Ein 31-jähriger Mann wurde in Dublin zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, nachdem er einen spanischen Studenten in einem homophob motivierten Angriff schwer verletzt hatte. Wie GCN berichtet, ereignete sich der Vorfall am 19. September 2024 in Dublin, als Kevin Geraghty den 25-jährigen spanischen Studenten grundlos attackierte und ihm dabei den Kiefer brach.
Der Fall im Detail
Das Opfer, ein junger Mann aus Spanien, war erst kurz zuvor nach Irland gekommen, um Englisch zu studieren. In den frühen Morgenstunden stand er vor einer Bar und wartete auf einen Freund, als zwei Männer ihn ansprachen. Sie begannen, homophobe Beleidigungen zu rufen, bevor Geraghty ihn mehrfach ins Gesicht schlug.
Die Verletzungen waren so schwerwiegend, dass der Student operiert werden musste. Traumatisiert von diesem Erlebnis verließ er Irland nur wenige Wochen später – sein geplantes Auslandsjahr abrupt beendet. Richterin Melanie Greally betonte in ihrem Urteil die "deutlichen homophoben Untertöne" des Angriffs und die erheblichen psychischen und physischen Folgen für das Opfer.
Homophobe Gewalt: Ein wachsendes Problem in Deutschland
Der Fall in Dublin wirft ein Schlaglicht auf ein Problem, das auch in Deutschland immer besorgniserregender wird. Laut aktueller Statistiken des Bundeskriminalamts (BKA) wurden 2023 insgesamt 2.353 Straftaten im Bereich der sexuellen Orientierung und geschlechtsbezogenen Diversität erfasst – ein alarmierender Anstieg von etwa 65% im Vergleich zum Vorjahr. Darunter waren 405 Gewaltdelikte gegen LGBTQ+-Personen.
Besonders erschreckend: Die Dunkelziffer wird als extrem hoch eingeschätzt. Experten gehen davon aus, dass etwa 90% der Fälle nicht zur Anzeige gebracht werden. Hochgerechnet könnte es im Jahr 2023 rund 19.000 Hassverbrechen gegen LGBTQ+-Menschen in Deutschland gegeben haben.
Ähnliche Fälle in deutschen Städten
Auch in Deutschland werden immer wieder internationale Studierende und Touristen Opfer homophober Gewalt. In Großstädten wie Berlin, Köln und Hamburg kommt es regelmäßig zu Übergriffen auf LGBTQ+-Personen im öffentlichen Raum. Der Berliner Bezirk Schöneberg, bekannt für seine queere Community, verzeichnet ebenso wie die Kölner Altstadt immer wieder solche Vorfälle.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete die steigenden Zahlen als "erschreckend" und betonte, dass queerfeindliche Gewalt klar benannt und gezielt verfolgt werden müsse. Insgesamt wurden laut BKA im Jahr 2023 mehr als 17.000 Fälle von Hasskriminalität erfasst, wobei mehr als jeder zehnte Fall sich gegen LGBTQ+-Personen richtete.
Zwischen Strafverfolgung und Prävention
Der Fall in Dublin zeigt Parallelen zu Delikten in Deutschland: Der Täter hatte auch hier bereits 70 Vorstrafen. Ähnlich wie in Irland betonen deutsche Gerichte zunehmend die gesellschaftlichen Auswirkungen solcher Hassverbrechen in ihren Urteilen.
Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) fordert seit langem eine Aufnahme des expliziten Schutzes vor Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität in Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes. Eine Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) zeigt, dass viele LGBTQ+-Personen aus Angst vor Angriffen vermeiden, in der Öffentlichkeit Händchen zu halten.
Beratungs- und Hilfsangebote
Für Betroffene von homophober Gewalt gibt es in Deutschland verschiedene Anlaufstellen. Die bundesweite Antidiskriminierungsstelle des Bundes berät ebenso wie lokale LGBTQ+-Organisationen. In Berlin bietet etwa MANEO als Anti-Gewalt-Projekt Unterstützung, in München das Sub und in Köln das Rubicon.
Der Dublin-Fall erinnert eindringlich daran, dass homophobe Gewalt ein internationales Problem bleibt, das entschlossene Maßnahmen erfordert – auch in Deutschland. Für Betroffene ist besonders wichtig zu wissen: Sie sind nicht allein, und es gibt Hilfe.