Neue Mpox-Studie zeigt: Virus kann Gehirn schädigen – Was das für die LGBTQ+-Community bedeutet

Eine neue Studie des staatlichen Schweizer Instituts für Virologie und Immunologie und der Universität Bern sorgt für Aufmerksamkeit in der medizinischen Welt: Das Mpox-Virus kann das Gehirn befallen und Nervenzellen schädigen. Für die LGBTQ+-Community, die besonders von der Mpox-Pandemie betroffen war, sind diese Erkenntnisse von großer Bedeutung.

Was zeigt die Studie?

Die Forschenden aus Bern haben in ihrem im renommierten Fachmagazin Nature publizierten Artikel mit im Labor gezüchteten Mini-Gehirnen aus menschlichen Stammzellen – sogenannten Hirnorganoiden – experimentiert. Diese wurden mit einer Virusprobe konfrontiert, die 2022 von einem Patienten isoliert worden war.

Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Das Virus breitete sich von Zelle zu Zelle aus und führte zur Bildung von "neuritic beads" – perlenartigen Verdickungen, die als frühes Anzeichen für Nervenzellschäden gelten. Diese Strukturen sind auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer bekannt.

Historische Perspektive: Neurologische Komplikationen nicht neu

Tatsächlich sind neurologische Komplikationen bei Mpox nicht völlig neu. Studien zwischen 1985 und 2021 zeigten bereits, dass etwa drei Prozent aller Infizierten neurologische Symptome wie Krampfanfälle oder Gehirnentzündungen entwickelten – einige Fälle verliefen sogar tödlich.

Was die neue Studie jedoch besonders wertvoll macht, ist die Entdeckung, dass das antivirale Medikament Tecovirimat die Viruslast in den Hirnorganoiden deutlich reduzieren konnte. Das bedeutet: Die Schäden sind behandelbar.

Situation in Deutschland: Besondere Betroffenheit der schwulen Community

Deutschland war 2022 stark von der Mpox-Pandemie betroffen. Mehr als 4.300 Fälle wurden an das Robert-Koch-Institut gemeldet, der Großteil davon zwischen Frühsommer und Herbst 2022. Besonders betroffen war die schwule Community – nicht nur wegen der Übertragungswege, sondern auch aufgrund ihrer engen, international vernetzten Strukturen.

Die deutsche LGBTQ+-Community reagierte damals vorbildlich: Nach einer intensiven Aufklärungs- und Impfkampagne gingen die Infektionszahlen rasch zurück. Doch 2024 wurde wieder ein Anstieg verzeichnet, weshalb die Deutsche Aidshilfe weiterhin zur Impfung für Männer rät, die Sex mit wechselnden männlichen Partnern haben.

Internationale Dimension: Neue Virusvarianten

Die Situation wird durch neue Entwicklungen komplexer. Seit Oktober 2024 werden in Deutschland auch vereinzelt Fälle der Mpox-Klade Ib nachgewiesen, die mit im Ausland erworbenen Infektionen in Verbindung stehen. Diese Variante, die in Teilen Afrikas zirkuliert, könnte andere Eigenschaften aufweisen.

Behandlungsmöglichkeiten: Hoffnung trotz Herausforderungen

Die gute Nachricht: Tecovirimat ist in Deutschland verfügbar, wenn auch in begrenzter Menge. Das Robert-Koch-Institut rät, sich bei Verdacht auf einen schweren Krankheitsverlauf mit dem regional zuständigen STAKOB-Behandlungszentrum in Verbindung zu setzen.

Für die LGBTQ+-Community ist es wichtig zu wissen, dass sich die Behandlungsmöglichkeiten verbessert haben. Die Schweizer Studie zeigt, dass frühe Intervention mit antiviralen Medikamenten neurologische Schäden verhindern oder reduzieren kann.

Präventive Maßnahmen: Impfung und Aufklärung

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Mpox-Impfung für bestimmte Risikogruppen. Angesichts der neuen Erkenntnisse über mögliche Gehirnschäden gewinnt diese Empfehlung zusätzliche Bedeutung.

Für die Community bedeutet das: Wer zu einer Risikogruppe gehört, sollte sich informieren und beraten lassen. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über engen Körperkontakt, daher sind Aufklärung und Schutzmaßnahmen entscheidend.

Fazit: Wachsamkeit ohne Panik

Die neuen Erkenntnisse aus der Schweizer Studie sind ernst zu nehmen, aber kein Grund zur Panik. Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefährdung für die breite Bevölkerung in Deutschland derzeit als gering ein, beobachtet die Situation aber weiter genau.

Für die LGBTQ+-Community, die 2022 Solidarität und Verantwortung bewiesen hat, gilt es, diese Haltung beizubehalten: Informiert bleiben, Impfangebote nutzen, bei Symptomen ärztlichen Rat suchen und die Community weiter aufklären. Die Forschung macht Fortschritte, und mit Tecovirimat steht eine effektive Behandlungsoption zur Verfügung.

Die Mpox-Pandemie hat gezeigt, dass marginalisierte Communities besonders vulnerable sind, aber auch, dass sie mit der richtigen Unterstützung und Information resilient reagieren können. Diese Erfahrung wird auch bei der Bewältigung der neuen Erkenntnisse über mögliche neurologische Folgen helfen.

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