Der britische Kosmetikhersteller Lush hat seine Partnerschaft mit dem Download Festival beendet, nachdem die Veranstaltung eine umstrittene Toilettenpolitik für Transgender-Besucher eingeführt hatte. Wie PinkNews berichtet, reagierte das Unternehmen damit auf die anhaltende Kontroverse um die Nutzung von Toiletten durch Trans-Personen bei dem bekannten britischen Rock- und Metal-Festival.
Transfeindliche Richtlinie sorgt für Empörung
Das Download Festival, das im Juni im englischen Donington Park stattfinden soll, hatte zuvor angekündigt, dass es die Leitlinien der britischen Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) befolgen werde. Diese besagen, dass "Transfrauen (biologische Männer) nicht die Damentoiletten und Transmänner (biologische Frauen) nicht die Herrentoiletten benutzen dürfen". Diese Richtlinie basiert auf einem umstrittenen Urteil des britischen Supreme Court, das die rechtliche Definition des geschützten Merkmals "Geschlecht" im Gleichstellungsgesetz von 2010 auf biologischen Grundlagen definiert.
In einer E-Mail, die von der Transgender-Rechtsgruppe Strive geteilt wurde, erklärte ein Lush-Vertreter: "Wir beenden unsere Zusammenarbeit mit dieser Veranstaltung und werden daher nicht mehr teilnehmen." Strive dankte dem Unternehmen daraufhin öffentlich dafür, dass es "Moral über Profit stellt".
Künstler kritisieren Festival
Neben Lush haben auch bereits mindestens zwei Künstler, die auf dem Festival auftreten sollten, ihre Kritik an der Toilettenpolitik geäußert. Der Transgender-Musiker Noahfinnce fragte öffentlich auf der Plattform X (ehemals Twitter): "Wie könnt ihr es wagen, Transgender-Menschen wie mich einzuladen, auf eurem Festival zu spielen, und ihnen dann die Benutzung der Toilette zu verbieten? Wenn wir nur dann auf die Toilette gehen können, wenn wir uns outen, dann habt ihr ein unsicheres Umfeld geschaffen."
Nach der wachsenden Kritik versuchte das Download Festival, die Situation zu entschärfen, und erklärte: "Download war immer und bleibt für alle da. Im Herzen von Download steht die Akzeptanz. Wir stehen an der Seite aller Mitglieder unserer Gemeinschaft und möchten, dass sich jeder sicher, unterstützt und willkommen fühlt. Wir möchten alle unsere Kunden beruhigen, dass die Mehrheit der Toiletten auf dem Gelände geschlechtsneutral sind."
Deutsche Transgender-Rechte im Vergleich
In Deutschland hat sich die rechtliche Situation für Transgender-Personen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Seit dem 1. November 2024 können Personen über 18 Jahre ihr Geschlecht durch Selbstbestimmung ändern, ohne sich medizinischen Eingriffen unterziehen zu müssen. Das Selbstbestimmungsgesetz hat das veraltete Transsexuellengesetz von 1980 abgelöst, das verfassungswidrige Hürden für die Änderung des Geschlechtseintrags enthielt.
Auch in Bezug auf Toilettenzugänge gibt es in Deutschland meist pragmatischere Lösungen. Viele öffentliche Veranstaltungen und Festivals bieten inzwischen geschlechtsneutrale Toiletten an, und die Antidiskriminierungsstelle des Bundes setzt sich für inklusive Lösungen ein, die allen Menschen den Zugang zu sanitären Einrichtungen ohne Diskriminierung ermöglichen.
Unternehmenswerte versus wirtschaftliche Interessen
Die Entscheidung von Lush, die Partnerschaft mit dem Download Festival zu beenden, spiegelt einen wachsenden Trend wider, bei dem Unternehmen ihre Geschäftsbeziehungen zunehmend an ethischen und sozialen Werten ausrichten. Lush hat sich bereits in der Vergangenheit für LGBTQ+-Rechte eingesetzt und ist bekannt für seine progressive Haltung in sozialen Fragen.
Auch in Deutschland nehmen immer mehr Unternehmen eine klare Position zu LGBTQ+-Themen ein. Große Festivals wie Rock am Ring oder Wacken Open Air haben in den letzten Jahren verstärkt auf inklusive Toilettenlösungen gesetzt und Richtlinien gegen Diskriminierung implementiert, um allen Besuchern ein sicheres Festival-Erlebnis zu garantieren.
Gesellschaftliche Debatte um Transrechte
Der Fall des Download Festivals verdeutlicht die anhaltenden gesellschaftlichen Debatten um Transgender-Rechte und die praktische Umsetzung von Inklusion. Während in Großbritannien seit dem umstrittenen EHRC-Urteil zunehmend restriktive Positionen eingenommen werden, setzt Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen Gegenpunkt für mehr Akzeptanz und Selbstbestimmung.
Die Entscheidung von Lush zeigt, dass Unternehmen zunehmend bereit sind, wirtschaftliche Interessen hintanzustellen, wenn es um grundlegende Werte wie Gleichberechtigung und Inklusion geht – eine Entwicklung, die auch von deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern zunehmend honoriert wird.