Der neu gewählte Papst Robert Prevost, der den Namen Leo XIV. angenommen hat, steht wegen seiner früheren Äußerungen zu LGBTQ+-Themen in der Kritik. In einem Bericht von PinkNews werden diese Bedenken ausführlich dargelegt, während in Deutschland die Frage aufkommt, wie sich seine Wahl auf die fortschrittlichen Entwicklungen in der deutschen katholischen Kirche auswirken könnte.
Kontroverse Äußerungen des neuen Papstes
Der 69-jährige Amerikaner, der auch die peruanische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde am 8. Mai nach einem zweitägigen Konklave zum 267. Papst gewählt. Obwohl er als moderater Reformer gilt, der Papst Franziskus nahestand, berichtet die New York Times, dass Prevost 2012 Kritik an Unterhaltungsmedien äußerte, die "Sympathie für Überzeugungen und Praktiken zeigen, die im Widerspruch zum Evangelium stehen", darunter der "homosexuelle Lebensstil" und "alternative Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Partnern und ihren adoptierten Kindern bestehen".
Als Bischof von Chiclayo in Peru sprach sich Prevost zudem gegen inklusive Geschlechtererziehung aus und behauptete, dass die "Gender-Ideologie versucht, Geschlechter zu erschaffen, die nicht existieren", wie Newsweek berichtet.
Deutsche katholische Kirche im Spannungsfeld
Die Wahl von Papst Leo XIV. fällt in eine Zeit bedeutender Veränderungen in der deutschen katholischen Kirche. Der Synodale Weg, ein Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, hat in den letzten Jahren wichtige Empfehlungen zur Gleichstellung von LGBTQ+-Personen ausgesprochen, darunter die Erlaubnis zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und die Forderung nach "konkreten Verbesserungen" der Beziehung der Kirche zur Transgender-Gemeinschaft.
Ein besonders bemerkenswerter Fortschritt war die Ernennung von Bischof Ludger Schepers zum ersten "Beauftragten für queere Seelsorge" durch die deutsche Bischofskonferenz im März 2024. Diese Ernennung wurde als wichtiges Signal für mehr Offenheit gegenüber queeren Themen in der katholischen Kirche in Deutschland gesehen.
Die #OutInChurch-Bewegung in Deutschland
Die deutsche katholische Kirche wurde 2023 durch die Kampagne #OutInChurch erschüttert, als sich 125 queere Gläubige öffentlich outeten. Eine Dokumentation mit Interviews von 100 queeren Katholik*innen über ihre Erfahrungen in der Kirche wurde im deutschen Fernsehen ausgestrahlt und löste landesweit Diskussionen aus.
Diese Bewegung hat dazu beigetragen, dass die deutsche katholische Kirche eine Vorreiterrolle bei der Inklusion von LGBTQ+-Personen innerhalb der globalen katholischen Gemeinschaft eingenommen hat – eine Position, die nun durch die konservativeren Ansichten des neuen Papstes gefährdet sein könnte.
Reaktionen und Zukunftsaussichten
Kate Ellis, Präsidentin und CEO von GLAAD, hat den neuen Papst aufgefordert, "auf den Fortschritten aufzubauen", die sein Vorgänger gemacht hat. "Die römisch-katholische Kirche steht an der Schwelle zu einem hoffnungsvollen und inklusiven neuen Kapitel. Mit der Führung von Papst Leo XIV. besteht eine außerordentliche Chance, Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren und LGBTQ-Menschen mit Mitgefühl, Würde und Liebe noch stärker einzubeziehen", erklärte Ellis in einer Stellungnahme.
In seiner ersten Ansprache auf dem Petersplatz im Vatikan nach seiner Wahl sagte Prevost: "Ich möchte, dass dieser Friedensgruß alle eure Herzen und Familien... und Menschen auf der ganzen Welt erreicht. Friede sei mit euch."
Für LGBTQ+-Katholik*innen in Deutschland und weltweit bleibt abzuwarten, ob die Friedensworte des neuen Papstes auch für sie gelten werden. Angesichts der progressiven Entwicklungen in der deutschen katholischen Kirche befürchten viele, dass es zu einem Rückschritt kommen könnte, sollte Papst Leo XIV. eine konservativere Linie verfolgen als sein Vorgänger Franziskus.
Bedeutung für die deutsche LGBTQ+-Gemeinschaft
Für queere Katholik*innen in Deutschland, die in den letzten Jahren durch Initiativen wie den Synodalen Weg und #OutInChurch mehr Anerkennung erfahren haben, bedeutet die Wahl eines Papstes mit bekannten anti-LGBTQ+-Ansichten eine Zeit der Ungewissheit. Der Kontrast zwischen den fortschrittlichen Bemühungen der deutschen Kirche und den potenziell konservativen Ansichten des neuen Papstes könnte zu Spannungen innerhalb der katholischen Gemeinschaft in Deutschland führen.
Viele hoffen jedoch, dass Papst Leo XIV. in seiner neuen Rolle einen inklusiveren Ansatz verfolgen wird, ähnlich wie Papst Franziskus, der trotz Beibehaltung traditioneller Lehren der Kirche oft einen versöhnlicheren Ton gegenüber LGBTQ+-Personen anschlug.