ESC-Sieger Nemo fordert Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest in Basel

Der nicht-binäre Eurovision Song Contest-Gewinner Nemo hat sich für einen Ausschluss Israels vom diesjährigen Wettbewerb in Basel ausgesprochen. Wie PinkNews berichtet, sagte der Schweizer Künstler: "Ich unterstütze die Forderung nach einem Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest. Israels Handlungen stehen grundlegend im Widerspruch zu den Werten, die der Eurovision zu vertreten behauptet – Frieden, Einheit und Respekt für die Menschenrechte."

Die Kontroverse um Israels Teilnahme

Nemo, der den ESC 2024 mit dem Song "The Code" für die Schweiz gewann und als erste nicht-binäre Person in der Geschichte des Wettbewerbs triumphierte, äußerte sich in einem Interview mit der britischen HuffPost deutlich zur israelischen Teilnahme: "Ich persönlich finde, dass es keinen Sinn macht, dass Israel im Moment Teil des Eurovision ist."

Die Forderung kommt vor dem Hintergrund des anhaltenden Konflikts zwischen Israel und der Hamas. Seit dem Angriff der Hamas auf das Nova-Musikfestival am 7. Oktober 2023, bei dem 1.195 Menschen getötet wurden, hat Israels militärische Reaktion in Gaza laut Berichten mehr als 50.000 Palästinenser das Leben gekostet.

Gemischte Reaktionen in der Schweiz

In der Schweiz haben Nemos Äußerungen unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG) zeigte sich überrascht und bedauernd über die Aussagen. Generalsekretär Jonathan Kreutner warnte davor, dass pauschale Forderungen nach einem Ausschluss Israels die ohnehin angespannte Stimmung weiter aufheizen könnten.

Besonders scharf fielen die Reaktionen aus dem politischen Lager aus. Einige Schweizer Politiker, vor allem aus der Schweizerischen Volkspartei (SVP), warfen Nemo Antisemitismus vor und forderten teilweise sogar die Aberkennung des ESC-Sieges. Sie solidarisierten sich mit der israelischen Teilnehmerin Yuval Raphael, die den Hamas-Terror beim Nova-Festival überlebt hat.

Offener Brief und Proteste

Nemo ist mit der Forderung nicht allein. Mehr als 70 ehemalige ESC-Teilnehmer:innen, darunter auch frühere Gewinner:innen, haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie den Ausschluss Israels vom diesjährigen Wettbewerb fordern. Die von der Gruppe "Artists for Palestine" initiierte Kampagne kritisiert, dass Israels Teilnahme den Wettbewerb im vergangenen Jahr zu einem der "politisiertesten" in der Geschichte gemacht habe.

In Basel, wo der ESC 2025 stattfindet, gab es bereits Demonstrationen gegen die Teilnahme Israels. Auch bei der Eröffnungszeremonie am Wochenende wurde die israelische Vertreterin Yuval Raphael von Protesten und Drohungen begleitet, als sie über den "türkisfarbenen Teppich" lief.

Die Position der EBU

Die Europäische Rundfunkunion (EBU), die den ESC organisiert, lehnt einen Ausschluss Israels weiterhin ab. In einer offiziellen Stellungnahme betonte die EBU: "Wir verstehen die Bedenken und tief verwurzelten Ansichten zum aktuellen Konflikt im Nahen Osten. Die EBU ist nicht immun gegen globale Ereignisse, aber zusammen mit unseren Mitgliedern ist es unsere Aufgabe sicherzustellen, dass der Wettbewerb im Kern eine universelle Veranstaltung bleibt, die Verbindungen, Vielfalt und Integration durch Musik fördert."

Die Organisation bekräftigte zudem, dass der ESC ein "unpolitisches Ereignis" sei, das "allen offen steht". Dennoch hat der Wettbewerb in diesem Jahr bereits für Kontroversen gesorgt, als er im April entschied, dass Künstler:innen keine Pride-Flaggen auf die Bühne bringen dürfen – stattdessen sind nur die jeweiligen Landesflaggen erlaubt.

Ausblick auf den ESC 2025

Trotz der Kontroversen werden die Halbfinals des Eurovision Song Contest 2025 am 13. und 15. Mai in Basel stattfinden, das Finale folgt am 17. Mai. Mit 27.000 Besucher:innen allein am ersten Halbfinaltag im Eurovision Village zeigt sich, dass der Wettbewerb trotz aller Diskussionen weiterhin großes Interesse weckt.

Die Debatte um Nemos Aussagen unterstreicht einmal mehr, wie der Eurovision Song Contest – trotz des Anspruchs der EBU, unpolitisch zu sein – immer wieder zum Schauplatz gesellschaftlicher und politischer Diskussionen wird. Besonders für die LGBTQ+-Community, für die der ESC traditionell ein wichtiges kulturelles Ereignis darstellt, stellt sich die Frage, wie politische Konflikte und Menschenrechtsfragen mit dem Gedanken eines inklusiven Musikwettbewerbs in Einklang gebracht werden können.

Torna al blog