DeSantis' bewusste Auslassung: Wenn Politiker LGBTQ+-Opfer unsichtbar machen

Neun Jahre nach dem verheerenden Anschlag auf den Pulse-Nachtclub in Orlando wiederholt sich ein beunruhigendes Muster: Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat in seiner offiziellen Gedenkrede erneut die LGBTQ+- und Latinx-Gemeinden unerwähnt gelassen. Die ursprüngliche Berichterstattung zeigt ein verstörendes Bild politischer Instrumentalisierung von Trauer.

Die Macht der Sprache in der Erinnerungskultur

Am 12. Juni 2016 starben 49 Menschen und 53 weitere wurden verletzt, als ein Attentäter den Pulse-Nachtclub während einer "Latin Night" angriff. Die Opfer waren überwiegend junge LGBTQ+-Menschen lateinamerikanischer Herkunft – eine Tatsache, die DeSantis in seiner Proklamation bewusst verschwieg. Stattdessen sprach er lediglich von einem "Terrorakt" ohne die spezifische Zielrichtung zu benennen.

Carlos Guillermo Smith, Floridas erster offen schwuler Hispanic-Senator, bezeichnete die Auslassung als "intentional" und kritisierte, dass der Gouverneur "mehr daran interessiert ist, politische Punkte zu sammeln als authentische Solidarität mit seinen eigenen Bürgern zu zeigen."

Deutschland: Lehren aus der Vergangenheit

In Deutschland haben wir aus unserer Geschichte gelernt, wie wichtig es ist, Opfer von Gewalt und Diskriminierung sichtbar zu machen. Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin steht als Symbol dafür, dass marginalisierte Gruppen nicht aus der Erinnerung getilgt werden dürfen.

Während DeSantis die Identität der Pulse-Opfer verschweigt, arbeiten deutsche Initiativen wie die Bundesstiftung Rosa Winkel daran, die Geschichten verfolgter LGBTQ+-Menschen zu bewahren und zu erzählen. Diese Arbeit zeigt: Erinnerung ohne Kontext ist hohle Symbolik.

Ein Muster politischer Manipulation

Dies ist nicht das erste Mal, dass DeSantis die betroffenen Gemeinschaften aus seinen Pulse-Gedenkworten tilgt. Bereits 2019 passierte dasselbe – damals entschuldigte sich sein Büro und schob die Verantwortung auf die Mitarbeiter. Dass es sich 2025 wiederholt, entlarvt die wahren Absichten.

DeSantis, der öffentlich verkündete, Florida sei der Ort, wo Diversitätsinitiativen "sterben gehen", instrumentalisiert das Gedenken für seine anti-LGBTQ+-Agenda. Er ehrt die Toten, indem er ihre Identität verleugnet – ein Widerspruch, der zynischer kaum sein könnte.

Die Bedeutung authentischen Gedenkens

Echtes Gedenken erfordert Mut zur Wahrheit. Die Opfer von Pulse wurden nicht zufällig getroffen – sie wurden gezielt angegriffen, weil sie LGBTQ+ und überwiegend Latinx waren. Diese Realität zu verschweigen bedeutet, den Hass zu verharmlosen, der sie tötete.

Während der ursprüngliche Pulse-Nachtclub bald einem Gedenkort weichen wird, kämpfen Überlebende und Angehörige dafür, dass die Erinnerung authentisch bleibt. Sie verdienen Politiker, die ihre Geschichten nicht für politische Zwecke zensieren.

In einer Zeit, in der LGBTQ+-Rechte global unter Druck stehen, ist DeSantis' Verhalten mehr als nur eine lokale Kontroverse – es ist ein Warnsignal dafür, wie Populisten Trauer politisieren und Minderheiten unsichtbar machen. Die 49 Seelen von Pulse verdienen bessere Fürsprecher als einen Gouverneur, der ihre Identität als politisches Hindernis betrachtet.

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