Keir Starmer hat öffentliche Einrichtungen dazu aufgerufen, Trans-Personen "so schnell wie möglich" aus geschlechtsspezifischen Räumen auszuschließen. Diese Forderung folgt auf ein umstrittenes Urteil des britischen Supreme Court vom April 2024, das Trans-Personen aus dem Schutzbereich des Equality Act weitgehend ausschließt. Der ursprüngliche Bericht stammt von PinkNews.
Rückschritt für Trans-Rechte in Großbritannien
Der britische Premierminister erklärte beim NATO-Gipfel in Den Haag, dass alle öffentlichen Einrichtungen das Supreme Court-Urteil umsetzen müssten. Das Gericht hatte entschieden, dass der Begriff "Geschlecht" im Equality Act 2010 ausschließlich das biologische Geschlecht bei der Geburt meint - eine Entscheidung, die weitreichende Folgen für die Trans-Community hat.
"Wir haben das Urteil akzeptiert und begrüßt, und alles andere folgt daraus", so Starmer. Die Equality and Human Rights Commission (EHRC) hatte daraufhin eine Zwischenleitlinie herausgegeben, die Trans-Frauen und Trans-Männer von geschlechtsspezifischen Einrichtungen ausschließt.
Deutscher Kontext: Ein anderer Weg
Während Großbritannien Trans-Rechte massiv einschränkt, hat Deutschland im November 2024 einen progressiven Weg eingeschlagen. Das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) ermöglicht es Trans-, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen durch eine einfache Erklärung beim Standesamt zu ändern.
Im Gegensatz zu den britischen Entwicklungen setzt Deutschland auf Selbstbestimmung statt auf Ausgrenzung. Human Rights Watch bezeichnete das deutsche Gesetz als "wegweisend" für die Rechte von Trans-Personen.
Kritik und Sorgen der Community
Die britischen Entwicklungen lösen internationale Besorgnis aus. Carla Denyer, Co-Vorsitzende der Grünen, warnte, dass die EHRC-Leitlinien als "Charta für Bigotterie" fungieren könnten und zu "Bürgerwehr-Belästigung, Einschüchterung und Gewalt gegen Trans-Personen" führen könnten.
Maya Forstater von der gender-kritischen Organisation Sex Matters begrüßte hingegen Starmers Aussagen als "wichtige Intervention". Sie argumentierte, dass "Frauen, deren Rechte gestohlen werden", nicht vor Gericht ziehen sollten müssen.
Starmers politische Kehrtwende
Besonders brisant ist Starmers Positionswechsel in der Trans-Frage. Der Labour-Politiker hatte 2020 noch erklärt, dass "Trans-Frauen Frauen sind". Nach dem Supreme Court-Urteil distanzierte er sich von dieser Aussage und betonte: "Eine Frau ist eine erwachsene Frau."
Diese Kehrtwende spiegelt einen breiteren gesellschaftlichen Wandel in Großbritannien wider. Umfragen zeigen eine wachsende Skepsis gegenüber Trans-Rechten in der britischen Öffentlichkeit, insbesondere beim Zugang zu geschlechtsspezifischen Räumen.
Auswirkungen auf die Trans-Community
Die praktischen Folgen sind bereits spürbar: Krankenhäuser, Universitäten, Sportverbände und weitere öffentliche Einrichtungen haben begonnen, Trans-Personen von geschlechtsspezifischen Räumen und Dienstleistungen auszuschließen. Human Rights Watch warnte, dass das Gerichtsurteil Trans-Personen bedrohe.
Während Deutschland mit seinem Selbstbestimmungsgesetz internationale Anerkennung erhält, entwickelt sich Großbritannien zum Negativbeispiel für Trans-Rechte in Europa. Die unterschiedlichen Ansätze zeigen, wie stark die politische Führung die Lebensrealität von LGBTQ+-Personen beeinflussen kann.
Für die deutsche LGBTQ+-Community bleibt zu hoffen, dass das progressive Selbstbestimmungsgesetz Bestand hat und nicht den rückschrittlichen britischen Entwicklungen folgt.