Zwei US-Städte haben kreative Wege gefunden, die Pride-Flagge trotz neuer Verbote an öffentlichen Gebäuden wehen zu lassen. Wie PinkNews berichtet, haben Salt Lake City in Utah und Boise in Idaho die Regenbogenflagge kurzerhand zu ihrem offiziellen Stadtbanner erklärt - eine Strategie, die auch in Deutschland für Diskussionen sorgen könnte.
Kreative Umgehung von Flaggenverboten
In Utah trat am Mittwoch (7. Mai) ein Gesetz in Kraft, das an Regierungsgebäuden und Schulen nur noch die US-Flagge und Militärflaggen erlaubt - ein direkter Schlag gegen die Pride- und Trans-Flaggen. Doch Salt Lake City war vorbereitet: Einen Tag vor Inkrafttreten des Verbots verabschiedete die Stadt offiziell vier neue Stadtflaggen, darunter modifizierte Versionen der Progress-Pride-Flagge und der Trans-Pride-Flagge. Der Clou: Jede dieser neuen Flaggen enthält ein Bild der Staatsblume Utahs, der Sego-Lilie.
Bürgermeisterin Erin Mendenhall betonte: "Meine aufrichtige Absicht ist nicht, zu provozieren oder Spaltung zu verursachen. Meine Absicht ist es, die Werte unserer Stadt zu repräsentieren und unsere vielfältigen Bewohner zu ehren, die diese wunderschöne Stadt ausmachen, sowie das Erbe von Schmerz und Fortschritt, das sie ertragen haben."
In Boise, Idaho, verfolgte Bürgermeisterin Lauren McLean eine ähnliche Strategie und erließ eine rückwirkende Proklamation, die die Pride-Flagge offiziell zur Stadtflagge erklärte.
Vergleich mit Deutschland: Andere Regelungen, ähnliche Debatten
In Deutschland ist die Situation anders, aber nicht weniger komplex. Während in den USA konservative Bundesstaaten versuchen, das Hissen der Pride-Flagge zu verbieten, hat die deutsche Innenministerin Nancy Faeser im April 2022 eine Sonderverordnung erlassen, die es erlaubt, zu bestimmten Anlässen die Pride-Flagge an Bundesgebäuden zu hissen.
Diese Erlaubnis ist allerdings an bestimmte Termine gebunden, wie Pride-Märsche oder den 28. Juni, den Jahrestag der Stonewall-Aufstände. Ein historischer Moment war 2022, als der Deutsche Bundestag zum ersten Mal in seiner Geschichte die Regenbogenflagge hisste.
Die Debatte um öffentliche LGBTQ+-Symbole wird auch in Deutschland geführt, wenn auch weniger polarisiert als in den USA. Bereits 1996 hissten drei Berliner Bezirke auf Initiative des "Lebens- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg" (LSVD) erstmals in Deutschland die Regenbogenflagge an offiziellen Gebäuden.
Politische Kontroverse in den USA
In den USA sorgen die Aktionen der Städte für erhitzte Debatten. Mike Schultz, republikanischer Sprecher des Repräsentantenhauses von Utah, kritisierte: "Dieses Gesetz soll öffentliche Räume neutral und für alle einladend halten. Salt Lake City sollte sich auf echte Probleme konzentrieren, nicht auf politisches Theater."
Die Kontroverse spiegelt die zunehmende Polarisierung in den USA wider, wo LGBTQ+-Rechte zu einem zentralen Kulturkampfthema geworden sind. In Deutschland hingegen scheint der Konsens über die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Symbolen im öffentlichen Raum breiter zu sein, obwohl auch hier immer wieder Diskussionen aufkommen.
Symbolpolitik mit realen Auswirkungen
Die Bedeutung dieser Flaggenstreits geht weit über Symbolpolitik hinaus. Für viele LGBTQ+-Menschen ist die Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Inklusion. Laut einer Umfrage des LSVD empfinden 78% der LGBTQ+-Personen in Deutschland das Hissen der Regenbogenflagge an öffentlichen Gebäuden als positives Signal für gesellschaftliche Akzeptanz.
Die Entwicklungen in den USA zeigen, wie kreativ Kommunen sein können, um ihre Werte auch gegen Widerstände von höherer Ebene zu verteidigen - eine Lektion, die auch für deutsche Kommunalpolitik relevant sein könnte, sollte es hier ähnliche Einschränkungen geben.
Während in den USA der Streit um Flaggen ein Symptom tiefer gesellschaftlicher Spaltung ist, bleibt zu hoffen, dass in Deutschland der bisher beschrittene Weg der zunehmenden Akzeptanz von LGBTQ+-Symbolen im öffentlichen Raum fortgesetzt wird - als Ausdruck einer vielfältigen und inklusiven Gesellschaft.