EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen hat sich mit klaren Worten gegen das Verbot der Pride-Parade in Budapest gewandt und die ungarischen Behörden aufgefordert, das Recht auf Versammlungsfreiheit zu respektieren. Wie queer.de berichtet, erklĂ€rte von der Leyen: "Unsere Union steht fĂŒr Gleichheit und Nichtdiskriminierung. Dies sind unsere Grundwerte, die in unseren VertrĂ€gen verankert sind."
Ein JubilÀum unter Druck
Der Budapest Pride, der in diesem Jahr sein 30-jĂ€hriges Bestehen feiert, steht vor einer beispiellosen Herausforderung. Die ungarische Polizei hat die Demonstration mit Verweis auf eine VerfassungsĂ€nderung verboten, die unter dem Vorwand des Kinderschutzes das Verbot von Versammlungen vorschreibt, bei denen nicht-heterosexuelle Lebensweisen sichtbar gemacht werden. Trotz dieser EinschrĂ€nkungen plant Budapests OberbĂŒrgermeister Gergely KarĂĄcsony, die Veranstaltung als stĂ€dtische Demonstration durchzufĂŒhren.
FĂŒr queere Menschen in Deutschland mag diese Situation befremdlich wirken - immerhin finden hierzulande jĂ€hrlich ĂŒber 100 Pride-Veranstaltungen statt, von den groĂen CSDs in Berlin, Köln und MĂŒnchen bis hin zu kleineren regionalen Feiern. Doch die Entwicklungen in Ungarn erinnern daran, wie fragil errungene Rechte sein können.
Rechtliche Drohkulisse und internationale SolidaritÀt
Die ungarische Regierung verschĂ€rft den Druck weiter: Justizminister Bence Tuzson warnte EU-Vertreter*innen explizit vor einer Teilnahme an der "gesetzlich verbotenen Versammlung". Teilnehmer*innen mĂŒssen mit Geldstrafen bis zu 500 Euro rechnen, Organisator*innen droht sogar eine einjĂ€hrige Haftstrafe.
Dennoch zeigt sich beeindruckende internationale SolidaritĂ€t: 33 LĂ€nder unterzeichneten eine öffentliche ErklĂ€rung zur UnterstĂŒtzung der Veranstaltung. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich fĂŒnf EU-Mitgliedstaaten - Italien, Kroatien, die Slowakei, RumĂ€nien und Bulgarien - dieser SolidaritĂ€tserklĂ€rung nicht anschlossen.
Parallelen zu Deutschland: Wenn Grundrechte unter Druck geraten
Auch in Deutschland kennt die LGBTQ+-Community die Erfahrung, dass gesellschaftliche Fortschritte nicht selbstverstÀndlich sind. In den 1990er Jahren mussten Pride-Veranstaltungen oft noch gegen WiderstÀnde erkÀmpft werden. Heute, wo queere Sichtbarkeit weitgehend akzeptiert ist, zeigen die Ereignisse in Ungarn, wie schnell sich das gesellschaftliche Klima Àndern kann.
Besonders bedeutsam ist dabei die Rolle der StĂ€dte: Wie in Budapest setzt sich auch in deutschen Kommunen oft die lokale Politik fĂŒr LGBTQ+-Rechte ein, selbst wenn auf Landes- oder Bundesebene konservativere KrĂ€fte dominieren. Die deutsche Bundesregierung hat sich klar zu den Rechten sexueller und geschlechtlicher Minderheiten bekannt.
Ein Wendepunkt fĂŒr die EuropĂ€ische Union
Die Situation in Budapest ist mehr als ein lokaler Konflikt - sie stellt einen Lackmustest fĂŒr die EuropĂ€ische Union dar. Artikel 2 des EU-Vertrags besagt unmissverstĂ€ndlich, dass die Union auf den Werten der MenschenwĂŒrde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Wahrung der Menschenrechte gegrĂŒndet ist.
Viktor OrbĂĄns Regierung testet systematisch die Grenzen dessen, was innerhalb der EU möglich ist. Die sogenannten "Kinderschutzgesetze" erinnern dabei fatal an Ă€hnliche Regelungen in Russland, die international als Vorwand fĂŒr die Verfolgung von LGBTQ+-Personen kritisiert werden.
Mut und Widerstand: Eine Community kĂ€mpft fĂŒr ihre Rechte
Trotz aller Repressionen plant die ungarische LGBTQ+-Community, am 28. Juni auf die StraĂe zu gehen. Diese Entschlossenheit verdient Anerkennung und SolidaritĂ€t. FĂŒr viele queere Menschen in Budapest geht es nicht nur um eine Parade, sondern um das fundamentale Recht, sichtbar und stolz zu sein.
Die deutsche LGBTQ+-Community kann diese SolidaritĂ€t konkret zeigen: Durch UnterstĂŒtzung von Organisationen wie ILGA-Europe, die sich fĂŒr queere Rechte in ganz Europa einsetzen, oder durch politischen Druck auf die eigenen Abgeordneten im EuropĂ€ischen Parlament.
Der Budapest Pride 2024 wird zu einem Symbol fĂŒr den Kampf um Europas Seele. Es geht um die Frage, ob die EU bereit ist, ihre Grundwerte gegen populistische Angriffe zu verteidigen - oder ob sie zusehen wird, wie diese StĂŒck fĂŒr StĂŒck ausgehöhlt werden.