Die Organisator*innen der von einem Verbot bedrohten Budapester Pride-Parade haben europĂ€ische Sanktionen gegen den ungarischen Regierungschef Viktor Orban gefordert. Wie queer.de berichtet, bezeichnete die PrĂ€sidentin der Budapester CSD-Demonstration, Viktoria Radvanyi, Orbans LGBTI-feindliche Gesetze als "eine skandalöse Verletzung von Grundrechten" bei einer Veranstaltung im Europaparlament in BrĂŒssel.
Das umstrittene Gesetz und seine Folgen
Im MĂ€rz 2025 verabschiedete das ungarische Parlament ein Gesetz, das als Grundlage fĂŒr ein mögliches Verbot der Budapester Pride-Demonstration dient. Dieses Gesetz verbietet Versammlungen, die gegen das sogenannte "Kinderschutzgesetz" aus dem Jahr 2021 verstoĂen. Letzteres schrĂ€nkt das Informieren ĂŒber HomosexualitĂ€t und Geschlechtervielfalt fĂŒr MinderjĂ€hrige massiv ein und wurde international als "Anti-LGBTQ+-Propaganda-Gesetz" kritisiert.
Das neue Gesetz droht den Organisator*innen und Teilnehmer*innen der Pride-Parade mit Geldstrafen von bis zu 500 Euro. Trotz dieser Drohung planen die Organisator*innen, die Veranstaltung am 28. Juni durchzufĂŒhren. Die Budapest Pride ist eine der gröĂten LGBTQ+-Veranstaltungen in Osteuropa und zieht seit Jahren regelmĂ€Ăig mehrere zehntausend Teilnehmer*innen an.
Kritik an der EU-Kommission
"Trotz dieses brutalen, beispiellosen Gesetzes hat die EuropĂ€ische Kommission in den letzten zwei Monaten leider keinerlei MaĂnahmen ergriffen", beklagte Pride-Organisatorin Radvanyi. Der ungarische Aktivist Tamas Dombos bezeichnete Ungarn als "Vorreiter" bei Angriffen auf die Rechte von queeren Menschen und forderte "konkrete MaĂnahmen" aus BrĂŒssel.
Die fĂŒr Gleichstellung zustĂ€ndige EU-Kommissarin Hadja Lahbib versicherte den ungarischen Aktivist*innen: "Wenn nötig, wird die Kommission nicht zögern, MaĂnahmen zu ergreifen." Konkrete Details nannte sie allerdings nicht. Die EU-Kommission hat bereits mehrere Milliarden Euro an Fördergeldern fĂŒr Ungarn eingefroren, teilweise auch wegen des Vorgehens gegen LGBTI-Rechte. Kritisch sehen Aktivist*innen, dass ein Teil des Geldes im vergangenen Jahr wieder freigegeben wurde.
Deutschlands Position und SolidaritÀt
Deutschland positioniert sich auf EU-Ebene klar gegen die EinschrĂ€nkung der Rechte von LGBTIQ*-Personen in Ungarn. Die Bundesrepublik unterstĂŒtzt die von der EU-Kommission eingeleiteten rechtlichen Schritte gegen Ungarn, darunter die Klage vor dem EuropĂ€ischen Gerichtshof (EuGH) wegen des "Kinderschutzgesetzes" von 2021. Zusammen mit anderen EU-Mitgliedstaaten hat sich Deutschland der Klage angeschlossen.
In Deutschland haben sich zahlreiche LGBTQ+-Organisationen solidarisch mit den ungarischen Aktivist*innen erklĂ€rt. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) sowie der CSD Deutschland e.V. haben ihre UnterstĂŒtzung fĂŒr die Budapest Pride bekundet und die BemĂŒhungen ungarischer Aktivist*innen gewĂŒrdigt, trotz widriger UmstĂ€nde fĂŒr ihre Rechte einzustehen.
Proteste und Widerstand
In den vergangenen Monaten hatten bereits mehrfach tausende Menschen in der ungarischen Hauptstadt gegen das mögliche Pride-Verbot demonstriert. Die Proteste zeigen, dass trotz der restriktiven Politik der Orban-Regierung der Widerstand in der Zivilgesellschaft wÀchst.
Der Fall Ungarn wird zunehmend zu einem PrĂ€zedenzfall fĂŒr den Umgang der EU mit Mitgliedstaaten, die systematisch Grundrechte aushöhlen. Die Entscheidung, wie die EU auf das drohende Verbot der Budapest Pride reagiert, könnte wegweisend fĂŒr Ă€hnliche Situationen in anderen EU-LĂ€ndern sein, in denen rechtspopulistische Regierungen an die Macht kommen.
Ausblick und europÀische Bedeutung
Die Forderung nach EU-Sanktionen gegen die Orban-Regierung unterstreicht die europĂ€ische Dimension des Kampfes fĂŒr LGBTQ+-Rechte. In einer Zeit, in der in mehreren europĂ€ischen LĂ€ndern rechtspopulistische Bewegungen an Einfluss gewinnen, hat der Umgang mit dem ungarischen Fall Signalwirkung fĂŒr die gesamte EU.
FĂŒr die deutsche LGBTQ+-Community ist die Situation in Ungarn besonders alarmierend, da sie zeigt, wie schnell hart erkĂ€mpfte Rechte wieder eingeschrĂ€nkt werden können. Die SolidaritĂ€t mit den ungarischen Aktivist*innen ist daher nicht nur eine Frage der internationalen Zusammenarbeit, sondern auch ein wichtiges Signal fĂŒr die Verteidigung der Rechte von LGBTQ+-Personen in ganz Europa.
Die geplante Budapest Pride am 28. Juni wird zeigen, ob der Widerstand gegen die repressive Politik der ungarischen Regierung erfolgreich sein kann. FĂŒr viele Aktivist*innen in Deutschland und der gesamten EU ist dieser Kampf zu einem Symbol fĂŒr die Verteidigung europĂ€ischer Grundwerte geworden.