FC Bundestag schließt die Tür: Satzungsänderung gegen Homophobie und Diskriminierung

Der Parlamentarische Fußballclub FC Bundestag hat eine klare Botschaft gesendet: Homophobie und Diskriminierung haben in ihrem Verein keinen Platz. Nach einem Gerichtsurteil, das ihren ursprünglichen Beschluss zum Ausschluss von AfD-Abgeordneten kippte, reagierte der Verein nun mit einer strategischen Satzungsänderung, die künftig den Ausschluss von Mitgliedern ermöglicht, die nicht zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen. Die ursprüngliche Meldung bei Queer.de verdeutlicht einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die Normalisierung von Diskriminierung im politischen Raum.

Hintergrund der Kontroverse

Die Auseinandersetzung begann 2024, als der FC Bundestag beschloss, AfD-Abgeordnete aus dem Verein auszuschließen. Vier Bundestags­abgeordnete der AfD klagten dagegen – und bekamen vor dem Landgericht Berlin recht. Das Gericht stellte fest, dass ein solcher Ausschluss gegen die damalige Vereinssatzung verstieß, die jedem aktiven oder ehemaligen Mitglied des Deutschen Bundestags eine Mitgliedschaft ermöglichte.

Diese Entscheidung zwang den Verein zu einem strategischen Umdenken. Anstatt die diskriminierende Politik zu tolerieren, wählte der FC Bundestag den Weg einer grundlegenden Satzungsänderung, um seine Werte klar zu definieren und zu schützen.

Die neue Satzung: Klare Kante gegen Diskriminierung

Die Mitgliederversammlung des FC Bundestag verabschiedete eine wegweisende Satzungsänderung, die mehrere wichtige Elemente enthält:

  • Ein verpflichtendes Bekenntnis aller Mitglieder zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung
  • Eine klare Positionierung für "religiöse, weltanschauliche und ethnische Toleranz und Neutralität"
  • Ein ausdrücklicher Widerstand gegen "rassistische, verfassungs- und fremdenfeindliche Bestrebungen"
  • Eine deutliche Ablehnung "diskriminierender oder menschen­verachtender Verhaltensweisen" wie Homosexuellenfeindlichkeit und Antisemitismus

Diese Formulierungen sind nicht zufällig gewählt. Sie treffen direkt ins Herz der bekannten LGBTQ+-feindlichen Positionen der AfD, die sich wiederholt gegen die Rechte queerer Menschen ausgesprochen hat.

AfD und LGBTQ+-Feindlichkeit: Ein Muster der Diskriminierung

Die Haltung der AfD gegenüber LGBTQ+-Rechten ist eindeutig dokumentiert. Die Partei will die Ehe für alle wieder verbieten und hat sich trotz ihrer offen lesbischen Spitzenkandidatin Alice Weidel als lauteste Stimme gegen LGBTQ+-Rechte im Bundestag positioniert. Die Partei lehnte 2017 die Legalisierung der Ehe für alle ab und forderte 2019 deren Rücknahme.

Besonders problematisch ist die Haltung der AfD zu Transgender-Rechten. 2022 versuchte die Partei, ein Gesetz zur vereinfachten Änderung des Geschlechtseintrags zu blockieren. Alice Weidel bezeichnete 2023 die "Trans Popkultur" als Gefahr für Kinder und die Partei fordert die Abschaffung des Amtes des Queer-Beauftragten.

Eine Stimme aus dem Verein: Kassem Taher Saleh

Der Grünen-Politiker Kassem Taher Saleh, der im Bundestags-Team im offensiven Mittelfeld spielt, brachte die Motivation der Satzungsänderung auf den Punkt: "Ich bin als Bundestagsabgeordneter meinem Gewissen verpflichtet – und ich kann eine schleichende Normalisierung der AfD nicht mittragen."

Seine Worte verdeutlichen ein zentrales Dilemma unserer Zeit: Wie kann eine demokratische Gesellschaft mit Intoleranz umgehen, ohne selbst intolerant zu werden? Salehs Antwort ist klar: "Toleranz funktioniert nicht gegenüber Intoleranten. Sie endet dort, wo Menschenfeindlichkeit zur politischen Haltung wird."

Symbolische Bedeutung über den Sport hinaus

Der FC Bundestag mag nur ein Fußballverein sein, aber seine Entscheidung hat symbolische Kraft weit über den Sport hinaus. In einer Zeit, in der LGBTQ+-Rechte europaweit unter Druck stehen und die AfD in Umfragen erstarkt, sendet die Satzungsänderung ein wichtiges Signal: Diskriminierung wird nicht normalisiert, auch nicht unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit.

Der Verein betont dabei seine Rolle als Spiegelbild der gesellschaftlichen Vielfalt: "Er soll die Vielfalt unserer Gesellschaft und des Parlaments widerspiegeln." Diese Vielfalt schließt jedoch nicht die Toleranz gegenüber Intoleranz ein.

Ein Präzedenzfall für andere Institutionen

Die Entscheidung des FC Bundestag könnte Vorbildcharakter für andere Vereine und Institutionen haben. Sie zeigt einen Weg auf, wie mit diskriminierenden Haltungen umgegangen werden kann, ohne dabei die eigenen demokratischen Grundsätze zu verletzen. Durch die klare Definition von Werten in der Satzung schaffen Organisationen die rechtliche Grundlage, um sich gegen Diskriminierung zu wehren.

Für die LGBTQ+-Community ist diese Entwicklung ein ermutigendes Zeichen. In einer Zeit, in der queere Rechte wieder vermehrt angegriffen werden, zeigt der FC Bundestag, dass es möglich ist, klare Grenzen zu ziehen und Werte zu verteidigen.

Die Botschaft ist eindeutig: Wer Homophobie, Antisemitismus oder andere Formen der Diskriminierung als politische Haltung vertritt, hat in diesem Verein keinen Platz. Eine Lektion, die weit über die Grenzen eines Fußballplatzes hinausreicht.

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