Schrecklicher Trend: Homofeindliche Attacken in Hamburg zeigen deutschlandweites Problem

In Hamburg sind die Wohnungen eines 17- und eines 18-Jährigen durchsucht worden, die verdächtigt werden, gezielt schwule Männer attackiert zu haben. Wie queer.de berichtet, sollen die Tatverdächtigen mindestens sechsmal Homosexuelle mit Pfefferspray angegriffen haben, nachdem sie diese über Dating-Apps kennengelernt hatten. Dieser Fall ist symptomatisch für einen alarmierenden Trend: Queerfeindliche Straftaten sind in Deutschland 2023 um fast 50 Prozent gestiegen.

Perfide Masche: Dating-Apps als Falle

Die beiden Jugendlichen sollen ihre Opfer – Männer zwischen 25 und 45 Jahren – systematisch über Dating-Portale kontaktiert und zu Treffen in Hamburg-Finkenwerder gelockt haben. Dort griffen sie die Männer plötzlich mit Pfefferspray an. In mindestens einem Fall versuchten die Täter anschließend, ihr Opfer mit Videos zu erpressen. Diese perfide Masche nutzt das Vertrauen aus, das Menschen in Online-Dating-Plattformen setzen – Räume, die eigentlich Sicherheit und Verbindung bieten sollten.

Besonders verstörend ist, dass die Täter so jung sind. Mit 17 und 18 Jahren stehen sie am Anfang ihres Lebens, haben aber bereits organisierte Hassverbrechen begangen. Die Hamburger Polizei geht davon aus, dass weitere unbekannte Mittäter beteiligt waren, was auf ein organisiertes Vorgehen hindeutet.

Deutschlandweite Entwicklung bereitet Sorge

Der Hamburger Fall reiht sich in eine besorgniserregende bundesweite Entwicklung ein. Das Bundeskriminalamt verzeichnete 2023 insgesamt 1.785 queerfeindliche Straftaten – ein dramatischer Anstieg gegenüber den 1.188 Fällen von 2022. Diese Zahlen erfassen nur die der Polizei bekannt gewordenen Fälle; die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

Die häufigsten Formen queerfeindlicher Gewalt sind Beleidigungen, körperliche Angriffe, Volksverhetzung sowie Nötigungen und Bedrohungen. 2023 wurden 212 Opfer von Gewalttaten registriert – eine Zunahme gegenüber den 197 Fällen des Vorjahres.

Warum viele Taten im Verborgenen bleiben

Ein großes Problem bei der Bekämpfung queerfeindlicher Gewalt ist die hohe Dunkelziffer. Viele Betroffene zeigen Übergriffe nicht an – aus verschiedenen Gründen: Sie fürchten Stigmatisierung, stufen die Tat als nicht schwerwiegend genug ein oder haben Angst vor homophoben Reaktionen bei der Polizei. Diese Zurückhaltung führt dazu, dass das wahre Ausmaß queerfeindlicher Gewalt unterschätzt wird.

Besonders problematisch ist, dass ein großer Teil der queerfeindlichen Straftaten als politisch motivierte Kriminalität eingestuft wird, oft mit rechtsextremem Hintergrund. Dies zeigt, dass Homo- und Transfeindlichkeit nicht nur individuelle Vorurteile sind, sondern Teil einer systematischen Ideologie der Ausgrenzung.

Was getan werden muss

Die Ermittlungen in Hamburg zeigen, dass die Behörden queerfeindliche Gewalt ernst nehmen. Der Staatsschutz wertet die bei den Durchsuchungen sichergestellten Beweismittel aus, um weitere Täter zu identifizieren. Doch es braucht mehr als nur polizeiliche Maßnahmen.

Bund und Länder setzen verstärkt auf Prävention und Sensibilisierung. Es wurde eine virtuelle Landkarte für polizeiliche Anlaufstellen eingerichtet, und die Innenministerkonferenz hat beschlossen, die Bekämpfung queerfeindlicher Gewalt kontinuierlich zu verbessern.

Entscheidend ist aber auch, dass Dating-Plattformen ihrer Verantwortung gerecht werden. Sie müssen bessere Sicherheitsmechanismen entwickeln, um zu verhindern, dass ihre Dienste für Hassverbrechen missbraucht werden. Gleichzeitig müssen wir als Gesellschaft deutlich machen: Queerfeindlichkeit hat keinen Platz in unserem Land – weder online noch offline.

Der Fall in Hamburg erinnert uns daran, dass hinter jeder Statistik echte Menschen stehen, die nur das wollten, was jeder von uns will: Liebe, Verbindung und Sicherheit zu finden. Dass sie stattdessen Opfer von Hass wurden, ist ein Angriff auf unsere Werte als offene, demokratische Gesellschaft.

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