Die erfolgreiche tschechische Eisschnellläuferin Martina Sáblíková hat am Montag auf Instagram ihre langjährige Beziehung mit ihrer Teamkollegin Nikola Zdráhalová öffentlich gemacht. Die ursprüngliche Nachricht finden Sie bei queer.de. Die 37-jährige dreifache Olympiasiegerin entschloss sich zu diesem Schritt, nachdem sie das Gefühl hatte, dass andere in ihrem Namen sprechen wollten.
Unfreiwilliges Coming-out
Zu einem Foto, auf dem Sáblíková von ihrer Partnerin von hinten umarmt wird, schrieb die Sportlerin: "Ihr wisst, dass ich mein Privatleben immer geschützt habe und das werde ich auch weiterhin tun, weil es für mich sehr wichtig ist. Aber in letzter Zeit hatte ich das Gefühl, dass einige Leute versucht haben, in meinem Namen zu sprechen, und das wurde mir ein bisschen zu viel." Ohne zu konkretisieren, wer hinter ihrem Rücken über sie spricht, machte sie ihre Beziehung öffentlich: "Hier ist er also, direkt von mir: Niky Zdráhalová und ich sind ein Paar. Sie ist mein Fels in der Brandung, wir sind glücklich, und wir teilen seit mehr als zwölf Jahren unser schönes Leben miteinander."
Eine der erfolgreichsten Sportlerinnen Tschechiens
Martina Sáblíková zählt zu den herausragendsten Athletinnen in der Geschichte des tschechischen Sports. Zwischen 2010 und 2022 gewann sie in verschiedenen Streckenlängen insgesamt drei olympische Goldmedaillen sowie je zwei Silber- und Bronzemedaillen. Bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver war sie die erste tschechische Sportlerin, die zwei Goldmedaillen bei denselben Winterspielen errang. Ihre Erfolgsgeschichte umfasst zudem beeindruckende 21 Weltmeistertitel. Zuletzt holte sie bei den Eisschnelllauf-Einzelstreckenweltmeisterschaften im März 2025 im norwegischen Hamar eine Silbermedaille über 3000 Meter.
Auch ihre Partnerin Nikola Zdráhalová ist eine erfolgreiche Eisschnellläuferin, die Tschechien bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang 2018 und Peking 2022 vertrat. Beide Sportlerinnen werden vom ehemaligen tschechoslowakischen Eisschnellläufer Petr Novák trainiert. Interessanterweise hatten die beiden bereits in den vergangenen Jahren gemeinsame Bilder in sozialen Medien geteilt, beispielsweise von Radtouren, diese aber mit Hashtags wie #friends versehen.
LGBTQ+ im deutschen Spitzensport
Das Coming-out von Sáblíková reiht sich in eine wachsende Zahl von Bekenntnissen prominenter Sportler*innen ein. Auch in Deutschland wird das Thema LGBTQ+ im Spitzensport zunehmend sichtbarer. Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 waren über 150 lesbische, bisexuelle und queere Sportlerinnen am Start, darunter zehn aus Deutschland, wie die Sportschau berichtete.
Dennoch ist Deutschland von einer vollständigen Akzeptanz noch entfernt. Eine Studie der Sporthochschule Köln ergab, dass 20 Prozent der LGBTQ+ Befragten in Deutschland ihre Sportarten nicht ausüben – aus Angst vor Diskriminierung, Ausschluss oder negativen Kommentaren. Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger, der sich 2014 nach seinem Karriereende als homosexuell outete, war der erste prominente deutsche Profifußballer, der diesen Schritt wagte. Seine Entscheidung hat jedoch nicht zu einer Welle von Coming-outs im deutschen Männerfußball geführt.
Tschechiens LGBTQ+ Sportler*innen zunehmend sichtbar
In Tschechien sorgte bereits 2023 ein Coming-out im Spitzensport für Aufsehen: Damals machte Fußball-Nationalspieler Jakub Jankto seine Homosexualität öffentlich. Der Mittelfeldspieler, der inzwischen beim italienischen Verein Cagliari Calcio unter Vertrag steht, erklärte damals in einem Video: "Ich bin homosexuell und ich will nicht länger mich verstecken." Mit Sáblíková und Jankto haben nun zwei der bekanntesten tschechischen Sportpersönlichkeiten ihre sexuelle Orientierung öffentlich gemacht.
Das tschechische olympische Team und zahlreiche Kolleg*innen reagierten auf den Instagram-Eintrag von Sáblíková mit unterstützenden Kommentaren und Herzchen-Emojis – ein Zeichen dafür, dass sich die Akzeptanz im Spitzensport langsam verbessert. Dennoch bleibt die Entscheidung für ein Coming-out für viele Athlet*innen eine schwierige persönliche Abwägung zwischen Privatsphäre und authentischem Leben in der Öffentlichkeit.