit auf alarmierende Zahlen: Mehr als ein Viertel der queeren Menschen in Nordrhein-Westfalen berichtet ĂŒber Diskriminierungserfahrungen speziell im Sportkontext.

Diskriminierung im Sport – ein strukturelles Problem

Die Zahlen sind beunruhigend: Laut einer umfassenden Studie, die im April veröffentlicht wurde, klagen ĂŒber 25 Prozent der LSBTIQ*-Personen in NRW ĂŒber Diskriminierungserfahrungen im Sport. Bei trans*, inter* und nicht-binĂ€ren Menschen (TIN*) steigt dieser Wert sogar auf ĂŒber 50 Prozent. Europaweit zeigen Erhebungen, dass die HĂ€lfte aller LSBTIQ*-Personen im Sport abwertende Bemerkungen bezĂŒglich ihrer sexuellen Orientierung erlebt haben, 12 Prozent berichten sogar von persönlichen Beleidigungen bis hin zu körperlicher Gewalt.

Besonders erschreckend: Eine Studie hat ergeben, dass etwa 20 Prozent der LSBTIQ*-Personen komplett auf sportliche AktivitĂ€ten verzichten, weil sie Diskriminierung befĂŒrchten. "Diese Zahlen machen deutlich, wie dringend Handlungsbedarf besteht", erklĂ€rt Heidi Scheffel, die Queerbeauftragte des Landessportbunds NRW. "Unser Ziel ist klar: Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, offen und frei von Diskriminierung Sport zu treiben – unabhĂ€ngig von Geschlecht oder sexueller Orientierung."

Praktische Maßnahmen fĂŒr mehr Inklusion

Das Projekt setzt auf konkrete, praxisnahe AnsĂ€tze. Geplant sind Workshops und Fachtage fĂŒr Sportvereine und Trainer*innen, die Erstellung von Informationsmaterialien sowie der Aufbau von Kooperationen mit Sportstrukturen in ganz NRW. Laura Becker, Vorstandsmitglied im Queeren Netzwerk NRW, betont: "Wir mĂŒssen lernen, Vielfalt als StĂ€rke zu begreifen. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sportvereine sich diskriminierungsfrei und LSBTIQ*-inklusiv aufstellen können."

Zu den konkreten Maßnahmen gehören neben Sensibilisierungsangeboten auch strukturelle VerĂ€nderungen wie die Installation von Unisex-Toiletten, Unisex-Umkleiden oder speziellen DuschrĂ€umen fĂŒr TIN*-Menschen. Diese praktischen Schritte können Barrieren abbauen, die viele queere Menschen vom Sporttreiben abhalten.

Vorbild Niedersachsen und ĂŒberregionale Zusammenarbeit

Das Projekt orientiert sich am niedersĂ€chsischen Sportprojekt "Vielfalt in Bewegung!", das vom Queeren Netzwerk Niedersachsen gemeinsam mit dem Landessportbund Niedersachsen umgesetzt wird. Eine lĂ€nderĂŒbergreifende Kooperation wird angestrebt, um Synergien zu nutzen und erfolgreiche Konzepte auszutauschen.

Ein wichtiges Forum fĂŒr den bundesweiten Austausch ist die BundesNetzwerkTagung des queeren Sports (BuNT), die von verschiedenen Akteuren aus queeren Sportvereinen und LandessportbĂŒnden organisiert wird. Diese Tagung informiert ĂŒber wissenschaftliche Erkenntnisse und entwickelt praktische Maßnahmen zur Förderung von Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt im Sport.

Fortschrittliche Regelungen als Vorbild

In Deutschland gibt es bereits erste positive Entwicklungen: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat beispielsweise entschieden, dass transgender, intersexuelle und nicht-binĂ€re Spieler*innen selbst entscheiden können, ob sie in Frauen- oder MĂ€nnerteams spielen möchten. Diese Regelung ist ein wichtiger Schritt, da insbesondere trans* und inter* Personen im Sport besonders von Ausgrenzung betroffen sind.

Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) setzt sich ebenfalls fĂŒr Akzeptanz und Vielfalt im Sport ein und fordert eine Kultur des Respekts sowohl im Breiten- als auch im Spitzensport.

Handlungsempfehlungen fĂŒr Sportvereine

FĂŒr Sportvereine, die sich fĂŒr mehr Inklusion einsetzen möchten, gibt es konkrete Handlungsempfehlungen:

  • Satzungen sollten sich klar gegen Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung und geschlechtlicher IdentitĂ€t aussprechen
  • Etablierung von Ansprechpersonen fĂŒr LSBTIQ*-Themen im Verein
  • Schulung und Sensibilisierung von Trainer*innen und FunktionĂ€r*innen
  • Schaffung von inklusiven Umkleide- und SanitĂ€ranlagen
  • Teilnahme an oder UnterstĂŒtzung von Pride-Sportveranstaltungen
  • Öffentliche Positionierung gegen LSBTIQ*-Feindlichkeit

Das Projekt "LSBTIQ* im Sport" in NRW zeigt, dass der organisierte Sport zunehmend erkennt, wie wichtig Inklusion und Vielfalt sind. Laura Becker vom Queeren Netzwerk NRW fasst zusammen: "Sport sollte verbinden, nicht ausgrenzen. Mit unserem Projekt wollen wir dazu beitragen, dass alle Menschen – unabhĂ€ngig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen IdentitĂ€t – die positiven Aspekte des Sports erleben können."

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