Gefährliches Online-Dating: Acht Jugendliche in Malta bekennen sich schuldig im Fall von Dating-App-Attacke – Parallelen in Deutschland

Acht Jugendliche in Malta haben sich schuldig bekannt, einen 18-Jährigen angegriffen zu haben, den sie über eine Dating-App aufgrund seiner vermeintlichen sexuellen Orientierung in eine Falle gelockt hatten. Die ursprüngliche Nachricht wurde von PinkNews veröffentlicht. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf ein weltweites Problem, das auch in Deutschland zunehmend Besorgnis erregt.

Die Gruppe im Alter zwischen 15 und 17 Jahren – sieben Jungen und ein Mädchen – bekannte sich am Sonntag (30. März) schuldig zu schweren Körperverletzungen, schwerem Diebstahl und illegaler Freiheitsberaubung, verschärft durch Hass gegen die Person aufgrund ihrer sexuellen Orientierung.

Das Opfer wurde über eine Dating-App zu einem verlassenen Hotel in der Nähe des Red Tower in Mellieħa gelockt, wo die Jugendlichen ihn schlugen und sein Handy stahlen. Die Täter wurden gegen Kaution freigelassen, unter der Bedingung, sich dreimal wöchentlich bei der Polizei zu melden und zwischen 20:30 Uhr und 6:00 Uhr zu Hause zu bleiben.

Auch in Deutschland ein wachsendes Problem

Solche Vorfälle sind leider kein Einzelfall – auch in Deutschland nehmen Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Personen zu. Laut offiziellen Statistiken wurden 2022 über 1000 Fälle von Hasskriminalität im Zusammenhang mit sexueller Orientierung und über 400 Fälle im Zusammenhang mit Geschlechtervielfalt registriert. Besonders alarmierend ist die Situation in Berlin, wo die Zahl der von der Polizei erfassten queerfeindlichen Straftaten im Jahr 2023 auf einen Höchststand von 588 Fällen stieg, wie das Berliner Monitoring für queerfeindliche Gewalt berichtet.

Besonders Dating-Apps werden immer wieder für solche Angriffe missbraucht. "Wir sehen eine besorgniserregende Zunahme von Fällen, in denen LGBTQ+-Personen über Dating-Plattformen in gefährliche Situationen gelockt werden", erklärt Bastian Finke vom Berliner Anti-Gewalt-Projekt MANEO gegenüber Pride.Direct. "Die Täter nutzen gezielt die Verletzlichkeit von Menschen aus, die aufgrund gesellschaftlicher Stigmatisierung oft diskrete Treffen suchen."

Globales Phänomen mit lokalen Auswirkungen

Der Fall aus Malta reiht sich in eine beunruhigende weltweite Serie ähnlicher Vorfälle ein. In Indien nutzte eine Bande Grindr, um bis zu 20 queere Opfer anzugreifen und auszurauben. In Schottland wurde ein pensionierter Lehrer über Gay-Dating-Apps kontaktiert und später getötet. In Südafrika gab es einen Anstieg von Entführungen und Erpressungen über Dating-Apps.

In Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas werden LGBTQ+-Personen sogar von Sicherheitskräften über Dating-Apps ausspioniert, was zu Verhaftungen und Misshandlungen führt, wie Middle East Eye berichtet.

Maßnahmen in Deutschland

Die Bundesregierung hat als Reaktion auf die steigende Zahl queerfeindlicher Übergriffe angekündigt, einen nationalen Aktionsplan für die Akzeptanz und den Schutz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu erstellen. Dies geschieht parallel zur LGBTIQ-Gleichstellungsstrategie 2020-2025 der Europäischen Kommission.

In Berlin konzentriert sich die Polizei verstärkt auf queerfeindliche Hasskriminalität, um das Bewusstsein zu schärfen und die Verfolgung solcher Straftaten zu verbessern. Zudem bieten Organisationen wie die Berliner Beratungsstelle für LGBTQ+-Opfer von Gewalt spezialisierte Unterstützung an.

Sicherheitstipps für Dating-App-Nutzer:innen

Um sich bei der Nutzung von Dating-Apps zu schützen, empfehlen Expert:innen folgende Maßnahmen:

  • Überprüfen Sie Profile sorgfältig – führen Sie bei Zweifeln eine umgekehrte Bildersuche durch oder bitten Sie um ein aktuelles Selfie
  • Seien Sie zurückhaltend mit persönlichen Informationen und vermeiden Sie es, genaue Wohnorte preiszugeben
  • Informieren Sie Freund:innen über geplante Treffen – teilen Sie Standort und Kontaktdaten der Person mit
  • Treffen Sie sich zunächst an belebten öffentlichen Orten
  • Nutzen Sie ein VPN, um Ihre Daten zu schützen, besonders wenn Sie sich in Gebieten mit höherer LGBTQ+-Feindlichkeit aufhalten
  • Melden Sie verdächtige Profile oder Verhaltensweisen sofort den App-Betreibern
  • Scheuen Sie sich nicht, bei Übergriffen die Polizei einzuschalten und spezialisierte Beratungsstellen zu kontaktieren

"Sicherheit muss immer an erster Stelle stehen", betont Petra Wessely von der Münchner Aids-Hilfe. "Dating-Apps bieten großartige Möglichkeiten zur Vernetzung innerhalb der Community, aber wir müssen uns der Risiken bewusst sein und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen."

Der Fall aus Malta verdeutlicht, dass Hassverbrechen gegen die LGBTQ+-Community ein grenzüberschreitendes Problem darstellen, das sowohl gemeinsame internationale Anstrengungen als auch lokale Sensibilisierung und Schutzmaßnahmen erfordert. Die verstärkten Bemühungen in Deutschland sind ein wichtiger Schritt, doch bleibt noch viel zu tun, um die Sicherheit aller LGBTQ+-Personen zu gewährleisten – online wie offline.

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