Diversität oder Übernahme: US-Telekommunikationsriese Verizon opfert Inklusionsprogramme für Milliardendeal

Der US-Telekom-Riese Verizon hat die milliardenschwere Übernahme des Konkurrenten Frontier Communications erst nach dem vollständigen Verzicht auf Diversitäts-Initiativen bewilligt bekommen, wie queer.de berichtet. Dies zeigt, wie unter der Trump-Administration Gleichstellungsbemühungen zunehmend unter Druck geraten und wirtschaftliche Interessen über Inklusionsziele gestellt werden.

DEI-Programme als Hindernis für Milliardenübernahme

Verizon hatte zum insgesamt rund 20 Milliarden Dollar schweren Kauf des Konkurrenten Frontier Communications bereits im vergangenen September angesetzt. Der von Donald Trump eingesetzte Chef der US-Telekom-Aufsicht FCC, Brendan Carr, blockierte jedoch die Genehmigung mit der Begründung, Verizon würde seine DEI-Programme (Diversity, Equity and Inclusion) nicht entschieden genug abschaffen.

Am Donnerstag teilte Verizon der FCC (Federal Communications Commission) schließlich mit, dass alle Diversitäts-Programme sofort beendet würden. Diese Entscheidung umfasste laut Fox Business die Entfernung der "Diversity and Inclusion"-Website, die Streichung von DEI-Hinweisen aus Mitarbeiterschulungen sowie Änderungen bei der Personalbeschaffung, Karriereentwicklung, Lieferantenvielfalt und Unternehmenssponsoring. Schon am Freitag kam aus Washington grünes Licht für die Übernahme.

Donald Trumps Feldzug gegen Diversitäts-Initiativen

US-Präsident Donald Trump führt einen regelrechten Feldzug gegen Initiativen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion. In den USA sind diese Programme unter der Abkürzung DEI bekannt. Mit ihnen sollen benachteiligte Personengruppen gefördert werden – der Präsident und seine Republikanische Partei behaupten jedoch, dass dadurch andere diskriminiert würden und die Kompetenz leide.

FCC-Chef Brendan Carr begrüßte die Entscheidung von Verizon und bezeichnete sie als "guten und wichtigen Schritt vorwärts, der Chancengleichheit, Nichtdiskriminierung und das öffentliche Interesse fördert" – eine Argumentation, die bei Bürgerrechtsgruppen auf scharfe Kritik stößt.

Parallelen zu T-Mobile US in Deutschland

Der Fall Verizon ist kein Einzelfall. Auch die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile US hatte ihre Diversitäts-Initiativen weitgehend gestrichen, um die Genehmigung für die angestrebte Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos zu erhalten. Nur einen Tag nach der Ankündigung, die DEI-Programme zu beenden, genehmigte die FCC die Übernahme.

Im Gegensatz zu den USA verfolgt Deutschland einen anderen Ansatz bezüglich Diversität in Unternehmen. Hier gibt es gesetzliche Vorgaben wie das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und Quotenregelungen für Frauen in Führungspositionen. Zudem haben viele deutsche Unternehmen, darunter die Deutsche Telekom selbst, eigene Diversitätsstrategien entwickelt, die sie als Wettbewerbsvorteil und wichtigen Teil ihrer Unternehmenskultur betrachten.

Besorgnis in LGBTQ+-Gemeinschaft

In der LGBTQ+-Gemeinschaft wächst die Sorge über die zunehmenden Angriffe auf Diversitätsinitiativen. Diese Programme bieten oft wichtige Schutz- und Unterstützungsmechanismen für queere Menschen am Arbeitsplatz. Der Verzicht auf solche Programme könnte nicht nur zu verstärkter Diskriminierung führen, sondern auch die jahrelangen Fortschritte bei der Gleichstellung im Berufsleben gefährden.

Für viele Beobachter:innen symbolisiert der Fall Verizon einen besorgniserregenden Trend: Wirtschaftliche Interessen werden über Gleichstellungsziele gestellt, und Unternehmen sind bereit, ihre Diversitätsbemühungen aufzugeben, wenn es finanziell vorteilhaft erscheint.

Warnsignal für Europa

Obwohl in Deutschland und Europa eine andere Rechtsgrundlage besteht, sehen Expert:innen den Fall als Warnsignal. IT-Branchenbeobachter weisen darauf hin, dass politische Strömungen auch in Europa vermehrt gegen Diversitätsinitiativen mobilisieren und ähnliche Entwicklungen wie in den USA anstreben könnten.

Die Situation bei Verizon zeigt deutlich, wie politischer Druck und wirtschaftliche Interessen Unternehmen dazu bringen können, von ihren selbst gesteckten Diversitätszielen abzurücken. Für die LGBTQ+-Community und andere marginalisierte Gruppen bedeutet dies, dass Errungenschaften im Bereich der Gleichstellung weiterhin aktiv verteidigt werden müssen – sowohl in den USA als auch in Deutschland.

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