Studie widerlegt Mythos: Nicht-monogame Beziehungen genauso glücklich wie monogame

Eine neue Studie des Journal of Sex Research hat festgestellt, dass Menschen in nicht-monogamen Beziehungen genauso zufrieden sind wie jene in monogamen Partnerschaften. Die am 24. März veröffentlichte Untersuchung mit dem Titel "Countering the Monogamy-Superiority Myth" (Widerlegung des Mythos der Überlegenheit der Monogamie) analysierte 35 Studien aus den USA und Europa. Die Originalmeldung findet sich bei PinkNews.

Mythos der "Überlegenheit der Monogamie" widerlegt

In der umfassenden Analyse wurden Daten von 24.489 Personen ausgewertet, die sowohl in monogamen als auch in nicht-monogamen Beziehungsformen leben. Das überraschende Ergebnis: Bei der "Beziehungszufriedenheit und sexuellen Zufriedenheit" gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Beziehungsmodellen.

"Monogamen Beziehungen wird oft unterstellt, dass sie mehr Zufriedenheit, Intimität, Engagement, Leidenschaft und Vertrauen bieten als nicht-monogame Beziehungen. Diese weit verbreitete Annahme – was wir als 'Mythos der Überlegenheit der Monogamie' bezeichnen – wird oft durch Stereotypen und mediale Darstellungen verstärkt", erklärte Joel Anderson, leitender Autor der Studie, wie The Independent berichtete.

Wachsende Akzeptanz in Deutschland

Auch in Deutschland zeigt sich ein zunehmendes Interesse an alternativen Beziehungsformen. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab, dass etwa 40 Prozent der deutschen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren eine nicht-monogame Beziehung in Betracht ziehen würden. Viele sind der Meinung, dass ein einziger Partner ihre emotionalen oder sexuellen Bedürfnisse nicht vollständig erfüllen kann, wie TAG24 berichtet.

Die deutsche Psychologin Dr. Carla Schmidt, die nicht an der Studie beteiligt war, erklärt: "Wir sehen in meiner Praxis immer mehr Menschen, die alternative Beziehungsmodelle leben und dabei durchaus glücklich sind. Entscheidend ist nicht die Form der Beziehung, sondern die Qualität der Kommunikation, gegenseitiger Respekt und Einvernehmlichkeit."

Verschiedene Formen nicht-monogamer Beziehungen

Während die Monogamie eine "traditionelle" Beziehung bezeichnet, in der beide Partner sowohl sexuell als auch romantisch und emotional exklusiv miteinander verbunden sind, gibt es verschiedene Formen der Nicht-Monogamie:

  • Offene Beziehungen: Partner sind romantisch exklusiv, aber nicht sexuell
  • Polyamorie: Mehrere gleichzeitige romantische und sexuelle Beziehungen mit Wissen und Einverständnis aller Beteiligten
  • Relationship Anarchy: Ablehnung traditioneller Regeln und Hierarchien in Beziehungen

Interessant ist, dass laut einer Studie aus dem Jahr 2021 etwa 30 Prozent der schwulen Männer in einvernehmlich nicht-monogamen Beziehungen leben – deutlich mehr als bei heterosexuellen oder lesbischen Paaren.

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz der positiven Ergebnisse zur Zufriedenheit betont Anderson: "Obwohl unsere Ergebnisse vergleichbare Zufriedenheitsniveaus zeigen, sind Menschen in nicht-monogamen Beziehungen oft mit Stigmatisierung, Diskriminierung und Barrieren beim Zugang zu unterstützender Gesundheitsversorgung und rechtlicher Anerkennung konfrontiert."

Auch in Deutschland fehlt es an rechtlicher Anerkennung für polyamore Familienkonstellationen. Die Organisation Polyamorie e.V. setzt sich für die Rechte von Menschen ein, die in nicht-monogamen Beziehungen leben und fordert rechtliche Anpassungen, besonders im Familien- und Sorgerecht.

Experten wie die Berliner Paartherapeutin Juliane Weber betonen, dass nicht-monogame Beziehungen ein hohes Maß an Kommunikation, Selbstreflexion und emotionaler Reife erfordern: "Die größte Herausforderung ist oft nicht die Beziehungsform selbst, sondern der Umgang mit gesellschaftlichen Vorurteilen und internalisierten Normen."

Ein Blick in die Zukunft

Die neue Studie könnte dazu beitragen, Vorurteile gegenüber alternativen Beziehungsformen abzubauen. Anderson betont, dass romantische und sexuelle Zufriedenheit wesentlich zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen und hofft, dass die Ergebnisse zu mehr Akzeptanz und Unterstützung für Menschen in nicht-monogamen Beziehungen führen werden.

In Deutschland zeigt sich besonders bei jüngeren Generationen eine Offenheit für verschiedene Beziehungsmodelle. Diese Entwicklung spiegelt einen breiteren Trend zu individualisierteren Lebensformen wider, bei denen persönliche Bedürfnisse und Wünsche stärker in den Vordergrund treten als traditionelle gesellschaftliche Erwartungen.

Zurück zum Blog