Breiter Widerstand gegen queerfeindlichen AfD-"Kinderschutzkongress" in Hannover

Der von der AfD-Landtagsfraktion Niedersachsen fĂĽr den 21. Juni 2025 geplante "Kinderschutzkongress" im Landtag zu Hannover sorgt bereits im Vorfeld fĂĽr massive Kritik und Proteste. Wie queer.de berichtet, formiert sich ein breites gesellschaftliches BĂĽndnis gegen die Veranstaltung, die Fachleute als instrumentalisierten Deckmantel fĂĽr queerfeindliche Hetze bewerten.

Vereinte Front gegen Instrumentalisierung des Kinderschutzes

Der Kinderschutzbund und das Queere Netzwerk Niedersachsen haben sich in einer gemeinsamen Erklärung deutlich von der AfD-Veranstaltung distanziert. "Wir distanzieren uns von der AfD und ihrer Art, Kinderschutz zu instrumentalisieren", erklärte Simon Kopelke vom Kinderschutzbund. Die Organisationen betonen, dass echter Kinderschutz nur in einem Klima von Aufklärung, Offenheit und gesellschaftlichem Zusammenhalt gelingen könne – nicht durch Ausgrenzung oder populistische Rhetorik.

Diese klare Positionierung spiegelt eine beunruhigende Entwicklung wider, die auch in anderen deutschen Bundesländern zu beobachten ist: Die systematische Instrumentalisierung von Kinderrechten für politische Zwecke, die letztendlich den Schutz von Kindern untergräbt statt zu stärken.

Queerfeindliche Rhetorik mit System

Die AfD-Landtagsabgeordnete Vanessa Behrendt, die als Organisatorin des Kongresses auftritt, bedient sich einer Rhetorik, die bereits bekannte Muster queerfeindlicher Propaganda aufweist. In ihrer Ankündigung spricht sie von "Frühsexualisierung, Gender-Wahn, Abtreibungen bis zum neunten Monat oder die Verharmlosung von Pädophilie" – eine Aufzählung, die wissenschaftlich unhaltbare Behauptungen mit emotionalen Triggerwörtern vermischt.

Besonders problematisch ist Behrendts wiederholter Versuch, queere Menschen mit Sexualstraftätern gleichzusetzen. Die Landtagsabgeordnete behauptet, die Regenbogenfahne stehe für "pädophile Lobbygruppen" und "LGBTQ-Propaganda". Diese hetzerischen Äußerungen haben bereits juristische Konsequenzen: Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt gegen Behrendt wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

Problematische Referent*innen verstärken Sorgen

Das Programm des Kongresses verdeutlicht die dahinterstehende Agenda. Zu den angekündigten Gästen gehören neben der AfD-Bundestagsfraktionsvize Beatrix von Storch auch die Influencerin Michelle Gollan, die durch YouTube-Videos gegen CSD-Teilnehmende bekannt wurde. Ebenso erwartet wird Dennis Engelmann vom queerfeindlichen Verein "Kinderseelenschützer", der offen erklärt: "Die von uns gezogene Querverbindung zwischen Pädophilen und Homosexuellen bzw. zur LGBTQ Bewegung ist NICHT aus der Luft gegriffen!"

Diese Zusammenstellung von Referent*innen zeigt, dass es bei dem Kongress nicht um sachliche Diskussion von Kinderschutzmaßnahmen geht, sondern um die Verbreitung von Verschwörungstheorien und die Stigmatisierung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten.

Echte Kinderrechte schlieĂźen queere Jugendliche ein

Mareike Stober vom Queeren Netzwerk Niedersachsen bringt die Problematik auf den Punkt: "Kinderschutz und Kinderrechte gelten für alle – auch für queere junge Menschen, die oft Unverständnis, Mobbing und Gewalt erleben." Tatsächlich zeigen wissenschaftliche Studien, dass LGBTIQ+-Jugendliche ein erhöhtes Suizidrisiko haben, wenn sie in einem Umfeld ohne Anerkennung und Schutz aufwachsen müssen.

Der Kinderschutzbund unterstreicht diesen Punkt mit seiner Unterstützung für wissenschaftlich fundierte Sexualpädagogik. "Wer Aufklärung infrage stellt, gefährdet den Schutz von Kindern", betont Simon Kopelke. Diese Position basiert auf jahrzehntelanger Erfahrung in der Präventionsarbeit gegen sexuellen Missbrauch.

Breites BĂĽndnis mobilisiert zum Protest

Als Antwort auf den AfD-Kongress haben sich verschiedene zivilgesellschaftliche Kräfte zusammengeschlossen. Der Grünen-Stadtverband Hannover hat für Samstagvormittag eine Gegendemonstration vor dem Landtagsgebäude angemeldet. Die Polizei erwartet mehrere hundert Teilnehmer*innen.

Unterstützt wird die Kundgebung von verschiedenen Parteien, Verbänden und Gewerkschaften. Das Bündnis "Bunt statt Braun" ruft unter dem Motto "Kinder wirklich schützen! Unser Regenbogen bleibt bunt!" zu einer Demonstration auf, um für eine offene, tolerante und diskriminierungssensible Gesellschaft einzutreten.

Gesellschaftlicher Widerstand als demokratisches Signal

Die breite Mobilisierung gegen den AfD-"Kinderschutzkongress" zeigt, dass die Zivilgesellschaft in Niedersachsen bereit ist, gegen die Instrumentalisierung von Kinderrechten für politische Hetze aufzustehen. Sie macht deutlich, dass echter Kinderschutz Vielfalt und Inklusion bedeutet – nicht Ausgrenzung und Diskriminierung.

Der Protest in Hannover fügt sich ein in eine deutschlandweite Bewegung, die queerfeindlichen Bestrebungen entgegentritt und für die Rechte aller Kinder und Jugendlichen eintritt – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Es ist ein wichtiges Signal dafür, dass demokratische Werte und Menschenrechte nicht verhandelbar sind, auch nicht unter dem Deckmantel des Kinderschutzes.

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