Die Mainmetropole Frankfurt am Main steht vor einer historischen Chance: Die Stadt bewirbt sich offiziell um die Ausrichtung der EuroGames 2028, Europas größte queere Multisportveranstaltung. Mit einer gemeinsamen Absichtserklärung haben Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und der traditionsreiche Frankfurter Volleyball-Verein (FVV) ihre Ambitionen bei der European Gay and Lesbian Sports Federation (EGLSF) hinterlegt.
Eine Bewerbung mit Symbolkraft
Die Bewerbung Frankfurts ist mehr als nur ein sportliches Ereignis – sie ist ein politisches Statement. "In dieser für demokratische Werte herausfordernden Zeit stehen wir entschieden an der Seite der LSBTIQ*-Community", betont Oberbürgermeister Josef. Diese Worte gewinnen besondere Bedeutung, wenn man bedenkt, dass Diskriminierung im Sport nach wie vor ein weit verbreitetes Problem darstellt.
Frankfurt kann dabei auf eine beeindruckende Tradition zurückblicken: Bereits 1995 war die Stadt Gastgeber der dritten EuroGames überhaupt. Damals wie heute zeigt sich Frankfurt als Vorreiter für Diversität und Inklusion im Sport. Der Frauen- und Lesbensportverein Artemis Sport Frankfurt, einer der traditionsreichsten queeren Sportvereine Deutschlands, ist maßgeblich an der aktuellen Bewerbung beteiligt.
Queerer Sport als gesellschaftlicher Motor
Die geplanten EuroGames 2028 sollen ein Fest der Vielfalt werden: Über 4.000 Teilnehmende aus ganz Europa werden in rund 20 Sportarten an vier Tagen um Siege kämpfen. Besonders bemerkenswert ist das Konzept, viele Veranstaltungen im öffentlichen Raum stattfinden zu lassen. Eröffnungs- und Abschlusszeremonien, offene Sportangebote und Workshops sollen alle Frankfurter Bürger*innen einbinden und queeren Sport sichtbarer machen.
Diese Herangehensweise spiegelt einen wichtigen Wandel wider: Queere Sportveranstaltungen entwickeln sich von geschützten Räumen zu selbstbewussten, öffentlichen Demonstrationen der Normalität. Deutschland hat in diesem Bereich bereits wichtige Schritte unternommen – beispielsweise durch progressive Regelungen des DFB für Trans-Spieler*innen.
Ein Netzwerk der Solidarität
Frankfurts Bewerbung steht nicht allein. Across Deutschland haben sich zahlreiche queere Sportvereine etabliert, die das Fundament für solche Großveranstaltungen bilden. Neben dem SC AufRuhr im Ruhrgebiet und Startschuss Queer Sport Hamburg zeigen diese Vereine, dass queerer Sport längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Der Düssel-Cup in Düsseldorf oder andere regionale Veranstaltungen beweisen, dass Deutschland ein fruchtbarer Boden für queere Sportkultur ist. Diese gewachsenen Strukturen machen Frankfurt zu einem idealen Kandidaten für die EuroGames 2028.
Internationale Vorbilder und deutsche Ambitionen
Die jüngsten Austragungsorte der EuroGames – Wien, Bern und Kopenhagen – haben gezeigt, wie erfolgreich queere Sportveranstaltungen sein können. Während die diesjährigen Spiele in Lyon vom 23. bis 26. Juli stattfinden, blickt die Community bereits gespannt auf die Entscheidung im Oktober.
Frankfurts Chancen stehen gut: Die Stadt verfügt über exzellente Sportinfrastruktur, internationale Erfahrung mit Großveranstaltungen und eine lebendige LGBTQ+-Szene. Das Vorhaben, eine queere Sport-Großveranstaltung zu bewerben, ist sogar im Koalitionsvertrag der Stadt verankert – ein deutliches Zeichen für die politische Unterstützung auf höchster Ebene.
Mehr als nur Sport
Die EuroGames 2028 in Frankfurt würden weit über den Sport hinauswirken. Sie wären ein Zeichen gegen Diskriminierung, für Vielfalt und für eine offene Gesellschaft. In Zeiten, in denen LGBTQ+-Rechte zunehmend unter Druck geraten, würde Frankfurt ein starkes Signal der Solidarität senden.
Bis zum 30. September wird das Frankfurter "Bid Book" eingereicht und anschließend der EGLSF präsentiert. Die Entscheidung im Oktober wird zeigen, ob Frankfurt erneut Geschichte schreiben und den queeren Sport in Deutschland auf eine neue Stufe heben kann. Für die deutsche LGBTQ+-Community wäre dies ein Meilenstein – und ein Beweis dafür, dass Frankfurt seiner Reputation als weltoffene, vielfältige Stadt einmal mehr gerecht wird.