"Ein Herz voll Liebe reicht aus": Die bewegende Geschichte eines schwulen Pflegevaters in Irland – und die Situation in Deutschland

Ein schwuler Mann aus Dublin namens Johnny teilt seine berührende Reise zum Pflegevater in einem bewegenden Bericht für GCN. Seine Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, den eigenen Träumen zu folgen – unabhängig von Beziehungsstatus oder sexueller Identität. Aber wie sieht die Situation für queere Pflegeeltern in Deutschland aus?

Johnnys Weg zum Pflegevater

"Ich habe mir immer Kinder in meinem Leben vorgestellt", erzählt Johnny aus Dublin. Nach langem Zögern und ermutigt durch eine gute Freundin, begann er sich mit dem Thema Pflegeelternschaft auseinanderzusetzen. Doch auch ihn plagten Zweifel: War er zu alt? Konnte er als Vollzeitbeschäftigter ein Kind betreuen? Und besonders schmerzhaft: Was würden die Leute über einen alleinstehenden Mann denken, der ein Kind in sein Zuhause bringen möchte?

Trotz dieser Bedenken nahm Johnny seinen Mut zusammen und meldete sich bei einer Pflegeorganisation. Nach einem neunmonatigen Prozess mit Schulungen und Bewerbungsverfahren wurde er als Pflegeelternteil zugelassen. Kurz darauf zog ein Junge bei ihm ein, der nun seit 16 Monaten bei ihm lebt.

"Meine ganze Welt wurde auf den Kopf gestellt", beschreibt er. "Er ist klug, unordentlich, so freundlich, er treibt mich mit seinem ganzen Sport in den Wahnsinn, und seinem schlammigen Sportzeug. Und ich würde nichts davon ändern wollen."

Die Situation in Deutschland

In Deutschland haben sich die Möglichkeiten für LGBTQ+-Personen, die Pflegeeltern werden möchten, in den letzten Jahren deutlich verbessert. Besonders seit der Einführung der Ehe für alle im Jahr 2017 wurden die Rechte im Bereich Familiengründung gestärkt.

Das deutsche Gesetz sieht grundsätzlich keine spezifischen Einschränkungen für LGBTQ+-Personen vor, die Pflegeeltern werden möchten. Die Eignung wird individuell geprüft – theoretisch unabhängig von der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Dennoch berichten viele queere Menschen in Deutschland von subtilen Hürden im Bewerbungsprozess.

Herausforderungen für queere Pflegeeltern

Ähnlich wie Johnny in Irland berichten auch queere Menschen in Deutschland von inneren und äußeren Widerständen auf dem Weg zur Pflegeelternschaft. Studien dokumentieren, dass LGBTQ+-Personen trotz rechtlicher Fortschritte weiterhin Diskriminierung und Vorurteile erfahren – besonders im Adoptions- und Pflegekinderbereich.

Diese Erfahrungen decken sich mit Johnnys Bericht, der von "Schamgefühlen wegen seiner sexuellen Identität" spricht, die er erst verarbeiten musste. Das verdeutlicht, wie wichtig eine unterstützende, diskriminierungsfreie Umgebung bei Jugendämtern und Pflegeorganisationen ist.

Pflegekinder brauchen ein Zuhause

Johnny erwähnt in seinem Bericht, dass in Irland über 6.000 Kinder in Pflegeeinrichtungen leben, aber nur 4.000 von ihnen in sicheren Pflegefamilien untergebracht sind. Auch in Deutschland besteht ein großer Bedarf an Pflegefamilien. Laut Statistischem Bundesamt leben etwa 85.000 Kinder und Jugendliche in Pflegefamilien, während viele weitere auf einen Platz warten.

Besonders bemerkenswert ist Johnnys Appell an potenzielle Pflegeeltern: "Alles, was du brauchst, ist ein Herz voller Liebe und ein freies Zimmer – alles andere wird sich danach von selbst ergeben." Eine Botschaft, die auch in Deutschland Gehör finden sollte, wo Pflegefamilienverbände kontinuierlich auf den Mangel an Pflegefamilien hinweisen.

Positive Entwicklungen in Deutschland

Erfreulicherweise gibt es auch in Deutschland zunehmend positive Entwicklungen. Ein Gesetzentwurf zur Reform des Adoptionsrechts soll die "soziale Realität" moderner Familienverhältnisse besser widerspiegeln. Für gleichgeschlechtliche Frauenpaare soll es beispielsweise einfacher werden, beide als rechtliche Mütter eines Kindes anerkannt zu werden.

Zudem entstehen immer mehr Netzwerke und Selbsthilfegruppen für LGBTQ+-Pflegeeltern, die den Austausch von Erfahrungen fördern und gegenseitige Unterstützung bieten. Organisationen wie LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland) und Regenbogenfamilien NRW bieten spezifische Beratungsangebote an.

Ein Vorbild für viele

Johnnys Geschichte aus Irland kann auch in Deutschland vielen Menschen Mut machen. Sie zeigt, dass es möglich ist, persönliche Ängste zu überwinden und als queere Person ein liebevolles Zuhause für ein Kind zu schaffen. Seine Erfahrungen verdeutlichen, dass nicht die sexuelle Orientierung, sondern Zuneigung, Stabilität und Verantwortungsbewusstsein die entscheidenden Faktoren für erfolgreiche Pflegeelternschaft sind.

Für Interessierte in Deutschland bieten die Bundesarbeitsgemeinschaft für Kinder in Adoptiv- und Pflegefamilien sowie die örtlichen Jugendämter Informationen und Beratungsmöglichkeiten zum Thema Pflegeelternschaft an – unabhängig von der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.

Johnnys abschließende Worte gelten auch für Deutschland: "Wenn du darüber nachdenkst oder auch nur leicht neugierig bist... Wage den Sprung und nimm Kontakt auf. Du könntest einem Kind viel mehr bieten, als du dir vorstellen kannst."

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