CSD-Wochenende im Spannungsfeld: Neonazi-Aufmarsch in Dresden, Unwetter in Wiesbaden und queerer Widerstand

Über 10.000 Menschen setzten am vergangenen Wochenende bei Christopher Street Day-Veranstaltungen in ganz Deutschland und Österreich ein Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz. Dabei kam es in Dresden zu einer besorgniserregenden Konfrontation mit Neonazis, während in Wiesbaden ein Unwetter für Unterbrechungen sorgte. Der ursprüngliche Bericht stammt von queer.de, doch die Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die aktuellen Herausforderungen für die LGBTQ+-Community in Deutschland.

Neonazi-Aufmarsch parallel zum Dresdner CSD

Die friedliche Demonstration von über 10.000 Menschen beim Christopher Street Day in Dresden wurde von einem beunruhigenden Schatten begleitet: Rund 150 Neonazis der sogenannten "Elblandrevolte" – einer Gruppierung der Jugendorganisation JN der rechtsextremen Partei Heimat (ehemals NPD) – marschierten zeitgleich durch die Stadt. Die Polizei musste mehrfach eingreifen, da einige Teilnehmer verbotene Runen auf Gürtelschnallen trugen und verfassungswidrige Parolen skandierten. Besonders erschreckend: Unter den Neonazi-Demonstranten befanden sich laut Polizeiangaben auch Kinder.

Die "Elblandrevolte" ist Teil eines rechtsextremen Netzwerks, das in Sachsen zunehmend versucht, öffentlichen Raum zu beanspruchen. Rechtsextreme Gruppen wie diese nutzen verstärkt gesellschaftliche Veranstaltungen, um ihre demokratiefeindlichen Positionen zu verbreiten, wie Beobachter von Belltower News seit Jahren dokumentieren.

Zivilgesellschaftlicher Widerstand zeigt Wirkung

Ermutigend war die schnelle Reaktion der Zivilgesellschaft: Bis zu 150 Gegendemonstrierende folgten einem Aufruf der Gruppe "Queer Pride Dresden" und weiterer Initiativen. Mit einer Spontanblockade und deutlichen Signalen stellten sie sich dem rechtsextremen Aufmarsch entgegen. "Dank unserer antifaschistisch-queeren Zusammenarbeit startet der Pride-Monat in Dresden mit einem selbstbewussten Signal. Durch unsere Anti-Nazi-Demo war eine sichere Anreise und ein herzlicher Empfang für alle queeren Menschen möglich", erklärte Queer Pride Dresden in einer Pressemitteilung.

Diese Form des zivilgesellschaftlichen Engagements ist besonders wichtig in Zeiten zunehmender rechtsextremer Aktivitäten. Die Amadeu Antonio Stiftung verzeichnet bundesweit einen Anstieg queerfeindlicher Übergriffe und betont die Bedeutung solcher Gegenproteste für den Schutz marginalisierter Gruppen.

Ähnliche Vorfälle in Klagenfurt

Der Dresdner Vorfall steht nicht allein: Auch bei der Regenbogenparade im österreichischen Klagenfurt kam es zu Gegenprotesten. LGBTQ+-Gegner zündeten Rauchfackeln an und entrollten ein queerfeindliches Transparent von einem Hausdach. Die Polizei konnte jedoch rasch eingreifen und weitere Störungen verhindern.

Wetter stellt Herausforderung in Wiesbaden

Während in Dresden politische Spannungen die Veranstaltung prägten, hatte der CSD in Wiesbaden mit Naturgewalten zu kämpfen. Ein heftiges Gewitter mit Starkregen zwang die Organisatoren, das Pride-Festival nahe dem Hauptbahnhof am späten Nachmittag kurzzeitig zu unterbrechen. Zuvor hatten mehrere tausend Menschen an der Demonstration durch die Innenstadt teilgenommen. Solche Unwetterereignisse werden durch den Klimawandel in Deutschland häufiger, wie Studien des Umweltbundesamtes belegen.

Erfolgreiche Pride-Events und Premieren

Trotz der Herausforderungen gab es zahlreiche erfolgreiche CSD-Veranstaltungen. In Rheinsberg war der zweite CSD mit rund 1.300 Teilnehmer*innen ein großer Erfolg, bei dem sogar die bekannte Band Kraftklub aus Chemnitz auftrat. Die Veranstalter*innen kündigten bereits an: "Nächstes Jahr definitiv wieder."

Besonders erfreulich waren auch zwei Pride-Premieren: In Zeutern, einem Ortsteil der Gemeinde Ubstadt-Weiher in Baden-Württemberg, zogen beim ersten "Dorfpride" rund 1.000 Menschen mit Regenbogenfahnen durch die Straßen – ein bedeutendes Zeichen für Vielfalt im ländlichen Raum. Eine weitere Premiere fand im österreichischen Deutschlandsberg statt, wo die Demonstration zum Rathaus von einem bunten Tuk-Tuk angeführt wurde.

Politische Dimension: Antikapitalistischer CSD in Bern

Einen explizit politischen Fokus setzte der "antikapitalistische Christopher Street Day" in der Schweizer Stadt Bern, an dem sich etwa 1.000 Menschen beteiligten. Diese Veranstaltung steht in der Tradition einer kritischen Auseinandersetzung mit kommerziellen Aspekten der Pride-Bewegung und fordert eine Rückbesinnung auf die politischen Wurzeln des Christopher Street Day als Protest- und Widerstandsbewegung.

Das CSD-Wochenende verdeutlicht die vielfältigen Herausforderungen, mit denen die LGBTQ+-Community in Deutschland und Europa konfrontiert ist: Von rechtsextremen Bedrohungen bis hin zu Unwettern – und zeigt gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit und den Zusammenhalt der Community. Mit weiteren Pride-Paraden in Friedrichshafen und Leverkusen setzt sich der bunte Protestmonat fort.

Für alle, die sich weiter informieren möchten: Eine Übersicht aller CSD-Termine 2025 ist auf queer.de verfügbar.

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