JK Rowling gründet "Frauen-Fonds" zur Unterstützung "gender-kritischer" Rechtsfälle - Was bedeutet das für Deutschland?

Die "Harry Potter"-Autorin JK Rowling hat einen neuen Fonds gegründet, um "gender-kritische" Rechtsfälle finanziell zu unterstützen, wie PinkNews berichtet. Der "JK Rowling Women's Fund" (JKRWF) soll Personen und Organisationen helfen, die für den "Erhalt geschlechtsbasierter Rechte von Frauen" kämpfen – eine Entwicklung, die auch in Deutschland Wellen schlägt.

Was ist der JK Rowling Women's Fund?

Der am vergangenen Wochenende (24. Mai) angekündigte Fonds wird direkt aus Rowlings eigenem Vermögen finanziert, das auf mindestens 820 Millionen Pfund (1,1 Milliarden Dollar) geschätzt wird. Laut der offiziellen Website soll die Organisation Einzelpersonen oder Gruppen unterstützen, die "vor Tribunalen stehen, weil sie ihre Überzeugungen geäußert haben", die "gezwungen werden, unreasonable Inklusionsrichtlinien bezüglich gleichgeschlechtlicher Räume einzuhalten", oder die rechtliche Schritte gegen Gesetze einleiten, die angeblich "die Freiheiten oder den Schutz von Frauen einschränken".

Der Fonds ist keine Wohltätigkeitsorganisation und nimmt keine Spenden an. Bewerber müssen in Großbritannien oder Irland ansässig sein und erklären können, wie ihr Leben durch ihre Überzeugung, dass "biologisches Geschlecht unveränderbar ist", beeinträchtigt wurde.

Kontext in Deutschland: Das Selbstbestimmungsgesetz

Während Rowling in Großbritannien "gender-kritische" Positionen fördert, hat Deutschland mit dem kürzlich in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz einen anderen Weg eingeschlagen. Dieses fortschrittliche Gesetz, das im Mai 2024 das veraltete Transsexuellengesetz (TSG) ablöste, ermöglicht es trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Namen im Personenstandsregister durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern – ohne die früher erforderlichen psychologischen Gutachten und Gerichtsverfahren.

"Die Gründung eines Fonds, der explizit gegen Transgender-Rechte arbeitet, steht im krassen Gegensatz zu den Fortschritten, die wir in Deutschland erreicht haben", erklärt Julia Monro vom Bundesverband Trans* gegenüber lokalen Medien. "Das Selbstbestimmungsgesetz ist ein Meilenstein für die Würde und Selbstbestimmung aller Menschen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität."

Die deutsche Debatte um "gender-kritische" Positionen

Obwohl es bisher keine direkten Rechtsstreitigkeiten in Deutschland gibt, die mit Rowlings Fonds in Verbindung stehen, hat die Unterstützung "gender-kritischer" Positionen auch hierzulande eine intensive Debatte ausgelöst. Kritiker befürchten, dass solche Positionen diskriminierend sind und die Rechte von trans Personen untergraben, wie der Tagesspiegel in einem Artikel über die Kritik an Rowling berichtet.

"Die Errichtung dieses Fonds kommt zu einer Zeit, in der die Rechte von trans Personen in verschiedenen Ländern unter Druck geraten", erklärt Dr. Petra Sommer, Rechtswissenschaftlerin an der Humboldt-Universität zu Berlin. "In Deutschland versuchen wir, einen inklusiven Ansatz zu verfolgen, der die Rechte aller Menschen respektiert, ohne sie gegeneinander auszuspielen."

Auswirkungen auf Deutschland

Obwohl der Rowling-Fonds zunächst nur Fälle in Großbritannien und Irland unterstützt, befürchten LGBTQ+-Aktivisten, dass ähnliche Initiativen auch in anderen Ländern, einschließlich Deutschland, Fuß fassen könnten. Der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) zufolge könnte dies den hart erkämpften Fortschritt gefährden.

"Wir beobachten sehr genau, wie sich solche Entwicklungen international ausbreiten und welche Auswirkungen sie auf den deutschen Diskurs haben könnten", sagt Kalle Hümpfner vom Bundesverband Trans*. "Es ist wichtig, dass wir wachsam bleiben und unsere rechtlichen Errungenschaften verteidigen."

Die breitere Kontroverse um JK Rowling

Rowling, die für ihre "gender-kritischen" Ansichten über trans Menschen bekannt ist, hat bereits 2022 das Krisenzentrum für sexuelle Gewalt und Vergewaltigung "Beira's Place" in Edinburgh mitbegründet, das trans Frauen den Zugang zu seinen Einrichtungen verwehrt. Ihre Unterstützung für "For Women Scotland" (FWS) führte zu einem Urteil des Obersten Gerichtshofs, das die Definitionen des Gleichstellungsgesetzes von 2010 auf "biologische Frauen" und "biologisches Geschlecht" bezieht.

Die Gründung des JK Rowling Women's Fund erfolgt zu einer prekären Zeit für die Rechte von trans Personen im Vereinigten Königreich: Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofs im April hat die Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) begonnen, transfeindliche Richtlinien zu erlassen, die unter anderem vorschlagen, dass trans Personen von allen öffentlichen geschlechtsspezifischen Einrichtungen ausgeschlossen werden sollten.

Während Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz einen inklusiveren Weg eingeschlagen hat, zeigt der Fall Rowling, wie unterschiedlich die Debatten um Geschlechtsidentität und Rechte in Europa geführt werden. Für die LGBTQ+-Community in Deutschland bleibt es wichtig, die internationalen Entwicklungen zu beobachten und gleichzeitig die hiesigen Fortschritte zu verteidigen.

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