Gefahr hinter Dating-Apps: 56-Jähriger bei schwulem Fake-Date beraubt und entführt

In Wiesbaden wurde ein 56-jähriger Mann Opfer eines gefährlichen Fake-Dates, das über eine schwule Dating-Plattform arrangiert wurde. Wie das Polizeipräsidium Westhessen berichtete, traf sich der Mann am vergangenen Freitag mit einer Internetbekanntschaft, die ihn anschließend beraubte und entführte. Dieser Vorfall reiht sich in eine beunruhigende Serie ähnlicher Übergriffe ein und wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Sicherheitsrisiken beim Online-Dating für LGBTQ+-Personen.

Der Tathergang

Der Geschädigte hatte sich laut Polizei über eine Dating-Plattform mit einem Mann verabredet. Gemeinsam fuhren sie im schwarzen SUV des 56-Jährigen zu einem abgelegenen Feld bei Kloppenheim. Dort zeigte der vermeintliche Date-Partner sein wahres Gesicht: Mit einem Messer bedrohte er sein Opfer und forderte die Herausgabe von Wertsachen.

Nach der Übergabe von Handy und Tablet setzten sie ihre Fahrt zu einer Bankfiliale fort und nahmen unterwegs noch einen Komplizen auf. Während der Fahrt wurde der 56-Jährige weiter bedroht und körperlich attackiert. Als sie die Bankfiliale erreichten, wo der Mann zu einer Geldabhebung gezwungen werden sollte, verursachte einer der Täter mit dem Fahrzeug des Opfers einen Verkehrsunfall. Daraufhin flüchteten beide Täter zu Fuß.

Das Opfer erlitt leichte Verletzungen. Die Polizei beschreibt die Täter als etwa 20 Jahre alt mit kurzen, schwarzen, krausen Haaren und dunklen Trainingsanzügen. Die Kriminalpolizei Wiesbaden hat die Ermittlungen aufgenommen und bittet um Hinweise unter der Telefonnummer (0611) 345-0.

Kein Einzelfall in Deutschland

Solche gezielten Angriffe auf LGBTQ+-Personen sind leider keine Seltenheit. Erst Mitte Januar hatte die Polizei im hessischen Main-Taunus-Kreis mehrere Jugendliche festgenommen, die systematisch queere Personen über Dating-Portale in Hinterhalte gelockt und ausgeraubt haben sollen. Die Statistiken zur queerfeindlichen Hasskriminalität in Deutschland zeigen einen besorgniserregenden Anstieg in den letzten Jahren.

Nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD) werden immer wieder LGBTQ+-Personen Opfer von Gewalt, nachdem sie über Dating-Apps in Fallen gelockt wurden. Diese Form des "Queer Bashing" wird gezielt genutzt, um vulnerable Personen anzugreifen.

Sicherheitstipps für Online-Dating

Als Reaktion auf ähnliche Vorfälle hat die Ansprechstelle LSBT*IQ des Polizeipräsidiums Westhessen gemeinsam mit VelsPol Hessen e.V., dem queeren Netzwerk für Polizei, Justiz und Zoll, im Februar eine Reihe von Verhaltenstipps für sicheres Dating veröffentlicht. Diese Maßnahmen sollen helfen, queerfeindlichen Straftaten vorzubeugen.

Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören:

  • Erste Treffen immer an öffentlichen Orten mit vielen Menschen vereinbaren
  • Einer vertrauten Person mitteilen, wo und mit wem man sich trifft
  • Vorsicht bei zu schnellen Einladungen nach Hause oder an abgelegene Orte
  • Im Zweifel die eigene Intuition ernst nehmen und das Treffen abbrechen
  • Bei verdächtigen Anzeichen nicht zögern, die Polizei zu rufen (110)
  • Profile mit ungewöhnlich perfekten Fotos oder ohne Gesichtsbilder mit Skepsis betrachten

Ansprechstellen für Betroffene

In Deutschland gibt es verschiedene Anlaufstellen für LGBTQ+-Personen, die Gewalt oder Diskriminierung erfahren haben. Die Landeskoordination "Vielfalt statt Gewalt" bietet beispielsweise kostenlose psychosoziale Beratung auf Deutsch oder Englisch an – unabhängig davon, ob die Gewalt in der Vergangenheit liegt, angedroht wird oder noch stattfindet.

Auch die Ansprechstelle LSBT*IQ des Polizeipräsidiums Westhessen steht Betroffenen zur Verfügung. Das LSBTIQ+ Fachreferat der Stadt Düsseldorf bietet ebenfalls Unterstützung und Beratung bei Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen.

Technische Sicherheitsrisiken bei Dating-Apps

Neben der Gefahr durch betrügerische Nutzer gibt es auch technische Sicherheitsrisiken. Erst kürzlich wurde bekannt, dass mehrere Dating-Apps, die sich an die LGBTQ+-Community richten, von einem massiven Datenleck betroffen waren. Dabei wurden 1,5 Millionen private Nutzerfotos, darunter auch intime Bilder, öffentlich zugänglich gemacht. Solche Sicherheitslücken können zu Rufschädigung, Diskriminierung und persönlicher Gefährdung führen.

Einige Dating-Apps wie Tinder haben mittlerweile reagiert und warnen LGBTQ+-Nutzer, wenn diese sich in Ländern aufhalten, in denen ihre sexuelle Orientierung kriminalisiert wird.

Fazit: Wachsamkeit bleibt wichtig

Der aktuelle Fall aus Wiesbaden zeigt einmal mehr, dass besondere Vorsicht beim Online-Dating geboten ist – besonders für Mitglieder der LGBTQ+-Community, die häufiger Ziel gezielter Angriffe werden. Dating-Apps bieten großartige Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen, aber Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.

Betroffene von Übergriffen oder Betrug sollten sich nicht scheuen, diese Vorfälle der Polizei zu melden. Nur durch konsequente Anzeigen können die Täter gefasst und ähnliche Vorfälle in Zukunft verhindert werden. Gleichzeitig bleibt es wichtig, dass Dating-Plattformen ihre Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich verbessern und Nutzer über potenzielle Risiken informieren.

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