Zwei Männer wurden in Augsburg Opfer eines queerfeindlichen Gewaltakts. Wie queer.de berichtet, gingen die Angreifer in der Maximilianstraße auf einen 28-Jährigen los und schlugen ihn. Ein 26-Jähriger, der zu Hilfe eilte, wurde ebenfalls attackiert. Die Täter traten auf beide Opfer ein – auch gegen Oberkörper und Kopf – und beleidigten sie homophob.
Tatverdächtige in Untersuchungshaft
Nach dem Vorfall am Sonntag wurden drei Verdächtige im Alter von 22, 23 und 24 Jahren festgenommen. Gegen sie wurde Haftbefehl wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung erlassen. Besonders erschreckend: Laut Augsburger Allgemeine soll einer der Tatverdächtigen bereits 2019 am Königsplatz einen Mann totgeschlagen haben.
Die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München und die Kriminalpolizei Augsburg haben die Ermittlungen übernommen, da es sich um Hasskriminalität handeln könnte.
Dramatischer Anstieg queerfeindlicher Straftaten
Der Vorfall in Augsburg reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Das Bundeskriminalamt (BKA) und das Bundesministerium des Innern (BMI) verzeichnen einen alarmierenden Anstieg queerfeindlicher Straftaten in Deutschland. Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.785 Fälle von Hasskriminalität gegen LSBTIQ* Personen erfasst – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 1.188 registrierten Fällen im Jahr 2022.
Besonders beunruhigend: Die Zahl der Straftaten im Bereich "Sexuelle Orientierung" und "Geschlechtsbezogene Diversität" hat sich laut WDR seit 2010 nahezu verzehnfacht. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete diese Entwicklung als "erschreckend" und betonte die Notwendigkeit, Menschen vor Diskriminierung und Gewalt aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität zu schützen.
Hohe Dunkelziffer bei queerfeindlicher Gewalt
Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) weist darauf hin, dass tagtäglich Menschen in Deutschland angepöbelt, bedroht und angegriffen werden, weil Täter*innen ihren Hass auf LSBTIQ* Personen in Gewalt ausleben. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, da viele Betroffene Angriffe nicht anzeigen – sei es aus Angst vor erneutem Outing, mangelndem Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden oder aus Furcht vor weiteren Repressalien.
Der Fall in Augsburg verdeutlicht, wie wichtig spezialisierte Anlaufstellen und eine konsequente Strafverfolgung sind. LSBTIQ*-Organisationen fordern seit langem mehr Präventionsarbeit, bessere Aufklärung und die Schaffung von Schutzräumen. In vielen deutschen Städten existieren mittlerweile spezialisierte Ansprechpersonen bei der Polizei für queerfeindliche Gewalt sowie Beratungsstellen für Betroffene.
Zivilcourage ist entscheidend
Der Vorfall in Augsburg zeigt auch die Bedeutung von Zivilcourage: Der 26-Jährige, der dem ersten Opfer zu Hilfe kam, wurde zwar ebenfalls angegriffen, sein Eingreifen könnte jedoch Schlimmeres verhindert haben. Expertinnen und Experten raten in solchen Situationen, Hilfe zu holen, andere Personen einzubeziehen und die Polizei zu rufen, statt sich selbst in Gefahr zu bringen.
Für Betroffene queerfeindlicher Gewalt gibt es bundesweit Hilfsangebote wie die STRONG!-Beratungsstelle oder lokale LSBTIQ*-Zentren, die psychosoziale Unterstützung und Beratung anbieten. Die Dokumentation und Anzeige von Vorfällen – wenn für die Betroffenen möglich – hilft zudem, das tatsächliche Ausmaß queerfeindlicher Gewalt sichtbar zu machen.