Die Geschäftsführerin der britischen Supermarktkette Co-op, Shirine Khoury-Haq, hat ihre Unterstützung für Transmenschen bekräftigt und versprochen, sie "bis zum Ende zu schützen". Wie PinkNews berichtet, reagierte sie damit auf eine jüngste Entscheidung des obersten britischen Gerichts, die für Unruhe in der LGBTQ+-Gemeinschaft Großbritanniens sorgt.
Klare Haltung trotz zunehmender Transphobie in Großbritannien
In einem Schreiben an die rund 54.000 Mitarbeitenden, von denen etwa 1.000 als trans oder nicht-binär identifiziert sind, betonte Khoury-Haq: "Es gibt hochtalentierte Menschen, die, wenn sie sich geliebt fühlen, wenn sie sich wertgeschätzt fühlen, wenn sie ihr ganzes Selbst zur Arbeit bringen können, einen immensen Beitrag leisten."
Die Geschäftsführerin der Genossenschaft, die über 4.000 Lebensmittelgeschäfte in Großbritannien betreibt, reagierte damit auf eine kontroverse Entscheidung des britischen Supreme Court vom 16. April. Das Gericht hatte die Definition von "Frau" und "Geschlecht" im Gleichstellungsgesetz von 2010 als ausschließlich auf "biologische Frauen" und "biologisches Geschlecht" bezogen ausgelegt. Premierminister Keir Starmer erklärte daraufhin, er glaube nicht mehr, dass "Transfrauen Frauen sind".
Besonders besorgniserregend: Die britische Gleichstellungs- und Menschenrechtskommission (EHRC) veröffentlichte im Anschluss eine Richtlinie, die Arbeitgebern nahelegt, Transmenschen den Zugang zu geschlechtsspezifischen Einrichtungen wie Toiletten und Umkleidekabinen zu verweigern. Während diese Richtlinie nicht rechtsverbindlich ist, könnte sie als Rechtfertigung für diskriminierende Maßnahmen dienen.
Deutsche Unternehmen: Vorbilder für Trans-Inklusion?
In Deutschland ist die rechtliche Lage für transgeschlechtliche Arbeitnehmende besser abgesichert. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verbietet ausdrücklich die Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität und verpflichtet Unternehmen, Transmitarbeitende nicht nur formal zu schützen, sondern auch aktiv zu fördern.
Viele deutsche Großunternehmen haben in den letzten Jahren umfassende Diversity-Programme eingerichtet, die auch transgeschlechtliche Mitarbeitende einschließen. Sie unterstützen aktiv die Rechte und das Wohlbefinden von LGBTQ+-Personen am Arbeitsplatz durch Spendenaktionen, umfassende Sozialleistungen und die Schaffung sicherer Räume.
So haben einige Unternehmen LGBTQ+ Mitarbeitenden-Netzwerke etabliert, die Veranstaltungen organisieren und bei strategischen Initiativen zur LGBTQ+-Inklusion mitwirken. Zu den konkreten Maßnahmen gehören die Teilnahme an Pride-Paraden und die Unterstützung der UN-Standards gegen die Diskriminierung von LGBTQ+-Personen.
Anhaltende Herausforderungen für Transmenschen im Berufsleben
Trotz dieser positiven Entwicklungen in Deutschland sind Transmenschen im Berufsleben nach wie vor mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Laut der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti e.V.) erleben viele Transmitarbeitende Diskriminierung bei der Jobsuche sowie Mikroaggressionen und offene Diskriminierung am Arbeitsplatz.
Der Transitionsprozess im Arbeitsverhältnis kann besonders belastend sein, wenn Unternehmen keine klaren Unterstützungsmaßnahmen anbieten. Viele transgeschlechtliche Menschen leben in ständiger Angst vor einem unfreiwilligen Outing, was zu erheblichen psychischen Belastungen führen kann.
Best Practices für Trans-Inklusion am Arbeitsplatz
Experten empfehlen Unternehmen eine Reihe von Maßnahmen, um einen inklusiven Arbeitsplatz für Transmenschen zu schaffen:
- Inklusive Personalpolitik, die Geschlechtsvielfalt respektiert und schützt
- Verwendung geschlechtsneutraler Sprache in der Unternehmenskommunikation
- Konkrete Unterstützung bei der Transition, einschließlich flexibler Arbeitsregelungen
- Bereitstellung geschlechtsneutraler Sanitäranlagen
- Schulungen zum Thema Geschlechtsidentität für alle Mitarbeitenden
- Klare Richtlinien gegen Diskriminierung mit konsequenter Umsetzung
Die klare Haltung der Co-op-Chefin Khoury-Haq könnte auch deutschen Unternehmen als Vorbild dienen. "Wenn das 'woke' ist, dann ist mir das recht", betonte sie. "Auf persönlicher Ebene muss ich mich um meine Trans-Kollegen kümmern. Das werde ich immer tun, und solange ich da bin, werden sie geschützt sein. Ich werde diese Menschen bis zum Ende schützen."
In einer Zeit, in der die Rechte von Transmenschen in vielen Ländern unter Druck geraten, sind solche klaren Bekenntnisse von Wirtschaftsführern besonders wichtig. Sie zeigen, dass Inklusion nicht nur ein gesellschaftliches Anliegen ist, sondern auch wirtschaftlichen Wert schafft, indem Unternehmen das volle Potenzial aller Mitarbeitenden nutzen können.