Eine Beschwerde gegen Pride-Dekorationen in einer britischen NatWest-Filiale wurde abgewiesen, wobei dem Kunden geraten wurde, Online-Banking zu nutzen, wenn ihn die LGBTQ+-Symbole stören. Wie PinkNews berichtet, bezog sich der Fall auf einen Kunden (in Dokumenten nur als "Herr J" bezeichnet), der im Juli letzten Jahres versucht hatte, seine lokale Filiale zur Entfernung von Pride-Materialien zu bewegen, da diese ihm aufgrund seiner Religion und Behinderungen "emotionales Leid" zufügten.
Financial Ombudsman entscheidet zugunsten der Bank
Der Kunde eskalierte den Fall im November an den britischen Financial Ombudsman Service und behauptete, die Bank hätte gegen das Gleichstellungsgesetz von 2010 verstoßen, indem sie keine Anpassungen für ihn vornahm. Die Ombudsfrau Danielle Padden entschied jedoch zugunsten von NatWest und betonte, dass die Bank das Recht habe, pro-LGBTQ+ Materialien in ihren Filialen zu zeigen.
"NatWest ist eine Bank, die sich dafür entschieden hat, zu bestimmten Zeiten des Jahres Pride-Materialien zusammen mit anderen Dekorationen auszustellen," schrieb Padden in ihrem Urteil. "Als Dienstleister können wir ihnen nicht verbieten, dies zu tun, da sie berechtigt sind, die Gemeinschaften, denen sie dienen, zu feiern und für sie zu sensibilisieren."
Die Bank wies darauf hin, dass der Kunde "alternative Bankmethoden" wie Online-Banking, Geldautomaten oder die Post nutzen könne. Sollte er persönlich in die Filiale kommen müssen, könne er auch einen Dritten bevollmächtigen, dies für ihn zu erledigen.
LGBTQ+-Sichtbarkeit in deutschen Banken
Während dieser Fall aus Großbritannien stammt, stellt sich die Frage, wie deutsche Banken mit LGBTQ+-Sichtbarkeit und -Unterstützung umgehen. Anders als in Großbritannien, wo die Charity Stonewall jährlich die inklusivsten Arbeitgeber kürt (NatWest gehörte letztes Jahr zu den Spitzenreitern), gibt es in Deutschland keine vergleichbare umfassende Bewertung für den Bankensektor.
Die Deutsche Bank gehört jedoch zu den Vorreitern in diesem Bereich und unterstützt seit Jahren aktiv den Christopher Street Day in verschiedenen deutschen Städten. Auch die Commerzbank zeigt regelmäßig während des Pride-Monats ihre Unterstützung durch entsprechende Dekorationen und Aktionen. Die DKB wirbt ebenfalls mit ihrer Diversity-Politik, die LGBTQ+-Mitarbeitende explizit einschließt.
Rechtliche Rahmenbedingungen in Deutschland
In Deutschland schützt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität. Es ist allerdings unklar, ob ein Fall wie bei NatWest hier ähnlich entschieden würde. Im Gegensatz zum britischen Fall müsste in Deutschland abgewogen werden, ob religiöse Überzeugungen eines Kunden schwerer wiegen als das Recht einer Bank, sich für Vielfalt und Inklusion einzusetzen.
Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) betont, dass visuelle Repräsentation von LGBTQ+-Themen in öffentlichen Räumen, einschließlich Banken, ein wichtiger Schritt zur gesellschaftlichen Akzeptanz sei. "Sichtbarkeit ist der erste Schritt zur Normalisierung", erklärt Alfonso Pantisano, Bundesvorstandsmitglied des LSVD gegenüber verschiedenen Medien.
Zwischen Marketing und authentischem Engagement
Kritiker werfen Unternehmen, einschließlich Banken, manchmal "Pinkwashing" vor – wenn sie sich während des Pride-Monats mit Regenbogen schmücken, ohne dass dahinter ein tieferes Engagement für LGBTQ+-Rechte steht. Authentische Unterstützung zeigt sich in der Einstellungspolitik, internen Diversitätsprogrammen und finanzieller Unterstützung von LGBTQ+-Organisationen.
Die Proud at Work Initiative, die sich für LGBTQ+-Rechte am Arbeitsplatz einsetzt, hat in den letzten Jahren zunehmend mit Finanzinstituten zusammengearbeitet. "Es geht nicht nur um Regenbogenflaggen im Juni, sondern um nachhaltige Unternehmenskultur", so ein Sprecher der Initiative.
Fazit
Der Fall aus Großbritannien zeigt, dass ein Bekenntnis zu Vielfalt und Inklusion auch rechtlich haltbar ist. Für deutsche Banken könnte dies ein positives Signal sein, ihre LGBTQ+-freundlichen Initiativen weiter auszubauen. Gleichzeitig sollte dieses Engagement über symbolische Gesten hinausgehen und sich in der Unternehmenskultur, den Dienstleistungen und dem gesellschaftlichen Engagement widerspiegeln.