Angriff auf die Vielfalt: Regenbogen-Banner vor CSD in Flensburg zerstört

Kurz vor dem Christopher Street Day (CSD) in Flensburg haben Unbekannte zwei Regenbogen-Banner zerstört, die an Eisenbahnbrücken in der Innenstadt auf die anstehenden Rainbow Days und den CSD hinweisen sollten. Wie queer.de berichtet, wurden die Banner in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch demoliert. Die Hintergründe sind bislang unklar, der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Zunehmende Queerfeindlichkeit in Deutschland

Andreas Witolla, Leiter des queeren Zentrums Flensbunt, äußerte sich besorgt: "Obwohl wir von einem großen Bündnis aus verschiedenen Organisationen, Privatpersonen und der Stadt Flensburg unterstützt werden, wird der Ton rauer." In sozialen Medien gebe es neben Zuspruch auch "massive Ablehnung und Hasskommentare gegen die queere Community". Diese Gewalt sei "für uns unbegreiflich".

Der Vorfall in Flensburg reiht sich ein in eine besorgniserregende bundesweite Entwicklung. Laut Lagebericht des Bundeskriminalamts haben queerfeindliche Straftaten in Deutschland deutlich zugenommen. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 1.785 Straftaten gegen LSBTIQ*-Personen erfasst – ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu 1.188 Fällen im Jahr 2022.

Kein Einzelfall: Angriffe auf CSD-Veranstaltungen nehmen zu

Bundesweit häufen sich die Berichte über Vandalismus gegen Regenbogenflaggen und andere Symbole der queeren Community, besonders im Umfeld von CSD-Veranstaltungen. In Würzburg wurde kürzlich ein Pride-Zeichen mit einer Deutschlandflagge übermalt, in Brandenburg wurden queerfeindliche Graffiti am Startpunkt eines CSD gesprüht, und in Eisenhüttenstadt warfen Rechtsextreme sogar Schottersteine auf eine CSD-Demonstration.

Auch bei größeren Veranstaltungen wie dem CSD in Hannover kam es zu mehreren Gewalttaten, Beleidigungen und sexuellen Belästigungen. Viele dieser Fälle werden inzwischen vom Staatsschutz bearbeitet, da sie als politisch motivierte Hassverbrechen eingestuft werden.

"Hier & Queer – Jetzt erst recht"

Trotz der Angriffe bleibt die Flensburger Community kämpferisch. Witolla betont: "Wir lassen uns nicht unterkriegen und werden weiter für Akzeptanz, Anerkennung und gegen Gewalt einstehen und ganz nach dem diesjährigen Motto 'Hier & Queer – Jetzt erst recht'."

Der CSD in Flensburg findet wie geplant am Samstag statt. Die Polizei hat verstärkte Schutzmaßnahmen angekündigt. Bundesweit setzen viele Städte inzwischen auf erhöhte Polizeipräsenz bei Pride-Veranstaltungen, um die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten.

Hohe Dunkelziffer bei queerfeindlichen Straftaten

Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer bei queerfeindlichen Straftaten aus. Laut ZDF hat sich die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" seit 2010 nahezu verzehnfacht – ein alarmierender Trend, der die gestiegene gesellschaftliche Polarisierung widerspiegelt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, queere Menschen besser zu schützen und queerfeindliche Gewalt konsequent zu verfolgen. Der LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) fordert unterdessen mehr Prävention und bessere Unterstützung für Betroffene.

Die Sicherheitsorgane reagieren: Bei vielen CSD-Veranstaltungen in Deutschland wird die Polizeipräsenz inzwischen deutlich verstärkt, wie auch bei der anstehenden Veranstaltung in Flensburg der Fall sein wird.

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