Unter dem Motto "Zusammenhalt hat Vorfahrt" rollt seit Kurzem eine farbenprächtige Neuheit durch Ulm: Eine im Regenbogendesign gestaltete Straßenbahn, die auf beiden Ulmer Linien eingesetzt wird und mindestens bis Ende 2026 sichtbar sein wird. Wie queer.de berichtet, wollen die Donau-Iller-Nahverkehrsverbund-GmbH (DING) und die SWU Verkehr GmbH mit diesem Projekt zum Pride Month ein deutliches Statement für Offenheit, Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen.
Mehr als nur ein bunter Hingucker
Das 31,5 Meter lange Schienenfahrzeug vom Typ Avenio M bietet Platz für 185 Fahrgäste und ist in den sechs Farben der Regenbogenflagge beklebt. DING-Geschäftsführer Bastian Goßner betonte bei der Präsentation auf dem Betriebshof der SWU in Ulm die symbolische Bedeutung: "Der öffentliche Verkehr nimmt jeden mit und ist für alle da." Diese Botschaft passt perfekt zur Grundidee des öffentlichen Nahverkehrs als Dienst für die gesamte Gesellschaft – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung.
Als Zeichen des Engagements unterstützt DING als Sponsor auch den Christopher Street Day in Ulm, der in diesem Jahr am 21. Juni stattfindet. Die Regenbogen-Straßenbahn wird dabei sicherlich ein besonderer Blickfang sein und die Verbindung zwischen alltäglicher Mobilität und dem Einsatz für Vielfalt sichtbar machen.
Teil einer bundesweiten Bewegung
Ulm reiht sich mit dieser Initiative in eine wachsende Zahl deutscher Städte ein, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen, um Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung zu setzen. So fährt in Dresden bereits seit 2022 eine "Pride-Tram", die bis zu ihrer nächsten Hauptuntersuchung im Jahr 2029 auf wechselnden Linien durch die Stadt fahren wird. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) wollen damit ein dauerhaftes Statement gegen Vorurteile setzen und die Vielfalt in der Gesellschaft feiern.
Auch die Deutsche Bahn beteiligt sich bundesweit mit verschiedenen Aktionen: Ein als "Pride Ride Lok" bekannter Intercity fährt in Regenbogenfarben durch Deutschland, und an 63 Bahnhöfen und DB-Gebäuden werden Regenbogenflaggen gehisst. In München beflaggen die Münchner Verkehrsbetriebe (MVG) während der Pride Week traditionell Trambahnen und Busse mit Regenbogen-Fähnchen, und es gibt die "S-Bahn der Vielfalt", die von Auszubildenden der Deutschen Bahn gestaltet wurde.
Sichtbarkeit mit Wirkung
Diese Initiativen haben eine doppelte Wirkung: Sie erhöhen die Sichtbarkeit von LGBTQ+-Themen im Alltag und senden gleichzeitig eine Botschaft der Inklusion und des Respekts an alle Fahrgäste. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die sich seit vielen Jahren am CSD beteiligen, hissen beispielsweise regelmäßig Regenbogenflaggen am symbolträchtigen U-Bahnhof Nollendorfplatz und haben zum 40. CSD in Berlin einen Wagen als Straßenbahn gestaltet.
Solche Aktionen sind mehr als nur symbolische Gesten – sie tragen dazu bei, LGBTQ+-Themen aus der Nische zu holen und in den Alltag zu integrieren. In einer Zeit, in der queerfeindliche Gewalt und Diskriminierung noch immer Realität sind, setzen Verkehrsunternehmen damit ein wichtiges Zeichen der Solidarität.
Herausforderungen bleiben
Trotz dieser positiven Initiativen gibt es weiterhin Herausforderungen im Bereich der Akzeptanz und Gleichstellung. Laut dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) werden in Deutschland täglich Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität angegriffen und bedroht. Auch die Pride-Aktionen selbst stoßen nicht überall auf Zustimmung – so wurde beispielsweise die Dresdner "Pride-Tram" wegen ihrer Slogans kritisiert.
Dennoch zeigt die wachsende Zahl solcher Initiativen, dass Verkehrsunternehmen in Deutschland ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen und aktiv dazu beitragen möchten, Vielfalt sichtbar zu machen und zu fördern. Die Ulmer Regenbogen-Straßenbahn ist ein weiterer wichtiger Baustein in diesem Engagement.
Ein Signal mit Strahlkraft
Mit der Regenbogen-Straßenbahn setzt Ulm ein sichtbares Zeichen, das weit über den Pride Month hinaus wirken wird. Bis mindestens Ende 2026 wird das bunte Fahrzeug täglich tausende Menschen transportieren und dabei eine einfache, aber wichtige Botschaft vermitteln: In einer vielfältigen Gesellschaft haben alle Menschen das Recht auf Respekt, Akzeptanz und gleichberechtigte Teilhabe.
Der Christopher Street Day in Ulm am 21. Juni 2025 wird sicherlich ein besonderer Anlass sein, diese Botschaft zu feiern und zu verstärken. Die Pride-Straßenbahn wird dabei nicht nur ein Transportmittel, sondern ein rollendes Symbol für eine offene und inklusive Stadtgesellschaft sein.