Der designierte US-Finanzminister Scott Bessent schreibt als erste offen homosexuelle Person in einem republikanischen Kabinett Geschichte. Der von Donald Trump nominierte Milliardär wurde am 27. Januar 2025 vom Senat bestätigt und ist nun die ranghöchste LGBTQ+-Person in der amerikanischen Regierungsgeschichte, wie PinkNews berichtet. Dies markiert einen bemerkenswerten Meilenstein für die LGBTQ+-Community in den USA - ein Kontrast zur deutschen Politik, wo queere Repräsentation in Spitzenpositionen bereits stärker etabliert ist.
Ein historischer Moment mit Widersprüchen
Als Finanzminister steht Bessent an fünfter Stelle in der amerikanischen Nachfolgeordnung für das Präsidentenamt - so hoch war noch nie eine offen queere Person in der US-Regierungsgeschichte platziert. Nach Pete Buttigieg ist er erst der zweite offen homosexuelle Mann, der überhaupt in einem US-Kabinett dient. Der 62-jährige Hedgefonds-Manager, der mit seinem Ehemann John Freeman und zwei Kindern in South Carolina lebt, verfügt laut Finanzberichten über ein geschätztes Vermögen von mindestens einer Milliarde Dollar.
In Deutschland ist die Situation anders: Mit Persönlichkeiten wie Sven Lehmann (Grüne), dem Queer-Beauftragten der Bundesregierung, oder Jens Brandenburg (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, ist die Repräsentation von LGBTQ+-Personen in hohen Regierungsämtern vergleichsweise stärker etabliert.
Trumps überraschende Personalentscheidung
Trump kündigte Bessents Nominierung im November 2024 an, nachdem dieser Millionen für Trumps Wahlkampagne gesammelt hatte. In einer Erklärung auf seiner Plattform Truth Social lobte Trump Bessent als "einen der weltweit führenden internationalen Investoren und geopolitischen und wirtschaftlichen Strategen", und fügte hinzu: "Scotts Geschichte ist die des amerikanischen Traums... gemeinsam werden wir Amerika wieder reich, wohlhabend und erschwinglich machen."
Bessent, ein ehemaliger Kollege des demokratischen Mega-Spenders George Soros, wird nach Einschätzung von Forbes wahrscheinlich zur einflussreichsten Stimme bei der Gestaltung der Trump-Wirtschaft.
Familie und Werte im Widerspruch zur Trump-Politik
Besonders bemerkenswert ist Bessents persönliche Geschichte. Er und sein Ehemann John Freeman heirateten 2011 und haben zwei Kinder, die durch Leihmutterschaft geboren wurden. In einem Interview mit dem Yale Alumni Magazine sprach Bessent über ihren Weg zur Elternschaft: "Wenn mir jemand 1984, als wir unseren Abschluss machten und Menschen an AIDS starben, gesagt hätte, dass ich 30 Jahre später legal verheiratet sein und wir zwei Kinder durch Leihmutterschaft haben würden, hätte ich das nicht geglaubt."
Diese persönliche Geschichte steht jedoch in einem gewissen Widerspruch zur Politik des Trump-Lagers. Die vorherige Trump-Administration hatte den Ehestatus von LGBTQ+-Paaren nicht anerkannt, und erst im April 2024 bezeichnete Michael Knowles, ein Trump-Unterstützer, Leihmutterschaft als "böse" und forderte lebenslange Haftstrafen für Beteiligte.
In Deutschland ist die Situation für LGBTQ+-Familien durch das 2023 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz und die geplante Reform des Abstammungsrechts etwas fortschrittlicher. Dennoch gibt es auch hier noch rechtliche Hürden bei der Leihmutterschaft, die in Deutschland weiterhin verboten ist.
Luxuriöses Leben zwischen Politik und Finanzwelt
Die Familie Bessent-Freeman lebt in einer beeindruckenden rosa Villa in Charleston, South Carolina, die Bessent 2016 für 6,5 Millionen Dollar erwarb. Das historische John Ravenel House mit acht Schlafzimmern und zehn Badezimmern wird als "Pink Palace" bezeichnet. Die aufwendige Restaurierung des Gebäudes wurde 2021 mit einem Preis der Charleston Preservation Society ausgezeichnet. Aktuell steht das Anwesen für 22,25 Millionen Dollar zum Verkauf.
Laut seinen Offenlegungsdokumenten verfügt Bessent über Vermögenswerte von mindestens 521 Millionen Dollar, darunter ein Haus auf den Bahamas, Kunst und Antiquitäten im Wert von 1 bis 5 Millionen Dollar sowie mehr als 50 Millionen Dollar in US-Staatsanleihen und erhebliche Kryptowährungsinvestitionen.
Deutschlandrelevanz und Ausblick
Während in Deutschland mit Jens Spahn (CDU), Sven Lehmann (Grüne), Doris Achelwilm (Die Linke) und anderen bereits seit Jahren offen queere Politiker*innen in hohen Ämtern tätig sind, zeigt Bessents Ernennung, dass in den USA - besonders in republikanischen Kreisen - solche Schritte noch als revolutionär gelten.
Die Beobachtung bleibt spannend: Wie wird Bessent als offen schwuler Mann in einer Regierung agieren, deren Flügel teilweise LGBTQ+-feindliche Positionen vertreten? Wird er seine Position nutzen, um mehr Akzeptanz zu fördern, oder wird er wirtschaftspolitische Prioritäten über gesellschaftspolitische Themen stellen?
Für deutsche Beobachter bietet diese Entwicklung einen interessanten Einblick in die komplexen Dynamiken amerikanischer Politik und die unterschiedlichen Entwicklungsstadien der LGBTQ+-Rechte in beiden Ländern. Während in Deutschland die sexuelle Orientierung von Kabinettsmitgliedern kaum noch mediale Aufmerksamkeit erregt, markiert Bessents Ernennung in den USA einen historischen Meilenstein, der die anhaltenden Unterschiede in der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung beider Länder unterstreicht.