Irland startet 2025 sein erstes Filmfestival speziell für trans und nicht-binäre Filmemacher. Das TITE Festival (Trans Image/Trans Experience) wird vom 25. bis 27. April 2025 im Light House Cinema in Dublin stattfinden, wie GCN berichtet. Mit einem vollgepackten Programm verspricht das Festival, "die coolsten, sexiesten und besten neuen Werke von trans Filmemachern" zu präsentieren - ein Konzept, das auch in Deutschland auf wachsendes Interesse stößt.
Ein Pionier-Festival mit klarer Mission
Das TITE Festival möchte den Fokus von reiner Repräsentation auf das handwerkliche Können verlagern. Es geht nicht mehr nur darum, trans Charaktere auf der Leinwand zu sehen, sondern die Arbeit von trans und nicht-binären Filmschaffenden selbst zu würdigen und Verbindungen zwischen Kreativen und Publikum herzustellen. Das Programm umfasst acht Spielfilme und 40 Kurzfilme, ergänzt durch Workshops und Filmemacher-Gespräche.
Im Unterschied zu Deutschland, wo etablierte queere Filmfestivals wie der Teddy Award der Berlinale oder das XPOSED International Queer Film Festival bereits eine längere Tradition haben, handelt es sich beim TITE um das erste irische Festival, das sich ausschließlich auf trans und nicht-binäre Filmschaffende konzentriert.
Programmhighlights: Von Sundance-Preisträgern bis Low-Budget-Produktionen
Die Eröffnung am Freitag erfolgt mit dem Film "Ponyboi" – einem originellen Neo-Noir-Film über einen jungen intersexuellen Sexarbeiter, der vor der Mafia fliehen muss. Mit Darstellern wie River Gallo, Dylan O'Brien und Victoria Pedretti verspricht der Film ein besonderes Kinoerlebnis.
Am zweiten Tag werden unter anderem "Image Shorts" und "Dog Movie & Friends shorts" mit anschließenden Q&A-Sessions gezeigt. Am Abend folgt "Soft" von Joseph Amenta, ein Film über drei queere Jugendliche in den Sommerferien. Besonders interessant für Filmschaffende dürfte der Online-Workshop mit Vera Drew sein, bekannt für "The People's Joker".
Den Abschluss am Sonntag bildet "Stress Positions", ein Sundance-Film über Terry Goon, der während einer strengen Quarantäne für seinen bettlägerigen Neffen Bahlul, ein 19-jähriges Model aus Marokko, sorgt.
Trans Filmfestivals in Deutschland
Während Irland sein erstes spezialisiertes Festival feiert, gibt es in Deutschland bereits mehrere etablierte Plattformen für queeres Kino, die auch trans und nicht-binäre Perspektiven einschließen. Neben dem Teddy Award der Berlinale, der seit 1987 queere Filme auszeichnet, bieten auch das Lesbisch Schwule Filmfestival Hamburg – Deutschlands ältestes und größtes queeres Filmfestival – und das Queer Filmfest Weiterstadt Raum für Filme von und über trans und nicht-binäre Menschen.
Dennoch könnte das irische Modell mit seinem expliziten Fokus auf trans und nicht-binäre Filmschaffende auch für die deutsche Filmszene inspirierend sein. "Es ist eine so wichtige Zeit für trans Filmemacher, und ich hoffe, wir sehen weiterhin verstärkte Bemühungen für trans Menschen in allen Bereichen der Produktion", wird Filmemacher und TITE-Mitorganisator Caleb J. Roberts zitiert – eine Aussage, die auch in Deutschland Anklang finden dürfte.
Selbstentdeckung als zentrales Thema
Der Filmemacher Sam Ahern, dessen Film im diesjährigen Programm vertreten ist, reflektiert: "Für mich geht das Trans-Sein mit viel Selbstentdeckung einher und damit, Schichten von Maskierung und sozialer Konditionierung in Bezug auf Geschlecht abzulegen. In Kombination mit unserer eigenen Kultur, die historisch gesehen viel Scham und sexuelle Unterdrückung kennt, entstehen diese gefühlsbetonten, chaotischen, lüsternen, lustigen, dunklen Filme, die oft einen Schockfaktor enthalten, der in etwas sehr Realem begründet ist."
Diese Authentizität und Offenheit in der Filmsprache könnte auch für die deutsche Filmszene bereichernd sein, wo trans und nicht-binäre Perspektiven zwar zunehmend sichtbar werden, aber immer noch um angemessene Repräsentation und kreative Kontrolle kämpfen.
Tickets für das TITE Festival können über die Website des Light House Cinema oder an der Kinokasse erworben werden. Deutsche Filmfans, die mehr über ähnliche Veranstaltungen in Deutschland erfahren möchten, können sich über die Websites der genannten deutschen Filmfestivals informieren.