Der US-Bundesstaat Kalifornien hat seine Sportregeln fĂŒr Leichtathletikmeisterschaften angepasst, nachdem Ex-PrĂ€sident Donald Trump mit dem Entzug von Bundesmitteln gedroht hatte. Der Anlass: die Teilnahme einer Trans-Athletin an einem staatlichen Leichtathletik-Wettbewerb. Die ursprĂŒngliche Meldung stammt von PinkNews.
Trumps Drohung und Kaliforniens Reaktion
Am Dienstag (27. Mai) drohte Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social damit, Kalifornien Bundesmittel zu streichen, wenn eine Trans-SchĂŒlerin nicht von den Finals der Leichtathletikmeisterschaften disqualifiziert wĂŒrde. Trump bezeichnete die Teilnahme als "erniedrigend fĂŒr Frauen und MĂ€dchen" und kĂŒndigte an, das Thema mit dem demokratischen Gouverneur Gavin Newsom zu besprechen.
Nur wenige Stunden nach Trumps ĂuĂerungen verkĂŒndete der kalifornische Schulverband (CIF) einen neuen "Pilot-Aufnahmeprozess" fĂŒr die staatlichen Meisterschaften, die am 30. und 31. Mai stattfinden. Die neue Regelung ermöglicht es cisgender Athlet*innen, die knapp die Qualifikation verpasst haben, ebenfalls teilzunehmen, wenn ihre Nicht-Qualifikation auf die Teilnahme einer Transgender-Athletin zurĂŒckzufĂŒhren ist.
Ein Sprecher von Gouverneur Newsom betonte jedoch, dass diese RegelĂ€nderung bereits vor Trumps Drohung geplant gewesen sei. Newsom selbst bezeichnete den Pilotversuch als "vernĂŒnftigen, respektvollen Weg, um mit einem komplexen Thema umzugehen, ohne die Fairness des Wettbewerbs zu gefĂ€hrden".
Die Situation in Deutschland
WĂ€hrend in den USA Trans-Athlet*innen zunehmend zum politischen Spielball werden, verfolgt Deutschland einen anderen Ansatz. Nach Empfehlungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes dĂŒrfen im deutschen Breitensport inter- und transgeschlechtliche Menschen die jeweilige Startklasse selbst wĂ€hlen.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verweist bei der Teilnahmeberechtigung von trans- und intergeschlechtlichen Menschen auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und das Transsexuellengesetz (TSG). Im Gegensatz zu den strikten Verboten, die in einigen US-Bundesstaaten diskutiert werden, hat der Deutsche FuĂball-Bund (DFB) zur Saison 2022/2023 bundesweit das Spielrecht fĂŒr trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binĂ€re Menschen eingefĂŒhrt.
"Transgeschlechtliche Personen können selbst entscheiden, ob sie lieber bei den MĂ€nnern oder Frauen spielen wollen", erklĂ€rt der DFB in seinen Richtlinien. Zuvor war das in den Personaldokumenten eingetragene Geschlecht fĂŒr die Erteilung der Spielberechtigung entscheidend.
Internationale SportverbÀnde im Wandel
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat seine strikte Haltung in den letzten Jahren gelockert und gibt kein einheitliches Testosteron-Niveau mehr vor. Stattdessen ĂŒberlĂ€sst es den einzelnen SportverbĂ€nden, spezifische Regeln festzulegen. Der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) hat sich den Empfehlungen der Antidiskriminierungsstelle des Bundes angeschlossen und wendet bei bestimmten Wettbewerben das Modell der offenen Startkategorien an.
Im deutschen Sport wird zunehmend diskutiert, ob eine Geschlechtertrennung ĂŒberhaupt notwendig ist, insbesondere im Breitensport, wo das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund steht. Eine innovative Lösung sind Startklassen mit den Bezeichnungen "w*" und "m*", die mehr InklusivitĂ€t ermöglichen.
Auswirkungen auf die LGBTQ+-Community
FĂŒr viele Trans-Athlet*innen in Deutschland und weltweit stellen die politischen Auseinandersetzungen eine zusĂ€tzliche Belastung dar. WĂ€hrend in den USA Trans-Rechte im Sport zu einem zentralen Wahlkampfthema werden, versucht Deutschland, einen Weg zu finden, der sowohl InklusivitĂ€t als auch sportliche Fairness berĂŒcksichtigt.
Die Entwicklungen in Kalifornien zeigen, wie schnell politischer Druck zu RegelĂ€nderungen fĂŒhren kann. FĂŒr deutsche SportverbĂ€nde und -politik könnte dies ein Anlass sein, die eigenen Richtlinien zu ĂŒberprĂŒfen und zu stĂ€rken, um sie gegen politische Einflussnahme zu schĂŒtzen.
Trotz unterschiedlicher AnsÀtze stehen sowohl die USA als auch Deutschland vor der Herausforderung, einen Balance zwischen InklusivitÀt und Wettbewerbsfairness zu finden. WÀhrend Kalifornien nun einen Kompromiss versucht, indem es zusÀtzliche StartplÀtze schafft, setzt Deutschland verstÀrkt auf Selbstbestimmung und offene Kategorien.