EU-weite Petition gegen Konversionstherapien: Über 960.000 Menschen fordern Schutz fĂŒr LGBTQ+-Community

Eine europaweite Petition fĂŒr ein rechtsverbindliches Verbot von Konversionstherapien hat kurz vor Ablauf der Frist bereits fast eine Million Unterschriften gesammelt. Die Initiative Act1 benötigt bis Samstag eine Million UnterstĂŒtzer*innen, damit sich die EU-Kommission mit dem Anliegen befassen muss. Die Kampagne hat prominente UnterstĂŒtzung und könnte ein wichtiger Schritt fĂŒr den Schutz der LGBTQ+-Community in ganz Europa sein.

Europaweiter Schutz vor schÀdlichen Praktiken

WĂ€hrend in Deutschland seit 2020 zumindest fĂŒr MinderjĂ€hrige ein Verbot von Konversionstherapien gilt, sind diese sogenannten "Behandlungen" in 19 der 27 EU-Mitgliedsstaaten noch immer legal. Neben Deutschland haben bisher nur Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien, Griechenland, Zypern und Malta entsprechende Gesetze erlassen. Malta war dabei 2016 das erste europĂ€ische Land, das diese Praktiken vollstĂ€ndig verboten hat.

Der 21-jĂ€hrige Student MattĂ©o Garguilo, einer der Initiatoren der Petition, hofft, dass die Bewegung tatsĂ€chlich eine VerĂ€nderung bewirken kann. Die breite UnterstĂŒtzung durch Influencer*innen, KĂŒnstler*innen und Politiker*innen wie die belgische SĂ€ngerin AngĂšle und die GrĂŒnen-Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik zeigt, dass das Thema in der Gesellschaft angekommen ist.

Gesundheitsrisiken durch "Konversionstherapien"

Die wissenschaftliche Gemeinschaft ist sich einig: Konversionstherapien, die darauf abzielen, die sexuelle Orientierung oder GeschlechtsidentitÀt eines Menschen zu Àndern, sind nicht nur unwirksam, sondern können schwere psychische SchÀden verursachen. Der WeltÀrztebund und zahlreiche medizinische Fachgesellschaften warnen eindringlich vor den Folgen wie Depressionen, Angststörungen und erhöhtem Suizidrisiko.

In Deutschland ist die Debatte um eine Ausweitung des Verbots auf Erwachsene im Gang. Kritiker*innen sehen in einem umfassenden Verbot einen Eingriff in die persönliche Freiheit, wĂ€hrend BefĂŒrworter*innen betonen, dass der Schutz vor schĂ€dlichen Praktiken Vorrang haben mĂŒsse – insbesondere, da Konversionstherapien oft in einem Umfeld von sozialem oder religiösem Druck stattfinden.

Hoffnung auf EU-weite Regelung

EU-KommissionsprÀsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits im September 2023 die EU-Kommissarin Hadja Lahbib beauftragt, ein europaweites Verbot auszuarbeiten. Die aktuelle Petition könnte diesem Vorhaben nun zusÀtzlichen Schwung verleihen.

Der Erfolg der Petition wĂ€re ein wichtiges Signal fĂŒr die LGBTQ+-Community in Europa. WĂ€hrend in LĂ€ndern wie Frankreich bereits umfassende Verbote existieren, fehlt in vielen osteuropĂ€ischen LĂ€ndern jeglicher gesetzlicher Schutz vor diesen Praktiken, die fĂ€lschlicherweise den Eindruck vermitteln, HomosexualitĂ€t oder TransidentitĂ€t seien Krankheiten, die "geheilt" werden mĂŒssten.

Die deutsche LGBTQ+-Community blickt nun gespannt nach BrĂŒssel. Ein EU-weites Verbot wĂ€re nicht nur ein wichtiger Schutz fĂŒr queere Menschen in LĂ€ndern ohne entsprechende Gesetzgebung, sondern könnte auch die bestehenden nationalen Regelungen stĂ€rken und vereinheitlichen.

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