Der gewaltsame Angriff auf eine Anti-Rechts-Demo in Bad Freienwalde hat die queere Community in Brandenburg erschüttert. Nach Angaben des ursprünglichen Berichts wurde ein junger Mann als Tatverdächtiger ermittelt, der offenbar Verbindungen zur rechtsextremen Kleinstpartei "Der Dritte Weg" haben soll. Der Vorfall wirft ein grelles Licht auf die zunehmende Bedrohung queerer Menschen durch rechtsextreme Gewalt in Brandenburg.
Ein koordinierter Angriff auf Vielfalt
Was am Sonntag in Bad Freienwalde geschah, war kein spontaner Gewaltausbruch. 10 bis 15 vermummte Personen griffen gezielt die Teilnehmer*innen der Kundgebung "Für ein buntes Bad Freienwalde" an – bewaffnet mit Teleskopschlagstöcken und Quarzhandschuhen. Die Angreifer wussten genau, wen sie vor sich hatten: Menschen, die sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus engagieren, darunter viele aus der queeren Community.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) ermittelt nun wegen schweren Landfriedensbruchs. Besonders beunruhigend: Der Tatverdächtige soll bereits in der Vergangenheit durch ähnliche Angriffe auf Veranstaltungen aufgefallen sein. Dies deutet auf ein systematisches Vorgehen hin, das weit über einen Einzelfall hinausgeht.
Brandenburg: Ein Bundesland unter Druck
Bad Freienwalde ist kein Zufall als Schauplatz dieser Gewalt. In der 12.000-Einwohner-Stadt erreichte die AfD bei der letzten Bundestagswahl erschreckende 48 Prozent der Stimmen. Der Verfassungsschutzbericht 2023 nennt die Stadt explizit als Treffpunkt der rechten Szene.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen in Brandenburg stiegen von 29 im Jahr 2022 auf 84 im Jahr 2024 – fast eine Verdreifachung in nur zwei Jahren. Diese Entwicklung ist Teil einer gezielten Strategie: LGBTQIA*-Feindlichkeit und Antifeminismus sind zu zentralen Elementen rechter Propaganda geworden, die queere Personen systematisch zu Feindbildern erklärt.
Mut gegen die Bedrohung
Trotz der Einschüchterungsversuche zeigt die queere Community in Brandenburg bemerkenswerten Mut. Das Bündnis "Bad Freienwalde ist bunt" ließ sich nicht von den 40 abgerissenen Plakaten im Vorfeld der Veranstaltung abschrecken. Sie gingen auf die Straße für ihre Überzeugungen – und zahlten einen hohen Preis dafür.
Brandenburgs Innenminister René Wilke besuchte die Veranstaltung nach dem Angriff und betonte: "Das Recht auf Versammlungen und Demonstrationen ist ein hohes Gut". Doch warme Worte allein reichen nicht mehr – es braucht konkrete Schutzmaßnahmen und eine gesellschaftliche Antwort auf diese Bedrohung.
Ein Weckruf für ganz Deutschland
Was in Bad Freienwalde geschah, ist kein isoliertes brandenburgisches Problem. Es ist ein Warnsignal für ganz Deutschland. Wenn queere Menschen nicht mehr sicher eine friedliche Demonstration besuchen können, ohne Angst vor körperlicher Gewalt haben zu müssen, dann steht unsere Demokratie auf dem Spiel.
Die Opferperspektive e.V. warnt eindringlich: Rechte Gruppierungen mobilisieren verstärkt gegen die queere Community und schaffen systematisch ein Bedrohungsszenario. Es ist höchste Zeit, dass Politik und Gesellschaft diesem Trend entschieden entgegentreten – bevor aus Worten noch mehr Taten werden.
Die Ermittlungen in Bad Freienwalde sind ein wichtiger Schritt. Doch echter Schutz für queere Menschen entsteht nur durch eine Gesellschaft, die klar Position bezieht: für Vielfalt, gegen Hass – und für das Recht aller Menschen, ohne Angst sie selbst zu sein.