Beim Queeren Neujahrsempfang des Queeren Netzwerks Niedersachsen (QNN) im Alten Rathaus Hannover wurden zwei besondere Persönlichkeiten für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) überreichte die als "Goldmarie" bekannte Auszeichnung "Queerer Preis für Fleiß" an zwei Aktivisten, die sich seit Jahren für queere Strukturen im ländlichen Raum einsetzen. Wie queer.de berichtet, ehrt dieser Preis Menschen, die mit Herz und Ausdauer die queere Community unterstützen.
Engagement im ländlichen Raum
Die diesjährigen Preisträger haben sich in besonderem Maße für die Sichtbarkeit und Unterstützung queerer Menschen in strukturschwächeren Regionen verdient gemacht. Timo Rabenstein erhielt die Auszeichnung für über 20 Jahre unermüdlichen Einsatz in Ostfriesland. Zu seinen Verdiensten zählen die Gründung des "GleichArt Cafés" als feste Anlaufstelle für queere Menschen, die Organisation kultureller Veranstaltungen sowie der Aufbau einer queeren Jugendgruppe. All diese Initiativen tragen maßgeblich dazu bei, dass queere Menschen in Ostfriesland Gemeinschaft erleben können.
Der zweite Preisträger, Rico Stips, wurde für seine vielfältige Arbeit im Weserbergland geehrt. Er initiierte einen Queer-Treff für Jugendliche, unterstützt Schulen bei queeren Bildungsprojekten und organisierte den ersten Christopher Street Day (CSD) in Hameln. Seine Aktivitäten schaffen nicht nur Räume für queere Menschen, sondern fördern auch die gesellschaftliche Akzeptanz und das Verständnis in der Region.
Die Bedeutung der "Goldmarie"
Der "Queere Preis für Fleiß", liebevoll "Goldmarie" genannt, wurde vom Queeren Netzwerk Niedersachsen ins Leben gerufen, um ehrenamtliches Engagement im queeren Bereich zu würdigen, das oft unbemerkt bleibt. Die erste Verleihung fand bereits 2014 statt, damals noch in Zusammenarbeit mit SVeN (Schwule Vielfalt erregt Niedersachsen). Seither hat sich der Preis zu einer bedeutenden Anerkennung für engagierte Personen in der queeren Community Niedersachsens entwickelt.
"Ihr Engagement verdient nicht nur unseren Dank, sondern auch politische Unterstützung", erklärte QNN-Vorständin Lisa Kühn bei der Preisverleihung. Sie betonte die Bedeutung der kontinuierlichen Unterstützung durch verschiedene Ministerien: "Umso mehr freuen wir uns, dass die Innenministerin sich in eine Reihe engagierter politischer Unterstützung einfügt – nach dem Sozialminister im letzten Jahr und der Kultusministerin davor. Das QNN ist dankbar für diese kontinuierliche Anerkennung und Unterstützung aus der Politik, die zeigt, dass queeres Engagement gesehen und wertgeschätzt wird."
Queeres Engagement im ländlichen Raum besonders wichtig
Die Auszeichnung unterstreicht die besondere Bedeutung queeren Engagements außerhalb der urbanen Zentren. Während in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder Köln eine vielfältige queere Infrastruktur existiert, fehlen in ländlichen Regionen oft Anlaufstellen und Angebote für LGBTQ+-Personen. Menschen wie Rabenstein und Stips schaffen mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz wichtige Strukturen, die queeren Menschen in diesen Regionen Halt, Gemeinschaft und Sichtbarkeit bieten.
Studien wie der LSVD-Bericht zu LSBTIQ* auf dem Land zeigen, dass gerade in ländlichen Gebieten Deutschlands queere Menschen oft mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind – von fehlendem Zugang zu spezifischen Beratungsangeboten bis hin zu stärkeren Vorurteilen und Diskriminierung. Umso wichtiger sind Engagierte, die vor Ort Strukturen aufbauen und als Ansprechpersonen fungieren.
Das Queere Netzwerk Niedersachsen
Das Queere Netzwerk Niedersachsen e.V. (QNN) ist der Landes- und Fachverband der queeren Vereine, Gruppen und Initiativen in Niedersachsen. Es berät und unterstützt seine Mitgliedsorganisationen und vertritt sie auf Landesebene gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Durch seine Fachstellen und Projekte leistet das QNN fachliche Arbeit und berät Organisationen und Institutionen zu Fragen sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.
Mit Preisen wie der "Goldmarie" setzt das QNN ein wichtiges Zeichen für die Wertschätzung ehrenamtlichen Engagements und trägt dazu bei, die oft im Verborgenen geleistete Arbeit für die queere Community sichtbar zu machen und zu würdigen. Die Beteiligung hochrangiger Politikerinnen und Politiker an der Preisverleihung unterstreicht zudem die gesellschaftliche und politische Anerkennung dieser wichtigen Arbeit.