Erfolg für nichtbinäre Reisende: Ryanair führt geschlechtsneutrale Anredeoption ein

In einem bedeutenden Schritt für die Anerkennung nichtbinärer Identitäten hat die irische Fluggesellschaft Ryanair eine geschlechtsneutrale Anredeoption auf ihrer Website eingeführt. Seit dem 5. Mai können Reisende nun die Option "Mx (Mixter)" wählen, wie queer.de berichtet. Diese Änderung ist das Ergebnis einer erfolgreichen Klage vor dem Berliner Landgericht und markiert einen wichtigen Meilenstein in der Gleichstellungsarbeit für nichtbinäre Menschen in Deutschland.

Eine Klage gegen Diskriminierung

Die Einführung der geschlechtsneutralen Anrede geht auf eine Klage von René_ Rain Hornstein zurück, einer Person, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnet. Als Hornstein 2021 ein Flugticket nach Gran Canaria buchen wollte, bot die Buchungsmaske nur die Optionen "Herr", "Frau" und "Fräulein" an. Dies empfand Hornstein als Verletzung des Persönlichkeitsrechts und berief sich auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verbietet Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Obwohl ursprünglich zum Schutz von Frauen und Männern konzipiert, argumentieren Juristen zunehmend, dass es auch nichtbinäre Personen vor Diskriminierung schützen muss, da die Geschlechtsidentität unter den Schutzbereich des Gesetzes fällt.

Außergerichtliche Einigung als Vorbild

Nach einer mündlichen Verhandlung am 19. März kam es zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen Ryanair und der klagenden Person. Die Fluggesellschaft reagierte mit einem Vergleichsvorschlag und verpflichtete sich, die Webseite innerhalb kurzer Zeit anzupassen. Mit der Einführung der Option "Mx (Mixter)" erfüllte Ryanair diese Zusage.

"Heute ist ein guter Tag für nichtbinäre Menschen in Deutschland", kommentierte René_ Rain Hornstein das Ergebnis. "Die Anpassung der Webseite von Ryanair zeigt, dass die notwendige technische Änderung in überschaubarer Zeit und mit überschaubarem Aufwand bewerkstelligt werden kann."

Begleitet wurde die Klage vom Büro zur Umsetzung von Gleichbehandlung e.V. (BUG) und der tin Rechtshilfe. Hornsteins Anwältin Friederike Boll betonte die Bedeutung dieser Änderung: "Nichtbinäre Personen müssen sich nun bei Ryanair nicht mehr durch fehlende Auswahloptionen beim Ticket-Kauf zur Lüge und Verleugnung über ihr Geschlecht zwingen lassen."

Geschlechtsneutrale Anreden in Deutschland

Die Anrede "Mx" stammt aus dem englischen Sprachraum und wird dort als geschlechtsneutrale Alternative zu "Mr." oder "Mrs." verwendet. In Deutschland ist diese Anrede noch nicht offiziell anerkannt, wird aber von immer mehr Unternehmen und Institutionen verwendet, um der Vielfalt ihrer Kundschaft und Mitarbeitenden gerecht zu werden.

Seit einem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Oktober 2017 ist es in Deutschland möglich, im Geburtenregister den Eintrag "divers" zu wählen oder den Geschlechtseintrag offen zu lassen. Diese rechtliche Anerkennung hat zu einer breiteren Debatte über die Notwendigkeit geschlechtsneutraler Anreden im Alltag geführt.

Precedenzfall für andere Unternehmen

Der Fall Ryanair reiht sich in eine wachsende Zahl von rechtlichen Erfolgen für nichtbinäre Menschen ein. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bahn eine ähnliche Klage vor dem Bundesgerichtshof verloren und musste ihre Anredepraxis ändern. Demnach darf das Unternehmen in der Kommunikation zur Bahncard oder bei Fahrkartenbuchungen nichtbinäre Personen nicht mehr ausschließlich mit "Herr" oder "Frau" ansprechen.

Die Umsetzung geschlechtsneutraler Anreden bei Unternehmen in Deutschland ist allerdings noch uneinheitlich. Oft scheitert sie an technischen oder vermeintlich rechtlichen Hürden. Der Fall Ryanair zeigt jedoch, dass die notwendigen Anpassungen mit überschaubarem Aufwand umgesetzt werden können.

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz dieser positiven Entwicklung bleiben Herausforderungen bestehen. Internationale Standards und behördliche Vorgaben verlangen oft weiterhin eine binäre Geschlechtsangabe, was zu Problemen führen kann, wenn die Reisedokumente nicht mit den bei der Buchung gemachten Angaben übereinstimmen.

Für nichtbinäre Menschen in Deutschland bedeutet der Erfolg bei Ryanair dennoch einen wichtigen Schritt in Richtung gesellschaftlicher Anerkennung und Gleichbehandlung. Die kontinuierliche Sensibilisierung und Schulung von Mitarbeitenden in Unternehmen und Behörden wird entscheidend sein, um Diskriminierung zu vermeiden und eine inklusive Umgebung für alle Menschen zu schaffen, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität.

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